The Project Gutenberg EBook of Der Soldatenhandel deutscher F�rsten nach
Amerika, by Friedrich Kapp

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Title: Der Soldatenhandel deutscher F�rsten nach Amerika

Author: Friedrich Kapp

Release Date: October 5, 2014 [EBook #47054]

Language: German

Character set encoding: ISO-8859-1

*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER SOLDATENHANDEL DEUTSCHER ***




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Der
Soldatenhandel deutscher F�rsten
nach Amerika.


Ein

Beitrag zur Kulturgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts

von

Friedrich Kapp.


Zweite vermehrte und umgearbeitete Auflage.


Berlin.

Verlag von Julius Springer.

1874.

[S. ii]


[S. iii]

Seinem Freunde

Ludwig Bamberger


der Verfasser.



[S. iv]


[S. v]

Lieber Bamberger!

Als ich Dir vor nunmehr zehn Jahren diese Bl�tter zuerst �bersandte, lebten wir beide gezwungen im Auslande, der Eine in Paris, der Andere in New-York. Damals war der Soldatenhandel ein noch unges�hntes Verbrechen an unsrer nationalen Ehre und darum lastete er auf jedem politisch zurechnungsf�higen Deutschen wie eine pers�nliche Schmach.

Seitdem ist der Einheitsgedanke, von welchem in unsrer Jugend verh�ltni�m��ig nur wenige Tausend K�pfe erf�llt waren, durch Millionen von Armen verwirklicht, seitdem ist er mit anderen Worten aus der Theorie zur Praxis unsrer Politik geworden und hat bei D�ppel und K�niggr�tz, bei Sedan und Paris solche �berw�ltigende Beweise f�r seine Berechtigung geliefert, da� er unser Staatsleben auf neuer nationaler Grundlage wieder aufbauen konnte.

Heute leben wir Beide wieder im Vaterlande und k�mpfen im Reichstage, in Reih' und Glied mit vielen alten und neuen Freunden, f�r die freiheitliche Entwicklung, die Gr��e und Ehre unsers endlich nach Au�en hin geeinigten Volkes.

Der Soldatenhandel ist jetzt eine gl�cklich �berwundene[S. vi] Vergangenheit, �ber welche wir uns nicht mehr zu gr�men brauchen.

Aber ist auch die Erinnerung daran so ganz �berfl�ssig geworden, hat das schmutzige Gesch�ft gar keine Beziehungen mehr zur Gegenwart?

Das scheint mir eine Frage, welche sich wohl der Beantwortung lohnt.

Allerdings ist seit 1866 „der ganz unhistorische, gott- und rechtlose Souverainit�tsschwindel deutscher F�rsten“ in seinen schlimmsten Ausw�chsen beschnitten; allerdings k�nnen uns die Kleinstaaten, seit ihnen die unbeschr�nkte Souverainit�t entwunden, nicht mehr vor uns selbst erniedrigen, noch uns dem Spott und Hohn des Auslandes preisgeben; vor Allem aber tritt den Leidenschaften und den Gel�sten der Kleinen ein fester und gro�er Staatsgedanke entgegen. Allein das d�rfen wir uns nicht verhehlen: der unpolitische Sondergeist ist seit Jahrhunderten zu tief, zu m�chtig in das deutsche Volk eingedrungen und hat in dessen Seele eine gewisse z�he Anh�nglichkeit an die engeren Stammeseigenth�mlichkeiten, einen theils eigenn�tzigen, theils sogar uneigenn�tzigen Partikularismus erzeugt, der von den bewu�ter und planvoller handelnden dynastischen Intriguanten noch heute h�chst erfolgreich ausgebeutet wird. Nur auf Grund dieser Denkweise eines gro�en Theils unsers Volkes wird der f�rstliche Widerstand gegen den einheitlichen Staat, welcher — wenn ich anders unsre geschichtliche Vergangenheit recht verstehe — das letzte Ziel unsrer politischen Entwicklung ist, zu einer positiven[S. vii] politischen Macht, mit welcher wir wohl oder �bel rechnen m�ssen.

Vorl�ufig freilich ist ein leidlicher modus vivendi hergestellt; aber es bedarf keiner gro�en Sehergabe, um zu erkennen, da� er nur so lange andauern wird, als ihm nicht m�chtige Anst��e von Au�en oder Innen zu H�lfe kommen. Nicht wir, die Reichstreuen, werden die Feindseligkeiten beginnen. Die Kleinstaaterei wird und mu�, verm�ge ihrer zentrifugalen Naturanlage, mit der konsequenten Fortentwicklung der Reichspolitik zusammensto�en; sie wird den ersten g�nstigen Augenblick benutzen und den ersten besten Vorwand ergreifen, um, wenn auch unter sich nicht einig, desto einiger im Widerstreben gegen die nationale Einheit, die verlorene Souver�nit�t m�glichst wieder zu gewinnen. Das ist die einfache Schlu�folgerung aus der Pr�misse des h�chst unvollkommnen Bundesstaates. Im Gegensatz zu anderen Bundesstaaten, welche �hnliche Ueberg�nge zu bestehen hatten, ist gl�cklicher Weise bei uns die Zentralgewalt unter Preu�ens F�hrung st�rker als alle Glieder zusammengenommen, so da� der Ausgang des Konfliktes, wenn die leitende Vormacht ihrer Aufgabe nicht untreu wird, keinen Augenblick zweifelhaft sein kann. Er wird mit dem Siege der Staatsidee, der korrekten Durchf�hrung des einheitlichen Staates enden.

M�glich, da� die feindlichen Gegens�tze noch lange schlummern, und da� wir ihren Zusammensto� nicht mehr erleben werden; aber erspart wird Deutschland dieser Kampf nicht bleiben. Die Kleinstaaterei ist unvereinbar mit der fortschreitenden Entwicklung,[S. viii] mit der Ehre und Gr��e unsers Volkes; ja selbst einzelne ehrenwerthe Ausnahmen best�tigen nur die Regel. Ihr eigentlicher Charakter, den sie im Soldatenhandel mit so erschreckender Offenheit, wenn ich so sagen darf, in puris naturalibus hervorkehrt, ist bis auf den heutigen Tag unver�nderlich derselbe geblieben; h�chstens sind die Fragen, in denen er sich �u�ert, andere geworden. M�ge unser Volk darum nicht vergessen, da� mit diesen geborenen Widersachern des nationalen Staates nicht paziszirt werden kann und nicht paziszirt werden darf.

Von diesem Gesichtspunkte aus schien mir selbst im Jahre 1874 eine neue Auflage des Soldatenhandels nicht allein nicht �berfl�ssg, sondern sogar politisch lehrreich und f�rdernd.

M�gest Du auch diese neue Auflage mit den alten freundschaftlichen Gesinnungen aufnehmen!

Dein

Berlin, 13. April 1874.

Friedrich Kapp.

[S. ix]

Aus dem Vorwort zur ersten Auflage.

The whole is a mere mercenary bargain, for the hire of troops on one side and the sale of human blood on the other; and the devoted wretches thus purchased for slaughter, are mere mercenaries in the worst sense of the word.

Lord Camden, in dem Hause der Lords, Sitzung vom 5. M�rz 1776.

Was ich in den folgenden Bl�ttern erz�hlen will, ist ein trauriges St�ck deutscher Geschichte, ein besch�mendes und emp�rendes Bild unserer �ffentlichen Zust�nde gegen Ende des vorigen Jahrhunderts. Allein so dem�thigend es f�r unser Nationalgef�hl auch sein mag, die umst�ndliche Beschreibung der nackten und baar bezahlten Schande zu lesen, welche von dem Namen deutscher F�rsten auf den des deutschen Vaterlandes zur�ckf�llt, so mu� dieses Kapitel doch geschrieben werden; denn es ist keine blo�e Vergangenheit, die wir gl�cklich �berwunden h�tten, sondern handgreifliche Gegenwart, deren Leiden und Schmerzen heute noch ungeheilt sind. Das Verbrechen, dessen Erz�hlung ich mir vorgenommen habe, ist noch nicht ges�hnt; ja es wird noch t�glich, wenn auch in zivilisirteren, minder verletzenden Formen �berall da begangen, wo das Volk, ohne um seinen Willen gefragt zu werden, f�r fremde, nicht selten antinationale Zwecke geopfert wird. Die Ursachen, die es erzeugt haben, sind noch heute in derselben zersetzenden Kraft vorhanden; sie wurzeln in unsrer nationalen Zersplitterung, in der deutschen Kleinstaaterei. Trotzdem,[S. x] da� wir gegenw�rtig kaum noch drei Dutzend Souveraine haben, ist sie, wenn nicht noch unertr�glicher, doch ebenso unertr�glich und hinderlich f�r unser nationales Gedeihen, als vor nunmehr fast hundert Jahren, wo wir der Landesv�ter mehr als drei�ig Dutzend z�hlten. Die Fortschritte auf allen �brigen Gebieten des Lebens, die Verwendung des Dampfes und der Elektrizit�t, die kolossale Verringerung von Raum und Zeit, die revolutionirenden Entdeckungen und Erfindungen in Kunst und Wissenschaft, sie alle haben das Uebel nur noch akuter gemacht, schroffer zum Bewu�tsein gebracht und in grellern Widerspruch zu unsrer �brigen Existenz gesetzt. Was im vorigen Jahrhundert noch ein respektabler Mittelstaat war, der unter Umst�nden sogar nationale Bildungszwecke f�rdern konnte, ist heut zu Tage eine Anomalie, ein Gemeinschaden.

Die Gro�v�ter feilschten zur Aufrechterhaltung ihrer Scheinexistenz sogar noch um die zerschossenen Knochen ihrer Landeskinder und lie�en sich ihre Leichen — 51 Thlr. 15 Sgr per St�ck! — von England baar bezahlen. Die S�hne, die legitimen Herren von Gottes Gnaden, eilten, um sich nur noch eine Spanne s��en Daseins zu erkaufen, unter die sch�tzenden Fittige des korsikanischen Advokatensohnes, des b�rgerlichen Empork�mmlings, und stifteten unter seiner hohen Protektion den Rheinbund, wof�r sie ihm ebenfalls ihre Landeskinder zu Hunderttausenden auf die von Spanien bis Ru�land reichende Schlachtbank liefern mu�ten. Das Gesch�ft war ganz dasselbe, nur lautete der Kaufpreis anders und wurde dies Mal von Frankreich in deutschen L�nderfetzen und Titeln, statt von England in baarem Gelde bezahlt. Der Kleinhandel des Jahres 1776 wurde eine Generation sp�ter Gro�handel: das ist der ganze Unterschied. Und die Enkel? Sie sitzen noch auf den Thr�nchen von Napoleon's Gnaden. Wenn sich nur ein Gewitter am politischen Himmel zeigt, so suchen sie nat�rlich Schutz beim Czaaren, bei Louis Napoleon, beim Kaiser von Oesterreich, oder beim Meistbietenden, wie es gerade das Interesse ihrer Person oder Dynastie erheischt. Die deutschen F�rsten also sind und m�ssen wegen ihrer Ausnahmestellung sein, was sie waren; sie k�nnen nicht anders, selbst wenn sie wollten. Was vor hundert Jahren von ihnen galt, gilt daher noch heute von ihnen.

[S. xi]

Das deutsche Volk dagegen strebt mit unwiderstehlicher Macht aus den feudalen Zust�nden heraus. Seit der Reformation seinem Wesen und Beruf als Gro�macht entfremdet, seit dem westf�lischen Frieden durch die von diesem anerkannte Souverainit�t der fr�heren Reichsvasallen in sich uneins und schwach, darum zum Schleppentr�ger fremder ausl�ndischer Interessen herabgesunken, in der franz�sischen Revolution bei der ersten Ber�hrung mit einem starken Feind haltlos in sich zusammenbrechend, beginnt Deutschland erst in neuester Zeit, sich aus seiner Zersplitterung und seinem trostlosen politischen Verfall allm�lich wieder zu Wohlstand und nationaler Selbst�ndigkeit emporzuarbeiten; es f�ngt an, einzusehen, da� es in sich einig und frei sein mu�, wenn es in der europ�ischen V�lkerfamilie die seiner Gr��e und Bildung w�rdige Stellung wieder einnehmen will.

Ein gro�es, freies und einiges Volk, wie es Deutschland dereinst werden mu� und sein wird, ist sich Selbstzweck. Es kennt keine anderen als seine eigenen Interessen; aber diese seine Interessen, welche durch die freie Beth�tigung seiner B�rger geschaffen und gef�rdert werden, sind eben dadurch, da� eine m�chtige Volksindividualit�t sie aus sich herausarbeitet, im gro�en Ganzen die Interessen der zivilisirten Menschheit. Darum ist der Staat, um mit Hegel zu reden, die Wirklichkeit der sittlichen Idee — Macht, Gr��e und Selbst�ndigkeit sind die einfachen Ergebnisse des Staates; f�rstliche Domainen haben keinen Anspruch auf den Ehrennamen Staat — darum erzeugt der Staat �ffentliche Charaktere, Hingabe an selbst�ndige politische Ziele und tiefgehende politische K�mpfe. Jeder B�rger wird durch das Bewu�tsein gehoben, da� die zwischen seinen �konomischen, politischen und sittlichen Rechten und Pflichten herrschende Harmonie, deren blo�es Erstreben in jenen armseligen Afterstaaten ganz folgerichtig als Hochverrath gilt, ihm den weitesten Spielraum f�r die Verwerthung seiner pers�nlichen Kraft bietet. Ein gro�es und freies Volk kann sich deshalb auch gar nicht von Anderen und f�r Andere mi�brauchen lassen.

Es ist ein Augenblick der Sammlung und Selbstpr�fung, an welchem diese Schrift sich mitbetheiligen will. Sie setzt sich die zeitgem��e Aufgabe, schonungslos die Schmach aufzudecken, welche die Kleinstaaterei auf unser Volk geh�uft hat, an den Ausw�chsen[S. xii] des Systems dessen Verderblichkeit f�r Deutschland nachzuweisen, und die Nation dadurch anzuspornen, da� sie sich um jeden Preis aus diesem Labyrinth fort und fortwuchernder Schande und Erniedrigung befreie. — — — —

    New York, 6. Mansfield Place, 24. Februar 1864.

Friedrich Kapp.



[S. xiii]

Vorwort zur zweiten Auflage.

Au�er den von mir im Vorwort zur ersten Auflage bereits namhaft gemachten Quellen, n�mlich: den Dokumenten des englischen Staatsarchivs (State Paper Office), mehr als f�nfzig handschriftlichen Tageb�chern und Briefen deutscher Soldaten und Offiziere, den amtlichen braunschweigischen Berichten und den englischen Parlamentsverhandlungen habe ich f�r die vorliegende Auflage noch benutzt: die aus vier Foliob�nden bestehenden handschriftlichen Manual-Akten des anspachischen Ministers von Gemmingen, „betreffend den zwischen Ihro K�niglichen Gro�britannischen Majest�t und Serenissimo abgeschlossenen Subsidien-Traktat und was dahin einschl�gt.“ Diese wertvolle Sammlung bot mir eine reiche Ausbeute von Privatbriefen, amtlichen Berichten und �ffentlichen Kundgebungen, unter welchen letzteren ich einen �u�erst wichtigen, bisher noch nirgend gedruckten Brief Friedrich's des Gro�en an den Markgrafen ganz besonders hervorhebe. Au�erdem habe ich auch aus den anspacher Akten manche an sich zwar untergeordnete, aber f�r die geschilderte Zeit charakteristische kleine Thatsachen mitgetheilt, welche den Gang der Geschichte, die Motive der handelnden Personen und die Stellung ihrer Untergebenen besser veranschaulichen als Staatsschriften oder sonstige �ffentliche Urkunden. Auch in dem von mir eingesehenen Tagebuche eines zerbster Offiziers fand ich einige wertvolle Z�ge zu dem Bilde, welches ich von den Zust�nden in Anhalt-Zerbst entworfen habe.

Meine Bem�hungen, die ehemaligen hessischen Archive zu benutzen, sind leider fast ganz erfolglos gewesen. Trotz der sorgf�ltigsten und zuvorkommendsten amtlichen Nachforschungen, waren in Kassel keine[S. xiv] Aktenst�cke mehr zu finden, welche auf die Theilnahme hessischer Truppen am amerikanischen Kriege Bezug haben; dasselbe war in Hanau der Fall. Seit dem Sommer 1873 sind die Akten der kurhessischen geheimen Kriegs-Kanzlei dem Provinzial-Archiv in Marburg einverleibt worden. Allein auch hier war die Ausbeute gering. Die auf mein Gesuch von Marburg hierher gesandten Akten habe ich im hiesigen Geheimen Staatsarchiv eingesehen. Sie enthalten Briefe und Theile einer regelm��igen Korrespondenz des Landgrafen mit seinen Generalen und Obersten in Amerika, sowie einige Berichte der letzteren, und werfen einige nicht uninteressante Streiflichter auf die mich besch�ftigende Periode, enthalten aber sonst nichts Neues oder Bedeutendes.

Ich sage den Herren Beamten des Geh. Staatsarchivs f�r ihr freundliches Entgegenkommen meinen verbindlichsten Dank.

Um Raum f�r die neu aufgefundenen, interessanten Materialien zu gewinnen und um den Rahmen dieser Schrift nicht zu sehr zu erweitern, habe ich in den Anhang, welcher in der ersten Auflage �ber siebenzig Seiten einnimmt, nur die wichtigsten Briefe und Dokumente aufgenommen; dagegen andere Aktenst�cke und die Zusammenstellung der englischen Zahlungen an die deutschen F�rsten, wie sie sich in den B�nden 35–40 der Journals of the House of Commons finden, ganz weggelassen. Aus demselben Grunde der Raumerspani� sind auch die Zitate in der gegenw�rtigen Auflage nicht wiederholt, zumal die von ihnen nachgewiesenen Quellen den meisten Lesern nicht zug�nglich sind.

    Berlin, 13. April 1874

Friedrich Kapp.

[S. xv]

Inhalts-Verzeichni�.

Erstes Kapitel.Seite
Geschichtlicher R�ckblick auf das S�ldnerwesen1–22
Zweites Kapitel.
England's vergebliche Bem�hungen um Truppen in Ru�land und Holland. Uebernahme von f�nf hannoverschen Bataillonen23–31
Drittes Kapitel.
Der Vertrag mit dem Herzog von Braunschweig. Personen und Zust�nde in Braunschweig31–48
Viertes Kapitel.
Die Vertr�ge mit dem Landgrafen von Hessen-Kassel. Personen und Zust�nde in Kassel48–70
F�nftes Kapitel.
Die Vertr�ge mit dem Erbprinzen von Hessen-Kassel und dem F�rsten von Waldeck. Personen und Zust�nde in Hanau und Arolsen71–86
Sechstes Kapitel.
Anerbietungen von Bayern und W�rtemberg. Personen und Zust�nde in M�nchen und Stuttgart. Gescheiterte Hoffnungen87–106
Siebentes Kapitel.
Der Vertrag mit dem Markgrafen von Anspach. Personen und Zust�nde in Anspach und Bayreuth107–131
Achtes Kapitel.
Zusatz-Vertrag mit dem Erbprinzen von Hessen-Kassel. Vertrag mit Anhalt-Zerbst. Ein f�rstlicher Narr131–147
[S. xvi]
Neuntes Kapitel.
Truppentransporte. Landesv�terliche F�rsorge. Friedrich der Gro�e und der Soldatenhandel. Folgen seiner Politik147–177
Zehntes Kapitel.
Das englische Parlament, die �ffentliche Meinung Europa's und deutsche Stimmen �ber den Soldatenhandel177–207
Elftes Kapitel.
Gewinn- und Verlust-Konto. Charakteristik der deutschen Soldaten. Seume208–227
Zw�lftes Kapitel.
Charakteristik der deutschen Offiziere. Das Haus Rothschild. Tapferkeit Einzelner. Gneisenau. Vers�hnender Schlu�227–242
Anhang,
enthaltend Briefe und Dokumente243–259

[S. 1]

Erstes Kapitel.

Geschichtliche Ereignisse werden nur dann richtig begriffen und beurtheilt, wenn man sie im Lichte und Geiste ihrer Zeit betrachtet. Will nun der Leser den Soldatenhandel deutscher F�rsten nach Amerika seinem historischen Verst�ndni� n�her r�cken, so mu� er sich vor Allem die ihn erm�glichenden Zust�nde vergegenw�rtigen. Es wird also zun�chst erforderlich sein, einen kurzen R�ckblick auf die mit dem Ableben des Mittelalters beginnende Entwicklung der deutschen Heereseinrichtungen und der sie bedingenden politischen Zust�nde zu werfen.

Das Lehnswesen bildet die Grundlage aller staatlichen Verh�ltnisse des Mittelalters und beherrscht auch die milit�rischen Einrichtungen Deutschlands, sowie aller germanischen L�nder. Das Heer war vorzugsweise ein Lehnsheer und bestand aus Reitern und Rittern. Die Hussitenkriege machten den ersten Ri� in dieses System. Die Ritter und selbst die befestigten St�dte unterlagen der in Banden organisirten und theilweise disziplinirten Volkskraft, den Bauern und dem losen Volke der St�dte, den Abenteurern von b�rgerlicher Herkunft und Ritterart. Nach der Hussitenzeit waren die b�hmischen S�ldner, der Schrecken des z�nftigen Kriegerstandes, �berall gesucht und zu finden; sie machten den Krieg selbst zum Handwerk und standen sonst au�erhalb der �ffentlichen Ordnung. Die Erfindung und t�glich allgemeiner werdende Anwendung des Schie�pulvers, die Reformation und die mit ihr zusammenfallenden Entdeckungen und Erfindungen zersetzten und zerbr�ckelten vollends den alten Feudalstaat. Die Welt strebte aus dem losen Nebeneinander staatlicher Embryonen zur festen zentralisirten Staatsgewalt, die moderne Monarchie �bernahm die Erbschaft des verfallenden Lehnswesens und trat langsam, aber sicher und bewu�t weiter schreitend, ihre Herrschaft �ber Europa an. Der Lehnsadel entzog sich, je l�nger die Einzelkriege dauerten, desto lieber dem ihm[S. 2] unbequem gewordenen Waffendienste und suchte sich in dem erworbenen Besitze zu behaupten. In Folge dieser allm�lich eintretenden, aber tief eingreifenden Umw�lzungen traten an die Stelle des alten Heerbannes und des sp�tern Lehnsaufgebotes, an die Stelle der bis dahin die Entscheidung gebenden Ritter und Reiter die zun�chst blos f�r einen Feldzug angeworbenen, aus Fu�volk bestehenden S�ldnerheere. Den Grund dazu legte in Deutschland Kaiser Maximilian I. Verlassen vom Adel seiner Erbstaaten, nicht unterst�tzt von den Unterthanen seiner Gemahlin Maria von Burgund und zu arm, um die theuren, ihm wegen ihres Abfalls vom Reiche verha�ten Schweizer anzuwerben, stellte er zuerst aus dem Stadt- und Landvolk von Vorder-Oesterreich, Schwaben, Tyrol und seinen �brigen Erbstaaten ein deutsches Kriegsvolk auf, welches er, weil es weder von den St�nden noch von den Vasallen gestellt, sondern eben aus den freien B�rgern und Bauern des Landes gebildet war, Landsknechte nannte. Die Wehrhaftigkeit des deutschen Volkes, die seiner Jugend innewohnende Ueberf�lle an Kraft, Abenteuersucht und Thatendrang kamen dem Kaiser dabei sehr zu Statten. So gelang es ihm, in verh�ltni�m��ig kurzer Zeit in diese Landsknechtshaufen Zucht und Ordnung zu bringen und sie vortheilhaft im Gefecht zu verwenden. Diese Landsknechte, welche das Ende des Ritterthums in der Kriegsf�hrung bezeichnen, sind das erste geordnete Fu�volk; sie betreiben den Krieg wie z�nftige Handwerker. Die merkw�rdigen Einrichtungen ihres Gemeinwesens bilden die Grundlage aller sp�teren milit�rischen Organisationen. Sie waren tapfer, ungest�m und, so lange sie ihren Sold erhielten, zuverl�ssig, aber auch wegen ihrer Rohheit und Beutegier gef�rchtet und durch ihre Z�gellosigkeit, namentlich im Trinken und Spielen, �bel ber�chtigt. Sie wurden in der Folge sowohl von deutschen, als von ausl�ndischen Kriegsherren angeworben. Schon zu den Zeiten der Reformation war derjenige der m�chtigste F�rst, welcher das meiste Geld hatte und die meisten Miethstruppen aufbringen konnte. Als Ludwig XII. von Frankreich im Jahre 1499 in Neapel erschien, bestand sein Heer vorzugsweise aus deutschen Landsknechten und Schweizern. Das von Gonsalvo von Cordova, dem gro�en Kapitain, am Ende des 15. Jahrhunderts gebildete und befehligte spanische Heer war ebenfalls aus ganz modernen Elementen, aus angeworbenem deutschen, italienischen und spanischen Fu�volk zusammengesetzt. Von der Mitte des f�nfzehnten bis �ber die Mitte des achtzehnten[S. 3] Jahrhunderts hinaus bildeten deutsche S�ldner einen Hauptbestandtheil der gro�en Heere des Kontinents.

Wenn nun die Landsknechte in den ersten Zeiten ihres Auftretens noch mit ehrbaren Elementen, wie wohlhabenden B�rgerss�hnen oder anst�ndigen Handwerkern versetzt und deshalb eines gewissen, ehrenwerthen Sinnes nicht ganz baar waren, so arteten sie nur zu bald im Laufe der Zeiten in ein w�stes und raubgieriges, verk�ufliches und gesinnungsloses Gesindel aus, das heute f�r und morgen gegen eine und dieselbe Sache, aber immer f�r fremde Interessen seine Haut zu Markte trug und stets da sich sammelte, wo lose Disziplin, gute Bezahlung und reiche Beute lockte. So begegnen wir ihnen denn von den Reformationszeiten an bis zum drei�igj�hrigen Kriege an der Seite der Schweizer in aller Herren L�ndern und Diensten. Sie wurden mit jedem Jahre eine gr��ere Landplage, die durch best�ndige Kriege gen�hrt, sich heuschreckenm��ig �ber ganz Deutschland ausbreitete, dabei aber ein notwendiges Uebel, da die aufstrebenden Territorialherren, von der gewaltigen Wehrkraft der Bauern aus den Bauernkriegen her erschreckt, ihre Unterthanen zu bewaffnen f�rchteten und deshalb in immer gr��erer Ausdehnung zu den Landsknechten ihre Zuflucht nahmen, die gerade durch die treulose Behandlung der F�rsten t�glich mehr verdorben wurden. Diese fanden n�mlich bei ihrer best�ndigen Geldnoth gar kein Bedenken darin, die armen Landsknechte durch Verschlechterung der M�nze um die versprochene L�hnung zu k�rzen, ja sie lie�en zu ihrer Auszahlung besonders leichtes Geld schlagen und demoralisirten die armen Teufel, die sich nun wieder durch Pl�ndern, Betr�gen und Beraubung von Bauer und B�rger schadlos zu halten suchten „Ein Landsknecht mu� Essen und Trinken haben, bezahle es der K�ster oder der Pfaff.“ Im siebenzehnten Jahrhundert verlor sich der Name Landsknechte, weil fortan nicht mehr blo� der Knecht, der Angeh�rige des Landes, sondern Volk aller Nationen den Bestand der S�ldnerheere ausmachte.

Zu seiner h�chsten Bl�the gelangte dieses S�ldnerwesen im drei�igj�hrigen Kriege, wo der Auswurf von ganz Europa gegen guten Lohn und reiche Beute Deutschland verw�stete. Au�er denen, welche ein anderes Handwerk nicht gelernt hatten, zogen auch viele „freiledige Pursche“ der Werbetrommel nach; die bisher ein solches betrieben, muthige und unn�tze Handwerksgesellen und anderes Gesindel, f�r welches sonst kein Platz in[S. 4] der Welt war, fanden freudiges Willkommen bei Feldwebeln und Hauptleuten. Dem armen Bauernvolke, wenn es von Freund und Feind rein ausgesogen worden, blieb oft schon in den ersten Jahren des Krieges nichts �brig, als die Pflugschaar in den S�bel zu verwandeln und, selbst ruinirt, Andere ruiniren zu helfen. Es ist allgemein bekannt, da� Wallenstein sich f�r unf�hig erkl�rte, ein Heer von 20,000 Mann anzuwerben, da� er aber statt ihrer innerhalb dreier Monate 40,000 Mann auf die Beine brachte, weil, wie er bemerkte, sich diese durch Beute und Pl�ndern selbst ern�hren k�nnten. Bis auf 100,000 K�pfe schwoll dieses Heer an und mu�te von den Landschaften, durch deren Gebiete es zog, unterhalten werden. Wenn die Schweden unter Gustav Adolph sich anfangs durch bessere Mannszucht, gr��ere Sittlichkeit und eine h�here taktische Bildung auszeichneten, so verloren sie diese Vorz�ge doch bald nach dem Tode des K�nigs, denn in der zweiten H�lfte des Krieges z�hlten sie ebensoviel verlaufenes und ruchloses Volk in ihren Armeen, als die Kaiserlichen.

Vom drei�igj�hrigen Kriege datirt f�r das ganze damalige Europa der Umschwung in seiner Heeresverfassung; aus ihm heraus bildeten sich die bisherigen nur f�r einen Feldzug angeworbenen S�ldnerschaaren zu den auf l�ngere Zeit geworbenen, darum stehenden Heeren um. Zwar waren diese schon damals vereinzelt vorgekommen. Im Osten Europas traten die Janitscharen des gegen den Westen vordringenden t�rkischen Reiches als die ersten stehenden Truppen auf. Im Norden hatte unter den tonangebenden M�chten Gustav Adolph das erste stehende Heer, und Schweden sowohl, als T�rken zeigten sich durch diese Einrichtung denjenigen Staaten bedeutend �berlegen, die mit ihren auf nur einen Feldzug angeworbenen S�ldnern fochten. Allein erst in Folge des drei�igj�hrigen Krieges wurden die stehenden Heere zu einer best�ndigen Staatseinrichtung; die politischen Verh�ltnisse f�rderten ganz ungemein ihre allm�lige Verbreitung, und namentlich bediente sich ihrer das vom Ausland in seinen Anma�ungen gegen Kaiser und Reich unterst�tzte Territorialf�rstenthum zur Befestigung und Erweiterung seiner Macht.

Es ist jene traurige Periode, welche um die Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts beginnend, mit dem Ende des achtzehnten schlie�t und die Entwicklung und Bl�the des „Landesvaterthums“ bezeichnet. Der drei�igj�hrige Krieg hatte die nationale Kraft unsres Volkes gebrochen; sein mittelalterlicher Reichthum, seine pers�nliche und staatliche Selbst�ndigkeit[S. 5] und sein reiches gl�nzendes Leben waren in Gr�uel und Blut erstickt. Der Krieg hatte den deutschen Mittel- und B�rgerstand und damit die Energie der Nation wenn nicht vernichtet, so doch auf Jahrhunderte hinaus geknickt und lahmgelegt. Es trat zun�chst eine allgemeine Zersetzung und erst allm�lich ein Umbildungsproze� unsres b�rgerlichen und �ffentlichen Lebens ein. Die politische Aufl�sung der Nation pr�gte sich erschreckend und deutlich in der t�glich unbeschr�nkter und frecher auftretenden Viel- und Kleinstaaterei aus. Der Kleinstaat wurde zur individuellen Form und zum unverh�llten Ausdruck des deutschen politischen Elends. In unserer Nation hatte seit uralten Zeiten der Einzelne, das Individuum immer Alles gelten, immer selbstherrlich sein wollen. Jetzt aber war es die Nemesis der Geschichte, da� diese Tausende und Millionen von Selbstherrlichkeiten heruntergehetzt wurden zu macht-, recht- und willenlosen Menschenleibern, um als Waare auf dem Weltmarkte feilgeboten zu werden. Dieses Schicksal traf den Bauer wie den B�rger, den Adligen wie den F�rsten, den Einzelnen wie die Staaten, nur nicht zu gleicher Zeit und nur jeden in seiner Art. Das Ende aber war der allgemeine Zusammensturz. Aus den Ueberresten der verarmten, heruntergekommenen Bev�lkerung wurde der gehorsame, in sein Schicksal ergebene und duldende Unterthan dressirt; der Staat war nichts als eine Domaine, welcher die Mittel f�r die Saturnalien und das bon plaisir des Landesherrn liefern mu�te. Und wie klein, wie j�mmerlich war dieses Landesvaterthum mit seinem Egoismus! Es gab kein Band politischer Macht und Einheit, welches, wie in Frankreich, Herrscher und Beherrschte verkn�pft und dem Auslande geachtet und gef�rchtet gegen�bergestellt h�tte. Das Land war in eine Unzahl kleiner Souverainit�ten zersplittert und das Volk kam nur als Gegenstand des Seelen- und Quadratmeilen-Schachers in Betracht. Die rohen, unwissenden und habs�chtigen Territorialherren hielten durch ihre unsinnige und engherzige Politik, sowie durch ihre national�konomischen Verkehrtheiten das an sich so reiche Land in best�ndiger materieller Ersch�pfung und schnitten ihm jede Gelegenheit zur Entwicklung seiner H�lfsquellen ab. Je �rmer und abh�ngiger das Volk, desto leichter ist es zu beherrschen, desto eher kann der Herr von Gottes Gnaden als ein Wesen h�herer Art gelten, desto stolzer ragen also auch aus dem allgemeinen Schiffbruch die �briggebliebenen f�rstlichen Spitzen hervor. Durch die Waffen und durch das B�ndni� mit Fremden gegen Kaiser und Reich[S. 6] hatten sie ihre Stellung gewonnen; durch dieselben Mittel mu�te diese erhalten und erweitert werden: das stehende Heer lieferte ihnen zun�chst die Mittel zur Behauptung und Befestigung ihres Territorialbesitzes und zur Geltendmachung der ihnen vom westf�lischen Frieden garantirten Souverainit�t.

Die neue Praxis schlich sich um so leichter und unbemerkbarer ins Leben ein, als seit Jahrhunderten schon Einzelne sich als Soldaten vermiethet hatten und als die F�rsten jetzt nur zu befehlen brauchten, was fr�her blos als ein freiwilliger Akt geleistet worden war. Dazu kam, da� seit der Krieg zu einem regelm��igen Handwerk ausgebildet worden, diese S�ldner eine nie aussterbende Klasse von Abenteurern, Landstreichern und gar R�ubern ausmachten, die nach jedem Friedensschlusse ihrer Heimath wieder zur Last fielen und ihren verderblichen Einflu� auf die heranwachsenden Geschlechter ausdehnten. Es war also zun�chst eine Wohlthat f�r das Land, wenn diese ruchlosen Banden durch die stehenden Heere m�glichst unsch�dlich gemacht wurden. Uebrigens w�rde die neue Einrichtung trotzdem nicht sobald festen Fu� gefa�t haben, wenn sie nicht gleich im Anfange auch andere wesentliche Vortheile gew�hrt h�tte. Sie brachte Ordnung in die Finanzen und sicherte die Ruhe w�hrend des Friedens. Sie schien also den Interessen der Unterthanen und F�rsten zu entsprechen; in der That aber hatten diese den wesentlichen Nutzen, jene aber nur neue Lasten davon. Der verarmte, ausschlie�lich mit seinen n�chsten Sorgen besch�ftigte B�rger lie� sich leicht einreden, da� ihm mit der Einrichtung der stehenden Heere, die ihn in seinem friedlichen Erwerbe sch�tzen w�rden, eine gro�e Last von den Schultern genommen werde. Die F�rsten selbst erhielten durch die stehenden Heere eine kaum berechenbare Machtverst�rkung. Ihre eigenen Mittel reichten selten aus, eine nur halbwegs respektable Streitmacht ins Feld zu stellen; zu einem ordentlichen Kriegszug mu�ten sie sich von den St�nden Geld bewilligen lassen. Erlangte nun der Territorialherr das Recht, ein stehendes Heer zu halten, so konnte und mu�te er daf�r auch feste Steuern einziehen, wodurch er eine unendlich gesteigerte Verf�gung �ber die Steuerkraft des Landes gewann. Dann aber geh�rte ihm das Heer unbedingt, und es lie� sich damit jeder Widerspruch der eigenen Unterthanen zum Schweigen bringen.

Es dauerte nicht lange, so erkl�rte der F�rst das ganze Land f�r sein Eigenthum, mit dem er nach Belieben schalten und walten k�nne; er[S. 7] verlangte unbedingten Gehorsam und hob zuletzt jeden jungen Mann, der ihm zusagte, f�r Lebenszeit zum Kriegsdienste aus. Dahin ward die alte Heerbannpflicht verkehrt, welche mit Recht jeden freien B�rger zur F�hrung der Waffen f�r das allgemeine Beste, f�r den Staat verpflichtete. Jetzt war die f�rstliche Domaine das allgemeine Beste, der Staat geworden, und an die Stelle jener politischen und sittlichen Pflicht trat die polizeilich brutale Pressung, die Aushebung der Landeskinder, mit welcher die freie Werbung der Fremden Hand in Hand ging. Das Landeskind war zwar billiger als der Fremde und einmal geh�rig dressirt, auch f�r die Zukunft brauchbarer; allein der Fremde konnte nicht leicht entbehrt werden, weil die blos auf die Unterthanen beschr�nkte Werbung das Land leicht entv�lkert h�tte. Zudem gab es gewisse Exemtionen f�r die Verm�genden oder sozial oder amtlich h�her Gestellten. Die Last der Dienstpflicht ruhte ausschlie�lich auf den Aermeren, den Bauern und den Ungebildeten. Uebrigens dauerte es noch geraume Zeit, ehe die Regierenden es wagten, jeden Mann aus dem Volke zu langj�hriger Dienstpflicht heranzuziehen. Montecuculi, welcher zuerst den Habsburgern die Einf�hrung stehender Heere klar zu machen trachtete, suchte mit h�chster Sorgfalt nach Individuen, die man wohl zum Kriegsdienste verpflichten k�nne, ohne dadurch eigentlich individuelle Rechte zu verletzen und die Steuerkraft des Landes zu beeintr�chtigen. Die Brutalit�t in der Rekrutirung stehender Heere wagte sich nur schrittweise heraus; Deutschland wurde erst allm�lich in kaum scheinbaren Ueberg�ngen das Jagdrevier, auf welchem die f�rstlichen J�ger ihre Werbehunde auf das t�glich wehrloser werdende Volk loslie�en.

Es ist vor Allem f�r das richtige Verst�ndni� der hier in Betracht kommenden Epoche unerl��lich, sich diesen verh�ltni�m��ig neuen Ursprung der stehenden Heere und der damit verbundenen Mi�br�uche zu vergegenw�rtigen, umsomehr, da die Vertheidiger des kleinstaatlichen Gottesgnadenthums thun, als ob die Welt diese durchaus neue Einrichtung seit Jahrtausenden nicht anders gekannt habe und als ob nur die ungem�thliche Gegenwart ihre hohen Segnungen nicht zu w�rdigen verm�ge. Es sei also gleich hier darauf hingewiesen, da� kaum die Gro�v�ter und Urgro�v�ter derselben F�rsten, welche den Soldatenhandel nach Amerika getrieben, es zu stehenden Heeren gebracht hatten, und da� das historische Recht, welches im Munde ihrer Vertheidiger die einzige Entschuldigung f�r jenen Unfug bildet, statt „keinen Datum nicht zu haben“ so modernen Ursprungs[S. 8] ist, da� man Jahr und Tag seiner Entstehung genau nachrechnen kann. Der �lteste hessische Subsidienvertrag mit einem ausw�rtigen F�rsten ward 1676 vom Landgrafen Karl mit K�nig Christian V. von D�nemark, also gerade hundert Jahre vor der uns besch�ftigenden Zeit abgeschlossen. Der �lteste Vertrag �berhaupt, mittelst dessen deutsche Truppen in einer f�r sie ganz fremden Welt, an der �u�ersten Gr�nze Europa's gegen baare Bezahlung verwandt wurden, war der s�chsische von 1685, in welchem Jahre der Kurf�rst Johann Georg III. dreitausend s�chsische Soldaten um 120,000 Thaler auf zwei Jahre an die Republik Venedig verhandelte. Diese schickte sie gegen die T�rken nach Morea hin�ber, wo w�hrend der Feldz�ge 1685 und 1686 die meisten von ihnen elend zu Grunde gingen. Die Wenigsten fielen auf dem Schlachtfelde; die Meisten erlagen der Pest und rothen Ruhr, und nur 761 von den ausmarschirten 3000 Mann kehrten im August 1687 in die Heimath zur�ck.

Die Ausbildung der stehenden Heere begann mit dem Ende des siebenzehnten und vollendete sich im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts. Ludwig XIV., der f�r jeden kleinen deutschen Zaunk�nig bald das leuchtende Vorbild staatsm�nnischer Hoheit wurde, bediente sich der kleineren F�rsten gern gegen Kaiser und Reich, und lie� es sich gro�e Summen kosten, um bei seinen gegen Deutschland gerichteten Pl�nen ihrer Mith�lfe sicher zu sein. Diese fremde Bundesgenossenschaft wurde auch f�r die anf�nglich nicht bei ihr Betheiligten bald sehr eintr�glich, denn sie hatte zugleich den Vortheil, da� sie gute Angebote aus der Heimath verschaffte. Die Subsidien der fremden und einheimischen M�chte schmeckten vortrefflich. Das Subsidienwesen stand de�halb auch schon zu Anfang des letzten Drittels des siebenzehnten Jahrhunderts in voller Bl�the. Als Gro�h�ndler unter seinen zahlreichen f�rstlichen Konkurrenten ragt an der Schwelle dieser Periode der kriegerische Bischof von M�nster, Bernhard von Galen (1650–1678), hervor, ein Autokrat von nicht gew�hnlichen Gaben, aber mit �u�erst beschr�nkten Mitteln. In dem kurzen Zeitraum von zw�lf Jahren (1665–1677) vermiethete er gegen entsprechende Subsidien seine aus allen Weltgegenden zusammengetriebene 6000–8000 Mann zuerst an England, dann an Frankreich, ferner an den Kaiser, darauf an Spanien und endlich an D�nemark, blieb aber am l�ngsten der Vasall und Kunde Frankreich's.

Um also ihre Eink�nfte zu vergr��ern und ihr Ansehen unter ihres[S. 9] Gleichen zu erh�hen, vermietheten die Landesv�ter ihre Soldaten gern gegen reichliche entsprechende Bezahlung an den Meistbietenden. Was k�mmerte es sie, wenn ihr ruchloses Thun Deutschland zu einem Menschenmarkte erniedrigte, wo gegen Geld und gute Worte immer Soldaten zu haben waren? Ueber solche, h�chstens der Kanaille verzeihliche Vorurtheile, wie Vaterlandsliebe und das Gef�hl politischer W�rde war die Mehrzahl der Lenker deutschen Geschickes oder vielmehr Mi�geschickes vom drei�igj�hrigen Kriege an bis auf die franz�sische Revolution erhaben.

Wer nicht genug Truppen hatte, um einen eintr�glichen Handel damit zu treiben, hielt sich wenigstens ein „stehendes Heer“, das oft freilich nur aus einer Handvoll Leute bestand. W�hrend es im achtzehnten Jahrhundert kein oder im besten Falle ein erb�rmliches Reichsheer gab, weil seine Aufstellung lediglich vom guten Willen der einzelnen Reichsf�rsten abhing, hatte jeder kleine Reichsgraf oder Reichsf�rst, das vom „grand Louis“ gegebene Beispiel �ngstlich nachahmend, seine Trabanten, Hatschiere, Schweizer-Garden, Musketiere, Gardes du Corps und Gensdarmen, und wenn auch nicht alle diese Waffengattungen in Wirklichkeit existirten, so erzeugten doch die f�r dieselben Soldaten vorhandenen verschiedenen Uniformen den Schein der Wirklichkeit. So hielt — um hier aus den tausend L�cherlichkeiten nur ein paar herauszugreifen — der Landgraf von Hessen ein Dutzend Haiducken, mehrere lange Kammerhusaren und Leibj�ger. Diese Leute steckten w�hrend des Exerzierens in der Montur des ersten Bataillons Garde und formirten das erste Glied der Leibkompagnie w�hrend des Vormittags, des Nachmittags aber erschienen sie wieder in der Hoflivree, warteten an der Tafel auf oder standen auf der Kutsche. Der Herzog Karl Eugen von W�rtemberg hatte noch 1782 zwei Kavallerieregimenter, das Grenadierregiment zu Pferde, v. Phull, von dessen 150 Mann keiner beritten war, w�hrend vom Husarenregiment v. Bouwinghausen, das 250 Mann stark war, 50 beritten waren. Ein anderer kleiner F�rst — kaum wird man die Sache glauben, und doch ist sie wahr — hielt 50 Mann Leibgrenadiere, welche, um gr��er zu erscheinen, alle hohe Abs�tze tragen mu�ten und eine Zeit lang nur zwei Grenadier-B�renm�tzen hatten, welche die beiden Schildwachen an dem Portal des Schlosses immer den sie Abl�senden �berlieferten und gegen die Zuckerh�te (Blechkappen) austauschen mu�ten. Noch Einer gab seiner Garde drei verschiedene Monturen: als Grenadiere, Kuirassiere und J�ger, in welchen sie abwechselnd[S. 10] erscheinen mu�ten. Ein Dritter hielt einige Regimenter unberittener Dragoner, welche dann und wann die Kavallerie-Evolutionen zu Fu� machen mu�ten und wobei ihnen w�hrend des Chocks erlaubt war, gleich den Pferden zu wiehern.

Die gr��eren F�rsten brachten es aber bald dahin, da� es von Ru�land bis Spanien, von den Niederlanden bis zur T�rkei kaum einen Feldzug und eine Schlacht mehr gab, in welcher deutsche H�lfstruppen und Soldaten sich durch ihre Roheit und Beutegier, ihren Ungest�m und ihre Unverw�stlichkeit nicht hervorthaten. In der Regel wurden die Heere des achtzehnten Jahrhunderts durch Werbung zusammengebracht und erg�nzt; nur Friedrich Wilhelm I. von Preu�en hatte durch die Eintheilung seines Landes in abgegr�nzte Kantone, aus welchen seine Regimenter ihre Rekruten bezogen, eine gewisse territoriale Grundlage f�r seine Armee geschaffen. Den Hauptkern derselben bildete aber auch hier das angeworbene Volk. Die Werbeoffiziere trieben sich vorzugsweise in den geistlichen F�rstenth�mern, den freien St�dten, an den Gr�nzen verschiedener Staaten und in den kleineren Territorien herum. Wie wenig �brigens ein solcher Beruf als unehrenvoll galt, mag der folgende Auszug aus einem Brief zeigen, welchen der als Preu�ischer Major bei Kunersdorf r�hmlich gefallene Dichter des Fr�hlings, Ewald v. Kleist, am 12. Juli 1752 an seinen Freund Gleim schrieb. „Wenn Sie, hei�t es dort, im Zerbstischen, S�chsischen und Braunschweigischen oder anderen Orten, wo sie oft hinkommen, etwa gro�e Leute antreffen sollten, die freiwillig und vor Handgeld Dienste nehmen wollen, so engagiren Sie sie doch vor mich; ich will sie gut halten und sie sollen gar nicht ungl�cklich durch mich werden, nur den Abschied kann ich ihnen nicht geben; doch wenn ihre Kapitulationsjahre um sind, sollen sie auf's Neue Handgeld haben, nebst einer neuen Kapitulation. Ersuchen Sie doch zum Spa� Ihre braunschweigischen Freunde auch, da� sie vor mich werben, wiewohl mir dieses nicht ganz Spa� ist. Der Zufall kann einem zuweilen einen Goliath zuf�hren, der Lust zum Dienen hat, und dem noch ein Gefallen damit geschieht, wenn man ihm Dienste schafft. Ich will zur Vergeltung f�r Sie und Ihre Freunde bei Gelegenheit M�dchen werben, in welcher Werbung ich glaube Praktik zu haben.“

Da die Bande, welche die geworbenen Soldaten an ihre Kriegsherren kn�pften, vorzugsweise von der List und Gewalt gekn�pft waren, also stets[S. 11] locker blieben, so entschied lediglich der pers�nliche Vortheil f�r ihr Bleiben und Gehen. Aus diesem Grunde tritt gew�hnlich die ganze Besatzung einer Festung oder ein gro�er Theil derselben, nachdem sie kapitulirt, in die Reihen der Sieger. Die Befehlshaber aufgel�ster Heere trieben f�rmliche Spekulation mit kriegerischen Haufen und suchten durch allerlei Kunstgriffe die h�chst m�glichen Preise f�r ihre Waare zu erhalten. In der Regel bildeten darum auch die stehenden Heere des achtzehnten Jahrhunderts die Sammelpunkte des verworfensten Gesindels, das man sich nur denken kann. Es fehlte ihnen jedes nationale Element, jeder moralische Halt, und es galt als das gr��te Ungl�ck f�r einen nur halbwegs anst�ndigen Menschen, dem „Kalbfell folgen“ zu m�ssen. Die Behandlung des Soldaten war roh, die Bestrafung barbarisch, jedes Ehrgef�hl wurde methodisch in ihm erstickt. Der Gemeine wurde vom Offizier, wie heute noch in England und den Vereinigten Staaten, verachtet, mi�handelt und durch eine un�bersteigliche Kluft getrennt. Die Offiziersstellen wurden fast ausschlie�lich vom Adel bekleidet, wenn man die heruntergekommenen, verarmten und dadurch von den herrschenden Dynasten abh�ngig gewordenen Junker �berhaupt Adel nennen darf. Er fand in dem Heere Ansehen, Ehre und Geld und konnte die verlorengegangenen Herrenrechte an den armen Soldaten im h�chsten Ma�e aus�ben. Nat�rlich war bei einem solchen Stoffe an individuelle Beth�tigung des einzelnen Soldaten nicht zu denken. Dieses d�nkelhafte System, welches nur durch Ehre und Ruhm f�r die Befehlenden, aber durch Zwang und Furcht f�r die Befohlenen zusammengehalten wurde, fand auch �u�erlich in der Lineartaktik seinen Ausdruck und galt namentlich, seit es sich in der sch�pferischen Hand eines Genies, wie Friedrich des Gro�en bew�hrt hatte, als das h�chste Ideal eines Heerwesens, bis es zuerst in der amerikanischen Revolution den unordentlichen Massen schlecht ausger�steter und noch schlechter einge�bter B�rger und Bauern unterlag und schlie�lich bei Jena einen schm�hlichen Bankerott erlitt.

Das letzte Drittel des vorigen Jahrhunderts, oder vielmehr die Zeit vom Hubertusburger Frieden bis zur ebengenannten Schlacht bei Jena entwickelte dieses grausame und geistlose Kamaschenthum — denn etwas anderes war die damalige Heeresorganisation nicht — zu seiner h�chsten Bl�the, und gerade die Werbungen f�r die nach Amerika bestimmten Truppen offenbarten schroffer als je zuvor oder sp�ter die[S. 12] Nichtsw�rdigkeit des Systems mit allen seinen Ausw�chsen und H�rten. Es w�rde heut zu Tage kaum noch m�glich sein, sich einen nur ann�hernden Begriff von der Erhaltung und Vervollst�ndigung der damaligen stehenden Heere zu machen, wenn es nicht eine b�ndereiche Literatur �ber die Rekrutenwerbung und die damit zusammenh�ngenden Dienstzweige g�be.

Es ist zum Verst�ndni� der uns besch�ftigenden Epoche unerl��lich, wenigstens einen fl�chtigen Blick in diesen nichtsw�rdigen gedruckten Schund zu werfen, der trotz seiner reichen Beitr�ge zur Erkenntni� der damaligen Zeit dem Kulturhistoriker, wie es scheint, kaum dem Namen nach bekannt geworden ist. Das Schinderhannesthum, auf Seiten der herrschenden M�chte in System und Ordnung gebracht, starrt uns aus diesen vergilbten Scharteken entgegen, die namentlich seit Mitte des vorigen Jahrhunderts zu jeder Ostermesse dutzendweise in Deutschland erschienen und vorzugsweise junge auf Bef�rderung hoffende Lieutenants zu Verfassern hatten.

Zum Beweise dessen m�gen dienen: „Briefe des Herrn v.S., worin derselbe seinem in C. zur�ckgelassenen Freunde verschiedene Werbehist�rchen nebst einigen seiner eigenen Begebenheiten bis zu seiner Verm�hlung vor Augen legt. Leipzig 1765, bei Johann Gottlob Rothen, Buchh�ndler in Kopenhagen.“ Herr v.S. ist einer jener zahlreichen und gewissenlosen Werbeoffiziere, welche von den Soldaten bed�rftigen deutschen und selbst ausw�rtigen Staaten, z.B. England, in jeder g�nstig gelegenen, gr��eren Stadt unterhalten wurden und die Aufgabe hatten, mit List und Gewalt, Versprechungen und Geld, Wein und sch�nen Kleidern arme Teufel und leichtsinnige oder arglose junge Menschen als Soldaten anzulocken. Der Hauptheld dieser Werbehist�rchen ist der Bursche des Herrn v.S., ein gewisser Schwarz, den sein Herr nicht m�de wird, als ein Muster von Schlauheit, Verschmitztheit und Frechheit zu preisen. Der tugendhafte Schwarz beth�rt mit den gew�hnlichen Mitteln seine Opfer in den Wirthsh�usern, entf�hrt „wohlqualifizirte Subjekte“ mit Gewalt oder verkleidet sich selbst in einen Handwerksburschen und l��t sich von einem nichts B�ses ahnenden, neben ihm sitzenden Schustergesellen an einen Werbeunteroffizier, der im Geheimni� ist, verkaufen, worauf dann Schwarz das Heft umkehrt und seine Beute desto sicherer packt. Nat�rlich jubelt Herr v.S. �ber den reichen Fang und schafft ihn, von seinem Vorgesetzten ob seines Diensteifers und Erfolges[S. 13] belobt, rasch nach der Garnison. Ein ander Mal beraubt Schwarz gemeinschaftlich mit zwei Unteroffizieren einen Handlungsdiener, dem von ihnen die Wahl zwischen Soldatwerden und Auslieferung seines Beutels gelassen wurde, um hundert Dukaten und andere Kostbarkeiten. Der Kaufmann beschwerte sich bei Herrn v.S. Was thut dieser? Er ger�th in solche Wuth, da� er seinen an der Wand h�ngenden Degen ergreift und den herbeigerufenen, ihres Verbrechens gest�ndigen Unteroffizieren einige zwanzig Hiebe aufz�hlt. „Weil man aber — erz�hlt Herr v.S. mit Selbstgef�hl — �berdies in's Geheim von einer gewaltsamen Entf�hrung des Tanzmeisters zu zischeln anfing, Lucinde (die Maitresse) mir auch best�ndig in Ohren lag, und durch die Begebenheit mit dem Kaufmannsdiener meine eigene Gefahr zu bl�hen anfing, so entschlo� ich mich, ohne Abschied zu nehmen, aus der Stadt zu gehen, und fuhr den dritten Tag mit Lucinden, meinem Kutscher und Schwarz, der mir ein ander Mal kl�ger zu werden und bessere Vorsicht zu gebrauchen angelobet, nach M. zu dem Regimente.“

So weit Herr v.S. Ein gew�hnlicher Mensch, der nicht adliger Werbeoffizier gewesen w�re, w�rde, wenn er sich wie Schwarz und Herr v.S. bei �hnlichen zur Nacheiferung empfohlenen Heldenthaten h�tte ertappen lassen, sein Leben lang in die Eisen gekommen sein; aber Herr v.S. ist „Kavalier“ und wirkt als solcher f�r den allerh�chsten Dienst. Folgen wir nun dem in Schwarzischer oder Herr v.S.'scher Weise gestohlenen Rekruten an seinen Bestimmungsort, und lassen wir uns �ber seinen Transport dahin amtlich unterweisen. Wir finden diese Belehrung in dem Werke: „Unterricht f�r die K�niglich Preu�ische Infanterie im Dienste der Garnison, auf Werbungen und im Felde. Berlin, in der Himburgischen Buchhandlung 1805.“ Dieses Buch, welches also wohlgemerkt, gerade ein Jahr vor der Schlacht von Jena erschien, ist ein merkw�rdiges Zeichen von der erstaunlich raffinirten Sch�rfe, zu welcher sich der preu�ische Dienst damals ausgebildet hatte, aber auch von der ganzen herzlosen Grausamkeit, deren ein gemeiner, auf schnelle Bef�rderung im allerh�chsten Dienste sinnender Norddeutscher f�hig ist. Da hei�t es im vierzehnten Kapitel vom Transport der Rekruten w�rtlich: „Der Unteroffizier mu� au�er einem guten Seitengewehr auf dem Transporte stets ein Terzerol bei sich f�hren; er mu� den Rekruten nie hinter, sondern immer vor sich gehen, ihn nie nahe auf den Leib lassen, und ihn bedeuten, da� der[S. 14] erste falsche Tritt, den er thut, ihm das Leben koste. Er mu� beim Transport das Gebiet des Landes vermeiden, wo der Rekrute gedient hat, oder auch manchmahl, und unter gewissen Umst�nden sogar, aus dem er geb�rtig ist.

„Er mu� das Transportiren durch gro�e St�dte und lebhafte Ortschaften, wo m�glich, vermeiden. Des Nachts mu� er solche Wirthsh�user zum Quartier w�hlen, wo er und andere Werber seiner Macht immer einkehren, und wo der Wirth auf seiner Seite ist. In dem Nachtquartier selbst mu� er die m�glichste Vorsicht zur Erhaltung des Rekruten anwenden, demselben sich ganz auszuziehen und niederzulegen befehlen, dessen, so wie seine eigene Kleider dem Wirth in Verwahrung geben, und sich neben ihn, vorne nach der Th�re zu, hinlegen. Beim Transport mu� er nicht erlauben, da� der Rekrute sich sehr umsehe, stehen bleibe, noch weniger sich mit Reisenden und besonders gar nicht in einer fremden Sprache unterhalte. Er mu� den Rekruten auf dem Transport so lenken, wie man mit dem Z�gel ein Gespann lenkt; die Worte: Halt, Marsch, Langsam, Geschwinde, Rechts, Links, Geradeaus m�ssen von dem Rekruten auf dem Fleck befolgt werden, sonst ist dies schon ein �bles Omen, und des Unteroffiziers Autorit�t ist verletzt.

„Nie mu� der Unteroffizier da einkehren, wo es dem Rekruten etwa zu fr�hst�cken beliebt, sondern wo er zu diesem Behuf einmahl f�r allemahl einkehrt.

„In solchen Wirthsh�usern, wo der Transport zu Nacht bleibt, mu� eine eigene, f�r die Werber und Rekruten bestimmte Gaststube sein, die, wom�glich in einem Oberstock ist und deren Fenster mit eisern Gittern versehen sind. Nachts mu� kein Rekrute aus der Stube zu gehen gen�thigt sein, sondern ein Nachtgeschirr zu beiderlei Bed�rfnissen sich im Zimmer befinden.

„Die ganze Nacht mu� eine Lampe im Zimmer brennen und neben selbiger ein unangez�ndetes Licht stehen. Der Unteroffizier mu� seine Waffen dem Wirth Abends �bergeben, damit nicht der Rekrute gegen ihn, in der Nacht davon Gebrauch macht. Morgens mu� er sie sich wiedergeben lassen, sie nachsehen, frisch laden, oder wenigstens frisch Pulver aufsch�tten, sich anziehen, reisefertig machen, und dann erst den Rekruten aufstehen hei�en, und ihm seine Kleider zum Anziehen wiedergeben. Beim Hineingehen in ein Wirthshaus und Stube mu� der Rekrute der erste, beim Herausgehen der letzte sein; im Wirthshause selbst mu� der Werber[S. 15] vor, der Rekrute hinter dem Tische sitzen. Hat der Rekrute eine Frau mit, so mu� der Werber seine Aufmerksamkeit verdoppeln, die Frau mu� auf dem Marsche vor dem Manne, niemahls aber hinter demselben, oder gar hinter dem Werber gehen.

„Sie mu� eben so denen Commando-W�rtern auf dem Marsche gehorchen als der Mann, ebenso in den Nachtquartieren beobachtet werden, sich eben so unterwegens, wenn der Unteroffizier zu fr�hst�cken wo einkehrt, wie der Mann hinter den Tisch setzen, eben so des Nachts nicht das Zimmer verlassen. Da� ein transportirter Rekrute w�hrend seines Transportes keine Feder anr�hren, keine Briefe schreiben, keine Schreibtafel sich halten, selbst keine Bleifeder nicht bekommen darf, ist nat�rlich, so wie da� man dem Rekruten und seiner Frau vor dem Antritt des Transports, alle gef�hrliche Waffen, Terzerols, gro�e Messer u.s.w. abnehmen mu� und w�hrend dem Transport nicht erlauben darf, da� der Rekrute so wenig wie seine Frau, einen Stock, Kn�ppel oder Stab tragen darf.

„Auch mu� es dem Rekruten nicht erlaubt sein, seine Frau vom Transport oder Nachtquartier ab, wohin zu schicken, mit selbiger eine fremde Sprache zu reden, oder ein sachtes Gespr�ch zu f�hren. Alles dies mu� nicht statt finden und �berhaupt der Unteroffizier auf alle Vorsichtsma�regeln beim Transport denken, auf alle Handlungen und Worte des Rekruten Acht geben und dar�ber seine Ueberlegungen anstellen. Ist der Rekrut nur irgend zweideutig, so mu� er sich auf Befehl des Unteroffiziers, die Hosenriemen entzwei-, die Hosenkn�pfe abschneiden und die Hosen in der Hand tragen.

„Hat er aber vollends einen Versuch gemacht, zu echappiren, so mu� er ohne Gnade geschlossen, oder ihm die Daumschrauben angelegt werden. Es ist schon �bel, wenn es der Unteroffizier dahin kommen l��t, von seinem Gewehr Gebrauch zu machen, und den Rekruten blessiren oder t�dten zu m�ssen.

„Bei sehr sch�nen, scheinbar resoluten, den Unteroffizier an Kr�ften �berwiegenden Rekruten wird der Offizier gewi� so vorsichtig und billig sein und zu dessen Transport zwei Unteroffiziere geben. Ueberhaupt ist es, wenn es nur irgend angeht, immer besser, wenn einige Rekruten zusammen transportirt werden, damit mit Recht bald ein paar Unteroffiziere mit auf den Transport k�nnen gegeben werden. Es ist wegen Krankheitsf�llen,[S. 16] Nachtwachen, wechselseitiger k�rperlicher Unterst�tzung, Ueberlegung und Berathschlagung, wo Seelenkr�fte wirken m�ssen, wegen Aufmerksamkeit und Vorsichtsma�regeln, kurz, wegen aller m�glichen auf dem Transport zu beobachtenden und vorkommenden Ereignisse besser, wenn, selbst bei unproportionirten Verh�ltnissen der Rekruten zu den Transportirenden, einige Unteroffiziers beisammen sind. So schwer, wie es bei geh�rigem Diensteifer, wenn sich der Unteroffizier nicht auf's Gl�ck verlassen will, es demselben wird, einen einzigen Rekruten allein zu transportiren, so k�nnen zwei Unteroffiziere doch schon drei bis vier Rekruten, mit wenigerer Gefahr, drei Unteroffiziere mit noch weniger Risiquo sieben bis h�chstens neun Rekruten transportiren.

„Allein, da� ein Unteroffizier zwei Rekruten transportirt, mu� nie der Fall sein. Macht die gr��te Noth diesen Fall unvermeidlich, so ist dies schon traurig und f�r den Offizier sowohl wie den armen Koporal ohne Grenzen risquant. Wenn es platterdings unm�glich ist, da� der Offizier die Rekruten, bis der Transport st�rker wird, bei sich behalten kann und deren Absendung durchaus nothwendig ist, so mu� der Offizier in diesem Falle Jemand dingen, der dem Unteroffizier transportiren hilft. Es ist besser auf Vorsichtsma�regeln einige Ausgaben zu verwenden, als die Rekruten einzub��en, und das Leben des Unteroffiziers unvermeidlicher Gefahr auszusetzen. So wie dem Offizier, um so mehr noch dem Unteroffizier ist ein t�chtiger Hund �u�erst n�tzlich. Nur mu� derselbe geh�rig abgerichtet sein, keinen Stock in der Hand eines Rekruten leiden, sowie sich derselbe in der Nacht r�hrt, oder aufsteht, anschlagen und seinen Herrn wecken, auf dem Marsche den Rekruten, wenn er aus dem Wege herausgeht, wieder in den Weg treiben; f�ngt der Rekrute an zu springen, denselben packen und nur auf seines Herrn Wort wieder loslassen, nicht leidend, da� der Rekrute etwas von der Erde aufnehme und lauter K�nste k�nnen, die auf das bessere Transportiren des Rekruten abzwecken und dem Unteroffizier den Dienst erleichtern.

„Mancher Rekrute — hei�t es am Schlusse nach Aufz�hlung verschiedener Arten von Befreiungsversuchen — sucht dadurch seine Befreiung zu erlangen, da� er an einem Orte, wo viele Menschen versammelt sind, oder beim Durchgange durch eine Stadt, �ber Gewalt oder ungerechte Anwerbung schrie. Hier mu� der Unteroffizier den Schutz der Obrigkeit erheischen, und wird selbigen auch nach Vorzeigung seines Werbepasses[S. 17] und der von Zeugen unterschriebenen Capitulation des Soldaten gewi� erhalten. Der Unteroffizier mit einem Wort mu� sich nicht irre machen lassen, sich nicht das Herz abkaufen lassen, niemahls die Gegenwart des Geistes verlieren oder wohl gar unentschlossen handeln, welches noch schlimmer ist, als wenn er unrecht handelt. Versucht der Rekrute, unternimmt er nur das mindeste, so mu� er geschlossen werden. Alle Kosten, die der Rekrute durch Desertions-Anschl�ge n�thig macht, mu� er selbst tragen, und kann ihm der Unteroffizier bis zu seiner Ablieferung das Handgeld abnehmen. Von jedem, in einem Orte vorgefallenen Exzesso, von jeder Ma�regel, die der Unteroffizier zu nehmen gezwungen ward, mu� er sich, um sich bei seinem Offizier auszuweisen, von der Ortsbeh�rde ein Attest geben lassen.

„Besonders mu� dies geschehen, wenn der Unteroffizier in die traurige Nothwendigkeit gesetzt ward, den Rekruten zu schie�en, mag er ihn nun entweder blessirt, oder get�dtet haben. Der Fall, da� ein Rekrute dem Unteroffizier entkomme oder entwische, wird garnicht als denkbar, also auch nicht zu attestiren angenommen.“

Endlich ist der Rekrute gl�cklich eingebracht und wird zum Soldaten gesto�en, gemi�handelt und gepr�gelt: eine gebrochene Existenz, wenn er noch einen Funken Selbstgef�hl in sich bewahrt hat, oder eine willenlose Maschine, wenn er sich in seine neue Lage findet und p�nktlich „Ordre parirt.“ Denn der Dienst wurde mit barbarischer Strenge und pedantischer Gewissenhaftigkeit, namentlich in den auf preu�ischem Fu� eingerichteten Heeren ausgef�hrt. „Es ist eine trostlose Sache, sich die Gef�hle zu vergegenw�rtigen, welche in Tausenden der gepre�ten Opfer gearbeitet haben, vernichtete Hoffnungen, ohnm�chtige Wuth gegen die Gewaltth�tigen, herzzerrei�ender Schmerz �ber ein zerst�rtes Leben. Es waren nicht immer die schlechtesten M�nner, welche wegen wiederholter Desertion zwischen Spie�ruthen zu Tode gejagt oder wegen trotzigem Ungehorsam gefuchtelt wurden, bis sie bewu�tlos am Boden lagen. Wer den Kampf in seinem Innern �berstand, und die rohen Formen des neuen Lebens gewohnt wurde, der war ein ausgearbeiteter Soldat, das hei�t ein Mensch, der seinen Dienst p�nktlich versah, bei der Attacke ausdauernden Muth zeigte, nach Vorschrift verehrte und ha�te und vielleicht sogar eine Anh�nglichkeit an seine Fahne erhielt und wahrscheinlich eine gr��ere Anh�nglichkeit an[S. 18] den Freund, der ihn seine Lage auf Stunden vergessen machte, den Branntwein.“ (Freytag, Neue Bilder S. 320.)

Nat�rlich waren die Desertionen h�ufig, und je n�her der Grenze, desto zahlreicher, trotzdem da� die aus aller Herren L�nder zusammengetriebenen Soldaten sorgsam geh�tet wurden. In Grenzfestungen, wie z.B. Wesel a.Rh., waren sie zu diesem Behufe in drei Klassen getheilt: Ganzvertraute, welche P�sse erhielten und vor die Thore gehen konnten, Halbvertraute und endlich Unsichere, die gar nicht oder nur mit seltenen Ausnahmen in Begleitung eines Unteroffiziers oder eines Ganzvertrauten aus der Stadt durften. Wurde ein Soldat vermi�t, so erfolgten drei Allarmsch�sse vom Wall der Festung. Auf dieses Zeichen mu�ten die Grenzbauern die Grenze besetzen und von Posten zu Posten patrouilliren. Dazu im Voraus kommandirte Offiziere mu�ten sich auf die in Bereitschaft gehaltenen Pferde setzen und an der Grenze die Bauernposten revidiren. F�r jeden eingebrachten Deserteur ward ein Fanggeld von zehn Thalern bezahlt. Wurde der Deserteur nicht gefangen und gelangte er gl�cklich „auf die Freiheit“, d.h. �ber die Grenze, wo sich Wirthsh�user zur Aufnahme befanden, so ritt der nachsetzende Offizier dahin, um ihn unter Zusicherung v�lliger Straflosigkeit zur R�ckkehr zu bewegen. Hatte der Ausrei�er �berhaupt die Absicht zur�ckzukehren, so stellte er seine Bedingungen — z.B. Ertheilung eines Trauscheines, d.h. die Erlaubni�, seine Liebste zu heirathen, oder Ertheilung eines Thorpasses &c. — was Verhandlungen zwischen ihm und der Kompagnie herbeif�hrte, die meist mit Zugest�ndnissen von Seiten der letztern endigten.

Der R�ckblick auf diese Einzelnheiten des damaligen Werbegesch�fts war deshalb nothwendig, weil mehr als die H�lfte der nach Amerika verhandelten Truppen in solcher Weise zusammengebracht wurde, und weil ohne die Detailkenntni� des mit der Rekrutirung verbundenen Unfugs ein Theil der sp�tern Erz�hlung durchaus unverst�ndlich bleiben w�rde.

W�hrend die gr��eren deutschen Staaten, wie z.B. Preu�en und Sachsen, sich haupts�chlich durch ihre Armeen und deren selbst�ndige Verwendung zu europ�ischer Macht und Bedeutung emporschwangen, bedienten sich die kleineren F�rsten, wie Hessen, Braunschweig, Gotha, und Andere, ihrer Truppen, um ihre Eink�nfte zu vergr��ern und ihren Luxus zu befriedigen. Sobald nur ein Krieg drohte, boten sie den feindlichen Parteien ihre Truppen an und, je nach der Konjunktur des Marktes,[S. 19] erhielten sie h�here oder geringere Preise f�r ihre Waare. Bis zum siebenj�hrigen Kriege �berstieg das Angebot meistens die Nachfrage, darum war der Artikel im Ganzen billig. Erst mit dem amerikanischen Kriege schlug das Verh�ltni� in sein Gegentheil um, so da� bei den t�glich gr��er werdenden Anspr�chen an den Markt das Menschenfleisch immer theurer wurde. Wenn die gro�en Staaten untereinander und gegen dritte Subsidienvertr�ge eingingen, so �bernahmen die kleineren deutschen F�rsten f�r die kriegf�hrenden M�chte einfach Truppenlieferungen gegen baare Bezahlung. Wenn auch jedes politische Moment von diesem Handel ausgeschlossen war, so nannten sie das schmutzige Gesch�ft doch des bessern Scheins wegen Subsidienvertrag oder versteckten es sogar hinter den komisch erhabenen Phrasen eines Schutz- und Trutzb�ndnisses. Unter den L�ndern, welche trotz ihres verh�ltni�m��ig kleinen territorialen Umfanges, durch ihre politische Machtstellung ein entscheidendes Wort in der Politik jener Zeit zu sprechen hatten, standen Holland und sp�ter England oben an, und sie gerade waren wegen des eben bezeichneten Mangels zur F�hrung ihrer Kriege auf die Benutzung fremder Soldaten angewiesen. Holland zun�chst hatte w�hrend des ganzen siebenzehnten und achtzehnten Jahrhunderts sowohl deutsche F�rsten als Generale und deutsche Soldaten als Truppen im Dienst, ein Verh�ltni�, welches durch die oranischen Statthalter vermittelt und in ein System gebracht wurde. Selbst die m�chtigen Nachbarn der Generalstaaten verschm�hten es nicht, diesen f�r gr��ere politische Zwecke ganze Regimenter leihweise zu �berlassen. So gab Preu�en w�hrend der ganzen Dauer des spanischen Erbfolgekrieges seine Regimenter 8. (v. Scholten, Stettin), 9. (v. Budberg, Hamm) und 10. (v. Romberg, Bielefeld) in holl�ndischen Sold. F�r unsern Zweck kommt jedoch nur England n�her in Betracht.

Schon im Laufe des siebenzehnten Jahrhunderts hatte es in seinen Kriegen gegen Holland kontinentale Miethstruppen in Sold genommen. So nahm z.B. Karl II. im Juni 1665 das Anerbieten des obengenannten Bischofs Bernhard von Galen an, wonach dieser ihm gegen die Generalstaaten 20,000 Mann zu Fu� und 10,000 Reiter stellte und f�r die Anwerbung der „Armada“ 500,000 Thlr., w�hrend der Dauer des Krieges aber per Monat 50,000 Thlr. Subsidien erhielt. Doch erst nach seiner Revolution tritt England Ton angebend in die gro�e europ�ische Kontinental-Politik ein, an der es sich fr�her nur in vereinzelten F�llen betheiligt[S. 20] hatte. Als Wilhelm von Oranien von den Whigs eingeladen wurde, nach England zu kommen und Jakob II. vom Throne zu sto�en, gew�hrte Wilhelms Onkel, der gro�e Kurf�rst von Brandenburg, die Mittel zur Unterst�tzung des Unternehmens, um England aus seiner schimpflichen Stellung als Vasallenstaat Frankreichs zu rei�en. Er stellte 9000 Brandenburger zur Deckung von Holland; ein Brandenburgischer Feldmarschall befehligte das Heer, mit welchem Wilhelm in der Bucht von Torbay landete, das Regiment Brandenburg geleitete ihn nach dem Palast von St. James und nach Irland. Brandenburgische Truppen fochten unter dem Kommando Wilhelms bei Steinkirchen und Neerwinden, und ihnen dankte der K�nig die Wiedereroberung von Huy und Namur. Der erste kontinentale Krieg, den England f�hrte, war der spanische Erbfolgekrieg, in welchem Marlboroughs siegreiche Heere fast ausschlie�lich aus deutschen H�lfs- und Miethstruppen bestanden, wie denn �berhaupt damals deutsche Truppen auf beiden Seiten k�mpften: Hessen und Braunschweiger unter deutscher, englischer und holl�ndischer Fahne, Bayern und K�lner unter den Franzosen. Der Handel, welchen die deutschen F�rsten zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts mit dem Leben ihrer Unterthanen trieben, war schon zu jener Zeit so schamlos, da� alle �ffentlichen Bl�tter in England sie bitter tadelten und verspotteten, und da� die holl�ndische Regierung ihren deutschen Bundesgenossen derb und ver�chtlich vorwarf, da� sie das Geld mehr liebten, als ihre Ehre.

Seit das Haus Braunschweig-Hannover den englischen Thron einnahm, wurden die englischen Beziehungen zur Kabinets-Politik des vorigen Jahrhunderts nur noch inniger. Die regierende Dynastie, welche �berall ihr spezifisch hann�verisches Interesse in den Vordergrund dr�ngte, konnte um so eher an allen europ�ischen Verwickelungen und K�mpfen Theil nehmen, als sie die Truppen ihres Stammlandes zur Disposition hatte und diese zugleich mit im englischen Interesse verwandte, oder sie im heimischen Interesse von England in Sold nehmen lie�. So sehen wir denn im Laufe des vorigen Jahrhunderts deutsch-englische Regimenter auf fast allen Schlachtfeldern Europa's, in Gibraltar und Minorka, ja in Madras und den �brigen englischen Kolonien k�mpfen. Au�erdem schlossen die K�nige Georg I. und II. zur Erreichung ihrer politischen Zwecke in Deutschland Vertr�ge mit ihren dortigen Nachbarn ab und zahlten bedeutende Summen, um ihrer H�lfe in jedem Augenblick versichert zu sein,[S. 21] wie z.B. im Jahre 1717 mit dem Landgrafen von Hessen, als Georg I. ein B�ndni� mit Frankreich einging und verschiedene schwedische Besitzungen in Deutschland an sich zu rei�en gedachte. Im Jahre 1739, nach der Kriegserkl�rung Englands gegen Spanien, zahlte Georg II., weil er pers�nliche Streitigkeiten mit Preu�en hatte und deshalb f�r Hannover f�rchtete, an Hessen und D�nemark Lstr. 260,000, damit sie 6000 Mann, wie es hie�, f�r England bereit hielten. Ein Jahr darauf, beim Ausbruch des �sterreichischen Erbfolgekrieges, zahlte derselbe K�nig der Kaiserin Maria Theresia Lstr. 300,000 Subsidien, welche 1742 auf die ganze Dauer des Krieges ausgedehnt wurden. Im April desselben Jahres bewilligte das Parlament auf's Neue Gelder f�r d�nische, hessische und hann�verische Truppen, um daraus ein Heer in Flandern gegen die Franzosen zu bilden. Wie bedeutend diese Summen waren, kann man aus dem einzigen Beispiel ersehen, da� der Landgraf Friedrich I. von Hessen, obgleich er in jenem Kriege seine Truppen an beide kriegf�hrenden Theile vermietete, von 1730 bis 1750 Lstr. 1,249,699 von England bezogen hatte. Der Sieg des Herzogs von Cumberland bei Culloden, der 1746 den schottischen Aufstand d�mpfte, war vorzugsweise dem t�chtigen Fu�volk zu verdanken, das aus 6000 Hessen bestand, die vom holl�ndisch-englischen Heere aus den Niederlanden nach England eingeschifft worden waren. Im Jahre 1749 erhielt Maria Theresia noch nachtr�glich zur bessern Befestigung der Freundschaft zwischen beiden H�fen eine Summe von Lstr. 100,000. Einige Monate sp�ter schlo� K�nig Georg II. zur F�rderung seiner politischen Zwecke in Deutschland einen Subsidienvertrag mit Bayern, welches gegen das Versprechen, 6000 Mann H�lfstruppen bereit zu halten und in den Reichsangelegenheiten mit Hannover zu stimmen, von 1750–1756 im Ganzen Lstr. 120,000 empfing. Unter denselben Bedingungen wurden Sachsen in den Jahren 1751–1755 von England Lstr. 128,000 gezahlt. Im September 1755, gleichzeitig mit dem Ausbruch des englisch-franz�sischen Kolonialkrieges und kurz vor Anfang des siebenj�hrigen Krieges in Europa, schlo� England einen Defensiv-Traktat mit Ru�land, damit dieses zur Vertheidigung Hannovers gegen baare Bezahlung 55,000 Mann bereit hielte. Dieser Vertrag wurde zwar nicht erf�llt, da Ru�land sich in der Folge mit Frankreich und Oesterreich verband, w�hrend England mit Friedrich II. in eine Allianz trat. Zu gleicher Zeit jedoch erhielten die kleinen deutschen F�rsten, wie Hessen, Gotha, Anspach und[S. 22] W�rzburg bedeutende Summen, damit sie mit ihren Soldaten f�r England in's Feld r�ckten, Bayern nahm damals ebenfalls Lstr. 10,000 von England an, obgleich es von dessen Feinden schon gewonnen war und mit franz�sischem Gelde 6000 Mann zu den Oesterreichern sto�en lie�. Um den Herzog von Braunschweig zu gewinnen, er�ffnete ihm Georg II. die Aussicht auf die Verm�hlung seiner �ltesten Tochter mit dem Prinzen v. Wales und erbot sich, seine Truppen gegen doppelt so hohe Zahlung in Sold zu nehmen, als der preu�isch-franz�sische Vertrag ihm gew�hrte. Nat�rlich war der Herzog nicht abgeneigt, nach Ablauf seines Vertrages mit Frankreich auf dieses Anerbieten einzugehen. Im zweiten Jahre des siebenj�hrigen Krieges z�hlte das englische Heer in Westfalen 48,000 Mann, darunter u.A. 20,000 Hessen, 6000 Braunschweiger und keinen einzigen geborenen Engl�nder. Aber Pitt brauchte keinen seiner Landsleute zu opfern, denn er fand gegen gute Bezahlung genug Ausl�nder, die, wie er ganz richtig berechnet hatte, in Deutschland f�r England's Besitzungen in Amerika und Ostindien k�mpften. Die Bundesgenossenschaft Friedrich des Gro�en allein kostete England j�hrlich vier Millionen Thaler.

In dem B�ndni�, welches Oesterreich und Frankreich am 1. Mai 1756 in Versailles schlossen, ward der damalige Marktpreis der Infanterie und Kavallerie genau festgesetzt. Es behielten sich n�mlich diejenige der kontrahirenden M�chte vor, welche die H�lfe der andern in Anspruch nehmen w�rde, statt der effektiven Mannschaft (24,000 Mann) ein Aequivalent in Geld zu fordern, und zwar 8000 Reichsgulden monatlich f�r je 1000 Mann Infanterie, 24,000 Reichsgulden aber f�r je 1000 Mann Kavallerie. Das hie� mit anderen Worten soviel, da� man f�r diese Summen die betreffenden Soldaten auch anderweitig beschaffen konnte, da� also ein Infanterist nur 96 fl. und ein Kavallerist 288 fl., einschlie�lich Werbung und Leichnam, werth war.

Es waren kaum zw�lf Jahre nach Beendigung des siebenj�hrigen Krieges vergangen, als die Revolution in Amerika ausbrach, zu deren Bek�mpfung England nat�rlich wieder bedeutende Truppenmassen n�thig hatte.


[S. 23]

Zweites Kapitel.

Die Zahl der englischen Truppen, welche bei Er�ffnung der Feindseligkeiten �ber die amerikanischen Kolonieen zerstreut waren, reichte zur F�hrung des Krieges durchaus nicht hin. Im Norden betrug die k�nigliche Streitmacht etwas mehr als 8000 Mann, in den mittleren und s�dlichen Kolonien fanden sich deren h�chstens 6000 bis 7000, so da� der ganze Effektivbestand der englischen Armee sich in s�mmtlichen amerikanischen Provinzen, von Neu-Schottland bis Florida, bis in den Sommer 1776 hinein auf allerh�chstes 15,000 Mann belief. Ihre Zahl mu�te also wenigstens verdoppelt, wenn nicht verdreifacht werden, wenn man den Kampf mit Aussicht auf Erfolg f�hren wollte.

Die Hauptschwierigkeit bestand nun zun�chst darin, woher man die f�r den Krieg erforderlichen Truppen nehmen sollte, da die im eignen Lande vorhandenen Mittel nicht gen�gend waren. Die geborenen Engl�nder wollten und sollten in Amerika nicht dienen. Der dortige Konflikt war namentlich in den unteren Volksklassen von Anfang an sehr unpopul�r gewesen und wurde jetzt durch die Aussicht, m�glicher Weise selbst noch zur Niederwerfung der Revolution herangezogen zu werden, bei ihnen noch unpopul�rer. Dann aber nahm die seit dem letzten Kriege in kolossalem Ma�stabe entwickelte Industrie die verf�gbaren Kr�fte der Nation mehr als je in Anspruch. Die Regierung, welche im Parlamente und in den h�heren Klassen ohnehin schon genug Widerstand gegen ihre Unterwerfungspl�ne fand, war zudem einer Berufung an's Volk und an die �ffentliche Meinung abgeneigt. Es lag ihr deshalb auch von Anfang an der Gedanke fern, die Zahl ihrer Regimenter durch Werbungen in England voll zu erhalten oder zu vermehren. Irland und die Hochlande, Canada und die amerikanischen Loyalisten konnten zusammen keine Armee auf die Beine bringen; sie kamen deshalb um so mehr erst in zweiter Reihe in Betracht, als man noch nicht sicher war, ob und wie weit sie den an sie gestellten Anforderungen �berhaupt entsprechen wollten und konnten. Die Indianer hatten sich bei fr�heren Gelegenheiten als so unzuverl�ssige Bundesgenossen erwiesen, da� man sie am liebsten gar nicht zu H�lfe gerufen h�tte.

In der am 14. Juni 1775 abgehaltenen Kabinetssitzung, der ersten,[S. 24] welche nach dem Eintreffen der Nachricht von dem Gefechte bei Lexington stattfand, verhandelten K�nig und Minister lange �ber die Frage, wie der jetzt unvermeidlich gewordene Krieg gef�hrt werden k�nne. Nachdem Vorschl�ge, wie Blokirung der amerikanischen K�ste, Besetzung der bedeutendsten H�fen und Aushungerung (!) der Kolonieen, der Reihe nach durchgegangen und verworfen worden waren, kam man endlich zu dem Entschlu�, im Einklang mit der fast seit einem Jahrhundert befolgten und bew�hrten Praxis unverz�glich fremde H�lfstruppen anzuwerben. Am n�chsten lag nat�rlich Deutschland. Die deutschen F�rsten waren zwar habs�chtige, aber p�nktliche Truppen-Lieferanten, und ihre Soldaten galten seit Jahren als die willigsten und brauchbarsten; allein man wollte dies Mal, um ja keine Zeit zu verlieren, m�glichst schnell statt einzelner Korps eine ganze Armee haben und sich nicht mit einem halben Dutzend F�rsten in lange dauernde Verhandlungen einlassen.

Die englische Regierung glaubte, was sie brauchte, am leichtesten und ersten in Ru�land zu finden. Sie stand mit der Kaiserin Katharina seit deren Thronbesteigung auf �u�erlich sehr gutem Fu�e, hatte sich ihren Pl�nen auf Polen nicht widersetzt, ja ihr sogar in dem eben beendeten T�rkenkriege durch Parteilichkeit gegen die T�rken wesentlich gen�tzt und ihre Allianz als ein Gegengewicht gegen die Bourbonen gesucht. Das russische Heer war seit dem im Jahre 1774 abgeschlossenen Frieden von Kudschuk Kainardsche zu stark, und in den Finanzen des Kaiserreichs herrschte gro�e Ebbe, w�hrend Katharinens G�nstlinge f�r die stumme Beredtsamkeit des Goldes durchaus nicht unempfindlich waren. Zudem hatte sich die russische Kaiserin bei fr�heren Gelegenheiten einem B�ndni� mit England durchaus nicht abgeneigt erkl�rt, wofern sie im Falle eines neuen Krieges mit der Pforte auf Englands H�lfe rechnen konnte, bei welcher Erkl�rung sie freilich mehr an die europ�ische Politik als an die amerikanischen Verwicklungen dachte. Alle diese Gr�nde lie�en auf eine g�nstige Aufnahme der englischen Vorschl�ge schlie�en.

Der englische Gesandte Gunning erhielt also bereits im Juli 1775 den Auftrag, die russische Regierung um Ueberlassung eines H�lfskorps von wo m�glich 20,000 Mann zu ersuchen. Bei der ersten Unterredung, die er nach Empfang dieser Instruktionen zu Anfang August mit Panin, Katharinens erstem Minister hatte, fragte er, nachdem er sich �ber die Unfehlbarkeit der zur Niederwerfung des amerikanischen Aufstandes ergriffenen[S. 25] Mittel ausgelassen, Panin wie zuf�llig im Laufe des Gespr�chs, ob der K�nig von England, falls er fremde H�lfe zur Niederwerfung des amerikanischen Aufstandes brauchen sollte, auf ein Korps russischer Infanterie rechnen k�nne? Der Minister berichtete diese Frage seiner Kaiserin, deren Antwort Gunning am 8. August mitgetheilt wurde. Sie erw�hnte kein Wort von Truppen oder russischen, an England zu �berlassenden und �ber den Ozean zu versendenden Bataillonen, erkl�rte sich vielmehr nur in allgemeinen Redensarten bereit, dem K�nig Georg III. aus Dankbarkeit f�r seine fr�heren, Ru�land geleisteten Dienste in irgend einer ihm gut d�nkenden Weise beizustehen und sprach von ihrer angeborenen Vorliebe f�r die englische Nation.

Der leichtgl�ubige Gesandte nahm diese nichtssagenden Worte f�r ein feierliches Versprechen und berichtete unbegreiflicher Weise sofort nach Hause, da� die russische Regierung der englischen mit 20,000 Mann Infanterie in Amerika zu H�lfe kommen wolle. Seine Depesche traf am 1. September in London ein und ward hier mit Freude und Entz�cken aufgenommen. W�hrend der K�nig einen eigenh�ndigen Danksagungsbrief an Katharina schrieb, wurde Gunning von Lord Suffolk, dem Minister des Ausw�rtigen, angewiesen, bei der Kaiserin in feierlicher Audienz um 20,000 Mann Infanterie zu bitten, die im Fr�hjahr bei Er�ffnung der Schifffahrt nach einem Ostseehafen und �ber England nach Kanada eingeschifft werden sollten. K�nig und Minister waren im Voraus ihres Erfolges so sicher, da� sie, obgleich die schnellste Reise von London nach Moskau damals drei und zwanzig Tage dauerte, doch auf ein definitives Versprechen bis zum 26. Oktober, dem Beginn der Parlamentssitzungen, rechneten. Lord Dartmouth schrieb zu gleicher Zeit an die beiden in Amerika kommandirenden Gener�le Howe und Carleton, da� die russische Kaiserin England die weitgehendsten Versicherungen f�r eine beliebige Anzahl Infanterie zur Bek�mpfung des Aufstandes gegeben habe. Am 8. September 1775 �berschickte Suffolk seinem Gesandten durch einen zweiten Feldj�ger den Entwurf eines Vertrages, welcher die Annahme eines Korps russischer Truppen in den englischen Dienst bezweckte. Dieser Vertrag sollte zwei Jahre dauern, da man innerhalb dieser Zeit des Aufstandes Herr geworden zu sein hoffte. Das Werbegeld ward auf sieben Pfund Sterling per Mann festgesetzt, wovon die eine H�lfte baar, die andere bei der Einschiffung bezahlt werden mu�te, und endlich wurde eine Subsidie nicht ausgeschlossen.

[S. 26]

Diese Instruktionen waren �brigens kaum abgegangen, als Gunning am 10. September von der Kaiserin, w�hrend eines Hoffestes bei einer gelegentlichen Besprechung der amerikanischen Wirren, auf die Nothwendigkeit hingewiesen wurde, dem Kampfe mit den Kolonieen unter allen Umst�nden und am besten durch Milde ein Ende zu machen. Am 24. September traf der erste englische Kourier mit dem Briefe Georg's in Moskau ein; Gunning sollte die zuf�llig abwesende Kaiserin aber erst am 30. nach ihrer R�ckkehr sehen. Der Brief des K�nigs sprach ganz positiv von einem ihm seitens der Kaiserin gemachten Anerbieten von Truppen; Panin stellte in Abrede, da� es je gemacht worden, und Gunning r�umte endlich ein, da� von einer Ueberlassung von Soldaten nicht ausdr�cklich die Rede gewesen sei. Panin weigerte sich unter diesen Umst�nden, den englischen Gesandten zur Audienz bei Katharina einzuf�hren, und diese lie� ihr Bedauern dar�ber ausdr�cken, da� sie ihre Truppen nicht an England vermiethen k�nne.

Gunning bat dann um 15,000 Mann, allein auch diese wurden in den ersten Tagen des Oktober, ohne da� er die Kaiserin sehen konnte, von ihr als unvertr�glich mit der W�rde Ru�lands und seinem Verh�ltni� zu den �brigen europ�ischen M�chten verweigert. Der zweite Kourier kam am 4. Oktober mit dem Vertrags-Entwurf in Moskau an. Gunning las ihn Panin vor und wollte sich mit 10,000 Mann begn�gen; allein der Kanzler �bergab ihm statt aller Gegen�u�erung Katharinens Antwort an den K�nig von England und brach die Unterhaltung ab.

Nat�rlich waren diese Verhandlungen den fremden Diplomaten und H�fen kein Geheimni� geblieben. Als am 31. Oktober 1775 der franz�sische Gesandte den russischen Premierminister nach der Wahrheit der in dieser Angelegenheit umlaufenden Ger�chte fragte, antwortete dieser, die Annahme des englischen Antrages sei physisch unm�glich, und ebenso unvereinbar sei es mit der W�rde Englands, fremde Miethstruppen gegen seine eigenen Unterthanen zu gebrauchen. Die Kaiserin selbst war nach wie vor �u�erlich sehr zuvorkommend und verbindlich gegen den englischen Gesandten und gegen den K�nig Georg, welcher ihr die abschl�gige Antwort zwar nicht nachtrug, indessen nie vergessen konnte, da� sie seinen eigenh�ndigen Brief nicht selbst, sondern nur durch einen Privatsekret�r hatte beantworten lassen.

Noch w�hrend die Unterhandlungen mit Ru�land schwebten, hatte[S. 27] die englische Regierung anderweitige Schritte gethan, um sich H�lfstruppen zu sichern; indessen war sie in Holland, wo sie zuerst anfragte, ebenso wenig erfolgreich in ihren Bem�hungen als in Ru�land.

