The Project Gutenberg EBook of Tahiti. Dritter Band., by Friedrich Gerst�cker This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org Title: Tahiti. Dritter Band. Roman aus der S�dsee Author: Friedrich Gerst�cker Release Date: January 6, 2012 [EBook #38451] Language: German Character set encoding: ISO-8859-1 *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK TAHITI. DRITTER BAND. *** Produced by richyfourtytwo, Holt and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net TAHITI _Roman aus der S�dsee_ von #Friedrich Gerst�cker.# _Zweite unver�nderte Auflage._ _Dritter Band._ Der Verfasser beh�lt sich die Uebersetzung dieses Werkes vor. #Leipzig,# _Hermann Costenoble._ 1857. #Inhalt des dritten Bandes.# Seite Cap. 1. Alte Erinnerungen und neue Schmerzen 1 " 2. Pomare und ~Du Petit Thouars~ 54 " 3. Die Tahitische Flagge 80 " 4. Die Conferenz 122 " 5. Susanna 143 " 6. Jim O'Flannagan in Th�tigkeit 178 " 7. Consul Pritchards Gefangennahme 230 " 8. Pomare's Flucht 259 " 9. Der erste Kampf 292 " 10. Der Abschied 310 Capitel 1. Alte Erinnerungen und neue Schmerzen. Ueber die See strich der Morgenwind leise und feucht, kr�uselte die Wogen, die spielend, neckend nach ihm auflangten, und glitt dann rasch zwischen die Palmen am Ufer und in den fruchtschweren Wald, in dem er rauschte und fl�sterte und Thau und Bl�then niedersch�ttelte aus dem blitzenden Laub. Bleigrau lag noch das Meer, und nur dunkle Schatten flogen �ber seine Fl�che, wo der Wind sie fa�te, her�ber und hin�ber dr�ngend und oft im raschen Zug dar�ber hinstreichend. Nur am Himmel k�ndete der lichte Streif den nahenden Morgen, und sandte seine zuckenden Strahlen weit aus �ber den noch sternfunkelnden Himmelsdom, vor denen die Kinder der Nacht erblichen und scheu und furchtsam zur�ckwichen, dem Sonnengott Raum zu geben. Und heran kam der, auf schnaubenden Rossen, wie vom Sturm getragen, und nicht langsam und z�gernd, wie bei uns im kalten Nord -- dem ersten Angriff folgend mit starker m�chtiger Hand, scheuchte er die Nacht vor sich her, und seinem ersten d�mmernden Nahen folgte auch schon der Siegeszug, mit dem er den fl�chtigen Feind zu Paaren trieb. Dunkel und blau lag das Meer, als der erste z�ndende Strahl dar�ber zuckte und die kleinen Wellen neugierig die K�pfe hoben, zuerst dem nahenden Gott in's Auge zu schauen; und ein blinkendes Netz warf er �ber sie aus, Gold und Purpur strahlend, und wie von einem Zauberstab ber�hrt, gl�hte pl�tzlich das weite wogende Meer, jede Welle den blauen schlanken Nacken mit Diamanten �berstreut und von Gold- und Silberadern dicht und leuchtend durchzogen. Und die Berge strahlten den Widerglanz zur�ck, die thaubedeckten Palmenkronen warfen den silbernen Regen nieder in Thal und Schlucht, und wie aufathmend in unendlicher Wonne und Seligkeit, str�mte der Duft aus von all den Bl�thenhainen, die tief versteckt im dunklen Laube ruhten, den Seewind r�ckw�rts treibend, mit sanfter liebender Gewalt. Ueber die Berge aber schaute der Sonnengott freundlich in's Thal, und gr��te die friedlichen D�cher alle, die tief versteckt im schattigen Laub lagen und ihn f�rchteten den Gewaltigen. Nicht t�uschte sie dabei der leise Ku� den er ihnen zuwarf wie er nur den Hain erreicht; -- h�her steigend und wachsend an Macht und Gewalt w�re der Ku� zum giftigen sengenden Pfeil geworden, der z�ndet was er erreicht und dorrt und brennt, und die Palmen hatten dann alle H�nde voll zu thun, und mit allen Fasern den k�hlen Lebenssaft aus dem feuchten Strand heraufziehen, das ihnen anvertraute Gut, die Wohnungen der stillen Menschen vor dem gl�henden Strahl zu sch�tzen und zu schirmen. Und wie freundlich er da unten auf dem gelben Laub spielte, das hie und da den Boden bedeckte, wie er sich durch jede Zweigesspalte durchstahl und den saftigen Bl�ttern schmeichelte und mit ihnen kos'te, ihn nur durchzulassen, ein kleines kleines wenig nur durchzulassen zu den Bl�then und Fr�chten unten, denen er Zucker bringen wollte und ein goldenes Kleid, und dann wunderliche Figuren mit ihren Schatten formte, und ihnen Zeichen und Bilder in die Haut grub zum Angedenken. Welch freundliches Leben und Treiben in dem herrlichen Wald, und da� die Axt da kommen sollte mit gierigem Zahn, und die Palmen niederschlagen und B�ume, Felder zu bilden mit langen geraden Reihen, viereckige, eingez�unte Felder, dem Sonnenstrahl preisgegeben, der dann nicht spielend mehr zwischen den Zweigen kost, sondern verlangend sich an den Boden saugt und ihn hart und trocken zieht in gieriger Lust. Aber fort mit dem traurigen Bild; noch rauschen die B�ume, noch fl�stert der Morgenwind, der flatterhafte Geselle, den Bl�then allen seinen tollen Liebesunsinn vor, und unter dem Laub, die sch�nste Zierde des Hains, der Blumen eine die das Land gebar und die zu ihnen geh�rte, zu den schlanken Palmen und duftenden Bl�then sa� Sadie, und wie an den wehenden, raschelnden, wispernden Bl�ttern der Banane, die ihre gr�nen F�cher sch�tzend �ber sie breitete, der Thau in gro�en hellen Tropfen blitzte und funkelnd niederfiel in ihren Schoos, so hing an ihren Wimpern ein klares Thr�nenpaar und schwer und langsam sank es nieder zu dem Thau -- anderen, schwereren Perlen Raum zu geben. Sie war allein -- nur das Kind spielte zu ihren F��en, haschte nach den wechselnden Schatten die ein neckischer Strahl �ber ein hin- und herwehendes Blatt warf, oder suchte sich kleine blitzende Muscheln aus dem Korallenkies, der sich hier mit dem Boden vermengte -- Ren� hatte seine Heimath -- zum ersten Mal seit sie mit ihm verm�hlt -- schon vor Tag, und zwar durch Bertrand abgeholt, verlassen, in einer Stimmung verlassen, die ihr das Herz mit Sorge f�llte -- sie wu�te selber nicht warum, und jetzt schn�rte ihr eine Angst, der sie nicht Worte zu geben wu�te, die Brust zusammen und die Thr�nen, die ihren Wimpern entfielen linderten den Schmerz nicht, der sie erzeugt, sondern brannten nur weiter in z�ndender, qu�lender Lohe. So sa� sie da, lange, lange Minuten, in ihrem Gram, die brennenden Augen in der Hand geborgen und die klaren Tropfen pre�ten sich gewaltsam Bahn, zwischen den zarten, zitternden Fingern durch, hinaus ins Freie. Aber immer �ngstlicher wurde ihr dabei ums Herz, ein merkw�rdig stechendes Gef�hl zog ihr durch Scheitel und Hirn -- sie athmete schwer und wie von einer heranprassenden Gefahr bedroht, die sie umgab und wenn auch unsichtbar bedrohte, schaute sie endlich verst�rt und bleich empor und sprang mit einem j�hen Schrei auch auf von ihrem Sitz, denn vor ihr stand, mit auf der Brust gekreuzten Armen, den ernsten aber jetzt nicht strengen Blick fest und forschend auf sie geheftet, der Mann, der einst mit kalter starrer Hand hineingreifen wollte in ihre Liebe, in ihr Leben, und dem sie sich seit jenem Tag nicht mehr gegen�ber gesehen -- _der Missionair Rowe_. Und was f�hrte ihn jetzt zu ihr? -- Sorge? Theilnahme? hatte sein starres unduldsames Herz verziehen? oder -- wie Fieberfrost zog es ihr durch Mark und Bein wenn sie des fernen Gatten dachte und den stillen wehm�thig ernsten Blick des finstern Mannes so fest, so entsetzlich fest auf sich gerichtet sah. �Um Gott! -- was ist geschehen?� fl�sterte sie endlich in kaum h�rbaren, angstdurchzitterten T�nen -- �wo ist Ren�? -- was ist vorgefallen ehrw�rdiger Herr?� und das Kind, das auf dem Boden neben ihr gespielt und die schmerzlichen Laute der Mutter h�rte, ihre Thr�nen sah, sprang auf und klammerte sich schreiend an ihr Knie, sich nur wieder beruhigend als es den Schutz f�hlte, den ihre N�he gab. Aber der ehrw�rdige Mr. Rowe sch�ttelte mit dem Kopf und sagte ernst: �Wenn Du eine Ungl�cksbotschaft f�rchtest, meine Tochter, so beruhige Dich, denn sie kann nicht von mir ausgehen -- ich wei� von keinem fleischlichen Leid, das Dich und die Deinen betroffen haben k�nnte. Aber nicht dem auch sind Deine Thr�nen geflossen,� setzte er wehm�thiger hinzu -- �nicht die Furcht vor Krankheit oder Tod hat diese Wangen gebleicht, diese Augen ger�thet -- o Prudentia, sind _das_ die Fr�chte unserer Lehren, das die freudigen Hoffnungen, die wir, Dein Pflegevater und ich auf Dein Wachsen und Aufbl�hen setzten? -- ist das Versprechen Wahrheit geworden, das uns Dein kindlich frommer Sinn in fr�her Jugend gab, und pflegst Du _so_ das Wort Gottes, das Dir, ein heiliger tr�stender Stern h�tte vorleuchten sollen auf der schweren Bahn der Pr�fung die Du, nach dem Willen des H�chsten betreten, und der Du, ach, nach so kurzer, so entsetzlich kurzer Zeit schon erliegst?� Sadie schwieg -- das Herz war ihr schon �berdies voll und schwer, und die Worte des Geistlichen schnitten nur noch tiefer ein in die Wunden. Auch der wehm�thige, fast liebende Ton den sie an ihm nie gew�hnt, drang ihr mit scharfem Schmerz in die Seele und wie das, was ihr in fr�her Jugend gelehrt und ihr Herz damals in voller ungetheilter Kraft erf�llt hatte, jetzt wieder, vielleicht st�rker noch durch die Gestalt des damaligen strengen Lehrers, durch die Stimme selber zu Tag gerufen worden, deren Kl�nge in ihrer Erinnerung nie verwischt, nur geschlummert hatten, so stieg auch mit den Worten der mahnende finstere Geist auf und hob warnend die Hand und der Gedanke _ich habe ges�ndigt_ wuchs, ein Furcht- und Schreckensbild, mit riesenhafter Schnelle vor ihrem inneren Auge empor und gab der Angst und Qual die sie an diesem Morgen schon gef�hlt einen entsetzlichen und doch ihr unbewu�t so falschen Ausdruck. �Ach, ehrw�rdiger Herr� fl�sterte sie leise -- �nicht aus eigenem Antrieb -- Gott wei� es -- betrat ich jenen Ort, und nicht wohl hab' ich mich darin gef�hlt, zwischen den fremden Menschen.� �Aber Du hast mit ihnen _getanzt_!� sagte traurig der Missionair und sein Auge haftete in ernster Wehmuth auf den bleichen Z�gen der armen jungen Frau -- �ihrer wilden z�gellosen Lust mit der sie sich im Kreise schwingen, fremde Frauen in den Armen fremder M�nner, hast Du beigewohnt, hast Theil daran genommen und wenn Du da glaubst, und Dir vorsprichst vielleicht, Dich vor Dir selber zu entschuldigen, Dein Herz sei noch frei von b�ser Absicht, b�sen W�nschen -- glaube es nicht! -- Der Feind hat die Hand nach Dir ausgestreckt, die Du ihm, statt ihn mit frommem inbr�nstigem Gebet und flei�igem Lesen in der heiligen Schrift, abzuwehren, willig -- ja Prudentia -- willig geboten hast. Der erste Schritt dazu war, als Du einem Manne folgtest, der dem wahren Glauben abhold, nie in das stille Heiligthum Deines Herzens h�tte eindringen d�rfen, eindringen k�nnen, w�re nicht grobe Sinnlichkeit und fleischliche Lust st�rker in Dir gewesen als die Liebe zu Gott.� �Ehrw�rdiger Herr� bat Sadie. �Es schmerzt mich� fuhr der Geistliche mit fast weicher Stimme fort �es schmerzt mich tief Dir weh thun zu m�ssen, Prudentia, denn ich habe Dich lieb gehabt, schon als kleines Kind, und Dein Wachsen und Gedeihen in so Gott wohlgef�lliger Weise mit inniger Freude angesehen. Ich hielt es damals f�r meine Pflicht Dir entgegenzutreten als Du den ersten Fehltritt thun wolltest -- der Herr hat es anders gelenkt, Sein Name sei gepriesen. -- Aber nur eine Pr�fung wollte er Dir auflegen, ob Du, das Kind dieser Inseln, die Du die Herrlichkeit Seines Namens von Seinen Dienern selber geh�rt, und sorgf�ltig aufgezogen warst, Sein Wort weiter zu verbreiten auf diesen Inseln, auch bestehen w�rdest auf dem rauhen Pfad des Lebens, wenn keine treue und sichere Hand Dich mehr f�hrte und leitete auf Seinen Wegen zu wandeln. Alle, alle diese Hoffnungen sind dahin gestoben, wie Spreu im Winde -- der erste Lufthauch der Lust, der Verf�hrung, und Jahrelange Arbeit und M�h schwand dahin, als ob es ein Nichts gewesen w�re, ein todtes Blatt im Herbststurm, das dem Meere der Vernichtung entgegenweht. Und noch -- jetzt _noch_ ist es Zeit Dich zur�ckzuhalten, jetzt noch ist Rettung nicht unm�glich, wenn Du die mahnende Freundesstimme -- die Stimme _Gottes_ h�ren wolltest, die bittend, flehend zu Dir spricht, durch meinen Mund. Noch ist die elfte Stunde nicht vor�ber -- noch lacht Dir das Licht der Verhei�ung und es ist mehr Freude im Himmel �ber einen S�nder, der reuig zur�ckkehrt in die Arme des Allliebenden, als �ber tausend Gerechte die da eingehn zur himmlischen Herrlichkeit.� �Was _kann_ ich thun?� klagte die arme Frau und faltete verzweifelnd die H�nde auf dem Schoo�e �mein Gatte, mein Kind fordern mein Leben -- ihnen geh�rt es, ihnen mu� ich bleiben und sagt nicht selbst Gott in seinem Wort: Du sollst Vater und Mutter verlassen, und dem Manne folgen?� �Dem Manne, aber nicht dem Feind� rief der Missionair zum ersten Mal wieder den alten unvers�hnlichen Ha� im Blick -- �nicht dem Feind, Prudentia, der Dich mit s��en Liedern und rauschenden Kl�ngen lockt. Du sollst dem Mann, der nun doch einmal Dein Mann geworden, in allem _Guten_ folgen, aber nicht in S�nde und Finsterni� -- und das nicht allein, Du sollst, Du _mu�t_ all Deine Kraft, all Deine Macht �ber ihn anwenden, ihn selber zur�ckzuhalten von dem, was ihm Verderben droht.� �Was w�rde Vater Osborne sagen� fuhr er wieder mit weicherer leiserer Stimme fort, �wenn er Dich gestern in ihren Reihen, die Fr�hlichste unter den Fr�hlichen noch h�tte sehen k�nnen?� Sadie sch�ttelte traurig mit dem Kopf und seufzte tief auf. �Wenn er Zeuge gewesen w�re, wie Du ihre T�nze tanztest und in ihren Armen den Abend verbrachtest, der in Gebet um Deinen Gatten, um Dein Kind h�tte verflie�en sollen. Prudentia -- _kannst_ Du noch beten?� �Aus voller inniger Seele zu meinem Gott!� rief aber das arme Weib jetzt, dem bei den Worten eine Last von der Seele w�lzte -- �der Schein mag wider mich sein, und der Ausspruch der Menschen; aber Gott der mein Herz sieht und kennt, wei� mit wie wehm�thigem Gef�hl ich dem Befehl, dem Wunsch meines Gatten gehorchte, Theil zu nehmen an den Lustbarkeiten der Fremden. Mir war nicht freudig dabei zu Muthe und nicht froh; ich passe nicht zwischen sie mit ihren fremden Sitten und Gebr�uchen -- mit ihren fremden Gedanken von recht und gut -- mir ist nur wohl in meiner Heimath, bei meinem Kind und h�tt' ich mein freundliches Atiu nicht verlassen d�rfen, wie froh, wie gl�cklich, wie Gott dankbar h�tte ich leben wollen.� �Ich komme jetzt von Atiu� sagte Mr. Rowe leise. �Von Atiu?� rief Sadie rasch und bewegt die H�nde faltend -- �von -- von Atiu;� setzte sie langsamer und mit kaum h�rbarer Stimme hinzu -- �von meinem Atiu -- und haben sie meiner freundlich noch gedacht?� �Bruder Ezra hat mich begleitet� sagte der Missionair ohne direkt auf ihre Frage zu erwiedern -- �denn der jetzigen inhaltschweren Verh�ltnisse wegen ist eine Zusammenkunft von allen solchen M�nnern wenigstens n�thig geworden, die irgend eine vorragende Stellung auf den verschiedenen Inseln einnehmen, dort etwa auftauchendem Franz�sischem Einflu� zu begegnen. Die Mutterkirche in England scheint theilnahmlos unserem Kampfe zuschauen zu wollen, und wir m�ssen ihr jetzt zeigen �ber welche Kr�fte wir zu gebieten haben, und ob nur einige wenige, der christlichen Religion gewonnene H�uptlinge ihren Schutz verlangten, oder ein starkes zahlreiches _Volk_, das ein _Recht_ hat, ihre H�lfe zu beanspruchen.� �Mi-to-na-re� fl�sterte die junge Frau, unter Thr�nen l�chelnd leise vor sich hin -- �Mi-to-na-re.� �Ja Prudentia -- dort allerdings war eine sch�ne Zeit f�r Dich� sagte der Geistliche, mit ernster Theilnahme den Faden auffassend, der an ihre Erinnerung kn�pfte -- �und Gottes Hand lag liebend auf Deiner Heimath, seinen Segen spendend zu jeder Stunde die mit Gl�ck und heiliger Ruhe Deine Brust erf�llte. Keine Reue �ber eine einzige verfehlte Stunde -- keine Furcht vor einem einstigen Strafgericht erf�llte da Dein Herz -- der aufkeimenden S�nde wehrten die M�nner, die ihre Lieben daheim, ihr Vaterland verlassen hatten, Dich und die Deinen einem ewigen Leben einer einstigen Gl�ckseligkeit zu gewinnen, indem sie die heidnischen Gr�uel zerst�rten, die diese W�lder und die Herzen ihrer Bewohner f�llten, und Gottes Vaterhuld spannte seinen blauen Himmelsdom liebend �ber ein gl�ckliches Land. Da kam der Versucher und Du erlagst.� �Ehrw�rdiger Vater� bat Sadie. �F�rchte nicht, mein Kind, da� ich in dieser Stunde gekommen bin Dir Vorw�rfe zu machen �ber Vergangenes; es ist geschehen -- ich streckte meine Hand aus Dich zu retten, aber Du stie�est sie zur�ck, und wenn ich Dich auch, durch die Verh�ltnisse gezwungen, eine Zeitlang Deinem Schicksal �berlassen mu�te, habe ich Dich doch nicht einen Tag nur aus den Augen verloren Prudentia, und keineswegs die Hoffnung aufgegeben, Deine Seele ihrem Erl�ser zu retten -- ja ich f�rchte fast, _wieder zu gewinnen_.� �Aber was kann ich -- _darf_ ich thun?� frug Sadie in peinlicher Angst -- �meinem Gatten geh�rt mein Leben, mein Gl�ck -- selbst unsere Religion gebietet uns ihm zu gehorchen.� �Willst Du seinen Leib oder seine Seele retten?� frug der Priester mit finsterer, fast tonloser Stimme. �Seinen Leib?� rief Sadie -- der mit Blitzesschnelle der neue Gedanke an Gefahr des Gatten durch die Seele zuckte -- �seinen Leib? was droht ihm? -- was soll ich retten -- o sprecht um des Heilands Willen, was ist geschehen?� �Th�richtes Kind� sagte aber der fromme Mann kopfsch�ttelnd und seufzend auf sie nieder schauend -- �th�richtes blindes Kind, das hoffend und tr�umend, in s�ndhafter Sorglosigkeit in die Welt hineingelebt hat, und die wetterschwangere Wolke, die droben furchtbar am Himmel droht, nicht sieht -- oder nicht sehen _will_. Nicht von dem Einzelnen spreche ich, der leichtsinnig die Rache seines Gottes herausfordert durch verstocktes Anh�ngen am G�tzendienst, mit dem sich die Frevler hier Bahn gebrochen haben durch der Waffen Gewalt -- nicht der Einzelne ist es, der den strafenden Schlag des Allm�chtigen zu f�rchten hat -- �Ich will meine Pfeile mit Blut trunken machen,� spricht der Herr -- �und mein Schwert soll Fleisch fressen �ber dem Blut der Erschlagenen, und �ber dem Gef�ngni� und �ber dem entbl��ten Haupt des Feindes. -- Jauchzet Alle, die Ihr sein Volk seid, denn er wird das Blut seiner Knechte r�chen und wird sich an seinen Feinden r�chen und gn�dig sein dem Lande seines Volks -- Nun will ich mich aufmachen spricht der Herr -- nun will ich mich erheben, nun will ich hoch kommen, denn die V�lker werden zu Kalk verbrannt werden, wie man abgehauene Dornen mit Feuer ansteckt -- Und der Herr ist zornig �ber alle Heiden, und grimmig �ber Alles ihr Herr -- er wird sie verbannen und zum Schlachten �berantworten und ihre Erschlagenen werden hingeworfen werden da� der Gestank von ihren Leichnamen aufgehen wird, und die Berge mit ihrem Blut flie�en.� �Allerbarmer!� rief Sadie und barg zusammenschaudernd ihr Antlitz in den H�nden, dem furchtbaren Bilde zu entgehen, das der finstere Mann vor ihr heraufbeschworen. �Allerbarmer ja!� sagte der Priester in langsamem und tiefem Ton -- �ja, bis zum letzten Faden seiner Gnade und Barmherzigkeit -- dann aber auch der R�cher und furchtbare Richter, mit dem Schwert seines gewaltigen Zornes und dem Eisen seiner Allm�chtigkeit. Sein Arm ist furchtbar und die Welt zittert wenn er den Finger hebt.� �Aber Gott _kann_ nicht den Untergang _Aller_ wollen� bat Sadie -- �er sieht die Herzen und wei� die Schuldigen von den Schuldlosen zu trennen -- o w�re Vater Osborne hier, da� er seinem armen Kinde Trost spendete und Rath in der entsetzlichen Noth.� �Nur im Gebet liegt Beides� erwiederte streng und ernst wie je, der Geistliche -- �bete Tochter, verlorenes Lamm der Heerde -- bete. Bete zu dem Allm�chtigen da� er Deiner Stimme Kraft verleiht, zu dem Ohr des Gatten zu dringen, da� er Deinem Herzen die St�rke giebt, auszuhalten in dem schweren Werk und Seinem Pfad zu folgen, trotz allen Irrg�ngen des Versuchers. Noch ist der B�se m�chtig in Dir, aber der Herr wird Dich beugen und niederwerfen in den Staub, wenn Du Dich am sichersten glaubtest vor Seinem Arm -- so bete, bete da� Er die Fasern Deines Herzens zum Lichte wende und Seine Hand �ber Dich halte, Dich zu schirmen und sch�tzen in dem nahen Kampf.� Und wie von dem Geist ber�hrt von dem er sprach, warf er sich pl�tzlich neben der Trauernden, die mechanisch seinem Beispiel folgte, auf die Knie nieder, und die Augen schlie�end und die fast krampfhaft zusammengefalteten H�nde zum Himmel aufhebend rief er mit lauter wehdurchschauerter und das Herz des Weibes wie mit scharfer Waffe treffender Stimme in dem Psalm Assaphs: �Herr es sind Heiden in Dein Erbe gefallen -- die haben Deinen heiligen Tempel verunreinigt und aus Jerusalem Steinhaufen gemacht. �Wir sind unseren Nachbarn eine Schmach geworden, ein Spott und Hohn denen, die um uns sind. �Herr wie lange willst Du so gar z�rnen, und Deinen Eifer wie Feuer brennen lassen? �Sch�tte Deinen Grimm aus auf die Heiden, die Dich nicht kennen, und auf die K�nigreiche, die Deinen Namen nicht anrufen. �Denn sie haben Jacob aufgefressen und seine H�user verw�stet. �Gedenke nicht unserer vorigen Missethat, erbarme Dich unserer bald, denn wir sind fast d�nne geworden; �Hilf uns Gott, unser Helfer, um Deines Namens Ehre willen; errette uns und vergieb uns unsere S�nde um Deines Namens willen. �Warum l�ssest Du die Heiden sagen �Wo ist nun ihr Gott? �La� unter den Heiden vor unseren Augen kund werden die Rache des Blutes Deiner Knechte, das vergossen ist. �La� vor Dich kommen das Seufzen der Gefangenen; nach Deinem gro�en Arm behalte die Kinder des Todes, �Und vergilt unsern Nachbarn siebenf�ltig in ihren Busen ihre Schmach, damit sie Dich, Herr, geschm�het haben. �Wir aber, Dein Volk und Schaafe Deiner Weide, danken Dir ewiglich und verk�ndigen Deinen Ruhm f�r und f�r!� Langsam erhob sich der Priester nach dem Gebet der Rache an den _Allerbarmer_ und stand noch viele Minuten lang, mit fest auf der Brust gefaltenen H�nden neben der knieenden Frau; aber Sadie regte sich nicht -- das Antlitz in den H�nden �ber den Stuhl hingebeugt, lag sie in hei�em br�nstigen Gebet und nur das heftige Wogen ihrer Gestalt, der hei�e rasche Athem der sich ihrer Brust entrang, verrieth das Leben, das Leiden der Armen. Der ehrw�rdige Mr. Rowe schaute mit ernstem fast wehm�thigem Blick auf die Betende nieder und legte dann seine beiden H�nde leise und wie segnend auf ihr Haupt. Sadie f�hlte die Ber�hrung und zuckte unter ihr zusammen, aber sie blieb regungslos in ihrer Stellung. �Prudentia� sagte Bruder Rowe leise -- �Prudentia!� -- aber keine Antwort wurde ihm, und nur fester schien die Weinende das Antlitz in ihren H�nden begraben zu wollen. �So sei Gott mit Dir!� sagte der fromme Mann, seinen Hut ergreifend, den er daneben auf den Tisch gestellt -- �so sende er Dir sein Licht und seine Gnade -- er lasse sein Angesicht leuchten �ber Dir und gebe Dir seinen Frieden!� Sich dann wendend, verlie� er mit leisen Schritten das Haus, ging langsam durch den Garten, an dessen Th�re ein Insulaner halb auf der Lauer, halb auf ihn wartend, gestanden hatte und folgte der Broomroad, die nach Papetee hinunter f�hrte. Seine etwas lange und hagere Gestalt war aber noch nicht ganz hinter den, diesen Theil der Hecke bildenden Papayen verschwunden, als aus der ziemlich dichten Orangenlaube die nahe zum Hause stand, eine kleine wohlbeleibte Figur, ganz das Gegentheil des mageren Geistlichen, vortauchte, und dessen Entfernung mit augenf�lliger Aufmerksamkeit und fast wie mi�trauisch beobachtete. Der hier jedenfalls versteckt Gewesene schien sich auch gar nicht damit zu beruhigen da� der also Bewachte seinen Weg die Stra�e entlang bis au�er Sicht fortsetzte, sondern er verlie� ebenfalls den Garten und folgte dem Andern zuerst eine kurze Strecke auf dem Weg, und dann, als er eine kleine Anh�he erreichte, von der er einen ziemlichen Ueberblick gewann, noch eine ganze Zeitlang mit den Augen, bis er wirklich in weiter Ferne hinter einer Biegung der Stra�e verschwunden war. Erst dann schien er sich vollkommen sicher zu f�hlen und eilte jetzt mit raschen Schritten und Freude strahlenden Augen zum Haus zur�ck, dessen Th�re noch, wie sie der Geistliche verlassen, halb ge�ffnet stand. An der Schwelle aber blieb er wie scheu und unschl�ssig stehen -- er hob den Arm und lie� ihn wieder sinken -- er setzte den Fu� vor, und zog ihn fast �ngstlich wieder zur�ck; endlich aber fa�te er sich ein Herz -- die Sonne stieg mit jedem Augenblick h�her und er _durfte_ die kostbare Zeit nicht l�nger vers�umen, und die Hand der Th�re n�hernd klopfte er, mit einem jedenfalls gewaltsam gesammelten Entschlu� laut und herzhaft an. Keine Antwort; -- drinn im Zimmer r�hrte und regte sich Nichts und der Klopfer blieb kopfsch�ttelnd und unschl�ssig in seiner lauschenden Stellung an der Th�r. Endlich, und nach augenscheinlicher Ueberwindung klopfte er zum zweiten Mal, und zwar etwas st�rker als vorher, und als auch diesmal seine Anmeldung so unbeantwortet blieb als vorher, gewann die Ungeduld bei ihm so weit die Oberhand, da� er, vielleicht auch halb mit der Ueberzeugung es sei Niemand mehr im Haus, den Kn�chel seines dritten Fingers laut und heftig an die Th�r anpochte, in demselben Augenblick aber auch mit einem kaum unterdr�ckten Schrei zur�cksprang, als das leise aber doch so deutliche und ihm so wohlbekannte �~hare mai~� einer weiblichen Stimme an sein Ohr schlug. Sein erstes Gef�hl schien auch wirklich unbedingte Flucht, aber die T�ne hatten zugleich alte und oh so liebe Erinnerungen in ihm geweckt, und fast instinktartig und jedenfalls unbewu�t nach seinen F��en hinunterf�hlend, ob er die Schuhe auch, wie es sich geh�re, daran habe, und nicht etwa wieder barfu� als roher Wilder zwischen den cultivirten Menschen herumlaufe in der Welt, schob er die Th�re langsam auf und trat hinein. Sadie hatte sich eben, als sie das Klopfen geh�rt, vom Boden erhoben und stand der Th�re zugedreht, kaum aber auch die kleine, so lang befreundete Gestalt des Eintretenden erblickt als sie mit dem Freudenruf �Mitonare -- mein guter, lieber Mitonare,� auf ihn zusprang und seine, nach ihr ausgestreckte Hand ergriff. �Pu-de-ni-a!� stammelte der kleine Mann, und ri� die Augen weiter und weiter auf, den mehr und mehr f�llenden und vorquillenden Thr�nen, die er nicht zur�ckpressen konnte in ihr Bett, einen Blick abzugewinnen auf das Wesen, das ihm das Liebste gewesen war auf der Welt, fast seit dem Tag an, wo er es zuerst auf seinem Arm gewiegt und mit allen Schmeichelnamen genannt hatte die er wu�te -- �Pu-de-ni-a -- es -- es freut mich recht -- recht sehr -- Sie -- Sie -- Dich --� Er kam nicht weiter -- die gro�en hellen Thr�nen rollten ihm die Backen hinunter und die nicht widerstrebende Frau an sich ziehend, rieb er -- den h�chsten Ausdruck innigster, herzlichster Z�rtlichkeit den er kannte, seine Nase an der ihrigen, zog sie dann fester an sich, streichelte ihr mit beiden H�nden die Schl�fe, drehte ihr K�pfchen zu sich hin, ihr in die Augen zu sehen und nannte sie dabei mit allen alten Schmeichelnamen die er kannte und ihr, o wie viel tausend Mal schon, in fr�heren Jahren liebkosend gegeben hatte; Sadie aber barg ihr K�pfchen an seiner Brust und ihre Thr�nen str�mten ungehindert an dem Herzen des treuen ehrlichen Freundes. Bruder Ezra war auch wirklich der Erste der sich wieder sammelte, und das geliebte Kind auf Armes L�nge leise von sich schiebend, da� er eben die bleichen, thr�nenfeuchten Z�ge erkennen und �berblicken konnte, sagte er fl�sternd und mit recht weicher, wehm�thiger Stimme, doch nicht in seinem gebrochenen Englisch, sondern der ihm gel�ufigen Muttersprache: �Aber was ist das? -- ist Pudenia -- meine kleine, liebe Pu-de-ni-a nicht mehr das fr�hliche leichtherzige Kind von A-ti-u? -- sind die klaren Augen schon so tr�b geworden in der kurzen Zeit, und die Wangen so fahl? und ist der b�se b�se Wi-Wi etwa gar schlecht gewesen mit meinem Lieb, meinem s��en herztr�stenden Lieb?� Unter ihren Thr�nen vor l�chelte Sadie und seine Hand fassend und streichelnd sch�ttelte sie leise mit dem Kopf und sagte, mit wieder fast dem vollen Strahl vorigen Gl�cks in den sch�nen Z�gen: �Nein Mi-to-na-re -- nein er ist gut und lieb wie je und mein Herz ist sein bis zum Tod, und weit, weit dar�ber hinaus -- zanke mir nicht den Wi-Wi --� �Dann hat Dir der �schwarze Mann� wieder das Herz schwer gemacht mit seinen Worten, die Einem wie Messer einschneiden in die Brust und nur immer brennen und schmerzen� sagte Bruder Ezra, und der scheue aber z�rnende Blick den er aus dem Fenster die Stra�e entlang warf, verrieth nur zu deutlich wen er damit gemeint. �Wenn ich eine Zeitlang mit ihm zusammen bin, und ihn beten und predigen h�re, dann komme ich mir immer vor wie der entsetzlichste furchtbarste S�nder, der noch ein besonderes Feuer in der H�lle haben m��te, seine S�nden vollst�ndig abzub��en -- und wenn ich sonst mit Vater Osborne sprach, war mir's dagegen, als ob mir der eine Last von der Brust gew�lzt und mir Balsam in die frischen Wunden gegossen h�tte. Es ist doch eine ganz erschreckliche Geschichte, wenn man so gar nicht gewi� erfahren kann ob man ein nichtsw�rdiger S�nder oder ein guter Christ ist, und ich bin bei mir noch nicht im Stande gewesen dahinter zu kommen.� �Aber wie siehst Du aus, Mitonare� -- rief Sadie, indem sie l�chelnd einen Schritt zur�cktrat, seine Gestalt und Kleidung, die sich allerdings seit sie ihn nicht gesehen um ein Wesentliches ver�ndert hatte, besser �berschauen zu k�nnen -- �segne mich, wie Du Dich gekleidet hast, und wie stattlich Du einher gehst jetzt, und wie ehrw�rdig.� Bruder Ezra sch�ttelte mit dem Kopf, und sich selber, mit einem keineswegs sehr selbstgef�lligen Blick von oben bis unten betrachtend, sagte er leise und traurig: �Es ist Nichts, Pudenia -- gar Nichts; die Hosen machen einen Menschen h�chstens unbequem aber noch nicht zum Christen, und die steifen Dinger hier unter den Ohren -- der Wei�e hatte gestern recht der mir sagte wenn ich mich einmal rasch und pl�tzlich b�ckte, schnitt ich mir die Ohren ab, wie mit dem Rasirmesser.� �Die Kleider machen allerdings den Christen nicht, Mi-to-na-re� l�chelte Sadie, �aber das treue Herz in der Brust hat Dich dem reinen sch�nen Glauben gewonnen und Dein Herz erf�llt mit Seinem Ehr und Preis.� Der kleine Mitonare seufzte recht aus schwerem Herzen tief auf, und es war augenscheinlich da� ihn dort etwas dr�ckte, mit dem er sich scheute an Tageslicht zu kommen. Sadie f�hlte das mehr als sie es sah, denn des Mitonare ver�nderte Kleidung hatte ihre Aufmerksamkeit bis jetzt in der That zu sehr in Anspruch genommen. Erst jetzt bemerkte sie auch eigentlich, ihm voll in's Angesicht schauend, da� nicht Alles so mit dem kleinen, sonst so freundlichen Manne stehe als es wohl solle, und irgend etwas vorgefallen sein m�sse, das ihn dr�cke und qu�le, und nicht zu Ruhe kommen lasse. Mit seinen Schw�chen und Eigenschaften aber auch wieder bekannt, l�chelte sie, denn nicht unwahrscheinlich kam ihr der Gedanke, die neue au�ergew�hnliche und unbequeme Kleidung die ihm der Missionair jedenfalls wenn nicht aufgen�thigt doch angerathen (bei Mr. Rowe so gut wie ein Befehl) dr�cke ihn und nehme ihm das Freie, das Zutrauliche seiner Bewegungen. Mi-to-na-re sah aber auch wirklich verzweifelt aus, denn nicht allein da� er die Weste fest und eng zugekn�pft trug �ber dem seit einiger Zeit wieder gediehenen Bauch, und die Kn�pfe derselben in wirklich gef�hrlicher Spannung hielt, nicht allein da� ihm das wei�e dicke Tuch dreimal in dichten Falten um den Hals lag und dem Kopf das Ansehen gab, als ob er mit dem steif und starr gest�rkten Hemdkragen oben eben nur hinausgeschn�rt sei; nicht allein da� seine F��e wie fr�her in den breiten unbequemen Schuhen standen, und er bei jedem Schritt auftrat, als ob er den Fu� irgendwo eingeklemmt h�tte, und ihn wieder herauszuziehen w�nsche, so war ihm auch jetzt das, sonst doch wenigstens bequeme und luftige Lendentuch genommen, und die kleinen dicken Beine staken in so engen, strammen Hosen, da� es ein Wunder schien wie er �berhaupt hineingekommen und den kleinen sch�chternen Mann veranla�t hatte einen kurzen Pareu, _trotz_ den Einreden des Geistlichen, noch _�ber_ diesem neuen und jedenfalls unpassenden Kleidungsst�ck zu tragen, das nun einmal durchaus n�thig sein sollte auch den letzten heidnischen Anstrich von ihm zu entfernen. Und selbst das war nicht genug gewesen, denn sogar der hohe trostlose Europ�ische Hut durfte nicht fehlen ihn elend zu machen, und so oft war er schon damit in jedem Guiavenbusch, jeder Banane, in der Th�r jeder H�tte, in den Zweigen jedes Baumes h�ngen geblieben, da� er jetzt unter keiner Palme mehr hinging ohne den schmalen Rand seines Peinigers zu fassen und sich zu b�cken. Solcher Art, und noch mit dem Zusatz eines dicken und schweren Gebetbuchs, das er in die linke und enge Fracktasche hineingezw�ngt trug, w�hrend es ihm in dem schmalen Zipfel fortw�hrend in die Kniekehlen schlug, war Mitonare aufgeputzt, und es l��t sich denken da� er sich, selbst unter den g�nstigsten Verh�ltnissen, an das freie Leben seiner Inseln gew�hnt, nicht h�tte leicht und behaglich f�hlen k�nnen. Aber dem armen kleinen Mann dr�ckten auch noch andere Sorgen. �Die sch�ne Zeit ist vorbei� sagte er traurig, �wo nur die Sterne die Augen Gottes waren, und ich hineinschauen konnte, durch die funkelnden Lichter bis tief in sein herrliches Reich. Mitonare ist ungl�cklich, sein Glaube ist wankend geworden, und nun hat er den Weg verloren und wei� nicht ob er gerade durch �ber die Berge und durch die Th�ler weg steigen und klettern, oder ein Canoe nehmen, und im seichten Binnenwasser der Riffe langsam hinsteuern soll.� �Armer Mitonare� l�chelte Sadie, die noch immer nicht den ernsten Sinn seiner Worte begriff -- �aber wer hat Dich nur so herausgeputzt in der fremden Tracht, die Dir nicht pa�t und zusagt?� �Wer?� murmelte Bruder Ezra finster vor sich hin -- �wer? -- er hat noch andere Sachen gethan. Wir sind arge S�nder und m�ssen jetzt entsetzlich viel beten und Bibelstellen auswendig lernen, oder wir gehen Alle rettungslos zu Grund -- Mitonare kennt das halbe dicke Buch, und die andere H�lfte hat er auch gekannt aber wieder vergessen; nun mu� er noch einmal von vorn anfangen und -- und sein Vater und Gro�vater bleibt doch in der -- da unten -- tief da unten.� Der kleine, sonst so freundliche Mann sch�ttelte finster mit dem Kopf und Sadie, seine Hand ergreifend sagte mit leiser unendlich r�hrender Stimme: �Es wird schon noch Alles gut gehen, Mi-to-na-re -- und Gott ist ja der Allerbarmer, ohne dessen Willen kein Sperling vom Dache, kein Haar von Deinem Haupte f�llt -- so erz�hle mir von Atiu -- von meinem Atiu -- was sie dort treiben und thun und -- ob sie meiner noch manchmal freundlich da gedenken. Ach kein Tag vergeht, wo ich die Wolken nicht neide die da hin�berziehn, und mit meinen Gedanken, meinen W�nschen ihnen doch noch so weit, so weit voraus bin.� �Atiu� wiederholte der kleine Mann, langsam und freundlich mit dem Kopfe nickend -- �mit dem stillen luftigen Haus und der kleinen lieben Kirche -- wo die ~nahuitarava ia mere~[A] Abends gerad �ber unserem Dache stehn und ihr mildes Licht auf uns heruntergie�en; wo -- aber es ist auch manches anders geworden auf Atiu� setzte er sinnend, und fast wie mit sich selber redend, hinzu -- �die Leute werden zu klug und zu reich, und dann ist's mit dem Frieden vorbei und dem Gl�ck. -- Wie sch�n war Atiu als es nur seine Palmen hatte und seine Pandangedeckten H�tten.� [A] ~Nahuitarava ia mere~, das Gestirn des Orion. �Wie sch�n war Atiu� wiederholte seufzend die junge Frau. �Und vielen Besuch haben wir dr�ben gehabt� setzte der kleine Mitonare mit noch fast ernsterer Stimme hinzu -- �lauter Leute die es gut mit uns meinten, wie sie sagten, und die gekommen waren unsere Seelen zu retten, und die uns entsetzlich viel versprachen wenn wir nur gerade da hineinspringen wollten, wo die Anderen sagten da� es lichterloh mit Pech und Schwefel brenne.� �Waren Missionaire von Frankreich auf Atiu?� frug Sadie rasch und fast erschreckt. �Ich wei� nicht wo sie herkamen,� sagte der kleine Mann traurig, �aber Wi-Wis waren darunter und Andere auch -- und -- sie haben uns wenigstens das Herz schwer gemacht, mit ihren Versprechungen und drohenden Reden.� �Und wei� Mr. Rowe da� die Fremden da gewesen?� Mitonare l�chelte fast wieder wie in alter Zeit und sagte schmunzelnd: �Ob er es wei�; und Mord und Blut hat er vom Himmel heruntergebeten f�r die -- die G�tzendiener -- und der Himmel blieb blau� setzte er unheimlich lachend hinzu -- �und dann kamen die anderen M�nner und sprachen vom lieben Gott, den sie ganz genau kennen wollten und der ihr bester Freund sein sollte, und riefen auch wieder einen Feuerregen von Pech und Schwefel nieder auf die H�upter ihrer Gegner -- und der Himmel blieb _blau_!� So scharf und grell stie� er dabei das letzte Wort aus, da� die kleine Sadie, die bis jetzt ruhig und unbeachtet am Boden gespielt, erschreckt in die H�he fuhr und einen leisen Schrei ausstie�. Bruder Ezra drehte sich rasch danach um und das Kind kaum am Boden erblickend, warf er, mit Mi�achtung jedes Unfalls, den Hut von sich auf die Erde, fiel neben dem noch immer furchtsam zu ihm emporschauenden Kinde auf die Knie nieder und rief mit, vor innerer R�hrung fast erstickter aber auch jubelnder, jauchzender Stimme: �~Iti iti Pudenia, iti iti aiu, potii.~�[B] [B] Kleine kleine Pudenia, kleines, kleines Herzchen, mein kleines M�dchen. Und die Kleine, die ihn erst staunend betrachtet hatte, streckte die H�ndchen nach ihm aus und lachte ihm entgegen, und der gute kleine Mitonare griff sie auf, nahm sie auf den Arm und sprang jauchzend mit ihr im Zimmer umher, bis ihn das hinten wie w�thend �ber solches Betragen schlenkernde Buch zum Einhalten zwang, so sehr sie sich Beide dar�ber freuten. Jetzt hatte er aber auch, mit dem Kind, Alles vergessen, was ihn bis dahin gedr�ckt oder weh gethan, und das M�dchen nur herzend, das sich wunderbarer Weise Alles von ihm gefallen lie�, was er mit ihr vornehmen mochte, als ob es gewu�t h�tte da� ihr von _dem_ Manne sicher nichts Uebeles drohe, plauderte er mit ihr das tollste wildeste Zeug, nannte sie bei allen Schmeichelnamen und fing endlich sogar an mit ihr in seinem gebrochenen Englisch, von dem er aber in den letzten Jahren noch viel mehr vergessen als dazu gelernt hatte, zu schwatzen und lachen und Geschichten zu erz�hlen aus Bibel und Heidenzeit, von Meer und Land, wie es ihm durch den Sinn zuckte, dem lieben l�chelnden Kind gegen�ber. Und Sadie stand daneben, die linke Hand auf den Tisch gest�tzt und mit der rechten in den Locken des Kindes spielend und seinen Scheitel streichend, w�hrend die kleine Sadie jauchzte und lachte �ber den neuen wunderlichen Spielgef�hrten, ihre Aermchen um seinen Nacken legte und ihn an den steifen Hemdkragen und Halstuchspitzen zupfte. Und Mitonare lie� sich das Alles ruhig gefallen, und hatte tausend und tausend Fragen und Liebkosungen f�r das Kind. �Und wie lange bleibst Du auf Tahiti, Mitonare?� sagte da Sadie -- �hast Du auch Atiu verlassen, und willst nicht wieder zur�ckkehren nach dem lieben Land?� Da wurde der kleine Mann pl�tzlich ernsthaft, setzte das Kind, das ihn noch gar nicht lassen wollte nieder auf den Boden und sagte, recht herzhaft mit dem Kopfe sch�ttelnd und einen scheuen Blick nach der Th�r werfend: �W�r' es auf mich angekommen, h�tt' ich die Insel nicht verlassen mein Lebelang, au�er Dich hier, Pudenia, vielleicht einmal wieder aufzusuchen und -- wenn es anging, zur�ckzuholen zu Deinen alten Lieblingsstellen; aber es ist jetzt eine schlimme Zeit -- die Leute sind irre geworden an ihrem Gott und mit _Gewalt_ wollen sie die Liebe bringen, und mit Blut den Glauben begie�en, da� er wachse und gedeihe.� �Aber ich verstehe Dich nicht� sagte Sadie. �Sie haben was vor hier auf Tahiti!� fuhr der Bruder Ezra leise fort, als ob er sich f�rchte irgend ein Geheimni� zu verrathen, �was es ist, wei� ich noch nicht, aber die Bibelstellen die Vater Rowe gepredigt riechen nach Blut. Die Beretanis haben Kriegsschiffe hier, wie ich sehe, aber die Wi-Wis sind auch nicht m��ig, und vorgestern waren zwei gro�e Schiffe auf Atiu in Sicht, von denen Raiteo behauptet, da� sie den ~Feranis~ geh�rten und viel Kanonen an Bord h�tten mit Pulver und schweren Kugeln.� �Und was k�nnen unbewaffnete Menschen dagegen thun?� frug Sadie wehm�thig mit dem Kopfe sch�ttelnd. �Unbewaffnete, _Nichts_� erwiederte Bruder Ezra rasch, �aber Bewaffnete desto mehr; Bibeln waren _nicht_ in den Kisten, die sie vom Bord desselben Wallfischf�ngers, der jetzt, wenn mich nicht Alles t�uscht, hier im Hafen liegt, in Atiu an Bord und zu sicheren Verstecken in die Berge schafften.� �Die Missionaire werden nie die Hand reichen zu Gewalt und Blutvergie�en� rief Sadie. �Wenn ich 'was nicht sehen mag, dreh' ich den Kopf weg,� sagte der Mitonare trocken -- �es giebt Leute genug �berall, die, einen Dollar zu verdienen, leicht ein schlechtes Werk thun, wie viel eher denn nicht ein gutes -- ihre Landsleute mit Waffen zu versehen, da� sie sich selbst besch�tzen k�nnen.� �Du nanntest erst Raiteo, Mitonare?� frug Sadie -- �wie geht es ihm und was treibt er jetzt -- ist er ein besserer Mensch geworden?� -- �Was er in diesem Augenblicke treibt wei� ich wahrlich nicht�, sagte der kleine Mann finster, �aber als ich kam stand er drau�en auf Posten, und ging dann mit dem ehrw�rdigen Bruder Rowe in die Stadt zur�ck; -- ist nicht das erste Mal da� sie in einem Joche ziehn.� �Raiteo hier auf Tahiti?� rief Sadie erstaunt. �Raiteo Mitonare� erwiederte Bruder Ezra trocken. �Mitonare? -- Raiteo? der seinen Vater verrathen w�rde um ein St�ck Kattun zu verdienen oder ein St�ck Geld?� �Raiteo Mitonare� best�tigte aber auf das Bestimmteste der kleine Mann und setzte, langsam dabei mit dem Kopfe nickend hinzu -- �Menschen sind einmal b�s, und dann wieder gut -- Raiteo hat seine S�nden eingesehen und ist frommer Mann geworden -- aber tr�gt noch keine Hosen� f�gte er, trotz aller Unbequemlichkeit, doch mit einem gewissen Grad von Eifersucht hinzu; �hat noch sein Lendentuch und seine nackten Beine und blo�en Kopf -- und nur am Sabbath in der Kirche einen Frack -- kann nicht gut ohne Frack in die Kirche kommen.� �Raiteo Mitonare� wiederholte aber wiederum Sadie, die sich noch immer nicht von ihrem Erstaunen erholen konnte -- �und das auf Atiu -- wo sie ihn kennen.� Bruder Ezra verneinte das aber. Auf Atiu eigentlich nicht, der Wahrheit die Ehre zu geben, denn wenn auch sein frommer christlicher Sinn dort gerade bei ihm zum Durchbruch gekommen, habe doch auch Manches wieder, gerade in der Erinnerung der Bewohner der Insel, gegen ihn gesprochen und Bruder Rowe, der sich von seiner wirklichen Sinnes�nderung �berzeugt, h�tte ihn eben nur mitgenommen, um ihn vielleicht mit bei der, in den n�chsten Tagen zu haltenden Versammlung von �Kirchen�ltesten� zu wissen und dann auf irgend eine der Nachbarinseln, auf denen er nicht gerade pers�nlich bekannt sei, zu versetzen. Sadie blickte erstaunt auf den kleinen Mann, denn eine wunderbare Ver�nderung war jedenfalls in dessen ganzem inneren Wesen vorgegangen. Er, der noch vor wenigen Jahren jedem Wort von den Lippen der Missionaire in frommer, furchtsamer Scheu gelauscht, und weit eher an seiner eigenen Existenz, als an der Wahrheit ihrer S�tze und Glaubensformeln gezweifelt h�tte, sprach jetzt, selbst von dem strengsten ihrer Schaar, gleichg�ltig; ja Sadie konnte sich �ber den Ausdruck in seinen Z�gen und Worten nicht l�nger t�uschen, fast ironisch, und das bittere L�cheln das um seine Lippen spielte mochte der _Furcht_ noch den Platz g�nnen, aber strafte die Ehrfurcht L�gen. Bruder Ezra schaute noch eine Zeit lang gerade vor sich nieder, er f�hlte da� Sadiens Blick auf ihm haftete -- da� sie die Ver�nderung entdeckt die in ihm vorgegangen, und scheute sich auch gerade ihr vielleicht das zu gestehen, was in ihm arbeitete -- was ihm den Schlaf raubte und den Frieden und ihn manchmal wie eine furchtbare S�nde dr�ckte und doch auch wieder mit jedem Tage, in seiner n�chsten Umgebung selbst, die neue Nahrung fand. Als er aber einmal scheu und fl�chtig den Blick zu ihr aufschlug, und die z�rtliche, liebende Angst sah die aus diesen treuen Augen leuchtete, da mochte es ihm wohl durch das Herz zucken, da� sie -- seine Pu-de-ni-a, sein liebes liebes Kind das er gehegt und gepflegt und wie einen Augapfel gewahrt -- ja das zu ihm bis jetzt mehr wie zu einem zweiten Vater als einem Freunde aufgesehen, Schlimmes -- Schlimmeres von ihm denken k�nne als er ertragen mochte, und in _der_ Furcht die Hand bittend gegen sie ausstreckend sagte er leise: �Mitonare ist kein b�ser Mensch geworden, Pu-de-ni-a; er liebt seinen Gott und -- thut auch -- thut Alles was in der Bibel steht aber -- andere M�nner, M�nner die auch sagten da� sie der liebe Gott geschickt -- sind zu ihm gekommen und haben ihm, wo er in Verzweiflung war, Trost gebracht -- wo er weinte, seine Thr�nen getrocknet, wo er unschl�ssig stand, einen neuen Pfad gezeigt und -- wenn er sich auch bis jetzt noch nicht getraute den neuen Pfad zu wandeln -- hat er doch bis jetzt --� Er stockte, als ob er sich nicht mehr getraue weiter zu reden, und Sadie fuhr langsam und traurig seine Hand ergreifend fort: �Den alten Pfad seiner Religion verlassen und nur die �u�ere Form beibehalten, seinen Gott damit zu t�uschen.� �Aita Pudenia, aita� -- rief aber der kleine Mann da rasch und �ngstlich vielleicht, weil er die Wahrheit wenigstens eines Theils des Vorwurfs f�hlte -- �nein Kind, nicht meinethalben bin ich wankend geworden im rechten Pfad, nein die Mitonares selber tragen die Schuld, die einander anfeinden und schimpfen, und Heiden- und G�tzenanbeter nennen, w�hrend sie Alle allein behaupten, den rechten und auch alleinigen Glauben zu haben, dessen Feinde Gott mit seiner Rache heimsuchen und von der Erde vertilgen m�sse. Was mir aber am Herzen nagte, das Schicksal von altem Mann Vater -- von der _Mutter_, die noch gar Nichts von einem anderen Glauben gewu�t, ja ihn kaum nennen geh�rt, und die nun doch rettungslos sollten verloren sein und verdammt, das that mir weh, und als der andere Priester kam und mir die Aussicht stellte, ich k�nne durch flei�iges Beten und frommen Wandel ihre Seligkeit auch gewinnen, von dem allbarmherzigen Gott, und als Bruder Aue dagegen donnerte mit allen Waffen der heiligen Schrift, da zuckte und zog es mir im Herz, und b�se Gedanken stiegen auf in mir, und lie�en mich nicht rasten und ruhn, und jetzt wei� ich nicht -- hat der Eine recht und sind sie unrettbar verdammt zu ewigem Feuer, oder der Andere und ich begehe eine entsetzliche S�nde, wenn ich mein Leben dann nicht ihrer Rettung weihe wo ich die Mittel dazu vielleicht in H�nden habe. Armer Mitonare� setzte er dann traurig hinzu -- �ist recht b�s daran, soll anderen Kanakas den Glauben bringen und wei� selber nicht -- Und wenn der alte Mann nun doch am Ende recht h�tte.� �Was f�r ein alter Mann, Mitonare?� frug Sadie erstaunt. Bruder Ezra aber hob rasch und erschreckt den Finger an die Lippen und sich scheu umsehend, sagte er langsam und vorsichtig: �Pst -- Pudenia, pst, das war ein wunderbarer, furchtbarer alter Mann und er kam und ging in einem Sturm.� �Und was that er bei Euch auf Atiu?� �Wie er sagte kam er von den Inseln zu Leew�rts, Handel zu treiben und Cocos�l und Perlmutterschaalen einzukaufen in seinen kleinen Cutter, aber er sprach furchtbare Sachen und mich schauderts wenn ich daran denke -- wenn ich dar�ber nachsinne.� �Aber was sprach er so Entsetzliches?� dr�ngte die Frau. �Pu-de-ni-a,� sagte da Mitonare, der Frage jetzt noch ausweichend, oder sie durch eine andere beantwortend -- �hast Du schon einmal an einem Abgrund -- am �u�ersten Rand einer schwindelnden H�he gestanden, und ist Dir da nicht das Gef�hl gekommen, als ob Du hinunterspringen m�chtest in die Tiefe, da� Du den Platz nur schnell verlassen mu�test in Furcht und Grauen?� Sadie nickte, noch in der Erinnerung schaudernd. �Siehst Du, _so_ war es mir, wenn ich den Worten des alten wei�en Mannes lauschte,� fl�sterte der kleine Indianer und nickte still vor sich hin. �Er trug einen langen wei�en spitzen Bart, und die kleinen blitzenden Augen lagen wie zwei gl�hende Kohlen unter den buschigen Brauen -- Sein ganzes Gesicht hing dabei in dichten Falten, die kein Alter mehr erkennen lie�en auf der Haut, und er mu�te _sehr_ alt sein, denn er hatte die Welt gesehn von dem Theil wo das Wasser zu Stein wird in grimmiger K�lte, bis zu wo die Sonne Abends in ihr Lager sinkt, und er sprach von Gott und den Sternen als ob er da oben zu Hause geh�re und zwischen den Sternen gewandelt h�tte wie in einem Garten.� �Aber er glaubte an Gott?� frug Sadie leise und scheu. �Er hatte denselben Namen daf�r wie wir -- Jehovah,� sagte der kleine Mitonare, �aber er verleugnete� -- setzte er leise, fast fl�sternd hinzu -- �er verleugnete den Heiland.� �G�tiger Gott!� �Er leugnete Jesus Christus� best�tigte da Mitonare �und mir lief's wie Fieberfrost durch die Adern, als ich mit ihm allein in dem stillen Haus sa� und der Weststurm um das Dach heulte, da� die flackernden Oelflammen hoch aufschlugen in rother Gluth, und der magere alte b�rtige Mann mir von dem Heiland erz�hlte der nur ein Mensch gewesen sei wie wir Alle -- aber ein guter Mensch, und von seinen Neidern und den reichen Leuten, die f�rchteten da� er durch seine Reden das Volk gegen sie aufwiegeln w�rde, an das Kreuz geschlagen wurde, da elendiglich umzukommen.� �Er verleugnete Gottes Sohn,� sagte Sadie schaudernd. �Ja, und er trieb Spott �ber Alles, was selbst die Wi-Wis f�r heilig halten� nickte der Kleine �und doch, doch lauschte ich ihm gern, denn sein Gott war ein Gott der Liebe und der Gnade, und alle Menschen waren seine Kinder, _alle, alle_ nahm er auf zu sich, Kanakas und Wei�e, Beretanis und Feranis, wenn sie gut und redlich lebten und seinem Worte folgten; und mein Vater und meine Mutter -- ach Pudenia es war wohl recht s�ndhaft da� ich seinen Worten so gerne horchte -- aber mein Vater und meine Mutter waren auch eingegangen zu seiner Herrlichkeit, wenn sie nicht sonst recht schlechte und b�se Menschen gewesen. Seit der Zeit nun sind meine Gedanken nicht mehr mein eigen� fuhr der kleine Mann tr�bselig fort; �seit der Zeit h�rm' ich mich und gr�m' ich mich und mache mir Sorge und Kummer, und Nachts kommt der B�se und lockt mich mit seinen Schmeichelt�nen, und am Tag seh ich, wo ich auch bin, den Alten neben mir, wie er sich den Bart streicht und mit den scharfen abgesto�enen Worten mir doch Trost und Hoffnung in die Seele gie�t. Seit dem Tag ist der kleine Mitonare ein anderer verzweifelter Mensch geworden, der mit dem dicken Gebetbuch in der Tasche heruml�uft, und nicht den Muth hat hineinzusehen, dem das Blut in den Adern gerinnt wenn er an den zornigen Gott denkt, wie ihn die wei�en Mitonares lehren, und der demselben Gott doch immer wieder, und trotz allen Schilderungen zu F��en fallen, und ihn Vater, Jehovah nennen m�chte, wie ein Kind seinen eigenen Vater ruft, den es nicht f�rchtet, aber von Herzen, recht von Herzen liebt.