The Project Gutenberg EBook of Tahiti. Dritter Band., by Friedrich Gerst�cker

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Title: Tahiti. Dritter Band.
       Roman aus der S�dsee

Author: Friedrich Gerst�cker

Release Date: January 6, 2012 [EBook #38451]

Language: German

Character set encoding: ISO-8859-1

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TAHITI

_Roman aus der S�dsee_

von

#Friedrich Gerst�cker.#

_Zweite unver�nderte Auflage._

_Dritter Band._

Der Verfasser beh�lt sich die Uebersetzung dieses Werkes vor.

#Leipzig,#

_Hermann Costenoble._

1857.




#Inhalt des dritten Bandes.#


                                                       Seite
  Cap.   1. Alte Erinnerungen und neue Schmerzen           1

    "    2. Pomare und ~Du Petit Thouars~                 54

    "    3. Die Tahitische Flagge                         80

    "    4. Die Conferenz                                122

    "    5. Susanna                                      143

    "    6. Jim O'Flannagan in Th�tigkeit                178

    "    7. Consul Pritchards Gefangennahme              230

    "    8. Pomare's Flucht                              259

    "    9. Der erste Kampf                              292

    "   10. Der Abschied                                 310




Capitel 1.

Alte Erinnerungen und neue Schmerzen.


Ueber die See strich der Morgenwind leise und feucht, kr�uselte die
Wogen, die spielend, neckend nach ihm auflangten, und glitt dann rasch
zwischen die Palmen am Ufer und in den fruchtschweren Wald, in dem er
rauschte und fl�sterte und Thau und Bl�then niedersch�ttelte aus dem
blitzenden Laub. Bleigrau lag noch das Meer, und nur dunkle Schatten
flogen �ber seine Fl�che, wo der Wind sie fa�te, her�ber und hin�ber
dr�ngend und oft im raschen Zug dar�ber hinstreichend. Nur am Himmel
k�ndete der lichte Streif den nahenden Morgen, und sandte seine
zuckenden Strahlen weit aus �ber den noch sternfunkelnden Himmelsdom,
vor denen die Kinder der Nacht erblichen und scheu und furchtsam
zur�ckwichen, dem Sonnengott Raum zu geben.

Und heran kam der, auf schnaubenden Rossen, wie vom Sturm getragen, und
nicht langsam und z�gernd, wie bei uns im kalten Nord -- dem ersten
Angriff folgend mit starker m�chtiger Hand, scheuchte er die Nacht vor
sich her, und seinem ersten d�mmernden Nahen folgte auch schon der
Siegeszug, mit dem er den fl�chtigen Feind zu Paaren trieb.

Dunkel und blau lag das Meer, als der erste z�ndende Strahl dar�ber
zuckte und die kleinen Wellen neugierig die K�pfe hoben, zuerst dem
nahenden Gott in's Auge zu schauen; und ein blinkendes Netz warf er �ber
sie aus, Gold und Purpur strahlend, und wie von einem Zauberstab
ber�hrt, gl�hte pl�tzlich das weite wogende Meer, jede Welle den blauen
schlanken Nacken mit Diamanten �berstreut und von Gold- und Silberadern
dicht und leuchtend durchzogen. Und die Berge strahlten den Widerglanz
zur�ck, die thaubedeckten Palmenkronen warfen den silbernen Regen nieder
in Thal und Schlucht, und wie aufathmend in unendlicher Wonne und
Seligkeit, str�mte der Duft aus von all den Bl�thenhainen, die tief
versteckt im dunklen Laube ruhten, den Seewind r�ckw�rts treibend, mit
sanfter liebender Gewalt.

Ueber die Berge aber schaute der Sonnengott freundlich in's Thal, und
gr��te die friedlichen D�cher alle, die tief versteckt im schattigen
Laub lagen und ihn f�rchteten den Gewaltigen. Nicht t�uschte sie dabei
der leise Ku� den er ihnen zuwarf wie er nur den Hain erreicht; -- h�her
steigend und wachsend an Macht und Gewalt w�re der Ku� zum giftigen
sengenden Pfeil geworden, der z�ndet was er erreicht und dorrt und
brennt, und die Palmen hatten dann alle H�nde voll zu thun, und mit
allen Fasern den k�hlen Lebenssaft aus dem feuchten Strand heraufziehen,
das ihnen anvertraute Gut, die Wohnungen der stillen Menschen vor dem
gl�henden Strahl zu sch�tzen und zu schirmen.

Und wie freundlich er da unten auf dem gelben Laub spielte, das hie und
da den Boden bedeckte, wie er sich durch jede Zweigesspalte durchstahl
und den saftigen Bl�ttern schmeichelte und mit ihnen kos'te, ihn nur
durchzulassen, ein kleines kleines wenig nur durchzulassen zu den
Bl�then und Fr�chten unten, denen er Zucker bringen wollte und ein
goldenes Kleid, und dann wunderliche Figuren mit ihren Schatten formte,
und ihnen Zeichen und Bilder in die Haut grub zum Angedenken.

Welch freundliches Leben und Treiben in dem herrlichen Wald, und da� die
Axt da kommen sollte mit gierigem Zahn, und die Palmen niederschlagen
und B�ume, Felder zu bilden mit langen geraden Reihen, viereckige,
eingez�unte Felder, dem Sonnenstrahl preisgegeben, der dann nicht
spielend mehr zwischen den Zweigen kost, sondern verlangend sich an den
Boden saugt und ihn hart und trocken zieht in gieriger Lust.

Aber fort mit dem traurigen Bild; noch rauschen die B�ume, noch fl�stert
der Morgenwind, der flatterhafte Geselle, den Bl�then allen seinen
tollen Liebesunsinn vor, und unter dem Laub, die sch�nste Zierde des
Hains, der Blumen eine die das Land gebar und die zu ihnen geh�rte, zu
den schlanken Palmen und duftenden Bl�then sa� Sadie, und wie an den
wehenden, raschelnden, wispernden Bl�ttern der Banane, die ihre gr�nen
F�cher sch�tzend �ber sie breitete, der Thau in gro�en hellen Tropfen
blitzte und funkelnd niederfiel in ihren Schoos, so hing an ihren
Wimpern ein klares Thr�nenpaar und schwer und langsam sank es nieder zu
dem Thau -- anderen, schwereren Perlen Raum zu geben.

Sie war allein -- nur das Kind spielte zu ihren F��en, haschte nach den
wechselnden Schatten die ein neckischer Strahl �ber ein hin- und
herwehendes Blatt warf, oder suchte sich kleine blitzende Muscheln aus
dem Korallenkies, der sich hier mit dem Boden vermengte -- Ren� hatte
seine Heimath -- zum ersten Mal seit sie mit ihm verm�hlt -- schon vor
Tag, und zwar durch Bertrand abgeholt, verlassen, in einer Stimmung
verlassen, die ihr das Herz mit Sorge f�llte -- sie wu�te selber nicht
warum, und jetzt schn�rte ihr eine Angst, der sie nicht Worte zu geben
wu�te, die Brust zusammen und die Thr�nen, die ihren Wimpern entfielen
linderten den Schmerz nicht, der sie erzeugt, sondern brannten nur
weiter in z�ndender, qu�lender Lohe.

So sa� sie da, lange, lange Minuten, in ihrem Gram, die brennenden Augen
in der Hand geborgen und die klaren Tropfen pre�ten sich gewaltsam Bahn,
zwischen den zarten, zitternden Fingern durch, hinaus ins Freie. Aber
immer �ngstlicher wurde ihr dabei ums Herz, ein merkw�rdig stechendes
Gef�hl zog ihr durch Scheitel und Hirn -- sie athmete schwer und wie von
einer heranprassenden Gefahr bedroht, die sie umgab und wenn auch
unsichtbar bedrohte, schaute sie endlich verst�rt und bleich empor und
sprang mit einem j�hen Schrei auch auf von ihrem Sitz, denn vor ihr
stand, mit auf der Brust gekreuzten Armen, den ernsten aber jetzt nicht
strengen Blick fest und forschend auf sie geheftet, der Mann, der einst
mit kalter starrer Hand hineingreifen wollte in ihre Liebe, in ihr
Leben, und dem sie sich seit jenem Tag nicht mehr gegen�ber gesehen --
_der Missionair Rowe_.

Und was f�hrte ihn jetzt zu ihr? -- Sorge? Theilnahme? hatte sein
starres unduldsames Herz verziehen? oder -- wie Fieberfrost zog es ihr
durch Mark und Bein wenn sie des fernen Gatten dachte und den stillen
wehm�thig ernsten Blick des finstern Mannes so fest, so entsetzlich fest
auf sich gerichtet sah.

�Um Gott! -- was ist geschehen?� fl�sterte sie endlich in kaum h�rbaren,
angstdurchzitterten T�nen -- �wo ist Ren�? -- was ist vorgefallen
ehrw�rdiger Herr?� und das Kind, das auf dem Boden neben ihr gespielt
und die schmerzlichen Laute der Mutter h�rte, ihre Thr�nen sah, sprang
auf und klammerte sich schreiend an ihr Knie, sich nur wieder beruhigend
als es den Schutz f�hlte, den ihre N�he gab. Aber der ehrw�rdige Mr.
Rowe sch�ttelte mit dem Kopf und sagte ernst:

�Wenn Du eine Ungl�cksbotschaft f�rchtest, meine Tochter, so beruhige
Dich, denn sie kann nicht von mir ausgehen -- ich wei� von keinem
fleischlichen Leid, das Dich und die Deinen betroffen haben k�nnte. Aber
nicht dem auch sind Deine Thr�nen geflossen,� setzte er wehm�thiger
hinzu -- �nicht die Furcht vor Krankheit oder Tod hat diese Wangen
gebleicht, diese Augen ger�thet -- o Prudentia, sind _das_ die Fr�chte
unserer Lehren, das die freudigen Hoffnungen, die wir, Dein
Pflegevater und ich auf Dein Wachsen und Aufbl�hen setzten? -- ist das
Versprechen Wahrheit geworden, das uns Dein kindlich frommer Sinn in
fr�her Jugend gab, und pflegst Du _so_ das Wort Gottes, das Dir, ein
heiliger tr�stender Stern h�tte vorleuchten sollen auf der schweren Bahn
der Pr�fung die Du, nach dem Willen des H�chsten betreten, und der Du,
ach, nach so kurzer, so entsetzlich kurzer Zeit schon erliegst?�

Sadie schwieg -- das Herz war ihr schon �berdies voll und schwer, und
die Worte des Geistlichen schnitten nur noch tiefer ein in die Wunden.
Auch der wehm�thige, fast liebende Ton den sie an ihm nie gew�hnt, drang
ihr mit scharfem Schmerz in die Seele und wie das, was ihr in fr�her
Jugend gelehrt und ihr Herz damals in voller ungetheilter Kraft erf�llt
hatte, jetzt wieder, vielleicht st�rker noch durch die Gestalt des
damaligen strengen Lehrers, durch die Stimme selber zu Tag gerufen
worden, deren Kl�nge in ihrer Erinnerung nie verwischt, nur geschlummert
hatten, so stieg auch mit den Worten der mahnende finstere Geist auf und
hob warnend die Hand und der Gedanke _ich habe ges�ndigt_ wuchs, ein
Furcht- und Schreckensbild, mit riesenhafter Schnelle vor ihrem inneren
Auge empor und gab der Angst und Qual die sie an diesem Morgen schon
gef�hlt einen entsetzlichen und doch ihr unbewu�t so falschen Ausdruck.

�Ach, ehrw�rdiger Herr� fl�sterte sie leise -- �nicht aus eigenem Antrieb
-- Gott wei� es -- betrat ich jenen Ort, und nicht wohl hab' ich mich
darin gef�hlt, zwischen den fremden Menschen.�

�Aber Du hast mit ihnen _getanzt_!� sagte traurig der Missionair und
sein Auge haftete in ernster Wehmuth auf den bleichen Z�gen der armen
jungen Frau -- �ihrer wilden z�gellosen Lust mit der sie sich im Kreise
schwingen, fremde Frauen in den Armen fremder M�nner, hast Du
beigewohnt, hast Theil daran genommen und wenn Du da glaubst, und Dir
vorsprichst vielleicht, Dich vor Dir selber zu entschuldigen, Dein Herz
sei noch frei von b�ser Absicht, b�sen W�nschen -- glaube es nicht! --
Der Feind hat die Hand nach Dir ausgestreckt, die Du ihm, statt ihn mit
frommem inbr�nstigem Gebet und flei�igem Lesen in der heiligen Schrift,
abzuwehren, willig -- ja Prudentia -- willig geboten hast. Der erste
Schritt dazu war, als Du einem Manne folgtest, der dem wahren Glauben
abhold, nie in das stille Heiligthum Deines Herzens h�tte eindringen
d�rfen, eindringen k�nnen, w�re nicht grobe Sinnlichkeit und
fleischliche Lust st�rker in Dir gewesen als die Liebe zu Gott.�

�Ehrw�rdiger Herr� bat Sadie.

�Es schmerzt mich� fuhr der Geistliche mit fast weicher Stimme fort �es
schmerzt mich tief Dir weh thun zu m�ssen, Prudentia, denn ich habe Dich
lieb gehabt, schon als kleines Kind, und Dein Wachsen und Gedeihen in so
Gott wohlgef�lliger Weise mit inniger Freude angesehen. Ich hielt es
damals f�r meine Pflicht Dir entgegenzutreten als Du den ersten
Fehltritt thun wolltest -- der Herr hat es anders gelenkt, Sein Name sei
gepriesen. -- Aber nur eine Pr�fung wollte er Dir auflegen, ob Du, das
Kind dieser Inseln, die Du die Herrlichkeit Seines Namens von Seinen
Dienern selber geh�rt, und sorgf�ltig aufgezogen warst, Sein Wort weiter
zu verbreiten auf diesen Inseln, auch bestehen w�rdest auf dem rauhen
Pfad des Lebens, wenn keine treue und sichere Hand Dich mehr f�hrte und
leitete auf Seinen Wegen zu wandeln. Alle, alle diese Hoffnungen sind
dahin gestoben, wie Spreu im Winde -- der erste Lufthauch der Lust, der
Verf�hrung, und Jahrelange Arbeit und M�h schwand dahin, als ob es ein
Nichts gewesen w�re, ein todtes Blatt im Herbststurm, das dem Meere der
Vernichtung entgegenweht. Und noch -- jetzt _noch_ ist es Zeit Dich
zur�ckzuhalten, jetzt noch ist Rettung nicht unm�glich, wenn Du die
mahnende Freundesstimme -- die Stimme _Gottes_ h�ren wolltest, die
bittend, flehend zu Dir spricht, durch meinen Mund. Noch ist die elfte
Stunde nicht vor�ber -- noch lacht Dir das Licht der Verhei�ung und es
ist mehr Freude im Himmel �ber einen S�nder, der reuig zur�ckkehrt in
die Arme des Allliebenden, als �ber tausend Gerechte die da eingehn zur
himmlischen Herrlichkeit.�

�Was _kann_ ich thun?� klagte die arme Frau und faltete verzweifelnd die
H�nde auf dem Schoo�e �mein Gatte, mein Kind fordern mein Leben -- ihnen
geh�rt es, ihnen mu� ich bleiben und sagt nicht selbst Gott in seinem
Wort: Du sollst Vater und Mutter verlassen, und dem Manne folgen?�

�Dem Manne, aber nicht dem Feind� rief der Missionair zum ersten Mal
wieder den alten unvers�hnlichen Ha� im Blick -- �nicht dem Feind,
Prudentia, der Dich mit s��en Liedern und rauschenden Kl�ngen lockt. Du
sollst dem Mann, der nun doch einmal Dein Mann geworden, in allem
_Guten_ folgen, aber nicht in S�nde und Finsterni� -- und das nicht
allein, Du sollst, Du _mu�t_ all Deine Kraft, all Deine Macht �ber ihn
anwenden, ihn selber zur�ckzuhalten von dem, was ihm Verderben droht.�

�Was w�rde Vater Osborne sagen� fuhr er wieder mit weicherer leiserer
Stimme fort, �wenn er Dich gestern in ihren Reihen, die Fr�hlichste
unter den Fr�hlichen noch h�tte sehen k�nnen?�

Sadie sch�ttelte traurig mit dem Kopf und seufzte tief auf.

�Wenn er Zeuge gewesen w�re, wie Du ihre T�nze tanztest und in ihren
Armen den Abend verbrachtest, der in Gebet um Deinen Gatten, um Dein
Kind h�tte verflie�en sollen. Prudentia -- _kannst_ Du noch beten?�

�Aus voller inniger Seele zu meinem Gott!� rief aber das arme Weib
jetzt, dem bei den Worten eine Last von der Seele w�lzte -- �der Schein
mag wider mich sein, und der Ausspruch der Menschen; aber Gott der mein
Herz sieht und kennt, wei� mit wie wehm�thigem Gef�hl ich dem Befehl,
dem Wunsch meines Gatten gehorchte, Theil zu nehmen an den Lustbarkeiten
der Fremden. Mir war nicht freudig dabei zu Muthe und nicht froh; ich
passe nicht zwischen sie mit ihren fremden Sitten und Gebr�uchen -- mit
ihren fremden Gedanken von recht und gut -- mir ist nur wohl in meiner
Heimath, bei meinem Kind und h�tt' ich mein freundliches Atiu nicht
verlassen d�rfen, wie froh, wie gl�cklich, wie Gott dankbar h�tte ich
leben wollen.�

�Ich komme jetzt von Atiu� sagte Mr. Rowe leise.

�Von Atiu?� rief Sadie rasch und bewegt die H�nde faltend -- �von -- von
Atiu;� setzte sie langsamer und mit kaum h�rbarer Stimme hinzu -- �von
meinem Atiu -- und haben sie meiner freundlich noch gedacht?�

�Bruder Ezra hat mich begleitet� sagte der Missionair ohne direkt auf
ihre Frage zu erwiedern -- �denn der jetzigen inhaltschweren Verh�ltnisse
wegen ist eine Zusammenkunft von allen solchen M�nnern wenigstens n�thig
geworden, die irgend eine vorragende Stellung auf den verschiedenen
Inseln einnehmen, dort etwa auftauchendem Franz�sischem Einflu� zu
begegnen. Die Mutterkirche in England scheint theilnahmlos unserem
Kampfe zuschauen zu wollen, und wir m�ssen ihr jetzt zeigen �ber welche
Kr�fte wir zu gebieten haben, und ob nur einige wenige, der christlichen
Religion gewonnene H�uptlinge ihren Schutz verlangten, oder ein starkes
zahlreiches _Volk_, das ein _Recht_ hat, ihre H�lfe zu beanspruchen.�

�Mi-to-na-re� fl�sterte die junge Frau, unter Thr�nen l�chelnd leise vor
sich hin -- �Mi-to-na-re.�

�Ja Prudentia -- dort allerdings war eine sch�ne Zeit f�r Dich� sagte
der Geistliche, mit ernster Theilnahme den Faden auffassend, der an ihre
Erinnerung kn�pfte -- �und Gottes Hand lag liebend auf Deiner Heimath,
seinen Segen spendend zu jeder Stunde die mit Gl�ck und heiliger Ruhe
Deine Brust erf�llte. Keine Reue �ber eine einzige verfehlte Stunde --
keine Furcht vor einem einstigen Strafgericht erf�llte da Dein Herz --
der aufkeimenden S�nde wehrten die M�nner, die ihre Lieben daheim, ihr
Vaterland verlassen hatten, Dich und die Deinen einem ewigen Leben einer
einstigen Gl�ckseligkeit zu gewinnen, indem sie die heidnischen Gr�uel
zerst�rten, die diese W�lder und die Herzen ihrer Bewohner f�llten, und
Gottes Vaterhuld spannte seinen blauen Himmelsdom liebend �ber ein
gl�ckliches Land. Da kam der Versucher und Du erlagst.�

�Ehrw�rdiger Vater� bat Sadie.

�F�rchte nicht, mein Kind, da� ich in dieser Stunde gekommen bin Dir
Vorw�rfe zu machen �ber Vergangenes; es ist geschehen -- ich streckte
meine Hand aus Dich zu retten, aber Du stie�est sie zur�ck, und wenn ich
Dich auch, durch die Verh�ltnisse gezwungen, eine Zeitlang Deinem
Schicksal �berlassen mu�te, habe ich Dich doch nicht einen Tag nur aus
den Augen verloren Prudentia, und keineswegs die Hoffnung aufgegeben,
Deine Seele ihrem Erl�ser zu retten -- ja ich f�rchte fast, _wieder zu
gewinnen_.�

�Aber was kann ich -- _darf_ ich thun?� frug Sadie in peinlicher Angst
-- �meinem Gatten geh�rt mein Leben, mein Gl�ck -- selbst unsere
Religion gebietet uns ihm zu gehorchen.�

�Willst Du seinen Leib oder seine Seele retten?� frug der Priester mit
finsterer, fast tonloser Stimme.

�Seinen Leib?� rief Sadie -- der mit Blitzesschnelle der neue Gedanke an
Gefahr des Gatten durch die Seele zuckte -- �seinen Leib? was droht ihm?
-- was soll ich retten -- o sprecht um des Heilands Willen, was ist
geschehen?�

�Th�richtes Kind� sagte aber der fromme Mann kopfsch�ttelnd und seufzend
auf sie nieder schauend -- �th�richtes blindes Kind, das hoffend und
tr�umend, in s�ndhafter Sorglosigkeit in die Welt hineingelebt hat, und
die wetterschwangere Wolke, die droben furchtbar am Himmel droht, nicht
sieht -- oder nicht sehen _will_. Nicht von dem Einzelnen spreche ich,
der leichtsinnig die Rache seines Gottes herausfordert durch verstocktes
Anh�ngen am G�tzendienst, mit dem sich die Frevler hier Bahn gebrochen
haben durch der Waffen Gewalt -- nicht der Einzelne ist es, der den
strafenden Schlag des Allm�chtigen zu f�rchten hat -- �Ich will meine
Pfeile mit Blut trunken machen,� spricht der Herr -- �und mein Schwert
soll Fleisch fressen �ber dem Blut der Erschlagenen, und �ber dem
Gef�ngni� und �ber dem entbl��ten Haupt des Feindes. -- Jauchzet Alle,
die Ihr sein Volk seid, denn er wird das Blut seiner Knechte r�chen und
wird sich an seinen Feinden r�chen und gn�dig sein dem Lande seines
Volks -- Nun will ich mich aufmachen spricht der Herr -- nun will ich
mich erheben, nun will ich hoch kommen, denn die V�lker werden zu Kalk
verbrannt werden, wie man abgehauene Dornen mit Feuer ansteckt -- Und
der Herr ist zornig �ber alle Heiden, und grimmig �ber Alles ihr Herr --
er wird sie verbannen und zum Schlachten �berantworten und ihre
Erschlagenen werden hingeworfen werden da� der Gestank von ihren
Leichnamen aufgehen wird, und die Berge mit ihrem Blut flie�en.�

�Allerbarmer!� rief Sadie und barg zusammenschaudernd ihr Antlitz in den
H�nden, dem furchtbaren Bilde zu entgehen, das der finstere Mann vor ihr
heraufbeschworen.

�Allerbarmer ja!� sagte der Priester in langsamem und tiefem Ton -- �ja,
bis zum letzten Faden seiner Gnade und Barmherzigkeit -- dann aber auch
der R�cher und furchtbare Richter, mit dem Schwert seines gewaltigen
Zornes und dem Eisen seiner Allm�chtigkeit. Sein Arm ist furchtbar und
die Welt zittert wenn er den Finger hebt.�

�Aber Gott _kann_ nicht den Untergang _Aller_ wollen� bat Sadie -- �er
sieht die Herzen und wei� die Schuldigen von den Schuldlosen zu trennen
-- o w�re Vater Osborne hier, da� er seinem armen Kinde Trost spendete
und Rath in der entsetzlichen Noth.�

�Nur im Gebet liegt Beides� erwiederte streng und ernst wie je, der
Geistliche -- �bete Tochter, verlorenes Lamm der Heerde -- bete. Bete zu
dem Allm�chtigen da� er Deiner Stimme Kraft verleiht, zu dem Ohr des
Gatten zu dringen, da� er Deinem Herzen die St�rke giebt, auszuhalten in
dem schweren Werk und Seinem Pfad zu folgen, trotz allen Irrg�ngen des
Versuchers. Noch ist der B�se m�chtig in Dir, aber der Herr wird Dich
beugen und niederwerfen in den Staub, wenn Du Dich am sichersten
glaubtest vor Seinem Arm -- so bete, bete da� Er die Fasern Deines
Herzens zum Lichte wende und Seine Hand �ber Dich halte, Dich zu
schirmen und sch�tzen in dem nahen Kampf.�

Und wie von dem Geist ber�hrt von dem er sprach, warf er sich pl�tzlich
neben der Trauernden, die mechanisch seinem Beispiel folgte, auf die
Knie nieder, und die Augen schlie�end und die fast krampfhaft
zusammengefalteten H�nde zum Himmel aufhebend rief er mit lauter
wehdurchschauerter und das Herz des Weibes wie mit scharfer Waffe
treffender Stimme in dem Psalm Assaphs:

�Herr es sind Heiden in Dein Erbe gefallen -- die haben Deinen heiligen
Tempel verunreinigt und aus Jerusalem Steinhaufen gemacht.

�Wir sind unseren Nachbarn eine Schmach geworden, ein Spott und Hohn
denen, die um uns sind.

�Herr wie lange willst Du so gar z�rnen, und Deinen Eifer wie Feuer
brennen lassen?

�Sch�tte Deinen Grimm aus auf die Heiden, die Dich nicht kennen, und auf
die K�nigreiche, die Deinen Namen nicht anrufen.

�Denn sie haben Jacob aufgefressen und seine H�user verw�stet.

�Gedenke nicht unserer vorigen Missethat, erbarme Dich unserer bald,
denn wir sind fast d�nne geworden;

�Hilf uns Gott, unser Helfer, um Deines Namens Ehre willen; errette uns
und vergieb uns unsere S�nde um Deines Namens willen.

�Warum l�ssest Du die Heiden sagen �Wo ist nun ihr Gott?

�La� unter den Heiden vor unseren Augen kund werden die Rache des Blutes
Deiner Knechte, das vergossen ist.

�La� vor Dich kommen das Seufzen der Gefangenen; nach Deinem gro�en Arm
behalte die Kinder des Todes,

�Und vergilt unsern Nachbarn siebenf�ltig in ihren Busen ihre Schmach,
damit sie Dich, Herr, geschm�het haben.

�Wir aber, Dein Volk und Schaafe Deiner Weide, danken Dir ewiglich und
verk�ndigen Deinen Ruhm f�r und f�r!�

Langsam erhob sich der Priester nach dem Gebet der Rache an den
_Allerbarmer_ und stand noch viele Minuten lang, mit fest auf der Brust
gefaltenen H�nden neben der knieenden Frau; aber Sadie regte sich nicht
-- das Antlitz in den H�nden �ber den Stuhl hingebeugt, lag sie in
hei�em br�nstigen Gebet und nur das heftige Wogen ihrer Gestalt, der
hei�e rasche Athem der sich ihrer Brust entrang, verrieth das Leben, das
Leiden der Armen.

Der ehrw�rdige Mr. Rowe schaute mit ernstem fast wehm�thigem Blick auf
die Betende nieder und legte dann seine beiden H�nde leise und wie
segnend auf ihr Haupt. Sadie f�hlte die Ber�hrung und zuckte unter ihr
zusammen, aber sie blieb regungslos in ihrer Stellung.

�Prudentia� sagte Bruder Rowe leise -- �Prudentia!� -- aber keine
Antwort wurde ihm, und nur fester schien die Weinende das Antlitz in
ihren H�nden begraben zu wollen. �So sei Gott mit Dir!� sagte der fromme
Mann, seinen Hut ergreifend, den er daneben auf den Tisch gestellt --
�so sende er Dir sein Licht und seine Gnade -- er lasse sein Angesicht
leuchten �ber Dir und gebe Dir seinen Frieden!�

Sich dann wendend, verlie� er mit leisen Schritten das Haus, ging
langsam durch den Garten, an dessen Th�re ein Insulaner halb auf der
Lauer, halb auf ihn wartend, gestanden hatte und folgte der Broomroad,
die nach Papetee hinunter f�hrte.

Seine etwas lange und hagere Gestalt war aber noch nicht ganz hinter
den, diesen Theil der Hecke bildenden Papayen verschwunden, als aus der
ziemlich dichten Orangenlaube die nahe zum Hause stand, eine kleine
wohlbeleibte Figur, ganz das Gegentheil des mageren Geistlichen,
vortauchte, und dessen Entfernung mit augenf�lliger Aufmerksamkeit und
fast wie mi�trauisch beobachtete. Der hier jedenfalls versteckt Gewesene
schien sich auch gar nicht damit zu beruhigen da� der also Bewachte
seinen Weg die Stra�e entlang bis au�er Sicht fortsetzte, sondern er
verlie� ebenfalls den Garten und folgte dem Andern zuerst eine kurze
Strecke auf dem Weg, und dann, als er eine kleine Anh�he erreichte, von
der er einen ziemlichen Ueberblick gewann, noch eine ganze Zeitlang mit
den Augen, bis er wirklich in weiter Ferne hinter einer Biegung der
Stra�e verschwunden war. Erst dann schien er sich vollkommen sicher zu
f�hlen und eilte jetzt mit raschen Schritten und Freude strahlenden
Augen zum Haus zur�ck, dessen Th�re noch, wie sie der Geistliche
verlassen, halb ge�ffnet stand. An der Schwelle aber blieb er wie scheu
und unschl�ssig stehen -- er hob den Arm und lie� ihn wieder sinken --
er setzte den Fu� vor, und zog ihn fast �ngstlich wieder zur�ck; endlich
aber fa�te er sich ein Herz -- die Sonne stieg mit jedem Augenblick
h�her und er _durfte_ die kostbare Zeit nicht l�nger vers�umen, und die
Hand der Th�re n�hernd klopfte er, mit einem jedenfalls gewaltsam
gesammelten Entschlu� laut und herzhaft an.

Keine Antwort; -- drinn im Zimmer r�hrte und regte sich Nichts und der
Klopfer blieb kopfsch�ttelnd und unschl�ssig in seiner lauschenden
Stellung an der Th�r. Endlich, und nach augenscheinlicher Ueberwindung
klopfte er zum zweiten Mal, und zwar etwas st�rker als vorher, und als
auch diesmal seine Anmeldung so unbeantwortet blieb als vorher, gewann
die Ungeduld bei ihm so weit die Oberhand, da� er, vielleicht auch halb
mit der Ueberzeugung es sei Niemand mehr im Haus, den Kn�chel seines
dritten Fingers laut und heftig an die Th�r anpochte, in demselben
Augenblick aber auch mit einem kaum unterdr�ckten Schrei zur�cksprang,
als das leise aber doch so deutliche und ihm so wohlbekannte �~hare
mai~� einer weiblichen Stimme an sein Ohr schlug. Sein erstes Gef�hl
schien auch wirklich unbedingte Flucht, aber die T�ne hatten zugleich
alte und oh so liebe Erinnerungen in ihm geweckt, und fast instinktartig
und jedenfalls unbewu�t nach seinen F��en hinunterf�hlend, ob er die
Schuhe auch, wie es sich geh�re, daran habe, und nicht etwa wieder
barfu� als roher Wilder zwischen den cultivirten Menschen herumlaufe in
der Welt, schob er die Th�re langsam auf und trat hinein.

Sadie hatte sich eben, als sie das Klopfen geh�rt, vom Boden erhoben und
stand der Th�re zugedreht, kaum aber auch die kleine, so lang
befreundete Gestalt des Eintretenden erblickt als sie mit dem Freudenruf
�Mitonare -- mein guter, lieber Mitonare,� auf ihn zusprang und seine,
nach ihr ausgestreckte Hand ergriff.

�Pu-de-ni-a!� stammelte der kleine Mann, und ri� die Augen weiter und
weiter auf, den mehr und mehr f�llenden und vorquillenden Thr�nen, die
er nicht zur�ckpressen konnte in ihr Bett, einen Blick abzugewinnen auf
das Wesen, das ihm das Liebste gewesen war auf der Welt, fast seit dem
Tag an, wo er es zuerst auf seinem Arm gewiegt und mit allen
Schmeichelnamen genannt hatte die er wu�te -- �Pu-de-ni-a -- es -- es
freut mich recht -- recht sehr -- Sie -- Sie -- Dich --� Er kam nicht
weiter -- die gro�en hellen Thr�nen rollten ihm die Backen hinunter und
die nicht widerstrebende Frau an sich ziehend, rieb er -- den h�chsten
Ausdruck innigster, herzlichster Z�rtlichkeit den er kannte, seine Nase
an der ihrigen, zog sie dann fester an sich, streichelte ihr mit beiden
H�nden die Schl�fe, drehte ihr K�pfchen zu sich hin, ihr in die Augen zu
sehen und nannte sie dabei mit allen alten Schmeichelnamen die er kannte
und ihr, o wie viel tausend Mal schon, in fr�heren Jahren liebkosend
gegeben hatte; Sadie aber barg ihr K�pfchen an seiner Brust und ihre
Thr�nen str�mten ungehindert an dem Herzen des treuen ehrlichen
Freundes.