In den Diensten der Generalstaaten stand schon seit l�nger als einem Jahrhundert die sogenannte schottische Brigade, deren Ursprung auf die Zeiten der K�nigin Elisabeth zur�ckging. Die Niederlande hatten ihr im Jahre 1599 als Sicherheit f�r ein Darlehen drei wichtige Festungen verpf�ndet, welche sie mit ihren eigenen Truppen besetzte. Im Jahre 1616 bezahlten die Holl�nder die Schuld, und s�mmtliche englische Truppen wurden aus den besetzten Festungen zur�ckgezogen, mit Ausnahme einer englischen und schottischen Brigade, welche in den Dienst der Generalstaaten �bertraten. Als Jakob II. sie zur Verst�rkung seiner Armee verlangte, wurde sie von den Generalstaaten verweigert. Man habe — so lautete die Antwort — die schottische Brigade allerdings geschickt, als es sich darum gehandelt, die Rebellion des Herzogs von Monmouth zu unterdr�cken; allein sie solle nie gebraucht werden, um die Freiheiten Englands zu vernichten. Wilhelm III. rief die englische Brigade zur�ck; so blieb denn nur die schottische Brigade, welcher im Jahre 1749 auch das Recht genommen wurde, in Schottland zu rekrutiren. Obgleich die Mannschaft des aus 2100 Mann bestehenden Regiments fortan von Angeh�rigen aller Nationen, namentlich Wallonen und Deserteuren gebildet wurde, so waren die Offiziere doch immer noch Schotten oder deren Nachkommen. Diesen Umstand machte der K�nig von England bei seinem Gesuch um Ueberlassung der schottischen Brigade geltend. Die Offiziere schuldeten ihm, so hie� es, in Folge ihrer Geburt schon Treue und Gehorsam, zudem herrschten zwischen beiden L�ndern schon lange intime Beziehungen und gemeinschaftliche Interessen, und endlich biete diese Gelegenheit dem Prinzen von Oranien den ganz besonderen Vortheil und die hohe Ehre, die Bande enger Freundschaft, welche durch die Neutralit�t der vereinigten Provinzen w�hrend des letzten franz�sischen Krieges mehr oder weniger geschw�cht worden, wieder zu st�rken.

Als Georg dieses Verlangen zum ersten Mal stellte, wurde er vom jungen Statthalter kurzer Hand abgewiesen. Als er aber sein Gesuch erneuerte, hatte er haupts�chlich mit dem Widerspruch der Generalstaaten zu thun. Seeland und Utrecht kamen dem Wunsche des K�nigs zwar nach; aber der bei weitem m�chtigste der Generalstaaten, Holland, wandte ein,[S. 28] da� ein Handelsvolk nur im �u�ersten Nothfall sich in fremden Streit mischen d�rfe. Namentlich trat der Baron Johann Derk van der Capellen, Mitglied des Adels von Oberyssel, so entschieden gegen das Ansinnen der englischen Regierung auf, da� er, wenn auch nicht direkt, so doch indirekt dessen Annahme vereitelte. „Es hie�e Theil an dem Kampf nehmen — das ungef�hr war der Inhalt von Capellen's beredtem Proteste — ja wir w�rden selbst mit in den Krieg verwickelt werden, wollten wir England Truppen �berlassen und die Grunds�tze unbedingter Neutralit�t aufgeben. Wir haben bisher England unser Wohl und Gedeihen geopfert, ohne irgend einen Vortheil daf�r erlangt zu haben. Frankreich wird sich voraussichtlich mit in den Kampf mischen — welche wird dann unsere Stellung sein? Bleiben wir neutral, so f�llt uns f�r den Fall eines Krieges zwischen England und Frankreich der Handel des letztern Staates zu, welcher unser nat�rlicher Bundesgenosse in der Vertheidigung der Handelsfreiheit ist. Zudem hat England uns stets so �berm�thig behandelt, als ob wir gar kein selbst�ndiges Volk w�ren, und, w�hrend wir gewissenhaft die mit ihm geschlossenen Vertr�ge befolgten, gegen den Grundsatz der Freiheit der Waare in freien Schiffen gehandelt und willk�rlich unsere Schiffe durchsucht und konfiszirt. Statt also die Truppen eines freien Volkes zur Niederwerfung der sogenannten Rebellion zu verlangen, sollte England lieber Janitscharen miethen. Wie geh�ssig w�rde eine solche Rolle f�r uns sein, f�r uns, ein freies Volk, welches selbst unter dem Joch der Tyrannei geseufzt und sich mit dem Schwerte davon befreit, das ebenfalls den stolzen Namen Rebellen gef�hrt hat, doppelt geh�ssig den Amerikanern gegen�ber, die uns niemals beleidigt haben, die sich der Achtung der ganzen gebildeten Welt w�rdig zeigen und mit M��igung und W�rde ihre Rechte vertheidigen. Aus diesen Gr�nden mu� der Wunsch des K�nigs von England abgeschlagen werden.“

Obgleich die Staaten von Oberyssel beschlossen, die England beleidigende Motivirung des Antrages van der Capellens aus den Protokollen ihrer Sitzung zu streichen, so verfehlte die Beredsamkeit dieses Staatsmanns doch ihre Wirkung nicht. Die Generalstaaten willigten zwar ein, um jeden Schein der Unh�flichkeit gegen den m�chtigen Nachbarn zu vermeiden, die schottische Brigade an England zu �berlassen, f�gten aber die Bedingung hinzu, da� sie nicht au�erhalb Europa's verwandt werden d�rfe. Diese Bedingung kam beinahe einer abschl�gigen Antwort gleich.[S. 29] England fa�te sie auch als eine solche auf und lie�, vielleicht auch deshalb, weil sich ihm im langgedehnten Laufe der Verhandlungen andere Bezugsquellen er�ffnet hatten, die ganze Angelegenheit fallen.

Weniger Schwierigkeiten verursachte die Verlegung von f�nf hann�verschen Bataillonen nach Gibraltar und Port Mahon, weil der K�nig von England hier als Kurf�rst von Hannover handelte und h�chstens mit dem Widerspruche des eigenen Parlaments zu k�mpfen hatte. Uebrigens war die ganze Ma�regel schon ausgef�hrt, als sie den Lords und Gemeinen vorgelegt wurde, wie denn �berhaupt in jener Zeit die Regierung die Genehmigung des Parlaments als eine blo�e Formsache auffa�te und in allen wichtigen Dingen so handelte, als ob gar kein Parlament existirte.

Oberst William Faucitt, der den siebenj�hrigen Krieg in Deutschland mitgemacht hatte und Volk und F�rsten dort kannte, wurde bereits zu Anfang August 1775 von Georg III. nach Hannover geschickt, um die Uebernahme der dortigen Bataillone in den englischen Dienst zu besorgen. „Da Wir — so lauteten die vom 11. August 1775 datirten k�niglichen Instruktionen — unter dem Beirath unseres geheimen Rathes beschlossen und f�r thunlich erachtet haben, f�nf Bataillone unsrer kurf�rstlichen Infanterie in englische Dienste zu nehmen und sie in unseren Garnisonen von Gibraltar und Minorka zu verwenden, um desto besser im Stande zu sein, eine gleiche Anzahl englischer Truppen, welche jetzt dort Garnisonsdienste thun, nach England zur�ckzuverlegen und auf Grund dessen unsere Streitkr�fte zu vermehren, welche zur Unterdr�ckung des unnat�rlichen Aufstandes eines Theils unserer nordamerikanischen Kolonien verwandt werden; da ferner besagte Truppen sich in Stade sammeln sollen, um nach den genannten Garnisonspl�tzen eingeschifft zu werden, so haben Wir es f�r rathsam befunden, Sie zu unserm Kommiss�r zu ernennen, um diese Truppen in Empfang zu nehmen und in den Dienst zu mustern.“

Faucitt reiste also sofort �ber den Haag, wo er von dem englischen Gesandten Sir Joseph Yorke, einem langj�hrigen Kenner und Beobachter deutscher und kontinentaler Politik, Rath und Auskunft erhielt, nach Hannover ab und kam dort am 20. August an. Die Truppen waren zwar f�r den 1. September segelfertig, erhielten aber Gegenbefehl, weil die Lords der Admiralit�t die erforderlichen Transportschiffe nicht fr�h genug hatten absenden k�nnen. Der hann�versche General Sp�rken war beauftragt, die fraglichen f�nf Bataillone marschfertig zu machen, so da�[S. 30] dem Obersten Faucitt nichts zu thun blieb, als sie vor ihrer Annahme in den englischen Dienst zu mustern und einzuschw�ren. Indessen wurde auch von der letztern Bedingung abgesehen, weil die Soldaten eine Abneigung gegen die See h�tten, also m�glichen Falls zu marschiren sich weigern m�chten, dann aber, weil die Verf�hrung zur Desertion sehr gro� sei, indem die ganze hann�versche Grenze von preu�ischen und anderer F�rsten Werbern umringt sei, die alle auf die Unzufriedenheit der Soldaten spekulirten und diese f�r sich zu gewinnen hofften.

Faucitt fand s�mmtliche f�nf Bataillone, die aus je 473 Mann bestehend, im Ganzen 2365 Mann ausmachten, und von den Regimentern von Reden, von Goldacker, de la Motte, Prinz Ernst und von Hardenberg genommen waren, gut bewaffnet und gekleidet und die Mannschaften mit wenigen Ausnahmen kr�ftig und dienstt�chtig, dabei willig und gehorsam. Trotz aller Verf�hrung desertirte nicht ein einziger Soldat. Es verging �brigens noch der ganze September mit den Vorbereitungen zur Verschiffung, die mit Bewilligung des Hamburger Senates �ber Ritzeb�ttel, statt, wie Anfangs beabsichtigt war, �ber Stade erfolgte. Die beiden f�r Minorka bestimmten Bataillone, Prinz Ernst und Goldacker, wurden am 2. Oktober, die f�r Gibraltar bestimmten am 6. Oktober eingeschifft. Der Wind war jedoch w�hrend des ganzen Monats so ung�nstig, da� die aus siebenzehn Transportschiffen bestehende Flotille erst am 1. November 1775 in See ging.

Die Frage, ob die Regierung das Recht habe, ohne Genehmigung des Parlaments fremde Truppen in irgend einen Theil der englischen Besitzungen einzuf�hren, rief in beiden H�usern ernste Debatten hervor. Der K�nig hatte am 26. Oktober 1775 bei Er�ffnung des Parlaments in seiner Thronrede u.A. die Mittheilung gemacht, da� er einen Theil seiner kurf�rstlichen Truppen nach Gibraltar und Port Mahon beordert habe, um eine gr��ere Zahl englischer Truppen zur Aufrechterhaltung des k�niglichen Ansehens zur Verf�gung zu haben. Die Opposition beider H�user st�tzte sich darauf, da� dieses Verfahren, einen h�uslichen Streit beizulegen, eine gef�hrliche und schimpfliche Ma�regel sei, da� sie den anerkannten Landesrechten zuwiderlaufe und da� die fremden Truppen m�glichen Falles gegen die englische Freiheit verwandt werden k�nnten. Das Ministerium wandte ein, da� es weder dem Geiste noch dem Buchstaben nach gegen die Constitution versto�e, indem die Bill of rights und Aufstandsakte[S. 31] nur bestimme, da� in Friedenszeiten keine stehende Armee im K�nigreiche ohne Genehmigung des Parlaments gehalten werden d�rfe. Nun befinde man sich aber im Kriege und eine Dependenz, wie Gibraltar und Minorka, sei nicht das K�nigreich Gro�britannien. Der betreffende Paragraph verdanke seine Entstehung dem K�nige Jakob II., der in Friedenszeiten ohne Genehmigung des Parlaments eine stehende Armee in England gehalten habe. Die Garnisonen in D�nkirchen, Calais und Tanger seien ohne jede Genehmigung des Parlaments gehalten worden, und nie habe dieses dem K�nige den Vorwurf der Ungesetzlichkeit daraus gemacht. Zudem sei es zweckm��iger, fremde Truppen in Sold zu nehmen, weil diese leichter und wohlfeiler beschafft werden k�nnten, und weil die waffenf�hige Bev�lkerung Englands fast ausschlie�lich mit den Arbeiten und den K�nsten des Friedens besch�ftigt sei.

Die Debatte �ber diese Frage besch�ftigte die Lords am 26. Oktober und 1. November und das Haus der Gemeinen am 3. November 1775. Dieses erkl�rte sich schlie�lich mit 203 gegen 81 Stimmen und jenes mit 75 gegen 32 Stimmen mit dem Verfahren der Regierung einverstanden. Die f�nf hann�verschen Bataillone blieben w�hrend des ganzen amerikanischen Krieges als Besatzung in Gibraltar und Minorka und verloren deshalb auch so wenig Leute, da� sie erst zu Anfang des Jahres 1778 die ersten Rekruten erhielten. Sie kehrten im Sommer 1784 �ber England nach Deutschland zur�ck.


Drittes Kapitel.

Die Verhandlungen mit Ru�land und Holland waren also gescheitert. Politische Beziehungen zu fremden M�chten und bedeutende eigene Interessen hatten die beiden um H�lfe angegangenen Staaten bewogen, das englische Gesuch um Ueberlassung von Soldaten von der Hand zu weisen. Unter diesen Umst�nden mu�te denn das Ministerium sich anderw�rts nach Truppen umsehen und sie nehmen, wo sie nur zu haben waren. So blieb denn Deutschland die einzige Quelle, aus welcher man seinen Bedarf an Soldaten zu sch�pfen hoffen konnte.

[S. 32]

Wie England im ganzen vorigen Jahrhundert in Kriegszeiten Truppenlieferungs-Vertr�ge mit den dortigen kleinen F�rsten abgeschlossen hatte, so war es auch seit langen Jahren gewohnt gewesen, von dort auf eigne Hand seine Rekruten zu beziehen. Zwar verbot der Regensburger Reichstag zu Zeiten das Rekrutiren; allein nichts destoweniger hatten die britischen Werbeoffiziere am ganzen Rhein, in Frankfurt a.M., Neuwied und an der preu�ischen Grenze bei Kleve ihre Stationen. Die Kurf�rsten von K�ln, Trier und Mainz wandten auch jetzt so wenig als fr�her etwas dagegen ein, da� die durch den amerikanischen Krieg, Desertion und Krankheit gelichteten Reihen der englischen Regimenter durch deutsche Rekruten wieder vollz�hlig gemacht wurden. Wie viele Deutsche auf diese Weise j�hrlich in den englischen Kolonien und namentlich w�hrend des Krieges in Amerika verbraucht wurden, ist schwer zu sagen, weil jeder Anhaltspunkt f�r ihre Sch�tzung fehlt, und weil viel wichtigere Dinge die �ffentliche Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen.

Kaum wurde �brigens in Deutschland die Verlegenheit bekannt, in der sich der K�nig von England wegen der Erg�nzung seiner Regimenter befand, als entlassene Offiziere aller Grade, vom Kroaten-Obersten an bis zum hann�ver'schen Obristlieutenant, und sonstige durch den Frieden �berfl�ssig gewordene, aus dem siebenj�hrigen Kriege stammende Abenteurer sich zur Beschaffung deutscher Rekruten erboten. Georg III. war trotz der �bertriebenen Auffassung seiner k�niglichen Machtf�lle doch ein gewissenhafter und ein im b�rgerlichen Sinne des Wortes durchaus moralischer Mann. Er hatte deshalb auch seine Bedenken, die ihm angetragenen Dienste anzunehmen. „Deutschen Offizieren Patente zu geben, damit sie mir Rekruten schaffen — sagte er — hei�t eigentlich auf gut Englisch nichts als mich selbst zu einem Menschendiebe machen, welches Gesch�ft ich durchaus nicht als ehrenvoll betrachten kann.“ Indessen �berwog doch zuletzt die politische Nothwendigkeit derartige Skrupel.

Georg lie� also zuv�rderst mit dem hann�ver'schen Obristlieutenant Scheither einen Vertrag abschlie�en, wonach dieser unverz�glich 4000 Rekruten in Deutschland anwerben sollte. Diese Rekruten waren in Stade an Faucitt abzuliefern, der zu diesem Zwecke noch nach Einschiffung der f�nf hann�ver'schen Bataillone in Deutschland blieb, jedoch bis Mitte November nur 150 Rekruten in Empfang nahm. Das Ministerium �berzeugte sich bald, da� es auf diesem langsamen Wege nie zum Ziele gelangen[S. 33] w�rde, lie� de�halb den urspr�nglichen Plan auch fallen und entschlo� sich zur Ankn�pfung von direkten Verhandlungen mit den kleineren deutschen F�rsten. Diese kannten weder politische Bedenken, noch hatten sie au�er ihrem Geldbeutel eigene Interessen. Geld, Subsidien und standesgem��es Leben waren, wie ein ausgezeichneter Kenner des achtzehnten Jahrhunderts meint, der Grundton, welcher f�r das ganze politische Handeln an den kleinen H�fen in Einem fort und ohne Scham und Scheu angeschlagen wurde. Zudem erfreuten sich die kleinen F�rsten des zweifelhaften Gl�ckes, in der europ�ischen Staatenfamilie einen so untergeordneten Rang einzunehmen, da� man sich um ihr Thun und Treiben gar nicht k�mmerte, geschweige denn von ihren Handlungen eine St�rung des k�nstlichen europ�ischen Gleichgewichts abh�ngig machte. Andererseits war der deutsche Reichsverband in sich so lose und zerfallen, da� der Kaiser ihnen kein ernstliches Hinderni� in den Weg zu legen wagte.

Jetzt endlich, nachdem man in London gegen ihre direkten und indirekten Winke sich so lange blind gestellt hatte, jetzt nach dem Fehlschlage der bisherigen Verhandlungen und aller sonstigen Versuche zur Beschaffung von Truppen, er�ffnete sich den Landesv�tern eine sichere Aussicht auf gl�nzende Gesch�fte. Die Geschichte ist ihnen das Zeugni� schuldig, da� sie sich f�r die beleidigende Hintenansetzung in ihrer Weise empfindlich zu r�chen und die g�nstigen Konjunkturen des Marktes geh�rig auszubeuten und zu verwerthen verstanden. Das englische Ministerium hatte sich mit der Ankn�pfung von Unterhandlungen mit den deutschen F�rsten de�halb nicht �bereilt, weil so lange es noch Aussicht auf Erlangung einer einzigen gro�en, einheitlich organisirten H�lfsarmee zu haben glaubte, es dieser im Interesse des Dienstes den Vorzug gab, weil es andererseits aber ganz gut wu�te, da� einzelne deutsche Korps zu jeder Zeit zu haben waren, und da� die dortigen F�rsten Nichts sehnlicher w�nschten, als ihre Soldaten an England verkaufen zu k�nnen. Ueber die deutschen Verh�ltnisse und die Gewi�heit, Truppen in Deutschland zu erlangen, war es ganz gut durch Sir Joseph Yorke, den bereits erw�hnten Gesandten im Haag, unterrichtet, welcher im Sommer 1775 den Auftrag erhalten hatte, sich auf dem Kontinent des guten Willens der Freunde des K�nigs und der Zahl und Bedingungen der von ihnen m�glicher Weise zu liefernden Soldaten zu vergewissern. Yorke berichtete schon im September 1775 nach Hause, da� Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, W�rtemberg, Sachsen-Gotha und Baden zu[S. 34] irgend einer Zeit eine beliebige Anzahl Truppen zu billigen Preisen zu liefern im Stande und bereit seien. Vor Allem bem�hte sich schon im August 1775 der Erbprinz von Hessen-Kassel um einen Lieferungsvertrag mit England, und ihm folgte zun�chst der F�rst von Waldeck. Ihre im servilsten Tone gehaltenen Anerbietungen, welche der Leser im Anhang findet, verdienen im Original gelesen zu werden. Braunschweig und Kassel verhielten sich vorl�ufig abwartend.

Es war �brigens jetzt Gefahr im Verzuge. Wollte die Regierung den Feldzug von 1776 energisch er�ffnen, so mu�te sie an eine schleunige Verst�rkung denken. Sie beauftragte also den Obersten Faucitt mit der Leitung der Verhandlungen. Lord Suffolk, der Minister des Ausw�rtigen schickte ihm am 14. November 1775 folgende Instruktion nach Stade:

„Reisen Sie sofort nach Empfang dieser Depesche unter irgend welchem Vorwand nach Braunschweig, und suchen Sie dort zu ermitteln, ob der Herzog Willens ist, dem K�nig eine Anzahl seiner Truppen f�r den Dienst in Amerika zu �berlassen. Sie k�nnen sich dar�ber leicht beim Erbprinzen unterrichten. Wenn Serenissimus geneigt ist, dem K�nig beizustehen, so �berreichen Sie unverz�glich das einliegende Beglaubigungsschreiben und beginnen Sie ohne jeden Zeitverlust Ihre Unterhandlungen.

Ich sende Ihnen zugleich einliegend Abschriften der fr�heren, namentlich im letzten Kriege abgeschlossenen Subsidien-Vertr�ge. Sie k�nnen diesmal im Nothfall die h�chsten der fr�her festgesetzten Preise zahlen. Abweichende Bestimmungen in den einzelnen Punkten, wenn sie sonst im Ganzen auf dasselbe herauskommen, bleiben Ihrer Diskretion �berlassen. Obgleich uns in unserer gegenw�rtigen Lage weniger als sonst an den Kosten liegt, so d�rfen Sie auf der andern Seite doch auch nicht verschwenden, und es wird Ihnen hoch angerechnet werden, wenn Sie m�glichst billige Bedingungen zu erlangen im Stande sind. Es wird mit einem gewissen Grade von Recht und Billigkeit geltend gemacht werden, da� der von uns verlangte Dienst neu und f�r ferne Lande bestimmt ist. Wenn wir das auch zugeben m�ssen, so hat der amerikanische Krieg doch nichts mit irgend einer europ�ischen Macht zu thun, und kann die Betheiligung daran f�r keinen Deutschen nachtheilige Folgen haben. Was nun die weite Entfernung betrifft, so mu� zugestanden werden, da� die Truppen zum Theil wenigstens durch neue Aushebungen vollz�hlig zu erhalten sind, die f�r den aushebenden F�rsten zu einer neuen Last werden, wenn irgend ein[S. 35] gl�ckliches Ereigni� den Kampf bald beenden w�rde. Sie k�nnen diesem Einwande, wenn er stark betont werden sollte, damit begegnen, da� Sie sich verpflichten, da� die Subsidie w�hrend der wirklichen Verwendung der Truppen in Kraft bleiben und erst sechs Monate nach gegebener K�ndigung aufh�ren soll. Wenn mehr als sechs Monate beansprucht werden, so berichten Sie vorher dar�ber an mich. Bei fr�heren Gelegenheiten war es nichts Ungew�hnliches, da� der seine Truppen vermiethende F�rst den Ueberschu� f�r sich behalten hat, der sich aus dem Unterschiede zwischen englischer und deutscher L�hnung ergab. Das kann im gegenw�rtigen Falle nicht gestattet werden, weil es f�r uns sehr wichtig ist, da� der Soldat ermuthigt wird, seinen Dienst in Amerika freudig zu thun. Wir glauben kaum, da� der Herzog von Braunschweig mehr als 3000 bis 4000 Mann liefern kann. Ihre Aufgabe ist, so viel als m�glich f�r den Krieg in Amerika von ihm zu erlangen. Der K�nig giebt Ihnen zugleich einen �hnlichen Auftrag f�r Kassel. Finden Sie in Ihrer Unterhaltung mit dem Erbprinzen, da� sich in Braunschweig Nichts machen und erwarten l��t, so reisen Sie sofort nach Kassel, wo Sie Mittel und Wege finden werden, dem Landgrafen auf den Zahn zu f�hlen und im Uebrigen gerade so wie in Braunschweig zu handeln. Es l��t sich kaum voraussetzen, da� der Landgraf mehr als 5000 Mann liefern kann; versuchen Sie jeden Falls auch hier soviel als m�glich zu bekommen. Wenn Sie in Braunschweig Aussicht auf Erfolg haben, so ergreifen Sie den ersten g�nstigen Moment und machen Sie einen Vorschlag, oder nehmen Sie einen Ihnen gemachten an. Reisen Sie, nachdem Sie mir Bericht erstattet haben, sofort nach Kassel. Sind Sie dort sicher durchzudringen oder abschl�gig beschieden zu werden, so gehen Sie nach Braunschweig zur�ck und schlie�en Sie mit dem Herzog ab.

Es ist in dieser Sache �berhaupt die gr��te Th�tigkeit erforderlich, da der K�nig sich in der einen oder anderen Weise ohne Zeitverlust dar�ber verl�ssigen will, ob und wie schnell er fremde Truppen f�r Amerika erhalten kann. Zu diesem Ende schicke ich Ihnen zwei Kouriere, welche Ihnen als Ihre Bediente nach Braunschweig und Kassel folgen sollen, und deren Einen Sie sofort, nachdem Sie selbst Gewi�heit dar�ber erlangt haben, ob Truppen zu haben sind, noch vor Erledigung aller F�rmlichkeiten hierher zur�ckschicken wollen.

Es entspricht weder der W�rde noch dem Interesse Ihres Hofes,[S. 36] da� Sie, wenn es �berhaupt vermieden werden kann, als erfolgloser Bittsteller bei irgend einem der F�rsten auftreten. Meine eigenen Hoffnungen f�r den g�nstigen Abschlu� des Ihnen anvertrauten Gesch�ftes, ich gestehe es offen, sind nicht sanguinisch. Treten Sie also in Ihrer amtlichen Eigenschaft nicht eher auf, als bis Sie eine sichere Aussicht auf Erfolg vor sich haben.“

Faucitt erhielt dieses Schreiben am 24. November 1775 in Stade, wo er durch die Einmusterung der Scheither'schen Rekruten noch aufgehalten worden war, und reiste einige Stunden nach seinem Empfange mit Extrapost �ber Hannover nach Braunschweig ab. Die N�chte waren aber so dunkel und die Wege so schlecht — Faucitt nennt sie in seinem Bericht die schlechtesten in Europa — da� er erst nach f�nft�giger Reise in letzterer Stadt ankam. Der englische Gesandte war hier kein Fremder. Er war w�hrend des siebenj�hrigen Krieges, wo er unmittelbar unter dem Erbprinzen gedient hatte, �fters in Braunschweig sowohl als in Kassel gewesen und von jener Zeit her mit den jetzt einflu�reichsten Personen beider Residenzen bekannt. Die Vortheile dieser pers�nlichen Beziehungen wurden von ihm aber nicht geh�rig ausgebeutet, indem er in seinem Auftreten nicht entschieden genug und in seinem Urtheil nicht selbst�ndig war. Ein stolzer englischer Lord, der die hinter der gl�nzenden Au�enseite lauernde Misere jener H�fe sofort erkannt und diese Welt des Scheins r�cksichtslos in seines Landes Interesse auszubeuten verstanden h�tte, w�re besser am Platze gewesen. Faucitt war blos eine subalterne Natur und als solche allen Details der Aufgabe vollst�ndig gewachsen. Er arbeitete in der That von Morgen bis Abend mit dem gewissenhaftesten Flei�e, mit der anerkennenswerthesten Uneigenn�tzigkeit; allein es fehlte ihm das richtige Verst�ndni� seiner Stellung. Er war zu sehr untergeordneter Hofmann, den ein freundliches L�cheln des F�rsten leicht erobert, ein „Snob“, der vor Titeln, Rang und �u�erm Glanz einen angeborenen Respekt hat und f�r jede Herablassung der H�hergestellten dankbar ist. Aus diesem Grunde wurde er ein Spielball in den H�nden einsichtiger, k�hler und berechnet handelnder Personen, w�hrend er mit Entschiedenheit und Grobheit jede Forderung, selbst die h�rteste durchgesetzt und England hundert Tausende erspart haben w�rde.

Der Herzog Karl I. von Braunschweig (1735–1780), mit welchem Faucitt zun�chst zu thun hatte, war einer der prachtliebendsten, leichtsinnigsten[S. 37] und verschuldetsten F�rsten, von denen Deutschland im vorigen Jahrhundert heimgesucht war. Sein L�ndchen, das bei einer Gr��e von einigen sechszig Quadratmeilen mit etwa 150,000 Einwohnern kaum anderthalb Millionen Thaler Eink�nfte abwarf, war allerdings durch den siebenj�hrigen Krieg hart mitgenommen worden, allein erst des Herzogs �ble Wirthschaft hatte es an den Rand eines Bankrottes gebracht. Die Schulden beliefen sich auf nahezu zw�lf Millionen Thaler. Karl lebte aber auf einem Fu�e, als ob ihm die reichen H�lfsquellen eines gro�en K�nigreichs zu Gebote st�nden. Italienische Oper und franz�sisches Ballet, ausw�rtige und einheimische Maitressen, Milit�rspielerei und Alchymie verschlangen ungeheure Summen. Der Theater-Direktor und Kuppler Nicolini, ein unbedeutender italienischer Abenteurer, hatte 30,000 Thaler j�hrlichen Gehalts; unser gro�er Lessing aber, der zu jener Zeit in der bescheidenen Stellung eines herzoglichen Bibliothekars „einem versch�chterten Geschlecht mi�handelter Kleinb�rger zuerst die Seele mit freien, menschlich heiteren Empfindungen erf�llte“ und unser Volk zum Bannertr�ger des freien Geistes erheben half, unser Gotthold Ephraim Lessing bezog ein Gehalt von 300 Thalern j�hrlich. Dort lernte er „lieber hungern als niedertr�chtig sein;“ mu�te er doch um eine armselige Gehaltszulage von 200 Thaler l�nger als drei Jahre suppliziren! „Es ist ein Irrthum, — schrieb er seiner Freundin und sp�tern Gattin, Eva K�nig, aus Wolfenb�ttel — da� kleine Souveraine den Gelehrten und K�nstlern f�rderlich seien; sie sind es nur in dem Ma�e, als Wissenschaft und Kunst ihnen Amusement machen und man ihnen hofm�nnisch schmeichelt. Das verstehe ich nicht. — — Ich f�hle mich hier, als w�re ich in einen Sarg gedr�ckt; ich kann keine B�cklinge machen, um mich zu empfehlen. Lichtenberg verk�mmert im kleinen G�ttingen, M�ser im kleinen Osnabr�ck; beide zehren von den Erinnerungen aus England, wie ich aus Leipzig und Berlin.“

Erst zu Anfang der siebenziger Jahre ward in diese w�ste Braunschweiger Wirthschaft etwas Ordnung eingef�hrt, indem in Folge der best�ndigen Finanznoth von dem zum Mitregenten ernannten Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand die Landst�nde einberufen wurden. Es durfte ohne dessen Mitunterschrift fortan kein Geld mehr ausgegeben werden. Karl Wilhelm Ferdinand, der seinem Vater w�hrend des amerikanischen Krieges 1780 als Herzog folgte, als preu�ischer General 1787 in Holland[S. 38] und 1792 in Frankreich kommandirte und in der Schlacht bei Auerst�dt seiner Augen beraubt, bald darauf in Ottensee bei Hamburg starb, war ebenso sparsam als sein Vorg�nger verschwenderisch. Ein Z�gling des bekannten Abts Jerusalem, dem Ordens- und Gesellschaftswesen jener Zeit von Herzen zugethan, zwischen mystischem Glauben und Voltaire'schem Unglauben schwankend, ein begeisterter Verehrer des franz�sischen Wesens, dabei ein sch�ner Mann, sinnlich, gefalls�chtig und Meister der Repr�sentation, stand er in engeren Beziehungen zum englischen Hofe, indem er eine Schwester Georg III., Lady Auguste, zur Frau hatte. Da sie unbedeutend und ungebildet war, so entsch�digte sich Ferdinand durch sch�ne und geistreiche Maitressen, wie die von Goethe bewunderte italienische Gr�fin Branconi, deutsche Baroninnen und franz�sische Schauspielerinnen. Im Uebrigen knauserte er, wo er nur konnte, um die Schulden seines Vaters zu bezahlen und war ebenso gewissenlos als unerm�dlich in der Auffindung neuer H�lfsquellen zur Verbesserung seiner �konomischen Lage. Ein italienisches Lotto, dessen Pacht dem Geheimen Rath und Minister Feronce �berlassen war, that in dieser Beziehung zwar sehr gute Dienste, reichte indessen zur Hebung der zerr�tteten Finanzen allein noch nicht aus. Es galt also, da sich die Goldmacherei des alten Herzogs nicht bew�hrt hatte, noch andere au�erordentliche Mittel fl�ssig zu machen.

Mitten �ber diesen Versuchen und Pl�nen zur Verbesserung des herzoglichen Haushalts traf Faucitt in Braunschweig ein. Ein Engel vom Himmel h�tte zu keiner g�nstigern Stunde zum dortigen Hofe herniedersteigen und goldenen Segen spenden k�nnen als der englische Kommiss�r. Es kam jetzt darauf an, ihn geh�rig auszubeuten. Er hatte, wie aus seiner Instruktion ersichtlich, den Auftrag, zuerst den damals fast allein gebietenden Erbprinzen zu sondiren und diesem einen Privatbrief des K�nigs zu �berreichen. Faucitt, statt erst die Verh�ltnisse zu pr�fen und sich der f�r ihn daraus ergebenden Vortheile zu versichern, hatte kaum die Reisekleider ausgezogen, als er am Abend des Tages seiner Ankunft, am 29. November dem Erbprinzen seine Aufwartung machte. Sobald dieser sich �berzeugt hatte, da� der Engl�nder nichts von seinen h�uslichen Verlegenheiten und der Finanznoth blasser Wehmuth wu�te, nahm er die ihm so gut stehende Miene des herablassenden G�nners und Besch�tzers an. „Der Erbprinz — so berichtet Faucitt am 1. Dezember[S. 39] 1775 an Suffolk — gab mir die st�rksten Versicherungen, da� er den k�niglichen Vorschlag billige und da� er allen seinen Einflu� auf den regierenden Herzog zu dessen Durchf�hrung aufbieten wolle. Er verb�rgte sich �brigens nicht daf�r, da� sein Vater unbedingt darauf eingehen werde, da er nur ungern so viele seiner Unterthanen in einem unbekannten, so sehr entfernten Lande verwandt sehe, und fragte mich, ob nicht die Bestimmung der braunschweigigen Truppen besser nach Irland statt nach Amerika ge�ndert werden k�nne, was ich nat�rlich unbedingt verneinte. Dann w�nschte der Erbprinz, da� wenigstens ein Theil der Truppen nach Gibraltar und Minorka geschickt werden m�ge. Ich erwiderte ihm, da� bereits f�nf Bataillone aus dem Kurf�rstenthum dahin gesandt seien, da� also eine Aenderung nicht mehr stattfinden k�nne. Schlie�lich forderte mich der Prinz auf, von meinem Beglaubigungsschreiben nicht eher Gebrauch zu machen, als bis ich sicher sei, da� der Herzog auf meinen Antrag eingehen wolle.“

Der Erbprinz hatte jetzt das Spiel in den H�nden und dabei den Vortheil, es mit einem h�chst unerfahrenen Anf�nger zu thun zu haben. Am 30. November rieth er ihm in einem freundschaftlichen, elegant geschriebenen franz�sischen Briefchen, das nat�rlich seinen Eindruck auf den Empf�nger nicht verfehlte, vorl�ufig nur als Privatmann bei Hofe zu erscheinen, da der Herzog sich sehr schwierig zeige, erkl�rte ihm aber seine Bereitwilligkeit, ihn von Allem in Kenntni� zu setzen, was dazu dienen k�nne, die Absichten des K�nigs zu f�rdern. Am 1. Dezember f�hrte er weiter aus, wie schwer es sei, den Herzog trotz seiner finanziellen Verlegenheiten zu dem beabsichtigten Vertrage zu bewegen, da die Soldaten in seinen alten Tagen sein einziges Vergn�gen, seine einzige Erholung seien. Am dritten Tage endlich, am 2. Dezember ward durch die unausgesetzten Bem�hungen des Erbprinzen die Zustimmung des Herzogs erlangt.

„Der regierende Herzog — schreibt Faucitt am 2. Dezember an Suffolk — hat endlich (!! nach zwei Tagen!!) eingewilligt, einen Truppenk�rper f�r Sr. Majest�t Dienst in Amerika zu stellen. In Folge dessen habe ich heute mein Beglaubigungsschreiben �berreicht. Der Herzog empfing mich �u�erst gn�dig, erkl�rte, des K�nigs Wunsch aus allen Kr�ften erf�llen und ein so starkes Korps stellen zu wollen, als die Lage der Dinge ihm gestatten werde. Er sagte, er habe Herrn von Feronce[S. 40] mit den Verhandlungen in dieser Angelegenheit betraut. Ich kenne diesen Minister schon lange. Er ist ein f�higer und erfahrener redlicher Mann, der Schlichen und Kniffen feind ist. Ich wei� noch nicht, wie gro� die Zahl der Soldaten sein wird; jedoch gab mir der Erbprinz zu verstehen, da� sie nicht weniger als 4000 Mann betragen w�rde und da� wir sie zu Anfang des Fr�hjahrs haben k�nnten.“

Der Herzog beantwortete des K�nigs Brief am 5. Dezember, und zwei Tage darauf war schon der Vertrag zwischen Faucitt und Feronce abgeschlossen, der mit einigen nicht sehr erheblichen Ab�nderungen schlie�lich am 9. Januar 1776 angenommen wurde.

Der Herzog verpflichtete sich in diesem Vertrage, der Krone England 3964 Mann Infanterie und 336 Dragoner, im Ganzen 4300 Mann in zwei Divisionen f�r den Krieg in Amerika zu �berlassen. Von diesen, mit Ausnahme der Pferde, vollst�ndig auf Kosten des Herzogs zu equipirenden, mit Zelten und sonstigen Utensilien zu versehenden Truppen sollte die erste, aus 2282 Mann bestehende Division bereits am 25. Februar im Hafen sein, die letzte Division aber in der letzten Woche des M�rz 1776 abmarschiren. Sie m�ssen am Orte der Einschiffung vom englischen Kommiss�r besichtigt werden, der jeden, ihm untauglich erscheinenden Soldaten verwerfen kann und den Truppen den Eid der Treue f�r den K�nig von England abnimmt. Die Besetzung der vakanten Stellen beh�lt sich der Herzog vor, die Verwendung der Truppen in Amerika bestimmt aber der K�nig. Um ihre Desertion auf dem Marsche zu verhindern, erl��t der K�nig von England als Kurf�rst von Hannover an seine eigenen Beh�rden den Befehl, jeden Deserteur aufzugreifen und am Einschiffungsplatz dem Regimente zu �berliefern. Ebenso verpflichtet sich der Herzog von Braunschweig, die n�thig werdenden Rekruten j�hrlich zu liefern, nachdem ihm wenigstens vier Monate vorher Kenntni� von der zu erg�nzenden Zahl gegeben ist. Die Truppen stehen in L�hnung und sonstigen Vortheilen, wie Verpflegung, Behandlung in den k�niglichen Hospit�lern, Fourage &c. ganz den k�niglichen Truppen gleich, und verpflichtet sich der Herzog, ihnen namentlich ihre ganze L�hnung ungeschm�lert zukommen zu lassen. Die Schwerverwundeten und Dienstunf�higen werden auf k�nigliche Kosten an die M�ndung der Elbe und Weser zur�ckgeschafft, und die Dragoner sollen von dem Tage an, da� sie beritten gemacht werden, auf demselben Fu�e mit der k�niglichen leichten[S. 41] Kavallerie stehen. Der Herzog erh�lt f�r jeden Fu�soldaten drei�ig Kronen Banko (gleich 51 Thlr. 15 Sgr. preu�isch) Werbegeld, wovon ein Drittel einen Monat nach Zeichnung des Vertrages und die anderen zwei Drittel zwei Monate sp�ter gezahlt werden sollen. F�r die Soldaten, die am Tage der Musterung nicht anwesend sind, wird dieses Werbegeld nat�rlich entweder gar nicht oder erst dann gezahlt, wenn sie sich bei ihren Regimentern gestellt haben. Drei Verwundete gelten als ein Todter, und ein Todter wird nach der Rate des Werbegeldes mit drei�ig Kronen bezahlt. Sollte durch eine Seuche, einen Schiffbruch, eine Belagerung oder eine Schlacht ein au�erordentlich gro�er Verlust in einem Regimente oder Korps eintreten, so wird der K�nig von England au�erdem in der billigsten und liberalsten Weise den Verlust der Offiziere oder Soldaten ersetzen und die Kosten f�r neue Rekrutirungen tragen, um das von einem solchen Ungl�ck betroffene Korps wieder vollz�hlig zu machen. Zur Verg�tung f�r die au�erordentlichen Kosten, welche durch die pl�tzliche Mobilmachung erwachsen sind, wird der Uebertritt der Truppen in den englischen Dienst antedatirt und ihnen L�hnung f�r zwei Monate vor dem Tage ihres Abmarsches ausgezahlt. Die j�hrliche an Braunschweig zu zahlende Subsidie, welche mit dem Tage der Unterzeichnung des vorliegenden Vertrages beginnt, ist eine einfache f�r die Zeit, da� die braunschweigischen Truppen in englischen Diensten stehen und betr�gt 64,500 deutsche Kronen (gleich Lstr. 11,517. 17. 1�) per Jahr; sie wird aber eine doppelte, bel�uft sich also auf 129,000 Kronen von dem Tage an, an welchem die braunschweigischen Truppen in ihre Heimath zur�ckkehren, und wird von diesem Zeitpunkt an noch zwei Jahre lang an den Herzog gezahlt.

Sehen wir jetzt, wie der Vertrag in dieser seiner definitiven Fassung zu Stande kam und lassen wir Faucitt und Suffolk die Geschichte der Verhandlungen selbst erz�hlen.

„Einliegend — schreibt jener am 7. Dezember 1775 an Suffolk — Entwurf eines Vertrages mit dem Herzog von Braunschweig f�r 4000 Infanteristen und 300 leichte Dragoner. Ich wollte eigentlich keine Kavallerie, da ich zu wissen glaube, da� Sie keine w�nschen. Ich lie� sie mir aber gefallen und bestand nicht auf meinem Widerspruche, weil das Korps dem zum Kommando bestimmten Obersten Riedesel geh�rt und weil ich es f�r das Beste hielt, beim Anfang der Verhandlungen lieber etwas nachzugeben, als schwierig zu erscheinen. Das Werbegeld ist so[S. 42] niedrig, als ich es nach langem Hin- und Herreden nur festsetzen konnte. Von den zuerst verlangten 60 deutschen Reichsthalern habe ich es auf 30 Banko-Thaler (gleich 43 deutsche Reichsthaler) gebracht; es ist dies derselbe Preis, der bei der Marburger Uebereinkunft bewilligt wurde. Ihr entsprechend mu�te ich mir auch gefallen lassen, da� der Anfang der englischen L�hnung auf zwei Monate vor dem Abmarsch des Korps festgesetzt wurde. Man bestand sogar Anfangs auf drei Monaten; es gelang mir aber, einen Monat abzuhandeln.

„Der Subsidien-Artikel war �brigens der wichtigste und schwierigste. Zuerst wurden, bis das Korps die englische L�hnung bezog, 120,000 Banko-Thaler verlangt, 70,000 Banko-Thaler so lange, als es dieselbe erhielt, und wieder 120,000 Banko-Thaler f�r den Zeitraum von sechs Jahren nach der R�ckkehr der Truppen in ihr Vaterland. Nach zweit�gigem Streit �ber diesen Punkt kamen wir endlich dahin �berein, da� jeder Theil seinen Vorschlag zu Papier bringen und Ihnen zur Entscheidung vorlegen sollte. Uebrigens wird sich der Herzog in diesem Punkte dem K�nig f�gen. Er bittet nur, da� er im Falle einer pl�tzlichen Beendigung des amerikanischen Krieges in den Stand gesetzt werde, die au�erordentliche Last zu tragen, welche diese neue Aushebung ihm auferlegen wird. Der letzte (im definitiven Vertrage gestrichene) Artikel, worin der Herzog verlangt, da� zwei Bataillone seiner Truppen, n�mlich 1160 Mann, irgendwo in Europa garnisoniren sollten, wurde von mir auf das Aeu�erste bek�mpft. Der Herzog drang aber darauf, da� sein Vorbehalt dem K�nige vorgelegt werden solle; er sei, wie er sagte, diesen Regimentern ganz besonders zugethan und dann eifers�chtig auf die den Hannoveranern im Mittelmeere zugewiesenen Garnisonen. Er wird sich aber mit der Zeit den W�nschen des K�nigs f�gen. In der Voraussetzung, da� der Vertrag in der einen oder andern Form abgeschlossen wird, habe ich f�r jeden Rekruten, der dienstt�chtig in Harburg abgeliefert wird, 30 Thaler versprechen m�ssen, indem der Herzog, um keine Zeit zu verlieren, sofort rekrutiren wollte. Sie sind nat�rlich verloren, wenn der Vertrag nicht zu Stande kommt.“

Suffolk war so sehr ob der g�nstigen Aussichten erfreut, welche Faucitt's Bericht ihm bot, da� er gar nicht handelte und feilschte, wofern er nur sein Ziel, schnelle Verschiffung der Truppen nach Amerika erreichen konnte. „Ich gebe Ihnen — schreibt er am 22. Dezember 1775 von[S. 43] St. James an Faucitt — meine volle Zufriedenheit �ber Ihren Eifer und Ihre Geschicklichkeit zu erkennen und lege Vollmacht f�r den Abschlu� des Vertrages mit Braunschweig bei. Ihr Entwurf ist auf f�nfzehn Artikel reduzirt. Alle braunschweigischen Truppen m�ssen nach Amerika; ihre anderweitige Verwendung ist durchaus unzul�ssig. Nur keine Verz�gerung! Die Zeit, von der Sie sprechen, ist zu lang. Drei von den f�nf Bataillonen m�ssen in der letzten Woche des Februar und der Rest Ende M�rz am Einschiffungsplatze sein. Dieser Punkt ist von der �u�ersten Wichtigkeit. Sie m�ssen darauf dringen und bestehen. Da die englische L�hnung, wie ich hoffe, ein Mittel ist, ihn durchzusetzen, so ist Se. Majest�t damit einverstanden, da� sie zwei Monate vor dem wirklichen Dienst beginnt. Wenn aber die erste Division noch fr�her marschiren kann, so k�nnen Sie die L�hnung verh�ltni�m��ig noch mehr vordatiren.

Die 300 Dragoner sind mehr als wir brauchen; indessen will der K�nig sie unberitten nehmen, und sollen die Leute die L�hnung unsrer leichten Kavallerie haben. Sie haben Recht gehabt, da� Sie sich verpflichteten, selbst dann f�r die Rekruten zu zahlen, wenn der Vertrag nicht zu Stande kommen sollte. Dringen Sie auf Riedesel's Bef�rderung zum General. Wird den W�nschen Sr. Majest�t �berall entsprochen, so sind Sie selbst bevollm�chtigt, die von Herrn von Feronce verlangte Subsidie zu bewilligen.“

In diesem letztern Punkte war Faucitt sogar noch vorsichtiger als der Minister, denn es gelang ihm am 9. Januar 1776, den sich auf die Subsidie beziehenden Theil des Vertrages zu g�nstigeren, als den ihm aufgegebenen Bedingungen abzuschlie�en.

„Der Herzog — schreibt er am 9. Januar 1776 an Suffolk — hat endlich alle Einwendungen gegen die Verschiffung seiner Truppen nach Amerika aufgegeben. Die zwei Bataillone, welche er in Europa behalten wollte, sind eigentlich die einzigen, f�r uns bestimmten regul�ren Truppen, sie bilden sein Veteranen-Regiment, das haupts�chlich aus seinen eigenen Unterthanen besteht, w�hrend die drei anderen Bataillone, mit einer geringen Ausnahme alter gedienter Soldaten und Offiziere, gr��ten Theils rohe Rekruten sind, die aus aller Herren L�nder zusammengestohlen wurden. Wir werden jetzt aber sechs Bataillone haben, die der Mehrzahl nach Braunschweiger sind. Sie sollen in zwei Divisionen an den Einschiffungsplatz Stade marschiren, und die erste derselben 2282 Mann, die[S. 44] letztere aber 2018 Mann z�hlen. Im Ganzen weicht der nunmehr endg�ltig abgeschlossene Vertrag wenig von Ihrem Entwurfe ab. Nur die Subsidie ist ge�ndert. Sie ist aber von Anfang an bis zur R�ckkehr der Truppen nur eine einfache. Die zweimonatliche L�hnung vor der Uebernahme in den englischen Dienst ist beibehalten.

Erlassen Sie sofort die erforderlichen Befehle zum Transport der Truppen und zur Vorbeugung ihrer Desertion in Hannover. Beifolgend eine Aufstellung der Mannschaften, f�r welche das Werbegeld und die zweimonatliche L�hnung im Voraus verlangt wird. Der Herzog bittet um sofortige Zahlung. Ebenso lege ich auf seinen und des Erbprinzen Wunsch einen Separat-Artikel bei, der auf das m�glicher Weise zu erlassende Verbot des Kaisers gegen Truppenanwerbungen f�r fremde M�chte Bezug hat.“

Suffolk sandte am 20. Januar den ratifizirten Vertrag an Faucitt zur�ck. „Die verschiedenen Aenderungen desselben — sagte er in seinem Begleitschreiben von demselben Datum — sind nicht gemi�billigt; aber hinsichtlich der Subsidien enthielten meine Instruktionen keineswegs eine Bevorzugung des Vorschlages von Feronce, sondern nur die Erlaubni� f�r Sie, ihn dann anzunehmen, wenn Sie dadurch weitergehende Absichten erreichen konnten. Sagen Sie dem Herzog, da� der K�nig den kurf�rstlichen Beh�rden die geeigneten Befehle zur Verhinderung der Desertion gegeben hat. Der vom Herzog und Erbprinzen vorgeschlagene Separat-Artikel wegen des m�glicher Weise vom Kaiser zu erlassenden Truppen-Aushebungsverbots f�r den Dienst fremder M�chte ist genehmigt. Wir halten diesen Vorbehalt f�r eine �berfl�ssige Vorsichtsma�regel und haben ihm nur unter der Voraussetzung zugestimmt, da� der Herzog Alles aufbieten wird, sein Korps zu vervollst�ndigen und jedes Hinderni�, von welcher Seite es auch kommen mag, zu vereiteln.“

In einem „durchaus privat“ bezeichneten Anhange zu obiger offiziellen Depesche giebt Suffolk seinem Agenten auf, den Herzog wo m�glich zu bestimmen, da� er den Separat-Artikel ganz fahren lasse. „Sie m�ssen ihm begreiflich machen, da� der ganze Vertrag im Laufe der parlamentarischen Verhandlungen ein Gegenstand der �ffentlichen Debatte werden wird, da� der fragliche Artikel, obgleich dem Anscheine nach obligatorisch f�r uns, ohne auf der andern Seite Sicherheit zu gew�hren (und folglich sehr vielen geh�ssigen Bemerkungen ausgesetzt) nicht allein aus diesem[S. 45] Grunde anst��ig ist, sondern da� er sogar einen feindseligen Ausdruck gegen eine andere Macht enth�lt, und zwar �ber einen Punkt, der wenn nicht viel st�rkere Gr�nde daf�r sind, besser unerw�hnt bliebe. Der f�r den Herzog daraus herzuleitende Vortheil ist unbedeutend und h�ngt von einem h�chst unwahrscheinlichen Ereigni� ab. Wenn aber des Kaisers Proklamation wirklich in Kraft tritt und unser Rekrutenbed�rfni� nach wie vor dasselbe bleibt, so kann es aus anderen Quellen leicht befriedigt werden, so da� kein vern�nftiger Grund zur Bef�rchtung vorliegt, da� w�hrend der Zeit ihrer Dauer irgend ein Abzug von den Subsidien gemacht werde. Lassen Sie diesen Artikel nur im �u�ersten Nothfalle stehen; thun Sie aber, was Sie k�nnen, dagegen.“

Der Herzog stand, wie Faucitt am 20. Februar 1776 antwortete, ohne gro�e Schwierigkeit von dem Verlangen des Separat-Artikels ab, der haupts�chlich vom Erbprinzen angeregt war, worauf denn am 18. Februar die Ratifikation ausgewechselt wurde. Faucitt erhielt einen Diamantring zum Werthe von 100 Pfund Sterling zum Geschenk. Er habe, sagte er, dessen Annahme nicht ausschlagen k�nnen, da ein solches Geschenk von fr�heren Vertr�gen her �blich sei. Der Kanzlei des englischen Ministeriums des Ausw�rtigen wies der braunschweigische Minister Feronce 150 Pfund zur Vertheilung an und vers�umte zu gleicher Zeit nicht, Suffolk um eine Abschlagszahlung von 20,000 bis 30,000 Pfund zu bitten. Nat�rlich erhielt auch Feronce ein Geschenk. Es bestand in baarem Gelde; wie viel, wird in unseren Quellen nicht gesagt, und auch Feronce schweigt dar�ber in seinem Danksagungsbriefe vom 3. April 1776.

Die erste braunschweiger Division war zur festgesetzten Zeit marschfertig, mu�te indessen in ihre Quartiere zur�ckbeordert werden, weil die englischen Transportschiffe noch nicht in Stade angekommen waren. So marschirte sie unter Kommando des Generals Riedesel erst am 22. Februar und kam am 5. M�rz in Stade an, ohne auch nur einen einzigen Mann durch Desertion verloren zu haben. „Ich habe — schreibt Faucitt am 12. M�rz an Suffolk — die Grenadire und Dragoner bereits eingemustert; sie haben viel zu viel alte Leute unter sich. Die vorderen und hinteren Glieder sind aus gesunden und kr�ftigen Mannschaften gebildet, aber das Centrum ist nichts werth. Es besteht aus lauter frischen Rekruten, die nicht allein zu klein, sondern auch schlecht gewachsen und theilweise zu jung sind. Prinz Friedrich's Regiment ist das beste. Die Waffen[S. 46] sind alt, aber gut und in Ordnung. Die Disziplin ist ausgezeichnet, kein Soldat war betrunken. Jedes Korps wurde einzeln beeidigt. Das dabei beobachtete Verfahren ist dieses: das ganze Regiment wird in einen Kreis formirt, der Auditeur liest den Eid vor, ermahnt die Truppen, sich als treue, tapfere und ordentliche Soldaten aufzuf�hren, worauf Offiziere und Mannschaften den rechten Arm erheben und den Eid Wort f�r Wort nachsprechen. Alles das ging sehr gut ab und vom 12. bis 17. M�rz wurde die ganze erste Division eingeschifft.“

Derselbe Herzog von Braunschweig, der seinem Theater-Direktor j�hrlich 30,000 Thlr. Gehalt zahlte, der die sch�nsten und theuersten Maitressen unterhielt und Millionen f�r den sinnlosesten Luxus vergeudete, wollte oder konnte �brigens nicht einmal brauchbare Uniformen f�r seine Truppen beschaffen. Sie hatten keine M�ntel und kamen Ende M�rz ganz zerlumpt und zerrissen in Portsmouth an. Hier mu�ten sie erst mit Schuhen und Str�mpfen versehen werden. Das englische Ministerium streckte dem General Riedesel 5000 Pfund Sterling vor, damit seine Soldaten sich wenigstens die nothwendigsten Bed�rfnisse kaufen konnten. Die englischen Kaufleute waren nicht die letzten, aus dieser Noth ihren Vortheil zu ziehen. Als man auf der See die Kisten mit dem englischen Schuhwerk f�r die Grenadiere �ffnete, fand man d�nne und leichte Damensch�hchen und �berhaupt lauter nutzlose Waare. „Sie m�ssen im Interesse des Dienstes darauf dringen — schreibt Suffolk an Faucitt am 2. April 1776 — da� sofort neue Uniformen angeschafft werden. Der Herzog mu� sie bei Zeiten schicken, damit seine Truppen nicht unter der Ungunst des Wetters leiden und damit sie nicht unzufrieden werden, wenn sie ihre Kameraden besser gekleidet sehen.“ Es gelang denn auch den Vorstellungen Faucitt's, da� der ersten Division gegen Ende Juni neue Uniformen nach Kanada nachgeschickt wurden.

Um dazu in den Stand gesetzt zu werden, mu�te sich der Herzog erst einen Theil seiner Forderungen an England auszahlen lassen. Die L�hnung, die vom Augenblick der Ankunft in Amerika f�llig wurde, schickte die englische Regierung direkt an ihren dortigen General-Zahlmeister, der sie wieder an die Unterzahlmeister verabfolgte, von welchen sie den betreffenden Befehlshabern eingeh�ndigt wurde.

Diese Vorsichtsma�regel hatte ihre ganz bestimmten Gr�nde. Da die englische L�hnung doppelt so gro� war als die deutsche, so hatten bei[S. 47] fr�heren Gelegenheiten Braunschweig und Kassel die Differenz in die Tasche gesteckt, eine Summe, die sich w�hrend des siebenj�hrigen Krieges auf mehrere Millionen belief. Diesem Unfug nun wollte England vorbeugen, um die deutschen Soldaten, die jetzt in einem andern Welttheile an der Seite der Engl�nder k�mpften, auf gleichen Fu� mit diesen zu stellen und nicht aufzureizen. Die Sache schien sogar mit Recht dem Minister Suffolk wichtig genug, um sie zum Gegenstand eines besondern Paragraphen zu machen. Der arme deutsche Soldat, der f�r eine ihm ganz fremde Sache seine Haut zu Markte trug, mu�te vom K�ufer gegen die niedrige Habsucht des Verk�ufers gesch�tzt werden! Nat�rlich wurde dasselbe Verfahren auch den Hanauern, Anspachern und �brigen Landesv�tern gegen�ber eingehalten. Sie versprachen zwar, ihren Truppen die volle englische L�hnung zukommen zu lassen, um auf diese Weise das ganze Geld in die H�nde zu bekommen; England traute ihnen aber nicht und handelte in der oben angegebenen Weise. Nur Kassel lie� sich diese Behandlung nicht gefallen und setzte es durch, da� die L�hnung f�r seine Soldaten dem Kriegszahlmeister des Landgrafen direkt verabfolgt wurde.

Die zweite Division Braunschweiger, bestehend aus dem Bataillon Barner und den Regimentern Rhetz und Specht, kam in den letzten Tagen des Mai in Stade an und wurde am 28. und 29. Mai von Faucitt in den englischen Dienst eingemustert. „Das Bataillon Barner, das ausdr�cklich f�r den Dienst in Amerika ausgehoben ist, — berichtet Faucitt an Suffolk — besteht fast nur aus Rekruten; es befinden sich viele halbausgewachsene Jungen darunter, die kaum stark genug sind, das Gewehr zu tragen. In den Regimentern Rhetz und Specht fand ich viele alte M�nner und im Zentrum eine Menge kleiner, schlechtgewachsener Jungen. Uniformen und Waffen sind gut. Die Offiziere beklagen sich �ber die nichtsw�rdig engen und schlechten Schiffseinrichtungen. Die Marineoffiziere selbst, welche die Transportschiffe unter sich haben, geben zu, da� diese gar keine Bequemlichkeiten bieten. Die Kaj�ten sind zu eng, die Leute m�ssen f�rmlich auf einander gep�kelt werden. Zudem haben die Lieferanten in Bristol arg betrogen. Die Betten sind d�rftig und d�nn; die Kopfkissen nur f�nf Zoll lang und sieben Zoll breit, kaum gr��er als Nadelkissen. Ein ganzes Bett, bestehend aus Matratze, Kissen, grober wollener Decke und Oberdecke, wiegt kaum sieben Pfund.“

[S. 48]

Die Verpflegung war nicht viel besser. Schinken mit W�rmern, faules Trinkwasser und Schiffsvorr�the, die noch seit dem siebenj�hrigen Kriege in den englischen Magazinen gelagert hatten, wurden f�r gut genug zur Verpflegung der deutschen Soldaten befunden. Warum sollten auch die Engl�nder da R�cksicht nehmen, wo die deutschen Landesv�ter keine andre Sorge kannten, als m�glichst viel Geld aus den verkauften Landeskindern herauszuschinden?

Diese zweite Division ging am 1. Juni 1776 in See, an demselben Tage, an welchem die erste unter Riedesel in Quebeck ankam.


Viertes Kapitel.

Faucitt war, nachdem er in den ersten Tagen des Dezember 1775 den Vertragsentwurf in Braunschweig abgeschlossen und an Suffolk eingesandt hatte, seinem Auftrage gem��, sofort nach dem benachbarten Kassel abgereist, wo er am 10. Dezember ankam.

Kassel war zu jener Zeit und �berhaupt w�hrend des ganzen achtzehnten Jahrhunderts eine der sch�nsten und gl�nzendsten St�dte Deutschlands; es verdankte seine Pracht gerade dem Gesch�fte, wegen dessen Faucitt es jetzt besuchte, dem Soldatenhandel. Das Blut und die Kraft des Landes wurde in der Residenz in Marmor und in Prachtbauten umgem�nzt. Seit hundert Jahren war dort ein F�rst auf den andern gefolgt, der seinen Vorg�nger in theils geschmackvollem, theils geschmacklosem Luxus, in gro�en Pal�sten und Gartenanlagen, Kunstsammlungen und Bildergallerien �berbot. Hand in Hand mit dieser t�glich reicher und kostspieliger auftretenden Baulust und Verschwendung ging nat�rlich auf der andern Seite der Menschenhandel und die Verarmung des Landes an Einwohnern. Die hessischen Landgrafen trieben die Unterhaltung eines theuern stehenden Heeres, die bei dem Einen ihrer Kollegen oft ein kindliches Spiel war oder bei dem Andern ein ernstes Ziel bedeutete, lediglich als ein regelm��iges kaufm�nnisches Gesch�ft. Ihre Soldaten, aus einem kr�ftigen, unverdorbenen und tapfern Volksstamme hervorgegangen, wurden durch Disziplin und Uebung bald die besten und zuverl�ssigsten, darum[S. 49] auch gesuchtesten Truppen in Europa, und von England bis Griechenland gab es vom Ende des siebenzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts kaum ein Schlachtfeld, auf welchem sich die hessische Infanterie nicht r�hmlich ausgezeichnet h�tte.

Landgraf Karl I. (1677–1730), der Kasernen- und Kirchen-Erbauer, der zuerst die Wasserwerke auf dem Wei�enstein (der sp�tern Wilhelmsh�he) anlegte, und dort den Herkules aufstellte, fing den Soldatenhandel mit dem Auslande an. 1687 �berlie� er 1000 Mann an Venedig zum Krieg gegen die T�rken in Morea, 1702 gab er 9000 Hessen an die Seem�chte, 1706 dienten deren 11,500 Mann in Italien und nach dem Utrechter Frieden vermiethete er wieder 12,000 Unterthanen an Georg I. Seit der Thronbesteigung Georg's II. zahlte England j�hrlich 240,000 Pfund Sterling Subsidien an den Landgrafen, eine f�r jene Zeit sehr bedeutende Summe. Sein Nachfolger Friedrich I. (1730–1751), der als Gemahl der Schwester Karl's XII. zugleich K�nig von Schweden war und deshalb wenig in Hessen lebte, vermehrte gleichwohl sein Heer auf 24,000 Mann. Sein Bruder Wilhelm VIII., der zuerst als sein Statthalter und dann selbst�ndig von 1751–1760 regierte, betrieb das Soldatengesch�ft in noch gr��erer Ausdehnung, ja er versah sogar im �sterreichischen Erbfolgekriege beide kriegf�hrenden M�chte mit Truppen, indem er 1743 sechstausend Hessen an Georg II., den Bundesgenossen Maria Theresia's, und ebensoviel Landeskinder an Karl VII., den ephemeren deutschen Kaiser, vermiethete. Es stand also Hesse gegen Hesse: es war ein Bruderkrieg auf fremde Bestellung, auf h�hern Befehl und aus keinem andern Motive als zum Besten des landesv�terlichen S�ckels! Einige Jahre sp�ter bildeten die Hessen den Kern der holl�ndischen H�lfstruppen, mit welchen der Herzog von Cumberland die Schlacht bei Culloden gewann, und im siebenj�hrigen Kriege k�mpften wieder 12,000 Hessen f�r englische Interessen gegen die Franzosen in Deutschland.

Landgraf Friedrich II. (1760–1785), mit welchem wir es zun�chst zu thun haben, geh�rte durch seinen Reichthum, seine Familienverbindungen und die g�nstige Lage seines Landes trotz dessen verh�ltni�m��ig geringen Umfanges (156 Quadratmeilen mit nicht ganz 300,000 Einwohnern) zu den m�chtigsten und angesehensten Reichsf�rsten. Er hatte mit seinen Vorg�ngern einen gewissen n�chternen Blick, gesch�ftsm��igen Ordnungssinn, r�cksichtslosen Egoismus, grobe Sinnlichkeit und hartn�ckigen Eigensinn[S. 50] gemein. In der innern Verwaltung seines Landes hatte er sich das Preu�en Friedrich Wilhelm's I. und Friedrichs des Gro�en zum Muster genommen; sie war sparsam und gut. Das Heer erfreute sich nat�rlich seiner ganz besondern Vorsorge; indessen nahm er auch �ber die dienstlichen Angelegenheiten hinaus einen freundschaftlichen, oft sogar herzlichen Antheil an dem Wohlergehen und den Schicksalen seiner Offiziere. Mit seinen Obersten und Gener�len f�hrte er w�hrend des ganzen amerikanischen Krieges einen regelm��igen Briefwechsel und entschied selbst �ber deren W�nsche und Beschwerden. Friedrich war katholisch geworden, weil ihm der Protestantismus zu wenig vornehm erschien, verhielt sich im Uebrigen aber nicht allein gleichg�ltig gegen die Religion, sondern gefiel sich darin, den Aufgekl�rten, den Besch�tzer der K�nste und Wissenschaften zu spielen und mit Voltaire zu korrespondiren. Er gr�ndete sogar h�here Lehranstalten und Museen, ja trug in einzelnen Gesetzen eine gewisse Humanit�t und franz�sisch gef�rbte Bildung zur Schau. Wie wenig aber hinter diesem Scheine steckte, beweist die Anekdote, wonach er den Versk�nstler Casparson f�r ein Lobgedicht, welches ihm dieser auf Seidenpapier gedruckt auf dem Abtritt hatte �berreichen lassen, zum ordentlichen Professor am Carolinum ernannte. Es war eben eine kluge Berechnung, da� man, wie Schlosser sagt, die stille Klage und das verborgene Weinen im Lande durch lautes Zeitungsgeschrei von Kunst und Wissenschaft ersticken lie�. So sehr der Landgraf als Gemahl der englischen Prinzessin Marie, Tochter Georg's II., das englische Geld liebte, so sehr bewunderte er auf der andern Seite franz�sische Sitte und Unsitte. Das offizielle Kassel war unter ihm eigentlich nur eine franz�sische Kolonie. Franz�sische Theater und Oper, franz�sische T�nzerinnen und liederliche Weibsbilder, franz�sische Weichlichkeit und Ueppigkeit, franz�sische von Voltaire empfohlene Abenteurer, wie de Luchet und Trestondam traten in verantwortliche Stellungen und gaben dort den guten Ton an. Eine vom Herzog von Bouillon in Paris abgedankte Maitresse wurde nach Kassel verschrieben und erhielt, au�er 2000 Thaler Gold Reisegeld, j�hrlich 10,000 Thaler Gold Gehalt. Au�er dieser Maitresse en titre erfreute sich noch ein ganzer Harem der landesv�terlichen Gunstbezeugungen. Die Zahl der unehelichen Kinder des Landgrafen l��t sich gar nicht bestimmen; es sollen deren �ber hundert gewesen sein. Seine rechtm��igen Kinder, welche in Hanau von ihrer Mutter erzogen wurden, sah er, ohne da� sie ihm etwas zu Leide gethan[S. 51] h�tten, volle neunundzwanzig Jahre nicht. Ihre Mutter hatte aber das Verbrechen begangen, sich von ihrem Manne, nachdem er katholisch geworden, zu trennen.

Trotz aller dieser Ausgaben und namentlich trotz seiner kostspieligen Bauten, wie Opernhaus, katholische Kirche, Museum und Paradeplatz, hinterlie� Friedrich bei seinem Tode nahe an sechzig Millionen Thaler baares Verm�gen. Es war, au�er dem von dem Mail�nder Sinistrario 1777 begr�ndeten italienischen Lotto, haupts�chlich durch den Soldatenhandel erworben. Der Landgraf hatte, indem er zuerst System und Methode in dieses Gesch�ft brachte, schon im Jahre 1762 das freiwillige Werbesystem in Hessen aufgehoben und nach dem Vorbilde Preu�ens das Land in Kantone eingetheilt, deren jeder eine gewisse Anzahl Rekruten f�r ein bestimmtes Regiment liefern mu�te. Sein Heer in Friedenszeiten belief sich auf etwa 16,000 Mann. Nur Kassel blieb nach wie vor frei von der Aushebung; blos diejenigen jungen Leute der Hauptstadt, die sich freiwillig meldeten, wurden Soldaten. Wenn die Eltern der weggenommenen S�hne klagten, so kam der Vater in die Eisenarbeit, die Mutter in's Zuchthaus. Wer desertirte, mu�te zwei Tage hinter einander Spie�ruthen laufen, jeden Tag zw�lf Mal, zuweilen bis zum Tode. „Nie — sagt Carl Julius Weber in seinen Briefen eines in Deutschland reisenden Deutschen — sah ich mehr arme Teufel durch die Gassen jagen, als einst in Kassel; die Trauermusik h�rte ich in meiner Wohnung, und die Offiziere belehrten mich, da� Gassenlaufen der Gesundheit weniger nachtheilig sei als die alten Stockpr�gel“. Den Reisenden jener Zeit f�llt immer das traurige gedr�ckte Wesen der Hessen auf, namentlich bemerken sie �ber den Gesichtern der Frauen eine tiefe Trauer, eine schmerzliche Resignation ausgebreitet. Die Hessen, welche um den best�ndigen Aushebungen zu entgehen, haufenweise nach Ungarn und Polen auswanderten, pflegten sich sehr bezeichnend selbst „Herrenm�nner“ zu nennen. „Sind wir todt, so sind wir davon“, war eine gew�hnliche Redensart der armen Leute im Lande. Nach dem siebenj�hrigen Kriege war ganz Hessen von aller jungen Mannschaft entbl��t, und kaum war wieder einige nachgewachsen, so mu�te sie, der zwanzigste Theil der Bev�lkerung des ganzen Landes, nach Amerika ziehen. Bei dieser Gelegenheit griff man nat�rlich auch zu Werbungen im deutschen Auslande; namentlich war Frankfurt eine Haupt-Rekrutenstation f�r die hessischen Werber.

[S. 52]

Der Minister dieses F�rsten nun, Ernst Martin von Schlieffen, ein geborner Pommer, war einer der geistreichsten, sonderbarsten, unter dem Anscheine der Sentimentalit�t n�chternsten und der Maske des Biedermannes berechnendsten M�nner aus der Aufkl�rungszeit des vorigen Jahrhunderts. Nat�rlich verehrte auch er Voltaire und die franz�sischen Enzyklop�disten als eine Art h�herer Wesen. Als J�ngling durch eine Laune des gro�en K�nigs aus dem preu�ischen Dienste getrieben, hatte er in Hessen unter Wilhelm VIII. freundliche Aufnahme gefunden, den siebenj�hrigen Krieg unter dem Herzog von Braunschweig mitgemacht und es 1772 zum Generallieutenant gebracht. Schlieffen ist der eigentliche Vater der sogenannten Triasidee und der Vorl�ufer von Beust und v.d. Pfordten; er ersann n�mlich nach dem siebenj�hrigen Kriege, um das Gleichgewicht zwischen Oesterreich und Preu�en zu wahren, einen Bund der Minderm�chtigen und suchte durch diesen in die gro�e Politik einzugreifen. Derartigen Humbug duldete aber der alte Fritz nicht; er lie� sich vom „diplomatischen Kroppzeug“ nicht drein reden. Zur Zeit der Ankunft Faucitt's war Schlieffen zugleich Minister und die rechte Hand des Landgrafen, dessen Vortheil er nie au�er Augen lie�. Dieser h�tte in der That nirgends einen aufmerksamern, umsichtigern und gewissenhaftern Unterh�ndler als Schlieffen finden k�nnen. Faucitt war seiner Ueberlegenheit, seiner Weltkenntni� und Feinheit im Verkehr durchaus nicht gewachsen, wie denn �berhaupt Schlieffen sich ebenb�rtig an die Seite der besten Diplomaten seiner Zeit stellt. Sp�ter trat er wieder in preu�ische Dienste, wurde Kommandant von Wesel und Generallieutenant. Die Franzosen wollten ihn 1792 zum Befehlshaber unter Dumouriez machen. Schlieffen lehnte das Anerbieten ab, diente aber auch nicht gegen die von ihm so hoch bewunderte Nation und zog sich auf sein Gut Windhausen bei Kassel zur�ck, wo er ein beschauliches, den Wissenschaften gewidmetes Leben f�hrte, sich selbst ein Grab mit sonderbarer Inschrift setzte und erst 1825, dreiundneunzig Jahre alt, starb. Seine Familiengeschichte der von Schlieben oder Schlieffen enth�lt eine der besten Abhandlungen �ber die Entstehungsgeschichte des deutschen Adels; seine Ansichten sind immer originell und geistreich, wenn sie oft auch den Autodidakten verrathen; nur werden sie leider durch einen bis zur Komik getriebenen Purismus oft ungenie�bar. So nennt er sich als General und Minister einen Feldherrn-Gesch�ftsf�hrer, ein Adjutant hei�t bei ihm Feldhandbieter, die Musen sind[S. 53] Wissensg�ttinnen, und der Staatssekret�r ist ein Reichsschriften-Verweser.

Mit diesem Manne nun hatte Faucitt bei seiner Ankunft in Kassel zu thun. Von dem siebenj�hrigen Kriege her noch oberfl�chlich mit ihm bekannt, hielt er sich an die weltm�nnische Au�enseite, an die glatten und gewinnenden Formen des Ministers und w�nschte sich schon Gl�ck, da� er weit besser mit ihm als mit dem pedantischen Feronce zum Ziel kommen werde. Er sollte aber bald zu seinem Schaden finden, da� er mit dem braunschweigischen Minister ein viel leichteres Spiel gehabt hatte. Faucitt �berbrachte Schlieffen ein Einf�hrungsschreiben des Erbprinzen von Braunschweig, der darin den Abschlu� eines Truppenlieferungsvertrages mit England anzeigte, „da man doch aus R�cksichten der Freundschaft und Verwandtschaft dem Wunsche des K�nigs von England habe Folge leisten m�ssen“, und der zugleich den Besuch Faucitt's in Kassel zu demselben Zwecke ank�ndigte. Schlieffen erkl�rte, da� der Landgraf unwohl sei und zur Zeit Niemanden empfangen k�nne, zeigte sich im Uebrigen aber geneigt, auf den Vorschlag einzugehen und seinen Herrn daf�r zu gewinnen. Derselbe sei, f�gte er hinzu, sehr verstimmt und leicht reizbar; man m�sse deshalb vorsichtig mit ihm umgehen und ihn schrittweise auf die Absichten Faucitt's vorbereiten. Ganz so schlimm mu� es in der Wirklichkeit mit der �blen Laune des Landgrafen nicht gestanden haben, denn schon zwei Tage nach dem ersten Empfang des englischen Gesandten erkl�rte Schlieffen diesem, da� Serenissimus nicht allein keine Einwendungen mache, sondern den Vorschlag des K�nigs von England mit Vergn�gen annehme und ihm so viel Truppen �berlassen wolle, als er nur entbehren k�nne. „Der General — schreibt Faucitt am 12. Dezember 1775 an Suffolk — fragte mich, wieviel Soldaten wir brauchen w�rden? worauf ich erwiederte, 10,000 bis 12,000 Mann, mir nicht einbildend, da� der Landgraf eine so gro�e Zahl zu liefern im Stande sei. Der General versprach sie mir aber sofort, da sich die Kriegseinrichtungen Hessen's seit dem letzten Kriege auf einem ausgezeichneten Fu�e bef�nden, und sagte zugleich zu, da� die Truppen bis zum April sp�testens marschfertig sein sollten. Am Schlusse unsrer Unterredung erw�hnte Schlieffen noch eine Forderung f�r Hospital-Ausgaben, welche Hessen angeblich im letzten Kriege f�r uns gemacht und deren Bezahlung er bisher vergeblich gefordert habe. Ich erkl�rte, von der Sache gar nichts zu wissen, und hoffe, die Verhandlungen schlie�en zu[S. 54] k�nnen, ohne da� mir deshalb Bedingungen auferlegt werden. Ich benachrichtige Sie sofort von diesem Anspruche, weil des Landgrafen Minister leicht aus unsrer gegenw�rtigen Verlegenheit Nutzen ziehen und auf Befriedigung dieses angeblichen Anspruches bestehen k�nnte.“

Schlieffen las aus der Eile und Hast, mit welcher Faucitt die Unterhandlungen betrieb, sehr schnell seinen Vortheil heraus und fand darin nur eine Aufforderung mehr f�r sich, den Gunst bewilligenden G�nner zu spielen und langsam, ja anscheinend widerwillig sich ein Zugest�ndni� nach dem andern entrei�en zu lassen. Die Bedingungen, welche er aber in der That vorschrieb, gingen soweit, da� sie das eigentliche Verh�ltni� zwischen beiden Kontrahenten auf den Kopf stellten und den englischen Gesandten und Minister des Ausw�rtigen zu Bittstellern herabsetzten, die froh sein mu�ten, da� ihnen nur ein Theil ihrer W�nsche gew�hrt ward. Die Situation war einfach diese: der Landgraf hatte Geld und konnte warten; der K�nig von England aber hatte keine Truppen und konnte nicht warten. Der verschuldete Herzog von Braunschweig hatte wie ein hungriger Klient mit seinem reichen Patrone verhandeln m�ssen und w�rde, wenn Faucitt seinen Vortheil verstanden h�tte, auf jedes Gebot, auf jede Bedingung eingegangen sein. Schlieffen aber wu�te, da� er unentbehrlich war und konnte deshalb durch Zur�ckhaltung nur gewinnen.

Der Vertrag, dessen definitiver Abschlu� die Zeit vom 12. Dezember 1775 bis zum 31. Januar 1776 in Anspruch nahm, stimmt in seinen Zwecken und wesentlichen Grundz�gen mit der Braunschweiger Konvention �berein. Es gen�gt deshalb, hier nur diejenigen formellen und materiellen Bedingungen hervorzuheben, durch welche sich beide von einander unterscheiden.

Zun�chst schlo� also der winzige Landgraf von Hessen mit dem m�chtigen K�nig von England keinen Truppenlieferungsvertrag, wie Braunschweig, sondern eine Allianz, ein Schutz- und Trutzb�ndni�, worin der eine Theil (�. 1.) dem andern treue Freundschaft und die F�rderung seiner Interessen wie seiner eignen verspricht, und sich verpflichtet, alle Verluste und Nachtheile vom andern abzuwenden. Ja England ging in den Paragraphen 10. und 11. so weit, dem Landgrafen den ungeschm�lerten Besitz seines Gebietes zu verb�rgen, falls er angegriffen werden sollte, und nat�rlich verpflichtete sich auf der andern Seite der Landgraf, dem K�nige von England im Falle eines Angriffes zu H�lfe zu kommen und seine[S. 55] Besitzungen vertheidigen zu helfen. Wir werden sp�ter sehen, wie heftig diese Bestimmung, als der englischen Krone unw�rdig, vom Parlament angegriffen wurde.

Ueber dieser Wahrung seiner politischen Gleichberechtigung �bersah Schlieffen durchaus nicht die materiellen Vortheile. Zun�chst setzte er durch, da� aus allen fr�heren mit England abgeschlossenen Vertr�gen die Hessen g�nstigsten Bestimmungen in den neuen Vertrag aufgenommen wurden, wie dies auch aus seiner Einleitung hervorgeht. Nat�rlich h�tete sich Schlieffen wohl, irgend welche nachtheilige Klauseln aus der Vergangenheit hervorzuziehen, dagegen war er, wo es seinem Interesse entsprach, in einzelnen F�llen um so geschickter, eine Uebereinstimmung zwischen der Gegenwart und l�ngst obsolet gewordenen Paragraphen der fr�heren Vertr�ge zu entdecken. „Schlieffen wollte es zuerst als einen unsere Verhandlungen leitenden Grundsatz anerkannt sehen — schreibt Faucitt am 20. Dezember 1775 an Suffolk — da� die Vertr�ge, welche fr�her zwischen beiden H�fen abgeschlossen wurden, als die Basis gelten sollten, auf welcher auch der gegenw�rtige Vertrag abzuschlie�en sei, und da� wir im Laufe unsers Gesch�ftes nur dann davon abgehen d�rften, wenn die ver�nderten Umst�nde es unbedingt verlangten. Eine Zustimmung zu diesem Vorschlag meinerseits w�rde mich, wie ich f�rchtete, einer unangenehmen Beschr�nkung ausgesetzt haben. Ich widersprach also, indem ich einwandte, da� augenblicklich kein allgemeiner Krieg herrsche, da� ferner Hessen nicht in Gefahr schwebe, von einem fremden Feinde �berfallen zu werden, da� demnach die Verh�ltnisse, welche die Mehrzahl der alten Vertr�ge hervorgerufen, nicht existirten, weshalb es rathsamer sein und unsre Arbeit bedeutend abk�rzen w�rde, wenn wir unsere Berathungen haupts�chlich auf diejenigen Punkte beschr�nkten, welche der vorliegende Fall erheische. Der General bestand aber darauf, da� den fr�heren Vertr�gen anh�ngen, auf geebneten Wegen gehen hei�e, und da� dadurch der Abschlu� unserer Verhandlungen eher gef�rdert als gehemmt werde. Au�erdem, sagte er, sei es seines Herrn bestimmter Befehl, nur auf der alten Grundlage zu verhandeln und weiter zu gehen. Der Landgraf verlange also, da� seine Verbindung mit England nur im Einklang mit den fr�her befolgten Prinzipien erneuert und keine ung�nstigere, als irgend eine der ihm bei fr�heren Gelegenheiten bewilligten Bedingungen angenommen werde, um so mehr, da seine Truppen zum Dienste in einem so entfernten Lande verwandt werden[S. 56] sollten. Ich mu�te also nothgedrungen nachgeben. Der Vertrag ist in der gew�hnlichen Form entworfen; viele seiner Artikel sind den fr�heren Vertr�gen, namentlich demjenigen von 1755 entnommen“ (dem vom Herzog von Newcastle abgeschlossenen, gegen den Pitt damals auftrat).

Suffolk behandelte �brigens die Frage sehr oberfl�chlich und leichtsinnig und meinte, es sei nichts als eine Pedanterie, ein Spielen mit inhaltsleeren Worten, in welchen man sich an kleinen H�fen gefalle, wo es keine wirklichen Gesch�fte gebe, hatte deshalb auch nichts gegen Faucitt's Nachgiebigkeit einzuwenden. Schlieffen zeigte diesem aber bald, welche praktische Folgerungen sich aus dieser vermeintlichen Prinzipienreiterei ziehen lie�en.

Zuerst also setzte er durch, da� das Werbegeld auch f�r die Offiziere bewilligt wurde, w�hrend es der Herzog von Braunschweig nur f�r die Soldaten verlangt und erhalten hatte. Indessen war es im Vertrage von 1755 als eine Art Geschenk auch f�r die Offiziere gezahlt worden, damit sie sofort ausr�cken k�nnten. Es mu�te mithin auch jetzt, obwohl unter g�nzlich ver�nderten Umst�nden, auf Schlieffen's Verlangen gezahlt werden. Der Mehrbetrag, der auf diese Weise in die Tasche des Landgrafen flo�, war um zwanzig Prozent h�her, als wenn das Werbegeld nur f�r die Gemeinen in Ansatz gekommen w�re. Dann wurde die Subsidie nicht, wie bei Braunschweig in deutschen Kronen, sondern in Kronen Banko[1] ( 1 Thlr. 21� Sgr.) festgesetzt und zur Erzwingung dieses Anspruches auch wieder der Pr�zedenzfall aus dem Jahre 1755 geltend gemacht. Die Subsidie war eine doppelte w�hrend der ganzen Dauer des Krieges d.h. 450,000 Kronen (gleich 772,600 Thlr. Pr. Ct.) f�r 12,000 Mann, also 37� Krone per Kopf. Der K�nig von England mu�te sie ein volles Jahr vor ihrem Ablaufe k�ndigen, doch durfte er diese K�ndigung erst nach der R�ckkehr und Ankunft der Truppen in Hessen geben.

Diese Bedingung erwies sich in der Folge als die h�rteste und l�stigste von allen. Faucitt und mit ihm Suffolk gingen von der Voraussetzung aus, da� der Krieg nur ein, h�chstens zwei Jahre dauern werde; beide arbeiteten deshalb von Anfang an darauf hin, da� die Subsidie [S. 57] nicht noch Jahre lang nach dessen Beendigung bezahlt zu werden brauchte. In fr�heren F�llen war sie gew�hnlich nach dem Friedensschlu� noch zwei, einige Mal sogar noch vier Jahre und zwar zum doppelten Betrage der w�hrend des Krieges gezahlten Summe in Kraft geblieben. Auch Braunschweig erhielt im Einklang mit dieser Praxis w�hrend des Krieges eine einfache und nach Beendigung desselben noch zwei Jahre lang eine doppelte Subsidie. Schlieffen dagegen sah weiter und glaubte von vorn herein nicht an einen baldigen Friedensschlu�, sondern hielt einen langj�hrigen Krieg f�r wahrscheinlich und schlug deshalb f�r dessen Dauer eine doppelte Subsidie vor. Im ung�nstigsten Falle verlor er im Verh�ltni� zu Braunschweig nur ein Jahr, da die Subsidie selbst nach Beendigung des Krieges noch ein Jahr nach der Ankunft der Truppen in Hessen gezahlt werden mu�te. Dauerte dagegen der Krieg l�nger als ein Jahr, so war aller Vortheil auf Seiten Schlieffen's. Dieser that, als bringe er dadurch ein Opfer, da� er au�er der einj�hrigen auf jede Subsidie nach dem Friedensschlu� verzichte, und erkl�rte Faucitt, es sei ihm eigentlich das alte Verfahren lieber; indessen wolle er in Anbetracht anderer Vortheile im vorliegenden Falle gern nachgeben. Dagegen behielt er sich zum Schein die Wahl vor, die Truppen nach vier Jahren zur�ckzurufen oder dann einen neuen und zwar bessern Vertrag abschlie�en zu d�rfen. Nat�rlich war das nur eine Spiegelfechterei, an deren Geltendmachung Schlieffen auch in der Folge niemals dachte. Allein Faucitt bi� an, Suffolk lie� sich auch fangen, und der Landgraf von Hessen steckte einen Mehrgewinn ein, der sich w�hrend der zehnj�hrigen Dauer des Vertrages auf ungef�hr 600,000 Pf. Sterl. oder vier Millionen Thaler belief.

Sodann durften die hessischen Truppen im Dienste England's nur auf dem Kontinent von Nordamerika verwandt werden; sie hatten ihre eigenen Aerzte und Hospital-Einrichtungen, die ebenfalls vom K�nig von England unterhalten werden mu�ten, und erhielten ihre L�hnung nicht vom englischen Zahlmeister, sondern direkt vom Landgrafen, in dessen Kriegskasse die zu diesen Zwecke bestimmte Summe eingezahlt werden mu�te. „Ich bestand — schreibt Faucitt in demselben Briefe vom 20. Dezember 1775 an Suffolk — mit aller Energie darauf, da� die hessischen Truppen ihre L�hnung so reichlich und ungeschm�lert erhalten m��ten als die englischen. Der General erkannte ohne Weiteres die schmachvollen Gaunereien an, unter denen die Hessen w�hrend des letzten Krieges in[S. 58] Deutschland gelitten hatten und versicherte mich, da� er zwar, um nicht das Mi�vergn�gen des Landgrafen zu erregen, keinen besonderen Artikel �ber diesen Punkt in den Vertrag bringen d�rfe, da� ich mich aber darauf verlassen k�nne, da� sie dies Mal auf einem ebenso guten, wenn nicht bessern Fu�e gehalten werden sollten, als zur Zeit, wo sie in England gewesen (1745).“

Der Landgraf willigte also nicht ein, da� seine Soldaten direkt von England bezahlt wurden, noch gab er die bestimmte Erkl�rung, da� sie auf demselben Fu�e mit den englischen Truppen stehen, sondern stellte nur in Aussicht, da� sie dies Mal besser als fr�her behandelt werden sollten. Der Grund f�r die Erzwingung dieser Bedingung war kein andrer, als da� sich auf diese Weise mehr Leute in Anrechnung bringen lie�en, als wirklich im Dienste waren. Da� der Landgraf dieses ehrlose Mittel, einen unerlaubten Gewinn zu machen, nicht verschm�hte, ergiebt sich aus den best�ndigen Klagen und Berichten der englischen Musterungsoffiziere und General-Kriegskommissaire, die in den Zahlungslisten stets mehr Soldaten aufgef�hrt fanden, als wirklich bei den Fahnen standen. Nur aus diesem Gesichtspunkte l��t es sich erkl�ren, da� Schlieffen nicht, wie Braunschweig, drei�ig Kronen Banko f�r jeden Todten oder f�r je drei Verwundete verlangte, sondern, da� er bei den Verhandlungen das Hauptgewicht auf die Auszahlung der hessischen L�hnung durch den Landgrafen legte. Ein Hesse, der nur drei Monate l�nger auf den Pr�senzlisten gef�hrt wurde, brachte schon mehr ein, als ein braunschweigischer Verwundeter.

Obgleich der Vertrag erst am 31. Januar abgeschlossen wurde, so mu�te er auf den Wunsch des Landgrafen, der f�r die eingetretene Verz�gerung dem englischen Ministerium Schuld gab, doch auf den 15. Januar vordatirt und von diesem Tage an auch die doppelte Subsidie bezahlt werden. Die L�hnung f�r die erste Division, die am 16. Februar marschiren sollte, fing ebenfalls schon zwei Wochen fr�her, n�mlich am 1. Februar an, w�hrend die zweite Division sie sieben Tage vor ihrem wirklichen Abmarsche erhielt, um sie f�r die mit der schnellen Ausr�stung verursachten au�erordentlichen Ausgaben zu entsch�digen. Au�erdem wurde den Truppen die englische L�hnung noch bis zum Ende des Monats zugesichert, in dessen Laufe sie in ihre Heimath zur�ckgekehrt sein w�rden.

Wohl hatte Schlieffen Ursache, sich sp�ter dieses Meisterst�ckes seiner[S. 59] Diplomatie zu r�hmen und zu sagen, da� keiner der Vertr�ge, deren Hessen's Landesherren fr�her mehrere mit England geschlossen, je f�r sie so vortheilhaft gewesen sei, als der von ihm eingegangene. Der einzige Punkt, in welchem er nachgab, war das Verlangen, da� das ganze Korps noch ein ganzes Jahr nach seiner R�ckkehr in englischem Solde stehen sollte. Er st�tzte sich f�r diese Forderung auf den f�nften Artikel des Londoner Vertrages vom 1. April 1760, mu�te sie aber bei n�herer Pr�fung des Originals fallen lassen, weil die damals �berlassenen beiden Truppenabtheilungen nur aus Gef�lligkeit von England bezahlt waren, um dem Landgrafen in seiner eignen Hauptstadt die Residenz zu erm�glichen.

„Der Vertrag mit Braunschweig — schreibt Suffolk am 2. Januar 1776 an Faucitt — mag Ihnen als Muster f�r den mit Hessen abzuschlie�enden dienen. Der K�nig w�nscht, da� wo m�glich ein Vertrag dem andern gleiche. K�nnen Sie daher den Schlieffen'schen Entwurf dem braunschweigischen Vertrag n�her bringen, so ist es desto besser. Sollte Schlieffen dagegen auf seiner Parade mit Redensarten bestehen, so beharren Sie nicht auf ihrer Verwerfung, sondern behalten Sie sich wesentliche Punkte vor. Eine Ersparni� w�rde uns allerdings sehr erw�nscht sein, indessen darf sie nicht unserm gro�en Zwecke im Wege stehen, welcher darin besteht, da� wir so schnell als thunlich m�glichst viele Soldaten erhalten. Wenn deren 10,000 Mann zu erlangen sind, so wird hoffentlich ein Theil derselben fr�her als zur festgesetzten Zeit zu marschiren im Stande sein. Sie wissen selbst, von welch' ungeheurer Wichtigkeit eine fr�hzeitige Einschiffung ist.

Der erste Gegenstand, der Ihre ernste Aufmerksamkeit verdient, ist die Geldw�hrung, in welcher das Werbegeld und die Subsidien bezahlt werden sollen. Der Vortheil von fast f�nfzig Prozent, welchen der Kassler Hof auf diese Weise �ber den Braunschweiger gewinnt, sollte eigentlich durch die au�erordentliche Schnelligkeit in der Bef�rderung der Truppen ausgeglichen werden. Darauf kommt Alles an. Diesen Vorzug m�ssen wir wenigstens vom Landgrafen erlangen. Gehen Sie schlimmsten Falles aber auf alle seine Bedingungen ein, wenn Sie keine besseren festsetzen k�nnen. Das Verlangen der Werbegelder f�r Offiziere ist neu, sollte also nicht zugegeben werden. Die von Ihnen angenommene Art der Subsidienzahlung ist vom K�nige gebilligt. Hoffentlich wird der Landgraf nicht darauf bestehen, da� die doppelte Subsidie noch ein ganzes Jahr nach der[S. 60] R�ckkehr seiner Truppen in ihre Heimath gezahlt wird. Geben Sie h�chstens sechs Monate zu. Die L�hnung der Truppen sollte eigentlich mit ihrer R�ckkehr aufh�ren, jeden Falls aber mu� sie mit dem Monate ihrer R�ckkehr enden.

Der Separat-Artikel, welcher der Desertion der Truppen im Kurf�rstenthum Hannover vorbeugen soll, kann keinen Theil eines Vertrages mit dem K�nige von England bilden. Der Landgraf wird sich am besten gegen Desertion und die Abneigung der deutschen Soldaten gegen eine Seereise sch�tzen, wenn er ihnen alle Vortheile der englischen L�hnung sichert. Sie d�rfen diese L�hnung nur im Einschiffungshafen oder da anfangen lassen, wo die Truppen des Landgrafen Gebiet verlassen. Richten Sie ihre ganze Aufmerksamkeit darauf, da� die Einschiffung ohne Zeitverlust erfolgt, da die schnelle Bef�rderung der Hessen auf den Kriegsschauplatz von der h�chsten Wichtigkeit ist. Wir m�ssen vor Allem jede Art Verz�gerung verh�ten, indem diese den Hauptvortheil der erwarteten H�lfe zu nichte machen w�rde.“

Die Vorschriften und guten Lehren, welche Suffolk hier gab, kamen zu sp�t. Schlieffen bestand auf seinen Forderungen und Faucitt mu�te wohl oder �bel nachgeben, weil sonst das ganze Gesch�ft gescheitert w�re. „Der Landgraf — schreibt der Unterh�ndler am 1. Februar 1776 an Suffolk — der keine Schulden, sondern sehr gute Finanzen hat, ist in diesen Dingen schwer zu behandeln; er h�tte einfach sein Korps nicht marschiren lassen. Er h�lt den Krieg von nur kurzer Dauer und will sich sicher stellen.“ Jetzt entdeckte denn endlich Suffolk auch, warum Schlieffen immer auf die alten Vertr�ge zur�ckgegangen war. „Seine Vorliebe f�r Pr�zedenzf�lle — meint er bei Uebersendung der Ratifikation am 12. Februar 1776 — hat sich hier nicht auf blo�e Formalit�ten beschr�nkt, sondern mit besonderm Geschick alle ihm g�nstigen zuf�lligen Bestimmungen aus fr�heren Vertr�gen zusammengesucht. In Anbetracht der T�chtigkeit und Zahl der Truppen aber, und der Schnelligkeit, mit welcher sie marschfertig gemacht sind, sowie der Unbestimmtheit der Zeit, f�r welche sie in unsern Dienst treten, billigt der K�nig die gegenw�rtige Fassung der Artikel.“

Trotz aller dieser Zugest�ndnisse waren �brigens die Forderungen des Landgrafen noch nicht ersch�pft. Er verlangte ferner die Erledigung seiner angeblichen Rechnungen f�r Hospitalauslagen, die aus dem siebenj�hrigen[S. 61] Kriege her r�ckst�ndig sein und Lstr. 41,820. 14. 5 betragen sollten. Alles, was Faucitt erreichen konnte, war die Einwilligung, da� diese Anspr�che keine Paragraphen des neuen Vertrages bildeten; wogegen er deren sofortige Pr�fung und eventuelle Erledigung versprechen mu�te. Auch Suffolk beeilte sich, dem Landgrafen die beruhigendsten Zusicherungen zu geben, verz�gerte aber die endliche Entscheidung und wagte, durch den zu diesem Zwecke eigens nach London gekommenen Schlieffen gedr�ngt, erst im Mai 1777 gegen Ende der Sitzung die Sache dem Hause vorzulegen.