� �Du armer, armer Mitonare� sagte da Sadie mit ihrer weichen Stimme, mitleidig des alten kleinen Mannes Hand ergreifend, und sie leise streichelnd; �bete Du armes gepr�ftes Herz, bete recht aus tiefster Seele zu Deinem Heiland da� er Dich f�hren und sch�tzen m�ge auf Deiner Bahn, und den rechten Pfad durch Nacht zum Licht -- bete da� er Dir die Wahrheit zeige zu Seinem Preis, und Dich eingehn l��t zu Seiner Herrlichkeit. Aber verzage nicht, f�rchte Dich nicht, denn gerade in der tiefsten Noth ist er Dir ja auch am n�chsten und h�rt die Stimme Seines Kindes die zu ihm ruft, und die Hand ausstreckt nach ihm, um Schutz und H�lfe.� �Was ist _das_?� sagte da pl�tzlich der Mitonare, dessen Blick in tiefem schmerzlichem Sinnen hinausschweifte �ber die See, und der jetzt das Boot eines Kriegsschiffes, von acht Matrosen gerudert, um die n�chste Landspitze kommen und gerade auf das Haus zu halten sah. Hinten am Heck wehte die franz�sische Flagge. �Ein Boot der Feranis� sagte Sadie ruhig, �das wahrscheinlich nach Papara hinunter will und sich dicht an der K�ste, des ruhigen Wassers wegen h�lt -- sie kommen oft hier vor�ber.� �Dann h�tten sie die Korallenspitze vermeiden m�ssen, die jetzt zwischen ihnen und dem Fahrwasser der Binnenriffe liegt� sagte der Mitonare, der mit einem Blick den Charakter der Bai �berschaut hatte, und jetzt aufmerksamer als vorher hin�berblickte. �Sie k�nnen nur hierherwollen, wie auch ihr Bug zeigt, oder sie m��ten die ganze Strecke wieder zur�ck. Hinten neben dem steuernden Mann sitzen zwei Officiere der Wi-Wis und neben ihnen --� �Heiliger Gott -- neben ihnen _liegt_ Jemand auf der Bank� rief aber auch in diesem Augenblick Sadie in Todesangst, der die b�se Ahnung, die ihr den ganzen Morgen die Brust erf�llt, mit m�chtiger Kraft zur�ck zum Herzen dr�ngte -- �Ren�!� �Ren�?� rief Bruder Ezra erschreckt -- �was hat der tollk�pfige Wi-Wi wieder angestellt, da� ihn die eigenen Landsleute gefangen haben sollten? -- aber das Boot dreht doch vielleicht ab von hier --� Sadie antwortete ihm nicht -- in sprachloser Angst und Erwartung hing ihr Blick an dem rasch n�her kommenden Fahrzeug, das von den elastischen Rudern getrieben rauschend durch die Wellen sch�umte -- schon glaubte sie die Z�ge des Officiers zu erkennen, der hinten lehnte und auch sie war jetzt von den im Boote Befindlichen erkannt worden. Die auf dem Sitz liegende Gestalt richtete sich halb empor und winkte her�ber, und mit lautem Aufschrei flog sie hinaus an den Strand, flog, ihre Europ�ischen Kleider vergessend, hinein in die klare Fluth dem Boot entgegen, denn darin lag, bleich und blutend, wenn er auch freundlich jetzt her�berwinkte -- ihr Gatte -- lag Ren�. Im n�chsten Moment scho� das Boot heran, die Matrosen der Backbordseite warfen ihre Riemen mit einem Schlag empor und Bertrands Hand streckte sich dem armen Weib entgegen, dessen stierer und entsetzter Blick nur an dem bleichen Antlitz des Verwundeten hing. In demselben Moment fast ber�hrte das Boot den Strand, und ein Theil der Matrosen sprang �ber Bord ihn an Land zu tragen. �Aber Sadie� fl�sterte Ren� halb vorwurfsvoll, halb verlegen der jungen Frau die Hand hin�berreichend -- �was machst Du f�r tolle Streiche, wildes M�dchen?� �Du bist verwundet� war Alles was die Frau in fast athemloser Angst �ber die Lippen bringen konnte. �Unsinn� lachte aber dieser, �eben nur die Haut geritzt, und _hergehn_ h�tt' ich k�nnen, h�tte nicht Bertrand hier in �bergro�er Besorgni� darauf bestanden mich her zu _fahren_.� �Die Wunde ist unbedeutend, Madame� best�tigte aber auch jetzt der junge Officier, der an Land gesprungen war und eine fast unwillk�rliche Bewegung machte die junge Frau hinauf und zum Haus zur�ckzuf�hren, wohin jetzt vier kr�ftige Matrosen auf einer der Boot Doften den Verwundeten trugen. Sadie aber lie� des Gatten Hand nicht los und w�hrend sie sich �ngstlich an ihn schmiegte, fuhr der junge Officier fort: �Ich f�rchtete nur eine m�gliche Entz�ndung, wenn er den langen Weg in der Sonnenhitze h�tte zu Fu� zur�cklegen sollen; wenige Tage werden ihn wieder hergestellt haben.� �Aber was ist geschehn, um des Heilands Willen� bat Sadie. Bertrand bi� sich auf die Lippen und Ren� sagte finster: �Nichts von Bedeutung Kind; ein doppelter Aderla� einer neckischen G�ttin zum Opfer gebracht -- das Fleisch heilt bald -- aber -- wer ist das da dr�ben? -- Mi-to-na-re? -- bei Allem was da lebt -- in Hosen und Str�mpfen -- Mitonare� und dem kleinen, auf ihn zueilenden Mann die Hand entgegenreichend sch�ttelte er sie fest und herzlich und -- wandte den Kopf zur Seite, denn gerade in diesem Augenblick traf ihn die Erinnerung an Atiu wie ein Stich in's Leben, und trieb ihm das Wasser hinauf in die Augen, das er den Seeleuten bergen wollte. �B�ser Wi-Wi!� rief aber auch jetzt der kleine Missionair wieder in seinem tollsten Englischen Kauderwelsch, das er mit dem Europ�er glaubte sprechen zu m�ssen, �~aita maitai~ -- macht ~ole manni~ viel Sorge -- leichtsinniger Kopf der in dicken Bambus f�hrt und durchwill -- l��t kleine Pu-de-ni-a zu Haus und kommt nachher angefahren, blutig und bla� und jagt ihr den Todesschreck in die Glieder, da� sie auch krank wird und stirbt.� �Pu-de-ni-a!� sagte leise Ren� und dr�ckte die Hand des treuen Weibes, die in der seinen ruhte, �und Du lieber wackerer Freund,� wandte er sich dann pl�tzlich im reinsten Tahitisch zu dem, dar�ber aufs Aeu�erste erstaunten Mitonare �wo kommst Du her, was treibst Du, wie geht es Dir? -- und willst Du bei uns bleiben jetzt auf Tahiti?� Ehe aber der Mitonare die rasch hintereinander an ihn gerichteten Fragen beantworten konnte, verbot der mitgekommene Schiffsarzt jede weitere Aufregung, bis er die, allerdings nicht gef�hrliche aber in einem hei�en Klima doch immer zu beachtende Wunde erst nochmals untersucht und wieder verbunden h�tte. Vor allen Dingen m�sse der Verwundete in ein k�hles Zimmer geschafft werden, dort die n�thige Pflege zu finden. Sadie besorgte das Alles mit zitternder Hast, h�ufte Matte auf Matte, ihm ein k�hles und weiches Lager zu bieten, und wechselte erst ihre eigenen, durchn��ten Kleider, als sie den Gatten mit allem versorgt, was ihre liebende Hand f�r ihn bereiten konnte. Die Wunde war allerdings nicht gef�hrlich, ja nicht einmal bedeutend, und die Kugel ihm eben nur durch den oberen Theil des Armes dicht an der Schulter durchgegangen, ohne den Knochen weiter zu verletzen, Blutverlust und Ermattung hatten ihn aber doch ersch�pft und als der zweite Verband mit Sadiens H�lfe angelegt war, fiel der Leidende in einen sanften aber festen Schlaf, in dem ihn der Arzt nicht gest�rt haben wollte, und selbst Sadie bat das Zimmer zu verlassen. Nur Mataoti mu�te bei ihm zur�ckbleiben, um zu rufen sobald er wieder erwachen w�rde. Am Strande lag unterdessen das Boot schon wieder zur Abfahrt ger�stet, und Bertrand wollte eben Abschied nehmen von Sadie, an Bord zur�ckzukehren, als diese seinen Arm ergriff und ihn mit leiser, aber dringender Stimme bat, ihr die Ursache der Verwundung anzugeben, die sie mit peinlicher Angst, sie wisse selber eigentlich nicht recht, warum? erf�lle. Der junge Mann z�gerte erst verlegen mit der Antwort, aber er f�hlte auch, wie er ihr dieselbe eigentlich nicht verweigern durfte, und erz�hlte ihr jetzt mit so kurzen und schonenden Worten als m�glich, wie jener Officier, nach den gestrigen Vorg�ngen, nicht umhin gekonnt habe, Europ�ischen Begriffen von Ehre nach, Ren� zu fordern, und wie sie sich heut Morgen, unfern der Stadt mit ihren Secundanten getroffen und geschossen h�tten. Rodolphe, sein Gegner, habe zuerst gefehlt und eine leichte Streifwunde bekommen, aber dann hartn�ckig darauf bestanden den zweiten Schu� zu thun. Die Secundanten konnten ihm den nicht weigern und von beiden, ziemlich zugleich gefeuerten Kugeln sei Ren� in die Schulter, Rodolphe durch die Brust getroffen. Der Gegner lebe zwar noch, aber die Wunde sei ziemlich gef�hrlich; Ren� habe �brigens f�r seine Sicherheit nicht das Mindeste zu bef�rchten, setzte er rasch hinzu, denn selbst im ungl�cklichsten Fall stehe er gerechtfertigt da. Er hatte nichts Anderes gethan als sich vertheidigt. Sadie wurde todtenbleich -- ihr Gatte verwundet, vielleicht ein M�rder -- ihrethalben, mit dieser Last auf seiner Seele, und zugleich der irdischen Gerechtigkeit f�r blutige That verfallen, denn mit Entsetzen dachte sie daran, wie gerade jetzt die englischen Schiffe die Obermacht im Hafen h�tten und kaum einen Fall vor�bergehn lassen w�rden, einen aus dem ihnen feindlichen Stamm zu Rechenschaft zu ziehen vor ihr Gericht. Bertrand sch�ttelte aber bei der laut gewordenen Besorgni� lachend mit dem Kopf. �Die englische Herrschaft ist vorbei� rief er, trotzig den Kopf emporwerfend; �Gro�britannien erkennt das Franz�sische Protectorat an, und zieht seine Schiffe zur�ck -- ja noch mehr, in der N�he einer der Nachbar-Inseln sind schon zwei Franz�sische Kriegsschiffe -- jedenfalls ~Du Petit Thouars~ mit seiner Flotte im Aufkreuzen gesehen worden, und die Tricolore herrscht von jetzt an auf Tahiti.� �Zwei franz�sische Schiffe sind gesehen worden? -- und von wem habt Ihr die Nachricht?� frug Sadie rasch, und ein Gedanke an Raiteo durchblitzte ihr Hirn. �Kleine Fahrzeuge kreuzen her�ber und hin�ber� antwortete der Officier -- �wir haben �berall unsere W�chter; aber sehn Sie Madame da� ich recht hatte? -- dort �ber den Riffen drau�en segelt der Talbot vor dem Wind, diese K�sten zu verlassen, und ha -- dort kommt auch der Vindictive, schwerf�llig seine weiten Segel entfaltend. Halt meine Burschen -- Ruhe bis wir drau�en in See sind,� unterbrach er sich rasch, dem eben ausgebrochenen Jubelruf seiner Leute zu wehren -- �der Kranke schl�ft und Ihr d�rft ihn nicht wecken durch Euer Hurrah. Doch jetzt auch nach Papetee zur�ck, denn wir werden dort alle H�nde voll zu thun bekommen, und heute Abend, wenn es geht, komm' ich einen Sprung her�ber, mich nach dem Befinden unseres lieben Kranken zu erkundigen. So Adieu Madame, auf ein froheres Wiedersehen�, und sich freundlich gegen sie neigend sprang er auf den Rand des hinangezogenen Bootes und hinein, wo der Arzt schon seinen Sitz wieder eingenommen hatte, die Leute liefen damit hinaus in tieferes Wasser, folgend, sobald sie das schwanke, scharfgebaute Fahrzeug flott f�hlten, und wenige Minuten sp�ter zischte und pre�te der Bug wieder gegen die crystallene Fluth an, sie in leichten Kr�uselwellen zur Seite werfend, der n�chsten Landspitze zu, um die es bald darauf verschwand. �Was sagte der Wi-Wi von den Schiffen da drau�en?� frug aber jetzt der Mitonare, der dem ihm unverst�ndlichen Gespr�ch besonders so erstaunt gelauscht, weil seine kleine Pudenia die fremde ihm unbegreifliche Sprache so gel�ufig sprach, und dem dabei die zwei gro�en Schiffe die jetzt erst in Sicht gekommen und augenscheinlich von der Insel fortsegelten, ebenfalls aufgefallen waren. �Es sind die Englischen Kriegsschiffe, die den Hafen verlassen� sagte Sadie. �Den Hafen _verlassen_?� wiederholte erstaunt der kleine Mann -- �und Bruder Aue hat uns davon ganz andere Geschichten erz�hlt -- puh, puh, und die Wi-Wis kommen mit gro�en Schiffen angesegelt -- b�se Sachen, b�se Sachen -- wo bleibt da _unser_ Gott?� Sadie h�rte gar nicht was er sprach -- vor ihrem inneren Auge lag der verwundete Gatte, lag sein blutendes Opfer, und w�hrend die hellen Thr�nen ihr still und schwer die Wangen niedertr�uften, murmelte sie mit leiser, schmerzerf�llter Stimme: �Verloren -- verloren -- Gl�ck und Frieden dahin -- oh armer armer Vater Osborne, wie gut da� Du still und ruhig in der k�hlen Erde liegst -- wenn nicht der fr�here Gram -- der Tag h�tte Dein treues Herz gebrochen.� �Ja, Vater ~O-no-so-no~,� seufzte der kleine Mann, seinen Hut wieder ergreifend und aufsetzend, unter dem das breite, dunkle, gutm�thige Gesicht gar so komisch und widernat�rlich aussah -- �Vater ~O-no-so-no~ war ein guter Mann, und w�ren sie alle so gewesen wie er -- Aber ich mu� in die Stadt hin�ber,� unterbrach er sich selbst, �denn die Versammlung soll heut' Morgen sein und Mitonare Ezra und Mitonare Raiteo sind von Atiu geschickt und sollen keine Wi-Wis haben wollen. ~Gu-bei~ Pudenia, ~gu-bei~ -- Nach der Versammlung kommt Mitonare wieder hierher zur�ck und bleibt bei tollen Wi-Wi, bis er gesund ist und bei kleine Pudenia ~iti iti~ --� Damit wandte er sich und verlie� den Garten; das schwere Gebetbuch aber in dem langen schmalen Frackzipfel fing wieder an zu schlenkern, und er nahm den Zipfel bed�chtig in den linken Arm und verfolgte langsam seinen Weg, ohne sich weiter umzusehen. Und Sadie schaute ihm schwer aufseufzend nach, als sie die kleine komische in so entsetzliche Kleiderformen gezw�ngte Gestalt den Weg hinabgehen sah, und daran dachte was f�r ein einfach nat�rliches Herz unter den unnat�rlichen Stoffen schlage; aber der Ernst des Augenblicks wandte ihre Gedanken bald wieder dem ab, und dem Gatten zu, und nur wenige Minuten sp�ter sa� sie am Bett des Schlafenden, ihr Kind auf dem Schoos, den Schlummer des Kranken bewachend und von seiner fieberhei�en Stirn Mosquito und Fliege fern zu halten. Auch nach Aumama hatte sie hin�bergeschickt, ihr beizustehn, wenn sie irgend einer H�lfe bed�rftig sein sollte; Aumama war aber fr�h am Morgen nach Hause zur�ckgekehrt, und hatte ihre Kinder geweckt und mit fortgenommen, Niemand wu�te wohin; Lef�vre war ebenfalls nirgends zu sehen und zu finden, und das Nachbarhaus lag wie ausgestorben. Capitel 2. Pomare und ~Du Petit Thouars~. Papetee war in furchtbarer Aufregung; schon am fr�hen Morgen liefen dumpfe Ger�chte durch den kleinen Ort, die Englischen Kriegsschiffe machten sich zum Auslaufen fertig und ganz in der N�he w�re daf�r schon ~La Reine Blanche~, mit dem gef�rchteten Admiral ~Du Petit Thouars~ an Bord, gesehen worden, deren Kanonen jetzt aufs Neue das kleine H�ufchen Protestantischer Christen preisgegeben sein w�rde. Die Capitaine der beiden Englischen Fahrzeuge waren am vergangenen Tag lange Zeit an Land und der Capitain des Talbot sogar mehrere Stunden mit dem zur�ckgekehrten Englischen Consul und fr�heren Missionair Pritchard zusammen gewesen, und dieser also allein konnte wirkliche Aufkl�rung �ber das sonst unbegreifliche Zur�ckziehn der Englischen Streitmacht geben. Zu dessen Haus str�mte nun auch die Masse, Erkl�rung fordernd, wo die britische H�lfe, der britische Schutz bliebe, der ihnen den Uebergriffen der Franzosen gegen�ber so fest war versprochen worden -- offene Erkl�rung, was der nach England gesandte Missionair dort ausgerichtet, und welchen Beistand die K�nigin von England der in ihren Rechten gekr�nkten Pomare zugesichert und zugesagt habe. Mr. Pritchard tr�stete sie mit dem Beistand Gottes, der die Seinen nicht zu Schanden werden lasse, und berief eine Versammlung der Geistlichen von Papetee, die n�chsten und n�thigsten Schritte zu berathen, falls eine Franz�sische Flotte Tahiti wirklich aufs Neue heimsuchen w�rde. Dar�ber sollten sie aber nicht lange in Zweifel bleiben, nur wenige Tage sp�ter lief allerdings wieder ein kleines Englisches Kriegsschiff, eine sogenannte ~catch~ von nur 200 Tons ein, aber nur um die anderen Schiffe abzul�sen und sich ruhig und ohne weitere Demonstration in der Bai vor Anker zu legen (es war der ~Basilisk~) und bald danach wurden von den H�hen Schiffe signalisirt, die auf Tahiti zuhielten. Zwei zusammen kreuzende Segel erschienen in Sicht, und die Angst vor der ~Reine blanche~ gab dem gr��ten der Schiffe schon lange ihren Namen, ehe nur Takelage und Bau des Fahrzeuges so weit erkennbar wurden, den schlimmsten Verdacht zu best�tigen. Am anderen Morgen ankerten die Kriegsschiffe in der Bai von Papetee, von ihrem Heck flatterten die franz�sischen Nationalfarben und das Echo der Berge gab den donnernden Eisengru� der Fremden dumpf und grollend zur�ck, wie z�rnend, die ungebetenen G�ste auf's Neue in seiner N�he zu wissen. Herzlicher gemeint waren aber die Freudensalven der ~Jeanne d'Arc~, die den in so trotziger St�rke einlaufenden Landsleuten entgegenjubelten. -- Ihre Lage, von den Englischen Schiffen �berwacht, war ihnen schon lange eine dr�ckende ja unertr�gliche geworden, noch dazu da ein Theil des Volks schon bei mancher Gelegenheit -- ob dazu aufgereizt oder nicht -- die Feranis suchte f�hlen zu lassen, da� man weder ihren Gott noch ihre Regierung wolle und sich unter dem Schutz der Beretanis sicher genug f�hle, ihren Uebergriffen nun etwa trotzen zu k�nnen. Der von England zur�ckkehrende Consul und Missionair hatte dabei in seiner zuversichtlichen Haltung ihren schlimmsten Bef�rchtungen noch eine Art von Best�tigung gegeben, und die Mannschaft der ~Jeanne d'Arc~ ersehnte unter solchen Umst�nden den Augenblick, wo sie den Befehl zum R�ckzug erhalten w�rde, die schon halb occupirten Inseln wieder ihrem fr�heren Oberherrn, oder vielmehr der Herrschaft der Missionaire zu �berlassen. Welchen Unterschied hatten da die letzten wenigen Tage hervorgerufen; die stolzen Englischen Fregatten, die bis jetzt die Interessen der Tahitischen K�nigin �berwacht, lie�en den Feind derselben, der schon �fter die Hand nach dem ganzen Reiche ausgestreckt, und nur immer die vielleicht b�sen Folgen zu gierigen Zulangens gef�rchtet, jetzt im ruhigen unbestrittenen Besitz der ganzen Inseln, und w�hrend die Missionaire in Best�rzung und Zorn gerade die Schiffe in dem entscheidenden Moment absegeln sahen, deren Feuerschl�nde sie als von England gesandt proklamirt hatten, den wahren Glauben wie seine Vertreter zu sch�tzen, wagten sie es noch nicht einmal den Tahitiern den ganzen Umfang ihrer Bef�rchtungen mitzutheilen, und von ihnen ausgehend lief bald darauf das beruhigende Ger�cht durch Papetee: die Engl�nder seien blos ausgesegelt die Marquesas-Inseln ebenfalls von dem Druck des Franz�sischen Joches zu befreien, und wenige Wochen sp�ter w�rden sie mit Verst�rkung zur�ckkehren die Macht der Christlichen Protestantischen Kirche, wenn es sein m��te, mit Gewalt der Waffen aufrecht zu erhalten. -- Es war das ihre letzte Hoffnung. Mi�trauisch beobachtete vor allen Andern Aimata, die K�nigin dieser Inseln, die Bewegungen der Feranis, die sie nun schon seit einer Reihe von Jahren als ihre Feinde hatte kennen lernen, und das stolze Blut der Pomaren scho� ihr zornig in die Schl�fe, als sie die Banner Frankreichs wieder so keck und trotzig in der Brise flattern sah, und den Kanonendonner h�rte, der gr��end dem Feind aus ihrer eigenen Bai entgegenschallte. Sie stand an dem Fenster ihres, ziemlich in Europ�ischem Geschmack eingerichteten und mit einer Masse von Putz und Geschenken ausgestatteten oder besser �berf�llten Hauses, die hei�e Stirne fest gegen die Glasscheibe gepre�t und der ehrw�rdige Mr. Pritchard ging mit auf der Brust fest zusammengeschlagenen Armen in dem Gemach auf und ab, und blieb nur manchmal an dem zweiten Fenster stehen, die Bewegungen der eben eingekommenen Schiffe zu beobachten, aber ohne ein Wort zu sprechen sein oder der K�nigin Nachdenken im Mindesten zu st�ren. Die Fenster dr�hnten dabei von den gewaltigen Saluten der bewaffneten Schiffe und die lockeren Scheiben klapperten und klirrten in ihren Rahmen. Auf dem einen Tisch, entrollt und �ber einem Globus, einem Kaffeeservice, mehreren Blumenvasen und einigen geschmackvoll eingebundenen englischen Bilderb�chern lag die Tahitische rothe Flagge mit dem einzelnen wei�en Stern, und oben �ber demselben mit einer goldenen von Palmzweigen umgebenen Krone frisch hineingestickt. �Das sind nun Euere Versprechungen!� sagte die K�nigin endlich nach langer Pause, sich halb gegen den Missionair der zugleich die Stelle eines Englischen Consuls versah, herumdrehend -- �das ist Euer Prahlen von dem Schutz der m�chtigen Beretanis -- des m�chtigen Gottes der Wei�en -- Weit drau�en in Lee schwimmen die Schiffe die man mir �ber und �ber erz�hlt da� sie mich und mein Volk besch�tzen sollten, und mitten in meinem Reich darf mir der stolze landgierige Ferani die eigene Flagge trotzig entgegenhissen, und unter dem Schutz seiner Kanonen vielleicht neue Erpressungen fordern -- wie kann ich sie jetzt ihm weigern?� �Er _darf_ nicht weiter gehn als er bis jetzt gegangen ist� entgegnete finster der Missionair -- �die neue Flagge hier, mit dem Emblem der Majest�t wird ihm beweisen, welche Anspr�che Pomares England unterst�tzt, und mit dem ganzen Volk gegen sich, und dem Bewu�tsein da� Englische Kriegsschiffe in dieser See kreuzen und jeden Tag wieder einlaufen k�nnen in die Bai, deren Bewohner sie durch die Bande der Religion und Freundschaft verpflichtet sind zu sch�tzen, ist ~Du Petit Thouars~ zu klug einen trostlosen Feldzug zu er�ffnen, der den Zorn und die schwere Hand eines m�chtigen Volkes auf ihn und den Thron der ihn besch�tzen w�rde, herabziehn k�nnte.� �Und wer sch�tzt mein armes Volk _jetzt_ vor ihren Kugeln, wenn ich die Flagge hisse und ihren Zorn reize?� frug Pomare. �Du bist hier K�nigin� sagte der Missionair ernst und feierlich, �wie Englands K�nigin daheim ihr Banner kann wehen lassen �ber dem Schlo� das sie bewohnt, ein Zeichen ihrer k�niglichen Gegenwart, so steht dasselbe Recht _Dir_ zu, in Deinem Reich; der Franke _darf_ es Dir nicht wehren, wenn er auch m�chte, und ich m��te mich sehr t�uschen, wenn er, nach dem Vorhergegangenen, nicht sogar klug genug w�re schon das Aufhissen dieser Flagge mit einer Salve seiner Kanonen zu ehren. Die Franzosen sind h�flich� -- setzte er trocken hinzu, �wenn man ihnen auch sonst gerade nichts Gutes nachsagen kann.� Pomare sah ihn forschend an -- ihre Fahne, durch Kanonensch�sse der gef�rchteten Feranis geehrt -- der Gedanke hatte einen unsagbaren Reiz f�r sie, und ihre weibliche Eitelkeit griff danach, so sehr sie auch noch kurze Zeit vorher einem so entschiedenen Schritt entgegen gewesen sein mochte. �Und Du hissest zugleich die Englische Flagge vor _Deinem_ Haus?� frug sie rasch, des Priesters Arm ergreifend. �Als Gru� der K�niglich Tahitischen in jedem Fall� erwiederte der Missionair -- �ich bin sogar dem Amt nach, das ich vertrete, dazu verpflichtet.� �So sei es -- gut!� rief die K�nigin und ein eigenes L�cheln belebte ihre sch�nen, sprechenden Z�ge und gab dem raschen ausdrucksvollen Blick einen h�heren Glanz. �Der Wi-Wi soll mir die Krone gr��en m�ssen, die er nicht ber�hren darf, und Dein Gott mag mir jetzt beweisen ob er, wie Ihr uns oft erz�hlt, mit Wohlgefallen auf diese Inseln niederschaut, deren Bewohner ihre alten G�tter und Gesetze in den Staub geworfen haben, das Kreuz des Heilands aufzurichten, und seinen Namen zu ehren, oder ob er gleichg�ltig die Erfolge betrachtet, die sein Wort hier auf Erden hat, dem G�tzendienst des anderen Volkes gegen�ber. Ruf mir die H�uptlinge die schon den ganzen Morgen drau�en gewi� ungeduldig meiner Befehle harren -- ich _will_ K�nigin sein, und eine K�nigin wie sie �ber dem gro�en Wasser dr�ben auf der Insel Deines Vaterlandes herrscht, nicht ein Spott nur und Fratzenbild aus einem Spiel der Areois, dem jeder fremde Freibeuter die Krone abnehmen und besp�tteln darf.� �Und Du wirst sehn, Pomare, da� Du Nichts zu f�rchten hast,� sagte der Geistliche -- �in Deinem Reiche darf keine fremde Macht die Hand an Deine Flagge legen, die Zugest�ndnisse zu denen man Dich zwang sind ung�ltig, eben _weil_ sie erzwungen waren, und Dein Volk ist stark und m�chtig in der Begeisterung des Herrn, selbst einem also gewappneten Feinde Trotz zu bieten, und ihn auf seine Schiffe mit blutigem Kopf zur�ckzuweisen. Ich schicke Dir die H�uptlinge, Deine Befehle zu erf�llen, und gehe selbst jetzt hin�ber in mein Haus, das k�nigliche Signal zu beantworten, sobald es in der Brise flattert. Indessen aber sei der Herr mit Dir in dieser Stunde und gebe Dir seinen Segen und Frieden in Jesu Christo.� Und freundlich seine H�nde gegen sie, wie zum Segen ausstreckend, blieb er einen Moment mit zum Himmel gerichteten Blicken stehen, und verlie� dann langsam das Gemach. Pomare, die sich dem Segen erst leise geneigt hatte blieb, als der ernste Mann ihr Zimmer verlassen, mit fest in beide H�nde gepre�ter Stirne stehen; ihr Busen wogte heftig, ihre ganze Gestalt zitterte vor innerer Aufregung, und sie bedurfte einer kurzen Zeit, ehe sie sich wieder vollst�ndig sammeln konnte. Kaum aber h�rte sie die Schritte der nahenden M�nner, als sie auch mit der Energie, die ihrem ganzen Wesen und Charakter eigenth�mlich war, jede Schw�che von sich absch�ttelte, und die Lippen fest aufeinander gebissen, wenn auch noch mit klopfenden Schl�fen, die H�uptlinge empfing, die rasch und ebenfalls in Aufregung, in ihrer Gegenwart erschienen. �Joranna Pomare� riefen Aonui und Potowai, �Joranna, und sch�tze Dich Gott in dem nahen Kampf.� �Dem nahen _Kampf_?� frug Pomare, erstaunt zu ihnen aufsehend, �wer spricht von einem Kampf?� �Der fromme Mann der Dich verlie� ermahnte uns standhaft auszuhalten selbst gegen die Uebermacht des Feindes drau�en� sagte Aonui, �und so mit Gott, was brauchen wir da irdische Waffen zu scheuen oder zu f�rchten.� �Hier ist von keinem Kampf die Rede� entgegnete Pomare ernst -- �nur unsere Landesflagge sollt Ihr aufziehen an meinem Haus -- ich will keinem Menschen B�ses, und unsere Religion ist eine Religion des Friedens und der Liebe -- sagt das den Leuten drau�en. Sie sollen keinen Zank anfangen mit den Feranis, sondern sie freundlich behandeln, und ihnen Alles verschaffen, was sie an Nahrungsmitteln brauchen -- Pomare hat keinen Zorn gegen sie und will in Frieden mit ihnen leben.� �In Frieden mit ihnen leben?� wiederholte kopfsch�ttelnd Potowai -- �das ist ein schweres Ding. Ein Frieden mit den Feranis ist wie der durchsichtige Stein den sie uns gebracht und in unsere H�user gesetzt haben, das Licht hineinzulassen, Du r�hrst ihn an und er bricht und splittert und verwundet die Hand, die sich freundlich, ohne Arges zu denken, nach ihm ausstreckt -- trau dem Ferani. Aber was thuts� -- setzte er rasch und freudig hinzu, die Fahne aufgreifend und die goldene Krone betrachtend, die von Cocosbl�ttern umgeben gar k�nstlich und zierlich von frommen wei�en Frauen gestickt war -- �wir haben die Bibel auf unserer Seite und unser gutes Recht, und zehntausend Mal lieber seh ich dabei den Tahitischen Stern im Winde flattern, als irgend ein anderes Tuch der weiten Welt. So mit Gott, und das Volk wird Dir zeigen, Pomare, wie dankbar es sein kann f�r diesen Beweis Deiner Liebe.� Und von dem frommen Aonui gefolgt verlie� er rasch das Haus, die Fahne an dem nahen Flaggenpfahl zu befestigen, um den sich inde� schon ein zahlreicher Volkshaufen, mehr aus Neugierde als die Wichtigkeit der Demonstration begreifend, versammelt hatte. Ja die meisten sahen eben nichts weiter darin, als eine sehr gew�hnliche Handlung, vielleicht sogar der Artigkeit gegen die Fremden, die ihre eigenen Flaggen wehen lie�en -- weshalb konnten sie nicht dasselbe mit der ihrigen thun? Noch ein Schiff war inde� in Sicht gekommen, und wie ein Theil der Tahitier es schon mit froher Zuversicht als eines der zur�ckkehrenden Englischen Kriegsschiffe ausrief, schwuren die einzeln zwischen den Eingebornen zerstreuten, meist Englischen oder Amerikanischen Matrosen, das Schiff habe so wenig Englischen Kiel unter sich, wie die im Hafen liegende ~Reine blanche~ oder ~Danae~ und trage so gut die Tricolore wie sie alle Beide. Unter der Masse bildeten sich denn auch bald einzelne Gruppen, die das f�r und gegen eifrig besprachen, und dabei, wenigstens die Eingebornen, mit einer Art von Stolz auf ihre stattliche Fahne blickten, die lustig im Winde hinauswehte, und nach den Schiffen hin�ber zu gr��en schien. Unser alter Bekannter, Bob Candy war unter ihnen und schien gewisserma�en eine Autorit�t, was die Natur des fremden, eben einsegelnden Schiffes betraf, auszu�ben, denn einestheils verstanden ihn nur wenige in seinen gebrochenen Tahitischen Ausdr�cken, und dann erkl�rten Andere wieder, die ein wenig die Englische Sprache gelernt hatten, da� er jedes Segel an Bord des Fremden erkenne, und wisse warum es da, und wo es gemacht sei; sein Sieg war auch vollkommen als die Fregatte endlich ihre Flagge zeigte und an ihrem Heck, wie an den anderen Kriegsfahrzeugen in der Bai, die gef�rchteten, jedenfalls geha�ten Franz�sischen Nationalfarben sichtbar wurden. �Segne mich!� sagte da aber Teraitane, der H�uptling, der sich der Gruppe eben zugesellt hatte, �uns hat der ehrw�rdige Bruder Mi-ti (Smith) immer gesagt, die Feranis h�tten nur ein einziges Kriegsschiff in ihrem ganzen Reich, und das schickten sie her bald so, bald so angemalt, und bald mit dem, bald mit jenem Namen, Geld zu erpressen, und jetzt liegen drei schon im Hafen und das vierte segelt eben ein, und eines immer gr��er als das andere -- der ehrw�rdige Bruder Mi-ti mu� getr�umt haben.� �Bruder Mi-ti tr�umt aber gew�hnlich mit den Augen offen� bemerkte Bob, trocken; �merkw�rdig kluge Erz�hlungen die sich die Leute machen, nur da� die Farbe abgeht, wenn sie na� werden. Die Feranis k�nnten eine ganze Woche hintereinander jeden Tag vier andere Kriegscanoes herschicken, und behielten immer noch so viel zu Hause.� W�hrend sich die Eingeborenen, denen ein Anderer das von Bob gesagte �bersetzte, um diesen dr�ngten, der unwillkommenen M�hr von der Macht eines Feindes zu lauschen, der ihnen bis jetzt eher als unbedeutend geschildert war, hatte die ~Reine blanche~ mit dem neu einkommenden Fahrzeug rasch Signale gewechselt, aber die erwartete und von der K�nigin erhoffte Begr��ung ihrer Flagge, der gegen�ber jetzt, von dem Pritchard-Haus, die Englische wehte, blieb aus, und die Kriegsschiffe lagen still und ernst in der Bai -- ob Freund ob Feind -- erst die Zukunft sollte das entscheiden. Von der ~Reine blanche~ kam jetzt ein Boot ab, mit der wehenden Tricolore am Heck, und hielt, von sechzehn Riemen pfeilschnell �ber die spiegelglatte Fluth dahergetrieben, gerade dem Hause Pomarens zu, vor dem sich eine Masse Volk jedes Geschlechts, wie jeder Farbe fast, versammelt hatte. Der im Stern des Bootes sitzende Officier war aber ~Du Petit Thouars~ selber und ehe nur Einzelne der Umstehenden ihn, von seinem fr�heren Besuch noch in der Erinnerung, erkannt hatten, sprang er an Land, rief dem ihn begleitenden Officier einige Worte zu und schritt dann, allein und unangemeldet, rasch dem Hause zu, vor dessen Schwelle die mit der Krone gezierte Flagge der Pomaren stolz ausflatterte. Einen Augenblick blieb er daneben stehn, und es war fast, als ob ein sp�ttisches L�cheln um seine Mundwinkel zuckte, als er zu dem flatternden Banner hinaufschaute, und den Blick von da zu den Englischen Farben schweifen lie� -- wenn so, ging das aber eben so rasch vor�ber als es gekommen, und mit fl�chtigen Schritten sprang er die wenigen Stufen zu der Verandah der K�nigin empor. Die Einanas, im Vorzimmer, wollten ihm freilich den Eintritt weigern, eine aber erkannte ihn wieder und eilte mit dem Schreckensruf zu ihrer Herrin, denn ~Du Petit Thouars~ war, ob verdient oder unverdient, der Popanz der Inseln geworden, mit dem man die Kinder furchtsam machte und die M�dchen. Pomare erschrak -- was wollte der Befehlshaber der Kriegsschiffe da drau�en von ihr, da� er, ohne angemeldet, ohne um f�rmliche Audienz einzukommen, wie das �blich gewesen war von jeher, das ihr von den Missionairen und Consuln eingepr�gte, und f�r unumg�nglich n�thig geschilderte Ceremoniell soweit au�er Augen setzte, sie allein aufzusuchen. Einen Augenblick stand sie unschl�ssig und z�gernd da; aber sie h�rte schon die lachende Stimme des Franz�sischen Befehlshabers dicht vor ihrer Th�r, wie er sich, durch die ihm den Weg versperrenden M�dchen Bahn zu brechen suchte mit scherzhafter Gewalt, vielleicht nicht einmal b�se �ber den Widerstand. �Ruf mir den ehrw�rdigen Bruder Pi-ri-ta-ti�[C] sagte sie da schnell, und das M�dchen �ffnete kaum die Th�r, dem Befehl Folge zu leisten, als der Admiral auch, �ngstlich von den Frauen Pomares umstanden, auf der Schwelle erschien, und den Hut abziehend mit, Pomaren entgegengestreckter Hand ihr sein freundliches Joranna entgegenrief. [C] Pritchard. �Joranna Peti-Tua� sagte die K�nigin ernst, ihm die Hand nicht versagend, aber immer noch in einer eigenen Mischung von beleidigter Eitelkeit und Verlegenheit zu ihm aufschauend -- �bringst Du mir Frieden oder Krieg jetzt, in Deinen gro�en Schiffen mit denen Du die Bai f�llst, und bist Du den weiten Weg noch einmal hergekommen, eine arme schwache Frau zu kr�nken, oder hat Dich Dein K�nig geschickt mit freundlichem Wort, und ist das Joranna treu gemeint und nicht blos wie ein Hauch von den Lippen?� �Ich bringe Dir Frieden, Pomare,� sagte ~Du Petit Thouars~ freundlich, und hielt die Hand die sie ihm gereicht, immer noch in der seinen -- �Frieden und Freundschaft, wenn Du eben nicht selber trotzig das Alles von Dir weist und mich f�rmlich dazu zwingst Dir weh zu thun -- und das wirst Du hoffentlich nicht.� �Du willst wieder Geld von mir haben auf Deine Schiffe zu nehmen?� sagte Pomare rasch und mi�trauisch -- �aber ich habe Nichts mehr -- das letzte was ich hatte haben die Missionaire von mir bekommen, ungl�ckliche Heiden in Australien und Afrika zu bekehren.� Der Admiral bi� sich die Unterlippe und ein leichtes, halb verlegenes L�cheln zuckte �ber seine Z�ge. �Nein� sagte er endlich nach kleiner Pause, �Du irrst, Pomare, und ich verzeihe Dir gern Deine Unerfahrenheit in solchen Dingen; ich will auch Nichts von Dir haben, als was Du uns freiwillig schon gegeben hast -- nur nichts _nehmen_ m�cht' ich mir lassen, und deshalb komme ich her. Noch aber liegt das Alles zwischen uns Beiden, und ich hoffe wir werden es mit wenigen Worten auch leicht und freundlich l�sen. Ich meine es gut mit Dir Pomare, und m�chte Dich nicht kr�nken noch betr�ben.� �Das ist eine lange Vorrede zu einem freundlichen Wort� sagte Pomare, den herzlichen Worten des Feranis immer noch mi�trauend. �So will ich denn kurz zur Sache kommen� sagte der Admiral und seinen Hut auf den Tisch, zwischen den Wirrwarr von wunderlichen staubbedeckten Sachen, Globen und Servicen, Zeugen und Spielereien legend, warf er sich selber in den n�chsten Stuhl und fuhr, das rechte Bein �ber das linke legend, und die H�nde dar�ber faltend ernster fort: �Ich brauche Dir nicht erst die w�hrend meiner Abwesenheit passirten Vorg�nge ins Ged�chtni� zur�ckzurufen -- eine Rotte unn�tzes Volk, wie ich gern glauben will, mit Priestern und weggelaufenen Matrosen an der Spitze, denen der Henker daran liegt ob Krieg ob Frieden hier auf den Inseln ist, und welche Folgen ein so un�berlegter th�richter Schritt f�r Dich und das Land mit sich f�hren k�nnte, haben die Franz�sische Flagge beleidigt und die Vertr�ge gebrochen, die Du selber mit uns eingegangen bist. Die R�misch-katholischen Priester sind wieder klagbar geworden -- bitte la� mich erst ausreden und h�re Alles was ich Dir zu sagen habe -- sie behaupten wieder in ihren Rechten gekr�nkt zu sein und viel Schaden durch das willk�rliche und widerrechtliche Benehmen der Protestantischen Geistlichen erlitten zu haben; aber ich will annehmen, Pomare, da� Dir jene Vorg�nge selber leid thun, und Du sie nur nicht hindern konntest. Ich will Alles vergessen und vergeben, und ich verlange nicht einmal eine Entschuldigung von Dir f�r das Vorgefallene, aber Du mu�t mir dann auch beweisen da� es Dir _jetzt_ wenigstens Ernst ist Se. Majest�t, den K�nig von Frankreich zum Freund zu behalten und nicht in starrem Trotz die Hand von Dir zu schleudern, die Dir den Frieden bringt.� �Und _was_ verlangst Du?� frug Pomare ungeduldig, �denn etwas _willst_ Du doch von mir, das f�hl' ich klar.� �Du sollst nur den Vertrag halten den Du eingegangen� sagte der Admiral ernst, �Du sollst, mit einem Wort, das Franz�sische Protektorat anerkennen, dessen Annahme Du selber, wie Deine ersten H�uptlinge, unterschrieben, und dem zu Folge Du den bunten Schmuck auch in der vor Deinem Hause wehenden Flagge, die selbstst�ndige Krone, wegnehmen mu�t, die Dir nicht geb�hrt.� �Wem anders, wenn nicht mir?� rief Pomare aber jetzt gereizt, und das Blut scho� ihr in vollem Strom in Stirn und Schl�fe -- �wem anders, stolzer Ferani, als der eingeborenen K�nigin dieses Landes?� �Bah, bah� sagte der Officier kopfsch�ttelnd und mit zusammengezogenen Brauen, �das sind Redensarten, die Dich Deine frommen Missionaire gelehrt haben, und sie h�tten, beil�ufig gesagt, etwas gescheuteres thun k�nnen. Du verkennst Deinen Rang, Pomare, denn es ist bei Gott ein Unterschied zwischen der ~Pomare wahine~ einer kleinen Insel, und der F�rstin eines m�chtigen Reiches, im alten Vaterland; wenn man Dir also das nicht fr�her klar gemacht hat, geschah es nur Deine Eitelkeit nicht in einer Sache zu kr�nken, auf die eigentlich damals nicht viel ankam. Anders wird das jedoch, wenn Du _unter_ dem Schutz eines anderen Staates stehst, dessen Oberherrschaft Du selber anerkannt; dann geb�hrt Dir die Krone nicht mehr, noch dazu wenn Du Dich in solchen falschen Anspr�chen von einer uns feindlichen Macht unterst�tzen l��t, wie das Wehen der Englischen Flagge da dr�ben beweist, und ich mu� Dich bitten, Deinetwegen bitten, sie selber und in aller Stille wieder nieder und nicht wieder aufzuziehn -- es soll mir das ein Zeichen sein, da� Du meinen vern�nftigen und ruhigen Vorstellungen Geh�r gegeben, und nicht wie fr�her mit dem starren Weibestrotz einer Unm�glichkeit die Stirne bieten willst.� �Die K�nigin Viktoria hat ebenfalls ihre Fahne mit der Krone wehn und Niemand darf es ihr verwehren,� rief Pomare, der Argumente ihres Geistlichen gedenkend. �Ach, Kinderspiel,� sagte ~Du Petit Thouars~, �rgerlich den Kopf her�ber und hin�ber werfend -- �was haben wir hier mit der K�nigin Viktoria zu thun -- sie ist m�chtig genug sich selbst zu sch�tzen, und hat das Recht eine Krone zu f�hren! -- Wer �berhaupt hat Dich auf den tollen Einfall gebracht, der Dir nichts n�tzt und Dich nur wieder in Fatalit�ten bringen kann, Dich mit der K�nigin Viktoria zu vergleichen?� �Peti Tua� erwiederte Pomare gereizt -- �es sind auch noch andere Europ�er auf der Insel, die wissen was sich f�r eine K�nigin schickt -- w�rest Du allein da, m��te ich Dir glauben.� Wieder pre�te der Admiral seine Unterlippe zwischen die Z�hne und mit einem leise gemurmelten Fluch zischte er: �Dacht' ich's mir doch, da� die Schwarzr�cke in ihrem Uebermuth wieder die Hand dabei im Spiel gehabt� und er sprang auf und ging ein paar Mal, mit auf den R�cken gelegten H�nden rasch im Zimmer auf und nieder; dann aber, wie sich besinnend, strich er sich �ber die Stirn, blieb einen Augenblick, still vor sich niedersehend stehn, und ging dann pl�tzlich, mit freundlicherem Ausdruck in den Z�gen auf Pomare zu, ergriff mit der Linken ihre Rechte und mit dem Zeigefinger der Rechten ihr Kinn in die H�he hebend sagte er l�chelnd, ja fast herzlich: �Sei vern�nftig, Pomare, und horche dies eine Mal nur auf den Rath eines Mannes der, trotz allem was sie Dir m�gen dagegen gesagt haben, es wirklich gut mit Dir meint. Sieh die Depeschen sind schon in Frankreich angekommen, nach denen Dein Reich unter dem Protektorate meines K�nigs steht, und ich _d�rfte_ dem nicht mehr zuwider handeln, wenn ich wirklich wollte. Traue auch nicht alle dem, was Dir die Englischen Priester sagen; Du hast schon oft gefunden, da� sie sich irrten. Sie wollen nur Macht hier im Land gewinnen und die Alleinherrschaft haben, und wir Franzosen passen ja doch wahrhaftig besser zu Euch wie die Kopfh�nger.� In diesem Augenblick �ffnete sich leise die Th�r, Pomare entzog dem Admiral rasch ihre Hand und trat einen Schritt von ihm zur�ck, und eine der Einanas meldete, den Kopf zur Th�r hereinsteckend, den �boda Piritati� der drau�en st�nde und die K�nigin zu sprechen w�nsche. �Schick ihn fort, ~wahine~� rief aber ~Du Petit Thouars~ �rgerlich -- �wir haben hier wichtige, _weltliche_ Dinge zu reden und brauchen den Pfaffen nicht -- schick ihn fort� -- �Ich habe ihn rufen lassen� entgegnete Pomare, w�hrend das M�dchen unschl�ssig erst auf den direkten Befehl ihrer Herrin wartete, �auch ist er nicht allein ein Mitonare, sondern ebenfalls der Consul der Beretanis.� �Ein Zwitterding� erwiederte der Franzose, �ich habe mit ihm weder als das eine noch andere etwas zu schaffen; schick ihn fort, oder _ich_ gehe, und Du hast Dir die Folgen dann selber zuzuschreiben.� �Er wird warten, denn ich mu� mit ihm sprechen� sagte Pomare, �und weiter hast Du mir ja doch nichts mehr zu sagen.� �Nichts mehr zu sagen?� rief der Admiral erstaunt -- �Frau das ist gerade genug, denn es betrifft Dein ganzes Reich --� �Du darfst es mir nicht nehmen,� rief die K�nigin und ihre Augen blitzten -- �Piritati hat mir selber gesagt, da� mich England besch�tzen wird gegen meine Feinde.� �Gebe Gott da� Du nur Deine Feinde erkennen lerntest� warnte sie, mit gehobenem Finger, der Franzose, �aber meine Zeit ist gemessen, so antworte mir denn, wenn Du dem Freundesrath nicht folgen _willst_, einfach auf meine Frage, und sage mir ob Du Dich dem, was ich jetzt von Dir noch Auge in Auge verlange, f�gen willst oder nicht.� �Und was ist das, in klaren einfachen Worten?� frug Pomare. �Einfach die Anerkennung unseres Vertrags,� entgegnete ~Du Petit Thouars~, �und zum Zeichen ziehst Du die Flagge mit der Krone nieder, und hissest die Tricolore, die ich im Boot f�r Dich mitgebracht.� �Nie im Leben!� rief Pomare, und stampfte mit dem Fu� den Boden. �Du zwingst mich denn Deine Flagge mit Gewalt zu streichen und Frankreichs Banner daf�r aufzupflanzen -- bedenke Pomare da� von dem Augenblick, wo das durch _meine_ Hand geschieht, Du aufgeh�rt hast zu regieren, denn das Land steht dann nicht mehr nur unter Frankreichs Schutz, nein es ist _erobert_, und der Sieger verf�gt dar�ber wie es ihm gut d�nkt.� �Ich verstehe nicht, was Du mit den fremden Worten willst,� entgegnete finster Pomare, �aber Du darfst mir mein Land nicht nehmen; die Englischen Schiffe leiden es nicht.� �Wer Dir _das_ sagt ist Dein Feind� entgegnete rasch der Admiral -- �denke an mich, Pomare, und was ich Dir gerathen; aber meine Zeit ist auch verflossen und ich f�rchte fast nutzlos, denn der Missionair wird Dir das Kreuz wieder vorhalten und mit der Bibel drohen.� �Ich lasse mir nicht drohen� rief die K�nigin. �Ich habe Dich darum _gebeten_, Pomare� sagte, noch einmal zu ihr tretend, mit leiser ged�mpfter Stimme der Admiral, �Deinethalben gebeten, weil ich Dich achte und liebe und Dir Dein kleines sch�nes Reich nicht rauben, Deine Macht hier nicht mit einem Schlage vernichten m�chte; _zwinge_ mich nicht dazu, nimm die Fahne mit dem unn�tzen Schmuck, der Dir nur Verderben bringt, nieder und ziehe meines Landes Farben auf, und Du bleibst was Du bist, wenn nicht unbeschr�nkt, doch K�nigin dieses Landes.� �Und wenn nicht?� �Trotzkopf� murmelte der Franzose �rgerlich sich auf dem Absatz herumdrehend -- �so nimm denn die Folgen. Und doch geb' ich Dir noch Zeit zum Nachdenken bis morgen fr�h,� setzte er nach kurzem Sinnen hinzu -- ��berleg' es Dir wohl und handle danach, und Gott leite Dich, da� Du den rechten Weg gehst; wenn aber nach dem Morgenschu� nicht die Tricolore von Deinem Hause weht, dann komm' ich nicht mehr zu Dir hin�ber, sondern schicke Dir rauheren Besuch, und Du hast die Folgen Dir selber zuzuschreiben.� Und damit rasch das Zimmer verlassend, rannte er fast gegen den Missionair, der gerade im Begriff schien es zu betreten. Mr. Pritchard gr��te ihn, und machte eine Bewegung, als ob er ihn anreden wolle, der Franz�sische Admiral war aber keineswegs in einer Stimmung sich mit ihm einzulassen, ber�hrte einfach seinen Hut, und ging mit raschen Schritten wieder der Landung zu, wo indessen seine Leute, von den Indianern umlagert, doch dem gemessenen Befehl nach nicht den mindesten Verkehr mit diesen haltend, das Boot weit genug vom Strand abgesto�en hatten flott, und au�er Verbindung mit dem Ufer zu bleiben. Rasch griffen aber die Riemen wieder ins Wasser, als sie ihren Vorgesetzten zur�ckkehren sahen -- ein kurzer Befehl und einer der Leute sprang mit einem vorn im Boote liegenden Pakete -- der zusammengerollten Franz�sischen Flagge -- die Uferbank hinauf, dem Hause Pomares zu, sie dort f�r die K�nigin dem ersten M�dchen gebend das er traf; wenige Minuten sp�ter kam er in raschem Lauf zur�ck, das Boot flog herum und schnitt wieder, zischend und sch�umend, wie ein verfolgter Fisch die Oberfl�che theilend, der ~Reine blanche~ entgegen, die in all ihrer dunklen furchtbaren Majest�t vielleicht eine Kabelsl�nge davon vor Anker lag. Capitel 3. Die Tahitische Flagge. Sadie hatte indessen gar tr�be, angsterf�llte Tage verlebt; Ren�s Wunde war allerdings nicht gef�hrlich, ja sogar viel leichter als sie im Anfang gef�rchtet, gewesen und heilte so rasch, da� er schon am n�chsten Tage wieder sein Lager verlassen und mit dem Arm in der Binde sich ziemlich frei umherbewegen konnte, aber Ren�s Gegner war an seiner Wunde gestorben, und so sehr sich auch Bertrand jetzt M�he gab, die Kunde dem Ohr der armen jungen Frau noch vorzuenthalten, brachte doch schwatzhafter Mund die Trauernachricht auch in ihre H�tte und f�llte ihr Herz mit unerme�lichem Weh. -- Ren� ein M�rder -- ihrethalben, und Alles was ihr der Geistliche erst vor wenigen Tagen von Schmach und S�nde und Gottes Zorn gesagt, traf ihr die Seele jetzt mit hundertfacher Kraft, und schrieb ihr den bitteren furchtbaren Vorwurf mit blutigen Z�gen tief in das angstgequ�lte Herz. -- Ren� ein M�rder -- Blut an der Hand, die sie in Gl�ck und Liebe tausendmal gek��t -- Blut an der Hand, in die sie die ihrige vor Gottes Altar einst gelegt. Heiliger Vater im Himmel, wie ihr das Nerv und Leben traf, und ihr das Blut fast starren machte in den Adern -- und Ren�? Als sie zu ihm st�rzte, sich an seinen Hals warf und ihn tr�sten wollte mit einem Herzen, dem jeder Trost gebrach, als sie da vor ihm auf die Knie fiel, und ihn nieder ziehn wollte zu sich, in br�nstigem Gebet Linderung zu finden f�r das Entsetzliche, und nur Thr�nen hatte in ihrem ersten furchtbaren Schmerz, nur Thr�nen die ihr Blut schienen wie sie ihr von den Wimpern niederbrannten -- da blieb er kalt. Das Blut hatte wohl seine Wangen verlassen bei der Nachricht, aber kein weiteres Zeichen, kein Muskel seines Angesichts verrieth da� er _f�hle_ was er gethan, und Sadie blickte in Schreck und Staunen zu ihm auf und suchte umsonst sein Herz zu seinem Gott zu wenden, dort Vergebung, dort Gnade zu erflehn vor dem Thron des Allliebenden den er schwer beleidigt ja mit Brudermord. �La� das, la� das Kind,� sagte er finster, sich ihrem Griff entziehend -- �das sind Sachen die Du nicht verstehst und deshalb nicht begreifen, nicht beurtheilen kannst.� �Du hast einen Menschen mit kaltem Blut get�dtet� weinte Sadie, ohne sich zu erheben -- �hast Abschied an dem Morgen von mir genommen und Deinem Kind -- hast uns gek��t und geliebkost, und bist mit ruhiger heiterer Stirn hinausgegangen einen Bruder zu ermorden.� �Sadie� bat Ren� sie jetzt leise und weicher als vorher, als er sah, welchen furchtbaren Eindruck die That auf sie machte, die nur in ihrem nackten Erfolg starr und gr��lich vor ihr stand, w�hrend sie die Triebfedern solcher Handlung in Europ�ischen Begriffen wurzelnd, in ihrem einfach reinen Sinn ja nicht verstehen _konnte_ -- �th�richtes Kind, hab' ich Dir denn nicht oft und oft von solchen Sitten aus meinem Vaterland erz�hlt, wie Mann gegen Mann empfangene Beleidigung nicht anders r�chen kann, als mit Pistole oder Degen? und zwang uns nicht Beide das Gesetz der Ehre zu solchem Kampf, selbst wenn wir Beide das Geschehene schon von ganzem Herzen bereut und gern vergessen h�tten?� �Ein Gesetz der Ehre erkanntest Du an,� klagte Sadie, �und verga�est das Gesetz Gottes -- nein, verga�est es nicht, sondern stie�est es mit F��en von Dir, Deine blutige, unheilvolle Bahn zu gehn -- oh Ren�, Ren�, Du hast meinen Frieden zerst�rt auf ewige Zeiten.� �Mach mir den Kopf nicht noch wilder mit solchen Reden� bat sie da, kurz abbrechend, Ren� -- �die Priester haben Dir all das tolle Zeug in's Hirn gesetzt, und Du wei�t recht gut, ich kann's nicht leiden, nicht ertragen.� �Oh da� Du die Stimme der Priester, die Stimme Gottes h�ren wolltest� klagte das arme Weib, die H�nde ringend und das Haupt gesenkt, starr und trostlos vor sich niedersehend -- �da� Dir Gottes Wort zum Herzen spr�che mit allgewaltigem Klang und Donnerton, Dich aufzuscheuchen vor Dir selber und Dir den Pfad zu zeigen, in all seinen Schrecken und seiner Finsterni�, dem Du mit starrem trotzigem Sinn entgegeneilen willst. Oh der ehrw�rdige Vater Rowe hatte ja recht als er mich mahnte, mit hei�en br�nstigen Worten mahnte, Dich zur�ckzuhalten von dem was Dir Verderben droht -- aber konnte ich es denn? -- ward mir armen schwachen Weibe denn die Kraft gegeben? ich kann nur beten f�r Dich, Ren�, und den Heiland bitten, Dich vor Dir selber zu sch�tzen und Geduld mit Dir zu haben in seiner Allbarmherzigkeit.� �Rowe?� sagte Ren� aufmerksam werdend und sah Sadie rasch und scharf an -- �was wei�t Du von dem Schleicher? -- ich will doch nicht hoffen, da� er meine Schwelle betreten?� �Er war hier� hauchte Sadie, unf�hig eine L�ge zu sagen, aber das Blut scho� ihr in Str�men in Stirn und Schl�fe. �Hier? -- und Du hast mir das bis jetzt verschwiegen?� -- rief Ren�, seinen erwachenden Aerger, �berdies schon gereizt, nur mit M�he b�ndigend -- �zum Teufel mit dem Burschen! was wollte er, was trieb ihn her?� �Die Sorge um mich� sagte leise Sadie -- �er war mein Lehrer in der Kindheit, und nimmt auch jetzt noch Theil an mir; und hat er nicht ein Recht dazu, seit Vater Osborne gestorben und dessen Sorge um meiner Seele Wohl auf ihn allein ja eigentlich doch �berging?� Ren� bi� sich auf die Lippen -- es dr�ngte ihn, seinem Zorn �ber den Mann den er alle Ursache hatte zu hassen, und dessen Charakter er nicht ganz ohne Grund bezweifelte, freien Lauf zu lassen, aber er f�hlte auch wie weh er der armen Frau dadurch thun w�rde, und nur die Stirn heftig mit der rechten Hand reibend, ging er einige Mal rasch im Zimmer auf und ab. Endlich aber blieb er neben Sadie, die noch immer in ihrer knieenden Stellung verharrte und das sorgenschwere Haupt an der Stuhllehne in den vorgehaltenen Arm st�tzte, stehn, und seine Hand auf ihre Stirn legend fl�sterte er mit freundlicher liebender Stimme: �Beruhige Dich, mein Herz; nicht so schwer lastet das Blut auf meiner Seele, da� ich Deinem Gott nicht noch frei und offen in's Auge schauen k�nnte. Ich bin mir nichts B�ses bewu�t, denn diese That f�llt nicht mir, sie f�llt der Gesellschaft zur Last die sie billigt, ja fordert -- Nichts hilft es dabei dem Einzelnen sich dagegen zu str�uben. Komm, schau wieder zu mir auf, mein herziges Lieb und la� die Grillen -- geschehene Dinge sind nicht mehr zu �ndern, und Du brauchst die Hand nicht zu f�rchten, die nur mein eigenes Leben vor dem Gegner sch�tzte.� Sadie schauderte und ihr Antlitz in den H�nden bergend fl�sterte sie: �Bete -- Ren� -- bete zu Gott da� er Dir die That vergeben m�ge und ich will mit Dir meine Stimme erheben zu dem H�chsten --� �Sadie� �Neige Dein Ohr Allm�chtiger� flehte die Frau, inbr�nstig seine Hand fassend und die Augen zur Decke erhebend, �verwirf mich nicht von Deinem Angesicht, und nimm Deinen heiligen Geist nicht von mir. -- Tr�ste mich wieder mit Deiner H�lfe und der freudige Geist enthalte mich -- denn ich will die Uebertreter Deine Wege lehren, da� sich die S�nder zu Dir bekehren. Errette mich von den Blutschulden Gott, der Du mein Gott und Heiland bist, da� meine Zunge Deine Gerechtigkeit r�hme.