The Project Gutenberg EBook of Die Engel mit dem Spleen, by Kasimir Edschmid

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Title: Die Engel mit dem Spleen

Author: Kasimir Edschmid

Illustrator: Robert Genin

Release Date: September 2, 2020 [EBook #63100]

Language: German

Character set encoding: ISO-8859-1

*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE ENGEL MIT DEM SPLEEN ***




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                            Kasimir Edschmid




                        Die Engel mit dem Spleen


                          Mit Steinzeichnungen
                                  von
                              Robert Genin


                     Hans Heinrich Tillgner Verlag
                              Berlin 1923


       Copyright 1923 by Hans Heinrich Tillgner Verlag in Berlin




                        Die Engel mit dem Spleen


Ich warne unbefangene Leute, sich in diese Geschichte einzulassen, die
sich aus Kriminalit�ten und Unwahrscheinlichkeiten zusammensetzt und
vielleicht nicht einmal zeitgem�� scheint. Es werden in ihr die Menschen
weder verdorben noch zu jenen dekorativen L�uterungen aufgerufen, mit
denen der dichtende Schwert-Adel heute seine Unvollkommenheit zu echter
M�nnlichkeit beh�ngt. Man wird die B�rger darin am Leben gelassen und
die Arbeiter nicht mit Verbeugungen bedacht finden und weder um Gener�le
noch um Kapit�ne der Kohle jenes Wesen gemacht sehen, das nicht ihnen,
sondern der Geschichte zukommt.

Man wird eine l�cherlich phantastische Angelegenheit hinzunehmen haben,
die vielleicht nicht einmal gut erz�hlt ist, weil sie des Nachts statt
in einem Eisenbahnabteil in einer abscheulichen Landkutsche erz�hlt
wurde, die zu heftig nach Apfelsinen und Zigaretten roch, um nicht
Kopfschmerzen zu machen. Ich klage den Chef der Bahnen nicht an, da�
unser Jahrhundert zerr�ttet ist, vielmehr versuche ich f�r den Leser die
Verbindung zu einer Zeit herzustellen, wo die Launen der Menschen noch
stichhaltigere Werte waren wie heute ihre Verzweiflung. Man wird gewi�
heute einen Mord ebenso zu kaufen bekommen wie eine verbotene Banknote,
aber der Hunger und die Gesch�fte der B�rse werden die Erinnerung daran
zerst�rt haben, da� es Zeiten gab, die so unmenschlich vollendet
schienen, da� es Genies bedurfte, um sich jene Anregungen der Herzen zu
verschaffen, die man Leidenschaften hei�t.

Sie sind billig wie die �pfel geworden und nichts erscheint heute im
neunten Jahr des Drei�igj�hrigen Krieges, den die Herren Creusot und
Stinnes, oder wie ihre Nachfolger hei�en werden, sich liefern, um die
lothringischen Erze zum Ruhrkoks oder den Ruhrkoks zu den lothringischen
Erzen zu bringen, nichts scheint bewunderswerter als ein kaltes Herz.

Diese Geschichte in der Tat, welche aus der mathematischen Sicherheit
eines Zeitalters hinausf�hrt, von dem uns erst zehn Jahre zu trennen
scheinen, das uns aber legend�r wie ein Roman Jules Vernes erscheinen
will, hat die fatale Absicht, sich in Gegenden zu verirren, die heute an
der Tagesordnung, fr�her kaum in Romanen sichtbar waren. Ich f�rchte,
man wird mit phantastischen Darstellungen langweilen oder sich stets
dann l�cherlich machen, wenn die Gegenwart die unglaubhafteste Phantasie
selbst ist.

Ohne Zweifel w�re es richtiger, nur engelhafte Wesen in dieser Zeit
darzustellen, wo Frauen uns dadurch entw�rdigt werden, da� wir sie bei
allen jenen abscheulichen Maschinen an die Arbeit geschmiedet finden,
die das letzte Jahrhundert zu erfinden die Bosheit hatte, und da� wir
kaum erschrecken, wenn wir sie mit den Wahlzetteln in der Hand auf dem
Weg finden, unsere Schicksale, den Staat, ja sogar die F�hrung der
Kriege und Grausamkeiten zu beeinflussen.

Einer derart barbarisch verwilderten Zeit geh�rten Frauenbilder, die wie
in Walter-Scott-Romanen jene Anmut h�tten, deren Anblick allein
verg�ttlichte Gedanken hervorruft. Die wahre Literatur hat immer nur
Frauen dargestellt, die uns begl�cken und die Herzen wie beim Anblick
einer hinrei�end s��en Natur erheben sollen oder solche, die sich durch
das B�se, das sich in ihrer Sch�nheit, wenn es einmal in sie
eingedrungen ist, nur um so verh�ngnisvoller auswirkt, zu unserer
Vernichtung verschworen haben.

Die Sitten der Nationen waren immer von solcher Haltung, da� sie, sofern
sie die Frauen nicht die �cker bebauen lie�en, ihnen jedenfalls die
Freiheit nahmen, in jenem Sinne frei zu sein, der f�r eine Frau den
Untergang bedeuten mu�. Eine Frau darf nicht �ber jene Schwelle treten,
wo sie das Geheimnis ihrer erhabensten Wirkung verlieren mu�.

Eine Frau, die einer tragischen Schuld unterliegt, und jene M�dchen,
welche mit den herrlichsten Gedanken der Sehnsucht auf den Lippen
sterben, sind immer von dem verehrungsvollen Zauber verh�llt, den die
m�nnliche Gesellschaft bei den Frauen als ein Erbteil des Rittertums
anbetet, welches seine St�rke dem�tig zu machen suchte, wo es jene
wundervolle Schw�che fand, welche Frauen so unerme�lich erhebt. Die
Literatur t�te gut daran, wo heute die einen Frauen leiden, weil sie
ihre Angeh�rigen auf den Schlachtfeldern get�tet sehen oder die anderen
in den Fabriken sie um die Sonne geschunden oder die meisten sie am
Hunger zu Grunde gehen sehen, nur Frauen von einer unerme�lichen
Lichtkraft darzustellen, deren Anblick allein erhebt.

Allein, wo die Furien der sozialen Aufkl�rung oder die Agentinnen der
kriegerischen Verhetzung durch die Stra�en jagen und daf�r noch sich
bezahlen lassen, scheint es nicht weniger f�r die Entdeckung der
Geographie des menschlichen Herzens bedeutsam, einen Heroismus in der
Literatur wieder darzustellen, der aus Spielerei und Spleen sich
entfaltete und dabei keineswegs geringer an Freude und Schmerzen
zugeteilt bekam als andere. Die Zeiten jener unbeschreiblichen
Leidenschaft, welche Nonnen und Krieger, oder Arme und Adlige, sich
verbluten lie�, sind verschwunden in dem Augenblick, wo man der Frau als
sichtbarsten Fortschritt die Erlaubnis gab, sich der Freiheit des Mannes
zu bedienen, und damit die Frauen vernichtete. Die Frauen mu�ten in
einer Freiheit zerst�rt werden, die sie zu albernen Karrikaturen der
M�nner erniedrigte oder ihnen jenen zarten Reiz nahm, der sie manchmal
himmlisch wirken lie� und der in ihrer Unf�higkeit, auf sich selbst
gestellt zu leben, bestand.

Indem man den Frauen die Brutalit�t gab, sich Eisenbahnpl�tze vor dem
Mann zu erobern oder ihn auf dem Motorrad zu �berholen, tat man das
gleiche, wie wenn man den Engeln Gr�newalds Revolver oder den Jungfrauen
Holbeins Str�mpfe in die Hand gegeben h�tte, man t�tete sie. Man
vernichtete die Leidenschaften und gab unruhvollen Herzen auf, sich
Rebusse zu erfinden, um die Welt in ihren Widerspr�chen bis zu jener
Tollheit zu erleben, die manchmal mit dem Tod bezahlt wurde aber
unverge�lich war.

Es ist selbstverst�ndlich, da� man derartige Launen heute leicht wie
Capricen auffa�t und darin eher eine dumme Koketterie als eine
Leidenschaft erblicken will. Ohne Zweifel war vor einem Dezennium, als
die kriegerischen W�lfe noch in den H�hlen Europas schliefen, jene Laune
einer Frau nur ihr unbewu�ter Drang zu einer �bertreibung des Gef�hls,
durch die es erst unsterblich wird. Es ist aber genau so ungeheuer
offensichtlich, da� diejenige Frau, die sich soweit gegen die Gesetze
ihres Schicksals und der Zeit stellte, vernichtet werden mu�te.

Die Literatur kennt viele Beispiele, da� ein Dichter Vorw�rfe w�hlt, die
aus einem Leben von H�hepunkten in eine grauenhafte Kriminalistik
m�nden, oder die in Absonderlichkeiten enden, die wahnsinnig sind. Die
Pole gesicherten Lebens scheinen die mystische Anziehungskraft der
umst�rmten Pole schicksalhaft zu sp�ren. Es ist bekannt, da� Balzac sich
der Listen der Gerichte bediente, um edle Menschen in ihren
abscheulichsten Paragraphen aufzuhenken. Die Romane Dostojewskis sind in
der Regel Scheu�lichkeiten des t�glichen Lebens, die ein Genie mit einem
bewundernswerten Grad von Reichtum beschenkte, der sie �ber das
Menschliche erhob. Stendhal mu�te in der Kartause von Parma zeigen, da�
in den erhabensten Seelen M�rderbanden steckten, die sich entfalteten,
wenn die geringste Leidenschaft ihnen die Besinnung nahm, und welch
unbeschreiblich edle Herzen hat er geschildert! Stiege man in die
Jahrhunderte hinunter, w�re von Iweins Fahrten bis zu den J�nglingen im
Feuerofen, von Muspilli bis zum Kastellan von Coucy, von Rabelais bis zu
den beispiellosen Epen Krestien von Troies der Gleichklang von
Adeligkeit und Verbrechen in einem Ma�e auffindbar, der sich fast �ber
die gesamte Literatur erstreckte. Erinnert man sich nicht jener
Prinzessin, die in der siebenj�hrigen Gefangenschaft ihres Turmes ihre
Gef�hrtinnen verspeiste, um endlich erl�st zu werden, mit einem L�cheln,
das die Unschuld der ganzen Welt auf ihre Stirne trieb?

Diese junge Frau, die mir gegen�ber in einer nach Lysol und Zigaretten
riechenden Arztkutsche sa�, die, wie vom Teufel gejagt, �ber
aufgepfl�gte �cker sauste, weil durch irgendeine der Verwicklungen der
ehrgeizigen �stlichen Staaten die Bahnen eingestellt waren, hatte keinen
anderen Wunsch, als von mir eine Erkl�rung gerade �ber diese
Angelegenheiten des Herzens zu erfahren, nachdem sie die Torheit
begangen hatte, mich in ihr Schicksal hineinschauen zu lassen. Man wird
verstehen, warum ich, statt abzuk�rzen, so lange mich mit den Launen der
Frauen besch�ftige, weil dies in jener Zeit der Achtzehnj�hrigen, in der
die Keime zu den Schicksalen der Menschheit von Drei�ig heute gelegt
wurden, tats�chlich die einzigen M�glichkeiten waren, Schicksale, die
t�ten, zu erleben.

Die junge Frau war einer Puppe �hnlicher wie einer Drei�igj�hrigen und
hatte, soweit man bei der unm�glichen Beleuchtung sehen konnte, die
eigentlich nur aus der Gew�hnung des Auges an eine klassische Dunkelheit
bestand, eine tiefe Melancholie �ber ihr Gesicht gleiten lassen, hinter
der man die Spuren von Tr�nen zu sehen glaubte, die zu oft geflossen
waren, um sich wiederholen zu k�nnen. Der Schmerz schien diese Figur,
die auch unter dem f�rchterlichen Tempo eines Wagens, der keine Federung
besa� und querfeldein sprang, eine bemerkenswerte Elastizit�t zeigte,
f�rmlich verstrickt zu haben.

Das Leben dieser jungen Frau war in einem Ma�e von ihm infiziert, da�
sie gar nicht daran dachte, aufzuh�ren, �ber ihr Schicksal nachzudenken.
Sie hatte sich ihm nicht ergeben, obwohl der Schmerz in einer
f�rchterlichen Form Gewalt �ber sie erlangt hatte. Die Art, wie sie von
ihrem Leben sprach, bewies die Glut, mit der sie es erhofft hatte und
die Entt�uschung, die sie mit gleicher Gr��e �berrumpelt hatte und mit
der sie sich noch auseinandersetzte.

Sie hatte, kurz, in einem wahnsinnigen Schicksal noch die Kraft, es
abzuleugnen oder vielmehr nach seinem Sinn zu suchen, weil, wenn sie es
anerkennen und sich die Schuld zuschreiben m��te, sie sofort daran zu
Grunde gehen w�rde.

Das gab ihrer Haltung eine merkw�rdige Eleganz, eine S��igkeit der
Bewegungen, die vom Tod gel�hmt aber von einer wundervollen Energie noch
gehalten wurden. Ihr K�rper hatte eine L�ssigkeit, die Frauen oft
besitzen, denen der Sport einmal eine Beherrschung aller Muskeln
geschenkt hat, die sie nun besitzen, aber nicht mehr auszu�ben verm�gen.
Es war nicht m�glich, ihren Kopf, der mit dem matten Schein einer
fremden Blume aus dem Pelz herauskam, in der Beleuchtung zu sehen, man
vermochte ihn aber mit seinen blassen Lippen, den etwas schr�gen aber
mandelgro�en hellblauen Augen und der Stirn, die an den Schl�fen
eigensinnig nach vorn gew�lbt war, irgendwo zu vermuten, obgleich man,
wenn sie sprach, bemerkte, da� man ihn vorher an einem falschen Platz
geglaubt hatte. Der Kopf besa� also die Einpr�gsamkeit, da� man ihn
deutlich k�rperlich wahrnahm, selbst, wenn er unsichtbar war, was f�r
seinen Reiz sprach. Der Charme des Kopfes lag wohl mehr in jenem Teil,
wo die Stirnwurzeln �ber dem Nasenbogen sitzen und wo die Erlebnisse dem
Kopf die Charakternoten geben, als in dem Mund, der von Entsagungen
nichts zu wissen schien, ja einen fast leblosen Eindruck machte. Die
Glut, die diesen Kopf hinter den Augen bewohnte, war die des Untergangs
und nicht der Reiz der Zukunft.

Es war offensichtlich, da� diese Frau nach etwas nur hungerte und das
war, da� man sie tr�stete, indem man ihr Leben bejahte.

F�r den Mann, der das Leben jeder Frau nur mit seinem eigenen
vergleichen und nur nach dem Weg seines eigenen beurteilen kann, wenn es
wie der Mond dieses begleitet und ihm daher untertan war, ist nicht in
der Lage, dies zu tun. Eine Frau wird kein Gl�ck haben, wenn sie die
Lebenskurve einen Mann pr�fen l��t, der darin nichts erkennt als seine
eigenen Bewegungen, seine eigene Freiheit, alle jene Torheiten, aber
Bestimmungen seiner M�nnlichkeit, die nun einmal zu einer Frau nicht
geh�ren.

Er kann den harten Stahl, die scharfe Linie, die Exponiertheit eines
weiblichen Daseins nicht ertragen, das ihm verwildert, entzaubert,
gesch�ndet vorkommt; er kann es nicht anders sehen wie eine Frau, die
ihm in seinen eigenen Kleidern entgegentritt. Der Mann hat ein tiefes
und unersch�tterliches Gef�hl der Zuneigung zu jedem weiblichen
Schicksal, das sich im Glanz der weiblichen Schw�che, die er als St�rke
verehrt, vollzieht. Er will die Frau anbeten, aber sie nicht als
Konkurrentin erblicken. Er vermag den Schein an ihr nur zu verstehen,
der ihm in seinen dunklen Minuten von seiner eigenen Flamme entfacht von
ihrer Stirn zur�ckscheint.

Er wird ein auf den Spuren der m�nnlichen Energie abenteuerndes
Frauenschicksal nur verehren, wenn es Spuren des sch�pferischen Genius
an sich tr�gt wie das der Dido, der Sappho, der Jeanne d'Arc, der
Cortey, der Bettina, der Rahel, der Sand. Er wird diesen Frauen jenen
�u�ersten Respekt der Verehrung in seinem Herzen einr�umen, den er den
gro�en Ausnahmen der Natur: Gewittern, Lawinen, Erdbeben, Vulkanen
entgegenbringt. Er wird wissen, da� die Erscheinung dieser Frauen diesen
wunderlichen Entladungen der Natur �hnlich und t�dlich, jedenfalls
unberechenbar aber toll aus Gr��e ist. Er wird sie anerkennen, aber als
Frauen nicht begehren. Er wird ihnen ausweichen und sich vorl�gen, da�
ihr Leben ihn nichts angehe, wenn ihre Produkte nur das Siegel des
Genius tragen, und wird versuchen, sich an die Werke zu halten, wobei er
bei letzter Ehrlichkeit sogar hier noch widerstrebt.

Es geh�rt die Schw�che eines romantischen Zeitalters, die Melancholie
Mussets, die Verzweiflung Constants dazu, sich herrischen Naturen wie
der Sand und der Tochter Neckers in einer Liebe hinzugeben, die eine
Tyrannei werden mu�te und in unfruchtbarer Verzweiflung endete.

Fr�here Epochen, die sich durch die Tugend einer M�nnlichkeit
auszeichneten, die, sicher auf der Erdkugel stehend, das Gesicht
selbstbewu�t nach allen Seiten zu kehren wu�te, haben einen Schlag
Frauen verehrt, der ihnen wohl mit der �ppigkeit eines Rubens, mit der
s��en Erscheinung der Lady Alice in schottischen Balladen, mit den
vision�ren �berirdischkeiten eines Gr�newald, den sanften Traumfiguren
des Botticelli, den verstrickten zarten Klarheiten des Holbein als die
wahrhaftigen Erf�llerinnen der tiefen Sehnsuchtstr�ume des Mannes
erscheinen, und die, so verschieden sie kamen, mit schicksalstreuer
Gewalt irgendwo m�dchenhaft blieben. Sie hatten einen Hintergrund der
Demut, die wohl eine Abart des Stolzes sein konnte, aber dann sicher
immer nur der s��e Trotz der Schw�che war.

Diese Hilflosigkeit kann der Mann verehren, sie kann ihm als das
wundervollste aller begnadeten Dinge erscheinen, er kann sich in diesem
unwahrscheinlichen, ja himmlischen Mysterium der Schw�che als der
notwendige Erg�nzer vorkommen, den die Vorsehung dazu bestimmte. Die
Griechen, die in ihren Anf�ngen wohl M�nner gewesen zu sein scheinen,
haben vermutlich gewu�t, warum, wer Diana sah, dem Tod verfallen, wer
aber Aphrodite sah, gesegnet war.

Diese junge Frau, die mir gegen�ber die St��e des Wagens mit einer
bemerkenswerten Ruhe ertrug, hatte die unverzeihliche S�nde begangen,
die die Natur nie verzeiht, sich auf die Pfade des Mannes zu begeben und
seine Freiheiten zu ihren zu machen, eine S�nde, die nur dadurch
entschuldigt wird, da� sie die einzige K�hnheit einer Zeit war, die den
Namen Hindenburg noch nicht kannte, nicht wu�te, da� mit dem Namen eines
Amerikaners, Wilson, sich die gr��ten Entt�uschungen, mit denen des
General Foch vollst�ndige �nderungen in der Geographie der Nationen
Europas einstellen w�rden. Aus den Klammern der Feiertage und
Eisenbahnzeiten, der narrenhaften Versteifung der Gesellschaft, in der
nur die R�nge, aber nicht die Bedeutungen entschieden, in einer Zeit,
die c�sarisch angelegt aber mit den Methoden eines Warenhauses verwaltet
war, aus dieser Zeit vermochten nur Capricen jener furchtbaren Art zu
erl�sen, die die Frau aus ihren gesellschaftlichen Banden heraus in
Abenteuer gegen die erstarrte Gesellschaft trieb. Es war ein aufregendes
Spiel, weil der gesellschaftliche Untergang stets das Atout war, mit dem
gespielt wurde, und das dann Sieger bleiben mu�te, wenn einen Herzschlag
lang die Haltung nicht gr��er war als die Gefahr.

Ich will die Frauen nicht verteidigen, indem ich sie entschuldige, ich
will sie zeigen. Man mu� dem Elend einer Zeit, das seine Frauen zu
W�lfen und Maschinen, statt zu M�ttern und zarten Geliebten erzieht, das
sie aufkl�rt �ber Geheimnisse, die eine Frau nie ausgesprochen h�ren
darf, die sie mit M�nnern zusammen in den Universit�ten belehrt �ber
Angelegenheiten, von denen eine Frau keine Ahnung haben d�rfte, man mu�
dem Elend einer solchen gegenw�rtigen Zeit nicht ein falsch und herrlich
gemaltes Bild der vorangegangenen Zeit entgegensetzen, um sie zu
belehren. Die Frauen in der Tat, welche freudig bereit ihre S�hne in den
Tod eines Krieges entlie�en, dessen Sinn sie nicht verstanden, die aber
sp�ter in dem Ruin der Revolutionen und Friedensschl�sse fast zu Hy�nen
erniedrigt wurden, die fast an nichts als die Befriedigung ihres Hungers
denken durften, waren ohne Zweifel ein �bergang. Sie waren im Besitz
einer Freiheit, deren Anwendung man ihnen nicht erlaubte. Sie waren
bereits Halbemanzipierte dem Mann gegen�ber, sie lagen nicht mehr tief
gebettet im Scho� der Familie, die sie vor den harten Forderungen des
Lebens beh�tet, sondern sie klammerten sich gerade noch an die T�ren der
Familie, deren Schein sie noch umschwebte, aber den sie abzustreifen
begannen. Trotzdem aber war es damals m�glich, oft Frauen zu sehen, die
jene Scham kannten, die unter Blicken err�tet und die sich bewu�t waren,
da� es S�nde gibt, obwohl sie nicht wu�ten, da� sie unschuldig waren. Es
geh�rt die K�hnheit eines Looping the Loop-Fahrers dazu, sich aus diesem
durch t�dliche Strafen gerade noch gehaltenen Zersetzungszustandes der
Familie hinauszust�rzen, aber diese K�hnheit war der Mut des Frevels und
nicht jener der Entdeckung und der Opferungsbereiten.

Die junge Frau, die nun unter den verr�ckten St��en des Wagens zu
seufzen begann, hatte diesen Sprung getan, sie war nun der Ruin aller
Vorz�ge, die sie einst hatten verg�ttern lassen, und sie hatte jetzt nur
die eine Hoffnung im Herzen, w�hrend sie zu dem Sterbelager ihres
letzten Kindes fuhr, da� ich ihrem Leben recht gab, das ich
verabscheute. Ich hatte diese Gestalt, die aus der Ferne in ihrem
gestreiften zusammengesetzten Pelz, wie ihn die Engl�nderinnen um diese
Zeit trugen, mitten in den �ckern vor zwei Tagen angetroffen, wo sie
mehr einem Tier aus der Entfernung als einer Frau glich, die im
Zusammenbrechen noch die Kraft hatte, nach ihrem Kinde zu rufen.

Dieser Ruf, der mich, als sie zu sich kam, in ihr Leben mit einzuziehen
schien, war der Grund, da� sie ihr Schicksal vor mir �ffnete, ohne da�
ich es gew�nscht h�tte. Wir hatten zwei Tage, beide abgeschnitten durch
den Streik der Bahnen und die sich daran schlie�enden kriegerischen
Unternehmungen irregul�rer Banden, die uns eines Nachts mit Kugeln
verpfefferten, als ob sie auf unsere Pelzen sich einschie�en wollten,
den Flu� nach einer �berfahrt abgesucht, die mich den dritten Teil
meiner Barschaft kostete. Ihre Sehnsucht, selbst auf die tollste Weise
nach Deutschland zu kommen, hatte mich ger�hrt, obwohl ich keineswegs
eilte und mit Vergn�gen die Entwicklung dieses Bauernkrieges aus Kowno
durch die Zeitungen verfolgt h�tte.

Dieser Wagen kostete mich das zweite Drittel meiner Barschaft, das
letzte Drittel w�rde denjenigen das Leben kosten, der es begehrte, da
ich entschlossen war, es an der Grenze der Dame einzuh�ndigen, um sie
nicht schutzlos zu lassen. Ich gestehe, da� ich unter ihren
Gest�ndnissen ebenso litt wie ich erstaunt war, da� sie hingegen �ber
sich selbst und ihren Namen ein tiefes Geheimnis breitete. Sie hatte
mich mit einem unwiderstehlichen Blick gebeten, sie an der Grenze allein
zu lassen. Man h�rte zwischen den Windst��en, die den Regen auf den
Boden schlugen, den Kutscher abgerissen die Pferde anfeuern, pl�tzlich
sank der linke Teil des Wagens auf die Seite. Der Sturz hatte die
Unbekannte auf meine Kniee geschleudert.

�Vertrauen Sie mir,� fl�sterte ich ihr zu, da ich f�rchtete, da� der
Wagen umst�rzen werde. Im gleichen Augenblick rissen ihn die Pferde aus
der Mulde und jagten weiter. Die junge Frau hatte die Nervosit�t
abgelegt, die Frauen an den Tag legen, die ihr Leben selbst zu bestimmen
gedenken und sich der F�hrung des Mannes anzugliedern nicht entschlie�en
k�nnen. Der Druck ihres m�dchenhaften K�rpers hatte eine bezaubernde
Vertrauenswilligkeit gezeigt. Sie war so zerschmettert vom Leben und so
in Eile, einem furchtbaren Verh�ngnis vorzugreifen, da� sie weich genug
war, zu glauben.