Bruder Ezra war auch wirklich der Erste der sich wieder sammelte, und
das geliebte Kind auf Armes L�nge leise von sich schiebend, da� er eben
die bleichen, thr�nenfeuchten Z�ge erkennen und �berblicken konnte,
sagte er fl�sternd und mit recht weicher, wehm�thiger Stimme, doch nicht
in seinem gebrochenen Englisch, sondern der ihm gel�ufigen
Muttersprache:

�Aber was ist das? -- ist Pudenia -- meine kleine, liebe Pu-de-ni-a
nicht mehr das fr�hliche leichtherzige Kind von A-ti-u? -- sind die
klaren Augen schon so tr�b geworden in der kurzen Zeit, und die Wangen
so fahl? und ist der b�se b�se Wi-Wi etwa gar schlecht gewesen mit
meinem Lieb, meinem s��en herztr�stenden Lieb?�

Unter ihren Thr�nen vor l�chelte Sadie und seine Hand fassend und
streichelnd sch�ttelte sie leise mit dem Kopf und sagte, mit wieder fast
dem vollen Strahl vorigen Gl�cks in den sch�nen Z�gen:

�Nein Mi-to-na-re -- nein er ist gut und lieb wie je und mein Herz ist
sein bis zum Tod, und weit, weit dar�ber hinaus -- zanke mir nicht den
Wi-Wi --�

�Dann hat Dir der �schwarze Mann� wieder das Herz schwer gemacht mit
seinen Worten, die Einem wie Messer einschneiden in die Brust und nur
immer brennen und schmerzen� sagte Bruder Ezra, und der scheue aber
z�rnende Blick den er aus dem Fenster die Stra�e entlang warf, verrieth
nur zu deutlich wen er damit gemeint. �Wenn ich eine Zeitlang mit ihm
zusammen bin, und ihn beten und predigen h�re, dann komme ich mir immer
vor wie der entsetzlichste furchtbarste S�nder, der noch ein besonderes
Feuer in der H�lle haben m��te, seine S�nden vollst�ndig abzub��en --
und wenn ich sonst mit Vater Osborne sprach, war mir's dagegen, als ob
mir der eine Last von der Brust gew�lzt und mir Balsam in die frischen
Wunden gegossen h�tte. Es ist doch eine ganz erschreckliche Geschichte,
wenn man so gar nicht gewi� erfahren kann ob man ein nichtsw�rdiger
S�nder oder ein guter Christ ist, und ich bin bei mir noch nicht im
Stande gewesen dahinter zu kommen.�

�Aber wie siehst Du aus, Mitonare� -- rief Sadie, indem sie l�chelnd
einen Schritt zur�cktrat, seine Gestalt und Kleidung, die sich
allerdings seit sie ihn nicht gesehen um ein Wesentliches ver�ndert
hatte, besser �berschauen zu k�nnen -- �segne mich, wie Du Dich
gekleidet hast, und wie stattlich Du einher gehst jetzt, und wie
ehrw�rdig.�

Bruder Ezra sch�ttelte mit dem Kopf, und sich selber, mit einem
keineswegs sehr selbstgef�lligen Blick von oben bis unten betrachtend,
sagte er leise und traurig:

�Es ist Nichts, Pudenia -- gar Nichts; die Hosen machen einen Menschen
h�chstens unbequem aber noch nicht zum Christen, und die steifen Dinger
hier unter den Ohren -- der Wei�e hatte gestern recht der mir sagte wenn
ich mich einmal rasch und pl�tzlich b�ckte, schnitt ich mir die Ohren
ab, wie mit dem Rasirmesser.�

�Die Kleider machen allerdings den Christen nicht, Mi-to-na-re� l�chelte
Sadie, �aber das treue Herz in der Brust hat Dich dem reinen sch�nen
Glauben gewonnen und Dein Herz erf�llt mit Seinem Ehr und Preis.�

Der kleine Mitonare seufzte recht aus schwerem Herzen tief auf, und es
war augenscheinlich da� ihn dort etwas dr�ckte, mit dem er sich scheute
an Tageslicht zu kommen. Sadie f�hlte das mehr als sie es sah, denn des
Mitonare ver�nderte Kleidung hatte ihre Aufmerksamkeit bis jetzt in der
That zu sehr in Anspruch genommen. Erst jetzt bemerkte sie auch
eigentlich, ihm voll in's Angesicht schauend, da� nicht Alles so mit dem
kleinen, sonst so freundlichen Manne stehe als es wohl solle, und irgend
etwas vorgefallen sein m�sse, das ihn dr�cke und qu�le, und nicht zu
Ruhe kommen lasse. Mit seinen Schw�chen und Eigenschaften aber auch
wieder bekannt, l�chelte sie, denn nicht unwahrscheinlich kam ihr der
Gedanke, die neue au�ergew�hnliche und unbequeme Kleidung die ihm der
Missionair jedenfalls wenn nicht aufgen�thigt doch angerathen (bei Mr.
Rowe so gut wie ein Befehl) dr�cke ihn und nehme ihm das Freie, das
Zutrauliche seiner Bewegungen.

Mi-to-na-re sah aber auch wirklich verzweifelt aus, denn nicht allein
da� er die Weste fest und eng zugekn�pft trug �ber dem seit einiger Zeit
wieder gediehenen Bauch, und die Kn�pfe derselben in wirklich
gef�hrlicher Spannung hielt, nicht allein da� ihm das wei�e dicke Tuch
dreimal in dichten Falten um den Hals lag und dem Kopf das Ansehen gab,
als ob er mit dem steif und starr gest�rkten Hemdkragen oben eben nur
hinausgeschn�rt sei; nicht allein da� seine F��e wie fr�her in den
breiten unbequemen Schuhen standen, und er bei jedem Schritt auftrat,
als ob er den Fu� irgendwo eingeklemmt h�tte, und ihn wieder
herauszuziehen w�nsche, so war ihm auch jetzt das, sonst doch wenigstens
bequeme und luftige Lendentuch genommen, und die kleinen dicken Beine
staken in so engen, strammen Hosen, da� es ein Wunder schien wie er
�berhaupt hineingekommen und den kleinen sch�chternen Mann veranla�t
hatte einen kurzen Pareu, _trotz_ den Einreden des Geistlichen, noch
_�ber_ diesem neuen und jedenfalls unpassenden Kleidungsst�ck zu tragen,
das nun einmal durchaus n�thig sein sollte auch den letzten heidnischen
Anstrich von ihm zu entfernen. Und selbst das war nicht genug gewesen,
denn sogar der hohe trostlose Europ�ische Hut durfte nicht fehlen ihn
elend zu machen, und so oft war er schon damit in jedem Guiavenbusch,
jeder Banane, in der Th�r jeder H�tte, in den Zweigen jedes Baumes
h�ngen geblieben, da� er jetzt unter keiner Palme mehr hinging ohne den
schmalen Rand seines Peinigers zu fassen und sich zu b�cken.

Solcher Art, und noch mit dem Zusatz eines dicken und schweren
Gebetbuchs, das er in die linke und enge Fracktasche hineingezw�ngt
trug, w�hrend es ihm in dem schmalen Zipfel fortw�hrend in die
Kniekehlen schlug, war Mitonare aufgeputzt, und es l��t sich denken da�
er sich, selbst unter den g�nstigsten Verh�ltnissen, an das freie Leben
seiner Inseln gew�hnt, nicht h�tte leicht und behaglich f�hlen k�nnen.
Aber dem armen kleinen Mann dr�ckten auch noch andere Sorgen.

�Die sch�ne Zeit ist vorbei� sagte er traurig, �wo nur die Sterne die
Augen Gottes waren, und ich hineinschauen konnte, durch die funkelnden
Lichter bis tief in sein herrliches Reich. Mitonare ist ungl�cklich,
sein Glaube ist wankend geworden, und nun hat er den Weg verloren und
wei� nicht ob er gerade durch �ber die Berge und durch die Th�ler weg
steigen und klettern, oder ein Canoe nehmen, und im seichten
Binnenwasser der Riffe langsam hinsteuern soll.�

�Armer Mitonare� l�chelte Sadie, die noch immer nicht den ernsten Sinn
seiner Worte begriff -- �aber wer hat Dich nur so herausgeputzt in der
fremden Tracht, die Dir nicht pa�t und zusagt?�

�Wer?� murmelte Bruder Ezra finster vor sich hin -- �wer? -- er hat noch
andere Sachen gethan. Wir sind arge S�nder und m�ssen jetzt entsetzlich
viel beten und Bibelstellen auswendig lernen, oder wir gehen Alle
rettungslos zu Grund -- Mitonare kennt das halbe dicke Buch, und die
andere H�lfte hat er auch gekannt aber wieder vergessen; nun mu� er noch
einmal von vorn anfangen und -- und sein Vater und Gro�vater bleibt doch
in der -- da unten -- tief da unten.�

Der kleine, sonst so freundliche Mann sch�ttelte finster mit dem Kopf
und Sadie, seine Hand ergreifend sagte mit leiser unendlich r�hrender
Stimme:

�Es wird schon noch Alles gut gehen, Mi-to-na-re -- und Gott ist ja der
Allerbarmer, ohne dessen Willen kein Sperling vom Dache, kein Haar von
Deinem Haupte f�llt -- so erz�hle mir von Atiu -- von meinem Atiu -- was
sie dort treiben und thun und -- ob sie meiner noch manchmal freundlich
da gedenken. Ach kein Tag vergeht, wo ich die Wolken nicht neide die da
hin�berziehn, und mit meinen Gedanken, meinen W�nschen ihnen doch noch
so weit, so weit voraus bin.�

�Atiu� wiederholte der kleine Mann, langsam und freundlich mit dem Kopfe
nickend -- �mit dem stillen luftigen Haus und der kleinen lieben Kirche
-- wo die ~nahuitarava ia mere~[A] Abends gerad �ber unserem Dache stehn
und ihr mildes Licht auf uns heruntergie�en; wo -- aber es ist auch
manches anders geworden auf Atiu� setzte er sinnend, und fast wie mit
sich selber redend, hinzu -- �die Leute werden zu klug und zu reich, und
dann ist's mit dem Frieden vorbei und dem Gl�ck. -- Wie sch�n war Atiu
als es nur seine Palmen hatte und seine Pandangedeckten H�tten.�

    [A] ~Nahuitarava ia mere~, das Gestirn des Orion.

�Wie sch�n war Atiu� wiederholte seufzend die junge Frau.

�Und vielen Besuch haben wir dr�ben gehabt� setzte der kleine Mitonare
mit noch fast ernsterer Stimme hinzu -- �lauter Leute die es gut mit uns
meinten, wie sie sagten, und die gekommen waren unsere Seelen zu retten,
und die uns entsetzlich viel versprachen wenn wir nur gerade da
hineinspringen wollten, wo die Anderen sagten da� es lichterloh mit Pech
und Schwefel brenne.�

�Waren Missionaire von Frankreich auf Atiu?� frug Sadie rasch und fast
erschreckt.

�Ich wei� nicht wo sie herkamen,� sagte der kleine Mann traurig, �aber
Wi-Wis waren darunter und Andere auch -- und -- sie haben uns wenigstens
das Herz schwer gemacht, mit ihren Versprechungen und drohenden Reden.�

�Und wei� Mr. Rowe da� die Fremden da gewesen?�

Mitonare l�chelte fast wieder wie in alter Zeit und sagte schmunzelnd:

�Ob er es wei�; und Mord und Blut hat er vom Himmel heruntergebeten f�r
die -- die G�tzendiener -- und der Himmel blieb blau� setzte er
unheimlich lachend hinzu -- �und dann kamen die anderen M�nner und
sprachen vom lieben Gott, den sie ganz genau kennen wollten und der ihr
bester Freund sein sollte, und riefen auch wieder einen Feuerregen von
Pech und Schwefel nieder auf die H�upter ihrer Gegner -- und der Himmel
blieb _blau_!�

So scharf und grell stie� er dabei das letzte Wort aus, da� die kleine
Sadie, die bis jetzt ruhig und unbeachtet am Boden gespielt, erschreckt
in die H�he fuhr und einen leisen Schrei ausstie�. Bruder Ezra drehte
sich rasch danach um und das Kind kaum am Boden erblickend, warf er, mit
Mi�achtung jedes Unfalls, den Hut von sich auf die Erde, fiel neben dem
noch immer furchtsam zu ihm emporschauenden Kinde auf die Knie nieder
und rief mit, vor innerer R�hrung fast erstickter aber auch jubelnder,
jauchzender Stimme:

�~Iti iti Pudenia, iti iti aiu, potii.~�[B]

    [B] Kleine kleine Pudenia, kleines, kleines Herzchen, mein kleines
        M�dchen.

Und die Kleine, die ihn erst staunend betrachtet hatte, streckte die
H�ndchen nach ihm aus und lachte ihm entgegen, und der gute kleine
Mitonare griff sie auf, nahm sie auf den Arm und sprang jauchzend mit
ihr im Zimmer umher, bis ihn das hinten wie w�thend �ber solches
Betragen schlenkernde Buch zum Einhalten zwang, so sehr sie sich Beide
dar�ber freuten. Jetzt hatte er aber auch, mit dem Kind, Alles
vergessen, was ihn bis dahin gedr�ckt oder weh gethan, und das M�dchen
nur herzend, das sich wunderbarer Weise Alles von ihm gefallen lie�, was
er mit ihr vornehmen mochte, als ob es gewu�t h�tte da� ihr von _dem_
Manne sicher nichts Uebeles drohe, plauderte er mit ihr das tollste
wildeste Zeug, nannte sie bei allen Schmeichelnamen und fing endlich
sogar an mit ihr in seinem gebrochenen Englisch, von dem er aber in den
letzten Jahren noch viel mehr vergessen als dazu gelernt hatte, zu
schwatzen und lachen und Geschichten zu erz�hlen aus Bibel und
Heidenzeit, von Meer und Land, wie es ihm durch den Sinn zuckte, dem
lieben l�chelnden Kind gegen�ber. Und Sadie stand daneben, die linke
Hand auf den Tisch gest�tzt und mit der rechten in den Locken des Kindes
spielend und seinen Scheitel streichend, w�hrend die kleine Sadie
jauchzte und lachte �ber den neuen wunderlichen Spielgef�hrten, ihre
Aermchen um seinen Nacken legte und ihn an den steifen Hemdkragen und
Halstuchspitzen zupfte. Und Mitonare lie� sich das Alles ruhig gefallen,
und hatte tausend und tausend Fragen und Liebkosungen f�r das Kind.

�Und wie lange bleibst Du auf Tahiti, Mitonare?� sagte da Sadie -- �hast
Du auch Atiu verlassen, und willst nicht wieder zur�ckkehren nach dem
lieben Land?�

Da wurde der kleine Mann pl�tzlich ernsthaft, setzte das Kind, das ihn
noch gar nicht lassen wollte nieder auf den Boden und sagte, recht
herzhaft mit dem Kopfe sch�ttelnd und einen scheuen Blick nach der Th�r
werfend:

�W�r' es auf mich angekommen, h�tt' ich die Insel nicht verlassen mein
Lebelang, au�er Dich hier, Pudenia, vielleicht einmal wieder aufzusuchen
und -- wenn es anging, zur�ckzuholen zu Deinen alten Lieblingsstellen;
aber es ist jetzt eine schlimme Zeit -- die Leute sind irre geworden an
ihrem Gott und mit _Gewalt_ wollen sie die Liebe bringen, und mit Blut
den Glauben begie�en, da� er wachse und gedeihe.�

�Aber ich verstehe Dich nicht� sagte Sadie.

�Sie haben was vor hier auf Tahiti!� fuhr der Bruder Ezra leise fort,
als ob er sich f�rchte irgend ein Geheimni� zu verrathen, �was es ist,
wei� ich noch nicht, aber die Bibelstellen die Vater Rowe gepredigt
riechen nach Blut. Die Beretanis haben Kriegsschiffe hier, wie ich sehe,
aber die Wi-Wis sind auch nicht m��ig, und vorgestern waren zwei gro�e
Schiffe auf Atiu in Sicht, von denen Raiteo behauptet, da� sie den
~Feranis~ geh�rten und viel Kanonen an Bord h�tten mit Pulver und
schweren Kugeln.�

�Und was k�nnen unbewaffnete Menschen dagegen thun?� frug Sadie
wehm�thig mit dem Kopfe sch�ttelnd.

�Unbewaffnete, _Nichts_� erwiederte Bruder Ezra rasch, �aber Bewaffnete
desto mehr; Bibeln waren _nicht_ in den Kisten, die sie vom Bord
desselben Wallfischf�ngers, der jetzt, wenn mich nicht Alles t�uscht,
hier im Hafen liegt, in Atiu an Bord und zu sicheren Verstecken in die
Berge schafften.�

�Die Missionaire werden nie die Hand reichen zu Gewalt und
Blutvergie�en� rief Sadie.

�Wenn ich 'was nicht sehen mag, dreh' ich den Kopf weg,� sagte der
Mitonare trocken -- �es giebt Leute genug �berall, die, einen Dollar zu
verdienen, leicht ein schlechtes Werk thun, wie viel eher denn nicht ein
gutes -- ihre Landsleute mit Waffen zu versehen, da� sie sich selbst
besch�tzen k�nnen.�

�Du nanntest erst Raiteo, Mitonare?� frug Sadie -- �wie geht es ihm und
was treibt er jetzt -- ist er ein besserer Mensch geworden?� --

�Was er in diesem Augenblicke treibt wei� ich wahrlich nicht�, sagte der
kleine Mann finster, �aber als ich kam stand er drau�en auf Posten, und
ging dann mit dem ehrw�rdigen Bruder Rowe in die Stadt zur�ck; -- ist
nicht das erste Mal da� sie in einem Joche ziehn.�

�Raiteo hier auf Tahiti?� rief Sadie erstaunt.

�Raiteo Mitonare� erwiederte Bruder Ezra trocken.

�Mitonare? -- Raiteo? der seinen Vater verrathen w�rde um ein St�ck
Kattun zu verdienen oder ein St�ck Geld?�

�Raiteo Mitonare� best�tigte aber auf das Bestimmteste der kleine Mann
und setzte, langsam dabei mit dem Kopfe nickend hinzu -- �Menschen sind
einmal b�s, und dann wieder gut -- Raiteo hat seine S�nden eingesehen
und ist frommer Mann geworden -- aber tr�gt noch keine Hosen� f�gte er,
trotz aller Unbequemlichkeit, doch mit einem gewissen Grad von
Eifersucht hinzu; �hat noch sein Lendentuch und seine nackten Beine und
blo�en Kopf -- und nur am Sabbath in der Kirche einen Frack -- kann nicht
gut ohne Frack in die Kirche kommen.�

�Raiteo Mitonare� wiederholte aber wiederum Sadie, die sich noch immer
nicht von ihrem Erstaunen erholen konnte -- �und das auf Atiu -- wo sie
ihn kennen.�

Bruder Ezra verneinte das aber. Auf Atiu eigentlich nicht, der Wahrheit
die Ehre zu geben, denn wenn auch sein frommer christlicher Sinn dort
gerade bei ihm zum Durchbruch gekommen, habe doch auch Manches wieder,
gerade in der Erinnerung der Bewohner der Insel, gegen ihn gesprochen
und Bruder Rowe, der sich von seiner wirklichen Sinnes�nderung
�berzeugt, h�tte ihn eben nur mitgenommen, um ihn vielleicht mit bei
der, in den n�chsten Tagen zu haltenden Versammlung von
�Kirchen�ltesten� zu wissen und dann auf irgend eine der Nachbarinseln,
auf denen er nicht gerade pers�nlich bekannt sei, zu versetzen.

Sadie blickte erstaunt auf den kleinen Mann, denn eine wunderbare
Ver�nderung war jedenfalls in dessen ganzem inneren Wesen vorgegangen.
Er, der noch vor wenigen Jahren jedem Wort von den Lippen der
Missionaire in frommer, furchtsamer Scheu gelauscht, und weit eher an
seiner eigenen Existenz, als an der Wahrheit ihrer S�tze und
Glaubensformeln gezweifelt h�tte, sprach jetzt, selbst von dem
strengsten ihrer Schaar, gleichg�ltig; ja Sadie konnte sich �ber den
Ausdruck in seinen Z�gen und Worten nicht l�nger t�uschen, fast
ironisch, und das bittere L�cheln das um seine Lippen spielte mochte der
_Furcht_ noch den Platz g�nnen, aber strafte die Ehrfurcht L�gen.

Bruder Ezra schaute noch eine Zeit lang gerade vor sich nieder, er
f�hlte da� Sadiens Blick auf ihm haftete -- da� sie die Ver�nderung
entdeckt die in ihm vorgegangen, und scheute sich auch gerade ihr
vielleicht das zu gestehen, was in ihm arbeitete -- was ihm den Schlaf
raubte und den Frieden und ihn manchmal wie eine furchtbare S�nde
dr�ckte und doch auch wieder mit jedem Tage, in seiner n�chsten Umgebung
selbst, die neue Nahrung fand. Als er aber einmal scheu und fl�chtig den
Blick zu ihr aufschlug, und die z�rtliche, liebende Angst sah die aus
diesen treuen Augen leuchtete, da mochte es ihm wohl durch das Herz
zucken, da� sie -- seine Pu-de-ni-a, sein liebes liebes Kind das er
gehegt und gepflegt und wie einen Augapfel gewahrt -- ja das zu ihm bis
jetzt mehr wie zu einem zweiten Vater als einem Freunde aufgesehen,
Schlimmes -- Schlimmeres von ihm denken k�nne als er ertragen mochte, und
in _der_ Furcht die Hand bittend gegen sie ausstreckend sagte er leise:

�Mitonare ist kein b�ser Mensch geworden, Pu-de-ni-a; er liebt seinen
Gott und -- thut auch -- thut Alles was in der Bibel steht aber --
andere M�nner, M�nner die auch sagten da� sie der liebe Gott geschickt
-- sind zu ihm gekommen und haben ihm, wo er in Verzweiflung war, Trost
gebracht -- wo er weinte, seine Thr�nen getrocknet, wo er unschl�ssig
stand, einen neuen Pfad gezeigt und -- wenn er sich auch bis jetzt noch
nicht getraute den neuen Pfad zu wandeln -- hat er doch bis jetzt --�

Er stockte, als ob er sich nicht mehr getraue weiter zu reden, und Sadie
fuhr langsam und traurig seine Hand ergreifend fort:

�Den alten Pfad seiner Religion verlassen und nur die �u�ere Form
beibehalten, seinen Gott damit zu t�uschen.�

�Aita Pudenia, aita� -- rief aber der kleine Mann da rasch und �ngstlich
vielleicht, weil er die Wahrheit wenigstens eines Theils des Vorwurfs
f�hlte -- �nein Kind, nicht meinethalben bin ich wankend geworden im
rechten Pfad, nein die Mitonares selber tragen die Schuld, die einander
anfeinden und schimpfen, und Heiden- und G�tzenanbeter nennen, w�hrend
sie Alle allein behaupten, den rechten und auch alleinigen Glauben zu
haben, dessen Feinde Gott mit seiner Rache heimsuchen und von der Erde
vertilgen m�sse. Was mir aber am Herzen nagte, das Schicksal von altem
Mann Vater -- von der _Mutter_, die noch gar Nichts von einem anderen
Glauben gewu�t, ja ihn kaum nennen geh�rt, und die nun doch rettungslos
sollten verloren sein und verdammt, das that mir weh, und als der andere
Priester kam und mir die Aussicht stellte, ich k�nne durch flei�iges
Beten und frommen Wandel ihre Seligkeit auch gewinnen, von dem
allbarmherzigen Gott, und als Bruder Aue dagegen donnerte mit allen
Waffen der heiligen Schrift, da zuckte und zog es mir im Herz, und b�se
Gedanken stiegen auf in mir, und lie�en mich nicht rasten und ruhn, und
jetzt wei� ich nicht -- hat der Eine recht und sind sie unrettbar
verdammt zu ewigem Feuer, oder der Andere und ich begehe eine
entsetzliche S�nde, wenn ich mein Leben dann nicht ihrer Rettung weihe
wo ich die Mittel dazu vielleicht in H�nden habe. Armer Mitonare� setzte
er dann traurig hinzu -- �ist recht b�s daran, soll anderen Kanakas den
Glauben bringen und wei� selber nicht -- Und wenn der alte Mann nun doch
am Ende recht h�tte.�

�Was f�r ein alter Mann, Mitonare?� frug Sadie erstaunt. Bruder Ezra
aber hob rasch und erschreckt den Finger an die Lippen und sich scheu
umsehend, sagte er langsam und vorsichtig:

�Pst -- Pudenia, pst, das war ein wunderbarer, furchtbarer alter Mann
und er kam und ging in einem Sturm.�

�Und was that er bei Euch auf Atiu?�

�Wie er sagte kam er von den Inseln zu Leew�rts, Handel zu treiben und
Cocos�l und Perlmutterschaalen einzukaufen in seinen kleinen Cutter,
aber er sprach furchtbare Sachen und mich schauderts wenn ich daran
denke -- wenn ich dar�ber nachsinne.�

�Aber was sprach er so Entsetzliches?� dr�ngte die Frau.

�Pu-de-ni-a,� sagte da Mitonare, der Frage jetzt noch ausweichend, oder
sie durch eine andere beantwortend -- �hast Du schon einmal an einem
Abgrund -- am �u�ersten Rand einer schwindelnden H�he gestanden, und ist
Dir da nicht das Gef�hl gekommen, als ob Du hinunterspringen m�chtest in
die Tiefe, da� Du den Platz nur schnell verlassen mu�test in Furcht und
Grauen?�

Sadie nickte, noch in der Erinnerung schaudernd.

�Siehst Du, _so_ war es mir, wenn ich den Worten des alten wei�en Mannes
lauschte,� fl�sterte der kleine Indianer und nickte still vor sich hin.
�Er trug einen langen wei�en spitzen Bart, und die kleinen blitzenden
Augen lagen wie zwei gl�hende Kohlen unter den buschigen Brauen -- Sein
ganzes Gesicht hing dabei in dichten Falten, die kein Alter mehr
erkennen lie�en auf der Haut, und er mu�te _sehr_ alt sein, denn er
hatte die Welt gesehn von dem Theil wo das Wasser zu Stein wird in
grimmiger K�lte, bis zu wo die Sonne Abends in ihr Lager sinkt, und er
sprach von Gott und den Sternen als ob er da oben zu Hause geh�re und
zwischen den Sternen gewandelt h�tte wie in einem Garten.�

�Aber er glaubte an Gott?� frug Sadie leise und scheu.

�Er hatte denselben Namen daf�r wie wir -- Jehovah,� sagte der kleine
Mitonare, �aber er verleugnete� -- setzte er leise, fast fl�sternd hinzu
-- �er verleugnete den Heiland.�

�G�tiger Gott!�

�Er leugnete Jesus Christus� best�tigte da Mitonare �und mir lief's wie
Fieberfrost durch die Adern, als ich mit ihm allein in dem stillen Haus
sa� und der Weststurm um das Dach heulte, da� die flackernden Oelflammen
hoch aufschlugen in rother Gluth, und der magere alte b�rtige Mann mir
von dem Heiland erz�hlte der nur ein Mensch gewesen sei wie wir Alle --
aber ein guter Mensch, und von seinen Neidern und den reichen Leuten,
die f�rchteten da� er durch seine Reden das Volk gegen sie aufwiegeln
w�rde, an das Kreuz geschlagen wurde, da elendiglich umzukommen.�

�Er verleugnete Gottes Sohn,� sagte Sadie schaudernd.

�Ja, und er trieb Spott �ber Alles, was selbst die Wi-Wis f�r heilig
halten� nickte der Kleine �und doch, doch lauschte ich ihm gern, denn
sein Gott war ein Gott der Liebe und der Gnade, und alle Menschen waren
seine Kinder, _alle, alle_ nahm er auf zu sich, Kanakas und Wei�e,
Beretanis und Feranis, wenn sie gut und redlich lebten und seinem Worte
folgten; und mein Vater und meine Mutter -- ach Pudenia es war wohl
recht s�ndhaft da� ich seinen Worten so gerne horchte -- aber mein Vater
und meine Mutter waren auch eingegangen zu seiner Herrlichkeit, wenn sie
nicht sonst recht schlechte und b�se Menschen gewesen. Seit der Zeit nun
sind meine Gedanken nicht mehr mein eigen� fuhr der kleine Mann
tr�bselig fort; �seit der Zeit h�rm' ich mich und gr�m' ich mich und
mache mir Sorge und Kummer, und Nachts kommt der B�se und lockt mich mit
seinen Schmeichelt�nen, und am Tag seh ich, wo ich auch bin, den Alten
neben mir, wie er sich den Bart streicht und mit den scharfen
abgesto�enen Worten mir doch Trost und Hoffnung in die Seele gie�t. Seit
dem Tag ist der kleine Mitonare ein anderer verzweifelter Mensch
geworden, der mit dem dicken Gebetbuch in der Tasche heruml�uft, und
nicht den Muth hat hineinzusehen, dem das Blut in den Adern gerinnt wenn
er an den zornigen Gott denkt, wie ihn die wei�en Mitonares lehren, und
der demselben Gott doch immer wieder, und trotz allen Schilderungen zu
F��en fallen, und ihn Vater, Jehovah nennen m�chte, wie ein Kind seinen
eigenen Vater ruft, den es nicht f�rchtet, aber von Herzen, recht von
Herzen liebt.�

�Du armer, armer Mitonare� sagte da Sadie mit ihrer weichen Stimme,
mitleidig des alten kleinen Mannes Hand ergreifend, und sie leise
streichelnd; �bete Du armes gepr�ftes Herz, bete recht aus tiefster
Seele zu Deinem Heiland da� er Dich f�hren und sch�tzen m�ge auf Deiner
Bahn, und den rechten Pfad durch Nacht zum Licht -- bete da� er Dir die
Wahrheit zeige zu Seinem Preis, und Dich eingehn l��t zu Seiner
Herrlichkeit. Aber verzage nicht, f�rchte Dich nicht, denn gerade in der
tiefsten Noth ist er Dir ja auch am n�chsten und h�rt die Stimme Seines
Kindes die zu ihm ruft, und die Hand ausstreckt nach ihm, um Schutz und
H�lfe.�

�Was ist _das_?� sagte da pl�tzlich der Mitonare, dessen Blick in tiefem
schmerzlichem Sinnen hinausschweifte �ber die See, und der jetzt das
Boot eines Kriegsschiffes, von acht Matrosen gerudert, um die n�chste
Landspitze kommen und gerade auf das Haus zu halten sah. Hinten am Heck
wehte die franz�sische Flagge.

�Ein Boot der Feranis� sagte Sadie ruhig, �das wahrscheinlich nach
Papara hinunter will und sich dicht an der K�ste, des ruhigen Wassers
wegen h�lt -- sie kommen oft hier vor�ber.�

�Dann h�tten sie die Korallenspitze vermeiden m�ssen, die jetzt zwischen
ihnen und dem Fahrwasser der Binnenriffe liegt� sagte der Mitonare, der
mit einem Blick den Charakter der Bai �berschaut hatte, und jetzt
aufmerksamer als vorher hin�berblickte. �Sie k�nnen nur hierherwollen,
wie auch ihr Bug zeigt, oder sie m��ten die ganze Strecke wieder zur�ck.
Hinten neben dem steuernden Mann sitzen zwei Officiere der Wi-Wis und
neben ihnen --�

�Heiliger Gott -- neben ihnen _liegt_ Jemand auf der Bank� rief aber
auch in diesem Augenblick Sadie in Todesangst, der die b�se Ahnung, die
ihr den ganzen Morgen die Brust erf�llt, mit m�chtiger Kraft zur�ck zum
Herzen dr�ngte -- �Ren�!�

�Ren�?� rief Bruder Ezra erschreckt -- �was hat der tollk�pfige Wi-Wi
wieder angestellt, da� ihn die eigenen Landsleute gefangen haben
sollten? -- aber das Boot dreht doch vielleicht ab von hier --�

Sadie antwortete ihm nicht -- in sprachloser Angst und Erwartung hing
ihr Blick an dem rasch n�her kommenden Fahrzeug, das von den elastischen
Rudern getrieben rauschend durch die Wellen sch�umte -- schon glaubte
sie die Z�ge des Officiers zu erkennen, der hinten lehnte und auch sie
war jetzt von den im Boote Befindlichen erkannt worden. Die auf dem Sitz
liegende Gestalt richtete sich halb empor und winkte her�ber, und mit
lautem Aufschrei flog sie hinaus an den Strand, flog, ihre Europ�ischen
Kleider vergessend, hinein in die klare Fluth dem Boot entgegen, denn
darin lag, bleich und blutend, wenn er auch freundlich jetzt
her�berwinkte -- ihr Gatte -- lag Ren�.