� �Komm, komm Sadie� sagte aber Ren� ihr leise doch entschlossen seine Hand entziehend, �das ist genug und ich bin des Lamentirens �berdr�ssig. Komm wieder zu Dir, da� man ein vern�nftig Wort mit Dir reden kann, ich will dann suchen Dich zu �berzeugen; bis dahin aber erlaube mir da� ich die frische Luft suche, einmal wieder frei aufzuathmen, denn mir ist schw�l und hei� geworden bei Deinen Reden.� Und den Hut aufgreifend verlie� er, ohne selbst weitern Abschied von ihr oder dem Kinde zu nehmen, rasch das Haus und schritt die Stra�e nach Papetee hinunter. Sadie verharrte noch eine lange Zeit in ihrer Stellung und betete hei� und br�nstig f�r den geliebten Mann; immer noch hoffte sie dabei da� Ren� zur�ck -- reuig zur�ckkehren w�rde, sich mit ihr am Thron des H�chsten niederzuwerfen, und Vergebung zu erflehn f�r das _Verbrechen_; aber er kam nicht, und die Angst um ihn trieb sie zuletzt empor und lie� ihr nicht Ruhe und Rast im Haus als sie von Mataoti erfuhr da� er den Weg nach Papetee eingeschlagen und dort ja, wenn man etwas gegen ihn beabsichtige, dem nach ihm ausgestreckten Arm der Gerechtigkeit gerade entgegen eile. Der Leichtsinnige kannte, achtete ja keine Gefahr, aber er hatte auch kein treueres Herz auf der Welt als sein Weib, �ber ihn zu wachen, und ihr Kind aufgreifend, das ihr l�chelnd und den Schmerz nicht ahnend der ihre Brust durchtobte, die Aermchen entgegenstreckte, eilte sie, die heute merkw�rdig belebte Stra�e vermeidend, zum Strand hinunter, machte mit H�lfe Mataotis das Canoe flott und glitt bald darauf, ihr Kind zu ihren F��en, den schlanken Kahn mit kr�ftigen Ruderschl�gen �ber die spiegelglatte Fluth treibend, dem nicht so fernen Hafen zu. Die Menschen aber, die heute die Broomroad entlang der Residenz ihrer K�nigin zudr�ngten, thaten das nicht blos aus Neugierde, die vielen fremden eingekommenen Schiffe anzustaunen, obgleich Neugierde sie doch gr��tentheils auf die Beine gebracht, nein sie wu�ten auch, da� sich in Papetee irgend eine Katastrophe ihrer Insel vorbereite, und wollten dessen Zeuge -- ja wie die Sache auslief, auch vielleicht Theilnehmer und Mitwirkende sein. Durch Mr. Pritchard n�mlich, oder Pomare selber, vielleicht auch durch die Einanas die wohl drau�en an der Th�r gehorcht, war der Inhalt der zwischen Pomare und ~Du Petit Thouars~ stattgehabten Unterredung bald, wenigstens in seinen Hauptbestandtheilen, in Papetee und der Umgegend bekannt geworden; man wu�te da� der Ferani verlangt hatte, die K�nigin solle die Landesflagge niederziehn und die Fahne des Feindes daf�r hissen, ja man behauptete jetzt sogar schon, er habe im Weigerungsfalle gedroht die Stadt zu beschie�en, was Einzelne der Furchtsamsten sogar bewog nach Dunkelwerden ihr bewegliches Eigenthum in den Wald und die Berge zu schaffen, den franz�sischen Kugeln au�er Bereich zu kommen. Nichtsdestoweniger hatte sich an dem, als zur Entscheidung bestimmten Morgen, schon mit Tagesanbruch eine Unmasse Volk gerade am Strand versammelt, w�hrend Neuankommende noch immer von den anderen Theilen der Insel herzustr�mten, und mit einer Art von scheuer Freude sahen die Tahitier ihre Landesflagge noch stolz und trotzig auf der alten Stelle wehn, und harrten jetzt erwartungsvoll des Resultats. Auch die Decks der fremden Kriegsschiffe, der Franz�sischen wie der Englischen Catch ~Basilisk~ die hier nat�rlich nur eine vollkommen beobachtende Stellung einnehmen konnte, waren von den Officieren wie der Mannschaft besetzt, die mit und ohne Telescope, von Quarterdeck und Back, von Wanten und Marsen aus die Augen fest auf die hier, als entscheidendes Zeichen bekannte Tahitische Flagge gerichtet hielten. Aber der Morgenschu� war vom Bord des Franz�sischen Admiralschiffs gefeuert worden, ohne da� irgend ein feindlicher Schritt gegen die Autorit�t des Landes, oder die Flagge geschehen w�re, denn der Admiral ~Du Petit Thouars~ hatte w�hrend der Nacht noch Gegenbefehl gegeben, und die Frist f�r Pomare bis zum Nachmittag verl�ngert. Er wollte der trotzk�pfigen Insulanerin jede nur m�gliche Zeit lassen ihm einen Schritt zu ersparen, den er au�erdem nach allem Vorhergegangenen wohl nicht mehr gut vermeiden konnte, zu dem er sich aber auch im Herzen nicht so ganz gerechtfertigt f�hlen mochte; wu�te er doch nicht einmal, wie er in Frankreich selber aufgenommen werden w�rde. Die K�nigin hatte den Tag �ber mehre Berathungen mit dem Englischen Consul sowohl, wie den anderen Missionairen. Mr. Pritchard fuhr ebenfalls an Bord des kleinen Englischen Kriegsschiffes, sehr wahrscheinlich den Capitain desselben zu einer Erkl�rung f�r ihre Sache zu bewegen. Die Flaggen blieben aber wehen, die Tahitische sowohl wie die Englische, trotzig der Tricolore entgegen, und ~Du Petit Thouars~ durfte zuletzt nicht l�nger zweifeln, da� es Pomare zum Aeu�ersten treiben wolle der Franz�sischen Macht zu trotzen, und den fr�heren Vertrag, als ihr in unw�rdiger Weise abgezwungen, zu verleugnen. Bis um vier Uhr Nachmittags war dieser letzte Termin ausgedehnt worden, und ein Theil des Volks hatte sich sogar schon wieder in der Zwischenzeit zerstreut, seine Mahlzeit einzunehmen oder seine Siesta zu halten, bis die entscheidende Stunde schlage. Kein Boot landete indessen von den Schiffen, kein Canoe verlie� das Ufer, zu ihnen mit Fr�chten oder anderen Handelsartikeln hinauszufahren, wie das die Eingeborenen bis jetzt immer sehr unbefangen, mochte das Schiff stammen woher und beabsichtigen was es wolle, gethan. Die Leute f�hlten da� jetzt keine Zeit zum Feilschen sei, wo die Matrosen vielleicht mit brennenden Lunten bei ihren Gesch�tzen st�nden. Die Sonne mochte den Zenith wohl schon zwei Stunden �berschritten haben, als Ren� die Stadt erreichte und im Anfang wirklich erstaunt �ber die Aufregung der Leute war, die sonst wahrlich nicht so leicht veranla�t werden konnten, sich in der Hitze des Tages am offenen Strand herumzutreiben, wo die Palmen- und Guiavenhaine rings umher so trefflichen Schatten boten; er hatte ~Du Petit Thouars~ sowohl wie Pomare schon fast vergessen. Die wehende Flagge der letzteren mahnte ihn aber wieder an das Drama, das sich hier entwickeln sollte, und die gesch�ftig hin und hergehenden Missionaire, die theils mit den verschiedenen Gruppen verkehrten, theils zwischen den H�usern Pomares wie einzelner H�uptlinge, oder auch den eigenen Wohnungen her�ber und hin�berwechselten, charakterisirten das Ganze deutlich genug. Die schwarzgekleideten bleichen M�nner, mit den gezwungen milden und doch heute so eilfertigen Z�gen konnten nicht dazu dienen Ren�s �berdies gereizte Stimmung zu bessern, oder freundlicher zu gestalten, und finster und schweigend erwiederte er ihren Gru�, wenn sie an ihm vor�berschritten, oder gar ein Gespr�ch mit ihm ankn�pfen wollten in ihrer Art. Gedanken- und ziellos schlenderte er so am Strande hin, die Arme auf der Brust ineinandergeschlagen, und den Hut fest und verdrossen in die Stirn gezogen, als er pl�tzlich von klarer wohlbekannter Stimme seinen Namen rufen h�rte, und aufschauend sich gerade vor Mr. Belards Hause fand, dessen Fenster eines breiten Hintergeb�udes diesen ganzen Theil des Strandes �berschauten, und von der Familie eingenommen waren, Zeugen der erwarteten Vorf�lle zu sein. Madame Belard selber hatte ihn gerufen aber er schrak f�rmlich zusammen, und f�hlte wie ihm das aufschie�ende Blut die Stirnadern zu sprengen drohte, als er dicht neben dem freundlichen Gesicht der jungen h�bschen Frau, die engelsch�nen l�chelnden Z�ge Susannens erkannte, die ebenfalls zu ihm niedergr��te. �Es freut uns herzlich, Monsieur Delavigne wieder so frisch und wohl zu sehen,� rief Madame Belard jetzt, als er in aller Ueberraschung und Verlegenheit nur eben fl�chtig gr��te und vor�berst�rzen wollte -- �aber hat er nicht einmal so viel Zeit einen Augenblick herauf zu kommen, und zu sehn wie es alten Freunden geht? Wenn Sie nicht andere Gesch�fte fortrufen, haben wir hier ein pr�chtiges Pl�tzchen f�r Sie das Schauspiel, einer friedlichen Insel Eroberung, mit anzusehn und Sie m�gen unser Begleiter sein, wenn sich die Erde hier in Franz�sischen Grund und Boden verwandelt.� �Und darf ich?� frug Ren�, und die Frage galt diesmal dem jungen M�dchen, das bis dahin nur l�chelnd zu ihm niedergeschaut und jetzt fr�hlich ausrief: �Wenn Sie sich nicht vor der Tochter Ihres fr�heren Capitains f�rchten -- ich w��te keinen anderen Grund weshalb nicht� -- und wenige Minuten sp�ter stand Ren� in dem kleinen Gemach an Susannens Seite, die Frauen zu begr��en. �Gro�er Gott, wie bleich sehn Sie aus� rief aber hier das junge M�dchen, als er ihr die Hand gereicht und das Blut, die erste unnat�rliche Aufregung vor�ber, wieder in seinen alten Canal zur�ckdr�ngte -- �Ihre Wunde ist noch nicht geheilt, und Sie haben sich zu sehr angestrengt -- guter Gott, Ihr Tollkopf wird Sie noch unter die Erde bringen.� �Und w�rden Sie mich betrauern?� frug Ren�, ihr forschend ins Auge schauend. Susanne err�thete, aber Madame Belard enthob sie einer Antwort, denn den jungen Mann dem Lichte zukehrend stimmte sie Susannen bei und erkl�rte, Monsieur Delavigne gleiche eher einem herumwandelnden Todten, als einem Lebenden, und je eher er sich setze und ein Glas Madeira trinke, desto besser sei es f�r ihn -- zu fr�h k�nne es aber gar nicht mehr geschehen, und ihre Schl�ssel aufgreifend, von denen sie den Kellerschl�ssel ihrer Indianischen Dienerschaft nicht anvertrauen durfte, verlie� sie rasch das Zimmer, die eben verordnete Arznei auch gleich selber zu holen und einzugeben, wie ein guter, sorgsamer Arzt. Susanne und Ren� waren allein, und der Letztere wollte sich eben mit seiner Wunde f�r sein, vielleicht unfreundlich scheinendes Betragen von vorhin entschuldigen, als diese f�r ihn selber sprach; die ungewohnte Anstrengung, da es das erste Mal gewesen war nach seiner Verwundung da� er einen solchen Marsch unternommen, die Aufregung zu Hause -- jetzt, und beide ach wie so verschiedener Art, wirkten zu heftig auf ihn -- er mu�te von dem rasch zuspringenden M�dchen unterst�tzt, zu einem Stuhl taumeln und mit einer Ohnmacht k�mpfend, deren Schleier er aber gl�cklich bezwang, st�tzte er das todtenbleiche Antlitz in die Hand, sich wieder zu sammeln, zu erholen. �Sie b�ser, b�ser Mann� fl�sterte das sch�ne M�dchen, ihr weiches Tuch rasch in kalt Wasser tauchend und um seine Stirn legend -- �was laufen Sie auch toll und wild in die Welt hinein, wenn Sie krank und elend sind -- weshalb hat Sie Ihre Sadie nur hinausgelassen?� Sadie -- Ren� athmete tief und schwer und seine Stirn fassend traf er der Jungfrau Hand, die dort das Tuch hielt und sie nicht wegziehn durfte wenn es nicht fallen sollte. Sie blieben wenige Secunden in dieser Stellung und Susanne fuhr wie best�rzt zur�ck, als sich die Th�r rasch �ffnete in der Madame Belard mit Flasche und Glas im Arm wieder erschien, und etwas erstaunt, ja erschreckt, das bleiche Antlitz ihres Gastes bemerkte. �Hallo, was ist hier vorgefallen,� rief sie halb lachend halb best�rzt, �werden die Herren ohnm�chtig und m�ssen ihnen die Damen beistehn? -- sch�ne verkehrte Welt das, aber meine Medicin ist da um so mehr am Platz. Hier Monsieur� fuhr sie fort, ihm ein volles Glas einschenkend, aber zugleich einen fl�chtigen Blick nach Susannen hin�berwerfend setzte sie neckend hinzu: �und die Dame da scheint mir auch ein Glas vertragen zu k�nnen, Ihr habt Euch Beide alterirt -- Wie steht es mit Ihrer Wunde, Delavigne?� �Besser -- gut� sagte er rasch. �Sie haben von Ihrem Gegner geh�rt?� frug Susanne leise. �Ja� hauchte Ren�. �Er hat es nicht anders haben wollen� beruhigte ihn aber die Franz�sin -- �w�re er mit der ersten Lektion zufrieden gewesen, so war die Sache abgemacht und Niemandem ein Schade geschehn -- es soll das siebente Duell gewesen sein, das er gehabt. Aber reden wir von etwas Angenehmerem� setzte sie rasch hinzu, �wissen Sie da� unsere junge Freundin Briefe von zu Haus, und noch zwei bis drei Monat Urlaub bekommen hat, auf Tahiti zu bleiben? -- der alte Seewolf mu� doch gar kein so �bler Mann sein.� �Und ist der Delaware gl�cklich zu Hause angekommen?� frug Ren� l�chelnd zu Susanne gewandt. �Oh schon lange� erwiederte Susanne, �und hat eine ausgezeichnete Reise gemacht� setzte sie dann mit komischem Ernst hinzu -- �Sie haben sich sehr im Lichte gestanden, Monsieur Delavigne, nicht an Bord geblieben zu sein. Sie k�nnten jetzt ihren Thran zu h�chst annehmbaren Preisen -- Papa hat mir einen Preis-Courant mitgeschickt, als ob ich f�r ihn Gesch�fte machen sollte -- an die Firma ~Bornholm Watts & Comp.~ verkaufen und h�tten noch immer Zeit genug �brig behalten sich zu einer neuen so romantischen Fahrt auf den Wallfischfang auszuruhen und zu r�sten. Sie werden mir zugeben da� Einem auf einer solchen Fahrt h�chst interessante Sachen begegnen k�nnen.� �Sie werden mir zugeben Mademoiselle, da� Sie grausam sind� sagte Ren� -- �Sie wissen nicht wie weh Sie mir gerade jetzt mit solchen Worten thun.� �Gerade _jetzt_?� frug Susanne erstaunt, aber sie wurden hier durch einen L�rm von der Stra�e unterbrochen, der sie alle drei rasch an das Fenster rief. Das Rufen und Schreien kam von der, nicht fernen Kirche her, wohin Bruder Dennis einen Theil seiner Gemeinde gezogen und in st�rmischer Predigt ihren Patriotismus, ja vielleicht ihren Fanatismus f�r die heilige Sache der Religion und des Vaterlands erregt haben mochte. �Gott wie die Menschen schreien� sagte Madame Belard �ngstlich -- �wenn sie nur Vernunft annehmen und nicht gegen eine Macht gerade zu einer Zeit antrotzen wollten, wo diese den Z�gel und die Wehr fest in H�nden h�lt; sie werden noch das gr��te Ungl�ck �ber sich hereinrufen.� �Und von der Fahne da dr�ben soll es abh�ngen, ob Krieg ob Frieden� sagte Susanne, nur das Interessante des Augenblicks in dem Bewu�tsein f�hlend, Zeuge der ganzen Verhandlung zu werden -- �was f�r eine wunderh�bsche Flagge das ist, und wie Jammerschade, da� sie soll niedergeholt werden. Seit wann f�hrt denn Pomare die goldene Krone im Wappen, mit dem Cocoszweig?� �Seit th�richte Priester ihre Eitelkeit anstachelten und ihrem Stolz schmeicheln wollten� sagte Ren� finster. �Denen stecken die Ehrenstellen und eintr�glichen Aemter im Kopf� rief Madame Belard, �die auf den Sandwichsinseln in dem jetzt ganz nach Europ�ischem Ma�stab eingerichteten Hof Einzelne der Missionaire f�r sich gewonnen haben; gro�e Titel und Gehalte mit allen m�glichen Auszeichnungen. Wenn Pomare eine blo�e Insulanerin blieb, eine Pomare ~wahine~, konnte keiner von ihnen Minister werden und das Consulamt bringt neben dem Bischen Ehre, nur Aerger und Verdru�; Minister des Ausw�rtigen oder der inneren Angelegenheiten klingt besser.� �Ach Unsinn� lachte Susanne -- �es sind zu vern�nftige M�nner etwas derartig N�rrisches zu erstreben. Minister Ihrer Tahitischen Majest�t -- hahahaha --� �Klingt nicht weniger gut als Sr. Hawaiischen�[D] sagte Ren� ernst, �und dort ist es geschehen. Leider Gottes haben Titel und Orden schon manchen ehrlichen Mann -- zu Fall gebracht -- nicht einen schlimmeren Ausdruck daf�r zu gebrauchen, und der Klang irgend eines langen unbeh�lflichen Worts, das Blitzen eines farbigen Bandes oder Metallst�cks im Knopfloch hat Grunds�tze umgeworfen, die dem Schicksal bis dahin fest und gewaltig Trotz geboten. Schade da� sie dies sch�ne Land jetzt zum Schauplatz ihres unsinnigen Treibens gemacht -- es k�nnen schwere Zeiten kommen f�r dies Volk.� [D] Seit einigen Jahren ist z. B. am Hawaiischen Hof zu Honolulu auf Oahu �nach reiflicher Ueberlegung beschlossen worden, das beim Wiener Congre� befolgte Ceremoniell behufs des gegenseitigen Ranges fremder Consuln zum Grund zu legen.� �Glauben Sie das nicht Delavigne� sagte Madame Belard kopfsch�ttelnd, �der Tahitier, so weit ich ihn kenne, ist sorglos und leichtsinnig, und selbst gleichg�ltig gegen das H�chste was wir im Leben anerkennen -- er h�tte seine Religion nicht sonst so leicht, und auf manchen Inseln wirklich aus reiner Gef�lligkeit ver�ndert. Der Franz�sische leichte Sinn sagt ihm auch weit mehr zu, als der starre Presbyterianische Ernst. -- Nur diesen einen Tag, den ersten Umsturz �berstanden, und der Eingeborene wird sich leicht in das _Geschehene_ f�gen, ja vielleicht es sogar liebgewinnen, wenn er findet da� es ihm manche Erleichterungen manche Freiheiten bietet, die ihm der starre Methodismus nicht zugestehen wollte.� Ren� sch�ttelte den Kopf. �Wenn sich selber �berlassen, ja� sagte er ernst, �aber der Fanatismus wird seine Brandfackel in ihre Herzen schleudern; der heilige Geist wird wieder die Trommel r�hren, und die �L�mmer Gottes� zum Kampfe treiben und der Name Gottes wird auf's Neue zum Schlachtschrei gebraucht werden, Ehrgeiz und Habsucht zu verdecken und beleidigte Eitelkeit zu r�chen. Ich glaube an keine friedliche Unterwerfung.� �Sie werden sich nat�rlich zu den Eingebornen schlagen?� sagte halb neckend halb lauernd Susanne, und lie� ihren Blick fest und forschend auf dem jungen Franzosen ruhn. �Wir w�rden dann unter _einer_ Fahne k�mpfen� lachte Ren� der Frage ausweichend. �Wer ich?� rief Susanne schnell -- �da haben Sie weit am Ziel vorbeigeschossen, Monsieur; wenn auch in Nordamerika und von einem Protestantischen Vater geboren, bin ich doch in Louisiana im rechten Glauben erzogen, und meine Sympathie ist ganz auf Seiten des Gekreuzigten -- ich hasse die Methodisten.� �Gott wei� es, ich auch� sagte Ren� und der tiefe Seufzer mit dem er es sprach b�rgte f�r die Aufrichtigkeit. �Der beste von ihnen ist gestorben� fuhr er dann, wie mit sich selber redend fort, seine Worte wenigstens an keine der Frauen richtend -- �der alte Osborne war ein braver wackerer Mann, und sie haben ihm das Herz gebrochen, mit ihren Intriguen und Anfeindungen. Wenn auch jetzt Einzelne zwischen ihnen sein m�gen, die wirklich in wahrem Glaubenseifer der einmal betretenen Bahn folgen -- die meisten sind Heuchler, h�ngen den Namen Gottes vor ihr eigenes Bild, und streuen nur Ha� und Unfrieden in Familienkreise, wo sie Liebe und Eintracht s�en und die Herzen aneinander festigen sollten statt sie auseinander zu rei�en. Gift �ber sie, mir th�te es in der Seele wohl ihre Macht hier gebrochen, ihr Reich zertr�mmert zu sehn -- und doch f�rchte ich, kann es nicht ohne Blutvergie�en geschehn, denn gutwillig geben diese Leute die Waffen nicht aus ihren H�nden.� �Ha der Schu�!� rief Susanna die den Blick gerade auf das Franz�sische Admiralschiff geheftet hielt, und den blendenden Strahl bemerkte, der pl�tzlich daraus hervorscho�, und mit dem Worte fast schlug der Donner des Gesch�tzes an ihr Ohr und machte das Blut von Tausenden rascher durch die Adern jagen. �Da kommen auch die Boote!� rief Ren�, �nun wird sich das Schicksal des Tages bald entscheiden.� �Und glauben Sie da� die Eingebornen jetzt einen Kampf mit uns wagen werden?� frug Madame Belard rasch und �ngstlich. �F�rchten Sie Nichts� lachte aber Ren� -- �was k�nnen die Unbewaffneten jetzt gegen die Schie�gewehre der Soldaten, mit den Kanonen der Fregatten auf sich gerichtet, beginnen, es w�re Wahnsinn, und ein solcher Kampf m��te so rasch enden, wie er begonnen h�tte.� Die Boote stie�en wirklich von den verschiedenen Kriegsschiffen ab; Schaluppen vollgedr�ngt von Bewaffneten, die von den regelm��igen Riemenschl�gen der Matrosen getrieben, rasch wie der Seefalke auf seine Beute, dem Lande zuschossen. Das Ufer stand gedr�ngt voll Menschen, aber man sah keinen bewaffneten Insulaner; die Lenden und Schultern mit ihren T�chern umh�llt, die Brust und das Haupt mit Blumen und gelben Bananenbl�ttern geschm�ckt, lachend und schwatzend standen sie da, die Boote erwartend, als ob deren Kommen eine f�r sie sehr gleichg�ltige, vielleicht sogar erw�nschte Handlung w�re, und nicht wirklich den Umsturz alles Bestehenden, in Politik, Religion, Regierung und Gesetzen drohte und bedingte. Kaum Raum gaben sie dabei den landenden Truppen, und wenn diese auch anf�nglich mi�trauisch den zahlreichen Schwarm betrachteten, der schon in seiner Masse ihnen h�tte eine Art Widerstand bieten k�nnen, sahen sie doch bald da� sie hier weder Angriff noch Schwierigkeiten zu erwarten h�tten, und der Menschenkn�ul, fast aus eben so viel Frauen und M�dchen als M�nnern bestehend, dr�ngte sich langsam auseinander, dem landenden Feinde Raum zu geben, seine Truppen aufzustellen. Es waren etwa zweihundert Artilleristen und Marinesoldaten und drei bis vierhundert Matrosen, mit Cutla�, Pistolen und Musketen bewaffnet; die Bayonnette aufgesteckt, und ziemlich gut einexercirt formirten sie sich auf das Commando in einzelne starke Rotten, und zogen mit festem dr�hnendem Schritt, von dem Corvetten-Capitain Mons. ~D'Aubigny~ angef�hrt, der sogar zum zeitweiligen Regierungsrath der Insel von dem Admiral ~Du Petit Thouars~ ernannt worden, zum Hause Pomares hinauf, von dem noch immer, fest und trotzig die Landesfahne mit der stolzen Krone ihren Feinden furchtlos entgegenwehte. Im Hause aber lag Alles todtenstill -- die Vorh�nge waren niedergezogen, die Th�ren verschlossen, kein Mensch auf der Verandah oder an irgend einem Fenster zu sehn, denn die Furcht schien doch st�rker in den Herzen der Einanas, als die Neugier, und lautlos r�ckte die Schaar in geschlossenen Colonnen bis dicht vor das Haus, schwenkte, machte Front und die Gewehre rasselten auf das Kommandowort auf den hartgetretenen Boden nieder. �Und was werden sie jetzt thun, wo sich Niemand ihnen widersetzt?� frug Susanna, und fast unwillk�rlich wandte sich ihr Herz dem Schw�cheren, Angegriffenen zu, den sie widerstandlos dem m�chtigen Feinde �bergeben sah. �Sie werden die Flagge herunternehmen� sagte Ren�, �die Tricolore daf�r aufpflanzen und das Land in den Besitz des K�nigs von Frankreich erkl�ren, so wenigstens lautete die Drohung des Admirals.� �Und was geschieht mit der Tahitischen Flagge?� frug Susanna rasch und blickte dem jungen Mann fest in's Auge. �Ich wei� nicht� l�chelte dieser, �irgend einer der Officiere wird sie wohl mit sich auf's Schiff zur�cknehmen.� �Ob wohl ein specieller Befehl da ist, was mit ihr geschehen soll?� �Ich glaube kaum� meinte Ren� -- �was liegt an dem Tuch?� �Ich wei� nicht _was_ ich darum g�be, _die_ Fahne mein eigen zu nennen� rief Susanna da pl�tzlich, und Stirn und Wangen bis tief in Nacken und Busen nieder waren wie von Gluth �bergossen. �Die Tahitische Fahne?� frug Ren� erstaunt. �Sie k�nnte mich gl�cklich machen� sagte Susanna, und hielt die leuchtenden Blicke fest auf das, in der Abendsonne hell blitzende Tuch geheftet, das jetzt das Leichentuch der Tahitischen Freiheit werden sollte. Ren�, von einem pl�tzlichen Gedanken durchzuckt, griff seinen Strohhut auf, der neben ihm auf einem Tische lag, und wollte das Zimmer verlassen. �Wo wollen Sie hin?� rief Madame Belard best�rzt -- �sind Sie rein vom B�sen besessen?� �Ich bin gleich wieder bei Ihnen!� rief Ren� und warf die Th�re hinter sich ins Schlo�. �Monsieur Delavigne� rief auch Susanna und blickte best�rzt ihm nach, aber er h�rte schon nicht mehr die Worte, oder achtete ihrer nicht, und eilte fl�chtigen Schrittes, seiner Schw�che f�rmlich trotzend, die Treppe hinab, schritt durch den Garten dessen benachbartes Grundst�ck eine offne Th�r nach dem Strand zu hatte, und befand sich wenige Minuten sp�ter mitten in dem Gewirr von Eingebornen und Franz�sischen Soldaten, und dem Flaggenstock gerade gegen�ber, an den in diesem Augenblick ein Franz�sischer Officier, Bertrand, hinantrat, die K�nigliche Flagge niederzuziehn. Dicht gedr�ngt um ihn standen die unter seinem Befehl stehenden Matrosen der ~Jeanne d'Arc~ theils, theils der ~Danae~, und Ren� dr�ngte sich leise aber so entschlossen vor und zwischen sie hinein da� die Seeleute, die ihn bald f�r einen Landsmann erkannten, glaubten, er habe jedenfalls ein Recht, vielleicht sogar eine Pflicht dazu, zu erscheinen, und ihn ruhig gew�hren lie�en. Ein Trommelwirbel ersch�tterte jetzt die Luft, und Bertrand zog w�hrend desselben und unter einem Todtenschweigen der versammelten Tausende, die Flagge an dem Flaggenfall nieder -- kein Schrei des Zorns oder der Entr�stung von Seiten der Eingebornen, kein Hurrahruf der Sieger begleitete den Akt -- es war wie eine Execution, und Bertrand mochte das f�hlen, denn halb abgewendet schob er die gedem�thigte Flagge von sich und absichtlich einem der Leute zu, sie von dem Fall zu l�sen, erstaunt aber drehte er sich gegen Ren� um als er einen Fremden erblickte, der, ein kleines blitzendes Messer in der Hand, das Flaggenfall unten mit einem raschen Schnitt trennte und das Messer in die Tasche zur�ckschiebend, die Fahne ruhig und gleichm�thig zusammenrollte. �Ren�,� rief der Seemann erstaunt und mit halb unterdr�ckter Stimme aus, als er ihn erkannte -- �Mensch, was thust Du hier?� Ren� winkte ihm mit den Augen, aber dicht neben sich h�rte er die halblauten und nichts weniger als freundlichen Worte: �Das ist der Bursche der unsern Lieutenant erschossen hat -- was beim Teufel will der hier zwischen uns?� Das Blut scho� ihm im Zorn in die Schl�fe, aber er wu�te auch da� er sich hier nur eingeschmuggelt und nicht an seinem Platz befinde, und ruhig die Flagge zusammenrollend schob er sie sich unter den Arm, und suchte jetzt den R�ckweg anzutreten. An Bord der Franz�sischen Schiffe hatte man auch in der That so fest geglaubt die Tahitier w�rden ihre Flagge selber streichen, da� gar keine Verf�gung, sie selbst betreffend, erlassen war. Das Interesse des Augenblicks band sich auch �berdies nicht an solche Nebensache, denn der, noch an demselben Abend zum zeitweiligen Gouverneur von Tahiti ernannte Mr. ~d'Aubigny~ brach jetzt in die allerdings merkw�rdigen Worte aus: �Officiere, Soldaten und Matrosen, und Ihr Bewohner dieser Inseln, denen wir _Gerechtigkeit_ und _Frieden_ bringen, -- im Namen des K�nigs, unseres gn�digen Herrn, nehme ich Besitz von diesem Land -- wir Alle werden mit Freuden in der Vertheidigung der glorreichen dreifarbigen Fahne sterben. Hi�t die Flagge!�[E] [E] W�rtlich. Bertrand hatte indessen die Tricolore statt der Tahitischen an dem Flaggenfall befestigt, die ihm n�chststehenden Seeleute sprangen hinzu sie aufzuhissen, und unter dem fr�hlichen Wirbel der Trommeln und dem donnernden ~Vive le roi~ der Soldaten und Matrosen, dr�ngte sich Ren� wieder den G�rten zu und gewann das Freie; ~d'Aubigny~ aber mit seinem blanken Degen Ruhe winkend rief mit lauter klangvoller Stimme, wie er nur erst einmal hoffen durfte den L�rm zu durchdringen: �_Die K�nigin Pomare hat aufgeh�rt zu regieren und wir stehen jetzt auf Franz�sischem Grund und Boden!_� Unm�glich w�r' es den Jubel zu beschreiben, der bei diesen Worten die Franz�sischen Kehlen zu zersprengen drohte; es war ein f�rmlicher Aufschrei von Triumph und toller Freude und wunderbar stach dagegen die Ruhe und der Ernst der umstehenden Tahitier ab, die den Sinn des Satzes gar nicht verstanden hatten, und kopfsch�ttelnd dem L�rm horchten, den die tollen Wi-Wis hier mitten auf der Stra�e, dicht vor dem Hause ihrer K�nigin, vollf�hrten. Das Verschwinden ihrer eigenen Fahne aber, und das Wehen der verha�ten Tricolore lie� die Absicht der Fremden doch ziemlich deutlich herauserkennen. Trotzdem erschien es ihnen immer noch als keine so entscheidende Handlung, wie es von den Europ�ern angesehen werden mu�te, denn die Insulaner kannten die Bedeutsamkeit der Flaggen nicht zu dem Ma�e. Ob da oben ein wei�es oder dreifarbiges Tuch flatterte, blieb sich am Ende gleich und nur das dumpfe Ger�cht das sich anfing Bahn zu brechen -- die Wi Wis h�tten ihre K�nigin abgesetzt und wollten selber regieren, brachte etwas mehr Leben in die Schaar und trieb Einzelne dem Hause des Englischen Consuls zu. Dort aber war indessen die Englische Flagge von Mr. Pritchards eigener Hand in dem Augenblick niedergeholt worden, als die Tricolore emporstieg, die Demonstration auch auf den Franz�sischen Schiffen wohl bemerkt, aber nicht beachtet worden, und der fr�here Missionair fand sich bald darauf von zahlreichen Trupps Eingeborenen umgeben, die eine Erkl�rung der stattgehabten Vorf�lle haben wollten und hier zu ihrer, eben nicht angenehmen Ueberraschung erfuhren, da� die Franzosen wirklich Besitz von der Insel genommen h�tten und diese von nun an behaupten wollten. �Bah� lachten aber Andere wieder, �ein paar Tage haben sie hier das gro�e Wort, und wenn sie fortsegeln werfen wir ihren bunten Lappen wieder herunter, wie schon fr�her einmal.� Eifrig bestritt Pritchard diese Meinung und suchte die Eingebornen von der Gefahr zu �berzeugen, in der in diesem Augenblick ihre Unabh�ngigkeit nicht allein, nein auch die Religion schwebe, die sie als die bessere erkannt und angenommen; theils Gleichg�ltigkeit gegen �u�ere Formen die ihnen unbedeutend schienen, theils ihre angeborne Gutm�thigkeit, die selbst nicht dem Feind gleich das Schlechteste zutraun wollte, lie� sie dem Allem nur mit halbem Ohre lauschen. Vergebens ereiferte sich der fromme Mann und b�rdete ihnen die Folgen auf, die alle aus dieser fabelhaften Theilnahmlosigkeit ihrer heiligsten Verh�ltnisse entspringen k�nnten; sie sch�ttelten lachend mit dem Kopf und schlenderten dann wieder langsam zu der K�nigin Haus zur�ck, vor dem und unter ihrer eigenen jetzt dort wehenden Flagge die fremden Soldaten und Matrosen noch immer aufmarschirt standen, und selber erstaunt dar�ber schienen, da� die sonst doch gar nicht feigen Insulaner die gr��te Beleidigung die einem Lande bildlich geschehen kann, so ruhig und selbst heiter und vergn�gt hinnahmen. In der That begriffen die Tahitier aber noch wirklich nicht, was mit dem eben Gesehenen gemeint sei, denn das blo�e Flaggenwechseln hatten sie ja ebenfalls vor einiger Zeit auch zu ihrem Vergn�gen gethan, ohne irgend etwas B�ses dabei zu denken; die Franzosen hatten es ihnen nachgemacht und bis sie wieder fort waren mochte die dreifarbige Fahne da oben auf dem Stocke ruhig ausflattern. Ren� indessen, dem der wirklich unerwartet gl�ckliche Erfolg seiner kecken That, ganz wieder den alten fr�hlichen Muth, vielleicht auch Leichtsinn, zur�ckgegeben, sah schon von weitem wie sich Susanna, �ngstlich nach ihm ausschauend, aus dem Fenster bog, und wie er mit der Hand hin�ber winkte und den Hut schwenkte zum Zeichen fr�hlichen Gelingens, wehte ihr wei�es Tuch gr��end ihm entgegen. Er sah weder nach rechts noch links, das eine Ziel im Auge, und vor Eifer fast zitternd mit seiner Beute, die ihm aber Niemand auch nur dachte streitig zu machen, den sicheren Garten wieder zu erreichen, und doch schritt er kaum auf f�nf Fu� Entfernung an seinem eigenen Weib, die das schlafende Kind auf dem Arm trug, und zuf�llig und mit blutendem Herzen ein unfreiwilliger Zeuge des ganzen Vorfalls gewesen, vor�ber, und lie� Sadie in sprachlosem Staunen starr und kaum ihren Sinnen trauend, zur�ck. Dem Gatten war sie gefolgt, theils f�r seine Sicherheit f�rchtend nach einer That die sie f�r ein Verbrechen hielt, theils auch weil sie sich Vorw�rfe machte, ihn wohl zu schroff und hart von sich gesto�en und ihn der Verzweiflung preisgegeben zu haben in der ihr liebendes treues Herz sich schon wilde entsetzliche Bilder heraufbeschwor, und jetzt? -- strahlend von Gl�ck und Seligkeit, mit leuchtenden Augen und gl�henden Wangen floh er an ihr, ohne sie zu sehen, vor�ber und dort am Fenster -- ein stechender j�her Schmerz zuckte ihr durch Herz und Nerven als sie die wundersch�ne Europ�erin erkannte, mit der Ren� schon an jenem furchtbaren Abend so viel gesprochen und getanzt, und deren kaltem fast ver�chtlichem Blick sie dann mehr als einmal mit einem unbeschreiblichen Gef�hl von ahnungsvoller Angst begegnet war. Noch stand sie still und regungslos auf derselben Stelle auf der ihr Ren� wie eine Erscheinung entschwunden war, und sie wu�te im ersten Augenblick nicht einmal ob sie ihm folgen, seinen Namen rufen oder zur�ckgehn solle, still und allein in ihre Heimath die R�ckkunft des jetzt ihrer Sorge wahrlich nicht mehr bed�rfenden Gatten geduldig zu erwarten, als eine leichte Hand nur leise ihre Schulter ber�hrte, und eine weiche bekannte Stimme ihren Namen fl�sterte: �Sadie!� �Aumama!� rief Sadie, sich rasch nach ihr umdrehend, und hatte in diesem Augenblick fast den Gatten vergessen in dem Schreck �ber das wildverst�rte, fahle und doch so trotzige Aussehn der Freundin, deren r�thselhaftes Verschwinden ihr schon Sorge und Kummer genug gemacht. �Aumama, wo um Gottes Willen kommst Du her? -- wo warst Du die ganze Zeit und wie siehst Du aus?� �Wie ich aussehe, Herz? hahaha,� lachte das sch�ne M�dchen in unheimlicher Lustigkeit, �der Thau in den Bergen gr�bt Spuren in die Haut und -- aber das ist es nicht was ich Dir sagen wollte; ich zeige Dir etwas, komm; glaubst Du an Geister?� -- �An Geister? -- wie verstehst Du das? -- was soll's?� frug Sadie erschreckt -- �was hast Du Aumama, Du machst mich f�rchten.� -- �F�rchten? -- bah, th�richtes Kind -- wovor? vor dem eigenen Mann? -- der thut Nichts -- sieh nur wie freundlich und lieb er da dr�ben mit dem ganz fremden M�dchen ist, w�rde er dem eigenen Weibe da etwas zu Leide thun? -- hahaha Schatz, ich glaube wir Beide k�nnen uns bald lustige Geschichten erz�hlen� -- und die Widerstandlose �ber den breiten Weg mit sich hin�berziehend, wo ein Haufen aufgeschichteter und zu Canoes bestimmter Bl�cke lag, auf die sie leicht wie die wilde Geis ihrer Berge hinaufsprang, deutete sie mit dem ausgestreckten Arm und jetzt Zornfunkelnden Augen nach den offenen Fenstern des Belardschen Hauses hin�ber, die Ren� gerade in diesem Augenblick mit seiner eroberten Flagge betrat und wo er mit Jubel von den Frauen begr��t wurde. �Pomarens Flagge, die sie in den Staub gezogen, bringt er dem Feind -- bringt er seiner neuen Liebe� fl�sterte Aumama mit leiser, vor innerer Bewegung zitternder Stimme -- �sieh nur, sieh wie sie sich zu ihm �berbeugt -- hahaha -- ich glaube das war ein Ku� -- nein� lachte sie dann h�hnisch, �sie werden die Nasen aneinander gerieben haben nach Inselart. Aber komm -- komm Sadie ich habe Dir viel viel zu erz�hlen, und wenn das P�rchen da drin wieder zur Besinnung k�mmt, k�nnten sie uns hier drau�en bemerken -- den Triumph sollen sie nicht haben -- komm.� Sadie lie� sich willenlos fortf�hren von der Frau, und nur ihr Kind fester an sich dr�ckend folgte sie der F�hrerin, gleichg�ltig welchen Weg sie einschlage, durch einen schmalen Gartenpfad erst dem wilden Gedr�ng des Strandes au�er Bereich, und dann, auf weniger begangenen, jetzt fast menschenleeren Wegen die Broomroad wieder hinauf, ihrer eigenen Heimath zu. Sie sah die hundertmal begangene Strecke, aber sie erkannte sie nicht wieder, und blickte erstaunt endlich umher, als sie vor ihrer eigenen Th�re stand, denn das Bild des Gatten mit dem sch�nen fremden Weib zuckte ihr vor ihren Blicken her�ber und hin�ber und wie eine entsetzliche Erkl�rung dazu lautete Aumamas Bericht von dem eigenen Schmerz, der eigenen Schmach. Bei dem letzten ungl�ckseligen Europ�ischen Tanz hatte Lef�vre zum ersten Mal ihre eigene Schwester gesehen und sich toll und blind in sie verliebt. ~Nahuihua~ -- der blitzende Stern im Norden -- liebte aber seine Schwester zu sehr, ihr den Gatten abtr�nnig zu machen und floh, und Lef�vre verlie� Weib und Kind und folgte ihrer Spur �ber die ganze Insel. Nur mit Gewalt konnten sich die H�uptlinge von Taiarabu, wo er sie endlich wieder aufgefunden, seiner tollen Leidenschaft entgegenstellen, und zornig abgewiesen war er erst heute nach Papetee, aber nicht in seine Heimath zur�ckgekehrt, selbst nach seinen Kindern zu fragen. -- Und Ren�? -- �Hahahaha� lachte Aumama mit wildem Feuer im Blick -- �Aia hatte recht -- sie sind sich _alle_, _alle_ gleich -- Alle, _Teufel_ mit ihren glatten Zungen und freundlichen Augen, und wenn sie die Blume gepfl�ckt die ihnen im Wege stand, und sich an ihrem Duft einen Augenblick gefreut -- werfen sie sie fort -- sie geben ihr nicht einmal zum Welken Zeit� setzte sie mit weicherer wehzerschnittener Stimme hinzu, �und im Weg, von den Vor�bergehenden getreten mu� sie ihr junges hingemordetes Leben lassen. Aber Rache will ich haben, Rache beim ewigen Gott!� rief sie pl�tzlich sich hoch und stolz emporrichtend -- �meine Kinder hab' ich schon in die Berge geschafft, in gute Pflege, da� sie mich nicht an meinem Ziel beirren, und der treulose Mann soll sehen, wie sich ein Tahitisches M�dchen zu r�chen wei�.� Aumama war in furchtbarer Aufregung, und Sadie schrak zur�ck vor der entsetzlichen Gluth und Wildheit die in ihren Z�gen lag, und der sie das sonst so sanfte fr�hliche Wesen nie f�r f�hig gehalten hatte; sie wollte sie beruhigen, aber das gereizte Weib stie� sie zornig zur�ck, und der Schmerz l�ste sich erst in milden Thr�nen, als die Erinnerung an vergangenes, nie wiederkehrendes Gl�ck sich Bahn brach durch Leidenschaft und Trotz. Und Sadie sa� noch lange, das frohe spielende sorglose Kind zu ihren F��en, das Haupt der Freundin an ihre Brust gelehnt, Trost gebend wo sie selber o des Trostes so viel bedurfte, entschuldigend wo ihr selber das Herz brechen wollte in Angst und furchtbarer Qual. Und Ren�? -- Sa� lachend und plaudernd neben Madame Belard, der sch�nen Susanna gerade gegen�ber; sie sprachen von der Welt drau�en, von Paris, von seinem Vaterland, sie lachten und scherzten, und als sich Susanna endlich an das Pianoforte setzte und mit fertiger Hand dem sch�nen Instrument so liebe bekannte Weisen entlockte, als ihm das Herz immer h�her und h�her schlug und das Blut hei� durch die Adern jagte, da -- er mu�te sich gewaltsam zur�ckhalten der sch�nen Spielenden nicht in zu gl�henden Worten zu sagen wie gl�cklich sie ihn heute Abend gemacht, und mit wie schwerem Herzen er doch heute gerade nach Papetee gekommen -- da f�hlte er vielleicht zum ersten Mal den Abstand seines jetzigen Lebens mit der fr�heren Welt, die fest und abgeschlossen hinter ihm lag, die Br�cke abgebrochen die hin�berf�hrte -- Zum ersten Mal brach sich der Gedanke in ihm Bahn an das was er gethan, und das Bild des alten Osborne, wie er im Lehnstuhl auf Atiu vor ihm sa�, so ehrw�rdig mit dem wei�en Haar, so mild und ernst mit den freundlichen stillen Z�gen, tauchte in �ngstlicher Wahrheit vor ihm auf und blickte, wehm�thig mit dem Kopfe nickend und mahnend zu ihm her�ber. �Spiel' etwas Heiteres, Susanna� rief da Madame Belard, �unser junger Freund wird schon wieder ganz bleich und melancholisch -- die Marseillaise ist heut besser hier am Platz, und nicht all das s��e und weiche Gekose.� Susanna ging rasch in die herausfordernden T�ne des begeisternden Liedes �ber, und Ren� f�hlte wie ihn die Melodie hob und sich selber wiedergab -- Gro�er Gott, wohin war er gerathen -- was hatte er gethan? und mit dem Bewu�tsein fa�te ihn die Angst -- die Reue. Nur fort von hier jetzt, fort, war der einzige Gedanke der in ihm lebte, und aufspringend griff er nach seinem Hut. �Wohin?� frug Madame Belard erstaunt. �Zu Hause --� �Jetzt? -- Sie werden doch erst Thee mit uns trinken -- nicht einmal das Lied will der grobe Mensch aush�ren� rief die junge Frau erstaunt. �Fehlt Ihnen etwas?� frug Susanna, mitten in der Melodie vom Instrument aufspringend. �Nein -- ja --� stammelte Ren� -- �schon zu lange bin ich hier gewesen -- die be�ngstigende Luft -- die sp�te Stunde -- ich mu� fort -- Sadie auch �ngstigt sich um mich.� �Ach was, Sadie mag beten, bis wir Thee getrunken haben,� sagte mit komischem Aerger Madame Belard -- �ich hatte nun so fest auf Sie heute Abend gerechnet.� Der unzarte Scherz that ihm weh, aber best�rkte ihn nur mehr darin aufzubrechen -- �Ich _mu�_ fort� sagte er bestimmt. �Sie haben recht� unterst�tzte ihn aber auch jetzt darin Susanna, �Sadie _mu�_ sich �ngstigen, wenn Sie noch l�nger auf sich warten lassen; aber d�rfen wir Ihnen auch erlauben allein zu gehn? -- wenn Sie nun wieder einen Anfall jener Schw�che --� Ren� dankte ihr der Sorge wegen, die sie um ihn trug, wies aber jede Angst um sich, l�chelnd ab. Er f�hlte sich, seiner Aussage nach, wieder vollkommen wohl, nur nicht l�nger z�gern wollte er, und mit kurzem, fast verst�rtem Gru� verlie� er die Frauen, das Haus, und schritt hinaus in die dunkle, k�hle, sterndurchschimmerte Nacht. Aber das zur�ckgedr�ngte, m�chtige Gef�hl brach sich hier die Bahn -- �Sadie -- mein armes, armes Weib� fl�sterten seine Lippen, w�hrend die H�nde fest sich pre�ten auf das Herz -- �armes, verrathenes Kind -- Nein, nein,� rief er aber rasch und heftig aus -- �noch ist es nicht zu sp�t, noch bin ich Dein -- noch hab' ich die Kraft in mir das fremde Bild aus meiner Brust zu rei�en, in die es, Gott nur wei� wie, die Bahn gefunden, und Dein will ich auch bleiben in treuer, wahrer, inniger Liebe. Sie haben Dir weh gethan von allen Seiten, Du hast keine Klage gehabt f�r mich, nur stille leise Thr�nen, und jede von den Thr�nen die ich verschuldet, brennt mir jetzt wie Feuer auf der Seele. Sadie mein trautes liebes Weib -- Sadie!� -- Und mit der Sehnsucht im Herzen nach dem treuen Lieb, die seine Schritte befl�gelte und ihn heimw�rts dr�ngte, wurde ihm auch wieder, mit der freien Luft, frisch und frei um das reugequ�lte Herz, und als er seine Sinne der Au�enwelt wieder zuwandte, und das Rauschen h�rte der wehenden Palmen, das Fl�stern des dunkeln Laubes und das dumpfe Donnern der Brandung, wie vor alter Zeit, da war es ihm fast als ob ein b�ser, entsetzlicher Zauber von ihm genommen sei, mit dem Ton, und des trauten Weibes Bild, wie es sorgend und liebend daheim sa� mit dem Kind, seiner kleinen, herzigen Sadie, tauchte mit neuer, kr�ftiger Gewalt in seiner Seele auf. Mit fl�chtigen Schritten, die seiner Ungeduld noch lange nicht folgen konnten, und fast keine Schw�che mehr f�hlend, eilte er der stillen Heimath zu, und als ihn dort sein holdes Weib empfing, als sie ihr K�pfchen, selig in dem Bewu�tsein da� er zu ihr zur�ckgekehrt -- sie noch liebe und _nicht_ verlassen habe, an seine Brust legte, und kein Vorwurf �ber ihre Lippen kam, der Blick den sie aufhob zu ihm nur voll von reiner heiliger Liebe gl�hte, da zog er sie an sein Herz, bedeckte ihre Stirn und Lippen mit seinen hei�en K�ssen und nun erst weinend, aber in einem Ueberma� von Gl�ck, schlang Sadie ihren Arm um ihn, als er sie sein Weib, seine kleine s��e Pu-de-ni-a nannte und sie bat guten fr�hlichen Muthes zu sein, denn in den n�chsten Tagen, in acht, sechs, vier, ja vielleicht morgen schon, wollten sie Tahiti ja wieder verlassen und hin�berziehn nach dem Land ihrer Sehnsucht, nach der Wiege ihrer Liebe, ihres Gl�cks -- zur�ck nach Atiu. �Nach Atiu� war Alles was Sadie erwiedern konnte, und in jauchzender Lust lag sie an des Gatten Brust und weinte laut. Capitel 4. Die Conferenz. So gleichg�ltig die Insulaner, wenigstens scheinbar, die im letzten Capitel beschriebenen Vorg�nge aufgenommen hatten, und so theilnahmlos sie der Entehrung ihrer Flagge, als etwas h�chst Unwesentlichem zugesehn, so viel gewaltigere Aufregung rief es im Lager der Missionaire hervor, die einen entscheidenden Schritt Frankreichs wohl schon lange gef�rchtet, aber doch nicht so schroff auftretend erwartet haben mochten. Das Zur�ckziehn der Englischen Fregatten war zu gleicher Zeit eine ihnen wohl verst�ndliche, und f�r sie h�chst ungl�ckselige Demonstration, denn es bewies etwas, das in geradem Widerspruch mit den freundlichen und ermuthigenden Versprechungen des Englischen Ministeriums stand, und wovon die Franz�sischen Fregatten schon jedenfalls Kenntni� haben mu�ten: da� n�mlich England keineswegs gewillt sei dieses kleinen Inselreichs wegen einen Krieg mit Frankreich zu beginnen, sondern Tahiti und seine K�nigin dem Protektorat -- man konnte ihm nicht mehr gut den Namen einer _Entdeckung_ geben und w�nschte doch derselben Erfolg -- des Nachbarstaates �berlie�. Das aber hie� dem Protestantismus den Boden unter den F��en fortnehmen, denn die Franzosen brauchten jetzt nur Gleiches mit Gleichem zu vergelten, so packten sie die evangelischen Geistlichen auf ihre oder andere Schiffe und schickten sie, gleichviel wohin, nur fort von ihren Besitzungen. Aber das nicht allein; schon der Gleichberechtigung der anderen Confession hatten sie von fr�hster Zeit an mit allen Kr�ften entgegengearbeitet. Die katholische Religion sprach weit mehr zu den Sinnen, als das kalte protestantische Wesen der Geistlichkeit, jene erregte die Phantasie, diese ert�dtete Alles mit ihrer nackten Unerquicklichkeit, nur in starrer Strenge den Glauben fordernd f�r das Unbegreifliche. Auch mehr Freiheit lie�en die Katholiken den fr�hlichen Kindern dieser gl�cklichen Zone, die nun einmal das ungl�ckselige Vorurtheil hatten, da� Gott ihnen diese wundersch�ne Welt auch zum Genu� geboten, die nicht begreifen konnten oder wollten da� der Palmenhain ihnen nicht zum Tanzen und Lachen, sondern zum B��en und Beten so prachtvoll aufgerichtet sei, und das Herz frevle, das auf andere Weise zu seinem Gott bete, als sie es lehrten. Der Erfolg den die Katholiken dabei schon auf den Sandwichsinseln gehabt hatte sie lange vorsichtig gemacht, und mu�te ihnen jetzt die schwersten und begr�ndetsten Bef�rchtungen aufdringen. Mit dem �Dublin� waren deshalb auch schon die dringendsten Aufrufe und Nothschreie an die Missionsgesellschaften in England erlassen, zuerst beim Ministerium, dann aber auch bei dem Englischen Volk H�lfe f�r die �Prediger in der W�ste� und ihre Gemeinden zu fordern, w�hrend bei der jetzigen entschieden feindlichen Handlung der Papisten allerdings die Hoffnung da war, da� das schwankende Ministerium eine entschiedenere Handlung den Uebergriffen Franz�sischer Seeleute gegen�ber, einnehmen w�rde. Hinhalten mu�ten sie deshalb hier vor allen Dingen die Entscheidung, die unbedingte Unterwerfung der Insulaner, aber das nicht allein, sie mu�ten auch Beweise, sprechende schlagende Beweise bringen, da� die Eingeborenen der S�dsee das Franz�sische Joch so sehr verabscheuten, wie sie sich nach der Englischen Mutterkirche sehnten, und da� sie bereit und entschlossen w�ren, wenn England die ihnen durch die Missionaire im Vertrauen auf das Englische Volk versprochene H�lfe _nicht_ senden sollte, ihr Gut und Blut und Leben einzusetzen, die Unabh�ngigkeit ihrer Nation sowohl wie ihrer Seelen, zu erhalten. Beides lie� sich zu gleicher Zeit durch augenblicklichen Widerstand -- nicht allein mit machtlosen Protestationen eines Consuls, sondern durch Waffengewalt, erreichen, und war das Volk nur im Stand dem Feind so lange die Stirn zu bieten, bis die Berichte seiner _Religions_k�mpfe nach England gelangen konnten, so zweifelten wenige der frommen M�nner daran, da� England, ger�hrt durch solche Anh�nglichkeit an den christlichen Glauben, auch ein Machtwort sprechen und schon dadurch die Feinde ihrer Flagge wie Spreu vor dem Winde zerstieben w�rde. Hierbei hatten sie jedoch mit zwei nicht unbedeutenden Hindernissen zu k�mpfen; zuerst mit der entsetzlichen Gleichg�ltigkeit der Indianer in allem was nicht zum t�glichen Leben geh�rte, und sie etwa gezwungen h�tte irgend eine harte Arbeit zu thun, der sich ihre Theilnahmlosigkeit f�r die christliche Kirche paarte, und dann mit dem Mangel an Waffen, dem allerdings schon unter der Hand bedeutend abgeholfen war, aber doch jetzt nicht so ganz und auf einmal begegnet werden konnte. Das erste mochte irgend eine gl�ckliche Gelegenheit von selber heben; der Uebermuth der Franzosen, die nirgend Widerstand fanden, und das sch�ne Land schon fast in H�nden zu haben glaubten, gab leicht die Gelegenheit dazu, aber dem zweiten Uebelstand mu�te durch andere Mittel abgeholfen werden, und diese durfte man unter keiner Bedingung l�nger als n�thig hinausschieben. Der n�chste Ort Waffen zu bekommen war Valparaiso, nach ihm Sydney, und nach beiden H�fen hatten umsichtige Amerikaner schon vor l�ngerer Zeit Fahrzeuge abgesandt, dort aufzukaufen was sie bekommen k�nnten, und so rasch als m�glich damit zur�ckzukehren. Die Schiffe aber durfte man selbst mit dem g�nstigsten Winde noch nicht zur�ckerwarten, und es blieb dann noch immer die Frage, wie die Ladung unter den jetzigen Verh�ltnissen w�rde an Land zu bringen sein, wo die Franzosen sicherlich Alles thaten solche, und ihnen die gef�hrlichste, Zufuhr zu verhindern. Mr. Noughton, der Amerikanische Kaufmann, hatte aber auch noch andere Verbindungen, und wenn er sich auch nicht gerade �bergern mit solchen Sachen einlie�, doch zu viel kaufm�nnischen und speculativen Geist sich ein gutes Gesch�ft durch die Finger schl�pfen zu lassen, wenn er es eben dazwischen halten konnte. Er selber stand mit den Protestantischen Geistlichen auf sehr vertrautem Fu�, und durch diese auch mit den Protestantischen H�uptlingen, wie ihm denn �berhaupt nichts mehr verha�t war, als das Franz�sische und dadurch Katholische Regiment. Da� er mit den einzelnen dort angesiedelten Franzosen auf freundschaftlichem, wenigstens gesellschaftlichem Fu�e stand, war die Schuld der Handelsinteressen, die er nie aus den Augen lie� -- selbst nicht in der Kirche. Mr. Noughton war in seinem Zimmer mit dem Consul Pritchard, und der letztere ging, mit auf dem R�cken gelegten Armen, rasch und finster auf und ab, und schien ein eben gehabtes, keinenfalls angenehmes Gespr�ch, zu �berdenken. �Und ich habe doch recht, Mr. Noughton,� sagte er endlich, vor dem Kaufmann stehn bleibend und ihm fest in's Auge sehend, �England kann und darf uns nicht in dieser Verlegenheit stecken lassen, denn nicht allein seine Interessen, nein seine _Ehre_ steht hierbei auf dem Spiel und ich habe von dem Earl von Aberdeen das _feste_ Versprechen schleuniger und entschiedener H�lfe, wenn ein gegen die bestehenden Vertr�ge gerichteter Gewaltschritt der Franzosen ihnen nur die entfernteste Rechtfertigung vor den �brigen Staaten geben w�rde.� Der protestantische Geistliche und jetzige Englische Consul war ein hochgewachsener, stattlicher Mann, mit freier offener Stirn und ein paar klaren, klugen grauen Augen, aus denen jetzt ein lebendiges, reges Feuer spr�hte -- sein volles Kinn war glatt rasirt und er trug nur einen halben aber starken, krausen Backenbart, und ging in Civil gekleidet, mit etwas langem, noch nach dem Geistlichen schmeckenden Rock und wei�er Halsbinde und Weste. �Bah, bah, bah� sagte der Amerikaner, eine lange hagere Gestalt, an der nur die Augen Feuer zu haben schienen, kopfsch�ttelnd -- �wir kennen solche Redensarten -- der Earl von Aberdeen steht �berhaupt in dem Ruf als ob er ein etwas Indianisches Temperament habe, das nur heute _Ruhe_ verlangt, und dem Morgen sich selber �berl��t. Das sind Redensarten, mit denen wir hier nicht vom Fleck kommen, und Sie m�ssen bedenken da� zwischen jedem Brief von hier nach England, her�ber und hin�ber, immer _zehn Monat Zeit_ liegen -- ein unberechenbares Capital f�r den, der den Augenblick zu ben�tzen versteht. Die Franzosen hier werden _handeln_ und die Engl�nder werden _protestiren_, denn beide Theile wissen recht gut, da� zwei gro�e Nationen, mit den Gefahren eines Europ�ischen Umsturzes vor sich, nicht eines solchen Fleckchens Erde wegen einen Krieg anfangen k�nnen; so lange sie nur im Stande sind den Anstand nach Au�en zu bewahren, k�nnen Sie sich darauf verlassen da� nichts Ernstliches zu ihrem Vortheil hier geschieht.� �England _mu�_!