Dieser Moment, wenn ein Herz sich bezwingt, hat etwas von
�berw�ltigender Gr��e, und ich h�tte ihr die H�nde gek��t, wenn ich
nicht gef�rchtet h�tte, sie in ihrem Schmerz zu verletzen. Ich stand
ohne Zweifel als Verteidiger vor einem Schicksal, das ich ablehnte und
war entflammt f�r eine Frau, der ich es nicht zeigen durfte und deren
Leben davon abhalten mu�te, da� sie mir gefiel. Dazu waren wir in
Lebensgefahr. Ich f�rchtete, da� sie unter den grotesken Spr�ngen, die
der Wagen immer �fter vornahm, vor Schmerzen ohnm�chtig werden m��te.

Man mu�te eine belebte Gegend erreicht haben, obwohl es noch weit zur
Grenze sein durfte, denn man h�rte von Zeit zu Zeit das Rufen von
Stimmen, denen unser litauischer Kutscher antwortete. Pl�tzlich wurde an
den Z�geln gerissen. Diesem schlug der Kutscher die Peitsche quer durch
das Gesicht, das wie ein Gespenst am Fenster vorbeifiel. Jedesmal in
solchen Augenblicken f�hlte ich, da� mein Gegen�ber zitterte wie nur
eine Frau zittern kann, deren letzte Zuflucht, deren Glaube an die G�te
der Welt und ihres Sch�pfers auf dem Spiel stand und die zu dem Lager
ihres Kindes wie eine Wahnsinnige, die sich kalt stellt, floh.

Ich vermutete ihre Augen zu sehen, obwohl das Dunkel fast
undurchdringlich war, und ich hatte den Eindruck, da� ihr Licht etwas
Verkl�rtes habe, trotzdem es verwirrt war, als habe der Tod
hineingeschienen und in die S��igkeit dieses L�chelns den Zauber
gebracht, der es erst un�bertrefflich macht. �Glauben Sie, da� wir es
erreichen?� murmelte sie. �Vertrauen Sie,� sagte ich und begriff, wie
sehr sie litt, denn diese Fahrt entschied �ber ihr Leben.

Sie war sich als Kind eines Luxus bewu�t gewesen, der ihr fast alle
Neigungen gestattete, und sie hatte nicht mehr als den unbewu�ten
Gebrauch gemacht, der ihr als selbstverst�ndlich erschien und von dem
sie annahm, da� alle Menschen �ber ihn verf�gten. Das Gold hat genug
Kraft, die edelsten Menschen, die in seiner Umgebung aufgewachsen, in
einer wunderbaren Weise �ber die Leiden der Welt im ungewissen zu
lassen.

Die Kinder des Luxus leben wie die der Armut in einer gleichen
Unklarheit, die einen �ber die Tiefen, die anderen �ber die H�hen des
Daseins. Das Bewu�twerden erst dieser furchtbaren Kluft schafft in
diesen Kreisen die Empork�mmlinge, die krepieren werden oder die Macht
zwischen den Schenkeln haben wollen, und jene Messiasse, die im Dunkeln
ein Selbstgen�gen predigen, das in dem Munde dessen eine L�ge sein mu�,
der aus dem Reichtum kommt. Es wird nur eine Vermischung, aber keine
Vers�hnung der Klassen m�glich sein, indem die Elenden sich bereichern
und die Beg�terten etwas verarmen und zwischen ihnen die Schranken
fallen, denn es ist offenbar, da� die Armen die Notwendigkeit des Luxus
und die Reichen die Entsetzlichkeit des Elends gegenseitig immer weniger
verstehen, als ein Chinese einen Marabu, oder ein vollbl�tiger Franzose
einen deutschen General verstehen kann.

Diese Blindheit unter den einzelnen V�lkern ist das Schicksal unseres
Jahrhunderts, das bestimmt scheint, diese Mi�verst�ndnisse als das
hinzunehmen, was sie keineswegs sind: n�mlich als die furchtbarsten
B�rgerkriege.

Die unbekannte junge Frau, die mit mir durch ein in Flammen des Hasses
aufgehendes Land in einer um ein Verm�gen gekauften Kutsche unserer
Gro�eltern jagte, war die Tochter eines Vaters, dessen Liebe ihr zum
Verh�ngnis ward, mehr fast als seine Strenge. Dieser aus Deutschland
eingewanderte und sp�ter in England naturalisierte Mann (der seine
Nationalit�t nach der Sitte damalig freier M�nner nicht aus Schw�che,
sondern aus ausdr�cklichem Bekenntnis zur neu gew�hlten Heimat �nderte)
war mit der fast kindischen Sorgfalt bestrebt, das H��liche von seiner
Tochter fernzuhalten und das Sch�ne und Vortreffliche um sie zu
versammeln. Er hatte die Schw�che der M�nner, die ihre Frau �berirdisch
geliebt haben und in der Tochter ihr Bild weiter verehren wollen.

Sie �berh�ufen ihre Kinder mit einem Ma� von G�te, die jene nicht zu
ertragen verm�gen, und z�chten den Geist eines Widerstandes, der um so
mehr aus dem schlummernden B�sen kommt, je h�her man die liebenswerten
Seiten ihres Gef�hles belastet. Ein Haus in London und das Sterbehaus
der Mutter in Kairo standen ihr zur Verf�gung, ihr Verm�gen war in
Holland angelegt, was so gut war, als sei es Gott in die Hand gegeben.
Ihr Vater hatte geschworen, da� sie ihr Gl�ck machen werde, und darum
hatte vielleicht, weil dies ein Frevel ist, der Teufel sich bem�ht, in
ihr Herz die Widerst�nde zu s�en, die das unm�glich machen sollten.

Je mehr der Vater sich versteifte, sie mit Geschenken, Aufmerksamkeiten,
�berraschungen zu �berh�ufen, um so erbitterter sann dieses sch�ne und
edle M�dchen darauf, sich dem entgegenzusetzen, wobei sie sich ihrer
Handlung kaum mehr als eines fast schelmischen Trotzes bewu�t ward.
Diese Situation war furchtbar, denn sie liebte ihren Vater, der,
wiederum aus Liebe, sie vor der Welt abschlo�. Der alte Starrkopf, der
seine Tochter vortrefflich machen wollte, sperrte das Kind vor jeder
Gefahr ab. Er war ebenso eifers�chtig auf sie, f�r die er sich auf die
Stelle die Hand h�tte abschlagen lassen, wie voll st�ndiger
�ngstlichkeit, so da� er sie unter anderem jeden Monat zu allen
Spezialisten schleifte, um von allen die Versicherung ihrer Gesundheit
zu erhalten.

Der Alte war bereit, ein Verm�gen f�r jede ihrer l�cherlichsten W�nsche
auszugeben. Das junge M�dchen zeigte sich bed�rfnislos. Es h�tte keine
noch so phantastische Angelegenheit gegeben, die der Alte ihr nicht zu
F��en gelegt h�tte. Sie h�tte den Eifelturm abrei�en und eine eigene
Bahnlinie nach Dover verlangen k�nnen, es w�re ihr ebenso sicher
gewesen, wie da� sie keine Sekunde allein an diesen Gen�ssen h�tte
teilhaben k�nnen. Ihr Vater lie� sie keinen Schritt ohne Begleitung tun,
nicht weil er mi�traute, sondern weil er um sie bangte, und gerade dies
ist es, was junge M�dchen mit entz�ndlicher Phantasie zu D�monen
verwandeln kann. Es machte seine G�te so nutzlos wie einen verwilderten
Garten. Das M�dchen begann diese Aufmerksamkeit zu hassen und sich vor
der Liebe zur�ckzuziehen, die ihr Herz mit Entz�ckungen erwidert h�tte,
wenn sie weniger pendantisch sich gezeigt h�tte.

Dieser Kampf zwischen der elterlichen Liebe, die bevormundete, und der
Liebe des Kindes, die sich ihr entzog, und damit der Teuflischkeit
zuwandte, dauerte bis zum achtzehnten Jahr dieses noblen Herzens, an
welchem Tag sie verschwand.

Sie reiste ein Jahr, doch das gen�gte, sie v�llig zu verderben. Sie
reiste ein Jahr, ohne das geringste zu erleben. Ihr Vater, den die
Entfernung der Tochter wie ein Schlag traf, lie� sie nicht im Stich,
sondern bem�hte sich erst recht, sie auf die Entfernung zu beeinflussen.
Das trieb das merkw�rdige Gesch�pf, das selbst in dieser furchtbaren
Nacht, halb dem Tod �berliefert und von so vielen Leiden
zusammengeschlagen, noch einen unbegreiflichen Schein von Reinheit um
sich hatte, in einen entsetzlichen Widerstand. Die Briefe ihres Vaters,
der sie mit Beweisen seiner Sorge in Gestalt von Detektiven,
Auskunfteien, vorausbestellten Schiffen, Hotels und Z�gen, ja mit
Menschen, die pl�tzlich auftraten und ihr Geschick zu beeinflussen
wagten, �berschwemmte, bewirkten in ihr eine Anzahl launenhafter
Widerst�nde, die verr�ckt bezeichnet werden m�ssen.

Die Geschichte ihrer Erlebnisse, mit denen ihr Vater sie ins Verderben
jagte, hat hier keinen Sinn. Seine G�te ermangelte der Strenge, ohne die
Liebe keinen Zweck hat. Statt sie arretieren zu lassen und sie an einen
Mann von Verm�gen, Sicherheit, Stellung und nicht zuviel Geist zu
verheiraten, dessen m�nnliche N�chternheit ihr die versteifte Romantik
abgenommen h�tte, benutzte er ihr Entweichen zu verdoppelten Beweisen
seiner Z�rtlichkeit. Ein Jahr lang hatte sie alle Angriffe abgewiesen,
ja sich eine Frau f�r ihre Toilette und eine zur Wahrung ihres Rufes
gehalten, w�hrenddem sie ihren Vater aus Trotz im Glauben lie�, sie
reise allein und sei eine Emanzipierte, die sie in keiner Weise war, ein
Jahr lang hatte sie �ber die M�nner lachen k�nnen, bis allzuviele
Warnungen sie ihnen in die H�nde trieb.

Ihr Spleen trieb dieses im Grunde sanftm�tige M�dchen in die H�nde eines
Mannes, den sie offensichtlich nicht liebte, als sie sich ihm gab, der
sie nicht einmal reizte, in dem sie nach wenigen Wochen aber einen
Verbrecher fand. Diese Erkenntnis, die sie fast zum Wahnsinn brachte,
vermochte, da� sie sich entschlo�, ihren Mann zu lieben.

Die Tyrannei des Verbrechens hatte die wunderbare Kraft, dieses edle
Gesch�pf anzuziehen und zu einer Hingebung zu bringen, welche die Liebe,
vor der sie sich auf der Flucht befand, nie erreicht hatte. Diese
furchtbaren Umst�nde sind bei leidenschaftlichen Menschen deshalb bis
zur Unersch�tterlichkeit bestimmend, weil die ersten Schritte, die sie
von der Familie und den der Frau vorgeschriebenen Gesetzen abseits tun,
bereits die Trag�die mit der unendlichen Kraft des Untergangs
herbeigerufen haben.

Das M�dchen hielt mit einer Treue zu dem Mann, der weder ihren Geist
noch ihre Vornehmheit des Charakters besa�, die einer beispielhaften Ehe
jede Ehre gegeben h�tte. An dem ungel�sten K�rper dieser Frau, deren
M�dchenhaftigkeit durch ihren Kummer nicht vertrieben worden war, konnte
man heute noch sehen, da� sie eine wahre befreiende Liebe nie gekannt
hatte. Sie hatte sich aus Laune in eine Verliebtheit hineingest�rzt, die
von der gl�henden Zartheit einer m�dchenhaften Neigung unendlich
entfernt war. Sie liebte einfach ihr Schicksal wie alle starken Naturen,
die auch zu ihren Fehlern und Niederlagen stehen.

Die Spannkraft, die ein menschliches Herz f�r soviel Leiden hinzugeben
hat, besitzt eine Grenze, und sie schien es mit dem Zittern, das sie hin
und wieder grundlos �berlief, zu ahnen.

Ihr Vater, der sie dem Mann entrei�en wollte, hatte den Fehler begangen,
es nicht mit jener Brutalit�t zu tun, die Halunken dieser Art allein
einsch�chtert, n�mlich nach ihrer Entlarvung ihnen den Proze� zu machen
und sie henken zu lassen. Die M�glichkeit hierzu war gegeben, von einem
Skandal spricht man einen Monat und in bewegten Zeiten eine Woche, und
wenn es sich um ein vornehmes Herz mit gro�em Verm�gen und einer
gewissen Sch�nheit handelt, drei Tage. Er f�rchtete, seine Tochter zu
verletzen und gab ihr nach, er kaufte sie dem Mann ab, der mit einer
gro�en Summe Geld verschwand. Er lie� eine Frau zur�ck, die ein
zweij�hriges Kind in der Wiege und eines unter dem Herzen trug und ihrem
Vater diesen Streich nie verzieh.

Sie holte ihren Mann ein, der sich nicht weigern konnte, sie
aufzunehmen, vielmehr die Waffe umdrehte und auf Grund seiner
tats�chlichen Schandtaten ihren Vater erpre�te, dessen Angst vor Skandal
gr��er war als sein Zorn. Dieser Balte, dessen Name keine Erw�hnung
fand, verpra�te einen Teil des v�terlichen Verm�gens auf eine
schwachsinnige Weise. Er liebte diese Frau nicht, weil sie ihm ergeben
war, und suchte Anregungen in Angelegenheiten, die er seinem damaligen
Verm�gensstand nach nicht gebraucht h�tte. Er war ein Spieler, der auf
jeden Zufall versessen war und den der Krieg, der erbarmungsvoll hauste,
staatenlos und also zu den verr�cktesten Unternehmungen geeignet fand.
Sein Verm�gen nahm in einer be�ngstigenden Weise ab, worauf er, bei der
Unm�glichkeit, f�r einige Monate aus England Geld zu beziehen, da die
Konten der ehemaligen Deutschen gesperrt waren, seine Frau kurzerhand
verkaufte.

Man wird fragen, wie eine Frau, die jede Freiheit hatte und �ber eine
Familie und Verm�gen verf�gte, dazu der �bermenschlichen Liebe eines
Vaters sicher war, diese Ungeheuerlichkeit ertragen konnte, zumal von
der Seite eines Mannes, den sie nur in der Einbildung lieben konnte. Sie
ertrug es, und diese Heldentat ist eines jener tiefen Mysterien der
weiblichen Seelen, die, wenn sie von der Natur zur Reinheit bestimmt
sind, alle H�llen des Lasters und der Erniedrigung durchlaufen k�nnen,
ohne da� ihr Wesen auch nur im geringsten leidet.

Zu sp�t lie� ihr Vater den Mann verhaften, er setzte seine Ehre aufs
Spiel, die er verlor, und erreichte, da� seine Tochter ihn ha�te und das
Jahr, bis ihr Mann aus dem Gef�ngnis entfloh, diesem gl�hende Briefe in
seine Verlassenheit schrieb. Dieser Elende behandelte sie mit einer
K�lte und Brutalit�t, die mit ihrer Liebe wuchs. Entflohen, verbot er
ihr zu folgen. Sie folgte ihm. Ihr Vater hatte England, gebeugt,
verlassen m�ssen, der Skandal seines Schwiegersohns hatte ihn
zertr�mmert. Die K�lte seiner Tochter brachte ihn zur Verzweiflung.
Innerhalb zweier Jahre war der Alte um drei�ig Jahre gealtert. Die drei
Menschen lebten jahrelang in einer furchtbaren Verfolgung. Der Gatte
diente seinen dunklen und abenteuerlichen Neigungen, die ihn jeden Tag
in Gefahr brachten, mit den Gesetzen sich zu verwickeln. Seine Frau
suchte seinen Aufenthalt auszukundschaften und bei ihm zu leben, wovon
sie keine Erniedrigung abhielt. Ihr Vater bem�hte sich, ihr Herz zu
erweichen, mit ihm in sichere Verh�ltnisse zur�ckzukehren, Europa zu
verlassen und ein Gl�ck zu suchen, das ihr nach soviel Schmerzen
vorbehalten sein mu�te ... aber was er erreichte, war, da� sein Verm�gen
zerfiel. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, wie fr�her seine Tochter,
so ihren Mann zu bespitzeln, und, um ihr Herz zu gewinnen, ihrem Mann
ein Leben zu verschaffen, das ihn sorglos machen mu�te.

Diese Geschichte der Liebe ist furchtbar, weil sie sinnlos bis zum
�u�ersten ist, denn jeder dieser Liebenden beging Verbrechen gegen die
Liebe. Sie zerst�rten sich in einer grauenerregenden Weise, w�hrend sie
sich zu nutzen suchten.

Der Alte, der durch den Untergang Deutschlands zu einer r�hrenden Liebe
zu seinem Heimatland gebracht wurde, legte sein Verm�gen in Deutschland
an, was seinen Schwiegersohn bald zur Raserei brachte, und als er es
abl�sen wollte, war es bereits ruiniert. Der Schlag, den Deutschland
empfing, war auch mit derselben Teufelei in den Nackenwirbel des Alten
gehauen. Er hatte sich mit der Freiheit seiner gro�z�gigen Denkungsart
von seinem Vaterland geschieden, als dessen unfeiner Reichtum ihm
mi�fiel. Als er es elend und am Boden fand, sah er die M�glichkeit, es
wieder zu lieben, und kam in eine Begeisterung, die ebenso gro�artig und
bewundernswert wie vernichtend war.

Er starb an dieser letzten Leidenschaft, die ihn unf�hig gemacht hatte,
vern�nftig zu denken, was ein Lebensalter lang seine St�rke gewesen war.
Er fiel mit dem Stolz seiner Heimat und begrub sein Verm�gen im Sturz
der deutschen Mark, deren wahnsinniges ungeheuerliches Vernichten sein
letzter Seufzer war. Es war ihm nicht gelungen, seine Tochter
wiederzugewinnen.

Als sie seinen Tod erfuhr, stand sie am Sarg ihrer zweiten Tochter, ohne
zu wissen, wo ihr Mann sich befand, der ein Vergn�gen darin suchte, sie
mit einer �ffentlichkeit zu betr�gen, deren nur ein Neger f�hig ist. Die
rohste Natur hat vor einem Grad des Leides jene Ehrfurcht, die der
Zauber der Frau auch bei Kannibalen auszul�sen vermag. Dieser Balte,
dessen slawisches Blut seine deutsche G�te, dessen deutsche Rohheit
seine slawische Weichheit vertrieben hatte, dieser Verbrecher, den die
verfluchten Fehler zweier Nationen gezeugt hatten, ohne eine einzige
Tugend au�er einer schwachk�pfigen K�hnheit ihm zu verleihen, fand einen
beispiellosen Genu� daran, seine Frau zu dem�tigen. Es gibt wohl keine
Schande, in die er sie nicht verwickelt hatte.

W�re die junge Frau nicht mit einem so ungeheuren Stolz von der Natur
versehen worden, so w�re sie ohne Zweifel durch das �berma� der
Erniedrigung dazu gebracht worden, diesen Mann zu vernichten. Sie hielt
ihrem Schicksal eine beispiellose Treue, sie �berwand das Verbrechen
sogar, indem sie sich nicht wehrte. Es gelangte nicht bis in ihre Seele.

Als sie ihren Mann erreichte, fand sie ihn in Fesseln. Ihr
wohltrainierter K�rper war durch die Kinder und die Sorgen mitgenommen,
unterh�hlt, aber nicht aufgerieben. Sie sah ihren Mann, den es, nachdem
er die Familie seiner Frau zerst�rt hatte, wie alle Abenteurer nach dem
Osten trieb, dessen wildes Chaos ihnen voll wunderbarer Reize scheint,
an einer Mauer stehen. Sie lief aus dem Wagen in eine Umz�unung, ein
Tuch in der Hand, als von der anderen Seite einmal die Trommel ger�hrt
wurde. Darauf erschollen Sch�sse, ihr Mann fiel vor ihren Augen langsam
um, ohne sie anzublicken. Die Soldaten, die aus Bewunderung �ber den Mut
des Mannes, der mit keiner Wimper gezuckt hatte, in die H�nde
klatschten, fanden sie auf dem R�cken liegen. Sie war am Abend bereits
wieder bei Sinnen.

Eine Sekunde hatte gen�gt, sie ihre tiefe Schuld begreifen zu lassen.
Eine geheimnisvolle Stimme hatte im Augenblick der Salve, als ihr Mann,
der von Wuchs und Aussehen von vollkommener Sch�nheit war, fiel, gesagt,
da� vom Augenblick ihrer Entfernung von ihrem Hause alle Schuld und
alles Elend, das in ihrem Kreis geschehen sei, auf ihr liege, sie
empfand unwiderleglich auch die Erschie�ung ihres Mannes als einen
bewundernswerten Heldentod.

Sie f�hlte mit einer Klarheit, die fast erhebend war, die Last dreier
vernichteter Leben auf ihrer Seele und war einsichtig genug, daran nicht
zu sterben, sondern ihren Glauben mit jener Tapferkeit, die schon
�berirdisch wirkte, auf ihr Kind zu setzen.

In diesem Kind und seiner Zukunft schien ihrer m�tterlichen Seele der
Sinn ihres Lebens und die Frage ihrer Schuld sich zu l�sen oder zu
kn�pfen, und sie hatte ein Ma� der Gl�ubigkeit dar�ber, das keinen
Zweifel gestattete. Doch hat die Natur der Spannkraft eines Herzens
Grenzen gesetzt, die nicht �bertreten werden d�rfen, ohne zu vernichten.
Sie erfuhr die Erkrankung dieses Kindes, das sich in Dresden befand.
Gleichzeitig brachen die Bahnen ab. Sie schien zur�ckgesto�en von einem
Schicksal, das sie nach Jahren des Leidens zur Klarheit hatte erwachen
lassen. Das Leben dieses Kindes ward das Ziel eines grauenhaften
Wettlaufs, den sie mit dem Schicksal unternahm. Sie w�re ohne Schuhe bis
an das Ende der Welt gelaufen, um dieses Kind wieder in die Arme zu
nehmen und den Erfolg ihres vernichteten Lebens in jener Erkenntnis dem
Kinde zuzuf�hren, das in einer Erziehung sich ge�u�ert h�tte, die die
Fehler der ihren vermied und die Liebe so aus der Hand gab, da� sie
genommen werden konnte, ohne in die Schuld hinauszutreiben.

Diese Frau konnte nur ein ganz ungeheures Gl�ck retten, konnte nur ein
sie dauernd in Sicherheit h�llendes Ereignis am Leben erhalten.

Sie hatte die Grenze des Lebens fast schon �berschritten, und jede
Entt�uschung war ihr sofortiger Tod. Ihre Seele war an das Leben ihres
Kindes angebunden wie ein Fl�gel an den anderen bei einem Falter, sie
w�rde sich mit diesem Kind in das Leben wieder retten oder mit ihm
zusammen zerfallen m�ssen. Sie befand sich in dem Zustand einer gewissen
�bererh�htheit des Lebens, wie es in Augenblicken eintritt, an denen die
Qual und das Leid so �bertrieben sind, da� sie �berirdisch scheinen. Die
Frau schien von einer Zartheit der Seele zu sein, da� man nicht gewagt
h�tte, ihren K�rper ohne Not zu ber�hren, aus Angst, er k�nne im Zustand
dieser Verkl�rtheit zusammenbrechen. Man mu�te diese Seele in eine
Behandlung nehmen wie einen Lichtschein, den man nicht mit dem Schatten
der Hand verderben m�chte.

Diese Seele war nur in der Lage, die Welt in einer Verschleierung
aufzunehmen, die sie ermunterte. Jeder Zweifel war schon der Tod f�r
dieses Wesen, das nur einer Medizin, n�mlich der Bejahung und des
Trostes und der Zuversicht bed�rftig war.

Man mu�te diesem K�rper, auch wenn man die Unwahrheit verabscheute,
L�gen zuf�hren, die allein ihr die Kraft geben konnten, die n�chsten
Stunden zu �berleben, kurz, ich war gezwungen, wenn auch ohne
Begeisterung, so mit der Leidenschaft, die sie in mir entflammte, zu
l�gen.

Da sie eine Frau von Geist war, konnte man die Literatur zu Hilfe
ziehen, die �hnliche Schicksale wie die ihren bejaht hat, ihnen sogar
eine bestimmte Gr��e des Ruhmes zugewiesen hat, aber man mu�te die fast
t�dlich verzogene Frage auf ihrem Munde lesen, welches denn die Gr�nde
seien, die gro�e Schriftsteller veranlassen konnten, ihre Wesen in
Verbrechen zu f�hren, statt die ausgezeichneten Bahnen einer Literatur
einzuschlagen, welche jenseits des Kriminellen genug Ma�e f�r h�chste
Leidenschaften findet. Der Abb� Prevost hat seinem Desgrieux, der ohne
Zweifel ein Halunke aus Liebe war, ein gro�es Monument errichtet.
Zwischen dem Rolla des Alfred de Musset und Karl Moor besteht nur der
Unterschied, da� der Franzose Vernunft, der Deutsche nur Verzweiflung
kennt, da� aber ein Schicksal beide mit einem Fangarm erreicht, dessen
Rumpf eine verzweiflungs�de Epoche ist. Der Marquis de Sade hat die
Verbrechen offenbar der Wollust unterlegt, w�hrend Shakespeares Halunken
das B�se so genial verk�rpern, da� ihre verwandtschaftliche N�he zu den
Engeln deutlich ist. Es bedarf nur einer kleinen Wendung des Charakters,
um sie zu uns�glichen Heilbringern zu verwandeln. Die Antike, �hnlich
dem britischen Genie, kannte nur Verst��e gegen heilige Institutionen
der G�tter, deren Versto� aber ungeheuerlicher Frevel war. Zwischen
Verbrechen und Heldentaten machten sie so wenig Unterschied wie alle
St�mme, denen mit der Kriegerischkeit ein Sinn f�r gro�e Ideen verliehen
war.