Im n�chsten Moment scho� das Boot heran, die Matrosen der Backbordseite
warfen ihre Riemen mit einem Schlag empor und Bertrands Hand streckte
sich dem armen Weib entgegen, dessen stierer und entsetzter Blick nur an
dem bleichen Antlitz des Verwundeten hing. In demselben Moment fast
ber�hrte das Boot den Strand, und ein Theil der Matrosen sprang �ber
Bord ihn an Land zu tragen.

�Aber Sadie� fl�sterte Ren� halb vorwurfsvoll, halb verlegen der jungen
Frau die Hand hin�berreichend -- �was machst Du f�r tolle Streiche,
wildes M�dchen?�

�Du bist verwundet� war Alles was die Frau in fast athemloser Angst �ber
die Lippen bringen konnte.

�Unsinn� lachte aber dieser, �eben nur die Haut geritzt, und _hergehn_
h�tt' ich k�nnen, h�tte nicht Bertrand hier in �bergro�er Besorgni�
darauf bestanden mich her zu _fahren_.�

�Die Wunde ist unbedeutend, Madame� best�tigte aber auch jetzt der junge
Officier, der an Land gesprungen war und eine fast unwillk�rliche
Bewegung machte die junge Frau hinauf und zum Haus zur�ckzuf�hren, wohin
jetzt vier kr�ftige Matrosen auf einer der Boot Doften den Verwundeten
trugen. Sadie aber lie� des Gatten Hand nicht los und w�hrend sie sich
�ngstlich an ihn schmiegte, fuhr der junge Officier fort: �Ich f�rchtete
nur eine m�gliche Entz�ndung, wenn er den langen Weg in der Sonnenhitze
h�tte zu Fu� zur�cklegen sollen; wenige Tage werden ihn wieder
hergestellt haben.�

�Aber was ist geschehn, um des Heilands Willen� bat Sadie.

Bertrand bi� sich auf die Lippen und Ren� sagte finster:

�Nichts von Bedeutung Kind; ein doppelter Aderla� einer neckischen
G�ttin zum Opfer gebracht -- das Fleisch heilt bald -- aber -- wer ist
das da dr�ben? -- Mi-to-na-re? -- bei Allem was da lebt -- in Hosen
und Str�mpfen -- Mitonare� und dem kleinen, auf ihn zueilenden Mann die
Hand entgegenreichend sch�ttelte er sie fest und herzlich und -- wandte
den Kopf zur Seite, denn gerade in diesem Augenblick traf ihn die
Erinnerung an Atiu wie ein Stich in's Leben, und trieb ihm das Wasser
hinauf in die Augen, das er den Seeleuten bergen wollte.

�B�ser Wi-Wi!� rief aber auch jetzt der kleine Missionair wieder in
seinem tollsten Englischen Kauderwelsch, das er mit dem Europ�er glaubte
sprechen zu m�ssen, �~aita maitai~ -- macht ~ole manni~ viel Sorge --
leichtsinniger Kopf der in dicken Bambus f�hrt und durchwill -- l��t
kleine Pu-de-ni-a zu Haus und kommt nachher angefahren, blutig und bla�
und jagt ihr den Todesschreck in die Glieder, da� sie auch krank wird
und stirbt.�

�Pu-de-ni-a!� sagte leise Ren� und dr�ckte die Hand des treuen Weibes,
die in der seinen ruhte, �und Du lieber wackerer Freund,� wandte er sich
dann pl�tzlich im reinsten Tahitisch zu dem, dar�ber aufs Aeu�erste
erstaunten Mitonare �wo kommst Du her, was treibst Du, wie geht es Dir?
-- und willst Du bei uns bleiben jetzt auf Tahiti?�

Ehe aber der Mitonare die rasch hintereinander an ihn gerichteten Fragen
beantworten konnte, verbot der mitgekommene Schiffsarzt jede weitere
Aufregung, bis er die, allerdings nicht gef�hrliche aber in einem hei�en
Klima doch immer zu beachtende Wunde erst nochmals untersucht und wieder
verbunden h�tte. Vor allen Dingen m�sse der Verwundete in ein k�hles
Zimmer geschafft werden, dort die n�thige Pflege zu finden.

Sadie besorgte das Alles mit zitternder Hast, h�ufte Matte auf Matte,
ihm ein k�hles und weiches Lager zu bieten, und wechselte erst ihre
eigenen, durchn��ten Kleider, als sie den Gatten mit allem versorgt, was
ihre liebende Hand f�r ihn bereiten konnte. Die Wunde war allerdings
nicht gef�hrlich, ja nicht einmal bedeutend, und die Kugel ihm eben nur
durch den oberen Theil des Armes dicht an der Schulter durchgegangen,
ohne den Knochen weiter zu verletzen, Blutverlust und Ermattung hatten
ihn aber doch ersch�pft und als der zweite Verband mit Sadiens H�lfe
angelegt war, fiel der Leidende in einen sanften aber festen Schlaf, in
dem ihn der Arzt nicht gest�rt haben wollte, und selbst Sadie bat das
Zimmer zu verlassen. Nur Mataoti mu�te bei ihm zur�ckbleiben, um zu
rufen sobald er wieder erwachen w�rde.

Am Strande lag unterdessen das Boot schon wieder zur Abfahrt ger�stet,
und Bertrand wollte eben Abschied nehmen von Sadie, an Bord
zur�ckzukehren, als diese seinen Arm ergriff und ihn mit leiser, aber
dringender Stimme bat, ihr die Ursache der Verwundung anzugeben, die sie
mit peinlicher Angst, sie wisse selber eigentlich nicht recht, warum?
erf�lle. Der junge Mann z�gerte erst verlegen mit der Antwort, aber er
f�hlte auch, wie er ihr dieselbe eigentlich nicht verweigern durfte, und
erz�hlte ihr jetzt mit so kurzen und schonenden Worten als m�glich, wie
jener Officier, nach den gestrigen Vorg�ngen, nicht umhin gekonnt habe,
Europ�ischen Begriffen von Ehre nach, Ren� zu fordern, und wie sie sich
heut Morgen, unfern der Stadt mit ihren Secundanten getroffen und
geschossen h�tten. Rodolphe, sein Gegner, habe zuerst gefehlt und eine
leichte Streifwunde bekommen, aber dann hartn�ckig darauf bestanden den
zweiten Schu� zu thun. Die Secundanten konnten ihm den nicht weigern und
von beiden, ziemlich zugleich gefeuerten Kugeln sei Ren� in die
Schulter, Rodolphe durch die Brust getroffen. Der Gegner lebe zwar noch,
aber die Wunde sei ziemlich gef�hrlich; Ren� habe �brigens f�r seine
Sicherheit nicht das Mindeste zu bef�rchten, setzte er rasch hinzu, denn
selbst im ungl�cklichsten Fall stehe er gerechtfertigt da. Er hatte
nichts Anderes gethan als sich vertheidigt.

Sadie wurde todtenbleich -- ihr Gatte verwundet, vielleicht ein M�rder
-- ihrethalben, mit dieser Last auf seiner Seele, und zugleich der
irdischen Gerechtigkeit f�r blutige That verfallen, denn mit Entsetzen
dachte sie daran, wie gerade jetzt die englischen Schiffe die Obermacht
im Hafen h�tten und kaum einen Fall vor�bergehn lassen w�rden, einen aus
dem ihnen feindlichen Stamm zu Rechenschaft zu ziehen vor ihr Gericht.
Bertrand sch�ttelte aber bei der laut gewordenen Besorgni� lachend mit
dem Kopf.

�Die englische Herrschaft ist vorbei� rief er, trotzig den Kopf
emporwerfend; �Gro�britannien erkennt das Franz�sische Protectorat an,
und zieht seine Schiffe zur�ck -- ja noch mehr, in der N�he einer der
Nachbar-Inseln sind schon zwei Franz�sische Kriegsschiffe -- jedenfalls
~Du Petit Thouars~ mit seiner Flotte im Aufkreuzen gesehen worden, und
die Tricolore herrscht von jetzt an auf Tahiti.�

�Zwei franz�sische Schiffe sind gesehen worden? -- und von wem habt Ihr
die Nachricht?� frug Sadie rasch, und ein Gedanke an Raiteo durchblitzte
ihr Hirn.

�Kleine Fahrzeuge kreuzen her�ber und hin�ber� antwortete der Officier
-- �wir haben �berall unsere W�chter; aber sehn Sie Madame da� ich recht
hatte? -- dort �ber den Riffen drau�en segelt der Talbot vor dem Wind,
diese K�sten zu verlassen, und ha -- dort kommt auch der Vindictive,
schwerf�llig seine weiten Segel entfaltend. Halt meine Burschen -- Ruhe
bis wir drau�en in See sind,� unterbrach er sich rasch, dem eben
ausgebrochenen Jubelruf seiner Leute zu wehren -- �der Kranke schl�ft
und Ihr d�rft ihn nicht wecken durch Euer Hurrah. Doch jetzt auch nach
Papetee zur�ck, denn wir werden dort alle H�nde voll zu thun bekommen,
und heute Abend, wenn es geht, komm' ich einen Sprung her�ber, mich nach
dem Befinden unseres lieben Kranken zu erkundigen. So Adieu Madame, auf
ein froheres Wiedersehen�, und sich freundlich gegen sie neigend sprang
er auf den Rand des hinangezogenen Bootes und hinein, wo der Arzt schon
seinen Sitz wieder eingenommen hatte, die Leute liefen damit hinaus in
tieferes Wasser, folgend, sobald sie das schwanke, scharfgebaute
Fahrzeug flott f�hlten, und wenige Minuten sp�ter zischte und pre�te der
Bug wieder gegen die crystallene Fluth an, sie in leichten Kr�uselwellen
zur Seite werfend, der n�chsten Landspitze zu, um die es bald darauf
verschwand.

�Was sagte der Wi-Wi von den Schiffen da drau�en?� frug aber jetzt der
Mitonare, der dem ihm unverst�ndlichen Gespr�ch besonders so erstaunt
gelauscht, weil seine kleine Pudenia die fremde ihm unbegreifliche
Sprache so gel�ufig sprach, und dem dabei die zwei gro�en Schiffe die
jetzt erst in Sicht gekommen und augenscheinlich von der Insel
fortsegelten, ebenfalls aufgefallen waren.

�Es sind die Englischen Kriegsschiffe, die den Hafen verlassen� sagte
Sadie.

�Den Hafen _verlassen_?� wiederholte erstaunt der kleine Mann -- �und
Bruder Aue hat uns davon ganz andere Geschichten erz�hlt -- puh, puh,
und die Wi-Wis kommen mit gro�en Schiffen angesegelt -- b�se Sachen,
b�se Sachen -- wo bleibt da _unser_ Gott?�

Sadie h�rte gar nicht was er sprach -- vor ihrem inneren Auge lag der
verwundete Gatte, lag sein blutendes Opfer, und w�hrend die hellen
Thr�nen ihr still und schwer die Wangen niedertr�uften, murmelte sie mit
leiser, schmerzerf�llter Stimme:

�Verloren -- verloren -- Gl�ck und Frieden dahin -- oh armer armer Vater
Osborne, wie gut da� Du still und ruhig in der k�hlen Erde liegst -- wenn
nicht der fr�here Gram -- der Tag h�tte Dein treues Herz gebrochen.�

�Ja, Vater ~O-no-so-no~,� seufzte der kleine Mann, seinen Hut wieder
ergreifend und aufsetzend, unter dem das breite, dunkle, gutm�thige
Gesicht gar so komisch und widernat�rlich aussah -- �Vater
~O-no-so-no~ war ein guter Mann, und w�ren sie alle so gewesen wie er --
Aber ich mu� in die Stadt hin�ber,� unterbrach er sich selbst, �denn die
Versammlung soll heut' Morgen sein und Mitonare Ezra und Mitonare Raiteo
sind von Atiu geschickt und sollen keine Wi-Wis haben wollen. ~Gu-bei~
Pudenia, ~gu-bei~ -- Nach der Versammlung kommt Mitonare wieder hierher
zur�ck und bleibt bei tollen Wi-Wi, bis er gesund ist und bei kleine
Pudenia ~iti iti~ --�

Damit wandte er sich und verlie� den Garten; das schwere Gebetbuch aber
in dem langen schmalen Frackzipfel fing wieder an zu schlenkern, und er
nahm den Zipfel bed�chtig in den linken Arm und verfolgte langsam seinen
Weg, ohne sich weiter umzusehen. Und Sadie schaute ihm schwer
aufseufzend nach, als sie die kleine komische in so entsetzliche
Kleiderformen gezw�ngte Gestalt den Weg hinabgehen sah, und daran dachte
was f�r ein einfach nat�rliches Herz unter den unnat�rlichen Stoffen
schlage; aber der Ernst des Augenblicks wandte ihre Gedanken bald wieder
dem ab, und dem Gatten zu, und nur wenige Minuten sp�ter sa� sie am Bett
des Schlafenden, ihr Kind auf dem Schoos, den Schlummer des Kranken
bewachend und von seiner fieberhei�en Stirn Mosquito und Fliege fern
zu halten.

Auch nach Aumama hatte sie hin�bergeschickt, ihr beizustehn, wenn sie
irgend einer H�lfe bed�rftig sein sollte; Aumama war aber fr�h am Morgen
nach Hause zur�ckgekehrt, und hatte ihre Kinder geweckt und mit
fortgenommen, Niemand wu�te wohin; Lef�vre war ebenfalls nirgends zu
sehen und zu finden, und das Nachbarhaus lag wie ausgestorben.




Capitel 2.

Pomare und ~Du Petit Thouars~.


Papetee war in furchtbarer Aufregung; schon am fr�hen Morgen liefen
dumpfe Ger�chte durch den kleinen Ort, die Englischen Kriegsschiffe
machten sich zum Auslaufen fertig und ganz in der N�he w�re daf�r schon
~La Reine Blanche~, mit dem gef�rchteten Admiral ~Du Petit Thouars~ an
Bord, gesehen worden, deren Kanonen jetzt aufs Neue das kleine H�ufchen
Protestantischer Christen preisgegeben sein w�rde.

Die Capitaine der beiden Englischen Fahrzeuge waren am vergangenen Tag
lange Zeit an Land und der Capitain des Talbot sogar mehrere Stunden mit
dem zur�ckgekehrten Englischen Consul und fr�heren Missionair
Pritchard zusammen gewesen, und dieser also allein konnte wirkliche
Aufkl�rung �ber das sonst unbegreifliche Zur�ckziehn der Englischen
Streitmacht geben. Zu dessen Haus str�mte nun auch die Masse, Erkl�rung
fordernd, wo die britische H�lfe, der britische Schutz bliebe, der ihnen
den Uebergriffen der Franzosen gegen�ber so fest war versprochen worden
-- offene Erkl�rung, was der nach England gesandte Missionair dort
ausgerichtet, und welchen Beistand die K�nigin von England der in ihren
Rechten gekr�nkten Pomare zugesichert und zugesagt habe.

Mr. Pritchard tr�stete sie mit dem Beistand Gottes, der die Seinen nicht
zu Schanden werden lasse, und berief eine Versammlung der Geistlichen
von Papetee, die n�chsten und n�thigsten Schritte zu berathen, falls
eine Franz�sische Flotte Tahiti wirklich aufs Neue heimsuchen w�rde.

Dar�ber sollten sie aber nicht lange in Zweifel bleiben, nur wenige Tage
sp�ter lief allerdings wieder ein kleines Englisches Kriegsschiff, eine
sogenannte ~catch~ von nur 200 Tons ein, aber nur um die anderen Schiffe
abzul�sen und sich ruhig und ohne weitere Demonstration in der Bai vor
Anker zu legen (es war der ~Basilisk~) und bald danach wurden von den
H�hen Schiffe signalisirt, die auf Tahiti zuhielten. Zwei zusammen
kreuzende Segel erschienen in Sicht, und die Angst vor der ~Reine
blanche~ gab dem gr��ten der Schiffe schon lange ihren Namen, ehe nur
Takelage und Bau des Fahrzeuges so weit erkennbar wurden, den
schlimmsten Verdacht zu best�tigen.

Am anderen Morgen ankerten die Kriegsschiffe in der Bai von Papetee, von
ihrem Heck flatterten die franz�sischen Nationalfarben und das Echo der
Berge gab den donnernden Eisengru� der Fremden dumpf und grollend
zur�ck, wie z�rnend, die ungebetenen G�ste auf's Neue in seiner N�he zu
wissen.

Herzlicher gemeint waren aber die Freudensalven der ~Jeanne d'Arc~, die
den in so trotziger St�rke einlaufenden Landsleuten entgegenjubelten. --
Ihre Lage, von den Englischen Schiffen �berwacht, war ihnen schon lange
eine dr�ckende ja unertr�gliche geworden, noch dazu da ein Theil des
Volks schon bei mancher Gelegenheit -- ob dazu aufgereizt oder nicht --
die Feranis suchte f�hlen zu lassen, da� man weder ihren Gott noch ihre
Regierung wolle und sich unter dem Schutz der Beretanis sicher genug
f�hle, ihren Uebergriffen nun etwa trotzen zu k�nnen. Der von England
zur�ckkehrende Consul und Missionair hatte dabei in seiner
zuversichtlichen Haltung ihren schlimmsten Bef�rchtungen noch eine Art
von Best�tigung gegeben, und die Mannschaft der ~Jeanne d'Arc~
ersehnte unter solchen Umst�nden den Augenblick, wo sie den Befehl zum
R�ckzug erhalten w�rde, die schon halb occupirten Inseln wieder ihrem
fr�heren Oberherrn, oder vielmehr der Herrschaft der Missionaire zu
�berlassen.

Welchen Unterschied hatten da die letzten wenigen Tage hervorgerufen;
die stolzen Englischen Fregatten, die bis jetzt die Interessen der
Tahitischen K�nigin �berwacht, lie�en den Feind derselben, der schon
�fter die Hand nach dem ganzen Reiche ausgestreckt, und nur immer die
vielleicht b�sen Folgen zu gierigen Zulangens gef�rchtet, jetzt im
ruhigen unbestrittenen Besitz der ganzen Inseln, und w�hrend die
Missionaire in Best�rzung und Zorn gerade die Schiffe in dem
entscheidenden Moment absegeln sahen, deren Feuerschl�nde sie als von
England gesandt proklamirt hatten, den wahren Glauben wie seine
Vertreter zu sch�tzen, wagten sie es noch nicht einmal den Tahitiern den
ganzen Umfang ihrer Bef�rchtungen mitzutheilen, und von ihnen ausgehend
lief bald darauf das beruhigende Ger�cht durch Papetee: die Engl�nder
seien blos ausgesegelt die Marquesas-Inseln ebenfalls von dem Druck des
Franz�sischen Joches zu befreien, und wenige Wochen sp�ter w�rden sie
mit Verst�rkung zur�ckkehren die Macht der Christlichen
Protestantischen Kirche, wenn es sein m��te, mit Gewalt der Waffen
aufrecht zu erhalten. -- Es war das ihre letzte Hoffnung.

Mi�trauisch beobachtete vor allen Andern Aimata, die K�nigin dieser
Inseln, die Bewegungen der Feranis, die sie nun schon seit einer Reihe
von Jahren als ihre Feinde hatte kennen lernen, und das stolze Blut der
Pomaren scho� ihr zornig in die Schl�fe, als sie die Banner Frankreichs
wieder so keck und trotzig in der Brise flattern sah, und den
Kanonendonner h�rte, der gr��end dem Feind aus ihrer eigenen Bai
entgegenschallte.

Sie stand an dem Fenster ihres, ziemlich in Europ�ischem Geschmack
eingerichteten und mit einer Masse von Putz und Geschenken
ausgestatteten oder besser �berf�llten Hauses, die hei�e Stirne fest
gegen die Glasscheibe gepre�t und der ehrw�rdige Mr. Pritchard ging mit
auf der Brust fest zusammengeschlagenen Armen in dem Gemach auf und ab,
und blieb nur manchmal an dem zweiten Fenster stehen, die Bewegungen der
eben eingekommenen Schiffe zu beobachten, aber ohne ein Wort zu sprechen
sein oder der K�nigin Nachdenken im Mindesten zu st�ren. Die Fenster
dr�hnten dabei von den gewaltigen Saluten der bewaffneten Schiffe und
die lockeren Scheiben klapperten und klirrten in ihren Rahmen.

Auf dem einen Tisch, entrollt und �ber einem Globus, einem
Kaffeeservice, mehreren Blumenvasen und einigen geschmackvoll
eingebundenen englischen Bilderb�chern lag die Tahitische rothe Flagge
mit dem einzelnen wei�en Stern, und oben �ber demselben mit einer
goldenen von Palmzweigen umgebenen Krone frisch hineingestickt.

�Das sind nun Euere Versprechungen!� sagte die K�nigin endlich nach
langer Pause, sich halb gegen den Missionair der zugleich die Stelle
eines Englischen Consuls versah, herumdrehend -- �das ist Euer Prahlen
von dem Schutz der m�chtigen Beretanis -- des m�chtigen Gottes der
Wei�en -- Weit drau�en in Lee schwimmen die Schiffe die man mir �ber und
�ber erz�hlt da� sie mich und mein Volk besch�tzen sollten, und mitten
in meinem Reich darf mir der stolze landgierige Ferani die eigene Flagge
trotzig entgegenhissen, und unter dem Schutz seiner Kanonen vielleicht
neue Erpressungen fordern -- wie kann ich sie jetzt ihm weigern?�

�Er _darf_ nicht weiter gehn als er bis jetzt gegangen ist� entgegnete
finster der Missionair -- �die neue Flagge hier, mit dem Emblem der
Majest�t wird ihm beweisen, welche Anspr�che Pomares England
unterst�tzt, und mit dem ganzen Volk gegen sich, und dem Bewu�tsein da�
Englische Kriegsschiffe in dieser See kreuzen und jeden Tag wieder
einlaufen k�nnen in die Bai, deren Bewohner sie durch die Bande der
Religion und Freundschaft verpflichtet sind zu sch�tzen, ist ~Du Petit
Thouars~ zu klug einen trostlosen Feldzug zu er�ffnen, der den Zorn und
die schwere Hand eines m�chtigen Volkes auf ihn und den Thron der ihn
besch�tzen w�rde, herabziehn k�nnte.�

�Und wer sch�tzt mein armes Volk _jetzt_ vor ihren Kugeln, wenn ich die
Flagge hisse und ihren Zorn reize?� frug Pomare.

�Du bist hier K�nigin� sagte der Missionair ernst und feierlich, �wie
Englands K�nigin daheim ihr Banner kann wehen lassen �ber dem Schlo� das
sie bewohnt, ein Zeichen ihrer k�niglichen Gegenwart, so steht dasselbe
Recht _Dir_ zu, in Deinem Reich; der Franke _darf_ es Dir nicht wehren,
wenn er auch m�chte, und ich m��te mich sehr t�uschen, wenn er, nach dem
Vorhergegangenen, nicht sogar klug genug w�re schon das Aufhissen dieser
Flagge mit einer Salve seiner Kanonen zu ehren. Die Franzosen sind
h�flich� -- setzte er trocken hinzu, �wenn man ihnen auch sonst gerade
nichts Gutes nachsagen kann.�

Pomare sah ihn forschend an -- ihre Fahne, durch Kanonensch�sse der
gef�rchteten Feranis geehrt -- der Gedanke hatte einen unsagbaren Reiz
f�r sie, und ihre weibliche Eitelkeit griff danach, so sehr sie auch
noch kurze Zeit vorher einem so entschiedenen Schritt entgegen gewesen
sein mochte.

�Und Du hissest zugleich die Englische Flagge vor _Deinem_ Haus?� frug
sie rasch, des Priesters Arm ergreifend.

�Als Gru� der K�niglich Tahitischen in jedem Fall� erwiederte der
Missionair -- �ich bin sogar dem Amt nach, das ich vertrete, dazu
verpflichtet.�

�So sei es -- gut!� rief die K�nigin und ein eigenes L�cheln belebte
ihre sch�nen, sprechenden Z�ge und gab dem raschen ausdrucksvollen Blick
einen h�heren Glanz. �Der Wi-Wi soll mir die Krone gr��en m�ssen, die er
nicht ber�hren darf, und Dein Gott mag mir jetzt beweisen ob er, wie Ihr
uns oft erz�hlt, mit Wohlgefallen auf diese Inseln niederschaut, deren
Bewohner ihre alten G�tter und Gesetze in den Staub geworfen haben, das
Kreuz des Heilands aufzurichten, und seinen Namen zu ehren, oder ob er
gleichg�ltig die Erfolge betrachtet, die sein Wort hier auf Erden hat,
dem G�tzendienst des anderen Volkes gegen�ber. Ruf mir die H�uptlinge
die schon den ganzen Morgen drau�en gewi� ungeduldig meiner Befehle
harren -- ich _will_ K�nigin sein, und eine K�nigin wie sie �ber dem
gro�en Wasser dr�ben auf der Insel Deines Vaterlandes herrscht, nicht
ein Spott nur und Fratzenbild aus einem Spiel der Areois, dem jeder
fremde Freibeuter die Krone abnehmen und besp�tteln darf.�

�Und Du wirst sehn, Pomare, da� Du Nichts zu f�rchten hast,� sagte der
Geistliche -- �in Deinem Reiche darf keine fremde Macht die Hand an
Deine Flagge legen, die Zugest�ndnisse zu denen man Dich zwang sind
ung�ltig, eben _weil_ sie erzwungen waren, und Dein Volk ist stark und
m�chtig in der Begeisterung des Herrn, selbst einem also gewappneten
Feinde Trotz zu bieten, und ihn auf seine Schiffe mit blutigem Kopf
zur�ckzuweisen. Ich schicke Dir die H�uptlinge, Deine Befehle zu
erf�llen, und gehe selbst jetzt hin�ber in mein Haus, das k�nigliche
Signal zu beantworten, sobald es in der Brise flattert. Indessen aber
sei der Herr mit Dir in dieser Stunde und gebe Dir seinen Segen und
Frieden in Jesu Christo.�

Und freundlich seine H�nde gegen sie, wie zum Segen ausstreckend, blieb
er einen Moment mit zum Himmel gerichteten Blicken stehen, und verlie�
dann langsam das Gemach.

Pomare, die sich dem Segen erst leise geneigt hatte blieb, als der
ernste Mann ihr Zimmer verlassen, mit fest in beide H�nde gepre�ter
Stirne stehen; ihr Busen wogte heftig, ihre ganze Gestalt zitterte vor
innerer Aufregung, und sie bedurfte einer kurzen Zeit, ehe sie sich
wieder vollst�ndig sammeln konnte. Kaum aber h�rte sie die Schritte der
nahenden M�nner, als sie auch mit der Energie, die ihrem ganzen Wesen
und Charakter eigenth�mlich war, jede Schw�che von sich absch�ttelte,
und die Lippen fest aufeinander gebissen, wenn auch noch mit klopfenden
Schl�fen, die H�uptlinge empfing, die rasch und ebenfalls in Aufregung,
in ihrer Gegenwart erschienen.

�Joranna Pomare� riefen Aonui und Potowai, �Joranna, und sch�tze Dich
Gott in dem nahen Kampf.�

�Dem nahen _Kampf_?� frug Pomare, erstaunt zu ihnen aufsehend, �wer
spricht von einem Kampf?�

�Der fromme Mann der Dich verlie� ermahnte uns standhaft auszuhalten
selbst gegen die Uebermacht des Feindes drau�en� sagte Aonui, �und so
mit Gott, was brauchen wir da irdische Waffen zu scheuen oder zu
f�rchten.�

�Hier ist von keinem Kampf die Rede� entgegnete Pomare ernst -- �nur
unsere Landesflagge sollt Ihr aufziehen an meinem Haus -- ich will
keinem Menschen B�ses, und unsere Religion ist eine Religion des
Friedens und der Liebe -- sagt das den Leuten drau�en. Sie sollen keinen
Zank anfangen mit den Feranis, sondern sie freundlich behandeln, und
ihnen Alles verschaffen, was sie an Nahrungsmitteln brauchen -- Pomare
hat keinen Zorn gegen sie und will in Frieden mit ihnen leben.�

�In Frieden mit ihnen leben?� wiederholte kopfsch�ttelnd Potowai -- �das
ist ein schweres Ding. Ein Frieden mit den Feranis ist wie der
durchsichtige Stein den sie uns gebracht und in unsere H�user gesetzt
haben, das Licht hineinzulassen, Du r�hrst ihn an und er bricht und
splittert und verwundet die Hand, die sich freundlich, ohne Arges zu
denken, nach ihm ausstreckt -- trau dem Ferani. Aber was thuts� --
setzte er rasch und freudig hinzu, die Fahne aufgreifend und die goldene
Krone betrachtend, die von Cocosbl�ttern umgeben gar k�nstlich und
zierlich von frommen wei�en Frauen gestickt war -- �wir haben die Bibel
auf unserer Seite und unser gutes Recht, und zehntausend Mal lieber seh
ich dabei den Tahitischen Stern im Winde flattern, als irgend ein
anderes Tuch der weiten Welt. So mit Gott, und das Volk wird Dir zeigen,
Pomare, wie dankbar es sein kann f�r diesen Beweis Deiner Liebe.�

Und von dem frommen Aonui gefolgt verlie� er rasch das Haus, die Fahne
an dem nahen Flaggenpfahl zu befestigen, um den sich inde� schon ein
zahlreicher Volkshaufen, mehr aus Neugierde als die Wichtigkeit der
Demonstration begreifend, versammelt hatte. Ja die meisten sahen eben
nichts weiter darin, als eine sehr gew�hnliche Handlung, vielleicht
sogar der Artigkeit gegen die Fremden, die ihre eigenen Flaggen wehen
lie�en -- weshalb konnten sie nicht dasselbe mit der ihrigen thun?

Noch ein Schiff war inde� in Sicht gekommen, und wie ein Theil der
Tahitier es schon mit froher Zuversicht als eines der zur�ckkehrenden
Englischen Kriegsschiffe ausrief, schwuren die einzeln zwischen den
Eingebornen zerstreuten, meist Englischen oder Amerikanischen Matrosen,
das Schiff habe so wenig Englischen Kiel unter sich, wie die im Hafen
liegende ~Reine blanche~ oder ~Danae~ und trage so gut die Tricolore wie
sie alle Beide. Unter der Masse bildeten sich denn auch bald einzelne
Gruppen, die das f�r und gegen eifrig besprachen, und dabei, wenigstens
die Eingebornen, mit einer Art von Stolz auf ihre stattliche Fahne
blickten, die lustig im Winde hinauswehte, und nach den Schiffen hin�ber
zu gr��en schien.

Unser alter Bekannter, Bob Candy war unter ihnen und schien
gewisserma�en eine Autorit�t, was die Natur des fremden, eben
einsegelnden Schiffes betraf, auszu�ben, denn einestheils verstanden ihn
nur wenige in seinen gebrochenen Tahitischen Ausdr�cken, und dann
erkl�rten Andere wieder, die ein wenig die Englische Sprache gelernt
hatten, da� er jedes Segel an Bord des Fremden erkenne, und wisse warum
es da, und wo es gemacht sei; sein Sieg war auch vollkommen als die
Fregatte endlich ihre Flagge zeigte und an ihrem Heck, wie an den
anderen Kriegsfahrzeugen in der Bai, die gef�rchteten, jedenfalls
geha�ten Franz�sischen Nationalfarben sichtbar wurden.

�Segne mich!� sagte da aber Teraitane, der H�uptling, der sich der
Gruppe eben zugesellt hatte, �uns hat der ehrw�rdige Bruder Mi-ti
(Smith) immer gesagt, die Feranis h�tten nur ein einziges Kriegsschiff
in ihrem ganzen Reich, und das schickten sie her bald so, bald so
angemalt, und bald mit dem, bald mit jenem Namen, Geld zu erpressen, und
jetzt liegen drei schon im Hafen und das vierte segelt eben ein, und
eines immer gr��er als das andere -- der ehrw�rdige Bruder Mi-ti mu�
getr�umt haben.�

�Bruder Mi-ti tr�umt aber gew�hnlich mit den Augen offen� bemerkte Bob,
trocken; �merkw�rdig kluge Erz�hlungen die sich die Leute machen, nur
da� die Farbe abgeht, wenn sie na� werden. Die Feranis k�nnten eine
ganze Woche hintereinander jeden Tag vier andere Kriegscanoes
herschicken, und behielten immer noch so viel zu Hause.�

W�hrend sich die Eingeborenen, denen ein Anderer das von Bob gesagte
�bersetzte, um diesen dr�ngten, der unwillkommenen M�hr von der Macht
eines Feindes zu lauschen, der ihnen bis jetzt eher als unbedeutend
geschildert war, hatte die ~Reine blanche~ mit dem neu einkommenden
Fahrzeug rasch Signale gewechselt, aber die erwartete und von der
K�nigin erhoffte Begr��ung ihrer Flagge, der gegen�ber jetzt, von dem
Pritchard-Haus, die Englische wehte, blieb aus, und die Kriegsschiffe
lagen still und ernst in der Bai -- ob Freund ob Feind -- erst die
Zukunft sollte das entscheiden.