� rief Mr. Pritchard. �Ach was, England mu� nie, wenn es nicht selber will, und wenn es �berhaupt _wollte_, h�tte es die Sache schon gar nicht so weit brauchen kommen zu lassen. Wenn Ihnen Ihr Earl Aberdeen, statt Privatversprechungen eine Depesche f�r den Talbot, oder irgend ein anderes Kriegsschiff Ihrer Majest�t mitgab, und das dem Franz�sischen Cabinet zu wissen that, so m��te ich mich sehr irren, oder ~Du Petit Thouars~ kreuzte jetzt noch an der Chilenischen K�ste herum, oder l�ge ruhig im Hafen von Valparaiso, h�chstens bei den Marquesas-Inseln vor Anker. Da das nicht geschehn ist, _wollen_ die Leute auch so wenig von der Sache h�ren als angeht, und das Einzige was uns in dem Fall zu thun �brig bleibt, ist so viel Spektakel als m�glich zu machen und sie nicht ruhen und rasten zu lassen -- vielleicht bekommen sie's dann mit der Zeit satt und schlagen zu, nur um des Friedens, um der Ruhe willen.� �Aber was k�nnen wir thun?� rief in Unmuth der Consul -- �wenn ich nicht Consul und -- Geistlicher w�re, beim Himmel, ich griffe selber zu den Waffen und stellte mich an die Spitze der Insulaner, ihnen ihr Vaterland vertheidigen zu helfen. Nie, so lange die Welt steht, so lange wir eine Geschichte haben, ist ein feigerer Einfall unter einem matteren Vorwand, auf ein friedliches, harmloses Volk geschehen und -- geduldet worden.� �Glauben Sie da� das Volk �berhaupt k�mpfen w�rde, wenn es Waffen h�tte?� frug Mr. Noughton. �Ich bin �berzeugt davon� erwiederte der Consul, ��brigens _sind_ Waffen auf der Insel, besonders haben die uns ergebenen H�uptlinge -- einen solchen Fall gerade nicht f�r unm�glich haltend -- eine ziemliche Quantit�t Munition, Pulver und Blei irgendwo in ihren Verstecken, in den verschiedenen Ansiedelungen -- die anderen Inseln sind sogar reichlich damit versehen.� �S--o--o� sagte Mr. Noughton, sich das Kinn streichend und die Lippen vorn etwas mehr als gew�hnlich zusammenziehend -- �in den Kisten waren wohl nicht _lauter_ Bibeln?� Mr. Pritchard setzte seinen Weg durch das Zimmer wieder fort und entgegnete gleichg�ltig: �Ich wei� nicht wann und auf welche Art sie hier gelandet sind -- es ist, wie ich h�re, w�hrend meiner Abwesenheit geschehen, aber verdenken kann ich's den Leuten nicht, da� sie sich mit den Mitteln versehen, ihr Haus, ihren Glauben vertheidigen, wenn Beides widerrechtlicher, ja widernat�rlicher Weise nicht allein mehr bedroht, nein wirklich angegriffen und ihnen entrissen werden soll. Der schwache Vogel selbst vertheidigt sein Nest gegen Schlange und Marder, und wenn uns die christliche Religion gebietet Blutvergie�en zu vermeiden und lieber ein geringes Unrecht geduldig zu ertragen, so verlangt sie nicht von uns, da� wir uns feige dem Schlimmsten unterwerfen sollen. �Und der Herr sprach zu Josua: F�rchte Dich nicht und zage nicht, nimm mit Dir alles Kriegsvolk und mache Dich auf und ziehe hinauf gen Ai -- und die Bewohner von Ai fielen Alle durch die Sch�rfe des Schwertes, bis da� sie Alle umkamen.� �Ja das ist Alles recht sch�n und gut� sagte Mr. Noughton, den Zeigefinger an der Nase und nachdenkend vor sich niederschauend; �ich habe auch nicht den mindesten Zweifel da� uns der liebe Gott eine Opposition gegen den gro�prahlerischen Franzmann mit dem gr��ten Vergn�gen vergeben wird -- aber ich wei� nur noch nicht ob wir die Insulaner eben zum Zuschlagen bringen und -- wer bezahlt nachher die Waffen?� Mr. Pritchard bi� seine Lippe und sagte nach kleiner Pause: �So viel ich wei� sind die an Land befindlichen schon bezahlt, ich w��te wenigstens nicht wie sie sonst in den Besitz der H�uptlinge kommen sollten, und weiter sind noch keine anderen da -- warten wir bis sie kommen, das Uebrige findet sich.� �Aber ich habe eine ziemliche Quantit�t aufgetrieben und gewisserma�en auch schon gekauft� erwiederte Mr. Noughton, �es fragt sich nur jetzt ob _Sie_ dieselben �bernehmen und weiter dar�ber verf�gen wollen, denn aufrichtig gesagt m�chte ich mit den H�uptlingen selber, die gar keine Idee von Geld und Geldeswerth haben, nicht gern ein solches Gesch�ft abschlie�en, da man �berdies auch gar nicht wei� wie die ganze Sache abl�uft und ob die guten Leute nachher noch �berhaupt eine Cocosnu� �brig behalten, womit sie bezahlen _k�nnten_, selbst wenn sie ehrlich genug w�ren zu wollen.� �Ich kann und will, ja darf mich mit der ganzen Sache nicht einlassen� sagte Mr. Pritchard nach kurzem Besinnen kopfsch�ttelnd, �aber es interessirt mich nat�rlich die Quelle zu kennen, aus der Sie hier zu sch�pfen hoffen. Ist es ein Englisches Schiff?� �Die Kitty Clover --� �Ah der Wallfischf�nger -- diese Kitty hat auch Spirituosen an Land geschafft, aber ohne da� wir im Stande waren ihr auf die Finger zu klopfen, und wie ich h�re waren alle Vorkehrungen dagegen getroffen; Sie m�ssen schlaue und mit der K�ste hier sehr vertraute Leute an Bord haben.� �Der eigentliche Unterh�ndler lebt hier an Land� entgegnete Mr. Noughton, �aber das ist Alles Nebensache, wenn ich nur erst die Gewi�heit h�tte, da� es hier zu einem wirklichen Kampf k�me, und die Insulaner nicht ihren _Regierungs_wechsel eben so ruhig und gleichg�ltig mit ansehen werden, als gestern den _Flaggen_wechsel, der sie, zu meinem Erstaunen, entsetzlich kalt lie�.� �Wenn die Franzosen Ernst mit ihrer Drohung machen� entgegnete Mr. Pritchard rasch, �und nicht eben nach dieser einfachen Demonstration wieder in See gehn, Pomare wie ihre H�uptlinge in sonst ungest�rtem Besitz der Insel zu lassen, so l�uft auch die f�rmliche Besitzergreifung, wo sie dann ja die Z�gel der Regierung in die Hand nehmen und das Pabstthum proklamiren werden, nicht unblutig ab, und _ein_ Leben genommen und die ganze Insel greift mit einem Schlag zu den Waffen.� �Sie glauben also wirklich --� �Ich bin fest �berzeugt davon.� -- �Nun dann kommt da unten Freund Mac Rally, der Master des Wallfischf�ngers drau�en, gerad' apropos die Stra�e nieder -- he Sir!� -- und an's Fenster klopfend winkte er dem Schotten, der �berdies schon die Richtung gerade nach dem Hause zu hatte, und dessen rascher Schritt bald auf der h�lzernen Treppe geh�rt wurde. Wenige Secunden sp�ter betrat Mac Rally das Gemach und wollte sich eben nach kurzem Gru� an den Kaufmann wenden, als er die dritte Person im Zimmer sah, still schwieg und sich mit einem fragenden Blick nach dem Amerikaner umschaute. �Es ist ein Freund von mir, ein Geistlicher� sagte Mr. Noughton und winkte Mac Rally Platz zu nehmen. �Ein Missionair, so?� sagte der Seemann, Mr. Pritchard etwas mi�trauisch betrachtend, bei seinem Branntweinschmuggeln hatte er die Leute nicht eben als Freunde kennen gelernt, und er wu�te nicht wie weit der anwesende gerade mit seiner nicht unbedeutenden Th�tigkeit in diesem Gesch�ftszweig bekannt sein mochte; au�erdem ha�te er Missionaire. Hier galt es �brigens eine Gesch�ftssache, in der er wu�te da� ihm der geistliche Mann nicht entgegen sein w�rde, und er sagte rasch: �Mit unserem Handel wird es wohl Nichts werden, Mr. Noughton -- es ist zu sp�t.� �Wie so?� frug der Kaufmann rasch und erschreckt -- �Sie _d�rfen_ jetzt kein h�heres Gebot mehr machen, denn ich habe die Bestellung fest gemacht, wie Sie recht gut wissen -- die Waffen sind _mein_.� �Und sollen die Ihrigen bleiben, mit dem gr��ten Vergn�gen,� lachte der Seemann, �wenn Sie nur wissen sie an Land zu schaffen.� �Und geht das nicht mehr auf dem gew�hnlichen Weg?� �Was f�r Einer ist das?� frug Mr. Pritchard -- der Seemann glaubte aber nicht eine Antwort darauf schuldig zu sein, sondern sagte achselzuckend: �Die Franzosen haben in der That Besitz von Tahiti genommen; Posten sind ausgestellt an allen Pl�tzen wo es nur einigerma�en m�glich ist zu landen, und eben wird eine Proclamation in Tahitischer, Franz�sischer und Englischer Sprache angeklebt, nach der, unter anderem, Boote nicht einmal mehr nach Dunkelwerden in der Bai fahren, viel weniger an Land kommen d�rfen.� �Den Teufel auch� sagte Mr. Noughton, �und das m�ssen _Sie_ sich hier von einem Anderen _erz�hlen_ lassen?� Mr. Pritchard zuckte mit den Achseln und sagte leise: �Gegen rohe Gewalt hab' ich keine Macht und keine Auftr�ge anzust�rmen; das mu� der Zeit �berlassen bleiben.� �Zeit� brummte der Seemann ungeduldig -- �die wird Einem dabei auch nicht gerade im Ueberma� zugemessen -- morgen mu� ich in See sein.� �Und was haben Sie so zu eilen?� sagte Mr. Noughton. �Das fragen Sie den Franz�sischen Admiral� brummte der Engl�nder -- �ob sie mich hier in Verdacht haben, oder ob ihnen irgend etwas verrathen ist, ich wei� es nicht, aber so viel ist gewi�, da� ich den Befehl bekommen habe was ich an Wasser und Provisionen brauche heute in Ordnung zu bringen, und morgen mit dem Landwind also etwa um neun Uhr, in See zu gehn. Das ist �kurz und s�߫ wie sie bei uns sagen.� �Die Franzosen thun wirklich, als ob sie hier schon die Herren w�ren� sagte Mr. Pritchard. �_Thun_ so, Sirrah?� rief Mac Rally -- �und verdammt gute Ursache dazu, denn sie _sind's_, so lange Sie nicht die Indianer dazu bringen k�nnen mit Macht �ber sie hereinzubrechen -- und damit sieht's windig aus. H�tten Sie die Leute ein Bischen weniger beten und ein Bischen mehr ihre gesunden Glieder brauchen und ihre Waffen�bungen nicht ganz vernachl�ssigen lassen, so w�ren die heidnischen Spiele dem lieben Gott jetzt selber zu H�lfe gekommen; jetzt k�nnen sie weiter Nichts wie mit Bibeln drein werfen, und daran stirbt Keiner -- die Langeweile m��te sie denn wieder forttreiben.� Mr. Pritchard legte den Kopf zur�ck und drehte ihn zur Seite, aber er erwiederte kein Wort; Mr. Noughton ging mit ineinandergeschlagenen Armen im Zimmer auf und ab, und murmelte leise etwas vor sich hin, endlich blieb er vor Mac Rally stehn, und frug, ihn finster dabei ansehend: �Und was sagt Jim dazu?� �Jim ist ein Tollkopf� brummte der Engl�nder -- �ein richtiger Ire, dem nicht wohl ist wenn ihm nicht Jemand den Sch�del zerschl�gt, oder wenn er nicht denselben Liebesdienst Jemand Anderem erweisen kann.� �Also er meint es sei wirklich m�glich sie heute Abend an Land zu schaffen?� frug Mr. Noughton schnell. �Der sagt zu Allem ja� knurrte Mac Rally. �Nun also, was haben wir denn da noch au�erdem f�r Hindernisse?� �Er verlangt da� ich ihm die Gewehre und was dazu geh�rt, in wasserdichten F�ssern an eine gewisse Stelle in Matawai Bai liefere und das ginge allenfalls; aber dorthin haben die verdammten Franzosen wahrhaftig auch heute Morgen eine Schildwacht gestellt, wie �berhaupt an jeden Corallengang durch den mehr als ein Canoe einfahren k�nnte, und ich kann meine Leute nicht dazu riskiren. Wenn sie entdeckt werden, und das ist kaum anders m�glich, so wird jedenfalls auf sie geschossen, oder doch der Alarm gegeben, und sie stecken mir nicht allein die Leute ein, und der ganze Transport ist verloren sondern sie -- visitiren mir auch am Ende noch das Schiff und -- das w�re mir unangenehm.� �Posten schon �berall ausgestellt?� rief Noughton erstaunt, �ei dann zeigen sich die Monsieurs schon allerdings als Herren der Insel und es hat keine Gefahr mehr, da� mir die Gewehre auf dem Lager blieben -- Mac Rally Sie m�ssen wahrhaftig Rath schaffen; mit einer einzelnen Schildwache l��t sich am Ende auch noch sprechen.� �Sprechen, ja, aber nichts durchbringen� brummte der Wallfischf�nger -- �_Sie_ haben auch Nichts dabei zu riskiren, ich aber desto mehr, und nehme da lieber die paar hundert St�ck Gewehre wieder mit in See; in Huaheina oder Bola Bola find' ich, wenn auch nicht so gute Preise doch mehr Sicherheit.� �Wo m��ten sie denn gelandet werden?� frug der Geistliche. �Der einzig m�gliche Platz w�re Matawai Bai und zwar in der Einfahrt, in der fr�her ein alter Missionair wohnte, der leider Gottes gestorben ist -- jetzt sitzt ein Franzose drin -- ja zwei eigentlich, denn dicht daneben wohnt noch Einer, und au�erdem hat sich der Posten gerade �berhalb der beiden H�user in eine alte, nicht mehr benutzte H�tte placirt, der, wie ich geh�rt habe, alle zwei Stunden von Papetee aus abgel�st werden soll, w�hrend die weiter unten befindlichen mit einem anderen, dorthin gelegten Detachement in Verbindung stehn.� �Und k�nnten wir nicht _unter_ oder _�ber_ der Vorposten-_Grenze_ landen?� frug Mr. Noughton. �Nein� sagte der Seemann, kopfsch�ttelnd, �erstlich nimmt das zu lange Zeit weg, und selbst das nicht einmal gerechnet, m��te ein Boot auf dem Binnenwasser und dicht am Strande hin v�llig Spie�ruthen bei den Posten laufen, und es w�re rein unm�glich es unentdeckt an den Ort seiner Bestimmung zu bringen, w�hrend dorthin gerade die Ladung im Schatten der Riffe und sp�ter der Palmen die gr��te Wahrscheinlichkeit sicherer Landung f�r sich hat.� �Das ist das Haus wo Monsieur Delavigne wohnt� sagte Mr. Noughton -- �und sein Nachbar hei�t Lef�vre.� �Ich glaube das sind die Namen� brummte der Alte, �kommt aber nicht d'rauf an wie, sondern _wo_ sie getauft sind.� �Hm, hm, hm� sagte der Amerikaner, nachdenkend im Zimmer auf- und abgehend -- �ich glaube -- lassen Sie mich einmal sehn -- ich glaube Bruder Rowe hat Zutritt da im Haus --� �Wird ihm wenig helfen� meinte Mac Rally. �Kann ich einmal mit Jim sprechen?� frug Noughton, vor dem Seemann stehen bleibend. �Ich wollte selber ich k�nnte seiner habhaft werden� erwiederte dieser, �aber wie mir Bob, mein Zimmermann sagt, hat er alle Ursache sich nicht bei Sonnenschein zwischen den Franzosen blicken zu lassen -- es m�ssen alte Geschichten sein. In den Guiaven drin steht aber ein Haus, wo er zu finden sein soll.� �Bei der alten Irischen Hexe?� frug der Amerikaner. �Nein, da kommt er seit jenem Abend, wo sie ihn beinah einmal abfa�ten nicht mehr hin -- 's ist nicht so weit drau�en und ich kenne die Stelle -- und was sagen Sie dazu, Mr. Pritchard?� Bei Nennung des Namens drehte sich der Wallfischf�nger rasch nach diesem um, der Consul aber sagte achselzuckend: �Ich kann in meiner Stellung Nichts dabei thun, Mr. Noughton, obgleich ich den Insulanern jeden Erfolg gegen ihre Feinde w�nsche.� �Sie sind Consul hier in Papetee?� sagte Mac Rally. Mr. Pritchard machte eine bejahende Bewegung mit dem Kopf. �Dann werd' ich Sie bitten mir heute Nachmittag meine Papiere in Ordnung zu bringen� bat der Engl�nder -- �'s ist jedenfalls besser ich habe die regulirt.� �Kommen Sie nachher zu mir, ich werde es Ihnen besorgen.� �Mac Rally,� sagte Mr. Noughton, �thun Sie mir einmal den Gefallen, zu Mr. Rowe zu gehn und ihn zu bitten, mich heute Morgen, sobald er m�glicher Weise kann, auf einen Augenblick zu besuchen; ich h�tte etwas _sehr_ Wichtiges mit ihm zu besprechen; wollen Sie?� �Ich will gleich von hier zu ihm gehn -- und unser Gesch�ft?� �Sein Sie nachher um elf Uhr hier wieder im Haus. Sie k�nnen mich zu dem Haus f�hren, wo wir Jim O'Flannagan treffen m�gen?� �Gewi� kann ich� brummte dieser, �aber es wird dann die h�chste Zeit da� etwas geschieht, wenn wir's �berhaupt noch ausf�hren wollen.� �Haben Sie Alles gepackt und in Ordnung?� �Schon seit heute Morgen um sechs Uhr.� �Gut -- �berlassen Sie dann das andere mir -- und Mr. Rowe?� �Schicke ich Ihnen unter Adresse und Frachtbrief augenblicklich ins Haus -- guten Morgen Gentlemen,� und sich langsam auf seinen Hacken umdrehend, dr�ckte er die Th�r hinter sich ins Schlo�, und lie� die beiden M�nner allein, die sich bald darauf in eine sehr lebhafte aber mit leiser Stimme gef�hrte Unterhaltung vertieften, in der sie erst wieder gest�rt wurden, als sich der ehrw�rdige Mr. Rowe unten anmelden lie�. Capitel 5. Susanna. Der Admiral ~Du Petit Thouars~ hatte allerdings die Inseln der K�nigin Pomare, worunter er damals die beiden Gruppen der Gesellschafts- und Georgen-Inseln verstand, im wahren Sinn des Worts in Besitz genommen, und dachte, allem Anschein nach, gar nicht daran, sie, wie das vorige Mal, als es bei einer Protectoratserkl�rung geblieben, wieder vollkommen zu verlassen, wenigstens von Militair zu entbl��en. Der Admiral suchte sich einzureden da� Pomare in ihrem Widerstand gegen ihn zu weit gegangen sei, und dem zu begegnen fiel er in denselben Fehler, der ihm freilich f�r den Augenblick nicht soviel Schaden bringen konnte, da er gerade der St�rkere war. Recht gut wu�te er dabei da� die Insulaner, wenn nicht unn�thiger Weise gereizt, eben durch ihre Eifersucht unter sich, und bei dem Ha�, den ein Theil derselben gegen die strenge Herrschaft der Missionaire hegte, nicht leicht pers�nlichen Widerstand leisten w�rden, au�er, durch die Fremden, besonders die Missionaire selber angereizt und dem _vor_zuarbeiten, ehe ein f�rmlicher Bruch herbeigef�hrt werden konnte, that er nat�rlich Alles was in seinen Kr�ften stand. Die protestantischen Geistlichen wurden schon an und f�r sich gleich gewarnt, das Volk nicht gegen die jetzige _rechtm��ige_ Regierung aufzureizen, und au�erdem noch eine Proclamation erlassen worin jeder Fremde, der _gegen_ die Franz�sische Oberherrschaft sprechen (man sagte nicht _predigen_) w�rde, augenblicklich von der Insel, �berhaupt aus den Gruppen zu verweisen sei; es war das ein Paragraph der die Missionaire am schwersten traf, und auch, besonders in England, von ihnen am meisten angegriffen und verdammt wurde. Ebenso vorsichtig mu�ten sich die Franzosen dagegen zu wahren suchen da� Waffen und Munition den Insulanern durch ihre Freunde zugef�hrt wurden, und eins der eben eingelaufenen Schiffe erhielt augenblicklich die Ordre die Insel zu umschiffen und verd�chtige Fahrzeuge abzuweisen, w�hrend die hier liegenden Engl�nder, von denen man aber nur das kleine Kriegsschiff in Verdacht haben konnte, ebenfalls scharf bewacht wurden. Auch Spirituosen suchte man den Insulanern fern zu halten, sie nicht aufzureizen und zu Excessen zu treiben, die unter den jetzigen Verh�ltnissen leicht einen ernsten Charakter annehmen konnten, und es war deshalb auch da� die Kitty Clover, von der man ziemlich genau wu�te da� sie unter der Hand Spirituosen an die Insulaner verkaufe und auch noch eine ziemliche Quantit�t derselben an Bord habe, Befehl erhielt die Bai am n�chsten Morgen zu verlassen. Niemand vermuthete da� sie auch noch weit gef�hrlichere Waffen zum gelegentlichen Handel bei sich f�hre, die Mac Rally �brigens auch wohlweislich einer ziemlich genauen Visitation seines Schiffes, sollte dieselbe ja stattgefunden haben, aus dem Weg gesteckt hatte. Au�erdem aber waren die Franz�sischen Soldaten streng beordert die Eingeborenen freundlich zu behandeln, und ihnen strenge Strafen angedroht, wenn sie dieselben durch Erpressungen, Mi�handlungen oder sonstigen Uebermuth reizen und dadurch Anla� zu Streitigkeiten geben w�rden. Den Fremden war ebenfalls ihr Eigenthum vollst�ndig gesichert, nur sollten sie sich, wie schon erw�hnt, jeder b�swilligen Einwirkung auf die Insulaner enthalten, oder der Folgen daf�r gew�rtig sein. Auch eine Regierung hatte der jetzt allm�chtige Admiral ernannt, einen Regierungsrath wenigstens aus drei Personen bestehend, Mr. Aubigny, Capitain der Corvette Ambuscade, Lieutenant Clou und Mr. Moerenhout, und die Wahl des Letzteren besonders kr�nkte Pomare tief, da sie wu�te wie er von jeher ihr gesinnt gewesen, w�hrend die Missionaire in dem ihnen gerade feindlich gesinnten Mann einen vollst�ndigen Beweis sahen, was sie f�r sich von der neuen Ordnung der Dinge zu erwarten h�tten. Viel Zeit durften sie aber auch nicht verlieren, denn noch an demselben Abend lief der Franz�sische Kriegsdampfer, der Cormorant ein, und ein dumpfes Ger�cht durch die Stadt da� der ganze �brige Theil der, bis jetzt noch an den Marquesas-Inseln stationirten Flotte, ebenfalls hier eintreffen w�rde, den Eingeborenen zu imponiren, und ihnen zu beweisen wie fruchtlos jeder Versuch des Widerstands gegen eine so gewaltige Macht unter jeder Bedingung f�r sie ausfallen m��te. Die Eingeborenen fingen jetzt erst an wirklich stutzig zu werden, denn das ganze Benehmen der Fremden hatte diesmal einen weit anderen Charakter wie fr�her. Die ausgestellten Posten, das gelandete und ohne weiteres in einem der Pomare geh�rigen H�user untergebrachte Militair -- die Besitznahme der kleinen in der M�ndung der Bai liegenden Insel Motuuta, von jeher der K�nigssitz und in der That Lieblingsaufenthalt der Pomaren, wo die K�nigin sogar ihren Knaben geboren, und wohin jetzt ohne weiteres m�chtige Kanonen geschafft wurden, die gar nicht aussahen als ob sie blos f�r die kurze Dauer des Aufenthalts der Schiffe da liegen bleiben sollten; vor allen andern Dingen aber das jetzt pl�tzlich so scheue und zur�ckhaltende Wesen ihrer Missionaire, das sie an ihnen wahrlich nicht gewohnt waren, machte sie stutzen, und fl��te ihnen zum ersten Mal die ernstliche Besorgni� ein, da� doch wohl nicht Alles so geschwind wieder vor�ber gehn w�rde und auch nicht genau so sei, wie ihnen die frommen Lehrer bis jetzt erz�hlt haben mochten. Mr. Pritchard allein blieb sich, auf seine Stellung als Englischer Consul fu�end, ja vielleicht trotzend, treu in dieser Zeit. So unbek�mmert die Franzosen irgend etwas gegen die Religion eines fremden Staates und deren Vertreter unternahmen, und auch vielleicht unternehmen konnten, so vorsichtig mu�ten sie jedenfalls zu Werke gehn, wo sie es mit der Diplomatie und dadurch auch mit den Rechten desselben zu thun bekamen, und als Consul stand er, wie er recht gut wu�te, unter dem direkten und unmittelbaren Schutz seines Vaterlandes. Die Eingeborenen verstanden aber diesen Charakter gar nicht; ihnen war Mr. Pritchard noch immer der Mitonare und Lehrer von fr�her her, nur mit mehr Autorit�t vielleicht als fr�her, da er die anderen Geistlichen oft in seinem Hause versammelte, mit ihrer K�nigin in stetem Verkehr stand, und dann auch durch die neue Reise noch gewaltig in ihrer Achtung gewonnen hatte. Jedenfalls kam er jetzt gerade von dem Land der Beretanis, mu�te also am besten wissen was sie von dort zu hoffen h�tten, und ob die Engl�nder Schiffe senden w�rden sie und ihre Religion zu unterst�tzen, oder ob sie auf sich selber verlassen bleiben sollten, den zahlreichen Feuerschl�nden des m�chtigen Feindes gegen�ber. Die anderen Missionaire hatten, durch die Drohung des Admirals eingesch�chtert, nicht gewagt, eine bestimmte Antwort zu geben, und die Gl�ubigen auf die Bibel und den lieben Gott vertr�stet, der die Seinen sch�tzen und schirmen w�rde in schwerer Noth und Angst. Mr. Pritchard dagegen sprach zu ihren Herzen, und sein Ruf an sie muthig zu sein und nicht zu verzagen war mehr ein Aufruf zu den Waffen, als ein Trost. �Widerrechtlich hatten die Feranis die Flagge Pomares niedergezogen, widerrechtlich setzten sie eine Regierung ein, dem direkt ausgesprochenen Willen Englands gegen�ber, da� das Land sich frei und unbel�stigt des Friedens Segen und der christlichen Religion erfreuen k�nne. Mit Kanonen und Bayonnetten �berw�ltigten sie ein stilles harmloses Volk und die �Baals-Priester� zogen im Lande umher, dem Feinde Seelen zu gewinnen. Er protestirte von Anfang an feierlich gegen jede Franz�sische Autorit�t auf der Insel, die er unter keiner Bedingung anerkennen w�rde, und wahrte sich das Recht zu dem Volke zu reden und ihm zu rathen, wie es ihm gut d�nke, und wie er es in seinem Amt als Englischer Consul sowohl wie Missionair vor seinem Gewissen und seiner Regierung, aber nicht vor dem Franz�sischen Admiral zu verantworten habe.� Die Insulaner hielten sein Haus f�rmlich belagert, denn der Mann, wie sie erst einmal die wahre Absicht der Fremden verstanden, sprach ihnen aus der Seele, aber noch mehr -- er _ver_sprach ihnen auch Englische H�lfe von der zuerst einkommenden Englischen Fregatte, w�hrend mit dem Dublin schon die Klagen und Beschwerden s�mmtlicher Missionaire nach England abgegangen waren. Es l��t sich denken da� die Franz�sischen Autorit�ten, den Protestantischen Geistlichen �berdies nicht gewogen, die Aufreizungen dieses Mannes mit Aerger und Verdru� ansahen und nur durch seine officielle Stellung noch zur�ckgehalten wurden, etwas Ernstliches und Entschiedenes gegen ihn zu unternehmen. Dazu brauchten sie aber irgend eine gegen ihn sprechende Thatsache als Vorlage, und eine solche mu�te jedenfalls erst abgewartet werden. Spione umgaben ihn dabei genug, aus seinen Reden an das Volk irgend eine, direkt zur Emp�rung aufreizende Aeu�erung zu finden, Mr. Pritchard war aber klug genug sich keine solche Bl��e zu geben, und der Zorn der Franz�sischen Officiere gegen ihn stieg von Stunde zu Stunde. Ren� beschlo� indessen sich von jeder Betheiligung an den politischen Ereignissen vollkommen entfernt zu halten; er mochte nat�rlich nicht gegen seine Landsleute k�mpfen, so sehr er auch f�hlte da� den Eingeborenen hier unrecht geschah, und nat�rlich noch viel weniger diesen feindlich entgegentreten, mit denen er durch sein Weib in so nahe und freundliche Beziehung gekommen war. Je mehr er aber �ber sein k�nftiges Leben auf den Inseln nachdachte, desto mehr f�hlte er sich davon �berzeugt, wie er solcher Art, und gewisserma�en zwischen zwei Feuern, in Papetee jedenfalls eine h�chst unangenehme, ja gef�hrliche Stellung f�r die Zukunft einnehmen m�sse, denn von beiden Partheien w�re er, wenn er es mit keiner offen hielt, auch rettungslos verd�chtigt worden. -- Er wollte Papetee -- Tahiti verlassen und dr�ben in Atiu, in der stillen Zur�ckgezogenheit seines h�uslichen Gl�cks konnte er bald die Welt um sich her vergessen -- verachten. Sorge um seinen Lebensunterhalt brauchte er nicht zu haben, Gott hatte den Tisch der Eingeborenen dort mit seinen reichsten Gaben �berdeckt -- ein fr�hliches, gutm�thiges Volk bewohnte die Insel, und mit Sadie an seiner Seite -- Und Susanna? -- Fort mit dem Gedanken an sie -- an Alles was sie umgab, gerade hier lag die Gefahr f�r ihn, f�r sein h�usliches Gl�ck, und er f�hlte recht gut selber wie er zu schwach, viel zu schwach sei, den immer aufs Neue auf ihn eindr�ngenden Verf�hrungen lange widerstehn zu k�nnen. Er liebte Sadie aus tiefster innerster Seele, und dennoch hatte er den Zauber, die Gewalt die diese Liebe �ber ihn aus�ben sollte, �bersch�tzt -- dennoch f�hlte er, wie er jetzt _fl�chten_ m�sse mit ihr, sich selber zu entgehn und seiner Leidenschaft; fl�chten, einer Gefahr auszuweichen, die drohend �ber ihrem Gl�cke hing, und in dem Gef�hl lag das Bewu�tsein seiner Schw�che; gewaltiger noch da� er nicht wagte es sich selber zu gestehn, gef�hrlicher f�r ihn, da� er je geglaubt hatte es besiegen zu k�nnen, ja selbst jetzt noch sich selber damit t�uschen wolle da� er nach freiem Willen handle. Schon an diesem Tag begann er seine, jedoch eben nicht so bedeutenden Vorbereitungen, Tahiti zu verlassen, und Sadie sah den Eifer mit dem er es betrieb und dankte ihm in ihrem Herzen daf�r. Gl�cklicher fast als der Gedanke ihr liebes, freundliches Atiu nun bald wieder zu sehn, es nie mehr zu verlassen, machte sie das Bewu�tsein des Gatten Liebe noch zu besitzen und sich in jener furchtbaren Stunde -- so entsetzlich ihr selbst jetzt noch die Erinnerung daran war -- get�uscht zu haben. Er konnte jenes fremde sch�ne M�dchen nicht lieben, h�tte er sonst so geeilt aus ihrer N�he zu kommen? und da� es ihn gerade zur�ck nach Atiu zog, war ihr ja der B�rge f�r ihr sch�nstes Gl�ck -- f�r den Frieden ihrer Seele. Wie weh that es ihr jetzt da� Aumama nicht bei ihr geblieben war, Zeuge ihres Gl�cks zu sein; das wilde M�dchen hatte sich aber nicht l�nger halten lassen und war noch lange vor Abend schon in ihrem Canoe allein nach Taiarabu aufgebrochen, dort bei der Schwester zu bleiben; ja vielleicht -- sie hatte ihr zornig klopfendes Herz fest festhalten m�ssen, als sie der Freundin die Worte zufl�sterte in denen ihr ganzes Elend lag -- dort, dort noch einmal dem treulosen Gatten zu begegnen, und Rechenschaft von ihm zu fordern, f�r ein mi�handeltes, zertretenes Leben. Arme Aumama. Ren� hatte sich von der Mission einen kleinen Cutter zu verschaffen gewu�t, seine Sachen und was er sich an Bequemlichkeiten auf der Insel angekauft, gleich mit einem Mal nach ihrem alten Wohnplatz hin�bertransportiren zu k�nnen, und derselbe wurde schon an dem n�mlichen Nachmittag, ein Beweis wie es ihm Ernst war um seinen Vorsatz, von Papetee her�ber und an seine Landung geschafft, wo er ruhig und vollkommen vor Wind und Wetter gesch�tzt, vor Anker liegen konnte, bis er im Stande war seine Gesch�fte hier so weit als m�glich zu reguliren und sich einzuschiffen. Niemand freute sich mehr dar�ber als der Mitonare Ezra, der sich augenblicklich zum Passagier anbot, und nebenbei noch versprach die Mannschaft vollst�ndig aufzutreiben. Mehr wie drei Leute gebrauchten sie ohnedies nicht, da Ren� ja selber Seemann genug war das wenige an Bord solch kleinen Fahrzeugs, wenn ja einmal Noth an Mann sein sollte mit verrichten und besser verrichten zu k�nnen, wie die Insulaner selber. Mitonare erhielt da die erste Botschaft, nach der Stadt, zu dem ehrw�rdigen Mr. Rowe zu kommen, und Ren� bekam ebenfalls eine Einladung von dem jetzt Befehlenden auf Papetee, Gouverneur Bruat, ihn zu besuchen, da er sich nach Manchem bei ihm zu erkundigen w�nsche. Die Botschaft beunruhigte ihn im Anfang -- sollte etwa wegen der Flagge Nachforschung gehalten sein? -- aber lieber Gott, da h�tten sie ihm dieselbe, wenn er wirklich verrathen w�re, einfach wieder abfordern lassen; das Tuch hatte weiter keine Bedeutung, sobald es einmal von der Stange herunter war. Oder das Duell? -- es war nicht wahrscheinlich da� solche Sache in solcher Zeit zur Untersuchung kommen sollte; und �berdies hatten beide Theile darin gehandelt wie es den nun einmal bestehenden Gesetzen der Ehre entsprach, denen sie sich f�gen mu�ten. Es half ihm Nichts da� er sich den Kopf dar�ber zerbrach, und gegen Abend -- er war auf vier Uhr Nachmittag nach Papetee beordert worden -- folgte er der Aufforderung des Gouverneurs. Es handelte sich dabei �brigens weder um Flagge noch Duell; im Gegentheil war Mr. Bruat ungemein freundlich mit dem jungen Mann, dessen Schicksale er sich, wie er ihm versicherte, habe erz�hlen lassen, und um ihm zu beweisen wie er sich f�r ihn interessire, w�nsche er ihn an sich und Papetee zu fesseln, und bot ihm, da er ja schon �berdies fr�her in der Franz�sischen Armee als Officier gedient, eine gleiche Stellung in Papetee, unabh�ngig von den Schiffen und mit gesichertem Aufenthalt auf den Inseln. Ren� begriff recht gut, da� er dies Anerbieten weniger seinen Verdiensten als der vermutheten Verbindung verdanke, in der er, durch seinen l�ngeren Aufenthalt hier wie seine Heirath, mit den Eingeborenen stand. Das Abenteuer mit dem Missionair war ebenfalls, wenn auch nicht laut ausgesprochen, doch ruchbar geworden, und es fehlte den Franzosen gerade in diesem Augenblick besonders an Leuten, die ihren Interessen so ergeben, als denen der Missionaire entgegen w�ren, und doch dabei eine etwas freundlichere Vermittlung zwischen den beiden so schroff absto�enden Elementen, den Eingeborenen der Insel und den Eroberern derselben, bieten k�nnten. Das w�re aber auch jedenfalls der Weg gewesen sich den Insulanern vollkommen zu entfremden, und er lehnte die ihm gebotene Stellung auf das artigste und mit der Versicherung gr��ter Dankbarkeit f�r das ihm bewiesene Zutrauen, aber auch entschieden ab. Monsieur Bruat schien etwas pikirt dar�ber; er hatte wohl keinenfalls eine so ganz definitive Weigerung erwartet, Ren� beharrte aber fest darauf und wurde endlich mit einer zwar artigen aber sehr kalten Verbeugung entlassen. * * * * * In Mons. Belards Hause, in dem kleinen traulichen St�bchen der Madame Belard, sa� diese an ihrer Arbeit, hinter den niedergelassenen Jalousien, die eine angenehme K�hle in dem freundlichen Gemach verbreiteten, w�hrend Susanna vor dem Instrument in leisen, wehm�thigen Akkorden und mit halbgeschlossenen Augen ihrer Phantasie, ihren Gedanken freien und ungest�rten Lauf lie�. �Lieber Gott, Susanna,� sagte Madame Belard endlich, ihre Nadel ruhen lassend und zu der Freundin aufschauend -- �Du bist entsetzlich langweilig heute, und spielst Melodieen da� man immer glaubt es sollte Jemand zum Richtplatz gef�hrt werden. Was um Gottes Willen steckt Dir im Kopf, was hast Du, was fehlt Dir? -- heraus mit der Sprache, M�dchen, aber qu�le mir die Mollt�ne nicht auf solch grausame, unbarmherzige Art.� �Ich? -- Nichts -- was soll mir fehlen?� sagte Susanna. �Ja das frag' ich Dich -- etwas _ist_ mit Dir, denn Du bist wie ausgewechselt gegen sonst.� �Unsinn� lachte Susanna, die vollen Locken aus der Stirn werfend, und zu einer lebendigern Weise �bergehend -- es war die Marseillaise. �Ach damit hast Du gestern Abend Monsieur Delavigne vertrieben� lachte Madame Belard -- �wie rasch er aufsprang und fortst�rzte. Wir h�tten uns heute doch einmal sollen nach ihm erkundigen lassen, wie ihm die Aufregung gestern bekommen und ob er sein Haus gl�cklich erreicht hat.� Susanna erwiederte Nichts darauf, hatte aber die Marseillaise schon wieder fallen lassen, und praeludirte eines ihrer kleinen melancholischen Creolenlieder aus Louisiana, als Schritte aus dem Vorsaal geh�rt wurden und Mons. Belard gleich darauf die Th�r �ffnete und hereinschaute. �Ist Delavigne hier gewesen?� frug er die Damen. �Monsieur Delavigne? nein,� rief seine Frau und Susanna h�rte auf zu spielen und sah sich nach ihm um -- �ist er wieder in der Stadt?� �Hat er Euch denn noch Nichts gesagt?� frug der Gatte aber jetzt, sie etwas erstaunt ansehend und ganz ins Zimmer tretend, �wi�t Ihr noch Nichts?� �Wir? -- was ist denn?� rief Madame Belard erschreckt, �um Gottes Willen -- aber wenn er selber in der Stadt war -- ist ihm denn zu Hause etwas passirt -- seinem Weib?� �Ah Papperlapapp,� sagte Mons. Belard lachend, und ging zu einem kleinen Eckschrank den er dort zu seinem eigenen Gebrauch stehen hatte, sich ein Glas Brandy und Wasser einzuschenken, �da soll bei Euch immer gleich was passirt sein; der Frau wird auch was zusto�en, die Indianerinnen haben eine z�he Natur und sind nicht gleich immer umgeworfen wie andere Leute. Wenn ich noch einmal zu heirathen h�tte, ich w��te auch was ich th�te.� �Bitte, Monsieur, geniren Sie sich nicht� bat Madame Belard etwas beleidigt und mit kalter H�flichkeit -- �ich m�chte Ihrem weiteren Gl�ck nicht gern im Wege stehn.� �Aber was ist vorgefallen?� frug auch jetzt Susanna, mit gr��erem Interesse als sie bis jetzt gezeigt, �bringen Sie uns eine angenehme oder unangenehme Neuigkeit?� �Nun ich wei� gerade nicht� sagte Mons. Belard die Mischung von Wasser und Brandy erst einen Augenblick gegen das Licht haltend und dann, wie mit der Farbe zufrieden, auf einem Zug leerend -- �angenehm ist sie gerade nicht -- wenigstens nicht f�r Sie Beide, und mir selber thut es auch leid, obgleich sich die Sache nun einmal nicht �ndern l��t und des Menschen Wille sein Himmelreich ist. Wenn's ihm nicht l�nger bei uns gef�llt, kann ihn nat�rlich keine Seele halten.� �Mons. Delavigne will fort von hier? -- aber wohin?� riefen die beiden Damen, wie fast aus einem Munde. �Soviel ich verstanden habe, nach Atiu zur�ck, wo er hergekommen� lautete die Antwort. �So wird er dorthin wohl sein Gesch�ft verlegen wollen.� �Nein das ist ja eben der Unsinn� rief der Kaufmann �rgerlich, �das dacht' ich mir auch im Anfang, denn darin w�re ein Sinn, aber wie mir jetzt scheint, l�uft die ganze Geschichte auf irgend einen romantischen Schwindel hinaus, und wenn das wirklich der Fall w�re, sollt' er mir leid thun, denn keine zwei Monat h�lt er's dr�ben mit seiner Paradies-Com�die aus. Er will sein ganzes Gesch�ft f�rmlich mit der Wurzel herausrei�en und wegwerfen, und sich dr�ben hinsetzen und Brodfrucht und Tarowurzel essen mit Madame Sadie. Das klingt wohl recht sch�n, ist aber nur leider unausf�hrbar -- er m��te denn eben kein Franzose -- kein civilisirter Mensch sein, dessen ganze Existenz, er mag sich dar�ber �u�erlich vorl�gen soviel er will, doch mit all seinen tausend Seelenfasern an dem alten gewohnten Leben h�ngt und nicht losgerissen werden _kann_.� �Aber ist denn vielleicht hier irgend etwas vorgefallen?� sagte Madame Belard -- �hat er hier Unannehmlichkeiten gehabt, die ihn vielleicht dazu treiben?� �Doch nicht etwa mit der Regierung?� frug Susanna rasch, die unwillk�rlich und mit leiser Angst der so keck eroberten Flagge gedachte. �Nicht da� ich w��te� brummte Mons. Belard -- �im Gegentheil scheint ihm der Gouverneur wohl gewogen gewesen zu sein, denn wie mir Delavigne selber sagt hat er ein Anerbieten von dorther gehabt -- ein Anerbieten einer festen gesicherten Stellung, wenn er es allenfalls nun �berdr�ssig gewesen w�re Handel zu treiben; aber auch das hat er von der Hand gewiesen. Er ist rein toll -- oder blind.� �Und wann will er fort?� sagte Mad. Belard. �Morgen schon, soviel ich wei�, wenn er alle seine Siebensachen packen und zu Schiff bringen kann -- er hat einen kleinen Cutter gemiethet, der schon bei seinem Hause liegt. Nein die Sache ist Ernst und nicht nur eine fl�chtige Idee; ein Schlag aus reinem Himmel, denn gestern, wo ihn Brouard auf der Stra�e traf, wu�te er noch kein Wort davon. Aber ich mu� wieder fort -- er kommt jedenfalls noch zu Euch hierher heute, Adieu zu sagen, und wenn ich nicht da sein sollte, bitte gieb ihm dies Papier hier, Marie; ich habe ihm versprochen, es hierher f�r ihn zu legen, vielleicht komm ich nachher noch einmal her�ber.� Und mit kurzem Gru� verlie� er das Zimmer wieder. Die Frauen sa�en noch schweigend, und in tiefem Nachdenken, als Mons. Belard schon lange das Zimmer verlassen hatte, und Susanna ber�hrte wieder leise die Tasten in weichen, kaum h�rbaren Akkorden. �Merkw�rdig� brach Madame Belard endlich das Schweigen -- �etwas _mu�_ da vorgefallen sein, was ihn kann zu diesem wunderbar raschen Entschlu� getrieben haben -- gestern Abend schon sein eigenth�mliches Betragen.� �Du sprichst von Mons. Delavigne?� sagte Susanna, ohne die Freundin anzusehn. Madame Belard schaute rasch nach ihr um, lie� ihr Auge einen Moment auf ihr ruhen und sagte dann leise: �Ja.� �Die M�nner sind wunderliches Volk� sagte die Sch�ne -- �er wird sich mit seiner Sadie wieder in einen Palmenhain zur�ckziehn, und von der Welt -- in ihren Armen tr�umen.� Madame Belard sch�ttelte traurig mit dem Kopf und sagte ernst: �Das ist nicht Alles wie es sein sollte -- h�tte er den Entschlu� langsam und mit reiflicher Ueberlegung gefa�t, so w�rde es mich recht von Herzen, in tiefster Seele gefreut haben.� �Wie so?� frug Susanna rasch. �Weil mich Sadie, das arme liebe M�dchen, in einer Welt hier in die sie nicht geh�rt, in die sie nicht pa�t, recht von Herzen dauert. Es ist ein liebes engelgutes Kind, und _verdiente_ gl�cklich zu sein -- und wird es nie werden� setzte sie recht tief aufseufzend hinzu. �Warum nicht gl�cklich?� sagte Susanna gleichg�ltig, der Stimme wenigstens den Ausdruck gebend, �so viel ich von dem Leben dieser Insulanerinnen gesehen habe, verlangen sie es, wissen sie es gar nicht besser, als da� sich ein Europ�er, Franzose oder Engl�nder ist ihnen ziemlich gleich, um sie bewirbt und -- die Dauer seines Aufenthalts vielleicht -- bei ihnen bleibt; kehrt er in seine Heimath zur�ck f�llt es ihm nat�rlich nicht ein eine farbige Frau mitzunehmen.� �In der Regel, ja --� sagte Madame Belard -- �leider Gottes handeln die M�nner hier leichtsinnig genug in dieser Hinsicht, und haben schon manches arme Herz gebrochen, selbst unter den ungebildetsten der Insulaner -- das Herz kehrt sich ja nun doch einmal nicht an Sitte und Gebrauch.� �Sie sehn mir nicht aus, als ob ihre Herzen so leicht brechen k�nnten� entgegnete Susanna etwas kalt. �Doch, doch� sagte leise Madame Belard, �und Sadie ist gar nicht wie ein Kind dieser Inseln erzogen -- nur die Farbe, das Aussehn, und das Freie, Nat�rliche ihrer Bewegungen verk�nden sie als ein Kind des Korallenbodens; der alte Mr. Osborne, der hier auf Tahiti starb, hat sie wie eine Tochter gehalten, unterrichtet und ihr damit Gutes thun wollen, aber ich f�rchte fast, statt dessen einen schlimmen Dienst erwiesen. Nicht Indianerin, nicht Europ�erin mu� sie f�r das Leben ihres Vaterlandes verloren sein, nie wenigstens w�rde sie sich, wozu sie doch Gott bei ihrer Geburt bestimmte, an der Seite eines gew�hnlichen ungebildeten faulen Indianers gl�cklich f�hlen k�nnen -- und ich f�rchte, sie wird _nicht_ im Stande sein, den jetzt geliebten Mann auf immer an sich zu fesseln.� �Und verlangst Du von Delavigne da� er sein Leben auf jenem Atiu vertr�umen -- diese monotonen Inseln mit ihren ewigen Palmen und Brodfruchtb�umen nie wieder verlassen soll?� rief Susanna in ihrem Spiel aufh�rend und sich rasch und fast heftig nach der Freundin umdrehend. �Verlangen?� sagte diese achselzuckend -- �ich verlange von einem Mann vor allen Dingen da� er seine Schw�re h�lt, es ist das wenigste _was_ man verlangen kann, und doch unendlich viel, und thut das Delavigne, so kann er die Inseln nur verlassen, wenn er die Indianerin _als sein Weib_ mit hin�ber in das alte Vaterland nimmt.� �Um dort der Kinder Spott zu werden� rief Susanna rasch. �Er hat das Alles voraus gewu�t,� sagte Marie Belard, �Sadie ist �brigens ein wunderh�bsches Weibchen.� �Und wie lange wird das dauern?� frug Susanna, �in sechs Jahren, in f�nf vielleicht schon, ist die Bl�thenzeit dieser Kinder der Tropen vor�ber und _die_ Zeit mu� ihm vorschweben, wenn er an ein sp�teres Leben in den civilisirten St�dten der alten oder neuen Welt zur�ckdenkt. Ja in der neuen k�nnte er nicht einmal jetzt mit ihr existiren, wo sich jede anst�ndige Familie in New-York sowohl wie New-Orleans von ihm zur�ckziehn w�rde, um nur nicht in den Verdacht zu kommen mit _schwarzem_ Blute Umgang zu haben.� �Aber Susanna, in Virginien r�hmen sich die �ltesten Geschlechter von der K�nigstochter Pokahontas abzustammen� sagte Madame Belard. Susanna zuckte die Achseln. �Ja, sie zum Ahn zu haben lassen sie gelten� sagte sie, �aber frag einmal eine der dortigen Familien, ob sie _jetzt_ einem ihrer S�hne gestatten w�rden die Ehre ihrer Geschlechter durch Indianisches Blut zu _beflecken_. Das Vorurtheil, wenn es �berhaupt ein Vorurtheil genannt werden kann, wo es sich um etwas unseren Naturen total widerstrebendes handelt, besteht nun einmal und wir Einzelne k�nnen es nicht �ndern -- Uebrigens sind die hier geschlossenen Ehen� f�gte sie mit weit leiserer Stimme etwas z�gernd hinzu, �wie man �berall h�rt, ja keineswegs so bindend, und sollen sogar schon in ihrer Formel eine Art Vorbehalt auf ziemlich willk�rliche Scheidung wieder enthalten.� �Die meisten, ja, leider Gottes� sagte Madame Belard -- �die leichtsinnigen M�dchen der Inseln w�rden selbst die Formel nicht verlangen, hielten die Missionaire nicht darauf, bei etwas, das sie doch nun einmal nicht verhindern k�nnen, wenigstens so viel als m�glich den Anstand zu wahren. Bei den meisten ist auch wirklich nichts weiter geschehn; manche aber vollziehen wirkliche Ehen, so vollst�ndig in ihrer Ceremonie als bei uns und -- ich sollte denken -- auch ebenso bindend. Wahrscheinlich ist dasselbe auch mit Sadie und Delavigne der Fall; Sadie ist die Pflegetochter eines Geistlichen, und von ihm erzogen und getraut; der w�rdige Mann wird nicht daran gedacht haben eine andere als vollg�ltige Ehe zwischen den Beiden zu schlie�en. Ueberdies bliebe sich das auch gleich, das todte Wort was dabei gesprochen wird kann nur gesetzlich binden, und zwar an Stellen wo das Gesetz die Kraft und Ausdehnung hat, hier wo jedes Canoe den Mann aus dem Bereich desselben bringen kann, ist das _eigene_ Wort, das eigene Herz das einzige worauf man wirklich trauen kann, und ich will zu Sadies Bestem hoffen, da� Delavigne dem fest und treu zu eigen bleibt.� �Und glaubst Du wirklich da� er sein Leben solcher Art hier beschlie�en wird?� frug Susanna -- �Marie denke Dir er ist vielleicht f�nf oder sechs und zwanzig Jahr alt, und soll jetzt _aufh�ren_ zu leben -- ist das wahrscheinlich?� �Aufh�ren zu leben -- mit der Frau die er liebt an seiner Seite, mit seinem Kind?� frug Madame Belard dagegen, �er kann das nicht gut �aufh�ren zu leben� nennen, was, wie er mich oft versichert, das h�chste und sch�nste Ziel seines Lebens gewesen; -- es w�re zu traurig f�r die arme Sadie; und doch _f�rchte_ ich fast das wilde ungest�me Wesen des Mannes wird sich nicht in die engen festen Banden eines solchen Lebens, auf die L�nge der Zeit wenigstens, einschn�ren lassen. _Ihr_ Beiden h�ttet besser zusammen gepa�t.� Susanna lachte, aber sie wandte rasch den Kopf und begann wieder, und zwar mit raschen kr�ftigen Griffen die Marseillaise zu spielen, w�hrend Mad. Belard an das Fenster trat und hinausschaute. Die Th�r �ffnete sich leise und Ren� erschien auf der Schwelle -- keine der Frauen hatte ihn in den rauschenden T�nen des kriegerischen Liedes kommen h�ren, und mehre Minuten lang stand er schweigend die Blicke fast wehm�thig auf die holde Jungfrau am Instrument geheftet die, den Lauscher nicht ahnend das Lied schlo� und wieder �ber zu den weicheren seelenvollen Melodieen kleiner, spanischer, Lieder ging, wie sie dieselben daheim an den Ufern des Mississippi oft und oft geh�rt. Eine Weile spielte sie so fort und dann endlich, wie den Gedanken des Liedes folgend das sie begonnen, fiel sie mit ihrer weichen klangvollen Stimme leise ein. Die Halme wehn gedankenschwer Auf jener Wiese dr�ben, Sie sagen wohl einander nur Da� sie sich innig lieben; Ich aber liege einsam hier Und schaue in die H�he -- Ach da� mich Niemand lieben will Ist ja mein einzig Wehe. �Ein trauriges Lied� seufzte Madame Belard und drehte sich nach der Freundin um, stie� aber unwillk�rlich einen leisen Schrei aus, als sie den, mit dem sie sich eben in wirklich traurigen Bildern besch�ftigt, bleich und ernst vor sich stehen sah. Susanna schaute rasch auf den Ruf um, und w�hrend ihr das Blut in die Wangen scho�, stand sie auf und verlie� das Instrument. �Sie haben uns belauscht� sagte sie und ihr Auge haftete so fest auf dem seinen, als ob sie die Gedanken lesen wollte, ehe ihnen die Lippen Worte geliehn. �Den Dichter wenigstens� entgegnete Ren�, ihrem Blick begegnend -- �den armen Dichter, dem als er das Lied schrieb, wohl recht weich und weh mu� um's Herz gewesen sein. Sie sollten freundlichere Lieder singen, Mi� Lewis, vor Ihnen liegt das Leben noch frei und offen in all seiner Pracht und Herrlichkeit -- es w�re S�nde wenn Sie gerade, vor tausend Anderen, solchen traurigen Lamentationen Raum geben wollten. Doch -- sein Sie mir nicht b�se da� ich Sie gest�rt habe -- ich will ihre Zeit nicht lange in Anspruch nehmen -- ich komme Ihnen Adieu zu sagen.� �Sie wollen fort?� sagte Susanna leise. �Hoffentlich Morgen� erwiederte Ren� mit einem L�cheln wenigstens, wenn es auch ein gezwungenes war. �Der Entschlu� mu� Ihnen �ber Nacht gekommen sein� rief Madame Belard -- �gestern Abend wu�ten Sie noch kein Wort davon.� �Ich habe mich allerdings erst gestern dazu entschlossen.� �Mein Mann hat uns schon auf die schmerzliche Nachricht vorbereitet, lieber Delavigne -- auch hier ein Papier f�r Sie hergelegt, falls er Sie wirklich nicht noch -- einmal sehn sollte -- es thut uns recht, recht leid Sie von hier verlieren zu m�ssen.� �Madame Belard� sagte Ren� und seine Stimme zitterte. �Aber warum haben Sie Ihre Frau nicht mit her�bergebracht, soll ich sie nicht wiedersehn?� �Sie werden sie entschuldigen m�ssen� sagte Ren� das Papier mit einer dankenden Verbeugung an sich nehmend, das ihm die junge Frau reichte -- �Sadie hat jetzt so viel mit Packen zu thun und -- es ist besser so vielleicht -- ich selber wollte brieflich von Ihnen Abschied nehmen� setzte er dann nach einer kurzen Pause hinzu, �aber meine Gesch�fte zwangen mich die Stadt noch einmal aufzusuchen und -- da konnte ich es doch nicht �bers Herz bringen, so ganz vorbei zu gehn.� �Wir h�tten Ihnen das im Leben nicht verziehen� rief Madame Belard schnell -- �aber kommen Sie, bleiben Sie nicht mit der Klinke in der Hand da stehn und setzen Sie sich zu uns -- es ist ja das letzte Mal vielleicht f�r eine lange Zeit. Nehmen Sie den Stuhl da, neben Susannen. Sie haben auch recht eigentlich, da� Sie den politischen Wirren aus dem Wege gehn; besonders in ihren Verh�ltnissen h�tten Sie es doch am Ende manchmal nicht vermeiden k�nnen, mit einer oder der anderen Parthei in Collision zu kommen, und hat sich erst Alles wieder regulirt, sind Sie ja noch immer Ihr freier Herr.� �Die politischen Verh�ltnisse k�mmern mich wenig� sagte Ren� -- �ich kann den Gewaltstreich meiner Landsleute, den sie jetzt durch spitzfindige Rechtsclauseln zu besch�nigen suchen, einem schwachen harmlosen Volke gegen�ber nicht billigen, und habe mich schon auf der anderen Seite auch zu sehr �ber das Treiben und Wesen der fanatischen Missionaire ge�rgert, diesen wieder das Wort zu reden; ich w�rde mich also weder der einen noch der anderen Parthei angeschlossen haben. Wahr ist �brigens da� man bei solcher Gelegenheit nicht immer seine Neutralit�t, selbst bei den besten Vors�tzen, vollst�ndig behaupten _kann_, und in sofern w�re es allerdings gut selbst der M�glichkeit einer Collision entr�ckt zu sein. Den Eingeborenen ist �brigens jede Hoffnung genommen, sich gegen die Uebermacht vertheidigen zu k�nnen, denn eben ist noch ein neuer Franz�sischer Kriegs-Dampfer, wenn ich nicht irre der Salamander, signalisirt worden.� �Der Salamander lag nach den letzten Nachrichten in Havre,� rief Madame Belard rasch, �dann kommt er auch direkt von Frankreich und bringt uns Briefe aus der Heimath.� �Aus der Heimath� sagte Ren� leise -- �es ist doch ein wunderbares Wort -- ich h�tte nie geglaubt da� solch ein Zauber darin liegen k�nnte -- aber -- ich habe Sie wieder in Ihrem Spiel gest�rt, Mi� Lewis -- Sie werden wahrlich erst ungest�rt spielen k�nnen, wenn ich fort bin.� �Wir haben mitsammen geplaudert, und nur in Gedanken setzte ich mich an's Clavier,� sagte Susanna, in einem Buche bl�tternd das neben ihr lag, den Kopf von Ren� abgewandt. �Und was h�rt man drau�en im Land �ber unsere Zust�nde hier?� frug Madame Belard -- �Sie wohnen doch au�er der Stadt, glauben Sie da� sich die Eingeborenen ohne Weiteres den Franz�sischen Befehlen f�gen werden?� �Gott wei� was sie thun� sagte Ren� -- �soviel ist gewi�, da� die Regierung jetzt mehr den Einflu� der Missionaire, besonders des Englischen Consuls, als irgend etwas anderes zu f�rchten scheint, und nur wohl auf einen wirklichen Grund wartet, ernstlich gegen ihn einzuschreiten.� �Dieser Mr. Pritchard hat etwas recht anst�ndiges nobles in seinem ganzen Wesen� sagte die junge Frau -- �ich h�tte ihn gar nicht f�r einen Missionair gehalten.� �Er ist es auch wohl nur noch in dem Einflu�, den er auf die Eingeborenen aus�bt -- ich bin �brigens kein Freund dieser Herren, und froh besonders meine Frau aus ihrem Bereich entfernen zu k�nnen. Diese tollen Schw�rmereien immer mit anzuh�ren ist zum Verzweifeln, und wenn irgend etwas auf der Welt, das wahrhaftig k�nnte mich rasend genug machen, lieber wieder an Bord eines Wallfischf�ngers zu springen, ehe ich einem schleichenden, t�dtenden Bekehrungsversuch entgegenginge.� Susanna l�chelte und sagte mit leisem Kopfsch�tteln: �Der R�ckfall ist bei Ihnen nicht zu f�rchten -- seit Sie den Frack wieder getragen, und die Glac�handschuh haben Sie sich den Geschmack an dem romantischen Leben der Wallfischfahrt jedenfalls verdorben.� �Sie k�nnen mir den Frack noch immer nicht vergessen,� lachte Ren�, rasch und willig in den lebendigeren Ton des M�dchens eingehend. �Es war das erste was mir, mit dem Bewu�tsein Ihrer Geschichte, an Ihnen in die Augen sprang� sagte schelmisch das M�dchen, �und ich malte mir Ihr Doppelbild da gar lebendig aus. Der Eindruck hat sich bei mir auch nicht wieder verwischen lassen.