Die Natur scheint die Gesetze des Blutes und der Familie mit einem
ungeheuren Schutz umgeben zu haben, der in ihrer Reinhaltung die beste
Auslese unter der menschlichen Rasse bewirken zu wollen schien. Die
ungeheuerlichen Strafen f�r den Frevel an der Familie sind mit einem
anderen Sinn nicht erkl�rbar. Es gibt Geheimnisse, in die alle Nationen
einbezogen sind, und in denen die Reinheit der Frau als wundervollste
S�ule der Familie und des gewaltigen Bauwerks eines stolzen Staates mit
nicht beweisbarer aber beispielloser Gesetzlichkeit verwoben sind.

Man mu�te dieser in ihrem Elend bezaubernden Frau eine d�nne Limonade
der Ewigkeit brauen, wenn man ihr diese Gesetze verschwieg und aus der
Literatur einen Saft zog, der vielleicht von gro�en Dichtern, aber
schlechten Kennern des Schicksals stammte. Es hie� ihr die Welt mit
wohlwollender, aber zitternder Hand verschleiern und erbeben unter der
Hast und dem Gl�ck, mit dem sie diese schwache Weisheit in sich sog.

Man konnte ihr auf die Frage, die am Anfang dieser Geschichte
angeschnitten steht, schlie�lich sagen, da� die Dichter den Weg ins
Verbrechen deshalb immer wieder suchten, weil in den n�rrischsten und
grundlosesten Leidenschaften sie den unendlichen Goldgrund der besten
Herzenstugenden am sch�nsten schimmern sehen, aber man konnte diese
akademische Phrase nur loswerden, weil man das Gesch�pf, an das sie
gerichtet war, liebte. Das Bangen der jungen Frau hatte etwas von jener
Gl�ubigkeit und Unber�hrtheit, deren N�he niemand verlassen kann, ohne
einer tiefen R�hrung zu verfallen. Ich h�tte meinen Kopf gegeben, wenn
ich in diesem Augenblick die H�nde der jungen Frau h�tte an mich ziehen
und ihr zufl�stern k�nnen, da� diese Neugeburt zur M�dchenhaftigkeit,
die das Schicksal mit einer kurzen, vielleicht in Stunden schon
beendeten aber jetzt in unvergleichlichem Glanz erstrahlenden Frist ihr
verliehen hatte, mich in meiner tiefsten Seele getroffen habe.

Ich war in der verdammten Lage, sie ohne Pause bel�gen zu m�ssen. �Was
h�tten Sie gehabt,� rief ich wohl etwas zu prahlerisch, �wenn Sie ohne
das Erlebnis so gewaltiger Schmerzen Ihr Leben verbracht h�tten? Die
Literatur zeigt, da� die Unschuld, wenn sie mit dem Verbrechen
zusammentrifft, die wundervollsten Menschenblumen hervorbringt. Sie
h�tten ohne Zweifel einen Gatten und Kinder besessen, aber Sie w�ren
sich nicht mehr der Welt bewu�t gewesen, als da� Sie die
wirtschaftlichen M�chte, unter denen wir stehen, mit einem geringen
Stolz gesp�rt h�tten. Das hei�t, Sie h�tten reich gewohnt, den sozialen
Aufstieg Ihres Gatten bewundert, Ihre Kinder gekleidet, die Men�pl�ne
Ihrer K�chinnen berichtigt und mit Verehrung oder Verachtung auf die
Gesellschaft um Ihr Leben herumgeblickt, je nachdem sie im Rang �ber
oder unter Ihnen gestanden w�re. Was w�re aus Ihrem Herzen geworden?
Soviel an Gro�mut und soviel an sp�tem ungeheurem Gl�ck, wie Sie es
heute zu verlangen haben, vermag ein durchschnittliches Leben nie zu
geben, und die Tugend, die nie an den Abgrund geschleppt ward, hat
keinen Anspruch, ein Herz zu besitzen, das durch den Tod wie durch die
Liebe mit derselben K�hnheit hindurchgeschritten ist.� Man wird mir
zugestehen, da� ich mit Feuer log, obwohl mein Gef�hl offenbar geneigt
war, in Tr�nen auszubrechen, denn je mehr ich mich begeisterte, um so
furchtbarer empfand ich, welch verabscheuenswerten Unsinn ich sprach.

Sie seufzte, als ob sie alle Liebe der Welt einsauge, und das brachte
mich fast von Sinnen. Nur als ich mit der falschen K�hnheit, die
Verliebten eigen ist, fragte: �Was h�tten Sie gehabt?� schien sie wie
ohnm�chtig zur�ckzufallen. Ein Blick, den ich durch ein Licht, das
aufglomm, auf ihrem Gesicht mit g�ttlicher Ergebung aufgeschlagen sah,
belehrte mich, da� sie an ihren Vater dachte. In diesem Augenblick
schienen wir umzingelt zu sein.

Um uns herum erschollen Stimmen. Der Kutscher hielt den Wagen an und gab
sichtlich Auskunft. Ich �ffnete die Wagent�r nach der einen Seite und
schlo� sie im gleichen Augenblick. Offenbar hatte man sich an der Stelle
zusammengekn�uelt, um eine Auskunft einzuziehen. Ich ri� den anderen
Schlag auf, zog die junge Frau heraus, und wir liefen �ber die Wiese.
Als wir hinter Buschwerk kamen, zitterte sie so, da� ich sie tragen
mu�te. Als wir den Wald erreichten, fing eine sinnlose Schie�erei an,
�berall loszuknallen. Wir standen hinter B�umen, um nicht getroffen zu
werden. In diesem Augenblick war ihr Herz auf der H�he der Gefahr. Eine
Verwundung h�tte sie niedergeworfen und get�tet. Denn dieses
wundgelaufene Herz hatte nur noch eine kurze Frist, die die Natur ihr
verliehen hatte, zu leben oder auszusetzen, und diese Frist langte noch
bis zum Lager ihres Kindes, aber litt keine Minute Verz�gerung.

Es gibt eine Z�rtlichkeit bei M�nnern, die in Augenblicken der Gefahr
f�r das geliebte Wesen sich in nichts von der Liebe unterscheidet, die
das sch�nste Recht der M�tter ist. Ich h�tte diese Frau, deren Schmerz
und deren Schicksal ich offenbar wie ein Wahnsinniger liebte, mit meinem
K�rper zudecken m�gen, um sie vor den Kugeln zu sch�tzen, wenn diese
Bewegung nicht eine Narrheit gewesen w�re und die Soldaten auf uns
gelenkt h�tte. Sie war im Augenblick der Gefahr von einer fast
�bermenschlichen K�hle. Als wir eine halbe Stunde durch den Niederwald
gerannt waren, kamen wir auf eine Stra�e. Wir hatten die Vorposten
hinter uns und waren in Sicherheit.

Nach einer halben Stunde fanden wir unseren Wagen. Zwei Stunden sp�ter
erreichten wir die Station. Hatte ich unrecht, da� ich ihr, als wir mit
einer gewissen Heiterkeit die letzten Wagenstunden machten, eine
Geschichte nicht vorenthielt, die ihr Herz st�rken konnte? Da sie aus
dem Leben stammte und mit ihren bekannten Figuren aus der Wahrheit wie
aus einem Bilderbogen geschnitten war, hatte sie mehr �berzeugungskraft
als die Literatur, die nur beweist, aber nicht atmet.

Ich wagte kaum zu zittern, als wir uns der Station n�herten, ich war
besinnungslos von einer Leidenschaft, die ich nicht zeigen durfte, und
ich war gen�tigt, ihren Befehl zu respektieren, der mich zur�ckstie�.
�Zeichnen Sie diese Geschichte auf,� sagte sie mit einem so
verhei�ungsvollen L�cheln, da� mir die Tr�nen kamen, �und senden Sie es
mir morgen nach als einen Beweis, der mich st�rken wird.� Sie hatte eine
wundervolle Zartheit im Klang, da� ich f�rchtete, ich w�rde sie nicht
wiedersehen. An der Grenze empfingen uns Soldaten. Pl�tzlich sahen wir
uns an, von Fackelschein �bergossen.

Dieses Gesicht, das lange nicht geweint hatte und auf dem Spuren
unz�hliger Schmerzen wie ein Verh�ngnis schwebten, trug die Spuren von
Tr�nen. Ich reichte ihr die Hand, um auszusteigen, und bemerkte an dem
Druck ihrer Hand, da� es Tr�nen der Freude, ja der Erl�sung waren. In
diesem Augenblick trat ihre ganze Seele, die noch nie gelebt hatte, auf
ihr Gesicht, und ich wurde eines so himmlischen Glanzes ansichtig, da�
mich die Besinnung verlie�.

�Ich danke Ihnen mit aller Herzlichkeit, die soviel Ungl�ck �brig
gelassen hat,� fl�sterte die Unbekannte mit hinrei�ender Anmut und gab
mir eine Adresse, unter der ich ihr schreiben konnte. Sie empfing mit
dem Nicken einer Vertrautheit, die nicht mehr menschlich war, mein
Portefeuille.

Man fand mich auf dem Platz hingestreckt wie einen Toten. In der Nacht
schrieb ich die Geschichte eines Frevels auf, dem ein Gl�ck, das der
S�hne, abzugewinnen ich meine Natur in unerh�rter Weise zwang. Denn um
das Gl�ck der S�hne zu ertragen, bedarf es eines kalten Herzens. Das
Kind mu�te leben, oder sie starb. Ich blieb nach diesem Wettlauf mit der
Wahrheit, der mein Innerstes zerri�, drei Tage besinnungslos in meinem
Zimmer liegen. Ich war gezwungen, mich zur Herstellung meiner Natur ins
Gebirge zu begeben, da mein K�rper gewohnt war, alles zu ertragen, die
h�rtesten Strapazen und die irrsinnigsten Entt�uschungen, aber nicht den
Kampf gegen die Gesetze der Seele, die ihn regieren.

Es gibt vielleicht eine einzige M�glichkeit, ihn diesen Streit ertragen
zu lernen, das ist, ihn zum Siege zu f�hren. Man hatte mir versichert,
da� am Abend ein Zug gehe, der ihr als ein Herold meinen Brief senden
sollte, der eigentlich mein Schicksal war, auf dessen Echo ich wie ein
Verr�ckter warten mu�te. Ich verbrachte diesen Tag mit einer so
unheimlichen Getrenntheit meines Wesens, da� ich mit den Kerzen
pl�tzlich vor den Spiegel sprang.

Ich reiste an diesem Tag in dem furchtbaren Hotelzimmer, w�hrend ich
gleichzeitig Bogen auf Bogen hinter verschlossenen L�den f�llte, an der
Erinnerung der Nacht jede Minute zur�ck und badete mich, f�llte meine
Seele mit jeder Bewegung und jeder Silbe, welche die Unbekannte von sich
gegeben. Gleichzeitig wu�te ich, da� bei jedem Buchstaben, den ich f�r
sie schrieb, sie der Ungewi�heit entgegenfuhr, ob dieses Kind sie
verflucht hatte, ehe es starb, oder ob es mit einem L�cheln sie ansehen
w�rde, das der Anfang eines unfa�baren Gl�ckes war. Die Frist war kurz,
in der dieses bewundernswerte Herz lieben durfte, und ich h�tte nicht
Gott sein m�gen, in dessen Hand es lag, und der es vielleicht
zertr�mmern mu�te.

Man wird mich nach der Geschichte, die ich aufzeichnete, fragen, ich
verheimliche sie nicht. Sie besitzt jene Kostbarkeit, die Erlebnisse
erst adelt, wenn sie ein Herz enth�llt oder getr�stet haben. Man darf
der Literatur nur dann jene Liebe, die sie zu Beweiszwecken benutzt,
zuwenden, wenn die Literatur jenes geheimnisvolle Herz besitzt, das mit
den wahren Leidenschaften der Menschen gef�llt ist. Dieses Herz kann
sich pl�tzlich �ffnen, und die Menschen sind in der phantastischen
Stunde dieses Zufalls in der Lage, darin ihre Seele zu sehen. Eine
vortreffliche Literatur wird ihre Bewunderer durch dieses Mysterium
unbeschreiblich entz�cken, eine erb�rmliche wird sich in den Sekunden,
wo man ihrer bedarf, als das akademische Geplapper entlarven, das nur
sich selber liebt. Das Herz des Menschen ist der Ort, wo die
Gegenst�nde, die Ereignisse und die Sitten der Welt gemessen werden und
ihren Rang erhalten. Ausgezeichnet wird lediglich, was die Gr��e hat,
dem Herzen gleich zu sein oder den Ehrgeiz besitzt, es zu �bertreffen.

Es gibt in der Literatur einen Opfermut und eine K�hnheit von Gef�hlen,
die weit �ber das hinaus wollen, was menschlichem Ertragen und
menschlicher Spannkraft m�glich ist. Diese Literatur ist ohne Zweifel
die h�chste in den verschiedenen Klassen des Schrifttums, in dem der
Zynismus die niedrigste, die Weisheit die erhabendste ist. Es ist
unm�glich f�r ein gleichzeitig kluges wie feuriges Temperament, eine
Literatur anzuerkennen, die ihr Wesen nur durch sich selbst erh�lt und
wie Narzi� sich von den Menschen und ihren Beispielen fernh�lt. Die
Dichtkunst, meint Balzac, sei die Einleitung zum Staatsmann. Napoleon,
Julius C�sar, der gro�e Friedrich, der erste Franz von Frankreich,
Machiavell, ja selbst Goethe, Richelieu, der Kardinal Retz, Disraeli,
Bulwer und Constant haben dieser These recht gegeben, indem sie ihren
Geist, der das Sch�ne zu formen wu�te, derart disziplinierten, da� er
das Geb�ude des Staates unter den letzten Gesetzm��igkeiten der
Vernunft, der Gerechtigkeit und der Harmonie erblickte.

Der Staat ist aber jene wundervolle Handschrift der Vorsehung, welche
die Leidenschaften der Menschen auf den R�cken der Ewigkeit gezeichnet
hat und in dem alle Linien des menschlichen Herzens enthalten sind. Wer
diesen Kreis, den das Gebet eines unschuldigen M�dchens bis zur
Grenzenlosigkeit der himmlischen Satzungen durchl�uft, verl��t, begeht
einen Frevel, den nur ein Opferwille s�hnen kann, welcher st�rker ist
als die Natur. Wer kann die Erde aufhalten? Wer vermag die Sonne zu
verdunkeln? Zur S�hne ist dem menschlichen Herzen die Kraft, zum
Verzeihen die Gr��e gegeben. Zum Widerstand gegen die Gesetze der Natur
besitzt es nur das Dulden, welches die Trotzigen und seit Prometheus
ewig Zerschmetterten manchmal bis zu himmlischem Licht erhebt. Hier ist
die Geschichte:

Im Jahre neunzehnhundertelf ereigneten sich drei Dinge, die an
verschiedenen Stellen der Welt einen geheimnisvollen Zusammenhang
schafften. Es war das Jahr, wo, drei Jahre vor den Sch�ssen von
Serajewo, die Mitteleuropas Vernichtung und unsere Armut veranla�ten,
einige Menschen anfingen, sich in die Luft zu schwingen, andere das Meer
einige hundert Meter unter der Oberfl�che mit Tauchbooten zu
durchfliegen und jenen Kampf begannen, den ein ehrgeiziges Geschlecht
mit seinen Maschinen der Natur ansagte. In einem zarten Vorspiel, das
vier Jahre lang die grandiosen Schlachten ank�ndigte, die unsere
Nachfolger mit Stumpf und Stiel hinwegrotten werden, hat sich gezeigt,
da� die Natur diese Provokationen auf ihre Urheber zur�ckwirft.

Wenn in einem Landhaus in York Lady Grace ihr Leben in einer
auffallenden Weise verlie�, von einem Tag auf den anderen aus der
beh�tetsten Dame in einer Reihe von Verbrechen sprang, bedarf es nur der
einen Erkl�rung, da� sie von jener Krankheit erfa�t war, welche alle
leidenschaftlichen Naturen in dieser Zeit erfa�t hatte: da� sie dieser
Welt kein Interesse abzugewinnen vermochte. Besonders gl�nzende Figuren
wu�ten damals sich allerdings in ihrem Innern zu beruhigen und f�r die
Zeit aufzusparen, wo die k�nstliche Sicherheit dieses Jahrzehntes in
Flammen aufging, und die Menschheit sich in die grauenhaftesten K�mpfe
st�rzen mu�te, die diese Erde gesehen hat. Andere, welche mit der
K�hnheit eine Unsicherheit des Glaubens vereinten, begannen jene
furchtbaren Herausforderungen, welche die Natur nicht unbeantwortet
lie�, indem sie die Versucher mit einem L�cheln absch�ttelte, das die
Welt mit Blut �berschwemmte. Andere, zu denen Lady Grace offensichtlich
geh�rte, wechselten pl�tzlich ihre Seele aus.

Diese Menschen, die damals nicht zahlreich waren, scheinen unter ihrer
Seele eine andere zu besitzen, die pl�tzlich die erste v�llig verdr�ngt.
Diese Annahme ist aber ohne Zweifel ein Irrtum, denn eine Seele kann nur
durch den Tod den Menschen verlassen. Wenn ein erhabener Mensch sich
pl�tzlich in furchtbarer Weise ver�ndert, so beweist das nur, da� er den
Weg, welchen das Schicksal ihm vorgeschlagen hat, v�llig verl��t, und
da� die Keime des B�sen, die in ihm lagen, tief in ihn eingedrungen
sind. Es bedarf nur der R�ckkehr mit gl�ubigem Herzen, um eine solche
Figur wieder zum sch�nsten Licht zu entfachen.

Die Entschl�sse, die einen Menschen von gro�er Leidenschaft wie dieses
k�hle M�dchen, von ihrer klaren Bahn und aus der Familie wegtreiben,
liegen oft mit der Kraft eines Abgrundes da in Momenten, wo sie am
wenigsten erwartet werden. Der �bergang kann sich mit einer
Pl�tzlichkeit vollziehen, der alle ratlos macht, welche die
Zusammenh�nge nicht erkennen, welche die Gesetze der Natur selbst mitten
durch die Seele eines reinen M�dchens gelegt haben. Sie passieren
zehnmal am Tage jene Stelle, wo ihr Leben furchtbar bedroht ist, ohne es
zu wissen, und gehen in jenem Augenblick mit nachtwandlerischer Kraft in
das B�se hinein, wo ihre Leidenschaft eine Laune gebiert, die jenseits
ihres Gem�tes liegt.

Diese �berg�nge sind nicht weiter mit der Vernunft erkl�rbar, sie m�ssen
nur bestimmt und von denen, die sie vornehmen, ausgetragen und erduldet
werden. Das Schicksal ist gewaltig genug in jener gewitterhaften G�te,
die es selbst �ber die Schuldigsten verteilt, auch an das Ende dieses
Frevels ein Licht zu stellen.

Man kann nach Belieben bei Lady Grace alle jene Vorz�ge voraussetzen,
die eine Schilderung abk�rzen werden, ihren Geist, ihre Erziehung, die
Stellung ihres Vaters, ihre Lieblichkeit in gewissen Augenblicken, ihre
k�rperlichen F�higkeiten. Ihr Alter betr�gt sechsundzwanzig Jahre, was
erstaunlich ist, da ihr Verm�gen auch das Leben ihres bevorzugten
Bewerbers h�tte �ndern k�nnen. Ihre Nase, �ber jener schon
sprichw�rtlichen Verl�ngerung der Oberlippe hatte von der Seite einen
leicht geschwungenen Bogen, sah von vorn aber fast etwas gestr�ubt und
trotzig aus. Das gab ihr zwei Gesichter, ein durchg�ngig k�hnes und ein
romantisches, was sich sehr apart mischte. Ihre Figur, mehr gro� als
mittel, ward von jenem Dunkel der Augenfarben beherrscht, von denen man
in gewissen Momenten erschrocken feststellt, da� sie hell wie das Meer
und fast blau wie Perlmutt sind. Sie geh�rte zu jenen M�dchen, die in
den Mondn�chten die Nachtigallen um ihren Gesang beneiden, in ihre
Kissen weinen und selbst erstaunt sind, am Tag diese r�tselhaften
Spannungen aus sich gewichen zu sehen. Sie sind dabei von einer
Verstandessch�rfe, die nur jene Unerwecktheit ist, mit welcher die
M�dchen in unbegreiflichem Instinkt unter den Erfahrungen her die Welt
durchschauen und wohin sie erst durch die Weisheit der Leidenszeit
wieder gelangen werden, ein Zustand, vor dem junge M�nner zur�ckweichen,
weil sie �berlegenheit und Stolz dahinter f�rchten. Sie besa� dabei
neben dem Weltblick, den ihre Erziehung ihr mitgegeben, eine
Kameradschaftlichkeit, die jene Distanz der M�nner zu ihr noch
vergr��erte, weil sie so traumhaft sicher hingegeben ward.

Diese Sicherheit war es, die sie wie einen Diamant aufleuchten lie�,
wenn sie im Abendkleid und phantastischem Schmuck in der Halle erschien.
Es war ein unbeschreiblich siegreicher Schmelz in dem mit der
Pl�tzlichkeit eines Schusses aufgl�henden L�cheln, da� man, obwohl man
sie ha�te, ihr eine unvergleichliche Karriere voraussagte. Den Zorn der
Frauen, die sich die M�nner neideten, erregte sie erst durch ihre
v�llige Teilnahmlosigkeit f�r Bewerber. Man hielt sie f�r w�hlerisch und
berechnend und nahm an, da� sie sich f�r den Besten aufhebe und vor
Hochmut bis zum sechsundzwanzigsten Jahre noch keinen so Vortrefflichen
gefunden habe, der ihren Tr�umen entsprach, w�hrend sie in Wahrheit ihre
Seele noch nicht gefunden hatte und eigentlich eine Romantische war.

Diese M�dchen scheinen kalt, weil ihre Herzen gl�hender als die
M�glichkeiten sind, die ihnen zu Gebot stehen, diese Herzen daran zu
erproben. Man mu� bedenken, da� das Fest, welches auf der Terrasse des
Landhauses stattgefunden hatte, eigentlich eines der romaneskesten war,
das die damalige englische Gesellschaft kannte, und da� Lady Grace bis
zum Tod bleich und gelangweilt davon schien. Es war in den zarten und
traumhaften Kost�men Gainsbroughs getanzt worden, dann hatte es
geregnet, und nun gingen in der roten D�mmerung die Fenster alle auf und
es roch nach dem Boden des Parks. In diesem Augenblick erregte es das
Erstaunen eines jungen Mannes, da� ihr Auge sich auf ihn richtete.

Der junge Mann, der den Vorzug hatte, in Indien gek�mpft zu haben, was
seine Bl�sse und Melancholie mit einem dicken Kontrast unterstrich, war
vor Schreck dar�ber fast erstarrt, in welcher Weise sich ihr Blick,
w�hrend er auf ihm ruhte, ver�nderte. Ihm schwindelte ein wenig und er
f�hlte sich halb umstrickt, halb durchbohrt. Er folgte ihr, als sie das
Auge zur T�r gleiten lie�: �Kann ich auf Sie vertrauen?� frug sie mit
grauenhafter K�lte. �Vergessen Sie nicht, da� ich das Leben von
f�nfhundert Menschen, die mir dienten, monatelang in H�nden hatte,� rief
er. �Wollen Sie mir dienen, Charley?� sagte sie mit einer Stimme, die
ihn erzittern machte. �Diese Frage,� sagte er ergriffen, �beleidigt das
Herz, das nie etwas anderes tat.� �Sie werden mich verlassen, wenn ich
es w�nsche?� sagte sie ruhig. Er nickte betroffen. �Sorgen Sie f�r zwei
Wagen. Vergessen Sie Ritch nicht abzuholen. Sie wohnt im Gartenhaus. Ich
brauche einen �lteren Begleiter. Nehmen Sie Davis und geben Sie ihm
Geld, da� er einen Kammerdiener mitnimmt. Zweihundert Meter von der
Parkt�r warten Sie auf mich in einer Stunde.� Sie nickte und zog sich
zur�ck. Zwei Stunden sp�ter fuhr das M�dchen nach Dover, ohne sich die
M�he zu nehmen, ihr Kleid zu wechseln, das sie unter einem Staubmantel
verbarg.

Ritch war ein schwarzes Faktotum, das ihren Vater aus den Kolonien
begleitet hatte und auf das sie sich blindlings verlie�. Diese Negerin
war eigentlich javanischen Blutes, fast sch�n, nur zu dunkel, stark wie
ein Tier und von der Wachsamkeit eines Hundes. Was im zweiten Auto
folgte, war ein Greis mit Kammerdiener und einer alten Gouvernante. Sir
Davis war von der senilen Schw�che eines Lebemanns, der nicht gen�gend
Mittel hatte, seine Leidenschaften in der Jugend zu befriedigen, in
diese H�rigkeit zu jungen Damen angekommen, die nichts begehrt, als
ihnen zu Diensten zu sein. Sie opfern sich auf f�r den Beruf einer
Attrappe und w�rden ihr Leben hingeben daf�r, da� sie in der N�he dieser
Wesen trotz des Zustandes ihrer Z�hne noch bleiben d�rfen. Sie werden
nicht beachtet, auch nicht bedankt und erf�llen die Dienste des
Hofmarschalls mit gr��erer Leidenschaft, als diejenigen des Liebhabers,
als sie noch W�nsche hatten.