Von der ~Reine blanche~ kam jetzt ein Boot ab, mit der wehenden
Tricolore am Heck, und hielt, von sechzehn Riemen pfeilschnell �ber die
spiegelglatte Fluth dahergetrieben, gerade dem Hause Pomarens zu, vor
dem sich eine Masse Volk jedes Geschlechts, wie jeder Farbe fast,
versammelt hatte.

Der im Stern des Bootes sitzende Officier war aber ~Du Petit Thouars~
selber und ehe nur Einzelne der Umstehenden ihn, von seinem fr�heren
Besuch noch in der Erinnerung, erkannt hatten, sprang er an Land, rief
dem ihn begleitenden Officier einige Worte zu und schritt dann, allein
und unangemeldet, rasch dem Hause zu, vor dessen Schwelle die mit der
Krone gezierte Flagge der Pomaren stolz ausflatterte.

Einen Augenblick blieb er daneben stehn, und es war fast, als ob ein
sp�ttisches L�cheln um seine Mundwinkel zuckte, als er zu dem
flatternden Banner hinaufschaute, und den Blick von da zu den Englischen
Farben schweifen lie� -- wenn so, ging das aber eben so rasch vor�ber
als es gekommen, und mit fl�chtigen Schritten sprang er die wenigen
Stufen zu der Verandah der K�nigin empor.

Die Einanas, im Vorzimmer, wollten ihm freilich den Eintritt weigern,
eine aber erkannte ihn wieder und eilte mit dem Schreckensruf zu ihrer
Herrin, denn ~Du Petit Thouars~ war, ob verdient oder unverdient, der
Popanz der Inseln geworden, mit dem man die Kinder furchtsam machte und
die M�dchen.

Pomare erschrak -- was wollte der Befehlshaber der Kriegsschiffe da
drau�en von ihr, da� er, ohne angemeldet, ohne um f�rmliche Audienz
einzukommen, wie das �blich gewesen war von jeher, das ihr von den
Missionairen und Consuln eingepr�gte, und f�r unumg�nglich n�thig
geschilderte Ceremoniell soweit au�er Augen setzte, sie allein
aufzusuchen. Einen Augenblick stand sie unschl�ssig und z�gernd da; aber
sie h�rte schon die lachende Stimme des Franz�sischen Befehlshabers
dicht vor ihrer Th�r, wie er sich, durch die ihm den Weg versperrenden
M�dchen Bahn zu brechen suchte mit scherzhafter Gewalt, vielleicht
nicht einmal b�se �ber den Widerstand.

�Ruf mir den ehrw�rdigen Bruder Pi-ri-ta-ti�[C] sagte sie da schnell,
und das M�dchen �ffnete kaum die Th�r, dem Befehl Folge zu leisten, als
der Admiral auch, �ngstlich von den Frauen Pomares umstanden,
auf der Schwelle erschien, und den Hut abziehend mit, Pomaren
entgegengestreckter Hand ihr sein freundliches Joranna entgegenrief.

    [C] Pritchard.

�Joranna Peti-Tua� sagte die K�nigin ernst, ihm die Hand nicht
versagend, aber immer noch in einer eigenen Mischung von beleidigter
Eitelkeit und Verlegenheit zu ihm aufschauend -- �bringst Du mir Frieden
oder Krieg jetzt, in Deinen gro�en Schiffen mit denen Du die Bai f�llst,
und bist Du den weiten Weg noch einmal hergekommen, eine arme schwache
Frau zu kr�nken, oder hat Dich Dein K�nig geschickt mit freundlichem
Wort, und ist das Joranna treu gemeint und nicht blos wie ein Hauch von
den Lippen?�

�Ich bringe Dir Frieden, Pomare,� sagte ~Du Petit Thouars~ freundlich,
und hielt die Hand die sie ihm gereicht, immer noch in der seinen --
�Frieden und Freundschaft, wenn Du eben nicht selber trotzig das Alles
von Dir weist und mich f�rmlich dazu zwingst Dir weh zu thun -- und das
wirst Du hoffentlich nicht.�

�Du willst wieder Geld von mir haben auf Deine Schiffe zu nehmen?� sagte
Pomare rasch und mi�trauisch -- �aber ich habe Nichts mehr -- das letzte
was ich hatte haben die Missionaire von mir bekommen, ungl�ckliche
Heiden in Australien und Afrika zu bekehren.�

Der Admiral bi� sich die Unterlippe und ein leichtes, halb verlegenes
L�cheln zuckte �ber seine Z�ge.

�Nein� sagte er endlich nach kleiner Pause, �Du irrst, Pomare, und ich
verzeihe Dir gern Deine Unerfahrenheit in solchen Dingen; ich will auch
Nichts von Dir haben, als was Du uns freiwillig schon gegeben hast --
nur nichts _nehmen_ m�cht' ich mir lassen, und deshalb komme ich her.
Noch aber liegt das Alles zwischen uns Beiden, und ich hoffe wir werden
es mit wenigen Worten auch leicht und freundlich l�sen. Ich meine es gut
mit Dir Pomare, und m�chte Dich nicht kr�nken noch betr�ben.�

�Das ist eine lange Vorrede zu einem freundlichen Wort� sagte Pomare,
den herzlichen Worten des Feranis immer noch mi�trauend.

�So will ich denn kurz zur Sache kommen� sagte der Admiral und seinen
Hut auf den Tisch, zwischen den Wirrwarr von wunderlichen staubbedeckten
Sachen, Globen und Servicen, Zeugen und Spielereien legend, warf er sich
selber in den n�chsten Stuhl und fuhr, das rechte Bein �ber das linke
legend, und die H�nde dar�ber faltend ernster fort: �Ich brauche Dir
nicht erst die w�hrend meiner Abwesenheit passirten Vorg�nge ins
Ged�chtni� zur�ckzurufen -- eine Rotte unn�tzes Volk, wie ich gern
glauben will, mit Priestern und weggelaufenen Matrosen an der Spitze,
denen der Henker daran liegt ob Krieg ob Frieden hier auf den Inseln
ist, und welche Folgen ein so un�berlegter th�richter Schritt f�r Dich
und das Land mit sich f�hren k�nnte, haben die Franz�sische Flagge
beleidigt und die Vertr�ge gebrochen, die Du selber mit uns eingegangen
bist. Die R�misch-katholischen Priester sind wieder klagbar geworden --
bitte la� mich erst ausreden und h�re Alles was ich Dir zu sagen habe --
sie behaupten wieder in ihren Rechten gekr�nkt zu sein und viel Schaden
durch das willk�rliche und widerrechtliche Benehmen der Protestantischen
Geistlichen erlitten zu haben; aber ich will annehmen, Pomare, da� Dir
jene Vorg�nge selber leid thun, und Du sie nur nicht hindern konntest.
Ich will Alles vergessen und vergeben, und ich verlange nicht einmal
eine Entschuldigung von Dir f�r das Vorgefallene, aber Du mu�t mir
dann auch beweisen da� es Dir _jetzt_ wenigstens Ernst ist Se. Majest�t,
den K�nig von Frankreich zum Freund zu behalten und nicht in starrem
Trotz die Hand von Dir zu schleudern, die Dir den Frieden bringt.�

�Und _was_ verlangst Du?� frug Pomare ungeduldig, �denn etwas _willst_
Du doch von mir, das f�hl' ich klar.�

�Du sollst nur den Vertrag halten den Du eingegangen� sagte der Admiral
ernst, �Du sollst, mit einem Wort, das Franz�sische Protektorat
anerkennen, dessen Annahme Du selber, wie Deine ersten H�uptlinge,
unterschrieben, und dem zu Folge Du den bunten Schmuck auch in der vor
Deinem Hause wehenden Flagge, die selbstst�ndige Krone, wegnehmen mu�t,
die Dir nicht geb�hrt.�

�Wem anders, wenn nicht mir?� rief Pomare aber jetzt gereizt, und das
Blut scho� ihr in vollem Strom in Stirn und Schl�fe -- �wem anders,
stolzer Ferani, als der eingeborenen K�nigin dieses Landes?�

�Bah, bah� sagte der Officier kopfsch�ttelnd und mit zusammengezogenen
Brauen, �das sind Redensarten, die Dich Deine frommen Missionaire
gelehrt haben, und sie h�tten, beil�ufig gesagt, etwas gescheuteres
thun k�nnen. Du verkennst Deinen Rang, Pomare, denn es ist bei Gott ein
Unterschied zwischen der ~Pomare wahine~ einer kleinen Insel, und der
F�rstin eines m�chtigen Reiches, im alten Vaterland; wenn man Dir also
das nicht fr�her klar gemacht hat, geschah es nur Deine Eitelkeit nicht
in einer Sache zu kr�nken, auf die eigentlich damals nicht viel ankam.
Anders wird das jedoch, wenn Du _unter_ dem Schutz eines anderen Staates
stehst, dessen Oberherrschaft Du selber anerkannt; dann geb�hrt Dir die
Krone nicht mehr, noch dazu wenn Du Dich in solchen falschen Anspr�chen
von einer uns feindlichen Macht unterst�tzen l��t, wie das Wehen der
Englischen Flagge da dr�ben beweist, und ich mu� Dich bitten,
Deinetwegen bitten, sie selber und in aller Stille wieder nieder und
nicht wieder aufzuziehn -- es soll mir das ein Zeichen sein, da� Du
meinen vern�nftigen und ruhigen Vorstellungen Geh�r gegeben, und nicht
wie fr�her mit dem starren Weibestrotz einer Unm�glichkeit die Stirne
bieten willst.�

�Die K�nigin Viktoria hat ebenfalls ihre Fahne mit der Krone wehn und
Niemand darf es ihr verwehren,� rief Pomare, der Argumente ihres
Geistlichen gedenkend.

�Ach, Kinderspiel,� sagte ~Du Petit Thouars~, �rgerlich den Kopf
her�ber und hin�ber werfend -- �was haben wir hier mit der K�nigin
Viktoria zu thun -- sie ist m�chtig genug sich selbst zu sch�tzen, und
hat das Recht eine Krone zu f�hren! -- Wer �berhaupt hat Dich auf den
tollen Einfall gebracht, der Dir nichts n�tzt und Dich nur wieder in
Fatalit�ten bringen kann, Dich mit der K�nigin Viktoria zu vergleichen?�

�Peti Tua� erwiederte Pomare gereizt -- �es sind auch noch andere
Europ�er auf der Insel, die wissen was sich f�r eine K�nigin schickt --
w�rest Du allein da, m��te ich Dir glauben.�

Wieder pre�te der Admiral seine Unterlippe zwischen die Z�hne und mit
einem leise gemurmelten Fluch zischte er:

�Dacht' ich's mir doch, da� die Schwarzr�cke in ihrem Uebermuth wieder
die Hand dabei im Spiel gehabt� und er sprang auf und ging ein paar Mal,
mit auf den R�cken gelegten H�nden rasch im Zimmer auf und nieder; dann
aber, wie sich besinnend, strich er sich �ber die Stirn, blieb einen
Augenblick, still vor sich niedersehend stehn, und ging dann pl�tzlich,
mit freundlicherem Ausdruck in den Z�gen auf Pomare zu, ergriff mit der
Linken ihre Rechte und mit dem Zeigefinger der Rechten ihr Kinn in die
H�he hebend sagte er l�chelnd, ja fast herzlich:

�Sei vern�nftig, Pomare, und horche dies eine Mal nur auf den Rath eines
Mannes der, trotz allem was sie Dir m�gen dagegen gesagt haben, es
wirklich gut mit Dir meint. Sieh die Depeschen sind schon in Frankreich
angekommen, nach denen Dein Reich unter dem Protektorate meines K�nigs
steht, und ich _d�rfte_ dem nicht mehr zuwider handeln, wenn ich
wirklich wollte. Traue auch nicht alle dem, was Dir die Englischen
Priester sagen; Du hast schon oft gefunden, da� sie sich irrten. Sie
wollen nur Macht hier im Land gewinnen und die Alleinherrschaft haben,
und wir Franzosen passen ja doch wahrhaftig besser zu Euch wie die
Kopfh�nger.�

In diesem Augenblick �ffnete sich leise die Th�r, Pomare entzog dem
Admiral rasch ihre Hand und trat einen Schritt von ihm zur�ck, und eine
der Einanas meldete, den Kopf zur Th�r hereinsteckend, den �boda
Piritati� der drau�en st�nde und die K�nigin zu sprechen w�nsche.

�Schick ihn fort, ~wahine~� rief aber ~Du Petit Thouars~ �rgerlich --
�wir haben hier wichtige, _weltliche_ Dinge zu reden und brauchen den
Pfaffen nicht -- schick ihn fort� --

�Ich habe ihn rufen lassen� entgegnete Pomare, w�hrend das M�dchen
unschl�ssig erst auf den direkten Befehl ihrer Herrin wartete, �auch ist
er nicht allein ein Mitonare, sondern ebenfalls der Consul der
Beretanis.�

�Ein Zwitterding� erwiederte der Franzose, �ich habe mit ihm weder als
das eine noch andere etwas zu schaffen; schick ihn fort, oder _ich_
gehe, und Du hast Dir die Folgen dann selber zuzuschreiben.�

�Er wird warten, denn ich mu� mit ihm sprechen� sagte Pomare, �und
weiter hast Du mir ja doch nichts mehr zu sagen.�

�Nichts mehr zu sagen?� rief der Admiral erstaunt -- �Frau das ist
gerade genug, denn es betrifft Dein ganzes Reich --�

�Du darfst es mir nicht nehmen,� rief die K�nigin und ihre Augen
blitzten -- �Piritati hat mir selber gesagt, da� mich England besch�tzen
wird gegen meine Feinde.�

�Gebe Gott da� Du nur Deine Feinde erkennen lerntest� warnte sie, mit
gehobenem Finger, der Franzose, �aber meine Zeit ist gemessen, so
antworte mir denn, wenn Du dem Freundesrath nicht folgen _willst_,
einfach auf meine Frage, und sage mir ob Du Dich dem, was ich jetzt von
Dir noch Auge in Auge verlange, f�gen willst oder nicht.�

�Und was ist das, in klaren einfachen Worten?� frug Pomare.

�Einfach die Anerkennung unseres Vertrags,� entgegnete ~Du Petit
Thouars~, �und zum Zeichen ziehst Du die Flagge mit der Krone nieder,
und hissest die Tricolore, die ich im Boot f�r Dich mitgebracht.�

�Nie im Leben!� rief Pomare, und stampfte mit dem Fu� den Boden.

�Du zwingst mich denn Deine Flagge mit Gewalt zu streichen und
Frankreichs Banner daf�r aufzupflanzen -- bedenke Pomare da� von dem
Augenblick, wo das durch _meine_ Hand geschieht, Du aufgeh�rt hast zu
regieren, denn das Land steht dann nicht mehr nur unter Frankreichs
Schutz, nein es ist _erobert_, und der Sieger verf�gt dar�ber wie es ihm
gut d�nkt.�

�Ich verstehe nicht, was Du mit den fremden Worten willst,� entgegnete
finster Pomare, �aber Du darfst mir mein Land nicht nehmen; die
Englischen Schiffe leiden es nicht.�

�Wer Dir _das_ sagt ist Dein Feind� entgegnete rasch der Admiral --
�denke an mich, Pomare, und was ich Dir gerathen; aber meine Zeit ist
auch verflossen und ich f�rchte fast nutzlos, denn der Missionair wird
Dir das Kreuz wieder vorhalten und mit der Bibel drohen.�

�Ich lasse mir nicht drohen� rief die K�nigin.

�Ich habe Dich darum _gebeten_, Pomare� sagte, noch einmal zu ihr
tretend, mit leiser ged�mpfter Stimme der Admiral, �Deinethalben
gebeten, weil ich Dich achte und liebe und Dir Dein kleines sch�nes
Reich nicht rauben, Deine Macht hier nicht mit einem Schlage vernichten
m�chte; _zwinge_ mich nicht dazu, nimm die Fahne mit dem unn�tzen
Schmuck, der Dir nur Verderben bringt, nieder und ziehe meines Landes
Farben auf, und Du bleibst was Du bist, wenn nicht unbeschr�nkt, doch
K�nigin dieses Landes.�

�Und wenn nicht?�

�Trotzkopf� murmelte der Franzose �rgerlich sich auf dem Absatz
herumdrehend -- �so nimm denn die Folgen. Und doch geb' ich Dir noch
Zeit zum Nachdenken bis morgen fr�h,� setzte er nach kurzem Sinnen hinzu
-- ��berleg' es Dir wohl und handle danach, und Gott leite Dich, da� Du
den rechten Weg gehst; wenn aber nach dem Morgenschu� nicht die
Tricolore von Deinem Hause weht, dann komm' ich nicht mehr zu Dir
hin�ber, sondern schicke Dir rauheren Besuch, und Du hast die Folgen Dir
selber zuzuschreiben.�

Und damit rasch das Zimmer verlassend, rannte er fast gegen den
Missionair, der gerade im Begriff schien es zu betreten. Mr. Pritchard
gr��te ihn, und machte eine Bewegung, als ob er ihn anreden wolle, der
Franz�sische Admiral war aber keineswegs in einer Stimmung sich mit ihm
einzulassen, ber�hrte einfach seinen Hut, und ging mit raschen Schritten
wieder der Landung zu, wo indessen seine Leute, von den Indianern
umlagert, doch dem gemessenen Befehl nach nicht den mindesten Verkehr
mit diesen haltend, das Boot weit genug vom Strand abgesto�en hatten
flott, und au�er Verbindung mit dem Ufer zu bleiben. Rasch griffen aber
die Riemen wieder ins Wasser, als sie ihren Vorgesetzten zur�ckkehren
sahen -- ein kurzer Befehl und einer der Leute sprang mit einem vorn im
Boote liegenden Pakete -- der zusammengerollten Franz�sischen Flagge --
die Uferbank hinauf, dem Hause Pomares zu, sie dort f�r die K�nigin dem
ersten M�dchen gebend das er traf; wenige Minuten sp�ter kam er in
raschem Lauf zur�ck, das Boot flog herum und schnitt wieder, zischend
und sch�umend, wie ein verfolgter Fisch die Oberfl�che theilend, der
~Reine blanche~ entgegen, die in all ihrer dunklen furchtbaren Majest�t
vielleicht eine Kabelsl�nge davon vor Anker lag.




Capitel 3.

Die Tahitische Flagge.


Sadie hatte indessen gar tr�be, angsterf�llte Tage verlebt; Ren�s Wunde
war allerdings nicht gef�hrlich, ja sogar viel leichter als sie im
Anfang gef�rchtet, gewesen und heilte so rasch, da� er schon am n�chsten
Tage wieder sein Lager verlassen und mit dem Arm in der Binde sich
ziemlich frei umherbewegen konnte, aber Ren�s Gegner war an seiner Wunde
gestorben, und so sehr sich auch Bertrand jetzt M�he gab, die Kunde dem
Ohr der armen jungen Frau noch vorzuenthalten, brachte doch
schwatzhafter Mund die Trauernachricht auch in ihre H�tte und f�llte ihr
Herz mit unerme�lichem Weh. --

Ren� ein M�rder -- ihrethalben, und Alles was ihr der Geistliche erst
vor wenigen Tagen von Schmach und S�nde und Gottes Zorn gesagt, traf ihr
die Seele jetzt mit hundertfacher Kraft, und schrieb ihr den bitteren
furchtbaren Vorwurf mit blutigen Z�gen tief in das angstgequ�lte Herz.
-- Ren� ein M�rder -- Blut an der Hand, die sie in Gl�ck und Liebe
tausendmal gek��t -- Blut an der Hand, in die sie die ihrige vor Gottes
Altar einst gelegt. Heiliger Vater im Himmel, wie ihr das Nerv und Leben
traf, und ihr das Blut fast starren machte in den Adern -- und Ren�? Als
sie zu ihm st�rzte, sich an seinen Hals warf und ihn tr�sten wollte mit
einem Herzen, dem jeder Trost gebrach, als sie da vor ihm auf die Knie
fiel, und ihn nieder ziehn wollte zu sich, in br�nstigem Gebet Linderung
zu finden f�r das Entsetzliche, und nur Thr�nen hatte in ihrem ersten
furchtbaren Schmerz, nur Thr�nen die ihr Blut schienen wie sie ihr von
den Wimpern niederbrannten -- da blieb er kalt. Das Blut hatte wohl
seine Wangen verlassen bei der Nachricht, aber kein weiteres Zeichen,
kein Muskel seines Angesichts verrieth da� er _f�hle_ was er gethan, und
Sadie blickte in Schreck und Staunen zu ihm auf und suchte umsonst sein
Herz zu seinem Gott zu wenden, dort Vergebung, dort Gnade zu erflehn
vor dem Thron des Allliebenden den er schwer beleidigt ja mit
Brudermord.

�La� das, la� das Kind,� sagte er finster, sich ihrem Griff entziehend
-- �das sind Sachen die Du nicht verstehst und deshalb nicht begreifen,
nicht beurtheilen kannst.�

�Du hast einen Menschen mit kaltem Blut get�dtet� weinte Sadie, ohne
sich zu erheben -- �hast Abschied an dem Morgen von mir genommen und
Deinem Kind -- hast uns gek��t und geliebkost, und bist mit ruhiger
heiterer Stirn hinausgegangen einen Bruder zu ermorden.�

�Sadie� bat Ren� sie jetzt leise und weicher als vorher, als er sah,
welchen furchtbaren Eindruck die That auf sie machte, die nur in ihrem
nackten Erfolg starr und gr��lich vor ihr stand, w�hrend sie die
Triebfedern solcher Handlung in Europ�ischen Begriffen wurzelnd, in
ihrem einfach reinen Sinn ja nicht verstehen _konnte_ -- �th�richtes
Kind, hab' ich Dir denn nicht oft und oft von solchen Sitten aus meinem
Vaterland erz�hlt, wie Mann gegen Mann empfangene Beleidigung nicht
anders r�chen kann, als mit Pistole oder Degen? und zwang uns nicht
Beide das Gesetz der Ehre zu solchem Kampf, selbst wenn wir Beide das
Geschehene schon von ganzem Herzen bereut und gern vergessen h�tten?�

�Ein Gesetz der Ehre erkanntest Du an,� klagte Sadie, �und verga�est das
Gesetz Gottes -- nein, verga�est es nicht, sondern stie�est es mit F��en
von Dir, Deine blutige, unheilvolle Bahn zu gehn -- oh Ren�, Ren�, Du
hast meinen Frieden zerst�rt auf ewige Zeiten.�

�Mach mir den Kopf nicht noch wilder mit solchen Reden� bat sie da, kurz
abbrechend, Ren� -- �die Priester haben Dir all das tolle Zeug in's Hirn
gesetzt, und Du wei�t recht gut, ich kann's nicht leiden, nicht
ertragen.�

�Oh da� Du die Stimme der Priester, die Stimme Gottes h�ren wolltest�
klagte das arme Weib, die H�nde ringend und das Haupt gesenkt, starr und
trostlos vor sich niedersehend -- �da� Dir Gottes Wort zum Herzen
spr�che mit allgewaltigem Klang und Donnerton, Dich aufzuscheuchen vor
Dir selber und Dir den Pfad zu zeigen, in all seinen Schrecken und
seiner Finsterni�, dem Du mit starrem trotzigem Sinn entgegeneilen
willst. Oh der ehrw�rdige Vater Rowe hatte ja recht als er mich mahnte,
mit hei�en br�nstigen Worten mahnte, Dich zur�ckzuhalten von dem was Dir
Verderben droht -- aber konnte ich es denn? -- ward mir armen schwachen
Weibe denn die Kraft gegeben? ich kann nur beten f�r Dich, Ren�, und den
Heiland bitten, Dich vor Dir selber zu sch�tzen und Geduld mit Dir zu
haben in seiner Allbarmherzigkeit.�

�Rowe?� sagte Ren� aufmerksam werdend und sah Sadie rasch und scharf an
-- �was wei�t Du von dem Schleicher? -- ich will doch nicht hoffen, da�
er meine Schwelle betreten?�

�Er war hier� hauchte Sadie, unf�hig eine L�ge zu sagen, aber das Blut
scho� ihr in Str�men in Stirn und Schl�fe.

�Hier? -- und Du hast mir das bis jetzt verschwiegen?� -- rief Ren�,
seinen erwachenden Aerger, �berdies schon gereizt, nur mit M�he
b�ndigend -- �zum Teufel mit dem Burschen! was wollte er, was trieb ihn
her?�

�Die Sorge um mich� sagte leise Sadie -- �er war mein Lehrer in der
Kindheit, und nimmt auch jetzt noch Theil an mir; und hat er nicht ein
Recht dazu, seit Vater Osborne gestorben und dessen Sorge um meiner
Seele Wohl auf ihn allein ja eigentlich doch �berging?�

Ren� bi� sich auf die Lippen -- es dr�ngte ihn, seinem Zorn �ber den
Mann den er alle Ursache hatte zu hassen, und dessen Charakter er nicht
ganz ohne Grund bezweifelte, freien Lauf zu lassen, aber er f�hlte auch
wie weh er der armen Frau dadurch thun w�rde, und nur die Stirn heftig
mit der rechten Hand reibend, ging er einige Mal rasch im Zimmer auf
und ab. Endlich aber blieb er neben Sadie, die noch immer in ihrer
knieenden Stellung verharrte und das sorgenschwere Haupt an der
Stuhllehne in den vorgehaltenen Arm st�tzte, stehn, und seine Hand auf
ihre Stirn legend fl�sterte er mit freundlicher liebender Stimme:

�Beruhige Dich, mein Herz; nicht so schwer lastet das Blut auf meiner
Seele, da� ich Deinem Gott nicht noch frei und offen in's Auge schauen
k�nnte. Ich bin mir nichts B�ses bewu�t, denn diese That f�llt nicht
mir, sie f�llt der Gesellschaft zur Last die sie billigt, ja fordert --
Nichts hilft es dabei dem Einzelnen sich dagegen zu str�uben. Komm,
schau wieder zu mir auf, mein herziges Lieb und la� die Grillen --
geschehene Dinge sind nicht mehr zu �ndern, und Du brauchst die Hand
nicht zu f�rchten, die nur mein eigenes Leben vor dem Gegner sch�tzte.�

Sadie schauderte und ihr Antlitz in den H�nden bergend fl�sterte sie:

�Bete -- Ren� -- bete zu Gott da� er Dir die That vergeben m�ge und ich
will mit Dir meine Stimme erheben zu dem H�chsten --�

�Sadie�

�Neige Dein Ohr Allm�chtiger� flehte die Frau, inbr�nstig seine Hand
fassend und die Augen zur Decke erhebend, �verwirf mich nicht von Deinem
Angesicht, und nimm Deinen heiligen Geist nicht von mir. -- Tr�ste mich
wieder mit Deiner H�lfe und der freudige Geist enthalte mich -- denn ich
will die Uebertreter Deine Wege lehren, da� sich die S�nder zu Dir
bekehren. Errette mich von den Blutschulden Gott, der Du mein Gott und
Heiland bist, da� meine Zunge Deine Gerechtigkeit r�hme.�

�Komm, komm Sadie� sagte aber Ren� ihr leise doch entschlossen seine
Hand entziehend, �das ist genug und ich bin des Lamentirens �berdr�ssig.
Komm wieder zu Dir, da� man ein vern�nftig Wort mit Dir reden kann, ich
will dann suchen Dich zu �berzeugen; bis dahin aber erlaube mir da� ich
die frische Luft suche, einmal wieder frei aufzuathmen, denn mir ist
schw�l und hei� geworden bei Deinen Reden.�

Und den Hut aufgreifend verlie� er, ohne selbst weitern Abschied von ihr
oder dem Kinde zu nehmen, rasch das Haus und schritt die Stra�e nach
Papetee hinunter.

Sadie verharrte noch eine lange Zeit in ihrer Stellung und betete hei�
und br�nstig f�r den geliebten Mann; immer noch hoffte sie dabei da�
Ren� zur�ck -- reuig zur�ckkehren w�rde, sich mit ihr am Thron des
H�chsten niederzuwerfen, und Vergebung zu erflehn f�r das _Verbrechen_;
aber er kam nicht, und die Angst um ihn trieb sie zuletzt empor und lie�
ihr nicht Ruhe und Rast im Haus als sie von Mataoti erfuhr da� er den
Weg nach Papetee eingeschlagen und dort ja, wenn man etwas gegen ihn
beabsichtige, dem nach ihm ausgestreckten Arm der Gerechtigkeit gerade
entgegen eile. Der Leichtsinnige kannte, achtete ja keine Gefahr, aber
er hatte auch kein treueres Herz auf der Welt als sein Weib, �ber ihn zu
wachen, und ihr Kind aufgreifend, das ihr l�chelnd und den Schmerz nicht
ahnend der ihre Brust durchtobte, die Aermchen entgegenstreckte, eilte
sie, die heute merkw�rdig belebte Stra�e vermeidend, zum Strand
hinunter, machte mit H�lfe Mataotis das Canoe flott und glitt bald
darauf, ihr Kind zu ihren F��en, den schlanken Kahn mit kr�ftigen
Ruderschl�gen �ber die spiegelglatte Fluth treibend, dem nicht so fernen
Hafen zu.

Die Menschen aber, die heute die Broomroad entlang der Residenz ihrer
K�nigin zudr�ngten, thaten das nicht blos aus Neugierde, die vielen
fremden eingekommenen Schiffe anzustaunen, obgleich Neugierde sie doch
gr��tentheils auf die Beine gebracht, nein sie wu�ten auch, da� sich in
Papetee irgend eine Katastrophe ihrer Insel vorbereite, und wollten
dessen Zeuge -- ja wie die Sache auslief, auch vielleicht Theilnehmer
und Mitwirkende sein.

Durch Mr. Pritchard n�mlich, oder Pomare selber, vielleicht auch durch
die Einanas die wohl drau�en an der Th�r gehorcht, war der Inhalt der
zwischen Pomare und ~Du Petit Thouars~ stattgehabten Unterredung bald,
wenigstens in seinen Hauptbestandtheilen, in Papetee und der Umgegend
bekannt geworden; man wu�te da� der Ferani verlangt hatte, die K�nigin
solle die Landesflagge niederziehn und die Fahne des Feindes daf�r
hissen, ja man behauptete jetzt sogar schon, er habe im Weigerungsfalle
gedroht die Stadt zu beschie�en, was Einzelne der Furchtsamsten sogar
bewog nach Dunkelwerden ihr bewegliches Eigenthum in den Wald und die
Berge zu schaffen, den franz�sischen Kugeln au�er Bereich zu kommen.

Nichtsdestoweniger hatte sich an dem, als zur Entscheidung bestimmten
Morgen, schon mit Tagesanbruch eine Unmasse Volk gerade am Strand
versammelt, w�hrend Neuankommende noch immer von den anderen Theilen der
Insel herzustr�mten, und mit einer Art von scheuer Freude sahen die
Tahitier ihre Landesflagge noch stolz und trotzig auf der alten Stelle
wehn, und harrten jetzt erwartungsvoll des Resultats. Auch die Decks der
fremden Kriegsschiffe, der Franz�sischen wie der Englischen Catch
~Basilisk~ die hier nat�rlich nur eine vollkommen beobachtende Stellung
einnehmen konnte, waren von den Officieren wie der Mannschaft besetzt,
die mit und ohne Telescope, von Quarterdeck und Back, von Wanten und
Marsen aus die Augen fest auf die hier, als entscheidendes Zeichen
bekannte Tahitische Flagge gerichtet hielten. Aber der Morgenschu� war
vom Bord des Franz�sischen Admiralschiffs gefeuert worden, ohne da�
irgend ein feindlicher Schritt gegen die Autorit�t des Landes, oder die
Flagge geschehen w�re, denn der Admiral ~Du Petit Thouars~ hatte w�hrend
der Nacht noch Gegenbefehl gegeben, und die Frist f�r Pomare bis zum
Nachmittag verl�ngert. Er wollte der trotzk�pfigen Insulanerin jede nur
m�gliche Zeit lassen ihm einen Schritt zu ersparen, den er au�erdem nach
allem Vorhergegangenen wohl nicht mehr gut vermeiden konnte, zu dem er
sich aber auch im Herzen nicht so ganz gerechtfertigt f�hlen mochte;
wu�te er doch nicht einmal, wie er in Frankreich selber aufgenommen
werden w�rde.

