The Project Gutenberg EBook of Die Engel mit dem Spleen, by Kasimir Edschmid This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have to check the laws of the country where you are located before using this ebook. Title: Die Engel mit dem Spleen Author: Kasimir Edschmid Illustrator: Robert Genin Release Date: September 2, 2020 [EBook #63100] Language: German Character set encoding: ISO-8859-1 *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE ENGEL MIT DEM SPLEEN *** Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net Kasimir Edschmid Die Engel mit dem Spleen Mit Steinzeichnungen von Robert Genin Hans Heinrich Tillgner Verlag Berlin 1923 Copyright 1923 by Hans Heinrich Tillgner Verlag in Berlin Die Engel mit dem Spleen Ich warne unbefangene Leute, sich in diese Geschichte einzulassen, die sich aus Kriminalit�ten und Unwahrscheinlichkeiten zusammensetzt und vielleicht nicht einmal zeitgem�� scheint. Es werden in ihr die Menschen weder verdorben noch zu jenen dekorativen L�uterungen aufgerufen, mit denen der dichtende Schwert-Adel heute seine Unvollkommenheit zu echter M�nnlichkeit beh�ngt. Man wird die B�rger darin am Leben gelassen und die Arbeiter nicht mit Verbeugungen bedacht finden und weder um Gener�le noch um Kapit�ne der Kohle jenes Wesen gemacht sehen, das nicht ihnen, sondern der Geschichte zukommt. Man wird eine l�cherlich phantastische Angelegenheit hinzunehmen haben, die vielleicht nicht einmal gut erz�hlt ist, weil sie des Nachts statt in einem Eisenbahnabteil in einer abscheulichen Landkutsche erz�hlt wurde, die zu heftig nach Apfelsinen und Zigaretten roch, um nicht Kopfschmerzen zu machen. Ich klage den Chef der Bahnen nicht an, da� unser Jahrhundert zerr�ttet ist, vielmehr versuche ich f�r den Leser die Verbindung zu einer Zeit herzustellen, wo die Launen der Menschen noch stichhaltigere Werte waren wie heute ihre Verzweiflung. Man wird gewi� heute einen Mord ebenso zu kaufen bekommen wie eine verbotene Banknote, aber der Hunger und die Gesch�fte der B�rse werden die Erinnerung daran zerst�rt haben, da� es Zeiten gab, die so unmenschlich vollendet schienen, da� es Genies bedurfte, um sich jene Anregungen der Herzen zu verschaffen, die man Leidenschaften hei�t. Sie sind billig wie die �pfel geworden und nichts erscheint heute im neunten Jahr des Drei�igj�hrigen Krieges, den die Herren Creusot und Stinnes, oder wie ihre Nachfolger hei�en werden, sich liefern, um die lothringischen Erze zum Ruhrkoks oder den Ruhrkoks zu den lothringischen Erzen zu bringen, nichts scheint bewunderswerter als ein kaltes Herz. Diese Geschichte in der Tat, welche aus der mathematischen Sicherheit eines Zeitalters hinausf�hrt, von dem uns erst zehn Jahre zu trennen scheinen, das uns aber legend�r wie ein Roman Jules Vernes erscheinen will, hat die fatale Absicht, sich in Gegenden zu verirren, die heute an der Tagesordnung, fr�her kaum in Romanen sichtbar waren. Ich f�rchte, man wird mit phantastischen Darstellungen langweilen oder sich stets dann l�cherlich machen, wenn die Gegenwart die unglaubhafteste Phantasie selbst ist. Ohne Zweifel w�re es richtiger, nur engelhafte Wesen in dieser Zeit darzustellen, wo Frauen uns dadurch entw�rdigt werden, da� wir sie bei allen jenen abscheulichen Maschinen an die Arbeit geschmiedet finden, die das letzte Jahrhundert zu erfinden die Bosheit hatte, und da� wir kaum erschrecken, wenn wir sie mit den Wahlzetteln in der Hand auf dem Weg finden, unsere Schicksale, den Staat, ja sogar die F�hrung der Kriege und Grausamkeiten zu beeinflussen. Einer derart barbarisch verwilderten Zeit geh�rten Frauenbilder, die wie in Walter-Scott-Romanen jene Anmut h�tten, deren Anblick allein verg�ttlichte Gedanken hervorruft. Die wahre Literatur hat immer nur Frauen dargestellt, die uns begl�cken und die Herzen wie beim Anblick einer hinrei�end s��en Natur erheben sollen oder solche, die sich durch das B�se, das sich in ihrer Sch�nheit, wenn es einmal in sie eingedrungen ist, nur um so verh�ngnisvoller auswirkt, zu unserer Vernichtung verschworen haben. Die Sitten der Nationen waren immer von solcher Haltung, da� sie, sofern sie die Frauen nicht die �cker bebauen lie�en, ihnen jedenfalls die Freiheit nahmen, in jenem Sinne frei zu sein, der f�r eine Frau den Untergang bedeuten mu�. Eine Frau darf nicht �ber jene Schwelle treten, wo sie das Geheimnis ihrer erhabensten Wirkung verlieren mu�. Eine Frau, die einer tragischen Schuld unterliegt, und jene M�dchen, welche mit den herrlichsten Gedanken der Sehnsucht auf den Lippen sterben, sind immer von dem verehrungsvollen Zauber verh�llt, den die m�nnliche Gesellschaft bei den Frauen als ein Erbteil des Rittertums anbetet, welches seine St�rke dem�tig zu machen suchte, wo es jene wundervolle Schw�che fand, welche Frauen so unerme�lich erhebt. Die Literatur t�te gut daran, wo heute die einen Frauen leiden, weil sie ihre Angeh�rigen auf den Schlachtfeldern get�tet sehen oder die anderen in den Fabriken sie um die Sonne geschunden oder die meisten sie am Hunger zu Grunde gehen sehen, nur Frauen von einer unerme�lichen Lichtkraft darzustellen, deren Anblick allein erhebt. Allein, wo die Furien der sozialen Aufkl�rung oder die Agentinnen der kriegerischen Verhetzung durch die Stra�en jagen und daf�r noch sich bezahlen lassen, scheint es nicht weniger f�r die Entdeckung der Geographie des menschlichen Herzens bedeutsam, einen Heroismus in der Literatur wieder darzustellen, der aus Spielerei und Spleen sich entfaltete und dabei keineswegs geringer an Freude und Schmerzen zugeteilt bekam als andere. Die Zeiten jener unbeschreiblichen Leidenschaft, welche Nonnen und Krieger, oder Arme und Adlige, sich verbluten lie�, sind verschwunden in dem Augenblick, wo man der Frau als sichtbarsten Fortschritt die Erlaubnis gab, sich der Freiheit des Mannes zu bedienen, und damit die Frauen vernichtete. Die Frauen mu�ten in einer Freiheit zerst�rt werden, die sie zu albernen Karrikaturen der M�nner erniedrigte oder ihnen jenen zarten Reiz nahm, der sie manchmal himmlisch wirken lie� und der in ihrer Unf�higkeit, auf sich selbst gestellt zu leben, bestand. Indem man den Frauen die Brutalit�t gab, sich Eisenbahnpl�tze vor dem Mann zu erobern oder ihn auf dem Motorrad zu �berholen, tat man das gleiche, wie wenn man den Engeln Gr�newalds Revolver oder den Jungfrauen Holbeins Str�mpfe in die Hand gegeben h�tte, man t�tete sie. Man vernichtete die Leidenschaften und gab unruhvollen Herzen auf, sich Rebusse zu erfinden, um die Welt in ihren Widerspr�chen bis zu jener Tollheit zu erleben, die manchmal mit dem Tod bezahlt wurde aber unverge�lich war. Es ist selbstverst�ndlich, da� man derartige Launen heute leicht wie Capricen auffa�t und darin eher eine dumme Koketterie als eine Leidenschaft erblicken will. Ohne Zweifel war vor einem Dezennium, als die kriegerischen W�lfe noch in den H�hlen Europas schliefen, jene Laune einer Frau nur ihr unbewu�ter Drang zu einer �bertreibung des Gef�hls, durch die es erst unsterblich wird. Es ist aber genau so ungeheuer offensichtlich, da� diejenige Frau, die sich soweit gegen die Gesetze ihres Schicksals und der Zeit stellte, vernichtet werden mu�te. Die Literatur kennt viele Beispiele, da� ein Dichter Vorw�rfe w�hlt, die aus einem Leben von H�hepunkten in eine grauenhafte Kriminalistik m�nden, oder die in Absonderlichkeiten enden, die wahnsinnig sind. Die Pole gesicherten Lebens scheinen die mystische Anziehungskraft der umst�rmten Pole schicksalhaft zu sp�ren. Es ist bekannt, da� Balzac sich der Listen der Gerichte bediente, um edle Menschen in ihren abscheulichsten Paragraphen aufzuhenken. Die Romane Dostojewskis sind in der Regel Scheu�lichkeiten des t�glichen Lebens, die ein Genie mit einem bewundernswerten Grad von Reichtum beschenkte, der sie �ber das Menschliche erhob. Stendhal mu�te in der Kartause von Parma zeigen, da� in den erhabensten Seelen M�rderbanden steckten, die sich entfalteten, wenn die geringste Leidenschaft ihnen die Besinnung nahm, und welch unbeschreiblich edle Herzen hat er geschildert! Stiege man in die Jahrhunderte hinunter, w�re von Iweins Fahrten bis zu den J�nglingen im Feuerofen, von Muspilli bis zum Kastellan von Coucy, von Rabelais bis zu den beispiellosen Epen Krestien von Troies der Gleichklang von Adeligkeit und Verbrechen in einem Ma�e auffindbar, der sich fast �ber die gesamte Literatur erstreckte. Erinnert man sich nicht jener Prinzessin, die in der siebenj�hrigen Gefangenschaft ihres Turmes ihre Gef�hrtinnen verspeiste, um endlich erl�st zu werden, mit einem L�cheln, das die Unschuld der ganzen Welt auf ihre Stirne trieb? Diese junge Frau, die mir gegen�ber in einer nach Lysol und Zigaretten riechenden Arztkutsche sa�, die, wie vom Teufel gejagt, �ber aufgepfl�gte �cker sauste, weil durch irgendeine der Verwicklungen der ehrgeizigen �stlichen Staaten die Bahnen eingestellt waren, hatte keinen anderen Wunsch, als von mir eine Erkl�rung gerade �ber diese Angelegenheiten des Herzens zu erfahren, nachdem sie die Torheit begangen hatte, mich in ihr Schicksal hineinschauen zu lassen. Man wird verstehen, warum ich, statt abzuk�rzen, so lange mich mit den Launen der Frauen besch�ftige, weil dies in jener Zeit der Achtzehnj�hrigen, in der die Keime zu den Schicksalen der Menschheit von Drei�ig heute gelegt wurden, tats�chlich die einzigen M�glichkeiten waren, Schicksale, die t�ten, zu erleben. Die junge Frau war einer Puppe �hnlicher wie einer Drei�igj�hrigen und hatte, soweit man bei der unm�glichen Beleuchtung sehen konnte, die eigentlich nur aus der Gew�hnung des Auges an eine klassische Dunkelheit bestand, eine tiefe Melancholie �ber ihr Gesicht gleiten lassen, hinter der man die Spuren von Tr�nen zu sehen glaubte, die zu oft geflossen waren, um sich wiederholen zu k�nnen. Der Schmerz schien diese Figur, die auch unter dem f�rchterlichen Tempo eines Wagens, der keine Federung besa� und querfeldein sprang, eine bemerkenswerte Elastizit�t zeigte, f�rmlich verstrickt zu haben. Das Leben dieser jungen Frau war in einem Ma�e von ihm infiziert, da� sie gar nicht daran dachte, aufzuh�ren, �ber ihr Schicksal nachzudenken. Sie hatte sich ihm nicht ergeben, obwohl der Schmerz in einer f�rchterlichen Form Gewalt �ber sie erlangt hatte. Die Art, wie sie von ihrem Leben sprach, bewies die Glut, mit der sie es erhofft hatte und die Entt�uschung, die sie mit gleicher Gr��e �berrumpelt hatte und mit der sie sich noch auseinandersetzte. Sie hatte, kurz, in einem wahnsinnigen Schicksal noch die Kraft, es abzuleugnen oder vielmehr nach seinem Sinn zu suchen, weil, wenn sie es anerkennen und sich die Schuld zuschreiben m��te, sie sofort daran zu Grunde gehen w�rde. Das gab ihrer Haltung eine merkw�rdige Eleganz, eine S��igkeit der Bewegungen, die vom Tod gel�hmt aber von einer wundervollen Energie noch gehalten wurden. Ihr K�rper hatte eine L�ssigkeit, die Frauen oft besitzen, denen der Sport einmal eine Beherrschung aller Muskeln geschenkt hat, die sie nun besitzen, aber nicht mehr auszu�ben verm�gen. Es war nicht m�glich, ihren Kopf, der mit dem matten Schein einer fremden Blume aus dem Pelz herauskam, in der Beleuchtung zu sehen, man vermochte ihn aber mit seinen blassen Lippen, den etwas schr�gen aber mandelgro�en hellblauen Augen und der Stirn, die an den Schl�fen eigensinnig nach vorn gew�lbt war, irgendwo zu vermuten, obgleich man, wenn sie sprach, bemerkte, da� man ihn vorher an einem falschen Platz geglaubt hatte. Der Kopf besa� also die Einpr�gsamkeit, da� man ihn deutlich k�rperlich wahrnahm, selbst, wenn er unsichtbar war, was f�r seinen Reiz sprach. Der Charme des Kopfes lag wohl mehr in jenem Teil, wo die Stirnwurzeln �ber dem Nasenbogen sitzen und wo die Erlebnisse dem Kopf die Charakternoten geben, als in dem Mund, der von Entsagungen nichts zu wissen schien, ja einen fast leblosen Eindruck machte. Die Glut, die diesen Kopf hinter den Augen bewohnte, war die des Untergangs und nicht der Reiz der Zukunft. Es war offensichtlich, da� diese Frau nach etwas nur hungerte und das war, da� man sie tr�stete, indem man ihr Leben bejahte. F�r den Mann, der das Leben jeder Frau nur mit seinem eigenen vergleichen und nur nach dem Weg seines eigenen beurteilen kann, wenn es wie der Mond dieses begleitet und ihm daher untertan war, ist nicht in der Lage, dies zu tun. Eine Frau wird kein Gl�ck haben, wenn sie die Lebenskurve einen Mann pr�fen l��t, der darin nichts erkennt als seine eigenen Bewegungen, seine eigene Freiheit, alle jene Torheiten, aber Bestimmungen seiner M�nnlichkeit, die nun einmal zu einer Frau nicht geh�ren. Er kann den harten Stahl, die scharfe Linie, die Exponiertheit eines weiblichen Daseins nicht ertragen, das ihm verwildert, entzaubert, gesch�ndet vorkommt; er kann es nicht anders sehen wie eine Frau, die ihm in seinen eigenen Kleidern entgegentritt. Der Mann hat ein tiefes und unersch�tterliches Gef�hl der Zuneigung zu jedem weiblichen Schicksal, das sich im Glanz der weiblichen Schw�che, die er als St�rke verehrt, vollzieht. Er will die Frau anbeten, aber sie nicht als Konkurrentin erblicken. Er vermag den Schein an ihr nur zu verstehen, der ihm in seinen dunklen Minuten von seiner eigenen Flamme entfacht von ihrer Stirn zur�ckscheint. Er wird ein auf den Spuren der m�nnlichen Energie abenteuerndes Frauenschicksal nur verehren, wenn es Spuren des sch�pferischen Genius an sich tr�gt wie das der Dido, der Sappho, der Jeanne d'Arc, der Cortey, der Bettina, der Rahel, der Sand. Er wird diesen Frauen jenen �u�ersten Respekt der Verehrung in seinem Herzen einr�umen, den er den gro�en Ausnahmen der Natur: Gewittern, Lawinen, Erdbeben, Vulkanen entgegenbringt. Er wird wissen, da� die Erscheinung dieser Frauen diesen wunderlichen Entladungen der Natur �hnlich und t�dlich, jedenfalls unberechenbar aber toll aus Gr��e ist. Er wird sie anerkennen, aber als Frauen nicht begehren. Er wird ihnen ausweichen und sich vorl�gen, da� ihr Leben ihn nichts angehe, wenn ihre Produkte nur das Siegel des Genius tragen, und wird versuchen, sich an die Werke zu halten, wobei er bei letzter Ehrlichkeit sogar hier noch widerstrebt. Es geh�rt die Schw�che eines romantischen Zeitalters, die Melancholie Mussets, die Verzweiflung Constants dazu, sich herrischen Naturen wie der Sand und der Tochter Neckers in einer Liebe hinzugeben, die eine Tyrannei werden mu�te und in unfruchtbarer Verzweiflung endete. Fr�here Epochen, die sich durch die Tugend einer M�nnlichkeit auszeichneten, die, sicher auf der Erdkugel stehend, das Gesicht selbstbewu�t nach allen Seiten zu kehren wu�te, haben einen Schlag Frauen verehrt, der ihnen wohl mit der �ppigkeit eines Rubens, mit der s��en Erscheinung der Lady Alice in schottischen Balladen, mit den vision�ren �berirdischkeiten eines Gr�newald, den sanften Traumfiguren des Botticelli, den verstrickten zarten Klarheiten des Holbein als die wahrhaftigen Erf�llerinnen der tiefen Sehnsuchtstr�ume des Mannes erscheinen, und die, so verschieden sie kamen, mit schicksalstreuer Gewalt irgendwo m�dchenhaft blieben. Sie hatten einen Hintergrund der Demut, die wohl eine Abart des Stolzes sein konnte, aber dann sicher immer nur der s��e Trotz der Schw�che war. Diese Hilflosigkeit kann der Mann verehren, sie kann ihm als das wundervollste aller begnadeten Dinge erscheinen, er kann sich in diesem unwahrscheinlichen, ja himmlischen Mysterium der Schw�che als der notwendige Erg�nzer vorkommen, den die Vorsehung dazu bestimmte. Die Griechen, die in ihren Anf�ngen wohl M�nner gewesen zu sein scheinen, haben vermutlich gewu�t, warum, wer Diana sah, dem Tod verfallen, wer aber Aphrodite sah, gesegnet war. Diese junge Frau, die mir gegen�ber die St��e des Wagens mit einer bemerkenswerten Ruhe ertrug, hatte die unverzeihliche S�nde begangen, die die Natur nie verzeiht, sich auf die Pfade des Mannes zu begeben und seine Freiheiten zu ihren zu machen, eine S�nde, die nur dadurch entschuldigt wird, da� sie die einzige K�hnheit einer Zeit war, die den Namen Hindenburg noch nicht kannte, nicht wu�te, da� mit dem Namen eines Amerikaners, Wilson, sich die gr��ten Entt�uschungen, mit denen des General Foch vollst�ndige �nderungen in der Geographie der Nationen Europas einstellen w�rden. Aus den Klammern der Feiertage und Eisenbahnzeiten, der narrenhaften Versteifung der Gesellschaft, in der nur die R�nge, aber nicht die Bedeutungen entschieden, in einer Zeit, die c�sarisch angelegt aber mit den Methoden eines Warenhauses verwaltet war, aus dieser Zeit vermochten nur Capricen jener furchtbaren Art zu erl�sen, die die Frau aus ihren gesellschaftlichen Banden heraus in Abenteuer gegen die erstarrte Gesellschaft trieb. Es war ein aufregendes Spiel, weil der gesellschaftliche Untergang stets das Atout war, mit dem gespielt wurde, und das dann Sieger bleiben mu�te, wenn einen Herzschlag lang die Haltung nicht gr��er war als die Gefahr. Ich will die Frauen nicht verteidigen, indem ich sie entschuldige, ich will sie zeigen. Man mu� dem Elend einer Zeit, das seine Frauen zu W�lfen und Maschinen, statt zu M�ttern und zarten Geliebten erzieht, das sie aufkl�rt �ber Geheimnisse, die eine Frau nie ausgesprochen h�ren darf, die sie mit M�nnern zusammen in den Universit�ten belehrt �ber Angelegenheiten, von denen eine Frau keine Ahnung haben d�rfte, man mu� dem Elend einer solchen gegenw�rtigen Zeit nicht ein falsch und herrlich gemaltes Bild der vorangegangenen Zeit entgegensetzen, um sie zu belehren. Die Frauen in der Tat, welche freudig bereit ihre S�hne in den Tod eines Krieges entlie�en, dessen Sinn sie nicht verstanden, die aber sp�ter in dem Ruin der Revolutionen und Friedensschl�sse fast zu Hy�nen erniedrigt wurden, die fast an nichts als die Befriedigung ihres Hungers denken durften, waren ohne Zweifel ein �bergang. Sie waren im Besitz einer Freiheit, deren Anwendung man ihnen nicht erlaubte. Sie waren bereits Halbemanzipierte dem Mann gegen�ber, sie lagen nicht mehr tief gebettet im Scho� der Familie, die sie vor den harten Forderungen des Lebens beh�tet, sondern sie klammerten sich gerade noch an die T�ren der Familie, deren Schein sie noch umschwebte, aber den sie abzustreifen begannen. Trotzdem aber war es damals m�glich, oft Frauen zu sehen, die jene Scham kannten, die unter Blicken err�tet und die sich bewu�t waren, da� es S�nde gibt, obwohl sie nicht wu�ten, da� sie unschuldig waren. Es geh�rt die K�hnheit eines Looping the Loop-Fahrers dazu, sich aus diesem durch t�dliche Strafen gerade noch gehaltenen Zersetzungszustandes der Familie hinauszust�rzen, aber diese K�hnheit war der Mut des Frevels und nicht jener der Entdeckung und der Opferungsbereiten. Die junge Frau, die nun unter den verr�ckten St��en des Wagens zu seufzen begann, hatte diesen Sprung getan, sie war nun der Ruin aller Vorz�ge, die sie einst hatten verg�ttern lassen, und sie hatte jetzt nur die eine Hoffnung im Herzen, w�hrend sie zu dem Sterbelager ihres letzten Kindes fuhr, da� ich ihrem Leben recht gab, das ich verabscheute. Ich hatte diese Gestalt, die aus der Ferne in ihrem gestreiften zusammengesetzten Pelz, wie ihn die Engl�nderinnen um diese Zeit trugen, mitten in den �ckern vor zwei Tagen angetroffen, wo sie mehr einem Tier aus der Entfernung als einer Frau glich, die im Zusammenbrechen noch die Kraft hatte, nach ihrem Kinde zu rufen. Dieser Ruf, der mich, als sie zu sich kam, in ihr Leben mit einzuziehen schien, war der Grund, da� sie ihr Schicksal vor mir �ffnete, ohne da� ich es gew�nscht h�tte. Wir hatten zwei Tage, beide abgeschnitten durch den Streik der Bahnen und die sich daran schlie�enden kriegerischen Unternehmungen irregul�rer Banden, die uns eines Nachts mit Kugeln verpfefferten, als ob sie auf unsere Pelzen sich einschie�en wollten, den Flu� nach einer �berfahrt abgesucht, die mich den dritten Teil meiner Barschaft kostete. Ihre Sehnsucht, selbst auf die tollste Weise nach Deutschland zu kommen, hatte mich ger�hrt, obwohl ich keineswegs eilte und mit Vergn�gen die Entwicklung dieses Bauernkrieges aus Kowno durch die Zeitungen verfolgt h�tte. Dieser Wagen kostete mich das zweite Drittel meiner Barschaft, das letzte Drittel w�rde denjenigen das Leben kosten, der es begehrte, da ich entschlossen war, es an der Grenze der Dame einzuh�ndigen, um sie nicht schutzlos zu lassen. Ich gestehe, da� ich unter ihren Gest�ndnissen ebenso litt wie ich erstaunt war, da� sie hingegen �ber sich selbst und ihren Namen ein tiefes Geheimnis breitete. Sie hatte mich mit einem unwiderstehlichen Blick gebeten, sie an der Grenze allein zu lassen. Man h�rte zwischen den Windst��en, die den Regen auf den Boden schlugen, den Kutscher abgerissen die Pferde anfeuern, pl�tzlich sank der linke Teil des Wagens auf die Seite. Der Sturz hatte die Unbekannte auf meine Kniee geschleudert. �Vertrauen Sie mir,� fl�sterte ich ihr zu, da ich f�rchtete, da� der Wagen umst�rzen werde. Im gleichen Augenblick rissen ihn die Pferde aus der Mulde und jagten weiter. Die junge Frau hatte die Nervosit�t abgelegt, die Frauen an den Tag legen, die ihr Leben selbst zu bestimmen gedenken und sich der F�hrung des Mannes anzugliedern nicht entschlie�en k�nnen. Der Druck ihres m�dchenhaften K�rpers hatte eine bezaubernde Vertrauenswilligkeit gezeigt. Sie war so zerschmettert vom Leben und so in Eile, einem furchtbaren Verh�ngnis vorzugreifen, da� sie weich genug war, zu glauben. Dieser Moment, wenn ein Herz sich bezwingt, hat etwas von �berw�ltigender Gr��e, und ich h�tte ihr die H�nde gek��t, wenn ich nicht gef�rchtet h�tte, sie in ihrem Schmerz zu verletzen. Ich stand ohne Zweifel als Verteidiger vor einem Schicksal, das ich ablehnte und war entflammt f�r eine Frau, der ich es nicht zeigen durfte und deren Leben davon abhalten mu�te, da� sie mir gefiel. Dazu waren wir in Lebensgefahr. Ich f�rchtete, da� sie unter den grotesken Spr�ngen, die der Wagen immer �fter vornahm, vor Schmerzen ohnm�chtig werden m��te. Man mu�te eine belebte Gegend erreicht haben, obwohl es noch weit zur Grenze sein durfte, denn man h�rte von Zeit zu Zeit das Rufen von Stimmen, denen unser litauischer Kutscher antwortete. Pl�tzlich wurde an den Z�geln gerissen. Diesem schlug der Kutscher die Peitsche quer durch das Gesicht, das wie ein Gespenst am Fenster vorbeifiel. Jedesmal in solchen Augenblicken f�hlte ich, da� mein Gegen�ber zitterte wie nur eine Frau zittern kann, deren letzte Zuflucht, deren Glaube an die G�te der Welt und ihres Sch�pfers auf dem Spiel stand und die zu dem Lager ihres Kindes wie eine Wahnsinnige, die sich kalt stellt, floh. Ich vermutete ihre Augen zu sehen, obwohl das Dunkel fast undurchdringlich war, und ich hatte den Eindruck, da� ihr Licht etwas Verkl�rtes habe, trotzdem es verwirrt war, als habe der Tod hineingeschienen und in die S��igkeit dieses L�chelns den Zauber gebracht, der es erst un�bertrefflich macht. �Glauben Sie, da� wir es erreichen?