In der Nacht fuhren sie noch �ber und setzen die Autos auf die Strecke
Paris, Dijon, Valence, Mont�limar, Avignon.

Ehe sie Calais verlie�en, frug Lady Grace, als sie den Fu� auf die
Dampfbarkasse setzte: �Ist das Telegramm abgegangen?� �Es ist durch
meinen Bruder vom Foreign Office aufgeliefert worden,� antwortete
Charley mit dem Ton eines Menschen, der etwas unerh�rt Schweres erledigt
hat. �Dann kehren Sie zu Gaby zur�ck,� rief sie mit jener H�rte, die nur
unverbrauchte Herzen �ber sich gewinnen, weil sie nicht wissen, wie
unendlich sie damit schmerzen. Man mu� wissen, da� sich bei ihrer
Abreise eine Szene abspielte, deren Helden ihre Windspiele waren. Diese
Tiere, die sie auf allen Einladungen, so auch nach York begleiteten, von
denen einige noch von ihrem Vater kurz vor seinem Tod eingestellt waren,
wollten sie nicht verlassen, holten die Autos ein und rannten eine Weile
neben ihnen her. Sie h�rten die Lockt�ne ihrer Herrin und wu�ten nicht,
da� diese sie zum erstenmal zur�cktrieb. Pl�tzlich begann ihr
Lieblingstier Gaby etwas Unerwartetes, Ungeheures, es sprang �ber das
hinrasende Auto. Diese Spr�nge wiederholten sich, bis Lady Grace halten
lie�. Man mu�te die Tiere anbinden. Nun kommandierte sie den jungen Mann
zum Schutz ihrer Tiere, ohne zu bedenken, ob er gemerkt habe, da� sie
innerlich weinte, als Gaby ihre unglaublichen S�tze begann. Er konnte
denken, da� sie ihn zu ihren Liebsten sandte, aber er vermochte sich
dabei nicht voll Bitterkeit zu verschweigen, da� sie die Hunde mehr
liebte als ihn. Ein englischer Junge dieser Kreise hat zum Gl�ck genug
Einf�ltigkeit, die Launen einer Frau zu pr�fen. Er war t�dlich gekr�nkt,
aber, da er liebte, machte er sich ohne Umst�nde an den Anfang.

Das zweite Ereignis, das in jenem seltsamen Zusammenhang mit dieser
Abreise stand, war der General-Appell des M�groz-Clubs in New York, von
dessen Bestand Lady Grace ebensowenig ahnte wie dieser Club von der
Tatsache, da� eine gl�nzend sch�ne Frau sich anschickt, ein t�dliches
Wettrennen mit seinen besten Mitgliedern zu beginnen. Dieser Club, der
sich nach einem der ber�hmtesten Eisk�nstler nannte, vereinigte seine
Mitglieder zum Curling. Das ist ein Spiel, welches, dem italienischen
Bocca �hnlich, auf der Eisfl�che geschossen wird und Kraft mit
Gewandtheit verbindet. Man hielt sich jahr�ber eine eigene geschlossene
Eisbahn, was gewisses Aufsehen erregte, da dieser Sport in Amerika fast
unbekannt war. Der Club hatte sehr strenge sportliche Satzungen, spielte
Inter-League-Games und unterstand dem Olympischen Komitee. Man wird
nicht vermuten, da� diese ernste Angelegenheit, die jeder Pr�fung
standhielt (denn keine menschliche F�higkeit wird so genau kontrolliert
wie das grausamste Spiel der modernen Zeit, der Sport) eine
L�cherlichkeit sei.

Diese Sportleute fanden das Curling erb�rmlich langweilig, es war ein
Gesicht, das sie sich vorhielten, um ein anderes zu verstecken. Diese
Zeit vor den Erfindungen der Tanks und der Vernichtungslust mu�te
Gef�hle verstecken und mit den Kr�ften, die keine Auswirkung fanden, auf
einer so gef�hrlichen Ebene zu spielen beginnen, da� sie ihr Leben und
ihren Geist riskierten. Es gab so wenig Widerst�nde, da� man welche
erfinden mu�te wie jene D�chse tun, die sich Bauten so kompliziert
anlegen, da� sie sie teilweise wieder zerst�ren m�ssen, um in ihren
Hauptkessel zu gelangen. H�tte jemand vermutet, da� dieser Sport den
Bed�rfnissen seiner Mitglieder gen�gte, h�tten sie ihn im Inneren f�r
einen Verr�ckten gehalten. In der Tat hatten diese Leute eine ingeni�se
Erfindung gemacht, sich das Geheimnis zu beschw�ren, nach dem sie
lechzten. Das war eine Tambola der Gefahr, eine Machinerie der
Leidenschaften, ein wahrhaftiger Apparat, dessen Einrichtung von
genialem Irrsein war.

In dieser Einrichtung war ihr Schicksal mit einem Raffinement verbunden,
das jeden von ihnen t�glich mit aller Furchtbarkeit wahllos erfassen
konnte, kurz, diese Leute waren begabte Spieler, die statt um Geld, das
sie besa�en, um Erlebnisse spielten, bei denen mehr zu verlieren war als
Verm�gen. Vor allem verband sie, der Zuchtlosigkeit entgegen, die jedem
erlaubte, nach Gutd�nken zu leben, eine eiserne Disziplin, gegen welche
der Gehorsam der Armeen ein Kinderspiel war.

Was sie beherrschte und im Notfall bestrafte, war ihnen n�mlich
unbekannt. Sie hatten sich eine geheimnisvolle Macht erfunden, die sie
mit aller Tyrannei beherrschte, womit sie gl�cklich waren. Die Zucht,
die diesen Haufen von Spielern, Abenteurern, Soldaten der
Kolonialarmeen, Kenner oder Adepten des Wunderbaren, Blasierte und vom
Leben Gez�chtigte zusammenhielt, verwickelte sie in fast jede scheinbar
unm�gliche Angelegenheit. Es wird nicht erstaunen, da� Curling nur ein
liebensw�rdiges L�cheln gegen die Welt darstellte, hinter dem sie
zwischen halsbrecherischen Gefahren ja Verbrechen, sich jene Genugtuung
ihrer Nerven verschafften, die verr�ckt, aber bewundernswert war.

Der eigentliche Vorgang war folgenderma�en: Das Haus war derart gebaut,
da� es allen Entdeckungen auch durch Mitglieder gewachsen war und jede
Manipulation erlaubte, die n�tig schien. J�hrlich wurden f�nfzig
Metallkapseln im Dunkeln gezogen, in einer befand sich der Schl�ssel zu
einem Verschlag, dessen Vorderseite eine viereckige Uhr war. Keiner,
selbst der Besitzer des vorigen Jahres, wu�te, in wessen Hand der
Schl�ssel kam. In dem Haus waren sechzig Kabinen aus Stahl, in denen die
Mitglieder sich zu maskieren hatten, wenn sie aufgerufen wurden, einem
Appell Folge zu leisten. Auch die Einrichtung der Kabinen, ihre
Numerierung und die jedesmalige Verteilung der Nummern schlo� jedes
gegenseitige Erkennen aus. Ihre Vermummungen und die Art ihres Eintritts
in den Hauptraum sowie die Abd�mpfung der Lichter gen�gte ebenfalls, da�
man nicht wu�te, in wessen N�he man sich befand.

Vor allem darf nicht vergessen werden, da� diese Leute das Geheimnis
liebten, das sie eingesetzt hatten und toll gewesen w�ren, wenn sie es
gel�ftet h�tten. Diese Leute fl�chteten aus ihrer ungeheuren Macht in
die Unsicherheit und waren damit besch�ftigt, das Gift eines Frevels zu
genie�en und nicht, es zu enth�llen. Diese geheime Legion der
M�nnlichkeit, die ihr Jahrhundert verachtete und seine Garantien wie
seine Einrichtungen verlachte, besa� nur eine Abh�ngigkeit, das war
jener Wille, der von dem Tr�ger des Schl�ssels ausging, welcher ihr
Leben und Tod nach v�lligem Belieben in der Hand hielt. Wenn eine Sache
dieser Welt gro� oder verr�ckt genug schien, sich daran zu bew�hren,
berief er den Appell.

Zu diesem Zweck erschien irgendein Mann im Club und frug nach einem Glas
Whisky. Dieser Mann mu�te einen Satz sagen, der lautete: �Die Uhr ist
aufgestellt, meine Herrn.� Diese Uhr war die Seele des Clubs. Da sie
Schicksale bestimmte, war das Grausen auf sie �bergegangen, das man der
Vorsehung schuldet. Durch eine Vorrichtung war es m�glich, da� am Tag
nach der Ank�ndigung jeder der Vermummten, wenn er den Schl�ssel besa�,
sich, ohne aufzufallen, in den Raum hinter der Uhr begeben konnte. Dies
geschah durch eine liftartige Versenkung, die lautlos alle Etagen
durchglitt. Man konnte von f�nf Etagen �ber zwei Dutzend G�nge in den
Saal kommen, es war unm�glich festzustellen, wer in die Uhr eintrat.

Diese Uhr ruhte auf drei S�ulen und hatte einige ovale �ffnungen. Die
Mitglieder mu�ten in den d�mmerigen Raum vor die Uhr, einer nach dem
anderen, treten, in dem Verschlag zur Seite die Maske l�ften und
weitergehen. Jeder tat dies mit dem furchtbaren Gef�hl, da� hinter der
Milchglasscheibe einer in sein Gesicht sah und �ber sein Leben
bestimmte. Dies geschah so, da� der Mann, der nach Whisky fragte, einen
Brief abgab, der in der Regel nur einen aus einer Zeitung gerissenen
Wisch enthielt. In den kurzen Nachrichten der Journale sind in trockener
Form die ungeheuerlichsten Dramen enthalten.

Der Fall, der diese Geschichte mit England und einem ereignisvollen
Teile der Geschichte Asiens verkn�pft, hatte ein schauderhaftes Aufsehen
unter den Mitgliedern gemacht. Ihr unverbr�chliches Schweigen bewies,
da� sie zitterten vor Erregung. Die ersten Drei�ig waren ergebnislos
passiert. Da blitzte ein wei�es Licht und rollte in einen Ausschnitt der
Uhr, daneben glomm in dem Schalter auf der Platte der Name George Good
auf. Bei dem zweiundvierzigsten wiederholte sich eine Linie tiefer
dasselbe. Der Name hie� nur: Capt. Pound.

Diese Uhr trug �brigens an der Seite ein Verzeichnis aller Namen des
Clubs, hinter denen in einem breiten Feld ebenfalls kleine Glasgitter
von verschiedenen Farben gl�hten. Dieses Verzeichnis konnte mit
Auszeichnungen im Team gedeutet werden, es betraf aber die Frage, ob
diese Leute sich im Spiel mit den Gesetzen ber�hmt gemacht hatten, ob
sie unterlegen waren oder ob sie wegen Verr�terei aus der Welt geschafft
werden mu�ten. Das gelbe Licht war Verrat, das rote Verdacht, das wei�e
bezeichnete besonderen Ruhm, das gr�ne war der Durchschnitt, das
schwarze das Todeszeichen. Dieses Register war f�r den, der es
studierte, von den Schauern des Furchtbaren umweht, ein erschreckendes
Thermometer jener Leidenschaften, die sich unterwarfen, um sich
auszutoben. Bei besonderen Anl�ssen war dieses Register verh�llt.

Hinter den Namen Good und Capt. Pound gl�nzten die Scheiben gr�n, das
Signal, da�, nachdem die Auszeichnung auf sie gefallen war, ihre
T�tigkeit begann, die nunmehr neutral beurteilt ward. Jede Leistung
begann auf diese Weise, aber keiner vermochte zu sagen, mit welcher
dieser erschreckenden Farben sie aufh�rte, weil noch verfehmter als das
Mi�lingen jene Untreue ger�cht ward, die das Ziel aufgab oder dem Sinn
des Auftrags sich entgegenstellte. Diese letzte Frage war diejenige,
welche den Bann t�dlich machte, der die M�nner vereinte, weil sie mit
letzter Raffiniertheit das Schicksal herausforderte, jenes Schicksal,
das mit Vorliebe in menschliche Handlungen eingreift und sowohl ihre
Kurve als auch ihren Sinn ins Gegenteil verkehrt.

Man mu� gestehen, da� diese Vorkehrungen mit h�llischer Genauigkeit
getroffen waren. Nachdem die beiden Namen bekannt waren, gingen die
M�nner auf verschiedenen Ausg�ngen auseinander. Beim Curling h�tte jeder
sich eher die Zunge abgebissen, als da� er ein Wort �ber diese Dinge von
sich gegeben h�tte. Es versteht sich, da� das Geheimnisvolle halb
gewesen w�re, wenn man es mit einer Silbe erw�hnt h�tte. Die Sitte des
Verschweigens gestattet, das Ungeheuerlichste zu erleben. Es gibt keine
Verschw�rung, wenn man ihr die grauenhafte Gr��e nimmt, indem man davon
spricht.

Am folgenden und den drei n�chsten Tagen wurden an allen B�rsen eine
Masse Aktien der Nord W. L. Schiffahrtsgesellschaft gekauft. Der Agent,
der das Paket erworben hatte, gab den telephonischen Auftrag zum Kauf
von zwei Fabriken, in der einen wurden gewisse Sorten Edelstahl gewalzt,
in der anderen wurden die Platten zu verschiedenen Zwecken
zusammengesetzt. Am folgenden Tage erhielten die beiden Unterleiter des
Direktoriums der Schiffahrtsgesellschaft einen seltsamen Besuch. Besuche
verr�ckter Art sind in Amerika h�ufig, man sch�tzt sich davor, indem man
Leute in die Besuchszimmer der Direktoren setzt, die nicht die
Direktoren sind, sie aber scheinen und in Haltung und �berlegenheit
nachahmen, um die Besucher auszuforschen. Diese T�uschung ist eine der
geringsten, welche die Handelswelt seit der Erfindung der alles
zertr�mmernden Trusts gegen die Menschheit vornimmt. Sie hat den
Vorteil, da� von den gro�en Betr�gern die kleinen entlarvt und die
Narren beseitigt werden.

�Halloooo meine Herren,� sagte Capt. Pound, der ein Stelzbein hatte,
�ich besitze dieses Paket Aktien. Die Nummern finden Sie hier
eingetragen. Hier ist die Bescheinigung des Notars. Die M�ntel liegen
bei Hallgarten. Telephonieren Sie.� Die Klerks blieben r�hrungslos, sie
schienen aus Wachs, wie man es in L�den f�r Konfektion sieht. �Und was,�
sagte einer, aber es war nicht zu erkennen, welcher, �hat dieses Ihr
Eigentum mit Ihren W�nschen zu tun?�

Sie sahen gar nicht auf die Papiere, die Pound auf den Tisch geworfen
hatte. �Dies,� sagte Capt. Pound, ohne im geringsten auf die beiden zu
achten, �sind Beurkundungen, da� ich Besitzer der Rollway-Fabriken bin.
Hier ist der Kaufvertrag. Hier die beeidigte Beglaubigung. Hier die
letzte Bilanzabschrift des Unternehmens.� Und er warf sie auf den Tisch.
�Und,� sagte einer der beiden Wachsm�nner, die vermuteten, er wolle
seinem Geschrei nach das Personal aus dem Hause treiben, �welchen
Zusammenhang sehen Sie zwischen den beiden abgegebenen Erkl�rungen?�
�Dar�ber,� sagte Capt. Pound, �werde ich mit dem sprechen, der am Ende
dieses Gegenstandes sitzt,� und er schlug mit dem Stock auf einen gro�en
Kautschukbecher, der die Gespr�che aufnahm, und wandte sich einer
dichtwattierten T�r zu, die sich von selbst vor diesem unerschrockenen
Besucher �ffnete.

Den Tag darauf begannen Arbeiter der Rollway-Fabriken den Einbau einer
unerh�rt gesicherten Stahlkabine in den Dampfer �Leviathan�. Ein Mann
mit Stelzbein kontrollierte. Die Arbeit mu�te in f�nf Tagen beendet
sein, sie war es nach viereinhalb, weil Pounds Anwesenheit zauberhaft
wirkte, er verstand mehr von dem Gesch�ft als seine Ingenieure. Au�erdem
lie� er nachts arbeiten. Der geheimnisvolle Mann lie� die Arbeiter
dauernd wechseln und �bertrug jedem nur einen geringen Teil der
Besch�ftigung, auf diese Weise �bersahen sie in der Tat in keiner Weise,
was sie arbeiteten.

Dieser Mann, der sie beaufsichtigte, machte auf alle den
f�rchterlichsten Eindruck. Dieser Capt. hatte in einem Krieg, den einige
Jahre vorher seine Nation mit Spanien gef�hrt hatte, sein Bein verloren.
Obwohl niemand heute die Tatsache f�r m�glich halten wird, da� eine
edelm�tige Nation wie die amerikanische mit dem friedlichsten Volk der
Welt in kriegerische Verwicklungen kommen konnte, da man vergi�t, da�
die kubanischen Erze die Wirtschaftskapit�ne beider L�nder wie die
Irrsinnigen lockte, trotzdem scho� eine der damals noch kindlich
primitiven Kugeln eines kleinkalibrigen Gesch�tzes ihm in das Knie,
fetzte den unteren Teil ab und Capt. Pound sah sein Bein ins Wasser
fallen. Einer seiner Leute holte es wieder heraus. Er lie� es
pr�parieren und f�hrte es zu jeder Zeit mit sich. Man h�tte diesen
eleganten Mann f�r einen Professionel im Boxen gehalten, er war Ende der
Drei�ig, hatte das Gesicht eines quadratischen Orang und eine furchtbare
Stimme.

Was jetzt geschah, ist aufs �u�erste geheimnisvoll. Das Schiff fuhr nach
Beendigung der Arbeiten ab, durchfuhr eine Reihe von Tagen das Meer und
kreuzte einen Tag an einem Teil der chinesischen K�ste. Die Nacht
erhielt es Signale und einen Lotsen und botete die meisten Leute aus.
Die Europ�er und Amerikaner standen neugierig auf dem Verdeck und
betrachteten in der Morgend�mmerung eine grauenhafte Szene. Sie sahen
einen Kilometer lang eine Treppe gegen das Meer herunterkommen, die sich
oben in einer Wolke verlor. Sie schien aus dem Himmel f�rmlich
herabzufallen, was noch geheimnisvoller dadurch war, da� die Sonne vom
Meer her das ganze Bild grell beleuchtete.

Zuerst rannten einige Tiere, die man als Kamele erkannte, auf den Stufen
herunter. Es waren vier Tiere, von denen zwei st�rzten und mit
zertr�mmerten Knochen von Stufe zu Stufe herabglitten. Dann kamen
Stelzenl�ufer. Die paar Mann an Bord rissen die Augen auf und lachten
�ber die possierlichen Spr�nge. Hinter ihnen her kam ein Trupp, der die
Treppenkn�ufe besetzte. Ihnen auf dem Fu� folgte eine Kompagnie mit
Fahnen an sehr hohen Stangen. Hinter diesem Trupp, der �brigens von
einer herabrennenden Schar Musikleute begleitet war, kam ein Kamel, das
sehr langsam gef�hrt wurde und ein Zelt auf dem R�cken trug. Die Leute,
welche Ferngl�ser besa�en, konnten dann Falkentr�ger mit ihren Tieren
erkennen, zwei bronzene L�wen, die getragen wurden, F�chertr�ger und
einige Leute, die sehr breite, kurze Banner hielten. Es schien sich eine
gro�e Zeremonie zu entfalten, aber man vermochte nicht zu erkennen,
wozu.

Es folgte offenbar in einem Wall von Speertr�gern ein rotausgeschlagener
kleiner, fast ovaler Sarg, dahinter ein Heer von Papageien und Reihern,
die f�rchterlich schrien. Dahinter liefen Leute die Treppe herunter, die
mit B�llen jonglierten, unter ihnen bewegten sich andere, die
Goldfischgl�ser mit eiserner Ruhe trugen, davor ein majest�tischer
gelber Sonnenschirm, unter dem sich niemand befand, zuletzt eine
ebenfalls leere S�nfte. Die Treppe f�hrte direkt ins Meer, verbreiterte
sich aber bei der M�ndung in eine riesenhaft mit breiten Stufen
herabkommende Terrasse.

An diesem untersten Teil der Stufe hielt eine Motorbarkasse des
�Leviathan�. Nun traten, w�hrend sichtlich verhandelt wurde, ein Teil
der angeschwollenen Menge, die sich vermischt hatte, zur�ck, und endlich
wurde der kleine Sarg mit einem Dutzend Begleiter in die Barkasse
�bernommen, die sofort abfuhr. In diesem Augenblick fingen s�mtliche
Menschen, die die Treppe hinuntergezogen waren, an sie in einer
entsetzlichen Flucht hinaufzurennen und man h�rte in der Ferne ein
Signal von H�rnern, die abwechselnd weich und lang und dazwischen scharf
geblasen wurden. Dieser Vorgang war ungew�hnlich, in seiner Eile
verwirrend, das Schreckliche daran bestand in der Atmosph�re der
Unheimlichkeit, die er ohne Grund hinterlie�.

Diese wurde aufs Furchtbarste erh�ht. Es waren drei Personen �brig
geblieben, die nun etwa zwanzig Stufen herabstiegen, bis sie links und
rechts auf die Br�stung kamen, die schon �ber dem Wasser hing. An dieser
Stelle erschossen sie sich und st�rzten in das Meer. Der letzte trat bis
an die unterste Stufe, setzte sich und schnitt sich den Leib auf. Er
schnitt, nachdem er die Kleider bei Seite geschoben hatte, eine lange
langsame Linie, die Eingeweide fielen ins Meer, er st�rzte zur�ck und
blieb liegen. �By Jove,� sagte ein Mann am Reeling �er hat keinen Jonny
Rumford, der sie ihm herausholt wie das Bein von Capt. Pound�. Der
Matrose drehte sich um und bemerkte, da� Capt. Pound nicht anwesend war.
Auf diesen Mann konnte sich Capt. Pound wie auf das Sakrament verlassen,
er hatte jedoch, obwohl er in Kuba neben ihm gefochten hatte, vermieden,
ihn von seiner Abwesenheit zu benachrichtigen. In diesen Augenblicken,
die zwischen Grauen und Verst�ndnislosigkeit schwanken, ist der Anblick
eines verdutzten Gesichts eine wundervolle Rettung f�r den Verstand. Die
Matrosen lachten, sie wieherten vor Vergn�gen. Im selben Augenblick
legte die Barkasse an.

Durch ein Signal wurde das Deck geleert. Die Leute, die heraufgestiegen,
erblickte kein Auge. Sie nahmen Besitz von einem Teil des Schiffs, der
nicht zug�nglich war.

Das Geheimnis dieser Vorg�nge ist v�llig banal. Man wird es heute
weniger verstehen, da� es Aufsehen machte als morgen und die Bedeutung,
die man ihm beilegte, damit verstehen, da� in diesen Jahren der
Untergang eines Eisbergs durch ein Schiff, das mit ihm zusammenstie�,
die wahrscheinliche Ermordung einer Mutter durch die rothaarige Frau
Steinheil in Paris oder die Flucht einer s�chsischen Prinzessin mit
einem italienischen Walzerkomponisten sensationelle Geschehnisse waren,
die den Atem der Gesellschaft f�r Monate gepre�t hielten. Das Geheimnis,
das nach Jahren noch nicht gel�st ward, h�tten zwei Menschen leicht
entschleiern k�nnen.

Der erste war nat�rlich Capt. Pound, der am Abend an Land gegangen, die
Verhandlungen mit den Leuten �ber jener Treppe gef�hrt hatte und sich
daraufhin verabschiedet und mit einem Auto nach der n�chsten Station
hatte bringen lassen. Man war der Ansicht, da� er nach Peking fahren
wolle. Der h�hnenhafte Stelzfu� war drei Stunden am Strand
zur�ckgelaufen und in der N�he der Treppe trotz seinem Holzzusatz am
rechten Bein nach dem Schiff zur�ckgeschwommen. Er hatte ungesehen seine
Kaj�te erreicht.

Hier nahm er ein Musterwerk der Mechanik vor, indem er eine Wand �ber
seinem Bett �ffnete, in einen Korridor geriet, von diesem in eine
Stahlkabine, die allerdings nicht hoch genug war, um darin stehen zu
k�nnen, daf�r ein Ruhebett besa�, das sie in f�nfundvierzig Grad
diagonal durchschnitt. Der �brige Raum dieser Kabine war aufs
verst�ndigste ausgenutzt, um Lebensmittel, Wasser und Zigaretten
unterzubringen. Der Mann hatte die Klappen hinter sich geschlossen,
untersuchte die Nietungen, brummte, untersuchte die Nietungen an der
anderen Seite der Kabine und nahm befriedigt Platz: �Diese Fabrik,�
sagte er, �fertigt die anst�ndigste Pr�zisionsarbeit der Welt. Es lohnt
sich, eine Zeitlang schr�g zur Erde sich aufzuhalten. Im �brigen werde
ich sie behalten, denn sie scheint ausbaubar zu sein.�

Dann erst sah er in einen Apparat, der einem Stereoskop glich. Es war
der Beginn eines Scherenfernrohrs. Er vermochte durch zwei winzige
L�cher, die der Ventilation dienten, von der Decke der Kabine, die er
hatte einbauen lassen, diesen ganzen Raum zu �bersehen. Er befand sich
durch f�nfzig Zentimeter besten Stahl getrennt neben dieser Kabine.