� �Das also war der erste Eindruck den meine Erscheinung auf Sie hervorgebracht,� lachte Ren�, �Frack und Glac�handschuh -- wieder ein Beweis f�r eine Beobachtung die ich von je gemacht, da� Frauen selten im Stande sind ein richtiges unbefangenes Urtheil �ber eine, ihnen zum ersten Mal aufsto�ende Physionomie oder Pers�nlichkeit zu f�llen.� �Ei Sie grober Mensch� rief Madame Belard rasch, �wie k�nnen Sie etwas derartiges in Gegenwart von zwei Damen behaupten, noch dazu da Sie auf alle Beide vielleicht einen g�nstigen Eindruck gemacht haben. Der erste Eindruck ist gerade bei mir der wichtigste und entscheidendste, denn das Auge ist dabei kein Diener des Verstandes sondern des Herzens. Viele Leute wollen behaupten da� der Kopf, der kalte Verstand f�r das Herz denken und handeln m�sse, und dabei alle H�nde voll zu thun habe, aber hierbei findet gerade das Gegentheil statt. Wie oft z. B. geschieht es, da� wir fremde Menschen mit dem ersten Blick schon lieb gewinnen und uns von anderen eben so abgesto�en f�hlen. Die Einen haben uns noch Nichts zu Lieb, die Anderen noch Nichts zu Leid gethan, aber das Herz streckt seine F�hlf�den aus, und was der n�chterne Verstand in Monaten vielleicht nicht herausbekommen, und sich dann am Ende doch noch get�uscht h�tte, das sagt uns das Herz mit einem Schlag, und wie selten ist es da� es sich irrt.� �Sie _h�tten_ recht,� erwiederte Ren�, �wenn Ihr erster Blick eben ein unpartheiischer w�re, der gleich die Z�ge des fremden, zum ersten Mal begegneten Menschen trifft, aber der erste Blick geh�rt bei Ihnen stets den _Kleidern_ des oder der Fremden, der zweite hat dann schon aufgeh�rt unbefangen zu sein -- eine falsch gew�hlte Farbe, eine veraltete Mode sprach das Urtheil vorher.� �Und ich will Ihnen beweisen da� sie unrecht haben� rief Susanna w�rmer werdend -- �schon nach dem ersten Blick auf einen Menschen sag' ich Ihnen was er f�r Augen, was f�r Z�hne hat.� �Augen und Z�hne� erwiederte Ren� achselzuckend -- �das Gesicht also abermals wieder nur als Kleidungsst�ck betrachtet.� �Etwas spricht f�r Ihre Behauptung� sagte Madame Belard etwas pikirt -- �da� wir armen Frauen so oft von Euch M�nnern betrogen werden -- vielleicht haben Sie doch recht, und dieser Kleiderblick ist unser Fluch. Ich habe nicht geglaubt da� Sie so boshaft sein k�nnten.� �Herr Delavigne will uns die Trennung leichter machen� sagte Susanna, wirklich fast b�se �ber die etwas herbe Bemerkung. �Gott verh�te da� ich Sie kr�nken sollte� fiel ihr Ren� rasch ins Wort -- �z�rnen Sie mir nicht, mir ist der Kopf wirr und toll seit heute Morgen, und der Gedanke Tahiti -- so viele liebe Freunde zu verlassen, noch zu neu, zu fremd -- zu ungewohnt. Aber ich mu� auch fort; es dunkelt schon und ich habe noch Einiges in der Stadt zu besorgen, was vor dem Abendschu� abgethan sein mu�.� �Also wirklich fort?� sagte Madame Belard. �Ich kann nicht anders� seufzte Ren� und fuhr dann leiser und ihre Hand ergreifend fort, �ich lasse viele liebe Freunde hier zur�ck -- werden auch Sie manchmal meiner gedenken?� �Wir wollen keinen gro�en Abschied von einander nehmen, Delavigne� sagte die kleine Frau bewegt, mit Willen und Anstrengung aber die Bewegung niederk�mpfend -- �Sie gehn nicht aus der Welt, und werden manchmal hier her�ber kommen; es ist ja das Sch�nste was wir haben auf der Welt, liebe, uns theuere Freunde wieder zu sehn, deren Bild, auf dem dunklen Hintergrund der Trennung nur so viel sch�rfer und reiner in unserer Seele bleibt. Gehn Sie mit Gott, gr��en Sie mir Ihr Weibchen und -- m�gen Sie das finden was Sie suchen.� Ihm rasch ihre Hand entziehend, denn sie hatte den jungen Mann durch sein offenes herzliches Wesen wirklich lieb gewonnen, und er sollte die Thr�nen nicht sehn die ihr ins Auge stiegen -- verlie� sie rasch das Zimmer. Susanna machte eine Bewegung als ob sie ihr folgen wollte, besann sich aber und blieb an dem Instrument stehen, auf das sie sich mit der linken Hand st�tzte. �Mi� Lewis� sagte Ren� leise -- �ich glaube nicht da� wir uns wiedersehn werden --� �Ich habe Sie ja noch eigentlich gar nicht entlassen,� unterbrach ihn die Jungfrau, gewaltsam gegen ein Gef�hl ank�mpfend, dem sie nicht Worte geben mochte und konnte; aber, ohne da� sie eigentlich wu�te warum, einen ernsten Abschied f�rchtend, fuhr sie, in den leichten Ton �bergehend, freilich in gezwungener Fr�hlichkeit fort -- �Sie haben sich mir auf Gnade und Ungnade ergeben und m��ten mich jedenfalls erst um Urlaub bitten. Wissen Sie wohl da� mir der Preis bekannt ist, den mein Vater auf Ihr Wiedereinbringen gesetzt hatte, und soll ich Sie jetzt so ohne Weiteres entlassen?� �Ueben Sie Gnade vor Recht Mademoiselle� bat aber Ren� leise und ernst -- nicht im Stande in diesem Augenblick auf den leichten, scherzenden Ton einzugehn -- ��ben Sie Gnade meinet- -- Gnade eines anderen Wesens wegen.� �Ich verstehe Sie nicht� sagte Susanna rasch, �aber ich sehe wohl ein, mir armem schwachen M�dchen wird das nicht gelingen, was der Delaware mit seiner ganzen Mannschaft umsonst versuchte -- Sie zu halten. -- Und was soll ich meinem Vater sagen?� �Sagen Sie ihm,� rief Ren� jetzt, kaum im Stande das gewaltsam zu Tag brechende Gef�hl nieder zu k�mpfen -- �sagen Sie ihm -- da� ihn die Tochter hart und schwer ger�cht. Und nun -- leben Sie wohl, recht wohl und -- gl�cklich.� Ihre Hand dabei ergreifend pre�te er sie fest an seine Lippen und sprang dann mit fl�chtigen S�tzen die Treppe hinunter und aus dem Haus. �Ren�!� wollte Susanna rufen, aber die Zunge versagte ihr den Dienst -- die Worte erstarben ihr auf den Lippen, und die Hand fest und krampfhaft auf ihr Herz gepre�t, floh sie auf ihr Zimmer, und schlo� hinter sich die Th�r mit dem Riegel. Capitel 6. Jim O'Flannagan in Th�tigkeit. Die Sonne war am Untergehn, die einbrechende und hier dem Verschwinden des Taggestirns fast augenblicklich folgende und eben so rasch in wirkliche Nacht �bergehende D�mmerung verk�ndete es wenigstens, denn dichte Wolkenschleier lagen �ber dem Horizont, und breiteten, reckten sich h�her und h�her, eine st�rmische Nacht versprechend in dem sich wieder erhebenden Westwind, der jedesmal fast seine Gewalt mi�braucht, wenn er den ruhigen und vern�nftigen Ostpassat einmal zu verdr�ngen gewu�t hat, auf kurze Zeit. Sadie war in ihrem Haus allein mit dem Kind, und selbst der Mitonare Ezra, der ihr fest versprochen hatte recht fr�h zur�ckzukehren und ihr noch mit manchem zu helfen in Packen und Zurechtstellen, nicht gekommen. Auch Ren� blieb heute so entsetzlich lange aus -- aber er hatte noch viel zu thun in der Stadt. Lieber Gott der Entschlu� war ja so pl�tzlich, so �berraschend schnell gefa�t worden, sie konnte sich leicht denken wie schwer es da sein mu�te Alles zu ordnen was er zur�cklie�, und da� er das nicht in ein oder zwei Stunden vollbringen k�nne. Bald, ach bald war ja das nun Alles �berstanden; nach Atiu -- o wie sie der Gedanke mit Gl�ck und Seligkeit erf�llte -- nach Atiu, nach ihrem lieben lieben Atiu -- und wie ihr die Palmen da entgegenwinken w�rden und die stillen Blumen die sie gepflegt und gehegt; und das Lieblingspl�tzchen am freundlichen Strand, von den L�ften gegr��t, von den Riffen umbraust, der stille theuere Ort, mit der Erinnerung ihrer Jugend -- ihrer Liebe -- o es war als ob ihr das Herz springen m�sse vor lauter Seligkeit, wenn sie der frohen R�ckkehr gedachte nach ihrem Atiu. Aber wo blieben die M�nner? -- auch Mata-oti war drau�en und kehrte, trotz mehrmaligem Rufen nicht wieder; das Wetter zog dabei h�her und h�her herauf -- und gerade heute lie� man sie so allein. Doch drau�en -- das waren Schritte -- die Gartenth�r hatte geknarrt, und gleich darauf betrat mit etwas eiligem Joranna der kleine Bruder Ezra das Zimmer; sie konnte ihn in der jetzt vollkommen eingebrochenen D�mmerung, ja Nacht, kaum noch erkennen. �Joranna Sadie, Joranna,� sagte er und trocknete sich den Schwei� von der Stirn die er, aus den engen Frack�rmeln heraus, mit den kurzen dicken eingezw�ngten Armen kaum erreichen konnte -- �Ren� ist noch nicht zur�ck?� �Nein, Mitonare, aber er mu� bald kommen, und es freut mich nur da� wenigstens Einer von Euch da ist -- es ist gar so unheimlich hier so ganz allein zu sein, mit dem leeren und �den Haus Lef�vres dicht daneben -- ich wei� nicht jene leeren R�ume haben etwas Todtes Unheimliches f�r mich.� �Ist Bruder Aue hier gewesen?� frug Mitonare leise. �Mr. Rowe? wie kommst Du auf den?� rief Sadie erstaunt, �nein.� �Pst� sagte Bruder Ezra und sah sich scheu um und dann setzte er sich auf einen Stuhl, st�tzte die Ellbogen auf die Lehnen, faltete die H�nde und jagte, starr vor sich niedersehend, die Daumen umeinander herum. Sadie wurde es unbehaglich in dem dunklen Zimmer und sie z�ndete die Lampe an die auf dem Tisch stand. Es war inde� vollkommen dunkel geworden, und der Wind hob sich heftiger und schleuderte die Brandung an die gegen�berliegenden Riffb�nke mit immer dumpferem Brausen. �Aber was hast Du nur, Mitonare?� rief Sadie endlich, vor ihn tretend und ihn best�rzt ansehend -- �Du siehst aus, als ob irgend etwas vorgefallen. Ist ein Ungl�ck geschehn? -- Heiliger Gott, Ren� -- wo ist Ren� --� �Pst -- pst� sagte aber der Mitonare eifrig mit der Hand winkend, und schlo� die Augen dabei, schob die beiden au�erdem schon etwas dicken Lippen vor, und sch�ttelte aus Leibeskr�ften mit dem Kopf -- �pst, pst Pu-de-ni-a -- nicht solchen Spektakel machen -- haben Schildwache dicht bei --� �Aber Ren� --� �Unsinn, Unsinn, der Wi-Wi l�uft, so viel ich von ihm wei� ganz gesund und munter in der Stadt herum und trinkt seinen Freunden den Wein aus, zum Abschied -- Mitonare hat ihn in drei H�usern gesehn, auf die Art� sagte Bruder Ezra, ergriff Sadiens Hand und streichelte sie, die arme Frau zu beruhigen -- �Tolle Gedanken die sich Pudenia macht um den Wi-Wi -- bah -- ist wie Guiave, nicht auszurotten; stecke heute einzigen Apfel in die Erde habe im anderen Jahr ganzen Wald.� �Aber weshalb fragst Du nach Mr. Rowe -- der Mann erscheint mir nur immer vor Sorge und Tr�bsal und gro�er Noth -- was soll er hier, heute noch hier wollen? und wenn ihn Ren� hier f�nde, g�b' es vielleicht harte Worte zwischen den M�nnern. Gott wolle es verh�ten.� �Aber ich begegnete ihm doch drau�en am Thor -- er verlie� den Garten, wie ich kam -- war er nicht hier im Haus?� Sadie faltete die H�nde und sah erschreckt zu dem Mitonare auf. �Er kam aus _unserem_ Garten?� frug sie leise -- �doch ich bin ein th�richtes Kind,� setzte sie rascher hinzu, �mir da Sorge und Kummer zu machen, vielleicht um Nichts. Es hat heut den ganzen Nachmittag fast ein fremdes Canoe an unserer Landung gelegen und zwei M�nner, die darin gekommen, waren an Land. Vielleicht da� ihm das geh�rte und er danach sehen wollte vor dem einbrechenden Sturm.� �Und ist das Canoe wieder fort?� frug Bruder Ezra. �Oh wohl vor einer Stunde, aber ein Einzelner hat es nur zur�ckgerudert.� Mitonare stand auf, trat in die Th�r und schaute einige Minuten still und schweigend hinaus in die Nacht. �Haben die Wi-Wis mehr Soldaten als den einen da unten unter dem Pandanusdach, wo das Feuer ist?� frug er endlich, sich wieder umdrehend, als er eine ganze Zeitlang nach der Richtung hinausgesehen hatte. �Es waren drei oder vier da, heute Nachmittag� sagte Sadie, �aber sie trieben sich meist oben an der Stra�e herum, wo Tanui der alte Lootse mit seinen T�chtern wohnt.� �Ahem, ahem� nickte der kleine Mann, und strich sich das Kinn mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand; langsam aber auf- und abgehend im Zimmer murmelte er dann leise vor sich hin -- �es ist doch eine b�se Geschichte, b�se, b�se Geschichte.� Sadie, die von den Worten nichts verstehen konnte, sah ihm, immer noch nicht vollkommen beruhigt zu, und horchte �ngstlich dabei hinaus, denn ihr scharfes Ohr hatte einen Laut entdeckt der vom Wasser her�ber zu dringen schien. Es war inde� so dunkel geworden, da� man die Hand kaum vor Augen erkennen konnte. �Was war das?� sagte sie leise -- �war das nicht als ob ein Canoe dort unten landete -- ich d�chte ich h�tte eine Stimme geh�rt. Ren� wird doch nicht in dem Wetter zu Wasser kommen?� �Unsinn� sagte Bruder Ezra, rasch mit dem Kopf sch�ttelnd und die Th�r zumachend -- �wahrscheinlich ist es der Mann in seinem Cutter -- Cutter liegt ja da gleich vor Anker. Wird nachsehn ob Alles in Richtigkeit ist, wenn das Wetter vielleicht noch ordentlich losbricht.� �Dort drau�en geht Jemand� rief aber Sadie, die nichtsdestoweniger ihre Sinne zum Aeu�ersten angestrengt hatte, den geringsten Laut zu erlauschen -- �das ist Ren�.� �Possen,� sagte der kleine Mann und suchte sie von der Th�re fortzuziehn, aber deutlich h�rten sie in diesem Augenblick schwere Tritte dicht unter ihrem Fenster hingehn, und es war als ob Jemand da unten fl�stere. �Heiliger Gott, was geht da vor?� sagte aber Sadie, sich entschlossen von der Hand des kleinen Mitonare befreiend -- �was hast Du, Mitonare -- Du gl�hst und zitterst selber; welch Geheimni� birgt die Nacht da drau�en?� �Pu-de-ni-a -- es ist Nichts -- ist nicht viel� sagte der kleine braune Missionair und fing an sich vor lauter Verlegenheit bald an seinem Frack, bald an seinen unteren Kleidern zu zupfen -- gute Freunde von -- keine guten Freunde von Wi-Wis -- aber nicht von _unserem_ Wi-Wi� setzte er rasch hinzu -- �wollen sich -- wollen sich was in die Berge tragen, da� ihnen der Wi-Wi die Berge nicht auch wegnehmen kann.� �Was in die Berge tragen? -- wie versteh' ich das?� frug die Frau erstaunt -- �geschieht da etwas gegen die Gesetze?� �Nicht gegen das dicke Buch!� rief Mitonare schnell -- �im Gegentheil, das steht Alles darin; wir haben heute die ganze Geschichte abgelesen -- ist Alles vorgeschrieben drinn.� �Wer hat es abgelesen?� fl�sterte Sadie leise. �Bruder Aue und noch viele andere M�nner.� Die Frau schauderte in sich zusammen, sie wu�te selber kaum warum, aber die Angst um das was da drau�en vorgehe, lie� ihr auch keine Ruhe im Haus drinn, und sie schritt der Th�re zu, diese wieder zu �ffnen. Mitonare verhinderte sie daran. �Nein, nein Pu-de-ni-a� sagte er rasch -- �nicht hinaussehn jetzt -- brauchen gar nichts mit zu thun zu haben und was davon zu wissen wenn Wi-Wi fragen. Sind im Haus gewesen und haben Nichts gesehen, wie sie Gewehre in die Berge tragen.� �Gewehre?� frug Sadie rasch und erschreckt -- �Waffen f�r die Eingebornen?� Mitonare sch�ttelte erst wieder rasch mit dem Kopf, dann aber sich doch besinnend da� er nicht geradezu, als besonders abgeschickter Mitonare, eine auff�llige L�ge sagen k�nne und d�rfe, hielt er mit Sch�tteln pl�tzlich ein, sah Sadie einen Augenblick an und nickte dann eben so kr�ftig, und mit den Augen dazu verschmitzt blinzelnd, mit dem Kopf. �Und wei� Ren� davon?� frug die Frau. �Der Wi-Wi?� lachte aber Mitonare schon �ber einen solchen Gedanken gerad hinaus -- �der Wi-Wi soll was davon wissen? aber Pu-de-ni-a -- Nein das ist gerad das Komische -- nehmen es durch sein eigen Haus und er wei� _nicht_!� �Aber wenn er jetzt dazu k�me und den Alarm g�be?� frug die Frau, �ngstlich die M�glichkeit bedenkend da� Ren� die Hand nicht dazu bieten w�rde, seine eigenen Landsleute zu bekriegen. �Bah, bah� lachte aber der Mitonare still in sich hinein -- �der Wi-Wi kommt jetzt nicht, gute Freunde haben daf�r gesorgt -- haben ihn eingeladen bis zehn Uhr -- nachher Alles vorbei -- kann nachher kommen und sehn wie sie durch den Garten gelaufen sind. Sollen wir die Leute in den Bergen ohne Gewehre lassen?� setzte er dann entschieden hinzu, als er sah wie die Frau unschl�ssig ihm gegen�ber stand und dem Ger�usch drau�en horchte -- �sollen sie Nichts haben womit sie die Bibel, ei womit sie ihren eigenen Brodfruchtbaum vertheidigen k�nnen, wenn fremde unversch�mte M�nner �ber das Wasser kommen und Brodfrucht mit Baum und Garten und Umgegend gleich dazu nehmen? -- Bah -- soviel f�r die Wi-Wis -- sind ein paar gute darunter ja -- aber nicht viel; Kanaka mu� was in der Hand haben womit er sich wehren kann, sonst ziehen sie ihm die Matten unter dem R�cken fort.� Und er hatte recht. Sadie selber, so sehr sie das auch vor dem Gatten zu verbergen suchte, f�hlte tief im Herzen die ihrem Vaterland widerfahrene Schmach, ja begriff vielleicht mehr als irgend Einer ihrer Landsleute, wie gedem�thigt ihr Volk in den Augen aller anderen Nationen dastehen m�sse, wenn es keinen Arm hebe, die erhaltene Beschimpfung zu r�chen, und gleichg�ltig und feige seine Flagge in den Staub treten lasse. Seine _Flagge_? ein eignes, unsagbar schmerzliches Gef�hl durchzuckte sie, als sie der Tahitischen Flagge, als sie jener Stunde gedachte, und nicht den Muth hatte sie gehabt, Ren� danach zu fragen. Aber der Augenblick nahm ihre Aufmerksamkeit zu sehr in Anspruch, jetzt gerade vergangener Zeit gedenken zu k�nnen, und mit der Angst um Ren�, was er thun, was er sagen w�rde wenn er erf�hre was hier geschehn, mischte sich auch wieder ein eignes stolzes, ja frohes Gef�hl, da� die Tahitischen M�nner nicht feige die Speere fortwerfen und in die Berge fliehen, sondern dem Feind, der ihr theuerstes Besitzthum angriff, herzhaft die Stirne bieten wollten. Und der Erfolg? -- sie seufzte wenn sie daran dachte, aber die Berge waren steil, die Schluchten der Insel eng, das Uferland im Verh�ltni� schmal und dicht zum Strand gedr�ngt; ein Haufen entschlossener M�nner, nur einigerma�en gut bewaffnet, konnte da schon einem weit zahlreicheren Feinde die Spitze bieten. -- Aber Blut -- Blut sollte in diesen Th�lern flie�en, in denen der Friede Gottes seit langen, langen Jahren ungest�rt geherrscht, und so im Recht die Ihren waren, ihr Vaterland zu vertheidigen, und wenn es das Leben Tausender koste, so weh und unheimlich war ihr das Gef�hl dabei, jetzt selber an der Schwelle zu stehn, von der Blut und Verderben ausgehen mu�te f�r so Viele. Und der Mitonare, der stille friedliche kleine Mitonare, der sonst in seiner Bibel studirt, die Welt weiter nicht kannte, ihr Nichts bot, von ihr Nichts verlangte, als das Versprechen einstiger Seligkeit, und _die_ selber f�rchtete, wenn er sich M�nner wie Bruder Aue und manche Andere dabei als leitende herrschende Wesen dachte -- den kleinen friedlichen Mann jetzt dabei betheiligt zu sehn Mordgewehre in stiller Nacht in die Berge zu schaffen, dem Aufruhr gegen offene Gewalt die Hand zu bieten -- sie konnte es nicht fassen, nicht begreifen. �Aber Mitonare� sagte sie tief aufseufzend, denn ein eigenth�mliches �ngstliches Gef�hl beklemmte ihr die Brust -- �wenn die M�nner zu den Waffen greifen, haben sie recht -- die jungen Leute eines Stammes haben ihr Vaterland zu vertheidigen, denn Gott hat es ihnen gegeben als einen Platz ihn anzubeten und Gutes darauf zu thun, und wird es ihnen entrissen, so k�nnen sie die ihnen auferlegten Pflichten nicht mehr so vollst�ndig erf�llen. Anders ist es jedoch mit den _Lehrern_ eines Volks, mit denen, die Gottes Wort, das Wort des Friedens und der Liebe selber verk�ndigt haben, und noch verk�ndigen wollen; d�rfen diese das Schwert auffassen und in den Kampf ziehn oder selbst die Waffen dem Bruder in die Hand dr�cken und sagen: Da, gehe hin und erschlage die, die Dich angegriffen haben? -- ach Mitonare, ich bin vielleicht nur eine th�richte Frau, die sich mit unn�tzen, falschen Scrupeln und Bef�rchtungen qu�lt, aber mir ist doch so gar weh zu Muth, und ich wei� nicht ob Du recht thust, auch nur um etwas derartiges zu wissen. Vater Osborne h�tte das nie gethan, und Christus hat nicht gewollt da� wir unsere Religion mit der Sch�rfe des Schwertes vertheidigen sollten.� �Zu Christus sind auch keine Wi-Wis gekommen und haben ihm das Land weggenommen,� rief der Mitonare schnell -- �Religion -- ja das ist Alles recht sch�n und gut -- Religion ist ein sehr gutes Ding, wenn man aber keinen Platz hat wo man sich hinsetzen und beten kann, hilft Einem auch die Religion Nichts.� Sadie blickte erstaunt, erschreckt ihn an -- sprach das der kleine gottesf�rchtige Mitonare aus fr�herer Zeit, und waren nur wenige Jahre im Stande gewesen, eine so merkw�rdige gewaltige Ver�nderung mit seinem ganzen Wesen und Charakter vorzunehmen? �Mi-to-na-re!� rief sie bittend. �Ja Pu-de-ni-a, gutes Kind� sagte der kleine Mann ger�hrt, denn in dem einen Wort lag die ganze alte Liebe und Z�rtlichkeit fr�herer Zeit -- �Pudenia ist sehr gutes Kind, Mitonare ist aber anders geworden. Der alte Mann auf Atiu, mit dem wei�en Bart sagte freilich man w�rde nicht anders, man w�rde nur klug, wenn man das Alles eins�he, und das ist auch wohl vielleicht recht h�bsch und nothwendig -- aber gl�cklich wird man nun einmal nicht dabei.� �Und wir _waren_ gl�cklich auf Atiu� sagte Sadie, in stiller Wehmuth seine Hand ergreifend. �Ja� fl�sterte der kleine Mann pl�tzlich und ein anderer Geist kam wieder �ber ihn -- �recht gl�cklich waren wir -- bis die Wi-Wis kamen -- nicht der Eine, Pu-de-ni-a aber die Anderen -- bis die anderen Priester kamen und uns sagten da� wir unsere alten G�tter umsonst verworfen und uns dem neuen Gotte zugewendet h�tten, bis sie uns sagten da� wir auch ohne das h�tten selig werden k�nnen, und nun nur beten m��ten, recht viel beten, unsere Eltern aus dem hei�en Platz, aus dem Fegefeuer, herauszuholen. Da wurden wir irr zuletzt, da wu�te man nicht mehr welcher Pfad der rechte sei, und wenn uns alte Gewohnheit auch wieder in alten Weg zur�ckgef�hrt hatte -- es ist doch nicht mehr so wie fr�her, wir sind �lter geworden und -- ha -- was war das? -- Jemand ist an der Th�re.� �Das wird Ren� sein� rief Sadie. Die Klinke drau�en wurde versucht. �Sadie -- �ffne schnell! ich bin es,� rief in dem Augenblick der junge Franzose vor der Pforte, die Mitonares vorsichtige Hand verriegelt hatte. �Segne mich� sagte aber Bruder Ezra erschreckt, w�hrend Sadie rasch hinzusprang dem Gatten zu �ffnen -- �warum kommt er nicht oben herein von der Stra�e -- er mu� sie gesehn haben.� �Was geht hier vor?� rief aber in diesem Augenblick Ren�, sein Weib und den Mitonare, die Beide best�rzt vor ihm standen, erstaunt ansehend. �Was sind das f�r Leute hier im Garten und was tragen sie?� �Was f�r Leute?� frug Mitonare, in einer noch unbestimmten Absicht dem Wi-Wi die ganze Geschichte geradezu wegzuleugnen. �Was f�r Leute?� wiederholte Ren� erstaunt -- �habt Ihr denn Nichts geh�rt und dicht unter dem Fenster hier huschten die Gestalten vorbei? -- wo ist mein Gewehr? ich mu� sehn was hier vorgeht; die Wache von nebenan wird auch gleich hier sein.� �Die Wache?� rief Bruder Ezra erschreckt -- �was wei� sie von hier?� �Einer der Soldaten kam mit her�ber und sprang rasch zur�ck als wir die verd�chtigen Gestalten bemerkten, den Alarm zu geben.� �Alle Wetter!� rief aber der Mitonare, und in die Th�r springend hielt er die hohlen H�nde an den Mund, und stie� einen zwar nicht sehr lauten, aber doch weithin schallenden und ganz eigenth�mlichen Schrei aus. �Was zum Teufel, Mitonare!� schrie aber Ren� auf ihn zuspringend und ihn zur�ckziehend -- �was soll das hei�en?� Der kleine Bruder Ezra leistete jedoch nicht den mindesten Widerstand; er schien Alles ausgef�hrt zu haben was er wollte, und setzte sich jetzt nur dicht zum Fenster auf einen dort stehenden niederen Schemel -- mit den hohen St�hlen konnte er sich nie befreunden und horchte, das Ohr an das Fenster gedr�ckt, still und aufmerksam nach au�en, als ob er irgend einen Erfolg hier ruhig abzuwarten gedenke. * * * * * Ren� hatte Belards Haus in einer Stimmung verlassen, die ihn gleichg�ltig gegen die Bahn machte die er einschlug, und eine halbe Stunde wohl schritt er mit fest verschr�nkten Armen in der dunklen und jetzt fast menschenleeren Broomroad, die mitten durch die Stadt f�hrte, auf und ab. Die k�hle Nachtluft, die mit dem frisch einsetzenden Westwind her�berwehte, scheuchte das Fieber endlich von seiner Stirn und machte ihn freier, ruhiger athmen. Er f�hlte sich von einer Last befreit die ihn bis dahin gequ�lt und zu erdr�cken gedroht hatte, und mit dem Bewu�tsein Alles gethan zu haben was in seinen Kr�ften stand, kehrte auch Ruhe und Frieden in sein Herz zur�ck. Das h�her und h�her steigende Wetter machte ihn endlich darauf aufmerksam, da� er die eigene Heimath suchen m�sse, wenn er nicht von dem Sturm, den meist ein t�chtiger Regen begleitete, �berrascht werden wollte. Auch Sadie hatte noch so Manches heut' Abend zu thun, und sorgte und �ngstigte sich gewi�, wenn er l�nger ausblieb. Rasch, mit dem Gedanken, wandte er sich und trat den Heimweg an; es war dicht vor dem Abendschu�, und als er die Br�cke erreichte, die schon eine ziemliche Strecke au�erhalb der Stadt, unterhalb Papetee �ber einen breiten jetzt aber seichten Bergstrom f�hrte, h�rte er wie eine Gruppe von Eingeborenen im eifrigen Gespr�ch dort zusammenstand und jedenfalls etwas h�chst Wichtiges oder doch wenigstens Interessantes mitsammen verhandelte, denn sie stritten laut und heftig aufeinander ein, und Ren� konnte schon von Weitem h�ren da� ihre Debatte dem Betragen einzelner ihrer H�uptlinge, vorz�glich Paofai und Hitoti gelte, die wie es schien eine, den Insulanischen Interessen ganz entgegengesetzte Richtung eingeschlagen, und sich der Franz�sischen Parthei zugewandt hatten. Das F�r und Wider wurde hier besonders debattirt und ganz vorz�glich ob es die M�nner aus Eigennutz oder, wie Andre behaupteten, dem Einflu� der Mitonare's entgegenzuarbeiten, gethan haben m�chten. Alle waren aber einig dar�ber da� es eine Schande f�r Tahiti sei und die frommen Mitonare's sehr kr�nken w�rde, die sich mit solcher Aufopferung um ihr Seelenheil bem�ht. Dann kamen Zornesreden auf die Wi-Wis -- Andeutungen �ber sie herzufallen, wenn der heutige Streich gel�nge, und noch manche andere dunkle Worte die Ren�, als er am Beginn der Br�cke stehn geblieben war den Stimmen zu lauschen, nicht genau verstand -- in der That auch nicht verstehen wollte. Ihm lag jetzt mehr als je daran, den f�r ihn so fatalen Wirren in deren Mitte er gerade stand, zu entgehn, und die Br�cke betretend, schritt er rasch dar�ber hin sein Haus zu erreichen. Wie sein Fu� aber auf das Holz der Br�cke trat, denn auf dem weichen Grasboden vorher hatte man seine Schritte nicht so leicht h�ren k�nnen, war die Unterhandlung dr�ben zwischen den Eingeborenen wie mit einem Schlage abgeschnitten; kein Laut lie� sich mehr vernehmen, und so �berraschend schnell kam das Schweigen, da� Ren� wirklich einen Augenblick zaudernd stehen blieb und hin�ber horchte. �An meinem besohlten Schritt auf den Planken haben sie geh�rt da� ich ein Europ�er bin� dachte er aber auch zu gleicher Zeit -- �sie werden f�rchten, behorcht zu sein und sich in das Dickicht gedr�ckt haben. Meinetwegen, ich w�re der Letzte der sie verrathen m�chte,� und ohne selbst weiter an die Leute zu denken, noch sich nach ihnen umzuschauen, schritt er rasch �ber die ziemlich roh aufgef�hrte und sehr schmale, mehr stegartige Br�cke hin�ber, und erreichte eben die andere Seite der Uferbank, als er etwas neben sich regen sah, und sich auch in demselben Augenblick von vier kr�ftigen M�nnern gefa�t und umspannt f�hlte. Widerstand war, wie er gleich f�hlte, unm�glich, denn er vermochte keinen Arm zu r�hren, sein erster Gedanke aber auch, da� hier ein Versehen statt gefunden habe und er f�r einen anderen der Franz�sischen Officiere vielleicht gehalten w�re. An dem verwundeten Arm aber, an dem sie ihn so unsanft gepackt, thaten sie ihm weh und er sagte deshalb, vollkommen ruhig, und zu dem gewandt der ihn dort hielt, auf Tahitisch: �Hab Acht Freund, Du dr�ckst mich an der Schulter und ich habe dort eine noch nicht ganz vernarbte Wunde -- la� mich los, wir k�nnen ruhig mit einander reden.� �Aber nicht ganz los� sagte der Eine, die Stimme war Ren� jedoch fremd. �Und warum nicht?� frug er dagegen, w�hrend der, der ihn an der verwundeten Schulter gehalten, diese frei gab und seinen Arm nur noch unten leise hielt -- �was habt Ihr gegen _mich_? -- es ist doch wohl nur ein Versehen, da� Ihr _mich_ gerade angefallen habt.� �Versehen? -- vielleicht� sagte der Eine vorsichtig -- �nicht viel zu sehen hier �berhaupt -- wie hei�t Du?� �Ren� Delavigne, und wohne schon �ber Jahr und Tag hier in Mativai Bai unten am Strand in dem kleinen H�uschen, das Vater O-no-so-no fr�her bewohnte.� �Ist Alles in Ordnung� sagte ein Anderer der Leute. �Nun dann la�t mich wenigstens los, was wollt Ihr von mir?� �M�ssen Dich erst noch sprechen -- komm herein in das Haus hier -- thun Dir Nichts� sagte der Erste wieder. �Ich f�rchte Euch nicht,� entgegnete trotzig der junge Franzose, �habe aber keine Lust mich von Euch hinschleppen zu lassen, wohin es Euch beliebt.� �Bist Du ein Freund von Kanaka?� frug ein Dritter jetzt, der bis dahin noch nicht gesprochen. �Wenn ich's _nicht_ w�re h�tte ich schon um H�lfe gerufen, und Euch den Franz�sischen Posten auf den Leib gezogen, der kaum zweihundert Schritt von hier entfernt auf der Stra�e liegt� entgegnete m�rrisch Ren�. �Hm, wenn das lauter Beweis ist� lautete die etwas mi�achtende Antwort -- �Schreien kann man einem Menschen wehren. Nein, komm mit uns hier zum n�chsten Haus -- gleich am Wasser dran -- wollen was mit Dir sprechen.� �Heut' Abend nicht, Freunde, ich habe Gesch�fte die mich eilig nach Hause rufen� sagte Ren� ausweichend. �Deshalb gerade� lachte der erste Sprecher -- �komm Freund, Du _mu�t_ -- wei�t Du, dann kann man nicht anders.� �Da hast Du recht, Kamerad� erwiederte Ren�, jetzt auch l�chelnd �ber den praktischen Humor des Eingeborenen. Er sah auch wohl da� ihn keine Gefahr bedrohe, denn h�tte man ihm etwas zu Leide thun wollen, w�re hier ein eben so guter Platz dazu gewesen, als irgendwo anders -- aber _was_ wollte man von ihm? -- �Gut� sagte er nach kurzem Ueberlegen -- �ich will Euch folgen, aber dann m��t Ihr mir auch versprechen, da� Ihr mich ungehindert wieder gehen la�t; ich habe mein Weib allein zu Hause und mu� zu ihr.� �Maitai, maitai� riefen die Eingeborenen rasch und freudig, da sie sahen da� der Gefangene ihnen die Sache so leicht und bequem machte -- �soll Dir Nichts geschehn, Freund -- blos warten ein Bischen blos warten� -- und ihn f�hrend, ohne aber f�r jetzt seine Arme noch frei zu geben, gingen sie mit ihm �ber die Stra�e hin�ber und am Bach hinauf, wo etwa, zweihundert Schritt von der Br�cke entfernt, ein kleines Dorf tief versteckt zwischen Fruchtb�umen und Palmen lag. Ren� folgte vollkommen geduldig, aus dem einzigen Grund aber nur, weil er eins seiner Terzerole, gut geladen, in der Brusttasche trug, und sich das Spiel nicht selber durch unzeitige Widersetzlichkeit verderben wollte. So, anscheinend als gute Freunde, konnte er seine Zeit abwarten, und bekam er erst einmal den rechten Arm nur auf wenige Secunden frei, da� er zu seiner Waffe gelangen konnte, dann lie� sich eher mit den Leuten sprechen. Eine Absicht hatten sie jedenfalls ihn hier aufzuhalten, und eine ihm g�nstige konnte es auch nicht sein, also je eher er sich wieder frei machte, desto besser. Rasch vorw�rts schreitend hatten sie jetzt das erste Haus erreicht, und die Th�r �ffnend, trat der Erste der Eingeborenen zur�ck, lie� Ren�'s Arm los und bat ihn hinein zu gehn -- er habe Nichts f�r sich zu f�rchten. �Ich f�rchte auch Nichts, Kamerad� sagte der junge Mann, seinen rechten Arm ausstreckend, den Sehnen wieder freies Spiel zu geben und die Hand dann, wie nachl�ssig in den vorn halb zugekn�pften Rock schiebend, �aber ich m�chte Dich auch bitten mich jetzt wieder frei zu lassen, und da etwas aus dem Weg zu gehn, sonst --� und er ri� das Terzerol, das er in demselben Augenblick spannte, aus der Tasche und hielt es dem Eingeborenen entgegen -- �m�cht' ich gen�thigt sein, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben.� �Ah?� sagte der Insulaner ruhig, w�hrend sich die Andern etwas scheu hinter ihn zur�ckzogen, er selber aber, ohne eine Miene zu verziehen, in der Th�r stehen blieb und auf das Terzerol sah -- �hast Du so was auch in der Tasche? -- h�tten eigentlich nachsehen sollen, denken aber immer nicht an die kleinen Dinger; aber schadet Nichts -- schie�t Du mich, sind drei andere da, schneiden Dir Hals ab und werfen Dich in's Wasser.� �Du nimmst's kaltbl�tig� lachte Ren� mit einem Blick den inneren Raum der H�tte �berfliegend. Am andern Ende derselben sa�en f�nf oder sechs Frauen und M�dchen um eine hellflackernde Cocos�lflamme, dort aber konnte er keine Th�r weiter erkennen, nur eine einzige starke Bambuswand umzog das Haus, und er sah recht gut ein da� hier nur ein rasches entschiedenes Auftreten ihn retten oder sein Schicksal entscheiden konnte. �Du hast recht Kamerad -- es k�nnte mir nicht viel helfen, wenn ich Dir eine Kugel durch den Kopf jagte -- drei Andere w�ren noch da mich aufzuhalten -- aber _Dir_ eben auch nicht. Ihr habt mich in aller Stille hier aufgehoben und hierhergebracht, jedes auff�llige Ger�usch zu vermeiden; ich aber verlange jetzt augenblicklich von Euch da� Ihr mir sagt was Ihr von mir wollt _oder_ -- ich gebrauche doch hier diese Waffe, die mit donnerndem Mund durch die Nacht spricht und jedenfalls H�lfe herbeiholt von meinen Landsleuten. Also was soll ich hier? und weshalb habt Ihr mich hierher gebracht?� Die Insulaner, die keck vielleicht der Gefahr der Waffe getrotzt, hatten in der That nicht an den Spektakel gedacht, den das kleine Ding machen w�rde, und den sie noch dazu mit von weit gr��erem Gesch�tz herr�hrend verwechselten; jedenfalls mu�te ihnen diese Drohung wichtiger als die erste d�nken, denn sie unterhielten sich rasch und eifrig miteinander, ohne dabei jedoch ihren Gefangenen aus den Augen zu lassen. �Du willst nicht bei uns bleiben?� frug der Eine ihn jetzt. �Gutwillig nicht -- Ihr sagt mir denn sonst weshalb.� Wieder steckten sie die K�pfe zusammen und die leise und fl�sternd gef�hrte Berathung war eigentlich von gr��erer Wichtigkeit f�r Ren�, als er ihr vielleicht zutrauen mochte, denn es handelte sich dabei in der That um nichts Geringeres, als sein Leben. Die angeborene Gutm�thigkeit der St�mme aber -- vielleicht auch die Vorsicht die sie bis jetzt auff�llig mit den Franzosen beobachtet hatten und die sie scheu einen direkten Beginn der Feindseligkeiten vermeiden lie�, weil sie wohl f�hlten wie sie auf einem Punkt standen, wo der erste Schlag, der erste vergossene Blutstropfen das Signal zu einem Kampf werden mu�te auf Leben und Tod, schien hier zu Ren�'s Gunsten zu sprechen. �Wir wollen Dir kein Leides thun� sagte der eine Insulaner, der Einzige der im Licht stand, dessen Z�ge ihm aber gar nicht bekannt waren, und der von einem anderen Theil der Insel hergekommen sein mu�te -- �unser Zweck war nur Dich eine kurze Zeit bei uns zu behalten, wenn Du das nicht willst magst Du gehn. Vorher mu�t Du aber zuerst mit uns zu Nacht essen -- Du sollst nicht sagen k�nnen da� wir Dich in eine unserer Wohnungen gef�hrt, und Dich hungrig wieder hinausgelassen haben.� Ren� lachte laut auf �ber die unverhoffte und wunderliche Einladung, und doch lag aber auch wieder so viel Gutm�thiges darin da� er es, vielleicht auch besorgt dabei keine Furcht sehen zu lassen, ihnen nicht abschlagen mochte und konnte; das Terzerol aber noch immer gespannt in der Hand forderte er dann von seinem freundlichen Wirth das Versprechen, ihn augenblicklich nach eingenommenem Abendbrod ungehindert ziehn zu lassen. �Ich verspreche Dir das� sagte der Eingeborene, �und zum Beweis da� ich Dir traue, wie Du mir trauen kannst, ist hier die Th�r offen -- wir halten Dich nicht mehr -- aber� setzte er dann etwas leiser und mit einem eigenen Ausdruck in der Stimme hinzu -- �wenn Du Freund von Kanaka bist, wirst Du's beweisen k�nnen heut'.� �Gut denn� lachte Ren�, sein Terzerol sorglos in Ruh setzend und in die Tasche zur�ckschiebend -- �so kommt, meine Burschen, und Ihr sollt sehn da� ich Eurem Fisch und Poe oder was Ihr sonst haben m�gt, Ehre mache.� Die Frauen, die sich beim ersten Eintreten der M�nner und den feindlichen da gewechselten Worten und Drohungen scheu zur�ckgezogen hatten in den entferntesten Theil der H�tte, h�rten jetzt kaum die friedliche Wendung die Alles zu nehmen schien, als sie, freilich immer noch sch�chtern, hervorkamen, und nur erst Leben gewannen, als ihnen die M�nner zuriefen �den Tisch zu decken.� Schon bereit gehaltene Bl�tter wurden augenblicklich auf die Erde ausgebreitet, wo schon Matten lagen f�r die Neugekommenen und von zwei hellen Cocos�lflammen beleuchtet sa�en die, die sich noch vor wenigen Minuten auf Leben und Tod entgegengestanden und deren Leben an dem Gedanken des Einen oder Andern gehangen, sich friedlich plaudernd gegen�ber, nur emsig eben bem�ht die aufgetragenen Speisen zu beseitigen. Und Ren� war der Fr�hlichste unter ihnen; so wild und weh ihm noch kurz vorher ums Herz gewesen, so vollkommen hatte das eben bestandene kleine Abenteuer, wie das unvorbereitete romantische seiner ganzen Lage und Umgebung, jeden tr�ben Gedanken abgestreift von seinem Geist; das leichte fr�hliche Blut, das seinem ganzen K�rper jene unendliche und nicht zu ert�dtende Spannkraft verlieh, hatte wieder gesiegt und nur dem Augenblick gab er sich hin in sorglosem Muth, der dem Morgen, was er auch bringen mochte, keck und unbek�mmert ins Auge sah. Nichtsdestoweniger z�gerte er nicht l�nger, als er nothwendig brauchte sein Abendbrod zu verzehren; an einem der noch aufgeh�uften reinen Hibiscusbl�tter trocknete er sich Mund und Finger, und erkl�rte jetzt, aufstehend, den Heimweg antreten zu wollen. Fast wider sein Erwarten, denn er war nicht immer gewohnt bei den _civilisirten_ Indianern Treu und Glauben zu finden, hinderte ihn Niemand daran, sein Wirth selber �ffnete ihm freundlich und l�chelnd die Th�r, und nach herzlichem Abschied, als ob er hier alte Freunde gesucht und gefunden, und nicht als Gefangener vor kaum einer halben Stunde diese Schwelle betreten h�tte, verlie� er das Bambushaus -- kopfsch�ttelnd dabei, was das r�thselhafte Betragen der Eingebornen, ihm gegen�ber, zu bedeuten gehabt. Kaum aber f�hlte er den gebahnten Weg wieder unter sich, zu dem er sich, am Ufer des Baches nieder, hatte hinunterf�hlen m�ssen, als er so rasch den Heimweg antrat, als ihn seine F��e tragen wollten. Weshalb hatten ihn die Insulaner aufgehalten? und stand das am Ende gar in irgend einer Verbindung mit der eigenen Heimath? Es war ihm ein unheimliches fatales Gef�hl, und das gespannte Terzerol in der Hand, einem etwaigen neuen Angriff nicht wieder so blind zum Opfer zu fallen, lief er mehr als er ging, den, zwar sehr betretenen, aber doch schmalen und dunklen Pfad entlang, der ihn zuerst durch einen stattlichen Palmenhain und dann durch den noch d�sterern Grund eines mit Wi- und Mapeb�umen besetzten Thales f�hrte. Mit diesem Thal n�herte er sich aber mehr und mehr dem eigenen Haus, dessen Licht er nun schon bald hoffte durch die B�sche schimmern zu sehn, als er pl�tzlich durch ein etwas barsches und gar nicht weit entferntes �~Qui vive!~� fast erschreckt und in seiner Bahn gehemmt wurde. �Hallo Kamerad� sagte er aber lachend, sobald er die Antwort gegeben und durch den hier so dicht bei seinem Haus aufgestellten Posten auch jetzt so weit beruhigt war, da� dort nichts Au�erordentliches konnte vorgefallen sein -- �Ihr liegt ja hier f�rmlich im Hinterhalt und k�nntet nerv�sen Personen den Tod einjagen vor Schreck, wenn sie so pl�tzlich angeschrien w�rden; aber lieb ist mir's da� ich Euch hier finde.� �Habt Ihr irgend etwas gesehn?� frug der Soldat rasch. �Gesehn? -- nein� sagte Ren� nach kurzem Bedenken, er wollte nicht als Ankl�ger gegen die sich auch doch nur ihrer Haut wehrenden Eingebornen auftreten, �aber pa�t gut auf, Kamerad -- Ihr habt es mit listigen und der Waldwege gewohnten Burschen zu thun, wenn sie ja etwas unternehmen sollten in sp�terer Zeit.� �Hat Nichts zu sagen� lachte der junge Soldat, �meine Augen sind frisch, Kamerad, und mein Geh�r so scharf wie das ihre wohl, so leicht entgeht mir Nichts -- aber, Kamerad, Ihr k�nntet uns hier auf der Wacht einen gewaltigen Freundschaftsdienst erweisen, wenn Ihr's n�mlich bei Euch f�hrt.� �Und das w�re? von Herzen gern wenn ich's kann.� �Wir sind hier vier Mann im Haus, ohne den einen, der hinunter an den Strand postirt ist, sein Auge auf dem Wasser zu halten, und haben nicht eine Pfeife voll Taback zwischen uns -- alle f�nf -- wenn Ihr nur die geringste Quantit�t --� �Nicht die Idee, Kamerad, in der Tasche gerade,� sagte Ren� freundlich, �aber ein ganzes Pfund dicht daneben in dem Haus da, wo ich wohne. Wollt Ihr die paar Schritt mit mir hin�bergehn, steht er Euch gern zu Diensten.� �Ich selber darf nicht vom Posten� rief der Soldat fr�hlich, �aber ich geb' Euch einen meiner Kameraden mit; Gott sei Dank, da ist doch Aussicht auf eine Pfeife� -- und rasch der vielleicht zwanzig Schritt vom Weg abliegenden Bambush�tte zueilend rief er von dort einen der da drin auf der Matte schon faul ausgestreckten Soldaten heraus, den Landsmann zu begleiten und die freundliche Gabe in Empfang zu nehmen. Ren� war der Schildwacht bis zum Haus gefolgt, denn von dort schnitt ein ihm wohlbekannter, etwas n�herer schmaler Fu�pfad durch ein weites unbebautes und mit hohen Cocospalmen bewachsenes Grundst�ck nach seinem eigenen Garten hin�ber, der von hier kaum mehr wie f�nf- oder sechshundert Schritt entfernt lag, und wohin ihn jetzt der junge Franz�sische Soldat, ohne es selbst der M�he werth zu halten sein Gewehr mitzunehmen, begleitete. Die Insulaner hatten sich bis jetzt nicht allein so friedlich, nein wirklich freundlich gegen sie gezeigt, da� keiner der Soldaten an einen Zusammensto� mit ihnen auch nur dachte. All' diese Vorsichtsma�regeln, besonders die am Strand hin aufgestellten einzelnen Posten galten auch keineswegs den Eingebornen, sondern sollten einzig und allein dazu dienen die Mannschaft der im Hafen liegenden fremden Schiffe zu verhindern an heimlichen Stellen zu landen und die Eingeborenen, was man besonders von den Engl�ndern f�rchtete, nicht allein gegen die neuen Herren des Landes aufzuhetzen, sondern ihnen auch Waffen und den fast f�r den Frieden der K�ste ebenso gef�hrlichen Branntwein zuzuf�hren. Rasch und schweigend, Ren� voran, waren sie den Pfad entlang geschritten, der hier zu schmal zwischen dem dicht aufwuchernden Unkraut hinlief, zweien neben einander Raum zu geben, und Ren� hatte eben die Einfriedigung erreicht die ihn von seinem Garten trennte, und die Hand darauf gelegt hin�ber zu steigen, als er sich etwas darin regen sah, und gleich darauf eine Gestalt zu erkennen glaubte, die mit irgend einer schweren Last, rasch aber ger�uschlos vom Strande aufw�rts, dicht unter den Fenstern seines eigenen Hauses hin, der Stra�e zuschritt. Nun lag allerdings der kleine Cutter unten vor Anker, in dem er sich morgen einzuschiffen gedachte, aber er hatte noch Nichts von seinen Sachen eingeladen, also auch dort keine Diebe zu f�rchten; �berdies schlief einer der Eingebornen als W�chter darin. Was aber wollten die Leute da? -- was trugen sie? �Was ist da?� fl�sterte jetzt der Soldat hinter ihm, der noch Nichts sehen konnte, aber ein Ger�usch zu h�ren glaubte, �irgend etwas Verd�chtiges?� �Verd�chtiges? -- ja� fl�sterte Ren� zur�ck -- �ich kann nur noch nicht recht daraus klug werden -- bst --� sagte er pl�tzlich, den Arm des Soldaten fassend, �da kommt noch Einer.� Dieser glitt etwas weiter nach vorn, und deutlich konnten sie erkennen, da� hier im Dunkel der Nacht irgend etwas ausgef�hrt wurde, das das Licht zu scheuen hatte. Bei ihm im Hause brannte die Lampe, aber sein Weib schien keine Ahnung von dem zu haben was unter ihrem Fenster vorging, und wenn auch Ren� nicht glaubte da� gerade irgend etwas Feindliches gegen ihn selber beabsichtigt w�re, sah das Ganze doch viel zu unheimlich aus, ihm hier drau�en Ruhe zu lassen. Dem Soldaten also zufl�sternd da� er hin�berspringen wolle sein Gewehr zu holen, um nachher bewaffnet zu untersuchen was hier vorgehe, benutzte er den Augenblick, wo der letzte Tr�ger hinter dem Haus verschwunden war, stieg leise �ber die Fenz, und glitt rasch und ger�uschlos seiner Hausth�r zu, w�hrend der Soldat noch eine Minute etwa auf der Lauer blieb und sich erst dann, als er wieder Schritte vom Wasser herauf h�rte, so still wie er konnte zur�ckzog, die Mannschaft der kleinen Wache, die unbegreiflicher Weise noch nicht von dem doch zu diesem Zweck unten aufgestellten Posten alarmirt worden war, herbei zu holen. * * * * * An Bord der Kitty Clover hatte an diesem Tag, wenn auch nur unter Deck, eine besondere Th�tigkeit geherrscht mit Klopfen und H�mmern, obgleich, wer das alte schmutzige Fahrzeug von au�en sah, das kaum h�tte vermuthen d�rfen. An Deck trieben sich ein paar Matrosen schl�frig herum, oder stiegen langsam in das Takelwerk hinauf, hie und da ein Tau nachzusehn oder eine zersprengte Weveling[F] auszubessern, h�chst aufmerksam jedoch stets signalisirend, wenn ein Canoe oder Boot dem Schiff zu nah kam, wo dann jedesmal das Klopfen und H�mmern in seinem Bauch schwieg, und Mac Rally vielleicht selber seine steile Caj�tstreppe aufkletterte, nachzusehn was die St�rung oben verursacht h�tte. [F] Die Querseile an den Wanten, die zu Strickleitern dienen. Mit Sonnenuntergang kam etwas regeres Leben an Deck -- die Leute besch�ftigten sich mit einem der zur Vorsorge mitgenommenen und �ber dem Hinterdeck auf einem besonders dazu hergerichteten Gestell gehaltenen Boote, und nahmen es mehr nach vorn, etwa midschips, um es nachzusehn. Hoch postirt aber und l�ngs der Schanzkleidung hin an Backbordseit, diente es zugleich dazu den weiter in der Bai liegenden Schiffen die Aussicht auf sein Deck, die �berdies in der rasch einbrechenden Dunkelheit unsicher wurde, vollkommen zu versperren; auch nach Land zu war ein Ueberblick an Deck durch dort, wie zuf�llig, aufgehangene Matrosenw�sche theils, theils durch ein altes Segel, versperrt, und vier F�sser waren unter dieser Schutz an Deck geschafft worden und mit Tauen umwunden, um, sobald die Nacht vollst�ndig eingebrochen sei, �ber Bord gelassen zu werden. Eine g�nstigere Nacht h�tte sich Mac Rally aber auch gar nicht zu seinem von O'Flannagan angegebenen Unternehmen w�nschen k�nnen, das in nichts Geringerem bestand als zweihundert St�ck Gewehre mit der n�thigen Munition, wie eben so viele S�bel, an den durch den Iren selber bestimmten Ort zu schaffen. Da man aber wu�te da� die K�ste an diesem Abend schon scharf bewacht wurde, und ein hoch aus dem Wasser gehendes Boot kaum unbemerkt h�tte durchkommen k�nnen, waren die Waffen in gew�hnliche Thranf�sser mit h�lzernen Reifen f�rmlich verspuntet worden, und die F�sser selber mit ihrer Fracht eben nur so weit belastet, da� sie im Wasser, kaum drei oder vier Zoll �ber die Oberfl�che vorragend, schwammen. Mit der Ebbe war dabei nichts weiter n�thig als sie zu steuern, wozu ihnen vier, schon an Bord befindliche Indianer mitgegeben waren, die sie ebenfalls schwimmend begleiten mu�ten. Mit einbrechender Nacht konnte dies wunderliche Flo�, das sich in der That nur durch einen ganz schmalen schwarzen Streifen von der es umgebenden Wasserfl�che unterschied, unm�glich vom Ufer aus, von dem es schon durch die Korallen auf etwa hundert und funfzig Schritt abgehalten wurde, erkannt werden. Mit der Lokalit�t genau bekannt, war auch keine Gefahr da, da� die Landenden vorher bemerkt wurden, wenn nur Jemand an Land die Aufmerksamkeit der dicht bei der eigentlichen Landung stationirten Schildwacht ablenken wollte, und der dort wohnende Franzose, durch dessen Garten die Fracht geschafft werden mu�te, entfernt oder f�r ihr Unternehmen gewonnen werden konnte. Das erstere hatte O'Flannagan selber, das zweite Mr. Noughton -- wie er sagte �_durch seine Freunde_� -- �bernommen. Es war gerade mit Sonnenuntergang, der in diesen Breiten ziemlich regelm��ig um sechs Uhr das ganze Jahr hindurch einf�llt, und der am Strand eben abgel�ste Posten schritt, sein Gewehr im Arm, langsam auf der harten sandigen Fl�che auf und ab. Mi�trauisch wohl manchmal nach Westen hin�berschauend, wo �ber den scharfzackigen Kuppen von Imoe schwarze d�stere Wolkenschleier aufstiegen, hinter denen die Sonne schon eine ganze Weile verschwunden war, fesselte das ihn umgebende prachtvolle Schauspiel der Riffe doch weit mehr seine Aufmerksamkeit, und nicht satt sehen konnte er sich an den wei�en sch�umenden Massen, die in dumpfem Brausen, wenn auch zur�ckgeschlagen, immer auf's Neue mit ungeschw�chtem Muth zum Kampfe eilten und ihre blitzenden schneeigen Kronen dem Feind in's Antlitz schleuderten. Dazu die wehenden Palmen �ber sich, der herrliche Duft der aus den etwas rauh gesch�ttelten Bl�then der Orangen und Wi's zu ihm her�berwehte, das leise Pl�tschern des kaum erregten Binnenwassers auf dem harten Sand, wie die Fluth fiel und das Wasser weiter und weiter nach See zur�ckwich -- es war ihm froh und leicht um's Herz, und fast vergessend da� er hier eigentlich her postirt war in dies Paradies, als ein fremder dahinein gar nicht geh�render, feindlicher K�rper, summte er sich doch ein munteres Lied und athmete die k�hle w�rzige Luft ein -- der Brust ein herrliches Gef�hl nach dem schw�len dumpfigen Tag. In jenen L�ndern kennt man die D�mmerung kaum; der letzte Gluthenstreif der Sonne ist eben hinter dem Horizont verschwunden, und im Osten treten schon die Sterne sichtbar vor; heller und heller blitzen sie uns, wie es scheint fast die Nachbarlichter an dem eigenen Strahl entz�ndend, weiter und weiter der Sonne nach, und mehr und mehr Kraft gewinnend wie sie oben stehn; -- so nicht f�nfzehn Minuten sp�ter h�llt wirkliche Nacht die Erde ein, w�hrend noch der hellere Streif im Westen die Stelle k�ndet wo die Sonne kaum verschwunden. In der kurzen D�mmerung die dem scheidenden Tage folgte, war es, als ein Seemann, wenigstens der Kleidung nach, mit einem kleinen, in ein rothseidenes Tuch eingekn�pften B�ndel am Strande suchend heraufkam, und seine Aufmerksamkeit ganz auf das Wasser gerichtet hielt, als ob er von dort her irgend Jemand erwarte. Die Schildwacht hatte ihn zuerst bemerkt als er �ber den benachbarten Gartenzaun sprang, aber wenig weiter auf ihn geachtet. Die Matrosen der verschiedenen Schiffe, besonders der Englischen, streiften in der ganzen Nachbarschaft umher und mu�ten doch alle mit dem um acht Uhr gefeuerten Abendschu� Papetee wieder verlassen haben, an Bord ihrer verschiedenen Schiffe zur�ckgekehrt zu sein; es war Zeit da� der Mann dorthin aufbrach, er verpa�te sonst die Stunde, und konnte vielleicht die Nacht, statt in seiner bequemen H�ngematte, in dem Franz�sischen Wachthaus zubringen -- eine Abk�hlung f�r die Freuden des Tages. Der Matrose schien aber gar nicht direkt nach Papetee zur�ckzuwollen, denn langsam am Ufer hinschlendernd, wobei er sich der Schildwacht mehr und mehr n�herte, blieb er manchmal stehn und erwartete jedenfalls ein Boot von See her, das vielleicht versprochen hatte ihn hier abzuholen. So wenigstens erkl�rte sich die Schildwacht die Bewegungen des Mannes. Endlich mu�te dieser -- und es war fast dunkel indessen geworden -- zu einem andern Entschlu� gekommen sein; er stampfte erst ein paar Mal, wie �rgerlich und ungeduldig mit dem Fu�, und schritt dann, dabei alle m�glichen Englischen Fl�che in den Bart murmelnd, gerade auf den Franzosen zu, der jetzt, da ihm die Fernsicht doch durch die einbrechende Dunkelheit genommen war, sich gegen ihn wandte, zu sehen was der Bursche von ihm wolle. �Hallo Mate�[G] redete er den Soldaten in breitem Irisch an, als er in Sprachn�he etwa herangekommen -- �kein Boot gesehen hier, seit Du da stehst und die Muskete spazieren tr�gst?