� murmelte sie. �Vertrauen Sie,� sagte ich und begriff, wie sehr sie litt, denn diese Fahrt entschied �ber ihr Leben. Sie war sich als Kind eines Luxus bewu�t gewesen, der ihr fast alle Neigungen gestattete, und sie hatte nicht mehr als den unbewu�ten Gebrauch gemacht, der ihr als selbstverst�ndlich erschien und von dem sie annahm, da� alle Menschen �ber ihn verf�gten. Das Gold hat genug Kraft, die edelsten Menschen, die in seiner Umgebung aufgewachsen, in einer wunderbaren Weise �ber die Leiden der Welt im ungewissen zu lassen. Die Kinder des Luxus leben wie die der Armut in einer gleichen Unklarheit, die einen �ber die Tiefen, die anderen �ber die H�hen des Daseins. Das Bewu�twerden erst dieser furchtbaren Kluft schafft in diesen Kreisen die Empork�mmlinge, die krepieren werden oder die Macht zwischen den Schenkeln haben wollen, und jene Messiasse, die im Dunkeln ein Selbstgen�gen predigen, das in dem Munde dessen eine L�ge sein mu�, der aus dem Reichtum kommt. Es wird nur eine Vermischung, aber keine Vers�hnung der Klassen m�glich sein, indem die Elenden sich bereichern und die Beg�terten etwas verarmen und zwischen ihnen die Schranken fallen, denn es ist offenbar, da� die Armen die Notwendigkeit des Luxus und die Reichen die Entsetzlichkeit des Elends gegenseitig immer weniger verstehen, als ein Chinese einen Marabu, oder ein vollbl�tiger Franzose einen deutschen General verstehen kann. Diese Blindheit unter den einzelnen V�lkern ist das Schicksal unseres Jahrhunderts, das bestimmt scheint, diese Mi�verst�ndnisse als das hinzunehmen, was sie keineswegs sind: n�mlich als die furchtbarsten B�rgerkriege. Die unbekannte junge Frau, die mit mir durch ein in Flammen des Hasses aufgehendes Land in einer um ein Verm�gen gekauften Kutsche unserer Gro�eltern jagte, war die Tochter eines Vaters, dessen Liebe ihr zum Verh�ngnis ward, mehr fast als seine Strenge. Dieser aus Deutschland eingewanderte und sp�ter in England naturalisierte Mann (der seine Nationalit�t nach der Sitte damalig freier M�nner nicht aus Schw�che, sondern aus ausdr�cklichem Bekenntnis zur neu gew�hlten Heimat �nderte) war mit der fast kindischen Sorgfalt bestrebt, das H��liche von seiner Tochter fernzuhalten und das Sch�ne und Vortreffliche um sie zu versammeln. Er hatte die Schw�che der M�nner, die ihre Frau �berirdisch geliebt haben und in der Tochter ihr Bild weiter verehren wollen. Sie �berh�ufen ihre Kinder mit einem Ma� von G�te, die jene nicht zu ertragen verm�gen, und z�chten den Geist eines Widerstandes, der um so mehr aus dem schlummernden B�sen kommt, je h�her man die liebenswerten Seiten ihres Gef�hles belastet. Ein Haus in London und das Sterbehaus der Mutter in Kairo standen ihr zur Verf�gung, ihr Verm�gen war in Holland angelegt, was so gut war, als sei es Gott in die Hand gegeben. Ihr Vater hatte geschworen, da� sie ihr Gl�ck machen werde, und darum hatte vielleicht, weil dies ein Frevel ist, der Teufel sich bem�ht, in ihr Herz die Widerst�nde zu s�en, die das unm�glich machen sollten. Je mehr der Vater sich versteifte, sie mit Geschenken, Aufmerksamkeiten, �berraschungen zu �berh�ufen, um so erbitterter sann dieses sch�ne und edle M�dchen darauf, sich dem entgegenzusetzen, wobei sie sich ihrer Handlung kaum mehr als eines fast schelmischen Trotzes bewu�t ward. Diese Situation war furchtbar, denn sie liebte ihren Vater, der, wiederum aus Liebe, sie vor der Welt abschlo�. Der alte Starrkopf, der seine Tochter vortrefflich machen wollte, sperrte das Kind vor jeder Gefahr ab. Er war ebenso eifers�chtig auf sie, f�r die er sich auf die Stelle die Hand h�tte abschlagen lassen, wie voll st�ndiger �ngstlichkeit, so da� er sie unter anderem jeden Monat zu allen Spezialisten schleifte, um von allen die Versicherung ihrer Gesundheit zu erhalten. Der Alte war bereit, ein Verm�gen f�r jede ihrer l�cherlichsten W�nsche auszugeben. Das junge M�dchen zeigte sich bed�rfnislos. Es h�tte keine noch so phantastische Angelegenheit gegeben, die der Alte ihr nicht zu F��en gelegt h�tte. Sie h�tte den Eifelturm abrei�en und eine eigene Bahnlinie nach Dover verlangen k�nnen, es w�re ihr ebenso sicher gewesen, wie da� sie keine Sekunde allein an diesen Gen�ssen h�tte teilhaben k�nnen. Ihr Vater lie� sie keinen Schritt ohne Begleitung tun, nicht weil er mi�traute, sondern weil er um sie bangte, und gerade dies ist es, was junge M�dchen mit entz�ndlicher Phantasie zu D�monen verwandeln kann. Es machte seine G�te so nutzlos wie einen verwilderten Garten. Das M�dchen begann diese Aufmerksamkeit zu hassen und sich vor der Liebe zur�ckzuziehen, die ihr Herz mit Entz�ckungen erwidert h�tte, wenn sie weniger pendantisch sich gezeigt h�tte. Dieser Kampf zwischen der elterlichen Liebe, die bevormundete, und der Liebe des Kindes, die sich ihr entzog, und damit der Teuflischkeit zuwandte, dauerte bis zum achtzehnten Jahr dieses noblen Herzens, an welchem Tag sie verschwand. Sie reiste ein Jahr, doch das gen�gte, sie v�llig zu verderben. Sie reiste ein Jahr, ohne das geringste zu erleben. Ihr Vater, den die Entfernung der Tochter wie ein Schlag traf, lie� sie nicht im Stich, sondern bem�hte sich erst recht, sie auf die Entfernung zu beeinflussen. Das trieb das merkw�rdige Gesch�pf, das selbst in dieser furchtbaren Nacht, halb dem Tod �berliefert und von so vielen Leiden zusammengeschlagen, noch einen unbegreiflichen Schein von Reinheit um sich hatte, in einen entsetzlichen Widerstand. Die Briefe ihres Vaters, der sie mit Beweisen seiner Sorge in Gestalt von Detektiven, Auskunfteien, vorausbestellten Schiffen, Hotels und Z�gen, ja mit Menschen, die pl�tzlich auftraten und ihr Geschick zu beeinflussen wagten, �berschwemmte, bewirkten in ihr eine Anzahl launenhafter Widerst�nde, die verr�ckt bezeichnet werden m�ssen. Die Geschichte ihrer Erlebnisse, mit denen ihr Vater sie ins Verderben jagte, hat hier keinen Sinn. Seine G�te ermangelte der Strenge, ohne die Liebe keinen Zweck hat. Statt sie arretieren zu lassen und sie an einen Mann von Verm�gen, Sicherheit, Stellung und nicht zuviel Geist zu verheiraten, dessen m�nnliche N�chternheit ihr die versteifte Romantik abgenommen h�tte, benutzte er ihr Entweichen zu verdoppelten Beweisen seiner Z�rtlichkeit. Ein Jahr lang hatte sie alle Angriffe abgewiesen, ja sich eine Frau f�r ihre Toilette und eine zur Wahrung ihres Rufes gehalten, w�hrenddem sie ihren Vater aus Trotz im Glauben lie�, sie reise allein und sei eine Emanzipierte, die sie in keiner Weise war, ein Jahr lang hatte sie �ber die M�nner lachen k�nnen, bis allzuviele Warnungen sie ihnen in die H�nde trieb. Ihr Spleen trieb dieses im Grunde sanftm�tige M�dchen in die H�nde eines Mannes, den sie offensichtlich nicht liebte, als sie sich ihm gab, der sie nicht einmal reizte, in dem sie nach wenigen Wochen aber einen Verbrecher fand. Diese Erkenntnis, die sie fast zum Wahnsinn brachte, vermochte, da� sie sich entschlo�, ihren Mann zu lieben. Die Tyrannei des Verbrechens hatte die wunderbare Kraft, dieses edle Gesch�pf anzuziehen und zu einer Hingebung zu bringen, welche die Liebe, vor der sie sich auf der Flucht befand, nie erreicht hatte. Diese furchtbaren Umst�nde sind bei leidenschaftlichen Menschen deshalb bis zur Unersch�tterlichkeit bestimmend, weil die ersten Schritte, die sie von der Familie und den der Frau vorgeschriebenen Gesetzen abseits tun, bereits die Trag�die mit der unendlichen Kraft des Untergangs herbeigerufen haben. Das M�dchen hielt mit einer Treue zu dem Mann, der weder ihren Geist noch ihre Vornehmheit des Charakters besa�, die einer beispielhaften Ehe jede Ehre gegeben h�tte. An dem ungel�sten K�rper dieser Frau, deren M�dchenhaftigkeit durch ihren Kummer nicht vertrieben worden war, konnte man heute noch sehen, da� sie eine wahre befreiende Liebe nie gekannt hatte. Sie hatte sich aus Laune in eine Verliebtheit hineingest�rzt, die von der gl�henden Zartheit einer m�dchenhaften Neigung unendlich entfernt war. Sie liebte einfach ihr Schicksal wie alle starken Naturen, die auch zu ihren Fehlern und Niederlagen stehen. Die Spannkraft, die ein menschliches Herz f�r soviel Leiden hinzugeben hat, besitzt eine Grenze, und sie schien es mit dem Zittern, das sie hin und wieder grundlos �berlief, zu ahnen. Ihr Vater, der sie dem Mann entrei�en wollte, hatte den Fehler begangen, es nicht mit jener Brutalit�t zu tun, die Halunken dieser Art allein einsch�chtert, n�mlich nach ihrer Entlarvung ihnen den Proze� zu machen und sie henken zu lassen. Die M�glichkeit hierzu war gegeben, von einem Skandal spricht man einen Monat und in bewegten Zeiten eine Woche, und wenn es sich um ein vornehmes Herz mit gro�em Verm�gen und einer gewissen Sch�nheit handelt, drei Tage. Er f�rchtete, seine Tochter zu verletzen und gab ihr nach, er kaufte sie dem Mann ab, der mit einer gro�en Summe Geld verschwand. Er lie� eine Frau zur�ck, die ein zweij�hriges Kind in der Wiege und eines unter dem Herzen trug und ihrem Vater diesen Streich nie verzieh. Sie holte ihren Mann ein, der sich nicht weigern konnte, sie aufzunehmen, vielmehr die Waffe umdrehte und auf Grund seiner tats�chlichen Schandtaten ihren Vater erpre�te, dessen Angst vor Skandal gr��er war als sein Zorn. Dieser Balte, dessen Name keine Erw�hnung fand, verpra�te einen Teil des v�terlichen Verm�gens auf eine schwachsinnige Weise. Er liebte diese Frau nicht, weil sie ihm ergeben war, und suchte Anregungen in Angelegenheiten, die er seinem damaligen Verm�gensstand nach nicht gebraucht h�tte. Er war ein Spieler, der auf jeden Zufall versessen war und den der Krieg, der erbarmungsvoll hauste, staatenlos und also zu den verr�cktesten Unternehmungen geeignet fand. Sein Verm�gen nahm in einer be�ngstigenden Weise ab, worauf er, bei der Unm�glichkeit, f�r einige Monate aus England Geld zu beziehen, da die Konten der ehemaligen Deutschen gesperrt waren, seine Frau kurzerhand verkaufte. Man wird fragen, wie eine Frau, die jede Freiheit hatte und �ber eine Familie und Verm�gen verf�gte, dazu der �bermenschlichen Liebe eines Vaters sicher war, diese Ungeheuerlichkeit ertragen konnte, zumal von der Seite eines Mannes, den sie nur in der Einbildung lieben konnte. Sie ertrug es, und diese Heldentat ist eines jener tiefen Mysterien der weiblichen Seelen, die, wenn sie von der Natur zur Reinheit bestimmt sind, alle H�llen des Lasters und der Erniedrigung durchlaufen k�nnen, ohne da� ihr Wesen auch nur im geringsten leidet. Zu sp�t lie� ihr Vater den Mann verhaften, er setzte seine Ehre aufs Spiel, die er verlor, und erreichte, da� seine Tochter ihn ha�te und das Jahr, bis ihr Mann aus dem Gef�ngnis entfloh, diesem gl�hende Briefe in seine Verlassenheit schrieb. Dieser Elende behandelte sie mit einer K�lte und Brutalit�t, die mit ihrer Liebe wuchs. Entflohen, verbot er ihr zu folgen. Sie folgte ihm. Ihr Vater hatte England, gebeugt, verlassen m�ssen, der Skandal seines Schwiegersohns hatte ihn zertr�mmert. Die K�lte seiner Tochter brachte ihn zur Verzweiflung. Innerhalb zweier Jahre war der Alte um drei�ig Jahre gealtert. Die drei Menschen lebten jahrelang in einer furchtbaren Verfolgung. Der Gatte diente seinen dunklen und abenteuerlichen Neigungen, die ihn jeden Tag in Gefahr brachten, mit den Gesetzen sich zu verwickeln. Seine Frau suchte seinen Aufenthalt auszukundschaften und bei ihm zu leben, wovon sie keine Erniedrigung abhielt. Ihr Vater bem�hte sich, ihr Herz zu erweichen, mit ihm in sichere Verh�ltnisse zur�ckzukehren, Europa zu verlassen und ein Gl�ck zu suchen, das ihr nach soviel Schmerzen vorbehalten sein mu�te ... aber was er erreichte, war, da� sein Verm�gen zerfiel. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, wie fr�her seine Tochter, so ihren Mann zu bespitzeln, und, um ihr Herz zu gewinnen, ihrem Mann ein Leben zu verschaffen, das ihn sorglos machen mu�te. Diese Geschichte der Liebe ist furchtbar, weil sie sinnlos bis zum �u�ersten ist, denn jeder dieser Liebenden beging Verbrechen gegen die Liebe. Sie zerst�rten sich in einer grauenerregenden Weise, w�hrend sie sich zu nutzen suchten. Der Alte, der durch den Untergang Deutschlands zu einer r�hrenden Liebe zu seinem Heimatland gebracht wurde, legte sein Verm�gen in Deutschland an, was seinen Schwiegersohn bald zur Raserei brachte, und als er es abl�sen wollte, war es bereits ruiniert. Der Schlag, den Deutschland empfing, war auch mit derselben Teufelei in den Nackenwirbel des Alten gehauen. Er hatte sich mit der Freiheit seiner gro�z�gigen Denkungsart von seinem Vaterland geschieden, als dessen unfeiner Reichtum ihm mi�fiel. Als er es elend und am Boden fand, sah er die M�glichkeit, es wieder zu lieben, und kam in eine Begeisterung, die ebenso gro�artig und bewundernswert wie vernichtend war. Er starb an dieser letzten Leidenschaft, die ihn unf�hig gemacht hatte, vern�nftig zu denken, was ein Lebensalter lang seine St�rke gewesen war. Er fiel mit dem Stolz seiner Heimat und begrub sein Verm�gen im Sturz der deutschen Mark, deren wahnsinniges ungeheuerliches Vernichten sein letzter Seufzer war. Es war ihm nicht gelungen, seine Tochter wiederzugewinnen. Als sie seinen Tod erfuhr, stand sie am Sarg ihrer zweiten Tochter, ohne zu wissen, wo ihr Mann sich befand, der ein Vergn�gen darin suchte, sie mit einer �ffentlichkeit zu betr�gen, deren nur ein Neger f�hig ist. Die rohste Natur hat vor einem Grad des Leides jene Ehrfurcht, die der Zauber der Frau auch bei Kannibalen auszul�sen vermag. Dieser Balte, dessen slawisches Blut seine deutsche G�te, dessen deutsche Rohheit seine slawische Weichheit vertrieben hatte, dieser Verbrecher, den die verfluchten Fehler zweier Nationen gezeugt hatten, ohne eine einzige Tugend au�er einer schwachk�pfigen K�hnheit ihm zu verleihen, fand einen beispiellosen Genu� daran, seine Frau zu dem�tigen. Es gibt wohl keine Schande, in die er sie nicht verwickelt hatte. W�re die junge Frau nicht mit einem so ungeheuren Stolz von der Natur versehen worden, so w�re sie ohne Zweifel durch das �berma� der Erniedrigung dazu gebracht worden, diesen Mann zu vernichten. Sie hielt ihrem Schicksal eine beispiellose Treue, sie �berwand das Verbrechen sogar, indem sie sich nicht wehrte. Es gelangte nicht bis in ihre Seele. Als sie ihren Mann erreichte, fand sie ihn in Fesseln. Ihr wohltrainierter K�rper war durch die Kinder und die Sorgen mitgenommen, unterh�hlt, aber nicht aufgerieben. Sie sah ihren Mann, den es, nachdem er die Familie seiner Frau zerst�rt hatte, wie alle Abenteurer nach dem Osten trieb, dessen wildes Chaos ihnen voll wunderbarer Reize scheint, an einer Mauer stehen. Sie lief aus dem Wagen in eine Umz�unung, ein Tuch in der Hand, als von der anderen Seite einmal die Trommel ger�hrt wurde. Darauf erschollen Sch�sse, ihr Mann fiel vor ihren Augen langsam um, ohne sie anzublicken. Die Soldaten, die aus Bewunderung �ber den Mut des Mannes, der mit keiner Wimper gezuckt hatte, in die H�nde klatschten, fanden sie auf dem R�cken liegen. Sie war am Abend bereits wieder bei Sinnen. Eine Sekunde hatte gen�gt, sie ihre tiefe Schuld begreifen zu lassen. Eine geheimnisvolle Stimme hatte im Augenblick der Salve, als ihr Mann, der von Wuchs und Aussehen von vollkommener Sch�nheit war, fiel, gesagt, da� vom Augenblick ihrer Entfernung von ihrem Hause alle Schuld und alles Elend, das in ihrem Kreis geschehen sei, auf ihr liege, sie empfand unwiderleglich auch die Erschie�ung ihres Mannes als einen bewundernswerten Heldentod. Sie f�hlte mit einer Klarheit, die fast erhebend war, die Last dreier vernichteter Leben auf ihrer Seele und war einsichtig genug, daran nicht zu sterben, sondern ihren Glauben mit jener Tapferkeit, die schon �berirdisch wirkte, auf ihr Kind zu setzen. In diesem Kind und seiner Zukunft schien ihrer m�tterlichen Seele der Sinn ihres Lebens und die Frage ihrer Schuld sich zu l�sen oder zu kn�pfen, und sie hatte ein Ma� der Gl�ubigkeit dar�ber, das keinen Zweifel gestattete. Doch hat die Natur der Spannkraft eines Herzens Grenzen gesetzt, die nicht �bertreten werden d�rfen, ohne zu vernichten. Sie erfuhr die Erkrankung dieses Kindes, das sich in Dresden befand. Gleichzeitig brachen die Bahnen ab. Sie schien zur�ckgesto�en von einem Schicksal, das sie nach Jahren des Leidens zur Klarheit hatte erwachen lassen. Das Leben dieses Kindes ward das Ziel eines grauenhaften Wettlaufs, den sie mit dem Schicksal unternahm. Sie w�re ohne Schuhe bis an das Ende der Welt gelaufen, um dieses Kind wieder in die Arme zu nehmen und den Erfolg ihres vernichteten Lebens in jener Erkenntnis dem Kinde zuzuf�hren, das in einer Erziehung sich ge�u�ert h�tte, die die Fehler der ihren vermied und die Liebe so aus der Hand gab, da� sie genommen werden konnte, ohne in die Schuld hinauszutreiben. Diese Frau konnte nur ein ganz ungeheures Gl�ck retten, konnte nur ein sie dauernd in Sicherheit h�llendes Ereignis am Leben erhalten. Sie hatte die Grenze des Lebens fast schon �berschritten, und jede Entt�uschung war ihr sofortiger Tod. Ihre Seele war an das Leben ihres Kindes angebunden wie ein Fl�gel an den anderen bei einem Falter, sie w�rde sich mit diesem Kind in das Leben wieder retten oder mit ihm zusammen zerfallen m�ssen. Sie befand sich in dem Zustand einer gewissen �bererh�htheit des Lebens, wie es in Augenblicken eintritt, an denen die Qual und das Leid so �bertrieben sind, da� sie �berirdisch scheinen. Die Frau schien von einer Zartheit der Seele zu sein, da� man nicht gewagt h�tte, ihren K�rper ohne Not zu ber�hren, aus Angst, er k�nne im Zustand dieser Verkl�rtheit zusammenbrechen. Man mu�te diese Seele in eine Behandlung nehmen wie einen Lichtschein, den man nicht mit dem Schatten der Hand verderben m�chte. Diese Seele war nur in der Lage, die Welt in einer Verschleierung aufzunehmen, die sie ermunterte. Jeder Zweifel war schon der Tod f�r dieses Wesen, das nur einer Medizin, n�mlich der Bejahung und des Trostes und der Zuversicht bed�rftig war. Man mu�te diesem K�rper, auch wenn man die Unwahrheit verabscheute, L�gen zuf�hren, die allein ihr die Kraft geben konnten, die n�chsten Stunden zu �berleben, kurz, ich war gezwungen, wenn auch ohne Begeisterung, so mit der Leidenschaft, die sie in mir entflammte, zu l�gen. Da sie eine Frau von Geist war, konnte man die Literatur zu Hilfe ziehen, die �hnliche Schicksale wie die ihren bejaht hat, ihnen sogar eine bestimmte Gr��e des Ruhmes zugewiesen hat, aber man mu�te die fast t�dlich verzogene Frage auf ihrem Munde lesen, welches denn die Gr�nde seien, die gro�e Schriftsteller veranlassen konnten, ihre Wesen in Verbrechen zu f�hren, statt die ausgezeichneten Bahnen einer Literatur einzuschlagen, welche jenseits des Kriminellen genug Ma�e f�r h�chste