Die Opposition f�hrte den Beweis, da� der Anspruch schon vor vierzehn Jahren erhoben und als ungerecht verworfen worden sei. Die Minister waren nicht im Stande, das Gegentheil zu beweisen, behaupteten dagegen, da� der Anspruch nur geruht habe und in Ermangelung ersch�pfender Beweise blos vorl�ufig abgewiesen sei. Obgleich seitdem keine neuen Beweise beigebracht waren, so erschien er ihnen jetzt doch in jeder Weise gerecht und billig, da es galt, einen so eigensinnigen und zugleich unentbehrlichen Gesch�ftsfreund wie den Landgrafen nicht vor den Kopf zu sto�en. Thomas Bishop, der zur Zeit des siebenj�hrigen Krieges mit diesem Zweige der Verwaltung der verb�ndeten Armee beauftragt gewesen war, wurde jetzt vom Ministerium auf's Neue angewiesen, die vorgelegten Rechnungen zu pr�fen. Bei dem besten Willen, sich Lord Suffolk und dessen Kollegen gef�llig zu zeigen und unbewiesene Belege f�r erwiesene anzunehmen, konnte er als h�chste Summe doch nur Lstr. 29,321. 16. 8 zusammen rechnen, so da� also der Landgraf selbst im g�nstigsten Falle Lstr. 12,498. 17. 9 zu viel verlangte. Bishop gesteht aber selbst zu, da� er die Versicherung des Herzogs oder Erbprinzen von Braunschweig und anderer hochgestellter Personen, da� eine Rechnung richtig sei, stets als gen�genden Beweis angenommen habe.

Bei den Verhandlungen im Hause selbst meinte der Oberst Barre, man k�nne sich zu den kleinen deutschen F�rsten jeder Schandthat versehen, sie w�ren froh gewesen, wenn sie f�r manche ihrer Forderungen aus dem siebenj�hrigen Kriege einen Penny f�r den Shilling erhalten h�tten; auch der gegenw�rtige Anspruch sei nichts als versuchter Schwindel. Baldwin wandte ein, da� der hessische Landgraf, wenn er eine gerechte Forderung gehabt h�tte, nicht vierzehn Jahre auf ihre Bezahlung gewartet haben w�rde; er, der Redner, wisse aber, da� sie, weil unbegr�ndet, ihrer Zeit[S. 62] unbedingt verworfen worden sei. J. Townshend betrachtete die geforderte Summe als neue Subsidie, als einen, jeden Engl�nder beschimpfenden Tribut. Burke erkl�rte die Ehre der Nation daf�r verpf�ndet, da� der Anspruch nicht bezahlt werde. Booth erschien die ganze Sache deshalb verd�chtig, weil sie so sp�t gegen Ende der Sitzung, wo die meisten Mitglieder vom Lande schon nach Hause zur�ckgekehrt seien, vorgebracht werde. Die Abstimmung erfolgte am 8. Mai 1777 und ergab eine Majorit�t von nur f�nfzig Stimmen gegen zwei und vierzig zu Gunsten des Ministeriums. So wurden denn dem Landgrafen von Hessen unter dem Titel eines bisher unbefriedigten Anspruches f�r Hospital-Rechnungen aus dem siebenj�hrigen Kriege noch Lstr. 41,820. 14. 5 gleich 268,804 Thlr. 15 Sgr. bezahlt. Auf die inzwischen angelaufenen Zinsen verzichtete der Empf�nger. Ob er es wohl gethan haben w�rde, wenn er seine Forderungen als richtig h�tte nachweisen k�nnen?

Der Landgraf bot �brigens, nachdem das gegenseitige Verh�ltni� einmal vertragsm��ig festgesetzt war, Alles auf, um seinen Verbindlichkeiten auf's Gewissenhafteste nachzukommen. Bei seiner �berm��igen Geldgier, wie Faucitt seine Plusmacherei bezeichnet, hinderte ihn diese Gewissenhaftigkeit jedoch nicht, �berall seinen Vortheil zu ersp�hen und wo sich nur eine Gelegenheit bot, die Ausgaben h�her zu treiben. So benutzte er den im Vertrage gebrauchten unbestimmten franz�sischen Ausdruck „attirail“ der Artillerie (Zur�stung und Ger�th) zur Berechnung aller m�glichen Posten und Nebenforderungen, so da� Suffolk ganz erschrocken ob der angeschwollenen Rechnung Faucitt eiligst bat, doch ja in Zukunft unbestimmte franz�sische Ausdr�cke zu vermeiden. Au�erdem wurde f�r Fuhren und Fuhrdienst, Transportwagen und Lederzeug besonders liquidirt; allein das englische Ministerium mu�te, wenn auch widerwillig, Alles bezahlen, da es vorher auf die schleunigste Mobilmachung der hessischen Truppen gedrungen hatte.

Diese waren zur urspr�nglich bestimmten Zeit, d.h. Mitte Februar, marschfertig, konnten aber so wenig wie die Braunschweiger ausr�cken, weil seitens des englischen Marineministeriums die Vorkehrungen f�r die Bef�rderung der fremden Soldaten so liederlich und versp�tet getroffen waren, da� die Transportschiffe erst zu Anfang M�rz von England nach Bremerlehe abfahren konnten. So blieben die Hessen denn noch vierzehn Tage l�nger in ihren Quartieren. Die erste Division marschirte erst am[S. 63] 2. M�rz zum Einschiffungshafen ab, wo sie zwischen dem 15. und 20. M�rz eintraf. Faucitt musterte sie am 20. M�rz in den englischen Dienst ein.

Er war ganz entz�ckt von den pr�chtigen Regimentern und schrieb in diesem Sinne am 25. M�rz 1776 an Suffolk, wie folgt: „Die mit guten B�chsen bewaffneten J�ger sind kr�ftige und sch�ne Leute und von Jugend an gelernte t�chtige Sch�tzen. Das Grenadierbataillon Linsing ist ein prachtvolles Korps, ein herrlicher Menschenschlag; die Mannschaften stehen s�mmtlich noch in ihrer ersten Jugend und besten Kraft. Die Regimenter Garde du Korps (Oberst Wurmb), Prinz Carl (Oberst Schreiber), General Ditfurth (Oberst Bose), General Tr�mbach (Oberst Bischhausen) sind gleichfalls ausgezeichnet und f�r jede Art Dienst geeignet. Es ist schwer zu sagen, welches von ihnen das beste ist. Alle zusammen haben nur sechs Kranke und sechs Deserteure. Vier Regimenter sind schon eingeschifft, die Grenadiere werden morgen eingeschifft und die J�ger, sobald ein andrer Transport ankommt. Die Disziplin der Soldaten ist ausgezeichnet. F�nf andre Korps — f�hrt Faucitt am 2. April fort — sind vor diesen Tagen eingemustert: ein Grenadierbataillon, Oberst Block, die F�silier-Regimenter Erbprinz, Oberst Hachenberg, Knyphausen, Oberstlieutenant Borck, Mirbach, Oberst Loos und Donop, Oberst Rosen. Alle f�nf sind ungew�hnlich sch�ne Regimenter, vollst�ndig uniformirt und bewaffnet und f�r jeden Dienst in der ganzen Welt tauglich. Ich erw�hne die alten Leute nicht, weil ihrer kaum zehn bis zw�lf sind, die �lter als vierzig bis f�nfundvierzig Jahre sein m�gen. Nur in der H�he der Mannschaften herrscht ein kleiner Unterschied vor; das erste Glied ist vielleicht einen halben bis einen Zoll gr��er als die �brigen, allein kein Mann war unter f�nf Fu� acht Zoll, und alle Glieder waren einander gleich. Das Centrum war ein wenig kleiner, aber auch dieses besteht aus jungen, gesunden und gut aussehenden Burschen. Nur sieben Mann sind von diesen letzten f�nf Regimentern desertirt, einer gestorben und drei krank. Die drei letzten Korps dieser Division — so schlie�t Faucitt seinen Bericht vom 12. April — sind das Grenadierbataillon, Oberstlieutenant Minnigerode, das F�silier-Regiment Losberg, Oberst Heringen und das Rall'sche Regiment. Die beiden ersten sind ausgezeichnet und in jeder Beziehung t�chtig, sie sehen aus wie Veteranen; Rall's Regiment ist das schlechteste von Allen, die ich gesehen habe, sowohl was Gr��e als k�rperliche St�rke der Mannschaften[S. 64] betrifft. Es war bisher eines der Friedens- und Garnisons-Regimenter, welches schnell vollst�ndig rekrutirt werden mu�te. Der th�tige und ausgezeichnete Oberst wird sie aber schnell einexerziren.“

Die Zahl der hier spezifizirten, die erste hessische Division bildenden und vom Generallieutenant Heister kommandirten Truppen belief sich im Ganzen auf 8397 Mann, n�mlich Generalstab 25, drei Bataillone Grenadiere mit Stab jedes 529, also 1587, zehn Regimenter Infanterie mit Stab jedes 663, also 6630, und die J�gerkompagnie mit 150 Mann. Dazu kam noch die Artillerie, die aus 38 Gesch�tzen und 557 Mann bestand, wovon 13 St�cke und eine Kompagnie mit dieser ersten Division eingeschifft wurden. Der letzte Mann derselben ward am 14. April in den englischen Dienst gemustert. Gegen Ende des Monats kam sie nach Spitehead und Portsmouth, mu�te hier aber wieder einige Zeit liegen bleiben, weil auf den bisher benutzten Schiffen nicht Raum genug vorhanden war und erst einige neue beschafft werden mu�ten. So traf die erste Division, denselben Leiden und Beschwerden wie die Braunschweiger ausgesetzt, erst zu Anfang August in Staaten Island ein.

Die zweite Division Hessen konnte von Faucitt erst am 2. Juni in Ritzeb�ttel in den englischen Dienst gemustert werden, weil fr�her keine Transportschiffe zu ihrer Bef�rderung nach dem Kriegsschauplatze vorhanden waren. Sie hatte nach seiner Beschreibung nicht so kr�ftige und sch�ne Leute, als die erste Division, indessen �bertraf sie doch seine Erwartungen. Das Zentrum hatte viele kleine Leute, doch waren sie jung und kr�ftig. Kaum ein einziger Soldat schien �lter als siebenzehn bis achtzehn Jahre alt zu sein. Diese ganze zweite Division bestand mit Ausnahme des Wuttgenau'schen Regimentes aus lauter Garnisons-Regimentern, die besonders f�r den amerikanischen Dienst ausgehoben und kompletirt wurden und deshalb in jeder Beziehung schlechter als die erste Division, aber Alle noch geborne Hessen waren. Sie war gebildet aus den Regimentern Huyne, Stein, Knyphausen, Wuttgenau, B�nau und Wissenbach, sowie dem Grenadierbataillon K�hler und z�hlte nebst entsprechender Artillerie im Ganzen 3997 Mann. Divisions-General war der General-Lieutenant v. Knyphausen, w�hrend der General-Major Schmidt und der Oberst Lo�berg die beiden Brigaden kommandirten. Beide Divisionen z�hlten somit im Ganzen 12,394 Mann. Die zweite kam erst Mitte Oktober in Amerika an und landete am 18. Oktober in der N�he von[S. 65] New Rochelle am Long Island Sund, so da� sie noch einen r�hmlichen Antheil an den milit�rischen Bewegungen des Herbstes 1776 nehmen konnte. —

Uebrigens begegnete der Landgraf schon bei der Aushebung und Vervollst�ndigung dieser zweiten Division nicht unbedeutenden Schwierigkeiten, deren bedeutendste in der Desertion seiner eigenen Unterthanen bestand. Diese entliefen n�mlich, um die Einreihung in eins der nach Amerika bestimmten Regimenter zu vermeiden, in hellen Haufen nach Hannover und in die benachbarten Staaten. Obgleich im �. 13. des Vertrags mit England versprochen war, da� die Fl�chtlinge von den hann�verschen Beh�rden ausgeliefert werden sollten, so trat doch der aktive und passive Vorschub, den das Volk diesen Fl�chtlingen �berall leistete, der Ausf�hrung dieser Bestimmung hindernd in den Weg. Das hann�versche Ministerium verhielt sich den Beschwerden des Landgrafen gegen�ber ebenfalls ablehnend, indem es die Entlaufenen auf dessen blo�e Angabe hin nicht einfangen und sich nicht zum J�ger und B�ttel eines fremden F�rsten hergeben wollte. Der hessische Landesvater wandte sich deshalb durch Faucitt direkt an Suffolk, und lie� ihn bedeuten, da� dieser haufenweisen Flucht ein Ende gemacht werden m�sse, wenn er in den Stand gesetzt werden solle, die erforderlichen Mannschaften und Rekruten zu stellen. W�hrend einige Monate vorher jede Einmischung in diese Angelegenheit als unvertr�glich mit der W�rde Englands kategorisch abgewiesen worden war, wurde jetzt im Interesse des Dienstes dem hann�verschen Ministerium befohlen, da� zur Verhinderung fernerer Desertion eine Art Kartell oder zeitweilige Uebereinkunft mit Hessen-Kassel geschlossen werden m�sse. Gleichwohl h�rte aber die Flucht dienstpflichtiger und t�chtiger Hessen nicht auf, soda� der Landgraf vergebens selbst zu au�erordentlichen Mitteln seine Zuflucht nahm. Dasjenige, von welchem er sich den meisten Erfolg versprach, war der Erla� der halben Kontribution und des „Schreckenbergers“.[2]

„Es gereicht uns alle Mal zur beruhigenden Zufriedenheit — hei�t es in der Verordnung vom 30. Juni 1776 — wenn wir unseren getreuen [S. 66]Untertanen Merkmale von unserer Landesv�terlichen Zuneigung geben und ihnen, so oft es die Bed�rfnisse des Staates nur immer erlauben wollen, die auf sich habende �ffentliche Lasten erleichtern oder gar vermindern k�nnen.

In dieser gn�digsten Gesinnung, und damit erw�nte unsere getreue Untertanen von dem noch nicht �berall verschmerzten letzteren Kriege und darauf erfolgten Mi�jaren und Teuerung sich desto eher wieder erholen, haben wir aus eigener Bewegung gn�digst beschlossen, da� dem ganzen Lande vom 1. Juli dieses Jares an, und so lange das der Krone England �berlassene Auxiliaire-Corps abwesend sein wird, die H�lfte der ersten monatlichen ordinairen Contribution, wie sie in den Etats Unseres Kriegs Zal-Amts dermalen festgesetzt ist, oder durch die Ratifikation nach Publikation der neuen Katastern anderweit requirirt wird, nicht nur g�nzlich erlassen, sondern auch die Erhebung der zu unserer Kriegs-Kasse flie�enden Schreckenberger bis zur Zur�ckkunft des Corps sistirt werden soll: jedoch also und dergestalt, da� unter der Contribution, die statt der Naturalleistung zu entrichtende Fourage und Militair Bau Fuhr-Gelder, keineswegs, unter dem Schreckenberger aber weder der zur Tilgung derer vom letzteren Kriege her noch unbezalten Gemeinde-Schulden, im Jare 1773 von Unsrer hessischen Landschaft verwilligte halbe Schreckenberger, noch auch die von Unsrer Grafschaft Schaumberg zu einigem Abtrage der Stadt Rinteln und Oldendorfischen Kriegs-Schulden ausgeworfene halbe Fr�ulein-Steuer zu verstehen, sondern so ein als andre, nach wie vor, zu erheben und beizutreiben ist.“

Diese landesv�terliche Huld klingt wie ein Hohn auf das ungl�ckliche Land. Serenissimus streicht f�r jeden der 13,000 an England verhandelten Unterthanen zuerst 30 Kronen Werbegeld, dann noch einmal 37� Krone j�hrlicher Subsidie ein; England bezahlt und verpflegt au�erdem seine Armee, die ihn also f�r die Dauer des Vertrages gar Nichts kostet, und er ist so gn�dig, die halbe Kriegs-Kontribution und den Schreckenberger zu erlassen! Noch blutete Hessen an den Wunden, welche der siebenj�hrige Krieg ihm geschlagen, an den Kontributionen und Lasten, welche Freund und Feind volle sieben Jahre lang ihm auferlegt hatten; Gemeinde, D�rfer und St�dte waren in Folge dessen tief verschuldet. Hier also w�re zu retten, zu lindern und zu helfen so leicht und lohnend gewesen; aber da h�tte ja Serenissimus von seinem Gewinn zuviel abgeben m�ssen.

[S. 67]

„Was von dem Blutgelde — sagt ein konservativer Geschichtschreiber, W. Wachsmuth — zur Versch�nerung der Hauptstadt, Stiftung des Karolinums, einer Akademie &c. verwandt wurde, war wie wenn einem Hungernden Bonbons statt Brod gereicht werden. Der Schatz f�llte sich vom Blut und von den Thr�nen des Volkes, das blos den Trost hatte, von den Kriegs-Kontributionen einstweilen nur die H�lfte bezahlen zu m�ssen.“

Ein Familienvater, der nur zwei S�hne als Soldaten stellte und etwa 50 Fl. j�hrlicher Steuern zahlte — in diesem Falle wird sich die Mehrzahl der Bauern befunden haben — erhielt davon einen halben Schreckenberger (also 3 Sgr.) und vielleicht ein paar Gulden halber Kriegs-Kontribution geschenkt; dagegen bereicherte er seinen Landesvater ein f�r alle Mal um 60 Kronen Werbegeld und um 75 Kronen j�hrlicher Subsidien. Das Volk scheint in der That so undankbar gewesen zu sein, die Sache von diesem n�chternen Zahlenverh�ltni� aus betrachtet und dem entsprechend die landesv�terliche Gnade in ihrer ganzen Sch�bigkeit gew�rdigt zu haben, denn es entzog sich nach wie vor dem Dienste durch die Flucht, trotzdem da� die ganze hessische Grenze Tag und Nacht von berittenen Landj�gern bewacht wurde.

Diese wohlbegr�ndete Abneigung der Hessen gegen den Eintritt in das nach Amerika bestimmte Heer erschwerte dem Landgrafen sein Gesch�ft um so mehr, als die Anforderungen Englands t�glich wuchsen; ja sie drohte seinem S�ckel sogar sehr gef�hrlich zu werden. Zun�chst wurden gegen Ende 1776 noch hessische J�ger verlangt. General Heister hatte ihre Bedeutung in den Long Islander Gefechten vom 27. bis 29. August 1776 erkannt und in einem aus Brooklyn am 3. September 1776 an Lord Suffolk datirten Briefe ihrer 800 Mann zur Vermehrung der englischen Armee f�r unbedingt nothwendig erkl�rt. Er wollte in ihnen einen den amerikanischen Riflemen ebenb�rtigen, wenn nicht �berlegenen Gegner schaffen. Der englische Oberbefehlshaber stimmte dem deutschen General bei, dessen leichte, von Donop gef�hrte Truppen soeben die Siege bei Flatbush und Brooklyn entschieden hatten, und Suffolk bat sich in Folge dieser Gesuche sofort von Schlieffen die geforderte Anzahl, sowie 100 unberittene Husaren aus. Um sich den hessischen Minister geneigt zu machen, erkl�rte er ihm in einer Zuschrift vom 15. November 1776, da� der K�nig von England den damals noch schwebenden Streit ob der[S. 68] an die Artillerie zu zahlenden Subsidien auf sich beruhen lassen und sich an den Geist des abgeschlossenen Vertrages halten wolle, da� Seine Majest�t demnach, obgleich in demselben nichts �ber die Artillerie gesagt sei, die Subsidie f�r das Korps von 12,000 Mann im Verh�ltni� der drei Kompagnien Artillerie vermehren werde.

F�r Schlieffen war dies eine Zugest�ndni� nur eine Aufforderung, ihrer noch mehrere zu verlangen. „Der Landgraf freut sich — antwortet er am 25. November 1776 — da� die Schwierigkeiten wegen der Subsidien der Artillerie endlich gehoben sind und hofft, da� seine Hospitalforderungen jetzt auch bald geordnet werden. (Es geschah, wie oben berichtet, im folgenden Mai.) Er wird sein M�glichstes thun, die 800 J�ger zu liefern. Sein eigenes Land hat deren allerdings nicht genug, allein Deutschland wimmelt davon. Wir werden sie in den benachbarten Staaten anwerben, falls nicht die Furcht vor der Seereise hindernd dazwischen tritt. Wir wollen �brigens gleich mit der Werbung anfangen, um zu sehen, wie schnell wir Erfolg haben werden. Der Landgraf will nur Freiwillige; das dauert etwas l�nger. Wir m�ssen also m�glichst viel Zeit haben.“

Als Faucitt Anfang Dezember 1776 zum Abschlu� des Vertrages wegen der J�ger in Kassel ankam, war der Landgraf bereits nach Italien abgereist. Indessen hatte Schlieffen Vollmacht, in seinem Namen zu handeln und abzuschlie�en. „Es ist ein Gl�ck f�r Sie — sagte er dem gl�ubigen englischen Kommissar bei dessen erstem Besuche — da� Sie nur mit mir zu thun haben, denn der Landgraf ist �u�erst �bel gelaunt und in einer sehr ver�nderlichen Gem�thsstimmung (most exceedingly whimsical and uncertain in his homours and dispositions); es ist daher schwer mit ihm fertig werden.“ Diese Er�ffnung bedeutete nat�rlich nichts als neue au�erordentliche Forderungen, die der gute Faucitt, wie wir gleich sehen werden, ebenso nat�rlich bewilligte.

„Ich habe — schreibt Faucitt am 16. Dezember 1776 aus Kassel an Suffolk — mit Schlieffen abgeschlossen und lege den Vertrag bei. Heister und Donop wollen keine Husaren, sondern berittene J�ger, wie sie im letzten Kriege hier verwandt wurden. Ich habe sie deshalb statt der Husaren engagirt. F�r jeden Mann werden (au�er dem gew�hnlichen Werbegeld von drei�ig Kronen) noch f�nfzehn Kronen Extra-Werbegeld bezahlt, da S�ttel, S�bel, Pistolen, Sporen, Schuhe &c. au�erdem geliefert werden m�ssen. Die L�hnung beginnt mit dem Tage der Aushebung.[S. 69] Ich wollte sie sieben oder f�nfzehn Tage vor dem Abmarsch festsetzen, mu�te aber nachgeben, weil das Korps vorher noch gar nicht bestanden und die Kosten seiner Aushebung ganz ausschlie�lich auf den Landgrafen fallen. Die J�ger werden hier erst gepr�ft werden, ob sie tauglich sind, und Anfang Februar marschfertig sein. Ich werde sie die Weser hinunter schicken.“

Uebrigens war kaum die erste H�lfte dieser J�ger Mitte M�rz 1777 marschfertig. „Wir thun, was in unseren Kr�ften steht — schreibt Schlieffen am 24. M�rz 1777 an Faucitt — f�r die Aushebung und Ausr�stung der Truppen, namentlich der J�ger; ein Mann kostet uns jetzt mehr als Ihre drei�ig Kronen. Angesichts der gro�en Zahl, die wir marschiren lassen, thut man uns in London Unrecht, wenn man nicht mit uns zufrieden ist. Man legt uns fast �berall Hindernisse in den Weg. Die Hannoveraner behandeln uns, als ob wir zu Gunsten der Amerikaner aush�ben. Wir haben deshalb unsere Rekruten-Depots soweit als m�glich von der hann�ver'schen Grenze weg verlegen m�ssen. Die J�ger kommen �u�erst langsam und werden nur sehr allm�lig vollz�hlig. Die gleichzeitige Aushebung in Hanau und die „catastrophe choquante“ bei Trenton, die hier mit den gr��ten Uebertreibungen bekannt wird, verz�gern unsere Operationen sehr. Viele von diesen Schurken verschwinden wieder, nachdem sie eben eingekleidet sind. Die Nachbarschaft von Hannover sichert ihnen alle nur denkbaren Vortheile.“

Faucitt musterte diese ersten Kompagnien erst am 26. M�rz in den englischen Dienst ein, worauf sie sofort eingeschifft wurden. „Die J�ger — sagt er — sehen gut aus. Es sind kr�ftige Leute; einige von ihnen zwar sehr alt, allein da sie im Walde aufgewachsen, �u�erst gewandt; andere dagegen sehr jung, und wissen als S�hne von F�rstern ausgezeichnet mit dem Gewehr umzugehen. Ihre Waffen und ganze Equipirung fand ich sehr gut. Eine Kompagnie darunter waren berittene J�ger.“

Die Beschaffung des Restes nahm noch l�ngere Zeit in Anspruch. Der Landgraf bot deshalb, um die Rekrutirung zu beschleunigen, am 20. M�rz 1777 statt des bisher gezahlten einen Friedrichsdors f�r jeden fremden J�ger, der sich vor dem 15. April anwerben lie�, vier Friedrichsdors und f�r jeden gebornen Hessen drei Friedrichsdors Handgeld. Auf diese Weise setzte er sich in den Stand, die bedungene Zahl bis Ende Mai zu liefern. Faucitt fand dies Mal, als er die letzten[S. 70] Kompagnien am 26.Mai in Bremerlehe einschiffte, schon mehr Vagabonden und sonstige lose Gesellen unter ihnen, „da die hessischen Beh�rden jeden armen Teufel, den sie betr�gen k�nnen, einfangen und uns aufhalsen. Es ist deshalb unbedingt n�thig, da� f�r die Zukunft ein besserer und genauerer Plan f�r die Rekrutenlieferung vereinbart wird, denn sonst erhalten wir nur Schund.“

Nat�rlich wurde die Verlegenheit mit jedem Tage gr��er; die englischen Anforderungen wuchsen im Verh�ltni� zu den bereits geleisteten Truppenlieferungen in geometrischer Proportion. Nicht allein die Rekruten mu�ten geliefert, sondern auch die Gefangengenommenen ersetzt werden. In Folge des Verlustes von 933 Hessen bei Trenton gab sich der Landgraf besondere M�he, „Seiner Majest�t seine Anh�nglichkeit und seinen Eifer f�r den englischen Dienst von Neuem zu beweisen und den Verlust von Mannschaften und Waffen m�glichst schnell zu ersetzen.“ Allein England brauchte jetzt die Soldaten schneller und zahlreicher als Deutschland sie liefern konnte. Um die Chikanen seitens der rheinischen F�rsten f�r die Zukunft zu vermeiden, wurde das kassel'sche Rekruten-Depot von Rheinfels nach Ziegenhayn verlegt.

Am 14. Dezember 1777 verlangte der englische General-Adjutant Harvey nicht weniger als 1230 Hessen-Kasseler zur Kompletirung ihrer zusammengeschmolzenen Regimenter, von denen u.A. eins, ein Grenadier-Regiment allein, im M�rz und April 1777 zu New Brunswick in New Jersey wegen schlechter Hospital-Einrichtungen 300 Mann am Faulfieber verloren hatte. Gleichwohl wurden die Ersatzmannschaften fast alle und sogar ziemlich p�nktlich geliefert. War doch der Gewinn ein ungeheurer! Man stahl eben die Ungl�cklichen aus aller Herren L�nder zusammen. Wer sich ein treues und richtiges Bild von den in Bewegung gesetzten Mitteln und von den auf diese Weise gepressten Menschen machen will, der lese die einfache, nirgend �bertreibende, darum doppelt ergreifende Schilderung eines der Opfer des f�rstlichen Menschenraubes nach; er findet sie in der Selbstbiographie eines deutschen Dichters, Johann Gottfried Seume's.


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F�nftes Kapitel.

Faucitt hatte kaum seine ersten Gesch�fte in Kassel beendigt, als er am 2. Februar nach Hanau eilte, wo er bereits am 5. Februar 1776, dem Tage nach seiner Ankunft, mit Wilhelm, dem Erbprinzen von Kassel und regierenden Grafen von Hanau, einen Vertrag abschlo�.

Die Grafschaft Hanau war im Jahre 1736 an Kassel gefallen und seitdem von den kassel'schen Erbprinzen als selbst�ndiges F�rstenthum verwaltet worden. Wilhelm I. — der Gro�vater des letzten Kurf�rsten von Hessen-Kassel — war als neunj�hriger Knabe 1754 nach Hanau gekommen und wurde 1764 selbst�ndiger Regent des L�ndchens. Sein Vater hasste ihn, trotzdem da�, oder vielleicht nur weil er ihm �hnlich war. Er theilte alle schlechten Eigenschaften mit ihm und f�gte dazu noch einige neue, eine wo m�glich noch gr�bere Sinnlichkeit, den Mangel jeder pers�nlichen W�rde und den schmutzigsten Geiz. Selbst der Schein der Bildung und Kunst war ihm zuwider; er war eine rohe Unteroffiziersnatur, die nur den Kamaschendienst kannte.

Unter seinen vier und siebenzig unehelichen Kindern haben sich die Gebr�der Haynau eine traurige Ber�hmtheit erworben. Seine langj�hrige Maitresse war ein Fr�ulein von Schlotheim, die sp�ter zur Gr�fin Hessenstein erhoben, ihm allein zwei und zwanzig Kinder und zwar, wie sie selbst ihrer Erz�hlung im sp�tern Alter hinzuzuf�gen pflegte, alle ohne Liebe gebar. Dieser F�rst hatte �brigens ein sehr einfaches Mittel erfunden, seine unehelichen Spr��linge zu versorgen. Er vertheuerte den Preis des von den Unterthanen aus den Salinen zu beziehenden Salzes um einen Kreuzer auf den Sack und belehnte den Neugeborenen mit dieser Rente. Die Schlotheim weigerte sich anfangs, den L�sten des Landgrafen zu dienen, ward an diesen aber von ihren Eltern, als sie entflohen war, zur�ckgeliefert. Eine Kasseler Dame erz�hlte einer Freundin im Auslande die Geschichte von der gewaltsamen Entf�hrung des Fr�uleins von Schlotheim, deren anf�ngliche Weigerung und Flucht, sowie ihre durch die eigenen Eltern bewirkte Auslieferung an den Landgrafen. Als die Fremde ihre Entr�stung �ber dieses Betragen der Angeh�rigen nicht verbergen konnte, erwiderte die Dame unbefangen: „Aber der hessische Adel durfte sich doch diesen Vortheil nicht entgehen lassen.“ Auch ein Ehrenkranz zur Verherrlichung[S. 72] dieser verarmten Junker, die sp�ter, gesinnungslos und gemein wie sie waren, mit einem franz�sischen Abenteurer, wie Hieronymus Napoleon, morgen wieder „loustick“ zu sein, sich zur h�chsten Ehre rechneten!

Der Prinz nun, mit welchem Faucitt zu thun hatte, ist derselbe Wilhelm, der 1785 als Landgraf seinem Vater folgte, der 1803 Kurf�rst ward und als solcher von Napoleon 1806 weggejagt wurde („das hessen-kassel'sche Haus hat seine Unterthanen seit vielen Jahren an England verkauft, und dadurch hat der Kurf�rst so gro�e Sch�tze gesammelt; dieser schmutzige Geiz st�rzt nun sein Haus“ — hei�t es wie zum Hohne im 27. Bulletin) derselbe hochgesinnte F�rst, der den zu seinen Gunsten unternommenen D�rnberg'schen Aufstand mit ein paar Hundert Dukaten baar bezahlen zu k�nnen glaubte, derselbe stolze Souverain, der Stein um Entschuldigung bitten mu�te, da� er ihm seinen Orden anzubieten gewagt hatte; derselbe 1814 zur�ckgekehrte legitime Landesvater, der Zopf und Perr�cke in Hessen wieder einf�hrte und die Geschichte der letzten sieben Jahre als nicht geschehen behandelnd, durch seinen Starrsinn und seine Beschr�nktheit uns�gliches Unheil und Elend �ber sein Volk brachte.

Als Faucitt nach Hanau kam, war Prinz Wilhelm noch ein junger Mann von kaum ein und drei�ig Jahren, der unter der strengen Zucht der Mutter aufgewachsen, seinen eigentlichen Charakter noch wenig herauskehrte, durch Unterw�rfigkeit zum Ziele zu gelangen suchte und vor Allem dahin strebte, Georg III., dem k�niglichen Onkel, seinem „hochherzigen Besch�tzer und erhabenen Herrn“ zu gefallen. Er versteckte seine Geldgier und Habsucht unter der Maske der Uneigenn�tzigkeit und der prinzipiellen Ueberzeugung von der Gerechtigkeit der k�niglichen Sache, bot deshalb auch, was er hatte, ganz umsonst an, nat�rlich nur, um von seinem reichen Patrone den doppelten und dreifachen Kaufpreis als Geschenk zu erhalten. Es giebt kaum eine dem�thige und erniedrigende Wendung in der englischen und franz�sischen Sprache, deren sich der Prinz in seinem Briefwechsel mit dem K�nig von England und dessen Minister nicht bedient h�tte, um sich deren Wohlwollen, Gnade und Schutz zu sichern. Der alte Landgraf, so sehr er feilschte und handelte, wahrte wenigstens �berall seine pers�nliche W�rde und imponirte sogar Faucitt und Lord Suffolk durch sein knappes und vielfach schroffes Wesen; der Sohn dagegen erniedrigte sich, um selbst den kleinsten Vortheil zu erlangen, zum willenlosen kriechenden Supplikanten,[S. 73] zum aufdringlichen Bettler. So erscheint der Charakter des jungen Mannes widerw�rtig und bemitleidenswerth zugleich.

Prinz Wilhelm war �brigens kaum von der Verlegenheit des K�nigs von England unterrichtet, als er, wie wir im dritten Kapitel gesehen, diesem bereits am 19. August 1775 in den servilsten Redensarten ein Regiment sogenannter H�lfstruppen anbot. Suffolk hatte sich nicht mit der Beantwortung dieser Zuschrift beeilt, sondern Faucitt beauftragt, erst dann nach Hanau zu gehen und Gebrauch von dem Angebote zu machen, nachdem er sich die H�lfe des lieferungsf�higern Herzogs von Braunschweig und des noch lieferungsf�higern Landgrafen von Kassel gesichert haben w�rde. Von letzterer Stadt aus setzte Faucitt den Prinzen von seiner Mission und seinem demn�chstigen Besuche in Kenntni�. So fand er denn in Hanau auch nicht die mindeste Schwierigkeit und konnte nach braunschweigischem oder kassel'schem Muster kaum vier und zwanzig Stunden nach seiner Ankunft einen Vertrag mit dem Erbprinzen abschlie�en. Dieser verpflichtete sich darin, bis zum 20. M�rz sp�testens ein Infanterie-Regiment von 668 Mann marschfertig zu machen und der Krone England f�r die Dauer des amerikanischen Krieges zu �berlassen. Er erhielt daf�r drei�ig Kronen Werbegeld f�r jeden, von Faucitt als dienstt�chtig angenommenen Mann und die Zahlung der englischen L�hnung f�nfzehn Tage vor dem Abmarsche zugesichert; ein Todter oder je drei Verwundete, die gleich einem Todten galten, wurden ebenfalls mit drei�ig Kronen verg�tet, und au�erdem ward dem Prinzen unter denselben Bedingungen wie Kassel eine doppelte Subsidie von 25,050 Kronen Banko im Verh�ltni� von 668 Mann eventuell selbst noch ein Jahr nach R�ckkehr der Truppen in die Heimath gezahlt.

„Ich kam hier gestern von Kassel an — schreibt Faucitt am 5. Februar 1776 aus Hanau an Suffolk — gab mich sofort an's Werk, wurde dem Erbprinzen vorgestellt und kann Ihnen heute bereits den Vertrag einsenden. Der Minister von der Malsburg ging auf Befehl seines Herrn ohne Weiteres auf alle meine Bedingungen ein und zeigte sich sehr wenig interessirt. Ich bewilligte ihm aus diesem Grunde auch die vierzehnt�gige L�hnung vor dem Abmarsch der Truppen und den Bezug der Subsidie noch f�r ein Jahr nach der R�ckkehr derselben in ihre Heimath. Dem au�erordentlichen, ja ungest�men Eifer Sr. Hoheit, die W�nsche Sr. Majest�t zu erf�llen, vermag ich kaum gerecht zu werden. Das Regiment[S. 74] kann �brigens erst Mitte n�chsten Monats marschfertig sein. Der Prinz zeigte es mir heute Morgen bei der Parade. Ich mu� gestehen, da� ich seit langer Zeit keinen sch�nern Truppenk�rper gesehen habe; alle Soldaten sind Eingeborene des Landes und pr�chtig ausger�stet, sie handhaben ihre Waffen ausgezeichnet und marschiren wie alte gediente Leute. Der Prinz war selbst in den verschiedenen Aemtern, um die Rekruten auszusuchen und das Korps zu kompletiren. Ich halte es f�r das Beste, da� es den Rhein herunter bef�rdert und in Wilhelmstadt, Rotterdam oder Helvetsluys eingeschifft wird. Ein Rheinschiffer will den ganzen Transport von hier bis Nimwegen f�r zwei holl�ndische Gulden per Kopf �bernehmen und das Regiment in sieben bis acht Tagen vom Zeitpunkte der Abreise an in Nimwegen abliefern. Der Prinz ist ganz damit einverstanden, umsomehr als auf dem Marsche durch Hessen-Kassel voraussichtlich viele Soldaten desertiren w�rden. Wenn Sie mit diesem Plane einverstanden sind, so senden sie gef�lligst Ihre Instruktionen an Sir Joseph Yorke im Haag, damit dieser das Regiment von Nimwegen aus weiter bef�rdern l��t.“

Bereits am 23. Februar sandte Suffolk den genehmigten Vertrag zur�ck und beauftragte Faucitt, den Abmarsch der Truppen den Rhein hinunter soviel als m�glich zu beschleunigen. Die Transportschiffe sollten am 20. M�rz in Wilhelmstadt sein, wo zugleich der Oberst Rainsford als k�niglicher Kommiss�r das vom Obersten Gall kommandirte Regiment in den englischen Dienst einzumustern hatte.

Die Bef�rderung dieser und aller sp�teren Truppen auf dem Rhein war mit ungleich mehr Schwierigkeiten verkn�pft als der Marsch der braunschweigischen und kasselschen Soldaten an die M�ndung der Weser. Diese hatten nur ihr eigenes und englisch-hann�versches Gebiet zu ber�hren und konnten im Nothfalle die paar Quadratmeilen bei preu�isch Minden umgehen, waren also von keiner fremden Erlaubni� abh�ngig, w�hrend die Hanauer und sp�ter die Anspacher die Territorien von wenigstens einem Dutzend gr��erer und kleinerer Landesherren passiren mu�ten, ehe sie nach Holland gelangten. Da lagen auf ihrem Wege von Mainz bis hinter D�sseldorf die Staaten der drei geistlichen Kurf�rsten Mainz, Trier und C�ln und des Kurf�rsten von der Pfalz, das K�nigreich Preu�en von Duisburg bis Emmerich, die freie Reichsstadt K�ln und verschiedene kleine Gebiete, wie Neuwied. Wenn man sich auch nicht viel um die letzteren k�mmerte, so mu�te man doch, um sp�teren Bel�stigungen und[S. 75] Unterbrechungen der Reise vorzubeugen, vorher die Erlaubni� der erstgenannten gr��eren Uferstaaten f�r eine freie Passage der Truppen einholen. Die englischen Werbe-Offiziere, welche sich am Rhein umhertrieben, waren wegen ihrer Gewaltth�tigkeit und Rohheit gar nicht gut angeschrieben und hatten sogar ihre Regierung oft in �u�erst unangenehme Verlegenheiten verwickelt. So war noch im Herbste 1775 der englische Major Masters de Savage von dem Kommandanten von Deutz aus diesem Orte verjagt und sein Werbe-Depot geschlossen worden, soda� der englische Gesandte f�r gut fand, ihn zu desavouiren. In M�lheim am Rhein wurden im Januar 1776 von den pf�lzischen Truppen dreiundzwanzig f�r das 60. englische Regiment gestohlene Rekruten angehalten und nach D�sseldorf in Sicherheit gebracht. Als die kaiserliche Regierung in Wien von den bevorstehenden englischen Truppenank�ufen h�rte, erlie� sie an alle ihre Gesandte im Reich den Befehl, den englischen Werbe-Offizieren so viel Hindernisse als m�glich in den Weg zu legen, und schrieb im gleichen Sinne an die geistlichen und weltlichen F�rsten am Rhein. „England — hie� es in der betreffenden Zuschrift — habe mit dem Reiche so wenig Verbindung als Ru�land oder Spanien, und keine dieser M�chte d�rfe im Reiche rekrutiren.“ Dieser kaiserliche Befehl wollte an sich wenig bedeuten, da ihm die Mittel zu seiner Erzwingung fehlten; allein es war Gefahr vorhanden, da� sich die Reichsf�rsten dahinter steckten, um England Schwierigkeiten zu bereiten. Denn eine feststehende, politische Tradition oder ein bestimmtes Vertragsverh�ltni� gab es zu jener Zeit noch nicht. Jeder F�rst handelte in jedem einzelnen Falle nach Belieben, gerade wie die Laune oder sein Vortheil es bedingte.

Der bei dem kur-k�lnischen Hofe in Bonn beglaubigte englische Gesandte Cressener erhielt deshalb, sobald die Reiseroute des hanauschen Regimentes feststand, Befehl, die betreffenden H�fe zu sondiren und im Verein mit dem Erbprinzen ein offizielles Gesuch um Passirung der Truppen an sie zu richten. Dies Mal wurde demselben �berall bereitwilligst entsprochen. Das Regiment hatte Hanau am 15. M�rz verlassen, fuhr am 16. Abends bei Mainz vorbei und langte am 18. M�rz in Bonn an. Es kam hier so fr�h an, da� die Erlaubni� des K�nigs von Preu�en auf die Bitte um freie Fahrt durch sein Gebiet noch nicht eingetroffen sein konnte. Auf Cressener's Anfrage erkl�rte sich aber der Kommandant von Wesel, General von Salenmon, bereit, das Regiment[S. 76] in Anbetracht des guten zwischen Berlin und London herrschenden Einvernehmens ungest�rt das preu�ische Gebiet passiren zu lassen; dagegen m�sse, da ihn die Steuer nichts angehe, das Gep�ck untersucht und von der Kontrebande Zoll bezahlt werden, den aber, wie er sicher glaube, die Kriegs- und Domainen-Kammer in Kleve sp�ter dem englischen K�nige zur�ckerstatten werde. Auf diese Zusicherung hin wagte sich das Regiment auf preu�isches Gebiet, erlegte 200 Pfd. zur Deckung der etwaigen Steuer und fuhr am 21. M�rz unbel�stigt bei Wesel vorbei, wo �brigens am Tage zuvor die Erlaubni� von Berlin eingetroffen war. Auch die zur Sicherheit deponirten 200 Pfd. wurden sp�ter auf Befehl des K�nigs von Preu�en zur�ckbezahlt.

Von Rainsford in Emmerich in Empfang genommen, trafen die Hanauer am 22. in Nimwegen an. Er lie� sie noch am Abend Revue passiren und hatte die Genugthuung, in ihnen eines der sch�nsten Regimenter, die er je gesehen, zu finden. Es fehlte auch nicht ein Mann, nicht ein Einziger war krank. Er konnte jedoch bei dieser Gelegenheit den Soldaten den Eid der Treue nicht abnehmen, da, wie er hinzuf�gte, es gegen ihr religi�ses Gewissen sei, einen Eid zu leisten, wenn sie nicht einen Tag vorher gefastet h�tten. Er lie� sie deshalb erst am andern Morgen durch die Auditeure in den englischen Dienst schw�ren. Darauf wurde das Regiment auf Schuyten eingeschifft und kam am 25. M�rz nach Wilhelmstadt. Am 26. M�rz ward seine Einschiffung vollendet. „Alles ging gl�cklich — schlie�t Rainsford seinen Bericht — von Statten. Der Geist der Truppen ist vortrefflich. Hoffentlich werden sie noch heute Abend abfahren, da der Wind gut ist.“

In demselben Briefe vom 17. M�rz 1776 (Siehe Anhang), in welchem der Erbprinz von Hessen dem K�nig von England, seinem „gro�herzigen Besch�tzer und edlen Wohlth�ter,“ den Abmarsch seiner Soldaten anzeigte, bot er demselben noch eine Kompagnie Artillerie von 120 Mann und sechs Gesch�tzen an, die von einem ausgezeichneten Kapitaine befehligt sei und gegen Ende April marschfertig sein k�nne. Er wollte nicht — sagte er — an Eifer hinter seinem Vater, dem Landgrafen, zur�ckstehen, der ja auch noch ein Korps Artillerie �ber den urspr�nglichen Vertrag hinaus an England geliefert habe. Der K�nig nahm, trotzdem da� die St�rke der Artillerie im Verh�ltni� zum hanau'schen Regimente zu gro� war, das Anerbieten am 2. April an, weil er mit der bisherigen ehrenwerthen[S. 77] Auff�hrung und anst�ndigen Vertrags-Erf�llung Seitens des Prinzen zufrieden sei. Faucitt erhielt also Anweisung, einen neuen Vertrag mit demselben abzuschlie�en, und that so am 25. April, wo er zugleich den Hauptvertrag mit ihm auswechselte.

„Baron Malsburg — schreibt Faucitt am 26. April 1776 an Suffolk — kann sich gar nicht dar�ber tr�sten, da� f�r diese Kompagnie Artillerie keine besonderen Subsidien bewilligt werden sollen, und meint, da� er mit dem Werbegeld zu kurz komme, da die Ausr�stung der Mannschaft zu viel koste. Ich habe sie heute gemustert. Die Leute sind t�chtig, kr�ftig und stark und sehr gut f�r ihren Dienst einge�bt. Der Prinz lie� sie in meiner Gegenwart mit den f�r Amerika bestimmten Gesch�tzen exerziren. Sie haben neue Uniformen, neue S�bel, keine Gewehre, nach dem vom K�nig von Preu�en empfohlenen Muster, welches vom Landgrafen sowohl als vom Erbprinzen aufs Aengstlichste und Gewissenhafteste nachgeahmt wird. Die Kompagnie kann in drei Wochen marschfertig sein; ihre L�hnung beginnt vierzehn Tage vor dem Abmarsch. Ich habe ihren Transport bis Helvetsluys f�r 150 Pfd. verdungen.“

Wie aus diesem Briefe hervorgeht, wollte die englische Regierung f�r die Artillerie keine weitere Subsidie zahlen; der Erbprinz bestand aber auf einer solchen. Um sich Suffolk f�r seine W�nsche geneigt zu machen, schrieb er ihm am 1. Mai einen Brief in englischer Sprache, dessen entsetzlicher Stil und halsbrechende Wortbildung selbst �ber die Grenzen der Komik hinausgreifen. Suffolk lehnte h�flich ab, lobte den Prinzen aber ob seiner im Englischen bewiesenen Fertigkeit (Siehe Anhang). Dem Minister von Malsburg dagegen erkl�rte der englische Staatssekret�r kategorisch, die Vertr�ge, wie sie abgeschlossen seien, l�gen einmal dem Parlamente vor, k�nnten also nicht mehr ge�ndert werden; der Erbprinz erhalte ohnehin schon im Verh�ltni� so viel als der Landgraf, weshalb von einer Vermehrung einer Subsidie wegen der gelieferten Artillerie gar nicht die Rede sein k�nne.

In einer vertraulichen Note an Faucitt sagt Suffolk dagegen, da� er Willens sei, den Erbprinzen in irgend einer andern Art zufrieden zu stellen. „Ich wollte — schrieb er in seinem Briefe vom 7. Mai 1776 — f�r sp�tere Gelegenheiten und f�r die anderen H�fe keinen Pr�zedenzfall schaffen. Nur die Gefahr, da� von unseren Verhandlungen anderswo etwas verlautete und da� �hnliche Anspr�che geschaffen w�rden, hat mich[S. 78] bewogen, des Baron Malsburg Begehr in viel st�rkeren Ausdr�cken abzulehnen, als ich eigentlich meine. Sie k�nnen ihm das sagen, m�ssen ihm aber Stillschweigen anempfehlen.“

F�r Malsburg und seinen Herrn war dieser Wink nat�rlich nicht verloren. Sie erkl�rten sofort, da� man sich auf ihre Verschwiegenheit unbedingt verlassen k�nne, und da� ihnen jedes Arrangement recht sei, welches sie nur entsch�dige. Die Art und Weise der Schadloshaltung selbst sei ihnen vollst�ndig gleichg�ltig; vielleicht werde sich eine Verl�ngerung der Subsidienzahlung als das geeignetste Mittel zu einer Verst�ndigung empfehlen. Malsburg schlug deshalb Faucitt vor, den zw�lften Artikel des Vertrages dahin abzu�ndern, da� die hanau'schen Truppen nach ihrer R�ckkehr nach Deutschland statt der bisherigen zw�lf Monate noch sechs und mehrere Jahre im englischen Dienste bleiben sollten. „Wir w�nschen — so schlo� er seinen Brief am 18. Mai — f�r diese Zeit nicht die ganze Subsidie, sondern nur eine Friedenssubsidie, sehr m��ig, gerade hinreichend, um im Frieden ein Regiment vollz�hlig und auf dem Kriegsfu� zu erhalten, und immer bereit, wieder in die Dienste des K�nigs zu treten. Wir verlangen also nur so viel, als die englischen Regimenter auf dem Friedensfu� beziehen. Diese Gunst wird den �brigen H�fen gegen�ber keine �blen Folgen nach sich ziehen. Man kann ihnen dann der Wahrheit gem�� versichern, da� f�r die Artillerie des Erbprinzen keine Extrasubsidie gezahlt ist. Wenn der Frieden wieder hergestellt und in England Alles ruhig sein wird, mu� es dem Ministerium ein Leichtes sein, die nothwendigen Fonds f�r eine so kleine Ausgabe zu finden und sie unter einer andern Rubrik als der gegenw�rtigen durchzubringen, wo man schon so viele au�erordentliche Kosten hat, um einen theuern Krieg zu f�hren.“

Der Erbprinz sandte selbst diese Vorschl�ge an Suffolk ein und bevorwortete sie in einem servil schmeichlerischen Briefe (Siehe Anhang). Wenn anders seine „erbliche Kenntni�“ der englischen Sprache sich deutsch richtig deuten l��t, so sagt er: „Meine Zuneigung und unterth�nigster Respekt vor dem Besten der K�nige h�lt jeden Gedanken an mein eigenes Interesse von mir fern. Seiner Majest�t besondere Huld giebt mir die Versicherung, da� Sie es nicht �bel nehmen wird, wenn ich selbst nach dem Erl�schen des gegenw�rtigen Vertrages den Wunsch habe, noch in einer gewissen milit�rischen Verbindung mit Seinem Dienste zu[S. 79] bleiben. Ich hoffe, Mylord, Sie werden mein Verlangen nicht zu weit gehend finden und aus diesem Grunde bitte ich Sie, mein Gesuch mit Ihrem ganzen Ansehen zu unterst�tzen. Meine Dankbarkeit gegen Sie wird ohne Gr�nzen sein und kann nur der vorz�glichen Hochachtung gleichstehen, mit welcher ich Ihr gehorsamster und zu Dank verpflichteter Diener bin.“

Die doppelten Subsidien f�r die 668 Hanauer betrugen j�hrlich 25,050 Kronen Banko, d.h. 37� Kronen pro Kopf; sie w�rden also f�r die nachtr�glich gelieferten 120 Artilleristen 4500 Kronen pro Jahr ausgemacht haben. Wenn sich nun der Erbprinz erbot, auf diese Summe unter der Bedingung zu verzichten, da� ihm eine einfache Subsidie wenigstens noch sechs Jahre nach beendigtem Kriege gezahlt werde, so verlangte er mit anderen Worten 12,525 Kronen pro Jahr, also eine Extrazahlung von mindestens 75,150 Kronen auf sechs Jahre. W�re der englische Minister darauf eingegangen, so w�rde er trotz der unerwarteten langen Dauer des Krieges an 40,000 Kronen selbst �ber die doppelten Subsidien hinaus verloren haben. Dieser aber w�hlte schlie�lich von zwei Uebeln das Geringere und entschlo� sich gegen Ende des Jahres 1776, dem Erbprinzen f�r die Artillerie verh�ltni�m��ig dieselbe Subsidie zu zahlen, die er f�r sein Regiment erhielt. Serenissimus empfing also fortan 4500 Kronen pro Jahr mehr.

Die Artillerie war �brigens schon am 15. Mai von Hanau abgegangen und, ohne den mindesten Schwierigkeiten auf der Passage rheinabw�rts zu begegnen, am 24. Mai in Nimwegen angekommen. Rainsford musterte sie am letztgenannten Tage in den englischen Dienst ein und schiffte sie, sowohl mit den Leuten als mit ihrer Ausr�stung sehr zufrieden, am 27. Mai bei gutem Winde nach ihrem Bestimmungsorte ein.

Uebrigens behielt der Erbprinz von Hanau nicht den ganzen Profit f�r sich, den er aus seinen Unterthanen zog. Dem erhabenen, vom Vater in Kassel gegebenen Beispiele folgend, bewilligte auch der junge Serenissimus, um dem Lande einen Beweis seiner landesv�terlichen Anerkennung f�r die ihm gebrachten Opfer zu liefern, einen Steuererla� f�r die Dauer des amerikanischen Krieges. Wie aber der Sohn noch geiziger und geldgieriger als sein hochherziger Erzeuger war, so erstreckte er auch sein Wohlwollen nicht auf alle Unterthanen, sondern nur auf die Eltern und Eheweiber der im Kriege abwesenden Soldaten und Unteroffiziere. Derselbe[S. 80] F�rst, den wir eben noch dem Auslande gegen�ber als einen Bedienten, als einen Gnade und Gewinn suchenden Bittsteller haben reden h�ren, l��t sich im Inlande, vor seinem eigenen Volke als Herr und Gnadenspender also vernehmen:

„Wenn Wir nun, nach der f�r alle unsere getreue Untertanen hegenden waren Landesv�terlichen Huld und Gnade, nichts mer w�nschen, als dieselben sammt und sonders, so viel es m�glich ist, von unserer waren Landesv�terlichen Zuneigung und Vorsorge t�tig zu �berzeugen, und ihnen ihr Schicksal auf alle Weise zu erleichtern, so haben wir aus h�chsteigenem Antrieb und Bewegung uns entschlossen, den Eltern und Eheweibern s�mmtlicher bei unserm hanauischen Regimente sowol als bei der Artillerie, dermalen in Amerika befindlichen Unteroffiziere und Gemeinen, einen gn�digsten Erla� aller ihrer Herrschaftlichen Abgaben in der Weise angedeihen zu lassen, da�:

I. Die Eltern und Eheweiber dieser unserer dermalen im Kriege abwesenden Untertanen, f�r ihre Person und G�ter, von Entrichtung aller Kontribution, Steuern und sonstigen Landkassen-Abgiften an Geld und Fr�chten, desgleichen von allen und jeden �brigen zu unsern Cameral-Intraden geh�rigen Geld- und Fruchtabgaben, sie m�gen Namen haben, wie sie wollen (die Pacht- und Zinsgef�lle allein ausgenommen, welche nach wie vor entrichtet werden m�ssen) von dem Tage des Ausmarsches des Regimentes und der Artillerie an gerechnet, bis zu deren Zur�ckkunft in die hiesigen Lande, befreit und entledigt sein sollen; wie dann auch

II. Denjenigen Unteroffizieren und Gemeinen, welche keine Eltern mehr am Leben haben, oder auch ledigen Standes, und selbst rezipirte Untertanen sind, und ihre eigenen G�ter besitzen, alsdann f�r sotane ihre G�ter, die n�mliche obenbestimmte Befreiung von allen und jeden Landkassen- und Rentkammer-Abgiften gn�digst hiermit erteilt ist.

„Da Wir aber nicht gemeint sind, den unserer f�rstlichen Landkasse durch einen solchen Erla� zur Bestreitung der notwendigen Bed�rfnisse zu wachsenden Abgang auf unsere hiesige Lande wiederum ausschlagen, und unseren �brigen getreuen Untertanen durch Erh�hung ihrer bisherigen herrschaftlichen Abgaben aufb�rden zu lassen: So soll, zu desto st�rkerer [S. 81]Bew�rung jener unserer gn�digsten Gesinnungen, ersagter Landcasse dieser Abgang aus unserer f�rstlichen Cammercasse ersetzt und verg�tet werden.

„Indem Wir uns nun ein wesentliches Vergn�gen daraus machen, unseren getreuen Untertanen ein solches Merkmal unserer Gnade zuflie�en zu lassen, und dadurch unserer unver�nderlichen Neigung, ihnen auf alle Weise wol zu thun, auch hierinnen folgen zu k�nnen: So leben Wir der zuversichtlichen Hoffnung, unsere getreuen Untertanen werden sich dieser Gnade und Woltat w�rdig zu machen, folglich auch die in unseren Kriegsdiensten dermalen abwesenden Soldaten sich bestreben, solche durch Treue, Mut und Tapferkeit, die allhier im Lande zur�ckgebliebenen Untertanen aber durch Rechtschaffenheit, Flei� und wirtschaftliches Benehmen, zu verdienen suchen.“

Nach den zu Ende des vorigen Kapitels gemachten Bemerkungen ist jede Kritik dieses Erlasses vom 23. September 1776 �berfl�ssig. Wenden wir uns darum sofort nach Waldeck, wohin sich Faucitt von Hanau aus begeben hatte.

Das Haus Waldeck hatte seit beinahe einem Jahrhundert im Soldatenhandel ausgezeichnete Gesch�fte gemacht. Sein �ltester und bester Kunde war Holland, und nur in Ausnahmef�llen oder bei besonders g�nstigen Konjunkturen des Menschenmarktes �berlie� es seine Truppen an andere M�chte, wie z.B. im siebenj�hrigen Kriege an England. Dieser Handel lieferte auch den Chefs der Firma die Mittel zu einer grenzenlosen Verschwendung, ja er machte es m�glich, da� sich die kleinen F�rsten von Waldeck vor den �brigen und m�chtigeren Nachahmern des Versailler Treibens hervorthun und die �ffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten. Ihr L�ndchen schien f�r sie nur zu dem Zwecke vorhanden zu sein, da� sie darauf zur�ckfielen, wenn sie von den noblen Passionen ersch�pft und von Schulden gedr�ngt, das Leben im gro�en Stil zeitweise aufgeben mu�ten. Karl August, der Vater des F�rsten, mit welchem wir es hier zu thun haben, gelangte 1728 zur Regierung, trieb sich aber volle zwanzig Jahre in Frankreich und Italien herum, ehe er sich nur der Heimath erinnerte. In Venedig traf ihn Casanova in den Armen der T�nzerin Tintorella, der ber�hmtesten Kourtisane der Republik. Sp�ter wurde er holl�ndischer Generalfeldmarschall und bewies gro�e Tapferkeit. Eine im Jahre 1755 erlassene Verordnung bestimmte, da� alle Burschen, mit Ausnahme derer, welche studirten, Soldaten werden mu�ten, nat�rlich[S. 82] nur, um das Waldeck'sche Vaterland in Batavia und sonstigen holl�ndischen Kolonien zu vertheidigen. Der F�rst war ein leidenschaftlicher Parforcej�ger und machte sein ganzes F�rstenthum zu einem einzigen Wildpark. Die Bauern mu�ten den Befehlen der J�ger gehorchen, widrigen Falls sie empfindlich bestraft wurden. Sein Sohn Friedrich, der im Jahre 1743 geboren, von 1763–1812 regierte, war in Lausanne erzogen und machte zu seiner Ausbildung die gro�e Tour durch Frankreich und Italien. Auch er trat, nachdem er zur Regierung gelangt war, g�nzlich verschuldet als General der Infanterie in den Dienst der holl�ndischen Republik. Schon 1767 beschwerten sich die Landst�nde �ber landesverderbliche gewaltsame Aushebung der Unterthanen und bewilligten dem F�rsten, um seiner Geldnoth nur einiger Ma�en abzuhelfen und dem Uebel zu steuern, ein Geschenk von 10,000 Thalern.

F�r einen so tief verschuldeten Mann, wie den F�rsten Friedrich von Waldeck, war der Ausbruch des amerikanischen Krieges eine wahre Wohlthat, denn er konnte hoffen, seinen zerr�tteten Finanzen wieder aufzuhelfen, wenn es ihm gelang, einen Truppenlieferungs-Vertrag mit der englischen Krone abzuschlie�en. Er beeilte sich deshalb, wie wir oben gesehen, schon zu einer Zeit, wo deren Absichten noch nicht klar vorlagen, Lord Suffolk ein Regiment anzubieten. Der Brief ist vom 13. November 1775 datirt, also einen Tag �lter als Faucitt's Instruktionen. „Mit Leib und Seele dem Monarchen ergeben — schreibt der F�rst aus Arolsen an Suffolk — dessen Minister zu sein Sie das Gl�ck haben, halte ich es f�r meine Pflicht, was nur in meinen schwachen Kr�ften steht, aufzubieten, um wenigstens meinen guten Willen zu zeigen, wenn es sich um Seinen Dienst handelt. Ich nehme mir deshalb die Freiheit, Mylord, Sie gehorsamst zu ersuchen, Sr. Majest�t versichern zu wollen, da� im Falle irgend welche Verh�ltnisse es n�thig machen, fremde Truppen anzuwerben, ich es als eine gro�e Gunst Ihrerseits betrachten werde, wenn Sie ein Regiment von 600 Mann annimmt, das wie sein F�rst vor Verlangen brennt, sich f�r Sie (die Majest�t) zu opfern.“

Suffolk nahm am 24. November das Anerbieten an und setzte am 19. Dezember den F�rsten davon in Kenntni�, da� Faucitt seiner Zeit nach Arolsen kommen und den betreffenden Vertrag mit ihm abschlie�en w�rde. Als der englische Kommiss�r am 28. Januar 1776 von Kassel aus in Arolsen anfragte, ob das Regiment bis Ende Februar marschfertig sein[S. 83] werde, erhielt er die Antwort, da� es fr�hestens im Mai so weit sein k�nne. Er reiste deshalb erst nach Hanau, um mit dem Erbprinzen den oben erw�hnten Vertrag abzuschlie�en. „Ich f�rchte — schreibt Faucitt am 5. Februar 1776 von Hanau aus an Suffolk — wir k�nnen auf das Waldeck'sche Regiment nicht rechnen. Der F�rst hat blos zwei Kompagnien in seinem Lande, die h�chstens 200 Mann betragen und bisher nur dazu gebraucht wurden, um die Honneurs bei Hofe zu machen. Es ist sehr schwer, auf einer so kleinen Grundlage innerhalb so kurzer Zeit ein Regiment zu bilden. Vielleicht ist der F�rst auch unerwarteten Schwierigkeiten begegnet, um die bestimmte Anzahl aus seinen in holl�ndischen Diensten stehenden Regimentern zu erlangen.“

Suffolk verl�ngerte dem entsprechend die Zeit f�r die Einschiffung des Waldeck'schen Regimentes; der F�rst aber versprach, es bis Ende April marschfertig zu haben. Am 18. M�rz berichtete Faucitt, da� derselbe in den Vorbereitungen f�r den Marsch seiner Truppen bedeutende Fortschritte gemacht, da� er zum Ankauf von Uniformen und sonstigen Ausr�stungsgegenst�nden einen Offizier nach Frankfurt gesandt habe, und da� das Regiment gewi� f�r den sofortigen Dienst t�chtig sein werde, vorausgesetzt, da� der F�rst bei dessen Bildung nicht zu r�cksichtsvoll gegen seine eignen, eine Art Landmiliz bildenden Unterthanen gewesen sei. Mitte April war endlich Alles so weit, da� der Vertrag abgeschlossen werden konnte. Faucitt reiste also nach Arolsen ab und kam dort am 19. April an. „Ich wurde — schreibt er am 20. April an Suffolk — sofort dem F�rsten vorgestellt, der mich �ber den Fortschritt in der Bildung und �ber den gegenw�rtigen, erfreulichen Zustand seines Regimentes so sehr zufriedenstellte, da� ich mich ohne jede Schwierigkeit mit dem Minister von Zerbst �ber die Hauptpunkte des abzuschlie�enden Vertrages verst�ndigte. Heute haben wir die letzte Feile an denselben gelegt und das Gesch�ft abgeschlossen. Der Vertrag lautet gerade wie der hanauische; nur habe ich auf Bitten des Ministers, da die Ausr�stung des Regimentes die Finanzen des F�rsten v�llig ersch�pft hat, die erste Zahlung des Werbegeldes auf drei statt sechs Wochen nach dem Datum des Abschlusses und die zweite Zahlung auf zwei statt drei und einen halben Monat nach dieser Frist festgesetzt. Ebenso habe ich eingewilligt, zwei Gesch�tze mit vierzehn Kanonieren zu nehmen; sie sind aber nicht in den Subsidien mit einbegriffen. Das Regiment, welches in Korbach steht, mu� laut der[S. 84] Versicherung des F�rsten ein sehr gutes sein, da Soldaten und Offiziere alle schon gedient haben. Es wird in der ersten Woche des Mai marschfertig sein.“

Faucitt w�rde vielleicht besser gethan haben, den Worten des F�rsten nicht so unbedingt zu trauen, da die Wirklichkeit sich von dessen rosigen Schilderungen sehr zum Nachtheile des Regiments unterschied. Statt am 6. Mai zu marschiren, wie zuletzt versprochen war, setzte es sich, einschlie�lich des Stabes 670 Mann stark, erst am 20. Mai in Bewegung. Dieser vierzehnt�gige Verzug st�rzte den ganzen Einschiffungsplan um, den Faucitt f�r die zweite hessische Division gemacht hatte. Am 30. Mai endlich trafen die Waldecker in Bremerlehe ein, w�hrend Faucitt, dem von seiner Marschroute keine Mittheilung gemacht war, sie bei Vegesack suchen lie�. Indessen konnten sie am 2. Juni noch mit den �brigen Truppen nach Amerika eingeschifft werden. „Die vorderen und hinteren Glieder in diesem Regimente — schreibt Faucitt am 31. Mai 1776 an Suffolk — bestehen aus gro�en und gut gewachsenen Leuten, aber das Centrum aus halbw�chsigen, von der Grafschaft Waldeck gelieferten Jungen, die noch nicht alt und stark genug f�r den sofortigen Dienst sind und kaum das Gewehr tragen k�nnen. Ebenso fand ich sehr viele alte Leute vor. Dagegen sind die Uniformen und Waffen gut und neu; der F�rst hat daran keine Kosten gespart.“

Der Grund f�r die Verz�gerung in der Absendung des Regimentes war sehr einfach. Der F�rst konnte es nicht so schnell kompletiren, als er gehofft und gew�nscht hatte. Sein Land mu�te schon zwei Regimenter in Holland vollz�hlig erhalten; bei einer Gr��e von kaum 20 Quadrat-Meilen mit etwa 30,000 Einwohnern war aber diese Leistung schon zu gro�. Die armen Waldecker waren also gar nicht so �bereilig, sich zu den Beschwerden des holl�ndischen Dienstes noch die des amerikanischen aufzuladen. So blieb denn zuletzt nichts �brig, als zu den zwei vorhandenen Kompagnien Schlo�bedienung im F�rstenthum und in den benachbarten geistlichen Staaten, wie namentlich im Bisthum Hildesheim, so viel alte Leute und halbw�chsige Jungen zu pressen, da� das Regiment nothd�rftig gebildet werden konnte. Das erforderte aber viel Zeit, List, Gewalt und Ueberredung. Johann Georg Rauch, der Vater unsers gro�en Bildhauers, Christian Daniel Rauch, war damals Kammerdiener des F�rsten Friedrich von Waldeck. In einem Briefe, den er am 18. Januar[S. 85] 1778 an einen Schwager richtete, entschuldigt er seinen Herrn wegen des Menschenhandels. Es seien, sagt er, lauter Ausl�nder, bis auf Etliche, denn der F�rst wolle keine Waldecker hinschicken, „es sei denn, da� der Kerl partout mit will.“ Man sieht aus dieser kammerdienerlichen Entschuldigung, da� das schn�de Gesch�ft sogar in den untersten Kreisen der Gesellschaft unangenehmes Aufsehen machte. Der F�rst hatte eben nur noch �ber wenig Waldecker zu verf�gen; wen er von seinen Unterthanen packen konnte, den lie� er sich so leicht nicht entgehen. Zu welchen niedrigen Mitteln Serenissimus greifen mu�te, um 20,100 Kronen Werbegeld und 25,050 Kronen j�hrlicher englischer Subsidien zu erlangen, beweist der an die Pfarrer des L�ndchens ergangene Befehl, wonach sie von der Kanzel herab ihre Pfarrkinder zum Anschlu� an das nach Amerika verkaufte Regiment auffordern mu�ten. Im schroffen Gegensatze zu den bei dieser Gelegenheit gemachten sch�nen Versprechungen wurde den Soldaten der Preis der Gesangb�cher von ihrer L�hnung abgezogen, das abzusendende Regiment aber wie ein Haufen Str�flinge von berittenen Landj�gern an die Grenze bis auf die Weserschiffe in Beverungen eskortirt.

„Bis �ber die Grenze unsers Vaterlandes (Waldeck n�mlich!) — so erz�hlt in seinem Tagebuche der Fourir Karl Philipp Steuernagel des Waldecker Regiments, ein verst�ndiger Beobachter und zuverl�ssiger Berichterstatter — oder vielmehr bis Beverungen wurden wir mit einem Korps waldeckscher gr�ngekleideter Scharfsch�tzen zu Pferde begleitet und bewacht. Diese vor's Regiment, besonders vor jeden rechtschaffenen Soldaten mi�trauische Veranstaltung gab bei den meisten zu allerhand Argwohn Anla�, und solche trug auch sicher dazu bei, da� auf dem Marsche bis Beverungen verschiedene desertirten.“

„Freilich — f�hrt Steuernagel an einer andern Stelle fort — mu� ich den Dienst einen Beruf nennen, obgleich der mehrere Theil dazu gezwungen, beschw�tzt, beredet und so verleitet waren, ja sogar von den Kanzeln hierzu aufgefordert. Auf diese letzte Art soll denn auch dem Vernehmen nach der dreizehnte Vers aus dem vierundvierzigsten Psalm nicht unangef�hrt geblieben sein („Du verkaufest dein Volk umsonst und nimmst nichts darum“. Welcher Hohn!). Ich selbst erinnerte mich der Worte des alten Herrn Oberj�germeisters von Leliwa zum Oeftern, als derselbe, w�hrend wir am 2. Mai beim Abmarsch durch Arolsen marschirten,[S. 86] sagte: „Die hiervon wieder zur�ckkommen, will ich alle in Kutschen fahren lassen.“ Ich selbst glaubte damals noch allen hohen Gnadenversprechungen.“

Das waldecksche Regiment wurde am 2. und 3. Juni mit der zweiten hessischen Division eingeschifft und landete am 21. Oktober 1776 in New Rochelle bei New York. Die Seereise selbst mu� schlimmer als das Fegefeuer gewesen sein. „Unsere Lagerst�tten — erz�hlt Steuernagel — waren so enge eingerichtet, da� wir so hart aneinander liegen mu�ten, da� sich fast keiner vor dem andern r�hren, noch weniger umwenden konnte. Sechs und sechs Mann hatten alle Mal einen Platz, ringsum von einem Brett umgeben, welcher f�nf Fu� lang und sechs Fu� breit war. Wenn wir uns nun in diesem engen Beh�lter auf einer Seite m�rbe gelegen hatten, so gab der Aelteste oder der das Kommando von diesen sechs Mann hatte, ein Zeichen, damit sich alle sechs zu gleicher Zeit auf die andere Seite legen konnten, und ohne dieses, da wir so gepackt liegen mu�ten, kamen wir doch zum Oeftern mit den K�pfen hin, wo wir zuvor mit den F��en gelegen hatten oder fielen durch das starke Wanken des Schiffes aufeinander oder zum Oeftern aus unseren Betten heraus.

„Obgleich t�glich L�useparade gehalten wurde, so kam dies Ungeziefer doch durch die L�nge der Zeit so h�ufig unter uns, da� sich sogar der Offizier nicht zu sch�men brauchte, eine Laus auf seinem Rock�rmel zu erhaschen und �ber Bord zu werfen. Die Ursache von dieser ekelhaften Gesellschaft auf dem Schiffe kam daher, weil der mehrste Theil der Soldaten lauter Leute waren, welche durch die in viele Gegenden ausgeschickten Werber waren zusammengebracht, mit keinem Hemde versehen waren, mithin die pro Mann empfangenen zwei Kommishemden nicht hinreichten, um einen so starken Besuch der L�use abhalten zu k�nnen.“

Die Waldecker kamen kaum einen Monat nach ihrer Landung zuerst bei Fort Washington in's Feuer und verloren bei dieser Gelegenheit viele Leute. „Da h�rte man — berichtet Steuernagel — die grausamsten Verw�nschungen und Vorw�rfe dieser ungl�cklichen Verwundeten, unter Berufung auf das allgemeine unparteiische Vergeltungsgericht, welche ich nicht wage hier anzumerken.“

In die offizielle Sprache des F�rsten �bersetzt, hie�en diese Fl�che soviel, da� „seine Truppen vor Verlangen brannten, sich f�r Se. Majest�t von Gro�britannien zu opfern.“


[S. 87]

Sechstes Kapitel.

Der ganze Feldzug des Sommers 1776 war bekanntlich f�r die englischen Waffen von seiner Er�ffnung an bis Weihnachten ein entschieden siegreicher. Machten sie bis zum n�chsten Fr�hjahr eben so schnelle Fortschritte, so war die schnelle Beendigung des Krieges in weniger als einem Jahre durchaus nicht unwahrscheinlich. So lange diese g�nstigen Aussichten dauerten, beeilte sich die englische Regierung durchaus nicht, von den ihr Seitens der deutschen F�rsten gemachten Truppen-Anerbietungen Gebrauch zu machen. Sie w�hlte vielmehr nur unter den ihr am besten geeignet erscheinenden Angeboten aus, um ihre deutsche Streitkraft in Amerika auf 20,000 Mann zu bringen.

England galt im Verh�ltni� zu den verk�mmerten deutschen Zust�nden und namentlich den verschuldeten F�rsten als ganz unerme�lich reich, weshalb seine Kundschaft von den letzteren auf's Eifrigste gesucht wurde. Einer von ihnen machte dem andern in der Weise der gemeinsten Kr�mer Konkurrenz. Jeder wollte einen g�nstigen Vertrag f�r sich und glaubte zu verlieren, wenn sein Nachbar schnellern Erfolg hatte. Als der Anspacher h�rte, da� der W�rtemberger auch im Markte war, lie� er Lord Suffolk durch seinen Minister insinuiren, da� die w�rtembergischen St�nde sich dem beabsichtigten Vertrag widersetzten, da� also voraussichtlich die an eine Verhandlung mit dem Herzog verwandte Zeit verschleudert sein werde. Der Hesse wieder gab dem englischen Minister zu bedenken, da� der Kurf�rst von der Pfalz, von dem man auch eine Zeit lang 4000 Mann zu nehmen beabsichtigte, zu viele Katholiken unter seinen Soldaten habe, und da� diese f�r das protestantische England ein zu gef�hrliches Element seien. An diesen K�der bi� nat�rlich Suffolk an. Trotzdem, da� sich sp�ter bei n�herer Untersuchung herausstellte, da� die Mehrzahl der Soldaten reformirt und nur die Offiziere meistens Katholiken waren, wurde doch aus dem Vertrage nichts. Es k�mmerte den Landgrafen bei diesem uneigenn�tzigen Eifer f�r das englische Seelenheil nat�rlich gar nicht der Umstand, da� er selbst katholisch geworden war.

Die katholischen, namentlich die geistlichen Reichsf�rsten, blieben �brigens ihren alten Verbindungen mit Frankreich treu, so da� England nur mit protestantischen Reichsst�nden Vertr�ge eingehen konnte. Blos Baiern, das seit einem Jahrhundert sich zu verkaufen gewohnt war, wenn[S. 88] es einen fetten Profit zu machen gab, wollte sich selbstredend auch dies Mal die g�nstige Gelegenheit zu einem so gewinnreichen Gesch�ft nicht entgehen lassen. In welcher f�r einen deutschen Reichsf�rsten entw�rdigenden Weise der alte Kurf�rst den englischen Gesandten anbettelte, wie h�hnisch dieser ihn abfertigte und wie klug er ihn f�r seine Zwecke ausbeutete, wird der Brief Elliott's selbst am Klarsten darlegen. „Der Kurf�rst von Baiern — schreibt er am 1. April 1776 aus Regensburg an Suffolk — dr�ckte mir wiederholt auf's W�rmste seinen Wunsch aus, mit dem K�nig Subsidien-Vertr�ge einzugehen und gab mir auf's Unzweideutigste zu verstehen, da� ich mich ihm in keiner Weise angenehmer machen k�nne, als indem ich eine Verhandlung bef�rderte, auf deren Gelingen er so gro�es Gewicht lege. Ich antwortete, da� ich keine Befehle in dieser Angelegenheit habe, und mit der Absicht, des Kurf�rsten Verbindungen mit Oesterreich und Frankreich zu sondiren, that ich, als wenn ich erstaunt sei, sagte, ich habe geglaubt, Seine Hoheit seien zu eng mit den anderen M�chten verbunden, als da� Sie ohne deren Zustimmung ihre Truppen habe vermiethen k�nnen. Obgleich von dem Wunsche beseelt, ihr zu gefallen, sei ich doch mit einer Menge von Dingen nicht bekannt, so da� ich nicht wagen k�nne, den Gegenstand zu Hause zur Sprache zu bringen. Der Kurf�rst erwiderte mir dann, da� es ihm ganz frei stehe, �ber seine Truppen in der f�r ihn gewinnreichsten, seinen Interessen entsprechendsten Weise zu verf�gen. Zugleich bat er mich, seinen Ministern nichts von seinem Wunsche mitzutheilen, da er sich ohne die Aussicht auf einen daraus herzuleitenden Vortheil der Unannehmlichkeit seines Bekanntwerdens nicht aussetzen wolle. Ich glaube kaum, da� der K�nig das Anerbieten annehmen wird; zudem sind die bairischen Truppen die schlechtesten, die ich in Deutschland gesehen habe. Ich sagte aber, ich wolle die Angelegenheit zu Hause in der gew�nschten Weise anregen, Seine Majest�t werde nat�rlich das ihr bewiesene Vertrauen sehr hoch sch�tzen. Ich war um so vorsichtiger, die M�glichkeit einer derartigen Verbindung mit Baiern nicht zu zerst�ren, als die Intimit�t, mit welcher der Kurf�rst mich jetzt behandelt, mir eine Quelle der besten Information �ber wichtige Dinge er�ffnet, die ich an einem, an Oesterreich und Frankreich verkauften Hofe nicht anders erlangen kann, wo der F�rst selbst es f�r geeignet h�lt, mich gegen seine eigenen Minister zu warnen.“

Nat�rlich lehnte Suffolk auf Grund der obigen Schilderung seines[S. 89] Gesandten jede Unterhandlung mit Baiern ab und hielt es nicht einmal f�r der M�he werth, Faucitt zur n�hern Pr�fung der Thatsachen an Ort und Stelle zu schicken. Er that recht daran, denn in dem ganzen damaligen heiligen r�mischen Reiche gab es keine liederlichere, verkommenere und durch Pfaffen-, G�nstlings- und Weiber-Regiment herunter gebrachtere Wirthschaft als das Kurf�rstenthum Baiern. Es w�rde eine Beleidigung gegen ein hochstehendes Wort unsers Sprachschatzes sein, wollte man diesen ver�chtlichen Kl�ngel Staat nennen. In allen �ffentlichen Fragen ist hier das kleinlichste pers�nliche und Privat-Interesse ma�gebend. Ein �hnliches Bild servilster Steifbettelei und anspruchvollster Hohlheit, wie es der M�nchener Hof bietet, hat selbst die Phantasie des Dichters im spanischen Bedientenroman nicht zu zeichnen vermocht. Wie die Indianer mit Spielzeug, Glasperlen und bunten Steinen sich k�dern lassen, so sind diese j�mmerlichen Tr�pfe, welche die Regierung Baierns besorgen, stets f�r baares Geld zu haben, wenn sie nur im wesenlosen Scheine und erborgten Schimmer weiter vegetiren k�nnen. Ob der Herr zuf�llig Maximilian Joseph oder Karl Theodor hei�t, ist dem hungrigen Hofgesinde ganz gleichg�ltig. An diesem Hofe wird heute Minister-Konferenz dar�ber gehalten, ob das Band des Georgs-Ordens von links nach rechts oder von rechts nach links getragen werden soll; morgen entspinnt sich ein heftiger Streit dar�ber, ob der p�pstliche Nuntius an der kurf�rstlichen Tafel einen Pagen hinter seinem Sessel erhalten soll oder nicht. Dann wieder entsteht gro�e Freude dar�ber, da� der Papst endlich einwilligt, den Kurf�rsten als Sohn eines Kaisers seinen filius dilectissimus statt dilectus zu nennen, oder ein ander Mal droht auch eine Kabinetskrise �ber die schwierige Frage zu entstehen, ob der �sterreichische Gesandte Exzellenz genannt, und ob seine Frau bei Tafel vor den Hofdamen (Hofmenscher sagt der Bericht weniger h�flich, aber vielleicht desto wahrer) sitzen soll. Wenn die Finanznoth unertr�glich wird, so miethet man einen Goldmacher f�r den Hof; flie�en die Subsidien dagegen willig, so schafft man ihn bei Seite, und tritt wieder Ebbe im Schatz ein, so l��t man ihn von Neuem kommen. Den ungehorsamen Unterthanen gegen�ber versteht aber Serenissimus keinen Spa�. So ward am 9. Februar 1771 der Beimautner Joseph Schmoeger zu Ploettenberg auf der gew�hnlichen Richtst�tte „durch das Schwert vom Leben zum Tode hingerichtet, weil er unter strafbarer Verletzung der diesfalls erlassenen kurf�rstlichen[S. 90] Generalien 900–1000 Scheffel Getraide au�er Landes gelassen hatte.“ Eine vom Kurf�rsten auf seine eigenen Kosten ausgebildete T�nzerinn, Gertrud Abl�scher, welche von M�nchen nach Wien durchgegangen war, ward mit einer so ungewohnten Energie und Erbitterung verfolgt, da� Baiern mit Maria Theresia, welche in die von ihr verlangte unbedingte Auslieferung nicht einwilligen wollte, in heftigen Streit und die unerquicklichsten Verhandlungen gerieth. Die T�nzerinn erhielt in M�nchen 150 fl. j�hrlichen Gehalts und 50 fl. pers�nliche Zulage, w�hrend sie in Wien viel besser gestellt wurde. Steckt der Staatskarren zu tief im Sumpfe, so wird vom ganzen Hofe nach Alt Oetting gewallfahrtet und der Zorn des Himmels durch Gebete beschworen. So lebte man eigentlich nur vom Gebete und vom Bettel, den man euphonistisch Subsidien nannte. S�mmtliche europ�ische Regierungen wu�ten das, und sie selbst beg�nstigten dieses ehrlose Gesch�ft, da sie bei vorkommender Gelegenheit Baiern in ihrem Interesse zu benutzen und gegen ihren jeweiligen Feind zu verwenden suchten.

„Ganz kenntlich — schreibt Maria Theresia am 23. Juni 1751 an ihren Gesandten Widmann in M�nchen — gehet das Absehen des M�nchener Hofes dahin, nebst dem von Uns und beiden Seem�chten ziehenden Gold annoch von Frankreich Geld zu ziehen, ohne f�r den ein noch andern Theyl etwas werkth�tiges zu thun. Mit allem dem trauete Frankreich dem churbayerischen Hofe nicht recht und hat von dessen meisten Ministris die �belste, von dem Churf�rsten selbst aber die Meynung, da� er ein schwacher zaghafter Herr seye.“ „„Aus dem hier habenden Grundsatze antwortet Widmann am 4. Juli — von allen Seithen Geld und Subsidien zu nehmen, machet man fast kein Geheimni�.““ Unmittelbar vor dem siebenj�hrigen Kriege erkl�rte der Kurf�rst lieber die dreifachen Subsidien von Frankreich ausschlagen zu wollen, wenn ihm Oesterreich die einfachen Subsidien garantire, und der Minister Freiherr v. Berchem sagte: „Ohne Subsidie k�nnen wir nicht seyn und unsere Interessen m�ssen wir auf der einen oder andern Seithen finden.“ „Wenn nicht in B�lde, schreibt Widmann am 26. Dezember 1755 — von London aus wegen Erneuerung des Subsidienvertrages vergn�gliche Nachrichten einlaufen, d�rfte der Kurf�rst nicht l�nger mehr anstehen, endlich solche von Frankreich anzunehmen.“

Bekanntlich zeichneten sich die w�hrend des siebenj�hrigen Krieges bei[S. 91] der Reichsarmee stehenden bayrischen Truppen durch nichts weniger als durch Heldenthaten aus. Von welcher Beschaffenheit sie aber bei Ausbruch des amerikanischen Krieges gewesen sein m�ssen, geht aus der von Seb. Bruner in seinem Buche: „Der Humor in der Diplomatie“ mitgetheilten Korrespondenz hervor. Es schreibt n�mlich der kaiserliche Gesandte Graf Lehrbach am 24. M�rz 1778, also zwei Jahre nach dem Anerbieten des Kurf�rsten und einige Monate nach dessen Tode, an den Minister F�rsten Kaunitz-Rittberg: „Der Milit�rstand ist nach der Cameral-Einrichtung auf 15,000 Mann, dermalen kaum 3000 Mann unter Gewehr, nebst einem Invaliden- und Garnison-Regiment. Zum Unterhalt dieser 15,000 Mann, worunter 39 Generale, sind alle Monat 93,000 fl. Vorschu� bestimmt, wovon der Unterhalt der Festungen, des Generalstabs und Alles, was zum Milit�rstand geh�rig, zu bestreiten w�re, welche auch so verwandt werden, als ob dieser Stand wirklich vollz�hlig w�re. Welches auch leicht begreiflich, wenn man unter Anderem diesen Unfug beherziget, da� wenn eine Offiziers- oder andere Frau gesegneten Leibes war, hat man es entweder durch blo�e Protektion oder mittelst Geldverwendungen, welches in diesem Lande f�r alle Gattungen von Bedienstungen oder Gnadenerweisungen der schicklichste Erhaltungsweg war, dahin gebracht, da� f�r noch nicht geborene und zur Welt gebrachte Leibesfrucht eine Offiziersstelle ertheilt worden ist. Wenn dann entweder eine todte Frucht zur Welt gekommen oder gar eine Tochter oder ein Sohn, der aber gleich oder nicht lange nachher gestorben, so hat die Familie oder Eltern der Kinder doch immer die Ertr�gnisse der gegebenen Offizierspatente fortgenossen. Die f�r die Beurlaubten ersparten Gelder flie�en in die Tasche des Kurf�rsten.“ Nat�rlich gerieth unter solchen Umst�nden Alles in Unordnung; es herrschte unter den Truppen Unzufriedenheit und Desertion. Kurz vor Ausbruch der franz�sischen Revolution waren bei den Chevauxlegers-Regimentern 150 Pferde und 40 S�ttel und f�r erstere nicht einmal die geh�rigen Pferdestriegel vorhanden.

Es war also kein Wunder, wenn die bayrischen Soldaten zu jener Zeit nach den p�pstlichen als die schlechtesten in Europa galten, und es war weise von Suffolk, da� er kurzer Hand das kurf�rstliche Anerbieten verwarf. Dagegen zog er die ihm im Dezember 1776 gewordenen Offerten W�rtemberg's und Brandenburg-Anspach's n�her in Betracht und betraute zu Anfang des Jahres 1777 den Obersten Faucitt mit einer[S. 92] Sendung an die H�fe von Stuttgart und Anspach, um wom�glich sofort mit ihnen einen Truppenlieferungs-Vertrag abzuschlie�en.

Da dieses Kapitel nur den verfehlten Versuchen Suffolk's, deutsche H�lfstruppen zu erlangen, gewidmet ist, so m�gen hier zuerst die Verhandlungen mit W�rtemberg ihren Platz finden, wenn sie auch, der Zeit nach, einige Wochen nach dem mit Anspach geschlossenen Vertrage begonnen und beendigt wurden.

Sir Joseph Yorke hatte Suffolk im September 1775 den Herzog von W�rtemberg als einen F�rsten genannt, der wohl im Stande sein werde, einige Tausend Mann zu liefern; auch der Herzog selbst hatte sich dem Minister angeboten. Es kam also zun�chst auf den Versuch an, Verhandlungen mit ihm anzukn�pfen.

Das Herzogthum W�rtemberg z�hlte zu jener Zeit bei einer Gr��e von ungef�hr 200 Quadratmeilen 514,575 Einwohner. Der Herzog Karl Eugen (1744–1793), der ber�chtigte Peiniger Schubart's und Moser's, sowie sp�tere Gr�nder der Karlsschule, war zu jener Zeit noch der Landes- und Volksqu�ler, der nach dem von ihm zuerst �ffentlich aus dem Franz�sischen �bersetzten zynischen Grundsatz handelte: „Was Vaterland! Ich bin das Vaterland!“ und sich erst im Jahre 1778 unter dem Einflu� einer verst�ndigen und sanften Frau zu einem bessern Lebenswandel bekehrte. Zwanzig Jahre fr�her nannte er die Beschwerde seiner St�nde �ber den ohne ihr Wissen mit Frankreich abgeschlossenen Subsidien-Vertrag, der ihm drei Millionen Gulden einbrachte, aufr�hrerisch und unanst�ndig und drohte der st�ndischen Vertretung mit dem Asperg. Herzog Karl Eugen hat �brigens die Ehre, durch seinen Ex-Feldscherer Schiller der Nachwelt viel genauer bekannt geworden zu sein, als er verdient; so dankbar ist das deutsche Volk gegen seinen gro�en Dichter, da� es den kleinen Tyrannen, weil er f�rdernd und hemmend in dessen Jugend eingriff, sogar in Dichtung und Sage verherrlicht hat. Der Leser kann f�r die n�here Charakteristik dieses Mannes deshalb f�glich auf die popul�ren Lebensbeschreibungen Schiller's von Palleske und Scherr verwiesen werden. Hier nur ein Zug, der ihm unter seinen Zeitgen�ssischen Br�dern und Vettern als den rohesten und grausamsten kennzeichnet. Als er Schubart mit gerade demselben Recht eingekerkert hatte, mit welchem ein tunisischer Seer�uber seiner Zeit Menschen an den K�sten des Mittelmeeres stahl, zwang er sein volle zehn Jahre eingesperrtes und gemartertes Opfer sogar, ihn, den gn�digsten[S. 93] Peiniger, an seinen Geburtstagen zu besingen. Der arme gebrochene Mann lie� sich leider zu dieser Entehrung mi�brauchen. Die Sammlung der Schubart'schen Gedichte ist reich an derartigen, auf Bestellung gelieferten Erg�ssen. Ein paar Proben, auf gutes Gl�ck herausgegriffen, m�gen in der Anmerkung Platz finden.[3]

Auch die Herz�ge von W�rtemberg machten wie ihre f�rstlichen Kollegen seit Menschenaltern gern Gesch�fte in Truppenlieferungen und waren in der Herbeischaffung von wohlqualifizirten Subjekten durchaus nicht bedenklich. In dieser Beziehung ist Karl Eugen nicht schlechter als seine Vorfahren; er handelte h�chstens noch r�cksichtsloser und konsequenter als sie. Man ist in der That oft in Verlegenheit, wem von ihnen man den Preis zuerkennen soll, aber in letzter Instanz mu� man sich doch f�r Karl Eugen als den niedertr�chtigsten entscheiden.

Die langj�hrigen Zwistigkeiten des Herzogs mit seinen St�nden [S. 94] wurzeln zum gro�en Theil in der Willk�r, mit welcher er seine Truppen aushob und erhielt; sie geben uns das aktenm��ig beglaubigte Material an die Hand, zur Beurtheilung der Soldateska w�hrend der letzten H�lfte des vorigen Jahrhunderts. Nirgend im damaligen Deutschland war das Rechtsbewu�tsein so ehrlich und schroff entwickelt als bei den braven Schwaben. Eine kurze Uebersicht �ber ihre Streitigkeiten mit dem Herzog ist �u�erst lehrreich f�r das Verst�ndni� der uns besch�ftigenden Epoche. Ex uno disce omnes!