Die K�nigin hatte den Tag �ber mehre Berathungen mit dem Englischen
Consul sowohl, wie den anderen Missionairen. Mr. Pritchard fuhr
ebenfalls an Bord des kleinen Englischen Kriegsschiffes, sehr
wahrscheinlich den Capitain desselben zu einer Erkl�rung f�r ihre
Sache zu bewegen. Die Flaggen blieben aber wehen, die Tahitische sowohl
wie die Englische, trotzig der Tricolore entgegen, und ~Du Petit
Thouars~ durfte zuletzt nicht l�nger zweifeln, da� es Pomare zum
Aeu�ersten treiben wolle der Franz�sischen Macht zu trotzen, und den
fr�heren Vertrag, als ihr in unw�rdiger Weise abgezwungen, zu
verleugnen.

Bis um vier Uhr Nachmittags war dieser letzte Termin ausgedehnt worden,
und ein Theil des Volks hatte sich sogar schon wieder in der
Zwischenzeit zerstreut, seine Mahlzeit einzunehmen oder seine Siesta zu
halten, bis die entscheidende Stunde schlage. Kein Boot landete indessen
von den Schiffen, kein Canoe verlie� das Ufer, zu ihnen mit Fr�chten
oder anderen Handelsartikeln hinauszufahren, wie das die Eingeborenen
bis jetzt immer sehr unbefangen, mochte das Schiff stammen woher und
beabsichtigen was es wolle, gethan. Die Leute f�hlten da� jetzt keine
Zeit zum Feilschen sei, wo die Matrosen vielleicht mit brennenden Lunten
bei ihren Gesch�tzen st�nden.

Die Sonne mochte den Zenith wohl schon zwei Stunden �berschritten haben,
als Ren� die Stadt erreichte und im Anfang wirklich erstaunt �ber die
Aufregung der Leute war, die sonst wahrlich nicht so leicht veranla�t
werden konnten, sich in der Hitze des Tages am offenen Strand
herumzutreiben, wo die Palmen- und Guiavenhaine rings umher so
trefflichen Schatten boten; er hatte ~Du Petit Thouars~ sowohl wie
Pomare schon fast vergessen. Die wehende Flagge der letzteren mahnte ihn
aber wieder an das Drama, das sich hier entwickeln sollte, und die
gesch�ftig hin und hergehenden Missionaire, die theils mit den
verschiedenen Gruppen verkehrten, theils zwischen den H�usern Pomares
wie einzelner H�uptlinge, oder auch den eigenen Wohnungen her�ber und
hin�berwechselten, charakterisirten das Ganze deutlich genug.

Die schwarzgekleideten bleichen M�nner, mit den gezwungen milden und
doch heute so eilfertigen Z�gen konnten nicht dazu dienen Ren�s �berdies
gereizte Stimmung zu bessern, oder freundlicher zu gestalten, und
finster und schweigend erwiederte er ihren Gru�, wenn sie an ihm
vor�berschritten, oder gar ein Gespr�ch mit ihm ankn�pfen wollten in
ihrer Art.

Gedanken- und ziellos schlenderte er so am Strande hin, die Arme auf der
Brust ineinandergeschlagen, und den Hut fest und verdrossen in die Stirn
gezogen, als er pl�tzlich von klarer wohlbekannter Stimme seinen Namen
rufen h�rte, und aufschauend sich gerade vor Mr. Belards Hause fand,
dessen Fenster eines breiten Hintergeb�udes diesen ganzen Theil des
Strandes �berschauten, und von der Familie eingenommen waren, Zeugen der
erwarteten Vorf�lle zu sein.

Madame Belard selber hatte ihn gerufen aber er schrak f�rmlich zusammen,
und f�hlte wie ihm das aufschie�ende Blut die Stirnadern zu sprengen
drohte, als er dicht neben dem freundlichen Gesicht der jungen h�bschen
Frau, die engelsch�nen l�chelnden Z�ge Susannens erkannte, die ebenfalls
zu ihm niedergr��te.

�Es freut uns herzlich, Monsieur Delavigne wieder so frisch und wohl zu
sehen,� rief Madame Belard jetzt, als er in aller Ueberraschung und
Verlegenheit nur eben fl�chtig gr��te und vor�berst�rzen wollte -- �aber
hat er nicht einmal so viel Zeit einen Augenblick herauf zu kommen, und
zu sehn wie es alten Freunden geht? Wenn Sie nicht andere Gesch�fte
fortrufen, haben wir hier ein pr�chtiges Pl�tzchen f�r Sie das
Schauspiel, einer friedlichen Insel Eroberung, mit anzusehn und Sie
m�gen unser Begleiter sein, wenn sich die Erde hier in Franz�sischen
Grund und Boden verwandelt.�

�Und darf ich?� frug Ren�, und die Frage galt diesmal dem jungen
M�dchen, das bis dahin nur l�chelnd zu ihm niedergeschaut und jetzt
fr�hlich ausrief:

�Wenn Sie sich nicht vor der Tochter Ihres fr�heren Capitains f�rchten
-- ich w��te keinen anderen Grund weshalb nicht� -- und wenige Minuten
sp�ter stand Ren� in dem kleinen Gemach an Susannens Seite, die Frauen
zu begr��en.

�Gro�er Gott, wie bleich sehn Sie aus� rief aber hier das junge M�dchen,
als er ihr die Hand gereicht und das Blut, die erste unnat�rliche
Aufregung vor�ber, wieder in seinen alten Canal zur�ckdr�ngte -- �Ihre
Wunde ist noch nicht geheilt, und Sie haben sich zu sehr angestrengt --
guter Gott, Ihr Tollkopf wird Sie noch unter die Erde bringen.�

�Und w�rden Sie mich betrauern?� frug Ren�, ihr forschend ins Auge
schauend.

Susanne err�thete, aber Madame Belard enthob sie einer Antwort, denn den
jungen Mann dem Lichte zukehrend stimmte sie Susannen bei und erkl�rte,
Monsieur Delavigne gleiche eher einem herumwandelnden Todten, als einem
Lebenden, und je eher er sich setze und ein Glas Madeira trinke, desto
besser sei es f�r ihn -- zu fr�h k�nne es aber gar nicht mehr geschehen,
und ihre Schl�ssel aufgreifend, von denen sie den Kellerschl�ssel ihrer
Indianischen Dienerschaft nicht anvertrauen durfte, verlie� sie rasch
das Zimmer, die eben verordnete Arznei auch gleich selber zu holen und
einzugeben, wie ein guter, sorgsamer Arzt.

Susanne und Ren� waren allein, und der Letztere wollte sich eben mit
seiner Wunde f�r sein, vielleicht unfreundlich scheinendes Betragen von
vorhin entschuldigen, als diese f�r ihn selber sprach; die ungewohnte
Anstrengung, da es das erste Mal gewesen war nach seiner Verwundung da�
er einen solchen Marsch unternommen, die Aufregung zu Hause -- jetzt, und
beide ach wie so verschiedener Art, wirkten zu heftig auf ihn -- er
mu�te von dem rasch zuspringenden M�dchen unterst�tzt, zu einem Stuhl
taumeln und mit einer Ohnmacht k�mpfend, deren Schleier er aber
gl�cklich bezwang, st�tzte er das todtenbleiche Antlitz in die Hand,
sich wieder zu sammeln, zu erholen.

�Sie b�ser, b�ser Mann� fl�sterte das sch�ne M�dchen, ihr weiches Tuch
rasch in kalt Wasser tauchend und um seine Stirn legend -- �was laufen
Sie auch toll und wild in die Welt hinein, wenn Sie krank und elend sind
-- weshalb hat Sie Ihre Sadie nur hinausgelassen?�

Sadie -- Ren� athmete tief und schwer und seine Stirn fassend traf er
der Jungfrau Hand, die dort das Tuch hielt und sie nicht wegziehn durfte
wenn es nicht fallen sollte. Sie blieben wenige Secunden in dieser
Stellung und Susanne fuhr wie best�rzt zur�ck, als sich die Th�r rasch
�ffnete in der Madame Belard mit Flasche und Glas im Arm wieder
erschien, und etwas erstaunt, ja erschreckt, das bleiche Antlitz ihres
Gastes bemerkte.

�Hallo, was ist hier vorgefallen,� rief sie halb lachend halb best�rzt,
�werden die Herren ohnm�chtig und m�ssen ihnen die Damen beistehn? --
sch�ne verkehrte Welt das, aber meine Medicin ist da um so mehr am
Platz. Hier Monsieur� fuhr sie fort, ihm ein volles Glas einschenkend,
aber zugleich einen fl�chtigen Blick nach Susannen hin�berwerfend setzte
sie neckend hinzu: �und die Dame da scheint mir auch ein Glas vertragen
zu k�nnen, Ihr habt Euch Beide alterirt -- Wie steht es mit Ihrer Wunde,
Delavigne?�

�Besser -- gut� sagte er rasch.

�Sie haben von Ihrem Gegner geh�rt?� frug Susanne leise.

�Ja� hauchte Ren�.

�Er hat es nicht anders haben wollen� beruhigte ihn aber die Franz�sin
-- �w�re er mit der ersten Lektion zufrieden gewesen, so war die Sache
abgemacht und Niemandem ein Schade geschehn -- es soll das siebente
Duell gewesen sein, das er gehabt. Aber reden wir von etwas
Angenehmerem� setzte sie rasch hinzu, �wissen Sie da� unsere junge
Freundin Briefe von zu Haus, und noch zwei bis drei Monat Urlaub
bekommen hat, auf Tahiti zu bleiben? -- der alte Seewolf mu� doch gar
kein so �bler Mann sein.�

�Und ist der Delaware gl�cklich zu Hause angekommen?� frug Ren� l�chelnd
zu Susanne gewandt.

�Oh schon lange� erwiederte Susanne, �und hat eine ausgezeichnete Reise
gemacht� setzte sie dann mit komischem Ernst hinzu -- �Sie haben sich
sehr im Lichte gestanden, Monsieur Delavigne, nicht an Bord geblieben zu
sein. Sie k�nnten jetzt ihren Thran zu h�chst annehmbaren Preisen --
Papa hat mir einen Preis-Courant mitgeschickt, als ob ich f�r ihn
Gesch�fte machen sollte -- an die Firma ~Bornholm Watts & Comp.~
verkaufen und h�tten noch immer Zeit genug �brig behalten sich zu einer
neuen so romantischen Fahrt auf den Wallfischfang auszuruhen und zu
r�sten. Sie werden mir zugeben da� Einem auf einer solchen Fahrt h�chst
interessante Sachen begegnen k�nnen.�

�Sie werden mir zugeben Mademoiselle, da� Sie grausam sind� sagte Ren�
-- �Sie wissen nicht wie weh Sie mir gerade jetzt mit solchen Worten
thun.�

�Gerade _jetzt_?� frug Susanne erstaunt, aber sie wurden hier durch
einen L�rm von der Stra�e unterbrochen, der sie alle drei rasch an das
Fenster rief. Das Rufen und Schreien kam von der, nicht fernen Kirche
her, wohin Bruder Dennis einen Theil seiner Gemeinde gezogen und in
st�rmischer Predigt ihren Patriotismus, ja vielleicht ihren Fanatismus
f�r die heilige Sache der Religion und des Vaterlands erregt haben
mochte.

�Gott wie die Menschen schreien� sagte Madame Belard �ngstlich -- �wenn
sie nur Vernunft annehmen und nicht gegen eine Macht gerade zu einer
Zeit antrotzen wollten, wo diese den Z�gel und die Wehr fest in H�nden
h�lt; sie werden noch das gr��te Ungl�ck �ber sich hereinrufen.�

�Und von der Fahne da dr�ben soll es abh�ngen, ob Krieg ob Frieden�
sagte Susanne, nur das Interessante des Augenblicks in dem Bewu�tsein
f�hlend, Zeuge der ganzen Verhandlung zu werden -- �was f�r eine
wunderh�bsche Flagge das ist, und wie Jammerschade, da� sie soll
niedergeholt werden. Seit wann f�hrt denn Pomare die goldene Krone im
Wappen, mit dem Cocoszweig?�

�Seit th�richte Priester ihre Eitelkeit anstachelten und ihrem Stolz
schmeicheln wollten� sagte Ren� finster.

�Denen stecken die Ehrenstellen und eintr�glichen Aemter im Kopf� rief
Madame Belard, �die auf den Sandwichsinseln in dem jetzt ganz nach
Europ�ischem Ma�stab eingerichteten Hof Einzelne der Missionaire f�r
sich gewonnen haben; gro�e Titel und Gehalte mit allen m�glichen
Auszeichnungen. Wenn Pomare eine blo�e Insulanerin blieb, eine Pomare
~wahine~, konnte keiner von ihnen Minister werden und das Consulamt
bringt neben dem Bischen Ehre, nur Aerger und Verdru�; Minister des
Ausw�rtigen oder der inneren Angelegenheiten klingt besser.�

�Ach Unsinn� lachte Susanne -- �es sind zu vern�nftige M�nner etwas
derartig N�rrisches zu erstreben. Minister Ihrer Tahitischen Majest�t
-- hahahaha --�

�Klingt nicht weniger gut als Sr. Hawaiischen�[D] sagte Ren� ernst, �und
dort ist es geschehen. Leider Gottes haben Titel und Orden schon manchen
ehrlichen Mann -- zu Fall gebracht -- nicht einen schlimmeren Ausdruck
daf�r zu gebrauchen, und der Klang irgend eines langen unbeh�lflichen
Worts, das Blitzen eines farbigen Bandes oder Metallst�cks im
Knopfloch hat Grunds�tze umgeworfen, die dem Schicksal bis dahin fest
und gewaltig Trotz geboten. Schade da� sie dies sch�ne Land jetzt zum
Schauplatz ihres unsinnigen Treibens gemacht -- es k�nnen schwere Zeiten
kommen f�r dies Volk.�

    [D] Seit einigen Jahren ist z. B. am Hawaiischen Hof zu Honolulu auf
    Oahu �nach reiflicher Ueberlegung beschlossen worden, das beim
    Wiener Congre� befolgte Ceremoniell behufs des gegenseitigen Ranges
    fremder Consuln zum Grund zu legen.�

�Glauben Sie das nicht Delavigne� sagte Madame Belard kopfsch�ttelnd,
�der Tahitier, so weit ich ihn kenne, ist sorglos und leichtsinnig, und
selbst gleichg�ltig gegen das H�chste was wir im Leben anerkennen -- er
h�tte seine Religion nicht sonst so leicht, und auf manchen Inseln
wirklich aus reiner Gef�lligkeit ver�ndert. Der Franz�sische leichte
Sinn sagt ihm auch weit mehr zu, als der starre Presbyterianische Ernst.
-- Nur diesen einen Tag, den ersten Umsturz �berstanden, und der
Eingeborene wird sich leicht in das _Geschehene_ f�gen, ja vielleicht es
sogar liebgewinnen, wenn er findet da� es ihm manche Erleichterungen
manche Freiheiten bietet, die ihm der starre Methodismus nicht
zugestehen wollte.�

Ren� sch�ttelte den Kopf.

�Wenn sich selber �berlassen, ja� sagte er ernst, �aber der Fanatismus
wird seine Brandfackel in ihre Herzen schleudern; der heilige Geist wird
wieder die Trommel r�hren, und die �L�mmer Gottes� zum Kampfe treiben
und der Name Gottes wird auf's Neue zum Schlachtschrei gebraucht werden,
Ehrgeiz und Habsucht zu verdecken und beleidigte Eitelkeit zu r�chen.
Ich glaube an keine friedliche Unterwerfung.�

�Sie werden sich nat�rlich zu den Eingebornen schlagen?� sagte halb
neckend halb lauernd Susanne, und lie� ihren Blick fest und forschend
auf dem jungen Franzosen ruhn.

�Wir w�rden dann unter _einer_ Fahne k�mpfen� lachte Ren� der Frage
ausweichend.

�Wer ich?� rief Susanne schnell -- �da haben Sie weit am Ziel
vorbeigeschossen, Monsieur; wenn auch in Nordamerika und von einem
Protestantischen Vater geboren, bin ich doch in Louisiana im rechten
Glauben erzogen, und meine Sympathie ist ganz auf Seiten des
Gekreuzigten -- ich hasse die Methodisten.�

�Gott wei� es, ich auch� sagte Ren� und der tiefe Seufzer mit dem er es
sprach b�rgte f�r die Aufrichtigkeit. �Der beste von ihnen ist
gestorben� fuhr er dann, wie mit sich selber redend fort, seine Worte
wenigstens an keine der Frauen richtend -- �der alte Osborne war ein
braver wackerer Mann, und sie haben ihm das Herz gebrochen, mit ihren
Intriguen und Anfeindungen. Wenn auch jetzt Einzelne zwischen ihnen sein
m�gen, die wirklich in wahrem Glaubenseifer der einmal betretenen Bahn
folgen -- die meisten sind Heuchler, h�ngen den Namen Gottes vor ihr
eigenes Bild, und streuen nur Ha� und Unfrieden in Familienkreise, wo
sie Liebe und Eintracht s�en und die Herzen aneinander festigen sollten
statt sie auseinander zu rei�en. Gift �ber sie, mir th�te es in der
Seele wohl ihre Macht hier gebrochen, ihr Reich zertr�mmert zu sehn --
und doch f�rchte ich, kann es nicht ohne Blutvergie�en geschehn, denn
gutwillig geben diese Leute die Waffen nicht aus ihren H�nden.�

�Ha der Schu�!� rief Susanna die den Blick gerade auf das Franz�sische
Admiralschiff geheftet hielt, und den blendenden Strahl bemerkte, der
pl�tzlich daraus hervorscho�, und mit dem Worte fast schlug der Donner
des Gesch�tzes an ihr Ohr und machte das Blut von Tausenden rascher
durch die Adern jagen.

�Da kommen auch die Boote!� rief Ren�, �nun wird sich das Schicksal des
Tages bald entscheiden.�

�Und glauben Sie da� die Eingebornen jetzt einen Kampf mit uns wagen
werden?� frug Madame Belard rasch und �ngstlich.

�F�rchten Sie Nichts� lachte aber Ren� -- �was k�nnen die Unbewaffneten
jetzt gegen die Schie�gewehre der Soldaten, mit den Kanonen der
Fregatten auf sich gerichtet, beginnen, es w�re Wahnsinn, und ein
solcher Kampf m��te so rasch enden, wie er begonnen h�tte.�

Die Boote stie�en wirklich von den verschiedenen Kriegsschiffen ab;
Schaluppen vollgedr�ngt von Bewaffneten, die von den regelm��igen
Riemenschl�gen der Matrosen getrieben, rasch wie der Seefalke auf seine
Beute, dem Lande zuschossen. Das Ufer stand gedr�ngt voll Menschen, aber
man sah keinen bewaffneten Insulaner; die Lenden und Schultern mit ihren
T�chern umh�llt, die Brust und das Haupt mit Blumen und gelben
Bananenbl�ttern geschm�ckt, lachend und schwatzend standen sie da, die
Boote erwartend, als ob deren Kommen eine f�r sie sehr gleichg�ltige,
vielleicht sogar erw�nschte Handlung w�re, und nicht wirklich den
Umsturz alles Bestehenden, in Politik, Religion, Regierung und Gesetzen
drohte und bedingte.

Kaum Raum gaben sie dabei den landenden Truppen, und wenn diese auch
anf�nglich mi�trauisch den zahlreichen Schwarm betrachteten, der schon
in seiner Masse ihnen h�tte eine Art Widerstand bieten k�nnen, sahen sie
doch bald da� sie hier weder Angriff noch Schwierigkeiten zu erwarten
h�tten, und der Menschenkn�ul, fast aus eben so viel Frauen und M�dchen
als M�nnern bestehend, dr�ngte sich langsam auseinander, dem landenden
Feinde Raum zu geben, seine Truppen aufzustellen.

Es waren etwa zweihundert Artilleristen und Marinesoldaten und drei bis
vierhundert Matrosen, mit Cutla�, Pistolen und Musketen bewaffnet; die
Bayonnette aufgesteckt, und ziemlich gut einexercirt formirten sie sich
auf das Commando in einzelne starke Rotten, und zogen mit festem
dr�hnendem Schritt, von dem Corvetten-Capitain Mons. ~D'Aubigny~
angef�hrt, der sogar zum zeitweiligen Regierungsrath der Insel von dem
Admiral ~Du Petit Thouars~ ernannt worden, zum Hause Pomares hinauf, von
dem noch immer, fest und trotzig die Landesfahne mit der stolzen Krone
ihren Feinden furchtlos entgegenwehte.

Im Hause aber lag Alles todtenstill -- die Vorh�nge waren niedergezogen,
die Th�ren verschlossen, kein Mensch auf der Verandah oder an irgend
einem Fenster zu sehn, denn die Furcht schien doch st�rker in den Herzen
der Einanas, als die Neugier, und lautlos r�ckte die Schaar in
geschlossenen Colonnen bis dicht vor das Haus, schwenkte, machte Front
und die Gewehre rasselten auf das Kommandowort auf den hartgetretenen
Boden nieder.

�Und was werden sie jetzt thun, wo sich Niemand ihnen widersetzt?� frug
Susanna, und fast unwillk�rlich wandte sich ihr Herz dem Schw�cheren,
Angegriffenen zu, den sie widerstandlos dem m�chtigen Feinde �bergeben
sah.

�Sie werden die Flagge herunternehmen� sagte Ren�, �die Tricolore daf�r
aufpflanzen und das Land in den Besitz des K�nigs von Frankreich
erkl�ren, so wenigstens lautete die Drohung des Admirals.�

�Und was geschieht mit der Tahitischen Flagge?� frug Susanna rasch und
blickte dem jungen Mann fest in's Auge.

�Ich wei� nicht� l�chelte dieser, �irgend einer der Officiere wird sie
wohl mit sich auf's Schiff zur�cknehmen.�

�Ob wohl ein specieller Befehl da ist, was mit ihr geschehen soll?�

�Ich glaube kaum� meinte Ren� -- �was liegt an dem Tuch?�

�Ich wei� nicht _was_ ich darum g�be, _die_ Fahne mein eigen zu nennen�
rief Susanna da pl�tzlich, und Stirn und Wangen bis tief in Nacken und
Busen nieder waren wie von Gluth �bergossen.

�Die Tahitische Fahne?� frug Ren� erstaunt.

�Sie k�nnte mich gl�cklich machen� sagte Susanna, und hielt die
leuchtenden Blicke fest auf das, in der Abendsonne hell blitzende Tuch
geheftet, das jetzt das Leichentuch der Tahitischen Freiheit werden
sollte.

Ren�, von einem pl�tzlichen Gedanken durchzuckt, griff seinen Strohhut
auf, der neben ihm auf einem Tische lag, und wollte das Zimmer
verlassen.

�Wo wollen Sie hin?� rief Madame Belard best�rzt -- �sind Sie rein vom
B�sen besessen?�

�Ich bin gleich wieder bei Ihnen!� rief Ren� und warf die Th�re hinter
sich ins Schlo�.

�Monsieur Delavigne� rief auch Susanna und blickte best�rzt ihm nach,
aber er h�rte schon nicht mehr die Worte, oder achtete ihrer nicht, und
eilte fl�chtigen Schrittes, seiner Schw�che f�rmlich trotzend, die
Treppe hinab, schritt durch den Garten dessen benachbartes Grundst�ck
eine offne Th�r nach dem Strand zu hatte, und befand sich wenige Minuten
sp�ter mitten in dem Gewirr von Eingebornen und Franz�sischen Soldaten,
und dem Flaggenstock gerade gegen�ber, an den in diesem Augenblick ein
Franz�sischer Officier, Bertrand, hinantrat, die K�nigliche Flagge
niederzuziehn. Dicht gedr�ngt um ihn standen die unter seinem Befehl
stehenden Matrosen der ~Jeanne d'Arc~ theils, theils der ~Danae~, und
Ren� dr�ngte sich leise aber so entschlossen vor und zwischen sie hinein
da� die Seeleute, die ihn bald f�r einen Landsmann erkannten, glaubten,
er habe jedenfalls ein Recht, vielleicht sogar eine Pflicht dazu, zu
erscheinen, und ihn ruhig gew�hren lie�en.

Ein Trommelwirbel ersch�tterte jetzt die Luft, und Bertrand zog w�hrend
desselben und unter einem Todtenschweigen der versammelten Tausende, die
Flagge an dem Flaggenfall nieder -- kein Schrei des Zorns oder der
Entr�stung von Seiten der Eingebornen, kein Hurrahruf der Sieger
begleitete den Akt -- es war wie eine Execution, und Bertrand mochte das
f�hlen, denn halb abgewendet schob er die gedem�thigte Flagge von sich
und absichtlich einem der Leute zu, sie von dem Fall zu l�sen, erstaunt
aber drehte er sich gegen Ren� um als er einen Fremden erblickte, der,
ein kleines blitzendes Messer in der Hand, das Flaggenfall unten mit
einem raschen Schnitt trennte und das Messer in die Tasche
zur�ckschiebend, die Fahne ruhig und gleichm�thig zusammenrollte.

�Ren�,� rief der Seemann erstaunt und mit halb unterdr�ckter Stimme aus,
als er ihn erkannte -- �Mensch, was thust Du hier?�

Ren� winkte ihm mit den Augen, aber dicht neben sich h�rte er die
halblauten und nichts weniger als freundlichen Worte:

�Das ist der Bursche der unsern Lieutenant erschossen hat -- was beim
Teufel will der hier zwischen uns?�

Das Blut scho� ihm im Zorn in die Schl�fe, aber er wu�te auch da� er
sich hier nur eingeschmuggelt und nicht an seinem Platz befinde, und
ruhig die Flagge zusammenrollend schob er sie sich unter den Arm, und
suchte jetzt den R�ckweg anzutreten. An Bord der Franz�sischen Schiffe
hatte man auch in der That so fest geglaubt die Tahitier w�rden ihre
Flagge selber streichen, da� gar keine Verf�gung, sie selbst betreffend,
erlassen war. Das Interesse des Augenblicks band sich auch �berdies
nicht an solche Nebensache, denn der, noch an demselben Abend zum
zeitweiligen Gouverneur von Tahiti ernannte Mr. ~d'Aubigny~ brach jetzt
in die allerdings merkw�rdigen Worte aus:

�Officiere, Soldaten und Matrosen, und Ihr Bewohner dieser Inseln, denen
wir _Gerechtigkeit_ und _Frieden_ bringen, -- im Namen des K�nigs,
unseres gn�digen Herrn, nehme ich Besitz von diesem Land -- wir Alle
werden mit Freuden in der Vertheidigung der glorreichen dreifarbigen
Fahne sterben. Hi�t die Flagge!�[E]

    [E] W�rtlich.

Bertrand hatte indessen die Tricolore statt der Tahitischen an dem
Flaggenfall befestigt, die ihm n�chststehenden Seeleute sprangen hinzu
sie aufzuhissen, und unter dem fr�hlichen Wirbel der Trommeln und dem
donnernden ~Vive le roi~ der Soldaten und Matrosen, dr�ngte sich Ren�
wieder den G�rten zu und gewann das Freie; ~d'Aubigny~ aber mit seinem
blanken Degen Ruhe winkend rief mit lauter klangvoller Stimme, wie er
nur erst einmal hoffen durfte den L�rm zu durchdringen:

�_Die K�nigin Pomare hat aufgeh�rt zu regieren und wir stehen jetzt auf
Franz�sischem Grund und Boden!_�

Unm�glich w�r' es den Jubel zu beschreiben, der bei diesen Worten die
Franz�sischen Kehlen zu zersprengen drohte; es war ein f�rmlicher
Aufschrei von Triumph und toller Freude und wunderbar stach dagegen die
Ruhe und der Ernst der umstehenden Tahitier ab, die den Sinn des Satzes
gar nicht verstanden hatten, und kopfsch�ttelnd dem L�rm horchten, den
die tollen Wi-Wis hier mitten auf der Stra�e, dicht vor dem Hause ihrer
K�nigin, vollf�hrten. Das Verschwinden ihrer eigenen Fahne aber, und das
Wehen der verha�ten Tricolore lie� die Absicht der Fremden doch ziemlich
deutlich herauserkennen. Trotzdem erschien es ihnen immer noch als keine
so entscheidende Handlung, wie es von den Europ�ern angesehen werden
mu�te, denn die Insulaner kannten die Bedeutsamkeit der Flaggen nicht zu
dem Ma�e. Ob da oben ein wei�es oder dreifarbiges Tuch flatterte,
blieb sich am Ende gleich und nur das dumpfe Ger�cht das sich anfing
Bahn zu brechen -- die Wi Wis h�tten ihre K�nigin abgesetzt und wollten
selber regieren, brachte etwas mehr Leben in die Schaar und trieb
Einzelne dem Hause des Englischen Consuls zu.

Dort aber war indessen die Englische Flagge von Mr. Pritchards eigener
Hand in dem Augenblick niedergeholt worden, als die Tricolore
emporstieg, die Demonstration auch auf den Franz�sischen Schiffen wohl
bemerkt, aber nicht beachtet worden, und der fr�here Missionair fand
sich bald darauf von zahlreichen Trupps Eingeborenen umgeben, die eine
Erkl�rung der stattgehabten Vorf�lle haben wollten und hier zu ihrer,
eben nicht angenehmen Ueberraschung erfuhren, da� die Franzosen wirklich
Besitz von der Insel genommen h�tten und diese von nun an behaupten
wollten.

�Bah� lachten aber Andere wieder, �ein paar Tage haben sie hier das
gro�e Wort, und wenn sie fortsegeln werfen wir ihren bunten Lappen
wieder herunter, wie schon fr�her einmal.�

Eifrig bestritt Pritchard diese Meinung und suchte die Eingebornen von
der Gefahr zu �berzeugen, in der in diesem Augenblick ihre
Unabh�ngigkeit nicht allein, nein auch die Religion schwebe, die sie
als die bessere erkannt und angenommen; theils Gleichg�ltigkeit gegen
�u�ere Formen die ihnen unbedeutend schienen, theils ihre angeborne
Gutm�thigkeit, die selbst nicht dem Feind gleich das Schlechteste
zutraun wollte, lie� sie dem Allem nur mit halbem Ohre lauschen.
Vergebens ereiferte sich der fromme Mann und b�rdete ihnen die Folgen
auf, die alle aus dieser fabelhaften Theilnahmlosigkeit ihrer heiligsten
Verh�ltnisse entspringen k�nnten; sie sch�ttelten lachend mit dem Kopf
und schlenderten dann wieder langsam zu der K�nigin Haus zur�ck, vor dem
und unter ihrer eigenen jetzt dort wehenden Flagge die fremden Soldaten
und Matrosen noch immer aufmarschirt standen, und selber erstaunt
dar�ber schienen, da� die sonst doch gar nicht feigen Insulaner die
gr��te Beleidigung die einem Lande bildlich geschehen kann, so ruhig und
selbst heiter und vergn�gt hinnahmen. In der That begriffen die Tahitier
aber noch wirklich nicht, was mit dem eben Gesehenen gemeint sei, denn
das blo�e Flaggenwechseln hatten sie ja ebenfalls vor einiger Zeit auch
zu ihrem Vergn�gen gethan, ohne irgend etwas B�ses dabei zu denken; die
Franzosen hatten es ihnen nachgemacht und bis sie wieder fort waren
mochte die dreifarbige Fahne da oben auf dem Stocke ruhig ausflattern.