Diese wurde am Morgen ge�ffnet, einige Leute betraten sie und
untersuchten zwei Stunden lang. Sie benutzten dazu nicht nur
Instrumente, sondern auch die Zunge, um geheime Ritzen zu erkennen.
Capt. Pound, der offenbar wie auf die Auferstehung auf die
Zuverl�ssigkeit der Mechanik vertraute, konnte es nicht unterlassen,
w�hrend dieser Zeit Zigaretten zu rauchen. Der tollk�hne Bursche hatte
die Frechheit der Abenteurer, die jeden Einsatz auf der h�chsten Quote
spielen, �hnlich den Seilt�nzern eines verschwundenen Jahrhunderts, die
lieber zwischen Kircht�rmen, als in mittlerer H�he und mit einem Netz
gesch�tzt laufen. Es gibt eine Berufsehre, die den Milit�rs mit den
Verbrechern gemeinsam ist und die beide veranla�t, mit der m�glichsten
K�hnheit zu leben.

Als die Untersuchungen abgeschlossen waren, wurde mitten in dem Raum,
der vorher mit Blendlaternen �bertaghell erleuchtet war, der Sarg,
offen, aufgestellt, worauf der Raum in einem leichten gr�nen Licht
schwamm. Daraufhin wurde die gro�e Stahlt�r geschlossen und man konnte
eine Scheibe aus meterdickem Glas darin beobachten, die trotzdem
durchsichtig genug war, den Raum zu kontrollieren. Die Leute, die diesen
Transport zu erledigen hatten, hatten scheinbar die T�r plombiert und
mit Wachen umzingelt, denn das Schiff begann sich zu bewegen.

�Capt. Pound,� sagte der Matrose Jonny Rumford, �ist nicht
zur�ckgekehrt. Er wird seine Gr�nde haben. Wir sind nicht allein. Sein
Bein ist da.� Er ahnte nicht, da� Pound seine Ruhe, die er vor Kuba
behalten hatte, als er ihm sein Bein �berreichte, verloren hatte. Capt.
Pound hatte damals, obwohl er vor Schmerz wei� geworden war, gesagt:
�Das n�chstemal deines, Junge, ich werde es dir bringen.� Capt. Pound
starrte wie ein aufgeregter Verr�ckter in das Fernrohr. In dem offenen
kleinen Sarg lag jene schauerliche Sache, die diesen Mann in seinem
kleinen K�fig fast ersticken lie�, und deren Anziehungskraft stark genug
war, ein junges M�dchen aus einem v�llig vortrefflichen Dasein in das
Verbrechen hineinzujagen, dem sie ebenso �berlegen war wie den Tugenden.

Der zweite Mann, der das Geheimnis kannte, aber gel�chelt h�tte, wenn
dieses Wort an sein Ohr gedrungen w�re, bedarf einer Minute Pause, um
ihn einzuf�hren, weil die Literatur seinen Namen mit jenem Pomp beh�ngt
hat, den armselige Skribenten anwenden, wenn ihnen ein Begriff die M�he
ersetzen soll, einen Menschen darzustellen, dessen Schilderung sie nicht
gewachsen sind. Eine gute Literatur tut gut daran, einen Menschen so zu
bringen, da� man seine Stellung nicht kennt, denn die unbegabten
Schriftsteller haben um gewisse Sachen einen L�rm gemacht, da� die Leser
unter dem Namen schon Vorstellungen empfangen, die die erlesenste
Schilderung nicht mehr beseitigen kann. Diese schlechten Zauberk�nstler
haben es fertig gebracht, da� ein Feldherr etwas Vollendetes erscheint
und unm�glich pucklig und feig geglaubt wird, da� ein Flieger schlank
und k�hl sich vorgestellt wird, w�hrend das in der Regel neurasthenische
Affen sind, da� man eine franz�sische Frau kokett und eine englische
langweilig findet, w�hrend die einen nur nat�rlich, die anderen h�chst
am�sant sind. Diese Schriftsteller haben es in hunderten von F�llen
fertig gebracht, da� man sich entschuldigen mu�, eine Illusion zu
zerst�ren, die im Grunde nichts wie eine Bequemlichkeit unf�higer Leute
war.

Die Kunst des Schreibens besteht in vielem darin, da�, wenn etwa von
einer Wendeltreppe die Rede ist, der Leser nicht begeistert mit dem
Zeigefinger eine Spirale in die Luft haut, sondern sprachlos vernimmt
und glaubt, da� sie viereckig ist. In der Tat ist schon bei den �gyptern
eine Wendeltreppe stets ein im Grunde quadratischer Aufbau gewesen, und
die R�mer sind ihnen darin ebenso gefolgt wie die Fr�h-Germanen und
Juden.

Diese Person ohne Zweifel, die der Anla� einer immer schneller dem Ende
sich n�hernden Geschichte ist, ist von ber�ckender Schlichtheit. Sie
hatte das Ungl�ck, eine Kette, die nicht den geringsten Wert besitzt, da
sie keiner der bekannten Edel- oder Halbedelstein-Arten zugeh�rt, zu
zerrei�en. Diese Person hatte Gr�nde, die nicht verheimlicht werden
sollten, diese Kette in Europa reparieren zu lassen.

Diese Zusammenh�nge sind von kl�glicher Einf�ltigkeit. W�rde ich Sie
fragen, wie Sie sich den chinesischen Kaiser vorstellten, w�rden Sie ihn
dick und w�rdevoll, offenbar mit der Unbequemlichkeit einer Krone, eines
Szepters und eines Baldachins vorstellen und damit eine beklagenswerte
Dummheit der Zivilisation vollziehen. Das in der Tat Wunderbare ereignet
sich allerdings sek�ndlich in aller �ffentlichkeit dieses mechanisierten
Zeitalters, ohne beachtet zu werden. Man hat sich jedoch, wahrscheinlich
als Entschuldigung f�r soviel Blindheit einige phantastische
Vorstellungen aufgebahrt, an denen nicht ger�ttelt wird. Man begeht in
fr�hlicher Laune die Vergewaltigung, Menschen und Vorg�nge, die unter
den wirtschaftlichen Gesetzen der modernen Zeit stehen wie wir auch, zu
geheimnisvollen, fast g�ttlicher Einwirkung f�higen Sachen
zurechtzudenken.

Diese Kritik an der Zeit w�re im Munde eines R�soneurs in der Tat voll
gro�er M�glichkeiten. Diese Geschichte ist nicht im Stile Diderots
geschrieben, sondern in einem verbrecherisch sto�enden Wagen erz�hlt und
handelt von Halunken, deren Tempo und Technik auch die Erz�hlung
anzunehmen hat. Dieser junge, elegante Mann also, dessen Stirn ein
gro�es Nachdenken gefaltet, eine noch tiefere Weisheit aber wieder
gegl�ttet hat, der in dieser Nacht im Auto ankam und am Morgen auf dem
Meer den �Leviathan,� auf der anderen Seite des H�gels einen Garten mit
Springbrunnen, kleinen Kindern und Pelikanen beobachtete, w�re ohne
Zweifel zusammengest�rzt unter der Welle von Reflexionen, zu denen
selbst Schiller und Moliere ihren Teil gegeben haben, wenn er unter
jenem Titel vorgef�hrt worden w�re, dessen Machtvorstellungen ihn
einfach zertr�mmert h�tten.

Dieser junge Mann, den jene Wolke nebst seinem Haus den Blicken Jonny
Rumfords und seiner Kameraden entzog, war in der peinlichen Lage, vor
einer der Legenden zu fliehen, die die St�tze eines Staates und der
Dynastie, aber den Beteiligten ein Stachelbett der Unbequemlichkeiten
sind. Er versuchte sich eines Wunders zu entledigen, dessen Tatsache die
Leute so verr�ckt zu machen schien, da� sie es in der Tat erlebten. Jene
zerrissene Kette, die unter Pounds Kontrolle auf dem Meer schwamm,
sollte eine Kraft haben, die einer vertausendfachten Leidenschaft glich,
das hei�t, wer sie sah, ward von der Begierde angefallen, sie zu
besitzen.

Diese Albernheit, die einer Anzahl Menschen, welche die Tradition
lieben, zum Verh�ngnis und Tod gedieh, veranla�te den kl�geren Besitzer,
sie aus dem Lande zu bringen, bis er den Ger�chten der Masse das Ger�cht
entgegensetzen konnte, sie sei in der Tat wieder vollendet
zur�ckgekehrt. Man mu�te sich einer Legende bedienen um eine Legende zu
parieren ebenso, wie Achilleus sich in ein L�wenfell wickeln lie�, um
einen L�wen zu erw�rgen. Es ist bezeichnend f�r die Dummheit der
Menschen, da� selbst Leute von der �berlegenen Klugheit Europas, die
dieses Metier der gutwilligen F�lschung in Kriegen und Revolutionen
brillant verstanden, auf den Leim eines Wunders gingen, von dem der
Urheber sich halb �rgerlich gerade befreit, der Urheber, den man als
Kaiser vorzustellen freilich ohne diese Vorbereitung nicht den Mut
besitzen konnte. In diesem Sinne waren selbst jene Menschen, die ihr
Leben einsetzten um dieser banalen Sache willen, vollkommen Betrogene,
aber es ist zu ihrer Erl�uterung zu sagen, da� die Ziele eines Herzens
in dieser Welt nicht wichtig sind, die Erlebnisse des Herzens aber
ungeheuer gewogen werden.

Bald darauf, vor Genua, kam Lady Grace an Bord. Das Telegramm des
Foreign Office h�tte ihr die gepflegteste Aufmerksamkeit gesichert, wenn
man sie ihr nicht von selbst gewidmet h�tte. �Gehen Sie,� sagte sie, als
sie das Schiff betrat, zu Sir Davis, der ihren schwarzen Shawl auf dem
Arm hatte �und erz�hlen Sie mir beim Lunch, was Sie mir bieten wollen
auf diesem Flo�, auf das Sie mich geschleppt haben.�

�Sie ist sechsundzwanzig,� sagte Sir Davis zu dem Kapit�n, der von ihrem
L�cheln nicht rasch genug entz�ckt war, �aber sie besitzt die Linie von
achtzehn und den Verstand von f�nfunddrei�ig, wo er gerade gro� genug
ist, auch vom Genu� noch ein paar Jahre etwas zu haben.�

�Wir,� sagte der Kapit�n, der jenen amerikanischen Typ M�nnlichkeit
verk�rperte, der halb weibisch, halb mulattisch wirkt, und steckte die
H�nde in die Manschetten, �wir, die zehn Monate des Jahres unter M�nnern
und auf dem Wasser sind, haben, wie mir scheint, die gleichen Ideen wie
die Herren vom Land.�

Er salutierte und dachte dabei an Ritch. Er fand Grace zu mager. Mit der
Geschicklichkeit der Leute, die das f�r sie Unerreichbare aus ihrem
Geschmack ausschalten, hatte er infolge ihrer runden Formen die
Javanerin, die ein h�bsches Tuch als Turban trug, bereits in sein Herz
geschlossen. Sir Davis konnte Grace von dem Geheimnis erz�hlen, �ber
welches das Schiff munkelte. Ritch erhielt gewisse Befehle. Der Kapit�n
widerstand der Neugier einer so hochstehenden Dame. Der chinesische
Sekret�r vermochte in der Angeh�rigen eines der h�chsten englischen
Beamten keine Feindin seiner Aufgabe zu sehen. Auf diese Weise erblickte
Lady Grace die Kette durch das Glas.

Capt. Pound kam in die Lage, durch sein Scherenfernrohr zum erstenmal
eine beispiellos sch�ne Frau zu sehen, die die Kette besichtigte. Er sah
dieses Gesicht �fters und es pr�gte sich ihm ein. Pound empfand einen
Ha� gegen dieses Gesicht, das sich mit seinen meerblauen Augen an die
Kette festsaugte und von dem er bemerkte, da� es zitterte. Es bebte
nicht mit den Nerven oder mit den Augen, es zitterte mit der ganzen
Gewalt einer Gefangenheit, die hinter einem k�hlen Gesicht sich b�umt.
�Ich gehe meine B�ren f�ttern,� sagte sie im Scherz, wenn sie
hinunterschl�pfte. In der Tat, sie hatte etwas von der Leidenschaft der
Dompteusen, die ihre Macht �ber die Tiere genie�en und dabei selbst
etwas von der Grazie und der Gef�hrlichkeit ihrer Tiere angenommen
haben.

Sie hatte die blitzhafte Kraft in der Wirkung ihrer Erscheinung
beibehalten, aber es war ein wenig von der geheimnisvollen Gefahr der
Steine auf ihr Gesicht getreten. Ihre Anmut schien voll t�dlicher
Schrecken, ihre Gefahr aber war ihre Anmut. Lachend verw�hnte sie die
W�rter mit Fr�chten und Zigaretten. Die kleinen Chinesen a�en ihr aus
der Hand wie einem W�rter die Katzen. Vor Marseille gab sie ihnen
Opiumzigaretten, sie wirkten nicht und sie mu�te das Experiment
vertagen. Inzwischen hatte Ritch eingesehen, da� der Kapit�n gewisse
Eigenschaften, die ihn auszeichnen m��ten, ebensowenig besa� als
Schl�ssel.

�Dieses Glas,� sagte Sir Davis eines Tages vor der Stahlkabine, �mu�
eine luftleere F�llung besitzen, sonst w�re das Gestein nicht zu sehen.�
�Zehn Jahre auf dem Ozean,� sagte der Kapit�n, �und es interessiert Sie
nichts mehr als eine Frau.� �Aber,� sagte Sir Davis, �deshalb vermag
doch ein gewisses Quantum Luftleere zwischen dem Glas sich zu befinden�.
�M�glich,� erwiderte der Kapit�n und nahm eine Pfeife in den Mund und
pfiff, �ich k�mmre mich nicht darum.� Diese Hoffnung ging f�r Grace
verloren. Ritch verschaffte ihr aus dem Zimmer des Sekret�rs den
Schl�ssel, nachdem sie ihn narkotisiert hatte. Man war vor Lissabon, die
W�rter hatten ein Mittel im Bauch, das sie wie Kl�tze liegen lie�. Der
Dampfer hatte schon angelegt und sollte am n�chsten Tag nach Rotterdam
fahren.

Das M�dchen trug einen schwarzen Ledermantel mit einer �hnlichen M�tze.
Als sie den Schl�ssel umdrehte, der nach einer besonderen Weisung
gedreht werden mu�te, brach er ab. In dem gleichen Augenblick sah sie
einen furchtbar aussehenden Mann eine T�r aus der gegen�berliegenden
Wand herausdr�cken und sich blitzschnell nach dem kleinen rot
ausgeschlagenen Sarg hin bewegen. Ehe er zugriff, scho� Lady Grace
einmal in das Glas. Es war nicht luftleer gef�llt und die Kugel prallte
ab. Den zweiten Schu� gab sie in das Schlo�, die Kugel drang ein, blieb
aber stecken.

Zwischen den beiden Sch�ssen sah sie pl�tzlich von der Decke einen
Matrosen herabst�rzen. Dieser Mann war ohne Zweifel sch�n und bei
anderer Zeit h�tte man ihn bewundert. Er hatte eine klare wei�e, fast zu
hohe Stirn, was seinem Kopf eine Bedeutung gab, die etwas zu stark war
f�r die banale Sch�nheit seiner Mund- und Augenpartien. Die Nase war
nicht gerade edel, aber stolz genug, die �brigen Gesichtsfehler zu
beherrschen und einheitlich zu machen. Seine blauschwarzen Haare setzten
mit einem Halbbogen wie bei J�dinnen an und waren tief und lang
zur�ckgestrichen. Dieser Mann, der eine Spur zu gewandt war, um nicht
weichlich zu wirken, griff nach der Kette. Es war zweifellos, da� er
kein Matrose war.

Capt. Pound rollte die Augen, als ob er sterben wolle. Dieser Mann war
George Good, sein Partner, der ihm die Beute abjagte und den er nicht
ber�hren durfte, solange dieser nicht einen Verrat beging. In diesem
Augenblick, den ihre Pupillen sich ineinanderbissen, griffen beide nach
der Kette, es ward dunkel. Man st�rzte auf die Sch�sse herbei. Da man
den Eingang durch die Kugel versperrt fand, mu�te die halb wahnsinnige
Grace den Eingang von der anderen Seite erkl�ren. Man fand, wie sie
gesagt hatte, durch Capt. Pounds ehemalige Kabine keinen Eingang, kam
jedoch durch ein Loch �ber den Schornstein herein.

Ein Mann, der tagelang mit einer Rauchmaske gearbeitet haben mu�te,
hatte mit einer Unmenge S�ure den Stahl zerst�rt. Im Innern fand man die
Mechanik der Klappt�re, aber man kam nicht weiter, da die �ffnung nach
dem Korridor und Pounds Kabine nur durch ein seltsames System von Druck-
und Klopfbewegungen herzustellen war. Die beiden M�nner mu�ten durch den
Schornstein geflohen sein. Mittlerweile hatte Lady Grace jene K�lte
angenommen, die unbegreiflich ist, wenn man sie vorher kannte.
�Laternen� schrie sie sofort, w�hrend die anderen noch untersuchten,
Davis ins Ohr.

�Sechsundzwanzig Jahre,� fl�sterte der alte Seigneur, als er die
Blendlaternen rollen lie�, �aber das Genie eines Feldherrn.� Sie
entdeckten zwei Boote und folgten mit einem der kleinen Motore, die
heruntergelassen waren. An der im glatten Hafenwasser noch stehenden
Furche sahen sie, da� sie einen Motor vor sich hatten. Auf der
Verfolgung h�rten sie Ruderschl�ge. Sir Davis, der einen Scheinwerfer
bediente, richtete ihn nach der Seite. Sie hatten zwei Matrosen bei sich
und schossen durch ein Gewirr von Dampfern. Die Ruderschl�ge gingen nach
der Seite und sie sahen einen Kahn, der, von einem Tollen gerudert,
gerade an einem Segler anlegte. Sie schossen hin�ber.

Bei ihrer Ankunft hatte der Mann sich an Bord begeben; indem er einen
ganz unglaublichen Sprung, aufs Ruder gest�tzt, gemacht und ein Tau
erreicht hatte. In diesem Moment zog einer der Matrosen Lady Grace bei
Seite, bekreuzigte sich und hob den Daumen in die H�he. Sie erkannten am
Wimpel, da� das Schiff die Pest und das gelbe Fieber hatte. Sie hatten
sich dem Quarant�ne-Schiff gen�hert. Grace war au�er sich. Sie warfen
den Motor herum, fanden die Spur des anderen und folgten, sie sahen das
Motorboot lediglich an einer Mole treiben. Als der Matrose auf das
Fieberschiff sich schwang, hatte Lady Grace ihn erkannt.
�Photographiere� zischte sie und Ritch fa�te ihn mit einer wunderbaren
Magnesiumflamme.

Der eine Matrose hatte ihn ebenfalls erkannt. �Capt. Pound,� sagte er zu
sich, �war an Bord. Wir waren nicht allein. By Jove, er hat bestimmt,
auch wenn es das erstemal ist seit Cuba, Gr�nde, sein Bein
zur�ckzulassen.� Er t�uschte sich. Es war vielleicht der verr�ckteste
Erfolg, den Pound in seinem Leben hatte, als er sich mit seinem Bein
unterm Arm auf das Fieberschiff schwang, das er vor Wochen nicht
verlassen durfte und von dem der unerschreckbare Bursche nach drei Tagen
ans Ufer schwamm.

Lady Grace sch�umte vor Wut. Dieses junge M�dchen war von der Pranke des
Geheimnisses erfa�t wie ein S�chtiger von dem Mond, der ihn verzaubert.
Sie zermarterte hinter der glatten ruhigen Stirn ihr Hirn, man h�tte sie
nach dem Namen ihrer Mutter fragen k�nnen und sie h�tte mit der Antwort
gez�gert. Sie bebte vor Zorn, da� sie besiegt war und verstand diesen
Zustand hinter einer Vernunft zu verstecken, die eigentlich Mathematik
ist.

Ein junges M�dchen, das vor Leidenschaft beginnt, ihre Chancen zu
berechnen, ist in der gr��ten Gefahr, weil sie ein f�rchterlicher Gegner
geworden ist. Sie treibt die Waffen der Feinde zur abscheulichsten
Grausamkeit. �Ich habe,� sagte sie sich, �Ritch, die f�r mich zu sterben
bereit ist und Mittel. Dazu z�hle ich Davis. Er ist ein Gerippe, aber
dieses Gerippe ist ehrgeizig auf seine M�nnlichkeit, darum wird er
unendlich treu sein. Im �brigen werden wir sehen,� und sie bi� sich auf
die Lippen mit einem Ausdruck, der h�tte sagen k�nnen, sie meine das
Leben ihres Vaters.

Man wird diesen Zustand der Leidenschaft nur begreifen, wenn man immer
daran festh�lt, da�, wenn das H�llische in ein so reines Gef�� f�llt, es
s�mtliche Kraft zu allen guten Handlungen, ja selbst die z�rtesten und
unausgesprochensten Gef�hle zu einer unglaublichen Energie
zusammenbindet. An Hand der Photographien erfuhr sie in kurzer Zeit, da�
Pound in Lissabon war. In Lissabon findet man jemand, den man sucht,
leichter bei Nacht als am Tag. Auf der Placa do Commercio kauft man um
Mitternacht nicht nur T�nzerinnen, sondern auch Gem�se. Dies Volk der
Weltentdecker hat eine bezaubernde Art, seine Vergangenheit auf den
Banknoten zu verherrlichen, die sie mit einer solchen Leichtigkeit
ausgeben, da� die Gesch�fte gen�tigt sind, die ganze Stadt nachts zu
illuminieren. Hier l�uft, w�hrend in den Variet�s Quadronen und
Mestizinnen tanzen, die Hochbahn wie auf Seilen durch den Sternhimmel,
die Motorr�der brausen vor�ber, und wer auf einem zweisp�nnigen Wagen
oder einem Auto oder Sattel sitzt, schwenkt den Hut, um die Damen auf
der Avenida in ihrem Korso zu begeistern, wenn sie zu einer ihrer
hei�bl�tigen Beichten gehen, zu denen die Kirchen die ganze Nacht offen
stehen.

Lady Grace vermutete, da� es leicht sei, in diesem Tollhaus die Spur
eines Mannes zu entdecken, den sie berauben oder zum mindesten
�bert�lpeln wollte. Sorge machte ihr lediglich der Gedanke an jenen
Matrosen, von dem sie nicht annehmen konnte, da� er Pounds Gehilfe war,
da er gezittert hatte. Auch war ihre gemeinsame Flucht diejenige von
Gegnern. Sie f�hlte, da� sie diesen Mann nicht gen�gend bei ihren Pl�nen
bedachte.

Sie machte trotzdem den Fehler, den imposanteren Mann f�r den
gef�hrlicheren Partner zu halten, in den eigentlich nur Frauen fallen,
die geliebt haben. Sie bedachte nicht, da� George Good sie gesehen hatte
und sie von seiner Seite beobachtete.

Good, der auf eine gl�nzende Weise den Capt. �bert�lpelt hatte, indem er
auf dessen Schiff sich aller Energieaufw�nde Pounds bediente wie die
Parasiten, die in der Gestalt von V�geln im Mund der Krokodile
Sicherheit und Nahrung haben, um damit den Capt. zu betr�gen, war ohne
Zweifel vorderhand der geschickteste Feind. Er war der elegantere, das
hei�t der kl�gere. Seine Weichheit erlaubte ihm, auf Brutalit�t zu
verzichten, aber die Rohheiten seines Partners durch seine Intelligenz
auszunutzen. Er war eine jener gl�cklichen Naturen, dem diese Abenteuer
dennoch ein, wenn auch gl�nzendes, so dennoch begrenztes Spiel da noch
blieben, wo die anderen schon Fanatiker und damit gebunden waren. George
Good beobachtete noch, wo Pound schon sch�umte.

Als er im Augenblick der Sch�sse, die Grace abgefeuert hatte, ihr
Gesicht, da� er t�glich beobachtete, sah, war ihm die Leidenschaft
dieser Frau noch nicht klar. Er war entfernt, eine Besessene in ihr zu
sehen, aber zu intelligent, einen so ungew�hnlichen Vorgang mit einer
Liebesangelegenheit zu verquicken. Da er Lissabon an dem ersten Tag
nicht verlassen konnte, reizte es ihn, das Geheimnis der Frau
auszukundschaften. Er ging dabei in seine eigenen Netze. An diesem Tage
wurden zwei Dutzend Offiziere der Marine verhaftet und der Hafen
gesperrt.

Good hatte in einem Kasino masqu� beim Chemin-de-Fer-Spiel Grace
gesprochen und �ber die Halbmaske mit ihr Worte zu wechseln versucht.
Sie hatte sich umgedreht, da sie ihn nicht erkannte und mit ihrem
Hochmut den Mann gereizt. Er hatte in ihrem Hotel Wohnung genommen. Es
gelang ihm, eine Sekunde in ihr Zimmer einzudringen. Zu seinem Ungl�ck
sah er sofort das Bild des Capt. Pound und hielt sie f�r Pounds
Geliebte, ohne zu ahnen, da� jeder Detektiv Lissabons dieses Bild in der
Tasche trug. Er f�hlte sofort, da� er Pound untersch�tzt hatte, der mit
solchem Aufwand vorging und reiste dahin, wo man ihn am wenigsten
vermuten konnte, nach Rotterdam.