In den ersten Jahren seiner Regierung enthielt sich Karl Eugen jedes gewaltth�tigen Eingriffs in die Rechte seiner Unterthanen und zwang sie namentlich nicht zum Dienste. Erst allm�lig entwickelte sich der Sultan in ihm. Als der siebenj�hrige Krieg ausgebrochen war, und als der Herzog neben den 6000 Mann H�lfstruppen, die er Frankreich geliefert hatte, sein Reichskontingent stellen sollte, das bis dahin nicht vorhanden war, da schritt er mit einer R�cksichtslosigkeit zur gewaltsamen Aushebung seiner B�rger und Bauern, die im schroffsten Gegensatze zu deren verbrieften Rechten stand und zu langj�hrigen Zwistigkeiten mit den Landst�nden f�hrte. Der ber�chtigte Major Rieger erhielt Vollmacht, in k�rzester Zeit die n�thige Truppenzahl zu liefern. So schwer das war, da die Schwaben gegen Friedrich den Gro�en als Besch�tzer des Protestantismus in Deutschland nicht dienen wollten — Karl Eugen war katholisch — so erf�llte Rieger doch seinen Auftrag. Wer achtzehn Jahre und sonst tauglich war, mu�te Soldat werden; vom Feld und aus den Werkst�tten, aus den H�usern und aus den Betten holte man die Leute, umstellte Sonntags die Kirche und lie� sie von da gewaltsam fortschleppen; zur Unterzeichnung der Kapitulation aber zwang man sie durch Hunger und Gef�ngni�. Beamte, die sich hierbei nicht recht th�tig zeigten, wurden mit strengen Strafen bedroht. Die auf solche Art zusammengeraffte Mannschaft emp�rte sich jedoch, als sie in's Feld ziehen sollte, und Rieger mu�te mit noch grausamerer Strenge ein neues Heer zusammenbringen. — Ueber dies Verfahren entstand allgemeiner Unwille im Lande; indessen fruchteten die wiederholten wehm�thigsten, aber respektvollsten Vorstellungen des st�ndischen Ausschusses nicht. Weil aber die Desertionen so sehr �berhand nahmen, da� die Truppen in kurzer Zeit 360 Deserteure z�hlten und im September 1757 allein aus dem Feldlager bei Linz 62 ausrissen, so wurden die Gesetze gegen das Desertiren bedeutend versch�rft. Selbst wer mit Gewalt zum Kriegsdienst[S. 95] weggenommen war, wurde, sobald man ihn wieder ergriff, geh�ngt und mit Verm�gensverlust bestraft. Wer einem Deserteur half, verlor das B�rgerrecht, wurde ohne weitern Proze� ins Zuchthaus abgef�hrt und hier, unter wiederholtem Willkomm (d.h. Stockpr�geln) zu harter Arbeit angehalten. Um das Entkommen der Ausrei�er zu verhindern, wurde befohlen — in der W�rtembergischen Gesch�ftssprache nannte man die Ma�regel Deserteur-„Attrapirungs-Anstalten“ — da� die Nachtw�chter auf den Nebenwegen l�ngs den D�rfern alle N�chte streichen mu�ten. Wenn L�rm gemacht wurde, so hatte die aufgerufene Gemeinde augenblicklich alle Stra�en, Br�cken, Nebenwege und Fu�steige zu besetzen und wenigstens vier und zwanzig Stunden lang besetzt zu halten. Wegen eines einzigen Ausrei�ers hatte in solchen F�llen T�bingen 106, Herrnberg 92, B�blingen 101, Besigheim 48 Mann auszuschicken; der kleine, aus f�nfzig Familien bestehende Ort Dachtel stellte in einem Jahre 1488 Mann auf die Alarmpl�tze. Nicht selten verloren beim Widerstand bewaffneter Ausrei�er arme Familienv�ter Leben oder Glieder. Derjenige Ort aber, auf dessen Gemarkung ein Deserteur nicht aufgehalten wurde, obgleich es h�tte geschehen k�nnen, mu�te einen Mann von der Gr��e des Entwichenen stellen, und namentlich sollte dann bei den S�hnen des Ortsvorstehers der Anfang gemacht werden. Dieser Befehl war alle Monate von der Kanzel zu verk�ndigen. Am 1. Oktober 1758 erhielten die Beamten den Auftrag, die Aushauser fortw�hrend namhaft zu machen und allenfalls gleich einzuschicken, „und zwar nicht blos solche, die ihr Verm�gen schon verthan h�tten, sondern �berhaupt Alle, welche ein liederliches Leben f�hrten, Trunkenbolde, Raisonneure, illegale M��igg�nger, unruhige K�pfe, subtile und schleichende Aufwiegler oder andere dem Publikum politisch oder zur Last fallende Leute, welche nicht �ber 60 Jahre alt, nicht gebrechlich und wenigstens 5 Fu� 8 Zoll hoch seien.“ Als Grund f�r diesen Befehl wurde vom herzoglichen Zuchtmeister angegeben, da� viele Beispiele von solchen Leuten vorhanden seien, die sich im Milit�rdienst ganz und gar ge�ndert und der hier herrschenden preisw�rdigsten Ordnung und Disziplin dergestalt folgsam erzeigt h�tten, da� man sich bei ihrer einstigen Entlassung gehorsame, ruhige und vern�nftige B�rger an ihnen zu versprechen habe.

Die Beschwerden der Landst�nde „mit ihrer in Staatssachen schwachen Einsicht“, wie der Herzog meinte, wurden keiner Antwort gew�rdigt, der[S. 96] Landschafts-Konsulent Moser aber, die Seele der Opposition und der ber�hmte Staatsrechtslehrer, ward verhaftet und auf den Asperg geschafft.

Als 1760 nach Ablauf des Subsidienvertrages mit Frankreich der Plan mi�lungen war, 6000 Mann Fu�volk in spanische Dienste zu bringen, wurde die um's Vierfache gesteigerte Milit�rlast von 10,290 Mann auf's Land gew�lzt. Der Herzog versprach zwar, da� er sich alle M�he geben werde, um durch einen neuen Subsidienvertrag seinen lieben und getreuen Unterthanen eine nicht geringe Erleichterung des verlangten Milit�rbeitrags zu verschaffen; es wollte aber kein soldatenbed�rftiger F�rst die W�rtemberger. W�hrend diese unter t�chtiger F�hrung zu den allerbesten deutschen Soldaten geh�rten, war zu jener Zeit ihre Abneigung gegen den Dienst ganz berechtigt. Damals war das Milit�r bei seinen eigenen Landsleuten verachtet und verabscheut. Den jungen W�rtemberger wandelte ein Schauder an, wenn er nur Soldaten sah; lieber verlie� er das elterliche Haus oder erlegte starke Majorit�tsgelder, um heirathen zu d�rfen, wenn er von einer Aushebung h�rte. Die Ursachen dieser Abneigung vor dem Milit�rstand lagen in den allzuschroffen Kriegsartikeln, in dem kl�glichen Sold, der zerlumpten Kleidung, den abgedrungenen Kautionen, in der schlechten Behandlung der Soldaten, in den nicht gehaltenen Kapitulationen, den erzwungenen Loskaufungsgeldern und dem Schicksal der verwahrlosten, Abscheu und Ekel erregenden Invaliden und der abgedankten als Bettler herum ziehenden Soldaten. De�wegen w�hnte man damals, das Milit�r sei blos ein Zuchtinstitut, wohin nur Taugenichtse, Aussauger, Faullenzer, Verschwender, mi�rathene S�hne und Str�flinge geh�rten. Der Bauernbursche glaubte, da� das Soldatenhandwerk nur durch Stockpr�gel und Regimentsstrafen erlernt werden k�nne. Selbst noch zu Anfang der franz�sischen Revolution waren die W�rtembergischen Soldaten blo� ein Haufen zusammengestoppelter, der Strapazen ganz ungewohnter Leute, von denen die meisten nur darum gern in's Feld zogen, um eine schickliche Gelegenheit zum Ausrei�en zu finden. Der Abgang wurde zwar durch Werbungen wieder ersetzt, aber die Rekrutentransporte waren �fters, noch ehe sie die Standquartiere erreichten, unterwegs durch Desertion oder durch die K�nste fremder Werber auf die H�lfte herabgeschmolzen, so da� man sie zuletzt stets durch Husaren begleiten lie�. Lange Zeit war daher auch das Desertiren und Rekrutiren die gr��te Kompagnieneuigkeit und Desertion der gew�hnliche Fr�hrapport. Ein Theil des Kontingentes[S. 97] aber bestand aus alten und gebrechlichen Leuten, welche t�glich um ihren Abschied oder den Invalidengehalt baten, und der kleinere Theil war durch die vielen Ver�nderungen und das b�se Beispiel der Deserteure ganz mi�muthig und verdrie�lich geworden. Die Artillerie allein machte eine Ausnahme von diesem schlechten Zustand. (Pfaff's Geschichte des Milit�rwesens in W�rtemberg. Stuttgart. 1842. pp. 66–87.)

So viel sich auch die Landst�nde beklagten, sie fanden kein Geh�r. Im Jahre 1764 beliefen sich ihre Milit�rbeschwerden auf mehr denn f�nfzig, darunter die Klage �ber die ohne Wissen der Landschaft geschlossenen B�ndnisse und Subsidienvertr�ge, �ber die gewaltsamen Aushebungen, �ber die den jungen Leuten abgedrungenen Loskaufgelder von 50–100 fl., �ber das Verfahren gegen diejenigen, welche ihre Kapitulationszeit vollendet hatten und nun durch Fuchteln, Stockschl�ge, Einkerkerung und andere harte Strafen zu l�ngerm Dienste oder zu Arbeiten beim herzoglichen Bauwesen gezwungen wurden, wo sie oft lange Zeit weder Sold noch Lohn erhielten und daher in zerrissenen Monturen, ohne Schuhe und Str�mpfe auf dem Bettel umherziehen mu�ten. Die St�nde klagten ferner �ber die zu strengen Strafen gegen Deserteure, �ber die Wegf�hrung der mit Gewalt weggenommenen Unterthanen in's Ausland, �ber die harte Bestrafung der verheiratheten B�rger, welche bei der angeordneten Landesdefension nicht erschienen, und der Eltern und Verwandten der Rekruten, wenn sie diese verb�rgen, �ber das auf Befreiung vom Milit�rdienst gesetzte hohe L�sungsgeld, welches im Ganzen gegen 500,000 fl. betrage und welches selbst solche zahlen m��ten, welche ihre Kapitulationszeit schon �berstanden h�tten, �ber die Fortdauer der Einquartierung, ungeachtet der ansehnlichen Beitr�ge des Landes zum Kasernenbau, �ber die durch den h�ufigen Garnisonswechsel verursachten Unkosten, �ber die h�chst beschwerlichen „Deserteurs-Attrapirungsanstalten“, �ber die Bedrohung und Bestrafung der Gemeindevorsteher, welche beschuldigt w�rden, da� sie Ausrei�er h�tten durchkommen lassen, �ber die Erleichterung der Soldaten- und die Erschwerung der b�rgerlichen Ehen, �ber den Schaden, welchen Gewerbe und Landwirthschaft durch die gewaltsame Wegnahme der Handwerksburschen und Dienstknechte erlitten, �ber die erzwungene Uebernahme der ausgemusterten Wagen- und Artilleriepferde, wodurch den Aemtern ein Schaden von 200,000 fl. erw�chse, �ber die vielen Leistungen von Vorspann bei „Campements“ und Garnisonswechseln, den Ruin der[S. 98] Felder und die Verhinderung der Leute an ihren Feldarbeiten, sowie endlich �ber den �bergro�en Generalstab, die zahlreichen Offiziere und die kostbaren Montirungen und Equipirungen.

Der Herzog, erbittert �ber den nur zu gerechten Tadel, schickte die Landst�nde nach Hause. Diese lie�en sich aber durch seine Drohungen nicht einsch�chtern, sondern reichten, durch die K�nige von D�nemark, England und Preu�en als Garanten der W�rtembergischen Verfassung unterst�tzt, am 30. Juli 1764 eine gerichtliche Klage gegen des Herzogs verfassungswidriges Betragen beim Reichshofrath ein, welcher am 15. Mai 1765 den Landst�nden Recht gab und Karl Eugen zur g�tlichen Beilegung des Streites aufforderte. Jetzt gab dieser nach. Das Resultat der Verhandlungen war der sog. Erbvergleich vom 2. M�rz 1770, welcher die Rechte des Herzogs und der Landschaft festsetzte. Von jetzt an h�rten die schreiendsten Mi�st�nde wenigstens eine Zeit lang auf; im Uebrigen ging bald Alles wieder seinen alten Schlendrian. Als 1782 die St�nde sich von Neuem dar�ber beschwerten, da� die Ursache der starken Auswanderung neben den Forst- und Jagdklagen in den Beschwernissen liege, welche der Unterthan durch das Milit�rwesen zu erdulden habe, nannte der Herzog ihre Bemerkungen eine ganz unanst�ndige Zensur.

Wie sehr �brigens die St�nde in ihren Streitigkeiten mit dem Herzog Recht hatten, beweist u.A. die von dem letztern 1765 und 1766 bewirkte Reduktion seines Offizierkorps, um dem Reichshofrath weniger schuldig gegen�ber treten zu k�nnen. So entlie� er im erstgenannten Jahre 3 Generalmajore, 3 Obersten, 1 Obristlieutenant, 5 Majore, 62 Hauptleute, 113 Lieutenants und 26 F�hndriche, w�hrend er 1766 noch 1 Feldzeugmeister, 1 Generallieutenant, 5 Generalmajore, 3 Obersten, 1 Major und 1 Rittmeister pensionirte. Die Offiziere selbst waren nichts als rohe Landsknechte, denn sie wurden nicht so sehr nach der T�chtigkeit als nach den Vorz�gen der Geburt gew�hlt, am Willkommensten aber waren Ausl�nder. Hierdurch aber kam ein Geist des Uebermuths unter die Offiziere, durch welchen s�mmtliche Klassen des B�rgerstandes schwer leiden mu�ten; denn diese wurden „recht ritterm��ig gehudelt“, selbst an Ober- und Staatsbeamten wurden Rippenst��e und Stockpr�gel ausgetheilt, „das Heiligthum der Landesrechte und Freiheiten aber mit F��en getreten.“ Nur eine einzige, dem Ende der uns besch�ftigenden Periode angeh�rige und in Schl�zer's Staats-Anzeigen erz�hlte Anekdote m�ge hier als[S. 99] charakteristisch f�r den Geist des w�rtembergischen Kriegsheers einen Platz finden. Am 24. Mai 1783 lie� ein Lieutenant von B�hnen in Stuttgart einen an der Hauptwache vorbeigehenden Kammerrath, weil er den Hut nicht vor ihm abgezogen, in die Wachtstube schleppen und ihm f�nfundzwanzig Stockschl�ge aufz�hlen. Der Gepr�gelte erhielt einzelne Hiebe auf den Kopf und schwebte mehrere Tage in Lebensgefahr. Es sei der hochm�thigen Schreiberseele schon recht geschehen, meinte das Hofgesindel. Nat�rlich kam der adlige Lieutenant so gut wie straffrei davon.

Der Herzog wu�te zu gut aus eigener Erfahrung, da� man mit rebellischen Unterthanen so leicht und schnell nicht fertig wird und l�chelte ungl�ubig ob der Naivet�t Suffolk's, als dieser die Revolution in einem Feldzug niederwerfen zu k�nnen erkl�rt hatte. Karl Eugen wartete deshalb auch seine Zeit ab. Kaum h�rte er von den Siegen der Engl�nder auf Long Island, als er dem K�nig zur gl�cklichen Niederwerfung der Rebellion Gl�ck w�nschte und zugleich seine Truppen f�r den n�chsten Feldzug anbot. Dieser Brief wurde von Wilhelm R�mer, dem w�rtembergischen Agenten in London, am 9. Dezember 1776 �berreicht. Bald darauf kam der Herzog selbst. Es scheint aber nicht, da� sein pers�nliches Erscheinen einen g�nstigen Eindruck auf Suffolk gemacht habe, wenigstens f�rderte es die Verhandlung nicht. Am 19. Januar 1777 bot R�mer in aller F�rmlichkeit 3000 W�rtemberger an, die gegen Mitte M�rz in Heilbronn eintreffen und sich dort einschiffen sollten. „Ich erlaube mir — schrieb R�mer — am Schlusse zu versichern, da� der Herzog bei seiner hohen pers�nlichen Ehrerbietung vor Seiner Majest�t Alles aufbieten wird, sich bei dieser Gelegenheit durch sorgf�ltig ausgew�hlte Mannschaften und gute Ausr�stung der Offiziere und Soldaten auszuzeichnen, und da� er den K�nig, Ew. Lordschaft und den Oberbefehlshaber in Amerika zu befriedigen suchen wird.“

Als Suffolk am 14. Januar 1777 Faucitt seine Instruktionen f�r Anspach gab, f�gte er einen gleichlautenden Auftrag f�r W�rtemberg bei. „Der K�nig — sagte er — will die 3000 Mann, welche der Herzog ihm angeboten hat, annehmen. Die zu liefernden Truppen sollen aus 100 Mann per Kompagnie, mit je vier Offizieren und eben so viel Sergeanten, ein Sechstel des Ganzen aber aus J�gern bestehen, falls Sie so viel gute und erfahrene J�ger haben k�nnen. Je j�nger die Offiziere, desto besser! Jedes Bataillon mu� seine Gesch�tze mitnehmen[S. 100] und das ganze Korps am 10. M�rz zur Einschiffung fertig sein.“ „Die Mittheilung mag Ihnen von Nutzen sein — f�gte Suffolk in einem vertraulichen Schreiben hinzu — da� der Herzog von W�rtemberg und der Markgraf von Anspach besonders warm w�nschen, ihre Truppen Seiner Majest�t zu vermiethen, und da� die desfallsigen Vorschl�ge nicht von uns ausgegangen, sondern von ihnen gemacht sind. R�mer, des Herzogs hiesiger vertrauter Agent, hat mir zudem versprochen, da� die zu liefernden 3000 Mann m�glichst auf den englischen Fu� gestellt und mit so wenig �berfl�ssigem Zubeh�r versehen sein sollen, als nur m�glich ist. Hoffentlich denkt der Herzog nicht daran, einem Offizier von h�herm Rang als General-Major den Befehl �ber seine Truppen zu �bertragen.“

Als Suffolk das Anerbieten des Herzogs annahm, war er von der falschen Voraussetzung ausgegangen, da� dessen stehendes Heer doppelt so gro� als das versprochene Kontingent sei, in welchem Irrthum er durch einen im englischen Kriegsministerium befindlichen Bericht des Hauptmanns Pleydell best�rkt wurde. Dieser Offizier hatte n�mlich Stuttgart zu Anfang September 1775 besucht und war offenbar durch die gl�nzende Au�enseite der w�rtembergischen Residenz, durch den Herzog und seine Minister geblendet worden; er hatte die auf dem Friedensfu� stehende Armee des Herzogs auf 5500 Mann gesch�tzt und sich �u�erst anerkennend �ber die guten Eigenschaften der Truppen, die sch�nen Kasernen, die pr�chtigen Uniformen und die guten Pferde ausgesprochen.

Anders lautete die Lesart, die jetzt Faucitt bei genauerer Besichtigung gab.

„Ich wurde — schreibt er am 7. Februar 1777 von Stuttgart — dem Herzoge am Tage meiner Ankunft von Anspach (3. oder 4. Februar) vorgestellt. Er versprach mir sofort, dem K�nige die 3000 Mann zur festgesetzten Zeit zu liefern; die Minister versicherten aber, da� dieses Versprechen sich unm�glich erf�llen lasse. Ich bedaure, da� meine Verhandlungen an diesem Hofe voraussichtlich zu Nichts f�hren werden. Der Herzog ist nicht im Stande, ein Drittel der in Aussicht gestellten Truppen zu liefern. Sein Kredit und seine Finanzen sind bei einer so niedrigen Ebbe angekommen, da� er, selbst wenn er die Truppen auszuheben vermag, unm�glich gute Waffen und Uniformen anschaffen kann, um sie f�r's Feld auszur�sten. Seit ich in Deutschland bin, habe ich schon viel von des Herzogs ruinirten Verh�ltnissen geh�rt; ich finde jetzt die weitgehendsten[S. 101] Schilderungen best�tigt, namentlich aber sind seine Mittel so ersch�pft, da� er gar nicht an die Ausr�stung eines Korps f�r Amerika denken kann. Seine ganze Armee besteht aus 1690 Mann (Offiziere und Unteroffiziere nicht mit eingeschlossen). Die Kavallerie betr�gt 410 Mann; die Infanterie 1060 und die Artillerie 220 Mann. Ein Infanterie-Regiment hat im Durchschnitt 240 Mann und ein Kavallerie-Regiment 120 Mann! Ein gro�er Theil der Soldaten ist beurlaubt. Was bei den Fahnen steht, ist der steif, alt und dekrepit gewordene Ueberrest aus dem letzten Kriege. Um die Desertion zu verhindern, giebt man den Soldaten, deren Zeit l�ngst abgelaufen ist, ihre f�llig gewordene L�hnung nicht. Ihre Waffen stammen aus dem letzten Kriege, sie sind von allen Kalibern, dabei abgenutzt und werthlos. Ihre Feld-Ausr�stung und Zelte sind von noch schlechterer Beschaffenheit. Die Offizierszelte sind in St�cke geschnitten und in verschiedene Formen gebracht, um bei den l�ndlichen Festen des Herzogs zu dienen. Ohne neue Zelte k�nnen sie gar nicht marschiren. Dieser entmuthigende Zustand der w�rtembergischen Armee erschreckte mich derartig, da� ich mir des Herzogs Gest�ndni�, er k�nne nicht alle 3000 Mann in der vorgeschriebenen Zeit liefern, zu Nutze machte und erkl�rte, ich m�sse auf der ganzen Zahl bestehen, jedenfalls Ihnen aber erst Bericht erstatten. Der Herzog ernannte zwei seiner Minister und einen Major zur Unterhandlung mit mir, welche keinen der bisherigen Vertr�ge kannten. Ich entwarf einen nach dem Muster des braunschweigischen, da dieser der m��igste von allen ist. Die Subsidien beschr�nkte ich auf sechs Monate, statt zwei Jahre wie in Braunschweig einzur�umen. Ebenso bewilligte ich vor dem Abmarsch nur sieben Tage L�hnung statt zwei Monate. Ich war nat�rlich bereit, bessere Bedingungen zu gestatten, falls es verlangt w�rde. Die Herren machten aber nicht die geringsten Einwendungen.“

„Ich kann mich noch immer nicht — f�hrt Faucitt von Kassel aus am 17. Februar 1777 fort — �ber den Aerger der Entt�uschung in Stuttgart beruhigen. Ich f�rchte, da� dieser bedeutende Ausfall an Truppen ernstliche Unannehmlichkeiten nach sich ziehen wird. Ich bin mir aber bewu�t, recht gehandelt zu haben. Alle Man�ver schlugen bei mir fehl. Weder die schmeichelhaften H�flichkeiten, noch die ausgesuchteste Artigkeit und Aufmerksamkeit haben mich verlockt. Ich habe auch nicht f�r einen Bruchtheil der Truppen abgeschlossen, da diese, ganz abgesehen von ihrer schlechten Equipirung und Bewaffnung, doch f�r den aktiven Dienst[S. 102] nicht getaugt haben w�rden. Der Herzog hat sich seit einigen Jahren so sehr weibischen Vergn�gungen hingegeben, da� er das Milit�rwesen ganz vernachl�ssigt und in Verfall gebracht hat. Was ich in seinem Arsenal in Ludwigsburg sah, hat mich in meinen ersten ung�nstigen Eindr�cken nur best�rkt. Ich fand daselbst nur einen sch�nen Artillerie-Train, den wir aber nicht brauchen k�nnen; die dort befindlichen Gewehre verschiedensten Kalibers sind alt, ihre Schl�sser zerbrochen oder au�er Ordnung; die wenigen Zelte sind alte sch�bige Ueberreste aus dem letzten Kriege. Ich zog mich deshalb so gut ich konnte aus der Schlinge, sprach von gegenseitigem Mi�verst�ndni� �ber Zahl und Lieferungszeit der Truppen und reiste ab.“

Suffolk gab Faucitt unbedingt Recht und meinte nur, ob man nicht Malsburg einen Wink geben und die brauchbaren w�rtembergischen J�ger nicht zur Vervollst�ndigung der hanauischen J�ger-Abtheilung benutzen k�nne. Malsburg verstand den Wink und fast ein Drittel der letzten drei hanauer J�ger-Kompagnien, die im April in Nimwegen ankamen, waren W�rtemberger.

Uebrigens regte Faucitt selbst im April 1777 von Kassel aus den Plan wieder an, wenigstens 1000 bis 1500 Mann vom Herzog von W�rtemberg zu miethen, der nach wie vor von Ehrerbietung gegen den K�nig von England �berstr�mte und es sich als besondere Gnade ausbat, da� seine Truppen einigen Antheil an der Niederwerfung der amerikanischen Rebellion nehmen d�rften. Suffolk meinte zwar, diese Dienstwilligkeit ziele mehr darauf hin, eine bedeutende Summe Geldes nach Stuttgart zu ziehen, als Sr. Majest�t Streitkr�fte bedeutend zu verst�rken, allein er bevollm�chtigte Faucitt, die Verhandlungen mit Karl Eugen wieder anzukn�pfen und ihm die den Hessen gew�hrten Bedingungen einzur�umen, wenn er bis zum Fr�hjahr zwischen 1500 und 4000 Mann erhalten k�nne. Indessen hatte der englische Minister immer noch Mi�trauen in die T�chtigkeit der w�rtembergischen Truppen und brach im Dezember die schwebenden Unterhandlungen ganz ab, als — wie wir sp�ter sehen werden — in Folge der vom K�nig von Preu�en gegen die deutschen H�lfskontingente ergriffenen Ma�regeln ihre Verschiffung den Rhein hinunter vorl�ufig unm�glich wurde.

Uebrigens verschm�hte es Suffolk zu gleicher Zeit nicht, mit hergelaufenen Abenteurern, alten Werbe-Offizieren und prahlenden Landsknechten direkt[S. 103] zu verhandeln, wofern sich ihm nur eine Aussicht bot, ein paar tausend Mann mehr f�r den Dienst in Amerika zu gewinnen. So lie� er sich u.A. Monate lang in einen ausf�hrlichen Briefwechsel mit einem schw�bischen Baron Eichbegg ein. Dieser Mann bot seine Dienste in London selbst an und fand dort, wo man seinen Aufschneidereien und abenteuerlichen Pl�nen anfangs ein gl�ubiges Ohr schenkte, eine �u�erst freundliche Aufnahme. „Da ich glaube, — schrieb er in einem barbarischen Franz�sisch am 12. Juni 1777 an Suffolk — da� der Hof von Wien und das ganze Reich neue, f�r Amerika bestimmte Truppen-Aushebungen in Deutschland mit keinem g�nstigen Auge ansehen wird, so erlaube ich mir, Mylord, Ihnen einen Vorschlag zu machen, �ber den kein Mensch L�rm schlagen kann. Mein Geheimni� besteht darin, da� ich eine Rekruten-Niederlage auf der Insel Minorka bilde, dort eine betr�chtliche Anzahl Deutscher sammle und von da aus stets die deutschen in Amerika dienenden Regimenter vervollst�ndige. Ein geborner Schwabe, habe ich die beiden letzten Kriege in Deutschland mitgemacht und kenne nicht allein besser als jeder Andere das Land, sondern auch die Mittel und Wege, auf denen man, ohne Skandal zu machen, alle m�glichen Rekruten zu zwanzig Pfund pro St�ck nach Genua und von da nach Minorka schafft. Ich w�rde nat�rlich meinen Wohnsitz in Minorka aufschlagen.“

Suffolk fand diesen Plan denn doch etwas zu weit aussehend; aber der erfinderische Herr von Eichbegg machte ihm bereits am 8. August 1777 einen neuen verbesserten Vorschlag. Er hatte diesmal nichts Geringeres vor, als Slowaken und Kroaten nach Amerika zu schaffen und aus diesem Gesindel zugleich nach beendigtem Kriege eine den Amerikanern furchtbare Niederlassung zu bilden. „Meine alten Waffengef�hrten — schreibt Eichbegg unter jenem Datum — wollen Niemandem anders dienen, als England; ich erneuere deshalb meine Bitte um Pr�fung meines sehr beachtenswerthen Vorschlages. Ich wei� nicht, was f�r Gr�nde Sie bestimmen, denselben abzulehnen. Meine Leute sind tapfere Slowaken, die ich im Kriege gegen T�rken und Russen kommandirt habe; sie folgen mir, wohin ich gehe, bis an's Ende der Welt; zugleich sind sie gute Matrosen. Es w�re aber wichtig, nicht allein Soldaten und Matrosen nach Amerika zu schaffen, die sich w�hrend des dortigen Krieges n�tzlich machen k�nnten, sondern zugleich von der h�chsten Bedeutung, sp�ter aus ihnen eine den Amerikanern furchtbare Kolonie zu bilden. Sie w�rden in ihnen eine[S. 104] nat�rliche Garnison gewinnen und die Transportkosten doppelt und dreifach wieder herausschlagen.“

Es schien aber selbst Suffolk vor dieser Bande bange zu werden; er lehnte deshalb den Antrag am 12. September 1777 definitiv ab und beharrte bei seiner Weigerung, als Eichbegg am 6. Januar 1778 sein Anerbieten von Hamburg aus erneuerte. So blieben denn die armen Rebellen vor der Gesellschaft der Halsabschneider, Rattenfallenh�ndler und Milit�rgr�nzer verschont.

Je l�nger aber der Krieg in Amerika dauerte, desto gr��er wurden die Verlegenheiten des englischen Ministeriums. Es hatte gar keine Wahl mehr, sondern mu�te seine Truppen nehmen, wo sie nur zu finden waren. Der fr�here Hochmuth Suffolk's machte deshalb auch seit der Gefangennahme der Hessen bei Trenton und namentlich seit der Uebergabe Burgoyne's bei Saratoga einer ebenso gro�en Verzagtheit Platz. Die Verwickelungen mit Frankreich und Spanien wurden namentlich seit dem zuletzt genannten, f�r die englischen Waffen so traurigen Ereignisse immer drohender, und t�glich trat ein Krieg mit den bourbonischen M�chten mehr in den Vordergrund. Waren die Amerikaner, als sie noch ohne fremde H�lfe k�mpften, nicht niedergeworfen, wie wollte man erst mit ihren europ�ischen Bundesgenossen fertig werden?

Au�er in Deutschland waren aber nirgend H�lfstruppen f�r England aufzutreiben, und auch in Deutschland wurde die Aufgabe immer schwieriger. Das an Soldaten so reiche Land hatte kaum zw�lf Jahre nach dem siebenj�hrigen Kriege sich wieder einen Abflu� von etwa 20,000 Menschen gefallen lassen m�ssen; einen gr��ern Aderla� konnte es kaum noch aushalten. Gleichwohl fiel Suffolk immer wieder auf Deutschland zur�ck, weil nirgend anderswo anzukommen war. Schon nach Fehlschlagen seines Versuches in W�rtemberg hatte er sich wieder an Sir Joseph Yorke, seinen Gesandten im Haag, gewandt, dem er von allen englischen Diplomaten die genaueste Kenntni� der deutschen Verh�ltnisse zutraute. „Ich habe Sie — schrieb er ihm am 4. M�rz 1777 — bereits am 1. September 1775 nach der M�glichkeit befragt, fremde Truppen f�r den amerikanischen Dienst zu erlangen. In Ihrer Antwort vom 5. September 1775 wiesen Sie mich auf den Landgrafen von Hessen-Kassel, den Herzog von W�rtemberg, den Herzog von Sachsen-Gotha, den F�rsten von Darmstadt und den Markgrafen von Baden als M�chte hin, welche[S. 105] uns unter Umst�nden und bei richtiger Behandlung eine ansehnliche Truppenzahl zu liefern im Stande sein d�rften. Seit jener Briefwechsel zwischen uns stattfand, hat Seine Majest�t mit dem Landgrafen von Hessen-Kassel, dem Herzog von Braunschweig, dem Erbprinzen von Hessen-Kassel, dem F�rsten von Waldeck und j�ngst mit dem Markgrafen von Anspach Vertr�ge abgeschlossen. Ich glaube kaum, da� wir alle n�thigen Mannschaften von diesen F�rsten erlangen k�nnen. Der Herzog von W�rtemberg hat Seiner Majest�t wiederholt seine Truppen angeboten. Es war auch unsre Absicht, einen Theil davon in Sold zu nehmen; indessen entdeckten wir bald die Unf�higkeit des Herzogs, uns irgend welche zu liefern, so da� wir den Plan zu unsrer gro�en Entt�uschung haben aufgeben m�ssen. An die �brigen in Ihrem Briefe genannten F�rsten, den Markgrafen von Baden, den F�rsten von Darmstadt und den Herzog von Sachsen-Gotha haben wir uns weder gewandt, noch sind uns ihrerseits Er�ffnungen gemacht worden. Der Zweck dieses vertraulichen Schreibens ist nur der, Ew. Exellenz zu bitten, da� Sie sich dar�ber vergewissern wollen, welche Streitmacht diese F�rsten im Nothfalle zu stellen im Stande sind. Nat�rlich d�rfen Sie den Verdacht nicht aufkommen lassen, da� wir uns m�glichen Falls an sie wenden werden. Der Ausfall der 4000 Mann die wir von W�rtemberg zu beziehen hofften, verringert in der That unsere Verst�rkungen f�r den n�chsten Feldzug erheblich. Es ist nat�rlich unm�glich, diesen Ausfall vor dessen Er�ffnung wieder auszugleichen allein vielleicht liegt es in unsrer Macht, Sir William Howe zur Wiederer�ffnung der Feindseligkeiten nach den hei�en Augusttagen eine ansehnliche Truppenzahl zu senden, falls er deren �berhaupt noch bed�rfen sollte. Beschr�nken Sie sich in Ihren Nachforschungen ja nicht auf die genannten F�rsten, sondern dehnen Sie dieselben �berall hin aus, wo Sie eine Verst�rkung erwarten zu k�nnen glauben. Es ist von der gr��ten Wichtigkeit, schon im Voraus zu wissen, wo fernere milit�rische H�lfe zu finden ist, sei es f�r Amerika oder f�r irgend einen Punkt in Europa.“

„Ich bedaure unendlich — antwortet Yorke umgehend am 7. M�rz 1777 — da� der Herzog von W�rtemberg sein Anerbieten nicht ausf�hren konnte, und bin doppelt �berrascht, da die schweizer Offiziere im holl�ndischen Dienste, welche von hier aus ihre Heimath besuchten, eine ganz andere Sprache f�hrten und mir oft Gl�ck w�nschten, da� wir in den W�rtembergern die besten deutschen Truppen in unsere Dienste nehmen[S. 106] w�rden. Ich werde es mir nat�rlich zur Aufgabe machen, Ew. Lordschaft Befehlen nachzukommen. Der Herzog von Sachsen-Gotha k�nnte uns, glaube ich, leicht Truppen liefern. Der Landgraf von Darmstadt ist, wie ich seit meinem damaligen Briefe gefunden habe, zu verliebt in seine Soldaten, als da� er sie au�er Sicht lie�e; vielleicht d�rfte er sich aber doch in Versuchung f�hren lassen.“ Das geschah nun nicht. Das Paradespiel ward dem gro�en Trommler eine St�tze seiner Tugend.

Aus verschiedenen Ursachen schlugen auch alle sp�teren Versuche Suffolk's fehl, mehr Truppen zu erlangen. Meistens ergab sich bei n�herer Pr�fung der Verh�ltnisse, da� entweder die angebotene Zahl nicht vorhanden war oder da� sonst ein Hinderni� im Wege stand. So schien sich schon im Fr�hjahr 1777 eine Aussicht auf Gewinnung von zwei Hildburghauser Bataillonen zu bieten. Unterm 9. April 1777 schrieb der englische Gesandte in Wien, Robert M. Keith, an Suffolk, da� der Feldmarschall Prinz von Sachsen-Hildburghausen ihm als Vormund seines Neffen, des regierenden F�rsten, f�r den n�chsten Feldzug zwei Bataillone unter den dem Landgrafen von Hessen bewilligten Bedingungen angeboten habe, und da� die Truppen in sechs Monaten marschfertig sein k�nnten. Der Marschall hielt sein Gesuch sehr geheim und lie� es nur durch die H�nde der englischen Gesandtschaft in Wien gehen. Ob er sich desselben sch�mte? So viel steht aber fest, da� er sein Anerbieten nicht ausf�hren konnte, denn Suffolk, der es so gern angenommen h�tte, kommt nie wieder darauf zur�ck. Dagegen wies der englische Minister im Dezember 1780 kurzer Hand das letzte ihm gemachte gr��ere Angebot ab. Gotha und Darmstadt hatten dem englischen Gesandten in Regensburg durch ihren dortigen Residenten, einen Herrn von Gemmingen, erkl�ren lassen, da� sie froh sein w�rden, wenn der K�nig von England 4000 Mann f�r den amerikanischen Dienst von ihnen nehmen wollte. Es stellte sich sp�ter heraus, da� der Suffolk'sche Agent entweder zu viel geh�rt oder das Geh�rte nicht recht verstanden hatte.

Somit behielt es f�r die ganze Dauer des amerikanischen Krieges bei den sechs, in den Jahren 1776 und 1777 mit Braunschweig, Kassel, Hanau, Waldeck, Anspach und Zerbst abgeschlossenen Truppenlieferungs-Vertr�gen sein Bewenden. Die ersten vier sind bereits dargestellt worden; die beiden letzteren werden in den folgenden Kapiteln erz�hlt werden.


[S. 107]

Siebentes Kapitel.

Der Markgraf Karl Alexander von Anspach, zu welchem wir uns nunmehr wenden, hatte schon im Herbst 1775, kurz nach Ausbruch des Krieges der englischen Krone zwei Bataillone angeboten, indessen statt ihrer Annahme nur eine grobe abschl�gige Antwort auf seine im dem�thigsten Tone vorgebrachte Bitte erhalten k�nnen. Er war aber nicht der Mann, der sich so leicht abweisen lie�, denn er kannte die Annehmlichkeit fremder Subsidien aus fr�heren Kriegen zu gut, seine Vorg�nger waren zu oft Lieferanten des Reiches, Frankreichs und Englands gewesen, als da� ihr Nachfolger nicht auch jetzt seinen pers�nlichen Vortheil aus der Verlegenheit des englischen Kabinets angestrebt h�tte. Sein Ungl�ck war nur, da� die englischen Waffen im ersten Jahre des Krieges zu viel Gl�ck in Amerika hatten, da� also K�nig Georg III. ohne weitere Truppensendungen mit den Kolonien fertig zu werden hoffte. Daher auf der einen Seite der servile Eifer, das unterth�nige Betteln des Markgrafen, und auf der andern als nat�rliche Antwort darauf der brutal hochm�thige Ton der englischen Minister. Karl Alexander bedurfte aber gerade damals des Geldes mehr als je, wu�te er doch nicht, wie er sonst die ungeheuren Schulden, die sein L�ndchen fast erdr�ckten, anders los werden sollte, als durch die aus der Vermiethung seiner Truppen zu ziehenden H�lfsquellen.

Als gegen Ende des ersten Kriegsjahrs ein zweiter Feldzug unerl��lich schien, um den Aufstand vollends nieder zu werfen, hielt der Markgraf seine Zeit f�r gekommen. Sein Minister Reinhard Freiherr von Gemmingen mu�te am 9. November 1776 durch den in Privatgesch�ften in London weilenden markgr�flichen Kammerherrn von Seckendorff bei dem Ministerium anfragen, ob die beiden Anspachischen Bataillone jetzt nicht anzubringen seien. „Die Gr�nde, welche uns zu diesem Gesch�fte veranlassen, brauche ich Ihnen kaum einzeln anzuf�hren, erkundigen Sie sich unter der Hand, handeln Sie so geheim als m�glich, aber thun Sie Ihr M�glichstes“ — mit diesen Worten schlo� Gemmingen seine erste Aufforderung an Seckendorff. Auf Grund derselben begann eine Verhandlung, welche sich bei der k�hl ablehnenden Haltung des englischen Kabinets �ber zwei Monate lang hinzog.

Seckendorff wandte sich zuerst an Faucitt, erhielt von ihm aber die[S. 108] Antwort, da� man voraussichtlich in Amerika keine Truppen mehr brauche, zumal dort ein Erfolg den andern �berbiete, zudem kenne er die Absichten seiner Regierung nicht (obgleich er nach Kassel zu reisen im Begriffe stand, um dort eine Abtheilung J�ger zu engagiren). Lord North lie� Seckendorff k�rzer abfahren, indem er ihm stehenden Fu�es erkl�rte, der Anspachische Unterh�ndler irre sich in dem Ressort, er m�sse sich deshalb an Suffolk wenden. Dieser aber wies ihn ohne Weiteres ab, da er keine geh�rig beglaubigte Vollmacht vorzulegen verm�ge: erst wenn er diese beibringe, k�nne man ihm eine offizielle Antwort geben. Seckendorff bat also um die n�thigen Papiere, und unter obligaten Klagen �ber seine eigene Mittellosigkeit, so wie �ber das theure Londoner Pflaster, zugleich um einen Vorschu� von hundert Pfund, von welchen er sich zugleich ein Galakleid machen lassen wolle, um am Geburtstag der K�niginn der Kur (18. Januar) beizuwohnen und seinen Auftrag m�glichst zu f�rdern. Er zweifelte �brigens trotz seines guten Willens an seinem Erfolge, da in Amerika Alles zu gut gehe, und hielt es, ehe er formelle Antr�ge stellte, f�r kl�ger, erst bessere, d.h. f�r England schlechtere Nachrichten abzuwarten. „So viel ich weitl�ufig geh�rt habe — schlo� er einen seiner ersten Berichte an Gemmingen — so soll noch ein sehr alter Groll und eine noch unter voriger Regierung und des kaiserlichen Geheimen Raths v. Seckendorff's Ministerio gespielte Untreue schuld an der abschl�gigen Antwort im November 1775 gewesen seyn. Ew. Exzellenz, welche den Schl�ssel zu unseren secretis haben, kann diese Sache leicht beyf�llig werden.“

Gemmingen, der sich bei diesen Verhandlungen als ein billig denkender und verst�ndiger Herr, sowie als erfahrener und t�chtiger Gesch�ftsmann zeigt, dringt in jedem Briefe auf Beschleunigung des Gesch�fts. Er mu� Alles selbst schreiben, da er sich vor einem Vertrauensbruch seiner Untergebenen und dem unzeitigen Bekanntwerden der sehr leicht noch fehl schlagenden Unterhandlung f�rchtet. „Es erscheint mir immerhin sehr hart — sagte er u.A. — mit Truppen Handel zu treiben; allein der Markgraf ist um jeden Preis entschlossen, seine Angelegenheiten zu ordnen und alle seine, sowie seiner Vorg�nger Schulden zu zahlen. Das Gute, welches aus einem solchen Subsidienvertrage hervorgehen kann, w�rde also die Geh�ssigkeit dieses Gesch�ftes bedeutend �berwiegen. Wir k�nnen, wenn es verlangt werden sollte, au�er der Infanterie noch ein Korps[S. 109] ausgezeichneter J�ger stellen, welches jetzt schon aus 200 Mann, lauter gelernten Leuten, besteht. Der Markgraf hat sich an die verwittwete Herzoginn von Sachsen-Hildburghausen, Tante der K�niginn von England, gewandt, damit diese sein Anliegen beim K�nig bevorworte. Er hofft viel von dieser Vermittlung, mir scheint jedoch der Erfolg sehr fraglich. Erkundigen Sie sich unter der Hand nach den, Hessen bewilligten Bedingungen und �bermitteln Sie die eventuellen Vorschl�ge ad referendum.“

Der Markgraf schickte am 5. Dezember 1776 seine Instruktionen nebst Vollmacht an Seckendorff und beauftragte diesen, die beiden Anspacher Bataillone und ein J�gerkorps der englischen Regierung formell anzubieten. „Wenn es verlangt wird, sagte er am Schlu� seines Briefes, so k�nnen Sie hinzuf�gen, da� ich f�r die T�chtigkeit und Tapferkeit meiner Soldaten einstehe. Im Uebrigen versichern Sie den Minister oder denjenigen, welchen man mit der Verhandlung mit Ihnen beauftragen wird, da� ich mich sehr geschmeichelt f�hlen werde, wenn ich dem K�nig von einigem Nutzen sein und durch meinen Eifer in der Erf�llung der von mir einzugehenden Verbindlichkeiten das Unrecht wieder gut machen kann, welches der Minister meines verstorbenen Vaters in einem fr�her abgeschlossenen Subsidienvertrage begangen hat.“ (Bezieht sich offenbar auf die Subsidienvertr�ge im �sterreichischen Erbfolgekriege.) An Suffolk selbst schrieb der Markgraf am 13. Dezember 1776: „Nichts in der Welt kommt dem Eifer gleich, mit welchem ich Sr. Majest�t n�tzlich zu sein w�nsche, und nichts wird meiner Dankbarkeit gleich kommen, wenn Ew. Exzellenz dazu beitragen, mich in den Stand zu setzen, da� ich den Beweis f�r diesen meinen Eifer liefere.“

Im Besitz seiner Vollmachten giebt sich Seckendorff heute den �bertriebensten Erwartungen hin und glaubt, den sofortigen befriedigenden Abschlu� des ihm aufgetragenen Gesch�fts in sichere Aussicht stellen zu k�nnen, morgen wieder verliert er, von den englischen Ministern schn�de behandelt, das gestrige Vertrauen und l��t jede Hoffnung fahren. Ob aber hoffend oder verzagt, er hat die �bertriebenste Ansicht von seiner Bedeutung und Stellung in der diplomatischen Welt, er h�lt sich von allen Seiten f�r beobachtet und bemerkt. Als ein junger, wegen leichtsinniger Streiche aus Anspach durchgegangener Offizier, ein der Aristokratie des L�ndchens angeh�riger Lieutenant v. Forstner eines Tages Seckendorff in London besucht und ihm mittheilt, da� er in amerikanische[S. 110] Dienste zu treten im Begriff stehe, f�llt der neue Diplomat vor Schrecken fast in Ohnmacht. „Denken Sie sich mein Erstaunen — schreibt Seckendorff am 31. Dezember 1776 an Gemmingen — als der alten Frau v. Forstner Sohn pl�tzlich bei mir eintritt und mir erkl�rt, bei den Rebellen Dienste nehmen zu wollen. Ich habe ihm das auszureden gesucht und statt dessen Empfehlungsbriefe nach Bengalen angeboten, allein er sagt, daf�r habe er kein Geld. Er will nach Paris zu Franklin, von welchem er Alles erwartet. Da hier die eifrigsten Amerikaner taub f�r seine Bitten sind, soll ich ihm helfen. Der Mensch bereitet mir die entsetzlichsten Verlegenheiten. W�hrend ich in unserer Sache negoziiren soll, will er die Royalisten in Amerika bek�mpfen, f�r welche ich werbe. Ich zittere vor der Entdeckung!“ Forstner mu� seinen Mann gut gekannt haben, denn er beutete dessen Furcht, im Verkehr mit einem, den Republikanern geneigten unbekannten deutschen Offizier entdeckt zu werden, geh�rig zu seinem Vortheil aus und machte verschiedene Zwangsanleihen bei ihm. Seckendorff, um ihn los zu werden und wieder zu seinem Gelde zu kommen, vermittelte dann in der Folge auch Forstners Eintritt in eins der nach Amerika bestimmten Anspacher Bataillone, in dessen Reihen er in der Schlacht am Brandywine tapfer k�mpfend fiel.

Seckendorff's Berichte bis Mitte Januar 1777 sind in der wechselndsten Stimmung geschrieben. Seinen unbedingten Erfolg voraussehend, br�tet er die abenteuerlichsten Pl�ne aus, zu denen sich nicht einmal die in derartigen Dingen fruchtbare Phantasie des Landgrafen von Hessen verstiegen hatte. Da der Krieg m�glicher Weise mit dem ersten Feldzuge beendigt sein werde, so solle man durch den abzuschlie�enden Vertrag der Gefahr vorbeugen, da� die anspachischen Truppen, nachdem sie kaum engagirt worden, auch schon wieder verabschiedet w�rden. „Vielleicht w�re es auch gut, jeden Soldaten, der sich in Amerika niederl��t und dadurch seinen Souverain eines Unterthans beraubt, vorher schriftlich sich verpflichten zu lassen, da� er zu Gunsten des Fiskus auf einen Theil seines Verm�gens verzichtet und auch den K�nig von England zu bestimmen, da� er einen Theil des Verlustes tr�gt.“ (!!)

Mittler Weile hatte auch die verwittwete Herzoginn Louise von Sachsen-Hildburghausen von Heilbronn aus, wo sie wohnte, dem Wunsche des Markgrafen entsprechend, ihre F�rsprache bei der K�niginn von England[S. 111] eingelegt, indessen die Erfolglosigkeit ihrer Schritte gemeldet, da der K�nig alle ihm n�thigen Truppen in Amerika habe, diese also nicht zu vermehren gedenke.[4]

Zudem lauteten die Nachrichten f�r die markgr�flichen Pl�ne, wie Seckendorff, von der gr��ten Hoffnungsfreudigkeit wieder in die �u�erste Verzagtheit fallend, schreibt, t�glich trauriger, wenn auch gut f�r den K�nig und die Menschlichkeit, und zuletzt f�rchtete er bei den ewigen Siegen der englischen Waffen doch, da� man die Zahl der Truppen in Amerika nicht weiter vermehren w�rde. Endlich aber wurde er am 7. Januar 1777 zu einer neuen Audienz bei Suffolk zugelassen. Dieser versprach jetzt, dem K�nig �ber die Sache zu berichten, da man inzwischen im englischen Kabinet zu dem Entschlu� gekommen sei, die amerikanischen Streitkr�fte zu erg�nzen. Am 11. Januar also nahm Suffolk Seckendorff's Anerbieten an, nachdem dieser ihm erkl�rt hatte, da� die Anspacher marschfertig seien, und beauftragte den bereits in Kassel weilenden Faucitt mit dem sofortigen Abschlu� eines Vertrages.

„Da der Markgraf von Brandenburg-Anspach — so lautet seine vom 14. Januar 1777 datirte Instruktion — durch einen an mich gerichteten Brief dem K�nig ein kleines Korps f�r Amerika angeboten hat, das sofort marschbereit gemacht werden kann, so erhalten Sie Vollmacht, den betreffenden Vertrag mit ihm abzuschlie�en. Reisen Sie also unverz�glich nach Anspach und erledigen Sie dieses Gesch�ft so schnell als m�glich. Ich kann Ihnen, dem jetzt bereits eine Erfahrung von sechs Vertr�gen zur Seite steht, �berlassen, eine solche Konvention abzuschlie�en, wie sie der K�nig billigen wird. Suchen Sie also die m�glichst besten Bedingungen zu erlangen und gestatten Sie keine neuen. Als Sie 1775 die ersten Vertr�ge abschlossen, war eine Expedition nach Amerika den Deutschen noch ganz neu und galt, abgesehen von den Schrecken der Seereise, noch f�r schlimmer als sie in der That ist. Jetzt aber versteht man [S. 112] diesen Dienst besser. Wir brauchen uns also nicht l�nger �bervortheilen zu lassen; suchen Sie namentlich Geld zu ersparen. M�glichen Falls thut die Anspacher Verst�rkung bei der gegenw�rtigen Lage der Dinge (die Niederlagen bei Trenton und Princeton waren in England noch nicht bekannt geworden) gar keine Dienste mehr. Dies mu� Ihr Hauptgesichtspunkt bei der Bestimmung der Subsidien sein. Diese d�rfen nur vom Tage der Genehmigung des Vertrages an und w�hrend der aktiven Verwendung der Truppen, nicht aber auf eine Reihe von Jahren gew�hrt werden und h�chstens noch sechs Monate nach dem Kriege fortdauern. Die L�hnung mu� mit dem Monate aufh�ren, in welchem die Truppen zur�ckkehren. Das Korps selbst mu� am 10. M�rz zur Einschiffung bereit sein. Diese Winke m�gen Ihnen als Richtschnur dienen.“

Faucitt kam am 28. Januar 1777 in Anspach an. Der regierende Markgraf Karl Alexander, geboren 1737, hatte 1757 die Regierung von Anspach angetreten, 1769 Bayreuth geerbt und herrschte zu jener Zeit �ber ein Land von etwa 140 Quadratmeilen und etwa 400,000 Einwohnern. Im Jahre 1791 trat er Anspach-Bayreuth an die �ltere Linie der Hohenzollern, die K�nige von Preu�en, ab und starb 1806 im Ausland. Die fr�nkische Linie, welcher der Markgraf angeh�rte, hatte keinen einzigen der Vorz�ge der in Preu�en regierenden Vettern, dagegen desto mehr Fehler und Laster, vor Allem aber eine ma�lose Heftigkeit und den alten Hohenzollernschen J�hzorn. Die Regenten von Anspach und Bayreuth sind vom Scheitel bis zur Sohle die schlechtesten Exemplare der Landesv�ter des achtzehnten Jahrhunderts. Land und Volk sind nur zu ihrer Ausbeutung, zu ihrem Vergn�gen vorhanden; f�r sie giebt es kein Gesetz, keine Schranke, ihre ruchlose Willk�r steigert sich zum Mord und Todtschlag. Rohe Gewaltthat und despotische Laune vererben sich vom Vater auf den Sohn; der Sultanismus ist der ihnen Allen gemeinschaftliche Charakterzug. Man ger�th fast in Verlegenheit zu entscheiden, wer von ihnen der schlechteste und nichtsw�rdigste ist. W�hrend Friedrich Wilhelm I. und sein gro�er Sohn durch unerm�dliche Arbeit im Dienste des Staates und treue Pflichterf�llung Preu�en zu einer der leitenden europ�ischen M�chte erheben, ruiniren Friedrich Alexander und Friedrich Christian von Bayreuth, Karl Friedrich Wilhelm und Karl Alexander von Anspach ihre von der Natur so sehr gesegneten L�ndchen durch den sinnlosesten Luxus und eine fast wahnsinnige Verschwendung. Darin thaten[S. 113] es ihnen andere Zeitgenossen, die s�chsischen und w�rtembergischen, die pf�lzischen und bayrischen F�rsten ganz gleich, wenn auch nicht zuvor; bezeichnender aber ist f�r die Bayreuther und Anspacher Markgrafen der Werth und der Preis, welchen ein Menschenleben in ihren Augen hat. Der vorletzte Markgraf von Anspach, Karl Friedrich Wilhelm (1723–1757) scho� sich, seiner Maitresse zum Spa�, einen Schornsteinfeger vom Dach des Bruckberger Schlosses. Sie hatte den Wunsch ge�u�ert, den Menschen herunterpurzeln zu sehen. Der seine Gnade anflehenden Wittwe des frevelhaft Ermordeten gab der biedere F�rst f�nf Gulden. Wenn man die in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Anspach herrschenden Zust�nde t�rkische nennen wollte, so w�re das eine durchaus ungerechtfertigte Beleidigung der Muselm�nner; sie n�hern sich vielmehr der durch das Negerk�nigreich Dahomey repr�sentirten Kulturstufe: Serenissimus ist echt patriarchalisch Ankl�ger, Richter und Henker in einer Person!

Die weiteren Beweise daf�r finden sich in H�lle und F�lle in einer interessanten Schrift des bekannten Ritters K.H. von Lang �ber den vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Anspach. „Ein Jude, Namens Isaak Nathan — hei�t es dort u.A. — war 1740 von Wei�enborn in Franken nach Anspach gezogen und hatte sich hier durch Flei� und Gewandtheit ein bedeutendes Verm�gen erworben, man sagte an 200,000 fl. Er erhielt u.A. Darlehne aus der Anspachischen Landschaftskasse, wof�r er Juwelen verpf�ndete, die aber im Grunde nicht ihm selber, sondern einem j�dischen Hause Ischerlein in Amsterdam geh�rten, dem sie ein F�rther Jude Gumbert in Versatz gegeben. Der Markgraf verlieh ihm den Titel eines Residenten, der Reichthum und Einflu� dieses Juden erregte aber mancherlei Mi�gunst und verd�chtigende Angaben. Noch stand aber der Resident damals so fest in der Gnade, da� der F�rst den Landschreiber Wolf, welcher ihn denuncirt hatte, als Verl�umder in Ketten und Banden legen, und am Ende als einen unruhigen Kopf des Landes verweisen lie�; und als bald darauf der Resident seinen Sohn verheirathete, mu�te die j�dische Trauung im Schlo�hof selbst, unter den Gl�ckw�nschen der Markgr�fin, des ganzen umgebenden Hofstaates, und den stattlichsten Beschenkungen gefeiert werden; und doch, etliche Monate sp�ter, erfolgte der f�rchterlichste Sturz. Ein Jahr vorher, 1739, hatte der Resident seine der Landschaftskasse versetzten Juwelen zur�ckgenommen; zu gleicher Zeit erhielt aber der jetzt nach Gunzenhausen gezogene Jude Ischerlein vom[S. 114] Markgrafen den Auftrag, den f�r den K�nig von England bestimmten rothen Adlerorden mit Brillanten besetzen zu lassen, was er mit denen vom Residenten Isaak Nathan zur�ckgenommenen Juwelen alsbald bewerkstelligte und daf�r 40,000 fl. berechnete und empfing. Der Markgraf empfindlich dar�ber, da� er f�r solch ein kostbares Geschenk auch nicht einmal ein Wort des Dankes aus London zur�ck empfing, erfuhr endlich aus den Nachfragen seines Beauftragten daselbst, da� die angeblichen Brillanten lauter b�hmische Steine gewesen, und da� der K�nig, wenn auch den Markgrafen �ber ein solches Geschenk nicht besch�men, ihm doch auch daf�r nicht habe danken wollen. Es l��t sich denken, mit welcher Zorneswuth der Markgraf den in das tiefste Versteck sich gefl�chteten Rab Ischerlein hervorziehen lie�. Er wurde alsbald nach W�lzburg geschleppt, und nach kurzen Verh�ren und Umst�nden in einen gro�en Saal gebracht und dem Scharfrichter �bergeben, der ihn auf den n�chsten besten Stuhl festband und dann eben das Schwert �ber ihn schwingen wollte, als der Gefangene mit sammt dem angebundenen Stuhle sich aufraffte, und, um eine lange Tafel laufend, und um Gotteswillen nur um eine Minute Geh�r beim Markgrafen h�lfeschreiend, dem Todesstreich entrinnen wollte, der ihm aber doch vom Scharfrichter �ber die Tafel hin�ber beigebracht wurde. — Die vielfachen Verwickelungen des Residenten Isaak Nathan mit diesem Ischerlein, das Spiel mit den Juwelen, die bald in des Einen, bald in des Andern H�nde gegangen, andere Anklagen, die jetzt lauter und g�nstiger angeh�rt wurden, konnten jedoch nicht verfehlen, auch �ber ihn die Wolken des schwersten Verdachts zu sammeln. Er wurde aus seinem Haus in die Frohnfeste geschleppt, und �ber denselben Schlo�hof, worin man frohlockend die Hochzeit seines Sohnes gefeiert, brachte man nun alle vorgefundenen Sch�tze und Kostbarkeiten in die S�le des Schlosses zur�ck. Man beschuldigte ihn au�erdem, 25,000 fl. Chatullgelder, in den an den Markgrafen �ber seine besonderen Auftr�ge gestellten geheimen Rechnungen, unterschlagen und in seinem Nutzen verwendet zu haben. Vom weitern Schicksal desselben besagen unsere Nachrichten nichts. Auch sein Haus und Grundbesitz wurde eingezogen. — Vermuthlich haben sich seine Angeh�rigen von hier entfernt, und er selbst ist entweder im Gef�ngni� verkommen oder ebenfalls im Stillen des Landes verwiesen worden.

Allein nicht blos j�dische Opfer fielen zur selben Zeit, sondern sogar Gro�e des Hofes. Nicht nur ein Oberst Enzel zu W�lzburg wurde[S. 115] daselbst 1740 wegen gewisser Staatsverbrechen, sie sind nicht genannt, durch das Schwert hingerichtet, sondern auch kurz darauf ein Graf von Schaumburg. Es scheint, da� sich dieses auf unerlaubte Kommunikationen und Einverst�ndnisse in den damaligen �sterreichisch-preu�ischen Verh�ltnissen bezogen. Christoph Wilhelm von Rauber wurde beschuldigt, famose Gem�lde und Pasquille wider die landesf�rstliche Regierung und die Rathskollegien angeschlagen zu haben. Durch den Inquisitionsrath Joh. Chr. Schnitzlein wurde ihm auf der Feste W�lzburg, wo er verhaftet lag, in Gegenwart mehrerer Ober- und Unteroffiziere und Konstabler das Urtheil vom 30. Mai 1740 dahin verk�ndet: da� er sich selbst freiwillig (was au�erdem durch den Scharfrichter vollzogen werden soll) auf das Maul zu schlagen habe, seine Pasquille unter seinen Augen vom Scharfrichter zu verbrennen seien, er selbst aber hierauf mit dem Schwert hingerichtet werden solle; welches letztere jedoch der Markgraf aus Gnaden in eine ewige Gefangenschaft zu W�lzburg verwandelte. Sein schon 1722 unter Vorbehalt des lebensl�nglichen Nie�brauches der f�rstlichen Kammer verkauftes Rittergut Steinhart (bei Oettingen) wurde eingezogen, 1768 aber dem von Krailsheimischen Fideikommi� um 78,500 fl. wieder verkauft. Die Gattin des Ungl�cklichen, Friederika Helena, war selbst eine geborene von Krailsheim. Die Ordres zu all diesen blutigen Exekutionen ergingen immer an den geheimen Rath, Generalmajor und Festungs-Kommandanten August Friedrich von P�llnitz.

Der Reise-Oberstallmeister von Reitzenstein — f�hrt unser Gew�hrsmann S.90 fort — stand bei allem dem, und wo man ihn auch noch eines schm�hlichen Geizes und der Bestechlichkeit bez�chtigte, unter dem sichern Geleit der Volksgunst, darum, weil er �berall doch eine gewisse Achtung f�r das Menschenleben bezeugte, und da, wo der Markgraf in seiner Wuth auf einen Dritten losst�rmen wollte, ihn mit seiner eigenen Gefahr und gewaltsam zur�ckhielt. So, als ihm der Markgraf einmal in solcher Zornwuth die Pistolen abgefordert, um einen Sch�fer niederzuschie�en, der ihm und seinem scheuenden Pferde durch seine Heerde nicht schnell genug den Weg offen gelassen, verweigerte der Oberstallmeister kalt das abverlangte Gewehr mit dem kurzen Bescheid: „Es ist nicht geladen“. Als sie aber im Nachhauseritt unfern der Schlo�thore waren, lie� der Reise-Oberstallmeister rechts und links seine beiden Pistolen krachend los, da� der �berraschte und erschrockene F�rst kaum zu fragen vermochte: „Was[S. 116] ist's? Was ist's!“ Der Oberstallmeister aber versetzte: „Gn�digster Herr, ich meine nur, da� Sie heut Nacht viel s��er schlafen werden, nachdem Sie meine Pistolen jetzt erst haben krachen h�ren, statt eine Stunde fr�her.“

Den F�rsten — so schlie�t Lang S.92 und 93 dessen Charakteristik — w�rde seine gro�m�thige Freigebigkeit, seine P�nktlichkeit in Besuchung des �ffentlichen Gottesdienstes und die mehr als anst�ndige Unterhaltung der Kirchen und Pfarrh�user beim Volk h�chlich empfohlen haben, wenn nicht der Abscheu vor so manchen schrecklichen und blutigen Exekutionen ihm die Herzen entfremdet h�tte. Unter diesen f�hrt man besonders an: die milit�rischen Exekutionen in Triesdorf in den Jahren 1733 bis 1745, neun an der Zahl, einer arquebusirt, sechs gehangen, ein Ungar Stephan Nagy aus Ketschkemet, der des Markgrafen B�chsenspanner erschossen, wurde lebendig ger�dert, einer verbrannt. Im Jahre 1738, den 11. August, die Katharina Gallin, ein preu�isches Soldatenweib, an einem Lindenbaume, unweit des Falkenhauses, aufgeh�ngt, weil sie einen Gefreiten der Leib-Kompagnie, Namens Johann Heublin, zur Desertion verleitet, wobei sie, der Soldat und der preu�ische Werbe-Offizier bei Stein ertappt worden. Der preu�ische Werbe-Hauptmann mu�te die Exekution mit ansehen und wurde dann auf die Veste W�lzburg gebracht. Den Deserteur hat man wahrscheinlich zum Aufh�ngen allzu sch�n befunden. 1744 lie� der Markgraf an der anspachischen Kirchweih einen vom Wirth Heumann am obern Thor ob einer kleinen Mauserei ertappten Soldaten, dem Wirth zu einer argen Genugthuung, vor seinem Haus an einen aufgerichteten Galgen h�ngen. Im Jahre 1747, als Georg Kr�mer von Hausen bei W�lzburg mit der Dorothea Lindnerin aus Gunzenhausen, Dienstmagd des Marketenders in Triesdorf, desertirte, wurde dieselbe am 2. September ohne weiteres rechtliches Verfahren, auf blo�en Befehl des Markgrafen, zu Anspach aufgeh�ngt. Einem B�rger von Gunzenhausen, der vor dem Schlo�thor Wache hielt, forderte er, als er eben ausreiten wollte, zur Versuchung das Gewehr ab, und als dieser, in solchen Dingen wenig erfahren, es ihm gutwillig hinreichte, wurde er vom F�rsten als Memme, als Hundsfot behandelt, und zweien Husaren �bergeben, die ihn an den Pferdeschwanz binden und durch die Altm�hl hin- und wiederschwemmen mu�ten, worauf er bald hernach krank geworden und verstorben ist. Dem Fallmeister bei Gunzenhausen, durch elende Menschen angegeben, da� er die Hunde des Markgrafen, die er in Pflege hatte,[S. 117] vernachl�ssigte, ritt er alsbald vor das Haus, rief ihn an die Hausth�r und scho� ihn dann auf seiner eigenen Hausschwelle nieder. Nach etlichen Tagen, als der F�rst einen langen Zug von Menschen aus allen Orten her begegnete, und er ohne Antwort von den anderen H�flingen blieb, was denn das f�r ein Auflauf sei? ritt endlich auch hier der Reise-Oberstallmeister von Reitzenstein herbei und sagte: „Es wird der Mann begraben, den Euer Durchlaucht vor drei Tagen erschossen haben.“ Der Markgraf ward heftig ergriffen und befahl, man sollte ihm die Wittwe schicken, damit sie sich eine Gnade ausb�te.“

Nicht viel besser war es in Bayreuth. Der letzte Markgraf Friedrich Christian hatte als junger Prinz einen J�gerburschen erschossen, weil dieser ihm zu widersprechen wagte. Der jugendliche M�rder nahm sich dieses Verbrechen wenigstens zu Herzen und wurde dar�ber tiefsinnig. Als Markgraf (1763–1769) liebte er seine Unzufriedenheit durch Stockschl�ge an den Tag zu legen. Hoch und Niedrig, B�rgerliche und Adlige, Kammerherren und Offiziere waren vor diesen handgreiflichen Beweisen landesv�terlichen Unwillens nicht sicher. Als diese patriarchalische Liebhaberei des regierenden Herrn t�glich �rger und unertr�glicher wurde, beriefen „Ein hoher Adel“ und „Ein Hochl�bliches Offizier-Korps“ eine Versammlung nach Bayreuth, um zu berathen, wie sich der Adel und namentlich das Milit�r zu verhalten habe, der immer mehr �berhand nehmenden Neigung des Markgrafen gegen�ber, seine n�chsten Umgebungen mit Stockschl�gen zu traktiren, oder, wie ein Herr von Reitzenstein sagte, „wenn Serenissimus die Neigung beibehalten oder noch wohl weiter ausdehnen sollten, Allerh�chst dero Umgebungen mit denen Manifestationen Allerh�chst dero lebhaften f�rstlichen Temperaments in Kollision kommen zu lassen.“ Ein Hoher Adel und Ein Hochl�bliches Offizier-Korps fa�ten denn auch den tapfern Beschlu�, den Hofprediger zu ersuchen, er m�ge Hochf�rstliche Durchlaucht zur gr��ern Schonung des milit�rischen Ehrgef�hls ermahnen. Zugleich ward festgestellt, die vom Landesvater empfangenen Pr�gel „als die pers�nliche Ehre nicht touchirend“ zu betrachten und die von demselben gezahlten Schmerzensgelder in eine gemeinschaftliche Kasse flie�en zu lassen. (C. Gutzkow, Fritz Ellrodt II, 59.)

Markgraf Karl Alexander von Anspach-Bayreuth, der Erbe des ebengenannten Friedrich Christian, war nicht aus der Art seiner V�ter und Vettern geschlagen. Er hatte aber eine bessere Erziehung als diese[S. 118] genossen und zeigte auch, wenn es noth that, gr��ere pers�nliche Kraft und Entschiedenheit. Seine Mutter Friederike Louise, die erste Tochter Friedrich Wilhelm's I. und Schwester Friedrich des Gro�en, hatte darauf bestanden, da� ihr Sohn auf einer republikanischen Universit�t studire, damit er dort den Werth der b�rgerlichen Tugend desto besser erkennen und w�rdigen lerne. In Folge dessen ward der Prinz Studirens halber nach Utrecht geschickt, wo er �brigens den Absichten der verst�ndigen Frau durchaus nicht entsprach. Einige Jahre darauf trat er eine gr��ere Reise nach Italien an; allein diese Reise erregte die Unzufriedenheit des Vaters im h�chsten Grade, „denn der Prinz vermochte bei seiner R�ckkehr nicht die Spuren jener k�rperlichen Leiden und Ersch�pfungen zu verbergen, die er sich durch unvorsichtige Gen�sse mancherlei Art mochte zugezogen haben.“ Ruhe und verst�ndiger Rath stellten ihn zwar m�glichst wieder her, aber desto hei�er ergo� sich der Zorn des f�rstlichen Vaters �ber das Haupt des ungl�cklichen Gesellschafters, des Hofrath Mayer, der beschuldigt wurde, den Prinzen, wo nicht gar verf�hrerisch selber mi�geleitet, doch nicht seiner Pflicht gem��, treu genug bewacht, gewarnt und zur�ckgehalten, oder seine h�heren Obern, auch den Markgrafen selbst, �ber die Lage der Dinge unterrichtet zu haben. Der Markgraf lie� ihn ergreifen und nach Sayn-Altenkirchen abf�hren, von da er durch ein Kommando hann�verscher Dragoner, dem Ansuchen des Markgrafen gem��, abgeholt und nach Zelle in's Zuchthaus gebracht wurde, wo er dann ohne fernere Spur verkommen. Eine andere Sage dagegen will, der Markgraf habe ihm den Garde-Offizier von Leubelfing nach Altenkirchen nachgeschickt mit dem Befehl, ihn daselbst hinrichten zu lassen. (Lang.)

Diese wenigen Z�ge zeigen, we� Geistes Kind Karl Alexander war. Da wir seines Gleichen schon in den hessischen und braunschweigischen F�rsten kennen gelernt haben, so k�nnen wir uns hier f�glich seine n�here Charakteristik ersparen. Bei diesen Menschen ist Alles Schablone, die abschreckende Einf�rmigkeit ihrer innern Leere und Hohlheit sowohl als ihre geistlose Uebereinstimmung in �u�erer Verschwendung und Prunksucht. Vom Gro�vater und Urgro�vater an haben sie alle dieselbe Schule der Entfremdung vom deutschen Wesen, der bedientenhaften Erniedrigung vor dem Auslande und der despotischen Gewalt gegen die eigenen Unterthanen durchlaufen. Der blo�e Gedanke an Pflichten, soweit sie dessen �berhaupt f�hig, scheint bei diesen Landesv�tern eine Gef�hrdung ihrer[S. 119] Souverainit�t in sich zu schlie�en. Die naiv-derbe, wenn auch oft rohe Eigenart der deutschen F�rsten des sechzehnten und theilweise des siebenzehnten Jahrhunderts ist durch den Versailler und Venetianer Firni�, durch den halb zivilisirten, halb zivilisirenden franz�sischen und italienischen Einflu� zur�ckgedr�ngt. Wo fr�her Luther's Hymnen erklangen, da singen jetzt italienische Kastraten ihre lateinischen Verse. Ueberall an den H�fen finden sich franz�sische Abenteurer und mit ihnen franz�sische Mode und franz�sische Unsitte. Jeder Zaunk�nig hat sein Monplaisir, Belvedere, Eremitage, Solitude oder Monbijou, seine gro�en Feste und Spiele, seine Tourniere und Karoussels, seine Maskeraden und Banketts, wof�r die armen Teufel von Unterthanen mit ihrem Gelde zahlen, wenn sie welches haben, und mit ihren Knochen und ihrem Blut, wenn sie sonst nichts haben. Nat�rlich huldigt Serenissimus unter den noblen Passionen vor Allem dem Spiel und der Jagd. Er verliert am Spieltisch ein ganzes Dorf oder setzt ein halbes Bataillon auf eine Karte gegen das sch�ne Bein einer T�nzerin. Der Markgraf von Anspach gewinnt 1783 von dem ihn besuchenden Herzog von Gloucester, dem Bruder des K�nigs von England, 180,000 fl. im Spiel. Der verlierende Gastfreund ist so edel, sich selbst als Pfand zu geben, vermehrt aber w�hrend seines verl�ngerten Besuches seine Schuld durch neue Anlehen um noch 270,000 fl., die aber der k�nigliche Bruder erst recht nicht zahlen will, so da� der Markgraf froh ist, als der Engl�nder nach Stra�burg abzieht. Das eminenteste von allen eminenten Privilegien ist aber s�mmtlichen Landesv�tern die Jagd. Wo sie beeintr�chtigt ward, da kennt ihre Grausamkeit keine Gr�nzen. Schon als Friedrich der Gro�e auf dem Throne sa�, wagte noch ein Herzog von Sachsen-Weimar zu verordnen, „da� alle Wilderer als offenbare Stra�enr�uber und M�rder angesehen und auf Betreten sofort aufgehengt, deren Weiber gebrandmarkt und in's Zuchthaus gesetzt werden sollten, da� ein F�rster und J�ger, der einen Wilddieb todtschie�t, 50 Thlr. verdient, w�hrend seine Wittwe, falls er selbst todtgeschossen wird, lebensl�nglich 200 Thlr. Pension erh�lt (eine f�r jene Zeit sehr hohe Summe!), da� aber ein J�ger, der den Wilddieben durch die Finger sieht, selbst aufgehenkt wird.“ Was uns vom Weimaraner urkundlich erhalten ist, das trieben auch seine Herren Br�der, sind sie doch alle nach demselben Muster gebildet. Darum bleibt es sich im Grunde auch gleich, ob der eine Landesvater eine franz�sische oder der andere eine englische Maitresse[S. 120] hat; ob der Anspacher mit einer in kararischem Marmor gehauenen B�ste Voltaire's auf seinem Arbeitstische prahlt, oder ob der Kasseler einen F�rstenkatechismus in Voltaire'schen Redensarten schreibt; ob der Bayreuther seinen Trost in S��milch's g�ttlicher Ordnung sucht oder ob ein geistlicher Herr, wie der F�rstbischof von W�rzburg, Goldmacherei treibt und einen Talisman am Leibe tr�gt, oder ob der Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar den Stein der Weisen gefunden zu haben glaubt und in einem eigenen Reskripte die Kunst des Goldmachens f�r ein Regal erkl�rt. Ebensowenig ist es charakteristisch, da� der Markgraf eine Armee von Kammerherren, Hofjunkern und Kammerjunkern h�lt und da� zur Bestreitung des Unterhalts dieser Tagediebe das Genuesische Lotto eingef�hrt wird, denn dieser ganze Unfug findet sich bei seinen s�mtlichen Kollegen wieder. Noch weniger befremdend ist es aber, da� die b�rgerlichen, an den anspacher Hof gezogenen Damen dort kein deutsches Wort fallen lassen d�rfen, weil Alles, was deutsch ist, die Lady Craven anekelt, und noch weniger auffallend ist es, da� die deutschen Frauen jener Zeit solche Beleidigungen als eine Auszeichnung ansahen. Bezeichnend ist nicht einmal die liebevolle F�rsorge, welche der anspachische Markgraf seinem Wildstande angedeihen lie�. Als sein Land 1791 preu�isch wurde, erlaubte der damalige Statthalter und sp�tere Staatskanzler Hardenberg den Bauern, das Wild auf ihren Feldern niederzuschie�en. Seither hatten sie Sommer und Winter die N�chte mit Schreien zubringen m�ssen, um ihre Felder vor dem in Massen herumstreifenden Hochwilde zu sch�tzen. Verschliefen sie eine Nacht, so war auch die Saat zertreten. Denn nur schrecken durften sie das Wild, und es war ihnen bei Zuchthausstrafe verboten, ein Gewehr oder einen Knittel, ja selbst einen Hund mit sich zu f�hren. Da� der Markgraf keinen Spa� verstand, wenn sein noch wertvolleres Wild, die Soldaten, sich ihm durch die Flucht entzogen, werden wir sehr bald zu sehen Gelegenheit haben.

Sobald Karl Alexander die Aussicht auf einen Vertrag gesichert erschien, traf er in aller Stille die Ma�regeln, um seine beiden Bataillone in guten Stand zu setzen. F�r Beschaffung neuer Uniformen und Ausr�stungsgegenst�nde wurde ein Darlehn aufgenommen und dessen R�ckzahlung aus der sp�ter von England zu zahlenden L�hnung festgesetzt. Namentlich aber ward alle Aufmerksamkeit auf das zu errichtende J�gerkorps verwandt und zu diesem Zwecke besonders Bayreuth heimgesucht,[S. 121] welches bei seinen herrlichen Gebirgswaldungen auch ein t�chtiges Forst- und Jagdpersonal aufzuweisen hatte. „Bessere J�ger, meinte Gemmingen, gebe es in der ganzen Welt nicht, denn sie h�tten sich alle ihrem Berufe aus Neigung gewidmet.“ Der Bayreuther Minister v. Seckendorff, ein Bruder des in London th�tig gewesenen Kammerherrn, fa�te das Gesch�ft denn doch etwas bedenklicher auf, als der die Erl�sung von seinen Schulden ersehnende Markgraf, besonders aber wollte er nicht in die Aushebung s�mmtlicher J�ger und J�gerburschen willigen.

„Das wegen der englischen Subsidien zu Stande gebrachte negotium — schreibt er am 31. Januar und 2. Februar 1777 an Gemmingen — wird in Kurzem im ganzen Lande eklatiren. Es wird an Vorstellungen der Landst�nde, ja des ganzen Bauernstandes nicht fehlen. Ich werde auch laut Serenissimi Befehl's auf Vorschlag solcher Mittel denken, die zur Beruhigung dienen k�nnen. Ich m�chte den Vertrag kennen, um daraus zu beurtheilen, ob die Unterthanen durch einen erklecklichen Steuer-Nachla� werden consolidirt werden k�nnen? Die hiesige (Bayreuther) B�rgerschaft wird am Meisten leiden, weil durch den Abgang der Truppen sich die Consumtion in der Stadt um wenigstens 60–70,000 fl. verringert, da es den B�rgern ohnehin an Nahrung fehlt.

„Mein Schwager v. Spiegel hat die Ordre erhalten, nicht nur alle hiesigen Feldj�ger, sondern auch alle und jede Forstbedientens�hne, von den Oberforsterss�hnen an bis zu den Gr�nzsch�tzen-S�hnen, keinen ausgenommen, nebst deren Lehrjungen nach Anspach zu schicken. Vermuthlich wird man nur die Absicht haben, eine Auswahl unter ihnen zu treffen, welche als zu Hause entbehrlich unter das in Subsidie tretende Korps gestellt werden und mitmarschiren k�nnten. Im Falle aber die Intention dahin ginge, alle und jede dieser J�gerpursche, Forstbedienten-S�hne und Lehrjungen in's Feld zu schicken, so bef�rchte ich, es werde dadurch das Jagd- und Forstwesen nebst den damit verkn�pften Rechnungen g�nzlich zum Nachtheil der Revenuen und derer herrschaftlicher Gerechtsame Nothleiden und darniederliegen.“

Diese in ihren verderblichen Folgen ausf�hrlich motivirten Einwendungen hatten denn doch das Resultat, da� der Markgraf sich in seinen Anspr�chen an das Land beschr�nkte und nur die H�lfte der anfangs beabsichtigten Zahl J�ger (100 statt 200) aushob. „Wegen der J�gerburschen k�nnen sie sich beruhigen, antwortete Gemmingen am 5. Februar[S. 122] beg�tigend — sie stehen unter dem Kommando des Hofj�germeisters von Schilling, der nur die unumg�nglich n�thigen aushebt und im Uebrigen die Bed�rfnisse unsers Forstwesens kennt.“

Die Verhandlungen mit Faucitt nahmen nur die beiden Tage des 30. und 31. Januar in Anspruch; der Vertrag selbst wurde am 1. Februar 1777 von den beiden Bevollm�chtigten unterzeichnet und vom Markgrafen am 13. Februar unter Ausdruck seiner h�chsten Zufriedenheit f�r Gemmingen genehmigt. Dieser erwies sich als der gewandtere und umsichtigere Unterh�ndler, ja er verstand es meisterhaft, Faucitt durch eine zur Schau getragene, wenig aufrichtige Biederkeit, anscheinend gro�e Einfachheit und Unterordnung, sowie kluges Nachgeben in Nebenpunkten zu �bert�lpeln. H�tte sich der englische Bevollm�chtigte die Finanznoth seines f�rstlichen Gesch�ftsfreundes mehr vergegenw�rtigt, und h�tte er vor Allem Suffolk's deutlichen, bei Gelegenheit der W�rtembergischen Instruktion gegebenen Wink (Seite 100) mehr beachtet, wonach der Markgraf sich anbot, nicht aber England das erste Gebot machte, so w�rde er die Anspachischen Truppen unter viel g�nstigeren Bedingungen erlangt haben. Zudem war er doppelt hochm�thig, weil er immer noch in der selbstgef�lligen Einbildung lebte, da� der Krieg in h�chstens einem Feldzuge beendigt sein werde, w�hrend Gemmingen auf eine l�ngere Dauer desselben rechnete. Die ein paar Wochen sp�ter in Europa eintreffenden Nachrichten von den Niederlagen bei Trenton und Princeton sollten dem letztern nur zu sehr zum Schaden Englands Recht geben. Wenn Gemmingen auch nicht durchsetzen konnte, da� die englische L�hnung einen Monat vor dem Abmarsch vorausbezahlt wurde und wenn er sich mit einer nur siebent�gigen Vorausbezahlung begn�gen mu�te, so erreichte er doch, da� dem Markgrafen dieselben Subsidien wie Hessen-Kassel bewilligt wurden, die allerdings erst mit der Unterzeichnung des Vertrages begannen und nur noch drei Monate (statt wie bei Kassel zwei Jahre) nach der R�ckkehr der Truppen fortdauerten. Faucitt nahm also zwei Regimenter Infanterie zu je 570 Mann, 101 J�ger und 44 Artilleristen, im Ganzen 1285 Mann, ausschlie�lich f�r den amerikanischen Dienst, deren L�hnung und sonstige Behandlung ganz derjenigen der englischen Truppen gleich gestellt wurde, bewilligte f�r jeden Soldaten drei�ig Kronen Werbegeld, dessen eine H�lfte sechs Wochen und dessen andere drei Monate nach Unterzeichnung des Vertrages zu berichtigen war, und zahlte au�erdem eine j�hrliche Subsidie von 45,000 Kronen.[S. 123] Im Uebrigen kam der Vertrag dem Braunschweigischen am N�chsten, ja er war noch g�nstiger als dieser, wenn der Krieg, wenn es der Fall war, l�nger als zwei Jahre dauerte.

Nach Gemmingen's Berechnung stellt sich das Verh�ltni� f�r Braunschweig und Anspach f�r ein Jahr, die Truppenzahl auf 1200 Mann gesch�tzt, wie folgt:

Braunschweig erhielt
Einfache Subsidien f�r ein Jahr 18,970 Rthlr.
Am Ende des Krieges
Doppelte Subsidien f�r zwei Jahre 75,880
————————
94,850 Rthlr. = 142,275 fl.
(den Thaler nach dem Konventionsfu�e zu 1 fl. 30 kr. gerechnet.)
Dagegen erhielt Anspach
Einfache Subsidien f�r ein Jahr 45,000 Thlr. Banko.
Am Ende des Krieges
Dreimonatliche Subsidien ... 11,250
————————
56,250 Thlr. Banko = 135,000 fl.

(den Bankothaler zu 2 fl. 24 kr. gerechnet) also 7275 fl. weniger als Braunschweig. Setzt man dagegen den Fall, da� die Subsidie zwei Jahre dauerte, so erhielt Braunschweig nur f�r ein Jahr 18,970 Thlr. mehr, also im Ganzen 113,820 Thlr. = 170,730 fl.; Anspach aber 101,250 Banko-Thlr. = 240,000 fl., also 72,270 fl. mehr als Braunschweig. Nun zog sich aber der Krieg, mithin auch die Subsidie noch volle sieben Jahre hin. Braunschweig erhielt somit 18,970 Rthlr. � 7 = 132,970 Rthlr. + 75,850 Rthlr. doppelte Subsidien = 208,670 Thlr. oder 313,005 fl.; Anspach aber 45,000 Thlr. Banko � 7 = 315,000 Thlr. Banko + 11,250 Bthlr. dreimonatliche Subsidie = 326,250 Banko-Thlr. oder 783,000 fl., mithin einen Mehrbetrag von ann�hernd einer halben Million Gulden.

Man sieht aus dieser Zusammenstellung, da� der „bon homme“ Gemmingen gar kein schlechter Rechenk�nstler war. Er selbst �u�erte sich am 2. Februar in einem Briefe an Seckendorff �ber seinen Triumph in durchaus nicht �berhebender Weise; sein Brief sieht vielmehr wie eine Rechtfertigung sich selbst und dem Adressaten gegen�ber aus. „Der eben abgeschlossene Vertrag, sagt er, ist viel g�nstiger als wir erwarten konnten, zumal wenn Sie bedenken, da� wir uns angeboten hatten und da� die[S. 124] k�niglichen Waffen bis jetzt so gro�e Erfolge in Amerika erk�mpft haben. Es ist ganz nat�rlich, da� diese Angelegenheit unter allen m�glichen, uns wenig g�nstigen Gesichtspunkten von denjenigen beurtheilt und verdammt werden wird, welche eine Staatsaffaire weder in ihrer Totalit�t noch in ihren bestimmenden Motiven aufzufassen verstehen. Sobald indessen diese Menschen das fremde Geld in unser armes Land flie�en, sobald sie uns dessen Schulden mit den bereitwillig einstr�menden Mitteln zahlen sehen werden, dann werden sie, und wird die ganze Welt entz�ckt sein und erkennen, da� das Milit�r, welches die Feinde des Staates (welches Staates?) bek�mpfen mu�, auch den allerschlimmsten Feind besiegt hat, unsere Schulden n�mlich. Selbst der niedrigste nach Amerika verschiffte, wohlbezahlte und mit dem Nothwendigsten versehene Soldat wird mit seinen Ersparnissen zur�ckkehren und stolz darauf sein, f�r sein Vaterland und f�r seinen eigenen Nutzen gearbeitet zu haben. (NB. zog der Markgraf f�r die Uniformen und Ausr�stung zwei Pence oder f�nf Kreuzer an der t�glichen L�hnung ab, so da� dem Soldaten nur sechs Pence oder f�nfzehn Kreuzer in dem theuern Amerika blieben!) Wenn man meinen Rathschl�gen folgt, so wird die Bayreuther Landschaft gewinnen, und die Bayreuther Kammer wird ebenfalls aus dem Vertrage gro�en Vortheil ziehen. In wenigen Jahren wird Ordnung in unseren Finanzen herrschen und der gr��te Theil unserer Schulden bezahlt sein. Ich hoffe, Sie werden die Reinheit meiner Motive billigen und mich nach besten Kr�ften unterst�tzen. Ich bin im Allgemeinen der abgesagte Feind eines derartigen Handels mit Menschen, allein es giebt besondere F�lle, in welchen das Uebel sich in eine verh�ltni�m��ige Wohlthat verwandelt, und ein solcher ist, wenn ich nicht irre, der unsrige. Selbst wenn der Krieg und die Subsidien nur ein Jahr dauern sollten, so w�rden der Markgraf oder vielmehr das Land 400,000 fl. gewinnen, w�hrend eine l�ngere Dauer der Subsidien unsern Gewinn betr�chtlich steigern wird.“

Faucitt dagegen schreibt am 10. Februar 1777 aus Hanau an Suffolk: „Am Tage nach meiner Ankunft wurde ich dem Markgrafen vorgestellt, bei welcher Gelegenheit die gew�hnlichen Redensarten gewechselt wurden. Der Markgraf bedankte sich dann ganz besonders daf�r, da� der K�nig so gn�dig und herablassend gewesen war, auf seinen Wunsch einen Theil der anspachischen Truppen in seine Dienste zu nehmen. Ich schlo� darauf sofort einen Vertrag mit dem Minister, Freiherrn von Gemmingen[S. 125] ab, der sich zu unserm Nachtheil die gedruckten Vertr�ge verschafft hatte und diese nat�rlich seiner Unterhandlung zu Grunde legte. Es waren in der That Waffen, die wir gegen uns selbst geschmiedet hatten, und die Gemmingen sehr gut zu gebrauchen wu�te. Die Hauptver�nderungen von den fr�heren Vertr�gen sind diese: Die L�hnung beginnt nur sieben Tage (statt einen und zwei Monate) vor dem Abmarsch der Truppen und h�rt mit dem Monat ihrer R�ckkehr auf. Die Subsidie, die ich vergebens herunterzudr�cken suchte, ist verh�ltni�m��ig so gro� als die an Hanau und Waldeck gezahlte, f�ngt aber, statt mit der Unterschrift, erst mit der Genehmigung des Vertrages an und endet drei Monate statt ein Jahr nach der R�ckkehr der Truppen. Die gew�hnlichen Ausgaben f�r deren Marsch, Wagen und Pferde &c. fallen, statt wie in den bisherigen Vertr�gen auf die Krone, jetzt auf den Markgrafen, der Alles bezahlen mu�, bis die Soldaten auf die Mainboote geschafft werden.

Ich war jeden Morgen auf der Parade, und fand die Truppen sehr sch�n, gro� und gut gebaut. Sie handhaben ihre Waffen, die �brigens sehr gut sind, vortrefflich, exerzieren so regelm��ig, da� kaum eine Uhr besser gehen kann, und marschiren und schwenken sehr gut. Ihre Uniformen, blaue R�cke mit rothen Aufschl�gen und gelber Weste, sind neu und rein. Wenn der Rest so gut ist, so k�nnen wir uns zu einem ausgezeichneten Handel Gl�ck w�nschen. Das andere Regiment steht noch in Bayreuth. Die Leute sollen nicht so gro�, aber sonst ebenso t�chtig sein. Einige �sterreichische Offiziere sagten mir, sie seien sogar besser. Beide Regimenter werden am 28. Februar marschfertig sein; sie haben nur zwei bis drei Tage nach Stefft am Main, wo sie nach Dortrecht eingeschifft werden sollen. Die Wasserreise dauert etwa f�nfzehn Tage.“

Das Bayreuther Regiment verlie� zur festgesetzten Stunde, am 28. Februar seine Garnison und marschirte �ber Streitberg, Muggendorf, Bayersdorf, F�rth und Heilsbronn nach Anspach, wo es am 4. M�rz eintraf. Vom ersten Nachtquartier Muggendorf an wurden „aus Vorsicht (um die Desertion zu verhindern) beide Orte, Muggendorf und Streitberg, mit Feldmiliz und Landj�gern entourirt und die ausgestellten Posten durch Husaren-Patrouillen visitirt.“ Auf dem Wege durch Bayersdorf fand sich der Bambergische Husaren-Rittmeister v. Gravenreuth ein, und meldete, da� er Ordre habe, nach den Befehlen des Kommandeurs seine Husaren dergestalten zu detachiren, da� alle Desertion in das Bambergische desto[S. 126] besser verhindert werde. Serenissimus kam dem Regiment bis Kloster Heilsbronn entgegen. Am 5. M�rz war in Anspach Rasttag und gro�e Tafel von achtzig Couverts bei Hofe. S�mmtliche Offiziers speisten mit den gn�digen Herrschaften und hatten die Gnade, vor der Tafel der Frau Markgr�finn Durchlaucht die Hand k�ssen zu d�rfen. Serenissimus zeigten jedem Offizier au�erordentlich viel Gnade.“ Am 7. M�rz marschirten das Anspacher und Bayreuther Regiment mit den J�gern von Anspach ab, erreichten am 8. Uffenheim und am 9. Ochsenfurt am Main. Statt in Stefft sollten sie hier in die Mainboote umgeschifft werden, als ein Aufstand unter ihnen ausbrach, der nur durch die Geistesgegenwart des in aller Eile herbeigekommenen Markgrafen unterdr�ckt werden konnte. „Am 9. d.M. entstand — hei�t es in einem Bericht des Hamburger Korrespondenten vom 18. M�rz 1777 — unter gewissen, auf der Reise nach England begriffenen deutschen Kriegsv�lkern ein Aufstand, welcher gef�hrliche Folgen h�tte nach sich ziehen k�nnen, wenn nicht noch in derselben Nacht der Landesherr selbst in aller Eile bei den Schiffen pers�nlich angekommen w�re, und durch seine hohe Gegenwart die V�lker in Gehorsam zu halten vermocht h�tte. Indessen war es dennoch zu solchen Th�tlichkeiten gekommen, da� ein Mann get�dtet und f�nf verwundet worden sind, drei�ig andere aber sich davon zu machen Gelegenheit gefunden haben. Die Herren Kriegskommissarien, welche ihres Lebens nicht sicher gewesen, mu�ten in einer benachbarten Stadt ihre Zuflucht suchen.“

Lassen wir noch einen Augenzeugen die Ereignisse dieses Tages erz�hlen:

„Wir marschirten durch Ochsenfurt, welches dem Bischof von W�rzburg geh�rt — schreibt Johann Conrad Doehla, Soldat im Bayreuthischen Regimente von Voit, in seinem Tagebuche — und wurden da am Abend des 9. M�rz das erste Mal eingeschifft und hielten da vor Anker �ber Nacht auf dem Main. Weil wir nun dieses Quartier noch nicht gewohnt waren und sehr wenig Platz war auf den Schiffen, indem wir sehr dichte zusammenlagen und der h�ufige Schiffsrauch uns sehr beschwerlich war, auch war es ziemlich kalt: Dieses alles gab daher Gelegenheit zum Raisoniren an die Hand und erstunde auch Tags darauf ein ganzer Aufstand und Rebellion nemlich. Zu Fr�h mit Tagesanbruch machte das Anspacher Regiment den Anfang dazu, indem da ein Schiff von ihnen nahe am Lande vor Anker lag, so legten sie ein lang Brett[S. 127] vom Schiff an's Land hinaus, und gingen alle aus diesem Schiff an's Land heraus, zogen hernach mehr Schiffe zu Lande; auch eines vom Bayreuther Regiment. Unsere Leute stimmten auch diesem Unternehmen bey und brachen mit Gewalt und ohne Erlaubni� der Herrn Offiziere aus den Schiffen; so da� in einer Stunde kein Soldat von den zwei Regimentern mehr in Schiffen anzutreffen war; alles war in der gr��ten Furie aufgebracht. Und obgleich die beiden Herrn Obristen und Commandanten, sammt allen Offizieren, sowohl gute als b�se Worte und alle Mittel hervorsuchten, um die Leute wieder zufrieden zu stellen, auch Brod, Fleisch und andere Victualien nebst Holz h�ufig aus der Stadt herbeischaffen lie�en, um damit die Leute kochen sollten, und wann die Leute gegessen und getrunken h�tten, wiederum zu Schiffe sich begeben, so half doch dieses alles im Geringsten nichts, sondern der viele Wein, den die Einwohner von Ochsenfurt h�ufig herbei brachten, machte, da� die Soldaten noch furi�ser wurden und auf keinen Offizier nichts mehr gaben, ein Jeder lie� sich verlauten, nicht mehr in's Schiff sich n�thigen zu lassen. Daher gegen Mittag hin die Leute sich stark gegen den �berliegenden Bergen zu wanderten und in ihrer Tollheit und Betrunkenheit den Reisaus nahmen. Es wurde daher das J�ger-Corps befehligt, sich gegen die Anh�hen auszupostieren und Schrecksch�sse auf die rebellierenden Ausreisser zu thun. Allein unsere Leute gaben auch Feuer auf die J�ger. Es wurden daher einigen Leuten von den un�erigen die Beine blessirt, die Rebellion gab daher Anla�, da� die Stadt gesperrt wurde und die Zugbr�cken aufgezogen wurden, weil sich die B�rger bei dergleichen Aufruhr nichts Guts versahen, es wurde fa�t auf zwei Stunden gegen einander gefeuert, und weil endlich die J�ger einige von uns blessirten, so gab es auch Anla� zu einer gro�en Antipathie zwischen uns und ihnen, so auch einige Jahre noch in Amerika fort dauerte. Endlich gegen Abend hin, als der Wein den Leuten etwas aus den K�pfen gekommen war, so wurden sie doch wieder etwas zufriedener, es wurde auch von dem Herrn Obrist v. Eyb als Chef vom Anspacher Regiment die Versicherung ertheilt, da� wir wieder Uffenheim gingen; dieses veranla�te, da� die Regimenter sich wieder in Ordnung stellten, und endlich auf vieles Zureden, von denn Herrn Offizieren in Zufriedenheit und Ruhe gebracht wurden. Es waren bei diesem Aufstande gegen 40 Mann von unsern Bayreuther Regimente echappiret. Daher wurde auch sogleich ein Expresser nach[S. 128] Anspach abgeschickt, um von diesen Vorgegangenen allen Ihro hochf�rstlichen Durchlaucht zu rapportiren. Dieser sobald er Nachricht bekam, machte sich sogleich mit einigen Begleitern zu Pferd in der Nacht auf den Weg und kam mit h�chster Best�rzung ganz schleunig. In aller Fr�he kam der Markgraf bei uns an, unsere zwei Regimenter wurden sogleich aufgestellt, und der Markgraf ging Mann f�r Mann durch und fragte einen jeden, was seine Einwendungen w�ren und versprach dabei alle Gnade und F�rstengunst alle denen, die mit nach Amerika in englischen Solde gehen w�rden, die so aber nicht wollten mit hinein, sollten heraustreten und dagegen aber ihres Verm�gens sammt ihren Vaterlande und aller f�rstlichen Gnade verlustigt sein. Hierauf sind wir beide Regimenter wieder eingeschiffet.“

Der Markgraf, f�r den ein so gewinnreiches Gesch�ft auf dem Spiele stand, stellte sich mit der gespannten B�chse in der Hand und in seine Wildschur geh�llt, selbst auf das Mainschiff, um jeden Erneuerungsversuch der Flucht zu verhindern, was ihm denn mit H�lfe w�rzburgischer Husaren auch gelang. Ja Serenissimus, bei dessen Erblickung der rechtschaffene Soldat Freudenthr�nen vergo� und seinen Marsch mit Ruhe antrat (wenn wir anders jenem Berichte des Hamburger Korrespondenten glauben d�rfen) beschlo� der gr��ern Sicherheit wegen, seine Truppen jetzt nicht mehr au�er Augen zu lassen, und sie den Main und Rhein hinunter bis zu ihrer Einschiffung in Holland zu begleiten. So schnell war er von Anspach weggeeilt, da� er seine Uhr auf dem Tische liegen gelassen und nicht einmal Kleider mitgenommen hatte, so da� er sich vom Erbprinzen von Hanau reine W�sche und Hemden borgen mu�te.