Ren� indessen, dem der wirklich unerwartet gl�ckliche Erfolg seiner
kecken That, ganz wieder den alten fr�hlichen Muth, vielleicht auch
Leichtsinn, zur�ckgegeben, sah schon von weitem wie sich Susanna,
�ngstlich nach ihm ausschauend, aus dem Fenster bog, und wie er mit der
Hand hin�ber winkte und den Hut schwenkte zum Zeichen fr�hlichen
Gelingens, wehte ihr wei�es Tuch gr��end ihm entgegen. Er sah weder nach
rechts noch links, das eine Ziel im Auge, und vor Eifer fast zitternd
mit seiner Beute, die ihm aber Niemand auch nur dachte streitig zu
machen, den sicheren Garten wieder zu erreichen, und doch schritt er
kaum auf f�nf Fu� Entfernung an seinem eigenen Weib, die das schlafende
Kind auf dem Arm trug, und zuf�llig und mit blutendem Herzen ein
unfreiwilliger Zeuge des ganzen Vorfalls gewesen, vor�ber, und lie�
Sadie in sprachlosem Staunen starr und kaum ihren Sinnen trauend,
zur�ck. Dem Gatten war sie gefolgt, theils f�r seine Sicherheit
f�rchtend nach einer That die sie f�r ein Verbrechen hielt, theils auch
weil sie sich Vorw�rfe machte, ihn wohl zu schroff und hart von sich
gesto�en und ihn der Verzweiflung preisgegeben zu haben in der ihr
liebendes treues Herz sich schon wilde entsetzliche Bilder
heraufbeschwor, und jetzt? -- strahlend von Gl�ck und Seligkeit, mit
leuchtenden Augen und gl�henden Wangen floh er an ihr, ohne sie zu
sehen, vor�ber und dort am Fenster -- ein stechender j�her Schmerz
zuckte ihr durch Herz und Nerven als sie die wundersch�ne Europ�erin
erkannte, mit der Ren� schon an jenem furchtbaren Abend so viel
gesprochen und getanzt, und deren kaltem fast ver�chtlichem Blick sie
dann mehr als einmal mit einem unbeschreiblichen Gef�hl von
ahnungsvoller Angst begegnet war.

Noch stand sie still und regungslos auf derselben Stelle auf der ihr
Ren� wie eine Erscheinung entschwunden war, und sie wu�te im ersten
Augenblick nicht einmal ob sie ihm folgen, seinen Namen rufen oder
zur�ckgehn solle, still und allein in ihre Heimath die R�ckkunft des
jetzt ihrer Sorge wahrlich nicht mehr bed�rfenden Gatten geduldig zu
erwarten, als eine leichte Hand nur leise ihre Schulter ber�hrte, und
eine weiche bekannte Stimme ihren Namen fl�sterte:

�Sadie!�

�Aumama!� rief Sadie, sich rasch nach ihr umdrehend, und hatte in diesem
Augenblick fast den Gatten vergessen in dem Schreck �ber das
wildverst�rte, fahle und doch so trotzige Aussehn der Freundin, deren
r�thselhaftes Verschwinden ihr schon Sorge und Kummer genug gemacht.
�Aumama, wo um Gottes Willen kommst Du her? -- wo warst Du die ganze
Zeit und wie siehst Du aus?�

�Wie ich aussehe, Herz? hahaha,� lachte das sch�ne M�dchen in
unheimlicher Lustigkeit, �der Thau in den Bergen gr�bt Spuren in die
Haut und -- aber das ist es nicht was ich Dir sagen wollte; ich zeige Dir
etwas, komm; glaubst Du an Geister?� --

�An Geister? -- wie verstehst Du das? -- was soll's?� frug Sadie
erschreckt -- �was hast Du Aumama, Du machst mich f�rchten.� --

�F�rchten? -- bah, th�richtes Kind -- wovor? vor dem eigenen Mann? --
der thut Nichts -- sieh nur wie freundlich und lieb er da dr�ben mit dem
ganz fremden M�dchen ist, w�rde er dem eigenen Weibe da etwas zu Leide
thun? -- hahaha Schatz, ich glaube wir Beide k�nnen uns bald lustige
Geschichten erz�hlen� -- und die Widerstandlose �ber den breiten Weg mit
sich hin�berziehend, wo ein Haufen aufgeschichteter und zu Canoes
bestimmter Bl�cke lag, auf die sie leicht wie die wilde Geis ihrer Berge
hinaufsprang, deutete sie mit dem ausgestreckten Arm und jetzt
Zornfunkelnden Augen nach den offenen Fenstern des Belardschen Hauses
hin�ber, die Ren� gerade in diesem Augenblick mit seiner eroberten
Flagge betrat und wo er mit Jubel von den Frauen begr��t wurde.

�Pomarens Flagge, die sie in den Staub gezogen, bringt er dem Feind --
bringt er seiner neuen Liebe� fl�sterte Aumama mit leiser, vor innerer
Bewegung zitternder Stimme -- �sieh nur, sieh wie sie sich zu ihm
�berbeugt -- hahaha -- ich glaube das war ein Ku� -- nein� lachte sie
dann h�hnisch, �sie werden die Nasen aneinander gerieben haben nach
Inselart. Aber komm -- komm Sadie ich habe Dir viel viel zu erz�hlen,
und wenn das P�rchen da drin wieder zur Besinnung k�mmt, k�nnten sie uns
hier drau�en bemerken -- den Triumph sollen sie nicht haben -- komm.�

Sadie lie� sich willenlos fortf�hren von der Frau, und nur ihr Kind
fester an sich dr�ckend folgte sie der F�hrerin, gleichg�ltig welchen
Weg sie einschlage, durch einen schmalen Gartenpfad erst dem wilden
Gedr�ng des Strandes au�er Bereich, und dann, auf weniger begangenen,
jetzt fast menschenleeren Wegen die Broomroad wieder hinauf, ihrer
eigenen Heimath zu. Sie sah die hundertmal begangene Strecke, aber sie
erkannte sie nicht wieder, und blickte erstaunt endlich umher, als sie
vor ihrer eigenen Th�re stand, denn das Bild des Gatten mit dem sch�nen
fremden Weib zuckte ihr vor ihren Blicken her�ber und hin�ber und wie
eine entsetzliche Erkl�rung dazu lautete Aumamas Bericht von dem eigenen
Schmerz, der eigenen Schmach.

Bei dem letzten ungl�ckseligen Europ�ischen Tanz hatte Lef�vre zum
ersten Mal ihre eigene Schwester gesehen und sich toll und blind in sie
verliebt. ~Nahuihua~ -- der blitzende Stern im Norden -- liebte aber
seine Schwester zu sehr, ihr den Gatten abtr�nnig zu machen und floh,
und Lef�vre verlie� Weib und Kind und folgte ihrer Spur �ber die ganze
Insel. Nur mit Gewalt konnten sich die H�uptlinge von Taiarabu, wo er
sie endlich wieder aufgefunden, seiner tollen Leidenschaft
entgegenstellen, und zornig abgewiesen war er erst heute nach Papetee,
aber nicht in seine Heimath zur�ckgekehrt, selbst nach seinen Kindern zu
fragen.

-- Und Ren�? --

�Hahahaha� lachte Aumama mit wildem Feuer im Blick -- �Aia hatte recht
-- sie sind sich _alle_, _alle_ gleich -- Alle, _Teufel_ mit ihren
glatten Zungen und freundlichen Augen, und wenn sie die Blume gepfl�ckt
die ihnen im Wege stand, und sich an ihrem Duft einen Augenblick gefreut
-- werfen sie sie fort -- sie geben ihr nicht einmal zum Welken Zeit�
setzte sie mit weicherer wehzerschnittener Stimme hinzu, �und im Weg,
von den Vor�bergehenden getreten mu� sie ihr junges hingemordetes Leben
lassen. Aber Rache will ich haben, Rache beim ewigen Gott!� rief sie
pl�tzlich sich hoch und stolz emporrichtend -- �meine Kinder hab' ich
schon in die Berge geschafft, in gute Pflege, da� sie mich nicht an
meinem Ziel beirren, und der treulose Mann soll sehen, wie sich ein
Tahitisches M�dchen zu r�chen wei�.�

Aumama war in furchtbarer Aufregung, und Sadie schrak zur�ck vor der
entsetzlichen Gluth und Wildheit die in ihren Z�gen lag, und der sie das
sonst so sanfte fr�hliche Wesen nie f�r f�hig gehalten hatte; sie wollte
sie beruhigen, aber das gereizte Weib stie� sie zornig zur�ck, und der
Schmerz l�ste sich erst in milden Thr�nen, als die Erinnerung an
vergangenes, nie wiederkehrendes Gl�ck sich Bahn brach durch
Leidenschaft und Trotz.

Und Sadie sa� noch lange, das frohe spielende sorglose Kind zu ihren
F��en, das Haupt der Freundin an ihre Brust gelehnt, Trost gebend wo sie
selber o des Trostes so viel bedurfte, entschuldigend wo ihr selber das
Herz brechen wollte in Angst und furchtbarer Qual.

Und Ren�? --

Sa� lachend und plaudernd neben Madame Belard, der sch�nen Susanna
gerade gegen�ber; sie sprachen von der Welt drau�en, von Paris, von
seinem Vaterland, sie lachten und scherzten, und als sich Susanna
endlich an das Pianoforte setzte und mit fertiger Hand dem sch�nen
Instrument so liebe bekannte Weisen entlockte, als ihm das Herz immer
h�her und h�her schlug und das Blut hei� durch die Adern jagte, da --
er mu�te sich gewaltsam zur�ckhalten der sch�nen Spielenden nicht in zu
gl�henden Worten zu sagen wie gl�cklich sie ihn heute Abend gemacht, und
mit wie schwerem Herzen er doch heute gerade nach Papetee gekommen -- da
f�hlte er vielleicht zum ersten Mal den Abstand seines jetzigen Lebens
mit der fr�heren Welt, die fest und abgeschlossen hinter ihm lag, die
Br�cke abgebrochen die hin�berf�hrte -- Zum ersten Mal brach sich der
Gedanke in ihm Bahn an das was er gethan, und das Bild des alten
Osborne, wie er im Lehnstuhl auf Atiu vor ihm sa�, so ehrw�rdig mit dem
wei�en Haar, so mild und ernst mit den freundlichen stillen Z�gen,
tauchte in �ngstlicher Wahrheit vor ihm auf und blickte, wehm�thig mit
dem Kopfe nickend und mahnend zu ihm her�ber.

�Spiel' etwas Heiteres, Susanna� rief da Madame Belard, �unser junger
Freund wird schon wieder ganz bleich und melancholisch -- die
Marseillaise ist heut besser hier am Platz, und nicht all das s��e und
weiche Gekose.�

Susanna ging rasch in die herausfordernden T�ne des begeisternden Liedes
�ber, und Ren� f�hlte wie ihn die Melodie hob und sich selber wiedergab
-- Gro�er Gott, wohin war er gerathen -- was hatte er gethan? und mit
dem Bewu�tsein fa�te ihn die Angst -- die Reue. Nur fort von hier jetzt,
fort, war der einzige Gedanke der in ihm lebte, und aufspringend griff
er nach seinem Hut.

�Wohin?� frug Madame Belard erstaunt.

�Zu Hause --�

�Jetzt? -- Sie werden doch erst Thee mit uns trinken -- nicht einmal das
Lied will der grobe Mensch aush�ren� rief die junge Frau erstaunt.

�Fehlt Ihnen etwas?� frug Susanna, mitten in der Melodie vom Instrument
aufspringend.

�Nein -- ja --� stammelte Ren� -- �schon zu lange bin ich hier gewesen
-- die be�ngstigende Luft -- die sp�te Stunde -- ich mu� fort -- Sadie
auch �ngstigt sich um mich.�

�Ach was, Sadie mag beten, bis wir Thee getrunken haben,� sagte mit
komischem Aerger Madame Belard -- �ich hatte nun so fest auf Sie heute
Abend gerechnet.�

Der unzarte Scherz that ihm weh, aber best�rkte ihn nur mehr darin
aufzubrechen -- �Ich _mu�_ fort� sagte er bestimmt.

�Sie haben recht� unterst�tzte ihn aber auch jetzt darin Susanna, �Sadie
_mu�_ sich �ngstigen, wenn Sie noch l�nger auf sich warten lassen; aber
d�rfen wir Ihnen auch erlauben allein zu gehn? -- wenn Sie nun wieder
einen Anfall jener Schw�che --�

Ren� dankte ihr der Sorge wegen, die sie um ihn trug, wies aber jede
Angst um sich, l�chelnd ab. Er f�hlte sich, seiner Aussage nach, wieder
vollkommen wohl, nur nicht l�nger z�gern wollte er, und mit kurzem, fast
verst�rtem Gru� verlie� er die Frauen, das Haus, und schritt hinaus in
die dunkle, k�hle, sterndurchschimmerte Nacht.

Aber das zur�ckgedr�ngte, m�chtige Gef�hl brach sich hier die Bahn --
�Sadie -- mein armes, armes Weib� fl�sterten seine Lippen, w�hrend die
H�nde fest sich pre�ten auf das Herz -- �armes, verrathenes Kind --
Nein, nein,� rief er aber rasch und heftig aus -- �noch ist es nicht zu
sp�t, noch bin ich Dein -- noch hab' ich die Kraft in mir das fremde
Bild aus meiner Brust zu rei�en, in die es, Gott nur wei� wie, die Bahn
gefunden, und Dein will ich auch bleiben in treuer, wahrer, inniger
Liebe. Sie haben Dir weh gethan von allen Seiten, Du hast keine Klage
gehabt f�r mich, nur stille leise Thr�nen, und jede von den Thr�nen die
ich verschuldet, brennt mir jetzt wie Feuer auf der Seele. Sadie mein
trautes liebes Weib -- Sadie!� --

Und mit der Sehnsucht im Herzen nach dem treuen Lieb, die seine Schritte
befl�gelte und ihn heimw�rts dr�ngte, wurde ihm auch wieder, mit der
freien Luft, frisch und frei um das reugequ�lte Herz, und als er seine
Sinne der Au�enwelt wieder zuwandte, und das Rauschen h�rte der wehenden
Palmen, das Fl�stern des dunkeln Laubes und das dumpfe Donnern der
Brandung, wie vor alter Zeit, da war es ihm fast als ob ein b�ser,
entsetzlicher Zauber von ihm genommen sei, mit dem Ton, und des trauten
Weibes Bild, wie es sorgend und liebend daheim sa� mit dem Kind, seiner
kleinen, herzigen Sadie, tauchte mit neuer, kr�ftiger Gewalt in seiner
Seele auf.

Mit fl�chtigen Schritten, die seiner Ungeduld noch lange nicht folgen
konnten, und fast keine Schw�che mehr f�hlend, eilte er der stillen
Heimath zu, und als ihn dort sein holdes Weib empfing, als sie ihr
K�pfchen, selig in dem Bewu�tsein da� er zu ihr zur�ckgekehrt -- sie
noch liebe und _nicht_ verlassen habe, an seine Brust legte, und kein
Vorwurf �ber ihre Lippen kam, der Blick den sie aufhob zu ihm nur voll
von reiner heiliger Liebe gl�hte, da zog er sie an sein Herz, bedeckte
ihre Stirn und Lippen mit seinen hei�en K�ssen und nun erst weinend,
aber in einem Ueberma� von Gl�ck, schlang Sadie ihren Arm um ihn, als er
sie sein Weib, seine kleine s��e Pu-de-ni-a nannte und sie bat guten
fr�hlichen Muthes zu sein, denn in den n�chsten Tagen, in acht, sechs,
vier, ja vielleicht morgen schon, wollten sie Tahiti ja wieder verlassen
und hin�berziehn nach dem Land ihrer Sehnsucht, nach der Wiege ihrer
Liebe, ihres Gl�cks -- zur�ck nach Atiu.

�Nach Atiu� war Alles was Sadie erwiedern konnte, und in jauchzender
Lust lag sie an des Gatten Brust und weinte laut.




Capitel 4.

Die Conferenz.


So gleichg�ltig die Insulaner, wenigstens scheinbar, die im letzten
Capitel beschriebenen Vorg�nge aufgenommen hatten, und so theilnahmlos
sie der Entehrung ihrer Flagge, als etwas h�chst Unwesentlichem
zugesehn, so viel gewaltigere Aufregung rief es im Lager der Missionaire
hervor, die einen entscheidenden Schritt Frankreichs wohl schon lange
gef�rchtet, aber doch nicht so schroff auftretend erwartet haben
mochten. Das Zur�ckziehn der Englischen Fregatten war zu gleicher Zeit
eine ihnen wohl verst�ndliche, und f�r sie h�chst ungl�ckselige
Demonstration, denn es bewies etwas, das in geradem Widerspruch mit den
freundlichen und ermuthigenden Versprechungen des Englischen
Ministeriums stand, und wovon die Franz�sischen Fregatten schon
jedenfalls Kenntni� haben mu�ten: da� n�mlich England keineswegs gewillt
sei dieses kleinen Inselreichs wegen einen Krieg mit Frankreich zu
beginnen, sondern Tahiti und seine K�nigin dem Protektorat -- man konnte
ihm nicht mehr gut den Namen einer _Entdeckung_ geben und w�nschte doch
derselben Erfolg -- des Nachbarstaates �berlie�.

Das aber hie� dem Protestantismus den Boden unter den F��en fortnehmen,
denn die Franzosen brauchten jetzt nur Gleiches mit Gleichem zu
vergelten, so packten sie die evangelischen Geistlichen auf ihre oder
andere Schiffe und schickten sie, gleichviel wohin, nur fort von ihren
Besitzungen. Aber das nicht allein; schon der Gleichberechtigung der
anderen Confession hatten sie von fr�hster Zeit an mit allen Kr�ften
entgegengearbeitet. Die katholische Religion sprach weit mehr zu den
Sinnen, als das kalte protestantische Wesen der Geistlichkeit, jene
erregte die Phantasie, diese ert�dtete Alles mit ihrer nackten
Unerquicklichkeit, nur in starrer Strenge den Glauben fordernd f�r das
Unbegreifliche. Auch mehr Freiheit lie�en die Katholiken den fr�hlichen
Kindern dieser gl�cklichen Zone, die nun einmal das ungl�ckselige
Vorurtheil hatten, da� Gott ihnen diese wundersch�ne Welt auch zum
Genu� geboten, die nicht begreifen konnten oder wollten da� der
Palmenhain ihnen nicht zum Tanzen und Lachen, sondern zum B��en und
Beten so prachtvoll aufgerichtet sei, und das Herz frevle, das auf
andere Weise zu seinem Gott bete, als sie es lehrten.

Der Erfolg den die Katholiken dabei schon auf den Sandwichsinseln gehabt
hatte sie lange vorsichtig gemacht, und mu�te ihnen jetzt die schwersten
und begr�ndetsten Bef�rchtungen aufdringen. Mit dem �Dublin� waren
deshalb auch schon die dringendsten Aufrufe und Nothschreie an die
Missionsgesellschaften in England erlassen, zuerst beim Ministerium,
dann aber auch bei dem Englischen Volk H�lfe f�r die �Prediger in der
W�ste� und ihre Gemeinden zu fordern, w�hrend bei der jetzigen
entschieden feindlichen Handlung der Papisten allerdings die Hoffnung da
war, da� das schwankende Ministerium eine entschiedenere Handlung den
Uebergriffen Franz�sischer Seeleute gegen�ber, einnehmen w�rde.
Hinhalten mu�ten sie deshalb hier vor allen Dingen die Entscheidung, die
unbedingte Unterwerfung der Insulaner, aber das nicht allein, sie mu�ten
auch Beweise, sprechende schlagende Beweise bringen, da� die
Eingeborenen der S�dsee das Franz�sische Joch so sehr verabscheuten, wie
sie sich nach der Englischen Mutterkirche sehnten, und da� sie bereit
und entschlossen w�ren, wenn England die ihnen durch die Missionaire im
Vertrauen auf das Englische Volk versprochene H�lfe _nicht_ senden
sollte, ihr Gut und Blut und Leben einzusetzen, die Unabh�ngigkeit ihrer
Nation sowohl wie ihrer Seelen, zu erhalten.

Beides lie� sich zu gleicher Zeit durch augenblicklichen Widerstand --
nicht allein mit machtlosen Protestationen eines Consuls, sondern durch
Waffengewalt, erreichen, und war das Volk nur im Stand dem Feind so
lange die Stirn zu bieten, bis die Berichte seiner _Religions_k�mpfe
nach England gelangen konnten, so zweifelten wenige der frommen M�nner
daran, da� England, ger�hrt durch solche Anh�nglichkeit an den
christlichen Glauben, auch ein Machtwort sprechen und schon dadurch die
Feinde ihrer Flagge wie Spreu vor dem Winde zerstieben w�rde.

Hierbei hatten sie jedoch mit zwei nicht unbedeutenden Hindernissen zu
k�mpfen; zuerst mit der entsetzlichen Gleichg�ltigkeit der Indianer in
allem was nicht zum t�glichen Leben geh�rte, und sie etwa gezwungen
h�tte irgend eine harte Arbeit zu thun, der sich ihre Theilnahmlosigkeit
f�r die christliche Kirche paarte, und dann mit dem Mangel an Waffen,
dem allerdings schon unter der Hand bedeutend abgeholfen war, aber
doch jetzt nicht so ganz und auf einmal begegnet werden konnte.

Das erste mochte irgend eine gl�ckliche Gelegenheit von selber heben;
der Uebermuth der Franzosen, die nirgend Widerstand fanden, und das
sch�ne Land schon fast in H�nden zu haben glaubten, gab leicht die
Gelegenheit dazu, aber dem zweiten Uebelstand mu�te durch andere Mittel
abgeholfen werden, und diese durfte man unter keiner Bedingung l�nger
als n�thig hinausschieben.

Der n�chste Ort Waffen zu bekommen war Valparaiso, nach ihm Sydney, und
nach beiden H�fen hatten umsichtige Amerikaner schon vor l�ngerer Zeit
Fahrzeuge abgesandt, dort aufzukaufen was sie bekommen k�nnten, und so
rasch als m�glich damit zur�ckzukehren. Die Schiffe aber durfte man
selbst mit dem g�nstigsten Winde noch nicht zur�ckerwarten, und es blieb
dann noch immer die Frage, wie die Ladung unter den jetzigen
Verh�ltnissen w�rde an Land zu bringen sein, wo die Franzosen sicherlich
Alles thaten solche, und ihnen die gef�hrlichste, Zufuhr zu verhindern.

Mr. Noughton, der Amerikanische Kaufmann, hatte aber auch noch andere
Verbindungen, und wenn er sich auch nicht gerade �bergern mit solchen
Sachen einlie�, doch zu viel kaufm�nnischen und speculativen Geist
sich ein gutes Gesch�ft durch die Finger schl�pfen zu lassen, wenn er es
eben dazwischen halten konnte. Er selber stand mit den Protestantischen
Geistlichen auf sehr vertrautem Fu�, und durch diese auch mit den
Protestantischen H�uptlingen, wie ihm denn �berhaupt nichts mehr verha�t
war, als das Franz�sische und dadurch Katholische Regiment. Da� er mit
den einzelnen dort angesiedelten Franzosen auf freundschaftlichem,
wenigstens gesellschaftlichem Fu�e stand, war die Schuld der
Handelsinteressen, die er nie aus den Augen lie� -- selbst nicht in der
Kirche.

Mr. Noughton war in seinem Zimmer mit dem Consul Pritchard, und der
letztere ging, mit auf dem R�cken gelegten Armen, rasch und finster auf
und ab, und schien ein eben gehabtes, keinenfalls angenehmes Gespr�ch,
zu �berdenken.

�Und ich habe doch recht, Mr. Noughton,� sagte er endlich, vor dem
Kaufmann stehn bleibend und ihm fest in's Auge sehend, �England kann und
darf uns nicht in dieser Verlegenheit stecken lassen, denn nicht allein
seine Interessen, nein seine _Ehre_ steht hierbei auf dem Spiel und ich
habe von dem Earl von Aberdeen das _feste_ Versprechen schleuniger und
entschiedener H�lfe, wenn ein gegen die bestehenden Vertr�ge gerichteter
Gewaltschritt der Franzosen ihnen nur die entfernteste Rechtfertigung
vor den �brigen Staaten geben w�rde.�

Der protestantische Geistliche und jetzige Englische Consul war ein
hochgewachsener, stattlicher Mann, mit freier offener Stirn und ein paar
klaren, klugen grauen Augen, aus denen jetzt ein lebendiges, reges Feuer
spr�hte -- sein volles Kinn war glatt rasirt und er trug nur einen
halben aber starken, krausen Backenbart, und ging in Civil gekleidet,
mit etwas langem, noch nach dem Geistlichen schmeckenden Rock und wei�er
Halsbinde und Weste.

�Bah, bah, bah� sagte der Amerikaner, eine lange hagere Gestalt, an der
nur die Augen Feuer zu haben schienen, kopfsch�ttelnd -- �wir kennen
solche Redensarten -- der Earl von Aberdeen steht �berhaupt in dem Ruf
als ob er ein etwas Indianisches Temperament habe, das nur heute _Ruhe_
verlangt, und dem Morgen sich selber �berl��t. Das sind Redensarten, mit
denen wir hier nicht vom Fleck kommen, und Sie m�ssen bedenken da�
zwischen jedem Brief von hier nach England, her�ber und hin�ber, immer
_zehn Monat Zeit_ liegen -- ein unberechenbares Capital f�r den, der den
Augenblick zu ben�tzen versteht. Die Franzosen hier werden _handeln_ und
die Engl�nder werden _protestiren_, denn beide Theile wissen recht gut,
da� zwei gro�e Nationen, mit den Gefahren eines Europ�ischen Umsturzes
vor sich, nicht eines solchen Fleckchens Erde wegen einen Krieg anfangen
k�nnen; so lange sie nur im Stande sind den Anstand nach Au�en zu
bewahren, k�nnen Sie sich darauf verlassen da� nichts Ernstliches zu
ihrem Vortheil hier geschieht.�

�England _mu�_!� rief Mr. Pritchard.

�Ach was, England mu� nie, wenn es nicht selber will, und wenn es
�berhaupt _wollte_, h�tte es die Sache schon gar nicht so weit
brauchen kommen zu lassen. Wenn Ihnen Ihr Earl Aberdeen, statt
Privatversprechungen eine Depesche f�r den Talbot, oder irgend ein
anderes Kriegsschiff Ihrer Majest�t mitgab, und das dem Franz�sischen
Cabinet zu wissen that, so m��te ich mich sehr irren, oder ~Du Petit
Thouars~ kreuzte jetzt noch an der Chilenischen K�ste herum, oder l�ge
ruhig im Hafen von Valparaiso, h�chstens bei den Marquesas-Inseln vor
Anker. Da das nicht geschehn ist, _wollen_ die Leute auch so wenig von
der Sache h�ren als angeht, und das Einzige was uns in dem Fall zu thun
�brig bleibt, ist so viel Spektakel als m�glich zu machen und sie nicht
ruhen und rasten zu lassen -- vielleicht bekommen sie's dann mit der
Zeit satt und schlagen zu, nur um des Friedens, um der Ruhe willen.�

�Aber was k�nnen wir thun?� rief in Unmuth der Consul -- �wenn ich
nicht Consul und -- Geistlicher w�re, beim Himmel, ich griffe selber zu
den Waffen und stellte mich an die Spitze der Insulaner, ihnen ihr
Vaterland vertheidigen zu helfen. Nie, so lange die Welt steht, so lange
wir eine Geschichte haben, ist ein feigerer Einfall unter einem matteren
Vorwand, auf ein friedliches, harmloses Volk geschehen und -- geduldet
worden.�

�Glauben Sie da� das Volk �berhaupt k�mpfen w�rde, wenn es Waffen
h�tte?� frug Mr. Noughton.

�Ich bin �berzeugt davon� erwiederte der Consul, ��brigens _sind_ Waffen
auf der Insel, besonders haben die uns ergebenen H�uptlinge -- einen
solchen Fall gerade nicht f�r unm�glich haltend -- eine ziemliche
Quantit�t Munition, Pulver und Blei irgendwo in ihren Verstecken, in den
verschiedenen Ansiedelungen -- die anderen Inseln sind sogar reichlich
damit versehen.�

�S--o--o� sagte Mr. Noughton, sich das Kinn streichend und die Lippen
vorn etwas mehr als gew�hnlich zusammenziehend -- �in den Kisten waren
wohl nicht _lauter_ Bibeln?�

Mr. Pritchard setzte seinen Weg durch das Zimmer wieder fort und
entgegnete gleichg�ltig:

�Ich wei� nicht wann und auf welche Art sie hier gelandet sind -- es
ist, wie ich h�re, w�hrend meiner Abwesenheit geschehen, aber
verdenken kann ich's den Leuten nicht, da� sie sich mit den Mitteln
versehen, ihr Haus, ihren Glauben vertheidigen, wenn Beides
widerrechtlicher, ja widernat�rlicher Weise nicht allein mehr bedroht,
nein wirklich angegriffen und ihnen entrissen werden soll. Der schwache
Vogel selbst vertheidigt sein Nest gegen Schlange und Marder, und wenn
uns die christliche Religion gebietet Blutvergie�en zu vermeiden und
lieber ein geringes Unrecht geduldig zu ertragen, so verlangt sie nicht
von uns, da� wir uns feige dem Schlimmsten unterwerfen sollen. �Und der
Herr sprach zu Josua: F�rchte Dich nicht und zage nicht, nimm mit Dir
alles Kriegsvolk und mache Dich auf und ziehe hinauf gen Ai -- und die
Bewohner von Ai fielen Alle durch die Sch�rfe des Schwertes, bis da� sie
Alle umkamen.�

�Ja das ist Alles recht sch�n und gut� sagte Mr. Noughton, den
Zeigefinger an der Nase und nachdenkend vor sich niederschauend; �ich
habe auch nicht den mindesten Zweifel da� uns der liebe Gott eine
Opposition gegen den gro�prahlerischen Franzmann mit dem gr��ten
Vergn�gen vergeben wird -- aber ich wei� nur noch nicht ob wir die
Insulaner eben zum Zuschlagen bringen und -- wer bezahlt nachher die
Waffen?�

Mr. Pritchard bi� seine Lippe und sagte nach kleiner Pause:

�So viel ich wei� sind die an Land befindlichen schon bezahlt, ich w��te
wenigstens nicht wie sie sonst in den Besitz der H�uptlinge kommen
sollten, und weiter sind noch keine anderen da -- warten wir bis sie
kommen, das Uebrige findet sich.�

�Aber ich habe eine ziemliche Quantit�t aufgetrieben und gewisserma�en
auch schon gekauft� erwiederte Mr. Noughton, �es fragt sich nur jetzt ob
_Sie_ dieselben �bernehmen und weiter dar�ber verf�gen wollen, denn
aufrichtig gesagt m�chte ich mit den H�uptlingen selber, die gar keine
Idee von Geld und Geldeswerth haben, nicht gern ein solches Gesch�ft
abschlie�en, da man �berdies auch gar nicht wei� wie die ganze Sache
abl�uft und ob die guten Leute nachher noch �berhaupt eine Cocosnu�
�brig behalten, womit sie bezahlen _k�nnten_, selbst wenn sie ehrlich
genug w�ren zu wollen.�

�Ich kann und will, ja darf mich mit der ganzen Sache nicht einlassen�
sagte Mr. Pritchard nach kurzem Besinnen kopfsch�ttelnd, �aber es
interessirt mich nat�rlich die Quelle zu kennen, aus der Sie hier zu
sch�pfen hoffen. Ist es ein Englisches Schiff?�

�Die Kitty Clover --�

�Ah der Wallfischf�nger -- diese Kitty hat auch Spirituosen an Land
geschafft, aber ohne da� wir im Stande waren ihr auf die Finger zu
klopfen, und wie ich h�re waren alle Vorkehrungen dagegen getroffen; Sie
m�ssen schlaue und mit der K�ste hier sehr vertraute Leute an Bord
haben.�

�Der eigentliche Unterh�ndler lebt hier an Land� entgegnete Mr.
Noughton, �aber das ist Alles Nebensache, wenn ich nur erst die
Gewi�heit h�tte, da� es hier zu einem wirklichen Kampf k�me, und die
Insulaner nicht ihren _Regierungs_wechsel eben so ruhig und gleichg�ltig
mit ansehen werden, als gestern den _Flaggen_wechsel, der sie, zu meinem
Erstaunen, entsetzlich kalt lie�.�

�Wenn die Franzosen Ernst mit ihrer Drohung machen� entgegnete Mr.
Pritchard rasch, �und nicht eben nach dieser einfachen Demonstration
wieder in See gehn, Pomare wie ihre H�uptlinge in sonst ungest�rtem
Besitz der Insel zu lassen, so l�uft auch die f�rmliche
Besitzergreifung, wo sie dann ja die Z�gel der Regierung in die Hand
nehmen und das Pabstthum proklamiren werden, nicht unblutig ab, und
_ein_ Leben genommen und die ganze Insel greift mit einem Schlag zu den
Waffen.�

�Sie glauben also wirklich --�

�Ich bin fest �berzeugt davon.� --

�Nun dann kommt da unten Freund Mac Rally, der Master des
Wallfischf�ngers drau�en, gerad' apropos die Stra�e nieder -- he Sir!�
-- und an's Fenster klopfend winkte er dem Schotten, der �berdies schon
die Richtung gerade nach dem Hause zu hatte, und dessen rascher Schritt
bald auf der h�lzernen Treppe geh�rt wurde. Wenige Secunden sp�ter
betrat Mac Rally das Gemach und wollte sich eben nach kurzem Gru� an den
Kaufmann wenden, als er die dritte Person im Zimmer sah, still schwieg
und sich mit einem fragenden Blick nach dem Amerikaner umschaute.