Grace hatte nat�rlich das Fieberschiff umstellen lassen und Spitzel in
der Baracke, durch welche die Gesundeten in Quarant�ne gingen. Da sie
Geduld noch nicht zu ihren Waffen z�hlen konnte, machte sie sich auf
einen Einbruch in das Schiff bereit. Hier konnten ihr weder Davis noch
Ritch zu Diensten sein, sie sandte sie weg. Davis hatte ohne Zweifel
soviel in seinem Leben nicht flaniert. �Wenn sie,� sagte er sich, �meine
Augen ruiniert, wird sie mir gestatten m�ssen, sie mit den H�nden zu
bef�hlen. Praxiteles soll im Alter auf �hnliche Weise die Sch�nheit
wahrgenommen haben.� Im �brigen war dieser Geck bis zur
Besinnungslosigkeit treu. Da sein Verstand sich vollkommen auf den
Dienst bei jungen Frauen eingestellt hatte, war ihm das Bewu�tsein des
tieferen Sinns aller Vorg�nge abhanden gekommen. Sein Verstand arbeitete
wie die Vernunft der Setzer, die ein Wort aber nie einen Satz im
Ged�chtnis behalten. Er war vielleicht der geschickteste Detektiv, weil
f�r ihn schlie�lich jeder Mann ein Konkurrent war und nur der Hahn das
beste Geh�r f�r jenes siegreiche Kikeriki eines anderen besitzt, das
noch kaum angestimmt ist.

Als Grace sich zu dem furchtbaren Schritt entschlo�, sich durch eine
reichliche Bestechung an das Fieberschiff fahren zu lassen, erfuhr sie,
da� Pound an Land sei. Eh weiteres bekannt ward, sprach erst sie dann
Davis mit Good. Grace hatte ihn verachtet.

Die Maske hatte Davis eingeholt: �Diese Dame,� sagte sie ihm ins Ohr,
�k�nnte eine Prinzessin sein, denn sie ist sehr stolz. Vermutlich kann
sie eine B�rgerin sein, denn sie setzt so hoch, wie Aristokraten es
nicht tun w�rden, die den Reiz des Geldes schon zu lange kennen, um es
so unsinnig auf die Kante zu setzen. Aber ich wette, sie verm�chte auch,
nachdem ich ihre Augen gesehen habe, die Geliebte eines Piraten sein,
der eine Kanonenkugel von achtzehnhundertsiebzig als Kopf, einen
Boxhandschuh als Herz, eine Leber an Stelle der Nase und als Charakter
ein Stelzbein hat.� �Dies erste� erwiderte Davis ihm, �ist sie nicht,
aber sie kann es jeden Tag sein. Der zweite Verdacht stellt Ihren
Scharfblick so in Frage, da� man zweifeln mu�, ob Sie ein Edelmann sind,
so da� daher leider f�r die dritte infame Frage Sie von Sir Joshua Davis
nicht zur Rechenschaft gezogen werden k�nnen.� Der alte Geck benahm sich
wie ein verliebter Franzose und lie� den Maskierten stehen, nachdem er
sich aus Eitelkeit verraten hatte.

Zwei Stunden sp�ter war Good im Hotel. Den Tag nach ihm reiste Pound ab,
der ihn beobachtete. �Vielleicht,� sagte sich Grace, �ist auch Good
hinter Pound hergefahren,� als Ritch ihr erz�hlte, da� sie Good auf dem
Gang in dem Moment angetroffen hatte, wo er wie durch Irrtum ihre T�r
�ffnete. Auch Davis erinnerte sich an den Mann, mit dem er gesprochen
hatte. Diese Personen, die nach Graces Angaben suchten, hatten alle
durch ihre Fehler nur das Wesen Pounds zu entziffern gesucht in dieser
Stadt, die sie wie ein Karneval �berfiel und Good nicht beachtet. Grace
richtete sich auf beide nunmehr ein, nachdem sie eine Niederlage von
demjenigen erhalten hatte, den sie verachtet hatte. Sie hatte nunmehr
seine Witterung.

Sie folgte bis Rotterdam. �Welcher von beiden hat die Kette?� fragte sie
sich in zwei N�chten, die sie im Zug verbrachte. �Wer verfolgt und wer
wird gejagt? Ist das ganze Arrangement gar eine T�uschung? Vielleicht
f�hrt sie ein Dritter weg, w�hrend ich hinter diesen beiden her bin?
Genug,� endete sie jedesmal mit seltsamer Gelassenheit, �sie ist da, ist
geraubt, sie mu� zu finden sein.� Das hie�, da� sie an ihre Mittel und
ihre Leidenschaft glaubte. Sie war derart besessen, da� sie vollkommen
�berlegen war.

Woher, fragt man, besa� dieses M�dchen, das vor drei Wochen die
beh�tetste Erbin in York war, die Kenntnis dieser Welt, diese
Erfahrungen, die einen Abgrund an Lastern voraussetzen, jene
ungew�hnliche Sicherheit, die nur gro�en Kokotten oder alten Lebem�nnern
eigen ist? Diese Frage erledigt eine Tatsache: ihr Genie. Die Tradition
einer alten Familie hatte in ihr alle F�higkeiten, der Welt gegen�ber
sicher zu sein, so vorbereitet, da� im Augenblick, wo sie innerlich
entflammte, sie wie durch ein Geheimnis die Erfahrungen �bersprang und
aus dem Genie ihres Instinkts heraus alles beherrschte. Ihre
Besessenheit gab ihr die �berlegenheit �ber die Ideen des Lasters und
Verbrechens ebenso zu gebieten, wie sie es �ber diejenigen der Tugend
und der M�dchenhaftigkeit getan h�tte. Sie hatte sofort und ohne
Probezeit den Schritt vom nichts zur Vollkommenheit getan.

Ungeschickterweise setzte man sie in Rotterdam auf eine falsche Spur. Es
schien, als solle sie nicht aus der Eisenbahn herauskommen. Sie fuhr
diesmal hinter Good her bis Warnem�nde, von wo dieser nach D�nemark
�bersetzen sollte. Diese Nachricht kam von einem Pa�bureau und zu ihrem
Ungl�ck pr�fte sie sie nicht genauer. Sie verwirrte die F�den damit ins
Unendliche. Die drei Hauptspieler dieses St�ckes hatten sich bereits
derartig eingekreist, da� es kein Entrinnen mehr gab. Da einer immer den
anderen beobachtete und mindestens vom Aufenthalt eines der drei auf dem
Laufenden war, trafen sie sich stets zusammen und hingen mit
unsichtbaren Ketten einer Leidenschaft aneinander, die ungeheuer war,
aber deren Gef�hle sich aufs schroffste unterschieden.

In der Tat reiste George Good nach Warnem�nde, aber ohne Pa�, und erst
nach Lady Grace. Pound, der erfuhr, da� Good hinter einer Frau nach der
Ostsee fuhr, erlitt einen Wutanfall. Nach der Beschreibung war kein
Zweifel, da� es sich um jenes Weib handelte, das er tagelang durch sein
Scherenfernrohr an dem Glas seiner Stahlkabine gesehen hatte. Er brachte
es mit seinem Hereinfall zusammen und schlug die Z�hne aufeinander vor
�rger. Er zweifelte nicht daran, in dieser Frau Goods Helferin und
Geliebte zu sehen und war bereit, ihnen einen furchtbaren Streich zu
spielen. In diesem Fall vereinte der Zufall, auf den zu setzen ein
Wahnsinn, den nicht zu bedenken ein noch gr��erer Unsinn ist, die zwei
M�nner und die Frau, welche zu folgen glaubte, aber die Gejagte war.
Angekommen, erreichte sie es, das Zimmer des Mannes zu sehen, hinter dem
sie herzusein vermutete.

Einer jener seltsamen kleinen Zuf�lle, die scheinbar Beweise sind, lie�
sie ein halbger�umtes Zimmer sehen. Da die F�hre ausgeblieben war, hatte
der Mann das Stations-Flugzeug genommen und sie sah dieses am Horizont
noch niedergehen. Sie verfolgte das Wasserflugzeug, das eine Panne
hatte, mit einem K�stenmotorboot, einem abscheulichen plumpen Kahn, der
sie halb tot puffte und erreichte es, als der Passagier von einem der
Hochsee-Fischerboote aufgenommen wurde, die drei Masten haben und wie
eine Arabergasse stinken. Dieser Herr aber, den sie an Reeling rufen
lie�, hatte nicht n�tig, ihr die Gr�nde seiner Eile anzugeben, denn sie
hatte dieses Gesicht auch im Traum noch nicht gesehen.

So kam es, da�, als sie nach Rotterdam zur�ckfuhr, ihr Schlafwagen die
Z�ge kreuzte, in denen zuerst Good, dann Pound an ihr vor�ber nach der
Ostsee sausten. Keiner Betonung bedarf es, da� beide ihr wieder folgten.
Dabei erlitt Good eine Schlappe, weil Pound ihn dem Zoll denunziert
hatte und ihn durch eine scharfe Kontrolle laufen lie�. Da man nichts
fand, konnte er triumphieren, aber er mu�te diese Visitation einer Macht
zuschreiben, die ihn �berwachte. Er machte hier seinen gr��ten Fehler,
denn er begann Pound zu hassen, auf dessen Geliebte er die Schuld seiner
Kontrolliertheit schob, und verlor damit seine Sicherheit. Der Ha� schob
die beiden Spieler der Leidenschaft auf einer Ebene nah zusammen, auf
der es kein Entweichen mehr gab. Als George Good am Bahnhof Muiderpoort
in Amsterdam ankam, war er tief in das Netz eines Hasses geraten, der
ihm nur einen Ausweg lie�, den verderblichsten. Er hatte sich mit dem
Bild jener Frau, die er mit Pound dauernd zusammenbrachte, so heftig
besch�ftigt, da� ein Mensch von seiner Sch�nheit und Gewandtheit sich
gl�hend in sie verlieben mu�te. Er begehrte dieses M�dchen pl�tzlich mit
einer Wildheit, die ihn unf�hig machte, seine Klugheit anzuwenden.

Er w�re vernichtet worden durch diese Leidenschaft, wenn nicht Capt.
Pound von einer anderen Leidenschaft ergriffen worden w�re, die so
finster war, da� sie ihn fast erblinden lie�. Dieses Stelzbein, das noch
nie geliebt hatte, war unf�hig zu begreifen, da� eine Frau schlie�lich
jeden Fehler bei M�nnern entschuldigt, die sie lieben. Das Leben dieses
Seemanns, der ein unerschrockenes und daher kindliches Herz besa�, war
auf jene Treue gestellt, die �berhaupt nur auf M�nner rechnet. Einen
Treubruch h�tte er nicht �berlebt, und als eifrigster der Mitglieder des
M�groz-Clubs h�tte er einen Abfall von seinen Gesetzen als ebenso toll
und verabscheuungswert angesehen, wie er in einer besseren Zeit den
�bergang zum Feind von einer Front zur anderen verdammt h�tte.

Dieser Mann war aus dem Holz der Leute, die fr�her in ihre Fahne
gewickelt ins Meer gesenkt wurden, welche von ihren K�nigen mi�braucht
wurden und f�r die Verf�hrer ihrer Frauen starben und die jene Dummheit
der Treue besa�en, mit der die Thermopylenk�mpfer starben und welche die
bewundernswerteste Gr��e eines menschlichen Herzens ist. F�r Charaktere
seiner Art bedarf es Zeiten, die entweder selbst Gr��e besitzen oder zum
mindesten nicht von jenem Geist verseucht sind, der eine Nation
gescheit, aber charakterlos macht. Diese Treue und ein vortrefflich
geschultes Hirn gehen nicht zusammen, weil die Erde sonst vollkommen
genannt werden m��te, was sie nicht sein darf, da sie dann als gl�hende
Gottesl�sterung durch die Sph�ren jagen w�rde. Capt. Pound war
�berzeugt, da� George Good der Frau zuliebe, die dieser wiederum f�r des
Capt. Geliebte hielt, das Gesetz des Clubs verrate und das machte ihn
besinnungslos vor Rachgier. Auf diese Weise hatten die Gegner nichts
voneinander voraus.

Ihre Leidenschaften hatten sich verschoben und damit versch�rft, ja sie
hatten sich zu einer Ungeheuerlichkeit entwickelt, die sie nicht mehr
aufeinander jagen lie�, sondern sie zusammenpre�te auf den engsten Raum,
der ihnen m�glich war. Sie suchten gegenseitig ihre Gegenwart, die sie
nicht mehr entbehren konnten. Das R�tsel der Kette schien f�r alle au�er
Lady Grace v�llig in den Hintergrund getreten. Gew�hnlich ist jede
Leidenschaft tr�gerisch, weil das unbekannte Gesetz, das sie beherrscht,
jeden Augenblick den Sinn zu wechseln vermag. �ber den Verbleib der
Kette konnte es indessen nur einen Anhalt geben. Jener geheimnisvolle
Unbekannte, der die Geschicke dieser Menschen zu leiten schien, war
allein in der Lage, an den F�rbungen seiner Uhr es abzulesen.

Lady Grace kam dem Zustand der Ann�herung entgegen. Es war soweit, da�
ein Zusammentreffen f�r alle am erfolgreichsten schien. Sie lockte die
Tiere ins Haus, von denen sie h�ren mu�te, da� sie es umschlichen. �Sir
Davis,� sagte sie und richtete einen tiefblauen Blick auf ihn, da� er
nerv�s zu zittern anfing, �Sie erinnern sich des Mannes, mit dem Sie in
Lissabon auf dem Tajoball beim Kasino �ber mich plauderten. Gehen Sie in
das Doelenhotel. Ist er da nicht, finden Sie ihn im Flora-Variet�. Sie
werden ihn finden.�

Davis f�hlte die Notwendigkeit unter diesem Blick wie unter denen einer
Armee sich zu halten. �Ihre sechsundzwanzig Jahre verlangen, da� ich,
ehe Sie ihn sehen, ihn zur Rechenschaft ziehe. Er hat Sie beleidigt,
auch wenn er eine Maske trug.�

Grace lachte und Ritch lachte mit ihr. Die Vorstellung, da� Davis
fechte, war weniger komisch als die Grenadierpose, die dieser
knieschwache Lebemann angenommen hatte. Da er gutm�tig war, lachte er
mit ihnen.

�Auf,� sagte Grace dann, indem sie die Stirn wieder ohne Bewegung hielt,
�gehen Sie und vergessen Sie Ihre Ehre. Nicht alle Leute haben darin ein
so langes Ged�chtnis wie Sie.� Im Amstelroom kamen sie nach dem Theater
zum Speisen. Vollkommener als Davis h�tte niemand diese Zusammenkunft
arrangieren k�nnen. Sie war vollendet in ihrer Zuf�lligkeit und brillant
durch die Liebensw�rdigkeit, mit der man sich voneinander versteckte.

Als Good zum Tee bei Lady Grace erschien, wurde er durch einen
offenbaren Zufall in ein falsches Appartement gef�hrt, der Sessel, in
dem er Platz genommen hatte, fiel nach hinten und schraubte ihn an
H�nden und F��en fest. Offenbar wurde er hinterher bet�ubt und
untersucht. Als er zu sich kam, blickte er in das Gesicht von Ritch, das
ohne Ausdruck war. Er befand sich in einem anderen Zimmer. Kurz darauf
erschien Grace. Er konnte sein Mi�trauen kaum hinter seiner Gewandtheit
verbergen. Die Stirn dieser Frau war ohne Tr�bung. Sie war von einer
H�flichkeit und einer W�rde, die ihn bezauberten, je st�rker er hinter
ihnen die Einfalt eines ausgezeichneten Herzens entdeckte. Diese keusche
Frau, deren Formen unnahbar waren, h�tte keinen Gedanken fassen k�nnen,
der nicht vollkommen war.

Als er ihre Hand zum Abschied fa�te, verlor er zum erstenmal die
Besinnung. Er st�rzte auf seinen Stuhl zur�ck. Ein unerh�rtes Zittern
�berfiel ihn, bis er die Augen fest gegen die von Grace richtete, die so
hell waren wie der Himmel. Dieser aufs wildeste ersch�tterte Mann hatte
ihre Hand am Druck erkannt. Es gibt keine narkotische Bet�ubung, hinter
der nicht die Leidenschaft des Mannes heraus Wege in das Leben findet.
Die H�nde, die ihn narkotisiert hatten, waren von einer S��igkeit und
Unerbittlichkeit, da� sie ihn besinnungslos machten, als er sie im Leben
umfa�te. Dieser Spieler war zum zweitenmal besinnungslos, aber von einer
Wollust, die ihn bis zur Raserei durchst�rmte. Es w�re ihm fr�her
unm�glich gewesen, eine Frau sich vorzustellen, die einen Engel Philippo
Lippis mit der Gestalt der Judith vereinigte. Von diesem Augenblick an
war er ihr ebenso verfallen, wie sie ihn verachtete.

Die Unerbitterlichkeit dieses M�dchens f�r ihren Spleen war viel h�rter
als die der M�nner. In den folgenden Wochen, die den Inhalt eines
Detektivjournals f�llen k�nnten und von beispielloser Grausamkeit der
Ideeng�nge erf�llt waren, aber langweilen w�rden, weil sie die
Charaktere nicht deutlicher, aber ihre Taktik auch nicht klarer machen
k�nnten, lie� sie ein Instrument bauen, das beweist, da� das M�dchen
wahnsinnig oder vollkommen ver�ndert war. Sie lie� es in ein Landhaus
bringen, das Davis gemietet hatte, und welches ein gro�er Garten
umschlo�. Es lag weit genug ab von einer Stra�e, um isoliert zu sein,
ohne aus den Parkavenuen herauszufallen. Die R�ume, die Capt. Pound und
Good bewohnten, hatte sie mittlerweile verschiedentlich untersuchen
lassen. Sie hatte eine kleine Armee von Verbrechern im Dienst, die
teilweise f�r sie rekognoszierten oder sie sch�tzten. Es war fast ein
Sport, bei sich einbrechen zu lassen, um den anderen eine Falle zu
stellen.

In der Tat hatte Grace versucht, Good nicht mehr zu sehen, sie konnte
ihn jedoch nicht vermeiden. An diesem Gletscher von einer Frau geriet
der Junge in eine Glut, die ihn wie einen Verr�ckten herumrennen lie�.
Er schien an manchen Tagen geistesabwesend, wenn er nicht gemurmelt
h�tte wie ein Shakespearischer Narr. Dies waren Beweisst�cke f�r Capt.
Pound, da� George Good ein Verr�ter war. Was ihn veranla�te, der jungen
Engl�nderin in die Falle zu gehen, war, da� Good pl�tzlich v�llig
verschwand. Es war Pound unm�glich, ein Lebenszeichen von ihm zu
erhalten.

Das hing damit zusammen, da� George Good an einer Melancholie erkrankt
war, die das �u�ere Zeichen eines furchtbaren Kampfes ist. Er begann
zertr�mmert zu werden unter der Neigung zu Grace, der sich seine
M�nnlichkeit entgegenstellte, die sich an die Gesetze des Clubs
klammerte, welche ihm allerdings einf�ltig erscheinen mu�ten, wo er
wirklich liebte.

Er war dieser Frau so verfallen, da� er f�rmlich unter dieser Neigung
zerfiel. �Darf ich Sie,� sagte Sir Davis bei Tisch zu ihm, �junger Mann
darauf aufmerksam machen, da� man das �u�ere an den Austern in England
entfernt.� Good starrte den nackten Vogelsch�del so geistesabwesend an,
da� alle lachten. Good, der nichts verstanden hatte, fa�te sich und
sagte mit bewundernswertem Instinkt: �Well Sir. Doch sagte man, der
Kondor lasse sie auf die Felsen fallen, um sie nur �ffnen zu k�nnen,�
und warf einen eisernen Blick auf Grace, die bei dem Wort Kondor
l�chelte.

Hier vermochte Sir Davis ein L�cheln nicht zu verbergen: �Dies,� sagte
er und senkte den trockenen Diplomatenkopf, �ist in der Tat wahr.
Zehntausend Dollars dem Kater, der das gleiche verm�chte.� Bei dieser
Antwort wurde Good fahl und fiel vom Stuhl. Den Armen h�tte seine
Leidenschaft fast zum zweitenmal get�tet.

Der Satz des alten Rou�s war eine Rohheit, die selbst seine gedrechselte
Sprache nicht verbarg. Er spielte darauf an, da� man Good in letzter
Zeit den Garten hatte abends umschleichen sehen. Selbst einem Blinden
w�re aufgefallen, da� der Anla� keineswegs ein krimineller war. �Sie
werden ein St�ndchen erhalten.� �Werfen Sie Baldrian in den
Nebengarten,� hatte Grace gesagt. George Good war bei dem Satz, den er
am Fenster vernommen, seinerzeit zusammengezuckt.

Als er nun eine Anspielung h�rte, war er unter der Erkenntnis der
Hoffnungslosigkeit seiner Bem�hungen zusammengest�rzt.

Er lag seit einigen Tagen nun in einem apathischen Zustand in einem
Parterrezimmer von Graces Landhaus. Sie war so davon �berzeugt, da� er
die Kette nicht besa�, da� sie diese Gunst des Zufalls nicht einmal
ausnutzte, bei ihm nachsuchen zu lassen. Zu ihrem Gl�ck gelang es ihr,
dadurch den Capt. auf ihre Spur zu bringen. Er sah ihr Gesicht zuerst im
Spiegel eines Ladens an dem er stand, sprang in einen Wagen und folgte
ihrem Auto in einer Versessenheit, die er nicht mehr b�ndigen konnte. Er
nahm an, da� sie Good bei Seite geschafft habe und hatte die Kraft, den
Toten noch zu hassen, was ihn nicht hinderte, ihn r�chen zu wollen. Die
�berlegungen der Redlichen sind von bezwingender Heiterkeit, wenn die
verschiedenen Ergebnisse einer konsequenten Treue sich zu komplizieren
beginnen und beweisen, da� die h�chste Treue nicht ein Gesetz, sondern
das mit allen Gesetzen harmonierende Gef�hl ist. Mit welcher Sch�nheit
ist Treue verkl�rt, wenn sie die Anmut eines reinen Herzens kr�nt. Den
Fahnentr�ger eines R�uberhaufens der Treue vermag man h�chstens zu
sch�tzen, weil er unerbittlich ist, aber zu einf�ltig, um �ber der
Anh�nglichkeit auch den Sinn der Moral zu erkennen, f�r die er sich
hergibt.

Als er mit seinem Wagen einfuhr in den Park, entschlossen, ans �u�erste
zu gehen, erlag er dem Paroxysmus seines Blutes. Ein Diener wie aus
Marmor, einer jener Domestiken, die aus den Zeiten Sullas und Vespasians
stammen, die nie sprechen, sondern vor der Schaurigkeit des, was sie
sehen m�ssen, Eisberge der K�hlheit geworden sind, wies ihn mit einer
stummen Geb�rde auf eine T�r. Gleichzeitig meldete er mit einer Stimme,
die vor Entw�hnung von der Hohlheit eines Grabes geworden war: �Lady G.
P. erwartet Sie zum Lunch.� Ehe Capt. Pound sich fassen konnte, sah er
ein Ruhezimmer um sich, auf dem in der soigniertesten Weise ein
Abendanzug aufgelegt war. Es fehlte keine Kleinigkeit, sogar die
Seidenstr�mpfe gingen �ber das Knie. Diesem wilden Scherz ergab sich
selbst der Held von Cuba.

Er f�hlte eine Falle, aber die Unverfrorenheit reizte ihn so, da� er
seine Brutalit�t zur�ckschob. �Hallo,� murmelte er, als er bemerkte, da�
das Abendjackett keine Taschen hatte, �Windst�rke zehn, Capt. Pound.� Er
pfiff vor sich hin, als ein Page mit einem Gong den Korridor entlang
lief. Er folgte ihm, kam durch eine Menge Zimmer und wartete an einer
Tapisserie. Pl�tzlich machte er einen Sprung und lief denselben Weg
zur�ck, lief, als wolle er sein Leben retten. Durch eine
Unvorsichtigkeit des Chasseurs, der die T�r hinter ihm schlie�en sollte,
geriet Ritch in eine Falle. Er �berraschte sie beim Untersuchen seiner
Taschen, warf sie, obwohl sie ein Weib war, an die Wand. Sie hatte
nichts gefunden, aber der Capt. br�llte nun vor Wut. Wie der Stier, in
dem allerdings ein Gott sa�, der Europa entf�hrte, jagte er die Mestizin
durch den Garten und eine Terrasse herauf. In diesem Zimmer hatte Grace
die Absicht, ihm entgegenzutreten, der Stier warf ihr Programm �ber den
Haufen. Sie zeigte, da� sie auch dem gewachsen war.

Der Auftritt sollte lange dauern und k�rzte sich teuflisch ab. �Geben
Sie Good heraus,� schrie der Capt., als er sie sah und versuchte, nach
seiner Pistole zu greifen, fand aber keine Tasche, was ihn f�rmlich
berauschte vor Zorn. Grace gab ihm einen fragenden Blick, der ihn
vereiste. Dieser Blick wechselte, er war bald dunkel wie Samt, bald so
wei�blau wie das Meer unter einem Gewitter. Dieses Auge hatte in beiden
Ausdr�cken die Entschlossenheit eines Tigers.

�Ich will es tun,� sagte sie mit der m�glichsten Einfachheit. �Geben Sie
daf�r die Kette.�

Dies warf Pound in sich selbst herum, er war vor Erstaunen sprachlos.
Das Oranggesicht �ber der athletischen Schulter war einfach geistlos,
selbst die Wildheit kennt einen Moment der Best�rzung, wo das B�se sich
vor der Dummheit kuscht.

Dann blitzte ein Plan in ihm auf, der das Verr�ckteste war, denn er
hatte die Kette holen wollen und nach Good gefragt. Nunmehr dr�ngte ihn
seine Verbl�fftheit in ein primitives Rachegef�hl: er versuchte, sich
dieser Frau zu bem�chtigen. In diesem Augenblick erschrak er bis auf den
Rand der Lippen. Dieselbe Frau, die vor ihm stand, stand auch auf der
anderen Seite des Zimmers. Er fuhr sich mit der Hand �ber die Stirn,
lief auf die eine zu, hielt ein, wandte sich nach der anderen. Auf diese
Weise waren beide verschwunden, als er sich erholt hatte.