Diese Meuterei, so unbedeutend sie an sich auch war, verursachte eine gewaltige Aufregung unter den kleinen deutschen F�rsten und im englischen Ministerium. Beide Theile f�rchteten, da� dieser Geist der Unzufriedenheit und offenen Widersetzlichkeit leicht um sich greifen, also zuk�nftigen Aushebungen hindernd in den Weg treten k�nne. „Die Revolte der Anspacher — meldet der englische Gesandte Cressener am 17. M�rz an Suffolk — konnte nur durch die freundliche H�lfe der Truppen des F�rstbischofs von W�rzburg ged�mpft werden. Der Markgraf erz�hlte mir gestern beim Essen, wie sehr er diesem zu Dank verpflichtet sei. Die Anspacher sind lauter sch�ne Leute; wenn sie nur nicht so abgeneigt w�ren, nach Amerika zu gehen!“ „Bedanken Sie sich im Namen Ihres Hofes[S. 129] beim F�rstbischof von W�rzburg f�r seine uns bei der Niederwerfung des Aufstandes der Anspacher gew�hrte Unterst�tzung“, antwortete Suffolk.

„Die Meuterei in Ochsenfurt — schrieb Graf Wartensleben aus Mainz am 16. M�rz an Cressener — brach, so viel ich h�rte, aus, weil das Regiment Bayreuth sich nicht von den J�gern transportiren lassen wollte, weil die Schiffe zu eng waren und zu stark rauchten. Der Bischof von W�rzburg schickte ein Korps Husaren und ein Dragoner-Regiment. Das half.“

Faucitt meldete am 17. April, da� der Aufstand so schlimm nicht gewesen sei. Die Offiziere h�tten gleich drein hauen sollen, statt zu viel Nachsicht zu beweisen. Eine gute Disziplin werde die frechen Burschen schon m�rbe machen, man solle beide Regimenter in Amerika zu besonders schwerem Dienst verwenden. „Der Markgraf bekannte mir — fuhr er am 24. April fort — da� er bei jener Ochsenfurter Meuterei 18 bis 20 Mann durch Desertion verloren habe, eine keineswegs gro�e Zahl, wenn man die hier zu Lande �berwiegende Parteilichkeit f�r die Amerikaner und die Vortheile bedenkt, welche �sterreichische und andere Werbe-Offiziere aus diesem Stande der �ffentlichen Meinung f�r ihre eigenen Zwecke ziehen. Es ist mir kaum m�glich, Ew. Lordschaft einen nur ann�hernden Begriff von der hierorts herrschenden geh�ssigen Abneigung gegen England und von den Bem�hungen zu geben, welche von �belgesinnten Menschen angewandt werden, um die Soldaten von dem englischen Dienste abzuschrecken. Des Markgrafen kluges und beherztes Handeln und seine Begleitung der Truppen bis zum Hafen vereitelte jedoch die sch�ndlichen Absichten dieser Schurken. Leider werden wir aber aus Franken in diesem Jahre schwerlich neue Truppenlieferungen erhalten, umsoweniger als der Markgraf entschlossen ist, in Zukunft keine Rekruten mehr aus seinem eigenen Lande, sondern nur Fremde anzuwerben.“

Die Anspacher Soldaten f�gten sich �brigens fortan der auf's Strengste gegen sie gehandhabten Disziplin und machten weder auf der Reise, noch in Amerika einen weitern Aufstandsversuch, der beste Beweis daf�r, da� die Ochsenfurter Meuterei nur das Ergebni� einer augenblicklichen Aufwallung, wenn nicht einer trunkenen Stimmung war. Die Deutschen jener Zeit f�hlten eben in ihrer gro�en Mehrzahl nicht das an ihnen begangene Verbrechen. So ging denn auch dieses Ereigni� ziemlich unbemerkt vor�ber. Nur eine einzige Ausnahme findet sich in[S. 130] den Gemmingenschen Manual-Akten. Es ist ein pseudonymer Brief, den ein angeblicher Hans F�rstenfeind an „Ihro Durchlauchten, den Herrn Markgraf zu Brandenburg-Anspach &c. zu Anspach“ schrieb. Der Inhalt entsprach nicht der gesch�fts�blichen Anrede; er lautet w�rtlich:

„Durchlauchtiger Barbar, Gn�diger Menschen Verk�ufer!

So wie der Oxsen Treiber sorgsam ist, seine Heerde gl�cklich und ohne Zufall an den Markt zu bringen, so lassen Ew. Durchlaucht es sich auch angelegen seyn, die an England verkaufften Menschen wolbehalten zu �berliefern, um f�r die Ihnen davor versprochenen Lst. 39,588 in die Wolle zu kommen. Der Zug ist sch�n. Sie gehen vorauf als Eigener der zu Markte gebrachten Troupes. Hinten an folgen die J�ger wie Hunde. Sobald einer ausweicht, bellen und bei�en sie und geben Feuer.

Die nun mit Wiederwillen und ohne Gewehr hingef�hrten Menschen warten, bis ihnen die Gelegenheit wieder die Waffen in H�nden spielen, um sich an den J�gern zu r�chen. Anstatt gegen die Amerikaner zu fechten, werden sie sich unter sich selbst aufr�uben und den Engl�ndern mehr sch�dlich wie n�tzlich sein.

Gantz Europa siehet dieses als eine nat�rliche Folge ein. Nur Ew. Duchlauchten sind zu kurzsichtig. England wird Ihnen aber das R�tzel erkl�ren, Ihnen und Ihren Truppen zur�ckschicken und anstatt 39,000 Lst. zu geben, vor der gantzen Welt l�cherlich machen.

Der Vorfall zu Oxsenfurth freuet der ganzen Welt, besonders macht man den vier verabschiedeten Soldaten die gr�sseste Eloge. Man sagt, da� man diese zu Ew. Durchlaucht Schande ein ewiges Ehrendenkmahl aufrichten und Ihnen darinnen als Menschen Verk�uffer unter den Elendesten der Verbrecher setzen wird.

So wie man bereits in England und Frankreich von den Menschen Handel der Teutschen F�rsten Comoedien schreibt, so wird man auch bald davon Trag�die auff�hren. Es wird nicht lange nicht an Stoff dazu fehlen. Die Unterthanen werden zu klug, als nicht solche Tyrannen, die ihnen wie das Vieh verkauffen, abzusetzen und fortzujagen.

Ich habe �brigens die Ehre zu seyn Ew. Durchlaucht Barbaresk ergebenster Diener Hans F�rstenfeind.“

Dieser Brief, in sch�ner Frakturschrift geschrieben, traf am 20. April 1777 in Anspach ein. Gemmingen war au�er sich vor Aerger und Schrecken: Es lag ihm Alles an der Ermittelung des „frechen Pasquillanten“;[S. 131] er wollte an ihm wom�glich ein abschreckendes Exempel statuiren. Der Minister schickte also sofort das Kouvert an den kaiserlichen Postmeister Welz in N�rnberg, um zun�chst den Absendungsort zu ermitteln. Die Antwort dieses Beamten vom 29. April lautete dahin, da� der Brief von Stra�burg gekommen sei. Eine dahin gesandte Anfrage ergab kein weiteres Resultat, als da� nach der Ansicht des dortigen Postmeisters Mouilleraux der Brief seinem Stempel nach in Bordeaux aufgegeben sein m�sse. Die Schrift ist allerdings entschieden kaufm�nnisch; auch auf dem Pettschaft sieht man den gefl�gelten Stab des Merkur. Wahrscheinlich also hat ein deutscher Kaufmann in oder bei Bordeaux in obiger Weise seinem Patriotismus Luft gemacht. Gemmingen hielt es, nachdem er diese Auskunft empfangen, f�r besser, die Sache auf sich beruhen zu lassen, konnte er doch bei der den Amerikanern g�nstigen Stimmung Frankreichs von dessen Regierung keine Unterst�tzung seiner Rachepl�ne gegen „den frechen Pasquillanten erwarten!“

Achtes Kapitel.

Unmittelbar nach der Unterzeichnung des Vertrages mit Anspach war Faucitt nach Hanau geeilt, um mit dem Erbprinzen von Kassel und Grafen von Hanau wegen der ihm von diesem angebotenen J�ger abzuschlie�en. Seit die englischen Generale ihre unbedingte Vermehrung anempfohlen hatten, wurden auf einmal, wie wir bereits im vierten Kapitel gesehen, die deutschen F�rster und Jagdgeh�lfen ein �u�erst gesuchter Artikel. Der Erbprinz Wilhelm, obgleich er deren nur wenig an der Hand hatte und deswegen Anfangs nur 160 anbot, machte sich, um aus den g�nstigen Konjunkturen des Marktes Vortheil zu ziehen, doch anheischig, ihrer so viel als Suffolk verlangte zu liefern, zumal sein Vater, der Landgraf von Hessen-Kassel, schon im Vorsprung war.

„Wir hatten — schrieb Malsburg am 17. Januar 1777 an Faucitt — auf Ihren ablehnenden Brief hin den Plan, Ihnen f�r das Fr�hjahr J�ger zu liefern, schon ganz fallen lassen. Seine Ausf�hrung ist jetzt auch schwieriger als damals, wenn nicht ganz unm�glich, nicht allein durch[S. 132] den Zeitverlust, sondern auch durch Rekrutirungen, die der Landgraf seitdem in unsrer ganzen Nachbarschaft vorgenommen hat und auf welche wir ganz besonders gerechnet hatten. Nur der Eifer meines Herrn f�r die gute Sache und seine unwandelbare ehrfurchtsvolle Anh�nglichkeit an den K�nig ist im Stande, diese unvorhergesehene Schwierigkeit zu heben. Der Prinz wird jeden Nerv anstrengen, um das J�gerkorps m�glichst bald zusammen zu bringen. Voraussichtlich k�nnen wir aber vor Mai Niemanden liefern.“ — „Es ist eine Abgeschmacktheit, zu erwarten — antwortet Suffolk am 4. Februar 1777 — da� man die J�ger noch im Mai nimmt. Der K�nig will deshalb nur soviel als bis zur Einschiffung der Anspacher fertig sein k�nnen.“

Der hanauische Minister Malsburg that nach dem Zeugnisse Faucitt's nur so �ngstlich, um sich aus der Erf�llung des Vertrages in verh�ltni�m��ig k�rzerer Zeit ein besonderes Verdienst zu machen. Faucitt rieth, dem geldbed�rftigen Prinzen 2000 Pfd. auf Abschlag zu schicken, das werde helfen. Nat�rlich half es. Der Vertrag, durch welchen zugleich die Subsidie im Verh�ltni� zur Zahl der gelieferten J�ger vermehrt wurde, kam am 10. Februar 1777 f�r 412 Mann zu Stande. Seine Einleitung lautet: „Nachdem der K�nig von England seine Zustimmung dazu gegeben hat, da� die in seinem Dienste befindlichen Truppen des Erbprinzen um ein Korps J�ger vermehrt werden sollen, und nachdem der Erbprinz im Einklang mit der tiefsten Dankbarkeit, der ehrfurchtsvollsten Ergebenheit an Seine Majest�t und dem unbegrenztesten Eifer f�r die Interessen und den Dienst des K�nigs mit der gr��ten Freudigkeit die Aushebung und Ausr�stung eines solchen Korps �bernommen hat, so sind die beiderseitigen Minister �bereingekommen &c.“

Es werden sodann in acht Paragraphen die Bedingungen festgestellt, unter welchen dieses Korps in den englischen Dienst tritt. Es darf mehr, aber nicht weniger als vier Kompagnien, jede zu 100 Mann, z�hlen. Die erste Kompagnie mu� zu Anfang M�rz marschfertig sein. Die L�hnung erfolgt mit dem Augenblick der Anwerbung jedes einzelnen Mannes, der ein gelernter J�ger sein mu�. Das Werbegeld bel�uft sich auf drei�ig Kronen pro Mann, das in zwei gleichen Zahlungen, je einen und je zwei Monate nach Unterzeichnung des vorliegenden Vertrages, zu berichtigen ist, und wird auch die an den Erbprinzen zu zahlende Subsidie im Verh�ltni� zur Zahl der neu angeworbenen, resp. von England angenommenen[S. 133] J�ger erh�ht. Schlie�lich werden die hanauer J�ger mit den kasselschen auf ganz gleichen Fu� gestellt, und ist ihre L�hnung h�her als die der Infanterie.

Der erste Transport (117) J�ger und 100 Rekruten verlie�en Hanau am 7. M�rz; der aus drei Kompagnieen bestehende Rest wurde zu Anfang April auf dem Main und Rhein eingeschifft.

Faucitt und der Prinz von Hanau hatten diesmal vers�umt, sich zur rechten Zeit die Erlaubni� zur Durchreise der Truppen durch die Gebiete der rheinischen F�rsten zu erbitten. Diese Vernachl�ssigung sollte sich aber jetzt bitter r�chen. Der Mainzer und Trierer Kurf�rst beschlossen n�mlich auf Anstiften des kaiserlichen Gesandten Grafen Metternich (Vater des sp�tern F�rsten), die vorbei passirenden Kontingente anzuhalten und jedes mit Truppen gef�llte Fahrzeug nach ihren Unterthanen zu durchsuchen. Am 8. M�rz also lie� der Kurf�rst von Mainz, ohne den Einspruch des hanauischen Offiziers zu beachten, aus dessen Booten acht J�ger nehmen, die er als seine Unterthanen reklamirte. Einige, hie� es, seien Deserteure aus seinem Dienste und namentlich befinde sich Einer darunter, den er vergebens von Hanau reklamirt habe; dann aber seien auch einige Leibeigene dabei gewesen, an deren K�rpern ihm das Eigenthumsrecht zustehe; diesen Eingriff in Privatrechte habe man sich unter keinen Umst�nden gefallen lassen k�nnen, wenn man selbst wegen der Deserteure ein Auge habe zudr�cken wollen. Der Prinz von Hanau habe wissen m�ssen, da� diese Eigenthumstitel wieder aufgelebt seien, sobald einer von diesen Leuten das mainzische Gebiet betreten habe.

Selbstredend verfehlte Malsburg nicht, Suffolk die gef�hrlichen Folgen dieses Verfahrens in den st�rksten Farben zu malen. „Der Akt ist gegen England gerichtet — schrieb er diesem am 9. M�rz. — Wenn Sie ihn dulden, so k�nnen die mit Soldatenlieferungen betrauten F�rsten auf die Dauer ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Man mu�, um die Nachahmung des gegebenen Beispiels zu verhindern, �hnliche Eingriffe gleich von vornherein durch lebhafte Vorstellungen unterdr�cken. Mein Herr, der kein Kartell mit Mainz hat, also jeden Mainzer anwerben kann, hat sie gemacht und Genugthuung f�r die begangene Gewaltthat verlangt. Thun Sie jetzt auch das Ihrige.“

Da sich herausstellte, da� die acht Mainzer wirklich Deserteure aus der Festung und da sie noch von keinem englischen Kommiss�r in den[S. 134] Dienst des K�nigs eingemustert waren, so verweigerte Suffolk mit Recht jede Einmischung in die Sache und empfahl dem Erbprinzen, die von Mainz gestohlenen Rekruten in Zukunft nicht mehr der Gewalt des Kurf�rsten preiszugeben.

Dieser hatte auch den einige Tage sp�ter eintreffenden anspacher Schiffen einen Besuch zugedacht, welche am 13. M�rz in Hanau und zwei Tage darauf vor Mainz eingetroffen waren. Als er aber h�rte, da� der Markgraf selbst sich in Begleitung der Erbprinzen von Hanau und Darmstadt an Bord befand, zog er, aus Furcht vor ihnen, die zur Durchsuchung der Boote bestimmte Abtheilung von einigen Offizieren und drei�ig Unteroffizieren zur�ck. Dagegen wurde die Schiffbr�cke anfangs nicht ge�ffnet. Der Kurf�rst hatte ein gro�es Essen anrichten lassen, weil er den Markgrafen mit den beiden Erbprinzen als G�ste erwartete. Ob sie sich nun nicht an's Land wagten, weil sie, wie Oberst Rainsford berichtet, von den Mainzern arg verh�hnt und beschimpft wurden, oder ob sie dem Kurf�rsten ihren Unwillen ob seiner wenig br�derlichen Handlungsweise zu erkennen geben wollten —, es kam Niemand als ein anspacher Offizier, der kurz die Frage stellte, ob man die Br�cke �ffnen wolle oder nicht? Als man mit dem Bescheid z�gerte, erkl�rte er, die Br�cke im Weigerungsfalle sprengen zu lassen. L�cherlicher Weise antwortete man ihm darauf, da� man sie auf eigene Gefahr �ffnen wolle, da� es der Kurf�rst aber nicht erfahren d�rfe, da er Befehl gegeben habe, die Br�cke unter keiner Bedingung zu �ffnen. So fuhr denn Abends in der Dunkelheit die anspacher Flotille durch.

Auch bei Koblenz zog der Markgraf ungehindert vorbei, indem man ihn zu stark fand, als da� man ihn anzuhalten gewagt h�tte. Die dortige Regentschaft verlangte nur, er solle den Hessen nicht helfen, was er nat�rlich seinem Konkurrenten gegen�ber gern versprach. Darauf begr��te man ihn in aller Freundschaft von Ehrenbreitstein aus mit vierundzwanzig Kanonensch�ssen. Als der Markgraf Koblenz passirte, war dort n�mlich gerade der hessen-kasselsche Oberst Benning mit einem von Rheinfels kommenden Rekruten-Transport angehalten, damit er auf Befehl der Regentschaft dem kaiserlichen Gesandten, Grafen Metternich, die unter seinen Leuten befindlichen kaiserlichen Unterthanen herausgebe. Am Rhein waren die Posten verdoppelt und die Kanonen auf die hessischen Boote gerichtet, den Flu� entlang aber Feuer angesteckt, um sie an der Abfahrt zu verhindern.[S. 135] Kurz die Sache sah ganz ernst aus. Indessen w�ren Hessen und Anspacher stark genug gewesen, dem Ansinnen erfolgreichen Widerstand zu leisten. Da aber der Markgraf den Obersten im Stich lie�, so wurden ohne Weiteres siebenzehn Soldaten aus den Schiffen genommen, die dem Kaiser geh�ren sollten. Diese Ma�regel verursachte einen Aufenthalt von mehreren Tagen. Der Verzug war um so gef�hrlicher, als es gerade damals sehr stark fror, die Boote aber zum Theil offen waren und weder hinreichendes Stroh noch Oefen hatten, so da� die Rekruten massenhaft krank und die Gesunden st�ndlich unzufriedener wurden. Faucitt und Cressener bef�rchteten deshalb jeden Augenblick eine Meuterei. Indessen kamen die Hessen dies Mal noch ohne weitern Verlust als die obigen siebenzehn Mann davon.

Cressener schrieb einen entr�steten Brief an den Kommandanten von Koblenz und die Regentschaft. Er fragt darin verwundert, wie der kaiserliche Gesandte es wagen d�rfe, derartig den Kurf�rsten von Trier zu beleidigen, der doch Herr in seinem eigenen Lande sei. Uebrigens hoffe er, dem Kommandanten liege die Ehre seines F�rsten zu nahe, als da� er die Hand zu einer solchen Gewaltthat bieten werde, die ganz gegen das V�lkerrecht versto�e, und weist schlie�lich die Regentschaft auf die angebliche Rettung Deutschlands durch den Herzog von Marlborough und die Schlacht von Dettingen (!!) hin. Selbst Suffolk scheint diese Art englischen Geschichtsunterrichtes doch etwas zu k�hn gefunden zu haben, denn er meint in einem Briefe an Cressener, dieser h�tte lieber von den Marlborough'schen Feldz�gen und der Dettinger Schlacht, als im Interesse des Reiches unternommen, nicht sprechen sollen; zur Sache selbst aber hoffe er, der Kurf�rst werde seine eigene W�rde zu sehr f�hlen, als da� er Metternich gestattete, seine Rechte so schm�hlich zu verletzen.

Uebrigens behielt es bei den Beschwerden sein Bewenden. Es wird in unsern Quellen auch nicht berichtet, ob die Rachedrohungen des kasseler Vaters und des hanauer Sohnes wegen Beschimpfung ihrer „Flagge“ (!!) wirklich ausgef�hrt wurden. Es scheint vielmehr, da� sich ihr Zorn allm�lich abgek�hlt und ganz verlaufen hat.

Die Fahrt der Hessen und Anspacher verlief bei der freundlichen Gesinnung des Kurf�rsten von K�ln gegen England und in Ermangelung jeder Chikane seitens der preu�ischen Beh�rden ohne jede �u�ere St�rung. Dagegen war die Stimmung der Truppen selbst desto erbitterter. Der[S. 136] Markgraf gab den Seinigen, um ihnen jede Ursache zur Klage zu nehmen, auf der ganzen Reise eine Extra-Ration von einem Pfund Brod und einem Pfund Fleisch per Tag auf den Mann und theilte, als bis Nimwegen Alles gut gegangen war, unter jedes Regiment hundert Dukaten als Geschenk aus. Unter den Soldaten der hanauischen Kompagnie Kornrumpf entstand dagegen am 25. M�rz auf dem Rhein bei S'Gravendael in Holland eine Meuterei. Sieben Mann sprangen �ber Bord. Vier von ihnen wurden von ihren Verfolgern wieder eingefangen, die drei �brigen retteten sich in ein Haus. Die Bauern der Ortschaft nahmen ihre Partei und vertheidigten sie gegen die ihnen nachsetzenden Offiziere und Soldaten, so da� diese sich, um nicht todtgeschlagen zu werden, unverrichteter Sache zur�ckziehen mu�ten.

Die Anspacher wurden am 25. M�rz vom Obersten Rainsford in den englischen Dienst gemustert. „Es sind sch�ne, pr�chtige Kerle — meldet dieser am 28. M�rz aus S'Gravendael an Suffolk — jung und gut gebaut, kurz ein herrliches Korps. Ich f�rchtete, sie w�rden nicht ohne Weiteres den Eid der Treue leisten, da ihr Gemurre noch kurz vorher ihre eigenen Offiziere beunruhigt hatte; allein die Anwesenheit ihres F�rsten, des Markgrafen, der sie von Ochsenfurt bis hierher begleitet hatte, verhinderte den Ausbruch selbst der geringsten Unzufriedenheit. Am zweiten Tage brachten wir sie nach Dortrecht, wohin sie der Markgraf in seiner Yacht begleitete, und gestern Abend wurden sie Alle zugleich mit den hessischen J�gern und Rekruten eingeschifft. Ich hielt es im Interesse des k�niglichen Dienstes f�r geboten, ihnen bei ihrer Ankunft an den Schiffen, um sie guten Muthes zu erhalten und jede Unannehmlichkeit zu vermeiden, frisches Fleisch und Brod zu versprechen, da sie sonst schwerlich dem K�nig den Eid der Treue geleistet haben w�rden. Es ging aber Alles gut ab. Die Leute waren sehr zufrieden, als sie an Bord frisches Brod und Fleisch erhielten.“

Auch die hanauer J�ger fand Rainsford in ausgezeichneter Ordnung f�r den Dienst.

Nicht so g�nstig spricht er sich �ber die hessen-hanau'schen Rekruten aus, die er am 27. M�rz in den englischen Dienst musterte. Nur die fr�her in preu�ischen Diensten gestandenen Leute seien h�bsche Kerle; die �brigen habe er nur deshalb zugelassen, meldet er, weil es bereits sehr schwer geworden sei, gute Mannschaften zu bekommen; sie seien meistens[S. 137] zu alt oder zu jung, ja sogar mehrere Ein�ugige h�tten sich darunter befunden. Wegen der hier bewiesenen Nachsicht schenkte, wie es scheint, der Erbprinz von Hanau dem Obersten Rainsford eine goldene Schnupftabacksdose, welche mit seinem in Brillanten gefa�ten Portrait geschm�ckt war. Dieser hielt sie nicht f�r echt und lie� sie deshalb sofort von einem Juwelier absch�tzen. „Das h�tte ich nicht gedacht — vermerkt der ob der Sch�tzung freudig erstaunte Oberst in seinem Tagebuche — die Dose ist wahrhaftig Lstr. 160 werth: Lstr. 100 die Brillanten, Lstr. 20 das Gold, Lstr. 10 das Bild und Lstr. 30 die Arbeit; der Prinz ist doch anst�ndig!“

Am 29. M�rz segelten die Anspacher nach Portsmouth ab und kamen am 4. Juni in Staaten Island bei New York an; der Markgraf selbst traf von seiner „Berufsreise“ am 10. April wieder in Anspach ein.

Die drei letzten hanau'schen J�ger-Kompagnieen gelangten unter Oberst Creuzburg am 9. April 1777 ganz unbehelligt nach Nimwegen und wurden am 11. in den englischen Dienst eingeschworen. Rainsford schildert sie als ein sch�n ausger�stetes Korps von vortrefflichen Sch�tzen und bedauert nur, da� Suffolk keine Transportschiffe zu ihrer Bef�rderung gesandt habe.

Wie gef�gig �brigens diese Truppen waren, wie wenig man sich zu ihnen der Desertion oder gar einer Meuterei zu versehen brauchte, beweist am Besten die Anrede, welche der Auditeur Becher in Hanau an die anspacher und hanauer Soldaten bei ihrer Vereidigung richtete. Der Leser wird bemerken, da� das patriarchalische Er und das vertrauliche Du, um jeden �u�ern Ansto� zu vermeiden, dem h�flichern Sie Platz gemacht hat. Diese Anrede und dieser Eid lauten w�rtlich:

„Ich bin �berzeugt, da� Sie auch ohne dies schon das allergn�digste und gn�digste Zutrauen erf�llen werden, welches Se. K�niglichen Maj. und beyde durchlauchtigste F�rsten in Ihre Redlichkeit und Tapferkeit setzen, und da� Sie bey allen Kriegs-Vorfallenheiten zeigen werden, da� Sie Deutsche sind, welche jederzeit den gro�en Ruhm der Treue und Tapferkeit behauptet haben. Werden Sie, wie man es von Ihnen erwartet, mit diesen redlichen Entschlie�ungen von hier abgehen und denselben getreu bleiben und nachkommen, so erwartet auch unfehlbar in einem fremden Welttheil, Ehre, Gl�ck und Belohnung auch Sie. Sie streiten f�r die gerechteste Sache eines der erhabensten und g�tigsten Monarchen. Sie k�nnen sich nicht weniger der h�chsten Gnade Ihrer theuersten Landes-[S. 138] F�rsten versichern, von deren Liebe und Zuneigung Sie schon so viele Beweise haben. Machen Sie sich dieser w�rdig und ehren Sie durch Unerschrockenheit und edelm�thige K�hnheit Ihren Stand und Ihr Vaterland, und Jeder von Ihnen sei dem Andern zum Muster, wie sich ein braver und rechtschaffener Soldat hervorthun m��te.

H�ren Sie nunmehr die Formul aufmerksam an, wonach Sie einen leiblichen Eid zu Gott dem Allm�chtigen schw�ren sollen: „Ihr sollt geloben und schw�ren einen leiblichen Eid zu Gott dem Allm�chtigen, da� Ihr Sr. K�nig. Gro�britannischen Majest�t in allen Kriegsvorfallenheiten treulich, willig und redlich dienen, dem Commando folgen und Euch �berhaupt dergestalt erweisen wollt, wie tapferen und redlichen Soldaten wohl anstehet, eignet und geb�hret, jedoch vorbehaltlich und ohnabbr�chig derjenigen Eides-Pflichten, mit denen Ihr Eurem gn�digsten F�rsten und Herrn ohnehin bereits zugethan seid. Alles getreulich und ohne Gef�hrde.“ Hierauf wird mit Emporhebung der zwei vordersten Finger nachgesprochen.

„Da� ich dem also, wie mir jetzo vorgehalten worden und ich wohlverstanden habe, in allem steif, getreu und unverbr�chlich nachkommen wolle, solches gelobe und schw�re ich, so war mir Gott helfe durch seinen Sohn Jesum Christum, unsern Erl�ser und Seeligmacher. Amen!“

Mittler Weile hatte sich die Lage der Dinge in Amerika sehr zum Nachtheil Englands gestaltet. Washington's Erfolge im Winterfeldzuge 1776–1777 machten es selbst dem hochm�thigen Londoner Kabinet klar, da� die Unterwerfung der Aufst�ndischen noch mehr als einen Feldzug in Anspruch nehmen w�rde. Suffolk wurde deshalb auch weniger w�hlerisch und suchte Truppen zu erlangen, wo sie sich ihm nur anboten. Wir haben im sechsten Kapitel gesehen, wie er in den ihm von Sir Joseph Yorke namhaft gemachten kleinen deutschen Staaten, Baden, Darmstadt, Gotha und Hildburghausen seinen Zweck nicht erreichte. In dieser seiner niedergeschlagenen Stimmung trat von Neuem das Angebot des F�rsten v. Anhalt-Zerbst an ihn heran, welches sein Agent Faucitt im ersten Jahre des Krieges ver�chtlich abgelehnt hatte. „Der F�rst von Anhalt-Zerbst hat mich und Faucitt — schrieb Yorke am 7. M�rz 1777 an Suffolk — oft mit seinen Truppenanerbietungen geplagt; ich habe ihn indessen stets h�flich abgewiesen. Er will, glaube ich, zwei Bataillone, er kann aber vielleicht mehr stellen. Sie sollen in guter Ordnung sein. Es h�ngt von[S. 139] Ihren Befehlen ab, ob ich den F�rsten auf Privatwegen sondiren und mir bei ihm ein Verdienst daraus machen soll, mich ihm n�tzlich zu zeigen.“ „Thun Sie ja, was Sie k�nnen, antwortete er jetzt Sir Joseph Yorke am 11. M�rz — um dem F�rsten von Anhalt-Zerbst in nicht offizieller Weise auf den Zahn zu f�hlen. Wenn ich wei�, wieviel, wie und wo er liefern kann, werde ich ermessen k�nnen, ob es rathsam ist, in dem Gesch�ft fortzufahren.“

Auf diesen Briefwechsel hin wurden die Verhandlungen mit dem F�rsten er�ffnet.

Friedrich August, der letzte F�rst dieses L�ndchens (1747–1793) gebot �ber ein Territorium von etwa f�nfzehn Quadratmeilen mit ungef�hr 20,000 Einwohnern, das (1793 bei seinem Tode unter die drei Vettern von Dessau, Bernburg und C�then verloost) in Folge der seit dem drei�igj�hrigen Kriege dort erblichen Mi�wirthschaft zu den �rmsten und ausgehungertsten Deutschlands geh�rte. Seit 1716 wurden in Zerbst weniger Menschen geboren als starben! Das ungl�ckliche F�rstenthum hatte in den letzten hundert Jahren alle nur denkbaren Landplagen ausgestanden, Ueberschwemmungen und Hungersnoth, Auswanderung und Krieg. Es besa� keine Industrie und keinen Handel, litt dagegen desto mehr Mangel an Nahrung. Nirgend in Deutschland gab es verh�ltni�m��ig mehr Hagestolze, namentlich unter den Beamten, weil die im siebenzehnten Jahrhundert festgesetzte Besoldung kaum halb zum standesgem��en Haushalt ausreichte. Seit 1698 war kein Landtag mehr berufen worden. Die F�rsten herrschten despotisch, und Friedrich August, mit welchem wir es zu thun haben, �bertraf selbst seine Vorg�nger in launenhafter Willk�r und frechem Souverainit�tsd�nkel. Er ist, was viel hei�en will, die Karrikatur des Landesvaters des achtzehnten Jahrhunderts, die komische Figur unter seinen Kollegen und verdient der Held eines tragi-komischen Gedichts zu werden. Friedrich August war der Bruder der ber�hmten Kaiserin Katharina II. von Ru�land. Ob in den winzigen Verh�ltnissen der Heimath Verr�cktheit wurde, was bei der gro�en Schwester auf einem m�chtigen Thron des Auslandes Genialit�t des Denkens und Handelns war, l��t sich schwer entscheiden; jedenfalls aber w�re bei Katharina, wenn wir uns anders einen so gewaltigen hochstrebenden Geist auf dem Zerbster Thr�nchen denken k�nnen, Vieles Karrikatur gewesen, was wir jetzt als gro� und imponirend an ihr bewundern. Nat�rlich mu�te ein so angelegter Mann,[S. 140] wie Friedrich August, aus ganzer Seele seinen m�chtigen Nachbar, Friedrich den Gro�en, hassen, der Leben schuf, wo noch keines vorhanden gewesen war, der mit alten Vorurtheilen und Mi�br�uchen unbarmherzig umging und sich in seinem revolution�ren Vorgehen am allerwenigsten durch eingebildete Gr��en hindern lie�. Der K�nig behandelte den F�rsten wie einen unbedeutenden Landjunker, in dessen Rechte er allerdings sehr gewaltsam eingriff, wie er denn z.B. einen von dessen Sch�tzlingen im Jahre 1758 ohne Weiteres im Zerbster Schlosse verhaften lie�. Nach dem Frieden von 1763 ging der F�rst nach Basel, um nur nicht in der N�he des verha�ten K�nigs zu sein, und regierte bis 1780 von hier und von 1780 an von Luxemburg aus sein L�ndchen durch Reskripte und Befehle in einem Stil, den in neuerer Zeit ein anderer deutscher Potentat, F�rst Heinrich LXXII. von Reu�-Schleiz-Lobenstein gl�cklich nachgeahmt hat. Als seine Unterthanen sich einst wegen Abstellung eines Unrechts an ihn wandten und um seinen Schutz baten, antwortete er ihnen, derartige Lapalien gingen ihn gar nichts an und w�nsche er sehr, in seiner Zur�ckgezogenheit nicht mit ihren elenden Klagen bel�stigt zu werden. Da diese gleichwohl fortdauerten, verbot er durch einen auf Querfolio gedruckten Anschlag vom 1. M�rz 1788, da� ihm ferner Niemand mehr nachlaufe noch ihn behellige, bei Vermeidung unausbleiblicher Ahndung und Absetzung der Dienerschaft. Auf der Insel Wangeroge, die als Theil der Herrschaft Jever ihm damals geh�rte, errichtete er einen gro�en Galgen, an welchem die beim Austernsammeln ertappten Fischer geh�ngt werden sollten; es wurde aber keiner abgefa�t.

An Stelle Serenissimi regierte in Zerbst ein Geheimer Rath, dessen zwei oder drei Mitglieder die s�mmtlichen Instanzen bildeten. Bekannt ist die von dem p�dagogischen Schriftsteller Sintenis erz�hlte Anekdote, wonach er von dem Geheimen Hofrath Haase, durch den Geheimen Hofrath Haase nochmals an denselben Geheimen Hofrath Haase appelliren mu�te. Der franz�sischen Revolution mu� zu den vielen S�nden, die sie bereits auf dem Gewissen hat, auch der Tod dieses F�rsten zugeschrieben werden. Als er von ihrem Ausbruche h�rte, wurde er unruhig und erlie� lange, sehr schwer verst�ndliche Schreiben an seine Unterthanen, in welchen er sie im Namen der heiligen Dreieinigkeit ermahnte, treu und gehorsam zu bleiben, im Falle des Ungehorsams ihnen aber mit den himmlischen Strafen drohte. (Warum wohl nicht mit den irdischen?)[S. 141] Friedrich August starb aus Kummer �ber die Hinrichtung Ludwig's XVI. Auf die erste Nachricht von diesem Ereigni� hin weigerte er sich, ferner Speise und Trank zu sich zu nehmen — und einige Wochen sp�ter war der M�rtyrer der Legitimit�t todt. Dieses f�rstliche Prachtexemplar hatte es in �sterreichischen Diensten bis zum Feldmarschall-Lieutenant gebracht, hielt sich nach 1783 auch selbst eine „Armee“ von 2000 Mann mit nicht weniger als elf Obersten. Seine Werbepl�tze waren �ber ganz Deutschland zerstreut, einmal gab es deren nicht weniger als sechzehn. Gleichwohl bezahlte sich das Gesch�ft, denn er fand fast immer Verwendung f�r seine Truppen.

Schon bei Er�ffnung der englisch-amerikanischen Feindseligkeiten war Friedrich August mit seinem Angebote in den Markt gekommen; indessen nahm man anfangs nicht die mindeste Notiz von ihm, und ohne Yorke's Empfehlung w�rde er voraussichtlich wohl nie ber�cksichtigt worden sein. Er hatte sich zun�chst unmittelbar an Georg III. gewandt, aber keine Antwort auf seinen Brief erhalten, weil der K�nig seinen Inhalt nicht entziffern konnte. Um direkt zu seinem Ziele zu gelangen, lie� der F�rst im Mai 1776 durch den Erbprinzen von Hanau seine Vorschl�ge an Suffolk machen. „Wenn Sie je — schreibt der Minister Malsburg am 27. Mai 1776 an Faucitt — von der sonderbaren Denk- und Handlungsweise dieses F�rsten geh�rt haben, so werden Sie �ber die Unregelm��igkeit dieses Schrittes nicht erstaunt sein. Da Sie aber m�glicher Weise ein Regiment mehr brauchen k�nnen, so hat mein Herr mir befohlen, Ihnen den Brief des F�rsten vertraulich im Original mitzutheilen. Die Verwirrung, die in seinem Stil und in seinen Ausdr�cken herrscht, hat mir nicht erlaubt, eine franz�sische Uebersetzung davon zu machen. Zudem werden Sie wohl Jemanden haben, der ihn lesen kann und, soweit dies �berhaupt m�glich ist, seinen Sinn erkl�rt. Der F�rst will also ein Regiment von 627 Mann an England �berlassen. Mein Herr m�chte �brigens in der ganzen Sache nicht genannt sein. Der Brief an den K�nig ist in einer so merkw�rdigen Art geschrieben, da� es mir ein Problem scheint, ob er �berhaupt dem hohen Adressaten �bergeben werden kann.“

Faucitt legte in seinem Berichte an Suffolk den Original-Brief des F�rsten nicht einmal bei, um dem K�nig die Unbequemlichkeit der Beantwortung eines in so befremdender Weise gemachten Anerbietens zu ersparen. Suffolk billigte sein Verfahren und lie� den Zerbst'schen Antrag auf sich beruhen.

[S. 142]

Uebrigens war der F�rst so leicht nicht abgeschreckt. Er suchte Ende November 1776 durch den Herzog von Braunschweig seine Absicht zu erreichen. „Der F�rst von Anhalt-Zerbst — schreibt Feronce am 17. November 1776 an Suffolk — hat den Herzog inst�ndigst ersucht, durch Ihre Vermittlung dem K�nig 800 Mann Infanterie f�r Amerika anzubieten. Das Regiment ist gut einexerzirt und ausger�stet; es kann sich, sobald es gew�nscht wird, mit zwei Gesch�tzen in Marsch setzen und, falls der K�nig noch mehr fremde Truppen anwerben sollte, mit unseren Rekruten einschiffen. Die einzige Gunst, um die ich bitte, besteht darin, da� der Herzog in den Stand gesetzt wird, dem F�rsten eine Antwort zukommen zu lassen.“ Suffolk lehnte am 26. November das Gesuch aber auch wieder ab, weil der K�nig bei der g�nstigen Wendung, welche die Dinge in Amerika genommen h�tten, keine fremde Truppen dort mehr n�thig zu haben glaube.

Friedrich August war jedoch nicht der Mann, den ein zweimaliger abschl�glicher Bescheid entmuthigt h�tte. Er empfahl sich also dem englischen Gesandten im Haag, Sir Joseph Yorke noch einmal zur gef�lligen Ber�cksichtigung. Yorke hatte offenbar Mitleid mit dem Zerbster und wollte seine Standhaftigkeit belohnen. Er verfehlte also nicht, ihm die durch Suffolk's letztes Schreiben in Aussicht gestellte g�nstige Wendung der Dinge mitzutheilen. Als Antwort auf diese freudigen Er�ffnungen empfing er eine wahre S�ndflut von f�rstlichen Briefen, Pl�nen und Vorschl�gen, die sich sogar bis auf die Vermehrung der englischen Marine erstreckten. Bei dem dunkeln und verworrnen Stil dieses f�rstlichen Don Quixote ist es leider nur ausnahmsweise m�glich, seine Gedanken ganz zu errathen, ein Proze�, der durch ein barbarisches Franz�sisch bedeutend erschwert wird, da es die abgerissenen Sentenzen noch verr�ckter erscheinen l��t. Doch der Leser m�ge selbst nach den im Anhang mitgetheilten Proben urtheilen.

Der F�rst schien also endlich am Ziele seiner W�nsche zu sein, und seine k�hnsten Hoffnungen und Gedanken schwelgten jetzt schon in einem Kreuzzug f�r die von den amerikanischen Rebellen bedrohte Legitimit�t. „Vier Br�der in Dessau — schreibt er an Yorke in dem im Anhange vollst�ndig mitgetheilten Briefe vom 29. April 1777 — besa�en gemeinschaftlich mehr als sechshundert Hetzhunde, die bei den Dessauer B�rgern einquartirt waren. Sch�ne Garnison! und beim ersten Peitschenknall oder[S. 143] H�rnerschall eilten diese Hunde zusammen wie die Soldaten beim Klang der Trompete. Teufel! wenn man die Amerikaner wie diese Hunde laufen machen k�nnte! Das w�re herrlich! Aber dazu braucht man Truppen.“

Inzwischen hatte Faucitt am 29. April 1777 auch von Suffolk Auftrag erhalten, sich von der Beschaffenheit der Zerbster Bataillone zu unterrichten, um beurtheilen zu k�nnen, ob sie des K�nigs weitere Aufmerksamkeit verdienten. Er sollte nicht weniger als 500 und nicht mehr als 800 Mann nehmen und seinen Verhandlungen mit Zerbst den anspacher Vertrag zu Grunde legen. Kaum war aber Aussicht f�r die Vermiethung der Landmacht vorhanden, so fa�te der F�rst auch schon den Plan, die Vortheile seiner an der Nordsee gelegenen Grafschaft Jever zu verwerthen. „Wenn England — schrieb er am 23. Juni 1777 an Yorke — an der deutschen K�ste gegen die Rebellenkaper zwei Fregatten von je zw�lf und zwanzig Kanonen und zwei kleinere Fahrzeuge von je acht und zehn leichten Gesch�tzen w�nscht, so kann ich ihm dieselben �berlassen. Meine Schiffe sind Schnellsegler und aus folgenden Gr�nden f�r Sie unentbehrlich: 1) stellen sie die Verbindung zwischen mir und meinen Truppen her; 2) vermitteln sie die von Deutschland abzusendenden Verst�rkungen; 3) erlangen sie dadurch so viel Schiffe und Matrosen mehr, was bei der Frechheit der Rebellen, die „leur canaille de pirates“ �berall hinschicken und sogar im Stande sind, die deutschen K�sten heimzusuchen, gar nicht gering anzuschlagen ist.“

Komischer Weise nahm Yorke diesen letzten Vorschlag im Ernste auf und meint am 15. Juli 1777 in seiner Bevorwortung desselben bei Suffolk, da� er deshalb Beachtung verdiene, weil England durch ihn eine gro�e Zahl von Seeleuten erlangen k�nne, die sonst vielleicht gegen dasselbe vom Feinde verwandt werde. Als wenn der F�rst au�er vielleicht ein paar Fischerbooten ein einziges seet�chtiges Fahrzeug gehabt h�tte! Der Mann lebte in Basel und wollte von hier aus eine Flotille ausr�sten!

Suffolk hatte nur unter der Voraussetzung mit dem F�rsten angekn�pft, da� sein Regiment bis zum April marschfertig in Jever sein und bis zur Er�ffnung des Herbstfeldzuges in Amerika eintreffen k�nne. Als aber der Geheime Rath Haase, welcher zerbstischer Seits mit Faucitt den eventuellen Vertrag in Braunschweig abzuschlie�en bestimmt war, dort zur verabredeten Zeit nicht erschien, und als Faucitt au�erdem noch Anfang[S. 144] Juni 1777 nach Hause meldete, da� das Zerbster Regiment, statt wie versprochen schon in Jever, noch in Zerbst sei, nahm Suffolk unmuthig seinen Befehl f�r Annahme der zerbstischen Truppen zur�ck. Die Jahreszeit, erkl�rte er, sei zu weit vorger�ckt, als da� sie noch im Laufe des Sommers in den englischen Dienst genommen werden k�nnten. Der F�rst hatte in der Person der Herren von Oppeln und von Wietersheim zwei „Gesandte“ nach London geschickt, um durch sie den Vertrag zwischen den Kronen Zerbst und Gro�britannien abschlie�en zu lassen. Suffolk bedeutete sie kurzer Hand, London sei nicht der Platz f�r ein derartiges Gesch�ft und empfahl ihnen sofortige Abreise.

„Trotz Ihrer Versprechungen — schreibt der F�rst am 25. Juni 1777 wehklagend an Yorke — hat man in London meine Truppen abgelehnt; man will bis zum n�chsten Jahre warten. Das ist unm�glich, ich werde mich dann nicht wieder �hnlicher Behandlung aussetzen. Andere M�chte werden diese sch�nen Truppen (ohne Eitelkeit!) mit offenen Armen aufnehmen. Ich hoffe, Sie werden aber noch Alles arrangiren.“

Yorke suchte denn auch die Sache bei Suffolk wieder in den Gang zu bringen. „Ich sende Ihnen — schrieb er ihm am 15. Juli 1777 — durch den hann�ver'schen Kourier verschiedene Briefe, welche ich von meinem merkw�rdigen Korrespondenten, dem F�rsten von Zerbst erhalten habe. In seinem letzten ist er �ber den eingetretenen Zeitverlust aufgebracht. Ich lege meine eigene Korrespondenz nicht bei, da sie nur erm�dend f�r Sie sein w�rde; ich habe mich �brigens genau an meine Befehle gehalten. Ich habe dem F�rsten heute geschrieben und mich bem�ht, ihn guten Muths zu erhalten und zu bes�nftigen. Bei allen seinen Verr�cktheiten ist er doch ein guter Kerl, der besser handelt als er schreibt. Ich w�nsche, seine Truppen m�chten in diesen schwierigen Zeiten doch noch genommen werden.“

Die Ereignisse auf dem Kriegsschauplatz lie�en es denn auch Suffolk noch im Laufe des Sommers w�nschenswerth erscheinen, die englische Armee in Amerika, sei es auch nur durch ein oder zwei zerbstische Bataillone zu verst�rken, ja er mu�te froh sein, da� sich ihm wenigstens eine Aussicht auf ein sofort bereites H�lfs-Korps bot. So beauftragte er denn im Herbste 1777 Faucitt, f�r zwei Regimenter mit dem Zerbster Ministerium abzuschlie�en. Dieses unterwarf sich ohne jeden Widerspruch den vom englischen Kommissar gestellten Bedingungen und begn�gte sich sogar mit[S. 145] der blo�en Punktation eines Vertrages, die gegen Ende Oktober 1777 zu Stande kam, die es aber England freistellte, seine endg�ltige Genehmigung so lange zu verschieben, bis die zerbstischen Truppen von Faucitt im Einschiffungshafen in den englischen Dienst gemustert sein w�rden. Jedes der beiden zu liefernden Regimenter sollte aus 614 Mann, einschlie�lich der Offiziere, bestehen; jedes derselben aber nur zwei Stabsoffiziere, Oberst und Major, haben und im Fr�hjahr marschfertig sein.

England �bernahm also nicht die mindeste Gefahr oder Verantwortlichkeit; diese fiel vielmehr ausschlie�lich der Zerbster Regierung anheim, die, wie wir im n�chsten Kapitel sehen werden, in der Folge hart genug daran zu tragen hatte.

W�hrend die �brigen, mit England arbeitenden F�rsten wenigstens Offiziere und Kadres f�r ihre Regimenter hatten, stand das Regiment des F�rsten von Anhalt-Zerbst, als er mit Lord Suffolk in Unterhandlungen trat, vorl�ufig nur auf dem Papiere. Nicht einmal f�r die Offizierstellen konnte er unter den paar armen adeligen Teufeln seines L�ndchens „geh�rig qualifizirte Subjekte“ finden, und aus der Nachbarschaft boten sich erst recht keine an, weil es allgemein bekannt war, da� Serenissimus kein Geld hatte. Er wu�te aber, da� f�r gutes englisches Geld Werber und Offiziere in H�lle und F�lle zu haben waren und leitete deshalb als vorsichtiger Gesch�ftsmann die erforderlichen Ma�regeln erst ein, als sie auf englische Rechnung gingen. Kaum war also die Punktation mit Faucitt geschlossen, so betrieb auch die Zerbster Regierung das Werbegesch�ft mit gro�em Eifer. Es tritt uns hier �beraus naiv in seiner unverh�lltesten Gestalt entgegen, als das, was es seiner innersten Natur nach ist, als die gemeinste f�rstliche Spekulation auf das Fleisch ihrer Unterthanen und der Ungl�cklichen, die sich durch gute Worte oder Gewalt einfangen lie�en.

In der Stadt Zerbst wurde sofort ein Werbebureau errichtet, und mit allen in diesem Gesch�fte �blichen Listen die n�thige Mannschaft angelockt. Im Anfang ging Alles �ber Erwarten gut, Meister, Gesellen und Lehrlinge, Bewohner der Stadt und Umgegend, welche sonst kein Auskommen hatten, nahmen Dienste. Schon im November waren mehr Soldaten als das von England geforderte Minimum beisammen. Da die Zerbster B�rger sich weigerten, das zum gro�en Theil verlorene Gesindel in's Haus zu nehmen, so mu�te es im f�rstlichen Schlosse untergebracht[S. 146] werden. Ueberhaupt scheint der Respekt der Zerbster vor Serenissimo nicht zu gro� gewesen zu sein, denn sie redeten den Soldaten zu, da� sie doch nicht marschiren m�chten, da sie schn�de verkauft w�ren und elendiglich umkommen w�rden, „und was dergleichen grobe L�gen und strafbares Beginnen mehr“, wie der Stadt-Kommandant General v. Rauchhaupt in einem Garnisonsbefehl erkl�rte. Da die Gr�nze nicht weit war, so wurde es den B�rgern auch nicht schwer, den Desertionslustigen zur Freiheit, d.h. zum Thore hinaus zu verhelfen. Um den Mangel an Offizieren zu beseitigen, machte die Regierung in den Zeitungen bekannt: „Wer Dienste als Offizier zu nehmen w�nsche, vorz�glich aber sich getraue, Chef eines Regiments Infanterie zu werden, der k�nne sich sogleich bei der Hochf�rstlichen Regierung in Zerbst melden und werde von derselben n�here Auskunft erhalten“. Diese Aufforderung hatte sehr bald den gew�nschten Erfolg. Schon im Oktober und November waren so viele Meldungen eingegangen und angenommen, da� alle Stellen besetzt werden konnten. Als Regiments- und Bataillons-Kommandeure hatten sich zwei Br�der v. Rauschenplatt aus dem Braunschweigischen angeboten. Beide wurden in Dienst genommen. Der �ltere Johann ward Oberst und Regimentschef; sein Bruder Georg Heinrich dagegen Major und Bataillonskommandeur, im Sommer 1782 aber sein Nachfolger im Kommando des Regiments, weil der �ltere Bruder wegen Kr�nklichkeit nach Europa zur�ckkehrte. Stabsadjutant war Oberlieutenant M�hring und Regimentsquartiermeister ein geborener Anhaltiner, J.A. Pannier, der im April 1772 in Jena einen nassauischen Studenten im Duell erstochen hatte. Drei Feldprediger, ein lutherischer, ein reformirter und ein katholischer, hatten f�r das Seelenheil und die geistliche Verpflegung der Soldaten zu sorgen, w�hrend 34 unter Anf�hrung einer Unteroffiziersfrau stehende Marketenderinnen ihnen den Bedarf an leiblicher Speise zu liefern und zu erg�nzen hatten.

Schon in den ersten Tagen des November 1777 konnte das Regiment dem englischen Unterh�ndler auf dem Schlo�platz von Zerbst zur Musterung vorgef�hrt werden.

„Ich bin — schreibt Faucitt am 15. November 1777 aus Braunschweig an Suffolk — soeben von Zerbst zur�ckgekehrt, wo ich das eine der beiden uns angebotenen Regimenter sah. Es besteht aus lauter sch�nen und jungen Leuten, die indessen ihre Waffen nicht so gut handhaben und[S. 147] nicht so gut exerziren, als ich erwartet hatte. Ihr Oberst, Herr von Rauschenplatt, versicherte mich aber, da� sie erst vor drei bis vier Tagen von ihrem Urlaub einberufen seien, nachdem sie den gr��ten Theil des Jahres abwesend gewesen, und da� er sich anheischig mache, sie bis zur Zeit ihres Abmarsches gut auszuexerziren. Es scheint mir, da� der Oberst das wohl fertig bringen wird; er ist ein gebildeter und th�tiger Offizier, der w�hrend des ganzen letzten Krieges in dem �sterreichischen Heere gedient hat. Es fehlt den Leuten �berhaupt nicht an guten Willen. Zu jedem Regiment geh�ren zwei Grenadier-Kompagnieen. Das eine Regiment ist marschfertig, w�hrend das andere, welches in einiger Entfernung von Zerbst liegt, es vor n�chstem Februar nicht werden kann. Ich werde sie die Elbe hinunter bis Stade verschiffen. Die Reise dauert acht bis zehn Tage. Rauschenplatt sagte mir, er werde sofort nach Eintreffen der Erlaubni� der Uferstaaten marschiren und zur Noth gar nicht auf die Antwort der F�rsten warten.“

Dieser Plan war an sich ganz gut und leicht ausf�hrbar, wenn nur Friedrich der Gro�e sein Veto nicht eingelegt h�tte.


Neuntes Kapitel.

Die in den vorhergehenden Kapiteln erz�hlten Verk�ufe und Verschiffungen deutscher Soldaten reichen bis zum Herbste 1777. Die Zus�tze zu den bereits ausf�hrlich besprochenen Vertr�gen sind im Wesentlichen eine Wiederholung der urspr�nglichen Bestimmungen; sie beziehen sich nur auf Lieferungen von Rekruten, J�gern und Artilleristen und erfordern darum auch kein n�heres Eingehen auf ihren Inhalt.

Unerl��lich dagegen ist wenigstens eine kurze Beschreibung des Transports dieser Ersatztruppen, der bei seinen gro�en Gefahren und Schwierigkeiten ganz besondere Umsicht und Sorgfalt verlangte. Vor Allem galt es, die Desertion zu verhindern und die Chikanen, Eingriffe oder �lteren Anspr�che der zu passirenden Staaten abzuwehren. Der englische Kommissar Faucitt berechnete nat�rlich nur die im Hafen auf die Schiffe gelieferten[S. 148] Soldaten; wer also unterwegs desertirte, lief zugleich mit den oft nicht unbedeutenden baaren Auslagen des Lieferanten davon, w�hrend eine sp�tere Desertion diesen nicht so sehr sch�digte. Es wurden deshalb nur erfahrene Offiziere von gro�er Geistesgegenwart, pers�nlicher Gewandtheit und Entschiedenheit im Auftreten mit dem Truppentransport betraut. Aus den zahlreichen, bei den Akten befindlichen Berichten solcher Offiziere m�ge nur der des Obersten von W�llwarth hier Platz finden, der Mitte Mai 1777 einige hundert hessische Rekruten von Kassel nach der Weser-M�ndung f�hrte und ein Gesammtbild der mit der gl�cklichen Ausf�hrung eines derartigen Auftrages verkn�pften Schwierigkeiten giebt.

„Ich habe mich — meldet W�llwarth am 30. Mai 1777 dem Landgrafen von Hessen-Kassel — am 14. Mai unweit der Pulverm�hlen bei Kassel eingeschifft, am 15. Abends bei Herstelle Anker geworfen und bin am 16. gegen 11 Uhr Abends nach Hameln gekommen. Am 17. verursachte die Passirung der dortigen Schleuse einigen Aufenthalt, so da� bereits eine Stunde au�erhalb Hameln bei Lachem angehalten und Mittag gemacht werden mu�te. Von da wurden nach der erhaltenen gn�digsten Instruktion die Rekruten, so preu�ische Deserteur oder Landeskinder waren, an Anzahl f�nfzig, unter Kommando des Lieutenants Hagen und dreier Unteroffiziers mit geladenem Gewehr, auch Begleitung einer Patrouille von dem Estorffischen Dragonerregiment, bis Rodenberg abgeschickt, und nahm gedachter Lieutenant Hagen zur Vermeidung derer mehren preu�ischen Orten und des B�ckeburgischen die Detour �ber Neustadt am R�benberge, wo derselbe das zweite Nachtlager nahm. Aller gebrauchten Vorsicht ungeachtet ist ein J�ger, Namens Britt, so ein Franzose von Geburt, von da die Nacht desertirt, durch H�lfe der Patrouille aber in der Gegend von Nienburg wiederertappt worden und als Arrestant mitgebracht. Am 18. wurde Preu�. Minden passirt. Vom Kommandanten geschah nicht die mindeste Nachfrage, als wie stark der Transport sei. Am 19. ankerten wir bei Stolzenau unterhalb Nienburg. Lieutenant Hagen traf daselbst erst den Nachmittag um f�nf Uhr ein. Bei diesem langen Aufenthalte entfernte sich, ohngeachtet ich von dem Schiffe Posten ausgesetzt hatte, ein J�gerrekrute, Namens Seidenfaden, welcher um so leichter, da er noch keine Montirung hatte, unter der Menge Leute solches bewerkstelligen konnte. Den Lieutenant Plier, von dessen Schiff der Rekrute war, schickte ich, weil er diesen Unmontirten hatte vom Schiff gehen lassen, auf vierundzwanzig[S. 149] Stunden auf das Staatsschiff in Arrest, an dessen Stelle ich Lieutenant Braumann kommandirte. Nun ereignete sich der Vorfall, da� der Unteroffizier S�ugling, welcher von dem Kommando des Lieutenant Hagen erst zur�ckgekommen, sich etwas betrunken und einem Juden, welcher im Vorbeigehen bei denen Schildwachen Taback geraucht, nach eigener Willk�r die Pfeife weggenommen. Da nun der Jude bei dem Lieutenant Braumann sich dieserhalb beschwerte und die Herausgabe der Pfeife forderte, ertheilte mehrgedachter Lieutenant Braumann dem Unteroffizier die gesch�rfte Ordre, solche sogleich wieder herauszugeben. Der Unteroffizier aber, welcher in dieser Verwirrung nicht wu�te, da� Lieutenant Plier arretirt sei, mithin das Schiff nicht mehr kommandirte, versetzte, er w�rde keines Andern Kommando Folge leisten als besagten Lieutenants Plier. Es wurde der Unteroffizier zu Gehorsam angewiesen. Da er aber durch Raisonniren einen Aufstand erregte, so begab ich mich auf die Meldung des Lieutenants Braumann dahin, um solchen zu stillen. Der Unteroffizier nebst noch zwei Raisonneurs, so Anla� dazu gegeben, wurden arretirt. Den erstern habe ich mit starken Fuchteln bestrafen lassen und degradirt bis zur Ankunft in Amerika, wie denn die beiden Andern ebenfalls zu harter Strafe gezogen wurden. Am 21. Mai haben wir die Bremer Br�cke passirt und allda vom Kapitain v. Webern die achtzehn gro�en Ballen Bagage richtig erhalten. Am Abend dieses Tages trafen wir in Vegesack ein; am 24. aber wurden wir durch Faucitt gemustert, der nur zehn Mann ausrangirte, und am 25. auf f�nf Schiffen eingeschifft, welche am 31. Mai von Bremerlehe absegelten.“

Was nun insbesondere die Rekrutenlieferungen betrifft, so beweisen sie, da� das Gesch�ft nicht blos in Kassel, sondern auch bei den �brigen betheiligten F�rsten eigentlich nur kurze Zeit in Bl�the stand, und da� bereits im Laufe des Jahres 1777 der Markt weniger ergiebig wurde. Nur Anspach machte eine Ausnahme von der Regel, weil es durch den siebenj�hrigen Krieg nicht so viel als die norddeutschen Staaten gelitten hatte. Seine Rekruten zeichneten sich bis an das Ende vor allen anderen aus, im Februar 1779 fand Faucitt sie so sch�n und so gut von Ansehen, da� er froh sein w�rde, wenn die anderen Rekruten ebenso auss�hen, und noch im Mai 1782 wurden die gro�en sch�nen munteren und wohlgezogenen Anspacher bei ihrer Einschiffung ebenso bewundert, wie die ersten Bataillone des Jahres 1777. Dagegen ward es schon zu Anfang[S. 150] des Jahres 1777 den norddeutschen Lieferanten schwer, ihre Verbindlichkeiten zur festgesetzten Zeit zu erf�llen. Schon jetzt m�ssen sie an allen Ecken und Enden ihre Waare zusammenstehlen und das so gestohlene zweibeinige Gut mit gro�en Kosten und au�erordentlicher Vorsicht bewachen lassen. Die Schilderungen, die wir in den Berichten Faucitt's und Rainsford's �ber ihre Rekruten-Inspektionen finden, w�rden komisch und erheiternd sein, wenn die Ruchlosigkeit, mit der die armen Teufel auf die Schlachtbank geliefert werden, f�r unser Volk nicht gar zu besch�mend w�re.

„Am 21.d.M. — meldete Faucitt am 24. M�rz 1777 aus Bremerlehe an Suffolk — habe ich die 250 braunschweiger Rekruten in Stade besichtigt und eingeschifft. Der Herzog hatte es f�r n�thig erachtet, sie durch eine starke Infanterie-Abtheilung von einem Hauptmann, zwei Lieutenants, vierzehn Unteroffizieren und vier und achtzig Gemeinen nach dem Hafen transportiren zu lassen. Ich habe 36 von den Rekruten wegen K�rperschw�che, Alter und Ein�ugigkeit und sonstiger Gebrechen verworfen; es sind also nur 214 Mann �brig geblieben. Ich erinnere mich nicht, je in meinem Leben einen solchen Haufen schlecht aussehender Kerle zusammen gesehen zu haben. Kaum diejenigen, welche ich passirte, waren dienstt�chtig. Die Gr�ben und die Stadt sind gefroren, es ist also gro�e Gefahr der Desertion vorhanden. Noch gr��er wird diese Gefahr in Bremerlehe sein, wo die hessischen und waldeck'schen Rekruten jeden Augenblick ankommen m�ssen, und wo ich nicht das geringste Zwangsmittel gegen sie habe.“

Nicht viel g�nstiger als Faucitt �ber die braunschweigischen, spricht sich Rainsford �ber die vom Rheinfels gekommenen hessischen Rekruten aus. „Sie sind — schreibt er am 28. M�rz 1777 aus Gravendael bei Dortrecht an Suffolk — �u�erst ungleich, Viele sehr alt, Viele blo�e Jungen und Andere wieder durchaus unbrauchbar. Es finden sich f�nf bis sechs Ein�ugige darunter. Wir d�rfen aber nicht zu w�hlerisch sein, weil es zu schwer ist, Leute zu bekommen. Ich wies deshalb Keinen zur�ck, bezeichnete aber die Anst��igsten auf der beifolgenden Liste. Die J�ger dagegen sind gut und �u�erst brauchbar f�r den Dienst.“ Die Zahl der Rekruten belief sich auf etwa 400; der Bayreuther Minister v. Seckendorff fand darunter viele unausgewachsene Kinder, die kaum f�nf Fu� ma�en; zu ihrer Bewachung und Begleitung wurden ein Offizier, sechs Unteroffiziere und f�nfzig Gemeine mitgeschickt.

[S. 151]

Die waldecker Rekruten dagegen waren viel besser; ihre Mehrzahl bestand aus kr�ftigen und starken Leuten, wenn auch manche klein und zu jung darunter waren. Da der F�rst von Waldeck keine Festung hatte, worin er sie bis zu ihrem Ausmarsche sichern konnte, und da er, laut Bericht seines Ministers Zerbst an den englischen Kommiss�r, schon viele durch Desertion verloren hatte, so verschaffte ihm dieser die Erlaubni� vom hann�ver'schen General Hardenberg, sie bis zur Einschiffung in dem damals befestigten Hameln unterzubringen, eine Gunst, die, wie Faucitt schreibt, den F�rsten ganz erleichterte und gl�cklich machte, und jeden Falls zur bessern Ausbildung der Leute viel beitrug.

Der waldecker Lieferant erwarb sich �berhaupt durch seinen gro�en Diensteifer die besondere Gnade des K�nigs von England und die wohlwollende Gunst Suffolk's. „Die Rekrutirung geht besser als ich mir geschmeichelt hatte — schreibt er am 7. Dezember 1777 an Faucitt — ein Transport von 23 gut gewachsenen Leuten, lauter Schwaben, deren keiner �lter als drei�ig Jahre ist, befindet sich seit zwei Monaten auf dem Wege. Hier in Arolsen haben wir deren 20; wir erwarten auch noch einige aus der Wetterau (Also Dutzendweise wurden die armen Teufel in den verschiedenen deutschen Landschaften zusammen getrieben!) Sie sehen, wir sind nicht m��ig; rechnen Sie immer auf mich, wenn es sich um den Dienst des K�nigs Georg III. und seiner gerechten Sache handelt.

„Ich lese so eben in der Leidener Zeitung, da� unter den Truppen, die General Lord Howe ausgeschickt, um die Rebellen auf der Rechten zu umgehen, sich die Waldecker an's Pl�ndern gegeben und geweigert h�tten, einen Schritt vorzur�cken, ehe sie mit dem Pl�ndern fertig w�ren. Um Gotteswillen, ist das wahr? Bei meiner Kenntni� des Charakters des Obristlieutenants von Hanxleden und der H�lfte seiner Offiziere kann ich das kaum glauben. Sie wissen, besser wie ich, da� einsichtige und entschlossene Offiziere es verstehen, eine ungehorsame Truppe zu ihrer Pflicht zur�ckzuf�hren. In einem solchen Falle zerschmettert man einem Dutzend der Hauptmeuterer das Gehirn oder sticht sie nieder. Hanxleden ist mir stets als der Mann erschienen, der bei �hnlicher Gelegenheit energisch handeln w�rde. O, k�nnten Sie mich doch �ber die Haltung meines Regiments beruhigen; ich m�chte lieber, da� es 300 Mann verl�re, als da� es sich schlecht auff�hrte!“

Faucitt beruhigte denn auch umgehend den F�rsten, da� die obige[S. 152] Nachricht eine der vielen in Holland fabrizirten Erdichtungen sei. Die Waldecker Truppen hielten sich vielmehr in Amerika zur vollen Zufriedenheit ihrer englischen Vorgesetzten, welche nur das an ihnen auszusetzen fanden, da� sie nicht reinlich genug waren und aus Mangel an Sorgfalt zu viel Kranke hatten. Die Desertion bei ihnen war verh�ltni�m��ig gering.

„K�nnte ich doch bald erfahren — schrieb der F�rst sofort nach dem Bekanntwerden der Gefangennahme Burgoyne's, an Suffolk — da� Howe und Clinton das Ungl�ck von Saratoga ausgeglichen haben! Wenn ich nur ein Korps von 6000 Mann zu meiner Verf�gung h�tte! Ich w�rde es Ihnen �berlassen, ohne einen Heller daf�r zu nehmen.“ Diese leeren Redensarten gefielen in London gar sehr.

Kaum zwei Jahre nach Absendung deutscher Truppen nach Amerika brach der bayrische Erbfolgekrieg aus, der nat�rlich eine gro�e Konkurrenz im Markte er�ffnete und dem besser zahlenden und listiger oder gewaltsamer auftretenden Werber den Vorsprung lie�. Die kleinen F�rsten wollten zu wenig von ihrem Gewinn abgeben; ihre Werbeoffiziere suchten deshalb durch Rohheit und Gewaltth�tigkeit zu ersetzen, was ihnen an Geld fehlte. Die gro�en deutschen M�chte dagegen, die sich nunmehr gegen�bertraten, statteten ihre Werber mit gr��eren Mitteln aus und zogen deshalb mehr Rekruten an. Zum Gl�ck f�r die deutschen Truppen-Lieferanten dauerte der bayrische Erbfolgekrieg nicht lange; vom Sommer 1779 an konnten sie das ihnen nur f�r kurze Zeit erschwerte Gesch�ft wieder ausschlie�lich betreiben. Im Mai 1779 wandte sich ein Hauptmann v. Langsdorff, Kommandant des Reichs-Volont�r-Korps, das sich aufzul�sen im Begriffe stand, von Prag aus an den Minister v. Gemmingen in Anspach. „Es ist nicht schwer, sagte er, einen Theil der Leute, der mir zu folgen gesonnen ist, zu engagiren und nach Anspach zu bringen, ich w�nsche zu wissen, wie viel Serenissimus mir vor jeden Mann, den ich nach Anspach schaffen werde, zahlt, damit ich Handgeld und die �brigen Depensen darauf reguliren kann. Die Leute sind meistens jung und sch�n und vom besten Willen. Wie viel Unteroffiziere k�nnte ich engagiren, und was wird f�r sie bezahlt?“ Man sieht, der Mann verstand sein Gesch�ft. Gemmingen meldete dieses Angebot sofort nach London, erhielt aber eine abschl�gige Antwort, da es in diesem Jahre (1779) zu sp�t sei, Truppen nach Amerika zu senden. So zerschlug sich diese Sache. Anspach that[S. 153] nichts mehr darin, da es wegen der n�thigen Rekruten und J�ger nie in Verlegenheit war.

Am schlimmsten dagegen war der Erbprinz von Hessen-Kassel daran, der so ziemlich auf demselben Jagdgrund mit seinem Vater auf Rekruten pirschen mu�te. Er war deshalb gen�thigt, sich anderw�rts, ja im ganzen Reiche nach Werbepl�tzen umzuthun. Die hessischen Werber waren aber �berall so gef�rchtet, verha�t und verachtet, da� der Erbprinz es sich als einen freundnachbarlichen Gefallen vom Anspacher Markgrafen erbat, da� seine Werber in anspachischen Uniformen ihrem Gesch�fte nachgehen durften. „Ihro Durchlaucht der Erbprinz — schreibt der hanauische Minister v. Gall am 15. Februar 1781 an Gemmingen — schmeicheln sich von der Hand des durchlauchtigsten Herrn Markgrafen und von der Freundschaft und Gef�lligkeit der Herren, welche zu dem guten Erfolg in dieser Werbungssache einen Beitrag leisten k�nnen, da� solche, da sie vermuthlich nur einige Wochen dauern kann, auch in dieser kurzen Zeit uns zum Theil aus der Verlegenheit ziehen wird, die die Einrichtung eines solchen Korps nat�rlich mit sich f�hrt, wenn wenig Zeit und an allen Orten und Enden Holl�ndische Werbung ist, die ihre Dukaten und den Umstand sehr geltend macht, da� die Leute den Rheinstrom nicht verlassen. Vielleicht finden sich unter deren Arrestanten verschiedener Art solche Leute, denen eine Wohlthat und dem Lande ein Vortheil gesch�he, wenn sie nach Amerika geschickt w�rden. Vielleicht sind auch unter deren geworbenen Ausl�ndern einige, die klein und also entbehrlich sind; hoffentlich aber werden es Ew. Exzellenz gef�lligst in die Wege leiten, da�, Dero eigene Werbung unbeschadet, die Kommandirten an die unsrigen beh�lflich und bef�rderlichst sein d�rften. Ew. Exzellenz wollen gef�lligst gestatten, da� allen Falls Herr Hauptmann v. Geismar (der hessische Werbeoffizier) seine Rekruten mit dem hochf�rstlich Brandenburgischen Transport den Mayn herunter schicken d�rffe.“

Der Markgraf kam den W�nschen des Erbprinzen um so lieber nach, als dieser sich ihm bei fr�heren Gelegenheiten besonders gef�llig erwiesen hatte, und verehrte ihm als besonderes pretium affectionis einen wahrscheinlich ebenfalls gestohlenen zwei und zwanzigj�hrigen, 10� Zoll gro�en Rekruten. Serenissimus behielt nat�rlich den „pr�chtigen Kerl“ f�r sich und dankte seinem Gesch�ftsfreunde in den �berschwenglichsten Ausdr�cken f�r diesen kostbaren Beweis seiner Zuneigung. Solche Geschenke von[S. 154] Menschenfleisch waren �brigens nichts Seltenes unter den regierenden Herren jener Zeit, ja diese machten sie sogar den im Range unter ihnen Stehenden. Schenkte doch sogar der aufgekl�rte Kaiser Joseph II. dem ber�hmten preu�ischen Reitergeneral v. Seidlitz, um ihn besonders auszuzeichnen, eine sch�ne zirkassische Sklavinn, die dem alten Haudegen so sehr gefiel, da� er sich einige Zeit darauf noch eine zweite auf eigene Rechnung nachkommen lie�.

Am Emp�rendsten von allen deutschen F�rsten handelte �brigens der Herzog von Braunschweig. Dieser Mensch hatte die Stirn, die englische Regierung flehentlich zu bitten, seine in Gefangenschaft gerathenen Truppen, wenn sie �berhaupt ausgewechselt werden sollten, ja nicht in die Heimath zur�ckkehren zu lassen, damit ihm, dem besorgten Landesvater, das Rekrutirungsgesch�ft nicht verdorben werde. Es befanden sich bekanntlich etwa 2000 braunschweigische, unter dem braven Riedesel stehende Soldaten bei Burgoyne, als sich dieser leichtfertige und unbedeutende General am 17. Oktober 1777 bei Saratoga dem amerikanischen General Gates ergeben mu�te. In dem zwischen diesem und Burgoyne abgeschlossenen Vertrage der Uebergabe war bestimmt worden, da� die Truppen baldm�glichst in Boston nach England eingeschifft oder ausgewechselt werden sollten. Gates' Zusicherung wurde jedoch sp�ter vom Kongre� nicht genehmigt. In Folge dessen blieben die deutschen Gefangenen unter uns�glichen Entbehrungen und Kr�nkungen zuerst im Winter auf dem Winterhill bei Boston und wurden sp�ter nach Charlotte in Virginien internirt, aber erst Ende 1782 nach mehr als f�nfj�hriger Gefangenschaft ausgewechselt.

Man hat vielfach den Grund f�r diese schlechtere Behandlung der Braunschweiger in der englischen Engherzigkeit und Parteilichkeit gesucht. Man thut aber den Engl�ndern Unrecht, denn der eigene Landesherr war es, welcher seine Unterthanen benachtheiligte. Als das erste Ger�cht von der Gefangennahme bei Saratoga und der baldigen Zur�ckkunft der englischen Truppen, also auch der Braunschweiger nach Deutschland drang, schrieb n�mlich der Minister Feronce am 23. Dezember 1777 an Faucitt:

„Wenn man uns hilft, wie man kann und soll, so werden wir unsere Truppen bald wieder auf den erforderlichen Etat bringen. Soll es geschehen, und darin werden Sie, General, mit mir �bereinstimmen, so d�rfen wir unter keiner Bedingung die armen Teufel von Kapitulanten nach[S. 155] Deutschland zur�ckkehren lassen. Sie werden nat�rlich mi�vergn�gt sein, und ihre Uebertreibungen werden ebenso nat�rlich von jeder fernern Betheiligung an Ihrem amerikanischen Kriege abschrecken. Sie lassen sie besser, wenn sie denn einmal ausgewechselt werden sollen, nach einer Ihrer amerikanischen Inseln oder selbst z.B. nach der Insel Wight schaffen. Denn dadurch haben Sie weniger Kosten und verlieren weniger Zeit. Ich bitte Sie also, bester General, �ber das, was ich Ihnen hier sage, nachzudenken und, wenn Sie sich ebenso daf�r interessiren, wie wir, meine Ansicht auch Mylord Suffolk zu unterbreiten, der zu viel Einsicht hat, als da� er eine derartige Ma�regel in dieser uns ganz gemeinschaftlichen Sache nicht dem Interesse und Dienste des K�nigs f�r entsprechend hielte.“

Als wenn aber Faucitt nicht zuverl�ssig genug gewesen w�re, schrieb Feronce zwei Monate sp�ter, am 23. Februar 1778 noch direkt an Suffolk. „Der Herzog — sagte er in seinem Briefe — ist zu sehr von dem Wohlwollen des K�nigs und der Klugheit seines Ministeriums �berzeugt, als da� er voraussetzte, da� man je daran denken wird, die deutschen Truppen, die bei Saratoga kapitulirt haben, nach Deutschland zu schicken, denn ihre R�cksendung w�rde in ihrem gegenw�rtigen zerr�tteten Zustande die traurigsten Wirkungen hervorrufen und die schmerzlichste Sensation erregen, uns aber verhindern, unsere drei Regimenter in Kanada � 600 Mann zu kompletiren.“

Nat�rlich wu�ten die armen in Amerika gefangen gehaltenen Braunschweiger nichts von dieser freundlichen F�rsorge ihres Serenissimus, denn sonst w�rden sie sich wohl nicht so oft �ber Zur�cksetzung hinter die Engl�nder beschwert oder ihrem F�rsten selbst unter den h�rtesten Entbehrungen die unverbr�chlichste Treue bewahrt haben. Es ist ein r�hrendes Bild, wie die mitgefangene deutsche Generalsfrau die Fahnen, um sie zu retten und unverletzt nach Hause zu bringen, bei Nacht in ihre Betten einn�ht, und wie ein, wenn auch mi�verstandenes Ehr- und Pflichtgef�hl die Ungl�cklichen selbst in der Gefangenschaft zusammenh�lt; aber es ist eine jeder Charakteristik spottende, selbst in jener Zeit einzig dastehende Infamie, wie der herzlose braunschweiger Herzog dieselben Soldaten, welche ihre Haut f�r ihn zu Markte trugen und ihn dadurch vom Bankerott retteten, jetzt im unverdienten Ungl�ck nicht wieder sehen will, weil sie ihm das Gesch�ft verderben k�nnten. Also nicht genug, da� die eigenen Landeskinder verkauft sind; jetzt nachdem es geschehen, d�rfen sie sich nicht mehr blicken[S. 156] lassen, damit ihrer noch mehr verkauft werden k�nnen. Und der braunschweiger Herzog war noch lange nicht der schlimmste unter seinen f�rstlichen Zeitgenossen, er galt im Gegentheil als aufgekl�rt, liberal und leutselig.

Wie stolz und Ehrfurcht gebietend steht diesen kleinen F�rsten der gro�e K�nig von Preu�en gegen�ber! Friedrich ist fast der einzige deutsche Regent jener Zeit, der, weil er seine pers�nliche Verantwortlichkeit vor der Welt f�hlt, auch pers�nliche W�rde hat; der einzige Herrscher, der mit klarem Auge gro�e politische Ziele verfolgt, und der sich mit wahrhaft erhabener Vorurtheilslosigkeit nicht scheut, die Dinge beim rechten Namen zu nennen. Man kannte au�er beim K�nig kaum eine selbst�ndige Politik mehr in Deutschland, die meisten kleinen Staaten fristeten ihre kl�gliche Existenz nur durch geschmeidiges Anklammern an fremde Interessen. Deshalb ist der souveraine Hohn und die kalte Verachtung, welche er England und seine Lieferanten �berall f�hlen l��t, doppelt wohlthuend.

Friedrich's Verh�ltni� zum Soldatenhandel ist vielfach entstellt und �bertrieben worden; f�hren wir es deshalb auf den richtigen Thatbestand zur�ck!

Der K�nig sowohl wie der deutsche Kaiser hatten ein naheliegendes politisches Interesse an den Truppenlieferungen. Einmal verstie�en dieselben gegen die Reichsgesetze, deren H�ter der Kaiser sein sollte, dann aber raubten sie ihm, sowie dem K�nig von Preu�en bei dem damaligen Werbesystem einen gro�en Theil der Mittel zur F�llung ihrer eigenen Regimenter, wenn der amerikanische Krieg noch unbestimmte Zeit fortdauerte.

So lange die ersten Verhandlungen schwebten, erwartete man h�chstens einige tausend Mann als ihr Ergebni�, denn Niemand hatte geglaubt, da� die kleineren F�rsten kaum dreizehn Jahre nach dem siebenj�hrigen Kriege im Stande sein w�rden, innerhalb weniger Monate nahe an 20,000 Mann zu liefern. Gleichwohl wurden der Verschiffung der Hauptkorps nicht die mindesten Hindernisse in den Weg gelegt. Erst mit den Sendungen des Jahres 1777 begann, wie wir im siebenten Kapitel gesehen haben, auf Anstiften des kaiserlichen Gesandten, sich unter den rheinischen F�rsten eine, vorl�ufig noch in kleinen Chikanen auftretende Feindseligkeit gegen die Truppenlieferanten zu entwickeln, die gleichwohl diesen und England die ernstlichsten Besorgnisse einfl��te, weil sie f�r die[S. 157] Folge das Gesch�ft bedeutend verz�gern und dadurch beeintr�chtigen konnte. Schlimmsten Falls war aber mit den geistlichen und pf�lzer Kurf�rsten durch diplomatische Vorstellungen und Drohungen, Geschenke, Baarzahlungen und sonstige Aufmerksamkeiten an ihren H�fen schon fertig zu werden. Auch des Kaisers Befehle waren unter Umst�nden zu umgehen und fielen mehr durch ihr moralisches Gewicht als durch ihre praktische Tragweite in die Wagschale.

Bereits im Oktober 1777 hatte der Wiener Hof allen seinen Gesandten bei den verschiedenen deutschen F�rsten Auftrag gegeben, die Truppenlieferungen an England soviel als m�glich zu verhindern, da sie das Reich entv�lkerten und sonstige schlechte Folgen nach sich z�gen. „Die Wahrheit ist — schreibt Cressener am 17. November 1777 aus Bonn an Suffolk — da� die �sterreichischen Werbe-Offiziere gro�e Schwierigkeiten beim Rekrutiren fanden, da� die Rekruten den Dienst in Amerika vorzogen, und da� selbst die kaiserlichen Regimenter in Folge dessen mehr als gew�hnlich durch Deserteure verloren. Aehnliche Beschwerden brachten die preu�ischen Werbeoffiziere vor. Namentlich klagten sie dar�ber, da� seit dem amerikanischen Kriege ihre Rekruten nur selten noch das erforderliche Ma� h�tten, also blo� Ausschu� w�ren.“

Ein zu derselben Zeit den Direktoren des westf�lischen Kreises vom Kaiser gemachter Vorschlag, innerhalb ihres, ganz Westfalen und Niedersachsen umfassenden Gebietes, die Truppenaushebungen f�r England zu verhindern, scheiterte gleichwohl mit am Widerspruch des preu�ischen Residenten Emminghaus, da der K�nig sich dem Kaiser nicht unterordnen wollte und er selbst m�glichen Falls unter den Konsequenzen des Verbots zu leiden gehabt haben w�rde. Uebrigens k�mmerte sich England in der Folge gar nicht um den Widerspruch von Kaiser und Reich, und diese lie�en es auch ruhig gew�hren.

Anders dagegen bei Friedrich, der seiner Politik bei Freund und Feind Respekt zu verschaffen wu�te. Sein Verh�ltni� zu England war seit dem Jahre 1761, wo er so schm�hlich durch Bute im Stich gelassen wurde, sehr lau gewesen und seit der ersten Theilung Polens, wo es seinen Anspr�chen auf Danzig mit entschiedenem Erfolge entgegengetreten war, sogar ein erbittertes geworden. Aeu�erlich h�flich, verachtete Friedrich die damals England beherrschende Aristokratie und sprach sich bei jeder Gelegenheit mit der �u�ersten Geringsch�tzung gegen sie aus, diese Menschen,[S. 158] bei denen die Liebe zum Gelde und der pers�nliche Vortheil den Sieg �ber das �ffentliche Wohl davon trage. „Dieser Engl�nder — hatte er fr�her einmal von Bute gesagt — glaubt, er k�nne mit Geld Alles erreichen.“ Jetzt war die Gelegenheit gekommen, England empfindlich zu kr�nken, ohne ihm gerade feindlich gegen�berzutreten — und Friedrich lie� sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Andererseits f�rchtete er aber wirklich, da� die bedeutenden Truppenlieferungen nach Amerika ihn in seinem eigenen Bedarf verk�rzen w�rden, und das zu einer Zeit, wo der t�glich drohende Tod des Kurf�rsten Maximilian Joseph den bei den �sterreichischen Anspr�chen unvermeidlich gewordenen Krieg wegen der bairischen Erbschaft zum Ausbruch bringen konnte.

„Der K�nig von England — sagt Friedrich in seinem Anhang zu den Memoiren seit dem Frieden von Hubertsburg bis zum Ende der Theilung Polens — unterhandelte mit allen H�fen Deutschlands, um die wenigen Leute daraus zu ziehen, die es noch zu liefern vermochte. Deutschland sp�rte schon die Nachwehen der zahlreichen Menschenlieferungen, die in fremde Welttheile geschickt waren, und der K�nig von Preu�en sah mit Sorge, da� im Falle eines neuen Krieges das Reich seiner Vertheidiger beraubt sein w�rde, denn im Jahre 1756 hatten Niedersachsen und Westfalen allein eine Armee auf die Beine gebracht, mit welcher man die Fortschritte des franz�sischen Heeres aufhalten und vereiteln konnte. Aus diesem Grunde chikanirte er die Truppen der mit England verb�ndeten deutschen F�rsten, sobald sie durch Magdeburg, Minden und das Gebiet am Niederrhein passiren mu�ten. Es war das eine schwache Rache f�r das schlechte Verhalten, welches der Hof von London ihm gegen�ber r�cksichtlich der Stadt und des Hafens von Danzig beobachtet hatte. Der K�nig wollte �brigens die Dinge nicht zu weit treiben, denn eine lange Erfahrung hatte ihn gelehrt, da� man immer eine Menge Feinde findet, ohne da� man sie sich aus Uebermuth auf den Hals zu laden braucht.“

Wenn man sich die damalige deutsche Politik des K�nigs vergegenw�rtigt, so wird man finden, da� er erst dann, als der Krieg mit dem Kaiser gewi� geworden war, ernstliche Ma�regeln gegen England und seine Lieferanten ergriff. Friedrich hat in den obigen Worten ihnen gegen�ber ganz genau seinen Standpunkt bezeichnet. Wir werden sp�ter sehen, da� jede seiner Handlungen damit �bereinstimmt; gleichwohl haben selbst angesehene[S. 159] deutsche Geschichtsschreiber, wie z.B. Schlosser, von den Amerikanern nicht zu reden, seine Motive und Akte in dieser Beziehung gr�blich entstellt. Diese tendenzi�se Auffassung der Opposition Friedrich's verr�th namentlich amerikanischer Seits einen eben so gro�en Mangel an Einsicht in die Politik jener Zeit als in den Charakter des K�nigs. Ein F�rst, der, um seine Zwecke zu erreichen, ohne jedes Bedenken hundert Tausende von Menschenleben opfert; ein Feldherr, der sich wundert, da� „die Hunde von Grenadiere ewig leben wollen“, wenn sie sich nicht gleich in den Rachen von hunderten, Tod und Verderben speienden Gesch�tzen st�rzen, ein solcher Mann wird, ohne das moralische Ungeheuer zu sein, als welches ihn h�chst oberfl�chlicher Weise Macaulay karrikirt, nie wie ein junger sentimentaler Lyriker f�r die Sache unterdr�ckter Unterthanen in die Schranken treten und am allerwenigsten ihnen zu Liebe seines Gleichen den Krieg erkl�ren. Nichts ist deshalb ungerechtfertigter als die Annahme, da� Friedrich aus Sympathie f�r die amerikanischen Rebellen dem Landgrafen von Hessen und seinen Kollegen feindselig gegen�bergetreten sei.

Um hier nur eine der bekannteren falschen Geschichten hervorzuheben, so ist es zum Beispiel eine von Kort�m zuerst Franklin nacherz�hlte und sp�ter von Schlosser wiederholte Anekdote, da� die hessischen Soldaten auf Befehl des K�nigs bei Minden den Viehzoll h�tten entrichten m�ssen, weil sie ja wie Vieh verkauft seien[5]. Schlosser druckt den Passus sogar mit gesperrter Schrift. Nie hat Friedrich eine derartige Ma�regel angeordnet. Er beschr�nkte sich einfach, wie er das selbst ausdr�cklich hervorhebt, auf die Chikane und zwang die Miethstruppen, eine Zeit lang sein Gebiet bei Magdeburg, Minden und Wesel zu umgehen oder er besteuerte ihr Gep�ck. Zudem haben wir es hier nicht mehr mit dem jugendlich �berm�thigen K�nig zu thun, der die hallischen „Fasen“ zum Theaterbesuch zwang, sondern mit dem gewiegten Staatsmann, der nur das Interesse seines Staates im Auge hat und jedes Ereigni� in diesem Verh�ltni� auffa�t und benutzt. Sodann darf man nicht �bersehen, da� die preu�ische Armee damals auch noch keine Landwehr hatte, sondern fast in derselben rohen Weise wie jede andere durch Werbungen rekrutirt wurde, und da� der K�nig viel zu klug war, um seine eigenen Soldaten einer �hnlichen Behandlung Seitens eines �belgesinnten oder m�chtigen Nachbarn auszusetzen.

[S. 160]

Schon bei einer fr�hern Gelegenheit, im Anfang seiner Regierung, hatte der K�nig, als die Holl�nder Truppen von Braunschweig mietheten, die K�ufer mit Metzgern verglichen, welche nach Podolien wandern, um dort schwere Ochsen einzuhandeln. Eine �hnlich klingende gelegentliche Aeu�erung findet sich in einem am 18. Juni 1776 an Voltaire geschriebenen Briefe Friedrich's, worin er diesem gegen�ber die Ehre ablehnt, der Lehrer des Landgrafen von Hessen gewesen zu sein, der gerade einen Katechismus f�r F�rsten geschrieben und ihn Voltaire geschickt hatte. „W�re der Landgraf — schrieb Friedrich — aus meiner Schule hervorgegangen, so w�rde er den Engl�ndern seine Unterthanen nicht verkauft haben, wie man Vieh verkauft, um es auf die Schlachtbank zu schleppen.“ Der K�nig nahm allerdings aus Ha� gegen England unbedingte Partei f�r die Amerikaner und gefiel sich sogar dem englischen Gesandten gegen�ber darin, deren Erfolge zu �bertreiben oder die den englischen Waffen ung�nstigen Berichte geh�ssig zu erl�utern oder gesch�ftig zu verbreiten. Nur von diesem rein pers�nlichen Gesichtspunkte aus darf man daher seine Stellung in der Subsidienfrage beurtheilen.