�Es ist ein Freund von mir, ein Geistlicher� sagte Mr. Noughton und
winkte Mac Rally Platz zu nehmen.

�Ein Missionair, so?� sagte der Seemann, Mr. Pritchard etwas mi�trauisch
betrachtend, bei seinem Branntweinschmuggeln hatte er die Leute nicht
eben als Freunde kennen gelernt, und er wu�te nicht wie weit der
anwesende gerade mit seiner nicht unbedeutenden Th�tigkeit in diesem
Gesch�ftszweig bekannt sein mochte; au�erdem ha�te er Missionaire. Hier
galt es �brigens eine Gesch�ftssache, in der er wu�te da� ihm der
geistliche Mann nicht entgegen sein w�rde, und er sagte rasch:

�Mit unserem Handel wird es wohl Nichts werden, Mr. Noughton -- es ist
zu sp�t.�

�Wie so?� frug der Kaufmann rasch und erschreckt -- �Sie _d�rfen_ jetzt
kein h�heres Gebot mehr machen, denn ich habe die Bestellung fest
gemacht, wie Sie recht gut wissen -- die Waffen sind _mein_.�

�Und sollen die Ihrigen bleiben, mit dem gr��ten Vergn�gen,� lachte der
Seemann, �wenn Sie nur wissen sie an Land zu schaffen.�

�Und geht das nicht mehr auf dem gew�hnlichen Weg?�

�Was f�r Einer ist das?� frug Mr. Pritchard -- der Seemann glaubte aber
nicht eine Antwort darauf schuldig zu sein, sondern sagte achselzuckend:

�Die Franzosen haben in der That Besitz von Tahiti genommen; Posten sind
ausgestellt an allen Pl�tzen wo es nur einigerma�en m�glich ist zu
landen, und eben wird eine Proclamation in Tahitischer, Franz�sischer
und Englischer Sprache angeklebt, nach der, unter anderem, Boote nicht
einmal mehr nach Dunkelwerden in der Bai fahren, viel weniger an Land
kommen d�rfen.�

�Den Teufel auch� sagte Mr. Noughton, �und das m�ssen _Sie_ sich hier
von einem Anderen _erz�hlen_ lassen?�

Mr. Pritchard zuckte mit den Achseln und sagte leise:

�Gegen rohe Gewalt hab' ich keine Macht und keine Auftr�ge anzust�rmen;
das mu� der Zeit �berlassen bleiben.�

�Zeit� brummte der Seemann ungeduldig -- �die wird Einem dabei auch nicht
gerade im Ueberma� zugemessen -- morgen mu� ich in See sein.�

�Und was haben Sie so zu eilen?� sagte Mr. Noughton.

�Das fragen Sie den Franz�sischen Admiral� brummte der Engl�nder -- �ob
sie mich hier in Verdacht haben, oder ob ihnen irgend etwas verrathen
ist, ich wei� es nicht, aber so viel ist gewi�, da� ich den Befehl
bekommen habe was ich an Wasser und Provisionen brauche heute in Ordnung
zu bringen, und morgen mit dem Landwind also etwa um neun Uhr, in See zu
gehn. Das ist �kurz und s�߫ wie sie bei uns sagen.�

�Die Franzosen thun wirklich, als ob sie hier schon die Herren w�ren�
sagte Mr. Pritchard.

�_Thun_ so, Sirrah?� rief Mac Rally -- �und verdammt gute Ursache dazu,
denn sie _sind's_, so lange Sie nicht die Indianer dazu bringen k�nnen
mit Macht �ber sie hereinzubrechen -- und damit sieht's windig aus.
H�tten Sie die Leute ein Bischen weniger beten und ein Bischen mehr ihre
gesunden Glieder brauchen und ihre Waffen�bungen nicht ganz
vernachl�ssigen lassen, so w�ren die heidnischen Spiele dem lieben Gott
jetzt selber zu H�lfe gekommen; jetzt k�nnen sie weiter Nichts wie mit
Bibeln drein werfen, und daran stirbt Keiner -- die Langeweile m��te sie
denn wieder forttreiben.�

Mr. Pritchard legte den Kopf zur�ck und drehte ihn zur Seite, aber er
erwiederte kein Wort; Mr. Noughton ging mit ineinandergeschlagenen Armen
im Zimmer auf und ab, und murmelte leise etwas vor sich hin, endlich
blieb er vor Mac Rally stehn, und frug, ihn finster dabei ansehend:

�Und was sagt Jim dazu?�

�Jim ist ein Tollkopf� brummte der Engl�nder -- �ein richtiger Ire, dem
nicht wohl ist wenn ihm nicht Jemand den Sch�del zerschl�gt, oder wenn
er nicht denselben Liebesdienst Jemand Anderem erweisen kann.�

�Also er meint es sei wirklich m�glich sie heute Abend an Land zu
schaffen?� frug Mr. Noughton schnell.

�Der sagt zu Allem ja� knurrte Mac Rally.

�Nun also, was haben wir denn da noch au�erdem f�r Hindernisse?�

�Er verlangt da� ich ihm die Gewehre und was dazu geh�rt, in
wasserdichten F�ssern an eine gewisse Stelle in Matawai Bai liefere und
das ginge allenfalls; aber dorthin haben die verdammten Franzosen
wahrhaftig auch heute Morgen eine Schildwacht gestellt, wie �berhaupt an
jeden Corallengang durch den mehr als ein Canoe einfahren k�nnte, und
ich kann meine Leute nicht dazu riskiren. Wenn sie entdeckt werden, und
das ist kaum anders m�glich, so wird jedenfalls auf sie geschossen, oder
doch der Alarm gegeben, und sie stecken mir nicht allein die Leute ein,
und der ganze Transport ist verloren sondern sie -- visitiren mir auch
am Ende noch das Schiff und -- das w�re mir unangenehm.�

�Posten schon �berall ausgestellt?� rief Noughton erstaunt, �ei dann
zeigen sich die Monsieurs schon allerdings als Herren der Insel und es
hat keine Gefahr mehr, da� mir die Gewehre auf dem Lager blieben -- Mac
Rally Sie m�ssen wahrhaftig Rath schaffen; mit einer einzelnen
Schildwache l��t sich am Ende auch noch sprechen.�

�Sprechen, ja, aber nichts durchbringen� brummte der Wallfischf�nger --
�_Sie_ haben auch Nichts dabei zu riskiren, ich aber desto mehr, und
nehme da lieber die paar hundert St�ck Gewehre wieder mit in See; in
Huaheina oder Bola Bola find' ich, wenn auch nicht so gute Preise doch
mehr Sicherheit.�

�Wo m��ten sie denn gelandet werden?� frug der Geistliche.

�Der einzig m�gliche Platz w�re Matawai Bai und zwar in der Einfahrt, in
der fr�her ein alter Missionair wohnte, der leider Gottes gestorben ist
-- jetzt sitzt ein Franzose drin -- ja zwei eigentlich, denn dicht
daneben wohnt noch Einer, und au�erdem hat sich der Posten gerade
�berhalb der beiden H�user in eine alte, nicht mehr benutzte H�tte
placirt, der, wie ich geh�rt habe, alle zwei Stunden von Papetee aus
abgel�st werden soll, w�hrend die weiter unten befindlichen mit einem
anderen, dorthin gelegten Detachement in Verbindung stehn.�

�Und k�nnten wir nicht _unter_ oder _�ber_ der Vorposten-_Grenze_
landen?� frug Mr. Noughton.

�Nein� sagte der Seemann, kopfsch�ttelnd, �erstlich nimmt das zu lange
Zeit weg, und selbst das nicht einmal gerechnet, m��te ein Boot auf dem
Binnenwasser und dicht am Strande hin v�llig Spie�ruthen bei den Posten
laufen, und es w�re rein unm�glich es unentdeckt an den Ort seiner
Bestimmung zu bringen, w�hrend dorthin gerade die Ladung im Schatten der
Riffe und sp�ter der Palmen die gr��te Wahrscheinlichkeit sicherer
Landung f�r sich hat.�

�Das ist das Haus wo Monsieur Delavigne wohnt� sagte Mr. Noughton --
�und sein Nachbar hei�t Lef�vre.�

�Ich glaube das sind die Namen� brummte der Alte, �kommt aber nicht
d'rauf an wie, sondern _wo_ sie getauft sind.�

�Hm, hm, hm� sagte der Amerikaner, nachdenkend im Zimmer auf- und
abgehend -- �ich glaube -- lassen Sie mich einmal sehn -- ich glaube
Bruder Rowe hat Zutritt da im Haus --�

�Wird ihm wenig helfen� meinte Mac Rally.

�Kann ich einmal mit Jim sprechen?� frug Noughton, vor dem Seemann
stehen bleibend.

�Ich wollte selber ich k�nnte seiner habhaft werden� erwiederte dieser,
�aber wie mir Bob, mein Zimmermann sagt, hat er alle Ursache sich nicht
bei Sonnenschein zwischen den Franzosen blicken zu lassen -- es m�ssen
alte Geschichten sein. In den Guiaven drin steht aber ein Haus, wo er zu
finden sein soll.�

�Bei der alten Irischen Hexe?� frug der Amerikaner.

�Nein, da kommt er seit jenem Abend, wo sie ihn beinah einmal abfa�ten
nicht mehr hin -- 's ist nicht so weit drau�en und ich kenne die Stelle
-- und was sagen Sie dazu, Mr. Pritchard?�

Bei Nennung des Namens drehte sich der Wallfischf�nger rasch nach diesem
um, der Consul aber sagte achselzuckend:

�Ich kann in meiner Stellung Nichts dabei thun, Mr. Noughton, obgleich
ich den Insulanern jeden Erfolg gegen ihre Feinde w�nsche.�

�Sie sind Consul hier in Papetee?� sagte Mac Rally.

Mr. Pritchard machte eine bejahende Bewegung mit dem Kopf.

�Dann werd' ich Sie bitten mir heute Nachmittag meine Papiere in Ordnung
zu bringen� bat der Engl�nder -- �'s ist jedenfalls besser ich habe die
regulirt.�

�Kommen Sie nachher zu mir, ich werde es Ihnen besorgen.�

�Mac Rally,� sagte Mr. Noughton, �thun Sie mir einmal den Gefallen, zu
Mr. Rowe zu gehn und ihn zu bitten, mich heute Morgen, sobald er
m�glicher Weise kann, auf einen Augenblick zu besuchen; ich h�tte etwas
_sehr_ Wichtiges mit ihm zu besprechen; wollen Sie?�

�Ich will gleich von hier zu ihm gehn -- und unser Gesch�ft?�

�Sein Sie nachher um elf Uhr hier wieder im Haus. Sie k�nnen mich zu dem
Haus f�hren, wo wir Jim O'Flannagan treffen m�gen?�

�Gewi� kann ich� brummte dieser, �aber es wird dann die h�chste Zeit da�
etwas geschieht, wenn wir's �berhaupt noch ausf�hren wollen.�

�Haben Sie Alles gepackt und in Ordnung?�

�Schon seit heute Morgen um sechs Uhr.�

�Gut -- �berlassen Sie dann das andere mir -- und Mr. Rowe?�

�Schicke ich Ihnen unter Adresse und Frachtbrief augenblicklich ins Haus
-- guten Morgen Gentlemen,� und sich langsam auf seinen Hacken
umdrehend, dr�ckte er die Th�r hinter sich ins Schlo�, und lie� die
beiden M�nner allein, die sich bald darauf in eine sehr lebhafte aber
mit leiser Stimme gef�hrte Unterhaltung vertieften, in der sie erst
wieder gest�rt wurden, als sich der ehrw�rdige Mr. Rowe unten anmelden
lie�.




Capitel 5.

Susanna.


Der Admiral ~Du Petit Thouars~ hatte allerdings die Inseln der K�nigin
Pomare, worunter er damals die beiden Gruppen der Gesellschafts- und
Georgen-Inseln verstand, im wahren Sinn des Worts in Besitz genommen,
und dachte, allem Anschein nach, gar nicht daran, sie, wie das vorige
Mal, als es bei einer Protectoratserkl�rung geblieben, wieder vollkommen
zu verlassen, wenigstens von Militair zu entbl��en. Der Admiral suchte
sich einzureden da� Pomare in ihrem Widerstand gegen ihn zu weit
gegangen sei, und dem zu begegnen fiel er in denselben Fehler, der ihm
freilich f�r den Augenblick nicht soviel Schaden bringen konnte, da er
gerade der St�rkere war.

Recht gut wu�te er dabei da� die Insulaner, wenn nicht unn�thiger Weise
gereizt, eben durch ihre Eifersucht unter sich, und bei dem Ha�, den ein
Theil derselben gegen die strenge Herrschaft der Missionaire hegte,
nicht leicht pers�nlichen Widerstand leisten w�rden, au�er, durch die
Fremden, besonders die Missionaire selber angereizt und dem
_vor_zuarbeiten, ehe ein f�rmlicher Bruch herbeigef�hrt werden konnte,
that er nat�rlich Alles was in seinen Kr�ften stand. Die
protestantischen Geistlichen wurden schon an und f�r sich gleich
gewarnt, das Volk nicht gegen die jetzige _rechtm��ige_ Regierung
aufzureizen, und au�erdem noch eine Proclamation erlassen worin jeder
Fremde, der _gegen_ die Franz�sische Oberherrschaft sprechen (man sagte
nicht _predigen_) w�rde, augenblicklich von der Insel, �berhaupt aus den
Gruppen zu verweisen sei; es war das ein Paragraph der die Missionaire
am schwersten traf, und auch, besonders in England, von ihnen am meisten
angegriffen und verdammt wurde.

Ebenso vorsichtig mu�ten sich die Franzosen dagegen zu wahren suchen da�
Waffen und Munition den Insulanern durch ihre Freunde zugef�hrt wurden,
und eins der eben eingelaufenen Schiffe erhielt augenblicklich die Ordre
die Insel zu umschiffen und verd�chtige Fahrzeuge abzuweisen, w�hrend
die hier liegenden Engl�nder, von denen man aber nur das kleine
Kriegsschiff in Verdacht haben konnte, ebenfalls scharf bewacht wurden.
Auch Spirituosen suchte man den Insulanern fern zu halten, sie nicht
aufzureizen und zu Excessen zu treiben, die unter den jetzigen
Verh�ltnissen leicht einen ernsten Charakter annehmen konnten, und es
war deshalb auch da� die Kitty Clover, von der man ziemlich genau wu�te
da� sie unter der Hand Spirituosen an die Insulaner verkaufe und auch
noch eine ziemliche Quantit�t derselben an Bord habe, Befehl erhielt die
Bai am n�chsten Morgen zu verlassen. Niemand vermuthete da� sie auch
noch weit gef�hrlichere Waffen zum gelegentlichen Handel bei sich f�hre,
die Mac Rally �brigens auch wohlweislich einer ziemlich genauen
Visitation seines Schiffes, sollte dieselbe ja stattgefunden haben, aus
dem Weg gesteckt hatte.

Au�erdem aber waren die Franz�sischen Soldaten streng beordert die
Eingeborenen freundlich zu behandeln, und ihnen strenge Strafen
angedroht, wenn sie dieselben durch Erpressungen, Mi�handlungen oder
sonstigen Uebermuth reizen und dadurch Anla� zu Streitigkeiten geben
w�rden.

Den Fremden war ebenfalls ihr Eigenthum vollst�ndig gesichert, nur
sollten sie sich, wie schon erw�hnt, jeder b�swilligen Einwirkung auf
die Insulaner enthalten, oder der Folgen daf�r gew�rtig sein.

Auch eine Regierung hatte der jetzt allm�chtige Admiral ernannt, einen
Regierungsrath wenigstens aus drei Personen bestehend, Mr. Aubigny,
Capitain der Corvette Ambuscade, Lieutenant Clou und Mr. Moerenhout, und
die Wahl des Letzteren besonders kr�nkte Pomare tief, da sie wu�te wie
er von jeher ihr gesinnt gewesen, w�hrend die Missionaire in dem ihnen
gerade feindlich gesinnten Mann einen vollst�ndigen Beweis sahen, was
sie f�r sich von der neuen Ordnung der Dinge zu erwarten h�tten.

Viel Zeit durften sie aber auch nicht verlieren, denn noch an demselben
Abend lief der Franz�sische Kriegsdampfer, der Cormorant ein, und ein
dumpfes Ger�cht durch die Stadt da� der ganze �brige Theil der, bis
jetzt noch an den Marquesas-Inseln stationirten Flotte, ebenfalls hier
eintreffen w�rde, den Eingeborenen zu imponiren, und ihnen zu beweisen
wie fruchtlos jeder Versuch des Widerstands gegen eine so gewaltige
Macht unter jeder Bedingung f�r sie ausfallen m��te.

Die Eingeborenen fingen jetzt erst an wirklich stutzig zu werden, denn
das ganze Benehmen der Fremden hatte diesmal einen weit anderen
Charakter wie fr�her. Die ausgestellten Posten, das gelandete und ohne
weiteres in einem der Pomare geh�rigen H�user untergebrachte Militair --
die Besitznahme der kleinen in der M�ndung der Bai liegenden Insel
Motuuta, von jeher der K�nigssitz und in der That Lieblingsaufenthalt
der Pomaren, wo die K�nigin sogar ihren Knaben geboren, und wohin jetzt
ohne weiteres m�chtige Kanonen geschafft wurden, die gar nicht aussahen
als ob sie blos f�r die kurze Dauer des Aufenthalts der Schiffe da
liegen bleiben sollten; vor allen andern Dingen aber das jetzt pl�tzlich
so scheue und zur�ckhaltende Wesen ihrer Missionaire, das sie an ihnen
wahrlich nicht gewohnt waren, machte sie stutzen, und fl��te ihnen zum
ersten Mal die ernstliche Besorgni� ein, da� doch wohl nicht Alles so
geschwind wieder vor�ber gehn w�rde und auch nicht genau so sei, wie
ihnen die frommen Lehrer bis jetzt erz�hlt haben mochten.

Mr. Pritchard allein blieb sich, auf seine Stellung als Englischer
Consul fu�end, ja vielleicht trotzend, treu in dieser Zeit. So
unbek�mmert die Franzosen irgend etwas gegen die Religion eines fremden
Staates und deren Vertreter unternahmen, und auch vielleicht unternehmen
konnten, so vorsichtig mu�ten sie jedenfalls zu Werke gehn, wo sie es
mit der Diplomatie und dadurch auch mit den Rechten desselben zu thun
bekamen, und als Consul stand er, wie er recht gut wu�te, unter dem
direkten und unmittelbaren Schutz seines Vaterlandes. Die Eingeborenen
verstanden aber diesen Charakter gar nicht; ihnen war Mr. Pritchard noch
immer der Mitonare und Lehrer von fr�her her, nur mit mehr Autorit�t
vielleicht als fr�her, da er die anderen Geistlichen oft in seinem Hause
versammelte, mit ihrer K�nigin in stetem Verkehr stand, und dann auch
durch die neue Reise noch gewaltig in ihrer Achtung gewonnen hatte.
Jedenfalls kam er jetzt gerade von dem Land der Beretanis, mu�te also am
besten wissen was sie von dort zu hoffen h�tten, und ob die Engl�nder
Schiffe senden w�rden sie und ihre Religion zu unterst�tzen, oder ob sie
auf sich selber verlassen bleiben sollten, den zahlreichen
Feuerschl�nden des m�chtigen Feindes gegen�ber.

Die anderen Missionaire hatten, durch die Drohung des Admirals
eingesch�chtert, nicht gewagt, eine bestimmte Antwort zu geben, und die
Gl�ubigen auf die Bibel und den lieben Gott vertr�stet, der die Seinen
sch�tzen und schirmen w�rde in schwerer Noth und Angst. Mr. Pritchard
dagegen sprach zu ihren Herzen, und sein Ruf an sie muthig zu sein und
nicht zu verzagen war mehr ein Aufruf zu den Waffen, als ein Trost.

�Widerrechtlich hatten die Feranis die Flagge Pomares niedergezogen,
widerrechtlich setzten sie eine Regierung ein, dem direkt
ausgesprochenen Willen Englands gegen�ber, da� das Land sich frei und
unbel�stigt des Friedens Segen und der christlichen Religion erfreuen
k�nne. Mit Kanonen und Bayonnetten �berw�ltigten sie ein stilles
harmloses Volk und die �Baals-Priester� zogen im Lande umher, dem Feinde
Seelen zu gewinnen. Er protestirte von Anfang an feierlich gegen jede
Franz�sische Autorit�t auf der Insel, die er unter keiner Bedingung
anerkennen w�rde, und wahrte sich das Recht zu dem Volke zu reden und
ihm zu rathen, wie es ihm gut d�nke, und wie er es in seinem Amt als
Englischer Consul sowohl wie Missionair vor seinem Gewissen und seiner
Regierung, aber nicht vor dem Franz�sischen Admiral zu verantworten
habe.�

Die Insulaner hielten sein Haus f�rmlich belagert, denn der Mann, wie
sie erst einmal die wahre Absicht der Fremden verstanden, sprach ihnen
aus der Seele, aber noch mehr -- er _ver_sprach ihnen auch Englische
H�lfe von der zuerst einkommenden Englischen Fregatte, w�hrend mit dem
Dublin schon die Klagen und Beschwerden s�mmtlicher Missionaire nach
England abgegangen waren.

Es l��t sich denken da� die Franz�sischen Autorit�ten, den
Protestantischen Geistlichen �berdies nicht gewogen, die Aufreizungen
dieses Mannes mit Aerger und Verdru� ansahen und nur durch seine
officielle Stellung noch zur�ckgehalten wurden, etwas Ernstliches und
Entschiedenes gegen ihn zu unternehmen. Dazu brauchten sie aber irgend
eine gegen ihn sprechende Thatsache als Vorlage, und eine solche mu�te
jedenfalls erst abgewartet werden.

Spione umgaben ihn dabei genug, aus seinen Reden an das Volk irgend
eine, direkt zur Emp�rung aufreizende Aeu�erung zu finden, Mr. Pritchard
war aber klug genug sich keine solche Bl��e zu geben, und der Zorn der
Franz�sischen Officiere gegen ihn stieg von Stunde zu Stunde.

Ren� beschlo� indessen sich von jeder Betheiligung an den politischen
Ereignissen vollkommen entfernt zu halten; er mochte nat�rlich nicht
gegen seine Landsleute k�mpfen, so sehr er auch f�hlte da� den
Eingeborenen hier unrecht geschah, und nat�rlich noch viel weniger
diesen feindlich entgegentreten, mit denen er durch sein Weib in so nahe
und freundliche Beziehung gekommen war.

Je mehr er aber �ber sein k�nftiges Leben auf den Inseln nachdachte,
desto mehr f�hlte er sich davon �berzeugt, wie er solcher Art, und
gewisserma�en zwischen zwei Feuern, in Papetee jedenfalls eine h�chst
unangenehme, ja gef�hrliche Stellung f�r die Zukunft einnehmen m�sse,
denn von beiden Partheien w�re er, wenn er es mit keiner offen hielt,
auch rettungslos verd�chtigt worden. -- Er wollte Papetee -- Tahiti
verlassen und dr�ben in Atiu, in der stillen Zur�ckgezogenheit seines
h�uslichen Gl�cks konnte er bald die Welt um sich her vergessen --
verachten. Sorge um seinen Lebensunterhalt brauchte er nicht zu haben,
Gott hatte den Tisch der Eingeborenen dort mit seinen reichsten Gaben
�berdeckt -- ein fr�hliches, gutm�thiges Volk bewohnte die Insel, und
mit Sadie an seiner Seite --

Und Susanna? --

Fort mit dem Gedanken an sie -- an Alles was sie umgab, gerade hier lag
die Gefahr f�r ihn, f�r sein h�usliches Gl�ck, und er f�hlte recht gut
selber wie er zu schwach, viel zu schwach sei, den immer aufs Neue auf
ihn eindr�ngenden Verf�hrungen lange widerstehn zu k�nnen.

Er liebte Sadie aus tiefster innerster Seele, und dennoch hatte er den
Zauber, die Gewalt die diese Liebe �ber ihn aus�ben sollte, �bersch�tzt
-- dennoch f�hlte er, wie er jetzt _fl�chten_ m�sse mit ihr, sich selber
zu entgehn und seiner Leidenschaft; fl�chten, einer Gefahr auszuweichen,
die drohend �ber ihrem Gl�cke hing, und in dem Gef�hl lag das Bewu�tsein
seiner Schw�che; gewaltiger noch da� er nicht wagte es sich selber zu
gestehn, gef�hrlicher f�r ihn, da� er je geglaubt hatte es besiegen zu
k�nnen, ja selbst jetzt noch sich selber damit t�uschen wolle da� er
nach freiem Willen handle.

Schon an diesem Tag begann er seine, jedoch eben nicht so bedeutenden
Vorbereitungen, Tahiti zu verlassen, und Sadie sah den Eifer mit dem er
es betrieb und dankte ihm in ihrem Herzen daf�r. Gl�cklicher fast als
der Gedanke ihr liebes, freundliches Atiu nun bald wieder zu sehn, es
nie mehr zu verlassen, machte sie das Bewu�tsein des Gatten Liebe noch
zu besitzen und sich in jener furchtbaren Stunde -- so entsetzlich ihr
selbst jetzt noch die Erinnerung daran war -- get�uscht zu haben. Er
konnte jenes fremde sch�ne M�dchen nicht lieben, h�tte er sonst so
geeilt aus ihrer N�he zu kommen? und da� es ihn gerade zur�ck nach Atiu
zog, war ihr ja der B�rge f�r ihr sch�nstes Gl�ck -- f�r den Frieden
ihrer Seele. Wie weh that es ihr jetzt da� Aumama nicht bei ihr
geblieben war, Zeuge ihres Gl�cks zu sein; das wilde M�dchen hatte sich
aber nicht l�nger halten lassen und war noch lange vor Abend schon in
ihrem Canoe allein nach Taiarabu aufgebrochen, dort bei der Schwester zu
bleiben; ja vielleicht -- sie hatte ihr zornig klopfendes Herz fest
festhalten m�ssen, als sie der Freundin die Worte zufl�sterte in denen
ihr ganzes Elend lag -- dort, dort noch einmal dem treulosen Gatten zu
begegnen, und Rechenschaft von ihm zu fordern, f�r ein mi�handeltes,
zertretenes Leben.

Arme Aumama.

Ren� hatte sich von der Mission einen kleinen Cutter zu verschaffen
gewu�t, seine Sachen und was er sich an Bequemlichkeiten auf der Insel
angekauft, gleich mit einem Mal nach ihrem alten Wohnplatz
hin�bertransportiren zu k�nnen, und derselbe wurde schon an dem
n�mlichen Nachmittag, ein Beweis wie es ihm Ernst war um seinen Vorsatz,
von Papetee her�ber und an seine Landung geschafft, wo er ruhig und
vollkommen vor Wind und Wetter gesch�tzt, vor Anker liegen konnte, bis
er im Stande war seine Gesch�fte hier so weit als m�glich zu reguliren
und sich einzuschiffen.

Niemand freute sich mehr dar�ber als der Mitonare Ezra, der sich
augenblicklich zum Passagier anbot, und nebenbei noch versprach die
Mannschaft vollst�ndig aufzutreiben. Mehr wie drei Leute gebrauchten sie
ohnedies nicht, da Ren� ja selber Seemann genug war das wenige an Bord
solch kleinen Fahrzeugs, wenn ja einmal Noth an Mann sein sollte mit
verrichten und besser verrichten zu k�nnen, wie die Insulaner selber.

Mitonare erhielt da die erste Botschaft, nach der Stadt, zu dem
ehrw�rdigen Mr. Rowe zu kommen, und Ren� bekam ebenfalls eine Einladung
von dem jetzt Befehlenden auf Papetee, Gouverneur Bruat, ihn zu
besuchen, da er sich nach Manchem bei ihm zu erkundigen w�nsche.

Die Botschaft beunruhigte ihn im Anfang -- sollte etwa wegen der Flagge
Nachforschung gehalten sein? -- aber lieber Gott, da h�tten sie ihm
dieselbe, wenn er wirklich verrathen w�re, einfach wieder abfordern
lassen; das Tuch hatte weiter keine Bedeutung, sobald es einmal von der
Stange herunter war. Oder das Duell? -- es war nicht wahrscheinlich da�
solche Sache in solcher Zeit zur Untersuchung kommen sollte; und
�berdies hatten beide Theile darin gehandelt wie es den nun einmal
bestehenden Gesetzen der Ehre entsprach, denen sie sich f�gen mu�ten.

Es half ihm Nichts da� er sich den Kopf dar�ber zerbrach, und gegen
Abend -- er war auf vier Uhr Nachmittag nach Papetee beordert worden --
folgte er der Aufforderung des Gouverneurs.

Es handelte sich dabei �brigens weder um Flagge noch Duell; im
Gegentheil war Mr. Bruat ungemein freundlich mit dem jungen Mann, dessen
Schicksale er sich, wie er ihm versicherte, habe erz�hlen lassen, und um
ihm zu beweisen wie er sich f�r ihn interessire, w�nsche er ihn an
sich und Papetee zu fesseln, und bot ihm, da er ja schon �berdies fr�her
in der Franz�sischen Armee als Officier gedient, eine gleiche Stellung
in Papetee, unabh�ngig von den Schiffen und mit gesichertem Aufenthalt
auf den Inseln.

Ren� begriff recht gut, da� er dies Anerbieten weniger seinen
Verdiensten als der vermutheten Verbindung verdanke, in der er, durch
seinen l�ngeren Aufenthalt hier wie seine Heirath, mit den Eingeborenen
stand. Das Abenteuer mit dem Missionair war ebenfalls, wenn auch nicht
laut ausgesprochen, doch ruchbar geworden, und es fehlte den Franzosen
gerade in diesem Augenblick besonders an Leuten, die ihren Interessen so
ergeben, als denen der Missionaire entgegen w�ren, und doch dabei eine
etwas freundlichere Vermittlung zwischen den beiden so schroff
absto�enden Elementen, den Eingeborenen der Insel und den Eroberern
derselben, bieten k�nnten. Das w�re aber auch jedenfalls der Weg gewesen
sich den Insulanern vollkommen zu entfremden, und er lehnte die ihm
gebotene Stellung auf das artigste und mit der Versicherung gr��ter
Dankbarkeit f�r das ihm bewiesene Zutrauen, aber auch entschieden ab.

Monsieur Bruat schien etwas pikirt dar�ber; er hatte wohl keinenfalls
eine so ganz definitive Weigerung erwartet, Ren� beharrte aber fest
darauf und wurde endlich mit einer zwar artigen aber sehr kalten
Verbeugung entlassen.

       *       *       *       *       *

In Mons. Belards Hause, in dem kleinen traulichen St�bchen der Madame
Belard, sa� diese an ihrer Arbeit, hinter den niedergelassenen
Jalousien, die eine angenehme K�hle in dem freundlichen Gemach
verbreiteten, w�hrend Susanna vor dem Instrument in leisen, wehm�thigen
Akkorden und mit halbgeschlossenen Augen ihrer Phantasie, ihren Gedanken
freien und ungest�rten Lauf lie�.

�Lieber Gott, Susanna,� sagte Madame Belard endlich, ihre Nadel ruhen
lassend und zu der Freundin aufschauend -- �Du bist entsetzlich
langweilig heute, und spielst Melodieen da� man immer glaubt es sollte
Jemand zum Richtplatz gef�hrt werden. Was um Gottes Willen steckt Dir im
Kopf, was hast Du, was fehlt Dir? -- heraus mit der Sprache, M�dchen,
aber qu�le mir die Mollt�ne nicht auf solch grausame, unbarmherzige
Art.�

�Ich? -- Nichts -- was soll mir fehlen?� sagte Susanna.

�Ja das frag' ich Dich -- etwas _ist_ mit Dir, denn Du bist wie
ausgewechselt gegen sonst.�

�Unsinn� lachte Susanna, die vollen Locken aus der Stirn werfend, und
zu einer lebendigern Weise �bergehend -- es war die Marseillaise.

�Ach damit hast Du gestern Abend Monsieur Delavigne vertrieben� lachte
Madame Belard -- �wie rasch er aufsprang und fortst�rzte. Wir h�tten uns
heute doch einmal sollen nach ihm erkundigen lassen, wie ihm die
Aufregung gestern bekommen und ob er sein Haus gl�cklich erreicht hat.�

Susanna erwiederte Nichts darauf, hatte aber die Marseillaise schon
wieder fallen lassen, und praeludirte eines ihrer kleinen
melancholischen Creolenlieder aus Louisiana, als Schritte aus dem
Vorsaal geh�rt wurden und Mons. Belard gleich darauf die Th�r �ffnete
und hereinschaute.

�Ist Delavigne hier gewesen?� frug er die Damen.