Leidenschaften findet. Der Abb� Prevost hat seinem Desgrieux, der ohne Zweifel ein Halunke aus Liebe war, ein gro�es Monument errichtet. Zwischen dem Rolla des Alfred de Musset und Karl Moor besteht nur der Unterschied, da� der Franzose Vernunft, der Deutsche nur Verzweiflung kennt, da� aber ein Schicksal beide mit einem Fangarm erreicht, dessen Rumpf eine verzweiflungs�de Epoche ist. Der Marquis de Sade hat die Verbrechen offenbar der Wollust unterlegt, w�hrend Shakespeares Halunken das B�se so genial verk�rpern, da� ihre verwandtschaftliche N�he zu den Engeln deutlich ist. Es bedarf nur einer kleinen Wendung des Charakters, um sie zu uns�glichen Heilbringern zu verwandeln. Die Antike, �hnlich dem britischen Genie, kannte nur Verst��e gegen heilige Institutionen der G�tter, deren Versto� aber ungeheuerlicher Frevel war. Zwischen Verbrechen und Heldentaten machten sie so wenig Unterschied wie alle St�mme, denen mit der Kriegerischkeit ein Sinn f�r gro�e Ideen verliehen war. Die Natur scheint die Gesetze des Blutes und der Familie mit einem ungeheuren Schutz umgeben zu haben, der in ihrer Reinhaltung die beste Auslese unter der menschlichen Rasse bewirken zu wollen schien. Die ungeheuerlichen Strafen f�r den Frevel an der Familie sind mit einem anderen Sinn nicht erkl�rbar. Es gibt Geheimnisse, in die alle Nationen einbezogen sind, und in denen die Reinheit der Frau als wundervollste S�ule der Familie und des gewaltigen Bauwerks eines stolzen Staates mit nicht beweisbarer aber beispielloser Gesetzlichkeit verwoben sind. Man mu�te dieser in ihrem Elend bezaubernden Frau eine d�nne Limonade der Ewigkeit brauen, wenn man ihr diese Gesetze verschwieg und aus der Literatur einen Saft zog, der vielleicht von gro�en Dichtern, aber schlechten Kennern des Schicksals stammte. Es hie� ihr die Welt mit wohlwollender, aber zitternder Hand verschleiern und erbeben unter der Hast und dem Gl�ck, mit dem sie diese schwache Weisheit in sich sog. Man konnte ihr auf die Frage, die am Anfang dieser Geschichte angeschnitten steht, schlie�lich sagen, da� die Dichter den Weg ins Verbrechen deshalb immer wieder suchten, weil in den n�rrischsten und grundlosesten Leidenschaften sie den unendlichen Goldgrund der besten Herzenstugenden am sch�nsten schimmern sehen, aber man konnte diese akademische Phrase nur loswerden, weil man das Gesch�pf, an das sie gerichtet war, liebte. Das Bangen der jungen Frau hatte etwas von jener Gl�ubigkeit und Unber�hrtheit, deren N�he niemand verlassen kann, ohne einer tiefen R�hrung zu verfallen. Ich h�tte meinen Kopf gegeben, wenn ich in diesem Augenblick die H�nde der jungen Frau h�tte an mich ziehen und ihr zufl�stern k�nnen, da� diese Neugeburt zur M�dchenhaftigkeit, die das Schicksal mit einer kurzen, vielleicht in Stunden schon beendeten aber jetzt in unvergleichlichem Glanz erstrahlenden Frist ihr verliehen hatte, mich in meiner tiefsten Seele getroffen habe. Ich war in der verdammten Lage, sie ohne Pause bel�gen zu m�ssen. �Was h�tten Sie gehabt,� rief ich wohl etwas zu prahlerisch, �wenn Sie ohne das Erlebnis so gewaltiger Schmerzen Ihr Leben verbracht h�tten? Die Literatur zeigt, da� die Unschuld, wenn sie mit dem Verbrechen zusammentrifft, die wundervollsten Menschenblumen hervorbringt. Sie h�tten ohne Zweifel einen Gatten und Kinder besessen, aber Sie w�ren sich nicht mehr der Welt bewu�t gewesen, als da� Sie die wirtschaftlichen M�chte, unter denen wir stehen, mit einem geringen Stolz gesp�rt h�tten. Das hei�t, Sie h�tten reich gewohnt, den sozialen Aufstieg Ihres Gatten bewundert, Ihre Kinder gekleidet, die Men�pl�ne Ihrer K�chinnen berichtigt und mit Verehrung oder Verachtung auf die Gesellschaft um Ihr Leben herumgeblickt, je nachdem sie im Rang �ber oder unter Ihnen gestanden w�re. Was w�re aus Ihrem Herzen geworden? Soviel an Gro�mut und soviel an sp�tem ungeheurem Gl�ck, wie Sie es heute zu verlangen haben, vermag ein durchschnittliches Leben nie zu geben, und die Tugend, die nie an den Abgrund geschleppt ward, hat keinen Anspruch, ein Herz zu besitzen, das durch den Tod wie durch die Liebe mit derselben K�hnheit hindurchgeschritten ist.� Man wird mir zugestehen, da� ich mit Feuer log, obwohl mein Gef�hl offenbar geneigt war, in Tr�nen auszubrechen, denn je mehr ich mich begeisterte, um so furchtbarer empfand ich, welch verabscheuenswerten Unsinn ich sprach. Sie seufzte, als ob sie alle Liebe der Welt einsauge, und das brachte mich fast von Sinnen. Nur als ich mit der falschen K�hnheit, die Verliebten eigen ist, fragte: �Was h�tten Sie gehabt?� schien sie wie ohnm�chtig zur�ckzufallen. Ein Blick, den ich durch ein Licht, das aufglomm, auf ihrem Gesicht mit g�ttlicher Ergebung aufgeschlagen sah, belehrte mich, da� sie an ihren Vater dachte. In diesem Augenblick schienen wir umzingelt zu sein. Um uns herum erschollen Stimmen. Der Kutscher hielt den Wagen an und gab sichtlich Auskunft. Ich �ffnete die Wagent�r nach der einen Seite und schlo� sie im gleichen Augenblick. Offenbar hatte man sich an der Stelle zusammengekn�uelt, um eine Auskunft einzuziehen. Ich ri� den anderen Schlag auf, zog die junge Frau heraus, und wir liefen �ber die Wiese. Als wir hinter Buschwerk kamen, zitterte sie so, da� ich sie tragen mu�te. Als wir den Wald erreichten, fing eine sinnlose Schie�erei an, �berall loszuknallen. Wir standen hinter B�umen, um nicht getroffen zu werden. In diesem Augenblick war ihr Herz auf der H�he der Gefahr. Eine Verwundung h�tte sie niedergeworfen und get�tet. Denn dieses wundgelaufene Herz hatte nur noch eine kurze Frist, die die Natur ihr verliehen hatte, zu leben oder auszusetzen, und diese Frist langte noch bis zum Lager ihres Kindes, aber litt keine Minute Verz�gerung. Es gibt eine Z�rtlichkeit bei M�nnern, die in Augenblicken der Gefahr f�r das geliebte Wesen sich in nichts von der Liebe unterscheidet, die das sch�nste Recht der M�tter ist. Ich h�tte diese Frau, deren Schmerz und deren Schicksal ich offenbar wie ein Wahnsinniger liebte, mit meinem K�rper zudecken m�gen, um sie vor den Kugeln zu sch�tzen, wenn diese Bewegung nicht eine Narrheit gewesen w�re und die Soldaten auf uns gelenkt h�tte. Sie war im Augenblick der Gefahr von einer fast �bermenschlichen K�hle. Als wir eine halbe Stunde durch den Niederwald gerannt waren, kamen wir auf eine Stra�e. Wir hatten die Vorposten hinter uns und waren in Sicherheit. Nach einer halben Stunde fanden wir unseren Wagen. Zwei Stunden sp�ter erreichten wir die Station. Hatte ich unrecht, da� ich ihr, als wir mit einer gewissen Heiterkeit die letzten Wagenstunden machten, eine Geschichte nicht vorenthielt, die ihr Herz st�rken konnte? Da sie aus dem Leben stammte und mit ihren bekannten Figuren aus der Wahrheit wie aus einem Bilderbogen geschnitten war, hatte sie mehr �berzeugungskraft als die Literatur, die nur beweist, aber nicht atmet. Ich wagte kaum zu zittern, als wir uns der Station n�herten, ich war besinnungslos von einer Leidenschaft, die ich nicht zeigen durfte, und ich war gen�tigt, ihren Befehl zu respektieren, der mich zur�ckstie�. �Zeichnen Sie diese Geschichte auf,� sagte sie mit einem so verhei�ungsvollen L�cheln, da� mir die Tr�nen kamen, �und senden Sie es mir morgen nach als einen Beweis, der mich st�rken wird.� Sie hatte eine wundervolle Zartheit im Klang, da� ich f�rchtete, ich w�rde sie nicht wiedersehen. An der Grenze empfingen uns Soldaten. Pl�tzlich sahen wir uns an, von Fackelschein �bergossen. Dieses Gesicht, das lange nicht geweint hatte und auf dem Spuren unz�hliger Schmerzen wie ein Verh�ngnis schwebten, trug die Spuren von Tr�nen. Ich reichte ihr die Hand, um auszusteigen, und bemerkte an dem Druck ihrer Hand, da� es Tr�nen der Freude, ja der Erl�sung waren. In diesem Augenblick trat ihre ganze Seele, die noch nie gelebt hatte, auf ihr Gesicht, und ich wurde eines so himmlischen Glanzes ansichtig, da� mich die Besinnung verlie�. �Ich danke Ihnen mit aller Herzlichkeit, die soviel Ungl�ck �brig gelassen hat,� fl�sterte die Unbekannte mit hinrei�ender Anmut und gab mir eine Adresse, unter der ich ihr schreiben konnte. Sie empfing mit dem Nicken einer Vertrautheit, die nicht mehr menschlich war, mein Portefeuille. Man fand mich auf dem Platz hingestreckt wie einen Toten. In der Nacht schrieb ich die Geschichte eines Frevels auf, dem ein Gl�ck, das der S�hne, abzugewinnen ich meine Natur in unerh�rter Weise zwang. Denn um das Gl�ck der S�hne zu ertragen, bedarf es eines kalten Herzens. Das Kind mu�te leben, oder sie starb. Ich blieb nach diesem Wettlauf mit der Wahrheit, der mein Innerstes zerri�, drei Tage besinnungslos in meinem Zimmer liegen. Ich war gezwungen, mich zur Herstellung meiner Natur ins Gebirge zu begeben, da mein K�rper gewohnt war, alles zu ertragen, die h�rtesten Strapazen und die irrsinnigsten Entt�uschungen, aber nicht den Kampf gegen die Gesetze der Seele, die ihn regieren. Es gibt vielleicht eine einzige M�glichkeit, ihn diesen Streit ertragen zu lernen, das ist, ihn zum Siege zu f�hren. Man hatte mir versichert, da� am Abend ein Zug gehe, der ihr als ein Herold meinen Brief senden sollte, der eigentlich mein Schicksal war, auf dessen Echo ich wie ein Verr�ckter warten mu�te. Ich verbrachte diesen Tag mit einer so unheimlichen Getrenntheit meines Wesens, da� ich mit den Kerzen pl�tzlich vor den Spiegel sprang. Ich reiste an diesem Tag in dem furchtbaren Hotelzimmer, w�hrend ich gleichzeitig Bogen auf Bogen hinter verschlossenen L�den f�llte, an der Erinnerung der Nacht jede Minute zur�ck und badete mich, f�llte meine Seele mit jeder Bewegung und jeder Silbe, welche die Unbekannte von sich gegeben. Gleichzeitig wu�te ich, da� bei jedem Buchstaben, den ich f�r sie schrieb, sie der Ungewi�heit entgegenfuhr, ob dieses Kind sie verflucht hatte, ehe es starb, oder ob es mit einem L�cheln sie ansehen w�rde, das der Anfang eines unfa�baren Gl�ckes war. Die Frist war kurz, in der dieses bewundernswerte Herz lieben durfte, und ich h�tte nicht Gott sein m�gen, in dessen Hand es lag, und der es vielleicht zertr�mmern mu�te. Man wird mich nach der Geschichte, die ich aufzeichnete, fragen, ich verheimliche sie nicht. Sie besitzt jene Kostbarkeit, die Erlebnisse erst adelt, wenn sie ein Herz enth�llt oder getr�stet haben. Man darf der Literatur nur dann jene Liebe, die sie zu Beweiszwecken benutzt, zuwenden, wenn die Literatur jenes geheimnisvolle Herz besitzt, das mit den wahren Leidenschaften der Menschen gef�llt ist. Dieses Herz kann sich pl�tzlich �ffnen, und die Menschen sind in der phantastischen Stunde dieses Zufalls in der Lage, darin ihre Seele zu sehen. Eine vortreffliche Literatur wird ihre Bewunderer durch dieses Mysterium unbeschreiblich entz�cken, eine erb�rmliche wird sich in den Sekunden, wo man ihrer bedarf, als das akademische Geplapper entlarven, das nur sich selber liebt. Das Herz des Menschen ist der Ort, wo die Gegenst�nde, die Ereignisse und die Sitten der Welt gemessen werden und ihren Rang erhalten. Ausgezeichnet wird lediglich, was die Gr��e hat, dem Herzen gleich zu sein oder den Ehrgeiz besitzt, es zu �bertreffen. Es gibt in der Literatur einen Opfermut und eine K�hnheit von Gef�hlen, die weit �ber das hinaus wollen, was menschlichem Ertragen und menschlicher Spannkraft m�glich ist. Diese Literatur ist ohne Zweifel die h�chste in den verschiedenen Klassen des Schrifttums, in dem der Zynismus die niedrigste, die Weisheit die erhabendste ist. Es ist unm�glich f�r ein gleichzeitig kluges wie feuriges Temperament, eine Literatur anzuerkennen, die ihr Wesen nur durch sich selbst erh�lt und wie Narzi� sich von den Menschen und ihren Beispielen fernh�lt. Die Dichtkunst, meint Balzac, sei die Einleitung zum Staatsmann. Napoleon, Julius C�sar, der gro�e Friedrich, der erste Franz von Frankreich, Machiavell, ja selbst Goethe, Richelieu, der Kardinal Retz, Disraeli, Bulwer und Constant haben dieser These recht gegeben, indem sie ihren Geist, der das Sch�ne zu formen wu�te, derart disziplinierten, da� er das Geb�ude des Staates unter den letzten Gesetzm��igkeiten der Vernunft, der Gerechtigkeit und der Harmonie erblickte. Der Staat ist aber jene wundervolle Handschrift der Vorsehung, welche die Leidenschaften der Menschen auf den R�cken der Ewigkeit gezeichnet hat und in dem alle Linien des menschlichen Herzens enthalten sind. Wer diesen Kreis, den das Gebet eines unschuldigen M�dchens bis zur Grenzenlosigkeit der himmlischen Satzungen durchl�uft, verl��t, begeht einen Frevel, den nur ein Opferwille s�hnen kann, welcher st�rker ist als die Natur. Wer kann die Erde aufhalten? Wer vermag die Sonne zu verdunkeln? Zur S�hne ist dem menschlichen Herzen die Kraft, zum Verzeihen die Gr��e gegeben. Zum Widerstand gegen die Gesetze der Natur besitzt es nur das Dulden, welches die Trotzigen und seit Prometheus ewig Zerschmetterten manchmal bis zu himmlischem Licht erhebt. Hier ist die Geschichte: Im Jahre neunzehnhundertelf ereigneten sich drei Dinge, die an verschiedenen Stellen der Welt einen geheimnisvollen Zusammenhang schafften. Es war das Jahr, wo, drei Jahre vor den Sch�ssen von Serajewo, die Mitteleuropas Vernichtung und unsere Armut veranla�ten, einige Menschen anfingen, sich in die Luft zu schwingen, andere das Meer einige hundert Meter unter der Oberfl�che mit Tauchbooten zu durchfliegen und jenen Kampf begannen, den ein ehrgeiziges Geschlecht mit seinen Maschinen der Natur ansagte. In einem zarten Vorspiel, das vier Jahre lang die grandiosen Schlachten ank�ndigte, die unsere Nachfolger mit Stumpf und Stiel hinwegrotten werden, hat sich gezeigt, da� die Natur diese Provokationen auf ihre Urheber zur�ckwirft. Wenn in einem Landhaus in York Lady Grace ihr Leben in einer auffallenden Weise verlie�, von einem Tag auf den anderen aus der beh�tetsten Dame in einer Reihe von Verbrechen sprang, bedarf es nur der einen Erkl�rung, da� sie von jener Krankheit erfa�t war, welche alle leidenschaftlichen Naturen in dieser Zeit erfa�t hatte: da� sie dieser Welt kein Interesse abzugewinnen vermochte. Besonders gl�nzende Figuren wu�ten damals sich allerdings in ihrem Innern zu beruhigen und f�r die Zeit aufzusparen, wo die k�nstliche Sicherheit dieses Jahrzehntes in Flammen aufging, und die Menschheit sich in die grauenhaftesten K�mpfe st�rzen mu�te, die diese Erde gesehen hat. Andere, welche mit der K�hnheit eine Unsicherheit des Glaubens vereinten, begannen jene furchtbaren Herausforderungen, welche die Natur nicht unbeantwortet lie�, indem sie die Versucher mit einem L�cheln absch�ttelte, das die Welt mit Blut �berschwemmte. Andere, zu denen Lady Grace offensichtlich geh�rte, wechselten pl�tzlich ihre Seele aus. Diese Menschen, die damals nicht zahlreich waren, scheinen unter ihrer Seele eine andere zu besitzen, die pl�tzlich die erste v�llig verdr�ngt. Diese Annahme ist aber ohne Zweifel ein Irrtum, denn eine Seele kann nur durch den Tod den Menschen verlassen. Wenn ein erhabener Mensch sich pl�tzlich in furchtbarer Weise ver�ndert, so beweist das nur, da� er den Weg, welchen das Schicksal ihm vorgeschlagen hat, v�llig verl��t, und da� die Keime des B�sen, die in ihm lagen, tief in ihn eingedrungen sind. Es bedarf nur der R�ckkehr mit gl�ubigem Herzen, um eine solche Figur wieder zum sch�nsten Licht zu entfachen. Die Entschl�sse, die einen Menschen von gro�er Leidenschaft wie dieses k�hle M�dchen, von ihrer klaren Bahn und aus der Familie wegtreiben, liegen oft mit der Kraft eines Abgrundes da in Momenten, wo sie am wenigsten erwartet werden. Der �bergang kann sich mit einer Pl�tzlichkeit vollziehen, der alle ratlos macht, welche die Zusammenh�nge nicht erkennen, welche die Gesetze der Natur selbst mitten durch die Seele eines reinen M�dchens gelegt haben. Sie passieren zehnmal am Tage jene Stelle, wo ihr Leben furchtbar bedroht ist, ohne es zu wissen, und gehen in jenem Augenblick mit nachtwandlerischer Kraft in das B�se hinein, wo ihre Leidenschaft eine Laune gebiert, die jenseits ihres Gem�tes liegt. Diese �berg�nge sind nicht weiter mit der Vernunft erkl�rbar, sie m�ssen nur bestimmt und von denen, die sie vornehmen, ausgetragen und erduldet werden. Das Schicksal ist gewaltig genug in jener gewitterhaften G�te, die es selbst �ber die Schuldigsten verteilt, auch an das Ende dieses Frevels ein Licht zu stellen. Man kann nach Belieben bei Lady Grace alle jene Vorz�ge voraussetzen, die eine Schilderung abk�rzen werden, ihren Geist, ihre Erziehung, die Stellung ihres Vaters, ihre Lieblichkeit in gewissen Augenblicken, ihre k�rperlichen F�higkeiten. Ihr Alter betr�gt sechsundzwanzig Jahre, was erstaunlich ist, da ihr Verm�gen auch das Leben ihres bevorzugten Bewerbers h�tte �ndern k�nnen. Ihre Nase, �ber jener schon sprichw�rtlichen Verl�ngerung der Oberlippe hatte von der Seite einen leicht geschwungenen Bogen, sah von vorn aber fast etwas gestr�ubt und trotzig aus. Das gab ihr zwei Gesichter, ein durchg�ngig k�hnes und ein romantisches, was sich sehr apart mischte. Ihre Figur, mehr gro� als mittel, ward von jenem Dunkel der Augenfarben beherrscht, von denen man in gewissen Momenten erschrocken feststellt, da� sie hell wie das Meer und fast blau wie Perlmutt sind. Sie geh�rte zu jenen M�dchen, die in den Mondn�chten die Nachtigallen um ihren Gesang beneiden, in ihre Kissen weinen und selbst erstaunt sind, am Tag diese r�tselhaften Spannungen aus sich gewichen zu sehen. Sie sind dabei von einer Verstandessch�rfe, die nur jene Unerwecktheit ist, mit welcher die M�dchen in unbegreiflichem Instinkt unter den Erfahrungen her die Welt durchschauen und wohin sie erst durch die Weisheit der Leidenszeit wieder gelangen werden, ein Zustand, vor dem junge M�nner zur�ckweichen, weil sie �berlegenheit und Stolz dahinter f�rchten. Sie besa� dabei neben dem Weltblick, den ihre Erziehung ihr mitgegeben, eine Kameradschaftlichkeit, die jene Distanz der M�nner zu ihr noch vergr��erte, weil sie so traumhaft sicher hingegeben ward. Diese Sicherheit war es, die sie wie einen Diamant aufleuchten lie�, wenn sie im Abendkleid und phantastischem Schmuck in der Halle erschien. Es war ein unbeschreiblich siegreicher Schmelz in dem mit der Pl�tzlichkeit eines Schusses aufgl�henden L�cheln, da� man, obwohl man sie ha�te, ihr eine unvergleichliche Karriere voraussagte. Den Zorn der Frauen, die sich die M�nner neideten, erregte sie erst durch ihre v�llige Teilnahmlosigkeit f�r Bewerber. Man hielt sie f�r w�hlerisch und berechnend und nahm an, da� sie sich f�r den Besten aufhebe und vor Hochmut bis zum sechsundzwanzigsten Jahre noch keinen so Vortrefflichen gefunden habe, der ihren Tr�umen entsprach, w�hrend sie in Wahrheit ihre Seele noch nicht gefunden hatte und eigentlich eine Romantische war. Diese M�dchen scheinen kalt, weil ihre Herzen gl�hender als die M�glichkeiten sind, die ihnen zu Gebot stehen, diese Herzen daran zu erproben. Man mu� bedenken, da� das Fest, welches auf der Terrasse des Landhauses stattgefunden hatte, eigentlich eines der romaneskesten war, das die damalige englische Gesellschaft kannte, und da� Lady Grace bis zum Tod bleich und gelangweilt davon schien. Es war in den zarten und traumhaften Kost�men Gainsbroughs getanzt worden, dann hatte es geregnet, und nun gingen in der roten D�mmerung die Fenster alle auf und es roch nach dem Boden des Parks. In diesem Augenblick erregte es das Erstaunen eines jungen Mannes, da� ihr Auge sich auf ihn richtete. Der junge Mann, der den Vorzug hatte, in Indien gek�mpft zu haben, was seine Bl�sse und Melancholie mit einem dicken Kontrast unterstrich, war vor Schreck dar�ber fast erstarrt, in welcher Weise sich ihr Blick, w�hrend er auf ihm ruhte, ver�nderte. Ihm schwindelte ein wenig und er f�hlte sich halb umstrickt, halb durchbohrt. Er folgte ihr, als sie das Auge zur T�r gleiten lie�: �Kann ich auf Sie vertrauen?� frug sie mit grauenhafter K�lte. �Vergessen Sie nicht, da� ich das Leben von f�nfhundert Menschen, die mir dienten, monatelang in H�nden hatte,� rief er. �Wollen Sie mir dienen, Charley?� sagte sie mit einer Stimme, die ihn erzittern machte. �Diese Frage,� sagte er ergriffen, �beleidigt das Herz, das nie etwas anderes tat.� �Sie werden mich verlassen, wenn ich es w�nsche?� sagte sie ruhig. Er nickte betroffen. �Sorgen Sie f�r zwei Wagen. Vergessen Sie Ritch nicht abzuholen. Sie wohnt im Gartenhaus. Ich brauche einen �lteren Begleiter. Nehmen Sie Davis und geben Sie ihm Geld, da� er einen Kammerdiener mitnimmt. Zweihundert Meter von der Parkt�r warten Sie auf mich in einer Stunde.