Gleichwohl aber liegt in Friedrich's Worten und Ma�regeln eine solche geistige Ueberlegenheit, und eine solche souver�ne Verachtung der elenden Bereicherungsmittelchen der kleinen Reichsf�rsten ausgedr�ckt, da� man sich den Jubel der Unterdr�ckten und die Freude der bei dem schmachvollen Handel Unbetheiligten sehr wohl erkl�ren kann. Das Volk liebt es, seinen Helden seine eigenen besten Gedanken unterzuschieben, es macht sie zu Tr�gern seiner liebsten W�nsche und Hoffnungen. So wurde denn auch allm�lich auf Grund von ein paar scharfen Aeu�erungen, die der amerikanischen Revolution g�nstig waren und die geizigen und gierigen F�rsten brandmarkten, in Friedrich der Ha� und die Verachtung aller denkenden Zeitgenossen gegen die Seelenverk�uferei verk�rpert.

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Der K�nig von Preu�en hatte, wie wir bereits gesehen haben, den bis zum Herbst 1777 durch sein Gebiet fahrenden und nach Amerika bestimmten Truppen so gut als keine Schwierigkeiten in den Weg gelegt. Den ersten Ansto� dagegen nahm er an 308 anspacher J�gern und Rekruten, die am 31. Oktober jenes Jahres mit den neuen Uniformen f�r das erste Regiment in Stefft eingeschifft waren und Main und Rhein hinunterfahrend, am 15. November in Dortrecht eintreffen sollten. Der Markgraf dachte so wenig an Hindernisse irgend welcher Art, da� er am 16. Oktober, um seine durch die englischen Zahlungen verbesserte Verm�genslage zu genie�en, mit seiner Maitresse Lady Craven nach Paris abgereist war, wo er sich w�hrend des Winters aufzuhalten gedachte. Unmittelbar vor seiner Abreise hatte er die an den Rhein gr�nzenden Staaten um freie Durchfahrt f�r seine Truppen gebeten und sich am 14. Oktober auch an den K�nig gewandt. Er betrachtete diese Requisitionen als blo�e Formsache und lie� deshalb auch seine Leute, ohne nur eine Antwort abzuwarten, marschiren. Pfalz, Mainz und Trier gaben am 5. und 6. November die gew�nschte Erlaubni� und bewilligten zugleich Zollfreiheit f�r Mannschaft und Gep�ck. Der Kurf�rst von Mainz kn�pfte an seine Genehmigung zwar die Drohung, da� er den anspacher Transport nach mainzer Landeskindern oder Deserteuren durchsuchen lassen werde. Da indessen der Oberst Schlammersdorff die letzteren am 7. November, als er bei Mainz vorbeifuhr, auf den Rath Gemmingen's versteckte, so fanden die mit der Durchsuchung beauftragten Mainzer Offiziere Niemanden und trennten sich nach einer gem�thlichen Kneiperei von ihrem neuen anspacher Freunde. So harmlos lie�en nun der alte Fritz und seine Untergebenen nicht mit sich handeln. Der K�nig schlug dies Mal ganz wider Erwarten das anspachische Gesuch rund weg ab. Sein Antwortschreiben, welches in der Gesammtausgabe seiner Werke nicht enthalten, noch �berhaupt sonst irgendwo ver�ffentlicht ist, findet sich in den anspacher Manual-Akten. Es ist vom 24. Oktober 1777 aus Potsdam datirt und lautet w�rtlich (das Original findet sich im Anhang) wie folgt:

„Ich gestehe Ew. Hochf�rstlichen Durchlaucht, da� ich niemals an den gegenw�rtigen Krieg in Amerika denke, ohne von der Gier einiger deutscher F�rsten unangenehm ber�hrt zu werden, welche ihre Truppen einer sie gar nichts angehenden Sache opfern. Mein Erstaunen vergr��ert sich, wenn Ich Mir die alte Geschichte und jene weise und allgemeine Zur�ckhaltung[S. 162] unserer Vorfahren in's Ged�chtni� rufe, welche sie verhinderte, deutsches Blut f�r die Vertheidigung fremder Rechte zu vergie�en und welche sogar als Gesetz in das deutsche Recht �bergegangen ist.

Aber Ich merke, da� Mein Patriotismus Mich fortrei�t und Ich komme auf das Schreiben Ew. Hochf�rstlichen Durchlaucht vom 14.d.M. zur�ck, welches ihn so stark angefacht hat. Sie verlangen darin die freie Durchfahrt f�r die Rekruten und das Gep�ck, welches Sie Ihrem, im gro�brittanischen Dienste befindlichen Truppen-Korps zuschicken wollen. Ich nehme Mir die Freiheit, Ihnen zu bemerken, da� wenn Sie dieselben nach England gelangen lassen wollen, Sie durchaus nicht n�thig haben, sie durch meine Staaten passiren zu lassen, sondern da� Sie dieselben einen k�rzern Weg zum Einschiffungshafen einschlagen lassen k�nnen.

Ich unterbreite diese Ansicht dem Urtheil Ew. Hochf�rstlichen Durchlaucht, und Ich bin nicht weniger mit aller Z�rtlichkeit, die Ich Ihnen schulde, mein Herr Neffe, Ew. Hochf�rstlichen Durchlaucht guter Onkel Friedrich.“

Dieser Brief gelangte in der ersten Woche des November nach Anspach. Gemmingen und Benckendorff, welche w�hrend der Abwesenheit des Markgrafen eine Art Regentschaft bildeten, erbrachen ihn, hielten es aber f�r das Beste, seinen Inhalt zun�chst ganz zu ignoriren. Sie dachten offenbar, in Potsdam herrschte dieselbe Wirthschaft wie in Anspach, und die preu�ischen Minister k�nnten hinter dem R�cken des K�nigs thun und lassen, was Sie wollten. Sie schrieben also am 16. November noch einmal an Hertzberg und Finckenstein und baten, als ob der Markgraf noch keinen abschl�gigen Bescheid vom K�nig erhalten h�tte, noch einmal dringend um endliche Gew�hrung des freien Durchzugs. „Der unerwartete Aufenthalt dieses Truppentransports — so motivirten sie ihr Gesuch w�rtlich — wird der Hochf�rstlichen Durchlaucht zu einem gar empfindlichen Schaden gereichen, zumalen Hochdieselbe, wie Ihro K�nigl. Majest�t bereits bekannt ist, die Ueberlassung Ihro Trouppes in K�niglich Gro�britannischen Sold und Dienst blo� in der patriotischen Absicht bewilligt haben, durch die erlangenden Subsidien mehrere Landesschulden zu tilgen.“

Die k�niglich preu�ischen „verordneten wirklich Geheimde Estats-R�the“, Finckenstein und Hertzberg antworteten aber am 22. November 1777, da� sie das Gesuch der anspachischen hochgeehrtesten Herren Sr. Majest�t[S. 163] zwar geb�hrend mit ihrem Berichte vorgelegt, da� H�chstdieselbe aber befohlen habe, darauf zu erwidern, da� Sie bei der des Herrn Markgrafen Durchlaucht ertheilten Antwort beharre. Auch der englische Gesandte Elliot in Berlin, der sich in derselben Angelegenheit in Suffolk's Auftrag an den K�nig gewandt hatte, erhielt dieselbe abschl�gige Antwort mit dem Zusatze, da� die im vorigen Jahre unter den Rekruten vorgekommenen Unordnungen Se. Majest�t veranla�ten, in Zukunft �hnlichen Transporten die Durchfahrt zu verweigern. Das durch einen solchen Zusatz motivirte Verbot klang wie ein Hohn, weil die Truppen damals gar nicht hatten an's Land gehen d�rfen; allein es fiel wie eine Bombe unter die von ihm betroffenen englischen Agenten und deutschen F�rsten sammt ihren Ministern. Mit Recht schreibt Sir Joseph Yorke, als er diesen merkw�rdigen Vorwand h�rte, am 15. November 1777 an Rainsford: „Jedermann hat eine zu heilige Scheu vor Seiner Preu�ischen Majest�t und schwebt vor ihr in zu gro�er Furcht, Leute auf der Passage durch ihr Gebiet zu verlieren, als da� er es wagen w�rde, dort irgend eine dem K�nige mi�f�llige Handlung zu begehen.“ Expresse und Kouriere wurden jetzt aber schleunigst von einem Hofe zum andern geschickt, Noten gewechselt und Versuche bei dem preu�ischen Gesandten in K�ln und dem Kommandanten von Wesel gemacht, damit sie ein Auge zudr�ckten; aber Alles war vergebens. „Bisher — ruft Faucitt aus — war der Rhein der ganzen Welt offen, jetzt wird er unerwartet und pl�tzlich geschlossen. Es ist zu sp�t, unsere Route zu �ndern. In Minden droht dieselbe Unterbrechung. Ich habe sofort nach Berlin, Hanau, Anspach und Kassel geschrieben und Schlieffen gerathen, die Hessen an der Weser das preu�ische Gebiet umgehen zu lassen.“ In demselben Tone jammerte Cressener: „Zu Lande k�nnen die Truppen nicht marschiren, zudem ist es den Rhein entlang unm�glich, das preu�ische Gebiet nicht zu ber�hren, und dann werden die Boote mit den Uniformen doch in Wesel angehalten werden.“ „Wenn Ihr Hof — wehklagt der anspachische Oberst Schlammersdorff in seinem Briefe an Rainsford d.d. Bendorf 18. November 1777 — keine Mittel findet, den Entschlu� des K�nigs von Preu�en zu �ndern, so ist Alles verloren, so sind wir ruinirt, denn es ist absolut unm�glich, zu Lande zu marschiren.“ Rainsford selbst, der bereits in Nimwegen auf die neue Zufuhr wartete, fand den Verzug um so unangenehmer, als die Transportschiffe schon in Holland eingetroffen waren, das Wetter ganz prachtvoll war und ein paar Tage[S. 164] hingereicht h�tten, die Truppen einzuschiffen. Hier war also guter Rath theuer.

Inzwischen waren die anspachischen Truppen am 12. November nach Bonn gelangt, wo Oberst Schlammersdorff durch den englischen Gesandten Cressener m�ndlich und durch Oberst Faucitt schriftlich Kenntni� von dem Verbot des K�nigs erhielt. „Es ist somit — schreibt er am 13. November an Gemmingen — die Transportirung unm�glich 1. weil das preu�ische Gebiet doch nicht zu evitiren; 2. keine Requisitoriales f�r die Landm�rsche ergangen sind, folglich die Einquartirung refusirt werden wird; 3. die Baggage nicht mit fortgebracht werden kann und 4. die Desertion inevitabel sein wird, wof�r ich absolute nicht responsabel sein kann. Ich fahre also zur�ck nach Bendorf, um dort oder in Altenkirchen die Leute einzuquartiren. Ich habe per Estafette sofort Serenissimo Bericht nach Paris erstattet.“ Als die kurf�rstlich k�lnischen Beh�rden von dem preu�ischen Verbote h�rten, wurden sie auch unangenehm. In Bonn wollten sie die Anspacher nicht l�nger dulden, und t�glich fragte der dortige General Kleist h�flich bei Schlammersdorff an, wann er abzufahren gedenke? Dieser verlie� Bonn am 18. und traf am 19. November Abends in Bendorf ein.

Der Markgraf von Anspach besa� zu jener Zeit die seinem Vater im Jahre 1741 anerfallene Grafschaft Sayn-Altenkirchen mit der Stadt Bendorf (am rechten Rheinufer zwischen Neuwied und Ehrenbreitstein). Oberst Schlammersdorff gab, um dort Platz zu bekommen, dem Gouverneur der Grafschaft Befehl, die in Bendorf stehende Kompagnie tiefer in's Land zu legen. Als Schlammersdorff aber selbst nach Bendorf kam, fand er, da� die Stadt keine W�lle hatte, da� er also seine Leute nicht sicher bewachen konnte. Er beschlo� deshalb, dieselben in den Booten zu behalten und diese mit Oefen zu versehen, die Soldaten aber von Zeit zu Zeit truppweise unter Aufsicht an's Land zu lassen, damit sie sich Bewegung machen und erholen k�nnten. So lagen sie etwa vier Wochen lang Bendorf gegen�ber auf dem Rhein. Ihnen zur Seite hatte sich ein hanauer Transport von etwa 250 Rekruten gelagert, welcher am Rheinfels von dem preu�ischen Verbote benachrichtigt und jetzt auf Wunsch des Erbprinzen zu den Anspachern gesto�en war, nachdem dieser sich feierlich verpflichtet hatte, alle Bed�rfnisse f�r seine Leute baar zu bezahlen. Diese nach Anspach oder Hanau zur�ckzuschicken, durften der Markgraf und Erbprinz[S. 165] nur im aller�u�ersten Nothfall wagen, weil sie sich dadurch den Markt f�r die Zukunft verdorben, die Desertion bef�rdert und zugleich die englischen Subsidien und L�hnung geschm�lert h�tten.

Die Schlammersdorff'sche Korrespondenz mit Gemmingen wirft einige interessante Streiflichter auf die Mittel, welche w�hrend jener Zeit zur Aufrechterhaltung der Zucht und zur Verhinderung der Desertion der Soldaten f�r n�thig erachtet wurden.

„Es ist nicht thunlich, — schreibt Schlammersdorff am 20. November 1777 — die Leute in Bendorf einzuquartieren. Es sind keine H�user daf�r vorhanden; das Rathhaus, das gr��te Geb�ude, fa�t nicht mehr als 60 Mann. Ich werde deshalb meine Leute so lange als m�glich auf den Schiffen halten. 24 Mann vom Altenkirchener Kontingent und 6 J�ger sind hier, die mir das Ufer garantiren. Meine Leute fangen an, m�rrisch zu werden; sie f�rchten sich vor der R�ckkehr nach Anspach. Nach Altenkirchen zu marschiren, dauert zwei Tage; ich mu� in einen geschlossenen Ort. Aus meinem Beutel habe ich f�r etwa 80 fl. den Leuten dann und wann Gem�se, Fleisch, Bier und Taback reichen lassen, um sie gut zu erhalten bei dieser �u�erst unangenehmen, na�kalten Saison. Hingegen konnte ich bis vor zwei Tagen Alles mit sie machen, ohnerachtet ich in F�llen rigid strafe. Allein seit gestern mu� ich sehr auf meiner Hut sein. Gott gebe eine baldige Aenderung in dieser Lage! Es ist zum rasend werden! Auf den Schiffen — hei�t es am 29. November weiter — ist Alles gesund und noch ruhig. An Peroriren, Schlagen, Viktualien-Pr�senten und Krummschlie�en lasse ich es nicht fehlen, um den Klumpen in der sehr rauhen Witterung in Ordnung zu halten. Meine Nachbarn, die Hanauer, haben schon 23 Kranke, worunter viele mit hitzigem Seitenfieberstechen. Ich will hier bleiben und nicht nach Altenkirchen marschiren. Es ist zehn Stunden von hier entfernt; wir m�ssen also zwei M�rsche dahin machen. Zur Nachtstation ist nur Diersdorf geeignet, die Residenz des regierenden Grafen, quaeritur, ob er uns einnimmt, und wenn er es thut, wie viel wird man nicht f�r das blo�e Nachtquartier zahlen m�ssen? Dann ist der Ort Diersdorf mit kaiserlicher, preu�ischer, franz�sischer und holl�ndischer Werbung angef�llt. Die Soldaten werden unruhig — f�hrt Schlammersdorff am 8. Dezember fort — Gestern Abend nach dem Zapfenstreich wurde mir entdeckt, da� zwei Mann Komplot gemacht, zu desertiren, und den Dritten, als den Denunzianten mit haben wollten. Diese wurden nun sogleich in[S. 166] die Eisen geworfen und heute verh�rt. In der Nacht um ein Uhr sind aber von der Hauptwache zwei Mann vom Posten mit Ober- und Untergewehr desertirt, worunter ein Mainzer, sechs Zoll messend, die Kanaille, die mich damals, als wir Mainz passirten, bat ihn zu verbergen. Was auch kommen mag, die Desertion bleibt unvermeidlich. Etliche 20 bis 30 Mann, verd�chtige liederliche Pursche, sind beim ganzen Transport. Wie w�re es, wir b�ten den Erbprinzen von Hanau um Quartiere im Winter? Wir m��ten unseren Leuten nur den englischen Sold geben (Serenissimus gab ihnen nat�rlich nur den anspachischen und steckte die gestohlene Differenz in seine Tasche). Die Verh�re haben ergeben — schlie�t Schlammersdorff seine Berichte am 12. Dezember 1777 auf dem Rhein unweit Koblenz — da� 3–4 Mann desertiren wollten. Gottlob, da� nicht mehr mitimplizirt waren! Zwei J�ger und drei Musketiere habe ich aber der altenkirchener Mannschaft geschlossen mitgegeben zur Bewahrung bis auf weiteren Befehl, und damit solche nicht noch gr��eres Unheil anstellen. Den Knichtel aus dem Bayreuthischen und den Hubel, ein sch�ner, junger, gro�er Pursch, der von die andere Kanaille verf�hrt worden, den habe ich wieder losgelassen. Einen franz�sischen Werber vom Regiment Anhalt, der gleich andern Tages nach meiner Ankunft vor Bendorf an das Ufer kam und einer Soldatenfrau ein Goldst�ck versprach, wenn sie ihm etliche sch�ne Pursche br�chte, habe, sobald die Frau es mir angezeigt, aufsuchen, arretiren und in die Eisen schmeissen lassen.“

Die Verhandlungen mit der englischen Regierung hatten schlie�lich dahin gef�hrt, da� die Hanauer und Anspacher in Hanau �berwintern sollten, welches, wie Cressener zur Beruhigung an Suffolk schrieb, befestigt war, so da� die Desertion verhindert werden konnte. Jene trafen am 16. Dezember in letztgenannter Stadt ein; diese zwei Tage sp�ter. Beim Abmarsch wurde um Bendorf ein Kordon von 40 J�gern und 12 Altenkirchener Musketieren gezogen und das Ufer links zur Abfahrt besetzt gehalten. So ging Alles gut von Statten.

W�hrend der hier geschilderten, die letzte H�lfte des November und die erste H�lfte des Dezember 1777 einnehmenden Vorg�nge hatten sich die englischen diplomatischen Agenten und Gesandten, sowie die betreffenden beiden deutschen F�rsten den Kopf dar�ber zerbrochen, wie sie die also aufgehaltenen Soldaten am schnellsten und sichersten an's Meer schaffen k�nnten. Es gab nur zwei Wege, sich aus dieser Verlegenheit zu[S. 167] ziehen. Entweder marschirten sie auf dem linken Rheinufer �ber Aachen und Mastricht nach Holland und wurden hier zu Wasser nach einem dortigen Hafen geschafft, oder sie wandten sich auf dem rechten Rheinufer durch die jetzige preu�ische Provinz Hessen-Nassau bis zur Weser und fuhren von da nach Bremerlehe.

„Der Markgraf von Anspach-Brandenburg — meldet Cressener am 26. November 1777 — hat nach Berlin geschrieben und den K�nig um Erlaubni� der ungehinderten Passage f�r seine Truppen gebeten, da er sonst zu viel verlieren werde. Ich erwarte aber keinen Erfolg von diesem Schritte. Der K�nig von Preu�en, der sagt, seine Freundschaft f�r uns habe sich nicht ver�ndert, aber mittelst eines kleinen Umweges k�nnten die von uns gemietheten Mannschaften doch an das Ziel ihrer Bestimmung gelangen, giebt uns mit dieser Erkl�rung einen Fu�tritt und bittet dabei mit l�chelnder Miene, wir m�chten diesen Tritt nicht als einen Bruch seiner Freundschaft betrachten. Wenn er uns nur einen Weg auf der Karte zeigen wollte, wie wir an's Meer kommen k�nnen! Es bleibt uns nur �brig, entweder die Truppen zur�ckzuschicken, oder sie �ber Aachen nach Holland marschiren zu lassen. Der Weg �ber Lechenich, D�ren, Eschweiler und Aachen ist der k�rzeste und leichteste; die Truppen brauchen dann nur k�lner, pf�lzer, aachener und General-Staaten-Gebiet zu ber�hren. Von hier �ber D�ren nach Aachen ist nicht �ber achtzehn Meilen (?), von Aachen nach Mastricht sieben Meilen, von da nach Herzogenbusch zweiundzwanzig Meilen, zusammen also siebenundvierzig Meilen. Endhofen, welches auf dem geraden Wege nach Herzogenbusch liegt, geh�rt zwar der Kaiserin, kann aber leicht umgangen werden. Mastricht ist die einzige Festung, die im Wege liegt. Um Desertion zu verhindern, k�nnen der Markgraf und Erbprinz zur Begleitung und Bewachung der Truppen die erforderliche Anzahl von Subaltern-Offizieren und Soldaten schicken.“

Schlammersdorff weigerte sich aber entschieden, diesen langen Landweg einzuschlagen, da er bei dem Mangel an Bedeckungsmannschaften und in der gef�hrlichen N�he der Festung Mastricht nicht daf�r stehen k�nne, da� er mit f�nfzig Mann in Nimwegen ankommen werde. Auch Cressener lie� diesen Plan fallen, nachdem er sich �berzeugt hatte, da� die Gefahr der Desertion in hohem Grade vorhanden. „Denn ich wei� — so schlo� er seinen Bericht vom 1. Dezember an Suffolk — aus was f�r Volk seine Rekruten bestehen.“


[S. 168]

Es handelte sich also zun�chst darum, vom rechten Rheinufer bis an die Weser und auf ihr an's Meer zu gelangen. „Ich habe — berichtete Faucitt aus Hannover am 21. November an Suffolk — die erforderlichen Vorkehrungen getroffen, da� die Anspacher und Hanauer von Bendorf nach M�nden und von dort, mit Vermeidung des preu�ischen Gebietes bei Minden, nach Bremerlehe geschafft werden. General von Hardenberg hat mir einen in diesen Dingen sehr erfahrenen Offizier, den Hauptmann von Wangenheim, beigegeben, der sofort nach Bendorf gehen und unterwegs alle Anordnungen f�r den ungehinderten Durchzug der Truppen treffen wird. Die Transportschiffe m�ssen also nach Bremerlehe fahren. Ich habe die endg�ltige Entscheidung �ber meinen Plan Sir Joseph Yorke �berlassen. Der Haupteinwand, der sich dagegen machen l��t, ist die Gefahr der Desertion. Ich glaube ihr dadurch vorgebeugt zu haben, da� ich dem kommandirenden Offiziere anbefohlen habe, aus den besten und sanftesten Rekruten eine Art Eskorte zu bilden, ihnen eine au�erordentliche Belohnung f�r ihre Treue und ihr gutes Verhalten auf dem Marsche zu sichern und sie f�r den Eifer zu beloben, den sie zeigen werden, um ihre Kameraden von der Desertion abzuhalten und Unordnungen zu verhindern. Sollte Frost eintreten, so k�nnen die Truppen, wenn sie einmal im Kurf�rstenthum sind, in Nienburg oder Stade untergebracht werden, was mir General Hardenberg auch versprochen hat.“

Faucitt berechnete die Entfernung von Bendorf �ber Montabaur (Trier), Weilburg (Nassau), Wetzlar (freie Reichsstadt), Marburg (Hessen-Kassel), Gesberg und Fritzlar (Mainz), und Kassel nach M�nden auf 26� Meilen und zw�lf Marschtage nebst f�nf Ruhetagen, bis Bremerlehe aber auf im Ganzen vierzig Marschtage und zehn Ruhetage, w�hrend nach seiner Berechnung der Weg �ber D�ren bis Herzogenbusch nur sechszehn Tagem�rsche in Anspruch nahm. Diese Entfernungen w�ren �brigens der geringste Nachtheil gewesen; ein viel gr��erer bestand in der von den betreffenden F�rsten zu erlangenden Erlaubni� zum Durchmarsche durch ihr Gebiet. Nur unter dieser Bedingung und Voraussetzung genehmigte Yorke den Faucitt'schen Vorschlag.

Anfangs lie�en sich die Aussichten gut an. Man h�tte glauben sollen, da� der Landgraf von Hessen-Kassel als englischer Soldaten-Lieferant gar nicht weiter befragt worden w�re, allein er war so eifers�chtig auf seine Rechte, da� Faucitt, der sogar ein Verbot des Durchzuges[S. 169] der Hanauer bef�rchtete, sich an ihn, wie an jeden andern F�rsten, um freie Passage wenden mu�te. Es waltete hier n�mlich noch eine besondere, und zwar h�chst l�cherliche Schwierigkeit ob. Der Landgraf stand seit 1754 mit seinem Sohne, dem Erbprinzen und Grafen von Hanau auf gespanntem Fu�e und hatte ihn seit dieser Zeit nicht gesehen, ja selbst sein Name, wie �berhaupt die souveraine Grafschaft Hanau durfte bei Vermeidung des allerh�chsten Mi�fallens vor dem Serenissimus nicht genannt werden. Der Landgraf gestattete zwar in einer h�flichen Antwort an Faucitt den Durchmarsch der hanauer und anspacher Rekruten und J�ger durch „seine Staaten“, bestand aber ausdr�cklich darauf, da� sie unter dem Namen Anspacher gehen mu�ten, und da� sie Kassel nicht ber�hren durften. Er ertheilte demnach freie Passage f�r 534 Anspacher, obgleich sie f�r 234 Hanauer und 300 Anspacher verlangt worden war. Die anderen Souveraine waren aber nicht so gef�llig als der Landgraf. Der Kurf�rst von Trier gab die Erlaubni� nicht. Als die von den Hanauern vorausgeschickten Quartiermeister in Montabaur ankamen, wurden sie vom Magistrat der Stadt abgewiesen, weil sie sich nicht ausweisen konnten. Auch die freie Reichsstadt Wetzlar wollte die Rekruten nicht durch ihr Gebiet ziehen lassen. Man bef�rchtete eben von ihnen Exzesse, f�r welche weder die englische Regierung, noch ihre deutschen Lieferanten aufkommen wollten. So lie� man den Plan ganz fallen.

Im Februar 1778 wurde man endlich mit Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt �ber eine neue Marschroute einig, so da� in der letzten Woche dieses Monats die Anspacher und Hanauer ihr zeitweiliges Quartier Hanau verlassen konnten. Faucitt nahm ihnen hier den Eid der Treue f�r den K�nig von England ab, weil dieser Akt einen m�chtigen Eindruck auf die Rekruten mache und die Desertion auf dem Marsche verhindere. In der That war diese �u�erst gering, was aber wohl haupts�chlich der t�chtigen F�hrung durch erfahrene Offiziere zu verdanken war. Zudem lie� zur gr��ern Vorsicht der Erbprinz den Transport durch ein Korps seiner Haustruppen bis M�nden eskortiren. Der Weg ging von Hanau �ber Windecken, Friedberg, Butzbach, Gie�en, Marburg, Felsberg, M�nden und Hannover nach Nienburg, wo die Truppen am 8. M�rz eintrafen und auf die f�r Bremerlehe bestimmten englischen Transportschiffe warten mu�ten. Erst am 23. M�rz konnten sie in Nienburg weiter nach Bremerlehe eingeschifft werden; von hier fuhren sie am 8. April nach[S. 170] Portsmouth ab. Diesen Hafen verlie�en sie am 24. Mai, aber erst am 8. September 1778 kamen sie in Newyork an. Die Ungl�cklichen hatten Anspach und Hanau in den letzten Tagen des Oktober resp. ersten Tagen des November 1777 verlassen, waren also im Ganzen l�nger als zehn Monate unterwegs gewesen.

Nat�rlich hatte die englische Regierung die Kosten f�r alle diese unvorhergesehenen Zwischenf�lle zu tragen. Suffolk gab schon Ende Dezember 1777 Anweisung an Faucitt, Alles, was recht und billig sei, zu berichtigen. „Wir m�ssen den Markgrafen und Erbprinzen nat�rlich entsch�digen — schrieb er am 23. Dezember an Faucitt — Sie h�tten sich das selbst wohl denken und dieserhalb nicht lange Briefe an mich schreiben lassen sollen. Thun Sie also, was verst�ndig ist. Zahlen Sie alle nothwendigen Ausgaben, welche wir ohnehin gehabt haben w�rden, wenn die Einschiffung stattgefunden h�tte, binden Sie sich aber nicht die H�nde f�r die Zukunft. Ist Gefahr vorhanden, da� wir die Leute bis zum Fr�hjahr nicht einschiffen k�nnen, so lassen Sie die Kerle laufen und bezahlen Sie dieselben bis auf den letzten Tag.“ Offenbar, um sich zu entschuldigen, erkl�rte Faucitt in seiner Antwort vom 8. Januar 1778 aus Hannover, da� die F�rsten von Anspach und Hanau die ma�losesten Anspr�che erhoben h�tten. „Die au�erordentliche Aengstlichkeit — schrieb er — womit Gemmingen und Malsburg, die Minister von Anspach und Hanau, ihre Entsch�digungsforderungen bei mir geltend gemacht haben, erschien mir so unanst�ndig und unbegr�ndet, da� ich nicht umhin konnte, ihnen ernstlich den Kopf zu waschen. Seitdem ist der Ton ihrer Briefe ein anderer und athmet nichts als Unterw�rfigkeit und Zufriedenheit.“ Das gerade Gegentheil war der Fall. Statt unterw�rfig zu sein, traten die Minister, namentlich Gemmingen, seit sie das Spiel in der Hand hatten, sehr selbstbewu�t und positiv fordernd auf; Faucitt aber hielt es im Interesse seiner Aufgabe f�r das Beste, sich ihnen stets willf�hrig und entgegenkommend zu zeigen. Statt �berm��ige Forderungen zu erheben, verlangten die Minister von Anspach und Hanau nur den Ersatz der Transport- und Unterhaltungskosten der Truppen w�hrend des Winters; Malsburg im Ganzen 1600 Pfund Sterling, Gemmingen bei der gr��ern Entfernung und l�ngern Zeitdauer etwas mehr. Faucitt gab das selbst zu, indem er am 30. Januar 1778 von Hanau aus an Suffolk schrieb,[S. 171] da� die Rechnungen billig seien und da� sich anst�ndiger Weise nichts davon abziehen lasse.

Von jetzt an legte Friedrich der Gro�e den Soldatenh�ndlern keine Hindernisse mehr in den Weg; die Bef�rderung der Truppen an den Ort ihrer Bestimmung konnte also ohne Umwege erfolgen. Die Baggage lie� er ebenfalls ungehindert passiren und sogar den im Herbst 1777 von seinen Beamten auf die Uniformen und das Gep�ck der Anspacher erhobenen Zoll von 600 Dukaten niederschlagen.

Am L�stigsten waren �brigens die Nachtheile, welche das Verbot des K�nigs von Preu�en f�r die zerbstischen Truppen nach sich zog. Die preu�ischen Minister, an welcher sich die zerbster Beh�rden um Aufhebung desselben gewandt hatten, erwiderten ihnen am 20. November h�hnisch, da� nachdem Anspach und Hanau mit ihren Gesuchen um den Durchmarsch durch preu�isches Gebiet abgewiesen worden seien, auch Zerbst nicht besser behandelt werden d�rfe, und gaben den wohlfeilen Rath, das zerbster Regiment auf einem kleinen Umwege durch den Harz nach dem Kurf�rstenthum Hannover marschiren und von da an den Ort seiner Bestimmung gelangen zu lassen. „Da der K�nig von Preu�en — schreibt Faucitt am 27. November 1777 an Suffolk — auf seiner Weigerung besteht, so mu� das zerbster Regiment Stade oder Bremerlehe auf Umwegen durch Sachsen, Braunschweig und Hannover zu erreichen suchen; allein bis es so weit sein wird, haben wir Frost und sind die Fl�sse gefroren. Ich wei� nicht, welcher Ursache ich diese pl�tzliche Ma�regel des K�nigs zuschreiben soll, es m��te denn die sein, da� seine Werbeoffiziere sich neuerdings vielfach dar�ber beschweren, da� sie keine Rekruten mehr bekommen k�nnen und da� so viele preu�ische Soldaten desertiren, um sich f�r Amerika anwerben zu lassen. Namentlich haben die Hessen viele Deserteure aus Preu�en aufgefangen und die Weser hinuntergeschmuggelt. Im Ganzen ist aber ihre Zahl zu unbedeutend, als da� sie den Gegenstand ernstlicher Er�rterungen bilden k�nnten, zumal es unter den deutschen F�rsten als erlaubt gilt, einander Unterthanen und Soldaten abzufangen und zu verf�hren.“

Suffolk hielt es unter diesen Umst�nden f�r das Gerathenste, den Abmarsch der Zerbster bis zum Fr�hjahr zu verschieben, und wies Faucitt an, sich in diesem Sinne mit der dortigen Regierung zu verst�ndigen. Der zerbster F�rst mu�te sich also in sein Schicksal f�gen und gedulden. Er w�thete in seinen Briefen barocker denn je; sein Ha� gegen Preu�en[S. 172] erreichte jetzt die h�chste Spitze. Der Selbstherrscher aller Zerbster wandte sich sogar an die Selbstherrscherin aller Reu�en, um sie zur Intervention gegen Friedrich den Gro�en zu veranlassen, allein Katharina von Ru�land erkl�rte Preu�en weder den Krieg, noch erwirkte sie f�r ihres Bruders Truppen die Oeffnung des preu�ischen Theils der Elbe. Uebrigens war f�r Friedrich August die Gefahr des Verlustes durch Desertionen gr��er als bei jedem andern Soldatenh�ndler, weil er im eigenen Lande so gut wie gar nicht werben konnte und f�r seine Leute fast ausschlie�lich auf das deutsche Ausland, bei dem damaligen l�ngst f�hlbaren Mangel an tauglichen Subjekten aber vorzugsweise auf Menschenraub und Zwang, List, Betrug und Gewalt angewiesen war. Sobald Serenissimus sein in dieser Weise zusammengebrachtes Regiment unter geh�riger Bewachung direkt bis an's Meer schaffen lassen konnte, erlitt er verh�ltni�m��ig geringe Verluste; ein langes M��igliegen in offenen, unbefestigten Garnisonsorten drohte ihm aber mit unerh�rter Desertion und Widersetzlichkeit. Noch vor Weihnachten brach denn auch unter den Soldaten eine Meuterei aus. Es sollten ein paar Dutzend Zerbster Kavalleristen, um das nach Amerika bestimmte Infanterie-Regiment zu verst�rken, in dieses gesteckt werden. Sie nahmen aber die Ma�regel als Beleidigung auf und emp�rten sich, bei welcher Gelegenheit einige Offiziere gef�hrlich verwundet wurden. Die Meuterer flohen, nachdem sie �berw�ltigt waren, zum Theil nach Sachsen, wo ihnen nat�rlich niemand etwas anhatte. Bei einer andern Gelegenheit machte sich sogar ein Lieutenant mit seinem ganzen Kommando von f�nfzig Mann aus dem Staube und ging ebenfalls nach Sachsen.

Endlich war der Winter �berstanden und das zerbstische Regiment trat, 841 Mann stark, am 21. Februar 1778 seinen Marsch, wie die preu�ischen Minister h�hnisch gerathen hatten, durch den Harz und Hannover nach Stade an. Als es am n�chsten Tage die Elbe erreicht hatte, lie� der Oberst halten; die Sappeure mu�ten ihre Aexte in die Br�ckengel�nder einhauen und das Ganze einen Kreis bilden. Der Kommandeur lie� hierauf die Kriegsartikel noch einmal verlesen und dann beschw�ren; darauf hielt er eine geharnischte Anrede und warnte namentlich vor den preu�ischen Werbern. Er drohte, da� derjenige, der dawider handle und ertappt werden w�rde, sofort erschossen werden solle; aber trotzdem desertirten schon an demselben Tage der Regiments-Tambour, ein Feldwebel, ein Korporal und einige Soldaten. Weiterhin wurden deshalb die St�dte[S. 173] und Flecken auf dem Marsche m�glichst umgangen, um weitere Desertionen zu verh�ten, da die Entwichenen �berall rege H�lfe und Theilnahme fanden. Um das Betreten des preu�ischen Gebietes zu vermeiden, ging die Marschroute �ber Dessau (Anhalt), Merseburg, Laucha, Birchlingen (Kursachsen), Greu�en (Sondershausen), M�hlhausen (freie Reichsstadt), Duderstadt (Kurmainz), Eimbeck (Hannover), und von da durch's Braunschweigische wieder durch Hannover nach Stade.

Trotz der strengen Ueberwachung und der angedrohten Todesstrafe kamen noch t�glich Desertionen und allerlei Exzesse vor. Im Dorfe Zeulenrode entsprang ein Mann, der von einem Korporal verfolgt wurde, und lief in's Wirthshaus. Ohne weiter nachzusehen, scho� der allzu diensteifrige Verfolger blindlings durch das Fenster in die Wirthsstube hinein, wo die Kugel die ruhig dasitzende Wirthin traf, so da� diese sofort todt zu Boden sank. Durch diese Gewaltth�tigkeit wurden die Bauern sehr aufgebracht. Als die Baggage nachkam, bei der sich ein Oberlieutenant befand, kam es erst zu einem Wortwechsel und dann zu Th�tlichkeiten, wobei der Offizier so �bel zugerichtet wurde, da� er am andern Tage zu Stadtworbis starb. Die Bauern, durch deren D�rfer der Transport ging, nahmen auch anderw�rts Antheil an dem Schicksal der nach Amerika bestimmten Soldaten und verschafften ihnen �berall Gelegenheit zu entkommen. In Greu�en kam es mit den preu�ischen Werbern, die hier Gesch�fte machen wollten, zu einer Schl�gerei, wobei auf beiden Seiten viel Blut flo�.

Am 3. M�rz meldete der Oberst Rauschenplatt dem damals in Hannover weilenden Faucitt, da� er in den ersten zehn Tagen nach dem Abmarsch durch Desertion nicht weniger als dreihundertvierunddrei�ig Mann verloren habe. Am 21. M�rz waren sogar nur noch 494 Mann bei der Fahne.

„Was soll ich thun — fragte Faucitt am 23. M�rz 1778 bei Suffolk an — wenn die Uebrigbleibenden nicht mehr stark genug sind, um ein Bataillon daraus zu bilden? Die L�cken sind zu gro�, als da� sie zur rechten Zeit ausgef�llt werden k�nnten. Ich f�rchte, da� der gr��te Theil des Regiments vor der Ankunft in Stade desertirt sein wird. Ich hoffe, aus den Resten wenigstens noch ein Bataillon formiren zu k�nnen. Die Zerbster fanden �brigens �berall in Sachsen schlechte Aufnahme, waren t�glich von den Werbe-Offizieren verschiedener F�rsten umgeben, die in Verbindung mit den Eingeborenen des Landes jedes Mittel benutzten,[S. 174] um die Soldaten zu verf�hren. In �hnlicher Lage w�rden die besten Truppen gelitten haben.“

Yorke best�tigte im Wesentlichen Faucitt's Schilderung und nahm sich des Zerbster F�rsten warm an. „Seinen Bem�hungen — schreibt er d.d. Haag, 7. April 1778 — des K�nigs Schutz und Freundschaft zu verdienen, ist von so vielen Seiten entgegengewirkt, da� ich es meinem pers�nlichen Verh�ltni� zu ihm schuldig bin, den gegenw�rtigen Stand der Angelegenheit zu melden. Des K�nigs von Preu�en Weigerung, die zerbstischen Truppen durch sein Gebiet passiren zu lassen, (obgleich rechtlich nichts dagegen gesagt werden kann) veranla�te den F�rsten, sich an den russischen Hof zu wenden, damit dieser seinen Einflu� in Potsdam geltend mache; aber ich wei� nicht, ob diese Bitte irgend welchen Erfolg gehabt hat. Inzwischen setzte der F�rst, da es bei der vorger�ckten Jahreszeit mit der Einschiffung zu sp�t geworden sein w�rde, seine Truppen in Bewegung, ohne ein vorheriges Uebereinkommen mit England wegen eventueller Entsch�digung getroffen zu haben, und schickte sie durch Kursachsen auf Umwegen nach Hannover. Auf diesem Marsche waren sie jeder Chikane und Schwierigkeit ausgesetzt, sowohl seitens der Preu�en als Sachsen und bei mehr als einer Gelegenheit haben sich seine Offiziere ihren Weg erk�mpfen m�ssen. Sie bewiesen dabei gro�e Entschiedenheit und Tapferkeit. Nat�rlich war die Desertion sehr stark; ich wundere mich �berhaupt, da� nur noch Soldaten beisammen blieben; die �brig gebliebenen sind aber wahrlich nicht schlecht. Seit Ankunft im Kurf�rstenthum Hannover hat die Desertion aufgeh�rt, und mit H�lfe der von Jever geschickten Rekruten ist immer noch ein gutes Bataillon zusammen zu bringen. Ich trete f�r den Prinzen ein und hoffe, da� angenommen werde, was er mit so gro�er M�he, Kosten und Gefahr an's Meer geschafft hat. Ich thue es um so mehr, als ich h�re, da� die Transportschiffe f�r die Zerbster zur�ckbeordert sind; es w�re eine zu gro�e Entt�uschung f�r den F�rsten, wenn er nicht endlich angenommen werden sollte. Viel Gewinn bleibt doch f�r ihn nicht �brig.“

Suffolk bedauerte, da� die Zerbster so viele Leute verloren hatten, da� sie kaum noch in Betracht k�men und befahl Faucitt, sie sammt und sonders wieder nach Hause zu schicken, wenn er nicht wenigstens ein Bataillon aus ihnen formiren k�nne. Die f�r sie bestimmten Transportschiffe wurden sogar abbestellt. Indessen gelang es dem Obersten Rauschenplatt[S. 175] und den mit den seinigen vereinten Bem�hungen seines Bruders, des Majors Rauschenplatt, den auf weniger als ein Bataillon zusammengeschmolzenen Bestand seines Regimentes in Jever und Nachbarschaft auf 625 Mann, einschlie�lich der Offiziere, zu erh�hen, soda� Faucitt keinen Anstand nahm, sie in den englischen Dienst einzumustern. Er lie� sie am 22. April in Stade einschiffen. Erst nachdem dies geschehen, schlo� er am 23. April 1778 den Vertrag mit den Bevollm�chtigten des F�rsten ab, die sich selbstredend jede von dem englischen Kommiss�r beliebte Bedingung gefallen lie�en.

Dieser Vertrag wurde am 12. Mai 1778 dem englischen Parlament vorgelegt und am 13. Mai von ihm genehmigt. Er stimmt im Wesentlichen mit dem anspacher �berein, soda� wir uns wegen seiner n�heren Bestimmungen f�glich auf diesen beziehen k�nnen.

Das Regiment kam nach einer �berraschend schnellen und g�nstigen Fahrt in den letzten Tagen des Mai vor Quebeck an. Die gro�e Freude, das ersehnte Ziel so gl�cklich erreicht zu haben, wurde pl�tzlich in bittern Verdru� verwandelt, als den Zerbstern das Ausschiffen vom Gouverneur untersagt wurde. Durch eine grobe Nachl�ssigkeit der englischen Beh�rden, wie solche so h�ufig vorkam, hatte man vergessen, den britischen Befehlshaber von der Ankunft dieses Regiments zu benachrichtigen, der nicht wenig dadurch �berrascht wurde und, so n�thig er diese Verst�rkung auch hatte, auf diese dennoch so lange verzichten zu m�ssen glaubte, bis er von der britischen Regierung die weiteren Instruktionen erhalten haben w�rde. Am �belsten war der Oberst von Rauschenplatt daran, der auf dieses fatale Intermezzo ebenso unvorbereitet war. Als ihn der Gouverneur, trotz aller Versicherungen und Betheuerungen nicht an's Land lassen wollte, schickte er endlich mit der n�chsten Schiffsgelegenheit seinen Quartiermeister Pannier direkt nach London, um �ber diese Vernachl�ssigung Beschwerde zu f�hren und die weiteren Weisungen des Ministeriums einzuholen. Erst Anfang August kehrte Pannier wieder zur�ck. Die armen Zerbster hatten demnach gegen drei Monate nutzlos und unth�tig und Angesichts der Stadt Quebeck in den engen und ungesunden Schiffsr�umen aushalten m�ssen.

Das Regiment blieb vorl�ufig in Quebeck und wurde, da es in seiner Ausbildung noch gegen die anderen Truppen sehr zur�ck war, vorzugsweise zu Arbeiten, sowie zu Munitions- und Gefangenen-Transporten benutzt. Nach Einstellung der Feindseligkeiten ward es 1783 nach Halifax[S. 176] versetzt. So kam es, ohne an irgend welchen kriegerischen Bewegungen Theil genommen zu haben, im September 1783 wieder zu Hause an. W�hrend es in den ersten Jahren nach seiner Aufnahme in den englischen Dienst nur 613, resp. 625 Mann gez�hlt hatte, belief sich sein Aktivbestand in den beiden letzten Jahren des Krieges auf 945 Mann.

Empfindlicher als diese Verz�gerungen war �brigens f�r die Erg�nzung der englischen Armee in Amerika der Ausfall, den sie durch den in Folge des preu�ischen Verbotes nothwendig gewordenen Abbruch der Verhandlungen mit dem Herzog von W�rtemberg erlitt. So schlecht dessen Armee auch beschaffen sein mochte, so w�re er, selbst nach dem Zeugnisse Faucitt's, doch mit einiger Nachh�lfe an Geld immerhin im Stande gewesen, noch 1500–2000 Mann auf die Beine zu bringen. Es war lediglich die Sperrung des Rheins, welche die W�rtemberger zu Hause hielt und den in Amerika kommandirenden englischen General ihrer H�lfe beraubte. Karl Eugen lie� zwar aussprengen, da� er, f�r seine �berrheinischen Besitzungen Unannehmlichkeiten f�rchtend, auf die Einsprache Frankreichs den Vertrag mit England r�ckg�ngig gemacht habe; aber das ist nicht wahr, Suffolk hat nie einen Vertrag mit ihm geschlossen. Der Herzog h�tte nur zu gern englische H�lfsgelder genommen; indessen der alte Fritz verdarb ihm das Spiel. Uebrigens wu�te sich der W�rtemberger Soldatenh�ndler bald darauf zu helfen, zumal sich durch den gro�en Konsum der letzten Jahre das Gesch�ft bedeutend schnell wieder hob. Ohne nur seine Landst�nde zu fragen, �berlie� er n�mlich im Jahre 1786 das von Rieger f�r den englischen Dienst geworbene Regiment, welches er nach dem Fehlschlagen der Unterhandlungen mit Faucitt auf den Asperg in Garnison geschickt hatte, auf 1000 Mann vermehrt, den Holl�ndern, welche diese Truppen ebenso gut als die Engl�nder bezahlten und sie theils in Afrika am Kap der guten Hoffnung, theils in Ostindien verwandten. F�r ihren Abmarsch dichtete Schubart das ergreifende Lied: „Auf, auf, ihr Br�der und seid stark!“

Wenn wir uns die damalige Lage der Dinge auf dem amerikanischen Kriegsschauplatze vergegenw�rtigen, so werden wir die bedeutenden, wenn nicht entscheidenden Folgen der Politik Friedrich's des Gro�en noch besser w�rdigen k�nnen. Washington lag nach dem f�r ihn ungl�cklichen Feldzuge des Herbstes 1777 von Mitte Dezember bis Mitte Juni 1778 in seinen Winterquartieren zu Valley Forge, allen Entbehrungen der[S. 177] Jahreszeit preisgegeben, unter allen Mi�br�uchen und M�ngeln einer desorganisirten Verwaltung leidend. Nie bis jetzt, selbst nicht nach den Niederlagen auf Long Island, hatte die Sache der jungen Republik so schlecht gestanden, denn nie war der Geist des Volkes und seine Widerstandskraft so sehr gebeugt und entmuthigt gewesen. Die zerlumpten und hungernden armen Teufel, die kaum mehr als 5000 Mann stark zu Anfang 1778 das amerikanische Heer vorstellten und damals unter Steuben erst die Anfangsgr�nde der Disziplin lernten, w�ren keines ernsten Widerstandes f�hig gewesen, wenn Howe sie mit einer �berlegenen Streitmacht angegriffen h�tte. Aber der englische General lie� die ihm g�nstigste Zeit zum Angriffe ungen�tzt verstreichen und entschuldigte seine Unth�tigkeit mit dem Mangel an Leuten. Und gerade in diesem entscheidenden Augenblicke erlangte er die Kenntni� von Friedrich's Verbot, das ihm verl�ufig jede Aussicht auf weitere Verst�rkungen abschnitt. Es sind darum nicht sowohl die 2000, h�chstens 3000 Mann, deren verz�gerte Ankunft oder g�nzlicher Ausfall England so empfindlich schadete, als vielmehr die Ungewi�heit f�r die Zukunft, welche jede sichere Berechnung ausschlo� und England die Bezugsquellen f�r seine deutschen Verst�rkungen ganz abzuschneiden drohte. Eben darin liegt die Bedeutung der Politik Friedrich's f�r den amerikanischen Krieg. Sie war in ihren Folgen f�r Washington soviel als ein neuer Bundesgenosse werth, sie g�nnte ihm Zeit zur Erholung und half das Kriegsgl�ck wenden. Ohne es zu wollen, erwies also der gro�e K�nig dem republikanischen Feldherrn einen wesentlichen Dienst.

Zehntes Kapitel.

Die Vertr�ge, deren Abschlu� in den vorhergehenden Kapiteln erz�hlt worden ist, mu�ten, wenn sie g�ltig werden und in Kraft treten sollten, selbstredend erst vom englischen Parlamente genehmigt werden, von dessen Entscheidung sogar wie bei der Armee des eigenen Landes, so auch bei den H�lfstruppen die Fortdauer und Auszahlung des Soldes f�r jedes[S. 178] neue Verwaltungsjahr abhing. Das Ministerium North konnte im damaligen Parlamente mit H�lfe der Abgeordneten vom Lande stets auf eine dienstbereite Majorit�t rechnen, behandelte deshalb auch in allen entscheidenden Fragen die Legislative mit einer geflissentlich zur Schau getragenen Geringsch�tzung und trat namentlich nach Au�en hin mit einer so absoluten Sicherheit auf, als ob gar kein gesetzgebendes Votum in England existirte. Gleichwohl aber konnte es sich seinen konstitutionellen Verpflichtungen nicht entziehen und legte deshalb schon Ende Februar 1776 die mit Braunschweig, Kassel und Hanau abgeschlossenen Vertr�ge dem Hause der Lords und Gemeinen vor.

Suffolk hatte rechtzeitig Sorge getragen, den betreffenden deutschen F�rsten die formelle Nothwendigkeit dieser Ma�regel in m�glichst g�nstigem Lichte darzustellen. Man werde sie allerdings angreifen, sogar ohne jede Schonung und in sehr harten Ausdr�cken; allein das sei in einem konstitutionellen Staate einmal nicht zu vermeiden und �ndere im Uebrigen nichts an dem bestehenden Vertragsverh�ltni�, indem L�hnung und Subsidien nach wie vor bezahlt werden w�rden. Diese letztere Gewi�heit beruhigte denn auch die deutschen Landesv�ter. Eine deutsche unabh�ngige Presse gab es zu jener Zeit nicht. Der in allen anderen Fragen entscheidende und unabh�ngige Hofrath Schl�zer stand als G�ttingen'scher Professor mit seinem „Briefwechsel“ auf Seiten des K�nigs von England, druckte also keine feindseligen Parlaments-Verhandlungen ab, und so h�rten denn die Unterthanen nichts von der Charakteristik, welche die Minorit�t des englischen Parlaments von den deutschen Herrschern entwarf. Daran, da� die Mehrheit des gebildeten und denkenden Europa sie verachtete und durch die hier mitzutheilenden Verhandlungen sie erst recht verachten lernte, lag ihnen bei der guten Bezahlung herzlich wenig.

Die Vertr�ge wurden im Hause der Gemeinen am 29. Februar 1776 zuerst debattirt. Lord North hatte bei Motivirung ihrer Einreichung auf die Nothwendigkeit der Ma�regel hingewiesen und gro�e Wirkungen von ihr erwartet. Es k�nne, sagte er, hier �berhaupt nur auf die Beantwortung von drei an sich ganz klaren Fragen ankommen, n�mlich:

1. ob die zur Miethe vorgeschlagenen Truppen n�thig,

2. ob die Bedingungen, auf welche hin sie beschafft w�rden, vortheilhaft [S. 179] seien,
3. ob ihre St�rke hinreiche, um die beabsichtigten Zwecke zu erreichen?

Ad 1. antwortete er, da�, da es die Absicht des Parlamentes sei, die amerikanischen Kolonieen zum Gehorsam zur�ckzubringen, dieselbe nicht besser als durch die Annahme dieser Ma�regel erreicht werden k�nne, denn diese deutschen Soldaten seien wohlfeiler zu haben als englische Rekruten;

ad 2. kosteten die fremden Truppen, selbst abgesehen von ihrer verh�ltni�m��igen Wohlfeilheit weniger als je vorher, zumal wenn der Krieg nur ein Jahr dauere;

ad 3. aber werde diese Streitmacht im Stande sein, vielleicht ohne fernern Blutverlust die Kolonien zu unterwerfen.

Lord Cavendish hielt die vorgeschlagene Ma�regel in allen ihren Theilen f�r verderblich. Sie sei die erste beunruhigende Folge des amerikanischen Krieges und entehre England in den Augen von ganz Europa. Es m�sse sich in der erniedrigendsten Weise an einige kleine deutsche Staaten wenden und sich Unw�rdigkeiten gefallen lassen, die bisher noch nie einem gekr�nten Haupte, geschweige denn dem Beherrscher eines m�chtigen und reichen K�nigreichs geboten worden. Der Redner erkl�rte sich aus folgenden Gr�nden gegen den Vertrag: Einmal erhalte das H�lfskorps Bezahlung, ehe es nur marschirt sei, dann empfange es ein zu hohes Werbegeld per Kopf; ferner zahle man den kleinen F�rsten doppelte Subsidien, die selbst dann noch fortdauerten, nachdem die Truppen in ihre Heimath zur�ckgekehrt seien, und endlich f�hre man ein Korps von 17,000 Fremden in die Besitzungen der englischen Krone ein, ohne es der Kontrolle des K�nigs oder Parlaments zu unterwerfen, indem es laut Vertrag nur unter dem Kommando seiner Generale stehe.

Lord Irnham er�rterte die staatsrechtliche Seite der Frage und erkl�rte die betreffenden F�rsten f�r nicht kompetent, solche Vertr�ge, wie die zur Annahme vorliegenden, abzuschlie�en. Sie seien dem Kaiser Gehorsam schuldig und d�rften ihr Land nicht einer Sache zu Liebe entv�lkern, die in keiner Weise etwas mit dem Reiche zu thun habe, und welche dieses in den Augen Europa's ver�chtlich machen m�sse als eine Pflanzschule f�r Menschen, die von Reicheren, aber Ungerechten und Sittenlosen gegen Bezahlung zur Unterdr�ckung der Schwachen und zur Aufrechterhaltung der Willk�r gemiethet w�rden. „Ich will hier nicht[S. 180] von den Gef�hlen jener F�rsten sprechen, die ihre Unterthanen f�r solche Zwecke zu verkaufen im Stande sind. Wir haben von Sancho Pansa's heiterm Wunsche gelesen, der f�r den Fall seiner Erhebung zum F�rsten bat, da� alle seine Unterthanen Mohren sein m�chten, damit er sie alle verkaufen k�nnte und recht viel baares Geld in die Hand bek�me; aber dieser Wunsch, so l�cherlich und unanst�ndig er auch f�r einen Herrscher erscheinen mag, ist viel unschuldiger als die Handlungsweise der deutschen F�rsten, die ihre Unterthanen in einem zerst�renden Kriege opfern, und zu diesem Verkauf noch das Verbrechen hinzuf�gen, sie zur Vernichtung viel besserer Menschen, als sie selbst sind, auszusenden.“ Dann aber k�nne die Verpflichtung, im Nothfalle den L�nderbesitz des Landgrafen zu sch�tzen, sehr unangenehm werden. Wenn nun der Kaiser, �ber die Handlungsweise seiner Vasallen entr�stet, eine Exekution vornehme und an England Entsch�digungs-Anspr�che mache? Dann sei der K�nig von Preu�en an seiner Th�r, der offenbar die Gelegenheit ergreifen werde, die diesseitige Regierung zur Zahlung der Lstr. 600,000 zu zwingen, um die sie ihn bei dem letzten Friedensschlu� gebracht haben solle. Die Vertr�ge seien in jeder Beziehung nicht rathsam und sogar schmachvoll f�r die Nation; man m�sse ihnen also unbedingten Widerstand entgegensetzen.

W�hrend D. Hartley die vorgeschlagene Ma�regel f�r die schmachvollste, unnat�rlichste und heilloseste von allen bisher dem Parlament zur Annahme vorgelegten Vorschl�gen erkl�rt, und w�hrend er vor den schlimmen Folgen warnt, welche eine derartige Hereinziehung fremder M�chte in den Streit haben m�sse, und welche vor Allem jede Aussicht auf Wiedervers�hnung abschneide, spricht James Luttrell sein Erstaunen dar�ber aus, da� sich das Ministerium jetzt an das Parlament wende, um 17,000 Deutsche nach Amerika zu senden. „Gro�er Gott, f�r welchen Zweck! Um 180,000 ihrer Landsleute zu Sklaven zu machen, von denen viele, um unsern Schutz zu suchen, ihren Tyrannen entflohen. Meine Sch�tzung ist noch sehr gering, denn indem ich von Georgia und West-Florida ausgehe, wo einige deutsche Niederlassungen sind, komme ich nach Pensylvanien, einer der bl�hendsten und gr��ten unserer amerikanischen Kolonieen, von deren Bev�lkerung mehr als die H�lfte Deutsche sind, die kaum englisch sprechen. Die deutschen Niederungen am Mohawk-Flu�, die sich hinter New-York und New-Yersey ausdehnen, sind sehr kultivirt[S. 181] und gelten als das beste Land jener Provinzen. Einige tausend Deutsche sind die Ansiedler und Verbesserer jenes Landes und die n�chsten Nachbarn der f�nf Nationen. Sie handeln mit ihnen, sprechen ihre Sprache, und die Voraussetzung ist sehr nat�rlich, da� sie die Indianer �berreden werden, die Streitaxt gegen die Truppen des K�nigs zu ergreifen. Die Deutschen haben einige bedeutende Niederlassungen am Connecticut-Flu�, wenn auch nur wenige in Neu-England und im Norden leben. Es scheint mir durchaus unthunlich, diese Ansiedler durch Waffengewalt mit einer solchen Handvoll deutscher und englischer Streitkr�fte erobern zu wollen, allein ich glaube, diese Ma�regel bietet unseren gemietheten Truppen eine ausgezeichnete Gelegenheit zur Desertion, weil ihnen von ihren bereits angesiedelten Landsleuten Land und Schutz versprochen werden wird. Diese kriegerischen Transporte, die wir ausr�sten, dienen so gut wie die mit Pf�lzern beladenen Schiffe dazu, Amerika mit Deutschen zu bev�lkern. Es scheint mir deshalb keine gute Politik, diese fremden Truppen zu miethen, einmal weil sie f�nf mal soviel von ihren Landsleuten in Amerika und viele Indianer veranlassen werden, in die Provinzial-Armee einzutreten, dann aber, weil sie desertiren und Land brauchen werden, wodurch wir also die gemietheten Truppen gegen uns bekommen.“

Das Ministerium gab zu, da� die Bedingungen hart und die Ausgaben stark seien, kam aber wiederholt auf die Nothwendigkeit der Ma�regel zur�ck, da es sich im gegenw�rtigen Stadium des Kampfes nur um die Frage handle, ob England Amerika aufgeben oder seine Souver�nit�t �ber die dortigen Kolonien wiedererlangen solle.

Das K�nigreich habe immer fremde Truppen n�thig gehabt, meinte der Kriegsminister Lord Barrington — um seine Kriege zu f�hren und die Regierung zu st�tzen; im Lande selbst seien jetzt keine Rekruten zu haben, und wenn der Handel mit den fremden Truppen nicht so vortheilhaft gewesen sei, als er wohl habe sein k�nnen, so habe man, nur durch die Nothwendigkeit gezwungen, die von den fremden F�rsten vorgeschriebenen Bedingungen annehmen m�ssen.

Edmund Burke warf dem Ministerium mit vernichtendem Hohne vor, da� selbst zu einer Zeit, wo der Aufstand im Innern des K�nigreiches gew�thet und die v�llige Aufl�sung der gesetzlich herrschenden Gewalt gedroht habe, kein so schimpflicher und theurer Handel abgeschlossen worden sei. Beim Beginne der Sitzung habe es gehei�en, es solle kein fremder Soldat[S. 182] zur Bek�mpfung der amerikanischen Kolonieen verwandt werden, jetzt k�nne auf einmal nichts ohne fremde H�lfe gethan werden, und zwar aus dem Grunde, weil diese letztere wohlfeiler sei. Zur Stunde lasse man auch den Vorwand der Wohlfeilheit fallen, denn es ergebe sich, da� England f�r jedes Tausend Fremder, die es in seinen Dienst nehme, gerade so viel bezahle als f�r f�nfzehnhundert Eingeborene. Wenn Lord North beschuldigt werde, der Bef�rderer dieser Ma�regel zu sein, so leugne er die Thatsache und behaupte, nur mit den �brigen Ministern des K�nigs gearbeitet zu haben; wenn sie aber einer andern Klasse Menschen zugeschrieben werde, so beanspruche er das ganze Verdienst daf�r.

Oberst Barr�, der alte Freund der amerikanischen Unabh�ngigkeit, fragte die Minister, ob das Tuch f�r die deutschen Truppen in England oder in Deutschland gekauft werden solle? Er bezweifle nicht, da� dieser Verkauf von Menschenfleisch sich f�r das Gesch�ft der Tuchfabrikanten von Hessen und Braunschweig als eben so vortheilhaft erweisen werde, als er sich schon gewinnreich f�r den Beutel der betreffenden F�rsten bew�hrt habe. Der K�nig solle in einer Petition gebeten werden, seinen Einflu� dahin aufzubieten, da� die jetzt oder sp�ter in englischem Sold stehenden deutschen Truppen mit Tuch aus den englischen Fabriken bekleidet werden m�chten. — (Es sei hier in Parenthese bemerkt, da� der K�nig in Folge dieses Antrages den Landgrafen von Hessen auch aufforderte, das Tuch f�r seine Soldaten in England zu kaufen, da� dieser aber die Bitte, als au�er jeder Beziehung zu seinem Vertrage stehend, kurzer Hand abwies.)

Der letzte Redner im Unterhause war der Alderman Bull, der vom Standpunkte des liberalen Londoner B�rgers aus die Vertr�ge angriff. Der Krieg, sagte er, den man gegen Amerika f�hre, sei ein ungerechter; er st�tze sich auf Unterdr�ckung und sein Ende werde Elend und Schande sein. Das Ministerium solle es nicht dahin bringen, da� die Geschichtsschreiber sagen, da� russische und deutsche Sklaven gemiethet worden, um die S�hne Englands und der Freiheit zu unterjochen, und da� unter der Herrschaft eines F�rsten aus dem Hause Braunschweig der nichtsw�rdige Versuch gemacht worden sei, jenen Geist auszurotten, der seine Vorfahren auf den Thron brachte und sie trotz Verr�therei und Rebellion dort befestigte.

Aber alle diese Appellationen an Ministerium und K�nig halfen nichts, die Minorit�t war zu schwach, und mit 242 gegen 88 Stimmen wurden[S. 183] die Vertr�ge vom Hause an das Committee of Supplies verwiesen, welches selbstredend am 4. M�rz zu deren Gunsten berichtete.

Bei den Lords kamen die Vertr�ge am folgenden Tage, am 5. M�rz 1776, zur Verhandlung.

Der Herzog von Richmond beantragte zun�chst, den K�nig zu bitten, da� er Befehl gebe, den Marsch der deutschen Truppen und zugleich die Feindseligkeiten in Amerika einzustellen. Der Redner gab eine kurze Geschichte der mit dem Landgrafen von Hessen von 1702 bis 1762 abgeschlossenen Vertr�ge, wies nach, wie sie bei jeder Gelegenheit ihre Forderungen erh�hten, bessere Bedingungen erpre�ten und nie verfehlten, die fr�here Erpressung als Pr�zedenzfall oder als Basis f�r einen sp�tern Vertrag aufzustellen. Das sei auch jetzt der Fall. Der vorletzte Vertrag habe die Subsidien nur f�r eine gewisse Zeit gew�hrt, der gegenw�rtige verdoppele sie und werde England wohl anderthalb Millionen Pfund an Extrasubsidien kosten. Schlimmer als das seien aber der unbestimmte Wortlaut der Vertr�ge, ihre zweideutige Ausdrucksweise und die darin aufgestellten gef�hrlichen Pr�zedenzf�lle. Allerdings spreche der Vertrag von gegenseitiger H�lfsleistung und Bundesgenossenschaft, allein die betreffenden Ausdr�cke seien nichtssagende Redensarten. Seinem Wesen nach sei der Vertrag nichts anderes, als ein nichtsw�rdiger Handel, um eine Anzahl Miethsknechte in Dienst zu nehmen, die gleich so und so viel St�ck Vieh auf die Schlachtbank gef�hrt werden sollten. Kein anderes gemeinschaftliches Interesse verbinde die beiden abschlie�enden Theile, als da� der eine m�glichst viel Geld zahle und der andere m�glichst viel erhalte. Aber selbst angenommen, da� die Vertr�ge ein wirkliches B�ndni� vorstellen sollten, was werde die Folge sein? England m�sse im Falle eines Angriffes jenen F�rsten helfen, also f�r die Unterst�tzung von ein paar Tausend fremder S�ldlinge nicht allein doppelt zahlen, sondern auch ihre Herren im Besitze ihres Gebietes sch�tzen. Zu Ende des letzten franz�sisch-amerikanischen Krieges habe Herr Mauduit berechnet, da� jeder franz�sische Skalp 10,000 Pfd. gekostet habe. Die Lords m�chten danach berechnen, was ein amerikanischer Skalp koste, wenn f�r 17,000 fremde S�ldlinge anderthalb Millionen Pfund per Jahr zu bezahlen seien. Endlich aber sei die Gefahr vorhanden, da� Differenzen zwischen den Offizieren entstehen m�chten und da� ein hessischer General den Oberbefehl erhalte, wenn dem Kommandirenden in Amerika etwas zusto�en sollte.

[S. 184]

Lord Suffolk (der uns schon bekannte Minister des Ausw�rtigen) vertheidigte nat�rlich dem Vorredner gegen�ber die Politik der Regierung. Es habe derselbe — sagt er — keinen einzigen gewichtigen und stichhaltigen Grund gegen die zur Annahme vorliegenden Vertr�ge vorgebracht, noch ein einziges Beispiel angegeben, wo von den fr�heren Vertr�gen mit den betreffenden F�rsten im Wesentlichen abgewichen sei. Im Inhalte stimmten sie beide �berein, nur enthalte einer der gegenw�rtigen Vertr�ge einige pomphafte, hocht�nende Phrasen mehr. Die Absicht des Ministeriums sei kein B�ndni� mit Hessen gewesen, sondern nur die, ein Korps Truppen zu miethen, welches der Krieg in Amerika n�thig gemacht habe. Wenn der Krieg in einem Jahre beendet werde, so sei der Handel �u�erst vortheilhaft, weil dann nur eine j�hrliche doppelte Subsidie gezahlt zu werden brauche, die einer einfachen Subsidie f�r zwei Jahre gleich komme. Wenn nun der Krieg zwei Jahre dauere, so verliere die Regierung weder, noch gewinne sie, weil zwei Jahre doppelter Subsidien vier Jahren einfacher Subsidien gleich seien. Wenn aber der Krieg l�nger als zwei Jahre dauere, dann m�sse er bekennen, sei der Vertrag unvortheilhaft f�r England. Aber selbst ung�nstige Bedingungen m�sse man hinnehmen, wenn man die Truppen brauche. Die Frage k�nne also nur lauten, ob man sie n�thig habe? Diese Frage m�sse unbedingt bejaht werden. Zudem seien die Bedingungen, unter denen die Truppen geliefert worden, leicht und g�nstig, denn unter Ber�cksichtigung aller Umst�nde, der kurzen Frist, der Unannehmlichkeit des Dienstes in solcher Entfernung von Europa, sei er, der Redner, fast erstaunt, da� England diese Soldaten so billig erhalten habe. Der zum Schlusse vom Herzog von Richmond vorgebrachte Einwand zerfalle in sich, da der kommandirende General immer h�her stehe als ein selbst im Dienstalter �ber ihm stehender General; die Gefahr, durch irgend welchen Zufall oder ein Ungl�ck einen Fremden zum Obergeneral zu erhalten, sei also nicht vorhanden.

Der Earl von Carlisle stimmte mit der Ausf�hrung des Lord Suffolk �berein und wies darauf hin, da�, da einmal Zwangsma�regeln gegen Amerika angewandt werden m��ten, man auf das Ausland zur Beschaffung der au�erordentlichen Werkzeuge zur Ausf�hrung dieses Zweckes angewiesen sei. Die gro�e Zahl der H�nde, welche zur Betreibung der englischen Manufakturen t�glich n�thiger werde, die geringe Erfahrung neu Ausgehobener und der Wunsch, die gegenw�rtigen Unruhen so schnell[S. 185] als m�glich zu beenden, habe die Verwendung fremder Truppen an Stelle der einheimischen als am geeignetsten erscheinen lassen. Kein unbefangen Urtheilender werde leugnen, da� England beim besten Willen nicht die erforderliche Anzahl Soldaten besitze, um die Operationen auszuf�hren, welche der Dienst in Amerika nothwendiger Weise verlange.

Des K�nigs Bruder, der Herzog von Cumberland, stimmte dagegen mit der Opposition. „Ich bin von Anfang an — sagte er — gegen jede Art Gewaltma�regel gewesen, und mi�billige deshalb die Politik der Minister. Ich bedauere aus diesem Grunde auch, da� ich sehen mu�, wie Braunschweiger, die einst zu ihrer eigenen gro�en Ehre die Freiheiten der Unterthanen so tapfer vertheidigten, jetzt ausgesandt werden, um die konstitutionellen Freiheiten in einem andern Theile dieses gro�en Reiches zu unterdr�cken.“

Die �brigen Redner, wie der Herzog von Manchester, Earl von Effingham und Lord Camden, welche sich dem Herzog von Cumberland anschlossen, sagten mit Ausnahme von Lord Camden nicht viel Neues. „Wenn ich die Vertr�ge recht verstehe — meinte dieser — so enthalten sie ein Uebereinkommen mit dem Herzog von Braunschweig, mit dem Landgrafen von Hessen-Kassel und dem Grafen von Hanau f�r eine bestimmte Anzahl Truppen zu einem bestimmten Preise. Um diesem Handel den Schein dessen zu geben, was er nicht ist, wurde das Ganze mit hocht�nenden Redensarten von einer Allianz ausstaffirt, die sich auf gemeinschaftliche Interessen und gemeinschaftliche H�lfeleistung st�tzt, als ob diese kleinen Staaten beim Ausgang des zwischen uns und Amerika schwebenden Krieges irgend wie betheiligt w�ren. Die ganze Verhandlung ist nichts als ein Gewebe von Lug und Trug, wie es noch nie einem Hause des Parlaments aufgeschwindelt wurde; sie ist nichts als ein gemeiner Schacher f�r die Miethe von Truppen auf der einen Seite und der Verkauf menschlichen Blutes auf der andern Seite, und die armen in ihr Schicksal ergebenen Teufel, welche so f�r die Abschlachtung verkauft worden, sind armselige S�ldlinge im schlimmsten Sinne des Wortes. Jetzt blicken Sie auf die Vertr�ge in ihrem wahren Lichte, in ihrer ganzen Nacktheit! Wir bezahlen nicht allein mehr f�r diese Miethlinge als je vorher, sondern treten sogar, statt die uns gebotenen Vortheile zu benutzen, in ein Offensiv- und Defensiv-B�ndni� mit jenen kleinen F�rsten, ja wir verpf�nden die Ehre der Nation und setzen uns allen b�sen Folgen eines Kontinentalkrieges[S. 186] aus. Aber schlimmer als das ist die Behauptung, da� wir die zur Durchf�hrung des Krieges erforderlichen Mannschaften hier zu Lande nicht auftreiben k�nnen, und da� folglich die vorliegenden Vertr�ge, welchen begr�ndeten Einwendungen sie auch ausgesetzt sein m�gen, eine bittere Nothwendigkeit f�r uns sind. Diese Behauptung als richtig vorausgesetzt, w�rde unsre Rettung ausschlie�lich von Fremden abh�ngen, und all unsre ger�hmte Macht, Vorz�ge, wie Reichthum und Ansehen im Ausland w�ren sehr wenig werth, ja wir k�nnten keine einzige Segnung �u�erer St�rke oder innern Gl�ckes l�nger genie�en, als es unsere w�rdigen Freunde, die Soldatenvermiether, uns gn�digst erlauben w�rden. Ich bin einer entgegengesetzten Ansicht. Sollten wir aber wirklich von den Fremden abh�ngen, so sind auch unsere Freiheiten und unsere Unabh�ngigkeit dahin.“

So wenig sich auch gegen diese Anklagen und Beweisf�hrung einwenden lie�, so blieb die Opposition doch mit 32 gegen 100 Stimmen bei der Abstimmung in der Minorit�t. Das Ministerium hatte offenbar darin Recht, da�, nachdem einmal beschlossen worden war, den Krieg zu f�hren, man auch die Soldaten zu seiner Durchf�hrung beschaffen mu�te, und da� diese in England selbst beim besten Willen nicht zu erlangen waren. Die parlamentarischen Gegner der Ma�regel sahen zwar recht gut ein, da� ihr Widerstand die bereits feststehende Politik Englands nicht �ndern w�rde, indessen benutzten sie die ihnen noch einmal gebotene Gelegenheit, ihrer Abneigung gegen den Krieg mit Amerika Worte zu leihen und die verlangten Truppen zu verweigern. Von diesem Gesichtspunkte aus mu� man auch die nachstehende Adresse auffassen, welche die in der Minorit�t gebliebenen zweiunddrei�ig Lords an den K�nig richteten:

„Wir, Ew. Majest�t getreue und gehorsame Unterthanen und im Parlament versammelte geistliche und weltliche Lords, bitten gehorsamst, Ew. Majest�t vorstellen zu d�rfen, da� wir mit dem tiefsten Kummer die Vertr�ge gesehen haben, welche Ew. Majest�t auf den Rath Ihrer Minister mit ihren Durchlauchten, dem Herzog von Braunschweig, dem Landgrafen von Hessen-Kassel und dem Grafen von Hanau abzuschlie�en und diesem Hause mitzutheilen geruht haben.

„Wir erlauben uns gehorsamst, Ew. Majest�t die Gefahr und Schmach vorzustellen, welche diese unbesonnene Ma�regel im Gefolge hat, wenn es bei dem ersten Versuche Gro�britanniens, seine Kolonieen zu[S. 187] unterjochen, schon f�r n�thig erachtet wird, eine Armee fremder S�ldlinge zu miethen und dadurch vor ganz Europa anzuerkennen, da� diese K�nigreiche entweder aus Mangel an Menschen oder aus deren Abneigung f�r diese Art Dienst unf�hig sind, eine f�r den ersten Feldzug hinl�ngliche Anzahl Eingeborener zu stellen. Zu gleicher Zeit ist es f�r uns eine traurige Betrachtung, da� die Herausziehung der nationalen Streitkr�fte aus dem Lande (so schwach sie auch f�r den beabsichtigten unseligen Zweck sein m�gen) das K�nigreich seiner Vertheidigung berauben und den Einfall m�chtiger Nachbaren und fremder V�lker preisgeben wird.

„Wir bitten ferner, Ew. Majest�t gehorsamst vorstellen zu d�rfen, da�, wenn auch die Gerechtigkeit und Billigkeit dieses unnat�rlichen Krieges von einem so gro�en Theil Ihrer Unterthanen nicht in Frage gestellt wird, doch eine selbst von einzelnen Zugest�ndnissen begleitete Vers�hnung mit den Kolonieen einer gesunden Politik weit mehr entsprechen wird, als da� man die Verfolgung der Feindseligkeiten Ausl�ndern anvertraut, auf die wir uns nicht verlassen k�nnen, Ausl�ndern, welche bei einer so gro�en Entfernung von ihrer Heimath und unter dem Einflu� der Strapazen des Krieges, der sie nichts angeht und ihnen so viele Versuchungen bietet, die Knechtschaft mit der Freiheit zu vertauschen, viel eher zur Meuterei und Desertion neigen, als treu und gewissenhaft mit Ew. Majest�t geborenen Unterthanen handeln und k�mpfen werden.

„Ebensowenig d�rfen wir Ew. Majest�t die Besorgni� verhehlen, die wir wegen der Tragweite einzelner in den verschiedenen Vertr�gen enthaltenen Artikel f�hlen, wonach Sie die Macht haben, diese Truppen in irgend einem Theil vor Europa zu verwenden. Dadurch werden also Mittel beschafft, selbst in dieses K�nigreich eine fremde Armee einzuf�hren. Wir k�nnen aber Ew. Majest�t Ministern nicht so weit vertrauen, um vorauszusetzen, da� sie zu gewissenhaft sein w�rden, um Ihnen eine solche Ma�regel anzurathen, zumal sie schon fremde Truppen in zwei unserer wichtigsten und st�rksten Festungen gelegt und sich erboten haben, noch 4000 Fremde ohne vorherige Genehmigung des Parlaments nach dem K�nigreich Irland zu schicken. Wir haben vielmehr gerechten Grund zur Bef�rchtung, da� die Kolonieen, wenn sie h�ren, wie England ausw�rtige B�ndnisse eingeht und fremde Truppen zu ihrer Vernichtung miethet, sich f�r berechtigt halten werden, das gegebene Beispiel nachzuahmen und �hnliche H�lfe zu suchen; ja da� Frankreich, Spanien, Preu�en und andere[S. 188] europ�ische M�chte sich ebensogut wie Hessen, Braunschweig und Hanau f�r befugt erachten werden, sich in unsern h�uslichen Zwist einzumischen. Wenn dann, was sehr m�glich ist, aus diesen Schritten die Flammen eines europ�ischen Krieges angefacht werden sollten, so denken wir mit Schrecken an die Lage dieses Landes, welches den furchtbaren Angriffen m�chtiger Feinde zu einer Zeit Widerstand leisten soll, wo die Kraft und Bl�the der Nation auf der andern Seite der Welt zu nutzlosen Kriegsz�gen vergeudet wird.

„Sodann f�rchten wir, da� der Vertrag, der dem Landgrafen von Hessen nicht blos im Falle eines Angriffes oder einer Beunruhigung in seinen Besitzungen allen in der Macht Ew. Majest�t liegenden Beistand sichert, sondern diesen Beistand sogar so lange fortsetzt, bis der Landgraf volle Sicherheit und gerechte Schadloshaltung erlangt haben wird; da� dieser Vertrag das K�nigreich zwingt, ohne irgend eine Gegenleistung an jedem Streit auf dem Kontinent Theil zu nehmen, in welchen Seine Durchlaucht verwickelt werden sollte. Oder was f�r H�lfe k�nnte diese Insel von einem winzigen L�ndchen im Herzen Deutschlands erwarten, aus welchem schon mehr Truppen gezogen sind, als es zu seiner eigenen Vertheidigung n�thig hat, und dessen Eink�nfte nicht hinreichen, ohne die gezahlten Subsidien selbst diejenigen Soldaten zu unterhalten, welche es vermiethet hat? Es will uns deshalb scheinen, als ob diese Verpflichtung Gro�britanniens zur Vertheidigung und Entsch�digung des Landgrafen als ein Theil des Preises, zu welchem es die gemietheten Truppen bezahlt, angesehen werden mu�. Wenn diese Kosten, die unm�glich abgesch�tzt werden k�nnen, zu den enormen Ausgaben f�r Werbegeld, f�r Vervollst�ndigung der in den verschiedenen Korps eingetretenen Verluste und f�r ordentliche und au�erordentliche Subsidien, selbst nach der R�ckkehr der Truppen in ihre Heimath, hinzugef�gt werden, so k�nnen wir in Wahrheit sagen, da� England noch nie zuvor einen so kostspieligen, ungleichen, unehrenhaften und in seinen Folgen so gef�hrlichen Vertrag abgeschlossen hat.

Wir flehen deshalb Ew. Majest�t unterth�nigst an, sofortigen Befehl zu geben, da� die hessischen, braunschweigischen und hanauischen Truppen nicht marschiren, und da� die Feindseligkeiten in Amerika eingestellt werden, damit eine schleunige und dauernde Wiedervers�hnung zwischen den streitenden Parteien dieses in sich zerrissenen Reiches angebahnt werden k�nne.“ [S. 189]

Nat�rlich diente dieser Protest nur dazu, den Standpunkt der Minderheit zu wahren; auch er wurde mit 100 gegen 32 Stimmen von den Lords verworfen und blieb deshalb ein todter Buchstabe. Nachdem sich das Parlament einmal mit gro�er Majorit�t f�r die Zweckm��igkeit der vom Ministerium befolgten Politik ausgesprochen und die drei ersten Vertr�ge mit Braunschweig, Kassel und Hanau genehmigt hatte, standen den ferneren Truppenlieferungen seitens Waldeck's, Anspach's und Zerbst's um so weniger Hindernisse im Wege, als die betreffenden Vertr�ge sich in ihren wesentlichen Bestimmungen an ihre Vorg�nger anlehnten und zum Theil g�nstiger f�r England waren. Es gen�gt hier also die kurze Bemerkung, da� die drei letzten Vertr�ge ohne jede Debatte von beiden H�usern angenommen wurden.

Uebrigens verhielt sich die �ffentliche Meinung Europa's diesem Menschenhandel gegen�ber im Ganzen ziemlich gleichg�ltig. Es waren nur die hervorragendsten Geister Englands, Frankreichs und Deutschlands, welche das Verbrechen in seiner ganzen Tragweite erkannten und an den Pranger stellten. W�hrend die Worte der Opposition im englischen Parlament ungeh�rt verhallten oder in den unvollst�ndigen Berichten seiner Sitzungen begraben wurden, nahm ein zu jener Zeit in Holland lebender, kaum bekannter franz�sischer Fl�chtling, der zw�lf Jahre sp�ter Europa's gr��ter Volkstribun wurde, im Namen der Menschlichkeit und der Ideen des Jahrhunderts das Wort gegen England und die es bedienenden deutschen F�rsten. Dieser Mann war kein geringerer als Mirabeau, der revolution�re Titan, der mit der alten Ordnung der Dinge k�mpfte und sie endlich gl�cklich �ber den Haufen werfen half, damals noch nicht der vom Kampf erm�dete, vom Lebensgenu� ersch�pfte Ringer, der mit dem unterliegenden K�nigthum einen Vergleich eingehen wollte. Seine der �ffentlichen Meinung des denkenden Europa vorgelegte Anklage hatte gerade deshalb einen so unerme�lichen Erfolg, weil ihre begeisterten unwilligen Worte in der Sprache Rousseau's gedacht waren, weil ihre ganze Anschauung in der Philosophie jener Zeit wurzelte; sie wirkte deshalb so drastisch und unmittelbar, weil sie unbek�mmert um Herkommen, Ueberlieferung und Geschichte die schlummernde Thatkraft in den Unterdr�ckten zu wecken suchte. Was uns jetzt als Phrase erscheint, war im Munde Mirabeaus und seiner Zeitgenossen das h�chste Pathos.

Der Titel dieser vom Landgrafen von Hessen eiligst aufgekauften und[S. 190] darum h�chst selten gewordenen Flugschrift hei�t[6]: „Rath an die Hessen und die �brigen von ihren F�rsten an England verkauften V�lker Deutschlands“. Ihr Inhalt folge hier unverk�rzt; er lautet:

„Unerschrockene Deutsche! Welches Schandmal la�t Ihr Euch auf Eure edle Stirne brennen? Ist es dahin gekommen, da� am Ende des achtzehnten Jahrhunderts die V�lker Mittel-Europa's die S�ldlinge eines verha�ten Despotismus spielen? Ist es dahin gekommen, da� die braven Deutschen, die ihre eigene Freiheit so verzweifelt gegen die Eroberer der Welt vertheidigten und den r�mischen Heeren Trotz boten, gleich elenden Negern verkauft werden und ihr Blut im Interesse der Tyrannen zu verspritzen suchen? Ist es dahin gekommen, da� unter Euch Menschenhandel getrieben, Eure St�dte entv�lkert, und Eure Lande ausgesaugt werden, um �berm�thige Lords in der Verw�stung einer andern Hemisph�re zu unterst�tzen? Wollt Ihr die blinde Verstocktheit Eurer Herren noch l�nger theilen? Ihr, wackere Soldaten! Die treuen und festen St�tzen ihrer Macht! jener Macht, die ihnen nur zum Schutze ihrer Unterthanen anvertraut wurde! Ihr seid verkauft und f�r welchen Zweck? Gerechter Himmel! Wie Vieh in fremden Schiffen zusammengepfercht, werdet Ihr �ber's Meer gef�hrt! Ihr trotzt den Klippen und St�rmen, um gegen Leute zu k�mpfen, die Euch nicht gekr�nkt haben, die eine gerechte Sache verfechten und die Euch das herrlichste Beispiel geben! Ach! warum ahmt Ihr sie nicht nach, diese muthigen M�nner, anstatt da� Ihr sie zu verderben sucht? Sie brechen ihre Ketten, sie k�mpfen f�r die Wahrung ihrer nat�rlichen Rechte, f�r die Sicherung ihrer Freiheit. Sie reichen Euch die Hand entgegen; sie sind Eure Br�der; die Natur hat sie dazu gemacht und gesellige Bande haben diesen heiligen Titel best�tigt. Mehr als die H�lfte dieses Volkes besteht aus Euren Landsleuten, Freunden und Verwandten. Sie sind bis an's Ende der Erde geflohen, um der Tyrannei zu entgehen, und die Tyrannei verfolgt sie bis dahin. Unterdr�cker,[S. 191] die ebenso habgierig als undankbar sind, haben Ketten f�r sie geschmiedet und die hochsinnigen Amerikaner haben Waffen aus diesen Ketten geschmiedet, zum Widerstande gegen die Unterdr�cker. Die neue Welt steht daher im Begriffe, Euch zu den Ungeheuern zu z�hlen, welche sie aus Geld- und Blutdurst verheert haben! Deutsche, die Ihr Euch immer durch Biederkeit auszeichnetet, schreckt Ihr nicht zur�ck vor einem solchen Vorwurfe?

Mu� man zu diesen Beweggr�nden, die auf alle M�nner so �berzeugend wirken, auch noch jene f�gen, welche das Interesse von Sklaven ebenso nahe ber�hren, wie das freier B�rger? Wi�t Ihr denn auch, welch ein Volk Ihr anzugreifen im Begriffe seid? Wi�t Ihr wohl, welche Kraft im Fanatismus f�r die Freiheit ruht? Es ist dies der einzige Fanatismus, den man nicht hassen kann, sondern achten mu�, und doch ist er der m�chtigste unter allen Arten von Fanatismus. Ihr kennt ihn nicht, blinde Menschen, die Ihr vor dem geh�ssigsten Despotismus kriecht, welcher Euch zum Verbrechen treibt, und Euch doch noch frei d�nkt; Ihr kennt ihn nicht, Ihr, welche die Laune der Habgier eines Despoten gegen Leute bewaffnen kann, die sich um das ganze Menschengeschlecht verdient machen, weil sie dessen Sache verfechten und ihm ein Asyl bereiten.

Oh ihr S�ldlinge und Tyrannenknechte! Entnervte Europ�er! Ihr geht zum Streit gegen M�nner, die st�rker, t�chtiger, k�hner und rascher sind als Ihr m�glicher Weise sein k�nnt! Sie sind von gro�artigen Interessen beseelt, Euch leitet nur schmutziger Gewinn; sie vertheidigen ihr Eigenthum und k�mpfen f�r ihren h�uslichen Heerd, Ihr verla�t Euren Heerd und k�mpft nicht f�r Euch selbst. Sie f�hren Krieg im Schoo�e ihres Vaterlandes, unter einem gewohnten Klima, unterst�tzt von allen H�lfsmitteln, welche die Heimath bietet, und zwar gegen eine Bande, welche der Ozean ausgespieen hat, nachdem er sie zur Niederlage reif gemacht. Die m�chtigsten und heiligsten Beweggr�nde entflammen ihren Muth und leiten ihre Schritte zum Sieg. F�hrer, die Euch verachten, w�hrend sie Euch ben�tzen, werden der unwiderstehlichen Beredsamkeit der Freiheit, des Bed�rfnisses und der Nothwendigkeit, nur leeren Wortkram entgegenzusetzen haben. Endlich, um das Ganze in ein Wort zusammenzufassen, ist die Sache der Amerikaner eine gerechte, w�hrend Himmel und Erde diejenigen verdammen, die zu unterst�tzen Ihr Euch nicht sch�mt.

[S. 192]

Deutsche, wer hat Euch diese Kampfwuth, diese barbarische Mordlust, diese abscheuliche Hingebung an die Tyrannei eingefl��t?.... Nein! ich will Euch nicht mit den fanatischen Spaniern vergleichen, die aus Lust an der Zerst�rung zerst�rten, die sich in Blut badeten, als die ersch�pfte Natur ihre uners�ttliche Habgier einer noch wildern Leidenschaft Platz zu machen zwang. Edlere Gef�hle und leichter zu entschuldigende Irrth�mer mi�leiten Euch. Diese Treue gegen Eure F�rsten, welche schon Eure Vorfahren auszeichnete; diese Gewohnheit zu gehorchen, ohne zu bedenken, da� es Pflichten gebe, die heiliger sind als der Gehorsam und welche allen �brigen vorangehen; diese Leichtgl�ubigkeit, welche Euch der Leitung einiger un�berlegter und ehrgeiziger M�nner folgen hei�t — das sind Eure Fehler; aber sie werden zu Verbrechen, wenn Ihr nicht am Rande des Abgrundes inne haltet. Schon sind sich Eure Landsleute, die Euch vorangegangen, ihrer Blindheit bewu�t und die Wohlthaten dieses Volkes, das sie noch vor kurzer Zeit abschlachten halfen und welches sie jetzt, wo es nicht mehr das Schwert des Henkers in ihren H�nden sieht, wie Br�der behandelt, erschweren ihre Gewissensbisse und vervielf�ltigen ihre Reue.

Zieht Nutzen aus ihrem Beispiele, Soldaten! Denkt an Eure Ehre, denkt an Eure Rechte! Habt Ihr nicht denselben Anspruch darauf wie Eure F�rsten? Ja, ohne Zweifel, aber diese Wahrheit ist noch nicht genug ausgesprochen. Menschen stehen h�her als F�rsten, die gr��tentheils dieses Namens nicht w�rdig sind. Ueberla�t es ehrlosen Hofschranzen und Gottesl�sterern, die k�niglichen Vorrechte und deren Unbeschr�nktheit zu preisen, und verge�t nicht, da� Alle nicht f�r Einen gemacht wurden, da� es eine h�here Macht giebt als f�rstliche Macht, da� der, welcher ein Verbrechen zu begehen befiehlt, keinen Gehorsam verdient und da� mithin Euer Gewissen der h�chste unter Euren Herrschern ist. Fragt dieses Gewissen, und es wird Euch sagen, da� Ihr Euer Blut nur f�r das eigene Vaterland vergie�en sollt, da� es abscheulich ist, einige tausend Meilen weit zu gehen, um Leute niederzumetzeln, die kein anderes Verh�ltni� zu Euch kennen als ein solches, das ihnen Euer Wohlwollen sichern sollte.

Das Mutterland giebt vor, einen gerechten Krieg zu f�hren, w�hrend es sich selbst ersch�pft, um seine Kinder zu verderben. Es verlangt seine Rechte und will dieselben nur mit dem Donner der Schlacht besprechen. Aber habt Ihr diese Rechte — m�gen sie nun wohl begr�ndet sein oder nicht — gepr�ft? Steht es Euch zu, in dieser Streitsache zu Gericht zu[S. 193] sitzen? Steht es Euch zu, das Urtheil zu f�llen oder es zu vollstrecken? Und worauf laufen diese leeren Anspr�che, die so zweifelhaft sind und so viel bestritten wurden, am Ende hinaus? Der Mensch hat �berall, in der ganzen Welt ein Recht auf Gl�ckseligkeit. Dies ist das h�chste Gesetz, dies ist der beste Rechtsanspruch. Kolonisten ziehen nicht hinaus und bebauen wilde Gegenden, vermehren die Macht und vergr��ern den Ruhm des Mutterlandes, um von diesem unterdr�ckt zu werden. Und wenn sie unterdr�ckt werden, so haben sie ein Recht, das Joch abzusch�tteln, denn das Joch wurde nicht f�r den Menschen gemacht.

Und wer sagte Euch, da� die Engl�nder das Aechtungs-Urtheil, das �ber die Amerikaner gesprochen wurde, unterzeichnet haben? Wackere Deutsche! Schm�ht nicht durch einen solchen Verdacht eine Nation, die gro�e M�nner und vortreffliche Gesetze hervorgebracht, die das heilige Feuer der Freiheit so lange in ihrem Busen gen�hrt hat und deshalb Achtung und R�cksicht verdient. Ach! Auf den britischen Inseln wie �berall in der Welt wiegelt eine kleine Zahl ehrgeiziger Menschen das Volk auf und f�hrt allgemeines Ungl�ck herbei. Die Engl�nder wurden ungl�cklicher Weise in einen Krieg mit ihren Br�dern verwickelt, weil auch unter ihnen der Despotismus seit einigen Jahren mit Erfolg die Freiheit bek�mpfte. Schmeichelt Euch nicht mit dem Gedanken, da� Ihr die Sache der Engl�nder vertheidigt. Ihr k�mpft nur f�r die Vergr��erung der Macht gewisser Minister, welche sie verachten und verabscheuen.

Wollt Ihr die wahren Beweggr�nde kennen lernen, welche Euch die Waffen in die Hand gaben? Eitler Luxus und �berm��ige Verschwendung haben die Finanzen der F�rsten, die Euch beherrschen, zu Grunde gerichtet. Ihre H�lfsquellen sind ersch�pft und das Vertrauen ihrer Nachbaren haben sie zu oft get�uscht, als da� sie sich von Neuem an sie wenden k�nnten. Um es wiederzugewinnen, m��ten sie auf jene verschwenderischen Ausgaben und auf die tollen Gen�sse verzichten, deren Befriedigung ihre wichtigste Besch�ftigung ist. Dazu k�nnen sie sich nicht entschlie�en, das wollen sie nicht thun. England braucht Soldaten und Geld und kauft beides zu theueren Preisen. Eure F�rsten beuten dieses augenblickliche Bed�rfni� mit der gr��ten Gier aus; sie heben Truppen aus, verkaufen sie und liefern sie ab. Das ist die Bestimmung Eurer Armee, dies das Ziel, dem Ihr entgegen geht. Euer Blut ist der Preis der Verderbtheit und der Spielball des Ehrgeizes. Das Geld, welches der Schacher mit[S. 194] Eurem Leben eintr�gt, wird zur Bezahlung sch�ndlicher Schulden verwendet oder zur Kontrahirung neuer benutzt werden. Ein gieriger Wucherer, eine ver�chtliche Maitresse oder ein gemeiner Kom�diant wird die Guineen in die Tasche schieben, welche gegen Euer Leben eingetauscht wurden.