� [G] Kamerad. �~Je ne comprends pas, camarade~� lachte der Franzose, mit dem Kopf sch�ttelnd. �Wer ist todt?� frug der Ire, mit komischem Ernst den Franzosen erstaunt ansehend. �~Je ne comprends pas -- rien du tout -- notting!~� erwiederte aber die Wacht halb m�rrisch �ber die wiederholte Frage, und das einzige Englische Wort verunstaltend, das sie vielleicht konnte -- �geh hinunter nach Papetee -- bis Du hinunter kommen kannst wird der Abendschu� gefeuert, und nachher sitzest Du da.� �Ahem� nickte der Ire, der nicht eine Sylbe von dem Allen verstand -- �er wird's wohl nicht haben �ndern k�nnen. Aber verdammt, das ist langweilige Arbeit, wenn der Bursche auch kein Wort Englisch versteht -- wie mach' ich ihm da begreiflich was ich will -- ist doch horndummes Volk die Wi-Wis.� �~Prenez garde!~� rief der Posten drohend, der die letzten nur zu gut gekannten Sylben wohl verstanden hatte, und sich denken konnte da� der Fremde �rgerlich dar�ber sei sich nicht ausdr�cken zu k�nnen und f�r sich schimpfe -- �wahr' Dich wie Du das Wort hier brauchst Kamerad.� �Dann versteht Ihr vielleicht die Landessprache� rief Jim O'Flannagan, denn er war es, jetzt rasch -- �auf Tahitisch w�r' es wenigstens eine Aush�lfe.� �Tahitisch nicht gerade� antwortete der Franzose ihm in einem anderen, aber doch verst�ndlichen Dialekt -- �ich bin fast ein Jahr auf den Marquesas-Inseln gewesen, und es hat Aehnlichkeit -- aber was wollt Ihr?� �Mein Boot, Mate� brummte der Ire, �mein Kamerad hat versprochen mich hier abzuholen, und jetzt l��t er mich sitzen.� �Nebenan ist heute ein Canoe angefahren� sagte der Franzose. �Hol' die Canoe's der Teufel� knurrte Jim -- �wenn man am festesten sitzt, klappen sie um manchmal, wie die Taschenmesser -- nein eine ordentliche regul�re Schiffsj�lle mit rothem Segel -- nichts gesehn, Kamerad?� �Nicht die Probe.� �Verflucht� brummte der Ire, �aber kommen _mu�_ er noch, denn er darf nicht ohne mich an Bord zur�ck -- Wollt Ihr mir einen Gefallen thun, Kamerad?� �Und der w�re?� �Wollt Ihr mir erlauben mein klein B�ndel hier einen Augenblick herzulegen? ich traue dem rothen Gesindel nicht recht, ich habe Geld d'rin.� �Warum nimmst Du's nicht lieber mit?� frug der Posten. �Ich mu� doch hierher wieder zur�ck, wenigstens noch einmal nachzusehn ob das Boot nicht kommt -- nachher geh' ich die Stra�e hinunter in die Stadt.� �Und kommst zu sp�t zum Abfahren.� �Bin bekannt dort� lachte der Andere -- �im schlimmsten Fall find' ich Nachtquartier -- ich bin gleich wieder unten,� und ohne eine halbe Einwendung des Franzosen dagegen weiter zu h�ren, legte er sein B�ndel gleich neben den Stamm einer dicht am Strand stehenden Palme, deren faserige Wurzeln von dem Wellenschlag vollkommen blo� gesp�lt waren, und schritt in das Geb�sch hinein, das dort allerdings der Stra�e zuf�hrte. �Diable� brummte aber auch seinerseits der Posten, �giebt einem da Auftr�ge ohne weitere Umst�nde -- werde mich aber verw�nscht wenig um sein Tuch k�mmern. Boot? -- ein Boot darf mir jetzt gar nicht mehr landen nach Dunkelwerden; verdammt unversch�mtes Volk diese Englischen Matrosen.� Und wie den Aerger zu verjagen setzte er pfeifend wieder seine Wandrung am Strande auf und nieder fort. Jim war aber nicht nach der Stra�e hinaufgegangen, sondern mit jedem Fu�breit Boden, den er den Tag �ber genau recognoscirt, vollkommen vertraut, in den B�schen, zwischen dem Posten und der oben aufgestellten Wache durchgeschlichen, und einer etwas weiter oben auslaufenden Korallenspitze zugeeilt, wo man allerdings, der fast bis an die Oberfl�che reichenden Korallen wegen mit einem Boote nicht landen, die schmale Durchfahrt aber innerhalb der Riffe, desto besser �bersehen konnte. Dort lag er, bis er vom Wasser aus das verabredete Zeichen der vorbeitreibenden F�sser erhielt, deren dunkle Umrisse er von hier aus kaum im Stande war zu unterscheiden. Unten, wo der Posten stand, trieben sie so viel weiter vor�ber, und eine Entdeckung war deshalb kaum zu f�rchten, sobald nur das Ausladen ger�uschlos genug betrieben wurde. Vollkommen befriedigt �ber das was er gesehn, lag er noch einige Minuten still, das eigenth�mliche Flo� mit seinen dunklen Geleitern erst etwa in einer H�he mit der Schildwacht zu lassen, kroch dann den Weg den er gekommen zur�ck, und ging nun, in den B�schen wieder angelangt, und durch diese mit einigen halblauten, f�r das Ohr des Posten bestimmten Fl�chen durchbrechend, gerade wieder auf die Palme zu wo sein B�ndel lag. �Kein Boot gekommen?� frug er hier, dicht bei dem Franz�sischen Soldaten stehn bleibend, nahm dabei eine Cigarre aus der Tasche, schlug mit Stein und Stahl Feuer und z�ndete sie an. �Nein� sagte der Soldat, dem der Tabacksqualm gut roch, der aber den Engl�nder nicht deshalb anreden mochte -- �jetzt w�r's auch zu sp�t, ich d�rft' es gar nicht mehr an's Ufer lassen.� �So hol's der B�se, ich komme auch ohne es an Bord -- eine Cigarre Kamerad?� Er hielt ihm die Cigarren hin und horchte dabei nach dem Wasser hin�ber; sein scharfes Ohr hatte von dorther ein Ger�usch entdeckt. �Danke� sagte der Franzose, die Cigarre nehmend und an der des Iren entz�ndend -- �Taback -- schmeckt -- pr�chtig -- wenn -- man --� �Hat sie keine Luft?� �Danke -- geht schon -- wenn man ihn lange nicht gehabt hat -- so, danke.� �Hm� sagte der Ire, sein B�ndel wieder aufnehmend, er that dabei langsam ein paar Schritte an der Wache vorbei und blieb dann wieder stehn. �Gute Nacht Kamerad� sagte der Franzose. �Gute Nacht -- hm, ja -- gute Nacht Mate� entgegnete Jim -- das Flo� h�tte jetzt schon gut an Ort und Stelle sein k�nnen, und doch war's ihm immer, als ob er ein verd�chtiges Ger�usch gerade gegen�ber auf dem Wasser h�re; hinaushorchen durfte er aber auch nicht, sonst w�re der Posten ebenfalls darauf aufmerksam geworden. Er _mu�te_ noch einen Augenblick z�gern, und dr�ckte sein Cigarrenfeuer zwischen den Fingern aus, that dann ein paar Schritte, blieb stehn, zog wieder, und wollte eben zur�ckgehn den Mann wieder um Feuer zu bitten, als dieser sagte: �Da drau�en wird Euer Boot kommen -- mir war als ob ich etwas auf dem Wasser h�rte.� �Das w�re der Teufel� brummte Jim in Englisch, setzte dann aber sogleich auf Tahitisch hinzu: �w�rden jetzt schwerlich glauben da� ich noch hier bin -- wird wohl ein Fisch gewesen sein.� Der Soldat horchte. �D�rft' ich Euch jetzt noch einmal um Feuer bitten� sagte Jim wieder zu ihm tretend. �Gern -- wahrhaftig da war wieder etwas.� �Es sind hier viel Purpoisen im Wasser und machen dann immer einen merkw�rdigen Spektakel.� �Das war kaum ein Fisch� sagte der Soldat, jetzt vollst�ndig alarmirt und sich niederkauernd, besser �ber die Fl�che sehn zu k�nnen, ob er nicht doch vielleicht durch die Dunkelheit irgend etwas entdecke -- �m��te mich sehr irren, wenn das nicht wie eine Menschenstimme klang.� �Vielleicht Fischer die noch drau�en sind� sagte der Ire, sich jetzt ebenfalls niederkauernd, dem was man h�rte Form abzugewinnen, in der That aber dem Soldaten, falls dieser wirklich laut werden wollte, so nah als m�glich zu sein. �Ruft doch einmal Euer Boot an� sagte jetzt der Soldat zu Jim, �da werden wir gleich sehen wer drau�en ist.� Das war allerdings richtig, aber daran lag dem Iren Nichts hier L�rm, und die Soldaten an der Stra�e nur ebenfalls aufmerksam zu machen. �Es kann das Boot nicht mehr sein� brummte er kopfsch�ttelnd. �Diable� murmelte der Franzose, �ich glaube wahrhaftig ich sehe dort etwas auf dem Wasser -- ruf Kamerad, ich _mu�_ wissen was da drau�en ist.� Jim konnte sich nicht l�nger weigern und die H�nde trichterf�rmig an den Mund haltend, da� der Schall so wenig wie m�glich r�ckw�rts ginge, rief er mit keineswegs lauter, dumpf klingender Stimme: �Boot ahoy!� Keine Antwort erfolgte. �Lauter!� sagte der Soldat. �Boot ahoy� rief Jim noch einmal, ohne da� sich von drau�en irgend etwas als Antwort h�ren lie�; ja es schien eher als ob der Laut das da dr�ben, was es nun auch gewesen, zur�ckgescheucht habe in die Tiefe, aus der es vielleicht gekommen. �Du rufst gerade als wenn man in einen Topf spricht� brummte der Soldat -- �das kann man ja nicht auf f�nf Schritt h�ren.� �Ich bin heiser� sagte Jim -- �aber es war auch jedenfalls ein Fisch -- jetzt ist Alles wieder todtenstill.� �Vielleicht -- vielleicht auch nicht, -- da ist's wieder! ~qui vive!~� rief er dann mit lautem, kurz abgesto�enem Ton �ber das Wasser hin�ber, �Teufel wenn Du mir da dr�ben nicht antwortest, schick' ich Dir eine Kugel hin�ber.� Jim hatte die rechte Hand in seiner Tasche und stand lautlos nicht zwei Schritt von dem Franzosen, er sah sich scheu und rasch um, und die linke Hand fa�te wie krampfhaft das B�ndel das sie trug. �Wenn Ihr denn da dr�ben nicht antworten wollt, so tragt auch die Folgen� brummte der Soldat vor sich hin und spannte den Hahn -- Jim stand dicht hinter ihm, seine rechte Hand hob sich und als er sie senkte rasselte das Gewehr auf den Sand nieder, und der K�rper des ungl�cklichen Franzosen brach lautlos zusammen. �Hast's nicht anders haben wollen� sagte der M�rder dumpf vor sich hin und beugte sich zu seinem Opfer nieder. Unwillk�rlich hatte er dabei in seiner Tasche nach etwas gesucht -- er zog aber die Hand wieder zur�ck und l�chelte unheimlich: �er braucht keinen Knebel mehr; 's giebt doch nichts besseres auf der Welt als solche Schlingenkugel f�r derlei Arbeit -- was f�r einen sanften Tod der Schuft gestorben ist. Aber nun Kamerad, Dein Gewehr und Patrontasche -- das Seitengewehr hilft Dir auch nichts mehr, und hier oben k�nnen wir's vielleicht brauchen.� Rasch hatte er dem Ermordeten die Waffen abgenommen, dann noch einen Augenblick nach dem Wasser hin�berhorchend zog er die Leiche unter einen Busch, wo sie wenigstens nicht vor Tag entdeckt werden konnte, griff sein Tuch und die erbeuteten Waffen auf, und glitt am Strande hin der Stelle zu wo der kleine Cutter vor Anker lag und das Flo� mit den Waffen ebenfalls anlegen sollte. Den Boden stampfte er aber vor Wuth, als noch keine Spur von den versprochenen F�ssern sichtbar war, und die kostbare Zeit verflo� inde� in unverantwortlichem Warten. Schon wollte er wieder zur�ck am Strande, ob er weiter oben Nichts erkennen k�nne, als ein leiser leiser Pfiff, mehr wie das Zischen eines Seevogels, vom Wasser her�bert�nte. �Endlich� knurrte der Seemann, die Z�hne fest zusammenbei�end und wie er den Ruf kaum, eben so vorsichtig, beantwortet, kam auch schon im Fahrwasser das lange Flo� mit den Schwimmern heran. �Wo zum Teufel habt Ihr so ewig lang gesteckt?� fluchte hier Jim ihnen entgegen, �glaubt Ihr da� sie uns die ganze Nacht Raum zu unserer Arbeit geben werden?� �Wir sa�en da dr�ben auf einer Koralle und konnten nicht wieder loskommen� sagte Einer der Eingebornen. �Und habt einen Skandal gemacht, da� man's h�tte in Papetee h�ren k�nnen� z�rnte der Ire. �Hat die Schildwacht 'was gemerkt?� �Euere Schuld w�r's nicht, wenn sie's h�tte -- aber jetzt fort, heran hier mit dem Fa�, und nicht l�nger geschwatzt -- habt Ihr die S�ge mit? -- so hier, nun s�gt die Reifen vorsichtig durch -- halt ich will das selber thun -- herauf mit dem Fa� hier, und Du mein Bursche l�ufst �ber den Weg hinauf und holst die Leute herunter die dort versteckt liegen -- Rasch mit Dir, sie sollen Alle kommen, wir m�ssen die Fracht in Zeit von einer Stunde wenigstens im Busch drinn haben; dort bleibt uns dann die ganze �brige Nacht, sie aus dem Weg zu schaffen.� Der Insulaner schlich sich rasch am Haus hinauf und kehrte bald darauf mit einer Anzahl seiner Landsleute zur�ck, die schon ungeduldig genug darauf gewartet hatten abgerufen zu werden, Jim aber s�gte indessen mit einer seinen scharfen, besonders dazu hergerichteten S�ge die h�lzernen Reifen der F�sser durch, diese zu �ffnen, und reichte die schon in tragbare Pakete eingeschn�rten Gewehre, wie die kleinen F��chen Pulver rasch hinter einander hinaus. Blei befand sich schon genug an Land, was fr�her zu anderen Zwecken bestimmt gewesen. Vier F�sser waren solcher Art in unglaublich kurzer Zeit aufs Trockene gew�lzt, ge�ffnet und geleert worden, und selbst von dem f�nften hatte Jim schon die Reifen herunter, die Dauben mit H�lfe von ein paar Insulanern sorgf�ltig auseinander genommen, und angefangen die Pakete herauszureichen, mit denen zwei augenblicklich nach oben liefen, als sie den zur�ckkehrenden Ren� �ber den freien Platz gleiten und in das Haus verschwinden sahen. Einer der Indianer sprang rasch zur�ck, dem Iren die unwillkommene Ankunft zu melden, dieser aber lie� sich nicht irre machen und betrieb das Ausladen nur um so sch�rfer. �Fort mit Euch -- fort.� fl�sterte er rasch und leise -- �in zehn Minuten k�nnen wir mit unserer ganzen Sache in Sicherheit sein und dann m�gen sie kommen und spioniren; in die Guiaven folgt uns doch so leicht Keiner hinein. Hier meine Jungen, auf mit Euch und davon -- was steht Ihr da? -- die Th�r? -- fort mit Euch -- so lange das Zeichen nicht -- ha Teufel!� unterbrach er sich rasch, als da Mitonares langgezogener Warnungsruf zu ihm niederschallte, �da ist wirklich Noth an Mann.� �Sollen wir noch gerad hinauf?� frug ihn Einer der Leute, der seine Last schon auf den Schultern trug. �Nein, hier rechts hinein� rief Jim rasch, �in des Franzosen Haus da neben an ist auch Niemand daheim, und die Fenz hier unten am Wasser hab' ich schon niedergebrochen. Dort hin�ber und dann gerade hinauf in die Guiaven. Hier noch ein Pack. Pest, wenn nur noch zwei Leute unten w�ren; fort -- macht da� Ihr fortkommt -- um Euer Leben.� Und die Warnung kam nicht zu sp�t, denn Jim O'Flannagans scharfes Ohr hatte schon die herbeieilenden Soldaten entdeckt, die rasch und ziemlich laut durch die B�sche traten, w�hrend zu gleicher Zeit Ren� in seiner Th�r erschien. Nur noch zwei Pakete Waffen waren dabei �brig geblieben, davon schob er das eine jetzt rasch auf das Deck des kleinen Cutters, vielleicht vor anbrechendem Morgen noch einmal Gelegenheit zu bekommen es von dort wieder durch irgend einen der Eingeborenen zu entfernen, w�hrend er selber das andere auffa�te und damit, so rasch ihn seine F��e trugen, den letztgegangenen Indianern folgte. �Halt steh da!� schrieen ihm einzelne Stimmen nach, denn seine dunkle Gestalt war von oben herab gegen den helleren Wasserspiegel sowohl als den wei�en, durch die Ebbe blo�gelegten Sand des Strandes entdeckt worden, und drei Kugeln schwirrten zu gleicher Zeit nach ihm hin�ber. Eine davon traf das Paket das er trug, und warf ihn fast durch den scharfen Druck zu Boden, die anderen beiden fehlten, und seine Last mit dem linken Arm nur fester umspannend, w�hrend er das dem ermordeten Posten abgenommene Gewehr in der rechten Hand trug, sprang er mit wenigen S�tzen durch den Garten, brach die kleine und ziemlich schwache Bambusth�r nieder und erreichte eben die Guiaven-Dickung, als seine Verfolger dicht unter dem Weg erschienen und den Hang hinanst�rmten ihn auch dort nicht aufzugeben. Jim aber feuerte hier, theils um sie zu schrecken, theils sich vielleicht Eines der Verfolger zu entledigen, das geladene Gewehr das er trug, ohne lang zu zielen, auf sie ab, und die Kugel schlug mitten zwischen ihnen durch in einen jungen Baum. Das aber zeigte ihnen auch welcher Gefahr sie sich hier, ohne die mindeste Aussicht auf Erfolg aussetzten, denn bei Nacht war in einem solchen Dickicht gar nicht daran zu denken die, noch dazu mit dem Terrain vertrauten Indianer einzuholen, und die weitere Verfolgung wurde auf morgen fr�h mit Tageslicht festgesetzt, bis wohin auch Verst�rkung von Papetee herbeigeholt, wie die vermi�te Schildwacht aufgefunden werden konnte, wenn sie nicht, wie man sie jetzt stark in Verdacht hatte, gemeinsame Sache mit den Eingeborenen gemacht, und mit ihnen auch in die Berge geflohen sei. Capitel 7. Consul Pritchards Gefangennahme. Trommeln wirbelten und Patrouillen zogen in kleinen finsteren Trupps mit raschen Schritten durch die von der Morgensonne freundlich beschienene Stadt. Die Insulaner standen in kleinen Gruppen best�rzt beieinander, und die M�dchen liefen neugierig her�ber und hin�ber, zu sehn und horchen was geschehn, was vorgefallen sei, eine so pl�tzliche auffallende Ver�nderung in dem Benehmen der Fremden zu rechtfertigen. Keiner sprach, Keiner lachte mehr mit ihnen; barsch zur�ckgewiesen wurden sie, sobald sie sich ihnen nur n�herten, und von den verschiedenen Schiffen landete Boot nach Boot, vollgedr�ngt von Bewaffneten, die verschiedene am Strand gelegene und der K�nigin geh�rige Bambush�user in Besitz nahmen, Wachen, ja Festungen daraus zu bilden. Dumpfe Ger�chte verbreiteten sich inde� auch unter den Bewohnern von Papetee, die keine Ahnung irgend einer begonnenen Feindseligkeit haben konnten. Eine Parthie Waffen war gestern Nacht in Mativai Bai auf schlaue Weise an Land geschmuggelt; man hatte nicht allein einzelne St�cken, ein Bayonnet und mehre andere Kleinigkeiten an der Stra�e, sondern auch ein ganzes Paket mit Englischen Musketen in einem kleinen Cutter der dort vor Anker lag, gefunden, und gegen Morgen noch, wo man mit Fackeln nachgesucht, war der Leichnam der �berfallenen und ermordeten Franz�sischen Schildwache, ebenfalls ihrer Waffen beraubt, entdeckt worden. Viele Personen waren deshalb schon verhaftet, auf anderen lag schwerer Verdacht, und die herbeigezogene Truppenmasse schon allein gen�gte, die sorglose Stimmung der Eingebornen zu zerst�ren, und ihnen einigerma�en das Verh�ltni� in seinem wahren und grellen Licht zu zeigen, in dem sie zu den fremden Eindringlingen standen, und welche Stellung diese, ihnen gegen�ber, einzunehmen gedachten. Was sollte geschehen, was wollten diese von ihnen, und weshalb eine Armee in ihre H�tten werfen, die ihnen noch keinen Widerstand geboten, und jetzt �berall durch die fremden unwillkommenen G�ste unwohnlich und beschr�nkt wurden. Die H�uptlinge traten zusammen und schickten Boten an die Missionaire ab, diese um Verhaltungsma�regeln zu ersuchen; die geistlichen Herren f�hlten aber da� ihr Regiment, f�r den Augenblick wenigstens, hier ausgespielt sei, und der einzige von ihnen, Mr. Pritchard, der sich durch die Flagge seiner Nation gesch�tzt glaubte, z�rnte offen und frei wie vor gegen die f�rmliche und muthwillige Eroberung, nein nicht einmal Eroberung, sondern einfache Besitznahme eines vollkommen friedlichen Landes an, dessen F�rstin sich jetzt nur gezwungen einer solchen Gewalt f�ge und wissen werde sich ihr Recht zu wahren, wenn die Zeit dazu gekommen sei. Die Franzosen kehrten sich aber wenig an Herrn Pritchard; ihre Flagge wehte schon von f�nf oder sechs occupirten Geb�uden, ihre Soldaten durchzogen die Stadt nicht allein, sondern setzten sich an dem obern wie untern Theil derselben fest, und Massen von ihnen, die Flinte und Seitengewehr so lange ablegten und zu Spitzhacke und Schaufel griffen, fingen nicht allein an auf der kleinen reizenden Insel Motuuta Verschanzungen aufzuwerfen, sondern auch, zum unbegrenzten Erstaunen der Bewohner von Papetee, Gr�ben zu ziehn und Erdw�lle aufzubauen um die Stadt selbst herum, als ob sie sich gegen die Berge und das benachbarte Land vor einem Angriff sichern wollten, an den in der That noch wenige der Insulaner gedacht, und der ihnen dadurch erst vor die Augen ger�ckt und als m�glich und ausf�hrbar gestellt wurde. Die Franz�sische Regierung aber, oder vielmehr das Franz�sische Regiment, das recht gut f�hlte wie es bei einem wirklichen Angriff _gut bewaffneter_ Insulaner, hier dicht von den Bergen �berall eingeschlossen, mancher Gefahr ausgesetzt sein k�nne, suchte gleich im Anfang mit durchgreifenden Ma�regeln allen solchen Versuchen entgegen zu arbeiten, und eine etwaige Emp�rung im Keim zu ersticken. Strenge schien hierbei vor allen Dingen n�thig und den Befehlshabern war deshalb besonders daran gelegen die M�rder des Franzosen heraus zu bekommen, oder wenigstens ihre Spur zu finden, von der es schon ziemlich bestimmt im Franz�sischen Lager hie� da� sie in das Haus eines der Protestantischen Missionaire, vielleicht gar des Englischen Consuls f�hren w�rde. Mr. Pritchard mit seiner offnen und ungescheuten Predigt gegen ihre Macht war ihnen �berhaupt ein Dorn im Auge. Zu den ersten Ma�regeln des Franz�sischen Kommandanten geh�rte es aber auch an diesem Morgen Ren� Delavigne verhaften zu lassen, auf dessen Grundst�ck -- ob mit seinem Vorwissen oder nicht mu�te die Untersuchung erst ergeben -- die Waffen ausgeladen waren und auf dessen, durch ihn hingef�hrten und dort gehaltenen Cutter man noch ein frisch eingen�htes Paket Waffen gefunden, das jedenfalls von Bord irgend eines der im Hafen liegenden Englischen Schiffe hin�berbef�rdert und dann w�hrend der Entdeckung und dem Angriff der Franz�sischen Wache, dort zur�ckgelassen war. Sein sp�tes Au�ensein und seine doch sichere Bekanntschaft mit der dortigen Oertlichkeit wurde sogar mit der erschlagenen Wache in Verbindung gebracht, wobei ihm das nicht einmal zur Rechtfertigung dienen konnte, den Franz�sischen Soldaten selber dorthin gef�hrt zu haben, wo sie die Schmuggler entdeckten -- jedenfalls waren die Vorr�the zu der Zeit schon in Sicherheit gewesen und die M�glichkeit lag unter jeder Bedingung vor, da� ein solcher Schritt, sp�ter gerechtfertigt dazustehn, ausf�hrbar, ja sogar klug gewesen w�re. Den Cutter, an dessen Bord man die Waffen gefunden, nahm die Regierung ebenfalls in Beschlag, ja er wurde sogar, nicht einmal blos vor der Hand in Untersuchung gelegt, sondern gleich ohne Weiteres confiscirt und zum Franz�sischen K�stendienst requirirt -- an Wiederherausgeben war gar kein Gedanke mehr. Sadie erschrak, als an dem Morgen, an dem sie gehofft hatte dem wilden st�rmischen Tahiti den R�cken zu kehren und hin�ber zu fl�chten in ihr friedliches, freundliches Atiu, Bewaffnete kamen ihren Gatten fortzuf�hren; aber rasch gefa�t, und dem Unvermeidlichen sich f�gend, �bersah sie auch bald da� Ren�, vollkommen unschuldig an den Vorg�ngen des letzten Abends, auch bald gerechtfertigt wieder dastehn und nat�rlich freigegeben werden w�rde. Ernstlichere Folgen sah sie nicht und konnte sie nicht eine in einer solchen Ma�regel sehn. Aber sie bezwang sich auch, dem Gatten gegen�ber, noch weit gewaltiger, als ihr eigentlich zu Sinn war; sie wollte ihn nicht mit schwerem Herzen fortgehn lassen, wo er ja gerade Alles gethan hatte sie wieder froh und gl�cklich zu machen, und wenn das nun f�r den Augenblick noch nicht ging, so war das ja nicht seine Schuld sondern -- das Herz schlug ihr doch laut und �ngstlich wenn sie in diesem Augenblick daran dachte _wer_ die Hand zu dem Ganzen geboten, und nur das Bewu�tsein vermochte sie dabei vollst�ndig zu tr�sten, da� Alles ja nur geschehn w�re ihr Vaterland von den Unterdr�ckern desselben zu befreien, und den Schwachen, Niedergeworfenen, gegen den starken und �berm�thigen Feind zu sch�tzen. Nicht allein Ren� wurde aber an dem Morgen verhaftet, sondern auch der kleine Mi-to-na-re, der allerdings schon mit Sonnenaufgang einen Versuch gemacht hatte das, die ganze Nacht umstellte Haus zu verlassen, von den Wachen aber verhindert war und nun mit nach Papetee abgef�hrt wurde. �Armer Mitonare� sagte Sadie traurig, als er, aufgefordert der Patrouille zu folgen, an jenem Morgen sein Gebetbuch wieder in die linke Rocktasche hineinzw�ngte, und unverkennbar niedergeschlagen sich bereit machte dem eben nicht freundlich gegebenen Befehl zu gehorsamen -- �armer Mitonare ist von seinem freundlichen Atiu hier her�ber gerufen um Sorge und Noth zu haben, um des Glaubens Willen.� Bruder Ezra sch�ttelte aber mit dem Kopf und sagte, keineswegs zufrieden mit der ganzen Begebenheit: �Glauben? -- der Glauben hat wenig genug damit zu thun -- wir sollen _glauben_, Pudenia, und die Wi-Wis wissen Alles gewi�. Glauben -- ja, ist ein sch�nes Ding, aber ein bequemes Haus dabei, und viel Brodfrucht -- nicht so in der Welt herumlaufen und das schwere Buch hinten in der Tasche mitschleppen. Warum stecken sie Bodder Aue nicht ein?� �Wer ist das?� sagte Einer der dabeistehenden Franz�sischen Soldaten, der eben genug von dem Tahitischen Dialekt verstand, den Sinn zu begreifen, �wo ist der, den Du eben genannt hast?� �Bodder Aue?� sagte Mitonare, und der ihm eigene Zug drollen Humors, der ihn auch in diesem Augenblick nicht verlie�, spielte ihm um die Lippen -- �Bodder Aue ist sehr guter Freund von mir auf Atiu -- aber nicht hier -- wenn wir ihn haben wollen k�nnen wir einen Brief schreiben; gehe wieder hin�ber, sobald die Feranis keine Brodfrucht mehr f�r mich haben.� �Fort denn, mein Bursche� sagte der Soldat �rgerlich, �wir haben lange genug hier getr�delt,� und w�hrend man Ren� noch Zeit lie�, ein paar Briefe an Bertrand und Herrn Belard zu schreiben, die er augenblicklich abgegeben zu haben w�nschte, wurde der kleine braune Missionair, unter den Spottreden und Witzen der Franz�sischen Soldaten, die sich �ber seine unsinnige eingezw�ngte und unpassende Kleidung nicht wenig am�sirten, nach Papetee zu abmarschirt. Mitonare nahm aber die Sache ungemein kaltbl�tig -- klemmte seinen linken Rockscho� wieder unter den Arm, setzte seinen hohen Hut auf und schritt so ehrbar und ernst zwischen den b�rtigen Kindern eines andern Landes hin, und gr��te so w�rdevoll die ihn begegnenden Insulaner, von denen ihn Viele kannten und lieb hatten, da� sich der Spott der Soldaten endlich auch abstumpfte, und sie ihn ungef�hrdet weiter in das Hauptquartier lieferten. Ren� blieb �brigens, wie er auch Sadie zu ihrer Beruhigung vorhergesagt, nur wenige Stunden in Haft; leicht war es ihm durch seine Freunde zu beweisen, wie er wirklich den ganzen vorigen Nachmittag in Papetee zugebracht, und erst lange nach Dunkelwerden nach Hause aufgebrochen sei. Dort selber hatte er den Franz�sischen Soldaten mitnehmen wollen, als sie die Schmuggler trafen; an eine Mitwissenschaft war nicht zu denken. Schwieriger wurde es ihm zu beweisen, da� der kleine Cutter die Waffen nicht an Bord gehabt, als er ihn dort bei sich vor Anker legte, und da� er der Mission selber geh�re machte die ganze Sache nur noch verwickelter. Es lie� sich kaum denken da� der junge, mit den Officieren auf so freundlichem Fu� stehende Franzose etwas Derartiges gegen seine Landsleute unternehmen, oder auch nur unterst�tzen w�rde, und dennoch mochten die Franz�sischen Beh�rden eine solche Gelegenheit, die Mission selber in eine Untersuchung hineinzuziehen, nicht unbenutzt wieder entschl�pfen lassen -- wer wu�te ob nicht dann, wenn auch selbst nicht �ber diesen Fall, doch manches Andere an den Tag kam. Gern wurde deshalb auch die B�rgschaft der Herrn Belard und Brouard angenommen, Ren� Delavigne augenblicklich wieder auf freien Fu� zu lassen, mit der Bedingung nur, Tahiti nicht zu verlassen, bis eben die Sache streng und vollkommen untersucht sei, wozu man sowohl seiner Gegenwart wie seines Zeugnisses glaubte ben�thigt zu sein. Nicht so leicht sollte dagegen Bruder Ezra davonkommen, und trotz dem Protest der Missionaire, die es als einen Eingriff in ihre Religion betrachtet haben wollten einen fungirenden Missionair auf nur fl�chtigen Verdacht hin seinem Amt zu entziehn, trotz der eben so ernsten Reclamation des Englischen Consuls, der in dem Indianer, als aktivem Mitglied einer Englischen Missionsgesellschaft, auch einen Englischen B�rger zu sehen glaubte oder zu sehen behauptete, behielt man ihn im Verwahrsam, und die Antwort die dem Englischen Consul wurde, war: sich selber in Acht zu nehmen und von gef�hrlichen Demonstrationen fern zu halten, wenn er nicht gleiches Schicksal -- vielleicht noch Schlimmeres, gew�rtigen wollte. Solcher Art standen die Sachen mehrere Tage, die Franz�sischen Kriegsschiffe fuhren ab und zu, umsegelten die Insel Tahiti einige Male, kreuzten nach Imeo hin�ber, und Einzelne davon wurden sogar auf eine regelm��ige Expedition beordert, die Franz�sische Flagge n�mlich auf der Nachbargruppe der Gesellschafts-Inseln, auf Huaheine, Bola Bola, Raiatea und den anderen aufzupflanzen, ja man sprach sogar schon davon auch die, gerade unter dem Wind liegenden �Cooks-Inseln� zu denen Atiu geh�rte, in Besitz zu nehmen und hie und da Garnisonen zu lassen. Doch hatten die Schiffe f�r jetzt eben mit der Gesellschaftsgruppe alle H�nde voll zu thun, und lie�en die �brigen Inseln f�r eine sp�tere und g�nstigere Zeit. Indessen waren die Franzosen unendlich th�tig in Papetee und der Umgegend; feste Blockh�user zu Kasernen und Gef�ngnissen wurden mit einer Masse von Leuten in unglaublich kurzer Zeit gebaut, Laufgr�ben um die eigentliche Stadt gezogen, ein t�chtiger Damm als Brustwehr aufgeworfen, und Gesch�tze von den Schiffen an Land gebracht, diese, sobald sie n�thig werden sollten gegen den Feind verwenden zu k�nnen. Auch die kleine Insel im Eingang des Hafens, welche die Haupteinfahrt allerdings vollkommen �berwacht, wurde mit schwerem Gesch�tz versehn, irgend einem doch vielleicht gef�rchteten Angriff der Engl�nder zu begegnen, und das gerade war es was den Insulanern, durch die Europ�er darauf aufmerksam gemacht, wieder neuen Muth gab, ihre Sache noch nicht verzweifelt zu glauben. Besch�ftigten ihre Freunde die Beretani's -- die �brigens auch h�tten etwas fr�her kommen k�nnen -- nur die Schiffe, so wollten sie dann schon mit den am Lande befindlichen Wi-Wis -- mochten das auch noch so viel sein, fertig werden. Die Stimmung gegenseitig wurde ebenfalls eine feindlichere von Tag zu Tag. Die Eingebornen mu�ten eine Masse Provisionen und Fr�chte in die Stadt liefern, die man ihnen allerdings vollkommen gut bezahlte; aber dies zwang sie zu einer ihnen fremden und unbequemen Th�tigkeit, einer Th�tigkeit die sie nicht einmal gern f�r sich selber, viel weniger f�r die erkl�rten Feinde ihres Glaubens und Landes anwenden wollten, und sie erkundigten sich vor allen Dingen bei ihren Missionairen, ob sie dazu verpflichtet w�ren den Franz�sischen Soldaten Brodfrucht und Fleisch und Fr�chte und Fische zu Markt zu bringen. Welche Antwort sie dort erhielten ist nicht bekannt, aber sie weigerten sich von da an die verlangten Provisionen einzuliefern, und eine Proclamation des Gouverneurs erkl�rte sie f�r _Rebellen_. �Rebellen?� bah, das war Unsinn -- das Wort das sie f�r Rebellion hatten, bezog sich auf eine Emp�rung gegen ihren Landesherrn und Gebieter, nicht gegen einen fremden Wi-Wi, der mit gro�en Schiffen kam und ihnen das Land wegnahm; denn selbst da� Einzelne ihrer H�uptlinge die Franzosen ersucht hatten sie zu _besch�tzen_ konnte ihrer Meinung nach die Fremden nicht berechtigen ihre K�nigin abzusetzen, gegen die sie ja gar keinen Schutz verlangt hatten, und ihnen Fremde zu Richtern und Distriktsoberh�uptern zu geben. Da� die W�rter �Protektorat� und �Besitznahme� dem Franz�sischen Admiral �hnlich genug klangen sie zu verwechseln, konnten sie nicht wissen. Neue Forderungen des Kommandanten um Provision gingen inde� mit der scharfen Drohung ein, die ernstesten Ma�regeln ergreifen zu wollen, wenn dem _Befehl_ nicht Folge geleistet w�rde, und besonders sollten die H�uptlinge, als die Einzigen an die man sich m�glicher Weise direkt halten konnte, f�r das Betragen des Volks in diesem Fall verantwortlich gemacht werden. Auch den Missionairen wurde nochmals die, in nicht sanften Ausdr�cken abgefa�te Warnung gegeben, sich nicht im Mindesten um die politischen Verh�ltnisse der Insel zu bek�mmern, wenn sie sich nicht, im entgegengesetzten Fall, den unangenehmsten Folgen selber aussetzen wollten; ja es wurde ihnen sogar die auch bald darauf in einer Proklamation ver�ffentlichte Drohung versch�rft in's Ged�chtni� zur�ckgerufen, da� jeder Fremde, der gegen die jetzt bestehende Regierung sprechen w�rde, augenblicklich, und ohne Einspruch von irgend einer andern Seite zu gestatten, von der Insel verbannt werden w�rde. Mehre der Missionaire, vielleicht �ngstlicher als die Anderen, oder sich auch m�glicher Weise irgend einer Aeu�erung bewu�t die ihnen das Mi�fallen der jetzt m�chtigen Franzosen zuziehen konnte, verlie�en Papetee und gingen theils nach Imeo theils nach Bola-Bola oder Huaheina hin�ber; die meisten blieben aber auf ihrem Posten, fest entschlossen dem fremden Einflu� unverdrossen, und so viel nur irgend in ihren Kr�ften stand, entgegenzuarbeiten, mochten die Folgen dann ausfallen wie sie wollten. Der neue Aufruf an die H�uptlinge veranla�te diese wieder sich an die K�nigin zu wenden, und von ihr Verhaltungsma�regeln einzuholen, was sie thun, wie sie handeln sollten. Pomare aber, obgleich keineswegs gewillt sich zu unterwerfen, war doch auch wieder durch die Flucht so vieler Missionaire und die Warnungen der Uebrigen nicht zu weit zu gehn, ehe sich England nicht entschieden h�tte, zu sehr eingesch�chtert worden, und gab ausweichende Antworten, ja verwies die an sie abgesandten H�uptlinge sogar an den Consul Pritchard, und da dieser erkl�rte in seiner Stellung -- was auch seine Privatmeinung sein m�ge -- der K�nigin nicht officiell beitreten zu k�nnen, bis er Verhaltungsbefehle von London habe, an den Missionair Rowe. Diesen aber weigerten sich die H�uptlinge (wenigstens die Mehrzahl derselben, denn Einzelne, mit Aonui an der Spitze, verlangten keinen bessern Wegweiser f�r ihr Verhalten) als F�hrer anzunehmen; Fanue vor allen Andern schwor, sie h�tten lange genug unter dem Regiment der Priester gestanden, und das gerade sei ihr Fluch gewesen von je her. Er verlangte deshalb auch eine Zusammenkunft der Ersten des Volks, wo sie die Befehle ihrer K�nigin einholen und das Beste des Landes, das jetzt gerade ihr Zusammenstehn am Meisten fordere, berathen konnten. Diese, den Interessen der Franzosen geradezu entgegenlaufende Ma�regel wurde vom Consul Pritchard auf das lebendigste unterst�tzt; er behauptete das Volk habe ein Recht �ber sein eigenes Wohl zu sprechen, das eine fremde Nation, sie m�ge es so gut mit ihm meinen wie sie wolle, gar nicht verstehen k�nne, viel weniger die Franz�sische und er redete der K�nigin zu darein zu willigen, ja suchte sogar den Capitain des k�rzlich eingelaufenen Dampfers Cormorant daf�r zu gewinnen, den H�uptlingen den Schutz seines Dampfers zu einer freien Besprechung zu gestatten, damit sie am Land nicht vielleicht durch �berall umherstreifende Truppen gest�rt, oder gar aufgehoben wurden. Die Franz�sischen Officiere bekamen noch an dem n�mlichen Abend Kenntni� von dieser Absicht, und trafen ihre Ma�regeln den Feind, der ihnen vielleicht gef�hrlich, jedenfalls aber h�chst unbequem war, so rasch als m�glich unsch�dlich zu machen. Am andern Morgen war ein Placat an den Ecken angeklebt, worin die Eingebornen gewarnt wurden sich durch irgend Eines Rede gegen die einmal bestehende Obrigkeit aufzulehnen, w�hrend man Alle mit den h�rtesten Strafen bedrohte, die etwas Derartiges in, den Franzosen feindlichem Interesse, unternehmen sollten. Namen waren nicht dabei genannt, aber das Ganze so entschieden gehalten, da� selbst Bruder Rowe f�hlte sie seien, f�r jetzt wenigstens, an einer Grenze ihrer Th�tigkeit angelangt, und w�rden wohl thun sich entweder f�r eine Zeitlang von dem Schauplatz Franz�sischer Herrschaft zu entfernen, oder doch wenigstens die Sache, die sie nicht mehr aufhalten konnten, ihren ungehinderten Gang gehn zu lassen, damit sie nicht zu Schaden k�men. Das N�here dar�ber mit dem Consul Pritchard zu besprechen, suchte er diesen auf, und fand ihn schon vollst�ndig angezogen, mit auf dem R�cken gekreuzten Armen mit gro�en Schritten in seinem Zimmer auf- und abgehend; eine Einleitung wurde ihm �brigens schon durch dessen Anrede erspart. �Sie kommen mir zu erz�hlen, da� die Franzosen freundlich unserer an den Stra�enecken gedacht haben?� sagte er, mit einem eigenth�mlichen L�cheln um die feingeschnittenen Lippen vor ihm stehen bleibend. �Allerdings Bruder Pritchard� erwiederte Mr. Rowe mit in die H�he gezogenen Augenbrauen und gefalteten H�nden, �die Sache wird bedenklich, und diesen tollen Papisten gegen�ber, die nun einmal keine andere Autorit�t auf und �ber der Erde anerkennen, als ihre Waffen, w�re es allerdings an der Zeit auf einen anst�ndigen R�ckzug zu denken. Ich f�rchte besonders da� gerade Sie dabei gef�hrdet sind.� �Bah, bah� sagte der fr�here Geistliche, den die Missionaire noch gerne �Bruder� nannten, ver�chtlich -- �was k�nnen, was _d�rfen_ sie mir thun? -- ich habe keinen offenen Aufruhr gepredigt, ich habe nur das gesagt was ich, nicht allein als Consul ihrer Britannischen Majest�t, nein auch als Mensch verantworten konnte, und sie m�gen sich �rgern dar�ber, aber sie d�rfen nicht wirklich etwas anderes gegen mich unternehmen, als vielleicht -- was wahrscheinlich geschehen wird -- von meiner Regierung verlangen da� sie mich abberuft; statt dem Befehle kommt dann vielleicht eine Flotte.� Mr. Rowe sch�ttelte bedenklich mit dem Kopf. �Ich habe mich selber� sagte er, �fr�her solchen phantastischen Tr�umen hingegeben, und auch mein M�glichstes, selbst bis noch auf die neueste Zeit gethan, diesen Glauben bei den Insulanern aufrecht zu erhalten, mu� aber doch gestehn da� ich jetzt anfange mi�trauisch gegen meine eigenen Prophezeihungen zu werden, die unsere Regierung keineswegs, nicht einmal mehr durch eine einfache Demonstration zu unterst�tzen scheint. Seit der w�rdige Capitain des Talbot diese Ufer verlassen hat thun diese nichtsw�rdigen Feranis vollkommen ungehindert was ihnen eben gut d�nkt, und einzelne Kriegsschiffe unserer Nation, von denen wir immer gesprochen, kommen, sehen sich die Sache an, h�ren auch, geduldig oder ungeduldig was wir ihnen zu klagen haben und -- segeln einfach wieder aus der Bai, ohne selbst einmal Joranna zu sagen. Ich kann wohl gestehn da� die Bibel von Alt-England hier zum ersten Mal auf eine h�chst befremdende Weise im Stich gelassen wird, w�hrend es uns selber in die gr��te Verlegenheit bringt, einestheils die zu unserer eigenen Erhaltung n�thigen Schritte zu thun, und andrerseits auch wieder unserem Grundsatz treu zu bleiben, und uns nicht in die politischen Verh�ltnisse des Staates in dem wir freundlich aufgenommen wurden, zu mischen.� �Da kommen wir auf den faulen Fleck� sagte der Consul finster, seine H�nde ineinander reibend und seinen Spaziergang im Zimmer wieder beginnend, in dem er nur manchmal bei der Best�rkung irgend eines Satzes, vor dem Missionair stehen blieb und ihn auch wohl leise bei einem Knopf fa�te -- �es ist das alte Sprichwort: �wasch mich und mach' mich nicht na� -- wir haben stets etwas darin gesucht mit etwas zu prahlen, das an und f�r sich ein Unding ist, und Sie werden mir bezeugen k�nnen wie ich selber mich von je dagegen aufgelehnt. Als Missionair bei einem vollkommen uncivilisirten Volke _mu�_ ich mich auch mit den politischen Verh�ltnissen desselben besch�ftigen, ich mu� sie ordnen und sichten, ich mu� die bestehenden Gesetze, so weit sie mit dem Christenthum vereinbar sind, diesem anpassen; ich mu� die Strafen in dem Verh�ltni� bestimmen, wie es uns von der Heiligen Schrift angegeben wurde, und das ist die Stelle wo die Religion in die Politik eines Landes, in dem ich eine Gleichstellung vor dem Gesetz fordere, hineingreift und hineingreifen mu�, wenn unsere ganze Arbeit nicht eben eine vergebene soll gewesen sein. Dabei ist es hier nicht wie in einem civilisirten Staat, wo die Gesetze nur brauchen gegeben zu werden um in Kraft zu treten durch die bestimmten Executoren derselben, wir m�ssen sie hier auch in Kraft _halten_, und das k�nnen wir nur wenn der Einflu� nicht nachl��t, den wir, _durch_ unsere Stellung gerade als Lehrer und Gesetzgeber, auf die H�uptlinge aus�ben. Wir sind nun einmal ihnen an Geist �berlegene Gesch�pfe, denen die Regierung zusteht, ob wir hier auf diesem Boden geboren sind und ihre Farbe haben oder nicht.� �Damit kommen wir aber nicht durch� sagte Mr. Rowe kopfsch�ttelnd -- �sobald wir das offen bekennen schreien sie Zeter �ber uns, und nennen es einen Mi�brauch den wir mit der Heiligen Schrift, irdischen Ehrgeizes und Gewinns wegen trieben. Selbst andere Nationen w�rden sich dann in das Missionswesen mischen, und gleich von vornherein protestiren oder gar st�rend dazwischen treten, wo fromme M�nner das Kreuz hintrugen und das Gesetzbuch aufschlugen.� �Fremde Nationen mischen sich doch hinein� sagte der Consul, �wie wir den Beweis hier haben, und wer wei� ob Frankreich je so entschieden gegen diese Indianische K�nigin auftreten d�rfte, h�tten wir die Sache gleich von vornherein in die Hand genommen als Gesetzgeber und Richter. Von uns konnten sie wenigstens einen Schadenersatz f�r die papistischen Priester nie erpressen, und das Land w�re dann nicht verantwortlich daf�r gewesen. Doch sei dem wie ihm sei,� fuhr er rascher fort, �das ist vorbei, und jetzt bleibt uns Nichts weiter zu thun �brig, als die Sache auch ernst und m�nnlich durchzuf�hren.� �Wie aber, wo wir nicht die Gewalt in H�nden haben?� frug Mr. Rowe, �der Cormorant liegt wieder da drau�en, als ob er blos hergeschickt w�re eine Ladung Perlmutterschaalen und Cocosnu��l abzuholen, keineswegs aber, als ob hier die Interessen Englischer B�rger und die Rechte der Heiligen Schrift unter die F��e getreten w�rden, und uns selber sind die H�nde total gebunden.� �Ich hoffe viel von der m�glichen Einigkeit der H�uptlinge� sagte der Consul, �wenn zu keinem anderen Zweck, imponirt es den Franzosen und wir gewinnen Zeit. Graf Aberdeen hat mir f�r einen solchen Gewaltschritt des Feindes feste H�lfe zugesagt und versprochen -- er wird uns, _kann_ uns nicht im Stich lassen.� �Und willigt der Capitain des Cormorant ein, die Versammlung der H�uptlinge an seinem Bord zu halten?� �Ich habe schon die halbe Zusage, und will eben hin�berfahren die Zeit genau zu besprechen.� �Nehmen Sie sich in Acht, Bruder Pritchard� sagte aber der Missionair ernst, �da� Ihnen der Franzose nicht doch noch, trotz aller Autorit�t, einen Stein in den Weg legt; das Anheften der Plakate hat auf mich einen h�chst ung�nstigen, niederstimmenden Eindruck gemacht; ich kann mich irren, aber es kam mir vor wie eine Vorausentschuldigung gegen einen Akt der Gewalt; die Leute sind wirklich zu Allem f�hig.� �Aber klug genug zu wissen wie weit sie gehn d�rfen, England gegen�ber.� �Wie weit?� sagte Bruder Rowe achselzuckend, �das ist eine sehr unbestimmte Gr��e, auf die ich mich, f�r meine eigene Person, gerade nicht verlassen m�chte; aber Sie sind gewarnt, und werden am Besten wissen was Sie zu thun haben. Apropos, haben Sie Nichts von Bruder Ezra geh�rt und was �ber ihn beschlossen ist? Ich habe mir die gr��te M�he gegeben, zu ihm zu gelangen, bin aber immer hartn�ckig abgewiesen.� �Mir ist auf meine f�rmliche Protestation gar keine Antwort gegeben� erwiederte der Consul, �es scheint �brigens da� Bruder Ezra klug genug gewesen ist, trotz seiner Bibel in der Tasche hartn�ckig zu leugnen, und wenn ich recht unterrichtet bin, h�lt man ihn jetzt nur noch zur�ck, um ihn mit dem n�chsten nach Atiu segelnden Kriegsschiff dort hin�ber aus dem Weg zu schicken.� �Sie m�chten uns Alle lieber gern auf ein Kriegsschiff packen und nach irgend einer entlegenen Insel schicken� sagte Bruder Rowe; �die Katholischen Priester w�rden dann wenigstens f�r ihre unausgesetzten Bem�hungen doch auch auf eigenen Erfolg rechnen k�nnen.� �Wir werden sehr umsichtig jetzt zu wachen haben, da� der in, von Bayonnetten aufgew�hlten Boden gestreute Unglaube, nicht um sich greift und bleibende Wurzel schl�gt,� sagte der Consul. �Wir sind allerdings da in nicht unbedeutender Gefahr� erwiederte Mr. Rowe seufzend, �und _eine_ Familie hier besonders ist es, die mir gro�e Sorge macht, und gerade in diesem Augenblick meine ganze Th�tigkeit in Anspruch nimmt; -- aber Sie wollen ausgehn, wie ich sehe?� Mr. Pritchard hatte seinen Hut aufgegriffen und seine Handschuh genommen und sagte: �Ja, nur an Bord des Cormorant, dort das N�here zu besprechen.� �Haben Sie schon ein Boot?� �Es liegt an der Landung und wartet auf mich; wollen Sie mich begleiten?� �Ich danke herzlich� erwiederte der Missionair, �aber mich rufen gerade in diesem Augenblick heilige Pflichten, die ich nicht vers�umen darf -- ich habe einen h�chst interessanten Fall mit einem alten bis jetzt verstockten H�uptling, dessen Herz erst seit wenig Tagen von dem Licht unserer Kirche erleuchtet ist, und der jetzt zu seinem Entsetzen, aber hoffentlich noch nicht zu sp�t, den Abgrund erkannt, der vor seinen F��en g�hnt, und auf den ich ihn aufmerksam gemacht habe. Wie das aber wohl oft in solchen F�llen geschieht, gehen diese Ungl�cklichen da leicht von einem Extrem zum andern �ber, und ich habe jetzt die gr��te M�he ihn an einem Verbrechen zu verhindern, das er begehen will seine unsterbliche Seele zu retten; er behauptet n�mlich sein Kopf sei so lange verstockt gewesen, seine Ohren zu h�ren, seine Augen zu sehen, seine Zunge zu sprechen, da� er ihn sich abschneiden m�sse, auf Gottes Altar die S�nde damit zu s�hnen, denn wie er endlich die Strenge und Furchtbarkeit Gottes begriffen hat, zweifelt er an dessen Liebe und Allbarmherzigkeit.� �M�ge ihn der Herr erleuchten� erwiederte Mr. Pritchard mit einem frommen Blick nach oben, und wandte sich dabei das Haus zu verlassen -- �so thun Sie Ihre Pflicht, lieber Rowe, _ich_ gehe indessen an ein weniger erfreuliches Werk!� und dem von ihm Abschied nehmenden Geistlichen, der ihn unten an seiner Verandah verlie�, freundlich mit der Hand winkend, schritt er durch den Garten oder vielmehr Hofraum, der von einer Reihe niederer stumpfer Pallisaden umgeben wurde, nach der kleinen Ausgangsth�r zu, �ffnete diese und schritt dann quer �ber den, vielleicht achtzig oder hundert Fu� breiten Strand hin�ber, einem kleinen in See hinausgebauten Werft zu, dort das f�r ihn liegende Boot zu besteigen, und an Bord hin�berzufahren, als er rasche Schritte hinter sich h�rte. -- Er wandte den Kopf danach um und sah zu seinem Erstaunen einen Franz�sischen Beamten, der, von einigen Soldaten gefolgt, rasch auf ihn zusprang. �Halt!� rief ihm der Erstere, noch eine Strecke von ihm entfernt, schon entgegen -- �halt Monsieur!� �Was wollen Sie?� sagte der Consul, zwar erstaunt aber doch ruhig stehen bleibend und den Franzosen mit zusammengezogenen Brauen erwartend -- �was w�nschen Sie von mir?� �Sie sind mein Gefangener, im Namen des K�nigs!� rief der Polizeibeamte und deutete auf die ihm folgenden Soldaten. �Ich verstehe Sie nicht� sagte der Consul gleichg�ltig, und wollte sich abdrehen; der Franzose aber ergriff seinen Arm und den Soldaten winkend, die den Gefangenen an beiden Seiten umgaben, zog er den entr�steten Mann, der gegen solche Willk�r einem Englischen Consul gegen�ber, protestiren wollte, r�cksichtslos und ohne Weiteres fort mit sich, in das Wach- und Polizeilokal, von wo der Consul, ohne weitere R�cksicht auf sein Amt oder seine Stellung zu nehmen, bald darauf nach einem, schon allem Anschein nach f�r ihn bereit gehaltenen Gef�ngni� abgef�hrt wurde. Und Papetee blieb ruhig. Die Bedeutung, die der Consul einer Europ�ischen Macht im Ausland haben sollte, ja gewisserma�en auch seine Unverletzlichkeit, verstanden die Insulaner nicht; der Gefangene war ihnen auch immer mehr als Missionair wie als Consul wichtig und lieb gewesen, denn Nutzen hatte er ihnen in letzterer Eigenschaft doch nicht gebracht, noch sie gegen die Uebergriffe und Forderungen der Franzosen sch�tzen k�nnen. Da� aber die Feranis es wagten einen Mitonare einzustecken, �berstieg ihre Begriffe, und jetzt zum ersten Mal f�rchteten die H�uptlinge f�r ihre eigene Sicherheit. Die Missionaire selber erwarteten, nachdem selbst die Consulnw�rde von den Eroberern nicht geachtet wurde, das Aeu�erste, und wandten sich nun in ihrer Rathlosigkeit an die arme, selbst unm�chtige K�nigin, wandten sich an das Volk, sie zu sch�tzen und nicht zu gestatten da� die Feranis mit ihnen machten was sie wollten. Aber die Geduld des Volkes war noch lange nicht ersch�pft, oder wenigstens seine Gleichg�ltigkeit, wie sein Widerwillen gegen irgend eine au�ergew�hnliche Anstrengung noch nicht besiegt, und zu der geh�rte jedenfalls ein Krieg, zu dem sie noch immer keine richtige Veranlassung sahen. Man hatte einen Franz�sischen Soldaten ermordet, und dar�ber waren die Feranis b�se, schickten eine Menge Soldaten an Land, die aber f�r Alles bezahlten was sie verzehrten, und sperrten einen rothen Mitonare, der in Verdacht stand an dem Mord betheiligt zu sein, wie einen wei�en, der besonders auf sie geschimpft hatte, ein. Das war vielleicht unrecht in ihren Augen, aber immer noch keine Ursache einen ordentlichen Krieg anzufangen; ja die Insulaner beschlossen jetzt ernstlicher als je mit der ganzen Sache nichts weiter zu thun zu haben, und wenn auch einzelne feurige K�pfe, wie besonders Fanue und �hnliche, einen Angriff auf die �Feinde ihres Vaterlandes� offen predigten, so verhielten sich doch die einflu�reicheren, wie Tati und Utami, noch immer ruhig, ja Paofai und Hitoti verkehrten sogar �ffentlich und auf h�chst freundschaftliche Art mit den Feranis, und beschlossen deshalb auch einen g�nstigern Zeitpunkt, das hei�t eine wirkliche Ursache abzuwarten, die Feindseligkeiten zu beginnen, und Gewalt mit Gewalt zu vertreiben -- bis dahin aber sich vollkommen ruhig zu verhalten und ebensowenig die Waffen zu ergreifen, als den Eindringlingen auch noch Proviant zu liefern, ihnen das Leben hier auf der Insel so angenehm als m�glich zu machen. Lieutenant Hunt, der Befehlshaber des kleinen Kriegsschiffes Basilisk sowohl, wie der Capitain des Cormorant hatten allerdings augenblicklich gegen die an dem Englischen Consul ver�bte Gewaltsma�regel protestirt, konnten aber weder seine Befreiung erwirken noch etwas an seiner Lage bessern, und Monsieur ~d'Aubigny~ erlie� ein Plakat, worin Mr. Pritchard, wenigstens indirekt, der Mord der Schildwache zugesprochen, und er ebenfalls als die Ursache des trotzigen Betragens der Eingeborenen, die er t�glich und t�glich wieder aufgereizt habe, angesehen wurde. Seine Gefangennahme sei aus dem Grunde geschehn und er selber solle f�r alle weiteren Folgen verantwortlich gehalten werden. Mit vieler M�he gelang es endlich dem Capitain des Cormorant die Freiheit des Gefangenen, aber auch nur unter der Bedingung zu erwirken, da� er ihn an Bord seines eigenen Dampfers von Tahiti fortnahm, und sich dabei verbindlich machte ihn an keiner Insel dieser oder der Nachbargruppe wieder an Land zu setzen. Die Franzosen betrachteten diesen Mann als die einzige Ursache der nicht unbedingten und augenblicklichen Unterwerfung der Indianer, und glaubten und hofften durch seine Entfernung jedes weitere Hinderni� ihrer Festsetzung und unbestrittenen Oberherrschaft auf den Inseln, vollst�ndig beseitigt zu haben. Capitel 8. Pomare's Flucht. Ren�'s kleiner Haushalt befand sich inde� in wilder ungem�thlicher Verfassung; Alles war gepackt gewesen, und nur gezwungen hatten sie im Anfang das Nothd�rftigste wieder herausgenommen, immer noch hoffend da� sich die unangenehme Sache freundlich erledigen w�rde; aber Tag nach Tag verging ohne da� eine Entscheidung kam, und Ren� seines Wortes, Tahiti nicht zu verlassen, entbunden worden w�re. Er war selber mehrmals bei Mons. Bruat, dem jetzt ernannten Gouverneur und wurde von ihm artig empfangen; dieser behauptete aber die Untersuchung unter keiner Bedingung aufgeben zu k�nnen, bis er zu einem Resultat gekommen sei, und Ren� st�nde als Eigenth�mer des Grundst�cks wo die Waffen geschmuggelt w�ren, ja als zeitweiliger Eigenth�mer sogar des Schooners, der Sache zu nah, sein Zeugni�, falls etwas auftauchen sollte was Licht darin geben k�nnte, zu entbehren. �Augenscheinlich� setzte er dann zwar h�flich aber ziemlich bestimmt hinzu, �wisse er auch mehr �ber die Waffen, als er f�r gut finde, vielleicht durch seine enge Verwandtschaft mit den Eingebornen dazu veranla�t, auszusagen, und wenn es seinem bekannten Charakter nach auch nicht wahrscheinlich w�re, da� er selber irgend etwas Feindseliges gegen seine eigenen Landsleute unternehmen, oder auch nur dulden w�rde, so lange er es eben verhindern k�nnte, sei die ganze Verhandlung noch keineswegs klar genug, so rasch und vollkommen wieder aufgegeben zu werden; das aber m�sse in der That geschehn, wenn er ihn jetzt seines Wortes entbinden wolle.