� Sie nickte und zog sich zur�ck. Zwei Stunden sp�ter fuhr das M�dchen nach Dover, ohne sich die M�he zu nehmen, ihr Kleid zu wechseln, das sie unter einem Staubmantel verbarg. Ritch war ein schwarzes Faktotum, das ihren Vater aus den Kolonien begleitet hatte und auf das sie sich blindlings verlie�. Diese Negerin war eigentlich javanischen Blutes, fast sch�n, nur zu dunkel, stark wie ein Tier und von der Wachsamkeit eines Hundes. Was im zweiten Auto folgte, war ein Greis mit Kammerdiener und einer alten Gouvernante. Sir Davis war von der senilen Schw�che eines Lebemanns, der nicht gen�gend Mittel hatte, seine Leidenschaften in der Jugend zu befriedigen, in diese H�rigkeit zu jungen Damen angekommen, die nichts begehrt, als ihnen zu Diensten zu sein. Sie opfern sich auf f�r den Beruf einer Attrappe und w�rden ihr Leben hingeben daf�r, da� sie in der N�he dieser Wesen trotz des Zustandes ihrer Z�hne noch bleiben d�rfen. Sie werden nicht beachtet, auch nicht bedankt und erf�llen die Dienste des Hofmarschalls mit gr��erer Leidenschaft, als diejenigen des Liebhabers, als sie noch W�nsche hatten. In der Nacht fuhren sie noch �ber und setzen die Autos auf die Strecke Paris, Dijon, Valence, Mont�limar, Avignon. Ehe sie Calais verlie�en, frug Lady Grace, als sie den Fu� auf die Dampfbarkasse setzte: �Ist das Telegramm abgegangen?� �Es ist durch meinen Bruder vom Foreign Office aufgeliefert worden,� antwortete Charley mit dem Ton eines Menschen, der etwas unerh�rt Schweres erledigt hat. �Dann kehren Sie zu Gaby zur�ck,� rief sie mit jener H�rte, die nur unverbrauchte Herzen �ber sich gewinnen, weil sie nicht wissen, wie unendlich sie damit schmerzen. Man mu� wissen, da� sich bei ihrer Abreise eine Szene abspielte, deren Helden ihre Windspiele waren. Diese Tiere, die sie auf allen Einladungen, so auch nach York begleiteten, von denen einige noch von ihrem Vater kurz vor seinem Tod eingestellt waren, wollten sie nicht verlassen, holten die Autos ein und rannten eine Weile neben ihnen her. Sie h�rten die Lockt�ne ihrer Herrin und wu�ten nicht, da� diese sie zum erstenmal zur�cktrieb. Pl�tzlich begann ihr Lieblingstier Gaby etwas Unerwartetes, Ungeheures, es sprang �ber das hinrasende Auto. Diese Spr�nge wiederholten sich, bis Lady Grace halten lie�. Man mu�te die Tiere anbinden. Nun kommandierte sie den jungen Mann zum Schutz ihrer Tiere, ohne zu bedenken, ob er gemerkt habe, da� sie innerlich weinte, als Gaby ihre unglaublichen S�tze begann. Er konnte denken, da� sie ihn zu ihren Liebsten sandte, aber er vermochte sich dabei nicht voll Bitterkeit zu verschweigen, da� sie die Hunde mehr liebte als ihn. Ein englischer Junge dieser Kreise hat zum Gl�ck genug Einf�ltigkeit, die Launen einer Frau zu pr�fen. Er war t�dlich gekr�nkt, aber, da er liebte, machte er sich ohne Umst�nde an den Anfang. Das zweite Ereignis, das in jenem seltsamen Zusammenhang mit dieser Abreise stand, war der General-Appell des M�groz-Clubs in New York, von dessen Bestand Lady Grace ebensowenig ahnte wie dieser Club von der Tatsache, da� eine gl�nzend sch�ne Frau sich anschickt, ein t�dliches Wettrennen mit seinen besten Mitgliedern zu beginnen. Dieser Club, der sich nach einem der ber�hmtesten Eisk�nstler nannte, vereinigte seine Mitglieder zum Curling. Das ist ein Spiel, welches, dem italienischen Bocca �hnlich, auf der Eisfl�che geschossen wird und Kraft mit Gewandtheit verbindet. Man hielt sich jahr�ber eine eigene geschlossene Eisbahn, was gewisses Aufsehen erregte, da dieser Sport in Amerika fast unbekannt war. Der Club hatte sehr strenge sportliche Satzungen, spielte Inter-League-Games und unterstand dem Olympischen Komitee. Man wird nicht vermuten, da� diese ernste Angelegenheit, die jeder Pr�fung standhielt (denn keine menschliche F�higkeit wird so genau kontrolliert wie das grausamste Spiel der modernen Zeit, der Sport) eine L�cherlichkeit sei. Diese Sportleute fanden das Curling erb�rmlich langweilig, es war ein Gesicht, das sie sich vorhielten, um ein anderes zu verstecken. Diese Zeit vor den Erfindungen der Tanks und der Vernichtungslust mu�te Gef�hle verstecken und mit den Kr�ften, die keine Auswirkung fanden, auf einer so gef�hrlichen Ebene zu spielen beginnen, da� sie ihr Leben und ihren Geist riskierten. Es gab so wenig Widerst�nde, da� man welche erfinden mu�te wie jene D�chse tun, die sich Bauten so kompliziert anlegen, da� sie sie teilweise wieder zerst�ren m�ssen, um in ihren Hauptkessel zu gelangen. H�tte jemand vermutet, da� dieser Sport den Bed�rfnissen seiner Mitglieder gen�gte, h�tten sie ihn im Inneren f�r einen Verr�ckten gehalten. In der Tat hatten diese Leute eine ingeni�se Erfindung gemacht, sich das Geheimnis zu beschw�ren, nach dem sie lechzten. Das war eine Tambola der Gefahr, eine Machinerie der Leidenschaften, ein wahrhaftiger Apparat, dessen Einrichtung von genialem Irrsein war. In dieser Einrichtung war ihr Schicksal mit einem Raffinement verbunden, das jeden von ihnen t�glich mit aller Furchtbarkeit wahllos erfassen konnte, kurz, diese Leute waren begabte Spieler, die statt um Geld, das sie besa�en, um Erlebnisse spielten, bei denen mehr zu verlieren war als Verm�gen. Vor allem verband sie, der Zuchtlosigkeit entgegen, die jedem erlaubte, nach Gutd�nken zu leben, eine eiserne Disziplin, gegen welche der Gehorsam der Armeen ein Kinderspiel war. Was sie beherrschte und im Notfall bestrafte, war ihnen n�mlich unbekannt. Sie hatten sich eine geheimnisvolle Macht erfunden, die sie mit aller Tyrannei beherrschte, womit sie gl�cklich waren. Die Zucht, die diesen Haufen von Spielern, Abenteurern, Soldaten der Kolonialarmeen, Kenner oder Adepten des Wunderbaren, Blasierte und vom Leben Gez�chtigte zusammenhielt, verwickelte sie in fast jede scheinbar unm�gliche Angelegenheit. Es wird nicht erstaunen, da� Curling nur ein liebensw�rdiges L�cheln gegen die Welt darstellte, hinter dem sie zwischen halsbrecherischen Gefahren ja Verbrechen, sich jene Genugtuung ihrer Nerven verschafften, die verr�ckt, aber bewundernswert war. Der eigentliche Vorgang war folgenderma�en: Das Haus war derart gebaut, da� es allen Entdeckungen auch durch Mitglieder gewachsen war und jede Manipulation erlaubte, die n�tig schien. J�hrlich wurden f�nfzig Metallkapseln im Dunkeln gezogen, in einer befand sich der Schl�ssel zu einem Verschlag, dessen Vorderseite eine viereckige Uhr war. Keiner, selbst der Besitzer des vorigen Jahres, wu�te, in wessen Hand der Schl�ssel kam. In dem Haus waren sechzig Kabinen aus Stahl, in denen die Mitglieder sich zu maskieren hatten, wenn sie aufgerufen wurden, einem Appell Folge zu leisten. Auch die Einrichtung der Kabinen, ihre Numerierung und die jedesmalige Verteilung der Nummern schlo� jedes gegenseitige Erkennen aus. Ihre Vermummungen und die Art ihres Eintritts in den Hauptraum sowie die Abd�mpfung der Lichter gen�gte ebenfalls, da� man nicht wu�te, in wessen N�he man sich befand. Vor allem darf nicht vergessen werden, da� diese Leute das Geheimnis liebten, das sie eingesetzt hatten und toll gewesen w�ren, wenn sie es gel�ftet h�tten. Diese Leute fl�chteten aus ihrer ungeheuren Macht in die Unsicherheit und waren damit besch�ftigt, das Gift eines Frevels zu genie�en und nicht, es zu enth�llen. Diese geheime Legion der M�nnlichkeit, die ihr Jahrhundert verachtete und seine Garantien wie seine Einrichtungen verlachte, besa� nur eine Abh�ngigkeit, das war jener Wille, der von dem Tr�ger des Schl�ssels ausging, welcher ihr Leben und Tod nach v�lligem Belieben in der Hand hielt. Wenn eine Sache dieser Welt gro� oder verr�ckt genug schien, sich daran zu bew�hren, berief er den Appell. Zu diesem Zweck erschien irgendein Mann im Club und frug nach einem Glas Whisky. Dieser Mann mu�te einen Satz sagen, der lautete: �Die Uhr ist aufgestellt, meine Herrn.� Diese Uhr war die Seele des Clubs. Da sie Schicksale bestimmte, war das Grausen auf sie �bergegangen, das man der Vorsehung schuldet. Durch eine Vorrichtung war es m�glich, da� am Tag nach der Ank�ndigung jeder der Vermummten, wenn er den Schl�ssel besa�, sich, ohne aufzufallen, in den Raum hinter der Uhr begeben konnte. Dies geschah durch eine liftartige Versenkung, die lautlos alle Etagen durchglitt. Man konnte von f�nf Etagen �ber zwei Dutzend G�nge in den Saal kommen, es war unm�glich festzustellen, wer in die Uhr eintrat. Diese Uhr ruhte auf drei S�ulen und hatte einige ovale �ffnungen. Die Mitglieder mu�ten in den d�mmerigen Raum vor die Uhr, einer nach dem anderen, treten, in dem Verschlag zur Seite die Maske l�ften und weitergehen. Jeder tat dies mit dem furchtbaren Gef�hl, da� hinter der Milchglasscheibe einer in sein Gesicht sah und �ber sein Leben bestimmte. Dies geschah so, da� der Mann, der nach Whisky fragte, einen Brief abgab, der in der Regel nur einen aus einer Zeitung gerissenen Wisch enthielt. In den kurzen Nachrichten der Journale sind in trockener Form die ungeheuerlichsten Dramen enthalten. Der Fall, der diese Geschichte mit England und einem ereignisvollen Teile der Geschichte Asiens verkn�pft, hatte ein schauderhaftes Aufsehen unter den Mitgliedern gemacht. Ihr unverbr�chliches Schweigen bewies, da� sie zitterten vor Erregung. Die ersten Drei�ig waren ergebnislos passiert. Da blitzte ein wei�es Licht und rollte in einen Ausschnitt der Uhr, daneben glomm in dem Schalter auf der Platte der Name George Good auf. Bei dem zweiundvierzigsten wiederholte sich eine Linie tiefer dasselbe. Der Name hie� nur: Capt. Pound. Diese Uhr trug �brigens an der Seite ein Verzeichnis aller Namen des Clubs, hinter denen in einem breiten Feld ebenfalls kleine Glasgitter von verschiedenen Farben gl�hten. Dieses Verzeichnis konnte mit Auszeichnungen im Team gedeutet werden, es betraf aber die Frage, ob diese Leute sich im Spiel mit den Gesetzen ber�hmt gemacht hatten, ob sie unterlegen waren oder ob sie wegen Verr�terei aus der Welt geschafft werden mu�ten. Das gelbe Licht war Verrat, das rote Verdacht, das wei�e bezeichnete besonderen Ruhm, das gr�ne war der Durchschnitt, das schwarze das Todeszeichen. Dieses Register war f�r den, der es studierte, von den Schauern des Furchtbaren umweht, ein erschreckendes Thermometer jener Leidenschaften, die sich unterwarfen, um sich auszutoben. Bei besonderen Anl�ssen war dieses Register verh�llt. Hinter den Namen Good und Capt. Pound gl�nzten die Scheiben gr�n, das Signal, da�, nachdem die Auszeichnung auf sie gefallen war, ihre T�tigkeit begann, die nunmehr neutral beurteilt ward. Jede Leistung begann auf diese Weise, aber keiner vermochte zu sagen, mit welcher dieser erschreckenden Farben sie aufh�rte, weil noch verfehmter als das Mi�lingen jene Untreue ger�cht ward, die das Ziel aufgab oder dem Sinn des Auftrags sich entgegenstellte. Diese letzte Frage war diejenige, welche den Bann t�dlich machte, der die M�nner vereinte, weil sie mit letzter Raffiniertheit das Schicksal herausforderte, jenes Schicksal, das mit Vorliebe in menschliche Handlungen eingreift und sowohl ihre Kurve als auch ihren Sinn ins Gegenteil verkehrt. Man mu� gestehen, da� diese Vorkehrungen mit h�llischer Genauigkeit getroffen waren. Nachdem die beiden Namen bekannt waren, gingen die M�nner auf verschiedenen Ausg�ngen auseinander. Beim Curling h�tte jeder sich eher die Zunge abgebissen, als da� er ein Wort �ber diese Dinge von sich gegeben h�tte. Es versteht sich, da� das Geheimnisvolle halb gewesen w�re, wenn man es mit einer Silbe erw�hnt h�tte. Die Sitte des Verschweigens gestattet, das Ungeheuerlichste zu erleben. Es gibt keine Verschw�rung, wenn man ihr die grauenhafte Gr��e nimmt, indem man davon spricht. Am folgenden und den drei n�chsten Tagen wurden an allen B�rsen eine Masse Aktien der Nord W. L. Schiffahrtsgesellschaft gekauft. Der Agent, der das Paket erworben hatte, gab den telephonischen Auftrag zum Kauf von zwei Fabriken, in der einen wurden gewisse Sorten Edelstahl gewalzt, in der anderen wurden die Platten zu verschiedenen Zwecken zusammengesetzt. Am folgenden Tage erhielten die beiden Unterleiter des Direktoriums der Schiffahrtsgesellschaft einen seltsamen Besuch. Besuche verr�ckter Art sind in Amerika h�ufig, man sch�tzt sich davor, indem man Leute in die Besuchszimmer der Direktoren setzt, die nicht die Direktoren sind, sie aber scheinen und in Haltung und �berlegenheit nachahmen, um die Besucher auszuforschen. Diese T�uschung ist eine der geringsten, welche die Handelswelt seit der Erfindung der alles zertr�mmernden Trusts gegen die Menschheit vornimmt. Sie hat den Vorteil, da� von den gro�en Betr�gern die kleinen entlarvt und die Narren beseitigt werden. �Halloooo meine Herren,� sagte Capt. Pound, der ein Stelzbein hatte, �ich besitze dieses Paket Aktien. Die Nummern finden Sie hier eingetragen. Hier ist die Bescheinigung des Notars. Die M�ntel liegen bei Hallgarten. Telephonieren Sie.� Die Klerks blieben r�hrungslos, sie schienen aus Wachs, wie man es in L�den f�r Konfektion sieht. �Und was,� sagte einer, aber es war nicht zu erkennen, welcher, �hat dieses Ihr Eigentum mit Ihren W�nschen zu tun?� Sie sahen gar nicht auf die Papiere, die Pound auf den Tisch geworfen hatte. �Dies,� sagte Capt. Pound, ohne im geringsten auf die beiden zu achten, �sind Beurkundungen, da� ich Besitzer der Rollway-Fabriken bin. Hier ist der Kaufvertrag. Hier die beeidigte Beglaubigung. Hier die letzte Bilanzabschrift des Unternehmens.� Und er warf sie auf den Tisch. �Und,� sagte einer der beiden Wachsm�nner, die vermuteten, er wolle seinem Geschrei nach das Personal aus dem Hause treiben, �welchen Zusammenhang sehen Sie zwischen den beiden abgegebenen Erkl�rungen?� �Dar�ber,� sagte Capt. Pound, �werde ich mit dem sprechen, der am Ende dieses Gegenstandes sitzt,� und er schlug mit dem Stock auf einen gro�en Kautschukbecher, der die Gespr�che aufnahm, und wandte sich einer dichtwattierten T�r zu, die sich von selbst vor diesem unerschrockenen Besucher �ffnete. Den Tag darauf begannen Arbeiter der Rollway-Fabriken den Einbau einer unerh�rt gesicherten Stahlkabine in den Dampfer �Leviathan�. Ein Mann mit Stelzbein kontrollierte. Die Arbeit mu�te in f�nf Tagen beendet sein, sie war es nach viereinhalb, weil Pounds Anwesenheit zauberhaft wirkte, er verstand mehr von dem Gesch�ft als seine Ingenieure. Au�erdem lie� er nachts arbeiten. Der geheimnisvolle Mann lie� die Arbeiter dauernd wechseln und �bertrug jedem nur einen geringen Teil der Besch�ftigung, auf diese Weise �bersahen sie in der Tat in keiner Weise, was sie arbeiteten. Dieser Mann, der sie beaufsichtigte, machte auf alle den f�rchterlichsten Eindruck. Dieser Capt. hatte in einem Krieg, den einige Jahre vorher seine Nation mit Spanien gef�hrt hatte, sein Bein verloren. Obwohl niemand heute die Tatsache f�r m�glich halten wird, da� eine edelm�tige Nation wie die amerikanische mit dem friedlichsten Volk der Welt in kriegerische Verwicklungen kommen konnte, da man vergi�t, da� die kubanischen Erze die Wirtschaftskapit�ne beider L�nder wie die Irrsinnigen lockte, trotzdem scho� eine der damals noch kindlich primitiven Kugeln eines kleinkalibrigen Gesch�tzes ihm in das Knie, fetzte den unteren Teil ab und Capt. Pound sah sein Bein ins Wasser fallen. Einer seiner Leute holte es wieder heraus. Er lie� es pr�parieren und f�hrte es zu jeder Zeit mit sich. Man h�tte diesen eleganten Mann f�r einen Professionel im Boxen gehalten, er war Ende der Drei�ig, hatte das Gesicht eines quadratischen Orang und eine furchtbare Stimme. Was jetzt geschah, ist aufs �u�erste geheimnisvoll. Das Schiff fuhr nach Beendigung der Arbeiten ab, durchfuhr eine Reihe von Tagen das Meer und kreuzte einen Tag an einem Teil der chinesischen K�ste. Die Nacht erhielt es Signale und einen Lotsen und botete die meisten Leute aus. Die Europ�er und Amerikaner standen neugierig auf dem Verdeck und betrachteten in der Morgend�mmerung eine grauenhafte Szene. Sie sahen einen Kilometer lang eine Treppe gegen das Meer herunterkommen, die sich oben in einer Wolke verlor. Sie schien aus dem Himmel f�rmlich herabzufallen, was noch geheimnisvoller dadurch war, da� die Sonne vom Meer her das ganze Bild grell beleuchtete. Zuerst rannten einige Tiere, die man als Kamele erkannte, auf den Stufen herunter. Es waren vier Tiere, von denen zwei st�rzten und mit zertr�mmerten Knochen von Stufe zu Stufe herabglitten. Dann kamen Stelzenl�ufer. Die paar Mann an Bord rissen die Augen auf und lachten �ber die possierlichen Spr�nge. Hinter ihnen her kam ein Trupp, der die Treppenkn�ufe besetzte. Ihnen auf dem Fu� folgte eine Kompagnie mit Fahnen an sehr hohen Stangen. Hinter diesem Trupp, der �brigens von einer herabrennenden Schar Musikleute begleitet war, kam ein Kamel, das sehr langsam gef�hrt wurde und ein Zelt auf dem R�cken trug. Die Leute, welche Ferngl�ser besa�en, konnten dann Falkentr�ger mit ihren Tieren erkennen, zwei bronzene L�wen, die getragen wurden, F�chertr�ger und einige Leute, die sehr breite, kurze Banner hielten. Es schien sich eine gro�e Zeremonie zu entfalten, aber man vermochte nicht zu erkennen, wozu. Es folgte offenbar in einem Wall von Speertr�gern ein rotausgeschlagener kleiner, fast ovaler Sarg, dahinter ein Heer von Papageien und Reihern, die f�rchterlich schrien. Dahinter liefen Leute die Treppe herunter, die mit B�llen jonglierten, unter ihnen bewegten sich andere, die Goldfischgl�ser mit eiserner Ruhe trugen, davor ein majest�tischer gelber Sonnenschirm, unter dem sich niemand befand, zuletzt eine ebenfalls leere S�nfte. Die Treppe f�hrte direkt ins Meer, verbreiterte sich aber bei der M�ndung in eine riesenhaft mit breiten Stufen herabkommende Terrasse. An diesem untersten Teil der Stufe hielt eine Motorbarkasse des �Leviathan�. Nun traten, w�hrend sichtlich verhandelt wurde, ein Teil der angeschwollenen Menge, die sich vermischt hatte, zur�ck, und endlich wurde der kleine Sarg mit einem Dutzend Begleiter in die Barkasse �bernommen, die sofort abfuhr. In diesem Augenblick fingen s�mtliche Menschen, die die Treppe hinuntergezogen waren, an sie in einer entsetzlichen Flucht hinaufzurennen und man h�rte in der Ferne ein Signal von H�rnern, die abwechselnd weich und lang und dazwischen scharf geblasen wurden. Dieser Vorgang war ungew�hnlich, in seiner Eile verwirrend, das Schreckliche daran bestand in der Atmosph�re der Unheimlichkeit, die er ohne Grund hinterlie�. Diese wurde aufs Furchtbarste erh�ht. Es waren drei Personen �brig geblieben, die nun etwa zwanzig Stufen herabstiegen, bis sie links und rechts auf die Br�stung kamen, die schon �ber dem Wasser hing. An dieser Stelle erschossen sie sich und st�rzten in das Meer. Der letzte trat bis an die unterste Stufe, setzte sich und schnitt sich den Leib auf. Er schnitt, nachdem er die Kleider bei Seite geschoben hatte, eine lange langsame Linie, die Eingeweide fielen ins Meer, er st�rzte zur�ck und blieb liegen. �By Jove,� sagte ein Mann am Reeling �er hat keinen Jonny Rumford, der sie ihm herausholt wie das Bein von Capt. Pound�. Der Matrose drehte sich um und bemerkte, da� Capt. Pound nicht anwesend war. Auf diesen Mann konnte sich Capt. Pound wie auf das Sakrament verlassen, er hatte jedoch, obwohl er in Kuba neben ihm gefochten hatte, vermieden, ihn von seiner Abwesenheit zu benachrichtigen. In diesen Augenblicken, die zwischen Grauen und Verst�ndnislosigkeit schwanken, ist der Anblick eines verdutzten Gesichts eine wundervolle Rettung f�r den Verstand. Die Matrosen lachten, sie wieherten vor Vergn�gen. Im selben Augenblick legte die Barkasse an. Durch ein Signal wurde das Deck geleert. Die Leute, die heraufgestiegen, erblickte kein Auge. Sie nahmen Besitz von einem Teil des Schiffs, der nicht zug�nglich war. Das Geheimnis dieser Vorg�nge ist v�llig banal. Man wird es heute weniger verstehen, da� es Aufsehen machte als morgen und die Bedeutung, die man ihm beilegte, damit verstehen, da� in diesen Jahren der Untergang eines Eisbergs durch ein Schiff, das mit ihm zusammenstie�, die wahrscheinliche Ermordung einer Mutter durch die rothaarige Frau Steinheil in Paris oder die Flucht einer s�chsischen Prinzessin mit einem italienischen Walzerkomponisten sensationelle Geschehnisse waren, die den Atem der Gesellschaft f�r Monate gepre�t hielten. Das Geheimnis, das nach Jahren noch nicht gel�st ward, h�tten zwei Menschen leicht entschleiern k�nnen. Der erste war nat�rlich Capt. Pound, der am Abend an Land gegangen, die Verhandlungen mit den Leuten �ber jener Treppe gef�hrt hatte und sich daraufhin verabschiedet und mit einem Auto nach der n�chsten Station hatte bringen lassen. Man war der Ansicht, da� er nach Peking fahren wolle. Der h�hnenhafte Stelzfu� war drei Stunden am Strand zur�ckgelaufen und in der N�he der Treppe trotz seinem Holzzusatz am rechten Bein nach dem Schiff zur�ckgeschwommen. Er hatte ungesehen seine Kaj�te erreicht. Hier nahm er ein Musterwerk der Mechanik vor, indem er eine Wand �ber seinem Bett �ffnete, in einen Korridor geriet, von diesem in eine Stahlkabine, die allerdings nicht hoch genug war, um darin stehen zu k�nnen, daf�r ein Ruhebett besa�, das sie in f�nfundvierzig Grad diagonal durchschnitt. Der �brige Raum dieser Kabine war aufs verst�ndigste ausgenutzt, um Lebensmittel, Wasser und Zigaretten unterzubringen. Der Mann hatte die Klappen hinter sich geschlossen, untersuchte die Nietungen, brummte, untersuchte die Nietungen an der anderen Seite der Kabine und nahm befriedigt Platz: �Diese Fabrik,� sagte er, �fertigt die anst�ndigste Pr�zisionsarbeit der Welt. Es lohnt sich, eine Zeitlang schr�g zur Erde sich aufzuhalten. Im �brigen werde ich sie behalten, denn sie scheint ausbaubar zu sein.