O Ihr blinden Verschwender, die Ihr mit Menschenleben spielt und die Fr�chte ihrer Arbeit und ihres Schwei�es vergeudet, sp�te Reue und nagende Gewissensbisse werden Eure Henker sein; aber diese k�nnen das Volk nicht tr�sten, das Ihr unter Eure F��e tretet. Ihr werdet Eure Arbeiter und deren Ernten, Eure Soldaten und Unterthanen vermissen, Ihr werdet weinen �ber das Unheil, dessen Urheber Ihr gewesen und das Euch selbst wie Euer ganzes Volk erdr�cken wird. Ein furchtbarer Nachbar lacht �ber Eure Blindheit und bereitet sich vor, daraus Nutzen zu ziehen. Er schmiedet bereits die Ketten, in die er Euch schlagen wird; Ihr werdet unter der Last seines Joches seufzen und Euer Gewissen, welches dann gerechter sein wird als Euer f�hlloses Herz, wird die r�chende Furie des Uebels sein, welches Ihr gethan habt.

Und Ihr, betrogene, erniedrigte und verkaufte V�lker, Ihr solltet �ber Eure Irrth�mer err�then! La�t den Schleier von Euren Augen fallen und flieht den Boden, der vom Despotismus befleckt ist. Durchkreuzt das Meer, flieht nach Amerika; aber umarmt Eure Br�der, vertheidigt dieses edle Volk gegen die �berm�thige Raubsucht seiner Verfolger, theilt sein Gl�ck und vermehrt seine St�rke. Helft ihm durch Euren Flei� und eignet Euch seine Reichth�mer an, indem Ihr sie vergr��ert; dies ist der Zweck der Gesellschaft, dies ist die Pflicht des Menschen, den die Natur dazu bestimmt hat, seinen N�chsten zu lieben, anstatt abzuschlachten. Lernt von den Amerikanern die Kunst, frei und gl�cklich zu sein, die Kunst, gesellschaftliche Einrichtungen zum Vortheile jedes Mitgliedes der Gesellschaft zu verwenden. Verge�t in den ger�umigen Zufluchtst�tten, welche sie der duldenden Menschheit er�ffnen, die Beth�rung, deren Theilnehmer und Opfer Ihr waret. Begreift, was wahre Gr��e, wahrer Ruhm und wahres Gl�ck ist. M�gen europ�ische V�lker Euch beneiden und die M��igung der B�rger der neuen Welt segnen, die darauf verzichten werden, sie f�r ihre Verbrechen zu bestrafen und ihre entv�lkerten Gebiete zu erobern, welche von tyrannischen Unterdr�ckern beherrscht und von den Thr�nen elender Sklaven befeuchtet werden.“

Der Landgraf von Hessen, nicht zufrieden mit dem Aufkauf der[S. 195] Mirabeau'schen Schrift, suchte diese sogar durch eine Antwort zu widerlegen, welche den Titel f�hrte: „Vern�nftiger Rath an die Hessen“ und sich selbstredend auf die feudalen Legitimit�tslehren st�tzte. Mirabeau entgegnete ihm aber in einer „Erwiderung auf den vern�nftigen Rath“, worin er, durch die Beweisf�hrung des Gegners gen�thigt, mehr auf die leitenden Grunds�tze eingeht. „Wenn die Gewalt — sagt er dort — willk�rlich und unterdr�ckend wird, wenn sie das Eigenthum angreift, zu dessen Schutz sie eingesetzt ist, wenn sie den Vertrag bricht, welcher ihr ihre Rechte sicherte und beschr�nkte, dann wird der Widerstand Pflicht und kann nicht Emp�rung hei�en. Wenn das nicht wahr ist, dann sind die Holl�nder sammt und sonders Verbrecher und Emp�rer. Wer sich bem�ht, seine Freiheit wieder zu erlangen und f�r dieselbe k�mpft, der �bt ein gesetzliches Recht aus; die Emp�rung dagegen ist eine durchaus gesetzliche Handlung. Das Verbrechen gegen die Freiheit der V�lker ist die gr��te Unthat.“

Gegen diese und �hnliche Ausf�hrungen lie� der Landgraf durch seinen Minister Schlieffen Artikel in die holl�ndischen Zeitungen r�cken, welche damals die gelesensten, weil einzig zensurfreien, waren. Auf Seiten Mirabeau's k�mpfte noch der bekannte Abt Raynal, gegen den sich bald die ganze Wuth des Angriffs richtete, weil seine historischen Arbeiten ihm einen weitern Leserkreis sicherten, und er damals der Bekanntere von Beiden war.

Uebrigens scheint Schlieffen sich Mirabeau gegen�ber nicht blo� auf eine literarische Fehde beschr�nkt zu haben. Einige Anzeichen deuten vielmehr darauf hin, da� er an der Auslieferung seines Gegners durch die Generalstaaten nicht unbetheiligt war. Mirabeau und Sophie waren am 7. Oktober 1776 in Amsterdam angekommen und lebten hier still und zur�ckgezogen, bis sie durch einen franz�sischen Polizeispion entdeckt und am 14. Mai 1777 verhaftet wurden. Der „Avis aux Hessois“ war zu Anfang 1777 erschienen. Nun behaupten zwar die Biographen Mirabeau's, da� lediglich der alte Marquis und die Eltern Sophie's die Verhaftung der Fl�chtlinge verlangt und durch den franz�sischen Minister Vergennes unterst�tzt, auch bewirkt h�tten; allein die Quellen, die sie anf�hren, sind sehr l�ckenhaft und theilweise sogar ganz hinf�llig. So ist es z.B. unm�glich, da� am 14. Mai die Verhaftung auf Grund eines Urtheils h�tte erfolgen k�nnen, welches, wie das in Pontarlier gegen Mirabeau und[S. 196] Sophie erlassene, am 10. Mai 1777, also nur vier Tage fr�her gesprochen war. Ein Erkenntni� lag also noch nicht vor, als die Auslieferungsverhandlungen begannen; es waren vielmehr nur Familienr�cksichten und pers�nliche Rache der n�chsten Angeh�rigen, welche mit H�lfe der franz�sischen Diplomatie das betreffende Gesuch an die Generalstaaten stellten. Eine Verpflichtung derselben konnte nicht geltend gemacht werden; der Privatantrag eines franz�sischen Grafen, wenn er auch vom Minister unterst�tzt wurde, gab noch keinen Grund ab, ihm willf�hrig zu sein. Selbst befreundeteren M�chten als der damaligen franz�sischen Regierung gegen�ber, hatten die Generalstaaten ganz besonders eifers�chtig das Asylrecht gewahrt, und wenn ihnen zu jener Zeit Mirabeau auch nur als eine gew�hnliche katilinarische Existenz galt, wie sie zu Dutzenden in Amsterdam lebten, so lag doch nach holl�ndischer Anschauung keine Veranlassung vor, gegen ihn einzuschreiten. Es m�ssen also noch andere Gr�nde mit untergelaufen sein, welche das gegen Mirabeau heraufziehende Unheil zum Ausbruch und den Becher zum Ueberlaufen brachten. Und sollten nicht gerade hier die Klagen des kasseler Landgrafen und seines Ministers Schlieffen Beschwerden die letzten Tropfen, wenn nicht die bestimmenden Faktoren gewesen sein? Derartige Beeintr�chtigungen des Gesch�fts, wie sie der Rath an die Hessen enthielt, griffen den Landgrafen an seiner empfindlichsten Seite an. Die Holl�nder hatten alle Ursache, ihn zu schonen; sie waren seine alten Kunden und Gesch�ftsfreunde. Seine Br�der und Vorfahren hatten in holl�ndischen Diensten gestanden oder standen noch darin; kurz die Generalstaaten thaten im eignen Interesse wohl daran, einem so gewissenhaften Lieferanten sich gef�llig zu zeigen. Zudem war der Dienst, den er verlangte, nicht sehr gro�; einem Mann wie Mirabeau gegen�ber, der die herrschende Gewalt gegen sich hatte, konnte man um so leichter �ber Bedenken und Zweifel hinwegkommen, als Frankreich's Minister ja auch th�tig f�r den die Auslieferung verlangenden Vater mit eintrat.

Am 10. Mai 1777 schrieb der damalige amerikanische Gesch�ftstr�ger in Holland, C.W.T. Dumas aus Amsterdam an den Ausschu� der ausw�rtigen Angelegenheiten in Philadelphia (Dipl. Corresp. IX., 318), da� der Verfasser des „Rathes an die Hessen“ verhaftet werden solle, was, wie oben angegeben, wirklich einige Tage sp�ter geschah. Warum, sagt der in jeder Beziehung gut unterrichtete Dumas nicht, da� Mirabeau[S. 197] ausgeliefert werden solle, warum nennt er diesen, der in den politischen Kreisen allgemein als Verfasser dieser Flugschrift bekannt war, nicht mit seinem Namen und bezeichnet ihn kurzweg als politischen Schriftsteller? Offenbar doch nur, weil er dessen pers�nliche Verh�ltnisse nicht kannte oder weil er sie in einem politischen Berichte f�r ganz untergeordnet hielt, kurz, weil er die Verhaftung des Mannes in eine sachliche Verbindung mit seiner Flugschrift brachte und weil diese Angelegenheit f�r seine Auftraggeber von gro�em politischen Interesse war.

Nach Mirabeau kam Raynal an die Reihe, gegen den sich freilich nur mit der Feder, wenn auch ungl�cklich polemisiren lie�. „Es ist schlimm — sagt Schlieffen in einer 1782 franz�sisch geschriebenen Antwort gegen den „Deklamateur“ Raynal, welche f�glich als Muster der hessischen „wahren Philosophie“ gelten kann, — da� die Menschen sich unter einander erw�rgen; aber sie haben es von Nimrod an gethan bis auf Louis XVI.; es ist schlimm, da� sie zuweilen sich, ja ihre Unterthanen wegen fremden Streites vermiethen, aber es ist immer so gewesen von den Griechen an bis auf die Schweizer. Die 10,000 Griechen unter Xenophon waren dem jungen Cyrus wegen der Bezahlung gefolgt. Xantippus, der Besieger des Regulus, war ein laced�monischer S�ldling in Carthago. Warum also unsere Zeitgenossen f�r ein Vergehen verantwortlich machen, welches zu allen Zeiten dasselbe war und in der menschlichen Natur zu liegen scheint?

Im Mittelalter war die Gewohnheit, sich zu vermiethen, allgemein, namentlich bei den Deutschen, daher auch der heutige hessische Subsidien-Vertrag vielleicht der zehnte seit Anfang des Jahrhunderts. Ende vorigen Jahrhunderts schickte Venedig die Hessen nach Griechenland gegen die T�rken; sie belagerten Athen und brachten ihrem Herrn f�r seine Museen Alterth�mer von dort mit. Der Landgraf tritt also nur in die Fu�tapfen seiner Vorg�nger; aber diese verminderten die Steuern nicht, bauten nicht, erwiesen dem Lande keine Wohlthaten. Sein Volk liebt ihn wie einen Segen spendenden Vater; seine St�nde errichten ihm schon bei Lebzeiten eine Statue. Und diesen F�rsten wagt ein Abb� Raynal, der ihn gar nicht kennt, geizig, geldgierig zu nennen!

Aber was geht dieser Krieg, hei�t es, deutsche F�rsten an? F�r Anhalt und Waldeck mag das der Fall sein; aber der Landgraf und Prinz von Hessen, sowie der Herzog von Braunschweig sind mit dem englischen[S. 198] K�nigshause nahe verwandt; ihre Nachkommen k�nnen eines Tages den englischen Thron besteigen.

Die Entfernung und das Klima schaden nichts. England, Frankreich und Spanien f�hren dort auch Krieg; die Hessen sind jetzt sechs Jahre dort und haben verh�ltni�m��ig nicht viel Leute verloren. Aber schadet diese Entv�lkerung dem Lande nicht? Sie w�rde es vielleicht in einem gro�en Lande thun. In einem kleinen Staate dagegen ist das Verh�ltni� ein anderes, so lange hier H�nde genug f�r den Landbau und die Industrie vorhanden sind. Die Hessen w�rden, wie die Schweizer, auch sonst in's Ausland wandern und somit dem Staate ohne Vortheil verloren gehen. Mi�br�uche beim Einstellen unter's Milit�r m�gen wohl hie und da vorkommen, allein das sind Ausnahmen. Wenn man den „Deklamatoren“ glauben wollte, so warteten diese uniformirten Sklaven, die von barbarischen Herren zur Unterdr�ckung der Freiheit der neuen Welt verkauft sind, nur auf die erste g�nstige Gelegenheit, um ihre Ketten abzusch�tteln. Aber die drei bei Trenton gefangenen hessischen Bataillone liefern den Beweis des Gegentheils; nur wenige von ihnen haben sich unter den Amerikanern niedergelassen.

In den Augen dieser Zwitterphilosophen gilt diese Gleichg�ltigkeit der deutschen Soldaten gegen die Reize einer Gottheit, die ihnen so sch�n gemalt wird, als der tiefste Grad der Erniedrigung der menschlichen Vortrefflichkeit. In den Augen des unterrichteten Mannes dagegen ist es nur eine verschiedene Anschauungsweise; denn der Hesse sieht ohne Zweifel, da� der Amerikaner nicht freier ist, als er selbst; da� ein vom Kongre� angestellter Oberst ein ebenso roher Vorgesetzter ist als der vom Landgrafen ernannte, und da� ein Richter von Germantown nicht besser als ein Amtmann von Kassel oder Ziegenhayn ist.

Es handelt sich vor Allem um die individuelle Freiheit; sie ist �berall prek�r und Ver�nderungen unterworfen, wie die Gesundheit. Das Individuum ist in Amsterdam, Paris und Genf eben so frei, unterdr�ckt und beengt. Aber h�ten wir uns, diese kostbare Freiheit mit der Sirene zu verwechseln, die ihre Maske blos tr�gt, um die Ungl�cklichen zu t�uschen, die ihre verr�therische Stimme verf�hrt, mit der ger�hmten politischen Freiheit mancher Staaten, welche der pers�nlichen Freiheit h�ufig so schroff gegen�ber steht, wie der h�rteste Despotismus. Die Jahrb�cher der Geschichte zeigen, da� die republikanischen Regierungen eben so tyrannisch[S. 199] und grausam sind als die monarchischen. Der aufgekl�rte B�rger wei�, woran er sich zu halten hat; aber der unwissende Enthusiast, der Schwachkopf, der nicht nachdenken kann, l��t sich leicht vom Bilde dieser falschen Freiheitsg�ttin verf�hren. Es ist Zeit, da� die wahre Philosophie uns gegen die traurigen Verf�hrungen ihrer Bastardschwester sch�tze.“

Gr��ere Aufmerksamkeit als diese Zeitungs-Artikel und Abhandlungen erregte jedoch der kleine Pamphletkrieg, der von den franz�sischen Feinden Englands und der deutschen F�rsten von Holland aus gef�hrt wurde und sich die Aufgabe stellte, die Amerikaner immer wieder siegen zu lassen oder die F�rsten in den Augen des gebildeten Europa l�cherlich und ver�chtlich zu machen. Selbst Franklin sch�pfte in seinen Briefen in die Heimath oft, ohne es nur zu wissen, aus dieser keineswegs reinen Quelle, wenn er z.B. als neueste erfreuliche Thatsache die im vorigen Kapitel erw�hnte Anekdote meldet, da� Friedrich der Gro�e von den Minden passirenden Hessen den Viehzoll erhoben habe, weil sie ja als Vieh verkauft seien, wie er denn auch allen Ernstes glaubte, da� der Markgraf von Anspach in Holland vom P�bel verfolgt und verh�hnt worden sei. Die englischen Oppositionszeitungen machten sich ein besonderes Gesch�ft daraus, diese vom Parteiinteresse erfundenen Anekdoten weiter zu verbreiten. Nat�rlich fanden sie in der damaligen amerikanischen Presse stets ihr getreues Echo.

Unter diesen zahllosen Tendenzl�gen hat besonders ein Brief unverdientes Aufsehen gemacht und sich bis auf den heutigen Tag erhalten, den der Graf Schaumburg, Prinz von Hessen-Kassel, am 8. Februar 1777 aus Rom an den Oberbefehlshaber der hessischen Truppen in Amerika, von Hohendorff, geschrieben haben soll; er hat der kritik- und gedankenlosen Geschichtsschreibung so viel Kopfzerbrechens verursacht, da� die Frage ob seiner Echtheit der Gegenstand verschiedener Artikel und Ausf�hrungen geworden ist. Dieser Brief scheint zuerst durch L�her's mehr patriotisches als kritisches Werk �ber die Geschichte der Deutschen in Amerika in der Heimath bekannt geworden zu sein. Er lautet:

„Baron Hohendorff! Ich erhielt zu Rom bei meiner Zur�ckkunft aus Neapel Ihren Brief vom 27. Dez.v.J. Ich ersah daraus mit unaussprechlichem Vergn�gen, welchen Muth meine Truppen entfalteten, und Sie k�nnen sich meine Freude denken, als ich las, da� von 1950 Hessen, die im Gefechte waren, nur 300 entflohen. Da w�ren dann gerade 1650 erschlagen und ich kann nicht genug Ihrer Klugheit anempfehlen, eine genaue[S. 200] Liste an meinen Bevollm�chtigten in London zu senden. Diese Vorsicht w�rde um so mehr n�thig sein, als die dem englischen Minister zugesandte Liste aufweist, da� nur 1455 gefallen seien. Auf diesem Wege sollte ich 160,050 fl. verlieren. Nach der Rechnung des Lords von der Schatzkammer w�rde ich blos 483,450 fl. bekommen, statt 643,000 fl. Sie sehen wohl ein, da� ich in meiner Forderung durch einen Rechnungsfehler gekr�nkt werden soll, und Sie werden sich daher die �u�erste M�he geben, zu beweisen, da� Ihre Liste genau ist und die seinige unrichtig. Der britische Hof wendet ein, da� nur 100 verwundet seien, f�r welche sie nicht den Preis von todten Leuten zu bezahlen brauchten.... Erinnern Sie daran, da� von den 300 Lazed�moniern, welche den Pa� bei Thermopyl� vertheidigten, nicht Einer zur�ckkam. Ich w�re gl�cklich, wenn ich dasselbe von meinen braven Hessen sagen k�nnte. Sagen Sie Major Mindorf, da� ich au�erordentlich unzufrieden bin mit seinem Benehmen, weil er die 300 Mann gerettet habe, welche von Trenton entflohen. W�hrend des ganzen Feldzugs sind nicht 10 von seinen Leuten gefallen.“ — — —

Wenn nur einer der Abschreiber sich die M�he gegeben h�tte, den hessen-kassel'schen Truppenlieferungs-Vertrag vom 31. Januar 1776 nachzulesen, so w�rde er sofort den schlagendsten Beweis f�r die Unechtheit des obigen Briefes gefunden haben. Der Landgraf von Hessen hatte es n�mlich, wie wir bereits im vierten Kapitel gesehen haben, f�r vortheilhafter gehalten, den englischen Vorschlag, sich die Gefallenen und Todten baar verg�ten zu lassen, nicht anzunehmen, weil er ohne Kontrolle sein wollte und weil er dadurch, da� er die nicht mehr vorhandenen Soldaten auf der Pr�senzliste noch eine Zeit lang fortf�hrte, mehr Geld in seine Tasche spielen konnte. Abgesehen von diesem im Wesen der Sache liegenden Grunde, sind die �u�eren Unwahrscheinlichkeiten nicht minder gro�. Einmal gab es keinen Grafen von Schaumburg, Prinzen von Hessen-Kassel, dann aber gab es weder einen Herrn von Hohendorff, noch einen Major Mindorf, endlich aber war es zu jener Zeit unm�glich, da� ein Brief vom 27. Dezember schon am 8. Februar in Rom sein konnte. In England selbst traf die Hiobspost von der Niederlage bei Trenton erst gegen Mitte Februar ein; eine direktere Verbindung mit Europa existirte damals aber nicht.

Dieser Brief ist nichts als die amerikanische Verballhornung eines franz�sischen Pamphlets, welches offenbar aus den Mirabeau'schen Kreisen[S. 201] hervorgegangen ist und im Anhang nachgelesen werden mag; er erschien in den vierziger Jahren, zur Bl�thezeit der nativistischen Bewegung, als ein „Campaignpaper“ gegen die Fremden, besonders uns Deutsche, und Herr L�her, scheint es, hat ihn auf Treu und Glauben als echt angenommen und aus einer St. Louiser Zeitung abgeschrieben. In Amerika glaubt man noch heute an seine Echtheit.

Uebrigens ist nichts unwahrer und verlogener, als die weinerliche Sentimentalit�t, mit welcher kleinstaatliche deutsche Offiziere f�r den Landgrafen von Hessen gerade wegen dieses Briefes in die Schranken getreten sind. Als ob ein deutscher F�rst einer so zynischen Offenheit gar nicht f�hig gewesen w�re! Zu welchem Zwecke stiehlt er denn tausend und aber tausend Ungl�ckliche, als um Geld aus ihnen herauszuschlagen? Zu welchem Ende bittet der Herzog von Braunschweig den englischen Minister, die bei Saratoga geschlagenen Braunschweiger ja nicht in die Heimath zur�ckzuschicken? Doch aus keinem andern Grunde, als um sich durch die wahre Schilderung, welche die Zur�ckgekehrten voraussichtlich von ihren Leiden in Amerika machen w�rden, die Fortsetzung des gewinnreichen Gesch�fts nicht zu verderben. Warum reist der Markgraf von Anspach so eilig aus der Residenz ab, da� er sogar seine Uhr auf dem Tische liegen l��t und nicht einmal ein frisches Hemd mitnimmt, ja, warum begleitet er im rauhen Winter seine Truppen bis Holland? Einfach, weil er eine neue Meuterei und den Verlust seiner Subsidien bef�rchtet und weil er nicht beabsichtigt, einen so reichen in Aussicht stehenden Gewinn fahren zu lassen. Die sittliche Entr�stung �ber den Verfasser dieses „monstr�sen“ Briefes ist also gar nicht am Platze, dagegen ist sie den F�rsten gegen�ber, die Anla� zu seiner Erfindung gegeben haben, vollkommen gerechtfertigt. Der Pamphletist hat nur die logischen Folgerungen aus den f�rstlichen Pr�missen gezogen. Wer in Fleisch und Blut handelt, will nat�rlich auch seine Waare bezahlt haben; je mehr er erh�lt, desto besser! Das ist ein einfaches Rechen-Exempel. Aufstellungen und Berechnungen, welche den Gegenstand des fraglichen Briefes bilden, wurden von den bei der Seelenverk�uferei betheiligten F�rsten fast t�glich beim englischen Ministerium eingereicht; sie stritten sich jahrein, jahraus mit diesem um Pfennige, Groschen und Thaler herum, und einem einzigen Todten wurde lediglich aus finanziellen Gr�nden mehr Aufmerksamkeit erwiesen, als f�nfzig Lebendigen. Der Pamphletist hat also nichts gethan, als den gegebenen Fall in seinen haarstr�ubenden[S. 202] Konsequenzen ausgef�hrt und dadurch das Treiben der deutschen F�rsten in seiner ganzen Ver�chtlichkeit gezeigt.

Da� �brigens die Versicherungen dieser Herren von ihrer unbegr�nzten Treue, ihrem gehorsamen Ersterben, ihrer unterth�nigen Verehrung der hohen Tugenden ihres erhabenen und gro�herzigen Besch�tzers, des K�nigs von England, in Wirklichkeit wenig oder vielmehr gar nichts bedeuteten, da� sie schn�de Redensarten waren, um sich desto besser und glatter ein gewinnbringendes Gesch�ft zu sichern, diese Thatsache ergiebt sich ganz unmittelbar aus einem Briefe, den Franklin am 9. August 1780 aus Passy an den Pr�sidenten des Kongresses richtete. „Der deutsche F�rst — schreibt er — der mir vor einigen Monaten anbot, dem Kongre� Truppen zu liefern, dringt wiederholt auf Antwort. Ich machte ihm keine gro�e Hoffnungen, sondern gab ihm zu verstehen, da� Sie voraussichtlich einen derartigen Vorschlag nicht annehmen w�rden.“ (Franklin's Werke VIII., 490.) Wer dieser von Franklin nicht genannte F�rst war, ist ganz gleichg�ltig. Er handelte jeden Falls im Einklang mit der Ueberlieferung seiner Standesgenossen, welche — siehe S.21 und 22 — wom�glich ihre Truppen an beide Krieg f�hrenden Parteien verkauften. Wenn der pers�nliche Ha� gegen „die Rebellen“ auch gro� war, ihr Geld war nicht schlechter als das englische, und wenn man einen guten Vertrag bekam, so lag gar nichts daran, ob der verkaufte Soldat auf republikanischer oder k�niglicher Seite fiel.

In derselben vernichtenden Weise wie Mirabeau und seine politischen Freunde spricht sich auf deutscher Seite Schiller in „Kabale und Liebe“ gegen den Soldatenhandel aus. Er hatte wie Mirabeau pers�nlich, wenn auch nicht so lange Zeit, den Despotismus kennen gelernt und zeichnete also nach der Natur. Die grausige Darstellung eines Zustandes, in welchem der Privilegirte Alles wagen konnte, der Ungl�ckliche Alles verlieren mu�te, bildet den Vorwurf eines St�ckes, dessen zweiter Akt speziell auf die Ungl�cklichen zur�ckkommt, welche von ihren F�rsten nach Amerika verkauft waren. Es geschieht dies an der Stelle, wo die gutherzige Lady Milford — es ist charakteristisch f�r die Zeit, da� eine fremde Maitresse die edelste Person an einem deutschen Hofe ist — voll Verachtung und Entsetzen die Diamanten zur�ckweist, als sie erf�hrt, da� sie mit dem f�r die verkauften Soldaten gewonnenen Gelde beschafft sind. „Gestern — sagt der Kammerdiener — sind 7000 Landeskinder nach Amerika fort [S. 203]die zahlen Alles; ich habe auch ein paar S�hne darunter.“ „Doch keine gezwungenen?“ fragt die Lady. „O Gott nein — f�hrt der Kammerdiener fort — lauter Freiwillige! Es traten wohl etliche vorlaute Bursche vor die Front und fragten den Obersten, wie theuer der F�rst das Joch Menschen verkaufe? Aber unser gn�digster Landesf�rst lie� alle Regimenter auf dem Paradeplatz aufmarschiren und die Maulaffen niederschie�en. Wir h�rten die B�chsen knallen, sahen ihr Gehirn auf's Pflaster spritzen, und die ganze Armee schrie: Juchhe nach Amerika! Die Herrlichkeit h�ttet Ihr nicht vers�umen sollen, wie uns die gellenden Trommeln verk�ndigten, es ist Zeit, und heulende Waisen dort einen lebendigen Vater verfolgten, und hier eine w�thende Mutter lief, ihr s�ugendes Kind am Bajonette zu spie�en, und wie man Braut und Br�utigam mit S�belhieben auseinander ri�, und wie Graub�rte verzweiflungsvoll dastanden und den Burschen noch zuletzt die Kr�cken nachwarfen in die neue Welt! O! und mitunter das polternde Wirbelschlagen, damit der Allwissende uns nicht sollte beten h�ren! — — Noch am Stadtthore drehten sie sich um und schrieen: Gott mit Euch, Weib und Kinder! Es lebe unser Landesvater, am j�ngsten Gerichte sind wir wieder da!“

Als Modell des hier gezeichneten Landesvaters hat dem Dichter offenbar der Markgraf von Anspach gedient, dessen Truppen sich beim Ausmarsche emp�rten, w�hrend in Lady Milford eher die Gr�fin Franziska Hohenheim, die Maitresse des w�rtembergischen Herzogs, als Lady Craven, die Maitresse des Anspachers, geschildert zu sein scheint. Es war �brigens ein Gl�ck f�r den jungen Dichter und f�r Deutschland, da� in Folge der preu�ischen Chikanen Karl Eugen mit dem englischen Minister des Handels nicht einig wurde, und da� demnach die w�rtembergischen Truppen zu Hause blieben, denn sonst h�tte der junge „Regimentsmedikus“ sehr leicht eine „Berufsreise“ nach Amerika antreten und die Studien zu seiner Nadowessischen Todtenklage unter den Mohawks oder Mohikans machen k�nnen.

Wenn Schiller auch die Stimmungen und Gef�hle eines gro�en Theils der gebildeten deutschen Jugend ausspricht, so verhielt sich Deutschland im Ganzen doch gleichg�ltig gegen diese erzwungene Betheiligung seiner S�hne am amerikanischen Kriege. Eine eigentliche politische Ueberzeugung und selbst�ndige politische Interessen, folglich politische Parteien,[S. 204] gab es vor 1789 in Deutschland nicht. Politische Fragen im heutigen Sinne des Wortes kannten damals selbst die bedeutendsten Geister der Nation kaum. Es ist eine in dieser Beziehung h�chst charakteristische Erscheinung, da� unser gr��ter deutscher Dichter, der im ersten Jahre des amerikanischen Krieges seinen Triumpheinzug in Weimar hielt und gerade w�hrend desselben seinen Ruhm in Deutschland fest begr�ndete, da� Goethe so wenig von den Ereignissen jenseits des Ozeans ber�hrt wurde, da� er sie h�chstens zwei Mal vor�bergehend erw�hnt. Das eine Mal spielt er ziemlich sch�chtern und versteckt auf den Soldatenhandel an. Es geschieht dies, wie neuerdings �berzeugend von Adolf Sch�ll nachgewiesen wurde, in dem 1781 verfa�ten Scherzgedichte: „Das Neueste aus Plundersweilen.“ Es wird hier gleich zu Anfang die Erweiterung des Ortes und die Zunahme seiner Bev�lkerung ger�hmt, dann hei�t es:

„Und zwar mag es nicht etwa sein,
Wie zwischen Kassel und Wei�enstein,
Als wo man emsig und zu Hauf'
Macht Vogelbauer auf den Kauf,
Und sendet gegen fremdes Geld
Die V�glein in die weite Welt.“

Wei�enstein ist die jetzige Wilhelmsh�he bei Kassel. In der N�he befand sich ein Gef�ngni�, dessen Insassen mit der Anfertigung von Vogelk�figen besch�ftigt wurden, welche man im Gro�en zu verkaufen pflegte. W�hrend man auf diese Weise dem ausw�rtigen Gefieder Quartiere schaffte, wurden die werthvollsten und einheimischen V�gelein, die kriegsf�higen, jungen Leute nach den norddeutschen H�fen getrieben, um in Amerika (der weiten Welt) zu dienen. Dies ist der Sinn der obigen zahmen Satire, bei deren Druck Goethe die Worte Kassel und Wei�enstein ausgelassen hatte, welche erst Sch�ll aus dem von ihm eingesehenen Original der Dichtung erg�nzte. Das andere Mal dr�ckt sich Goethe weniger vorsichtig aus. Es ist dies im siebenzehnten Buche von Wahrheit und Dichtung, wo er von seiner eben mit Lili geschlossenen Verlobung sprechend („Es war ein seltsamer Beschlu� des hohen �ber uns Waltenden, da� ich in dem Verlaufe meines wundersamen Lebensganges doch auch erfahren sollte, wie es einem Br�utigam zu Muthe sey. Ich darf wohl sagen, da� es f�r einen gesitteten Mann die angenehmste aller Erinnerungen sey.“) und zum Besondern zur�ckkehrend, das ruhige Gl�ck des Zeitungslesens preist[S. 205] und die gebietenden M�chte der damaligen politischen Welt schildert. Nachdem er Friedrich den Gro�en, Katharina II. und Gustav III. von Schweden erw�hnt, f�hrt er, den Kampf des letztern mit seinem Adel ber�hrend, fort:

„Die Aristokraten, die er unterdr�ckt, werden nicht bedauert; denn die Aristokratie �berhaupt hatte keine Gunst bei dem Publikum, weil sie ihrer Natur nach im Stillen wirkt und um desto sicherer ist, je weniger sie von sich reden macht; und in diesem Falle dachte man von dem jungen K�nig um desto besser, weil er, um dem obersten Stande das Gleichgewicht zu halten, die unteren beg�nstigen und an sich kn�pfen mu�te.

Noch lebhafter aber war die Welt interessirt, als ein ganzes Volk sich zu befreien Miene machte. Schon fr�her hatte man demselben Schauspiel im Kleinen gern zugesehen; Corsika war lange der Punkt gewesen, auf den sich aller Augen richteten; Paoli, als er, sein patriotisches Vorhaben nicht weiter durchzusetzen im Stande, durch Deutschland nach England ging, zog aller Herzen an sich, es war ein sch�ner, schlanker, blonder Mann voll Anmuth und Freundlichkeit; ich sah ihn in dem Bethmann'schen Hause, wo er kurze Zeit verweilte und den Neugierigen, die sich zu ihm dr�ngten, mit heiterer Gef�lligkeit begegnete. Nun aber sollten sich in dem entfernteren Welttheile �hnliche Auftritte wiederholen; man w�nschte den Amerikanern alles Gl�ck und die Namen Franklin und Washington fingen an, am politischen und kriegerischen Himmel zu gl�nzen und zu funkeln. Manches zur Erleichterung der Menschheit war geschehen, und als nun gar ein neuer wohlwollender K�nig von Frankreich die besten Absichten zeigte, sich selbst zur Beseitigung so mancher Mi�br�uche und zu den edelsten Zwecken zu beschr�nken, eine regelm��ig auslangende Staatswirthschaft einzuf�hren, sich aller willk�rlichen Gewalt zu begeben, und durch Ordnung, wie durch Recht allein zu herrschen; so verbreitete sich die heiterste Hoffnung �ber die ganze Welt, und die zutrauliche Jugend glaubte sich und ihrem ganzen Zeitgeschlechte eine sch�ne, ja herrliche Zukunft versprechen zu d�rfen.“

Eine dritte Stelle geh�rt eigentlich nicht hierher; allein, da sie Goethe's Bezugnahme auf Amerika aus dieser Periode abschlie�t, so m�ge sie, da sie eine weitere Perspektive er�ffnet, hier noch einen Platz finden. „Lili, sagt er im neunzehnten Buche von Wahrheit und Dichtung, hatte ge�u�ert, sie unternehme wohl aus Neigung zu mir, alle dermaligen Zust�nde[S. 206] und Verh�ltnisse aufzugeben und mit nach Amerika zu gehen. Amerika war damals vielleicht noch mehr als jetzt das Eldorado derjenigen, die in ihrer augenblicklichen Lage sich bedr�ngt fanden.“ Soweit Goethe. Klopstock und Lessing zeigten ein kaum mehr als oberfl�chliches Interesse f�r den amerikanischen Krieg. Nur von Kant wissen wir, da� er auf's Lebhafteste Partei f�r die Vereinigten Staaten gegen England ergriff und da� er durch die ruhige, �berlegene Begr�ndung seines Urtheils sogar einen bisher leidenschaftlichen Anh�nger der k�niglichen Sache, seinen sp�tern Freund, den Engl�nder Green zu sich her�berzog.

Von den literarischen Zeitgenossen zweiten Ranges verherrlichten Nicolai und sein Kreis den amerikanischen Krieg in schw�lstiger Prosa und noch schw�lstigerer Poesie, �ber welche letztere, namentlich die Oden, der G�ttinger Professor Schloezer mit Geist und Hohn die Lauge seines Spottes aussch�ttete. Unter den damaligen Dichtern hat u.A. der Schwabe Schubart einige Lieder hinterlassen, welche begeistert die amerikanische Revolution feiern: so das �brigens sehr schwache Freiheitslied eines Kolonisten, welches dadurch interessant ist, da� den damaligen Deutschen der noch viel weniger als unbedeutende alte Israel Putnam als amerikanischer Freiheitsheld galt. Obschon 1776 geschrieben, wird Washington nicht einmal mit dem blo�en Namen erw�hnt. Von den deutschen Soldaten dagegen nahmen die hervorragensten Zeitgenossen kaum Notiz. Nur in dem von G. Waitz ver�ffentlichten Werke Karoline (geborene Michaelis und sp�ter verehlichte B�hmer, A.W. Schlegel und Schelling) findet sich ein beredeter Schrei der Entr�stung, welcher der jugendlichen, noch nicht neunzehnj�hrigen Briefstellerinn alle Ehre macht. Sie war mit Frau Schloezer von G�ttingen nach Kassel gefahren, um dort deren von der Reise zur�ckgekehrten Mann, den genannten ber�hmten Publizisten abzuholen. „Ich habe Kassel gesehen, schreibt sie am 16. April 1782 an eine Freundinn. Im Hinweg wohnten wir auch in M�nden einem merkw�rdigen, aber traurigen Schauspiel bei, der Einschiffung der Truppen nach Amerika. Welch eine allgemeine mannigfaltige grause Abschiedsszene! Die Gegend um M�nden ist so romantisch, da� sie zu solch einer Szene wie geschaffen zu sein scheint. Dir, liebe Louise, brauche ich nicht zu sagen, wie mir Kassel gefallen hat; nur machte mich der Gedanke unwillig, da� der Landgraf in M�nden Menschen verkaufte, um in Kassel Pal�ste zu bauen. Wir logirten auf dem K�nigsplatz. Die Kolonade, wo ich die[S. 207] Wachtparade aufziehen und auch, mit allem Respekt gesprochen, das Vieh, den Landgrafen sah, hat mir vorz�glich gefallen. Schloezer kam mitten in der Nacht.“

Deutschlands Ton angebende Klassen endlich betrachteten diesen Soldatenhandel einfach als ein f�rstliches Hoheitsrecht und fanden es nicht einmal der M�he werth, ein Wort dar�ber zu verlieren. Nun sagt zwar Niebuhr in seiner Geschichte des Zeitalters der Revolution: „Je mehr die Subsidienkontrakte mit England geh�ssig und verflucht waren, um desto mehr nahm man Antheil an der Sache Amerika's. Die Stimmung war so sehr aus aller nat�rlichen Fassung ger�ckt, da� die Nachricht von der Gefangennehmung deutscher Truppen durch Washington 1776 allgemein Jubel statt Schmerz erregte;“ allein der treibende Grund lag doch wohl mehr im pers�nlichen Hasse und in pers�nlicher Erbitterung als in politischer Erkenntni�. Ein deutscher Schweizer, Georg M�ller, Bruder des Geschichtsschreibers Johannes M�ller und n�herer Freund Herders, trieb — allerdings ein einzig dastehendes Beispiel! — seinen schaffhausenschen Konservatismus so weit, da� er �ber England nach Amerika gehen wollte, um gegen die „Rebellen“ zu k�mpfen. Im entgegengesetzten Sinne lie� sich der Bruder Johannes M�ller, mit einer sentimentalen Ueberschw�nglichkeit der Unwissenheit, die sp�ter bei uns durch Rotteck u.A. zum widerlichen Gemeinplatz breit getreten wurde, �ber den Unabh�ngigkeitskrieg aus: „Von der andern Seite des Weltmeeres, sagte er, leuchtete eine reizende Flamme der Freiheit mit elektrischer Kraft f�r die Westeurop�er, mit anziehender Kraft f�r die empor, welche ihrer Nachkommenschaft Genu� der Menschenrechte und sichern Wohlstand verschaffen wollten.“

Die Massen endlich waren so gedr�ckt, arm, unwissend und an blinden Gehorsam gew�hnt, da� sie die Willk�r ihrer Herrscher als eine F�gung des Schicksals geduldig hinnahmen.


[S. 208]

Elftes Kapitel.

Es ist schwer, wenn nicht unm�glich, die Zahl der von jedem der betheiligten F�rsten gelieferten Soldaten ganz genau festzustellen, so lange nicht s�mmtliche deutsche Archive dem Forscher ge�ffnet werden. Die englischen Quellen, so zuverl�ssig sie sich sonst auch in den unbedeutendsten, die deutschen Miethstruppen betreffenden Einzelheiten erweisen, reichen deshalb nicht �berall aus, weil in ihnen sehr h�ufig die Kontingente der einzelnen Staaten unter der allgemeinern Bezeichnung „deutsche Rekruten“ oder „deutsche Verst�rkungen“ zusammengefa�t sind.

Die von Schloezer in seinen Staatsanzeigen (VI, 521) zuerst ver�ffentlichte Berechnung ist, so viel sich nach den vorhandenen Materialien beurtheilen l��t, mit nur geringen Ausnahmen richtig. Sie st�tzt sich, wie aus der gleichlautenden Abschrift in den anspacher Manual-Akten hervorgeht, auf den amtlichen Bericht des hann�verschen Majors Niemeyer vom Dragoner-Regiment v. Estorff, „der als verordneter Kommissar beim Transport die Ausschiffung der deutschen Truppen und deren General-Return zu �berwachen hatte.“ Nur bei Anspach findet sich ein erheblicher Fehler, indem 717 vom Markgrafen gelieferte Rekruten und J�ger bei Berechnung des dortigen Kontingents ausgelassen, also im Ganzen nur 1644 statt 2383 Mann aufgef�hrt sind. Es bleibt ferner fraglich, ob die Angabe bei Hanau korrekt ist, wo die Zahl der zu verschiedenen Zeiten verkauften Soldaten zusammengezogen wurde; jeden Falls kommt sie aber dem wirklichen Sachverhalt sehr nahe, wenn sie ihn nicht v�llig deckt; �berhaupt stimmen im Wesentlichen die Angaben Niemeyers mit den Berechnungen der englischen Musterungsoffiziere und den sonstigen, vom Verfasser benutzten Quellen �berein. Ganz unbedingt zuverl�ssig sind sie aber, soweit die Zahl der zur�ckgekehrten Truppen in Betracht kommt, da Niemeyer hier �berall als der die Ausschiffung und Weiterbef�rderung leitende Beamte die Waffengattung und den jedesmaligen Rang der Angeh�rigen der einzelnen Kontingente spezifizirt, w�hrend er �ber die fr�heren Einschiffungen nur von H�rensagen und auf Angaben Dritter hin berichtet. Die von ihm und Schloezer mitgetheilten Zahlen, nach Berichtigung der nachweisbaren Irrth�mer, gehen aus der nachstehenden Tabelle hervor. Darnach haben im Ganzen geliefert, verloren und zur�ckerhalten:

[S. 209]

1) Braunschweig als Subsidien 4,300
Rekruten im M�rz 1777 224
April 1778 475
April 1779 286
Mai 1780 266
April 1782 172
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Im Ganzen 5,723 Mann.
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Zur�ckgekehrt im Herbst 1783 2,708
Verlust 3,015
2) Hessen-Kassel als Subsidien 12,805
Rekruten im Dzbr. 1777 403
M�rz 1779 993
Mai 1780 915
April 1781 915
April 1782 961
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Im Ganzen 16,992 Mann.
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Zur�ckgekehrt im Herbst 1783 und Fr�hjahr 1784 10,492
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Verlust 6,500
3) Hessen-Hanau als Subsidien 2,038
Rekruten im April 1781 50
April 1782 334
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Im Ganzen 2,422 Mann.
Zur�ckgekehrt im Herbst 1783 1,441
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Verlust 981
4) Anspach als Subsidien 1,285
Rekruten 1777 318
1779 157
1780 152
1781 205
1782 236
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Im Ganzen 2,353 Mann.
Zur�ckgekehrt im Herbst 1783 1,183
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Verlust 1,170
[S. 210]
5) Waldeck als Subsidien 670
Rekruten im April 1777 89
Febr. 1778 140
Mai 1779 23
April 1781 144
April 1782 159
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Im Ganzen 1,225 Mann.
Zur�ckgekehrt im Herbst 1783 505
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Verlust 720
6) Anhalt-Zerbst als Subsidien 600
Rekruten im April 1779 82
Mai 1780 50
Vermehrung und
Rekruten im April 1781 420
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Total 1,160 Mann.
Zur�ckgekehrt im Herbst 1783 984
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Verlust 176
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Im Ganzen zur�ckgekehrt 17,313
Total-Verlust 12,562
Gesammtzahl der gelieferten Truppen 29,875 Mann.

Auch die f�r jene Zeit kolossalen Geldzahlungen lassen sich nur ann�hernd und mit gro�er Schwierigkeit feststellen. Es liegen zwar in den „Journals of the House of Commons“ die genau spezifizirten Aufstellungen vor, welche das Kriegsministerium j�hrlich dem Parlamente zur Genehmigung vorlegen mu�te; indessen erstrecken sie sich nur auf den ordentlichen Etat. Alle au�erordentlichen Ausgaben mu�ten besonders bewilligt werden und finden sich in den sogenannten „extraordinary services“ der Kriegszahlmeister versteckt. Ihre Rechnungen nehmen jedes Jahr zwischen zehn und vierzig Folioseiten ein und enthalten oft unter ganz anderen Ueberschriften die den deutschen F�rsten geschuldeten au�erordentlichen Summen. Nirgend begegnet man z.B. in diesen Rechnungen der von Braunschweig ausbedungenen Zahlung f�r die Todten und Verwundeten. Es scheint, da� die englischen Minister den Ansto� vermeiden wollten, dem sie sich durch offene Bezeichnung dieser Rubrik ausgesetzt haben w�rden; sie bringen deshalb auch nur Soldr�ckst�nde in Anrechnung. W�hrend[S. 211] sich nun ziemlich ann�hernd feststellen l��t, wie viel England f�r die deutsche H�lfsleistung zu zahlen hatte, kann dagegen nicht mit Bestimmtheit ermittelt werden, wie viel von den gezahlten Summen f�r die Soldaten ausgegeben wurde, und wie viel in die Taschen der F�rsten flo�.

In der hier folgenden Aufstellung sind zu Gunsten der letzteren daher nur diejenigen Betr�ge berechnet, welche ihnen auf Grund der betreffenden Vertr�ge rechtlich zukamen, d.h. die j�hrlichen Subsidien und die Werbegelder, soweit sie in dem englischen Etat berechnet worden. Sie kommen hier allerdings nur in den ersten Jahren vor; indessen waren sie sp�ter nicht mehr so bedeutend als anfangs. Von ihnen mu�ten die F�rsten allerdings die Rekrutirungskosten bestreiten, die namentlich gegen Ende des Krieges immer mehr anschwollen; allein wenn man andrerseits die englischen Zahlungen nicht in Anschlag bringt, welche f�r Todte und Verwundete entrichtet wurden, wenn man ferner bei Hessen-Kassel die Selbst�ndigkeit in der Aufstellung seiner Etats in Erw�gung zieht, die jede Kontrolle unm�glich machte, und wenn man endlich die doppelte englische L�hnung nicht vergi�t, die in manchen F�llen zwei Monate vor dem Abmarsch gezahlt werden mu�te, so erhalten nach dieser Aufstellung die deutschen F�rsten eher zu wenig als zu viel. Der hessische Landgraf und sein Sohn setzten es auch sogar durch, da� ihnen f�r ihre Offiziere Werbegelder bezahlt wurden. Nat�rlich steckten die beiden Landesv�ter den Betrag in ihre eigene Tasche. So erhielt der Landgraf am 12. Juni 1776 nachtr�glich an Handgeld f�r seine Offiziere 3992 Pfund, also 26,622 Thlr., wovon im Etat nichts steht. F�r die Ausr�stung und Equipirung der Soldaten zahlten sie nichts, sondern zogen die Kosten daf�r von der englischen L�hnung ab, indem sie den Soldaten nur � von letzterer verabfolgten. Da nun jeder derselben 8 Pence per Tag erhielt, so mu�te er sich einen Abzug von 2 Pence per Tag oder mehr als 3 Pfund Sterling per Jahr gefallen lassen. Die zahllosen Betr�gereien aber, die sich s�mmtliche Lieferanten, namentlich der Landgraf von Hessen-Kassel, oft in sehr ausgedehnter Weise ihren Truppen gegen�ber zu Schulden kommen lie�en, sind hier gar nicht in Anschlag gebracht.

England zahlte also von 1775 bis 1785, da einzelne Subsidien noch zwei Jahre nach der R�ckkehr der Truppen fortdauerten, an etatsm��ig verrechneten Ausgaben:

[S. 212]

f�r die Soldaten an den
Hannover 509,000. 16. 11 ½
Braunschweig 644,346. 14. 2 Herzog 178,689. —. 5
Hessen Kassel 2,152,037. 5. 9 ¾ Landgrafen 1,254,197. 16. 3
Hessen Hanau 273,304. 3. 1 ¼ Erbprinzen 137,512. 6. 5 ¾
Waldeck 90,528. 3. 4 ¼ F�rsten 57,788. 10. 3 ½
Anspach 211,026. 5. 7 ½ Markgrafen 105,335. 4. 6 ½
Anhalt Zerbst 79,088. 18. 6 F�rsten 43,052. 14. 9 ½
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Im Ganzen 3,959,332. 7. 6 ¼ 1,776,575. 12. 9 ¾

L�hnung, Subsidien und ein Theil der Werbegelder belaufen sich also zusammen auf Lstr. 5,735,908. —. 4.

Dazu kommen noch �ber Lstr. 500,000 f�r Verpflegung der Truppen in Amerika, die Transportkosten hin und zur�ck, Gratifikationen, Reisespesen der englischen Kommissare, Geschenke und Ersatz des schadhaft gewordenen oder verloren gegangenen Materials, so da� im Ganzen wenigstens sieben Millionen Pfund Sterling oder ann�hernd f�nfzig Millionen preu�ische Thaler als Gesammtbetrag der englischen Kosten f�r die deutsche H�lfe nicht zu hoch gegriffen sind. Diese Summe macht aber wenigstens 120–150 Millionen Thaler nach heutigem Geldeswerthe aus.

Man darf hierbei nicht au�er Acht lassen, da� die F�rsten die ganzen Subsidien fast ungeschm�lert behielten, da sie w�hrend der Abwesenheit ihrer Soldaten die Steuern und Lasten so gut wie gar nicht herabsetzten. Wenn sie es �berhaupt thaten, so erreichte die Verminderung noch nicht einmal ann�hernd den Betrag der Zinsen, welche sie von den ihnen j�hrlich gezahlten englischen Kapitalien in Empfang nahmen. Verschiedene der Soldatenh�ndler versprachen zwar beim Ausmarsch ihrer Truppen ihren getreuen Unterthanen, die Lasten zu erleichtern, so oft es die Bed�rfnisse des Staates (d.h. Serenissimi) erlauben w�rden, allein war es ein Zufall oder ein Ungl�ck? die Bed�rfnisse erlaubten es eben niemals. Wir haben im vierten Kapitel gesehen, da� der Landgraf von Hessen dem Lande den zur Kriegskasse flie�enden Schreckenberger und die H�lfte der erstmonatlichen Kriegs-Kontribution erlie�, w�hrend der Erbprinz von Hanau nur den Eltern und Frauen der Soldaten, sowie den elternlosen Unteroffizieren und Gemeinen die Abgaben schenkte, der �brigen Bev�lkerung aber nicht den geringsten Nachla� bewilligte. Der Braunschweiger[S. 213] verwandte alle seine Einnahmen aus dem Soldatenverkauf auf seine noblen Passionen und Tilgung seiner Schulden. Da� der Waldecker und Zerbster den S�ndenlohn als Ausflu� ihres g�ttlichen Rechts ohne jeden Abzug in ihre Taschen steckten, versteht sich ganz von selbst. Der anspacher Markgraf endlich gab der Markgrafschaft Bayreuth einen solchen Bettelpfennig von seinem reichen Gewinn ab, da� er sich wie der schn�deste Hohn auf seine ersten freigebigen Versprechungen ausnimmt. Die anspacher Manual-Akten enthalten die genauen Belege f�r diese sch�bige Finanzoperation Serenissimi, welche den besten zahlenm��igen Beweis landesv�terlicher Zuneigung liefert und deshalb in ihren Hauptz�gen hier angef�hrt werden soll.

Unmittelbar, nachdem Gemmingen den anspacher Vertrag mit Faucitt abgeschlossen hatte, bat der bayreuthische Minister Seckendorff um die Erleichterung der Markgrafschaft oberhalb des Gebirges. Seine Forderungen waren bescheiden und billig. Er verlangte zun�chst f�r die Landschaft den Erla� der Summen, welche sie bisher f�r das Milit�r bezahlt hatte, wodurch man in den Stand gesetzt werde, die Abgaben um wenigstens sechs Prozent zu verringern und namentlich die B�rgerschaft von Bayreuth zu erleichtern, welche t�glich 45–50 Mann f�r die Wachen stellen mu�te, was bei 10 oder 15 Kreuzer pr. Mann j�hrlich 4166 fl. 30 kr. resp. 4562 fl. 30 kr. ausmachte. Dann bat er w�hrend der Dauer der englischen Subsidien f�r die bayreuthische Finanzkammer um Belassung derjenigen 25,000 fl., welche sie bis dahin der anspacher Landschaft hatte zahlen m�ssen. „Wenn nun unser gn�digster Herr nur einen Theil des Profits der Subsidien zur Zahlung der Schulden der anspacher Finanzkammer bestimmt, und wenn die letztere, was sie durch den Abmarsch der Truppen spart, zur Zahlung ihrer Schulden verwenden darf, so wird man �ber die Schnelligkeit erstaunen, mit welcher die s�mmtlichen markgr�flichen Kassen sich aus der Noth helfen werden. Die Folge davon w�re nat�rlich, da� auch die anspacher Unterthanen in ihren Abgaben erleichtert werden k�nnten. Sobald ich von den Absichten Serenissimi wegen der Verwendung des direkt und indirekt aus diesem Vertrage hervorgehenden Profits unterrichtet sein werde, will ich einen Plan �ber das Arrangement unserer Finanzen f�r die beiden Hauptkassen und die Erleichterung unserer Unterthanen entwerfen. Wenn der Markgraf unsere Prinzipien annimmt, so k�nnen Unterthanen und Gl�ubiger des Landes[S. 214] dieses Unternehmen nur segnen. Alle Ungelegenheiten, die man davon bef�rchtet, werden verschwinden, sobald eine n�tzliche Verwendung der englischen Gelder stattfindet und die durch die Abwesenheit unserer Truppen bedingten Ersparnisse eintreten. Wenn Serenissimus bald und wom�glich noch vor dem Abmarsch der Truppen erkl�rt, da� seine Unterthanen durch eine verh�ltni�m��ige Verringerung der Abgaben erleichtert werden sollen, so glaube ich, da� diese gute Nachricht auf die S�hne der Unterthanen einen g�nstigen Einflu� aus�ben und den Klagen ihrer Eltern ein Ende machen wird. Eine solche Erkl�rung wird zugleich ein Trost f�r das ganze Land sein und alle Beschwerden, allen Jammer beseitigen.“

Allein der Markgraf trat den verst�ndigen Absichten und Ansichten seiner Minister nicht bei und hob die ersten 1285 Mann aus, ohne nur dem Lande die geringste Gegenleistung zu versprechen. Erst im September 1777, als er wieder zu neuen Aushebungen schreiten mu�te, erinnerte er sich, wie er selbst wiederholt hervorgehoben, „da� die Ueberlassung der beiden Infanterieregimenter in englischen Sold vornehmlich aus der Ursache eingeleitet worden sei, um die Schulden der Obereinnehmerinn m�glichst bald tilgen zu k�nnen. In Folge dieser gn�digsten Gesinnung wolle Serenissimus Vorschl�gen entgegensehen, wie viel den obergebirgischen Landschafts- und K�mmerei-Kassen w�hrend der Zeit, da� die Truppen in englischem Solde stehen, von ihren Contribuendis erlassen werden k�nne.“

Nach den Angaben der Minister hat die obergebirgische Landschaft vertragsm��ig an „verwilligten Subsidien und Milit�rbeitr�gen j�hrlich 127,485 fl. 36 kr., die obergebirgische Rentei aber j�hrlich 25,000 fl. zu leisten, von welchen Beitr�gen das ganze bayreuthische Milit�r unterhalten wird.“ Da nun ein theilweiser Erla� dieser Kontribuenda der Landschaft eine wesentliche Erleichterung gew�hren wird, so schl�gt der Bericht vor, der Rentei die H�lfte d.h. 12,500 fl. und der obergebirgischen Landschaft 40,000 fl. j�hrlich w�hrend der Dauer des englischen Subsidienvertrages nachzulassen. Es wird berechnet, da� dieses Erlasses ungeachtet, j�hrlich etwa 100,000 fl. der Schulden der Landschaft, welche, soweit sie abtragbar sind, sich auf 1,326,639 fl. belaufen, aus den Einnahme-Uebersch�ssen abbezahlt werden k�nnen. Bei dieser Berechnung sind die Einnahmen aus dem englischen Subsidienvertrag au�er Ansatz gelassen. Der Bericht weise nach, da� die reinen Einnahmen[S. 215] aus demselben mehr als 100,000 fl. j�hrlich betragen. Es h�nge nat�rlich lediglich vom Ermessen Serenissimi ab, einen Theil auch dieser Einnahme zur Tilgung der Schulden der Landschaft zu verwenden. Der Passus des Reskriptes, in welchem die Vorschl�ge der Minister betreffs des Erlasses an den Contribuendis genehmigt werden, lautet: „Nachdem Serenissimus von Wegen der in englischen Sold �berlassenen Infanterie-Regimenter und der hierdurch erziehlten Ersparn�� auch der obergebirgischen Landschaft einen reellen Vortheil zufl��en lassen wollen, als deklariren Sie hierdurch der obergebirgischen Landschaft, an dem vertragsm��igen Subsidien- und Milit�r-Beytrag von j�hrlich 127,485 fl. 36 kr., insolange gedachte Truppen in englischem Sold stehen, 40,000 fl. jedes Jahr nachzulassen, welcher Nachla� vom 1. M�rz ab seinen Anfang nehmen darf. Die Obereinnehmerey soll jedoch auf die Abf�hrung des �brig bleibenden Contribuendi von 87,485 fl. 36 kr. an die hiesige Landschaft den sorgf�ltigen Bedacht nehmen.“ Die 40,500 fl. sollen zur Schuldentilgung verwandt werden, und beh�lt sich Serenissimus vor, von dem reinen Ueberschu� der englischen Subsidien eventuell einen Theil zu demselben Zwecke der Landschaft noch zukommen zu lassen. Durch ein weiteres Reskript wurde auch der obergebirgischen Rentei die H�lfte ihres Contribuendi von 25,000 fl. erlassen, „hingegen sey die Abf�hrung des residui an die Obereinnehmerey sorgsamer Bedacht zu nehmen.“

Also mit anderen Worten brauchte Bayreuth w�hrend des amerikanischen Krieges nur 100,000 fl. (genau 99,985 fl. 36 kr.) statt der ihm vertragsm��ig obliegenden 152,485 fl. 36 kr. an den Markgrafen zu zahlen, w�hrend England f�r jeden Soldaten, f�r jeden Sohn des Landes nicht allein s�mmtliche Kosten bestritt, sondern auch noch dem Markgrafen Handgelder und Subsidien bewilligte. Derselbe Mensch, der aus dem Blut seiner Unterthanen Millionen f�r sich m�nzte, verschm�hte auch ein kleines Gesch�ftchen nicht; er lie� sich seine Soldaten doppelt bezahlen, erst von seinem Lande, dann von England und bewilligte jenen nur einen Nachla� von 52,500 fl. pr. Jahr. Ob Anspach auch in derselben echt f�rstlichen Weise begnadigt wurde, geht aus den Akten nicht hervor; indessen ist nicht anzunehmen, da� es schlechter als Bayreuth behandelt wurde.

Der Gesammtverlust der deutschen Truppen w�hrend eines beinahe siebenj�hrigen Krieges stellt sich auf etwas mehr als vierzig Prozent der gesammten Mannschaft; von blo� milit�rischem Gesichtspunkte aus betrachtet[S. 216] ein durchaus g�nstiges Verh�ltni�, wenn man damit die fr�heren oder sp�teren europ�ischen Kriege vergleicht. Es war aber England's Interesse, den deutschen Soldaten dieselbe gute Verpflegung angedeihen und dieselbe hohe L�hnung zahlen zu lassen, welche seine eigenen Angeh�rigen erhielten. Wenn trotzdem z.B. 300 hessische Grenadiere in einem einzigen Fr�hjahr vom Faulfieber dahingerafft wurden, so war dieses Ungl�ck eine Folge des Mangels an Reinlichkeit und guter Pflege, dessen sich die hessischen Grenadiere und Offiziere schuldig machten. Im Gefecht sind verh�ltni�m��ig wenige Leute gefallen, wie denn �berhaupt alle damals gelieferten Schlachten heutzutage nur als ernstliche Pl�nkeleien gelten w�rden; die Meisten kamen durch klimatische Krankheiten, angestrengte M�rsche, �berm��ige Strapazen und Entbehrungen und ungewohnte Lebensweise um. In der Schlacht bei Monmuth starben z.B. 28 hessische Grenadiere am Sonnenstich. Nach geschlossenem Frieden blieben mehrere hundert Braunschweiger und Hessen mit Genehmigung ihrer Vorgesetzten in Amerika. Ein Theil ging auch durch Desertion verloren. Amerikanische und ihnen gl�ubig nachschreibende deutsche Schriftsteller haben vielfach die Ansicht verbreitet, als sei der deutsche Soldat, wo sich nur eine Gelegenheit dazu geboten habe, eiligst desertirt. Wenn je eine Angabe irrig war, so ist es diese. Die Amerikaner hatten allerdings stark auf die Desertion der deutschen Soldaten gerechnet und gaben sich alle m�gliche M�he, sie zu gewinnen; indessen halfen ihre Bem�hungen nicht viel. Schon Ende August 1776 passirte der Kongre� einen Beschlu�, worin er allen hessischen (d.h. deutschen) Deserteuren ein ansehnliches St�ck Land zur Ansiedelung versprach. Franklin lie� dieses Dokument in's Deutsche �bersetzen und in Staaten Island unter den dort lagernden Truppen vertheilen. Er schlug dem General Gates vor, den Aufruf als Umschlag f�r Tabackspackete zu gebrauchen und ihn auf diese Weise denjenigen leicht zug�nglich zu machen, an deren Adresse er gerichtet war. Das Mittel zog aber nicht. Ja, selbst in der Gefangenschaft blieben diese Leute mit einer, der besten Sache w�rdigen Treue bei ihren Fahnen und wiesen die lockendsten Anerbietungen und Verhei�ungen zur�ck. So desertirten von den bei Saratoga gefangen genommenen und zuerst in Cambridge bei Boston w�hrend eines strengen Winters in Haft gehaltenen Braunschweigern kaum 80 Mann, trotzdem da� der franz�sische Oberst Armand (Marquis de la Rouerie) neben dem Lager der Gefangenen am Winterhill ein Werbebureau f�r[S. 217] seine Freikorps errichtet hatte und es, da er selbst des Deutschen m�chtig war, an Versuchungen zur Desertion nicht fehlen lie�. Diejenigen Deserteure, die sich von ihm hatten annehmen lassen, trieben ihre Unversch�mtheit so weit, da� sie in ihren amerikanischen Uniformen zu Pferde und zu Wagen zum Winterhill kamen und ungestraft ihre fr�heren Kameraden auffordern durften, ihrem Elend durch Uebertreten zu ihnen ein Ende zu machen. Im schroffen Gegensatze dazu steht allerdings ein nur vereinzelt vorgekommener Fall, indem der Sergeant Flachshaar am 14. September 1778 aus Newyork schreibt: „Ich wei� nicht, was es ist. Verschiedene Hessen wissen ihre Ehre nicht zu estimiren, denn sie desertiren so stark, da� es eine Schande ist. Bei dem Marsche von Philadelphia hierher sind allein an 400 Mann desertirt. Se. Exzellenz der Herr Generallieutenant von Knyphausen haben de�wegen auch schon etliche vom hessischen Korps aufh�ngen lassen.“

Trotz alledem war im Verlauf des Krieges die Desertion unter den Deutschen geringer als unter den Engl�ndern; namentlich hielten sich die in S�d-Karolina und Georgia stehenden Regimenter trotz aller Entbehrungen und Strapazen viel besser als jene. Unsere Quellen enthalten die zahlreichsten Belege f�r diese Thatsache. Wenn man bedenkt, da� z.B. im Februar 1782 wegen zu starker Desertion das zweite Bataillon Delancey dem ersten und die Georgia Loyalisten den Kings Rangers einverleibt wurden, ja da� die durch diese Verschmelzung au�er Gage gesetzten englischen Offiziere zum Feinde �bergingen, wenn man ferner bedenkt, da� von dem regul�ren englischen 60. Regiment innerhalb drei Tagen sechszig Mann desertirten oder da� ganze Posten und Kavallerie-Patrouillen mit Sack und Pack sich aus dem Staube machte, so erscheint die als ein ganz au�erordentliches, einzig dastehendes Ereigni� gemeldete Desertion, welche drei und vierzig Mann des hessischen Regiments Knoblauch vom 24. Januar bis 1. April 1782 aus Savannah bewerkstelligten, verh�ltni�m��ig noch gering. „Die Desertion betreffend — schreibt am 21. Februar 1782 der Oberst Porbeck dem Landgrafen — glaube, da� hieran die Hoffnung, von hier weggelegt zu werden und noch immer nicht erfolgt, schuld ist, indem sich Jeder vor der herannahenden gr��lichen Sommerhitze und dabei grassirendem b�sen Faulfieber auf's Aeu�erste f�rchtet. Hierzu kommt noch, da� die b�sgesinnten Einwohner der Stadt sich alle M�he geben, zur Desertion zu bereden. Der hiesige Kommandant hat in der Garnison[S. 218] bekannt machen lassen, wenn einer von diesen Einwohnern ausgemacht werden k�nnte, vor solchen Lstr. 40 zu zahlen und den Th�ter h�ngen zu lassen. An die Negers, so Deserteurs eingebracht, hat jeder Kompagnie-Chef zwei Guinees zur Aufmunterung dieser Leute bezahlt, damit solche desto aufmerksamer sein m�chten. Hierzu kommt noch: die neu errichteten Bataillons, so fast mehren Theils aus weggelaufenen Rebellen bestehen und in hiesige Dienste gezwungen werden, womit dieses (Knoblauchsches) Regiment Dienste thut, veranlasset ebenfalls Bef�rderung der Desertion.“

Zu ganz derselben Zeit, am 20. Februar 1782 hatte John Martin, General-Kapitain und Gouverneur von Georgien, einen durch unzufriedene Einwohner und liederliche Frauenzimmer der Stadt unter die deutschen Soldaten vertheilten, auch in deutscher Sprache gedruckten Aufruf erlassen, worin er jedem englischen und deutschen Deserteur 200 Acker Land, eine gute Kuh und zwei Mutterschweine zum Geschenk verspricht, so bald er Einwohner „dieses Landes“ werden wollte.

Unter diesen Umst�nden vermochten selbst die grausamsten Drohungen und die strengsten Strafen dem einmal eingerissenen Uebel nicht vorzubeugen. Die Engl�nder hingen jeden Deserteur, dessen sie habhaft wurden, die deutschen Obersten lie�en ihn ohne Weiteres erschie�en, �bertrafen sie sogar noch an Freigebigkeit, indem sie den H�schern au�er dem Fanggelde, Alles schenkten, was der Deserteur au�er der Waffe am Leibe und in den Taschen trug. Bei einigen der Ergriffenen belief sich der vorgefundene Baarbestand auf drei bis f�nf Pfund, ein Beweis daf�r, da� ihre Flucht schon lange vorher geplant war. Der Landgraf von Hessen billigte trotz oder vielmehr wegen seiner Sparsamkeit das Verfahren seiner Regimentskommandeure als das geringere von zwei Uebeln. In der Nachbarschaft von Charleston und Savannah kam es zu vollst�ndigen Menschenjagden mit obligaten Bluthunden und berittenen H�schern. Unter den (jetzt in Marburg ruhenden) hessischen Papieren findet sich ein kurzer Bericht, der in d�rren gesch�ftlichen Worten ein ergreifendes Drama entrollt.

F�nf Soldaten vom Regiment Knoblauch, drei geborene Hessen, ein Brabander und ein Mannheimer, hatten zu Anfang M�rz 1782 ihre gemeinsame Flucht verabredet. In der Nacht vom 8. zum 9. verlie�en sie mit voller Armatur Savannah und wandten sich landeinw�rts. Inzwischen waren sie verrathen worden. Berittene Milizen, unter F�hrung eines Kapitains Bradley, verfolgten und entdeckten sie in der N�he eines Swamp[S. 219] (sumpfiges, h�ufig mit B�umen bewachsenes Terrain). Sie trieben die Fl�chtlinge in den Sumpf hinein und umzingelten sie. Die Verfolgten wehrten sich so gut sie konnten, suchten mit ihren S�beln die Bluthunde abzuwehren und gaben Feuer auf die in Mehrzahl auf sie eindringenden Verfolger. Nach kurzem Gefecht fielen sie Alle und wurden in voller Uniform in einem Loche verscharrt. Au�er ihrem �blichen Fanggelde erhielten die H�scher noch drei und eine halbe Guinee, die sie aus den Taschen der Leichen zusammengesucht hatten. Unter diesen Deserteuren befand sich auch ein junger Mann aus Hatterode, der einzige Sohn einer Wittwe, deren �ltester Sohn kurz zuvor im Hospital in Savannah am Fieber gestorben war. Die Mutter hatte endlich bei der heimathlichen Beh�rde einige Monate vorher die Freigebung des Ueberlebenden bewirkt und dessen Zur�ckbef�rderung tagt�glich erwartet. Jetzt erhielt sie die Nachricht von dem Tode auch des zweiten Sohnes.

Auch die �brigen deutschen Truppen hielten sich soldatisch tapfer und blieben in ihrer sehr gro�en Mehrzahl selbst im Ungl�ck ihrer Fahne treu. Die nach der Uebergabe von Yorktown in Frederick in Maryland internirten Anspacher verloren kaum den achten Theil durch Desertion, obgleich sie fast zwei Jahre lang in Gefangenschaft schmachteten und sehr schlecht gehalten wurden. Es ist ein hoher Beweis f�r die T�chtigkeit und Disziplin der hessischen Regimenter, da� die Soldaten, trotzdem da� ihre Reihen in den letzten Jahren des Krieges mit allem m�glichen Gesindel ausgef�llt wurden, in verh�ltni�m��ig geringer Zahl desertirten und standhaft bis an's Ende aushielten. Bei den kleineren Kontingenten kamen allerdings mehr Desertionen vor, allein gleichwohl waren sie klein im Verh�ltni� zu den sich bietenden Gelegenheiten, zur Unm�glichkeit der Habhaftwerdung der Deserteure und �berhaupt zum Charakter der damaligen Heeres-Organisation. Diese Angabe st�tzt sich auf etwa vierzig Tageb�cher von Offizieren, Unteroffizieren und Gemeinen. Amerikanische Novellisten � la Cooper und deutsche Tendenz-Schriftsteller werden zwar nicht m�de, diese ungl�cklichen, fremden Interessen geopferten Miethlinge als einen ver�chtlichen, kaum des Widerstandes f�higen Haufen zu schildern; allein diese Phantasien werden von den Thatsachen auf Schritt und Tritt L�gen gestraft. Die hessische Infanterie jener Zeit war jedenfalls ebenso gut als die preu�ische, die beste des Jahrhunderts. Sie hatte gemeinschaftlich mit dieser die Schlachten des siebenj�hrigen Krieges gewonnen[S. 220] und sich im vorigen Jahrhundert in allen Theilen Europa's durch ihre Tapferkeit, Disziplin und Unverw�stlichkeit ausgezeichnet. Kaum in Amerika gelandet, entscheidet sie haupts�chlich durch ihre Bravour den Feldzug des Jahres 1776 zu Gunsten der Engl�nder. Die amerikanische Landbev�lkerung hatte einen solchen Schrecken vor den Hessen mit ihren B�renm�tzen und Zuckerh�ten, da� sie dieselben als eine Art Menschenfresser f�rchtete, und da� Washington, um diese Vorurtheile zu brechen, einen Theil der bei Trenton gefangenen Hessen durch die Stra�en Philadelphia's f�hren und dem Volke zeigen lie�. „Die Herren Hessen machen Unm�glichkeiten m�glich“, meinte der sich ihnen ergebende amerikanische Kommandant des Forts Washington. Die Braunschweiger bew�hrten in gl�cklichen und ungl�cklichen Gefechten, bei Hobartstown, Bennington und Stillwater ihre alte T�chtigkeit und Tapferkeit, und wahrlich, sie so wenig als die Hanauer trifft der Vorwurf, da� sie bei Saratoga in feindliche Gefangenschaft fielen. Auch die kleineren Kontingente, namentlich die Waldecker und Anspacher, schlugen sich sehr gut. Jene st�rmten im Verein mit den Hessen Fort Washington und k�mpften in den letzten Jahren des Krieges tapfer mit den Engl�ndern in Florida und am Missisippi gegen die Spanier; die Anspacher aber hatten im Norden ehrenvollen Antheil an der Eroberung der Festen Clinton und Montgomery und im S�den an den Siegen des Lord Cornwallis, mit dem sie freilich zuletzt in Yorktown in Gefangenschaft geriethen. Wo aber die Mannschaften nicht viel taugten und lediglich zum Festungsdienst, wie z.B. die Zerbster, verwendet wurden, waren die Offiziere desto t�chtiger und durchgreifender.

Wenn die englischen Waffen gleichwohl unterlagen, so war es wahrlich nicht die Schuld der deutschen Soldaten, sondern die Unf�higkeit der verantwortlichen Offiziere und die Kurzsichtigkeit der englischen Politik.

Es liegt nat�rlich au�erhalb der Gr�nzen unsrer Aufgabe, die Mitwirkung der deutschen Truppen auf den verschiedenen Kriegsschaupl�tzen Amerika's eingehend zu schildern. Es m�ge deshalb die kurze Bemerkung gen�gen, da� die H�lfstruppen nie selbst�ndig auftraten, sondern den einzelnen englischen Korps beigegeben waren und deshalb im Norden und S�den �berall mit zur Verwendung kamen. Wie an den Siegen des Jahres 1776 den L�wenantheil, so hatten sie in der Folge auch an dem Ungl�ck, welches die englischen Waffen traf, ihr volles Ma�. Wenn sich nun auch die Hessen ihre Gefangennahme bei Trenton selbst zuzuschreiben[S. 221] hatten, so sind die �brigen Kontingente dagegen an den Kapitulationen unschuldig, in welche sie mitverwickelt wurden. Es ist nicht zu viel gesagt, da� der leichtfertige Burgoyne sich bei Saratoga nicht w�rde haben ergeben m�ssen, wenn er zur rechten Zeit auf den wohlmotivirten Rath eines so erfahrenen Generals wie Riedesel geh�rt h�tte. So geriethen denn die Braunschweiger und das hanauische Regiment in amerikanische Gefangenschaft, in welcher sie bis zum Ende des Krieges bleiben mu�ten. Die Anspacher (1073 Mann stark), sowie die hessischen Regimenter Erbprinz und Bose geh�rten in den Jahren 1780 und 1781 zu Cornwallis' Armee und mu�ten sich endlich mit ihr bei Yorktown dem General Washington ergeben. Unter den Gefangenen befand sich auch der damalige J�gerhauptmann sp�tere General Ewald, ein ausgezeichneter Offizier und Milit�rschriftsteller, der nach seiner R�ckkehr zuerst in preu�ische und sp�ter in d�nische Dienste trat und in der preu�ischen Armee den Sch�tzendienst nach amerikanischem Muster ausbilden half. W�hrend die Zerbster in Kanada blieben, wurden die Waldecker im fernsten S�den verwandt und auf dem Umwege �ber Jamaica nach Florida geschickt. Hier belagerten sie zu Anfang des Jahres 1781 Pensacola, wo beim Sturm auf die Werke ihr Oberst Hanxleden fiel. Zwei ihrer Kompagnien, welche nach Baton Rouge am Missisippi beordert waren, wurden von den Spaniern gefangen genommen. Es mag hier als besondere Merkw�rdigkeit erw�hnt werden, da� die Waldecker unter den Indianern bei Pensacola einen Landsmann, Namens Brandenstein aus K�nigshagen fanden, welcher heimlich aus dem Schlosse in Waldeck entwischt war und ihnen jetzt als Dolmetscher gute Dienste leistete. Er stand als H�uptling an der Spitze von etwa 2000 Indianern, deren Tracht er trug und von denen er sich nur durch seine Gesichtsfarbe und seinen Bart unterschied.

Von den Beschwerden und Entbehrungen, unter denen die Soldaten namentlich im S�den litten, kann man sich in Europa kaum ann�hernd einen Begriff machen. Im Sommer herrschte eine ebenso unertr�gliche Hitze als im Winter grimmige K�lte; dabei gingen die langen M�rsche durch unangebaute, meist unwirthliche Gegenden, in welchen nur ausnahmsweise Lebensmittel aufzutreiben waren. Der Sonnenstich war nichts Seltenes; die Soldaten wurden einige Mal auf dem Marsche oft wahnsinnig vor Durst, aus Hunger machten sie sich aus dem f�r ihre Z�pfe bestimmten Puder h�ufig einen Brei. Auch in den Garnisonen hatten sie[S. 222] meist schlechte Verpflegung und nur ausnahmsweise frisches Fleisch. Dabei Ungeziefer am Leibe und Ungeziefer in der Luft und am Boden, namentlich aber die blutgierigen Muskito's, welche den armen Teufeln den Schlaf raubten. Das Lagern in den Sumpfniederungen erzeugte heftige Fieber. Das schlechte Trinkwasser war ohne Rum gar nicht zu genie�en. F�r Bier und Wein, welche den englischen Soldaten zug�nglich waren, fehlte den Deutschen das Geld. So stellte sich namentlich in den s�dlichen Garnisonen eine gro�e Sterblichkeit ein. Dazu kam die den deutschen S�ldnern doppelt geh�ssige Stimmung der Eingeborenen. Mit welcher R�cksichtslosigkeit aber die armen Gefangenen behandelt wurden, mag in den treuen Berichten der Frau v. Riedesel nachgelesen werden, welche deren Loos freiwillig mehrere Jahre theilte. Es w�rde unter diesen Umst�nden ein Wunder sein, da� die Regimentsverb�nde trotzalledem noch zusammenhielten, wenn nicht eine grausame eiserne Disziplin den Dienst erzwungen h�tte. Da� die Soldaten, wenn sich nur eine Gelegenheit dazu bot, dagegen nicht bl�de im Zugreifen und Zerst�ren waren, versteht sich bei dem damaligen Heeres-Charakter ganz von selbst. Ihre gr��te Klage ist, da� sich solche Gelegenheiten so selten boten. Es findet sich in den anspacher Manual-Akten die Beschreibung der Pl�nderung von Westfield und New Brunswick im Staate New Jersey, die zugleich mit moralischen und allgemeinen Betrachtungen durchflochten, das zu charakteristische Produkt eines Landsknechts ist, als da� sie hier nicht ihren Platz verdiente.

„Auf unserm letzten beschwerlichen Marsch — schreibt der Soldat am 4. Juli 1777 aus Staaten-Island — h�tten wir eine ganze Stadt mit allem m�glichen Vieh, Kupfer und Zinn, mit dem feinsten Wei�zeug und allem Hausrath versehen k�nnen. Unsere Leute haben mehr als zweihundert Schweine erstochen und liegen lassen. Die Thr�nen stehen mir in den Augen, wenn ich das sch�ne und gl�ckliche Land betrachte und Zeuge sein mu�, wie Alles ruinirt wird. Es wird uns Alles Preis gegeben. Ich habe mir einen ledernen Leibgurt machen lassen, um solchen mit Guineen zu f�llen. Ich kann Ihnen versichern, da� der Theil von Amerika, worinnen wir sind, und den wir durchmarschirt, mit allem Rechte mit einem Paradiese k�nnte verglichen werden, wenn der Teuffel, der allein Schuld ist, den Samen der Zwietracht nicht ausgestreut h�tte. Ewig Schade, da� Alles ruiniret und verheeret wird! Das Herz blutete[S. 223] mir, als wir von Brunswick zur�ckmarschirten, wo unsere Grenadier-Kompagnieen die Arriere-Garde machten und alle H�user in Brand stecken mu�ten. Selbst in Brunswick blieb kein Haus und Fenster ganz, alle Mobilien wurden auf die Gasse geworfen, worunter das allersch�nste wei�e Zeug, Zinn und Kupfer war. Die Betten wurden aufgeschnitten und die Federn ausgesch�ttet. Aus Mangel an Wagen konnten wir nichts mitnehmen, au�er einige Grenadiers haben Sackuhren, silberne L�ffel, Thee- und Kaffee-Kannen mitgenommen. Die meisten H�user sind herrlich und nach holl�ndischer Art gebaut, und mit den feinsten Tapeten garniret. Nichts als die Pracht, Ueberflu� und Wollust hat die Leute zur Rebellion gebracht, denn kein angesessener Einwohner arbeitet das Geringste; sie haben ihre Mohren, welche Sklaven sind. Diese m�ssen das Land bearbeiten, und die Einwohner bringen ihr Leben in M��iggang zu. Wenn wir wieder kommen, so bringe ich Ihnen eine schwarze Sklavinn mit.“

Die gemeinen Soldaten bestanden eben, wie das bei der Art ihrer Aufbringung nicht anders sein konnte, aus allen m�glichen Individuen, vom verlaufenen M�nch und verkommenen Offizier an bis zum Studenten, Handwerker, K�nstler und Bauern. Da� aber selbst die gebildetsten unter ihnen das an ihnen begangene Verbrechen nicht f�hlten, f�r diese beklagenswerthe Erscheinung liefert den schlagendsten Beweis der bereits angef�hrte deutsche Dichter Johann Gottfried Seume. Derselbe war als Student der Theologie zwischen dem kirchlichen Dogma und seinem Gewissen in Widerspruch gerathen, und verlie�, neunzehn Jahre alt, Leipzig, um in Paris Mathematik zu studiren. Auf dem Wege dahin wurde er von landgr�flich hessischen Werbern aufgefangen und ohne Weiteres den nach Amerika verkauften Rekruten einverleibt. Seume's Erz�hlung seiner Pressung und erzwungenen Reise nach Amerika ist einer der werthvollsten und interessantesten Beitr�ge zur Geschichte des f�rstlichen Menschenhandels. Zeigt sie auf der einen Seite, wie kein junger gut gewachsener Reisender, mochte er nun Student oder Handwerker, K�nstler oder Kaufmann sein, seiner Freiheit sicher war und bef�rchten mu�te, in die H�nde der Menschendiebe zu fallen, so beweist auf der andern Seite die Ruhe und fast objektive Gleichg�ltigkeit, mit welcher Seume von diesem frechen, gewaltsamen Eingriff in sein Leben spricht, wie wenig Werth das Individuum seinem Ich beilegte, wie wenig selbst von den gebildeteren Geistern der Zeit eine solche Rohheit empfunden wurde. Man glaubt sich fast[S. 224] nach dem K�nigreich Dahomey versetzt, wenn man diese Diebsst�ckchen des hessischen Landgrafen liest. Man vergegenw�rtige sich nur die Thatsachen! Ein s�chsischer Student, der den hessischen Landesvater kaum dem Namen nach kennt und ihm jedenfalls nichts zu Leide gethan hat, wandert arglos auf der Landstra�e nach Fulda. Dort wird er �berfallen, �berw�ltigt und als Arrestant des Landgrafen nach dessen Festung Ziegenhayn gebracht. Warum? Weil er die erforderliche Gr��e f�r einen Soldaten hat, weil also Geld aus ihm herauszuschlagen ist und weil er die Frechheit besitzt, sich seiner Haut zu wehren, seine pers�nliche Freiheit, das Einzige, was er auf der Welt sein nennt, zu vertheidigen. Ein �hnliches Schicksal mit Seume theilten hundert andere Ungl�ckliche. Als sie den an ihnen begangenen Gewaltakt durch ihre Selbstbefreiung wieder s�hnen wollten, erlagen sie und wurden beim Gassenlaufen halb todt gepr�gelt — „es war eine grelle Fleischerei“, bemerkte Seume — zum Galgen verurtheilt oder aus Gnade von demselben Landgrafen, der sie schamlos gestohlen hatte, in Kassel in die Eisen geschmiedet. Wer nicht an den Mi�handlungen zu Grunde ging, ward dann wie ein H�ring in's Schiff eingep�ckelt und in dieser Lage zu keinem andern Zweck, als um den Beutel des hessischen Menschendiebes zu f�llen, bis an's und �ber's Meer geschafft.

Die schrecklichen Einzelheiten m�ge der Leser selbst in Seume's Leben nachlesen und dann seine Schl�sse aus der Erz�hlung ziehen. Die Theilnahmlosigkeit, die resignirte Ruhe, mit welcher Seume von sich spricht und mit welcher er sein furchtbares Loos als eine humoristische Schicksalst�cke auffa�t, zeigt uns die emp�rende Wirkung dieser kleinstaatlichen Willk�r und Gewaltth�tigkeit auf die Anschauung des durch sie verwilderten deutschen Volkes. „Ich ergab mich — sagt Seume — in mein Schicksal und suchte das Beste daraus zu machen, so schlecht es auch war. Mir zerri� man meine akademische Inskription, als das einzige Instrument meiner Legitimirung. Am Ende �rgerte ich mich weiter nicht; leben mu� man �berall; wo so Viele durchkommen, wirst Du auch. Ueber den Ozean zu schwimmen, war f�r einen jungen Kerl einladend genug, und zu sehen gab es jenseits noch etwas. So dachte ich.“

In diesem Tone geht's fort. F�r eine so harmlose idyllische Existenz giebt es keinen Ha� und keine Erbitterung, keinen Racheplan gegen den Seelenverk�ufer und seine Henkersknechte, ja kaum eine Hoffnung auf Erl�sung.[S. 225] Seume begreift gar nicht das an ihm begangene Unrecht und mit dem leichtsinnigen Troste, da� das menschliche Leben kaum mehr als ein schlechter Witz sei, hilft er sich �ber eine Situation hinweg, die sich in jedem individueller ausgepr�gten Charakter zum tragischen Konflikte auf Leben und Tod zugespitzt haben w�rde. Folgerichtig bildet sich dann sp�ter in dem von den Gewalthabern der Heimath verfolgten und unter harten K�mpfen zum Manne herangereiften Dulder der ohnm�chtige Grimm gegen die schlechte Wirklichkeit zur kulturfeindlichen Schw�rmerei f�r wilde Natur und Freiheit aus. Er malt sich das Gl�ck des Daseins unter unverdorbenen, urspr�nglichen Umgebungen in gl�nzenden Farben, macht, um m�glichst Naturmensch zu sein, Fu�reisen nach Schweden oder einen „Spaziergang nach Syracus“, oder fl�chtet sich in die Wildni� zu den kanadischen Indianern, die eben, „weil sie Europa's �bert�nchte H�flichkeit nicht kennen, doch bessere Menschen sind als die Wei�en“. Diese schiefen Anschauungen � la Rousseau waren wahrer Balsam f�r die Zeitgenossen Seume's, welche eben angefangen hatten, den Widerspruch zwischen ihren gedr�ckten b�rgerlichen Verh�ltnissen und ihren himmelst�rmenden Idealen zu erkennen, und vorl�ufig beim ersten Stadium dieses geistigen Konflikts, bei einer schw�chlichen Sentimentalit�t angekommen waren.

Fern sei es, deshalb einen Stein auf den wackern Seume zu werfen. Er hat redlich gestrebt und trotz aller pers�nlichen tr�ben Erfahrungen und Widerw�rtigkeiten den Glauben an die Menschheit nicht aufgegeben; allein unser berechtigter Fluch treffe die Menschen und die Zeit, welche energisch angelegte Naturen zu blo�en Spielb�llen des Schicksals erniedrigten und selbst in der Brust der edleren Geister das Gef�hl der pers�nlichen W�rde und den Glauben an den Beruf ihrer Nation so gr�ndlich zu ersticken wu�ten, da� sie ihre Ideale bei den Wilden suchen mu�ten. Leider hat Seume den m�chtigen Aufschwung seiner Nation nicht mehr erlebt, da er zur Zeit ihrer tiefsten Erniedrigung (1810) starb. In einem wenig poetischen, aber politisch energischen Gedichte, welches er in seinem Todesjahre an das deutsche Volk richtete, ist es wohlthuend, seinen Ha� und seine Verachtung der f�rstlichen Seelenverk�ufer, wenigstens am Schlu� seines Lebens, noch kr�ftig betont zu sehen.[7]


[S. 226]

Unser Ha� wende sich darum auch heute noch gegen jene j�mmerliche Kleinstaaterei, welche nur zu lange einer gro�en Minderheit des deutschen Volkes die Gelegenheit zur Beth�tigung in der Heimath entzogen und jene Abenteurersucht, jenes Landsknechtsthum erzeugt hat, welches sich in allen f�nf Welttheilen mit seinem gesinnungslosen „Ubi bene, ibi patria!“ an den Pranger stellt, welches h�chstens einen leeren Unterthanend�nkel, aber selbstredend keine stolzen, eines m�nnlichen Ringens w�rdige Ideale in der Brust des Einzelnen erzeugt und welches uns bis vor Kurzem verhindert hat, uns zusammenzuraffen und ein politisches Volk zu sein. Aus diesem Grunde ist der Deutsche auch noch heute nur zu sehr reiner Privatmensch; er kennt in seiner gro�en Majorit�t nur vor�bergehende Stimmungen, schwankende Gef�hle oder schw�chliche „Sentiments.“ F�r diese Mehrheit giebt es kein politisches Gewissen, deshalb auch mit geringen Ausnahmen keine politische Pflicht. In seiner Betheiligung an der Politik nimmt der Durchschnittsdeutsche darum meistens die Miene eines vornehmen, herablassenden G�nners an, der sich angeekelt und erm�det zur�ckzieht, sobald sich die Ereignisse nicht seinem Wunsche gem�� entwickeln.

Wie dem aber auch sein m�ge, die deutschen Truppen zeigten sich �berall, wo sie in's Feuer kamen, t�chtig und tapfer. Suffolk r�hmt in besonderen Belobungsschreiben an ihre F�rsten, namentlich das Hanauer Regiment, welches bei Saratoga mit gefangengenommen wurde, und die Anspacher, welche bei Yorktown dasselbe traurige Loos traf. Da das englische Ministerium sonst, wo es nur konnte, auf Seiten seiner Lieferanten Fehler zu entdecken bem�ht war, um ihre Anspr�che m�glichst herunterzuschrauben, so kann dieses Lob sicher als aufrichtig und wohl verdient [S. 227] gelten. So erfreulich es nun auch im Interesse der freiheitlichen Entwicklung der Menschheit ist, da� unsere Landsleute in jenem Kriege gemeinschaftlich mit den Engl�ndern geschlagen wurden, und so verdient und heilsam diese Niederlage auch war, so darf uns doch diese Genugthuung nicht verhindern, der milit�rischen T�chtigkeit und bei allen Gelegenheiten bewiesenen Tapferkeit der deutschen Soldaten volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

Die Mehrzahl der deutschen Truppen wurde im Sommer und Herbst 1783 und der kleinere Rest im Fr�hling 1784 wieder nach ihrer Heimath eingeschifft. So trafen sie hier gegen Ende 1783 und im Laufe des Jahres 1784 wieder ein.

Zw�lftes Kapitel.

Es bleibt uns zum Schlu� noch �brig, der deutschen Offiziere und ihres Verh�ltnisses zum Kriege sowohl und ihren englischen Kameraden, als auch zur Krone England und zu ihren Landesv�tern zu gedenken.

In ihrer gro�en Mehrheit f�hlten sie das Schiefe und Dem�thigende ihrer Stellung nicht. Meist dem niedern Adel angeh�rend, der wenig mehr gelernt hat als was er nothwendig f�r's Lieutenants-Examen braucht, und der seit Jahrhunderten f�r Kost und Logis damals so gut seine Haut zu Markte trug, wie noch heute, kannten sie, wie alle schlecht bezahlten oder halb gebildeten Leute, gar nicht das Gef�hl pers�nlicher W�rde und Verantwortlichkeit. Sie waren stolz darauf, zu dienen und Landsknechte zu sein, die sich auf das Gehei� Serenissimi, ohne nach irgend einem Grund zu fragen, an's andere Ende der Welt schaffen lassen und ebenso gleichg�ltig f�r die schlechteste wie f�r die beste Sache k�mpfen. Die Lieutenants und die Subaltern-Offiziere jubelten, da� sie aus ihren langweiligen Garnisonen ausr�cken durften, da� sie von ihren Gl�ubigern vorl�ufig nicht weiter gequ�lt werden konnten, und malten sich das ferne Land in den gl�nzendsten Farben aus, wo ihre Phantasie Alles zu finden hoffte, was sie zu Hause nicht hatten. Nichts ist erkl�rlicher als[S. 228] diese freudige Stimmung, wenn man sich die Verh�ltnisse dieser kleinstaatlichen Truppen im Friedensstande vergegenw�rtigt. Zu Hause �berall Kleinlichkeit und Armseligkeit, karge Besoldung, k�mmerliche Verpflegung, schlechte Behausung und langweiliger Dienst; in der Fremde dagegen ein bewegtes Kriegsleben mit seinem steten Wechsel, seinen Anregungen und Anspannungen, ja ein unbekannter Kontinent mit tausend neuen, Auge und Geist gleichm��ig einnehmenden Erscheinungen und Vorkommnissen, endlich ein gro�er, lange nicht mehr gekannter Armee-Verband, doppelte L�hnung und reichliche, ja verschwenderische Verpflegung und Aussicht auf schnelle Bef�rderung! Welcher junge Offizier h�tte da nicht mit Freuden zugegriffen und sich nicht gl�cklich gepriesen, den Krieg in Amerika mitmachen zu d�rfen?