�Jonny Rumford,� sagte er, als er die Terrasse herunterging, �ich m��te
jetzt drei Beine haben, wenn wir die gleichen Gespenster w�ren wie diese
da. Eins unter jedem Arm.� Er tobte vor Zorn mit seinem Holzbein auf den
Stufen. Als er verschwunden war, lie� Sir Davis Wolfsteller im Garten
legen und engagierte ein Dutzend neue Leute. Dieser Bursche war ihm auf
die Nerven gefallen. Er zuckte zusammen, wenn er an das Ger�usch des
Stelzbeins dachte, das einem Engl�nder, auch wenn er ein Franzose sein
will, entsetzlich ist.

Auf Good hatte der Auftritt eine merkw�rdige Wirkung. Er stand auf. Das
Gesicht dieses Mannes war v�llig ver�ndert. Es war heiter wie der Mond,
obwohl es h�rter geworden war. Der junge Mann hatte einiges verloren und
anderes gewonnen, wie dies bei Leuten unter Drei�ig h�ufig ist, wenn
ihre Seele sich unter Entschl�ssen �ndert. Er war weniger h�bsch und
langweiliger geworden. Dagegen waren seine Augen im Ausdruck besser. Im
Ganzen schien er verloren zu haben. Es ist seltsam, da� junge M�nner
einf�ltiger wirken, wenn sie besser werden. Bei Frauen ist dies
unm�glich, sie beginnen unter diesen Entschl�ssen mit jenem Licht zu
strahlen, das ihre erste Sch�nheit ist.

Der junge Mann hatte sich entschlossen, Grace die Kette zu bringen. Die
Liebe hatte ihn �berw�ltigt zu einer Handlung, die die erste
leidenschaftliche seines Lebens war, aber sein Leben abschlie�en mu�te.
Dieser Gedanke, da� man ihn t�ten w�rde und da� er mit dieser
M�glichkeit immer gerechnet hatte, sie jetzt aber erst begriff, machte
ihn voll einer schmerzlichen Melancholie, die ihn wohl sch�n erscheinen
lie�, aber mit einer Sch�nheit, die, anders als sein Geckentum, ihn von
innen heraus erhellte.

Der junge Mann, der lieben gelernt hatte, ohne da� er wieder geliebt
ward, empfand einen t�dlichen Schmerz, als er nach seiner Wohnung
schritt. Er wu�te, da� nun alles vorbei war, aber er vermochte nicht
anders zu handeln. Die Bl�tter fielen um ihn nieder von den B�umen, er
h�tte weinen k�nnen, obwohl er seit Jahren den Tod herausgefordert
hatte. In einer stillen Stra�e f�hlte er die Tr�nen. Das machte ihn
fassungslos, gab ihm aber eine Sicherheit des Schmerzes, die ihm die
Welt verdunkelte.

Dieser s��e Druck in seiner Brust war von sehr gro�er Kraft: Wenn er an
Grace dachte, empfand er jene Begeisterung, die bei wirklich erhabenen
Seelen auch den Tod verachtet, ja die um dieser Glut zuliebe den Tod als
h�chste Erhabenheit herbeisehnt.

Dies hatte bei aller augenblicklichen T�ppigkeit ihm einen Ausdruck
gegeben, der Grace neugierig gemacht hatte, sie war ihm durch eine
Parkt�r in einem Umhang Ritchs gefolgt und so den Spionen Pounds
entgangen. Dieser lie�, nur von dem Gedanken der Rache getrieben, das
Haus umstellen. Er nahm keine R�cksichten mehr, weil das Bewu�tsein des
Geldes ihn vor jeder Torheit sch�tzte. Man vermochte sich auch damals
nicht zu denken, wenn man ein Einkommen von ein paar hunderttausend
Dollars besa�, da� es Gesetze geben k�nne, die t�ten. Er kam mit zwei
riesigen Autos an, st�rmte das umzingelte Haus, durchsuchte es nach
Good, den er nicht fand und stellte Ritch, die seine Faust bereits
kennengelernt hatte. Er fa�te sie, wie man Hasen anfa�t, und hob sie in
die H�he.

�Wo ist die Lady?� herrschte er sie an. Ein teuflischer Blick der
Negerin traf ihn. �Schonen Sie sie, wenn Sie ein Gentleman sind,� schrie
sie und schlang, w�hrend sie die Portiere aufri�, einen gro�en schwarzen
Shawl um ihre Gebieterin. �Marsch,� schrie Capt. Pound, und da die
v�llig zusammengebrochene Frau ihn irgendwo verwirrte, stampfte er mit
dem Holzfu� wie ein Verr�ckter auf den Boden. Sein eleganter
Athletenk�rper mit dem verw�steten Gesicht sah aus wie ein Teufel, den
einer der jungen Maler dieser Zeit geschildert hat, die von der Natur
verflucht waren, die Dinge in h�llischen Verzerrungen zu sehen. Er hielt
die Pistole immer wieder zur Seite nach r�ckw�rts und beobachtete beide
mit einem flackernden Auge.

�Marsch,� schrie er heiser �in den Wagen,� und er stampfte vor, weil er
sich f�rchtete, entweder zusammenzubrechen oder schie�en zu m�ssen. Er
war v�llig verst�rt und nur von dem Gedanken wie von einer Biene, die
sein Hirn durchsummte und deren monotoner Ton ihn verr�ckt machte,
gef�llt, diese Frau in die Hand zu bekommen. Die Javanerin warf ihm
einen verschleierten Blick zu, als sie mit ihrer Lady einstieg. Die
Wagen waren geschlossen, Grace war wie eine Betrunkene getaumelt. Der
Capt. beobachtete sie mit funkelnden Augen. Grace sa� mit der Starrheit
des Todes und schenkte ihm keinen Blick. Sie schien bei jedem Sprung des
Wagens zusammenfallen.

Diese Fahrt war eine abscheuliche Qu�lerei. Pound schien das zu
bedenken: �He,� br�llte er pl�tzlich, �Lady, ich bin daf�r, da� Sie
meinen Platz tauschen.� Sie beachtete ihn wie einen alten Schuh. Der
Soldat war diese Rache einer Feindin gewohnt und schwieg. Nach einer
Weile versuchte er einfach die Lady her�berzusetzen. Er sprang auf und
schrie so toll, da� der Chauffeur ihn geh�rt haben mu�te. Er hielt eine
Puppe in der Hand. Sie war Grace mit bewundernswerter Kunst
nachgebildet.

Capt. Pound mu�te den Verstand verlieren oder sich befreien. Er verlor
den Verstand eine Sekunde, das Blut verlie� seine Schl�fen und er
zitterte, wei� wie Wachs, mit geschlossenen Augen. Dann sagte er kalt:
�Ich werde mich �berzeugen, ob du aus derselben Wolle gemacht bist� und
scho� viermal in Ritchs K�rper, wo dieser dem Kapit�n des �Leviathan� am
k�stlichsten erschienen war. Diese Sch�sse waren nicht t�dlich, aber sie
verunstalteten, was schlimmer ist. Es gibt Sch�sse, die das Herz oder
die Lunge durchbohren und die ein unglaublicher Wille �berwindet. Manche
geringf�gige Blessuren haben den Tod sofort hinter sich her. Capt. Pound
begab sich in das andere Auto. Das seine drehte, mit Hilfe der Leute,
die er bezahlte, ward Ritch in das Landhaus getragen und starb in Graces
Armen, als sie zur�ckkam.

Der Tod hat eine l�sende Kraft f�r junge Menschen. Er befreit sie von
jenen �ngsten, die ihre Klarheit verbittern, er bringt sie zur�ck bis an
die Schwelle ihrer Jugend, die die reinste Zeit eines Lebens ist, er hat
die Ungeheuerlichkeit einer s�hnenden Kraft, die beispiellos ist, weil
sie blind ist. Nur das Leben ist �ngstlich, weil es verwirrt ist. Der
Tod ist von einer Reinheit und Gr��e, deren Horizont sich unverge�lich
aufschl�gt und ordnet. Das Furchtbare des Todes empfinden nur die
Verstockten, der Anblick des Todes ist f�r die Verirrten das erhabenste
Erlebnis. Es ist der Freude ebenso nahe, wie der Schmerz ein Bruder der
Liebe ist. Am Lager eines Toten herrscht die Harmonie, welche mit der
Majest�t der Liebe gesegnet ist.

Als Grace von dem Lager Ritchs zur�cktrat, die f�r sie gestorben war,
trat George Good herein. Er ging fast geb�ckt aber mit der Heiterkeit
der Leute, die wissen, da� die Kugel f�r sie geladen ist. Er schreckte
zusammen, als er eine Frau sah, die er kaum kannte. Sie trat ihm wie
eine F�rstin entgegen, die beleidigt ist, aber so verziehen hat, da�
alles an ihr sch�umt vor einer kalten G�te, deren Entscheidungen ihn
verdammen mu�ten, auch wenn sie segnen.

Er trug die Kette auf beiden H�nden, f�r die sie keinen Blick hatte. Sie
winkte ihm. In diesem Augenblick str�mten ihm die Tr�nen aus den Augen.
Das Gl�ck dieses Augenblicks war das gr��te seines Lebens. Sie winkte
noch einmal, er ging langsam zur�ck. An der T�r steckte er die Kette
ein. Es rettete sein Leben, aber an dieser Wunde ging er zugrunde wie
jener Prinz, dem ein Affe ein St�ck aus der Brust gebissen, und der kein
Fleisch hatte, die Wunde damit zu n�hren. Dieser Prankenhieb schlug die
Sehnsucht in ihm frei, und er litt mit dem Ma�, mit dem er sie nicht
gekannt hatte und nicht befriedigen konnte, nach diesem Erlebnis. Dieser
junge Mann, der nie besiegt worden war, gewann sein Leben, aber die
Liebe sa� wie der Tod in seinem Herzen, das hei�t, er ging verkl�rt aus
diesem Haus, wie ein Wahnsinniger, vom Blitz ger�hrt von Gl�ck, bis zur
Besessenheit von Liebe beladen, die er kaum tragen konnte ...

�Sechsundzwanzig Jahre,� sagte Sir Davis, als sie drei Tage sp�ter �ber
den Kanal fuhren, �und soviel Erlebnisse, da� man ein Jahr davon
erz�hlen k�nnte, und man mu� dar�ber schweigen, welches Verh�ngnis.�
Grace sah ihn mit einem Blick an, der alle Erleuchtungen eines klaren
Herzens trug: �Wovon reden Sie, Davis?� sagte sie, und der alte Geck war
von dieser unwiderstehlichen Frage so verwirrt, da� er sich in den Arm
kniff, um festzustellen, ob er denn tr�ume oder sie. Der erfahrene
Frauenkenner sah sie �ngstlich an, er erblickte ein unber�hmtes, nichts
wissendes Gesicht. Dieses Gesicht war das einer Sechszehnj�hrigen voll
gro�er Hoffnungen und ohne Erlebnisse, die eine Seele vergiften. Der Tod
hatte diesem M�dchen die Barriere geschlossen, durch die ohne Trennung
die Welt des Frevels neben der Welt ihrer Seele lag. Das Gl�ck hatte sie
verschwenderisch �berh�uft. Das Gl�ck, das im Augenblick des Todes einen
Menschen �berf�llt, hat eine wundervolle Verwandtschaft mit dem Blut,
das in dem Sinn der S�hne vergossen ist, dieses Gl�ck heilt, verzeiht
und macht vergessen. Es tilgt die Schuld, es wirft den Frevel zur�ck, es
�berwindet das B�se mit einer �bermacht der Reinheit, die mit der
Majest�t der Liebe darin gekr�nt wird. Diese Liebe, die selbst das
Vergessen lehrt, kennt keine Abgr�nde mehr, weil das Herz, das sie
nunmehr regiert, unbeirrbar ist.

Dieses Gl�ck, welches das junge M�dchen �berfallen hatte, besa� das
Anrecht, mit den zartesten Namen genannt zu werden. Davis staunte und
bekam hektische Backen. Dieser Woll�stling, der die Frau als Wesen
verehrte, ohne ihre Moral abzusch�tzen, sah, statt einer Frau mit den
kalten Augen des Tigers, eine liebliche Erscheinung. Davis hielt sich
einige Sekunden f�r verr�ckt. In ihren Blicken war keine Spur mehr von
der harten Glut, die ihr jene Entschlossenheit der Tollheit geliehen
hatte, der er sich sofort gef�gt hatte. Dieses M�dchen war v�llig rein,
hatte den Himmel im Auge und nur einen leichten Unmut, wie ihn
verw�hnte, engelhafte Kinder haben, um den Mund: �Von was reden Sie,
Davis?�

Dieser Satz machte den alten W�stling, der die tollsten Spr�nge seines
Lebens in diesen Tagen erlebt hatte, fast n�rrisch. Er starrte sie an.
Der L�stling, welcher, ohne mehr zu tun als es festzustellen, Kurtisanen
verr�cheln, Damen zu Dirnen werden, Frevlerinnen bereuen gesehen hatte,
der beobachtet hatte, da� Menschen sich blitzschnell herumwandten, als
ob ihre Seele beweglicher sei als wie ihr R�cken, der Frauen aus
Leidenschaft in den Tod und aus dem Tod in jene Wollust hatte tauchen
sehen, die durch ihre Verzweiflung noch tiefer ist als der Tod, der
M�rderinnen hatte sich bessern und Engel in ein Ungl�ck hatte treiben
sehen, das beispiellos war, der Mann, der die Wandlungen der Frauen
einer Gesellschaft beobachtet hatte, welche an der Grenze zwischen zwei
Menschenklassen stand, von der die eine sie band und die andere sie
befreite, ohne da� die Fessel sie begl�ckte und die Befreiung sie
erl�ste, ... der Mann, der die Verheerungen des Teufels und einer
l�cherlich angewandten Vernunft unter den Frauen der Jahrhundertwende
von den Verz�ckungen der Verwirrten bis zu den Heucheleien der
Verdammten bis ins Kleinste kannte, starrte dieses Wunder vor sich an.

Vor diesem M�dchen, in der Tat, lag das Leben makellos. Er hatte eine
Jungfrau vor sich, der kein Schatten die Stirn getr�bt hatte. Reinheit
ist immer unber�hrbar, weil sie vollkommen ist. Sir Davis, der nach der
Sitte seines zur�ckliegenden Jahrhunderts nur beobachtete, ohne den Sinn
zu ergr�beln, schwenkte sofort um. Er geh�rte zu den M�nnern, die Gott
oder der apokalyptischen Hure dienen, wenn beide nur in der Form der
Frau erscheinen, die sie anbeten d�rfen.

Davis lachte in sich hinein. �Ich freue mich auf Gaby,� sagte Grace.
�Das,� sagte Sir Davis, �tut man mit sechzehn Jahren. Gl�ckliche
Windspiele, die herrlich sein m�ssen, auch mit sechsundzwanzig das
Gleiche noch zu erregen. Warum soll man es mit einundziebzig nicht tun?�
Der Alte, der ein Gl�ck darin sah, der ewige Sklave der Launen sch�ner
Frauen zu sein, und sein Alter zum erstenmal gestand, reichte ihr mit
gro�artiger Bewegung den Schirm, damit die Sonne keine Wolke �ber diese
Stirn ziehen lie�e ... -- -- --

F�nf Jahre sp�ter las ich diese Geschichte, die hier abschlie�t, zwei
Leuten vor, die in verschiedener Weise damit sich zu besch�ftigen
hatten. �Sie haben,� sagte der Mann, der im Kreis einer Lampe sich auf
einen der breiten St�hle gelegt hatte, wie ein Hund darin Platz nimmt,
�im wesentlichen hier Angriffe gegen eine Zeit gerichtet, welche ich
ehre. Ich verstehe nichts von Literatur.� Dieses Scheusal hustete auf
eine heimt�ckische Weise, indem er sich mit der Koketterie einer
wohlgewachsenen Frau ausdehnte. Die Natur hatte ihm seine schlechte
Seele in die linke Schulter gezogen, die wie ein zweiter Kopf ohne Augen
neben seinem Scheitel in die Luft ragte. Er war eine der gef�rchtetsten
Hy�nen der B�rse und voll Launen, die einem Journalisten Ehre gemacht
h�tten. Dieser Kopf schien Milliarden aus der B�rse ziehen zu k�nnen,
Stra�enz�ge mit einem Gedanken zu schlucken, zu verdauen und mit einem
m�rchenhaften Gewinst auszuspeien. Seine Agenten reisten, mit seinen
Gedanken belastet, als Herolde der Vernichtung durch jene Staaten, deren
W�hrungen sie bald vernichteten, bald nahe an eine unglaubliche Hoffnung
auf Besserung kommen lie�en. Der Kopf des Mannes, dessen Atem roch wie
Vernichtung, und dessen Augen den spitzen Glanz hatten, der Totengr�bern
eigen ist, war der Kopf eines G�tzen, dessen verbrecherische Gr��e von
jenen Schlachtpl�nen der Leere und den Bilanzen des Umsturzes herkommt,
die aus Europa ein Leichenfeld der Gesittung und eine W�ste der
Sch�nheit gemacht hatten.

Dieser Mann gl�nzte f�rmlich wie eine h��liche Gottheit aus Kupfer, die
sich an dem Elend von Millionen gem�stet hat. Die Siege, die nicht mit
dem Herzen errungen werden, sind zwecklos, wenn sie gewogen werden, aber
von den Siegen der Macht sind die ohne Zweifel die erb�rmlichsten, die
ohne den Ruhm der Traditionen und mit der Gier der H��lichkeit
gestempelt sind.

Diese Hy�ne, die anfing, ein Loblied ihrer Zeit zu singen, hatte eine
Schw�che, seine Frau. Er war der Besitzer einer Frau von so
�berw�ltigender Sch�nheit, da� die Sicherheit seines Geldes ihn nicht
von der Eifersucht freihielt, die jeden Zwerg selbst mit der
furchtbarsten Macht im Gef�hl seiner Niedrigkeit von der Sch�nheit
entfernen mu�te. Auch Sch�nheit allein ist nicht vollkommen und daher
k�uflich, aber immer nur mit der Menge Goldes, die eine Spanne, nicht
eine Ewigkeit aufwiegt. Das Scheusal, dessen Erfolge seine Klugheit
beweisen, war nicht blind, und wo andere ihn nachts auf seine
Tagerfolgen ausruhen dachten, gl�hte es vor der Gr��e seiner Zweifel.

Da diese Leute Bescheidenheit nicht kennen d�rfen, weil sie an
K�mmerlichkeit, der niederen Schwester der Einfachheit, �berm��ig
bedacht sind, trug er die Maske der Herausforderung. Er, der zitterte um
jeden Blick seiner Frau, konnte nicht anders als den Libertinismus im
weitesten Sinne verteidigen, ja r�hmen. Dieser Enterbte der Natur,
welcher mit guten Beinen und sportlicher Figur an den Gesetzen des
Lebens gehangen h�tte wie ein Priester, gab sich einer schrankenlosen
Bewunderung der Ausschweifung hin. Zwischen der Angst und den
Gro�m�ulern hat schon Rabelais die verbindende Kurve gezogen. Die Macht,
wenn sie in die H�nde der Zwerge f�llt, ist die schauerlichste Kom�die
des Heldentums. �Zum Teufel mit einem Jahrhundert, das uns
Daumenschrauben anlegt,� sagte er h�hnisch. �Sie reden, als seien Sie
ein Mitglied der Inquisition. Ihre Vorz�ge der Tugend sind Schrullen
gegen die Vorz�ge der Industriepapiere. Eine Frau ist eine alberne Gans,
wenn sie nicht wei�, inwieweit >Canada Pacific< von >Garelly<
unterschieden wird und wenn sie sich mit ihrer Keuschheit mehr
besch�ftigt als mit dem Mann, der ihr die M�glichkeit eines gro�en
Lebens bietet, das, gestehen Sie es, heute eine Seltenheit ist. Ich bin
nicht gebildet aber auch nicht dumm genug, um dem blo�en Genu� das Wort
zu reden, oder Ihnen an Hand der Geschichte zu beweisen, da� jede Zeit
ihre wirtschaftlichen Notwendigkeiten und danach ihre Ziele hat. Die
Sch�tzung der Tugend w�rde eine Frau heute verhungern lassen. Es gibt
einen Krieg, dessen Heldentypen Sie untersch�tzen, das ist der Kampf um
das Gold. Die Notwendigkeit der Zeit erfordert den Zynismus. Wer heute
Greenbacks besitzt, ist morgen vielleicht bankerott, weil er
verschiedentlich nicht � la baisse die polnische Mark gekauft oder den
Dinar gest�tzt hat. Ich werfe in acht Tagen die Mark in Krakau auf
F�nfzigtausend pro Dollar und senke sie in Berlin um die H�lfte von
Vierzigtausend. Wenn ich morgen in New York Mark kaufen lasse und
verteile die Schatzanweisungen an alle Gro�banken und ziehe sie auf drei
Tage Distanz mit einem Ruck ein, mache ich eine Knappheit des Geldes,
gegen das die Heuschreckenschw�rme und Hungern�te einer Zeit Bagatellen
waren, wo man vielleicht den Import der Keuschheit als Sport betrieb. In
dieser Zeit, wo ich die H�lfte Mitteleuropas vernichten kann, wenn ich
die Kohlenkuxe senke oder Creusot und Krupp zusammenbringe, in einer
Zeit, wo die M�nner mit dem Degen in der Faust aus der Hand der
j�dischen Bankiers wie die Tauben fressen, wo die F�rsten ihre alten
Wappenspr�che verh�llen, um in unsere Gesch�fte mithineingenommen zu
werden, damit sie nicht verhungern, in einer Epoche, wo die Kunst
einfach �berritten, die geistigen Berufe niedergemacht, wo die Seelen
der Menschen wie Fische aufs Maul geschmissen und zertreten werden, und
wo der Zusammenschlu� der lothringer, der schlesischen und der Ruhrerze
tausendmal gr��ere Revolutionen bedeutet als etwa die Figur Napoleons
oder die erste V�lkerwanderung, in einer Zeit also, kurz gesagt, wo das
Gold allein seine Generale ausschickt und die seitherige Welt in Armeen
gegliedert ist, die von einem Tag bis zum anderen unter den Kanonen der
Wirtschaft und B�rse stehen und bluten, da gibt es nur eine einzige und
m�gliche Bewegung: die Zerrei�ung aller R�cksichten, den Krieg der
Leidenschaften, die unbedingte Freiheit der Frau, die sich in ein Wesen
von solcher Gef�hrlichkeit gewandelt hat, da� nur die wahre Macht, das
Gold, sie zu halten imstande ist. Das ist mein Standpunkt.� Das Scheusal
leckte sich die Zunge und warf einen gl�henden Blick in die Ecke. Diese
Frau aber wu�te zu schweigen.

�In einer Zeit,� sagte ich, �wo die Seelen zerschmettert werden durch
das Gold, wo das Laster eine Mode ist, wo die verruchtesten Erfindungen
uns �berschwemmen, in einer Zeit, wo die M�rder fast noch Heilige und
die Heerf�hrer Engel scheinen, in einer Zeit, wo die Kokotten Ehen
eingehen, weil man sie ihrer �bung halber vorzieht und nicht die Zeit
hat, Frauen anzulernen, eine Ehe zu f�hren, in einer Zeit, wo der Adel
seine T�chter verkaufen mu� und das B�rgertum verhungert, wo die
Arbeiterinnen ihre Eingeweide zerst�ren, um in den Fabriken ihre
Weiblichkeit an die Maschinen zu h�ngen und mit falschen Ringen durch
die Sonntage zu spazieren, in einer Zeit, wo die G�te mit den Engeln auf
den Mars ausgewandert ist und die B�rsenmakler die fetten Heroen eines
verabscheuenswerten Jahrhunderts geworden sind, in einer Zeit, wo jede
Frau k�uflich, aber jeder Mann ein Schelm geworden scheint, in einer
Zeit, die, gestehen Sie, wie selten eine Zeit gemein ohne Gr��e und
verdorben ohne Geist ist, gibt es nur eine Majest�t der Haltung: die
Tugend. Im Chaos der Moralbegriffe, die von der Hand des Hungers
ausgej�tet werden, im Zusammenbruch der Geb�ude, die seit alters her den
Staat mit wundervoller Kraft an unseren Horizont zeichneten, im Wanken
der Gesetze, die seit Jahrhunderten Recht und Unrecht mit gewisserma�en
ehernen Stirnen schieden, gibt es nur eine S�ule: die Familie. Unter den
Tugenden, an welche die Menschheit glaubte, und die von Konfutse bis
Hartmann die Welt besang, die von den indischen K�nstlern der
Jahreszeiten bis zu Holbein und Fran Angelico die Welt gemalt und
geheiligt hat, ist nur eine stark genug, die Welt in ihrem Brechen
aufzuhalten: die Reinheit. Diese Tugend ist unzerschmetterbar, weil sie
wahrlich vollendet ist. Sie besitzt die Weichheit des Himmels, und den
Stahl, der die K�rper der Helden wie ihre Seelen unsterblich machte.
Diese Reinheit darzustellen, hei�t die Liebe aufrechterhalten, die das
einzige ist, was zu leben verlohnt. Die Laster, die Sie preisen und die
Ungebundenheiten, von denen Sie schw�rmen, sind Verirrungen, die von
erb�rmlicher Leichtigkeit sind. Einem Menschen, den eine gewisse Haltung
gegen seine Zeit einzunehmen reizt, sollte es immer nur als eines Mannes
w�rdig scheinen, sich nicht in dem Schmutz der allgemeinen Phrasen zu
w�lzen, sondern das schwierigste Ziel mutig anzuerkennen, das in der
Regel das edelste ist. Ich wei� mich des Verdachtes, den Asketen ins Ohr
zu reden, in dem Ausma� erhaben, in dem ich das Leben mit aller Glut,
deren ich f�hig bin, angebetet habe, wo ich es traf. Aber ich sage
Ihnen: wenn ich die Wahl zwischen einer sch�nen unber�hrten, einfachen
aber gro�en Seele und der mit allem Glanz auftretenden Macht einer
Kurtisane h�tte, die meinetwegen die ersten Stellen des Staates mit
ihrem Namen deckt, ich w�rde mich mit der letzten Bestimmtheit f�r das
Kind entscheiden, dessen Einfalt mit ein Beweis der sittlichen Gr��e
unserer Zukunft ist.�

Das Scheusal rekelte sich auf seinem Stuhl, als sei er ein Lotterbett.
Ein Blick der Frau mu�te ihn getroffen haben, er zog sein Kinn durch die
Hand, als wolle er es bis zu seinem Magen herunterziehen:

�Sie haben Ihr Herz uns nicht vorenthalten. Die Geschm�cker der Menschen
sind verschieden. In Mexiko macht man mit Revolvern Jagd auf Rosen, in
Bukarest gibt es Fl�he so gro� wie eine Hand, die wieder L�use haben,
die S�hne der amerikanischen Finanz heiraten nur noch Damen vom Film, in
Partenkirchen ist ein General Ackerbauer geworden, hat eine T�rkin zum
Weib genommen und f�hrt in einem Wagen, den eine Kuh und eine Ziege
gemeinsam ziehen. Der Bischof von Speyer, der im Schlo� von Bruchsal
gemalt ist, r�hmte sich mehr geschrieben zu haben, als vierundzwanzig
Ochsen transportieren konnten. In Ungarn lernt man die Kinder: es gibt
zwei Reiche, Ungarreich und Himmelreich. Was wollen Sie, die Ideale sind
immer pers�nlich. Sie ziehen dies vor, ich jenes. Das Resultat hat immer
entschieden. Sie spekulieren in belgischen Francs, an denen Sie
verlieren werden, da ich dagegen bin. Sie vertrauen mir an, da� Sie f�r
unber�hrte Frauen schw�rmen. Vertrauen gegen Vertrauen: ich habe einen
Puckel.� Diese letzte Rohheit, die zu zynisch war, um verstanden zu
werden, veranla�te die Frau, ihn zu unterbrechen.