� Dann erst sah er in einen Apparat, der einem Stereoskop glich. Es war der Beginn eines Scherenfernrohrs. Er vermochte durch zwei winzige L�cher, die der Ventilation dienten, von der Decke der Kabine, die er hatte einbauen lassen, diesen ganzen Raum zu �bersehen. Er befand sich durch f�nfzig Zentimeter besten Stahl getrennt neben dieser Kabine. Diese wurde am Morgen ge�ffnet, einige Leute betraten sie und untersuchten zwei Stunden lang. Sie benutzten dazu nicht nur Instrumente, sondern auch die Zunge, um geheime Ritzen zu erkennen. Capt. Pound, der offenbar wie auf die Auferstehung auf die Zuverl�ssigkeit der Mechanik vertraute, konnte es nicht unterlassen, w�hrend dieser Zeit Zigaretten zu rauchen. Der tollk�hne Bursche hatte die Frechheit der Abenteurer, die jeden Einsatz auf der h�chsten Quote spielen, �hnlich den Seilt�nzern eines verschwundenen Jahrhunderts, die lieber zwischen Kircht�rmen, als in mittlerer H�he und mit einem Netz gesch�tzt laufen. Es gibt eine Berufsehre, die den Milit�rs mit den Verbrechern gemeinsam ist und die beide veranla�t, mit der m�glichsten K�hnheit zu leben. Als die Untersuchungen abgeschlossen waren, wurde mitten in dem Raum, der vorher mit Blendlaternen �bertaghell erleuchtet war, der Sarg, offen, aufgestellt, worauf der Raum in einem leichten gr�nen Licht schwamm. Daraufhin wurde die gro�e Stahlt�r geschlossen und man konnte eine Scheibe aus meterdickem Glas darin beobachten, die trotzdem durchsichtig genug war, den Raum zu kontrollieren. Die Leute, die diesen Transport zu erledigen hatten, hatten scheinbar die T�r plombiert und mit Wachen umzingelt, denn das Schiff begann sich zu bewegen. �Capt. Pound,� sagte der Matrose Jonny Rumford, �ist nicht zur�ckgekehrt. Er wird seine Gr�nde haben. Wir sind nicht allein. Sein Bein ist da.� Er ahnte nicht, da� Pound seine Ruhe, die er vor Kuba behalten hatte, als er ihm sein Bein �berreichte, verloren hatte. Capt. Pound hatte damals, obwohl er vor Schmerz wei� geworden war, gesagt: �Das n�chstemal deines, Junge, ich werde es dir bringen.� Capt. Pound starrte wie ein aufgeregter Verr�ckter in das Fernrohr. In dem offenen kleinen Sarg lag jene schauerliche Sache, die diesen Mann in seinem kleinen K�fig fast ersticken lie�, und deren Anziehungskraft stark genug war, ein junges M�dchen aus einem v�llig vortrefflichen Dasein in das Verbrechen hineinzujagen, dem sie ebenso �berlegen war wie den Tugenden. Der zweite Mann, der das Geheimnis kannte, aber gel�chelt h�tte, wenn dieses Wort an sein Ohr gedrungen w�re, bedarf einer Minute Pause, um ihn einzuf�hren, weil die Literatur seinen Namen mit jenem Pomp beh�ngt hat, den armselige Skribenten anwenden, wenn ihnen ein Begriff die M�he ersetzen soll, einen Menschen darzustellen, dessen Schilderung sie nicht gewachsen sind. Eine gute Literatur tut gut daran, einen Menschen so zu bringen, da� man seine Stellung nicht kennt, denn die unbegabten Schriftsteller haben um gewisse Sachen einen L�rm gemacht, da� die Leser unter dem Namen schon Vorstellungen empfangen, die die erlesenste Schilderung nicht mehr beseitigen kann. Diese schlechten Zauberk�nstler haben es fertig gebracht, da� ein Feldherr etwas Vollendetes erscheint und unm�glich pucklig und feig geglaubt wird, da� ein Flieger schlank und k�hl sich vorgestellt wird, w�hrend das in der Regel neurasthenische Affen sind, da� man eine franz�sische Frau kokett und eine englische langweilig findet, w�hrend die einen nur nat�rlich, die anderen h�chst am�sant sind. Diese Schriftsteller haben es in hunderten von F�llen fertig gebracht, da� man sich entschuldigen mu�, eine Illusion zu zerst�ren, die im Grunde nichts wie eine Bequemlichkeit unf�higer Leute war. Die Kunst des Schreibens besteht in vielem darin, da�, wenn etwa von einer Wendeltreppe die Rede ist, der Leser nicht begeistert mit dem Zeigefinger eine Spirale in die Luft haut, sondern sprachlos vernimmt und glaubt, da� sie viereckig ist. In der Tat ist schon bei den �gyptern eine Wendeltreppe stets ein im Grunde quadratischer Aufbau gewesen, und die R�mer sind ihnen darin ebenso gefolgt wie die Fr�h-Germanen und Juden. Diese Person ohne Zweifel, die der Anla� einer immer schneller dem Ende sich n�hernden Geschichte ist, ist von ber�ckender Schlichtheit. Sie hatte das Ungl�ck, eine Kette, die nicht den geringsten Wert besitzt, da sie keiner der bekannten Edel- oder Halbedelstein-Arten zugeh�rt, zu zerrei�en. Diese Person hatte Gr�nde, die nicht verheimlicht werden sollten, diese Kette in Europa reparieren zu lassen. Diese Zusammenh�nge sind von kl�glicher Einf�ltigkeit. W�rde ich Sie fragen, wie Sie sich den chinesischen Kaiser vorstellten, w�rden Sie ihn dick und w�rdevoll, offenbar mit der Unbequemlichkeit einer Krone, eines Szepters und eines Baldachins vorstellen und damit eine beklagenswerte Dummheit der Zivilisation vollziehen. Das in der Tat Wunderbare ereignet sich allerdings sek�ndlich in aller �ffentlichkeit dieses mechanisierten Zeitalters, ohne beachtet zu werden. Man hat sich jedoch, wahrscheinlich als Entschuldigung f�r soviel Blindheit einige phantastische Vorstellungen aufgebahrt, an denen nicht ger�ttelt wird. Man begeht in fr�hlicher Laune die Vergewaltigung, Menschen und Vorg�nge, die unter den wirtschaftlichen Gesetzen der modernen Zeit stehen wie wir auch, zu geheimnisvollen, fast g�ttlicher Einwirkung f�higen Sachen zurechtzudenken. Diese Kritik an der Zeit w�re im Munde eines R�soneurs in der Tat voll gro�er M�glichkeiten. Diese Geschichte ist nicht im Stile Diderots geschrieben, sondern in einem verbrecherisch sto�enden Wagen erz�hlt und handelt von Halunken, deren Tempo und Technik auch die Erz�hlung anzunehmen hat. Dieser junge, elegante Mann also, dessen Stirn ein gro�es Nachdenken gefaltet, eine noch tiefere Weisheit aber wieder gegl�ttet hat, der in dieser Nacht im Auto ankam und am Morgen auf dem Meer den �Leviathan,� auf der anderen Seite des H�gels einen Garten mit Springbrunnen, kleinen Kindern und Pelikanen beobachtete, w�re ohne Zweifel zusammengest�rzt unter der Welle von Reflexionen, zu denen selbst Schiller und Moliere ihren Teil gegeben haben, wenn er unter jenem Titel vorgef�hrt worden w�re, dessen Machtvorstellungen ihn einfach zertr�mmert h�tten. Dieser junge Mann, den jene Wolke nebst seinem Haus den Blicken Jonny Rumfords und seiner Kameraden entzog, war in der peinlichen Lage, vor einer der Legenden zu fliehen, die die St�tze eines Staates und der Dynastie, aber den Beteiligten ein Stachelbett der Unbequemlichkeiten sind. Er versuchte sich eines Wunders zu entledigen, dessen Tatsache die Leute so verr�ckt zu machen schien, da� sie es in der Tat erlebten. Jene zerrissene Kette, die unter Pounds Kontrolle auf dem Meer schwamm, sollte eine Kraft haben, die einer vertausendfachten Leidenschaft glich, das hei�t, wer sie sah, ward von der Begierde angefallen, sie zu besitzen. Diese Albernheit, die einer Anzahl Menschen, welche die Tradition lieben, zum Verh�ngnis und Tod gedieh, veranla�te den kl�geren Besitzer, sie aus dem Lande zu bringen, bis er den Ger�chten der Masse das Ger�cht entgegensetzen konnte, sie sei in der Tat wieder vollendet zur�ckgekehrt. Man mu�te sich einer Legende bedienen um eine Legende zu parieren ebenso, wie Achilleus sich in ein L�wenfell wickeln lie�, um einen L�wen zu erw�rgen. Es ist bezeichnend f�r die Dummheit der Menschen, da� selbst Leute von der �berlegenen Klugheit Europas, die dieses Metier der gutwilligen F�lschung in Kriegen und Revolutionen brillant verstanden, auf den Leim eines Wunders gingen, von dem der Urheber sich halb �rgerlich gerade befreit, der Urheber, den man als Kaiser vorzustellen freilich ohne diese Vorbereitung nicht den Mut besitzen konnte. In diesem Sinne waren selbst jene Menschen, die ihr Leben einsetzten um dieser banalen Sache willen, vollkommen Betrogene, aber es ist zu ihrer Erl�uterung zu sagen, da� die Ziele eines Herzens in dieser Welt nicht wichtig sind, die Erlebnisse des Herzens aber ungeheuer gewogen werden. Bald darauf, vor Genua, kam Lady Grace an Bord. Das Telegramm des Foreign Office h�tte ihr die gepflegteste Aufmerksamkeit gesichert, wenn man sie ihr nicht von selbst gewidmet h�tte. �Gehen Sie,� sagte sie, als sie das Schiff betrat, zu Sir Davis, der ihren schwarzen Shawl auf dem Arm hatte �und erz�hlen Sie mir beim Lunch, was Sie mir bieten wollen auf diesem Flo�, auf das Sie mich geschleppt haben.� �Sie ist sechsundzwanzig,� sagte Sir Davis zu dem Kapit�n, der von ihrem L�cheln nicht rasch genug entz�ckt war, �aber sie besitzt die Linie von achtzehn und den Verstand von f�nfunddrei�ig, wo er gerade gro� genug ist, auch vom Genu� noch ein paar Jahre etwas zu haben.� �Wir,� sagte der Kapit�n, der jenen amerikanischen Typ M�nnlichkeit verk�rperte, der halb weibisch, halb mulattisch wirkt, und steckte die H�nde in die Manschetten, �wir, die zehn Monate des Jahres unter M�nnern und auf dem Wasser sind, haben, wie mir scheint, die gleichen Ideen wie die Herren vom Land.� Er salutierte und dachte dabei an Ritch. Er fand Grace zu mager. Mit der Geschicklichkeit der Leute, die das f�r sie Unerreichbare aus ihrem Geschmack ausschalten, hatte er infolge ihrer runden Formen die Javanerin, die ein h�bsches Tuch als Turban trug, bereits in sein Herz geschlossen. Sir Davis konnte Grace von dem Geheimnis erz�hlen, �ber welches das Schiff munkelte. Ritch erhielt gewisse Befehle. Der Kapit�n widerstand der Neugier einer so hochstehenden Dame. Der chinesische Sekret�r vermochte in der Angeh�rigen eines der h�chsten englischen Beamten keine Feindin seiner Aufgabe zu sehen. Auf diese Weise erblickte Lady Grace die Kette durch das Glas. Capt. Pound kam in die Lage, durch sein Scherenfernrohr zum erstenmal eine beispiellos sch�ne Frau zu sehen, die die Kette besichtigte. Er sah dieses Gesicht �fters und es pr�gte sich ihm ein. Pound empfand einen Ha� gegen dieses Gesicht, das sich mit seinen meerblauen Augen an die Kette festsaugte und von dem er bemerkte, da� es zitterte. Es bebte nicht mit den Nerven oder mit den Augen, es zitterte mit der ganzen Gewalt einer Gefangenheit, die hinter einem k�hlen Gesicht sich b�umt. �Ich gehe meine B�ren f�ttern,� sagte sie im Scherz, wenn sie hinunterschl�pfte. In der Tat, sie hatte etwas von der Leidenschaft der Dompteusen, die ihre Macht �ber die Tiere genie�en und dabei selbst etwas von der Grazie und der Gef�hrlichkeit ihrer Tiere angenommen haben. Sie hatte die blitzhafte Kraft in der Wirkung ihrer Erscheinung beibehalten, aber es war ein wenig von der geheimnisvollen Gefahr der Steine auf ihr Gesicht getreten. Ihre Anmut schien voll t�dlicher Schrecken, ihre Gefahr aber war ihre Anmut. Lachend verw�hnte sie die W�rter mit Fr�chten und Zigaretten. Die kleinen Chinesen a�en ihr aus der Hand wie einem W�rter die Katzen. Vor Marseille gab sie ihnen Opiumzigaretten, sie wirkten nicht und sie mu�te das Experiment vertagen. Inzwischen hatte Ritch eingesehen, da� der Kapit�n gewisse Eigenschaften, die ihn auszeichnen m��ten, ebensowenig besa� als Schl�ssel. �Dieses Glas,� sagte Sir Davis eines Tages vor der Stahlkabine, �mu� eine luftleere F�llung besitzen, sonst w�re das Gestein nicht zu sehen.� �Zehn Jahre auf dem Ozean,� sagte der Kapit�n, �und es interessiert Sie nichts mehr als eine Frau.� �Aber,� sagte Sir Davis, �deshalb vermag doch ein gewisses Quantum Luftleere zwischen dem Glas sich zu befinden�. �M�glich,� erwiderte der Kapit�n und nahm eine Pfeife in den Mund und pfiff, �ich k�mmre mich nicht darum.� Diese Hoffnung ging f�r Grace verloren. Ritch verschaffte ihr aus dem Zimmer des Sekret�rs den Schl�ssel, nachdem sie ihn narkotisiert hatte. Man war vor Lissabon, die W�rter hatten ein Mittel im Bauch, das sie wie Kl�tze liegen lie�. Der Dampfer hatte schon angelegt und sollte am n�chsten Tag nach Rotterdam fahren. Das M�dchen trug einen schwarzen Ledermantel mit einer �hnlichen M�tze. Als sie den Schl�ssel umdrehte, der nach einer besonderen Weisung gedreht werden mu�te, brach er ab. In dem gleichen Augenblick sah sie einen furchtbar aussehenden Mann eine T�r aus der gegen�berliegenden Wand herausdr�cken und sich blitzschnell nach dem kleinen rot ausgeschlagenen Sarg hin bewegen. Ehe er zugriff, scho� Lady Grace einmal in das Glas. Es war nicht luftleer gef�llt und die Kugel prallte ab. Den zweiten Schu� gab sie in das Schlo�, die Kugel drang ein, blieb aber stecken. Zwischen den beiden Sch�ssen sah sie pl�tzlich von der Decke einen Matrosen herabst�rzen. Dieser Mann war ohne Zweifel sch�n und bei anderer Zeit h�tte man ihn bewundert. Er hatte eine klare wei�e, fast zu hohe Stirn, was seinem Kopf eine Bedeutung gab, die etwas zu stark war f�r die banale Sch�nheit seiner Mund- und Augenpartien. Die Nase war nicht gerade edel, aber stolz genug, die �brigen Gesichtsfehler zu beherrschen und einheitlich zu machen. Seine blauschwarzen Haare setzten mit einem Halbbogen wie bei J�dinnen an und waren tief und lang zur�ckgestrichen. Dieser Mann, der eine Spur zu gewandt war, um nicht weichlich zu wirken, griff nach der Kette. Es war zweifellos, da� er kein Matrose war. Capt. Pound rollte die Augen, als ob er sterben wolle. Dieser Mann war George Good, sein Partner, der ihm die Beute abjagte und den er nicht ber�hren durfte, solange dieser nicht einen Verrat beging. In diesem Augenblick, den ihre Pupillen sich ineinanderbissen, griffen beide nach der Kette, es ward dunkel. Man st�rzte auf die Sch�sse herbei. Da man den Eingang durch die Kugel versperrt fand, mu�te die halb wahnsinnige Grace den Eingang von der anderen Seite erkl�ren. Man fand, wie sie gesagt hatte, durch Capt. Pounds ehemalige Kabine keinen Eingang, kam jedoch durch ein Loch �ber den Schornstein herein. Ein Mann, der tagelang mit einer Rauchmaske gearbeitet haben mu�te, hatte mit einer Unmenge S�ure den Stahl zerst�rt. Im Innern fand man die Mechanik der Klappt�re, aber man kam nicht weiter, da die �ffnung nach dem Korridor und Pounds Kabine nur durch ein seltsames System von Druck- und Klopfbewegungen herzustellen war. Die beiden M�nner mu�ten durch den Schornstein geflohen sein. Mittlerweile hatte Lady Grace jene K�lte angenommen, die unbegreiflich ist, wenn man sie vorher kannte. �Laternen� schrie sie sofort, w�hrend die anderen noch untersuchten, Davis ins Ohr. �Sechsundzwanzig Jahre,� fl�sterte der alte Seigneur, als er die Blendlaternen rollen lie�, �aber das Genie eines Feldherrn.� Sie entdeckten zwei Boote und folgten mit einem der kleinen Motore, die heruntergelassen waren. An der im glatten Hafenwasser noch stehenden Furche sahen sie, da� sie einen Motor vor sich hatten. Auf der Verfolgung h�rten sie Ruderschl�ge. Sir Davis, der einen Scheinwerfer bediente, richtete ihn nach der Seite. Sie hatten zwei Matrosen bei sich und schossen durch ein Gewirr von Dampfern. Die Ruderschl�ge gingen nach der Seite und sie sahen einen Kahn, der, von einem Tollen gerudert, gerade an einem Segler anlegte. Sie schossen hin�ber. Bei ihrer Ankunft hatte der Mann sich an Bord begeben; indem er einen ganz unglaublichen Sprung, aufs Ruder gest�tzt, gemacht und ein Tau erreicht hatte. In diesem Moment zog einer der Matrosen Lady Grace bei Seite, bekreuzigte sich und hob den Daumen in die H�he. Sie erkannten am Wimpel, da� das Schiff die Pest und das gelbe Fieber hatte. Sie hatten sich dem Quarant�ne-Schiff gen�hert. Grace war au�er sich. Sie warfen den Motor herum, fanden die Spur des anderen und folgten, sie sahen das Motorboot lediglich an einer Mole treiben. Als der Matrose auf das Fieberschiff sich schwang, hatte Lady Grace ihn erkannt. �Photographiere� zischte sie und Ritch fa�te ihn mit einer wunderbaren Magnesiumflamme. Der eine Matrose hatte ihn ebenfalls erkannt. �Capt. Pound,� sagte er zu sich, �war an Bord. Wir waren nicht allein. By Jove, er hat bestimmt, auch wenn es das erstemal ist seit Cuba, Gr�nde, sein Bein zur�ckzulassen.� Er t�uschte sich. Es war vielleicht der verr�ckteste Erfolg, den Pound in seinem Leben hatte, als er sich mit seinem Bein unterm Arm auf das Fieberschiff schwang, das er vor Wochen nicht verlassen durfte und von dem der unerschreckbare Bursche nach drei Tagen ans Ufer schwamm. Lady Grace sch�umte vor Wut. Dieses junge M�dchen war von der Pranke des Geheimnisses erfa�t wie ein S�chtiger von dem Mond, der ihn verzaubert. Sie zermarterte hinter der glatten ruhigen Stirn ihr Hirn, man h�tte sie nach dem Namen ihrer Mutter fragen k�nnen und sie h�tte mit der Antwort gez�gert. Sie bebte vor Zorn, da� sie besiegt war und verstand diesen Zustand hinter einer Vernunft zu verstecken, die eigentlich Mathematik ist. Ein junges M�dchen, das vor Leidenschaft beginnt, ihre Chancen zu berechnen, ist in der gr��ten Gefahr, weil sie ein f�rchterlicher Gegner geworden ist. Sie treibt die Waffen der Feinde zur abscheulichsten Grausamkeit. �Ich habe,� sagte sie sich, �Ritch, die f�r mich zu sterben bereit ist und Mittel. Dazu z�hle ich Davis. Er ist ein Gerippe, aber dieses Gerippe ist ehrgeizig auf seine M�nnlichkeit, darum wird er unendlich treu sein. Im �brigen werden wir sehen,� und sie bi� sich auf die Lippen mit einem Ausdruck, der h�tte sagen k�nnen, sie meine das Leben ihres Vaters. Man wird diesen Zustand der Leidenschaft nur begreifen, wenn man immer daran festh�lt, da�, wenn das H�llische in ein so reines Gef�� f�llt, es s�mtliche Kraft zu allen guten Handlungen, ja selbst die z�rtesten und unausgesprochensten Gef�hle zu einer unglaublichen Energie zusammenbindet. An Hand der Photographien erfuhr sie in kurzer Zeit, da� Pound in Lissabon war. In Lissabon findet man jemand, den man sucht, leichter bei Nacht als am Tag. Auf der Placa do Commercio kauft man um Mitternacht nicht nur T�nzerinnen, sondern auch Gem�se. Dies Volk der Weltentdecker hat eine bezaubernde Art, seine Vergangenheit auf den Banknoten zu verherrlichen, die sie mit einer solchen Leichtigkeit ausgeben, da� die Gesch�fte gen�tigt sind, die ganze Stadt nachts zu illuminieren. Hier l�uft, w�hrend in den Variet�s Quadronen und Mestizinnen tanzen, die Hochbahn wie auf Seilen durch den Sternhimmel, die Motorr�der brausen vor�ber, und wer auf einem zweisp�nnigen Wagen oder einem Auto oder Sattel sitzt, schwenkt den Hut, um die Damen auf der Avenida in ihrem Korso zu begeistern, wenn sie zu einer ihrer hei�bl�tigen Beichten gehen, zu denen die Kirchen die ganze Nacht offen stehen. Lady Grace vermutete, da� es leicht sei, in diesem Tollhaus die Spur eines Mannes zu entdecken, den sie berauben oder zum mindesten �bert�lpeln wollte. Sorge machte ihr lediglich der Gedanke an jenen Matrosen, von dem sie nicht annehmen konnte, da� er Pounds Gehilfe war, da er gezittert hatte. Auch war ihre gemeinsame Flucht diejenige von Gegnern. Sie f�hlte, da� sie diesen Mann nicht gen�gend bei ihren Pl�nen bedachte. Sie machte trotzdem den Fehler, den imposanteren Mann f�r den gef�hrlicheren Partner zu halten, in den eigentlich nur Frauen fallen, die geliebt haben. Sie bedachte nicht, da� George Good sie gesehen hatte und sie von seiner Seite beobachtete. Good, der auf eine gl�nzende Weise den Capt. �bert�lpelt hatte, indem er auf dessen Schiff sich aller Energieaufw�nde Pounds bediente wie die Parasiten, die in der Gestalt von V�geln im Mund der Krokodile Sicherheit und Nahrung haben, um damit den Capt. zu betr�gen, war ohne Zweifel vorderhand der geschickteste Feind. Er war der elegantere, das hei�t der kl�gere. Seine Weichheit erlaubte ihm, auf Brutalit�t zu verzichten, aber die Rohheiten seines Partners durch seine Intelligenz auszunutzen. Er war eine jener gl�cklichen Naturen, dem diese Abenteuer dennoch ein, wenn auch gl�nzendes, so dennoch begrenztes Spiel da noch blieben, wo die anderen schon Fanatiker und damit gebunden waren. George Good beobachtete noch, wo Pound schon sch�umte. Als er im Augenblick der Sch�sse, die Grace abgefeuert hatte, ihr Gesicht, da� er t�glich beobachtete, sah, war ihm die Leidenschaft dieser Frau noch nicht klar. Er war entfernt, eine Besessene in ihr zu sehen, aber zu intelligent, einen so ungew�hnlichen Vorgang mit einer Liebesangelegenheit zu verquicken. Da er Lissabon an dem ersten Tag nicht verlassen konnte, reizte es ihn, das Geheimnis der Frau auszukundschaften. Er ging dabei in seine eigenen Netze. An diesem Tage wurden zwei Dutzend Offiziere der Marine verhaftet und der Hafen gesperrt. Good hatte in einem Kasino masqu� beim Chemin-de-Fer-Spiel Grace gesprochen und �ber die Halbmaske mit ihr Worte zu wechseln versucht. Sie hatte sich umgedreht, da sie ihn nicht erkannte und mit ihrem Hochmut den Mann gereizt. Er hatte in ihrem Hotel Wohnung genommen. Es gelang ihm, eine Sekunde in ihr Zimmer einzudringen. Zu seinem Ungl�ck sah er sofort das Bild des Capt. Pound und hielt sie f�r Pounds Geliebte, ohne zu ahnen, da� jeder Detektiv Lissabons dieses Bild in der Tasche trug. Er f�hlte sofort, da� er Pound untersch�tzt hatte, der mit solchem Aufwand vorging und reiste dahin, wo man ihn am wenigsten vermuten konnte, nach Rotterdam. Grace hatte nat�rlich das Fieberschiff umstellen lassen und Spitzel in der Baracke, durch welche die Gesundeten in Quarant�ne gingen. Da sie Geduld noch nicht zu ihren Waffen z�hlen konnte, machte sie sich auf einen Einbruch in das Schiff bereit. Hier konnten ihr weder Davis noch Ritch zu Diensten sein, sie sandte sie weg. Davis hatte ohne Zweifel soviel in seinem Leben nicht flaniert. �Wenn sie,� sagte er sich, �meine Augen ruiniert, wird sie mir gestatten m�ssen, sie mit den H�nden zu bef�hlen. Praxiteles soll im Alter auf �hnliche Weise die Sch�nheit wahrgenommen haben.