Kaum dort angekommen, wurde ihm aber die Kehrseite der Medaille sichtbar. Statt des getr�umten Reichthums �berall fast Noth und Mangel, statt der gehofften Kameradschaft kaltes zugekn�pftes oder gar h�hnisches Wesen der englischen Offiziere, statt des raschen Avancements geringe Verluste und meist langweiliger Dienst unter Strapazen und Entbehrungen aller Art. „Da� alle Kapitains und Subalterne zu Fu� gehen m�ssen — schreibt der Lieutenant v. Molitor am 4. July 1777 aus dem Lager von Staaten Island an den Hauptmann v. Ellrodt in Anspach — habe ich Ihnen schon gemeldet. Die Theuerung ist enorm. Was man bei uns in theueren Zeiten vor einen Konventionsthaler kauft, das mu� man hier vor eine Guinee bezahlen. Unsere Leute bekommen Tag vor Tag gesalzen Schweinefleisch und alten Zwieback. So lange wir auf dem Lande sind, haben sie erst zwei Mal frisch Fleisch bekommen.“ Noch mehr klagt der Lieutenant Bartholomae in einem Briefe aus New-York am 9. Dezember 1779 an Gemmingen geschriebenen Briefe. „Wir anspacher J�ger sitzen auf Spuytin Devil (gegen�ber dem n�rdlichen Ende der Insel New-York). M�chten Ew. Exzellenz ein Mittel ausfinden, wie ich auf gute Art zur�ckkommen k�nnte. Ich mu� hier schlechter als ein Bettler in Deutschland leben, kann mir weder etwas sparen noch bei meinem gegenw�rtigen Dienste Ehre erwerben. Die gro�e Theuerung und Anschaffung der Equipage ist nicht auszuhalten. Wie th�richt war ich, den amerikanischen Krieg mit dem deutschen zu vergleichen. Finden Sie ein Mittel, wie ich nur mit Ehren aus diesem Fegefeuer, dieser H�lle erl�st werden kann.“ Bartholomae berechnet sein monatliches Einkommen[S. 229] auf sechs Guineen und drei Thaler, welche ihm nach Abzug der doppelten Provision bleiben. Davon gehen ab zwei Pfund f�r den Vorschu�, ein Pfund f�r den Bedienten, ein Thaler f�r den Feldscheer oder Barbier, zwei Thaler f�r die W�scherinn; mithin bleiben drei Guineen f�r Essen und Trinken, Fr�hst�ck, Rauchen und Schnupftaback. Ein Pfund Fleisch kostet 1 fl. 8 kr., ein Pfund Butter dasselbe.

Andrerseits hatte keiner dieser Offiziere eine Ahnung von der Macht des Volkes, von der Existenz einer Nationalkraft und den letzten Gr�nden der amerikanischen Erhebung. Mit dem Augenblick, wo sie von England �bernommen wurden, fingen sie auch pflichtm��ig an, �ber das amerikanische Rebellengesindel zu schimpfen. In Amerika angelangt, wunderten sie sich �ber die Wohlhabenheit und den Reichthum des Farmers und berichteten ganz naiv nach Hause, da� eine Neu-Engl�nderin oder Staaten Isl�nderin bessere Kleider, ja selbst ein feineres Benehmen habe, als selbst manche junge adelige Dame in Deutschland. Namentlich waren sie von der Sch�nheit und Eleganz der Frauen entz�ckt. Unter zehn M�dchen finden sie kaum eins, welches nicht sch�n w�re. „Ihr Anzug — meint Lieutenant v. W�llwarth, der auf diesem Gebiete ein Kenner zu sein scheint — ist der vortheilhafteste von der Welt, eine geschmackvolle Vermittlung zwischen franz�sischer und englischer Mode mit eigenen Zuthaten: das giebt der angeborenen Sch�nheit ein um so reizenderes Aussehen.“ Um so schlimmer war es mit dem politischen Urtheil der Herren bestellt. So schrieben sie die Revolution nur dem Uebermuthe des „frechen Packs“ zu, dem es unter englischer Herrschaft zu gut gegangen sei. Auch die h�heren Offiziere zeigen nirgends ein Verst�ndni� f�r die politischen Fragen, die sich im amerikanischen Kriege zur Entscheidung dr�ngten. Es sind manche interessante milit�rische Denkschriften von ihnen erhalten, aber nirgend wird die Politik selbst nur als untergeordneter oder beil�ufiger Faktor der Ereignisse erw�hnt. Das Volk hat rebellirt, also mu� es mit der „ultima ratio regis“ zur Raison gebracht werden — in diesen paar Worten ersch�pft sich die ganze politische Anschauung der damaligen deutschen Offiziere. Da geht, unmittelbar nach der Schlacht, die das Geschick eines ganzen Kontinents entscheidet, ein deutscher Oberst am Meeresstrand spazieren, sucht Muscheln und preis't die „Allmacht des Sch�pfers“. Ein anderer sieht von den H�hen von Brooklyn aus, wie die ganze englische Flotte vor Anker geht und sich anschickt, die Stadt zu bombardiren. Das[S. 230] gro�e ungewohnte Schauspiel hat wenig oder gar keinen Reiz f�r ihn, aber er vergleicht New-York, das strahlende, Europa zugekehrte Auge Amerika's, mit preu�isch Minden, das ungef�hr von derselben Gr��e und Ausdehnung sei. Es klingt heutzutage wahrhaft komisch, wenn man diese Parallele zwischen der gr��ten und der reichsten Stadt der neuen Welt und zwischen dem verschuldetsten rotten borough preu�ischer Offiziere liest. Ein Dritter endlich erz�hlt den Seinigen daheim, da� der bei Brooklyn gefangen genommene General Sullivan dem Metzgermeister Fischer in Rinteln auf's Haar gleiche und schimpft �ber die Mosquitos, die ihm die getr�umten Freuden in der neuen Welt gleich anfangs verleiden.

Dieses Kleben an Nebendingen, welches nur den engen Kreis der pers�nlichen Interessen kennt, tritt uns, kaum zwei oder drei nennenswerthe Ausnahmen abgerechnet, in den Aufzeichnungen der deutschen Offiziere �ber den amerikanischen Krieg �berall entgegen. Der werthvolle Aufschlu�, den wir �ber einzelne Ereignisse und Personen erhalten, findet sich nur gelegentlich und meistens unter einem Haufen von gleichg�ltigen Notizen versteckt. Politisches Urtheil hat Keiner der Tagebuchschreiber.

Hie und da klagen sich denn die deutschen Generale und Obersten wohl ihre Noth �ber die Anma�ungen der Engl�nder, die ihnen und den deutschen Soldaten oft etwas zuviel zumuthen; Einzelne verfluchen den Dienst, welcher ihnen so manche Entbehrung auferlegt und kaum einen Vortheil dagegen bietet; ja in einem unbewachten Augenblicke malt sich sogar der hessische General Loos das „philosophische Vergn�gen“ aus, einem undankbaren, f�hllosen F�rsten und hochm�thigen Minister trotzend, sagen zu k�nnen: „Ich will Euch nicht l�nger dienen!“ Zu der h�hern Anschauung jedoch, da� dieser Dienst ein ver�chtlicher Schergendienst und mit dem Selbstgef�hl eines freien Mannes unvertr�glich war, k�nnen und wagen sich diese Herren nicht zu erheben; sie sind nur hie und da, innerhalb der gegebenen und von ihnen gehorsam anerkannten Dienstverh�ltnisse, mit der ihnen zu Theil werdenden Behandlung nicht zufrieden.

So lange England siegreich war, und namentlich die deutschen Regimenter seine Siege erringen halfen, ging nat�rlich Alles gut. Gleich nach der ersten Niederlage aber traten, namentlich zwischen den Offizieren Reibungen ein, die sich in der Folge fast t�glich wiederholten. „Unter den englischen und deutschen Truppen — lautet ein den preu�ischen Ministern von[S. 231] W. Carmichael, dem amerikanischen Agenten, mitgetheiltes Schreiben eines hochgestellten Engl�nders aus New-York vom 5. Januar 1777 — ist keine gute Harmonie. Unsere Leute sagen, da� zu Trenton die drei Bataillons Hessen die Waffen zu fr�h niedergelegt und nicht so viel Widerstand geleistet h�tten als sie h�tten k�nnen und sollen. Die Hessen beklagen sich hingegen, da� die frischen Lebensmittel unbillig vertheilt werden und da� sie nicht den geh�rigen Antheil davon erhalten, auch da� man sie zu dem beschwerlichsten Dienst gebraucht, ihnen die gef�hrlichsten Posten giebt, und sie nicht geh�rig soutenirt. Einer unserer vornehmsten Offiziere antwortete hierauf unbedachtsamer Weise, da� der K�nig sie von ihrem Herrn gekauft h�tte, um seine eigenen Truppen zu schonen, wodurch die Hessen sehr beleidigt worden sind. Sie fangen auch an, von ihrem Landgrafen mit ungeziemender Freiheit zu reden, indem sie sagen, er habe kein Interesse bei diesem Kriege, und verkaufe das Blut seiner Unterthanen, welches in Amerika vergossen w�rde, um das Geld in ausw�rtigen L�ndern auf seine Vergn�gungen zu verwenden.“

Im gleichen Sinne �u�ert sich ein Jahr sp�ter vom deutschen Standpunkte aus der anspachische Lieutenant v. W�llwarth, Vetter des Ministers Gemmingen. Er bittet diesen darum, da� er seine R�ckkehr nach Deutschland vermittle, zu einer Zeit, wo der eben ausbrechende bayrische Erbfolgekrieg einem Offizier bessere Aussichten f�r Auszeichnung und Bef�rderung bot. Dieser mit feinem Humor und bei�ender Ironie geschriebene Brief zeigt den ganzen Mi�muth und die gr�ndliche Verachtung eines unabh�ngigen Charakters gegen den ihm zugemutheten Dienst. „Ein gewisser Lord in Schottland — schreibt W�llwarth am 4. Mai 1778 aus Philadelphia — hatte eine sehr sorgf�ltige Parforcejagd. Er sah aber ein, da� es patriotischer und vern�nftiger f�r sein Vaterland gedacht sein w�rde, bei dessen gegenw�rtiger Verfassung solche abzuschaffen und daf�r ein Regiment zu werben, welches in des K�nigs Dienst treten sollte, um gegen die rebellischen Kolonieen auf seine eigenen Kosten gebraucht zu werden. In England fand er keinen K�ufer; er lie� deshalb auf Anrathen seiner Freunde seine ganze Hunde-Equipage in eine teutsche Zeitung unter die zu verkaufenden Sachen setzen, in der zuversichtlichen Hoffnung, da� man in Teutschland mehr Hunde- als Menschenliebe besitzt. Man behauptet, ein teutscher Reichsf�rst habe ihm dagegen ein Regiment Soldaten vertauschen wollen; allein letzteres, glaube ich, ist erdichtet und halte[S. 232] die ganze Geschichte f�r eine Erdichtung. Doch k�nnen gn�digster Herr Vetter sich nicht genug vorstellen, mit welch einem Auge die vern�nftigen und uninteressirten Engl�nder das Betragen der teutschen Reichsf�rsten ansehen. Und noch zum gr��ern Ruhme werden alle teutschen Truppen vor Leute angesehen, welche zu viel in ihrem Vaterland gewesen sind und dessendwegen diese Umst�nde und Begebenheiten vor unsere gl�cklichste Ausflucht halten. Schlie�en also gn�digster Herr Vetter hieraus nicht, da� dieser Dienst ein Weg und Feld der Ehre sein sollte.

Die Engl�nder sehen uns gar nicht davor an und k�nnen gar nicht begreifen, wie ein Mann von Ehre seinen Ehrgeiz auf das treiben kann, seine Haut vor Geld zu verkaufen. Alles, was wir in Ansehung unseres Exerzierens voraus haben, ist in ihren Augen l�cherlich und sehen uns allein dazu t�chtig an, diejenigen Posten zu besetzen, welche sie erobern. Unsere Lage ist h�chst unerquicklich; wir sind weder Fisch noch Fleisch, weder halb noch ganz. Ich bin aber nicht gesonnen, noch l�nger unter meiner Charge aus Liebe vor Ihro Durchlaucht zu dienen, will also lieber unter derselben in einem andern Dienste dienen und lieber nicht in meiner jetzigen Stellung ein rapides (?) Gl�ck machen.“

Gemmingen nahm als vorurtheilsfreier Mann diesen Brief gut auf und berief umgehend dessen Absender nach Europa zur�ck, wo dieser Mitte Oktober landete.

So gl�cklich wie W�llwarth waren aber die wenigsten seiner Kameraden. Es hatte nicht lange gew�hrt, bis sie sich ihre traurige Lage klar gemacht hatten, allein sie wandten sich mit der Bitte um R�ckkehr in der Regel vergebens an ihre Landesv�ter. Namentlich war der Landgraf von Hessen selbst Kranken gegen�ber ein strenger Herr. Wenn er endlich nothgedrungen seine Einwilligung zur R�ckkehr ertheilen mu�te, so verz�gerte er gew�hnlich die Uebermittlung so lange, da� die Bittsteller keinen Gebrauch mehr davon machen konnten, indem sie schon vorher gestorben waren. Eine Luftver�nderung, andere Umgebungen und bessere Nahrung h�tten die Armen sicher am Leben erhalten. Bei den hessischen Regimentern, die von 1779–1783 im S�den standen, reichten die Offiziere fast w�chentlich Entlassungsgesuche ein; nur einige wenige wurden genehmigt; die Bittsteller aber fielen meistens dem Faulfieber zur Beute. Andrer Seits kam es vor, da� junge F�hndriche und Lieutenants desertirten, weil sie nicht unbestimmte Zeit auf die Antwort aus Kassel warten[S. 233] wollten, so z.B. ein F�hndrich Karl Wilhelm Kleinschmidt aus Landau in Waldeck und ein Lieutenant F�hrer.

Zu diesen Uebelst�nden gesellte sich nun bei den Hessen das schlechte Avancement, das bei einzelnen Regimentern langsamer war als in den heimischen Garnisonen. Nach der Niederlage bei Trenton (26. Dezember 1776) bis zum 19. November 1779 unterschrieb der Landgraf keine Bef�rderung eines Offiziers der bei jenem ungl�cklichen Ereigni� betheiligten Regimenter. Selbst der Kommandeur des fr�her vom Obersten Rall befehligten Grenadier-Regimentes war zuletzt ein Major, nachdem der Obristlieutenant mit Tode abgegangen war. „Bei der noch immer nicht in v�lliges Licht gesetzten fatalen Affaire von Trenton — schrieb der Landgraf am 11. August 1779 aus Hofgeismar an den Major Mathaeus — kann ich mich vor der Hand, und bis das Regiment durch wesentliche und eklatante Proben seiner Tapferkeit sich meiner Gnade wieder g�nzlich w�rdig gezeigt haben wird, zu keinem Avancement derer dabei mitgewesenen Offiziers entschlie�en. Des Herrn Majors gethaner Vorschlag wegen Ernennung derer beyden Premier-Lieutenants Saltzmann und Stoebell zu Stabskapitains hat also auch keine Statt finden k�nnen.“

Unterm 10. Juli 1779 hatte der Major Endemann von der Betheiligung des Regiments Tr�mbach an der Affaire bei Stonoferry berichtet, wo es sich besonders auszeichnete, in dessen Folge es vom kommandirenden General Provost durch Armeebefehl belobt wurde, und bat, „die ungl�ckliche Trenton-Affaire nunmehr in die Tiefe g�nzlicher Vergessenheit zu versenken, hingegen dem Regimente die seither entzogene Gnade nach wie vor zuzueignen geruhen zu wollen.“ Der Landgraf nahm aus Wei�enstein unterm 19. November 1779 aus dieser Meldung Anla�, „dem Regiment nunmehr wieder seine vorige Gnade zuzuwenden, auch ihm wieder Fahnen zu geben, und die Avancements, welche zeither lediglich wegen der Burgoise von Trenton zur�ckgeblieben, wiederum darin zu lassen. Inzwischen wird dieses jedoch mein Ressentiment gegen diejenigen im Regiment nicht aufheben, welche bei dieser fatalen Affaire nach geendigter Untersuchung durch das befohlene Kriegsgericht etwa schuldig befunden werden sollen und sich h�tten Ein oder Anderes zur Last kommen lassen.“

W�hrend die �brigen Lieferanten die Korrespondenz mit ihren Truppen in Amerika durch die H�nde ihrer Minister gehen lie�en, nahm der Landgraf von Hessen, wie wir bereits im vierten Kapitel, S.50, angedeutet[S. 234] haben, an Allem Theil, was seine Offiziere betraf, und beantwortete die Berichte seiner Regiments-Kommandeure und Generale immer umgehend selbst. Aus diesem Briefwechsel geht hervor, da� er stets sehr gut unterrichtet war und da� er genaues Buch �ber alle Ereignisse auf dem amerikanischen Kriegsschauplatze f�hrte. Seine Antworten sind kurz, klar und sachgem��; sie enthalten kein Wort zu viel und tragen den Zuschnitt des knappen preu�ischen Gesch�ftsstils jener Zeit. Selten l�uft etwas Privates mit unter. Er ist immer der hohe herablassende „Kriegsherr“, der lobt und tadelt, z�rnt und straft. Einmal, gegen Ende des Krieges, bat der Landgraf den Obersten v. Porbeck um eine Sendung von amerikanischen Merkw�rdigkeiten, seltenen V�geln, Indianer-Kleidern und Waffen, fremden Gew�chsen &c. Der Oberst antwortete am 31. Januar 1783 aus Cow Neck auf Long Island, da� er zu seinem Bedauern keinen dieser Gegenst�nde beschaffen k�nne. „Au�erdem — f�gte er hinzu — haben die hiesigen Einwohner einen solchen Abscheu vor allen zur britischen Armee geh�rigen Leuten, da� sie Niemanden, wenn sie auch wirklich etwas von Rarit�ten h�tten, davon zukommen lassen, und uns selbst die n�thigen Lebensmittel auf das Theuerste verkaufen.“

Pers�nlich waren �brigens die deutschen, namentlich h�heren Offiziere, Ehrenm�nner in des Wortes vollster Bedeutung. Das englische Ministerium lie� es ihnen gegen�ber an Versprechungen und Versuchen, sie in sein Interesse zu ziehen, nicht fehlen; allein sie waren unbestechlich und ehrlich. „Da sehr viel von der herzlichen Mitwirkung und der guten Stimmung der deutschen Offiziere abh�ngt — schreibt der Staatssekret�r Suffolk bereits am 12. Februar 1776 an seinen Agenten Faucitt — und da dieser Zweck am besten durch Mittheilungen �ber ihren Charakter und ihre F�higkeiten erreicht werden kann, so verschaffen Sie sich dar�ber m�glichst viel Einzelheiten. Ein anderer nicht minder wichtiger Punkt ist der, da� die Offiziere auf die Freigebigkeit des K�nigs verwiesen werden, wenn sie unseren Erwartungen entsprechen und weder durch parteiische und unzul�ssische R�cksicht auf die Erhaltung der von ihnen befehligten Truppen, noch durch Eifers�chteleien unter einander oder gegen die englischen Offiziere den Dienst st�ren oder unterbrechen. Ich bevollm�chtige Sie also, den betreffenden Offizieren die Freigebigkeit und Gunst des K�nigs f�r den Fall der gl�cklichen Beendigung des Krieges in Aussicht zu stellen und sie �ber ihre Anspr�che genau auszuforschen.“[S. 235] Faucitt verfehlte nat�rlich nicht, von dieser Vollmacht den weitgehendsten Gebrauch zu machen und fragte bei Einzelnen, z.B. Riedesel, Heister und Knyphausen an, in welcher Art sie die englische Gunstbezeugung w�nschten; allein er erhielt von ihnen die k�hle einstimmige Antwort, da� sie in Amerika aus eigenem Antriebe als gute Soldaten ihre Pflicht thun w�rden und da� es ihrer Ehre zuwiderlaufe, mit England �ber au�erordentliche Belohnungen zu unterhandeln.

Der General Heister, ein tapferer alter Haudegen, aber auf seine W�rde eifers�chtiger Korpsf�hrer, bat nur f�r den Fall, da� er vor dem Feinde bleiben sollte, um Ber�cksichtigung seiner Familie. Er wurde aber auf Veranlassung des englischen Ministeriums schon zu Anfang 1777 zur�ckberufen, angeblich wegen der Niederlage bei Trenton, woran �brigens Heister ganz unschuldig war, in der That aber, weil er nicht zugeben wollte, da� seine Hessen immer und �berall die gef�hrlichsten, exponirtesten Stellungen einnehmen und zu den blutigsten Angriffen verwandt werden sollten. Suffolk nannte das im Sinne seines oben mitgetheilten Schreibens unpraktisch und unzul�ssig. Er erkl�rte deshalb dem Landgrafen von Hessen, da� die Operationen des Heeres leiden w�rden, wenn Heister an der Spitze der Hessen bliebe, und versprach Schlieffen, dem Minister und Unterh�ndler des Landgrafen, mehr als einen blo�en Dank in Worten, wenn er ihm in dieser Angelegenheit seine H�lfe zusagen wollte. Der „Weise von Windhausen“ ging sofort auf Suffolk's Wunsch ein und setzte diesen auch beim Landgrafen durch. Der brave alte General kehrte im Sommer 1777 nach Europa zur�ck, starb aber schon am 19. November 1777 in Kassel aus Gram �ber die ihm zu Theil gewordene ungerechte Behandlung. Der K�nig von England lie� seiner Wittwe, die mit ihren acht unversorgten, in Armuth zur�ckgelassenen Kindern vom Landgrafen nur 600 Thlr. j�hrliche Pension erhielt, ein Jahrgehalt von 200 Pfund Sterling auszahlen. Knyphausen, der bisher die zweite hessische Division kommandirt hatte, wurde Heister's Nachfolger und machte sich bei seinen englischen Vorgesetzten sehr beliebt, vielleicht weil er weder Deutsche noch Engl�nder schonte. Er war einer der besten Divisionsgenerale auf englischer Seite. Bekanntlich wurde das von ihm erst�rmte Fort Washington auf der Insel New-York ihm zu Ehren Fort Knyphausen benannt. Als ein englischer Oberst einen Theil der hier erbeuteten acht amerikanischen Fahnen f�r sein Regiment begehrte, stie� Knyphausen sie ver�chtlich mit[S. 236] dem Fu�e weg und erwiderte: „Meinetwegen nehmt sie alle und wischt Euch den H—— damit ab!“ Von seinen Soldaten konnte er jede Leistung verlangen, weil er �berall selbst mit dabei war und weder Gefahr noch Strapazen scheute. Gegen Ende des Krieges wurde General Lo�berg der Nachfolger Knyphausen's. Der braunschweigische General Riedesel ist durch die von seiner tapfern Frau und Begleiterin geschriebene sog. „Berufsreise“ und die Biographie von Eelking als ein t�chtiger und umsichtiger Offizier, humaner Vorgesetzter und edler Charakter allgemein bekannt geworden. Die �brigen Kontingente hatten keine Generale, sondern nur Obersten an ihrer Spitze.

Eine Unart dieser M�nner, die zugleich durch die Mode der Zeit bedingt war, bestand in dem Gebrauch des Franz�sischen als ihrer Gesch�ftssprache; dabei dr�ckten sie sich durchaus schlecht und inkorrekt aus. Das K�chenlatein der M�nche ist klassisches Latein im Verh�ltni� zum Franz�sischen der deutschen Generale und Obersten. So schrieb, um hier nur ein Beispiel herauszugreifen, u.A. einmal Riedesel an den Earl von Suffolk: „Le courier, qui prendra cette lettre avec.“ Und Riedesel war sogar noch einer der kleinsten Verbrecher am Genius der franz�sischen Sprache!

W�hrend somit keiner der nach Amerika gesandten deutschen Offiziere einen pekuni�ren Vortheil zog — der doppelte Sold ging mehr als ein Mal bei den theuren Preisen der nothwendigen Bed�rfnisse darauf — erhielt mit Ausnahme der bei derartigen Verhandlungen �blichen Kanzleigeschenke nur Schlieffen in Gestalt verschiedener Baarzahlungen von je 330 Pfund und schlie�lich einer Pension von 300 Pfund, eine Belohnung von England. Diese letztere wurde ihm angeblich daf�r bewilligt, da� er einige Zeit vor der Schlacht bei Minden in Osnabr�ck mehrere wichtige, der verb�ndeten Armee geh�rige Magazine gerettet habe, in der That aber ward sie f�r seine bei Abschlu� und Ausf�hrung des Truppenlieferungs-Vertrages sowie bei der Absetzung Heister's geleistete H�lfe ausgeworfen. Schlieffen selbst wunderte sich anfangs �ber das pl�tzlich so gut gewordene Ged�chtni� und eine so lebhaft, wenn auch sp�t, zu Tage tretende Dankbarkeit des englischen Ministeriums, begriff aber sehr schnell, da� dieses nur unter einem so unschuldigen Titel die Genehmigung des Parlaments erlangen k�nne. Er erinnerte sich also bald sehr genau seiner wichtigen Dienste, erl�uterte, da� ohne ihn der Sieg in der Schlacht bei Minden[S. 237] gar nicht m�glich gewesen sein w�rde und bezog die Pension l�nger als vierzig Jahre bis zu seinem erst 1825 erfolgten Tode.

Au�er Schlieffen und den unmittelbar Betheiligten selbst gewann in der Folge auch das Haus Rothschild an den englischen Millionen, welche England den hessischen F�rsten f�r ihre Soldaten gezahlt hatte. Es ist eine interessante Thatsache, da� sich der erste Ursprung des Reichthums und der Weltstellung der Rothschilds indirekt auf diesen Handel zur�ckf�hren l��t. Der alte Landgraf und sp�tere Kurf�rst von Hessen-Kassel hatte n�mlich den Begr�nder des Hauses Rothschild, Mayer Amschel, schon lange vor der franz�sischen Revolution durch Gesch�fte in alten M�nzen kennen gelernt und benutzte denselben als Agenten, um seine Zinsen aus der Londoner Bank zu erheben, welche dort von den in Folge der Menschenfleischlieferungen von England gezahlten Kapitalien f�llig wurden. M.A. Rothschild zog f�r diese Summen Wechsel auf das englische Bankierhaus van Notten, welches Vollmacht des Landgrafen zur Erhebung der Zinsen hatte. Beim Jahresschlu� berechnete sich Rothschild mit dem Landgrafen und hatte, abgesehen von der nicht unbedeutenden Provision, auch noch den Nutzen, fortw�hrend mit den Geldern des Landgrafen spekuliren zu k�nnen, was er auch in seiner unerm�dlichen und scharfsinnigen Weise mit dem gl�cklichsten Erfolge that. Die Erwerbung ungeheurer Summen wurde dem M.A. Rothschild sp�ter dadurch m�glich, da� es ihm gelang, den Landgrafen dazu zu bewegen, da� er die Vollmacht dem Hause van Notten entzog und dieselbe dem zweiten Sohne Rothschild's, Nathan, �bertrug, der auf Grund derselben Kapital und Zinsen einzog. Als nun die englische Regierung ihre Armee in Spanien zu unterhalten hatte und kein englischer Bankier die Lieferung des Geldes von England nach Spanien �bernehmen wollte, da �bernahm M.A. Rothschild diese Lieferung gegen hohe Provision und leistete mit den unter Einwilligung des Eigenth�mers erhobenen landgr�flichen Fonds die geforderte Kaution, bei der Niemand sein eigenes Verm�gen wagen wollte. Das Gl�ck beg�nstigte Rothschild's Unternehmen, die Geldsendungen kamen unversehrt an. Auf diese Weise verdiente Rothschild w�hrend der Dauer des spanischen Feldzuges, also w�hrend acht Jahren, j�hrlich mehrere Millionen. Die M�glichkeit, eine so hohe Kaution zu leisten und die p�nktliche Gesch�ftsbesorgung veranla�ten hierauf die englische Regierung, den europ�ischen F�rsten die enormen Subsidien w�hrend des Kontinentalkrieges durch[S. 238] das Haus Rothschild zu �bermitteln, wodurch dessen Ansehen und Reichthum zusehends wuchsen. Von dieser Zeit an, namentlich seit dem Wiener Frieden, nahmen die Rothschild's Theil an allen gro�en Geldoperationen und Anleihen der wieder eingesetzten Dynastien und wurden von Tag zu Tage m�chtiger.

Auch Frankreich betheiligte sich am amerikanischen Kriege, allein mit geringeren Opfern an Menschen und auf der den deutschen F�rsten entgegengesetzten Seite. W�hrend diese lediglich aus R�cksicht auf ihren Beutel als gef�gige und willenlose Werkzeuge einer an sich schlechten und ungl�cklichen Politik keine politischen Zwecke und Interessen kannten, eroberte dagegen Frankreich mit den 6000 Mann, die es der jungen Republik zu H�lfe schickte, seine durch den siebenj�hrigen Krieg ersch�tterte Weltmachtstellung wieder. Frankreich lie� es sich zwar Millionen �ber Millionen kosten, es gewann daf�r aber Ansehen, Ehre und Macht. Deutschland nahm Millionen und Millionen ein; es verlor aber dadurch den letzten Rest von politischer Bedeutung und sank zum Spott von Freund und Feind herab. Die paar tausend Franzosen, die unter Rochambeau die Taufpathen eines m�chtigen Freistaates wurden, haben bewirkt, da�, so lange es Vereinigte Staaten von Amerika geben wird, die franz�sischen Waffen und der franz�sische Name in der Union jeder Zeit geehrt und gefeiert dastehen werden. Die 30,000 Deutschen dagegen haben als die bezahlten Schergen englischer Anma�ungen nicht allein sich den Ha� zugezogen, der in erster Linie das Mutterland traf, sondern zu diesem Ha� noch die Verachtung auf sich geladen, welcher sich Jeder aussetzt, der sich um ein schn�des Trinkgeld zur Unterdr�ckung der Freiheit mi�brauchen l��t. „Von dem Augenblicke an, sagt der hochverdiente amerikanische Geschichtsschreiber G.W. Greene, in welchem der erste Hesse seinen Fu� auf amerikanischen Boden setzte, wurde die Wiederaufnahme des alten kindlichen Verh�ltnisses zum Mutterlande unm�glich.“ Noch heute ist im Munde eines Amerikaners der Name Hesse eines der ver�chtlichsten Schimpfworte, welches einen feilen, verk�uflichen Menschen bezeichnet, und noch heute leidet unser Volk unter dem Fluche jenes nichtsw�rdigen Handels[8]. Denn in [S. 239] dem internationalen Verkehr handelt es sich nicht um die Ansichten, W�nsche und Bestrebungen der ein Volk bildenden Individuen, sondern um den Ausdruck, den sein inneres nationales Leben in der Politik thats�chlich gewinnt. Darum k�nnen auch im vorliegenden Falle nicht Schiller, Kant, noch Friedrich der Gro�e unsre Vertheidigung �bernehmen und unsre Nation von aller Schuld rein waschen, denn das Ausland wiegt uns nach dem, was die F�rsten ges�ndigt haben.

Bleibt es unter diesen Umst�nden ein Trost sich sagen zu k�nnen, da� wenigstens die also verkauften Soldaten t�chtig und tapfer waren und dem alten milit�rischen Rufe der Heimath in Amerika alle Ehre machten? Wohl schwerlich! Jede tapfere That, die sie verrichteten, jeder Erfolg, den sie mit dem Einsatz ihres Lebens erk�mpften, war f�r das Vaterland verloren oder wenigstens nicht errungen. Wohl hat der amerikanische Krieg herrliche Thaten der Einzelnen gesehen, die, f�r eine bessere Sache vollbracht, den Namen ihrer Urheber in Lied und Sage verherrlicht und f�r alle Zeiten als volksth�mliche Gestalten verewigt h�tten; aber es war der Fluch der b�sen That der F�rsten, da� selbst die Heldengestalten unter den verkauften Truppen ungenannt und ungekannt in ein ruhmloses Grab sanken. Der hessische Oberst Rall, der allerdings durch seine �berm�thige Verachtung des „Rebellenpacks“ die Katastrophe bei Trenton veranla�te und dadurch die entscheidende Wendung des Krieges herbei f�hrte, gilt namentlich den Amerikanern als ein kopfloser und unf�higer Offizier; allein er war in Wirklichkeit einer der t�chtigsten und tapfersten Befehlshaber. Seine englischen Kameraden nannten ihn nur den hessischen L�wen, und f�r die Amerikaner war er der leibhaftige Schrecken. Um seine Niederlage nicht zu �berleben, st�rzte er sich in das hei�este Gefecht und fiel wenigstens mit Ehren. Wer, au�er dem engen Kreise kriegsgeschichtlicher Fachschriftsteller, kennt heute noch die tapferen J�gerst�ckchen des Hauptmanns Emmerich in Amerika, desselben sp�tern Obersten Emmerich, welcher am 18. Juli 1809, selbst ein Rebell, auf dem gro�en Forst bei Kassel von den Napoleonischen Schergen erschossen wurde und wie ein Held starb; wer meldet den Ruhm des umsichtigen und k�hnen Ewald, wer wei� vom heldenm�thigen Hauptmann Schaller, der mit drei�ig Mann einen Posten gegen einen ihm f�nfzigfach �berlegenen Feind gl�cklich vertheidigte und als Fremder nicht einmal eine �ffentliche Anerkennung f�r seine That erhielt, weil der kommandirende General Schaller's unf�higem Vorgesetzten,[S. 240] einem englischen Major, nicht wehe thun wollte; wer k�mmert sich wohl um den tapfern waldecker Obersten Hanxleden, der an der Spitze seiner Truppen unter den Mauern von Pensacola fiel und um den waldecker Hauptmann Stierlin, den die t�dtliche Kugel traf, als er eben an der Spitze seiner Kompagnie eine Redoute erstiegen hatte? Wer endlich hat vom braven Sergeanten R�benk�nig geh�rt, der gleich dem Kapitain d'Assas vom franz�sischen Regiment d'Auvergne, in der Gewalt des Feindes und von diesem mit augenblicklichem Tode bedroht, trotzdem seine Pflicht h�her achtete als sein Leben und sein Regiment durch seinen Zuruf rettete? Den Franzosen r�hmt Geschichte und Gedicht; sein dankbares Vaterland nahm sich sogar in der Revolution seiner Wittwe und Kinder an; den Namen des braven hessischen Unteroffiziers dagegen meldet kein Lied, kein Heldenbuch.

Ja, selbst Donop ist vergessen, der tapfere hessische Oberst, der uns den tragischen Schmerz des Helden �ber seinen fr�hen Tod und �ber seine Hinopferung f�r fremde Zwecke ergreifend vor Augen f�hrt. Er hatte, als einer der beliebtesten und geachtetsten Offiziere und der beste Brigadier der Armee, nach Rall's Tode das Kommando �ber die J�ger und Grenadiere erhalten und im Oktober 1777 an der Spitze seiner Brigade, zu Fu� und mit dem Degen in der Hand, den Sturm gegen Fort Redbank am Delaware unternommen, um es, nach dem von Knyphausen bei Fort Washington gegebenen Beispiele, auf seinen Namen umzutaufen. Bei diesem Angriff wurde er aber zur�ckgeschlagen und von einer Kugel zu Boden gestreckt. H�lflos lag er unter einem Haufen Leichen, als der Vertheidiger des Forts, der franz�sische Ingenieur-Hauptmann Mauduit de Duplessis, ihn fand und in das benachbarte Haus eines Qu�kers schaffen lie�, wo der Sterbende noch drei Tage mit dem Tode rang. Dort auf dem Schmerzenslager in der einfachen Qu�kerwohnung und im Frieden des amerikanischen Waldes, fern von dem Flitter und Tand der Welt, schwebten zum letzten Male die Bilder der Vergangenheit, der Glanz seiner Jugend, die Pracht der europ�ischen H�fe und die stolzen Ziele seines Ehrgeizes vor dem Geiste des tapfern, erst sieben und drei�igj�hrigen Soldaten vor�ber. Sein Blick kl�rte sich, und sein Verstand unterschied zwischen dem Wesen und Schein seines Lebens. „Ich bin zufrieden — sprach er zu dem ihn sorgsam pflegenden Duplessis in dessen Muttersprache — ich sterbe in den Armen der Ehre[S. 241] selbst: ein j�hes Ende f�r eine sch�ne Laufbahn; aber ich falle als das Opfer meines Ehrgeizes und der Habsucht meines F�rsten!“[9]

Doch so trostlos als diese Reflexion eines Sterbenden ist das letzte Wort unsrer Geschichte nicht!

Wenden wir uns von den Opfern, welche f�r eine ihnen aufgedrungene Sache fern von der Heimath gestorben oder ohne Gewinn f�r sich und Andere in's Vaterland zur�ckgekehrt sind, zu einem jungen Soldaten, der, [S. 242] unter Tausenden der einzige selbst�ndige und denkende Kopf, den amerikanischen Krieg in seiner ganzen Tragweite als einen Sieg des bewaffneten Volkes gegen ein durch Gewalt, List und Betrug geworbenes Heer erkannte, und welcher in Amerika zuerst aus eigener Anschauung lernte, ein wie m�chtiger Verb�ndeter die Begeisterung zu werden vermag, wenn die rechten Mittel ergriffen werden, sie zu wecken, und wenn der z�ndende Gedanke da ist, f�r welchen die Masse sich erw�rmen l��t. Jahrzehnte mu�ten vergehen, bis ihm im Verlaufe der deutschen Geschichte die Gelegenheit reifte, den Krieg nach amerikanischen Grunds�tzen zu organisiren und, von den amerikanischen Milizen ausgehend, dieser Volksbewaffnung in der preu�ischen Landwehr den vollendetsten Ausdruck schaffen zu helfen; aber dieser Krieg wurde durch jene Grunds�tze und den Geist ihrer Ausf�hrung, trotzdem da� die F�rsten sich hemmend und st�rend an ihn hingen, zu einem der gr��ten und edelsten, welche die neuere Geschichte kennt.

In dem damals kaum drei und zwanzigj�hrigen, unbekannten und wenig hervorstechenden anspachschen Lieutenant Neithard v. Gneisenau ahnte der englische General, der ihn zur R�ckkehr einschiffte, wohl nicht den gro�en Strategen, den genialen Schlachtendenker, welcher kaum ein Menschenalter sp�ter �ber Wellington's urspr�nglich engbegrenzten Plan einer, Napoleon vor Br�ssel zu liefernden Vertheidigungsschlacht hinausging und diese, durch seine Dispositionen f�r das Eingreifen der preu�ischen Truppen, zur Vernichtungsschlacht bei Waterloo, zum Weltgericht �ber das brutale erste Kaiserreich erhob.

Und noch j�ngst im amerikanischen B�rgerkriege, durch einen neuen R�ckschlag in der Geschichte, traten mehr als 200,000 deutsche Freiwillige f�r dieselbe Republik in Waffen, gegen welche deutsche Landesv�ter 30,000 S�ldner zu k�mpfen gezwungen hatten. Die wehrhaften S�hne Deutschlands in der Fremde haben das Verbrechen seiner F�rsten gl�nzend ges�hnt.

Bei uns in der Heimath aber giebt es seit den letzten glorreichen Feldz�gen keine S�ldner mehr, sondern nur noch das deutsche Volk in Waffen, welches, wenn es sein mu�, mannhaft f�r Haus und Heerd k�mpfen und sich siegreich gegen seine Neider und Feinde zu behaupten wissen wird.


[S. 243]

Anhang.

I.

Der Erbprinz von Hessen-Kassel an K�nig Georg III.

(State Paper Office, Holland Vol. 592.)

Hanau, ce 19. Ao�t 1775.

Sire,

L'Epoque pr�sente que les troubles suscit�s par les sujets de V. Mt� dans une autre partie du monde ont fait na�tre, rallume le z�le et l'attachement de tous ceux qui p�netr�s de vos bont�s, Sire, ne cessent de faire les voeux les plus ardens pour la felicit� et le repos du meilleur des Rois.

Anim� de ces sentiments que mon respect soumis et mon attachement inviolable pour sa Personne me dictent, je supplie V. Mt� d'agr�er favorablement que dans cet instant ou Elle paroit desirer des trouppes Allemandes, j'ose lui offrir sans la moindre condition et � ses ordres mon Regiment d'Infanterie compos� de cinq cent hommes, tous enfants du pay que la protection de V. Mt� m'assure uniquement et tous pr�ts � sacrifier avec moi leur vie et leur sang pour son service.

Daign�z me pardonner la libert� que je prens et regarder l'intention et non la chose m�me. Que ne puisse-je offrir 20 mille hommes � V. Mt�, ce seroit avec le m�me empressement. Qu'il lui plaise donc de disposer enti�rement de mon Regiment � quel tems et o� Elle ordonnera. Il est tout pr�t au premier clin d'oeuil qu'Elle daignera m'en faire donner,

II.

Der Erbprinz von Hessen-Kassel an Sir Joseph Yorke.

(S.P.O. Holland, Vol. 592.)

Hanau, ce 20. Ao�t 1775.

Monsieur. En m'adressant � Votre Excellence au moment pr�sent je profite de son amiti� sur laquelle je fais toujours le plus grand fond et en la priant de remettre l'incluse � Sa Majest� le Roi vous obligerez quelqu'un dont tous les sentimens les plus vifs vous sont acquis pour toujours Monsieur; la copie ci-jointe vous mettra au fait du sujet contenu dans la lettre susdite. La reconnaissance la plus soumise pour toutes les bont�s que le Roi a eu pour moi et en aucune fa�on mon inter�t me determine � cette demarche. Si Votre Excellence trouvait qu'il fut necessaire de l'adresser au Ministre de ce Departement[S. 244] en Angleterre, je le laisse uniquement � votre decision, n'aiant pas l'honneur de conna�tre celui qui en est charg�. Je n'ai voulu que donner � Sa Majest� une faible preuve de mon respect et de mon attachement, ne demandant rien que d'avoir le bonheur de lui �tre en quelque fa�on utile pour toutes ses bont�s infinies � mon �gard, et que je n'ai encore jamais pu m�riter.

Si vous vous souvenez encore un peu, Monsieur, de quelqu'un qui sait estimer votre amiti�, vous voudrez bien �tre aussi persuad� que rien ne changera la consideration la plus distingu�e et l'amiti� la plus constante avec lesquels j'ai l'honneur d'�tre pour ma vie

Monsieur de Votre Excellence
le tr�s humble, tr�s obeissant Serviteur et fidele ami

Guillaume P. H. D'Hesse.

III.

Der F�rst von Waldeck an den Earl von Suffolk.

(S. P. O. German States, Vol. 101.)

Arolsen, ce 13. Novembre 1775.

Attach� de coeur et d'�me au monarque dont votre Excellence a le bonheur d'�tre le ministre, je crois de mon devoir de faire tout ce que mes faibles moyens me permettent, pour tacher de lui prouver du moins ma bonne volont�, quand il s'agit de son service. Je prends donc la libert�, Mylord, de vous supplier d'assurer Sa Majest� qu'au cas que des circonstances quelconques la mettent dans le cas d'avoir besoin de troupes �trang�res je regarderai comme une faveur de sa part, de vouloir accepter un regiment de 600 hommes[10], compos� d'officiers et de soldats qui ainci que leur prince ne demanderont certainement pas mieux que de trouver l'occasion de se sacrifier pour elle.

J'ai l'honneur d'�tre avec la consideration la plus parfaite, Mylord, votre tr�s humble et tr�s ob�issant serviteur

Fr�d�ric P. de Waldeck.

IV.

Earl von Suffolk an den F�rsten von Waldeck.

(S. P. O. German States, Vol. 101.)

St. James, ce 24. Novembre 1775.

Monseigneur!

Je n'ai pas manqu� un seul instant de rendre compte au roi du contenu de la lettre que Votre Altesse Serenissime a daign� m'honorer. Sa Majest� m'ordonne de vous assurer, Monseigneur, qu'elle est tr�s sensible � la mani�re noble dans laquelle Votre Altesse Serenissime fait l'offre de ses troupes. La situation des affaires demandera une force consid�rable en Am�rique avec toute la promptitude possible; et le regiment de votre Altesse Serenissime fera une augmentation bien desirable � l'arm�e qui y est destin�e. J'ai donc[S. 245] les ordres du Roy d'informer V. A. S. que Sa Majest� accepte avec bien de remercimens le secours que vous venez d'offrir; et j'esp�re que V. A. S. me permettra dans peu de tems lui �crire de nouveau sur ce sujet, et de lui renouveller les assurances du profond respect, avec lequel j'ai l'honneur d'�tre etc. etc.

V.

Der F�rst von Waldeck an den Earl von Suffolk.

(S. P. O. German States, Vol. 101.)

Arolsen, ce 30. Decembre 1775.

La lettre que Votre Excellence m'a fait l'honneur de m'�crire m'est parvenue Vendredi dernier. L'id�e de trouver peut-�tre une occasion de prouver � Sa Majest� mon inviolable attachement, me p�n�tre exactement de la joie la plus vive et la plus pure. Comptez donc, Mylord, je vous en supplie que je ferai tout ce qui dependra de moi pour faire convenir Mr. Faucitt de la r�alit� de ces sentimens. J'ai l'honneur etc. etc.

VI.

Georg III. an den F�rsten von Waldeck und gleichlautend an den Prinzen von Hanau.

(S. P. O. German States, Vol. 102.)

St. James, January 2. 1776.

Mon cousin,

En cons�quence de ce que mon principal Secretaire d'Etat, le Comte de Suffolk, a eu l'honneur de vous �crire en mon nom, j'ai charg� le Col. Faucitt de se rendre � votre cour de vous pr�senter cette lettre de ma part et de r�it�rer les assurances de ma sensibilit�, pour la mani�re noble avec laquelle vous avez bien voulu m'offrir vos troupes. Je les accepte avec bien des remercimens et ayant muni le Col. Faucitt des plein-pouvoirs n�cessaires pour conclure une convention avec vous, je vous prie de donner cr�ance enti�re � ce qu'il vous dira en mon nom, surtout quand il vous donnera des assurances de l'amiti� et de l'estime, avec lesquelles je suis etc. etc.

VII.

Herzog Carl von Braunschweig an K�nig Georg III.

(S. P. O. German States, Vol. 101.)

Brunsvic, ce 5. Decembre 1775.

Sire,

Le Ministre pl�nipotentiaire de votre Majest�, Colonel Faucitt m'a remis la lettre dont elle m'a honor�, en date du 14. Novembre. Rien ne pouvait �tre plus satisfaisant pour moi que de recevoir les assurances flatteuses de la continuation de ses bont�s. Mon empressement � aller au devant de tout ce que vous desirez, Sire, doit d�j� �tre connu de Votre Majest� et elle[S. 246] daignera se rappeller qu'a cet �gard ma conduite durant la derni�re guerre a �t� invariable. Je serai certainement empress� � concourir aux voeux de votre Majest� dans l'�poque pr�sente, et je le ferai avec tout le z�le que m'inspirent les sentimens qui m'attachent � elle.

J'ai ordonn� au Conseiller Priv� de Feronce d'entrer incessament en conf�rence avec le Ministre de Votre Majest�, et je lui ai enjoint d'acc�l�rer le travail autant que possible.

Votre Majest� peut �tre persuad�e que je me pr�terai avec toute la facilit� imaginable � tout ce qui sera executable dans les circonstances actuelles. Permettez moi, Sire, d'assurer Votre Majest� que je serais au comble de ma joie, si j'avais de frequentes occasions de la convaincre que rien n'egale les sentimens du tr�s-profond respect avec le quel je suis, Sire, de Votre Majest� le tr�s humble, tr�s ob�issant et devou� Cousin et serviteur

Charles Duc de Brunsvic-Oels.

VIII.

Der Erbprinz von Hessen-Kassel an den K�nig Georg III.

(S. P. O. Germain States, Vol. 103.)

Hanau, ce 17. Mars 1776.

C'est avec ce respect et ce z�le sans bornes que les ordres de Votre Majest� m'inspirent � jamais, que je viens de fair partir avant-hier le 15. de ce mois mon r�giment destin� � servir dans son arm�e. Le Colonel Faucitt m'ayant averti que le jour de d�part devoit �tre acc�ler� autant que possible, je n'ai pas p�rdu un instant pour cet effet. La liste ci-jointe que j'ose mettre devant Votre Majest� presentera l'�tat du r�giment, comme j'en ai fait la revue Vendredi dernier, ainsi que les noms des officiers avec la date de leur patentes.

Puissiez-vous, Sire, avoir lieu d'�tre satisfait des faibles preuves que j'ai desir� de vous donner de mon devouement respectueux, de ma reconnaissance soumise. J'ose encore r�it�rer que mon ardeur inexprimable d'�tre utile � son service peut seule �tre nomm�e et non la chose m�me.

Permettez, Sire, que venant d'apprendre que le Landgrave, mon p�re, fournit � votre Majest� un Corps d'artillerie, j'ose lui offrir une compagnie de 120 hommes de cette esp�ce appartenant jusqu'ici � mon r�giment. J'en ai d�j� fait la proposition au Colonel Faucitt, mais comme il n'avait pas d'ordre de prendre de l'artillerie en subsides, il n'a pas pu y entrer alors.

Des que j'apprendrai les intentions de Votre Majest� � cet �grad cette compagnie pourra incessement marcher � ses ordres.

C'est avec etc. etc.

IX.

Der Erbprinz von Hessen an den Earl v. Suffolk.

(S. P. O. German States, Vol. 104.)

Hanau, 1. May 1776.

My Lord!

The luck I have had to be able to show in some manner my utmost respect and gratitude to the best of Kings by offering my troops to His Majesty's[S. 247] service gives me a very agreeable opportunity of thanking you, Mylord, for all your kindness and friendship to me upon that occasion and begging your pardon for all the trouble I may have provided you in this regard.

My only wishes are that all the officers and soldiers of my regiment, now to His Majesty's ordres, may be animated of the same respectful attachment and utmost zeal I shall ever bear for the king, my generous protector and magnanimous support. May the end they shall fight for answer to the kings upper contentment, and your laudable endeavors, My Lord, be granted by the most happiest issue. The continuation of your friendship to me, Sir, which I desire very much assures your goodnes and protection to my troops. I ask in their names this favor from you and hope they will deserve it.

Excuse me, Sir, if I am not strong enough in the English language for to explain as I should the utmost consideration and sincere esteem with which I am for ever, Mylord, your most humble and very obedient servant

William H. P. of Hesse.

X.

Suffolk an den Erbprinzen von Hessen.

(S. P. O. German States, Vol. 104.)

St. James, May 14. 1776.

Sir,

I am too deeply penetrated by the notice Your Serene Highness is pleased to take of me, not to beg your acceptance of my humble acknowlegdments for your great condescension. The experience I have had of your Serene Highnesses sincere and affectionate attachment to the King has impressed indelible marks of gratitude and veneration on my breast. But proud as I shall be to show them upon all occasions, I am happy to assure your Serene Highness from a perfect knowledge of his Majesty's sentiments, that there is in this country a more powerful supporter of Your Serene Highnesses interests and a better advocate for any object you can recommend than any minister, be he ever so zealous, whom Your Serene Highness may honor with your commands.

Your troops, Sir, than which none can be finer or in a more complete condition, will certainly meet with every degree of protection and encouragement, and I make no doubt under the Blessing of God, share the high reputation of having preserved the lustre of that crown from which you are descended, the glory of that Monarch to whom in blood and principles you are so nearly allied, and the welfare of that nation of whose language your Highness has in so flattering and so accurate a manner shown your hereditary knowledge.

Permit me, Sir, to repeat the profound respect with which I have the honor etc. etc.

XI.

Der Erbprinz von Hessen-Nassau an den Earl von Suffolk.

(S. P. O. German States, Vol. 105.)

Hanau, 21. July 1776.

Sir,

I can make no better use of your friendship and goodness to me than in recommending you, Mylord, the propositions which my private Counsellor Malsburg[S. 248] directs in my name to you. My attachment and most humble respect to the best of kings removes all idea of interest in me. His Majesty's particular goodness assures me that he would take ill, the desire I have to stay in a certain military relation with his service even after the present treaty's expiration.

I hope, Mylord, you will find I do not ask too much, and in this regard I beg you to support this affair with your utmost credit. My gratitude will be without end, and shall only be compared to the greatest consideration —, I have the honor to be with for ever, Mylord, your most humble and very obliged servant

William H.P. of Hesse.

XII.

Malsburg an den Earl von Suffolk.

(S.P.O. German States, Vol. 105.)

Hanau, 27. Novembre 1776.

— — L'assurance des bont�s et graces de ce Monarque magnanime (George III.) que votre Excellence lui renouvelle � cette occasion (Subsidien f�r Artillerie) en augmente infiniment le prix et p�n�tre S.A.S. de la reconnaissance la plus vive. Son attachement soumis � Sa Majest� ne connait point de bornes, et Monseigneur le Prince H�r�ditaire vient d'en donner une nouvelle marque par l'offre que j'ai fait par son ordre � Mr. le Col. Faucitt d'un corps de chasseurs que S.A.S. compte de lever et de fournir pour le service du roi, si l'on en a besoin encore. Je ne doute pas que Votre Excellence en sera d�j� instruite par son rapport et mon Maitre attend la dessus le plut�t qu'il sera possible les ordres de Sa Majest� pour pouvoir faire les arrangemens n�cessaires � ce sujet.

XIII.

Der Erbprinz von Hanau an den Earl von Suffolk.

Hanau, 4. December 1776.

Sir,

The kings gracious determination about the subsidy relative to my Artillery in his Majesty's service gives me a new proof of his goodness to me, especially as it does not deprive me of all hopes in seeing once succeed the project I had the honor to direct to you, Mylord, and which I have so much reasons to wish.

The offer, Malsburg made you, Sir, in my name of a corps of Chasseurs for the kings service in America demands only a positive and prompt resolution. My attachment for the best of kings is the only thing which can determinate me to this new undertaking. Col. Faucitt will have told you how I work when I once have a hint of the kings intentions. If I have soon your answer, I'll begin immediately. I refer myself to Malsburg's letter to you, Mylord, and have the honor to be forever with the utmost consideration and greatest friendship, Mylord, your most humble and obedient servant and attached friend

William H.P. of Hesse.

P.Scr. If perhaps there are no chasseurs wanting in Canada, those I offer can serve in New York under Gen. Howe, as the king pleases.

[S. 249]

XIV.

Oeffentlicher in Querfolio gedruckter Anschlag in den f�rstlich Anhalt-Zerbstischen Landen.

(Schl�zer's Staats-Anzeigen, Heft 53, Seite 120.)

Nachdem Sr. Hochf�rstl. Durchlaucht, unser gn�digster F�rst und Herr, gemessenst und wiederholt verboten wissen wollen, da� Niemand H�chstdenenselben nachzulaufen, oder durch unmittelbaren Antritt H�chstdieselben zu behelligen sich unterstehen solle: so wird solches allen und jeden, bei Vermeidung unnachbleiblicher Andung, und besonders der Dienerschaft bei Strafe der Cassation, hiermit untersagt.

Dat. Zerbst, 1. M�rz 1788.

Aus F�rstl. Landes-Regierung hieselbst.

(L.S.) Johann August Carl von Kalitsch.

XV.

Reskript an die Dienerschaft

vom 1. April 1792.

(Schl�zer's Staats-Anzeigen, Heft 69, Seite 125.)

Sermus haben geruhet, den schon vorhin, durch �ffentliche Anschl�ge publizirten h�chsten Befel, da� H�chstdenenselben niemand nachlaufen, und einer unmittelbaren Behelligung sich unterfangen solle, dahin zu erstrecken, da� sch�rfest und nachdr�cklichst allen Civil- und Milit�r-Personen, so in herrschaftlichen Diensten stehen, angedeutet werde, da� der Erste, so sich unterstehen m�chte, H�chstdenenselben nachzulaufen, nicht allein seines Dienstes verlustig seyn, sondern auch bestraft werden, und die Familien, so solche angeh�ren, responsabel seyn, und sich an solche gehalten, auch am Ersten, wenn solche Befele und Warnungen nicht helfen, ein hartes Exempel statuirt werden soll. Wornach &c.

XVI.

Der F�rst von Anhalt-Zerbst an Sir Joseph Yorke.

(W�rtlich.)

(S.P.O. Holland, Vol. 601.)

Le 29e. Avril 1777.

Votre Excellence,

Toujours sous le Secret.

La Lettre du 21e. d'Avril dont V.E. m'a honor� est un nouveau temoignage de ses sentiments envers moi; permettez moi de vous en rendre mille graces et remercimens; cela vous resemble, c'est toujours notre ancienne connaissance qui vous fait agir, ayez la bont� de continuer ainsi, soiez persuad� du parfait desir de mon c�t� de vous temoigner en toute occasion tout de m�me ce qui pourrait contribuer � vous montrer des sentimens et desir de[S. 250] vous obliger, je le saisirai dans toute occasion avec empressement, ardemment, avec z�le et satisfaction infinie.

Ayez la bont� de ne pas perdre de vue d'honorer de conversation notre Cicerone (Mr. Gunther � Leyde), il a de l'esprit et tr�s honn�te homme, amusant pour fair ressouvenir et mettre au fait, je le recommande � Votre Excellence.

Je suis charm� que V. E. re�oit avec plaisir tel detail; je suis pareillement vain que V. E. voit avec plaisir que S. A. Monsr. Mon Beau Fr�re lui ecrive en tout cas s'il le juge � propos dont je ne doute pas. — V. E. dit n'avoir sugger� l'Article des Cousins que pour rendre la masse de la maison plus respectable aux yeux de ceux avec qui l'on voudroit traiter. Je crois entendre par la que V. E. veut dire de rendre aux yeux des Ennemis plus respectable la masse des Troupes de quelques Branches de la Maison par le plus grand nombre. S. A. le Landgrave de Hesse � Cassel croit sans doute les siennes respectables sans le concours des autres Branches de Hesse; sur le chapitre des affaires de sa maison je pense de m�me mais sacher que les Cousins ne sont � ce qu'il paroit gueres jaloux de tel honeur et que j'en doute, joint � la lenteur d'agir. J'excepte S. A. Monsr. mon beau fr�re d'Anhalt � Bernbourg (dont j'ai pris souvent la libert� de vous parler en m'arretant sur cet article feu mon P�re en auroit fait autant, et le feu Prince Leopold d'Anhalt Dessau, et feu le P�re de mon Beau Fr�re) qui penseroit peut-�tre comme moi — De telle mani�re m'entendez vous, que V. E. aura la bont� de croire qu'on ne veut (sur les Cousins) avoir de superiorit�, ni ascendant ne croiez pas je vous prie que c'est la vanit�, mais la verit�, mais pas envie de primer, mais on pr�tend qu'on voit ce qu'on peut seul.

Acte d'appel au Cicerone et � tout Cicerone tel qu'on voudra. On n'a ni l'honneur d'�tre Vassal ni Esclave de Messrs. les Cousins tous ensemble, tout aussi peu que S. A. le Landgrave de Hesse Cassel l'est des autres de Hesse. Raillerie � part on ne peut comprendre qui peut avoir sugger� de pareille id�e au public; seroit ce ceux qui font les progr�s en Canada et des Rebelles? Je puis agir sans tous ces Messrs. la les Cousins, je le repete, et ceux la peuvant en faire autant de m�me, tant qu'il leur plaira, s'ils peuvent; par faute de pouvoir placer bien des gens, ils me font l'honneur de me les recommander souvent, quoique d'ailleurs nous n'ayons pas grande Connexion, marque tacite que de notre c�t�, l'on est plus en �tat de donner des Troupes qu'Eux.

On doute que ch�s ces Messieurs tous ensemble il puisse partir et arriver des Vaisseaux pour Chine, Japon ou o� l'on voudra comme ch�s nous, ni mettre tant de monde sous les armes comme on a toujours ch�s nous, ou qu'en badinant seulement on met surpi� ch�s nous; on doute donc de ces avantages, et beaucoup d'autres, tant pour le militaire que pour le Civil ch�s ces Messieurs Cousins tous ensemble. A moins de compter pour avantages les Juifs de Dessau, et le pays de Table de cot�, les premiers pour fournir du plet aux Troupes, ou de la fausse Monnoye du Juif Ephraim et Compie. et avoir un Cour de Courtiers, et le second d'y faire provision de sable pour lenter des Vaisseaux Marchands.

Quatre Fr�res � Dessau avoient entre eux plus de 600 Chiens par force, log�s ch�s les Bourgeois de Dessau. Belle Garnison! et au premier Coup de Fouet ou de Cors de Chasse, cette Canaille se rassembloit comme les Troupes au Coup de Tambour. Diable! si on pouvoit faire courir les Am�riquains comme cela, ce ne serait pas mauvais; mais il faut des Troupes. Car pour l'article des hommes, c'est une question et probl�me de Pirrhuisme � repondre. — S. A. Mr. mon Beau Fr�re s'il s'en avise, je le repete, pourroit avoir bien du monde, c'est le seul en �tat de le faire, il m'a permis d'enlever depuis long[S. 251] tems ch�s lui; avec feu son P�re j'ai eu souvent conversation sur tel sujet, aussi il �toit comme son fils fort port� pour l'amiti�; je dois dire cela avec verit�.

Permettez donc Acte d'Appel au Cicerone sur cet Article, comme les quatre Eveques de France sur la Bulle renigenitre du Pape et que sur l'Article des Cousins on ne pretend point �tre mel� avec ces Messrs. l�, tout aussi peu que Son A. le Landgrave de Hesse Cassel veut l'�tre avec les autres de Hesse, sans que le Landgrave aye peur de perdre en agissant seul de son cot� avec ses Troupes, sans m�lange des Cousins des autres Branches de Hesse, pour rendre la masse plus respectable vis-� vis des Ennemis.

En attendant je remercie de nouveau tr�s humblement V.E. des assurances qu'elle fait de recevoir toujours avec plaisir mon griffonage; mais je sai fort bien qu'on peut parler � coeur ouvert � un Anglais tel que V.E., et en l'ancienne connoissance met un vernis et fait grace � mon stile long et ennuiant, de dire peu en beaucoup de paroles, comme les Chanceleries Allemandes des Cours, comme il vous sera bien connu par dessus le march�. Je fais donc de nouveau mille remercimens, et rens graces � V.E. d'avoir re�u avec bont� mes Lettres et m�me Badinages du 26. et 27. Mars, de meme que les precedentes; la satisfaction qu'elle m'en marque me rend orgeuilleux.

Elle sait que Mr. Faucitt m'a repondu quelque fois, mais il auroit bien mieux valu hater plus pour parvenir � conclusion, qu'� la moutarde des Complimens, et qu'on eut perdu moins de tems � mettre les mains dans la poche, au lieu de faire agir mon monde � remplacer des garnisons � la place des Troupes � tirer des dites Garnisons contre les Ennemis; sans compter autre chose trop long � detailler cette pi�ce � V.E. Je suis sur que V.E. desire qu'il y ait long temps que tout fut conclu; continuez je vous prie d'y contribuer j'ecris en consequence o� besoin est.

Elle croit donc qu'il n'est necessaire � Brunswic, en tel cas qu'on attend que quelqu'un de votre Cour, et qu'un des miens s'y trouve, il faut savoir davantage.

J'ai l'honneur au reste d'�tre avec consid�ration infinie de V.E. etc. etc.


P. S. A ma lettre du 29. Avril 1777, V.E. excusera; en secret je vous avertis et qu'on continue comme convenue; dans le moment il vient avis avec un Cicerone, autre que le notre la bas ch�s vous; sur quoi je ne puis me dispenser d'envoier un Gentilhomme avec un S�cretaire, preced� du dit Cicerone pour Londres en droiture (en public sous un autre pretexte) � My Lord Barrington, que My Lord dirige la chose ulterieurement; car on m'avise de le faire pour h�ter la conclusion touchant les Troupes; permettez de vous en faire un d�tail une autre fois, on dit qu'� cette heure il s'agit de beaucoup de monde. C'est sans compliment V.E. qui a aid�, et ne peux l'attribuer qu'� cela, c'est un tour d'amiti� de sa part, permettez du moins d'en t�moigner mes sinc�res remercimens, me reservant d'en t�moigner ma reconnaissance davantage.

Je vous supplie, ne me faites pas languir d'ecrire, ni notre Cicerone de vous faire sa Cour, dont il gemit de ne l'avoir fait qu'une fois.

[S. 252]

XVII.

Oberst August Sigmund v. Koeseritz an — —[11]

(W�rtlich.)

(S.P.O. German States, Vol. 108.)

Zerbst, 20. Mai 1777.

Monsieur,

Vos lettres du 14. et 16. j'ai l'honneur de les accuser; Vous voudrez bien continuer le secret et de ne point envoyer de lettres dorenavant que sous un autre couvert et cachet.

Vous sentez bien que c'est par ordre du Prince que je vous �crit; car celui-ci que vous aviez �crit n'a pas le pouvoir que j'ai sur cet article � cette heure, dont on pourra vous informer une autre fois.

J'esp�re qu'on aura bient�t nouvelle de Londres, car le Prince, y a envoy� pour conclure sur nouvelles re�ues au Prince d'y envoyer pour conclure.

On y conclura premi�rement hommes:

Pour premi�re colonne2200
ou pour le total3560
ou pour1600� pied

et la reste apr�s. Ce le plan de faire qu'on conviendra

premi�rement � Londresou 1600
ou 2200

et apr�s la reste, et on peut de fa�on qu'on peut commencer avec les 2200 sera le mieux.

Si Monsieur veut le deguiser et donner un entrevue il pourrait venir � Muling et de Muling � Zerbst voir les troupes Infanterie et Cavalerie.

Monsieur ne seroit-il pas possible que nous convenions ensemble nous donc jusqu'� la conclusion � Londres? Vous preniez 4 compagnies de Grenadiers selon le pied du Prince et 2 canons, sans autre compliment � rabattre sur conclusion � Londres. Ainsi qu'un bataillon blanc Regiment Fusillier � rabattre sur la conclusion a faire et 2 canons et la solde a convenir � Londres.

Ce n'est que pour mieux presser pour montrer combien on peut rendre plaisir sans attendre la conclusion qu'on espere bientot arriver pour pouvoir donner la reste des troupes, on commence pour cela, etant Monsieur Votre tres humble et tres ob�issant

serviteur
Aug. Sigmund de Koeseritz
Colonel.




[S. 253]

XVIII.

Der F�rst von Anhalt-Zerbst an Sir Joseph Yorke.

(W�rtlich).

(S.P.O. Holland, Vol. 606.)

Dec. 10. 1777.

Votre Excellence,

Pardonnez � la hate, point de C�r�monie.

Les Andes du Perou, Cordellaras � passer vaudroit autant. Permettez pour texte de mon Proue, disoit un Predicateur, mes freres �coutez avec attention et conviction de Coeur.

Pour presser au moins quelque chose, on envoye pour escalader les montagnes et glaces et nieges du Hartz, un bataillon de Grenadiers, et ce qu'on peut ramasser des Chasseurs qu'on peut toujours renforcer. Ces Sacrez Seigneurs de la Chasse! Comme les Grenadiers ont meilleures jambes que d'autres, ils y grimperont donc comme des Singes par Eimbeck et Celerfeld. Je vous prie regardez les Cartes un peu, la ci-jointe note guidera un peu pour ne pas toucher terrain tr�s Prussien. Donc on envoye ces Messrs les Grenadiers o� ils trouveront mauvais chemins ils n'ont qu'� se servir de leurs bonnets pour passer et remplir les trous et vuides dans le chemin. Je les envoye donc sur les Bras, ou plutot entre les bras de notre ami M. Faucitt par M�hlhausen, pour les diriger ou sur l'Elbe ou sur le Weser et Jever, o� il lui plaira apr�s. M. Faucitt a raison il jette feu et flammes contre les Prussiens, dont vous �tes le seul amusement.

Pour les 2 Bataillons Fusiliers on les fait attendre, seulement pour rendre tout plus ridicule; permettez que la Russie s'en m�le, et presse et force cela vouz aurez bonne revanch� par moins aussi. Les Prussiens s'en mordront des doigts avec leur finesse ou trahison. Jusques � cela ne tardera pas comme vous savez, la Russie engagera la chere Prusse � ne pas refuser l'Elbe, ni faire pomper l'air de cette rivi�re par quelque machine pneumatique et electrique pour empecher le passage usit� jusqu'ici et qui ne m'a pas encore �t� refus� qu'en faveur de vos interets, et par consequent interets communs de vous autres, de l'Empereur l'Empire et autres.

Pour ne pas �tre long et ennuyant � mon ordinaire je finis cette Lettre, profitant de votre permission de vous griffoner souvent, j'ose assurer que je suis � toujours avec une consideration infinie de V. E. etc. etc.

Note du 12. Decembre 1777.

Excusez que j'ecrive � la hate. Je vous prie que votre Ministre en Russie agisse aussi de son c�t� et fasse sentir tout. Quand m�me la r�quisition Russe soit parti pour la Prusse que votre Ministre agisse nonobstant.

[S. 254]

XIX.

Feronce an Faucitt.

(S.P.O. German States, Vol. 109.)

Brunswic, ce 23. Decembre 1777.

Der Anfang dieses Briefes handelt von der Gefangennahme Burgoyne's bei Saratoga, bei welcher sich bekanntlich ein braunschweigisches Korps befand, dann hei�t es weiter:

— — — Si on nous seconde comme on le peut et comme on le doit en vertu du trait�, nous nous remettrons bientot sur pied, je vous prie, mon cher G�n�ral, de fair avec moi une observation analogue � cette �poque, il faut absolument ne point fair revenir ces pauvres capitulants en Allemagne, ils seront m�contents et leurs exagerations degouteront tout le monde de votre guerre d'Am�rique, faites aller ces restes � une de vos isles en Am�rique, deposez les en Europe dans quelqu'une de vos isles celle de Wight par exemple, on y enverrait les recrues, les armes et vous aurez moins de frais et perdrez moins de temps. Je vous prie, mon cher G�n�ral, de refl�chir sur ce que je vous dis et si vous vous interessez � cette cause comme vous l'avez toujours fait, touchez en quelque chose � Mylord Suffolk qui a trop de p�n�tration pour ne pas sentir que cet arrangement serait tr�s salutaire au service du roi. —

XX.

Feronce an Faucitt.

(S.P.O. German Papers, Vol. 110.)

Brunsvic, ce 23. Fevrier 1778.

L'incertitude dans laquelle nous sommes � l'egard du sort de nos trouppes qui ont capitul� � Saratoga, n'empeche pas Msgr. le Duc de Brunsvic de s'occuper de tous les moins propres � rendre utile au service de Sa Majest� Brittannique le reste de ses trouppes qui se trouve en Canada; S.A.S. est tres persuad�e que le Ministre Brittannique fera son possible pour hater l'echange des trouppes qui ont capitul� et Msgr. le Duc est trop pursuad� de la bienveuillance de Sa Majest� Brittannique et de la prudence de son Ministere pour supposer qu'on puisse jamais songer � faire passer en Allemagne les trouppes Allemandes qui ont capitul�, le renvoi de ces trouppes dans cet etat de delabrement produiroit les effets les plus facheux et feroit la sensation la plus douloureuse. Afin de tirer au moins quelque partie des Trouppes de Brunsvic qui sont rest�es en Canada et � Ticonderoga, notre intention seroit d'en former trois regimens, chacun d'environ six cent hommes, y compris les officiers et bas officiers necessaires, les recrues qui sont prets � partir d'ici seront suffisans pour fournir � ce qui manque pour completter ces trois regimens et pour les porter � bien pres de six cent hommes chacun; ces trois regimens seroient command�s ad interim, par trois Lieutenants Colonels des Trouppes de Brunsvic qui se trouvent actuellement en Canada et qui sont Messieurs d'Ehrencreuz, de Barner et Pretorius, il seroit fort � desirer qu'avant l'ouverture de la Campagne on trouvat moien d'echanger le Colonel Specht qui pourvoit passer en Canada pour commander ces trois regimens; nous aurons[S. 255] soin de faire partir avec nos recrues tout ce qui sera necessaire pour armer et equipper complettement ces trois regimens qui se trouveront en etat de faire la campagne d�s le moment ou les recrues sont debarqu�s.

XXI.

Lettre du Landgrave de Hesse au Commandant de ses Troupes en Am�rique.

(Aus Band Nr. 600 der Flugschriften in der Bibliothek der Historical Society of New York City.)

(Das Original ist auf sechs Seiten Oktav ohne Angabe des Druckorts mit sehr gro�en Buchstaben gedruckt; der nachfolgende Abdruck mit allen seinen Fehlern ist w�rtlich.)

Monsieur le Baron de Hogendorff je ne puis ass�s vous t�moigner combien la Relation que vouz mav�z Envoy� m'a combl� de joye — l'a conduite de mes hessois qui se sont fait Immol�s si heroiquement pour une cause qui nous est si Etrangere, confirme toute l'opinion que javois de leurs bravoure, et Justifie l'Espoir que javois fond�e sur leur attachement � mes Inter�s — mais je ne puis pardonner aux nouvellistes Anglois d'avoir diminu� si fort, le nombre de nos morts — pourquoy n'avoir, pas a vou�e franchement, qu'aulieu de neuf cent nous en avons perdu 1700! En verit� je ne trouverois Gu�re mon Compte � ce calcule, et je ne puis l'attribuer qu-� un motif tr�s Interress� de leurs part — ces Messieurs Croyent-ils donc, que trentes Guinn�s d�plus, ou de moins me sont Indiff�rents! et cela, apr�s un voiage aussi couteux, que celuy que je viens de faire, et qui, m'a fait contracter tant de nouvelles dettes — — non, mon cher, que votre Z�le pour mon service, et vos desirs, pour contribuer a mes plaisirs Redoublent defforts en secondant par tous les moiens possibles, toutes les Occasion qui pourois se presenter pour animer, de plus en plus mes fidelles sujets � se sacrifier Jusqu'au dernier m�me. Pour Repondre � d�s vu�s aussi l�gitime, que n�cessaires.

Temoign�s bien de m'apart au Colonnel, M... combien je suis m�content de la conduite qu'il � tenu jusqu'ici, — quoy? Le seul de tous nos corps qui n'a perdue qu'un seul homme jusqu'a pr�sent — c'est, ce couvrir de honte, et Redoubler mes peines; — la Signora F... que je viens, d'Engager en Italie va me couter au dela de Cinq cents Guin�es par an, et puis ces Anglois, voudroient encore mechicaner sur les bless�s, et les estropi�s — mais non ils me les payeront selon le m�me Tarif fix� pour les morts — si non, jaime mieux, quils Imitent l'Exemple de ceux qui se sont laiss�s prendre � Trenton — en effets — � quoy me serviroient ces miserables! ici? Ils ne sont plus bon � Rien, d'ailleurs, ces maudits Rebelles qui, tirent toujours si bas, les auront sans doute Rendus Impuissants, mais qant � c�la, les J�suites que j'ai envie d'app�ller dans mes etats, s'en acquitteront mille, et mille fois mieux, et R�par�ront bient�t, toute la depopulation, qui ne s'y manifeste dej� que trop, c'est un Expedient que m'a donn� � Rome, le Cardinal T... qui m'a promis de me menager cette affaire avec tonte la dexterit�� Imaginable, — Vous ne sauriez croire (matil dit;) combien la vu� de tant de belles Guin�es Ranime la Vigueur. Or quoy qu'il en arrive jouissons du pr�sent et ne nous mettons pas en peine du Reste; sur ce, je prie Dieu, qu'il vous tienne Monsieur le Baron de Hogendorff en sa sainte et bonne garde,

� Cassel 1777.

[S. 256]

XXII.

Translation[12] of a treaty between His Majesty and the Landgrave of Hesse Cassel.

His Britannic Majesty being desirous of employing in his service a body of twelve thousand men of the troops of His most Serene Highness the reigning Landgrave of Hesse Cassel, and that prince full of attachment for His Majesty, desiring nothing more than to give him proofs of it, His Majesty, in order to settle the objects, relative to this alliance has thought proper to send to Cassel the Sieur William Faucitt his minister plenipotentiary and colonel in his service, and His most Serene Highness has named, on his part for the same purpose, the Baron Martin Erneste de Schlieffen, his minister of state, lieutenant general and knight of his orders, who being furnished with requisite full powers, have agreed that the treaties formerly concluded between Great Britain and Hesse, shall be made the basis of the present treaty, and to adopt as much of them as shall be applicable to the present circumstances, or to determine by new articles such points as must be settled otherwise, every thing that shall not be differently regulated, shall be deemed to subsist in full force, as it shall appear to be declared in the abovementioned treaties, and as it is not possible to specify each particular case, every thing that shall not be found regulated in a precise manner, neither in the present treaty nor in the former treaties, ought to be settled with equity and good faith, conformably to the same principles which were agreed on by each part to be pursued for regulating all such cases, whether during or after the last war.

I. There shall be therefore, by virtue of this treaty between his Majesty the King of Great Britain and his most Serene Highness the Landgrave of Hesse Cassel, their successors and heirs, a strict friendship, and a sincere, firm and constant union, in so much that the one shall consider the interests of the other as his own, and shall apply himself with good faith to advance them to the utmost, and to prevent and avert mutually all trouble and loss.

II. To this end it is agreed, that all former treaties principally of guaranty, be deemed to be renewed and confirmed by the present treaty in all their points, articles and clauses, and shall be of the same force as if they were herein inserted, word for word, so far as it not derogated from them by the present treaty.

III. This body of twelwe thousand men, of the troops of Hesse, which is to be employed in His Brittannic Majesty's service, shall consist of four battallions of grenadiers, of four companies each, fifteen battallions of Infantry, of five companies each, and two companies of chasseurs, the whole provided with general and other necessary officers. This corps shall be completely equipped and provided with tents, and all accoutrements of which it may stand in need; in a word shall be put upon the best footing possible, and none shall be admitted into it but men fit for service, and acknowledged for such by His Britannic Majesty's commissary. Formerly the signature of the treaties has usually preceded, by some time, the term of the requisition for the march of the troops, but as in the present circumstances there is no time to be lost, the day of signature of the present treaty is deemed to be also the term of the requisition, and three battalions of grenadiers, six battalions of Infantry, with one company of chasseurs, shall be in a condition to pass in review before[S. 257] His Britannic Majesty's commissary on the fourteenth of February, and shall begin to march on the day following the fifteenth of February, for the place of embarkation. The rest shall be ready in four weeks after, if possible and march in like manner.

This body of troops shall not be separated, unless reasons of war require it, but shall remain under the orders of the general to whom His most Serene Highness has entrusted the command, and the second division shall be conducted to the same places only where the first shall actually be, if not contrary to the plan of operations.

IV. Each battalion of this body of troops shall be provided with two pieces of field artillery, with the officers, gunners and other persons, and the train thereunto belonging, if his Majesty is desirous of it.

V. Toward defraying the expence in which the most Serene Landgrave shall be engaged, for the arming and putting in condition the said corps of twelve thousand men, His Majesty the King of Great Britain promises to pay to His most Serene Highness, for each foot soldier thirty crown banco levy money, as well for the Infantry as for the chasseurs, or artillery, if there should be any, the sum total of which shall be ascertained according to the number of men composing this corps, and as they have been reckoned in former alliances.

The sum of one hundred and eighty thousand crowns banco valued as in the following article, shall be paid on account of this levy money on the tenth of February, and the residue shall be paid, when the second division of this corps shall begin their march.

VI. In all the former treaties a certain number of years is stipulated for their duration, but in the present His Britannic Majesty choosing rather not to engage himself for any longer time than he shall have occasion for these troops, consents instead thereof that the subsidy shall be double from the day of the signature of this treaty to its expiration, that is to say, that it shall amount for this body of twelve thousand men to the sum of four hundred and fifty thousand crowns banco per annum, the crown reckoned at fifty three sols of Holland, or at four shilling and nine pence three farthings English money, and that the subsidy shall continue upon this foot during all the time that this body of troops shall remain in British pay. His Britannic Majesty engages also to give notice to the most Serene Landgrave of its termination twelwe months or a whole year before it shall take place, which notice shall not even be given before this body of troops is returned, and actually is arrived in the dominions of the said prince, namely in Hesse, properly so called. His Majesty shall continue equally to this corps the pay and other emoluments for the remainder of the month in which it shall repass the frontiers of Hesse, and His most Serene Highness reserves to himself on his side the liberty of recalling his troops at the end of four years, if they are not sent back before, or to agree with His Britannic Majesty at the end of that time for another term.

VII. With regard to the pay and treatment, as well ordinary as extraordinary, of the said troops, they shall be put on the same foot, in all respects, with the national British troops, and His Majesty's departement of war shall deliver without delay to that of His most Serene Highness, an exact and faithful state of the pay and treatment enjoyed by those troops, which pay and treatment, in consideration that His most Serene Highness could not put this corps in a condition to march in so short a time without extraordinary expences, shall commence for the first division on the first of February, and for the second, seven days before it shall begin to march, and shall be paid into the military chest of Hesse, without any abatement or deduction, to be distributed[S. 258] according to the arrangements which shall be made for that purpose, and the sum of twenty thousand pounds sterling shall be advanced immediately on account of the said pay.

VIII.[13] If it should happen unfortunately that any regiment or company of the said corps should be ruined or destroyed either by accidents on the sea or otherwise, in the whole or in part, or that the pieces of artillery or other effects with which they shall be provided, should be taken by the enemy, or lost on the sea, His Majesty the King of Great Britain shall cause to be paid the expences of the necessary recruits, as well as the price of the said field pieces and effects, in order forthwith to reinstate the artillery or the said regiments and companies, and the said recruits shall be settled likewise on the foot of those which were furnished to the Hessian officers by virtue of the treaty of 1702, article the fifth, to the end that the corps may be always preserved and sent back in as good a state as it was delivered in, the recruits annually necessary shall be sent to the English Commissary, disciplined and compleetly equipped, at the place of embarkation, at such time as His Britannic Majesty shall appoint.

IX. In Europe His Majesty shall make use of this body of troops by land wherever he shall judge proper, but North America is the only country of the other parts of the globe where this body of troops shall be employed. They shall not serve on the sea, and they shall enjoy, in all things without any restriction what soever, the same pay and emoluments as are enjoyed by the English troops.

X. In case the Most Serene Landgrave should be attacked or disturbed in the possession of his dominions, His Britannic Majesty promises and engages to give him all the succour that it shall be in his power to afford (original de donner) which succour shall be continued to him until he shall have obtained an entire security and just indemnification: as the most Serene Landgrave promises likewise on his part, that in case His Majesty the King of Great Britain is attacked or disturbed in his kingdoms, dominions, lands, provinces or towns, he will give him (original, lui pr�tera) in like manner all the succour that it shall be in his power to afford (Original de donner) which succour shall likewise be continued to him, until he shall have obtained a good and advantageous peace.

XI. In order to render this alliance and union the more perfect and to leave no doubt with the parties about the certainty of the succour which they have to expect by virtue of this treaty, it is expressly agreed, that to judge for the future whether the case of this alliance and the stipulated succour exists or not, it shall suffice, that either of the parties is actually attacked by force of arms, without his having first used open force against him who attackes him.

XII. The sick of the Hessian corps shall remain under the care of their physicians, surgeons, and other persons appointed for that purpose, under the orders of the general commanding the corps of that nation, and every thing shall be allowed them, that His Majesty allows to his own troops.

XIII. All the Hessian deserters shall be faithfully given up wherever they shall be discovered in the places dependent on His Britannic Majesty, and above all as far as it is possible, no person whatever of that nation shall [S. 259]be permitted to establish himself in America, without the consent of his sovereign.

XIV. All the transports of the troops, as well for the effects, shall be at the expence of His Britannic Majesty, and none belonging to the said corps shall pay any postage of letters, in consideration of the distance of the places.

XV. The treaty shall be ratified by the high contracting parties, and the ratifications thereof shall be exchanged as soon as possible.

In witness whereof, we the undersigned, furnished with the full power of His Majesty the King of Great Britain, on one part, and of His most Serene Highness the reigning Landgrave of Hesse Cassel on the other part, have signed the present treaty and have caused the seals of our arms to be put thereto. Done at Cassell the fifteenth of January in the year 1776.

L.S. William Faucitt.L.S. M. de Schlieffen.

XXIII.

Friedrich der Gro�e an den Markgrafen Karl Alexander von Brandenburg-Bayreuth.

(Anspacher Manual-Akten I, 190.)

Potsdam, ce 24. Octobre 1777.

Monsieur mon Neveu!

J'avoue � Votre Altesse Serenissime, que Je ne pense jamais � la guerre actuelle en Am�rique sans �tre frapp� de l'empressement de quelques princes d'Allemagne, de sacrifier leurs Trouppes � une querelle qui ne les regarde pas. Mon �tonnement augmente m�me quand Je Me rappelle de l'histoire ancienne, cet eloignement sage et g�n�ral dans Nos Anc�tres, de prodiguer le sang allemand pour la defense des droits etrangers et qui passa m�me en loi dans le corps Germanique.

Mais Je M'apper�ois que Mon patriotisme M'emporte; et Je reviens � la lettre de Votre Altesse Serenissime du 14. qui l'a si fort ranim�. Elle y demande le passage libre des recrues et bagages qu'Elle veut envoyer au Corps de ses Trouppes au service de la Grande Br�tagne et Je prends la libert� de lui faire observer que si Elle veut les faire passer en Angleterre, elles n'auront pas seulement besoin de traverser Mes Etats et qu'Elle pourra leur faire prendre une toute plus courte pour les faire embarquer. Je soumets m�me cette id�e au jugement de Votre Altesse Serenissime et Je ne suis pas moins avec toute la tendresse que Je Lui dois, Monsieur Mon Neveu, de Votre Altesse Serenissime le bon Oncle

F�d�ric.





Sinnentstellender Druckfehler.


S. 90, Zeile 12 v.o. lie� euphemistisch statt euphonistisch.




Buchdruckerei von Gustav Schade (Otto Francke) in Berlin.

Fu�noten

[1] Eine Banko-Krone war in englischer M�nze vier Shilling 93/4 Pence, eine deutsche Krone drei Shilling 66/7 Pence.

[2] Ein Schreckenberger betr�gt 6 Albus und 6 Heller; 32 Albus, deren jeder 12 Heller hat, sind 1 Thaler Pr.; ein Schreckenberger ist also etwa 6 Sgr.Pr.Ct. und von jedem Hundert Gulden der zu bezahlenden Steuern wurde ein solcher Schreckenberger bezahlt. (Schl�zer's Briefwechsel VIII. 388.)

[3]


Patrioten schauen mit Entz�cken
Seinem Flug durch seine Himmel nach,
Und aus froher Unterthanen Blicken
Rieselt Wonne — schwillt — und wird ein Bach.

Alle S�nger unsers Landes hauchen
Mit dem Flammenodem in's Gedicht,
Und die K�nstler m�hen sich zu tauchen
Ihre Pinsel in des Festes Licht.

Ha, Thalia! — mit dem Dank des Waisen,
Mit der Wittwe Lachen durch den Flor,
Mit den Wolken, die gen Himmel kreisen,
Steig' auch deine Opferwolk' empor.

N�her am Altare will ich knieen; —
Denn, o Karl! wenn Kunstgef�hle hier,
Wenn der Tugend h�hre Triebe gl�hen,
Hier in dieser Brust; — so dank' ich's Dir!



So nimm denn unsern Dank,
Erhabner Karl,
Eine Opferschale voll Freudenthr�nen!



Wir singen in jauchzenden T�nen
Dem Kenner des Gro�en und Sch�nen
Den schallenden hohen P�an, —
Dem W�ger gro�er Verdienste,
Dem Schutzgeist sch�chterner K�nste
T�nt unser Chor himmelan! —

[4] Die K�niginn, eine geborene Mecklenburg-Strelitzische Prinzessinn, schreibt w�rtlich: „Je me suis acquitt�e de la commission du Margrave d'Anspach tout de m�me comme vous avez fait. Le cher Roy, ayant toutes les troupes qui lui faut, ne pense plus en augmenter ce nombre; ainsi vous ferez, scavoir cela avec tous les compliments et la politesse qui vous sont naturell, an den geh�rigen Orthen.“

[5] Franklin schreibt d.d. Paris, 1. Mai 1777 an John Winthrop: „The king of Prussia's humour of obliging those princes to pay him the same toll per head for the men they drive through his dominions as used to he paid him for their cattle, because they were sold as such is generally spoken of with approbation as a just reproof of those tyrants“. Works VIII., 215. Was hier als Thatsache erz�hlt wird, ist nichts als eine jener zahllosen tendenzi�sen Anekdoten, die zu jener Zeit in Holland oder den Pariser Salons fabrizirt wurden. Franklin glaubte sie vielleicht, weil sie seinen W�nschen entsprach; wahrscheinlich hat er sie aber selbst gemacht.

[6] Avis aux Hessois et autres Peuples de l'Allemagne. Vendus par leurs Princes � l'Angleterre. — A. Cl�ves chez Bertol. 1777, 8. Das Motto lautet: „Quis furor iste novus? quo nunc quo tenditis — —? Heu miseri cives! non hostem inimicaque castra — Vestras spes uritis“. Virgilius. (Sollte hei�en: miserae cives, siehe Aeneis V., 671; die Weiber wollten die Schiffe verbrennen.)

[7]

Trennung, Eigennutz und Knechtswuth haben
Allen �ffentlichen Sinn begraben,
Da� der Deutsche nur in Horden lebt,
Und da� dummheitstrunken diese Horden
Um die Wette sich f�r Fremde morden,
Da� die mildre Menschheit weint und bebt.


Unsre Edlen suchen fremde Ketten,
Wer soll nun das Vaterland erretten?
Jeder theilt sich gierig in den Raub.
Wo der blinde Eigennutz gebietet,
Wo man f�r Obolen S�ldner miethet,
Bleibt man f�r den Ruf der Ehre taub.

(Werke I, 316. Ausgabe von 1825.)

[8] So sagt u.A. noch eine Ende Februar 1864 erlassene Adresse des Kongresses der Rebellenstaaten an die s�dliche Bev�lkerung: „The administration (of Lincoln) has been able thus far by its legions of „Hessian“ mercenaries to overawe the masses, to control the elections and to establish an arbitrary despotism.

[9] Herr v. Eelking erkl�rt S.224 im ersten Bande seiner „H�lfstruppen“ diese letzte Aeu�erung Donop's, nachdem er die erste H�lfte der Duplessis'schen Aufzeichnung als wahr angenommen, f�r kleinm�thig und im Widerspruche mit dem Charakter des Sterbenden stehend. Auch erw�hne sein Adjutant eben so wenig etwas davon, als irgend eins der zahlreichen Offizierstageb�cher. Abgesehen davon, da� es willk�rlich ist, eine Zeugenaussage zu zerrei�en, so steht so viel fest, da� h�chstens Donop's Adjutant und kein andrer deutscher Offizier gegenw�rtig gewesen sein konnte, da� wir aber nicht wissen, ob er wirklich gegenw�rtig gewesen ist und Franz�sisch verstand. Dann aber wird sich ein deutscher Adjutant, wie damals so auch heut zu Tage, wohl h�ten, solche Liebeserkl�rungen unter die Leute zu bringen oder gar Serenissimo zu melden. Derartige „Etourderien“ werden von diesen Herren am liebsten im Interesse des eigenen Avancements oder, wie der Kunstausdruck lautet, des h�chsten Dienstes todtgeschwiegen. W�re ein amerikanischer Farmer oder ein sonst mit den europ�ischen Verh�ltnissen unbekannter Berichterstatter der Gew�hrsmann der obigen Aeu�erung, so k�nnte man vielleicht mit Recht an ihrer Echtheit zweifeln. Mauduit ist aber eine untadelhafte Autorit�t. Er erz�hlt nur Thatsachen, ohne jede Tendenz und zwar als Augen- und Ohrenzeuge. Es ist deshalb auch nicht der mindeste Grund vorhanden, seine Mittheilung willk�rlich zu zerst�ckeln, sondern man mu� sie ganz und ungetheilt als echt annehmen. Hier m�gen seine eigenen Worte folgen: — Une voix s'�l�va du milieu des cadavres et dit en Anglais: „Qui que vous soyez, tirez moi d'ici!“ C'�tait celle du Colonel Donop. Mr. de Mauduit le fit prendre par ses soldats, et le fit porter dans le fort, o� il ne tarda pas d'�tre reconnu. Il avait la hanche fracass�e. — — „Je suis content — repliqua Donop en se servant de notre langue, — je meurs entre les bras de l'honneur m�me. C'est finir de bonne heure une belle carri�re, mais je meurs victime de mon ambition et de l'avarice de mon souverain.“ (Voyages de Mr. le Marquis de Chastelluc dans l'Am�rique septentrionale, Paris 1788, I, 288). Auch der damals im amerikanischen Hauptquartier sich befindende General Jobann Kalb schreibt am 2. November 1777 an den Herzog von Broglio, da� Oberst Donop tief betrauert von seinen Soldaten gefallen sei und da� seine letzten Worte gewesen, er sterbe als Opfer der Habgier seines F�rsten. (Leben des amerikanischen Generals Johann Kalb von Friedrich Kapp. S.123.)

[10] Eine wissentliche Unwahrheit; das Regiment sollte erst ausgehoben werden.

[11] Faucitt sagt in seinem Briefe vom 27. Juni 1777 an Suffolk �ber das obige Schreiben: „Der einliegende Brief ist vom 20. Mai statt 20. Juni datirt; sein Stil zeigt, da� er the handiwork of His Serene Highness himself (von Sr. Durchlaucht selbst ver�bt) ist.“

[12] Aus dem Franz�sischen.

[13] Der mit diesem �. korrespondirende elfte �. des braunschweiger Vertrags enthielt noch folgende Bestimmung, die man in s�mmtlichen sp�teren Vertr�gen, wegen des durch sie erregten Unwillens, fallen lie�: According to custom, three wounded men shall be reckoned as one killed, a man killed shall be paid for at the rate of levy money (thirty crown banco = 51 Thlr. 15 Sgr.).

 

Anmerkungen zur Transkription

Korrekturen beschr�nken sich auf Stellen, wo Setzfehler offensichtlich erschienen. Eine Liste der ge�nderten Worte folgt unten, Zeichensetzung wurde ohne gesonderte Angabe korrigiert. Unterschiedliche Schreibweisen wurden beibehalten, sofern sie beide gebr�uchlich waren, wie: Liste der Korrekturen: Nicht korrigierte Rechtschreibung:




End of the Project Gutenberg EBook of Der Soldatenhandel deutscher F�rsten
nach Amerika, by Friedrich Kapp

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computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It
exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations
from people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future
generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see
Sections 3 and 4 and the Foundation information page at
www.gutenberg.org Section 3. Information about the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by
U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the
mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its
volunteers and employees are scattered throughout numerous
locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt
Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to
date contact information can be found at the Foundation's web site and
official page at www.gutenberg.org/contact

For additional contact information:

    Dr. Gregory B. Newby
    Chief Executive and Director
    gbnewby@pglaf.org

Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment. Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements. We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance. To SEND
DONATIONS or determine the status of compliance for any particular
state visit www.gutenberg.org/donate

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
ways including checks, online payments and credit card donations. To
donate, please visit: www.gutenberg.org/donate

Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works.

Professor Michael S. Hart was the originator of the Project
Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be
freely shared with anyone. For forty years, he produced and
distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of
volunteer support.

Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in
the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not
necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper
edition.

Most people start at our Web site which has the main PG search
facility: www.gutenberg.org

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including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
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