� Uebrigens bot auch Gouverneur Bruat, wie vor ihm der Kommandant ~d'Aubigny~ dem jungen Mann an in Franz�sische Dienste zu treten, wodurch er ihm besonders zu beweisen hoffte, da� gegen seine Person nicht der mindeste Verdacht vorliege. Zu gleicher Zeit machte er ihn besonders darauf aufmerksam, welch wohlth�tigen vermittelnden Einflu� er da oft werde im Stande sein auf einzelne Verh�ltnisse auszu�ben: Ren� erkl�rte aber bestimmt, hier in Tahiti nie einen Degen gegen die Eingebornen f�hren zu wollen, und das sei am Ende bei einem Ausbruch der Insulaner, sobald er wirklich eingetreten w�re, nicht zu vermeiden, lehnte deshalb auch das Anerbieten zwar dankbar, aber doch bestimmt ab. Das Belard'sche Haus hatte er aber noch nicht wieder betreten -- ja sogar auf das Aengstlichste vermieden nach Papetee zu kommen. Er f�hlte welche Gefahr dort f�r ihn lag, die er jetzt nicht einmal mehr vor sich selber verbergen konnte; ja auch Susanna mu�te durch seinen Abschied, und die Worte die er in der furchtbaren Erregung des Augenblicks gesprochen, gesehen haben welchen Eindruck sie auf ihn gemacht, und wie ihre N�he den Frieden seines Hauses, seines Lebens zu st�ren, zu untergraben drohe, wenn er nicht mit fester m�nnlicher Kraft dagegen ank�mpfe, und die Leidenschaft niederhalte, die zwei Wesen zu verderben drohte. Monsieur Belard hatte ihn allerdings schon mehrmals auf der Stra�e getroffen, wo ihn Gesch�fte in das Gouvernements-Geb�ude riefen, er erkl�rte aber jeden Augenblick die Erlaubni� zu erwarten Tahiti zu verlassen, und wolle den Abschied von ihm so lieb gewordenen Freunden nicht zum zweiten Male durchleben, da er einmal �berstanden. Mons. Belard lachte dazu, und meinte er spreche von einem solchen Abschied als ob er auf's Schaffot solle, und nicht nach einer nur wenige Meilen entfernten Insel �berzusiedeln gedenke, hatte aber immer zu viel Gesch�fte dabei im Kopf, lange auf dem Thema zu verweilen, und kam bald, von Ren� rasch dabei unterst�tzt, auf irgend etwas Anderes, Gleichg�ltigeres zu reden. Recht wilde tr�be Zeiten waren das f�r ihn, und mehr und mehr dr�ngte es ihn dann nach Hause zur�ck, wo Sadie, sein liebes treues Weib mit unerm�dlicher Liebe schaffte und sorgte, ihm wenigstens daheim das Alles vergessen zu machen, was ihm die Menschen drau�en weh gethan. Das, glaubte sie auch, dr�cke ihm das Herz, er w�re ja sonst nicht immer so traurig und verstimmt zu Haus gekommen und bleich und schwerm�thig geworden, gar nicht in seiner Art, wo ihm ja doch das Liebste wohnte was er sein nannte auf dieser Welt. Aber sie scheuchte auch die Wolken von seiner Stirn und rief das L�cheln wieder auf seine Lippen, wie in alter Zeit; und wenn die Kleine dann auf seinem Schoos spielte und sie sich an ihn schmiegte, plauderte sie ihm von Atiu und den lieben Pl�tzen die sie dort wieder besuchen w�rden; von dem stillen Sitz an dem Palmenhang; von dem Ihiamoea oben im Dickicht, wo er die b�se Nacht verbracht; von der kleinen Veste auf der H�gelspitze wo er sie zuerst gesehn und sie ihn fortgef�hrt hatte in das friedliche Missionshaus an der Bai -- und von den seligen, seligen Stunden die sie da verlebt. Ren� lauschte, das gl�ckliche Weib an seinem Herzen, wie in einem Traum, der all die lieben Bilder wieder heraufbeschwor vor sein inneres Auge; aber immer und immer wieder mu�te er sich zwingen dazu, das Alles _keinen_ Traum zu nennen, wo der Wiedergewinn ja fast im Bereiche seines Armes lag, und doch ein Schatten aufstieg zwischen dem Bild und seinem Herz. Und da� er das f�hlte, da� er das erkannte machte ihn ungl�cklich. �Du s�ndigst� fl�sterte es in seiner Brust mit rastlosem, nimmer endendem Klang, �Du s�ndigst� sprach jeder Liebesblick aus den Augen seiner Sadie, �Du s�ndigst� dr�ngte ihm vorwurfsvoll das unschuldliebe L�cheln seines Kindes entgegen, �Du s�ndigst� donnerte die Brandung, die ihn einst in Schlaf gesungen, in Liebe und Gl�ck. Wie um vor sich selbst zu fl�chten, hatte er den Vater Conet wieder aufgesucht, der in zarter R�cksicht bis dahin sein Haus lange Zeit nicht betreten, weil er f�rchtete da� seine Stellung zu den Protestantischen Geistlichen Uneinigkeit s�en k�nne in stilles h�usliches Gl�ck; er forderte ihn jetzt selber auf sie zu besuchen, oft zu besuchen, so lange er noch auf Tahiti sei, und er hoffte Trost in dem Umgang des freundlichen verst�ndigen Mannes zu finden. Aber der Muth gebrach ihm wirklich dem Freunde, der sogar nach seiner Religion berechtigt war eine solche Offenheit zu fordern, das zu gestehen was ihm das Herz erf�llte, was es qu�le, und Alles das trug er fest in sich verschlossen und allein, und k�mpfte still und m�nnlich dagegen an. Es war ein Kampf der Verzweiflung Fu� an Fu�, und in der Gefahr nur wuchs ihm erst die Kraft. Auch Bertrand hatte ihn in der letzten Zeit h�ufiger besucht, aber fast nur ihm zuzureden der Einladung des Gouverneurs zu folgen, und wieder in eine Stellung im Leben einzutreten, die seinem Geist und Herzen doch auch mehr bot als eine blo�e Existenz, die ihm eine Aussicht auf sp�tere Zeiten bahnte, ehrenvollere Stellung einzunehmen auf dieser Welt, als eben nur das Bewu�tsein zu haben da� man ist und athmet. Auch Vater Conet stimmte darin dem jungen Officier vollkommen bei, Ren� sei, wie gar keinem Zweifel unterliege, noch viel zu jung, auch nur daran denken zu k�nnen sich von der Welt ganz zur�ckzuziehn, die ebenfalls ihre Forderung an _ihn_ habe und sich ihr Recht dann doch einmal �ber kurz oder lang zu wahren wisse. Beide bestritten ebenfalls, da� ihm das Leben der Inseln auf die L�nge der Zeit gen�gen w�rde und k�nne, und wie sich _alle_ seine Landsleute f�r sp�ter solche Aussicht offen gelassen -- eine Aussicht die bei Allen fast, mit nur sehr wenigen Ausnahmen eine _Hoffnung_ wurde -- so werde auch er einmal den Drang wieder in sich f�hlen nach Frankreich zur�ckzukehren, an dessen weit geselligeres Leben sich dann auch Sadie, schon jetzt mit den Sitten, der Sprache des fremden Volkes bekannt und befreundet, leicht und gern gew�hnen w�rde. Sadie sch�ttelte bei solchen Reden recht ernst und �ngstlich mit dem Kopf; sie hatte genug von Franz�sischem Leben hier auf Tahiti gesehn, sich nicht weiter da hineinzusehnen, und in einem Lande zu leben wo sie weiter gar Nichts mehr sehen sollte als fremde unbekannte Gestalten, wo ihr die lieben Palmen fehlten und das fr�hliche Lachen der fr�hlichen Kinder ihres sonnigen Vaterlands? -- Nein, nein, dahinein pa�te sie nicht, und sie w�rde und m��te vergehen dort, in Sehnsucht und Heimweh. Auch Ren� hatte dagegen seine heimlichen Bedenken, Gedanken die in ihm laut wurden und Form gewannen, er mochte sich dagegen stemmen und wehren so viel er wollte. Mata Oti, der Bursche, war ebenfalls mit Bruder Ezra von den Franz�sischen Beh�rden eingezogen worden, etwas mehr aus ihm herauszubringen �ber jene Nacht, als ein blo�es ~aita vau i ite~ -- ich wei� es nicht -- und Sadie hatte daf�r ein M�dchen zu sich genommen, die ihr die Dienste des Knaben ersetzen sollte. Nai Nai war �ber die Bl�the der Jahre hinaus, wenn auch noch gar nicht so alt, und obgleich sie vor sechs oder acht Jahren noch ein recht h�bsches M�dchen gewesen sein sollte, doch jetzt abgefallen, mager und selbst h��lich geworden. Eine eigene Wuth die sie dabei hatte Europ�ische Kleider und besonders H�te zu tragen, zeigte sich nicht im Stande ihre Reize zu erh�hen, und Sadie lachte dar�ber, aber auf Ren� machte es einen peinlichen Eindruck, so peinlich da� er zuletzt Sadie bat sie wieder fortzuschicken, wenn er ihr auch keinen Grund daf�r anzugeben vermochte. Sadie versagte ihm nie einen Wunsch, wenn es in ihren Kr�ften stand ihn auszuf�hren, und Nai Nai wurde wieder hin�ber nach Imeo geschickt, von wo sie gekommen, und von einem h�bschen jungen M�dchen ersetzt. Wenige Wochen waren solcher Art nach den im vorigen Capitel beschriebenen Vorg�ngen verflossen, und wenn sich auch die Insulaner schon ziemlich �ber den Verlust ihres Missionairs und Consuls beruhigt hatten, sollte bald wieder ein Gewaltstreich der Fremden diesem scheinbaren Frieden ein Ende machen. Die ~Reine blanche~ war wieder gesegelt und Monsieur Bruat hatte Alles versucht die Eingebornen in G�te dazu zu bringen, ihnen die n�thigen Provisionen zu liefern, aber umsonst. Wie die Franzosen behaupteten, von den Missionairen aufgereizt, jedenfalls auf den Befehl ihrer eigenen H�uptlinge, hielten sich die Insulaner in ihren Wohnungen und brachten nicht eine Brodfrucht mehr zu Markte, ja das Ger�cht verbreitete sich sogar, sie seien gesonnen Alles was sie nicht von Fr�chten und �berhaupt Lebensmitteln nothwendig selber brauchten, in die Berge und den Feranis aus dem Weg zu schaffen. Dem zu begegnen schritt der Franz�sische Kommandant zu einem Gewaltstreich, lockte vier der einflu�reichsten H�uptlinge, unter ihnen Terate, Avei und Nane ini an Bord eines Schiffes, wo er sie gefangen hielt, und h�tte sich fast auch noch eines andern Trupps bem�chtigt, w�re diesem nicht noch zeitige Warnung geworden, da� er in die Berge fliehen konnte. Bald darauf erschien eine Proclamation vom Gouverneur Bruat unterzeichnet, die im Namen des K�nigs von Frankreich und als Gouverneur der Franz�sischen Besitzungen, dem Volke von Tahiti erkl�rte da� die vier H�uptlinge Taaniri, Raheahu, Potowai und Teraitane, da sie auf das Wort des Friedens nicht hatten h�ren wollen, f�r Rebellen erkl�rt und ihr Eigenthum mit Beschlag belegt werden sollte. �Acht Tage� hie� die Proclamation weiter -- �sind ihnen noch gegeben sich zu unterwerfen. Der Distrikt der ihnen Schutz giebt soll, nach seiner Wichtigkeit, unter eine entsprechende Contribution gelegt werden. -- Die dem Frieden und dem Gesetz freundlich gestimmten Personen bleiben ruhig unter dem Protectorat Frankreichs -- die Strenge der Gesetze soll die Schuldigen treffen. Bruat.� Jetzt zum ersten Mal schien das Volk zu f�hlen da� es wirklich unterjocht werden sollte, da man sich nicht allein begn�gte die Englischen Missionaire feindlich zu behandeln, sondern auch sogar Hand an ihre eigenen H�uptlinge legte, und ein wilder Schrei des Zorns und der Entr�stung ging durch das ganze Land. Pomare war zu gleicher Zeit von den Missionairen feste H�lfe von England versprochen, und selbst alle dort lebenden Engl�nder best�tigten das, da Britanien nie dulden werde, da� Einer seiner Consuln auf solche Weise behandelt werde; nur verz�gern mu�te sie einen Ausbruch des Volks, damit der Franzose nicht neuen Grund bekam zu neuen Uebergriffen, und sich inde� ihr Recht wahren, als souveraine K�nigin. Dem Sinne folgend schrieb sie einen Brief[H] an die H�uptlinge, worin sie dieselben zum treuen und geduldigen Ausharren ermahnte, aber sie auch zugleich indirekt darin aufforderte in ihrer Widersetzlichkeit gegen die Feranis standhaft zu bleiben, und dieser Brief wurde, wie es hei�t, von Gouverneur Bruat so aufgefa�t, als ob er die Eingeborenen in der �Rebellion gegen ihre gesetzm��ige Regierung� best�rken und bekr�ftigen solle. [H] Pomare's Brief lautete w�rtlich: �Gesundheit Euch Allen; ich mache Euch bekannt da� unser Kriegsschiff uns bald verlassen wird; der Admiral verlangt es nach Oahu zur�ck. Ein kleines Kriegsschiff liegt hier, �ber uns zu wachen, ein anderes wird kommen. Horcht nicht auf die M�nner die Euch entmuthigen wollen mit der Nachricht da� wir nicht unterst�tzt w�rden. Britanien wird uns nicht verlassen. La�t uns uns gut betragen, bis die Depeschen eintreffen. Dies ist mein Wort an Euch -- la�t unter keiner Bedingung etwas Unrechtes geschehen, behandelt ja nicht die Feranis schlecht; habt gro�e Geduld. Nehmt mich zum Muster und folgt mir, und la�t uns Alle br�nstig zu Gott flehen, da� er uns von unserer Pr�fung befreien m�ge, wie einst Hezekiah. Frieden sei mit Euch. Pomare.� Der ehrw�rdige Mr. Rowe bekam, wahrscheinlich selbst von Franz�sischer Seite, einen Wink, da� der K�nigin in Folge dieses Briefes Gefahr f�r ihre pers�nliche Sicherheit drohe, und verlor, durch Mr. Pritchards Gefangennehmung �berdies noch aufgeregt und eingesch�chtert, derma�en den Kopf, da� er auf der Stelle zu ihr zu eilen beschlo�, sie auf das Dringendste zur Flucht zu mahnen. Pomare war allein, als ihr der Missionair gemeldet wurde, und Bruder Rowe mu�te lange drau�en warten ehe er vorgelassen werden konnte. Selbst ihre Einanas hatte die K�nigin von sich entfernt; die M�dchen sa�en und lagen drau�en auf der Verandah herum und fl�sterten leise miteinander -- sie wagten nicht laut zu reden. Nur eine von ihnen ging hinein die Gebieterin von der Ankunft des Geistlichen zu benachrichtigen, und kam dann zu den Uebrigen zur�ck, denen sie mit halblauter Stimme etwas zufl�sterte. �Hast Du Pomare meinen Namen genannt, Waihine?� frug der Geistliche endlich, dem der Boden anfing unter den F��en zu brennen -- �_wei�_ sie da� ich hier bin und sie sprechen mu�?� �Ja, Mitonare!� lautete die leise Antwort. �Und was hat sie gesagt?� �Mitonare soll warten� -- das Gespr�ch war wieder abgebrochen. �Mitonare soll warten� -- und die Zeit verflo� inde�, die ihr vielleicht noch geblieben, und _mit_ der K�nigin waren auch alle ihre Rathgeber gef�hrdet -- wer wei� was sie vielleicht in ihrem weibischen Trotz Alles aussagte und -- gestand. Der Missionair ging mit raschen ungeduldigen Schritten wieder drau�en auf und ab. �Sie mu� mich vergessen haben� rief er aber endlich, nicht l�nger im Stande seinen Unmuth zu verbergen, indem er wieder vor der Einana stehen blieb -- �fort mit Dir, Waihine -- sage noch einmal da� ich da bin, und Pomare sprechen _mu�_, denn ich h�tte ihr Wichtiges -- sehr Wichtiges mitzutheilen.� �Pomare hat gesagt Mitonare soll warten,� sagte aber das M�dchen, und Bruder Rowe sah sie erstaunt und mi�trauisch an -- so hatten die Einanas noch nie gewagt mit ihm, oder einem aus seiner frommen Schaar zu sprechen -- �und kam diese Sinnes�nderung von oben herab?� Er sollte aber nicht l�nger Zeit zum Ueberlegen behalten; die K�nigin, ob sie die ungeduldige Stimme des Missionairs geh�rt, oder selber es f�r Zeit fand ihn hereinzulassen, rief, ein paar von den M�dchen sprangen auf, den Besuch zu geleiten, und Bruder Rowe betrat wenige Minuten sp�ter das kleine Gemach, in dem Pomare auf einer ausgebreiteten Matte auf der Erde sa�. Sie hatte sich in das einfachste Zimmer ihres Hauses zur�ckgezogen; weder Tisch noch Stuhl stand in dem leeren Raum, vor dessen Fenster, das einzige Zeichen des neueingef�hrten Luxus, wei�e gemusterte Gardinen hingen und in dem Zug der offnen Fl�gel hin und herwehten. Nur Matten, nebst einigen mit roher Pflanzenwolle gestopften Kissen lagen im Zimmer zerstreut umher, eben so viele Sitze bildend, und ein an der Wand befestigtes Seitenbret trug drei oder vier B�cher, eine reich vergoldete Obertasse mit abgebrochenem Henkel, und eine gew�hnliche Cocos Poe-Schale. Der ehrw�rdige Mann blickte etwas erstaunt umher, denn gerade in der letzten Zeit hatte Pomare weit eher gesucht sich mit Europ�ischem Glanz zu umgeben, als sich solcher Art in ihre Einsamkeit zur�ckzuziehn; aber die K�nigin selber zog seine Aufmerksamkeit bald auf sich allein, denn sie sah bleich und abgeh�rmt aus, und die Spuren frischer Thr�nen waren noch in ihren Augen. �Was bringst Du mir?� sagte sie mit halb abgewandtem Antlitz, als ob sie sich dieses Zeichens von Schw�che sch�me -- �was wollt Ihr von _mir_? ich habe Nichts mehr zu befehlen hier auf Tahiti -- meine Sonne ist untergegangen und meine Nacht bricht an -- Ihr m��t von jetzt an f�r Euch selber sorgen -- Pomare Waihine hat kaum noch den einzigen Brodfruchtbaum behalten, der vor ihrer Th�re steht.� �Und doch bist Du noch frei, Pomare,� sagte der Missionair mit traurigem, mitleidigem Blick -- �hast noch Dein Volk um Dich und den blauen Himmel �ber Dir --� �Und wer kann mir das nehmen?� rief Pomare schnell, und ihr mi�trauischer Blick haftete forschend an dem Auge des Priesters. �Der Feind hat jetzt die Macht� entgegnete finster der Missionair, �und seine Bosheit ist gro�.� Pomare erwiederte Nichts und sah den Ungl�cksboten nur ruhig und sinnend an, dann langsam aufstehend trat sie zu ihm, legte ihre Hand auf seinen Arm und sagte leise: �Was ist vorgefallen, Bruder Rowe? -- sag es mir gleich heraus und leg Dich nicht erst in den Hinterhalt -- Du thust mir weh damit.� �Es ist auch keine Zeit mehr zu verlieren, Pomare,� erwiederte der Priester ernst -- �Du wei�t was die Feranis mit Piritati gemacht haben.� �Piritati war ein Beretani� rief die K�nigin schnell -- �er geh�rte nicht in dieses Land -- sie konnten das wagen -- sie d�rfen nicht Hand an Pomare legen.� �_D�rfen_?� sagte Mr. Rowe achselzuckend -- �wir sind ein friedliches Volk und k�nnen uns nicht zur Wehr setzen.� �Und wessen Schuld ist das?� frug die K�nigin rasch und mit einem Zornesblick im Auge -- �wer anders als Ihr, die Ihr uns von England die Religion gebracht habt, die Ihr eine Religion der Liebe nennt, und die jetzt Ha� und Tod unter mein Volk bringt, wer anders hat den Bewohnern dieser Inseln ihre alten Kriegsspiele verboten, und die F�hrung der Waffen f�r s�ndhaft erkl�rt? wer eiferte fr�her dagegen, da� meine jungen Leute ihr Cocos�l und ihre Perlmutterschalen gegen Gewehre und Pulver eintauschen sollten wie es mein und ihr Wunsch war, und erkl�rte es gegen Gottes Gebote, w�hrend Ihr Oel und Muscheln f�r Eure eigenen Zwecke sammeltet und nach Beretani schicktet?� �Es geschah das um Gottes Wort auch auf andern Inseln zu verbreiten -- auch andern V�lkern den Segen der christlichen Religion zu bringen� sagte mit milder freundlicher Stimme der Geistliche. �Ich habe das gute Buch durchgelesen von Anfang bis Ende� erwiederte die K�nigin finster -- �und nirgends darin gefunden da� Jesus Christus _gesammelt_ hat f�r andere V�lker.� �Damals war es noch nicht n�thig, Pomare� erwiederte Mr. Rowe, etwas verlegen -- �und nicht wohl ist es gethan, das Schwert zu nehmen, denn Jesus selber hat gesagt, �wer das Schwert nimmt, der soll durch's Schwert umkommen.� �Geh, geh!� sagte aber Pomare traurig mit dem Kopf sch�ttelnd -- �Du hast f�r Alles einen Vers aus Deinem Buch und die Beretanis, die Du sagst da� sie gute Christen w�ren fahren eben so mit Kriegs-Canoes auf der See herum wie die Feranis, sie nehmen das Schwert und sie kommen nicht um, und ich habe das Schwert nicht genommen und verliere mein Reich -- Was willst Du jetzt von mir? -- was soll ich thun? -- gehe zur�ck zu Deinen Landsleuten und sage ihnen da� ich Euch hier nicht mehr sch�tzen kann. Ich danke ihnen da� sie mir die Bibel gesandt, aber mein Volk ist zerstreut, meine Macht ist gebrochen -- wenn ich wieder K�nigin bin, will ich Euch wieder in mein Land nehmen.� �Nicht meinethalben kam ich hierher, Pomare� sagte aber der Geistliche ernst, �nicht f�r mich Schutz oder H�lfe zu erbitten von Dir, Du schwergepr�fte K�nigin, sondern Dich selber wollt' ich warnen, Dich einer Gefahr zu entziehn, die �ber Deinem Haupte schwebt, und Dich in der n�chsten Stunde schon vielleicht erreichen kann.� �So sprich!� rief Pomare, �schon seit Du das Zimmer betreten, sehe ich Dein Unheilk�ndendes Gesicht, und mein Herz ist von Angst erf�llt -- was ist es?� �Vor einer Stunde etwa� nahm der Geistliche wieder das Wort, �bin ich gewarnt worden, da� die Feranis, b�se �ber Deinen Brief den Du an die H�uptlinge geschrieben, Dich ebenso wollten gefangen nehmen und in Gewahrsam halten, wie Terate und die Andern, damit Du die Eingebornen nicht aufwiegeln k�nntest gegen sie. Die wahnsinnigen Menschen behaupten jetzt die rechtm��igen Eigenth�mer Tahitis zu sein, und erkl�ren uns selber f�r _Rebellen_ wenn wir gegen sie reden.� Ein zorniges L�cheln flog �ber Pomares Z�ge, als sie die Worte h�rte und sie antwortete finster: �Mich gefangen nehmen? und wo bleiben jetzt Euere Schiffe? wo die Kanonen die Ihr mir zu meinem Schutz verspracht? -- Euere Kriegsschiffe haben, ein kleines Schiff ausgenommen, die Bai verlassen, Euer Consul ist gefangen, Euere Fahne verschwunden -- wo bleiben Euere Predigten, Euere Worte? Als ich Sandelholz hatte und Cocos�l, da war ich K�nigin, da kamen die Capitaine und sprachen sch�ne Worte und brachten Geschenke -- jetzt da ich arm und verlassen bin, kommt Niemand mich zu unterst�tzen. Und wohin soll ich fliehen?� �Es liegt ein Englisches Kriegsschiff im Hafen das Dich aufnehmen wird, und unter Englischer Flagge bist Du sicher� rief der Missionair. �An Bord eines fremden Schiffes? nie� -- z�rnte die K�nigin, �w�r' ich nicht dort Gefangene wie da?� �Und doch ist es das Einzige� seufzte der Missionair -- �dorthin reicht der Arm der Feranis nicht, und wer wei� ob Du heut Abend selbst noch zu dem Schritt Raum und Zeit beh�ltst.� �Ich kann mich nicht allein in den Schutz der fremden M�nner geben� sagte Pomare, doch jetzt unruhig werdend �ber den besorgten Ernst des sonst ihr so freundlich gesinnten Mannes -- �ich kann nicht allein an Bord eines Kriegsschiffs fliehn.� �Dein Gatte und zwei Deiner Einanas m�ssen Dich begleiten� sagte Mr. Rowe, �Pomare Tane[I] ist ja von Imeo zur�ckgekehrt, und wird sich nicht weigern Dir an Bord zu folgen.� [I] Der Gemahl Pomare's geht unter dem Titel �Pomare's Mann.� �Weigern?� sagte die K�nigin z�rnend, und ein ver�chtliches L�cheln spielte um ihre Lippen -- �aber meine Kinder? -- was w�rde aus denen?� �Wohin die Mutter geht, gehn sie auch, und Capitain Hunt ist ein Gentleman, der sich gl�cklich sch�tzen wird einer armen verrathenen Frau und K�nigin Schutz mit den ihren zu gew�hren.� Pomare ging, die H�nde krampfhaft gefaltet, das Haupt gesenkt, mit raschen Schritten im Zimmer auf und ab, als drau�en Stimmen laut wurden und gleich darauf Eine der Einanas den H�uptling Tati meldete, der Pomare dringend zu sprechen w�nsche. �Tati?� rief Pomare, erstaunt vor dem M�dchen stehn bleibend -- �Tati? was will er von _mir_ in jetziger Zeit? oder haben ihn die Feranis geschickt, seine K�nigin abzuholen ins Gef�ngni� -- send' ihn fort, er geh�rt zum Feind; Pomare will ihn nicht sprechen.� �Wenn der Feind Dein Vaterland ist, Pomare, dann hast Du recht� sprach in diesem Augenblick die tiefe klangvolle Stimme des H�uptlings, der dem M�dchen auf dem Fu� gefolgt, und auf der Schwelle stehn geblieben war, bis seine Ankunft gemeldet worden -- �schicke mich nicht noch einmal fort von Dir, denn ich bringe ein Freundeswort.� �Schickt Dich der Ferani?� frug die K�nigin, ihn mit einem finstern Blick betrachtend -- �haben sie Dir wieder neue Versprechungen gemacht, oder soll ich vielleicht noch einen Vertrag unterzeichnen, der mir auch die F��e bindet, wie der erste die H�nde, und mich hier h�lt in ihren bewaffneten H�usern, als Gei�el f�r die Unterw�rfigkeit meines armen Volkes?� Tati zog die Brauen finster zusammen und sein Blick suchte den Missionair, als ob er dort den Grund solcher harten Anklage vermuthe, aber das gute Element in ihm gewann die Oberhand und mit ruhiger fast herzlicher Stimme sagte er: �Du hast Grund uns zu z�rnen, Pomare, denn wenn auch absichtslos, gaben wir dem Ferani den Halt an dieses Land, den er jetzt benutzt, es zum Abgrund niederzurei�en, aber vielleicht bin ich im Stande Dir heute zu beweisen da� es Tati redlich mit Tahiti, redlich mit Dir meint, und kleinliche Eifersucht seinem Herzen fremd ist, in der Stunde der Noth. Du bist in Gefahr und mu�t Papetee verlassen.� �Ich wei� es, ich wei� es� rief Pomare schnell -- �der ehrw�rdige Mann hier hat mich schon gewarnt, und das Schiff der Beretanis wird mich und die Meinen aufnehmen, ehe ich mich den Feranis gefangen gebe.� �Das Schiff der Beretanis?� rief Tati, fast ebenso sehr erschreckt als erstaunt -- �und was hast Du bei den Beretanis zu thun? sind sie nicht Fremde, so gut als Jene? O Pomare, wann wirst Du aufh�ren Dich auf Fremde zu verlassen?� �Der H�uptling Tati spricht, als ob unsere Nation dem Tahitischen Stamme je noch feindlich gewesen w�re� sagte der Missionair, �ich d�chte wir h�tten bewiesen, da� wir unsere Tahitischen Br�der lieben.� �Genug -- genug� sagte der H�uptling abwehrend -- �nicht um mit Worten zu streiten bin ich hierhergekommen; die Zeit zum Handeln ist gekommen, und Du, Pomare, sollst jetzt beweisen, ob Du w�rdig bist das Tahitische Volk zu regieren, wo dann Tati und alle Andern sich freudig Deiner Herrschaft beugen werden.� �Und soll ich mit meiner Flucht solchen Beweis beginnen?� frug die K�nigin bitter. �Allerdings� rief Tati rasch, �aber nicht wenn Dich die Bahn nach einem fremden Schiffe f�hrt.� �Und wohin denn? -- wo hast Du Schutz f�r mich?� �Bei Deinem Volk, Pomare!� rief der H�uptling rasch und w�hrend die K�nigin finster und wehm�thig mit dem Kopfe sch�ttelte, fuhr er von seiner Sache begeisterter, w�rmer werdend, fort -- �sch�ttle nicht so zweifelnd das Haupt, die F�hrer fast aller Partheien, die sich vereinigt haben in der gemeinsamen Noth des Landes senden mich, und rufen, ja fordern Dich auf, ihrem Schutze Dich anzuvertrauen und mit ihnen in die Berge zu ziehn. Dort pflanzen wir die eigene Fahne auf, und Tod den Feinden, wenn sie es wagen sollten uns dorthin zu folgen, wo wir uns fest und freudig um Dich geschaart.� �Nur bei dem Versuch in die Berge zu entkommen� warf hier kopfsch�ttelnd der Geistliche ein -- �w�re Pomare fast der gewissen Gefahr ausgesetzt, von den Feranis angehalten und gefangen zu werden. Sie w�rden es nimmer dulden etwas geschehn zu lassen, was ihnen die Eingebornen zu so viel gef�hrlicheren Feinden machen m��te.� �_Gefahr_ und _Dulden_!� rief der H�uptling, mit dem Fu�e stampfend, �ein einzig Zeichen durch die Stadt von mir und fast drei Viertel der Bewohner schaaren sich mit einem Jubelschrei um ihre K�nigin. La�t das Volk wissen da� Tati und Utami, Hitoti und Paraita mit Pomaren sind, und kein Arm der noch einen Bogen spannen und einen Speer schleudern kann, bleibt daheim, das Ende schmachvoll abzuwarten. Nein Pomare, nicht Furcht jetzt, nicht Gefahr, darf Dich abhalten davon, Dich an die Spitze Deines Volks zu stellen. Die Fremden haben jetzt deutlich genug gezeigt _was_ ihre Absicht ist, und uns bleibt keine andere Wahl, als Unterwerfung oder Kampf.� �Uns bleibt die Wahl Britischen Schutz zu suchen� rief der Missionair, neben Pomare tretend, �uns bleibt der Schutz der Bibel und wenn auch sp�t, die H�lfe bleibt nicht aus; so langsam sie kommt, so sicher wird sie kommen.� Tati wollte heftig gegen den Priester auffahren; aber er bezwang sich, er f�hlte die Wichtigkeit dieser Stunde und sagte ernst und ruhig: �Pomare, der Augenblick ist gekommen, wo Du zu w�hlen hast zwischen Deinem Volk und den Fremden, zwischen Deiner eigenen Herrschaft oder der, Beretanischer oder Feranischer Priester; -- gieb Dich wieder in ihre H�nde, und Deine Macht ist gebrochen f�r ewige Zeiten -- wirf sie von Dir, und wir erk�mpfen Dir die Freiheit oder uns Allen einen ehrenvollen Tod. Sieh, da� die H�uptlinge _mich_ senden, mag Dir ein Beweis sein wie wir denken -- jeder Partheistreit sei vergessen, jeder kleinliche Gedanke an Eigennutz zerst�rt, das Vaterland ist in Gefahr und wie der fremde Ferani schlau und t�ckisch seinen Vortheil zog aus dem Zwiespalt der Partheien, so pflanze die _eine_ Macht jetzt siegreich ihr Banner auf in den Bergen.� Die K�nigin stand unschl�ssig; das Herz schlug ihr heftig und ihr Blick flog �ngstlich von den sch�nen belebten Z�gen des H�uptlings nach dem bleichen Antlitz des Priesters hin�ber. �Und was wird aus Pomare Tane?� frug sie leise. Tati bi� sich die Lippe -- �Er mag mit Dir gehn� sagte er endlich leise, �aber _wenn_ er ein Mann w�re h�tte er selber schon das Schwert aufgegriffen und sein Volk zu den Waffen gerufen -- oh da� Dein Vater lebte, Pomare.� �Und was dann, wird aus den Lehrern dieses Volks, was wird aus uns und unseren H�usern?� rief der ehrw�rdige Mr. Rowe. �Vertrauungsvoll sind wir an Eueren Strand gekommen, Euch den Frieden und die Liebe zu bringen, und sollen wir jetzt als Gei�eln in den H�nden der Feinde zur�ckbleiben? So lange Du unter Britischem Schutz stehst, Pomare, wird ebensowohl _Dein_ Eigenthum hier geachtet werden, denn die Feranis f�rchten unseren Stamm, m�gen sie jetzt hier so trotzig auftreten wie sie wollen, einmal aber erst in die Berge gefl�chtet, als erkl�rter Feind und mit den Waffen in der Hand, so ist nach den Gesetzen des Kriegs Alles dem verfallen, der das Feld behauptet.� �Und denkt Ihr an Euch jetzt allein?� rief Tati zornig, �wo das Schicksal des ganzen Landes am Rande des Abgrunds steht?� �Viel weniger an mich� -- erwiederte ruhig der Missionair, �als an alle meine Br�der hier auf den Inseln, ja an das Schicksal der Mission selber, die damit ihrem gewissen Untergang entgegen z�ge. Sobald Pomare jetzt offenkundig den Krieg beginnt, liegt die Vergangenheit abgeschnitten hinter ihr, und die Gewalt der Waffen allein entscheidet wer k�nftig und welche Religion herrschen soll. Wird sie besiegt, so ist es der Sieger, der die Bedingungen schreibt und denen sie sich f�gen mu�, inde� sie jetzt noch immer Englands H�lfe sich erh�lt, seine Vermittlung die stets nur auf Seiten der Bibel sein kann.� �Zum Abgrund mit der Bibel!� schrie aber der im Herzen noch immer den alten G�ttern zugethane H�uptling jetzt, bei dem der Zorn �ber den egoistischen Geistlichen die Ueberhand gewann -- �es gilt hier nicht das dicke Buch, es gilt das ganze Land, es gilt hier f�r Pomare die Herzen ihres Volks, die jetzt noch mit ihr, doch wer wei� wie lange sind. Tati l��t auch Alles zur�ck was er sein eigen nennt, ebenso Utami -- wir wollen uns selber, wollen unsere Ehre, unser Reich retten, mag der Feind die Brandfackel in unsere H�tten werfen und unsere Brodfruchtb�ume niederm�hn; die Berge tragen Feis, der Wald Orangen und Guiaven und tausend andere Fr�chte, und Gottes Sonne gl�ht und leuchtet da oben so rein und frisch, wie hier im Thal.� �Ich will auf das Schiff gehn, Tati� sagte aber jetzt Pomare, die bis dahin unschl�ssig und �ngstlich gestanden -- �der Mitonare hat recht; so lange ich unter Englischem Schutz bin und nicht gegen sie k�mpfe, werden sie unser Eigenthum achten und nicht zerst�ren, und das fromme Werk der Mission, das mir von Gott �berantwortet ist, wird nicht zu Grunde gehn; ich will nicht das Schwert nehmen, ich bin eine Frau und meine Kinder sollen ihre Krone nicht vergossenem Blute zu verdanken haben -- wenn Andere Unrecht thun will ich nicht selber s�ndigen. Und auch Du Tati, schaudere vor dem Abgrund zur�ck an dem Du stehst, denn Du verachtest die Bibel und sie ist Deine einzige Rettung.� �Pomare -- la� uns nicht in dieser Stunde um ein Wort, um eine Meinung zanken,� bat aber der H�uptling -- �schicke mich nicht fort von Dir mit solcher Antwort; noch bist Du K�nigin und will Dich England sch�tzen, wird es das eher thun, wenn Du Dir Achtung von ihm _erzwingst_, durch K�nigliches Handeln, als wenn Du feige auf eines ihrer Schiffe fl�chtest, von vorn herein gleich erkl�rend, ich bin zu schwach, ich _kann_ nicht K�nigin sein.� �Da kommt Bruder Brower in gro�er Eile� rief Mr. Rowe da, der einen Blick durch das Fenster geworfen -- �was wird er bringen?� �Unheil diesem Haus� sagte Tati d�ster, der in den Augen Pomare's schon seine Antwort las, und nicht mit Unrecht bef�rchtete der zweite Mitonare w�rde den Ausschlag geben. Er sollte dar�ber nicht lange in Zweifel bleiben; mit �ngstlicher Miene brach der kaum angemeldete Priester ins Zimmer, und nur einen mi�trauischen Blick auf den H�uptling werfend, dessen Parthei den Interessen Pomare's bis dahin selten freundlich gewesen, rief er aus: �Die Noth ist gro� Pomare, gr��er aber die Gefahr, denn soeben h�re ich da� die Franz�sische Regierung beschlossen hat Dich zu fangen und zu halten, bis zu Abschlu� des Friedens. Gl�cklicher Weise aber war das Boot des Basilisk hier an Land -- sein Officier ist von mir in Kenntni� gesetzt und liegt am Ufer, dicht hier vor dem Haus, Dich unter dem Schutz seiner Flagge sicher fortzuf�hren -- aber der Augenblick dr�ngt, Du hast keine Viertelstunde mehr zu Deiner Verf�gung.� �Eben so rasch entkommst Du in die Berge, Pomare� rief da Tati noch einmal, den letzten Versuch zu machen, die K�nigin ihrem Lande zu erhalten -- ��ber die Stra�e hin�ber beginnen die Guiaven, und mein Kopf b�rge Dir f�r Deine Sicherheit.� Pomare Tane brach in diesem Augenblick in's Gemach; es war ein junger bildsch�ner Mann, wohl sechs oder acht Jahr j�nger als die K�nigin, aber mit weichen, weibischen Z�gen, die Oelgetr�nkten Haare mit Blumen geschm�ckt und die Finger mit Ringen besteckt. Auch seine Z�ge waren jetzt angstentstellt, und die M�nner nicht beachtend die im Zimmer standen rief er laut: �Flieh Pomare, flieh -- an den Bergen haben die Feranis Soldaten mit geladenen Gewehren stehn und das Volk schreit, sie k�men Dich zu fangen und zu binden.� �Das Boot liegt am Strand, in f�nf Minuten bist Du frei,� dr�ngte da Mr. Rowe. �Tati, Du wirst Dich an die Spitze meiner Krieger stellen� bat Pomare -- �der Allm�chtige wird Dir seinen Schutz verleihen und den Sieg in unsere H�nde geben.� �Verdorren soll der Finger der sich f�r Deine Sache regt wenn Du ihr selbst den R�cken kehrst;� -- rief aber der H�uptling trotzig und finster -- �Pomare -- hah, was ist _mir_ der Name? dem _Vaterlande_ h�tt' ich mein Blut geweiht, und jeden feindlichen Gedanken, jede Idee von Uneinigkeit draus fern zu halten, selbst _Deinem_ Stamm gehorcht. Du bist aus edlem Blut entsprossen und das Land h�tte, so von jedem Partheienha� befreit, seiner K�nigin zugejauchzt und sich f�r sie mit Freuden in den Kampf geworfen -- das ist vorbei, die schwarzen M�nner haben Dich wieder in ihrer Gewalt und Tati ist f�r Dich verloren.� Noch stand Pomare z�gernd, da schallte ein kurzer Trommelwirbel, eine vorbeiziehende Patrouille vielleicht, an ihr Ohr. �Der Feind!� rief Pomare Tane, riefen die Missionaire -- �sie kommen Dich zu holen.� �Wo sind meine Kinder� flehte die arme K�nigin jetzt selber von der Angst der Uebrigen eingesch�chtert -- �meine Kinder!� �Hier im Zimmer bei den Einanas� beruhigte sie Mr. Brower -- �ich lie� sie selber hier zusammenkommen, jetzt fort -- in wenigen Minuten bist Du an Bord -- schon im Boot bist Du sicher und ungef�hrdet� und ihre Hand ergreifend, die sie ihm willig �berlie�, folgte sie ihm hinaus. �Meine Kinder� rief die K�nigin. �Hier, hier -- Ihr M�dchen da rasch mit den Kindern in's Boot das am Strande liegt -- fort mit Euch.� �Aber meine Matten, meine Kleider --� �Alles wird Dir nachgeschickt Pomare,� rief Mr. Rowe rasch -- �wir selber wollen Dein Eigenthum sch�tzen, das der Ferani nicht wagen darf anzutasten.� Pomare, durch das erneute Trommeln nur noch mehr au�er Fassung gebracht, folgte fast willenlos den F�hrern, und mit den Kindern voran floh der kleine Zug �ber den schmalen Strand dem zum augenblicklichen Absto�en bereiten Englischen Boote zu. Eine Franz�sische Patrouille kam gerade zuf�llig am Wasserrand nieder, aber der Officier, der auch wahrscheinlich gar keinen Befehl dazu hatte, hinderte das Einschiffen der recht gut gekannten K�nigin nicht, ja es ist leicht m�glich, da� die Franzosen sehr zufrieden damit waren einer unangenehmen Ueberwachung Pomares solcher Art vollkommen �berhoben zu sein. Sie bekamen dadurch viel freiere und ungest�rtere Hand in der Stadt, und hatten gewisserma�en eine Verantwortlichkeit weniger. Unbel�stigt erreichte die K�nigin das Boot, wohin ihr ihr Gemahl mit den Kindern und zweien der Einanas folgte, und w�hrend die Br�der Rowe und Brower am Ufer standen und mit einem dankenden Blick nach oben die Rettung Pomare's feierten, scho� das scharfgebaute Boot mit seiner kostbaren Ladung blitzesschnell dem nahen kleinen Kriegsschiff[J] zu, wo die seltenen Sch�tzlinge von dem Englischen Capitain auf das Zuvorkommendste und Freundlichste empfangen und, so gut als der enge Raum des Fahrzeugs es erlaubte, untergebracht wurden. [J] Der �~Basilisk~�, nur eine sogenannte �~catch~� von circa 200 Tons. So ruhig sich aber die Bewohner von Papetee bis jetzt verhalten hatten, und so gelassen sie der, vor ihren Augen geschehenen Occupation zugesehn, eine Ruhe die nicht einmal durch die Gefangennahme ihres ersten Missionairs gest�rt werden konnte, so heftig ersch�tterte dagegen das Ger�cht: Pomare hat fliehen m�ssen vor den Feranis, jedes Gem�th, und wer nur jetzt irgend glaubte den Zorn der nichts heilig achtenden Fremden auf ein oder die andere Art gereizt zu haben, fl�chtete in die Berge, ihrer Rache zu entgehn, und sich zum Widerstand zu r�sten. Halb Papetee stand einsam und verlassen, w�hrend die Eroberer, damit gar nicht unzufrieden, Besitz von den ger�umten H�usern nahmen, und sie theils zu Kasernen und Wachen, theils zu eigenen Wohnungen herrichteten, zugleich aber auch mit vereinten Kr�ften daran gingen den Wall und Graben um die Stadt zu beenden und mit Kanonen zu besetzen, wie �berhaupt Alles zu thun, was sie im Fall eines wirklichen Angriffs gegen eine Ueberzahl der Feinde sch�tzen konnte. Nichtsdestoweniger blieb die Stadt ruhig -- kein wirklicher Ueberfall geschah, ja die einzelnen Franzosen die sich hie und da noch immer sorglos zwischen den Eingeborenen herumtrieben, wurden nicht bel�stigt noch beleidigt, wenn ihnen auch die finsteren Blicke der M�nner deutlich genug verriethen, wie gern sie hier gesehn wurden. Capitel 9. Der erste Kampf. Die Kunde von den neuen Gewaltth�tigkeiten der Franzosen lief aber auch, wenn es selbst die Bewohner von Papetee noch nicht zu einem Ausbruch trieb, mit fabelhafter Schnelle �ber die ganze Insel, und das Volk fing jetzt zum ersten Mal an einzusehn, was die Entfernung seiner Flagge eigentlich bedeutet, was der Ferani beabsichtigte, als er das B�ndni� mit den H�uptlingen schlo�, und seine Priester ihnen her�berbrachte. Dumpfe Ger�chte folgten dem zu gleicher Zeit, da� die Feinde sich aller ihrer H�uptlinge bem�chtigen wollten, die nach dem Lande der Ferani's geschafft werden sollten, und wenn das Volk bis jetzt noch nicht daran gedacht hatte zu r�sten, begann es jetzt. Waffen tauchten �berall auf, Munition wurde vorgesucht, der Gebrauch der Muskete von den einzeln zwischen ihnen zerstreuten Europ�ern gelernt und ge�bt, und ein Eifer zeigte sich pl�tzlich in der Bev�lkerung, eine Regsamkeit, die einen ernsten Widerstand, selbst unter den Kanonen des Feindes, keineswegs als eine Unm�glichkeit erscheinen lie�. Nur an einem wirklich th�tigen Grund zum Beginn fehlte es noch, einem ersten Ausschlagen irgend einer Parthei; das Gesch�tz war geladen, es bedurfte nur noch der Lunte es zu entz�nden, und wie sich die V�lker jetzt entgegenstanden, _konnte_ das nicht lange auf sich warten lassen. Es war an einem Sonnabend (wie bekannt der fr�here Sabbath der Bewohner von Tahiti) Nachmittag -- und Bruder Dennis hatte an diesem Tage Gottesdienst auf der Halbinsel Tairabu gehalten. Die Bewohner dieses freundlichen Distrikts lebten allerdings zu entfernt von dem Schauplatz wirklicher Feindseligkeiten, ihr ruhig patriarchalisches Leben schon aufgegeben und zu den Waffen gegriffen zu haben, zu nahe aber auch sie gleichg�ltig an sich haben vor�bergehn zu lassen, und wenn auch �u�erlich noch Nichts den Geist verrieth, der in den Bewohnern anfing sich zu regen, waren unter der Hand die R�stungen mit vielleicht nicht weniger Eifer betrieben worden, als in der unmittelbaren N�he Papetee's. Schon w�hrend der Predigt selbst war an diesem Tag ein fremdes Franz�sisches Kriegsschiff, die jetzt dort an der K�ste t�glich auf- und abkreuzten, in ihren Hafen eingelaufen, und hatte die Sabbathfeier dadurch wesentlich gest�rt und die Aufmerksamkeit der Gemeinde nat�rlich von dem Geistlichen ab, dem viel interessanteren Schiffe zugewandt. Harte Worte waren es denn auch gewesen die der fromme Mann gegen die �Papisten und Sabbathsch�nder� sprach, die Herzen seiner Zuh�rer mehr noch mit Zorn und Entr�stung f�llend. Nichtsdestoweniger blieben die gelandeten Bootsmannschaften, die sich ziemlich sorglos zwischen die Gruppen am Ufer mischten, unbel�stigt, und wenn ihnen die Eingebornen wohl auch oft finstre Blicke zuwarfen, und die M�dchen besonders, die sie nach altgewohnter Weise anfassen und mit ihnen scherzen wollten, zornig den R�cken drehten und mit ver�chtlichem Ruf die Lenden schlugen, geschah Nichts was die Freiheit ihrer Bewegungen, ja durch den Widerstand der Sch�nen zuletzt gereizt, selbst ihrem Uebermuth, h�tte irgend eine Grenze gesteckt. Die Trupps der Soldaten und Matrosen begn�gten sich �brigens damit am Ufer, oder in der N�he desselben umherzuschw�rmen; nur ein einzelnes kleines Piquet, von etwa zehn Mann marschirte, als der Gottesdienst schon lange vor�ber war und sich die einzelnen Familien in ihre Wohnungen zur�ckgezogen hatten, einer Patrouille gleich, aber nur theilweis bewaffnet, durch den kleinen Ort durch und an dem n�chsten H�gelhang hinauf, wo nur einzelne H�user zerstreut unter vorh�ngenden Palmen lagen, und der schmale Pfad sich zwischen fruchtbaren G�rten und kleinen Guiavendickichten hinaufzog. Vor dem ersten dieser H�user sa� eine kleine Gruppe sorgloser fr�hlicher Indianer lachend und singend auf einem offenen von hohen Brodfruchtb�umen und Palmen dicht beschatteten Platz, die Frauen als am Sabbath mit keiner Arbeit besch�ftigt, hie und da eine sogar auf ihre Matte ausgestreckt und auf den zusammengefalteten Armen liegend, um in einer gro�en aufgeschlagenen Tahitischen Bibel zu buchstabiren, w�hrend die M�nner untereinander plauderten und erz�hlten, oder auch wohl zu Vieren oder F�nfen kurze Verse einzelner Hymnen mit vollkommen richtiger Eintheilung der Stimmen sangen. Ein Zuschauer h�tte hier nie geahnt da� sich dies muntere, gl�ckliche, sorglose Volk am Vorabend eines Krieges bef�nde, und den Feind unter sich wu�te, der es schon ge�rgert und gereizt, und jeden Augenblick weiter gehn und zum Angriff schreiten konnte. Zwischen den Frauen waren drei reizende junge M�dchen, zwei von Tairabu, und eine, ein Gast in ihrer Mitte von Papetee, und auf feingeflochtene reinliche Matten gelehnt, ihre H�nde in denen der beiden Jungfrauen, die sich l�chelnd zu ihr hin�berneigten, erz�hlte die Fremde den Freundinnen von der Stadt an der andern Seite der Insel, von den frechen Wi-Wis die ihre Waffen und Kanonen an Land geschafft, und die Herren sein wollten der ganzen Insel, aber mehr noch von ihren komischen Sitten und Gebr�uchen, von ihren gro�en B�rten und hei�en Kleidern, von der wunderlichen Sprache -- wie oft und schnell hintereinander sie das Wi-Wi spr�chen, das ihnen den Namen gegeben, und wie sie -- fuhr die Jungfrau leise und sch�chtern fort, den M�dchen nachstellten und ihnen stets von ewiger Liebe spr�chen, und sie dann wieder verlie�en wo sie ein anderes junges Gesicht gesehn. Es war ein liebliches zaubersch�nes Bild, diese drei jungen Kinder der Insel mit den blitzenden sprechenden Augen und �ppigen Formen, denen die Bronzefarbe der Haut nur wom�glich einen noch h�heren Reiz verlieh. Und dicht hinter ihnen sa� ein alter Mann, in seinen Tapamantel eingeschlagen, und an den Stamm an einer hochw�chsigen mit goldgelben Fr�chten dicht umschlossenen Papaya gelehnt, finster vor sich niederbr�tend, und doch dabei dem Schwatzen des holden M�dchens lauschend. Es war der alte trotzige H�uptling Fanue, dem das hei�e Blut die Zornesader an der Stirn hoch aufschwellte, als er den Uebermuth der frechen Fremden von rosigen Lippen lachend best�tigt h�rte, und der die Faust fest unter dem Mantel ballte wenn er daran dachte, wie sie die Schmach schon so lange ertragen, und immer und immer noch nicht losgeschlagen h�tten in das Herz des Feindes hinein. Lautes Ger�usch, Rufen und Lachen, fremde Stimmen und Worte t�nten zu ihnen von unten herauf, und ein junger Bursch kam gesprungen der die Nachricht brachte, die gelandeten Wi-Wis stiegen auch jetzt, die M�dchen neckend und die M�nner �rgernd, bis zu ihnen herauf. �Die Wi-Wis� -- die M�dchen dr�ngten sich neugierig vor, ob sie nicht irgend wo auf dem freien Pfad eine der feindlichen wunderlichen Gestalten erkennen k�nnten, sch�chtern aber dabei und bereit zu augenblicklicher Flucht, wenn das wirklich der Fall gewesen w�re. Trommeln wirbelten indessen unten im Thal, aber nicht der bekannte fr�hliche Laut zum jubelnden Tanz, sondern in kurz abgebrochenem schroffen Takt, und H�rner und Trompeten klangen herauf die von der munteren Soldateska mit her�ber genommen waren die Herzen der H�rer zu gewinnen. Fester Tritt und lautes Lachen schallte da n�her und deutlicher zu ihnen her�ber, und unten am Hang, in den G�rten schon wo die Reihen sorgf�ltig gepflanzter Bananen und s��er Kartoffeln standen, wurden die bunten Uniformen der Fremden sichtbar, die an den Fruchtb�umen, wenig sich um den Eigenth�mer k�mmernd, herumgingen, reife Fr�chte zu suchen und zu pfl�cken. Die M�dchen welche aufgesprungen waren und rasch mit einander gefl�stert hatten, wollten fliehen, aber Fanue's finstres Wort hielt sie zur�ck. Was hatten sie zu f�rchten an _seiner_ H�tte? glaubten sie da� der Fremde es wagen d�rfe, einen der Seinen ungestraft zu beleidigen? Die M�dchen sch�mten sich ihrer Furcht und nahmen ihren alten Sitz auf der Matte ein, nur die Fremde wollte nicht bei ihnen bleiben, und sie fa�ten sie endlich halb mit Bitten halb mit Gewalt an ihrem Kleid, und zogen sie wieder zu sich nieder. Es war ihnen selber so schon nicht recht da� sie dableiben mu�ten, und nun wollte das M�dchen von Papetee sie auch noch dazu allein lassen -- das ging unter keiner Bedingung an. Die Franzosen, von denen einige mit ihren Seitengewehren bewaffnet waren, drei oder vier sogar ihre schweren Musketen trugen, andere jedoch in die leichte Tracht der Europ�er auf den Inseln, weite Hosen und Jacken und breitr�ndigen Strohhut gekleidet gingen, kamen inde� n�her und n�her und steuerten, als sie die bunten Kleider der M�dchen vor dem Haus erkannten, gerade auf die kleine hier befindliche Gruppe zu. Die M�nner oben h�rten dabei auf zu singen, und blickten finster auf die ungebetenen G�ste, die hier die Heiligkeit des Sabbath sowohl wie des eigenen Hauses st�rten, und die M�dchen r�ckten enger zusammen, und fl�sterten �ngstlich miteinander, denn die Feranis kamen gerade auf sie zu, und blieben lachend und plaudernd vor ihnen stehen. Sie wagten nicht einmal zu ihnen aufzuschaun. Nur der alte Fanue verharrte, die Arme fest auf der Brust gekreuzt, in seiner Stellung, und sah die Fremden ernst und fragend an. �Hallo Waihine's!� rief da der Eine der Franzosen in ihrer Sprache -- �auf mit den K�pfchen, was haltet Ihr das Kinn auf der Brust und das N�schen im Schultertuch -- aufgeschaut Dirnen und la�t ein vern�nftig Wort mit Euch reden. -- Vor Allem sollt Ihr mir eine Frage beantworten, und ich wei� Ihr k�nnt, wenn Ihr wollt.� Die beiden T�chter Fanue's wandten ihr Antlitz trotzig ab, und nur die Fremde senkte ihr K�pfchen tiefer und tiefer, und gl�hendes Roth scho� ihr �ber Wange und Stirn und f�rbte ihr den Nacken selbst bis unter das Oberkleid. Der alte Fanue aber, die Verlegenheit der M�dchen bemerkend und kaum noch im Stand den Zorn zur�ckzuzwingen der in ihm kochte und g�hrte, sagte finster, die Feinde seines Vaterlandes mit den Augen messend: �Und was habt _Ihr_ f�r Fragen zu stellen und zu einem Haus zu kommen, zu dem man Euch nicht das ~hare mai~ gerufen hat? -- fort mit Euch wohin Ihr geh�rt auf Euere Schiffe, und mit denen weiter �ber das blaue Wasser nach den Lee-Inseln; unsere Augen schmerzen von Euerem Anblick.� �Dir wird bald noch etwas anderes schmerzen, alter Bursche, wenn Du so unversch�mte Reden f�hrst!� rief Einer der Bewaffneten drohend; ��brigens hat kein Mensch mit Dir gesprochen, sondern mit den Dirnen hier, so warte h�bsch bis Du gefragt wirst -- hallo hier Waihine, gieb Antwort mein Kind, und vor allen Dingen mir einen Kuss� sich niederbeugend zu ihr, legte er seinen rechten Arm um ihren schlanken zitternden K�rper, w�hrend sie sich ihm mit lautem �ngstlichem Ruf zu entziehen suchte. Der alte Fanue sprang in grimmer Wuth empor, zu gleicher Zeit hatte aber auch Einer der Franzosen das M�dchen von Papetee erkannt, und den Arm nach ihr ausstreckend rief er in freudigem Staunen: �~Nahuihua~ -- bei Allem was da lebt -- die Perle die ich suchte; da bist Du ja, M�dchen!� �Zur�ck -- Le-fe-ve� -- rief aber die Sch�ne mit zornfunkelnden Augen -- �zur�ck falscher Wi-Wi -- todtm�de auf der Matte liegt drin im Haus Aumama -- und sie hat den Fluch �ber Dich gesprochen.� �Aumama?� rief Lef�vre etwas best�rzt, �sie ist hier?� jede weitere Unterhandlung wurde aber rasch und pl�tzlich durch den greisen H�uptling selber abgeschnitten, der mit zornfunkelnden Augen zwischen die Fremden sprang und Lef�vre, denn dieser war es wirklich, an der Schulter fa�te und zur�ckschleuderte von dem M�dchen. Er hatte den Namen geh�rt und dachte in dem Augenblick nicht an die Folgen. �Fort mit Dir!� schrie er und sein Auge blitzte -- �fort mit Dir falscher Wi-Wi, oder diese Hand greift noch einmal nach der Kriegskeule und dem Speer, nach dem es mich lange und lange gejuckt hat; fort mit Dir, meineidiger feiger ~Huapareva~[K] oder Du sollst den Tag verfluchen der Dich zu unserem Leid an diese K�ste gebracht!� [K] Das Ei des Vogels Pareva das oft in der See, auf altem Schilf schwimmend gefunden wird, und womit die Insulaner Personen von unbekannter dunkler Herkunft vergleichen. �Teufel!� schrie aber Lef�vre in toller Wuth, der von der kr�ftigen Hand des Alten seitab geschleudert wirklich Augenblicke brauchte sich im Gleichgewicht zu halten da� er nicht zu Boden fiel -- �Teufel!� und sich in wildem Grimm auf ihn werfend, wollte er einen Schlag nach ihm f�hren, aber der Alte kam ihm zuvor, warf seinen Arm zur Seite und traf ihn mit kr�ftiger Faust derma�en gegen die Stirn, da� er bet�ubt einen Schritt zur�cktaumelte. �Rebellion!