� Im �brigen war dieser Geck bis zur Besinnungslosigkeit treu. Da sein Verstand sich vollkommen auf den Dienst bei jungen Frauen eingestellt hatte, war ihm das Bewu�tsein des tieferen Sinns aller Vorg�nge abhanden gekommen. Sein Verstand arbeitete wie die Vernunft der Setzer, die ein Wort aber nie einen Satz im Ged�chtnis behalten. Er war vielleicht der geschickteste Detektiv, weil f�r ihn schlie�lich jeder Mann ein Konkurrent war und nur der Hahn das beste Geh�r f�r jenes siegreiche Kikeriki eines anderen besitzt, das noch kaum angestimmt ist. Als Grace sich zu dem furchtbaren Schritt entschlo�, sich durch eine reichliche Bestechung an das Fieberschiff fahren zu lassen, erfuhr sie, da� Pound an Land sei. Eh weiteres bekannt ward, sprach erst sie dann Davis mit Good. Grace hatte ihn verachtet. Die Maske hatte Davis eingeholt: �Diese Dame,� sagte sie ihm ins Ohr, �k�nnte eine Prinzessin sein, denn sie ist sehr stolz. Vermutlich kann sie eine B�rgerin sein, denn sie setzt so hoch, wie Aristokraten es nicht tun w�rden, die den Reiz des Geldes schon zu lange kennen, um es so unsinnig auf die Kante zu setzen. Aber ich wette, sie verm�chte auch, nachdem ich ihre Augen gesehen habe, die Geliebte eines Piraten sein, der eine Kanonenkugel von achtzehnhundertsiebzig als Kopf, einen Boxhandschuh als Herz, eine Leber an Stelle der Nase und als Charakter ein Stelzbein hat.� �Dies erste� erwiderte Davis ihm, �ist sie nicht, aber sie kann es jeden Tag sein. Der zweite Verdacht stellt Ihren Scharfblick so in Frage, da� man zweifeln mu�, ob Sie ein Edelmann sind, so da� daher leider f�r die dritte infame Frage Sie von Sir Joshua Davis nicht zur Rechenschaft gezogen werden k�nnen.� Der alte Geck benahm sich wie ein verliebter Franzose und lie� den Maskierten stehen, nachdem er sich aus Eitelkeit verraten hatte. Zwei Stunden sp�ter war Good im Hotel. Den Tag nach ihm reiste Pound ab, der ihn beobachtete. �Vielleicht,� sagte sich Grace, �ist auch Good hinter Pound hergefahren,� als Ritch ihr erz�hlte, da� sie Good auf dem Gang in dem Moment angetroffen hatte, wo er wie durch Irrtum ihre T�r �ffnete. Auch Davis erinnerte sich an den Mann, mit dem er gesprochen hatte. Diese Personen, die nach Graces Angaben suchten, hatten alle durch ihre Fehler nur das Wesen Pounds zu entziffern gesucht in dieser Stadt, die sie wie ein Karneval �berfiel und Good nicht beachtet. Grace richtete sich auf beide nunmehr ein, nachdem sie eine Niederlage von demjenigen erhalten hatte, den sie verachtet hatte. Sie hatte nunmehr seine Witterung. Sie folgte bis Rotterdam. �Welcher von beiden hat die Kette?� fragte sie sich in zwei N�chten, die sie im Zug verbrachte. �Wer verfolgt und wer wird gejagt? Ist das ganze Arrangement gar eine T�uschung? Vielleicht f�hrt sie ein Dritter weg, w�hrend ich hinter diesen beiden her bin? Genug,� endete sie jedesmal mit seltsamer Gelassenheit, �sie ist da, ist geraubt, sie mu� zu finden sein.� Das hie�, da� sie an ihre Mittel und ihre Leidenschaft glaubte. Sie war derart besessen, da� sie vollkommen �berlegen war. Woher, fragt man, besa� dieses M�dchen, das vor drei Wochen die beh�tetste Erbin in York war, die Kenntnis dieser Welt, diese Erfahrungen, die einen Abgrund an Lastern voraussetzen, jene ungew�hnliche Sicherheit, die nur gro�en Kokotten oder alten Lebem�nnern eigen ist? Diese Frage erledigt eine Tatsache: ihr Genie. Die Tradition einer alten Familie hatte in ihr alle F�higkeiten, der Welt gegen�ber sicher zu sein, so vorbereitet, da� im Augenblick, wo sie innerlich entflammte, sie wie durch ein Geheimnis die Erfahrungen �bersprang und aus dem Genie ihres Instinkts heraus alles beherrschte. Ihre Besessenheit gab ihr die �berlegenheit �ber die Ideen des Lasters und Verbrechens ebenso zu gebieten, wie sie es �ber diejenigen der Tugend und der M�dchenhaftigkeit getan h�tte. Sie hatte sofort und ohne Probezeit den Schritt vom nichts zur Vollkommenheit getan. Ungeschickterweise setzte man sie in Rotterdam auf eine falsche Spur. Es schien, als solle sie nicht aus der Eisenbahn herauskommen. Sie fuhr diesmal hinter Good her bis Warnem�nde, von wo dieser nach D�nemark �bersetzen sollte. Diese Nachricht kam von einem Pa�bureau und zu ihrem Ungl�ck pr�fte sie sie nicht genauer. Sie verwirrte die F�den damit ins Unendliche. Die drei Hauptspieler dieses St�ckes hatten sich bereits derartig eingekreist, da� es kein Entrinnen mehr gab. Da einer immer den anderen beobachtete und mindestens vom Aufenthalt eines der drei auf dem Laufenden war, trafen sie sich stets zusammen und hingen mit unsichtbaren Ketten einer Leidenschaft aneinander, die ungeheuer war, aber deren Gef�hle sich aufs schroffste unterschieden. In der Tat reiste George Good nach Warnem�nde, aber ohne Pa�, und erst nach Lady Grace. Pound, der erfuhr, da� Good hinter einer Frau nach der Ostsee fuhr, erlitt einen Wutanfall. Nach der Beschreibung war kein Zweifel, da� es sich um jenes Weib handelte, das er tagelang durch sein Scherenfernrohr an dem Glas seiner Stahlkabine gesehen hatte. Er brachte es mit seinem Hereinfall zusammen und schlug die Z�hne aufeinander vor �rger. Er zweifelte nicht daran, in dieser Frau Goods Helferin und Geliebte zu sehen und war bereit, ihnen einen furchtbaren Streich zu spielen. In diesem Fall vereinte der Zufall, auf den zu setzen ein Wahnsinn, den nicht zu bedenken ein noch gr��erer Unsinn ist, die zwei M�nner und die Frau, welche zu folgen glaubte, aber die Gejagte war. Angekommen, erreichte sie es, das Zimmer des Mannes zu sehen, hinter dem sie herzusein vermutete. Einer jener seltsamen kleinen Zuf�lle, die scheinbar Beweise sind, lie� sie ein halbger�umtes Zimmer sehen. Da die F�hre ausgeblieben war, hatte der Mann das Stations-Flugzeug genommen und sie sah dieses am Horizont noch niedergehen. Sie verfolgte das Wasserflugzeug, das eine Panne hatte, mit einem K�stenmotorboot, einem abscheulichen plumpen Kahn, der sie halb tot puffte und erreichte es, als der Passagier von einem der Hochsee-Fischerboote aufgenommen wurde, die drei Masten haben und wie eine Arabergasse stinken. Dieser Herr aber, den sie an Reeling rufen lie�, hatte nicht n�tig, ihr die Gr�nde seiner Eile anzugeben, denn sie hatte dieses Gesicht auch im Traum noch nicht gesehen. So kam es, da�, als sie nach Rotterdam zur�ckfuhr, ihr Schlafwagen die Z�ge kreuzte, in denen zuerst Good, dann Pound an ihr vor�ber nach der Ostsee sausten. Keiner Betonung bedarf es, da� beide ihr wieder folgten. Dabei erlitt Good eine Schlappe, weil Pound ihn dem Zoll denunziert hatte und ihn durch eine scharfe Kontrolle laufen lie�. Da man nichts fand, konnte er triumphieren, aber er mu�te diese Visitation einer Macht zuschreiben, die ihn �berwachte. Er machte hier seinen gr��ten Fehler, denn er begann Pound zu hassen, auf dessen Geliebte er die Schuld seiner Kontrolliertheit schob, und verlor damit seine Sicherheit. Der Ha� schob die beiden Spieler der Leidenschaft auf einer Ebene nah zusammen, auf der es kein Entweichen mehr gab. Als George Good am Bahnhof Muiderpoort in Amsterdam ankam, war er tief in das Netz eines Hasses geraten, der ihm nur einen Ausweg lie�, den verderblichsten. Er hatte sich mit dem Bild jener Frau, die er mit Pound dauernd zusammenbrachte, so heftig besch�ftigt, da� ein Mensch von seiner Sch�nheit und Gewandtheit sich gl�hend in sie verlieben mu�te. Er begehrte dieses M�dchen pl�tzlich mit einer Wildheit, die ihn unf�hig machte, seine Klugheit anzuwenden. Er w�re vernichtet worden durch diese Leidenschaft, wenn nicht Capt. Pound von einer anderen Leidenschaft ergriffen worden w�re, die so finster war, da� sie ihn fast erblinden lie�. Dieses Stelzbein, das noch nie geliebt hatte, war unf�hig zu begreifen, da� eine Frau schlie�lich jeden Fehler bei M�nnern entschuldigt, die sie lieben. Das Leben dieses Seemanns, der ein unerschrockenes und daher kindliches Herz besa�, war auf jene Treue gestellt, die �berhaupt nur auf M�nner rechnet. Einen Treubruch h�tte er nicht �berlebt, und als eifrigster der Mitglieder des M�groz-Clubs h�tte er einen Abfall von seinen Gesetzen als ebenso toll und verabscheuungswert angesehen, wie er in einer besseren Zeit den �bergang zum Feind von einer Front zur anderen verdammt h�tte. Dieser Mann war aus dem Holz der Leute, die fr�her in ihre Fahne gewickelt ins Meer gesenkt wurden, welche von ihren K�nigen mi�braucht wurden und f�r die Verf�hrer ihrer Frauen starben und die jene Dummheit der Treue besa�en, mit der die Thermopylenk�mpfer starben und welche die bewundernswerteste Gr��e eines menschlichen Herzens ist. F�r Charaktere seiner Art bedarf es Zeiten, die entweder selbst Gr��e besitzen oder zum mindesten nicht von jenem Geist verseucht sind, der eine Nation gescheit, aber charakterlos macht. Diese Treue und ein vortrefflich geschultes Hirn gehen nicht zusammen, weil die Erde sonst vollkommen genannt werden m��te, was sie nicht sein darf, da sie dann als gl�hende Gottesl�sterung durch die Sph�ren jagen w�rde. Capt. Pound war �berzeugt, da� George Good der Frau zuliebe, die dieser wiederum f�r des Capt. Geliebte hielt, das Gesetz des Clubs verrate und das machte ihn besinnungslos vor Rachgier. Auf diese Weise hatten die Gegner nichts voneinander voraus. Ihre Leidenschaften hatten sich verschoben und damit versch�rft, ja sie hatten sich zu einer Ungeheuerlichkeit entwickelt, die sie nicht mehr aufeinander jagen lie�, sondern sie zusammenpre�te auf den engsten Raum, der ihnen m�glich war. Sie suchten gegenseitig ihre Gegenwart, die sie nicht mehr entbehren konnten. Das R�tsel der Kette schien f�r alle au�er Lady Grace v�llig in den Hintergrund getreten. Gew�hnlich ist jede Leidenschaft tr�gerisch, weil das unbekannte Gesetz, das sie beherrscht, jeden Augenblick den Sinn zu wechseln vermag. �ber den Verbleib der Kette konnte es indessen nur einen Anhalt geben. Jener geheimnisvolle Unbekannte, der die Geschicke dieser Menschen zu leiten schien, war allein in der Lage, an den F�rbungen seiner Uhr es abzulesen. Lady Grace kam dem Zustand der Ann�herung entgegen. Es war soweit, da� ein Zusammentreffen f�r alle am erfolgreichsten schien. Sie lockte die Tiere ins Haus, von denen sie h�ren mu�te, da� sie es umschlichen. �Sir Davis,� sagte sie und richtete einen tiefblauen Blick auf ihn, da� er nerv�s zu zittern anfing, �Sie erinnern sich des Mannes, mit dem Sie in Lissabon auf dem Tajoball beim Kasino �ber mich plauderten. Gehen Sie in das Doelenhotel. Ist er da nicht, finden Sie ihn im Flora-Variet�. Sie werden ihn finden.� Davis f�hlte die Notwendigkeit unter diesem Blick wie unter denen einer Armee sich zu halten. �Ihre sechsundzwanzig Jahre verlangen, da� ich, ehe Sie ihn sehen, ihn zur Rechenschaft ziehe. Er hat Sie beleidigt, auch wenn er eine Maske trug.� Grace lachte und Ritch lachte mit ihr. Die Vorstellung, da� Davis fechte, war weniger komisch als die Grenadierpose, die dieser knieschwache Lebemann angenommen hatte. Da er gutm�tig war, lachte er mit ihnen. �Auf,� sagte Grace dann, indem sie die Stirn wieder ohne Bewegung hielt, �gehen Sie und vergessen Sie Ihre Ehre. Nicht alle Leute haben darin ein so langes Ged�chtnis wie Sie.� Im Amstelroom kamen sie nach dem Theater zum Speisen. Vollkommener als Davis h�tte niemand diese Zusammenkunft arrangieren k�nnen. Sie war vollendet in ihrer Zuf�lligkeit und brillant durch die Liebensw�rdigkeit, mit der man sich voneinander versteckte. Als Good zum Tee bei Lady Grace erschien, wurde er durch einen offenbaren Zufall in ein falsches Appartement gef�hrt, der Sessel, in dem er Platz genommen hatte, fiel nach hinten und schraubte ihn an H�nden und F��en fest. Offenbar wurde er hinterher bet�ubt und untersucht. Als er zu sich kam, blickte er in das Gesicht von Ritch, das ohne Ausdruck war. Er befand sich in einem anderen Zimmer. Kurz darauf erschien Grace. Er konnte sein Mi�trauen kaum hinter seiner Gewandtheit verbergen. Die Stirn dieser Frau war ohne Tr�bung. Sie war von einer H�flichkeit und einer W�rde, die ihn bezauberten, je st�rker er hinter ihnen die Einfalt eines ausgezeichneten Herzens entdeckte. Diese keusche Frau, deren Formen unnahbar waren, h�tte keinen Gedanken fassen k�nnen, der nicht vollkommen war. Als er ihre Hand zum Abschied fa�te, verlor er zum erstenmal die Besinnung. Er st�rzte auf seinen Stuhl zur�ck. Ein unerh�rtes Zittern �berfiel ihn, bis er die Augen fest gegen die von Grace richtete, die so hell waren wie der Himmel. Dieser aufs wildeste ersch�tterte Mann hatte ihre Hand am Druck erkannt. Es gibt keine narkotische Bet�ubung, hinter der nicht die Leidenschaft des Mannes heraus Wege in das Leben findet. Die H�nde, die ihn narkotisiert hatten, waren von einer S��igkeit und Unerbittlichkeit, da� sie ihn besinnungslos machten, als er sie im Leben umfa�te. Dieser Spieler war zum zweitenmal besinnungslos, aber von einer Wollust, die ihn bis zur Raserei durchst�rmte. Es w�re ihm fr�her unm�glich gewesen, eine Frau sich vorzustellen, die einen Engel Philippo Lippis mit der Gestalt der Judith vereinigte. Von diesem Augenblick an war er ihr ebenso verfallen, wie sie ihn verachtete. Die Unerbitterlichkeit dieses M�dchens f�r ihren Spleen war viel h�rter als die der M�nner. In den folgenden Wochen, die den Inhalt eines Detektivjournals f�llen k�nnten und von beispielloser Grausamkeit der Ideeng�nge erf�llt waren, aber langweilen w�rden, weil sie die Charaktere nicht deutlicher, aber ihre Taktik auch nicht klarer machen k�nnten, lie� sie ein Instrument bauen, das beweist, da� das M�dchen wahnsinnig oder vollkommen ver�ndert war. Sie lie� es in ein Landhaus bringen, das Davis gemietet hatte, und welches ein gro�er Garten umschlo�. Es lag weit genug ab von einer Stra�e, um isoliert zu sein, ohne aus den Parkavenuen herauszufallen. Die R�ume, die Capt. Pound und Good bewohnten, hatte sie mittlerweile verschiedentlich untersuchen lassen. Sie hatte eine kleine Armee von Verbrechern im Dienst, die teilweise f�r sie rekognoszierten oder sie sch�tzten. Es war fast ein Sport, bei sich einbrechen zu lassen, um den anderen eine Falle zu stellen. In der Tat hatte Grace versucht, Good nicht mehr zu sehen, sie konnte ihn jedoch nicht vermeiden. An diesem Gletscher von einer Frau geriet der Junge in eine Glut, die ihn wie einen Verr�ckten herumrennen lie�. Er schien an manchen Tagen geistesabwesend, wenn er nicht gemurmelt h�tte wie ein Shakespearischer Narr. Dies waren Beweisst�cke f�r Capt. Pound, da� George Good ein Verr�ter war. Was ihn veranla�te, der jungen Engl�nderin in die Falle zu gehen, war, da� Good pl�tzlich v�llig verschwand. Es war Pound unm�glich, ein Lebenszeichen von ihm zu erhalten. Das hing damit zusammen, da� George Good an einer Melancholie erkrankt war, die das �u�ere Zeichen eines furchtbaren Kampfes ist. Er begann zertr�mmert zu werden unter der Neigung zu Grace, der sich seine M�nnlichkeit entgegenstellte, die sich an die Gesetze des Clubs klammerte, welche ihm allerdings einf�ltig erscheinen mu�ten, wo er wirklich liebte. Er war dieser Frau so verfallen, da� er f�rmlich unter dieser Neigung zerfiel. �Darf ich Sie,� sagte Sir Davis bei Tisch zu ihm, �junger Mann darauf aufmerksam machen, da� man das �u�ere an den Austern in England entfernt.� Good starrte den nackten Vogelsch�del so geistesabwesend an, da� alle lachten. Good, der nichts verstanden hatte, fa�te sich und sagte mit bewundernswertem Instinkt: �Well Sir. Doch sagte man, der Kondor lasse sie auf die Felsen fallen, um sie nur �ffnen zu k�nnen,� und warf einen eisernen Blick auf Grace, die bei dem Wort Kondor l�chelte. Hier vermochte Sir Davis ein L�cheln nicht zu verbergen: �Dies,� sagte er und senkte den trockenen Diplomatenkopf, �ist in der Tat wahr. Zehntausend Dollars dem Kater, der das gleiche verm�chte.� Bei dieser Antwort wurde Good fahl und fiel vom Stuhl. Den Armen h�tte seine Leidenschaft fast zum zweitenmal get�tet. Der Satz des alten Rou�s war eine Rohheit, die selbst seine gedrechselte Sprache nicht verbarg. Er spielte darauf an, da� man Good in letzter Zeit den Garten hatte abends umschleichen sehen. Selbst einem Blinden w�re aufgefallen, da� der Anla� keineswegs ein krimineller war. �Sie werden ein St�ndchen erhalten.� �Werfen Sie Baldrian in den Nebengarten,� hatte Grace gesagt. George Good war bei dem Satz, den er am Fenster vernommen, seinerzeit zusammengezuckt. Als er nun eine Anspielung h�rte, war er unter der Erkenntnis der Hoffnungslosigkeit seiner Bem�hungen zusammengest�rzt. Er lag seit einigen Tagen nun in einem apathischen Zustand in einem Parterrezimmer von Graces Landhaus. Sie war so davon �berzeugt, da� er die Kette nicht besa�, da� sie diese Gunst des Zufalls nicht einmal ausnutzte, bei ihm nachsuchen zu lassen. Zu ihrem Gl�ck gelang es ihr, dadurch den Capt. auf ihre Spur zu bringen. Er sah ihr Gesicht zuerst im Spiegel eines Ladens an dem er stand, sprang in einen Wagen und folgte ihrem Auto in einer Versessenheit, die er nicht mehr b�ndigen konnte. Er nahm an, da� sie Good bei Seite geschafft habe und hatte die Kraft, den Toten noch zu hassen, was ihn nicht hinderte, ihn r�chen zu wollen. Die �berlegungen der Redlichen sind von bezwingender Heiterkeit, wenn die verschiedenen Ergebnisse einer konsequenten Treue sich zu komplizieren beginnen und beweisen, da� die h�chste Treue nicht ein Gesetz, sondern das mit allen Gesetzen harmonierende Gef�hl ist. Mit welcher Sch�nheit ist Treue verkl�rt, wenn sie die Anmut eines reinen Herzens kr�nt. Den Fahnentr�ger eines R�uberhaufens der Treue vermag man h�chstens zu sch�tzen, weil er unerbittlich ist, aber zu einf�ltig, um �ber der Anh�nglichkeit auch den Sinn der Moral zu erkennen, f�r die er sich hergibt. Als er mit seinem Wagen einfuhr in den Park, entschlossen, ans �u�erste zu gehen, erlag er dem Paroxysmus seines Blutes. Ein Diener wie aus Marmor, einer jener Domestiken, die aus den Zeiten Sullas und Vespasians stammen, die nie sprechen, sondern vor der Schaurigkeit des, was sie sehen m�ssen, Eisberge der K�hlheit geworden sind, wies ihn mit einer stummen Geb�rde auf eine T�r. Gleichzeitig meldete er mit einer Stimme, die vor Entw�hnung von der Hohlheit eines Grabes geworden war: �Lady G. P. erwartet Sie zum Lunch.� Ehe Capt. Pound sich fassen konnte, sah er ein Ruhezimmer um sich, auf dem in der soigniertesten Weise ein Abendanzug aufgelegt war. Es fehlte keine Kleinigkeit, sogar die Seidenstr�mpfe gingen �ber das Knie. Diesem wilden Scherz ergab sich selbst der Held von Cuba. Er f�hlte eine Falle, aber die Unverfrorenheit reizte ihn so, da� er seine Brutalit�t zur�ckschob. �Hallo,� murmelte er, als er bemerkte, da� das Abendjackett keine Taschen hatte, �Windst�rke zehn, Capt. Pound.� Er pfiff vor sich hin, als ein Page mit einem Gong den Korridor entlang lief. Er folgte ihm, kam durch eine Menge Zimmer und wartete an einer Tapisserie. Pl�tzlich machte er einen Sprung und lief denselben Weg zur�ck, lief, als wolle er sein Leben retten. Durch eine Unvorsichtigkeit des Chasseurs, der die T�r hinter ihm schlie�en sollte, geriet Ritch in eine Falle. Er �berraschte sie beim Untersuchen seiner Taschen, warf sie, obwohl sie ein Weib war, an die Wand. Sie hatte nichts gefunden, aber der Capt. br�llte nun vor Wut. Wie der Stier, in dem allerdings ein Gott sa�, der Europa entf�hrte, jagte er die Mestizin durch den Garten und eine Terrasse herauf. In diesem Zimmer hatte Grace die Absicht, ihm entgegenzutreten, der Stier warf ihr Programm �ber den Haufen. Sie zeigte, da� sie auch dem gewachsen war. Der Auftritt sollte lange dauern und k�rzte sich teuflisch ab. �Geben Sie Good heraus,� schrie der Capt., als er sie sah und versuchte, nach seiner Pistole zu greifen, fand aber keine Tasche, was ihn f�rmlich berauschte vor Zorn. Grace gab ihm einen fragenden Blick, der ihn vereiste. Dieser Blick wechselte, er war bald dunkel wie Samt, bald so wei�blau wie das Meer unter einem Gewitter. Dieses Auge hatte in beiden Ausdr�cken die Entschlossenheit eines Tigers. �Ich will es tun,� sagte sie mit der m�glichsten Einfachheit. �Geben Sie daf�r die Kette.