�Kehren wir zur Literatur zur�ck, die� und sie l�chelte das L�cheln
einer Madonna, �eine gewisse Logik verlangt, der sie nicht entbehren
darf. Ich zweifle nicht, da� vor den Gesetzen der Literatur dieser
Schlu� Ihrer Geschichte ebensowenig standhalten kann wie vor denen Ihres
Herzens. Sie haben einen Frevel verdammt, den Sie dann verkl�rt haben,
Sie haben einem Glauben, der Sie auszeichnet, die Sch�rfe der Waffe
genommen, die ihn glaubhaft machen kann. Wenn Fehler in der Architektur
einer Geschichte liegen, m�ssen sie aus dem Herzen kommen, das seine
Erlebnisse selbst �ber die Kunst zu stellen die Angst oder die K�hnheit
hat.�

Diese Frau war nicht nur sch�n, sie besa� einen gef�hrlichen Geist.
Selbst Lionardo w�re �ber die Gespaltenheit dieses Gesichtes
erschrocken, dessen Sch�nheit unter roten Haaren fast schmerzhaft des
Heiligenscheines entbehrte, deren Augen mit der Milde Maria Magdalenas
schauten, deren Mund nichts zu wissen schien von den Verz�ckungen, die
ihr Gatte auf schlechte Manier gepriesen hatte, und die eben dieser
Gatte fast ebenso kompromittierte, als er sie auszeichnete, weil niemand
zu sagen wagte, es geh�re mehr Verworfenheit oder mehr Demut dazu, diese
Hy�ne von einem Mann zu ertragen.

Der Lebenswandel dieser Frau war von dem denkbarsten Anstand. Man h�tte
jedermann, der sie verleumdete, niederschlagen k�nnen und h�tte f�r ihre
Unschuld garantieren d�rfen. Und dennoch trug dieses Gesicht, das wie
die Inthronisierung des Adels wirkte, den Zug eines Verh�ngnisses, den
Anfang vom Hauch einer ungeheuren teuflischen Verderblichkeit, den
Schleier unerh�rter Verbrechen um sich, da� ihr Anblick auf die
seltsamste Weise ersch�tterte.

In diesem Gesicht lagen das Engelhafte und die Glut der Messaline mit
einer grandiosen Sch�nheit auf der Lauer, und dies Gesicht trug, wie von
der Vorsehung berufen, die sonst im Inneren vergrabenen Leidenschaften
mit einer schamlosen Sicherheit auf der Stirn. Dieses Gesicht ruhte noch
in der Huld der Klarheit und seine Gedanken waren noch zart. Nur dem,
den das Unheil einmal t�dlich in diese Falle verstrickt hatte, war es
m�glich, auf ihm jene noch verdeckten Ungeheuerlichkeiten zu sehen, die
sich dar�ber st�rzen konnten. Die Geographie dieses madonnenhaften
Gesichtes zeigte eine Lust-Welt noch ungesehener, oder entdeckter Frevel
bereit, in die Kontinente der Reinheit hineinbrechen.

Die Augen dieser Frau waren schleierlos, sie waren gro� wie die Augen
pompejanischer Frauen, die die H�lfte ihres Gesichtes und dreiviertel
ihres Gef�hles damit bedeckten. Sie waren dunkel, fast achatdunkel, oval
und klarer, als das Schwarz hergibt. Diese Frau durchschaute mich
v�llig. Ich konnte nichts gro�m�tigeres tun, als es zuzugeben.

Die Frau hatte die Sensibilit�t eines Herzens, das bei einer Geschichte
genau versteht, ob sie erfunden oder ob sie an eine Adresse gerichtet
ist, die nicht mehr der Kunst unterliegt, sondern nur dem Herz. Frauen
haben immer die unheimliche Witterung der Zusammenh�nge, weil sie anders
wie die M�nner begabt sind, die Zwischent�ne wichtiger als die
Komposition zu nehmen. Dieser Mangel an Konzentration macht sie aus
demselben Grund zu Menschenkennern, der die M�nner zu Pedanten und
Starrk�pfen verbildet. Wo die Frau versteht, macht der Mann ein Gesetz.
Wo die M�nner aber versagen, n�mlich die Gesetzm��igkeit der Gef�hle
anzuerkennen, weil sie zu dumm sind, ihnen folgen zu k�nnen, da
verlangen die Frauen mit einer Grausamkeit nach der Logik, die der
furchtbaren Idee der Amazonen gleich ist, welche f�r die Hingabe an
einen Mann den Tod verlangten.

Diese Frau, die einen Lionardo erschreckt h�tte mit den Wegweisern
unausgesprochener Tr�ume �ber dem hermelinhaften Gesicht, wollte mir
erpressen, da� ich endlich gestand, da� Frevel gegen die Natur von der
Natur unerbittlich gerichtet werden. Man konnte sehen, da� die
engelhafte Frau vor Hei�hunger bebte, diese Gewi�heit zu erhalten, und
wenn ihr Mund nicht vor den Qualen einer geahnten Grausamkeit lebte, war
es nur, weil dieser Mund der verschwiegenste war, den eine Frau besa�.
Niemand konnte sich r�hmen, ein Wort geh�rt zu haben, das die Seele der
Sprecherin betraf.

In dieser Zeit waren alle Frauen, da sie den Weg der Familie und damit
der Zur�ckhaltung verlassen hatten, bereit, mit einem sch�ndlichen
Zynismus Dinge auszusprechen, die einer Frau die Weiblichkeit nehmen und
ver�chtlich machen. Eine Frau, die sich preisgibt, hat ihre
wundervollste Begnadung, schweigend zu verstehen und ohne Enth�llung
verehrt zu werden, eingeb��t.

Die Frau wollte mich durchbohren: �In der Tat,� erwiderte ich und warf
ihr ebenfalls einen kalten Blick zu, �diese Geschichte nahm ein anderes
Ende, da das Leben oft grausamer ist als die Literatur. Das Leben h�tte
in einer Zeit, wo die tolle K�hnheit die Ausnahme und die Tugend eine
sch�ne Gewohnheit waren, ohne Zweifel nicht das Ma� von Entsetzen
aufgebracht, mit der Gier eines Panters zu vernichten, sondern h�tte
jenes Ma� an S�hne zugelassen, das der Tod in seiner sch�nen Gr��e immer
bereit h�lt. Diese Geschichte h�tte ihren Beweis in einer vollendeten
und klaren Epoche gefunden, wo die Frauen wirklich das Zeichen ihrer
himmlischen Abkunft wie einen unsichtbaren Schein getragen haben. Diese
Zeit des Verruchten aber macht das Schicksal, das den Sieg will, (das
hei�t, die Durchsetzung der echten Liebe, die Anerkennung der Gr��e der
Gesittung), unerbittlich wie einen Feldherrn, der Tausende opfert, um
das Schlachtfeld zu behaupten. Die Frauen, die mit einer Reinheit im
Herzen untergehen, sind die Marksteine einer wunderbaren Generation von
Frauen, die hinter diesen M�rtyrerinnen herkommen werden. Die Natur
macht aus ihrem Blut jene S�hne, an die Sie nicht glauben wollen, weil
das Leben es nicht in diesem einen Fall bejaht hat. Zeiten der
Gesetzlosigkeit zwingen zu t�ten, wo man in Jahren der Harmonie vor
Liebe gebebt h�tte.

Dieser Capt. Pound h�tte es in der Hand gehabt, Ritch zu erschie�en,
aber er war in der Hand des Schicksals und dieses lie� ihn den Schu�
nicht tun, der die Tugend gerettet h�tte. Er entdeckte die Puppe nach
zwei Stunden, warf Ritch aus dem Auto und fuhr zur�ck. In diesen zwei
Stunden war Grace hinter George Good hergeschlichen und hinter ihm in
die Wohnung geschl�pft. Der Kampf, der sich zwischen ihr und dem
ehemaligen Matrosen des �Leviathan� abspielte, war der Kampf des Spleen
gegen besinnungslose Anbetung. Der junge Mann flehte sie auf den Knieen
an, sich die Kette schenken zu lassen. Der Trotz des M�dchens, das den
Mann in ihm v�llig �bersah, lechzte danach, ihn zu rauben.

Diese Szene war von scheu�licher Dramatik, Grace versuchte, mit der
Pistole in der Hand den Mann zu reizen, sie sagte ihm Ver�chtliches und
w�nschte, indem sie ihn wie Diana niederschmetterte, den Ha� in seinen
Augen zu sehen. Die Liebe aber war zum erstenmal in sein Herz gebrochen
und er konnte ihr nichts wie die Ergebenheit beweisen, die von seiner
Seele in sein Gesicht trat. Die Seele dieses M�dchens blieb von der
K�lte umsponnen, in die sie verwirrt war. Sie trieb den Mann in die
Ecke, als ihr zu ihrem Ungl�ck eine Idee kam.

Sie �ffnete den Rahmen eines Bildes, indem sie gegen die Wand schlug und
sah die Kette in dem Augenblick, als Pound eindrang. Sie drehte sich um,
schrie und fiel zusammen. Die zweite Kugel traf Good ...

Als der Wagen, der Graces K�rper nach dem Friedhof brachte, durch das
Tor des Landhauses in York fuhr, hatte man M�he, die Windspiele zu
beruhigen, die ein seltsames Spiel trieben. Sie waren den Pferden dicht
gefolgt, pl�tzlich fingen die G�ule an zu laufen, da� sie den Sarg fast
auf die Stra�e geschleudert h�tten, die Allee hinauf, die sich
geheimnisvoll vernebelte. Die Hunde sprangen mit gro�en S�tzen �ber den
Wagen hin und zur�ck. W�re es nicht schaurig gewesen, dieser Anblick
h�tte einen Henker r�hren m�ssen. Die Tiere hatten mehr Gef�hl f�r ein
Herz, das auserlesen gut war, als das Leben, von dem sie es
zur�ckverlangten.

Capt. Pound erlebte einen Zusammenbruch, der ein Damaskus war. An der
Leiche brach er zusammen. Man kennt die Geheimnisse der Menschen nicht,
ihre Erkenntnisse sind von noch gr��erer Dunkelheit. Da er in eine
Melancholie verfiel, die ihn der Welt entzog, steht die Frage offen, was
diesen rohen Meervagabunden gewandelt hatte. Es gibt nur eine Erkl�rung:
die Liebe, die der Tod an seiner Seite als S�hne in ihm erweckte.

Daf�r gibt es einen Beweis, den Jonny Rumford aufgezeichnet hat, wenn
Beweise von Irren anerkannt werden sollen. Capt. Pound ward in einem
Pflegehaus gehalten, das ein milder Name f�r einen Aufenthaltsort von
Irren ist, und von dem aus er die Pfiffe der Dampferrohre h�ren, die
Masten und Vertauungen der Handelsschiffe sehen konnte. In dem Garten
gab es einen von Rosenst�cken umpflockten Weg, den der athletische
Soldat auf- und abstampfte, sein Bein auf der Schulter. Wenn ein neues
Schiff eingelaufen war, benutzte er es als Fernrohr. Er sah genau
hindurch, und wenn es ihm mi�fiel, kommandierte er Feuer. Als Jonny
Rumford im Hafen h�rte, sein Capt. hause hier, ging er in den Garten, wo
ihn Pound mit einer Salve empfing. Er hatte das Bein auf eine Gabel
gelegt wie ein Scherenfernrohr, als wolle er den Mars beobachten und
stampfte mit dem Holzbein auf den Zement, da� es klang, als w�rden
Schiffskanonen gel�st. �Halloooooo, Capt., come on ...� schrie Jonny,
�Cuba ist ein Paradies gegen dieses Dreckloch,� da erkannte ihn Pound.
Er lie� ihn eine viertel Stunde in Habtachtstellung stehen, was Jonny
anstrengte, der im Hafen keinen Alkohol erhielt, dann umarmte er ihn.
Die Tr�nen rannen ihm aus den Augen, was Jonny v�llig verwirrte.
Au�erdem nannte er ihn Grace. Diesen Wahnsinn hat der Matrose seinem
Herrn nicht vergessen, er verstand ihn nicht und, wie alle primitiven
Naturen, empfand er eine Beleidigung in dem Satz, wo dem Soldaten das
Herz geborsten war.

Es hatte sich ge�ffnet in einer verr�ckten Weise, aber was fragt die
Liebe nach dem, was den Menschen Bequemlichkeiten oder ungeheure Leiden
sind. Die Liebe hatte dieses Herz in einen erbarmenswerten Abgrund
geschleudert, aber sie hatte es erreicht, auch wenn der Verstand diese
Glut nicht mehr ertrug.� -- -- --

Die junge Frau sah mich, als ich zu erz�hlen aufh�rte, mit jenen gro�en
Augen an, die nicht feucht zu werden brauchen, um ersch�ttert zu sein.
�Sie sind,� sagte sie mit einem furchtbaren Hohn, �stets auf der Seite,
wo Sie entschuldigen k�nnen, w�hrend Sie die Verdammnis predigen.� Das
Gesicht der Frau war in diesem Augenblick von einer Leidenschaft
verdunkelt, die den Kopf von Bestien schm�ckt, deren Z�ge genug
S��igkeit der Linien und der Farben haben, um den Kontrast unertr�glich
wild zu machen. Sie hatte ohne Zweifel die Absicht, mich durch ihre
Verachtung verzweifelt in sie verliebt zu machen. Sie bewegte ihren
Stuhl ein wenig nach der Lampe, in diesem Augenblick h�tte niemand
gezweifelt, eine Madonna vor sich zu haben, deren Lieblichkeit Rafael
bis ins Herz ger�hrt h�tte.

�Was w�rden Sie tun?� frug ich die Hy�ne, und lachte, �wenn man Ihnen
vorw�rfe, da� Sie die W�hrung einer Nation vernichteten, aber aus einer
Sentimentalit�t heraus die Papiere lobten, die Sie verachten und die
unter den H�nden Ihrer Makler wie ein H�llensturz fielen?� Die Frau warf
mir einen furchtbaren Blick der Sanftmut zu. Das Scheusal, das einige
Jahre darauf von einer tobs�chtigen Dirne von der Galerie in einen
Kronleuchter geschleudert und erdrosselt ward, war bla� vor Gift. Der
Heroe seines Handwerks antwortete:

�Dasselbe, was Daniel Drew nach Vanderbildt tat, als man ihn fragte,
warum er die Eisenbahn zum Entsetzen seiner B�rger vertrustet habe, wo
er doch t�glich f�r seine Mitmenschen bete: Ich w�rde Sie bitten, mir
den Puckel herunterzurutschen, wenn es nicht so beschwerlich w�re.� Die
Hy�ne verschwand wie der Blitz. Es gibt Frauen, deren Herz die Liebe nie
erreicht. Ihr Mund ist so verschlossen wie ihr Herz. Aber auch die
Heuchelei der Ausschweifung, die hinter einer g�ttlichen Stirn haust,
welche die Liebe nicht versteht, wird zu irgendeiner Stunde entlarvt.

Diese Geschichte, welche einmal den Trost der Liebe und der S�hne dem
zerschmetterten Blick einer bewundernswerten und tapferen Frau bringen
sollte, mit der ich f�r ein Drittel meines Verm�gens durch die Sch�sse
verr�ckter Bauern eine Nacht im litauischen Leiterwagen fuhr, hatte
diese nie erreicht. Auf der Station der Grenze, wo ich sie erwartete,
kam damals nur die Nachricht eines Todes an mich, der im Anblick des
vernichteten Kindes in ihre Seele j�h und sanft eingetreten war wie der
Schlaf.

Diese Frau aber, an welche die Geschichte von Lady Grace nun durch einen
Zufall gelangt war und deren Seele auf der Sanftheit eines reinen
Herzens zu schimmern schien, verachtete die Liebe, deren sie nicht wert
schien. Sie verlie� das Scheusal, das fast zugrunde ging �ber die
Entdeckungen, die seine Freunde nach ihrer Flucht �ber ihre T�tigkeit
als Gattin machen mu�ten. Da er nur seinen Schmerz liebte, verging er
vor Eifersucht �ber Qualen, die seine Eitelkeit �ber die Ausschweifungen
dieser Frau empfand. Sie lernte in Ouchy einen Sekret�r Kemal Paschas
kennen, als dieser die Frauen aus den Harems zur Bet�tigung in der
�ffentlichkeit ausrief.

Diesen verlie� die ehrgeizige Frau, um ihr Schicksal an einen der
Generale zu h�ngen, die das Bild unserer Welt zu bestimmen den
unzweifelbaren Auftrag haben. Sie wu�te den Frevel, den sie mit jener
Freiheit, die sie nicht zu benutzen verstand, �bte, hinter einem immer
geschlossenen Lippenpaar zu verbergen, das der Glut einer nicht ganz
erbl�hten Rose glich und hinter einer Stirn, die sich in nichts von dem
kalten Glanz der Schneeberge unterschied. In Tripolis ward sie auf der
Stra�e durch den Mund geschossen. Gott hat viel Mitleid und sieht lange
zu, aber die Natur ist grausam, wenn seine Geduld zu Ende ist. Das
Schicksal, das sich den Ort aussucht, an dem es straft, �ffnet auf die
furchtbarste Weise die Lippen, die sich der Liebe entziehen wollen.


   Dieses Werk erschien im Sommer 1923 als vierzehnter und
   f�nfzehnter Band der Reihe �Das Prisma� im Verlag Hans Heinrich
   Tillgner, Berlin. Den Einband entwarf W. E. Gerull. Druck des
   Textes F. E. Haag, Melle, der Steinzeichnungen A. Ruckenbrod,
   Berlin. Hundert numerierte Exemplare wurden auf B�tten
   gedruckt, mit der Hand in Leder gebunden und vom Autor signiert.
   Die ganzseitigen Steinzeichnungen dieser Ausgabe wurden vom
                           K�nstler signiert.


                     Anmerkungen zur Transkription

Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Weitere
�nderungen sind hier aufgef�hrt (vorher/nachher):

   [S. 20]:
   ... unseren Pelzen sich einschie�en wollten, den Flu� nach einer
       �berfahrt ...
   ... unsere Pelzen sich einschie�en wollten, den Flu� nach einer
       �berfahrt ...

   [S. 20]:
   ... das letzte Drittel w�rde demjenigen das Leben kosten, der ...
   ... das letzte Drittel w�rde denjenigen das Leben kosten, der ...

   [S. 23]:
   ... ich nicht gef�rchtet h�tte, sie in ihrem Schmerz zu
       verletzten. Ich ...
   ... ich nicht gef�rchtet h�tte, sie in ihrem Schmerz zu
       verletzen. Ich ...

   [S. 29]:
   ... ist eines jener tiefen Mysterien der weiblichen Seele, die,
       wenn ...
   ... ist eines jener tiefen Mysterien der weiblichen Seelen, die,
       wenn ...

   [S. 39]:
   ... m�ssen. �Was hatten Sie gehabt,� rief ich wohl etwas zu
       prahlerisch, ...
   ... m�ssen. �Was h�tten Sie gehabt,� rief ich wohl etwas zu
       prahlerisch, ...

   [S. 39]:
   ... auszubrechen, denn je mehr ich mich begeistere, um so
       furchtbarer ...
   ... auszubrechen, denn je mehr ich mich begeisterte, um so
       furchtbarer ...

   [S. 40]:
   ... sie wie ohnm�chtig zur�ckfallen. Ein Blick, den ich durch ein ...
   ... sie wie ohnm�chtig zur�ckzufallen. Ein Blick, den ich durch
       ein ...

   [S. 45]:
   ... vermochte. Besonders gl�nzende Figuren mu�ten damals sich ...
   ... vermochte. Besonders gl�nzende Figuren wu�ten damals sich ...

   [S. 47]:
   ... in jener gewitterhaften G�te, die er selbst �ber die
       Schuldigsten ...
   ... in jener gewitterhaften G�te, die es selbst �ber die
       Schuldigsten ...

   [S. 81]:
   ... die Z�ge kreuzte, an denen zuerst Good, dann Pound an ihr ...
   ... die Z�ge kreuzte, in denen zuerst Good, dann Pound an ihr ...

   [S. 81]:
   ... vor�ber nach der Ostsee sausten. Keine Betonung bedarf es,
       da� ...
   ... vor�ber nach der Ostsee sausten. Keiner Betonung bedarf es,
       da� ...

   [S. 101]:
   ... der Zeit erfordert den Zynismus. Wer heute Greenbecks
       besitzt, ...
   ... der Zeit erfordert den Zynismus. Wer heute Greenbacks
       besitzt, ...

   [S. 103]:
   ... Jahreszeiten bis zu Holbein und Frau Angelico die Welt gemalt
       und ...
   ... Jahreszeiten bis zu Holbein und Fran Angelico die Welt gemalt
       und ...

   [S. 104]:
   ... sind. Einen Menschen, der eine gewisse Haltung gegen seine
       Zeit ...
   ... sind. Einem Menschen, den eine gewisse Haltung gegen seine
       Zeit ...

   [S. 110]:
   ... ward in einem Plegehaus gehalten, das ein milder Name f�r
       einen ...
   ... ward in einem Pflegehaus gehalten, das ein milder Name f�r
       einen ...

   [S. 111]:
   ... klang, als w�rden Schiffskanonen gel�st. �Halloooooo, Capt.,
       com ...
   ... klang, als w�rden Schiffskanonen gel�st. �Halloooooo, Capt.,
       come ...






End of Project Gutenberg's Die Engel mit dem Spleen, by Kasimir Edschmid

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from both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and The
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trademark. Contact the Foundation as set forth in Section 3 below.

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effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
works not protected by U.S. copyright law in creating the Project
Gutenberg-tm collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm
electronic works, and the medium on which they may be stored, may
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or corrupt data, transcription errors, a copyright or other
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LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
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with your written explanation. The person or entity that provided you
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the second copy is also defective, you may demand a refund in writing
without further opportunities to fix the problem.

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in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS', WITH NO
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LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.

1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied
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damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement
violates the law of the state applicable to this agreement, the
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limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or
unenforceability of any provision of this agreement shall not void the
remaining provisions.

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trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
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accordance with this agreement, and any volunteers associated with the
production, promotion and distribution of Project Gutenberg-tm
electronic works, harmless from all liability, costs and expenses,
including legal fees, that arise directly or indirectly from any of
the following which you do or cause to occur: (a) distribution of this
or any Project Gutenberg-tm work, (b) alteration, modification, or
additions or deletions to any Project Gutenberg-tm work, and (c) any
Defect you cause.

Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of
computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It
exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations
from people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future
generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see
Sections 3 and 4 and the Foundation information page at
www.gutenberg.org



Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by
U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the
mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its
volunteers and employees are scattered throughout numerous
locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt
Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to
date contact information can be found at the Foundation's web site and
official page at www.gutenberg.org/contact

For additional contact information:

    Dr. Gregory B. Newby
    Chief Executive and Director
    gbnewby@pglaf.org

Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment. Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements. We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance. To SEND
DONATIONS or determine the status of compliance for any particular
state visit www.gutenberg.org/donate

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
ways including checks, online payments and credit card donations. To
donate, please visit: www.gutenberg.org/donate

Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works.

Professor Michael S. Hart was the originator of the Project
Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be
freely shared with anyone. For forty years, he produced and
distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of
volunteer support.

Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in
the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not
necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper
edition.

Most people start at our Web site which has the main PG search
facility: www.gutenberg.org

This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
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