� schrie da Einer der Bewaffneten, und den Hahn spannend und die Flinte emporrei�end, schlug er auf den ihm trotzig gegen�berstehenden H�uptling an und feuerte. Die Kugel w�re dem alten Mann auf die kurze Entfernung auch jedenfalls verderblich gewesen, h�tte nicht ~Nahuihua~, w�hrend die beiden anderen M�dchen fl�chteten, selber den Lauf des Gewehres gerade noch zur rechten Zeit emporgeschlagen, das t�dtliche Blei durch das Dach des Hauses zu senden. Jetzt aber sprangen auch die andern M�nner empor, an dem beginnenden und in der That nicht mehr zu vermeidenden Kampfe Theil zu nehmen; Lef�vre nur, der sich rasch von dem Schlag erholte, k�mmerte sich nicht weiter um den Alten, auf den sich schon zwei der Soldaten geworfen hatten, ihn nieder zu rei�en und als Gefangenen mitzunehmen, sondern sprang mit einem Satz auf die zusammenschreckende Maid, die in Todesangst der Schwester Namen rief, fa�te sie mit unwiderstehlicher Gewalt in seine Arme, hob sie, trotz allem Str�uben und Wehren vom Boden auf, und floh mit ihr den Pfad hinunter, den Strand und mit ihm sein Boot zu erreichen, und seine Beute in Sicherheit zu bringen. Mehre Sch�sse wurden indessen oben gefeuert und unter dem Zeterschrei der Frauen st�rzten zwei der Insulaner, der Eine schwer verwundet, der Andere todt, zur Erde nieder. Auf der Schwelle der H�tte aber erschien, gleich nach dem ersten Schu�, eine andere Frau, ein junges sch�nes Weib, die Haare aber wild und ungeordnet um Stirn und Schl�fe h�ngend, das Schultertuch selbst gel�st und nur von der linken Hand zusammengehalten, wild und verst�rt wie sie aufgesprungen aus festem Schlaf nach langer Wanderung und Ermattung. Aber nur einen Blick warf sie auf die K�mpfenden, ihr Auge suchte ein anderes Ziel, und mit der Schwester H�lfeschrei erkannte sie kaum die Gestalt, in deren Arm sie sich str�ubte, als sie auch, alles Andere um sich her vergessend, vorsprang sie zu retten -- sich selber zu r�chen. Dicht vor ihr rang Einer der Soldaten mit einem Insulaner, und der Indianer hatte dessen Gewehr gepackt, das er ihm zu entwinden suchte, sein kurzer Degen aber hing in der Scheide, ihrem Griff frei, und mit Gedankenschnelle die Waffe an sich rei�end, floh sie den Hang nieder. Das Schultertuch flog ihr von den Achseln, die Haare flatterten wild hinterdrein, aber was achtete das die Rasende -- wie eine z�rnende G�ttin ihres Waldes, und so sch�n wie zornig, flog sie dahin, die F��e kaum den Boden ber�hrend, und ehe noch der R�uber den Waldrand erreicht war sie dicht hinter ihm. �Le-fe-ve!� hauchte sie, und kaum brachte sie das Wort �ber die Lippen, aber der Fliehende h�rte es und es traf ihn wie ein Sto� in's Herz -- �Le-fe-ve!� und er wandte den Kopf, lie� aber auch in dem n�mlichen Moment die Gefangene frei, die ihm unter den H�nden fort und in die B�sche glitt, w�hrend das z�rnende Weib mit geschwungener Wehr gegen den erschreckt Zur�ckfahrenden ansprang. �Dieb!� schrie sie mit heiserer fast erstickter Stimme, �falscher schurkischer Dieb!� und w�re die schwache Hand gewohnt gewesen eine Waffe zu f�hren, der Schlag mit dem sie nach dem Haupt des Verr�thers niederschmetterte, h�tte f�r diesen keinen zweiten n�thig gemacht. Selbst so traf er den rechten Arm, den er sch�tzend vorgestreckt, da� er kraftlos an seiner Seite niederfiel, und Lef�vre wagte nicht dem zweiten Hieb, wagte nicht l�nger dem z�rnenden Auge der von ihm so sch�ndlich verrathenen Frau zu trotzen, und floh in feiger Angst, r�cksichtslos wohin die Flucht ihn brachte, in den Wald hinein und den Hang nieder, zum Strand zur�ck. Von dort aber st�rmten inde� die Franzosen gleich nach dem ersten Schu� in wilder Eile bergauf, dem Schauplatz des Kampfes zu, wo sich inde� die Sachlage wesentlich ver�ndert hatte. �Sind wir Hunde?� schrie der alte Fanue in grimmer Wuth den, ihm zu kurzem, Athem verlangenden Waffenstillstand gegen�berstehenden Feinden zu -- �da� Ihr uns so behandelt? -- wir waren ein ruhiges Volk, wir _wollten_ Frieden, aber Ihr la�t uns nicht Ruhe, Ihr reizt uns bis in das innerste Herz hinein, so nehmt denn auch die Folgen!� �Die Bestie droht noch!� schrie ein Soldat, �so, das f�r Dich, Du rothe Giftkr�te!� und auf ihn anschlagend zielte er ihm auf den Kopf und dr�ckte ab; aber die Kugel zischte ihm dicht am Ohr vorbei, das sie leicht streifte, und schlug in den hinter ihm stehenden Brodfruchtbaum. In demselben Augenblick hatte sich aber auch der alte H�uptling auf ihn geworfen, und ein kleines Handbeil hoch geschwungen in der Hand, traf er damit die Stirn des Ungl�cklichen da� er, mit dem Todesr�cheln auf den Lippen leblos zusammenbrach. �Nieder mit den Verr�thern!� schrieen die Franzosen, �hierher Kameraden -- hierher zu H�lfe!� und einzelne Sch�sse fielen; aber aus dem benachbarten Orangendickicht, w�hrend eine Schaar von franz�sischen Soldaten den Pfad heraufst�rmte, brach ein dunkler Haufe von Eingebornen, nicht unbewaffnet, sondern mit blitzenden bayonnetbewehrten Musketen in der Hand, und den Franzosen gerade gegen�ber feuerten sie mitten hinein in den Schwarm, der sich also �berrascht und best�rzt in der Flanke angegriffen sah. Der gellende Kriegsschrei t�nte zugleich von den Lippen der Insulaner, und wurde von allen Seiten her beantwortet. Die Franzosen aber merkten jetzt wohl da� sie es in kurzer Zeit mit einem, ihnen weit �berlegenen Feind w�rden zu thun bekommen, w�hrend sie sich hier h�chst leichtsinniger Weise zu weit von dem Strand entfernt hatten, und in dem dichten Geb�sch dem schlauen Gegner viel eher in die Hand gegeben waren. Fest deshalb zusammenr�ckend, und jetzt nur auf Vertheidigung bedacht, feuerten sie ihre Gewehre gegen die Angreifer ab und zogen sich dann, ihnen die Bayonnette entgegengestreckt und die Unbewaffneten in ihre Mitte nehmend, den Weg zur�ck den sie gekommen. Die Insulaner aber, voll Grimm und Wuth �ber das vergossene Blut der ihren, und durch den R�ckzug des Feindes nur noch mehr ermuthigt, warfen sich in toller Todesverachtung ihnen entgegen, und manche schwere Wunde wurde noch gegeben und empfangen, ehe die Franzosen den offenen Strand wieder erreichten. Hier von den ihrigen unterst�tzt, wollten sie einen neuen Angriff machen, theils die Insulaner zu z�chtigen, theils einzelne ihrer Verwundeten, die sie hatten nach dem ersten Anprall zur�cklassen m�ssen, zur�ck zu erobern, und nicht gefangen, wer wu�te welchem Schicksal, zu �berlassen; aber das was sie fanden war mehr als Widerstand, es war der endlich losgebrochene Grimm eines mi�handelten Volkes, und mit dem alten Fanue an der Spitze, der schon aus vier oder f�nf Wunden blutete, warfen sich die Eingebornen dem viel besser bewaffneten Feind mit solcher Hartn�ckigkeit und Todesverachtung immer auf's Neue entgegen, da� dieser zuletzt in voller Flucht die Boote suchen und nach dem Schiffe zur�ckrudern mu�te. Dieses er�ffnete jetzt, da die eigenen Leute den Kugeln nicht mehr im Wege standen, ein unregelm��iges aber von wenig Erfolg begleitetes Feuer auf die Eingebornen, die sich dabei wieder in den Wald zur�ckzogen, und die Corvette, mit keiner Ordre hier einen wirklichen Kampf zu beginnen, der sogar h�chst unsicher schien da die Eingebornen wider alles Erwarten reichlich mit Feuerwaffen versehen waren, lichtete ihren Anker und suchte so rasch sie konnte wieder nach Papetee aufzukreuzen, dorthin die wohl schon erwartete, aber jedenfalls h�chst unwillkommene Nachricht von dem Aufstand der Insulaner zu bringen. An Todten und Verwundeten hatten sie bei diesem ersten Kampf zwischen vierzig und f�nfzig verloren, von denen sie nur einen Theil im Stande waren wieder auf ihre Boote in Sicherheit zu bringen; fast alle Todte und viele der Verwundeten blieben in der Gewalt der Feinde. Von Papetee wurde, sobald die Nachricht dort eintraf, augenblicklich ein Kriegsdampfer, und die ~Jeanne d'Arc~ mit den n�thigen Marinesoldaten abgeschickt, die Insurgenten zu z�chtigen und zu zerstreuen, w�hrend die Eingebornen um Papetee, die noch rascher durch abgeschickte L�ufer Kunde von dem Beginn der Feindseligkeiten erhalten, ebenfalls zu den Waffen griffen und sich in nicht unbedeutenden Schw�rmen in der N�he der jetzt vollst�ndig befestigten Stadt, wo man jeden Augenblick einen Angriff erwartete, sammelten. Die Lage der Franzosen in Papetee wurde dadurch denn auch zu einer keineswegs angenehmen, da die Uranie, wie mehre andere Kriegsschiffe, den Hafen erst ganz k�rzlich verlassen hatte, einen tempor�ren Westwind benutzend, die Marquesas zu erreichen. Die Besatzung, durch das Auslaufen der �brigen, irgendwo an der K�ste verlangten Fahrzeuge, blieb deshalb fast allein nur auf sich selber angewiesen, und war sich der Gefahr in der sie, einem wirklich ernsten Angriff der Eingeborenen gegen�ber, schwebte, recht gut bewu�t. Capitel 10. Der Abschied. Die Lage der Dinge war aber jetzt eine so mi�liche geworden, da� Ren� selber f�rchtete au�erhalb der Befestigungen, und in der That gerade in einem Distrikt wohnen zu bleiben, der mitten zwischen dem Hauptsitz der Europ�er und den Strecken lag, auf denen sich die Insulaner schon an zu sammeln und zu verbarrikadiren fingen, und von wo aus sie auch jedenfalls Streifz�ge gegen Papetee selber unternehmen w�rden. Welche Parthei nun auch Sieger blieb, die Unannehmlichkeit, ja die Gefahr einer solchen Lage blieb dieselbe. Aber Sadie wollte nicht nach Papetee -- Monsieur Belard hatte ihnen schon ein kleines Geb�ude, das auf seinem Grundst�ck lag und leer stand, anbieten lassen; der Gedanke aber was sie dort gesehn, die Angst selber dann vielleicht gezwungen zu sein l�nger zwischen den Fremden wohnen zu bleiben, und wieder in einen Umgang gezogen zu werden, dessen Gefahren ihr Herz mit einer ihr selber unbegreiflichen Furcht erf�llten, trieben sie zu wirklich entschlossener Weigerung, und sie fand einen Bundesgenossen der sie darin unterst�tzte in dem ehrw�rdigen Mr. Nelson. Dieser war l�ngere Zeit unten in Papara gewesen, und ganz k�rzlich erst wieder von da nach Papetee zur�ckberufen, eine andere noch nicht fest bestimmte Station auszuf�llen. Sadie hatte dem w�rdigen Mann ihr ganzes Herz ausgesch�ttet, Alles geklagt was ihr fehle, Alles gestanden was sie bei einem l�ngeren Aufenthalt unter den Fremden f�rchte, und in dem Gest�ndni�, w�hrend sie sprach, und Worte fand f�r das, was ihr bis dahin still und schwer im Herzen gelegen und ihr so weh gethan, war es auch fast als ob sich Manches, was ihr bis dahin selber noch nicht klar gewesen und ihr mit finsterer unbegriffener Ahnung die Brust erf�llte, von selber l�se und zu fester Form gestalte. Sie �ffnete dem alten ehrw�rdigen Mann ihr ganzes Herz, und erfuhr dabei erst selber wie dunkel doch die Welt jetzt um sie lag, und wie sie nur in der That noch durch eine Flucht nach Atiu dem Allen wieder entgehen, und gl�cklich werden k�nne. Ren� liebte sie noch wie in fr�herer Zeit, sein Herz war gut und brav und edler Regung, Handlung rasch ge�ffnet, -- nur der Verf�hrung mu�te er hier entzogen sein -- nur erst wieder vergessen was er Alles aufgegeben f�r sie, dann w�rde auch Alles wieder gut wie in fr�herer Zeit, und der Himmel wieder blau, der jetzt wohl recht lange tr�b gewesen -- recht tr�b und traurig. Ein erster Sonnenblick in dieses Dunkel war die Berufung des alten wackeren Missionairs Nelson nach Atiu, die er, wie er Sadie versicherte, der freundlichen Verwendung des Mr. Rowe, der �berhaupt jetzt Einer der leitenden Missionaire geworden war, zu danken hatte. Ein Englischer Wallfischf�nger, der hier vor einigen Tagen erst eingelaufen Erfrischungen einzunehmen, hatte sich dabei, von den Geistlichen der Inseln aufgefordert, erboten, den Missionair mit seinen Habseligkeiten an den neuen Ort seiner Bestimmung zu schaffen, und Mr. Nelson kam jetzt Sadie und Ren� den Vorschlag zu machen, ihre Sachen und Mobilien einzupacken, und Sadie mit dem Kinde ihm anzuvertrauen. Er hatte schon die Versicherung erhalten da� man Bruder Ezra erlauben w�rde ihn zu begleiten, und zweifelte sogar nicht daran, auch vielleicht Ren� seines Worts entbunden zu sehn, der dann gleich Schiffsgelegenheit wie Alles geordnet hatte, seine l�ngst besprochene Uebersiedelung auszuf�hren. G�nstigeren Zeitpunkt dazu gab es nicht f�r ihn, und verz�gerte sich selbst jetzt noch, durch Franz�sische Weitl�ufigkeit aufgehalten, seine Abreise, so wu�te er nicht allein, wenn der Kampf hier wirklich losbrach, Weib und Kind in Sicherheit, sondern er selber war auch durch Nichts mehr behindert, frank und frei nachzukommen sobald er sich nur selber dieser trostlosen Untersuchung entzogen. Sadie erschrak anf�nglich bei dem Gedanken sich von Ren�, und wenn auch nur auf kurze Zeit, zu trennen, so sehr ihr auch das Herz freudig pochte in wenigen Tagen vielleicht ihr liebes Atiu dann wieder zu sehn. Sollte -- _durfte_ sie den Gatten hier allein zur�cklassen, wo ihm vielleicht noch Gefahr f�r seine Freiheit, und wie sich der Kampf gestaltete, f�r sein Leben drohte? Und _allein_ nach Atiu zur�ckzukehren? -- sie hatte sich das so ganz anders gedacht -- so lieb und gl�cklich sich das ausgemalt wenn sie, an die Brust des Gatten geschmiegt, ihr Kind am Herzen, von fern die ersten Kuppen der lieben Insel wieder erschauen w�rde -- wenn die Th�ler und H�nge dem Meer entstiegen -- rechts und links das niedere Palmenbewachsene Land austr�te von den Gebirgen, und h�her und deutlicher w�rde, und sie sich dann jeden felsigen Vorsprung zeigen konnten, jedes Thal, jede Schlucht und zuletzt -- Ach sie seufzte recht schwer und schmerzlich auf wenn sie daran dachte, da� sie das Alles jetzt _allein_ nur schauen sollte, wo die Freude �ber den Anblick doch das Bewu�tsein halb ert�dten m��te -- _er_, durch den Dir die Pl�tze und Th�ler ja so lieb gewesen, er der Dir dies Land ja erst zum Paradies geschaffen, ist nicht bei Dir, und wenn er kommt, mu� er das Alles auch allein nur wiedersehn, und hat seine Sadie, hat sein Weib und Kind nicht bei sich, dem seligen Gef�hle Wort und Laut zu geben. Ging sie aber jetzt nach Atiu, so bot ihr das auch einen Ausweg nicht hinein in die Stadt, nicht nach Papetee zu ziehn, fort fort zu d�rfen aus der N�he der Menschen, die sie nicht verstanden, die zu ihr _nieder_blickten, mit ihrer Haut und Bildung, die ihr nie das Bed�rfni� stillen konnten und -- mochten, ein Herz zu finden dem sie sich anschl�sse, eine Brust in die sie aussch�tten konnte was sie qu�le, der sie zujubeln durfte was sie freue. Ren� str�ubte sich Anfangs ebenfalls gegen den Gedanken Frau und Kind vorausziehn zu lassen, so lieb es ihm auch sonst war, sie jeder hier aufsteigenden Gefahr enthoben zu sehn; er wu�te aber auch recht gut, wie schwer es in jetziger Zeit sei eine so g�nstige Gelegenheit zu finden auf einem gro�en sicheren Schiff die Seinen an den Ort ihrer Bestimmung zu schaffen, und nur einen letzten Versuch wollte er machen, von dem jetzigen Gouverneur die Erlaubni� zu erhalten die Frau begleiten zu d�rfen. Trotz einer unausgesetzten Untersuchung jenes Falles, bei dem sich die Franz�sischen Beh�rden ganz besonders solche M�he gaben, irgend etwas Gravirendes gegen die Protestantischen Geistlichen oder die auf der Insel �berhaupt wohnenden Engl�nder zu finden, hatte sich nicht das Geringste herausgestellt, was auch nur den Schatten eines Verdachts auf seine Betheiligung werfen konnte; ausgenommen vielleicht da� sein Ueberfall an dem Abend, Ren� wu�te selber nicht wie, bekannt geworden, und man ihm das gewisserma�en zum Vorwurf machte, es gegen die seine Untersuchung leitende Beh�rde verschwiegen zu haben. Anderseits sprach das aber wieder um so mehr f�r seine Unschuld, von dem beabsichtigten Verbrechen, verbotene Waffen auf die Insel zu f�hren, Nichts gewu�t zu haben; was h�tte den Insulanern sonst an seiner Person gelegen. Die Sache schien �berhaupt keinen Erfolg zu versprechen und man wurde ihrer m�de. Bruder Ezra hatte dabei wirklich die Erlaubni� erhalten nach Atiu zur�ckzukehren, mit der Bedingung jedoch, gleich aus dem Gef�ngni� an Bord geschafft zu werden, und mit weiter Niemandem an Land auch nur den geringsten Verkehr zu haben. Ren� ging denn auch ohne Weiteres zur Wohnung des Gouverneurs, diesem die Sache noch einmal, wie seine ganzen Verh�ltnisse vorzutragen, und ihn zu bitten ihn seines Worts zu entbinden. Sei denn sp�ter seine Gegenwart wirklich noch einmal n�thig, was aber jetzt sehr zu bezweifeln stand, so lag ja Atiu auch nicht aus der Welt, und er w�re jeden Augenblick bereit gewesen sich zu stellen. Aber auch hier sollte er sich wieder in seiner Hoffnung get�uscht sehen; Gouverneur Bruat war gar nicht in Papetee, sondern mit einer Dampf-Fregatte selber hinunter nach Tairabu gegangen, von wo der, im Bureau befindliche Secretair glaubte, da� der Oberbefehlshaber der Inseln wahrscheinlich eine Rundreise nach der benachbarten Gruppe hin�bermachen wollte, da besonders von Huaheina und Bola Bola ebenfalls bedenkliche Nachrichten �ber den Zustand der dortigen Verh�ltnisse eingelaufen waren. Der Secretair konnte nat�rlich Nichts in der Sache beschlie�en, die nur der Gouverneur zu erledigen vermochte, und er bat den jungen Mann nur noch h�chstens zehn oder zw�lf im allerl�ngsten Fall vierzehn Tage zu warten, wo Mons. Bruat unter jeder Bedingung zur�ck sein m��te, und dann der Entbindung von seinem Wort auch sicher nichts weiter im Wege st�nde, da er ihm die Beruhigung allerdings geben k�nne, da� sich der Gouverneur selber dahin ge�u�ert habe die Untersuchung als trostlos fallen zu lassen. Nur einen definitiven Beschlu� vermochte er selber nicht zu geben. Das schlug zwar alle seine Hoffnungen zu Boden mit dem, schon am n�chsten Morgen zum Auslaufen bestimmten Wallfischf�nger in See gehn zu k�nnen, beruhigte ihn doch aber auch so weit, da� seinem raschen Nachfolgen nichts mehr im Wege stehn w�rde. Ohne Weiteres beschlo� er nun aber auch in die Abreise seiner Frau und seines Kindes mit dem bequemen Wallfischf�nger, dessen Capitain er gleich selber aufsuchte, zu willigen, besprach mit diesem das an Bordschaffen der verschiedenen G�ter, das am n�chsten Morgen mit Tagesanbruch durch die vier Wallfischboote des Schiffes selber geschehen sollte, wie denn Mr. Nelsons Effecten schon eingenommen waren, und schritt nun langsam nach Hause zur�ck, die letzte Nacht unter dem Dache an Mativaibai, wo er so manche frohe und gl�ckliche Stunde verlebt, mit seiner Sadie zuzubringen. Die letzte Nacht -- es liegt ein eigener, wehm�thiger Zauber in dem Wort, wenn wir einen lang bewohnten, wohl gar lieb gewonnenen Platz verlassen sollen; trifft uns ja doch schon die Bedeutung des Worts bei selbst gleichg�ltigen Stellen, bei einem Ort vielleicht, aus dem wir uns fortgesehnt haben mit aller Kraft unserer Seele. Wir dr�ngten und trieben, bis wir das Ziel erreicht, bis wir das Haus, den Platz zuletzt verlassen konnten, wo uns der Boden vielleicht schon Monate lang unter den F��en gebrannt, und wenn wir fort _d�rfen_, wenn die Welt frei und offen vor uns liegt, und die Schranken fielen, die uns bis dahin hielten, dann fa�t uns ein eigenes, unerkl�rbares, unbegreifliches Gef�hl von Weh und Reue fast die Brust -- wir stehn und z�gern, wenden uns zum Gehn, und der Fu� ist schwer geworden, der uns in Gedanken schon oft im Fluge weiter trug. Und fr�gst Du Dich _warum_? -- zum letzten Male bewohn ich diesen Platz, sagst Du Dir leise -- zum letzten Mal betret ich ihn vielleicht -- dazwischen liegt die Ewigkeit, und der Gedanke an jenes unbestimmte Sein, dem wir mit diesem neuen Schritt schon wieder so viel mehr entgegen gehn, klopft und regt sich Dir in der Tiefe des Herzens, und mahnt und warnt, und Dein Z�gern ist nicht mehr die Anh�nglichkeit an den vielleicht verha�ten Platz -- es ist die Furcht, die kaum gef�hlte Scheu der Zukunft gegen�ber. Und wie viel st�rker mu� das Gef�hl da sein, wo sich das Herz noch mit allen Fasern an die Erinnerung lieber Pl�tze klammert, und nicht loslassen will und mag, der ersten Forderung; was uns da fern liegt st��t uns noch zur�ck, und das Gewohnte, dem sich das Herz ja so gern zu eigen giebt, wahrt und behauptet seinen alten Raum. In ernstem Schweigen blieb Ren� stehn, als er den freien offenen Platz erreicht, von dem aus er die kleine friedliche Heimath, die er seit Jahren nun sein eigen genannt, �berschauen konnte, und tr�be schmerzliche Gedanken waren es, die ihm das Hirn durchzuckten. Manches Andere gesellte sich noch dazu -- er war gealtert seit er sich einst hier angebaut, gealtert an Leib und Seele -- und mehr noch an Seele wie an Leib. Und hatte sich Alles das erf�llt was er hier einst gehofft? -- war das Wahrheit geworden, was ihm die Phantasie in seinem leichten Herz da vorgemalt mit bunten blitzenden, schimmernden Farben? bot ihm die Zukunft noch, was sie ihm einst in sch�ner Zeit versprochen? -- doch fort, fort mit den Gedanken, die ihm die dunklen Zweifel durch die Seele jagten, fort -- sein Leben lag vorgezeichnet mit klarer Schrift -- f�r ihn gab es kein Abweichen von der geraden Bahn; weshalb das Herz da noch mishandeln erst und qu�len. Und als er noch so da stand und, erst die d�steren Geister gebannt, aus dem Schatz seiner Erinnerungen all die lieben seligen Bilder herauf beschwor; das Gl�ck in dem er geschwelgt, den s��en Frieden den er hier gefunden, als ihn die ganze Welt zur�ck gesto�en und das Herz verschm�ht das er ihr bot, da scho� das Blut ihm wieder auf in Wange und Stirn. Seine Augen belebten sich, seine Brust hob sich h�her, freier -- seine Lippen l�chelten und jetzt? -- der laute fr�hliche Jubelruf des gl�cklichen spielenden Kindes traf sein Ohr; dort in die Winden umrankte Th�r des freundlichen H�uschens trat sein Weib, das herzige M�dchen auf dem Arm, auszuschaun nach dem so lange bleibenden b�sen Vater, und mit einem Satz war er dr�ben, �ber der Einfriedigung, hatte sein treues Weib umfa�t und an sein Herz gedr�ckt, das sich an ihn schmiegende Kind auf dem Arm, und die Stunden verflogen dem Gl�cklichen wie in alter Zeit. Jetzt erz�hlte Ren� auch der, dar�ber fast wieder traurig werdenden Frau, von der Verabredung die er mit dem Capitain getroffen, und wie der Gouverneur den l�cherlichen Proce� wolle fallen lassen, wegen dem Mord der Schildwacht, bei dem er ja doch wahrlich nicht betheiligt gewesen, so da� er nun gleich nachfolgen k�nne, sobald Jener zur�ckgekehrt -- und lange durfte er ja gar nicht wegbleiben, wie jetzt die Sachen standen, und jeder Tag den Aufstand bis dicht nach Papetee zu bringen vermochte. So sollte denn Sadie morgen endlich zur�ck kehren nach ihrem lieben Atiu, und bis sie dort Alles mit Mr. Nelsons und des kleinen Mitonare H�lfe in Ordnung gebracht, konnte Ren� auch schon wieder eine Gelegenheit gefunden haben nachzukommen -- die wenigen Tage oder selbst Wochen gingen rasch vor�ber. Und Sadie lachte und jubelte, und war wieder ganz das fr�hliche heitere Kind der Palmeninsel, und die Kleine schrie und jauchzte vor lauter Lust, als sie die Mutter so lachen sah und fr�hlich sein. Den Abend plauderten sie noch bis sp�t in die Nacht hinein und am anderen Morgen, als Sadie traurig werden wollte da� es nun bald an den Abschied ging, hatte sie so viel zu thun, da� sie gar nicht Zeit bekam daran zu denken, und die Boote wohl eine halbe Stunde liegen und warten mu�ten bis Alles zusammengerollt und eingeschn�rt zum niedertragen fertig lag. Nur das Nothd�rftigste behielt Ren� zur�ck, jetzt durch so wenig als m�glich bel�stigt zu bleiben, und das Wenige dann mitzubringen, wenn er selber k�me. Um zehn Uhr, wenn die Landbrise ordentlich einsetzte, sollte das Boot wieder da sein, und Frau und Kind gleich von hier aus, wenn der Wallfischf�nger in Sicht k�me, hinaus in See und an Bord bringen. Eben waren die Boote mit dem Gep�ck abgefahren und um die n�chste Landspitze verschwunden, und Ren� und Sadie standen noch und schauten ihnen nach, denn es war fast als ob sie sich scheuten nach dem _leeren_ Haus zur�ck zu gehn, da h�rten sie Schritte hinter sich und Sadie stie� einen leisen Angstschrei aus, w�hrend sich Ren�s Brauen finster und drohend zusammenzogen, als durch den Garten zu ihnen nieder die lange d�stere Gestalt des Missionairs Rowe feierlich und ernst herunter schritt, und unbek�mmert um den wohl nicht ganz herzlichen Empfang, die beiden jungen Leute mit einem frommen Blick nach oben und vorgestreckten, nach unten gedrehten H�nden, wie segnend gr��te. Seine Lippen lispelten dazu ein leises Gebet, und der tief aus innerster Brust geholte Seufzer, der das kaum h�rbar gefl�sterte Amen begleitete, verrieth das Mitgef�hl, das sein Herz bewegte bei den Leiden derer, die um ihn her s�ndigten und litten. �Und welchem gl�cklichen Zufall habe ich die Ehre dieses in der That unerwarteten Besuchs zu danken?� sagte Ren� kalt, als der Geistliche noch einige Schritte auf sie zu kam, und dann dicht vor ihnen stehen blieb, ohne jedoch irgend ein Wort als sonstigen Gru� oder Anrede zu sagen; �oder hat Mr. Rowe sich im Haus geirrt und ist, das wahrscheinlichere, ein paar Th�ren zu weit gegangen, wo er dann freilich mitten hinein ist gerathen in die �papistischen Gr�uel� und den �Baalsdienst�. �Ren� bat Sadie, und dr�ckte leise und bittend des Gatten Arm, aber das Herz war ihr selber fast wie zugeschn�rt, denn jedem entscheidenden Schritt ihres Lebens voran, trat ihr der Mann entgegen so ernst und finster wie er jetzt da vor ihr stand; und hatte nicht immer sein Kommen ihr Leid gebracht, und viele viele Thr�nen? Wie eine dunkle Ahnung, der sie nicht Worte geben konnte und wollte, f�llte ihr sein Anblick die Brust, das Herz in dieser Stunde, und sie mu�te sich zwingen den leisen Gru� auch freundlich zu erwiedern. Aber der Geistliche verlangte weder Gru� noch Freundes Wort; nein, aus sich selber heraus quoll ihm des heiligen Wortes Spruch und Vers mit der salbungsvollen Rede, die Trost und Frieden in ihrem Aeu�eren in Wort und Bild wohl brachte, aber das Herz kalt lie� dabei und unbefriedigt. �Nicht Zufall, mein Bruder, oder ein Irrthum gar, hat mich auf Deine Schwelle gef�hrt� erwiederte Bruder Rowe jetzt der etwas frostigen Anrede des Katholiken, �aber Du und die Gattin die Du Dir erw�hlt, Ihr Beide steht an einem Abschnitt Eures Lebens, an dem Euch das fromme Wort eines Mannes, der es gut und redlich mit Euch meint, nicht fehlen sollte.� �Herr Rowe ich d�chte da� Sie mir davon den Beweis gegeben� unterbrach ihn rasch Ren�, der sich nicht helfen konnte dem Ged�chtni� des Geistlichen mit fr�herer Zeit zu H�lfe zu kommen, ihn vielleicht in Verlegenheit zu bringen; darin aber hatte er sich bei dem frommen Mann geirrt. �Lasset die Zeit die hinter uns liegt und hebet Euer Auge zu Gott und Seinen Werken� sagte er ernst und feierlich, aber keineswegs erz�rnt �ber die finstere Mahnung des jungen Mannes. �Was ich gethan und wie ich gehandelt liegt offen vor Gott; Er nur pr�fet die Herzen und Nieren, und siehe da, vor Seinem Auge ist kein Verbergen noch Hehl. Seine Wege sind aber wunderbar, und Er f�hret Alles zum Besten hinaus, und Ihm deshalb sei Ehre und Preis in der H�he; unsere Herzen sollen da nicht hochm�thig selber richten wollen.� Ren� wollte reden, aber der leise Druck von Sadieens Hand lag bittend auf seinem Arm, und er bi� nur die Unterlippe ein und wandte sich halb ab von dem Geistlichen; er wollte sich die Abschiedsstunde nicht verbittern, und dann auch wieder lag eine Art halben Triumphs f�r ihn darin, wie er jetzt dem, dieser Verbindung so feindlich gesinnt gewesenen Priester gegen�ber stand. Mr. Rowe �brigens, unbek�mmert um Alles was in der Brust des Franzosen, dessen Gesinnung gegen ihn er vollkommen gut begriff, vorgehn mochte, schritt auf Sadie zu, nahm die Hand der jungen Frau die sie ihm widerstandlos und zitternd �berlie� und mit den Worten -- �lasset uns beten, da� Gott sein Gedeihen gebe zu dieser Reise und seinen Segen Dir schenke, meine Tochter, f�r und f�r�, f�hrte er die etwas erstaunte Frau von der Seite ihres Gatten fort in das Haus, dort, wie er ihr sagte, ungest�rt ihre Augen und Herzen zu Gott erheben zu k�nnen. Ren� blieb wirklich erstaunt �ber diese fabelhafte Ruhe -- und er hatte noch einen anderen Namen daf�r -- zur�ck, und sah ihnen nach, dann aber mit dem Kopf sch�ttelnd und halb lachend, halb �rgerlich nahm er sein Kind auf den Arm und sprang und spielte damit am Strand herum, die R�ckkunft des frommen Mannes mit seinem Weib zu erwarten. �Eine Zuversichtlichkeit haben die Burschen� murmelte er dabei vor sich hin, indem er zuletzt ungeduldig werdend am Strande auf und ab ging, und durch die rasche Bewegung seinen Unmuth zu beschwichtigen suchte, �ein Selbstvertrauen das in's Graue geht; und mit dem frommen Gesicht tritt mir der Mensch da keck und salbungsvoll entgegen, und thut wahrhaftig nicht als ob er sich sch�men m�sse mir in's Auge zu sehn, nein, als ob er mir verziehen h�tte, Alles was ich ihm gethan und an ihm verschuldet. Hahahaha, es ist wahrhaftig zum Todtschie�en solche Fragezeichen der Sch�pfung unter uns herumlaufen und ganz bescheiden sich die Krone des Menschengeschlechts aufsetzen zu sehn. Es geh�rt aber Geduld dazu, und verdenken kann ich's meinen Landsleuten gerade nicht, wenn sie die in diesen Tagen einmal dar�ber verlieren und mit Kanonenkugeln hinein donnern in den Kram. Und wer leidet nachher darunter? sicher nicht diese Schleicher, die sich wohlweislich einzudr�cken verstehn und mit einem frommen dankbaren Blick nach oben Nachbars Haus dar�ber zu Grunde gehn sehn -- hol' sie Alle der Henker. -- Und wo er nur bleibt?� -- setzte er dann nach einer Pause, mit einem ungeduldigen finsteren Blick nach seiner Th�r hinzu -- �es geh�rt bei Gott die Geduld eines Heiligen dazu, mit diesen -- Heiligen fertig zu werden.� Mr. Rowe mochte aber wohl ahnen, ja er wu�te das sogar ganz genau, wie gern ihn der Franzose bei sich sah, hielt es aber f�r unumg�nglich nothwendig, seinen Halt an das Herz und die Religion der Frau nicht ganz aufzugeben, und hatte schon lange und ungeduldig eine Gelegenheit gesucht, mit dem ihm, nicht gerade zum Dank verpflichteten Katholiken wieder auf etwas freundschaftlichere Weise anzukn�pfen; jedenfalls aber eine Entschuldigung zu finden sein Haus in seiner Gegenwart zu besuchen, um dann weiter zu bauen auf dem gewonnenen Vortheil. _Der_ Zeitpunkt war ein Abschied von Tahiti, wie er sich vielleicht nicht wieder bot, und der Erfolg bewies da� er recht gehabt; misbrauchen durfte er das aber auch nicht, wenn er den errungenen Vortheil nicht wieder verlieren wollte, und deshalb das Gebet vielleicht rascher beendend, als er es unter anderen Umst�nden gethan haben w�rde, erhob er sich wieder, st�ubte sich die Knie ab, k��te Sadie inbr�nstig auf die Stirn, legte seine H�nde einen Augenblick auf ihr Haupt und f�hrte sie dann wieder mit einem freudigen Blick nach oben dem Gatten zu, der ihnen schon an der Th�r entgegen kam, Sadiens Arm erfa�te und in den Seinen zog, und dann den Geistlichen ansah, als ob er seiner Entfernung nicht das mindeste in den Weg zu legen w�nsche. Bruder Rowe war aber auch nicht der Mann, der einen Ort verlassen h�tte ehe er es selber f�r Zeit hielt, und ohne jedenfalls den Samen des g�ttlichen Wortes nach Kr�ften ausgestreut zu haben; fiel der dann auf unfruchtbares Land, so war das nicht seine Schuld, und er hatte sich selber keine Vorw�rfe dar�ber zu machen. In einer ziemlich langen Anrede, die halb Gebet halb Unterhaltung war, wandte er sich dann noch einmal an den jungen Mann, der nur die Frau nicht kr�nken mochte und sonst dem f�r ihn h�chst langweiligen Gespr�ch wohl bald ein Ende gemacht h�tte, ermahnte ihn auf der beschrittenen Bahn des Guten, die er hier auf Tahiti, als eine sch�tzenswerthe Ausnahme von seinen Landsleuten jedenfalls betreten, ruhig fortzuschreiten, wobei nur Gott ihm in seiner Allbarmherzigkeit die eine schwere Missethat des Mordes verzeihen wolle, und verk�ndigte ihm dann, als er merkte wie Ren� jetzt wirklich ungeduldig wurde und schon den Mund �ffnete zum trotzigen Einwurf, da� er daf�r gesorgt habe ihre alte fr�her innegehabte Wohnung in Atiu wieder f�r sie herrichten zu lassen; da� das Dach neu gedeckt, das Haus gereinigt und gel�ftet sei -- eine nicht ganz unn�thige Vorsicht des sonst sehr leicht darin nistenden Ungeziefers der Centipeden wegen -- und da� es Sadie nach ihrer Ankunft dort gleich beziehen k�nne, als ob sie es nie verlassen habe. �Das Haus uns hergestellt?� rief Ren� allerdings im h�chsten unbegrenzten Erstaunen, da er erst gestern Abend ja den Entschlu� gefa�t, und Wochen dazu geh�rt haben mu�ten das anzuordnen und auszuf�hren -- �und wer, mein Herr, hat Sie darum gebeten?� �Aber Ren� beschwor ihn seine Frau. �Gebeten? -- Niemand --� erwiederte jedoch in voller Ruhe der Geistliche, �aus freiem Antrieb hab' ich das gethan. Seit jener Nacht� fuhr er dann mit einem wehmuthvollen Blick nach oben fort, �wo jene fatale Sache mit der Franz�sischen Schildwacht hier geschah, wu�t' ich da� es sowohl Ihr, wie besonders Prudentias Wunsch war, sich wieder zur�ck nach Atiu zu ziehn. Es war das Beste auch f�r sie, sie konnte dort ungest�rter ihrem Gotte leben, nicht abgelenkt durch s�nd'gen Wandel mehr, und alle Reize der Verf�hrung die hier in Papetee des Satans Macht zu gold'nem Netze auslegt -- es war die h�chste Zeit f�r sie, zur�ckzukehren zu dem stillen Frieden jener Insel die ihre Heimath nun doch einmal ist.� Ren�s Blut kochte, denn recht gut f�hlte er, wie der Geistliche zum ersten Mal wieder die Hand ausgestreckt, in sein Familienleben einzugreifen, und wie er jetzt gleich entschieden auftreten m�sse, ihn von allen derartigen Versuchen zur�ckzuschrecken. Sadie dagegen sah in dem freundlichem Wort, ihr Herz ja selber kein anderes Gef�hl bergend, nur Liebe und Vers�hnung, und mit Freude strahlenden Blicken die Hand des Geistlichen ergreifend, dr�ckte sie diese in frommer dankbarer Inbrunst an ihre Lippen, Ren� aber, ihren Arm erfassend, zog sie zur�ck und sagte finster: �La� das Sadie; der Herr da meint's vielleicht recht gut, und ich will gern Vergangenes auch vergessen, doch damit, hochw�rdiger Herr hab' ich auch Alles gethan was ich vermag, und mu� Sie ernstlich bitten sich nicht um irgend etwas mehr zu k�mmern, was mich, Sadie oder mein Haus betrifft.� �Herr Delavigne� rief der Geistliche auffahrend, und ein Blitz aus seinem kleinen lebendig grauen Auge traf den Franzosen in nichts weniger als christlicher Demuth -- �Sie gehn zu weit -- Prudentia ist Protestantin, und ihrer Seele Heil fordert der Herr einstens vielleicht von mir.� Ein sp�ttisches L�cheln zuckte um des Franzosen Lippe als er erwiederte: �Genug und �ber genug, ich habe keine Lust mich jetzt noch in religi�se Spitzfindigkeiten einzulassen; Sie wissen da� Sadie mich bald verl��t und Manches hat sie mir wohl noch zu sagen, Manches ich ihr -- ich hoffe doch Sie werden mich verstehen.� �Ren� bat die Frau mit leiser flehender Stimme. �Ei beim Teufel� z�rnte aber der junge Mann mit dem Fu� stampfend -- �der Herr hier wei� wie wir zusammen stehn und sollte es vermeiden Scenen zu erneun, die nur f�r beide Theile unangenehm sein k�nnen. Ich bedarf seiner Einmischung in meine Angelegenheiten nicht -- ich verlange sie nicht und, beim Himmel, ich _will_ sie nicht dulden.� �Herr Delavigne -- Sie trotzen auf die Macht die Ihre Landsleute in diesem Augenblick gerade hier besitzen� rief der Geistliche aber jetzt auch gereizt. �Ich trotze auf die Macht die mir mein Hausrecht giebt� rief aber der junge Mann. �Ich glaubte Sie mir zum Dank verpflichtet zu sehn� sagte der Missionair da, der seine ganze Ruhe wieder gewonnen -- �und bedaure, mich geirrt zu haben.� �Er hat es so gut gemeint, Ren� bat die Frau. �Die Minuten verfliegen� rief aber der junge Mann, �und wenige nur sind noch die unseren -- in kurzer Zeit kann das Boot hier sein, Sadie, das Dich mir entf�hrt.� �Ich sehe wie es steht� sagte der Missionair ernst und fast traurig -- �Gottes Wort wird �berfl�ssig wo der Welt Stolz die Z�gel fa�t und dem ewigen Verderben mit raschen fl�chtigen Schritten entgegeneilt. So lebe denn wohl Prudentia -- die Stunde schl�gt die Dich jenem stillen freundlichen Insellande wieder zuf�hren soll -- m�ge es dieselbe sein, die Dich auch wieder zu Gottes Vaterhuld zur�ckf�hrt. So bete zu ihm, da� er Dir gn�dig Deine S�nden vergeben m�ge und behalte und wahre ihn in Deinem Herzen, der das Licht ist und Heil und die Hoffnung der Gl�ubigen in aller Ewigkeit -- Amen.� Und mit diesen Abschiedsworten hob er das Kind, das Sadie indessen wieder an sich genommen, zu sich auf, k��te und segnete es, gab es der Mutter zur�ck, neigte noch einmal die Hand gegen sie, und den finster dabei stehenden, den Gru� kalt erwiedernden Gatten und schritt dann langsam durch den Garten, durch dessen Pforte er bald darauf verschwand. Sadie aber lehnte ihr Haupt leise an des Gatten Brust und fl�sterte mit weherf�llter Stimme: �Oh Ren�, Du hast mir weh, recht weh gethan, mit Deinen heftigen, undankbaren Worten --� �Undankbar Sadie?� �Er hatte es so gut um uns gemeint, und Du hast ihn so kalt und heftig abgewiesen.� �T�usche Dich nicht, mein Lieb,� sagte Ren�, sie fest an sich pressend -- �der stolze Priester meint's mit Niemand gut, und wenig Dank werd' ich ihm, vor allen Andern schulden. Er wei� das selber auch am Besten und _kann_ nichts Anderes erwartet haben. Ach Sadie, es war mir ein gar so wehm�thiges, ja bitteres Gef�hl, da� sich der finstere Gesell gerad' in der letzten Stunde noch zwischen uns stellte und die Herzen auseinander hielt. Ich wei� nicht mir schn�rt's die Brust noch jedesmal zusammen in seiner N�he.� �Ach mir ist's auch ein wehes, wunderlich Gef�hl� fl�sterte Sadie, �und doch w�r's S�nde, denn er meint es treu, und wenn er auch mit strengem starren Sinn den Weg verfolgt, den er nun einmal f�r den einzig wahren h�lt, so d�rfen wir ihn doch darum nicht tadeln. Er ist im Zorn von uns gegangen.� �La� ihn gehn� rief aber Ren�, hochaufathmend, und den Blick dorthin zur�ckwerfend, wo der ehrw�rdige Herr verschwunden, als ob er der wirklichen Entfernung desselben noch immer nicht traue -- �mir ist ein Stein vom Herzen da� er fort ist.� �Ist er's auch wirklich?� fl�sterte da eine Stimme dicht neben ihnen, und als sie �berrascht dorthin umschauten glitt Aia, das wilde sch�ne M�dchen hinter einem dichten Orangenbusch vor, und trat zu den Beiden. �Aia!� rief Sadie erfreut und doch auch vorwurfsvoll -- �Du b�ses, b�ses Kind, wo hast Du so lang Dich herumgetrieben in der Welt, da� Du gar nicht mehr an Deine Sadie gedacht?� �Und ich wollte ich m��te auch jetzt nicht an Dich denken� sagte das M�dchen leise und sie k�mpfte dabei hart mit sich, eine aufsteigende, ihr sonst fast fremde R�hrung zu verbergen. �Und weshalb, Aia?� frug Sadie. �Mach ihr das Herz nicht wieder schwer, Du wunderliches Kind� sagte aber Ren� jetzt, ihr leise mit dem Finger drohend, �bist solch ein tolles Ding wenn Du da drau�en herumtobst, unter den wilden die wildeste, und wie ein anderer Geist scheint es �ber Dich zu kommen, wenn Du diese Schwelle betrittst.� �Du hast mir und ihr auch noch Vorw�rfe zu machen, nicht wahr, Du b�ser, nichtsnutziger Wi-Wi?� rief aber das M�dchen, trotzig sich die Locken aus der Stirn sch�ttelnd und mit zornigem Blick ihn anblitzend -- �Wehe �ber Dich; aber die Strafe bleibt Dir nicht aus, und dann denk' an _mich_, dann erschein' ich Dir in Deinen Tr�umen und qu�le und martere Dich, trockne Dir Falten in die Wangen und bleiche Dir das Haar -- denk' an Aia.� �Tolles M�dchen was hast Du?� lachte aber Ren� -- �kann ich daf�r, wenn jene Kriegsschiffe vielleicht ungerecht dies Volk �berfallen und sich unterwerfen? trag' ich die Schuld des vergossenen Blutes und all der darum vergossenen Thr�nen?� �Nein, Gott sei Dank nicht das auch noch,� sagte Aia, �doch genug, �bergenug davon zu reden. Aber ich bin nicht zu _Dir_ gekommen, falscher Ferani, sondern zu Deinem Weib -- ich will mein Wort l�sen, das ich ihr einst gegeben.� �Dein Wort Aia?� �Sagte ich Dir nicht, da� wenn Dich _Alle_ verlie�en und von Dir gingen, ich zu Dir kommen und bei Dir bleiben w�rde, und da� wir dann lachen und singen und tanzen und es toller treiben wollten, wie alle Anderen zusammen? -- und Gott wei� es, sie treiben's toll genug.� �Aber wunderliches M�dchen Du� sagte Sadie, w�hrend dennoch ein eigenes, wehes Gef�hl ihr dabei das Herz durchzuckte, �wie f�llst Du auf solch traurige Gedanken -- wer hat Dir die Grillen in den Kopf gesetzt?� �Und gehst Du nicht zur�ck nach Atiu?� rief Aia schnell und fast freudig. �Allerdings geh ich dorthin.� �Und Ren� geht mit Dir?� �Allerdings.� �Aber jetzt? -- gleich? -- auf einem Schiff?� �Wenn auch nicht jetzt in _einem_ Schiff, Aia� nahm hier Ren� das Wort, w�hrend Aia leise und traurig mit dem Kopf nickte, �doch sobald ich darf -- sie lassen mich noch nicht hier fort.� �Wer? -- die Wi-Wis? -- die Kanakas halten Dich doch wahrlich nicht, Ferani,� rief Aia zornig. �Die Kanakas nein,� lachte Ren�, �aber meine eigenen Landsleute, eines tollen Streiches der Deinigen wegen.� �Ja ich wei� wohl� sagte das M�dchen unheimlich lachend, �Ihr helft einander wo Ihr nur k�nnt; ich habe das selber erfahren zu meinem Leid -- aber fort mit Dir, nicht zu _Dir_ bin ich gekommen, mit Dir zu plaudern -- nimmst Du mich mit, Sadie?� �Nach Atiu?� rief Sadie rasch und freudig. �Wohin Du gehst� sagte das wilde M�dchen leise und herzlich. �Und willst Du dem tollen schlechten Leben entsagen?� frug Sadie ihre Hand in tiefer R�hrung ergreifend -- �willst Du bei mir bleiben, und mit mir leben von nun an?� �Wohin Du gehst� fl�sterte Aia und schaute ihr dabei recht still und wehm�thig in's Auge. �Aber Aia� sagte Ren�, �wenn Du mitreisen willst, wo hast Du Deine Sachen, Deine Matte, Deine Kleider? -- das Boot wird gleich kommen Euch abzuholen.� Aia err�thete und sch�ttelte unwillig mit dem Kopf -- �Was Kleider, was Matte, ich habe Nichts auf der weiten Welt und -- brauche Nichts. Eine Matte finde ich in Atiu darauf zu schlafen, oder Bl�tter und Gras genug f�r ein Lager, und die Brodfrucht ist so s�� dort wie hier -- und s��er -- viel s��er� setzte sie mit weicherer Stimme hinzu. �Ich habe Matten genug f�r Dich, Aia� sagte Sadie herzlich. �Ich wei� Du bist gut� fl�sterte das M�dchen -- �aber ich hatte selber eine Matte, nur gestern und vorgestern -- schlief ich -- schlief ich bei der alten Hexe im Haus, die sie M�tterchen Tot nennen -- und die behielt mir f�r Schlafen und -- aber was brauch' ich's auch� setzte sie unwillig hinzu -- �mag sie zu Gift dem ersten werden, der sich d'rauf bettet.� �Aia --� Das M�dchen wandte den Kopf scheu und besch�mt zur Seite, aber ihr Blick traf ein wei�es Segel, das eben �ber der Landspitze sichtbar wurde, und durch das Binnenwasser der Riffe kam, von vier kr�ftigen Matrosen gerudert, ein scharfgebautes schlankes Boot sch�umend heran. Sie deutete mit der Hand hin�ber und wie mit einem Messer stach es nach Sadie's Herzen, denn das Boot das dort herbeischo� -- war bestimmt sie aus den Armen des Gatten, zum ersten Mal von seiner Brust zu rei�en. Sie wurde todtenbleich und Aia sprang zu sie zu unterst�tzen. �Sadie -- Sadie� bat Ren�, der rasch seinen Arm um sie schlug und sie an sein Herz zog, �mein armes s��es Kind fasse Dich -- nur f�r wenige Wochen ist es ja -- _Tage_ vielleicht, die ich getrennt von Dir bin, und die Zeit wird rasch und leicht vor�bergehn -- gr��e mir mein Atiu indessen.� �Ren� -- Ren�!� weinte die Frau an seinem Hals und schmiegte sich an seine Brust, als ob sie ihn nie und nimmer lassen k�nnte -- und Aia stand daneben, die gro�en hellen Thr�nen ihr rasch die Wangen niederjagend, und ihr Blick haftete in einer eigenen Mischung von Zorn und Angst und Schmerz auf dem Mann. Aber sie sprach kein Wort und die Arme jetzt krampfhaft fest �ber der Brust gekreuzt blieb sie in ihrer Stellung regungslos der Gruppe gegen�ber. Auf einen Wink Ren�'s trug inde� das M�dchen, das sie ebenfalls hin�ber begleiten sollte, das letzte Gep�ck zum Strand hinunter, dem der Bug des Wallfischbootes rasch entgegenstrebte, und Sadiens Stirn dann k�ssend fl�sterte er noch einmal: �Komm Kind, komm -- fa� Dich mein s��es Lieb -- sieh was m�ssen die Matrosen davon denken, die gleich hier bei uns sind. Um Gott, was fehlt Dir nur?� �Nichts -- nichts;� fl�sterte Sadie leise und suchte sich aufzurichten -- sie deckte einen Moment die Augen mit ihrer linken Hand und das rasche Wogen ihrer Brust verrieth jetzt allein noch den Sturm der in ihr tobe. �Es ist vorbei� sagte sie dann nach kleiner Pause mit leiser, aber wieder fester Stimme -- �es ist Alles vorbei.� Aia wandte sich ab, und hielt beide H�nde jetzt fest an ihr Herz gepre�t, Ren� aber rief mit lauter freudiger Stimme: �Und da dr�ben beginnen wir dann ein neues, freudiges Leben -- so wirf den Gram und Kummer von Dir mein herziges Weib; sieh, da sind die Leute, und ungeduldig winkt mir der Bootssteurer schon und zeigt nach dem Schiff -- sie _d�rfen_ nicht l�nger z�gern -- leb wohl Sadie!� Wieder warf sich die Frau an seine Brust -- aber es war nur ein Moment, nur die fast krampfhafte Wirkung des Trennungsworts, dann sich gewaltsam emporraffend griff sie nach ihrem Kind und reichte es ihm hinauf. �Da -- k�� Dein Kind noch einmal� fl�sterte sie ihm zu. �Aber Sadie, qu�lst Du Dich doch als ob es eine Trennung auf Jahre g�lte; fasse Dich Lieb.� �K�sse Dein Kind� bat die Frau, und das kleine liebe Ding hatte schon die Aermchen um des Vaters Nacken gelegt, und pre�te seine rosigen Lippen auf seinen Mund -- �und nun leb wohl Ren� sagte sie dann und ihr Antlitz, wenn auch noch von Thr�nen �berstr�mt, hatte ganz wieder seine alte Ruhe gewonnen -- �leb wohl Ren� und sch�tze Dich -- sch�tze Dich Gott!� �Mein liebes Weib --� �So -- so, das ist gut, und nun mein Kind -- fort, fort nach Atiu� -- und unter Thr�nen l�chelnd hob sie die Kleine sich auf den Arm; noch einmal hingen ihre Lippen in langem hei�en Ku� an denen des Gatten, und sich selber aus seinem Arm rei�end floh sie hinunter zum Boot, wo die Leute schon ungeduldig standen und sie erwarteten. �Segel auf da vorn!� rief inde� der Bootssteuerer der hinten, mit dem langen Riemen im Eisenring, stand und die Abschiedsscene mit sp�ttischem L�cheln betrachtet hatte -- �und aufgepa�t da mit Euerem Bug, da� wir nicht auf den Sand kommen -- Alles klar?� �Halt! die Wahine da soll auch noch mit� rief Einer der Leute. �Wetter noch einmal, �ber all das Weibervolk� brummte der Wallfischf�nger leise vor sich hin -- �wird eine sch�ne Fahrt werden.� �So leb wohl Aia� rief der davon Springenden Ren� noch freundlich nach -- aber Aia k�mmerte sich nicht um ihn; ihr Blick hing an dem schmerzlich durchzuckten Antlitz Sadiens -- sie h�rte kaum da� ihr die Matrosen zuriefen sich zu eilen, und im Boot kauerte sie neben der schlanken Gestalt der Frau nieder und barg, den Arm um sie hergeschlagen, ihr Antlitz in ihrem Kleid. �Alles klar da vorn� schallte die rauhe Stimme des Bootssteuerers. �Alles klar!� lautete die Antwort. �Ab mit Euch -- sto�t ab.� Die Riemen wurden eingesetzt, der Bug des schlanken Fahrzeugs flog herum, und das Segel, das bis jetzt rasch und heftig gegen den schwanken Mast geschlagen, bl�hte weit aus in der frischen g�nstigen Brise, da� das schlanke Boot schon im n�chsten Augenblick hineinpre�te in die klare Fluth, und den wei�gekr�u�ten wie gl�sernen Schaum zu beiden Seiten hinausspritzte. �Joranna Ren� -- Joranna!� rief ihm die Frau noch hin�ber, und ihre rechte Hand, w�hrend sie mit der linken das Kind an sich pre�te, winkte und gr��te den Zur�ckgebliebenen. �Joranna, Joranna!� schallte der Ruf zur�ck klar und deutlich mit der Brise �ber das Wasser -- �Joranna!� Aber das Boot sch�umte durch die Fluth -- weiter und weiter dr�ngte der Kiel dem Lande ab, der schmalen Einfahrt des Hafens zu und drau�en, mit backgebra�ten Segeln, lag schon das Schiff, der Ankunft des Bootes harrend, mit wehender Flagge noch, wie es den Hafen von Papetee verlassen. Jetzt hatte das schnelle Boot die offene See erreicht, mehr und mehr n�herte es sich dem Wallfischf�nger; jetzt fiel das Segel, Ren� konnte deutlich die Leute erkennen, wie sie hinaufliefen an der Seitenwand -- das Boot stieg empor, die Raaen flogen herum und �Joranna� hauchten seine Lippen das Abschiedswort, als das wackere Schiff die frische Brise fa�te, Segel auf Segel sich noch entfaltete, und der schlanke Bau in seinen Formen in immer weiterer Ferne mehr und mehr zusammenschmolz, bis er, ein wei�er Punkt noch auf der dunkelblauen Fl�che ruhte und -- verschwand. [Anmerkungen zur Transkription: Die Schreibweise einiger W�rter ist im Originalbuch inkonsistent. Im vorliegenden Ebook wurden offensichtliche Druck- und Zeichensetzungsfehler korrigiert. Die Schreibweise von Eigennamen richtet sich weitgehend auch nach den beiden bereits ver�ffentlichten B�nden. Das Buch ist in Frakturschrift gedruckt. Textauszeichnungen wurden folgenderma�en ersetzt: Sperrung: _gesperrter Text_ Antiquaschrift: ~Antiquatext~ Fettdruck: #fetter Text#] End of Project Gutenberg's Tahiti. Dritter Band., by Friedrich Gerst�cker *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK TAHITI. DRITTER BAND. *** ***** This file should be named 38451-8.txt or 38451-8.zip ***** This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.org/3/8/4/5/38451/ Produced by richyfourtytwo, Holt and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. Creating the works from public domain print editions means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. 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It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need, are critical to reaching Project Gutenberg-tm's goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation web page at http://www.pglaf.org. Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state's laws. The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered throughout numerous locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation's web site and official page at http://pglaf.org For additional contact information: Dr. Gregory B. Newby Chief Executive and Director gbnewby@pglaf.org Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide spread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS. The Foundation is committed to complying with the laws regulating charities and charitable donations in all 50 states of the United States. Compliance requirements are not uniform and it takes a considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up with these requirements. We do not solicit donations in locations where we have not received written confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state visit http://pglaf.org While we cannot and do not solicit contributions from states where we have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition against accepting unsolicited donations from donors in such states who approach us with offers to donate. International donations are gratefully accepted, but we cannot make any statements concerning tax treatment of donations received from outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation methods and addresses. Donations are accepted in a number of other ways including checks, online payments and credit card donations. To donate, please visit: http://pglaf.org/donate Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works. Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be freely shared with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support. Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper edition. Most people start at our Web site which has the main PG search facility: http://www.gutenberg.org This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, including how to make donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.