� Dies warf Pound in sich selbst herum, er war vor Erstaunen sprachlos. Das Oranggesicht �ber der athletischen Schulter war einfach geistlos, selbst die Wildheit kennt einen Moment der Best�rzung, wo das B�se sich vor der Dummheit kuscht. Dann blitzte ein Plan in ihm auf, der das Verr�ckteste war, denn er hatte die Kette holen wollen und nach Good gefragt. Nunmehr dr�ngte ihn seine Verbl�fftheit in ein primitives Rachegef�hl: er versuchte, sich dieser Frau zu bem�chtigen. In diesem Augenblick erschrak er bis auf den Rand der Lippen. Dieselbe Frau, die vor ihm stand, stand auch auf der anderen Seite des Zimmers. Er fuhr sich mit der Hand �ber die Stirn, lief auf die eine zu, hielt ein, wandte sich nach der anderen. Auf diese Weise waren beide verschwunden, als er sich erholt hatte. �Jonny Rumford,� sagte er, als er die Terrasse herunterging, �ich m��te jetzt drei Beine haben, wenn wir die gleichen Gespenster w�ren wie diese da. Eins unter jedem Arm.� Er tobte vor Zorn mit seinem Holzbein auf den Stufen. Als er verschwunden war, lie� Sir Davis Wolfsteller im Garten legen und engagierte ein Dutzend neue Leute. Dieser Bursche war ihm auf die Nerven gefallen. Er zuckte zusammen, wenn er an das Ger�usch des Stelzbeins dachte, das einem Engl�nder, auch wenn er ein Franzose sein will, entsetzlich ist. Auf Good hatte der Auftritt eine merkw�rdige Wirkung. Er stand auf. Das Gesicht dieses Mannes war v�llig ver�ndert. Es war heiter wie der Mond, obwohl es h�rter geworden war. Der junge Mann hatte einiges verloren und anderes gewonnen, wie dies bei Leuten unter Drei�ig h�ufig ist, wenn ihre Seele sich unter Entschl�ssen �ndert. Er war weniger h�bsch und langweiliger geworden. Dagegen waren seine Augen im Ausdruck besser. Im Ganzen schien er verloren zu haben. Es ist seltsam, da� junge M�nner einf�ltiger wirken, wenn sie besser werden. Bei Frauen ist dies unm�glich, sie beginnen unter diesen Entschl�ssen mit jenem Licht zu strahlen, das ihre erste Sch�nheit ist. Der junge Mann hatte sich entschlossen, Grace die Kette zu bringen. Die Liebe hatte ihn �berw�ltigt zu einer Handlung, die die erste leidenschaftliche seines Lebens war, aber sein Leben abschlie�en mu�te. Dieser Gedanke, da� man ihn t�ten w�rde und da� er mit dieser M�glichkeit immer gerechnet hatte, sie jetzt aber erst begriff, machte ihn voll einer schmerzlichen Melancholie, die ihn wohl sch�n erscheinen lie�, aber mit einer Sch�nheit, die, anders als sein Geckentum, ihn von innen heraus erhellte. Der junge Mann, der lieben gelernt hatte, ohne da� er wieder geliebt ward, empfand einen t�dlichen Schmerz, als er nach seiner Wohnung schritt. Er wu�te, da� nun alles vorbei war, aber er vermochte nicht anders zu handeln. Die Bl�tter fielen um ihn nieder von den B�umen, er h�tte weinen k�nnen, obwohl er seit Jahren den Tod herausgefordert hatte. In einer stillen Stra�e f�hlte er die Tr�nen. Das machte ihn fassungslos, gab ihm aber eine Sicherheit des Schmerzes, die ihm die Welt verdunkelte. Dieser s��e Druck in seiner Brust war von sehr gro�er Kraft: Wenn er an Grace dachte, empfand er jene Begeisterung, die bei wirklich erhabenen Seelen auch den Tod verachtet, ja die um dieser Glut zuliebe den Tod als h�chste Erhabenheit herbeisehnt. Dies hatte bei aller augenblicklichen T�ppigkeit ihm einen Ausdruck gegeben, der Grace neugierig gemacht hatte, sie war ihm durch eine Parkt�r in einem Umhang Ritchs gefolgt und so den Spionen Pounds entgangen. Dieser lie�, nur von dem Gedanken der Rache getrieben, das Haus umstellen. Er nahm keine R�cksichten mehr, weil das Bewu�tsein des Geldes ihn vor jeder Torheit sch�tzte. Man vermochte sich auch damals nicht zu denken, wenn man ein Einkommen von ein paar hunderttausend Dollars besa�, da� es Gesetze geben k�nne, die t�ten. Er kam mit zwei riesigen Autos an, st�rmte das umzingelte Haus, durchsuchte es nach Good, den er nicht fand und stellte Ritch, die seine Faust bereits kennengelernt hatte. Er fa�te sie, wie man Hasen anfa�t, und hob sie in die H�he. �Wo ist die Lady?� herrschte er sie an. Ein teuflischer Blick der Negerin traf ihn. �Schonen Sie sie, wenn Sie ein Gentleman sind,� schrie sie und schlang, w�hrend sie die Portiere aufri�, einen gro�en schwarzen Shawl um ihre Gebieterin. �Marsch,� schrie Capt. Pound, und da die v�llig zusammengebrochene Frau ihn irgendwo verwirrte, stampfte er mit dem Holzfu� wie ein Verr�ckter auf den Boden. Sein eleganter Athletenk�rper mit dem verw�steten Gesicht sah aus wie ein Teufel, den einer der jungen Maler dieser Zeit geschildert hat, die von der Natur verflucht waren, die Dinge in h�llischen Verzerrungen zu sehen. Er hielt die Pistole immer wieder zur Seite nach r�ckw�rts und beobachtete beide mit einem flackernden Auge. �Marsch,� schrie er heiser �in den Wagen,� und er stampfte vor, weil er sich f�rchtete, entweder zusammenzubrechen oder schie�en zu m�ssen. Er war v�llig verst�rt und nur von dem Gedanken wie von einer Biene, die sein Hirn durchsummte und deren monotoner Ton ihn verr�ckt machte, gef�llt, diese Frau in die Hand zu bekommen. Die Javanerin warf ihm einen verschleierten Blick zu, als sie mit ihrer Lady einstieg. Die Wagen waren geschlossen, Grace war wie eine Betrunkene getaumelt. Der Capt. beobachtete sie mit funkelnden Augen. Grace sa� mit der Starrheit des Todes und schenkte ihm keinen Blick. Sie schien bei jedem Sprung des Wagens zusammenfallen. Diese Fahrt war eine abscheuliche Qu�lerei. Pound schien das zu bedenken: �He,� br�llte er pl�tzlich, �Lady, ich bin daf�r, da� Sie meinen Platz tauschen.� Sie beachtete ihn wie einen alten Schuh. Der Soldat war diese Rache einer Feindin gewohnt und schwieg. Nach einer Weile versuchte er einfach die Lady her�berzusetzen. Er sprang auf und schrie so toll, da� der Chauffeur ihn geh�rt haben mu�te. Er hielt eine Puppe in der Hand. Sie war Grace mit bewundernswerter Kunst nachgebildet. Capt. Pound mu�te den Verstand verlieren oder sich befreien. Er verlor den Verstand eine Sekunde, das Blut verlie� seine Schl�fen und er zitterte, wei� wie Wachs, mit geschlossenen Augen. Dann sagte er kalt: �Ich werde mich �berzeugen, ob du aus derselben Wolle gemacht bist� und scho� viermal in Ritchs K�rper, wo dieser dem Kapit�n des �Leviathan� am k�stlichsten erschienen war. Diese Sch�sse waren nicht t�dlich, aber sie verunstalteten, was schlimmer ist. Es gibt Sch�sse, die das Herz oder die Lunge durchbohren und die ein unglaublicher Wille �berwindet. Manche geringf�gige Blessuren haben den Tod sofort hinter sich her. Capt. Pound begab sich in das andere Auto. Das seine drehte, mit Hilfe der Leute, die er bezahlte, ward Ritch in das Landhaus getragen und starb in Graces Armen, als sie zur�ckkam. Der Tod hat eine l�sende Kraft f�r junge Menschen. Er befreit sie von jenen �ngsten, die ihre Klarheit verbittern, er bringt sie zur�ck bis an die Schwelle ihrer Jugend, die die reinste Zeit eines Lebens ist, er hat die Ungeheuerlichkeit einer s�hnenden Kraft, die beispiellos ist, weil sie blind ist. Nur das Leben ist �ngstlich, weil es verwirrt ist. Der Tod ist von einer Reinheit und Gr��e, deren Horizont sich unverge�lich aufschl�gt und ordnet. Das Furchtbare des Todes empfinden nur die Verstockten, der Anblick des Todes ist f�r die Verirrten das erhabenste Erlebnis. Es ist der Freude ebenso nahe, wie der Schmerz ein Bruder der Liebe ist. Am Lager eines Toten herrscht die Harmonie, welche mit der Majest�t der Liebe gesegnet ist. Als Grace von dem Lager Ritchs zur�cktrat, die f�r sie gestorben war, trat George Good herein. Er ging fast geb�ckt aber mit der Heiterkeit der Leute, die wissen, da� die Kugel f�r sie geladen ist. Er schreckte zusammen, als er eine Frau sah, die er kaum kannte. Sie trat ihm wie eine F�rstin entgegen, die beleidigt ist, aber so verziehen hat, da� alles an ihr sch�umt vor einer kalten G�te, deren Entscheidungen ihn verdammen mu�ten, auch wenn sie segnen. Er trug die Kette auf beiden H�nden, f�r die sie keinen Blick hatte. Sie winkte ihm. In diesem Augenblick str�mten ihm die Tr�nen aus den Augen. Das Gl�ck dieses Augenblicks war das gr��te seines Lebens. Sie winkte noch einmal, er ging langsam zur�ck. An der T�r steckte er die Kette ein. Es rettete sein Leben, aber an dieser Wunde ging er zugrunde wie jener Prinz, dem ein Affe ein St�ck aus der Brust gebissen, und der kein Fleisch hatte, die Wunde damit zu n�hren. Dieser Prankenhieb schlug die Sehnsucht in ihm frei, und er litt mit dem Ma�, mit dem er sie nicht gekannt hatte und nicht befriedigen konnte, nach diesem Erlebnis. Dieser junge Mann, der nie besiegt worden war, gewann sein Leben, aber die Liebe sa� wie der Tod in seinem Herzen, das hei�t, er ging verkl�rt aus diesem Haus, wie ein Wahnsinniger, vom Blitz ger�hrt von Gl�ck, bis zur Besessenheit von Liebe beladen, die er kaum tragen konnte ... �Sechsundzwanzig Jahre,� sagte Sir Davis, als sie drei Tage sp�ter �ber den Kanal fuhren, �und soviel Erlebnisse, da� man ein Jahr davon erz�hlen k�nnte, und man mu� dar�ber schweigen, welches Verh�ngnis.� Grace sah ihn mit einem Blick an, der alle Erleuchtungen eines klaren Herzens trug: �Wovon reden Sie, Davis?� sagte sie, und der alte Geck war von dieser unwiderstehlichen Frage so verwirrt, da� er sich in den Arm kniff, um festzustellen, ob er denn tr�ume oder sie. Der erfahrene Frauenkenner sah sie �ngstlich an, er erblickte ein unber�hmtes, nichts wissendes Gesicht. Dieses Gesicht war das einer Sechszehnj�hrigen voll gro�er Hoffnungen und ohne Erlebnisse, die eine Seele vergiften. Der Tod hatte diesem M�dchen die Barriere geschlossen, durch die ohne Trennung die Welt des Frevels neben der Welt ihrer Seele lag. Das Gl�ck hatte sie verschwenderisch �berh�uft. Das Gl�ck, das im Augenblick des Todes einen Menschen �berf�llt, hat eine wundervolle Verwandtschaft mit dem Blut, das in dem Sinn der S�hne vergossen ist, dieses Gl�ck heilt, verzeiht und macht vergessen. Es tilgt die Schuld, es wirft den Frevel zur�ck, es �berwindet das B�se mit einer �bermacht der Reinheit, die mit der Majest�t der Liebe darin gekr�nt wird. Diese Liebe, die selbst das Vergessen lehrt, kennt keine Abgr�nde mehr, weil das Herz, das sie nunmehr regiert, unbeirrbar ist. Dieses Gl�ck, welches das junge M�dchen �berfallen hatte, besa� das Anrecht, mit den zartesten Namen genannt zu werden. Davis staunte und bekam hektische Backen. Dieser Woll�stling, der die Frau als Wesen verehrte, ohne ihre Moral abzusch�tzen, sah, statt einer Frau mit den kalten Augen des Tigers, eine liebliche Erscheinung. Davis hielt sich einige Sekunden f�r verr�ckt. In ihren Blicken war keine Spur mehr von der harten Glut, die ihr jene Entschlossenheit der Tollheit geliehen hatte, der er sich sofort gef�gt hatte. Dieses M�dchen war v�llig rein, hatte den Himmel im Auge und nur einen leichten Unmut, wie ihn verw�hnte, engelhafte Kinder haben, um den Mund: �Von was reden Sie, Davis?� Dieser Satz machte den alten W�stling, der die tollsten Spr�nge seines Lebens in diesen Tagen erlebt hatte, fast n�rrisch. Er starrte sie an. Der L�stling, welcher, ohne mehr zu tun als es festzustellen, Kurtisanen verr�cheln, Damen zu Dirnen werden, Frevlerinnen bereuen gesehen hatte, der beobachtet hatte, da� Menschen sich blitzschnell herumwandten, als ob ihre Seele beweglicher sei als wie ihr R�cken, der Frauen aus Leidenschaft in den Tod und aus dem Tod in jene Wollust hatte tauchen sehen, die durch ihre Verzweiflung noch tiefer ist als der Tod, der M�rderinnen hatte sich bessern und Engel in ein Ungl�ck hatte treiben sehen, das beispiellos war, der Mann, der die Wandlungen der Frauen einer Gesellschaft beobachtet hatte, welche an der Grenze zwischen zwei Menschenklassen stand, von der die eine sie band und die andere sie befreite, ohne da� die Fessel sie begl�ckte und die Befreiung sie erl�ste, ... der Mann, der die Verheerungen des Teufels und einer l�cherlich angewandten Vernunft unter den Frauen der Jahrhundertwende von den Verz�ckungen der Verwirrten bis zu den Heucheleien der Verdammten bis ins Kleinste kannte, starrte dieses Wunder vor sich an. Vor diesem M�dchen, in der Tat, lag das Leben makellos. Er hatte eine Jungfrau vor sich, der kein Schatten die Stirn getr�bt hatte. Reinheit ist immer unber�hrbar, weil sie vollkommen ist. Sir Davis, der nach der Sitte seines zur�ckliegenden Jahrhunderts nur beobachtete, ohne den Sinn zu ergr�beln, schwenkte sofort um. Er geh�rte zu den M�nnern, die Gott oder der apokalyptischen Hure dienen, wenn beide nur in der Form der Frau erscheinen, die sie anbeten d�rfen. Davis lachte in sich hinein. �Ich freue mich auf Gaby,� sagte Grace. �Das,� sagte Sir Davis, �tut man mit sechzehn Jahren. Gl�ckliche Windspiele, die herrlich sein m�ssen, auch mit sechsundzwanzig das Gleiche noch zu erregen. Warum soll man es mit einundziebzig nicht tun?� Der Alte, der ein Gl�ck darin sah, der ewige Sklave der Launen sch�ner Frauen zu sein, und sein Alter zum erstenmal gestand, reichte ihr mit gro�artiger Bewegung den Schirm, damit die Sonne keine Wolke �ber diese Stirn ziehen lie�e ... -- -- -- F�nf Jahre sp�ter las ich diese Geschichte, die hier abschlie�t, zwei Leuten vor, die in verschiedener Weise damit sich zu besch�ftigen hatten. �Sie haben,� sagte der Mann, der im Kreis einer Lampe sich auf einen der breiten St�hle gelegt hatte, wie ein Hund darin Platz nimmt, �im wesentlichen hier Angriffe gegen eine Zeit gerichtet, welche ich ehre. Ich verstehe nichts von Literatur.� Dieses Scheusal hustete auf eine heimt�ckische Weise, indem er sich mit der Koketterie einer wohlgewachsenen Frau ausdehnte. Die Natur hatte ihm seine schlechte Seele in die linke Schulter gezogen, die wie ein zweiter Kopf ohne Augen neben seinem Scheitel in die Luft ragte. Er war eine der gef�rchtetsten Hy�nen der B�rse und voll Launen, die einem Journalisten Ehre gemacht h�tten. Dieser Kopf schien Milliarden aus der B�rse ziehen zu k�nnen, Stra�enz�ge mit einem Gedanken zu schlucken, zu verdauen und mit einem m�rchenhaften Gewinst auszuspeien. Seine Agenten reisten, mit seinen Gedanken belastet, als Herolde der Vernichtung durch jene Staaten, deren W�hrungen sie bald vernichteten, bald nahe an eine unglaubliche Hoffnung auf Besserung kommen lie�en. Der Kopf des Mannes, dessen Atem roch wie Vernichtung, und dessen Augen den spitzen Glanz hatten, der Totengr�bern eigen ist, war der Kopf eines G�tzen, dessen verbrecherische Gr��e von jenen Schlachtpl�nen der Leere und den Bilanzen des Umsturzes herkommt, die aus Europa ein Leichenfeld der Gesittung und eine W�ste der Sch�nheit gemacht hatten. Dieser Mann gl�nzte f�rmlich wie eine h��liche Gottheit aus Kupfer, die sich an dem Elend von Millionen gem�stet hat. Die Siege, die nicht mit dem Herzen errungen werden, sind zwecklos, wenn sie gewogen werden, aber von den Siegen der Macht sind die ohne Zweifel die erb�rmlichsten, die ohne den Ruhm der Traditionen und mit der Gier der H��lichkeit gestempelt sind. Diese Hy�ne, die anfing, ein Loblied ihrer Zeit zu singen, hatte eine Schw�che, seine Frau. Er war der Besitzer einer Frau von so �berw�ltigender Sch�nheit, da� die Sicherheit seines Geldes ihn nicht von der Eifersucht freihielt, die jeden Zwerg selbst mit der furchtbarsten Macht im Gef�hl seiner Niedrigkeit von der Sch�nheit entfernen mu�te. Auch Sch�nheit allein ist nicht vollkommen und daher k�uflich, aber immer nur mit der Menge Goldes, die eine Spanne, nicht eine Ewigkeit aufwiegt. Das Scheusal, dessen Erfolge seine Klugheit beweisen, war nicht blind, und wo andere ihn nachts auf seine Tagerfolgen ausruhen dachten, gl�hte es vor der Gr��e seiner Zweifel. Da diese Leute Bescheidenheit nicht kennen d�rfen, weil sie an K�mmerlichkeit, der niederen Schwester der Einfachheit, �berm��ig bedacht sind, trug er die Maske der Herausforderung. Er, der zitterte um jeden Blick seiner Frau, konnte nicht anders als den Libertinismus im weitesten Sinne verteidigen, ja r�hmen. Dieser Enterbte der Natur, welcher mit guten Beinen und sportlicher Figur an den Gesetzen des Lebens gehangen h�tte wie ein Priester, gab sich einer schrankenlosen Bewunderung der Ausschweifung hin. Zwischen der Angst und den Gro�m�ulern hat schon Rabelais die verbindende Kurve gezogen. Die Macht, wenn sie in die H�nde der Zwerge f�llt, ist die schauerlichste Kom�die des Heldentums. �Zum Teufel mit einem Jahrhundert, das uns Daumenschrauben anlegt,� sagte er h�hnisch. �Sie reden, als seien Sie ein Mitglied der Inquisition. Ihre Vorz�ge der Tugend sind Schrullen gegen die Vorz�ge der Industriepapiere. Eine Frau ist eine alberne Gans, wenn sie nicht wei�, inwieweit >Canada Pacific< von >Garelly< unterschieden wird und wenn sie sich mit ihrer Keuschheit mehr besch�ftigt als mit dem Mann, der ihr die M�glichkeit eines gro�en Lebens bietet, das, gestehen Sie es, heute eine Seltenheit ist. Ich bin nicht gebildet aber auch nicht dumm genug, um dem blo�en Genu� das Wort zu reden, oder Ihnen an Hand der Geschichte zu beweisen, da� jede Zeit ihre wirtschaftlichen Notwendigkeiten und danach ihre Ziele hat. Die Sch�tzung der Tugend w�rde eine Frau heute verhungern lassen. Es gibt einen Krieg, dessen Heldentypen Sie untersch�tzen, das ist der Kampf um das Gold. Die Notwendigkeit der Zeit erfordert den Zynismus. Wer heute Greenbacks besitzt, ist morgen vielleicht bankerott, weil er verschiedentlich nicht � la baisse die polnische Mark gekauft oder den Dinar gest�tzt hat. Ich werfe in acht Tagen die Mark in Krakau auf F�nfzigtausend pro Dollar und senke sie in Berlin um die H�lfte von Vierzigtausend. Wenn ich morgen in New York Mark kaufen lasse und verteile die Schatzanweisungen an alle Gro�banken und ziehe sie auf drei Tage Distanz mit einem Ruck ein, mache ich eine Knappheit des Geldes, gegen das die Heuschreckenschw�rme und Hungern�te einer Zeit Bagatellen waren, wo man vielleicht den Import der Keuschheit als Sport betrieb. In dieser Zeit, wo ich die H�lfte Mitteleuropas vernichten kann, wenn ich die Kohlenkuxe senke oder Creusot und Krupp zusammenbringe, in einer Zeit, wo die M�nner mit dem Degen in der Faust aus der Hand der j�dischen Bankiers wie die Tauben fressen, wo die F�rsten ihre alten Wappenspr�che verh�llen, um in unsere Gesch�fte mithineingenommen zu werden, damit sie nicht verhungern, in einer Epoche, wo die Kunst einfach �berritten, die geistigen Berufe niedergemacht, wo die Seelen der Menschen wie Fische aufs Maul geschmissen und zertreten werden, und wo der Zusammenschlu� der lothringer, der schlesischen und der Ruhrerze tausendmal gr��ere Revolutionen bedeutet als etwa die Figur Napoleons oder die erste V�lkerwanderung, in einer Zeit also, kurz gesagt, wo das Gold allein seine Generale ausschickt und die seitherige Welt in Armeen gegliedert ist, die von einem Tag bis zum anderen unter den Kanonen der Wirtschaft und B�rse stehen und bluten, da gibt es nur eine einzige und m�gliche Bewegung: die Zerrei�ung aller R�cksichten, den Krieg der Leidenschaften, die unbedingte Freiheit der Frau, die sich in ein Wesen von solcher Gef�hrlichkeit gewandelt hat, da� nur die wahre Macht, das Gold, sie zu halten imstande ist. Das ist mein Standpunkt.� Das Scheusal leckte sich die Zunge und warf einen gl�henden Blick in die Ecke. Diese Frau aber wu�te zu schweigen. �In einer Zeit,� sagte ich, �wo die Seelen zerschmettert werden durch das Gold, wo das Laster eine Mode ist, wo die verruchtesten Erfindungen uns �berschwemmen, in einer Zeit, wo die M�rder fast noch Heilige und die Heerf�hrer Engel scheinen, in einer Zeit, wo die Kokotten Ehen eingehen, weil man sie ihrer �bung halber vorzieht und nicht die Zeit hat, Frauen anzulernen, eine Ehe zu f�hren, in einer Zeit, wo der Adel seine T�chter verkaufen mu� und das B�rgertum verhungert, wo die Arbeiterinnen ihre Eingeweide zerst�ren, um in den Fabriken ihre Weiblichkeit an die Maschinen zu h�ngen und mit falschen Ringen durch die Sonntage zu spazieren, in einer Zeit, wo die G�te mit den Engeln auf den Mars ausgewandert ist und die B�rsenmakler die fetten Heroen eines verabscheuenswerten Jahrhunderts geworden sind, in einer Zeit, wo jede Frau k�uflich, aber jeder Mann ein Schelm geworden scheint, in einer Zeit, die, gestehen Sie, wie selten eine Zeit gemein ohne Gr��e und verdorben ohne Geist ist, gibt es nur eine Majest�t der Haltung: die Tugend. Im Chaos der Moralbegriffe, die von der Hand des Hungers ausgej�tet werden, im Zusammenbruch der Geb�ude, die seit alters her den Staat mit wundervoller Kraft an unseren Horizont zeichneten, im Wanken der Gesetze, die seit Jahrhunderten Recht und Unrecht mit gewisserma�en ehernen Stirnen schieden, gibt es nur eine S�ule: die Familie. Unter den Tugenden, an welche die Menschheit glaubte, und die von Konfutse bis Hartmann die Welt besang, die von den indischen K�nstlern der Jahreszeiten bis zu Holbein und Fran Angelico die Welt gemalt und geheiligt hat, ist nur eine stark genug, die Welt in ihrem Brechen aufzuhalten: die Reinheit. Diese Tugend ist unzerschmetterbar, weil sie wahrlich vollendet ist. Sie besitzt die Weichheit des Himmels, und den Stahl, der die K�rper der Helden wie ihre Seelen unsterblich machte. Diese Reinheit darzustellen, hei�t die Liebe aufrechterhalten, die das einzige ist, was zu leben verlohnt. Die Laster, die Sie preisen und die Ungebundenheiten, von denen Sie schw�rmen, sind Verirrungen, die von erb�rmlicher Leichtigkeit sind. Einem Menschen, den eine gewisse Haltung gegen seine Zeit einzunehmen reizt, sollte es immer nur als eines Mannes w�rdig scheinen, sich nicht in dem Schmutz der allgemeinen Phrasen zu w�lzen, sondern das schwierigste Ziel mutig anzuerkennen, das in der Regel das edelste ist. Ich wei� mich des Verdachtes, den Asketen ins Ohr zu reden, in dem Ausma� erhaben, in dem ich das Leben mit aller Glut, deren ich f�hig bin, angebetet habe, wo ich es traf. Aber ich sage Ihnen: wenn ich die Wahl zwischen einer sch�nen unber�hrten, einfachen aber gro�en Seele und der mit allem Glanz auftretenden Macht einer Kurtisane h�tte, die meinetwegen die ersten Stellen des Staates mit ihrem Namen deckt, ich w�rde mich mit der letzten Bestimmtheit f�r das Kind entscheiden, dessen Einfalt mit ein Beweis der sittlichen Gr��e unserer Zukunft ist.� Das Scheusal rekelte sich auf seinem Stuhl, als sei er ein Lotterbett. Ein Blick der Frau mu�te ihn getroffen haben, er zog sein Kinn durch die Hand, als wolle er es bis zu seinem Magen herunterziehen: �Sie haben Ihr Herz uns nicht vorenthalten. Die Geschm�cker der Menschen sind verschieden. In Mexiko macht man mit Revolvern Jagd auf Rosen, in Bukarest gibt es Fl�he so gro� wie eine Hand, die wieder L�use haben, die S�hne der amerikanischen Finanz heiraten nur noch Damen vom Film, in Partenkirchen ist ein General Ackerbauer geworden, hat eine T�rkin zum Weib genommen und f�hrt in einem Wagen, den eine Kuh und eine Ziege gemeinsam ziehen. Der Bischof von Speyer, der im Schlo� von Bruchsal gemalt ist, r�hmte sich mehr geschrieben zu haben, als vierundzwanzig Ochsen transportieren konnten. In Ungarn lernt man die Kinder: es gibt zwei Reiche, Ungarreich und Himmelreich. Was wollen Sie, die Ideale sind immer pers�nlich. Sie ziehen dies vor, ich jenes. Das Resultat hat immer entschieden. Sie spekulieren in belgischen Francs, an denen Sie verlieren werden, da ich dagegen bin. Sie vertrauen mir an, da� Sie f�r unber�hrte Frauen schw�rmen. Vertrauen gegen Vertrauen: ich habe einen Puckel.� Diese letzte Rohheit, die zu zynisch war, um verstanden zu werden, veranla�te die Frau, ihn zu unterbrechen. �Kehren wir zur Literatur zur�ck, die� und sie l�chelte das L�cheln einer Madonna, �eine gewisse Logik verlangt, der sie nicht entbehren darf. Ich zweifle nicht, da� vor den Gesetzen der Literatur dieser Schlu� Ihrer Geschichte ebensowenig standhalten kann wie vor denen Ihres Herzens. Sie haben einen Frevel verdammt, den Sie dann verkl�rt haben, Sie haben einem Glauben, der Sie auszeichnet, die Sch�rfe der Waffe genommen, die ihn glaubhaft machen kann. Wenn Fehler in der Architektur einer Geschichte liegen, m�ssen sie aus dem Herzen kommen, das seine Erlebnisse selbst �ber die Kunst zu stellen die Angst oder die K�hnheit hat.� Diese Frau war nicht nur sch�n, sie besa� einen gef�hrlichen Geist. Selbst Lionardo w�re �ber die Gespaltenheit dieses Gesichtes erschrocken, dessen Sch�nheit unter roten Haaren fast schmerzhaft des Heiligenscheines entbehrte, deren Augen mit der Milde Maria Magdalenas schauten, deren Mund nichts zu wissen schien von den Verz�ckungen, die ihr Gatte auf schlechte Manier gepriesen hatte, und die eben dieser Gatte fast ebenso kompromittierte, als er sie auszeichnete, weil niemand zu sagen wagte, es geh�re mehr Verworfenheit oder mehr Demut dazu, diese Hy�ne von einem Mann zu ertragen. Der Lebenswandel dieser Frau war von dem denkbarsten Anstand. Man h�tte jedermann, der sie verleumdete, niederschlagen k�nnen und h�tte f�r ihre Unschuld garantieren d�rfen. Und dennoch trug dieses Gesicht, das wie die Inthronisierung des Adels wirkte, den Zug eines Verh�ngnisses, den Anfang vom Hauch einer ungeheuren teuflischen Verderblichkeit, den Schleier unerh�rter Verbrechen um sich, da� ihr Anblick auf die seltsamste Weise ersch�tterte. In diesem Gesicht lagen das Engelhafte und die Glut der Messaline mit einer grandiosen Sch�nheit auf der Lauer, und dies Gesicht trug, wie von der Vorsehung berufen, die sonst im Inneren vergrabenen Leidenschaften mit einer schamlosen Sicherheit auf der Stirn. Dieses Gesicht ruhte noch in der Huld der Klarheit und seine Gedanken waren noch zart. Nur dem, den das Unheil einmal t�dlich in diese Falle verstrickt hatte, war es m�glich, auf ihm jene noch verdeckten Ungeheuerlichkeiten zu sehen, die sich dar�ber st�rzen konnten. Die Geographie dieses madonnenhaften Gesichtes zeigte eine Lust-Welt noch ungesehener, oder entdeckter Frevel bereit, in die Kontinente der Reinheit hineinbrechen. Die Augen dieser Frau waren schleierlos, sie waren gro� wie die Augen pompejanischer Frauen, die die H�lfte ihres Gesichtes und dreiviertel ihres Gef�hles damit bedeckten. Sie waren dunkel, fast achatdunkel, oval und klarer, als das Schwarz hergibt. Diese Frau durchschaute mich v�llig. Ich konnte nichts gro�m�tigeres tun, als es zuzugeben. Die Frau hatte die Sensibilit�t eines Herzens, das bei einer Geschichte genau versteht, ob sie erfunden oder ob sie an eine Adresse gerichtet ist, die nicht mehr der Kunst unterliegt, sondern nur dem Herz. Frauen haben immer die unheimliche Witterung der Zusammenh�nge, weil sie anders wie die M�nner begabt sind, die Zwischent�ne wichtiger als die Komposition zu nehmen. Dieser Mangel an Konzentration macht sie aus demselben Grund zu Menschenkennern, der die M�nner zu Pedanten und Starrk�pfen verbildet. Wo die Frau versteht, macht der Mann ein Gesetz. Wo die M�nner aber versagen, n�mlich die Gesetzm��igkeit der Gef�hle anzuerkennen, weil sie zu dumm sind, ihnen folgen zu k�nnen, da verlangen die Frauen mit einer Grausamkeit nach der Logik, die der furchtbaren Idee der Amazonen gleich ist, welche f�r die Hingabe an einen Mann den Tod verlangten. Diese Frau, die einen Lionardo erschreckt h�tte mit den Wegweisern unausgesprochener Tr�ume �ber dem hermelinhaften Gesicht, wollte mir erpressen, da� ich endlich gestand, da� Frevel gegen die Natur von der Natur unerbittlich gerichtet werden. Man konnte sehen, da� die engelhafte Frau vor Hei�hunger bebte, diese Gewi�heit zu erhalten, und wenn ihr Mund nicht vor den Qualen einer geahnten Grausamkeit lebte, war es nur, weil dieser Mund der verschwiegenste war, den eine Frau besa�. Niemand konnte sich r�hmen, ein Wort geh�rt zu haben, das die Seele der Sprecherin betraf. In dieser Zeit waren alle Frauen, da sie den Weg der Familie und damit der Zur�ckhaltung verlassen hatten, bereit, mit einem sch�ndlichen Zynismus Dinge auszusprechen, die einer Frau die Weiblichkeit nehmen und ver�chtlich machen. Eine Frau, die sich preisgibt, hat ihre wundervollste Begnadung, schweigend zu verstehen und ohne Enth�llung verehrt zu werden, eingeb��t. Die Frau wollte mich durchbohren: �In der Tat,� erwiderte ich und warf ihr ebenfalls einen kalten Blick zu, �diese Geschichte nahm ein anderes Ende, da das Leben oft grausamer ist als die Literatur. Das Leben h�tte in einer Zeit, wo die tolle K�hnheit die Ausnahme und die Tugend eine sch�ne Gewohnheit waren, ohne Zweifel nicht das Ma� von Entsetzen aufgebracht, mit der Gier eines Panters zu vernichten, sondern h�tte jenes Ma� an S�hne zugelassen, das der Tod in seiner sch�nen Gr��e immer bereit h�lt. Diese Geschichte h�tte ihren Beweis in einer vollendeten und klaren Epoche gefunden, wo die Frauen wirklich das Zeichen ihrer himmlischen Abkunft wie einen unsichtbaren Schein getragen haben. Diese Zeit des Verruchten aber macht das Schicksal, das den Sieg will, (das hei�t, die Durchsetzung der echten Liebe, die Anerkennung der Gr��e der Gesittung), unerbittlich wie einen Feldherrn, der Tausende opfert, um das Schlachtfeld zu behaupten. Die Frauen, die mit einer Reinheit im Herzen untergehen, sind die Marksteine einer wunderbaren Generation von Frauen, die hinter diesen M�rtyrerinnen herkommen werden. Die Natur macht aus ihrem Blut jene S�hne, an die Sie nicht glauben wollen, weil das Leben es nicht in diesem einen Fall bejaht hat. Zeiten der Gesetzlosigkeit zwingen zu t�ten, wo man in Jahren der Harmonie vor Liebe gebebt h�tte. Dieser Capt. Pound h�tte es in der Hand gehabt, Ritch zu erschie�en, aber er war in der Hand des Schicksals und dieses lie� ihn den Schu� nicht tun, der die Tugend gerettet h�tte. Er entdeckte die Puppe nach zwei Stunden, warf Ritch aus dem Auto und fuhr zur�ck. In diesen zwei Stunden war Grace hinter George Good hergeschlichen und hinter ihm in die Wohnung geschl�pft. Der Kampf, der sich zwischen ihr und dem ehemaligen Matrosen des �Leviathan� abspielte, war der Kampf des Spleen gegen besinnungslose Anbetung. Der junge Mann flehte sie auf den Knieen an, sich die Kette schenken zu lassen. Der Trotz des M�dchens, das den Mann in ihm v�llig �bersah, lechzte danach, ihn zu rauben. Diese Szene war von scheu�licher Dramatik, Grace versuchte, mit der Pistole in der Hand den Mann zu reizen, sie sagte ihm Ver�chtliches und w�nschte, indem sie ihn wie Diana niederschmetterte, den Ha� in seinen Augen zu sehen. Die Liebe aber war zum erstenmal in sein Herz gebrochen und er konnte ihr nichts wie die Ergebenheit beweisen, die von seiner Seele in sein Gesicht trat. Die Seele dieses M�dchens blieb von der K�lte umsponnen, in die sie verwirrt war. Sie trieb den Mann in die Ecke, als ihr zu ihrem Ungl�ck eine Idee kam. Sie �ffnete den Rahmen eines Bildes, indem sie gegen die Wand schlug und sah die Kette in dem Augenblick, als Pound eindrang. Sie drehte sich um, schrie und fiel zusammen. Die zweite Kugel traf Good ... Als der Wagen, der Graces K�rper nach dem Friedhof brachte, durch das Tor des Landhauses in York fuhr, hatte man M�he, die Windspiele zu beruhigen, die ein seltsames Spiel trieben. Sie waren den Pferden dicht gefolgt, pl�tzlich fingen die G�ule an zu laufen, da� sie den Sarg fast auf die Stra�e geschleudert h�tten, die Allee hinauf, die sich geheimnisvoll vernebelte. Die Hunde sprangen mit gro�en S�tzen �ber den Wagen hin und zur�ck. W�re es nicht schaurig gewesen, dieser Anblick h�tte einen Henker r�hren m�ssen. Die Tiere hatten mehr Gef�hl f�r ein Herz, das auserlesen gut war, als das Leben, von dem sie es zur�ckverlangten. Capt. Pound erlebte einen Zusammenbruch, der ein Damaskus war. An der Leiche brach er zusammen. Man kennt die Geheimnisse der Menschen nicht, ihre Erkenntnisse sind von noch gr��erer Dunkelheit. Da er in eine Melancholie verfiel, die ihn der Welt entzog, steht die Frage offen, was diesen rohen Meervagabunden gewandelt hatte. Es gibt nur eine Erkl�rung: die Liebe, die der Tod an seiner Seite als S�hne in ihm erweckte. Daf�r gibt es einen Beweis, den Jonny Rumford aufgezeichnet hat, wenn Beweise von Irren anerkannt werden sollen. Capt. Pound ward in einem Pflegehaus gehalten, das ein milder Name f�r einen Aufenthaltsort von Irren ist, und von dem aus er die Pfiffe der Dampferrohre h�ren, die Masten und Vertauungen der Handelsschiffe sehen konnte. In dem Garten gab es einen von Rosenst�cken umpflockten Weg, den der athletische Soldat auf- und abstampfte, sein Bein auf der Schulter. Wenn ein neues Schiff eingelaufen war, benutzte er es als Fernrohr. Er sah genau hindurch, und wenn es ihm mi�fiel, kommandierte er Feuer. Als Jonny Rumford im Hafen h�rte, sein Capt. hause hier, ging er in den Garten, wo ihn Pound mit einer Salve empfing. Er hatte das Bein auf eine Gabel gelegt wie ein Scherenfernrohr, als wolle er den Mars beobachten und stampfte mit dem Holzbein auf den Zement, da� es klang, als w�rden Schiffskanonen gel�st. �Halloooooo, Capt., come on ...� schrie Jonny, �Cuba ist ein Paradies gegen dieses Dreckloch,� da erkannte ihn Pound. Er lie� ihn eine viertel Stunde in Habtachtstellung stehen, was Jonny anstrengte, der im Hafen keinen Alkohol erhielt, dann umarmte er ihn. Die Tr�nen rannen ihm aus den Augen, was Jonny v�llig verwirrte. Au�erdem nannte er ihn Grace. Diesen Wahnsinn hat der Matrose seinem Herrn nicht vergessen, er verstand ihn nicht und, wie alle primitiven Naturen, empfand er eine Beleidigung in dem Satz, wo dem Soldaten das Herz geborsten war. Es hatte sich ge�ffnet in einer verr�ckten Weise, aber was fragt die Liebe nach dem, was den Menschen Bequemlichkeiten oder ungeheure Leiden sind. Die Liebe hatte dieses Herz in einen erbarmenswerten Abgrund geschleudert, aber sie hatte es erreicht, auch wenn der Verstand diese Glut nicht mehr ertrug.� -- -- -- Die junge Frau sah mich, als ich zu erz�hlen aufh�rte, mit jenen gro�en Augen an, die nicht feucht zu werden brauchen, um ersch�ttert zu sein. �Sie sind,� sagte sie mit einem furchtbaren Hohn, �stets auf der Seite, wo Sie entschuldigen k�nnen, w�hrend Sie die Verdammnis predigen.� Das Gesicht der Frau war in diesem Augenblick von einer Leidenschaft verdunkelt, die den Kopf von Bestien schm�ckt, deren Z�ge genug S��igkeit der Linien und der Farben haben, um den Kontrast unertr�glich wild zu machen. Sie hatte ohne Zweifel die Absicht, mich durch ihre Verachtung verzweifelt in sie verliebt zu machen. Sie bewegte ihren Stuhl ein wenig nach der Lampe, in diesem Augenblick h�tte niemand gezweifelt, eine Madonna vor sich zu haben, deren Lieblichkeit Rafael bis ins Herz ger�hrt h�tte. �Was w�rden Sie tun?� frug ich die Hy�ne, und lachte, �wenn man Ihnen vorw�rfe, da� Sie die W�hrung einer Nation vernichteten, aber aus einer Sentimentalit�t heraus die Papiere lobten, die Sie verachten und die unter den H�nden Ihrer Makler wie ein H�llensturz fielen?� Die Frau warf mir einen furchtbaren Blick der Sanftmut zu. Das Scheusal, das einige Jahre darauf von einer tobs�chtigen Dirne von der Galerie in einen Kronleuchter geschleudert und erdrosselt ward, war bla� vor Gift. Der Heroe seines Handwerks antwortete: �Dasselbe, was Daniel Drew nach Vanderbildt tat, als man ihn fragte, warum er die Eisenbahn zum Entsetzen seiner B�rger vertrustet habe, wo er doch t�glich f�r seine Mitmenschen bete: Ich w�rde Sie bitten, mir den Puckel herunterzurutschen, wenn es nicht so beschwerlich w�re.� Die Hy�ne verschwand wie der Blitz. Es gibt Frauen, deren Herz die Liebe nie erreicht. Ihr Mund ist so verschlossen wie ihr Herz. Aber auch die Heuchelei der Ausschweifung, die hinter einer g�ttlichen Stirn haust, welche die Liebe nicht versteht, wird zu irgendeiner Stunde entlarvt. Diese Geschichte, welche einmal den Trost der Liebe und der S�hne dem zerschmetterten Blick einer bewundernswerten und tapferen Frau bringen sollte, mit der ich f�r ein Drittel meines Verm�gens durch die Sch�sse verr�ckter Bauern eine Nacht im litauischen Leiterwagen fuhr, hatte diese nie erreicht. Auf der Station der Grenze, wo ich sie erwartete, kam damals nur die Nachricht eines Todes an mich, der im Anblick des vernichteten Kindes in ihre Seele j�h und sanft eingetreten war wie der Schlaf. Diese Frau aber, an welche die Geschichte von Lady Grace nun durch einen Zufall gelangt war und deren Seele auf der Sanftheit eines reinen Herzens zu schimmern schien, verachtete die Liebe, deren sie nicht wert schien. Sie verlie� das Scheusal, das fast zugrunde ging �ber die Entdeckungen, die seine Freunde nach ihrer Flucht �ber ihre T�tigkeit als Gattin machen mu�ten. Da er nur seinen Schmerz liebte, verging er vor Eifersucht �ber Qualen, die seine Eitelkeit �ber die Ausschweifungen dieser Frau empfand. Sie lernte in Ouchy einen Sekret�r Kemal Paschas kennen, als dieser die Frauen aus den Harems zur Bet�tigung in der �ffentlichkeit ausrief. Diesen verlie� die ehrgeizige Frau, um ihr Schicksal an einen der Generale zu h�ngen, die das Bild unserer Welt zu bestimmen den unzweifelbaren Auftrag haben. Sie wu�te den Frevel, den sie mit jener Freiheit, die sie nicht zu benutzen verstand, �bte, hinter einem immer geschlossenen Lippenpaar zu verbergen, das der Glut einer nicht ganz erbl�hten Rose glich und hinter einer Stirn, die sich in nichts von dem kalten Glanz der Schneeberge unterschied. In Tripolis ward sie auf der Stra�e durch den Mund geschossen. Gott hat viel Mitleid und sieht lange zu, aber die Natur ist grausam, wenn seine Geduld zu Ende ist. Das Schicksal, das sich den Ort aussucht, an dem es straft, �ffnet auf die furchtbarste Weise die Lippen, die sich der Liebe entziehen wollen. Dieses Werk erschien im Sommer 1923 als vierzehnter und f�nfzehnter Band der Reihe �Das Prisma� im Verlag Hans Heinrich Tillgner, Berlin. Den Einband entwarf W. E. Gerull. Druck des Textes F. E. Haag, Melle, der Steinzeichnungen A. Ruckenbrod, Berlin. Hundert numerierte Exemplare wurden auf B�tten gedruckt, mit der Hand in Leder gebunden und vom Autor signiert. Die ganzseitigen Steinzeichnungen dieser Ausgabe wurden vom K�nstler signiert. Anmerkungen zur Transkription Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Weitere �nderungen sind hier aufgef�hrt (vorher/nachher): [S. 20]: ... unseren Pelzen sich einschie�en wollten, den Flu� nach einer �berfahrt ... ... unsere Pelzen sich einschie�en wollten, den Flu� nach einer �berfahrt ... [S. 20]: ... das letzte Drittel w�rde demjenigen das Leben kosten, der ... ... das letzte Drittel w�rde denjenigen das Leben kosten, der ... [S. 23]: ... ich nicht gef�rchtet h�tte, sie in ihrem Schmerz zu verletzten. Ich ... ... ich nicht gef�rchtet h�tte, sie in ihrem Schmerz zu verletzen. Ich ... [S. 29]: ... ist eines jener tiefen Mysterien der weiblichen Seele, die, wenn ... ... ist eines jener tiefen Mysterien der weiblichen Seelen, die, wenn ... [S. 39]: ... m�ssen. �Was hatten Sie gehabt,� rief ich wohl etwas zu prahlerisch, ... ... m�ssen. �Was h�tten Sie gehabt,� rief ich wohl etwas zu prahlerisch, ... [S. 39]: ... auszubrechen, denn je mehr ich mich begeistere, um so furchtbarer ... ... auszubrechen, denn je mehr ich mich begeisterte, um so furchtbarer ... [S. 40]: ... sie wie ohnm�chtig zur�ckfallen. Ein Blick, den ich durch ein ... ... sie wie ohnm�chtig zur�ckzufallen. Ein Blick, den ich durch ein ... [S. 45]: ... vermochte. Besonders gl�nzende Figuren mu�ten damals sich ... ... vermochte. Besonders gl�nzende Figuren wu�ten damals sich ... [S. 47]: ... in jener gewitterhaften G�te, die er selbst �ber die Schuldigsten ... ... in jener gewitterhaften G�te, die es selbst �ber die Schuldigsten ... [S. 81]: ... die Z�ge kreuzte, an denen zuerst Good, dann Pound an ihr ... ... die Z�ge kreuzte, in denen zuerst Good, dann Pound an ihr ... [S. 81]: ... vor�ber nach der Ostsee sausten. Keine Betonung bedarf es, da� ... ... vor�ber nach der Ostsee sausten. Keiner Betonung bedarf es, da� ... [S. 101]: ... der Zeit erfordert den Zynismus. Wer heute Greenbecks besitzt, ... ... der Zeit erfordert den Zynismus. Wer heute Greenbacks besitzt, ... [S. 103]: ... Jahreszeiten bis zu Holbein und Frau Angelico die Welt gemalt und ... ... Jahreszeiten bis zu Holbein und Fran Angelico die Welt gemalt und ... [S. 104]: ... sind. Einen Menschen, der eine gewisse Haltung gegen seine Zeit ... ... sind. Einem Menschen, den eine gewisse Haltung gegen seine Zeit ... [S. 110]: ... ward in einem Plegehaus gehalten, das ein milder Name f�r einen ... ... ward in einem Pflegehaus gehalten, das ein milder Name f�r einen ... [S. 111]: ... klang, als w�rden Schiffskanonen gel�st. �Halloooooo, Capt., com ... ... klang, als w�rden Schiffskanonen gel�st. �Halloooooo, Capt., come ... End of Project Gutenberg's Die Engel mit dem Spleen, by Kasimir Edschmid *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE ENGEL MIT DEM SPLEEN *** ***** This file should be named 63100-8.txt or 63100-8.zip ***** This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.org/6/3/1/0/63100/ Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. 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