�Monsieur Delavigne? nein,� rief seine Frau und Susanna h�rte auf zu
spielen und sah sich nach ihm um -- �ist er wieder in der Stadt?�

�Hat er Euch denn noch Nichts gesagt?� frug der Gatte aber jetzt, sie
etwas erstaunt ansehend und ganz ins Zimmer tretend, �wi�t Ihr noch
Nichts?�

�Wir? -- was ist denn?� rief Madame Belard erschreckt, �um Gottes Willen
-- aber wenn er selber in der Stadt war -- ist ihm denn zu Hause etwas
passirt -- seinem Weib?�

�Ah Papperlapapp,� sagte Mons. Belard lachend, und ging zu einem
kleinen Eckschrank den er dort zu seinem eigenen Gebrauch stehen hatte,
sich ein Glas Brandy und Wasser einzuschenken, �da soll bei Euch immer
gleich was passirt sein; der Frau wird auch was zusto�en, die
Indianerinnen haben eine z�he Natur und sind nicht gleich immer
umgeworfen wie andere Leute. Wenn ich noch einmal zu heirathen h�tte,
ich w��te auch was ich th�te.�

�Bitte, Monsieur, geniren Sie sich nicht� bat Madame Belard etwas
beleidigt und mit kalter H�flichkeit -- �ich m�chte Ihrem weiteren Gl�ck
nicht gern im Wege stehn.�

�Aber was ist vorgefallen?� frug auch jetzt Susanna, mit gr��erem
Interesse als sie bis jetzt gezeigt, �bringen Sie uns eine angenehme
oder unangenehme Neuigkeit?�

�Nun ich wei� gerade nicht� sagte Mons. Belard die Mischung von Wasser
und Brandy erst einen Augenblick gegen das Licht haltend und dann, wie
mit der Farbe zufrieden, auf einem Zug leerend -- �angenehm ist sie
gerade nicht -- wenigstens nicht f�r Sie Beide, und mir selber thut es
auch leid, obgleich sich die Sache nun einmal nicht �ndern l��t und des
Menschen Wille sein Himmelreich ist. Wenn's ihm nicht l�nger bei uns
gef�llt, kann ihn nat�rlich keine Seele halten.�

�Mons. Delavigne will fort von hier? -- aber wohin?� riefen die beiden
Damen, wie fast aus einem Munde.

�Soviel ich verstanden habe, nach Atiu zur�ck, wo er hergekommen�
lautete die Antwort.

�So wird er dorthin wohl sein Gesch�ft verlegen wollen.�

�Nein das ist ja eben der Unsinn� rief der Kaufmann �rgerlich, �das
dacht' ich mir auch im Anfang, denn darin w�re ein Sinn, aber wie mir
jetzt scheint, l�uft die ganze Geschichte auf irgend einen romantischen
Schwindel hinaus, und wenn das wirklich der Fall w�re, sollt' er mir
leid thun, denn keine zwei Monat h�lt er's dr�ben mit seiner
Paradies-Com�die aus. Er will sein ganzes Gesch�ft f�rmlich mit der
Wurzel herausrei�en und wegwerfen, und sich dr�ben hinsetzen und
Brodfrucht und Tarowurzel essen mit Madame Sadie. Das klingt wohl recht
sch�n, ist aber nur leider unausf�hrbar -- er m��te denn eben kein
Franzose -- kein civilisirter Mensch sein, dessen ganze Existenz, er mag
sich dar�ber �u�erlich vorl�gen soviel er will, doch mit all seinen
tausend Seelenfasern an dem alten gewohnten Leben h�ngt und nicht
losgerissen werden _kann_.�

�Aber ist denn vielleicht hier irgend etwas vorgefallen?� sagte Madame
Belard -- �hat er hier Unannehmlichkeiten gehabt, die ihn vielleicht
dazu treiben?�

�Doch nicht etwa mit der Regierung?� frug Susanna rasch, die
unwillk�rlich und mit leiser Angst der so keck eroberten Flagge
gedachte.

�Nicht da� ich w��te� brummte Mons. Belard -- �im Gegentheil scheint ihm
der Gouverneur wohl gewogen gewesen zu sein, denn wie mir Delavigne
selber sagt hat er ein Anerbieten von dorther gehabt -- ein Anerbieten
einer festen gesicherten Stellung, wenn er es allenfalls nun �berdr�ssig
gewesen w�re Handel zu treiben; aber auch das hat er von der Hand
gewiesen. Er ist rein toll -- oder blind.�

�Und wann will er fort?� sagte Mad. Belard.

�Morgen schon, soviel ich wei�, wenn er alle seine Siebensachen packen
und zu Schiff bringen kann -- er hat einen kleinen Cutter gemiethet, der
schon bei seinem Hause liegt. Nein die Sache ist Ernst und nicht nur
eine fl�chtige Idee; ein Schlag aus reinem Himmel, denn gestern, wo ihn
Brouard auf der Stra�e traf, wu�te er noch kein Wort davon. Aber ich mu�
wieder fort -- er kommt jedenfalls noch zu Euch hierher heute, Adieu zu
sagen, und wenn ich nicht da sein sollte, bitte gieb ihm dies Papier
hier, Marie; ich habe ihm versprochen, es hierher f�r ihn zu legen,
vielleicht komm ich nachher noch einmal her�ber.� Und mit kurzem Gru�
verlie� er das Zimmer wieder.

Die Frauen sa�en noch schweigend, und in tiefem Nachdenken, als Mons.
Belard schon lange das Zimmer verlassen hatte, und Susanna ber�hrte
wieder leise die Tasten in weichen, kaum h�rbaren Akkorden.

�Merkw�rdig� brach Madame Belard endlich das Schweigen -- �etwas _mu�_
da vorgefallen sein, was ihn kann zu diesem wunderbar raschen Entschlu�
getrieben haben -- gestern Abend schon sein eigenth�mliches Betragen.�

�Du sprichst von Mons. Delavigne?� sagte Susanna, ohne die Freundin
anzusehn.

Madame Belard schaute rasch nach ihr um, lie� ihr Auge einen Moment auf
ihr ruhen und sagte dann leise:

�Ja.�

�Die M�nner sind wunderliches Volk� sagte die Sch�ne -- �er wird sich
mit seiner Sadie wieder in einen Palmenhain zur�ckziehn, und von der
Welt -- in ihren Armen tr�umen.�

Madame Belard sch�ttelte traurig mit dem Kopf und sagte ernst:

�Das ist nicht Alles wie es sein sollte -- h�tte er den Entschlu�
langsam und mit reiflicher Ueberlegung gefa�t, so w�rde es mich recht
von Herzen, in tiefster Seele gefreut haben.�

�Wie so?� frug Susanna rasch.

�Weil mich Sadie, das arme liebe M�dchen, in einer Welt hier in die sie
nicht geh�rt, in die sie nicht pa�t, recht von Herzen dauert. Es ist ein
liebes engelgutes Kind, und _verdiente_ gl�cklich zu sein -- und wird es
nie werden� setzte sie recht tief aufseufzend hinzu.

�Warum nicht gl�cklich?� sagte Susanna gleichg�ltig, der Stimme
wenigstens den Ausdruck gebend, �so viel ich von dem Leben dieser
Insulanerinnen gesehen habe, verlangen sie es, wissen sie es gar nicht
besser, als da� sich ein Europ�er, Franzose oder Engl�nder ist ihnen
ziemlich gleich, um sie bewirbt und -- die Dauer seines Aufenthalts
vielleicht -- bei ihnen bleibt; kehrt er in seine Heimath zur�ck f�llt
es ihm nat�rlich nicht ein eine farbige Frau mitzunehmen.�

�In der Regel, ja --� sagte Madame Belard -- �leider Gottes handeln die
M�nner hier leichtsinnig genug in dieser Hinsicht, und haben schon
manches arme Herz gebrochen, selbst unter den ungebildetsten der
Insulaner -- das Herz kehrt sich ja nun doch einmal nicht an Sitte und
Gebrauch.�

�Sie sehn mir nicht aus, als ob ihre Herzen so leicht brechen k�nnten�
entgegnete Susanna etwas kalt.

�Doch, doch� sagte leise Madame Belard, �und Sadie ist gar nicht wie ein
Kind dieser Inseln erzogen -- nur die Farbe, das Aussehn, und das Freie,
Nat�rliche ihrer Bewegungen verk�nden sie als ein Kind des
Korallenbodens; der alte Mr. Osborne, der hier auf Tahiti starb, hat sie
wie eine Tochter gehalten, unterrichtet und ihr damit Gutes thun wollen,
aber ich f�rchte fast, statt dessen einen schlimmen Dienst erwiesen.
Nicht Indianerin, nicht Europ�erin mu� sie f�r das Leben ihres
Vaterlandes verloren sein, nie wenigstens w�rde sie sich, wozu sie doch
Gott bei ihrer Geburt bestimmte, an der Seite eines gew�hnlichen
ungebildeten faulen Indianers gl�cklich f�hlen k�nnen -- und ich
f�rchte, sie wird _nicht_ im Stande sein, den jetzt geliebten Mann auf
immer an sich zu fesseln.�

�Und verlangst Du von Delavigne da� er sein Leben auf jenem Atiu
vertr�umen -- diese monotonen Inseln mit ihren ewigen Palmen und
Brodfruchtb�umen nie wieder verlassen soll?� rief Susanna in ihrem Spiel
aufh�rend und sich rasch und fast heftig nach der Freundin umdrehend.

�Verlangen?� sagte diese achselzuckend -- �ich verlange von einem Mann
vor allen Dingen da� er seine Schw�re h�lt, es ist das wenigste _was_
man verlangen kann, und doch unendlich viel, und thut das Delavigne, so
kann er die Inseln nur verlassen, wenn er die Indianerin _als sein Weib_
mit hin�ber in das alte Vaterland nimmt.�

�Um dort der Kinder Spott zu werden� rief Susanna rasch.

�Er hat das Alles voraus gewu�t,� sagte Marie Belard, �Sadie ist
�brigens ein wunderh�bsches Weibchen.�

�Und wie lange wird das dauern?� frug Susanna, �in sechs Jahren, in f�nf
vielleicht schon, ist die Bl�thenzeit dieser Kinder der Tropen vor�ber
und _die_ Zeit mu� ihm vorschweben, wenn er an ein sp�teres Leben in den
civilisirten St�dten der alten oder neuen Welt zur�ckdenkt. Ja in der
neuen k�nnte er nicht einmal jetzt mit ihr existiren, wo sich jede
anst�ndige Familie in New-York sowohl wie New-Orleans von ihm
zur�ckziehn w�rde, um nur nicht in den Verdacht zu kommen mit
_schwarzem_ Blute Umgang zu haben.�

�Aber Susanna, in Virginien r�hmen sich die �ltesten Geschlechter von
der K�nigstochter Pokahontas abzustammen� sagte Madame Belard.

Susanna zuckte die Achseln.

�Ja, sie zum Ahn zu haben lassen sie gelten� sagte sie, �aber frag
einmal eine der dortigen Familien, ob sie _jetzt_ einem ihrer S�hne
gestatten w�rden die Ehre ihrer Geschlechter durch Indianisches Blut zu
_beflecken_. Das Vorurtheil, wenn es �berhaupt ein Vorurtheil genannt
werden kann, wo es sich um etwas unseren Naturen total widerstrebendes
handelt, besteht nun einmal und wir Einzelne k�nnen es nicht �ndern --
Uebrigens sind die hier geschlossenen Ehen� f�gte sie mit weit leiserer
Stimme etwas z�gernd hinzu, �wie man �berall h�rt, ja keineswegs so
bindend, und sollen sogar schon in ihrer Formel eine Art Vorbehalt auf
ziemlich willk�rliche Scheidung wieder enthalten.�

�Die meisten, ja, leider Gottes� sagte Madame Belard -- �die
leichtsinnigen M�dchen der Inseln w�rden selbst die Formel nicht
verlangen, hielten die Missionaire nicht darauf, bei etwas, das sie doch
nun einmal nicht verhindern k�nnen, wenigstens so viel als m�glich den
Anstand zu wahren. Bei den meisten ist auch wirklich nichts weiter
geschehn; manche aber vollziehen wirkliche Ehen, so vollst�ndig in ihrer
Ceremonie als bei uns und -- ich sollte denken -- auch ebenso bindend.
Wahrscheinlich ist dasselbe auch mit Sadie und Delavigne der Fall; Sadie
ist die Pflegetochter eines Geistlichen, und von ihm erzogen und
getraut; der w�rdige Mann wird nicht daran gedacht haben eine andere
als vollg�ltige Ehe zwischen den Beiden zu schlie�en. Ueberdies bliebe
sich das auch gleich, das todte Wort was dabei gesprochen wird kann nur
gesetzlich binden, und zwar an Stellen wo das Gesetz die Kraft und
Ausdehnung hat, hier wo jedes Canoe den Mann aus dem Bereich desselben
bringen kann, ist das _eigene_ Wort, das eigene Herz das einzige worauf
man wirklich trauen kann, und ich will zu Sadies Bestem hoffen, da�
Delavigne dem fest und treu zu eigen bleibt.�

�Und glaubst Du wirklich da� er sein Leben solcher Art hier beschlie�en
wird?� frug Susanna -- �Marie denke Dir er ist vielleicht f�nf oder sechs
und zwanzig Jahr alt, und soll jetzt _aufh�ren_ zu leben -- ist das
wahrscheinlich?�

�Aufh�ren zu leben -- mit der Frau die er liebt an seiner Seite, mit
seinem Kind?� frug Madame Belard dagegen, �er kann das nicht gut
�aufh�ren zu leben� nennen, was, wie er mich oft versichert, das h�chste
und sch�nste Ziel seines Lebens gewesen; -- es w�re zu traurig f�r die
arme Sadie; und doch _f�rchte_ ich fast das wilde ungest�me Wesen des
Mannes wird sich nicht in die engen festen Banden eines solchen Lebens,
auf die L�nge der Zeit wenigstens, einschn�ren lassen. _Ihr_ Beiden
h�ttet besser zusammen gepa�t.�

Susanna lachte, aber sie wandte rasch den Kopf und begann wieder, und
zwar mit raschen kr�ftigen Griffen die Marseillaise zu spielen, w�hrend
Mad. Belard an das Fenster trat und hinausschaute.

Die Th�r �ffnete sich leise und Ren� erschien auf der Schwelle -- keine
der Frauen hatte ihn in den rauschenden T�nen des kriegerischen Liedes
kommen h�ren, und mehre Minuten lang stand er schweigend die Blicke fast
wehm�thig auf die holde Jungfrau am Instrument geheftet die, den
Lauscher nicht ahnend das Lied schlo� und wieder �ber zu den weicheren
seelenvollen Melodieen kleiner, spanischer, Lieder ging, wie sie
dieselben daheim an den Ufern des Mississippi oft und oft geh�rt. Eine
Weile spielte sie so fort und dann endlich, wie den Gedanken des Liedes
folgend das sie begonnen, fiel sie mit ihrer weichen klangvollen Stimme
leise ein.

    Die Halme wehn gedankenschwer
    Auf jener Wiese dr�ben,
    Sie sagen wohl einander nur
    Da� sie sich innig lieben;

    Ich aber liege einsam hier
    Und schaue in die H�he --
    Ach da� mich Niemand lieben will
    Ist ja mein einzig Wehe.

�Ein trauriges Lied� seufzte Madame Belard und drehte sich nach der
Freundin um, stie� aber unwillk�rlich einen leisen Schrei aus, als sie
den, mit dem sie sich eben in wirklich traurigen Bildern besch�ftigt,
bleich und ernst vor sich stehen sah.

Susanna schaute rasch auf den Ruf um, und w�hrend ihr das Blut in die
Wangen scho�, stand sie auf und verlie� das Instrument.

�Sie haben uns belauscht� sagte sie und ihr Auge haftete so fest auf dem
seinen, als ob sie die Gedanken lesen wollte, ehe ihnen die Lippen Worte
geliehn.

�Den Dichter wenigstens� entgegnete Ren�, ihrem Blick begegnend -- �den
armen Dichter, dem als er das Lied schrieb, wohl recht weich und weh mu�
um's Herz gewesen sein. Sie sollten freundlichere Lieder singen, Mi�
Lewis, vor Ihnen liegt das Leben noch frei und offen in all seiner
Pracht und Herrlichkeit -- es w�re S�nde wenn Sie gerade, vor tausend
Anderen, solchen traurigen Lamentationen Raum geben wollten. Doch --
sein Sie mir nicht b�se da� ich Sie gest�rt habe -- ich will ihre Zeit
nicht lange in Anspruch nehmen -- ich komme Ihnen Adieu zu sagen.�

�Sie wollen fort?� sagte Susanna leise.

�Hoffentlich Morgen� erwiederte Ren� mit einem L�cheln wenigstens,
wenn es auch ein gezwungenes war.

�Der Entschlu� mu� Ihnen �ber Nacht gekommen sein� rief Madame Belard --
�gestern Abend wu�ten Sie noch kein Wort davon.�

�Ich habe mich allerdings erst gestern dazu entschlossen.�

�Mein Mann hat uns schon auf die schmerzliche Nachricht vorbereitet,
lieber Delavigne -- auch hier ein Papier f�r Sie hergelegt, falls er Sie
wirklich nicht noch -- einmal sehn sollte -- es thut uns recht, recht
leid Sie von hier verlieren zu m�ssen.�

�Madame Belard� sagte Ren� und seine Stimme zitterte.

�Aber warum haben Sie Ihre Frau nicht mit her�bergebracht, soll ich sie
nicht wiedersehn?�

�Sie werden sie entschuldigen m�ssen� sagte Ren� das Papier mit einer
dankenden Verbeugung an sich nehmend, das ihm die junge Frau reichte
-- �Sadie hat jetzt so viel mit Packen zu thun und -- es ist besser so
vielleicht -- ich selber wollte brieflich von Ihnen Abschied nehmen�
setzte er dann nach einer kurzen Pause hinzu, �aber meine Gesch�fte
zwangen mich die Stadt noch einmal aufzusuchen und -- da konnte ich es
doch nicht �bers Herz bringen, so ganz vorbei zu gehn.�

�Wir h�tten Ihnen das im Leben nicht verziehen� rief Madame Belard
schnell -- �aber kommen Sie, bleiben Sie nicht mit der Klinke in der
Hand da stehn und setzen Sie sich zu uns -- es ist ja das letzte Mal
vielleicht f�r eine lange Zeit. Nehmen Sie den Stuhl da, neben Susannen.
Sie haben auch recht eigentlich, da� Sie den politischen Wirren aus dem
Wege gehn; besonders in ihren Verh�ltnissen h�tten Sie es doch am Ende
manchmal nicht vermeiden k�nnen, mit einer oder der anderen Parthei in
Collision zu kommen, und hat sich erst Alles wieder regulirt, sind Sie
ja noch immer Ihr freier Herr.�

�Die politischen Verh�ltnisse k�mmern mich wenig� sagte Ren� -- �ich
kann den Gewaltstreich meiner Landsleute, den sie jetzt durch
spitzfindige Rechtsclauseln zu besch�nigen suchen, einem schwachen
harmlosen Volke gegen�ber nicht billigen, und habe mich schon auf der
anderen Seite auch zu sehr �ber das Treiben und Wesen der fanatischen
Missionaire ge�rgert, diesen wieder das Wort zu reden; ich w�rde mich
also weder der einen noch der anderen Parthei angeschlossen haben. Wahr
ist �brigens da� man bei solcher Gelegenheit nicht immer seine
Neutralit�t, selbst bei den besten Vors�tzen, vollst�ndig behaupten
_kann_, und in sofern w�re es allerdings gut selbst der M�glichkeit
einer Collision entr�ckt zu sein. Den Eingeborenen ist �brigens jede
Hoffnung genommen, sich gegen die Uebermacht vertheidigen zu k�nnen,
denn eben ist noch ein neuer Franz�sischer Kriegs-Dampfer, wenn ich
nicht irre der Salamander, signalisirt worden.�

�Der Salamander lag nach den letzten Nachrichten in Havre,� rief Madame
Belard rasch, �dann kommt er auch direkt von Frankreich und bringt uns
Briefe aus der Heimath.�

�Aus der Heimath� sagte Ren� leise -- �es ist doch ein wunderbares Wort
-- ich h�tte nie geglaubt da� solch ein Zauber darin liegen k�nnte --
aber -- ich habe Sie wieder in Ihrem Spiel gest�rt, Mi� Lewis -- Sie
werden wahrlich erst ungest�rt spielen k�nnen, wenn ich fort bin.�

�Wir haben mitsammen geplaudert, und nur in Gedanken setzte ich mich
an's Clavier,� sagte Susanna, in einem Buche bl�tternd das neben ihr
lag, den Kopf von Ren� abgewandt.

�Und was h�rt man drau�en im Land �ber unsere Zust�nde hier?� frug
Madame Belard -- �Sie wohnen doch au�er der Stadt, glauben Sie da� sich
die Eingeborenen ohne Weiteres den Franz�sischen Befehlen f�gen werden?�

�Gott wei� was sie thun� sagte Ren� -- �soviel ist gewi�, da� die
Regierung jetzt mehr den Einflu� der Missionaire, besonders des
Englischen Consuls, als irgend etwas anderes zu f�rchten scheint, und
nur wohl auf einen wirklichen Grund wartet, ernstlich gegen ihn
einzuschreiten.�

�Dieser Mr. Pritchard hat etwas recht anst�ndiges nobles in seinem
ganzen Wesen� sagte die junge Frau -- �ich h�tte ihn gar nicht f�r einen
Missionair gehalten.�

�Er ist es auch wohl nur noch in dem Einflu�, den er auf die
Eingeborenen aus�bt -- ich bin �brigens kein Freund dieser Herren, und
froh besonders meine Frau aus ihrem Bereich entfernen zu k�nnen. Diese
tollen Schw�rmereien immer mit anzuh�ren ist zum Verzweifeln, und wenn
irgend etwas auf der Welt, das wahrhaftig k�nnte mich rasend genug
machen, lieber wieder an Bord eines Wallfischf�ngers zu springen, ehe
ich einem schleichenden, t�dtenden Bekehrungsversuch entgegenginge.�

Susanna l�chelte und sagte mit leisem Kopfsch�tteln:

�Der R�ckfall ist bei Ihnen nicht zu f�rchten -- seit Sie den Frack
wieder getragen, und die Glac�handschuh haben Sie sich den Geschmack an
dem romantischen Leben der Wallfischfahrt jedenfalls verdorben.�

�Sie k�nnen mir den Frack noch immer nicht vergessen,� lachte Ren�,
rasch und willig in den lebendigeren Ton des M�dchens eingehend.

�Es war das erste was mir, mit dem Bewu�tsein Ihrer Geschichte, an Ihnen
in die Augen sprang� sagte schelmisch das M�dchen, �und ich malte mir
Ihr Doppelbild da gar lebendig aus. Der Eindruck hat sich bei mir auch
nicht wieder verwischen lassen.�

�Das also war der erste Eindruck den meine Erscheinung auf Sie
hervorgebracht,� lachte Ren�, �Frack und Glac�handschuh -- wieder ein
Beweis f�r eine Beobachtung die ich von je gemacht, da� Frauen selten im
Stande sind ein richtiges unbefangenes Urtheil �ber eine, ihnen zum
ersten Mal aufsto�ende Physionomie oder Pers�nlichkeit zu f�llen.�

�Ei Sie grober Mensch� rief Madame Belard rasch, �wie k�nnen Sie etwas
derartiges in Gegenwart von zwei Damen behaupten, noch dazu da Sie auf
alle Beide vielleicht einen g�nstigen Eindruck gemacht haben. Der erste
Eindruck ist gerade bei mir der wichtigste und entscheidendste, denn das
Auge ist dabei kein Diener des Verstandes sondern des Herzens. Viele
Leute wollen behaupten da� der Kopf, der kalte Verstand f�r das Herz
denken und handeln m�sse, und dabei alle H�nde voll zu thun habe, aber
hierbei findet gerade das Gegentheil statt. Wie oft z. B. geschieht
es, da� wir fremde Menschen mit dem ersten Blick schon lieb gewinnen und
uns von anderen eben so abgesto�en f�hlen. Die Einen haben uns noch
Nichts zu Lieb, die Anderen noch Nichts zu Leid gethan, aber das Herz
streckt seine F�hlf�den aus, und was der n�chterne Verstand in Monaten
vielleicht nicht herausbekommen, und sich dann am Ende doch noch
get�uscht h�tte, das sagt uns das Herz mit einem Schlag, und wie selten
ist es da� es sich irrt.�

�Sie _h�tten_ recht,� erwiederte Ren�, �wenn Ihr erster Blick eben ein
unpartheiischer w�re, der gleich die Z�ge des fremden, zum ersten Mal
begegneten Menschen trifft, aber der erste Blick geh�rt bei Ihnen stets
den _Kleidern_ des oder der Fremden, der zweite hat dann schon aufgeh�rt
unbefangen zu sein -- eine falsch gew�hlte Farbe, eine veraltete Mode
sprach das Urtheil vorher.�

�Und ich will Ihnen beweisen da� sie unrecht haben� rief Susanna w�rmer
werdend -- �schon nach dem ersten Blick auf einen Menschen sag' ich
Ihnen was er f�r Augen, was f�r Z�hne hat.�

�Augen und Z�hne� erwiederte Ren� achselzuckend -- �das Gesicht also
abermals wieder nur als Kleidungsst�ck betrachtet.�

�Etwas spricht f�r Ihre Behauptung� sagte Madame Belard etwas pikirt --
�da� wir armen Frauen so oft von Euch M�nnern betrogen werden
-- vielleicht haben Sie doch recht, und dieser Kleiderblick ist unser
Fluch. Ich habe nicht geglaubt da� Sie so boshaft sein k�nnten.�

�Herr Delavigne will uns die Trennung leichter machen� sagte Susanna,
wirklich fast b�se �ber die etwas herbe Bemerkung.

�Gott verh�te da� ich Sie kr�nken sollte� fiel ihr Ren� rasch ins Wort
-- �z�rnen Sie mir nicht, mir ist der Kopf wirr und toll seit heute
Morgen, und der Gedanke Tahiti -- so viele liebe Freunde zu verlassen,
noch zu neu, zu fremd -- zu ungewohnt. Aber ich mu� auch fort; es
dunkelt schon und ich habe noch Einiges in der Stadt zu besorgen, was
vor dem Abendschu� abgethan sein mu�.�

�Also wirklich fort?� sagte Madame Belard.

�Ich kann nicht anders� seufzte Ren� und fuhr dann leiser und ihre Hand
ergreifend fort, �ich lasse viele liebe Freunde hier zur�ck -- werden
auch Sie manchmal meiner gedenken?�

�Wir wollen keinen gro�en Abschied von einander nehmen, Delavigne� sagte
die kleine Frau bewegt, mit Willen und Anstrengung aber die Bewegung
niederk�mpfend -- �Sie gehn nicht aus der Welt, und werden manchmal hier
her�ber kommen; es ist ja das Sch�nste was wir haben auf der Welt,
liebe, uns theuere Freunde wieder zu sehn, deren Bild, auf dem dunklen
Hintergrund der Trennung nur so viel sch�rfer und reiner in unserer
Seele bleibt. Gehn Sie mit Gott, gr��en Sie mir Ihr Weibchen und --
m�gen Sie das finden was Sie suchen.�

Ihm rasch ihre Hand entziehend, denn sie hatte den jungen Mann durch
sein offenes herzliches Wesen wirklich lieb gewonnen, und er sollte die
Thr�nen nicht sehn die ihr ins Auge stiegen -- verlie� sie rasch das
Zimmer.

Susanna machte eine Bewegung als ob sie ihr folgen wollte, besann sich
aber und blieb an dem Instrument stehen, auf das sie sich mit der linken
Hand st�tzte.

�Mi� Lewis� sagte Ren� leise -- �ich glaube nicht da� wir uns wiedersehn
werden --�

�Ich habe Sie ja noch eigentlich gar nicht entlassen,� unterbrach ihn
die Jungfrau, gewaltsam gegen ein Gef�hl ank�mpfend, dem sie nicht Worte
geben mochte und konnte; aber, ohne da� sie eigentlich wu�te warum,
einen ernsten Abschied f�rchtend, fuhr sie, in den leichten Ton
�bergehend, freilich in gezwungener Fr�hlichkeit fort -- �Sie haben sich
mir auf Gnade und Ungnade ergeben und m��ten mich jedenfalls erst um
Urlaub bitten. Wissen Sie wohl da� mir der Preis bekannt ist, den mein
Vater auf Ihr Wiedereinbringen gesetzt hatte, und soll ich Sie jetzt
so ohne Weiteres entlassen?�

�Ueben Sie Gnade vor Recht Mademoiselle� bat aber Ren� leise und ernst
-- nicht im Stande in diesem Augenblick auf den leichten, scherzenden
Ton einzugehn -- ��ben Sie Gnade meinet- -- Gnade eines anderen Wesens
wegen.�

�Ich verstehe Sie nicht� sagte Susanna rasch, �aber ich sehe wohl ein,
mir armem schwachen M�dchen wird das nicht gelingen, was der Delaware
mit seiner ganzen Mannschaft umsonst versuchte -- Sie zu halten. -- Und
was soll ich meinem Vater sagen?�

�Sagen Sie ihm,� rief Ren� jetzt, kaum im Stande das gewaltsam zu Tag
brechende Gef�hl nieder zu k�mpfen -- �sagen Sie ihm -- da� ihn die
Tochter hart und schwer ger�cht. Und nun -- leben Sie wohl, recht wohl
und -- gl�cklich.�

Ihre Hand dabei ergreifend pre�te er sie fest an seine Lippen und sprang
dann mit fl�chtigen S�tzen die Treppe hinunter und aus dem Haus.

�Ren�!� wollte Susanna rufen, aber die Zunge versagte ihr den Dienst --
die Worte erstarben ihr auf den Lippen, und die Hand fest und krampfhaft
auf ihr Herz gepre�t, floh sie auf ihr Zimmer, und schlo� hinter sich
die Th�r mit dem Riegel.




Capitel 6.

Jim O'Flannagan in Th�tigkeit.


Die Sonne war am Untergehn, die einbrechende und hier dem Verschwinden
des Taggestirns fast augenblicklich folgende und eben so rasch in
wirkliche Nacht �bergehende D�mmerung verk�ndete es wenigstens, denn
dichte Wolkenschleier lagen �ber dem Horizont, und breiteten, reckten
sich h�her und h�her, eine st�rmische Nacht versprechend in dem sich
wieder erhebenden Westwind, der jedesmal fast seine Gewalt mi�braucht,
wenn er den ruhigen und vern�nftigen Ostpassat einmal zu verdr�ngen
gewu�t hat, auf kurze Zeit.

Sadie war in ihrem Haus allein mit dem Kind, und selbst der Mitonare
Ezra, der ihr fest versprochen hatte recht fr�h zur�ckzukehren und ihr
noch mit manchem zu helfen in Packen und Zurechtstellen, nicht gekommen.
Auch Ren� blieb heute so entsetzlich lange aus -- aber er hatte noch
viel zu thun in der Stadt. Lieber Gott der Entschlu� war ja so
pl�tzlich, so �berraschend schnell gefa�t worden, sie konnte sich leicht
denken wie schwer es da sein mu�te Alles zu ordnen was er zur�cklie�,
und da� er das nicht in ein oder zwei Stunden vollbringen k�nne. Bald,
ach bald war ja das nun Alles �berstanden; nach Atiu -- o wie sie der
Gedanke mit Gl�ck und Seligkeit erf�llte -- nach Atiu, nach ihrem lieben
lieben Atiu -- und wie ihr die Palmen da entgegenwinken w�rden und die
stillen Blumen die sie gepflegt und gehegt; und das Lieblingspl�tzchen
am freundlichen Strand, von den L�ften gegr��t, von den Riffen umbraust,
der stille theuere Ort, mit der Erinnerung ihrer Jugend -- ihrer Liebe
-- o es war als ob ihr das Herz springen m�sse vor lauter Seligkeit,
wenn sie der frohen R�ckkehr gedachte nach ihrem Atiu.

Aber wo blieben die M�nner? -- auch Mata-oti war drau�en und kehrte,
trotz mehrmaligem Rufen nicht wieder; das Wetter zog dabei h�her und
h�her herauf -- und gerade heute lie� man sie so allein. Doch drau�en --
das waren Schritte -- die Gartenth�r hatte geknarrt, und gleich darauf
betrat mit etwas eiligem Joranna der kleine Bruder Ezra das Zimmer;
sie konnte ihn in der jetzt vollkommen eingebrochenen D�mmerung, ja
Nacht, kaum noch erkennen.

�Joranna Sadie, Joranna,� sagte er und trocknete sich den Schwei� von
der Stirn die er, aus den engen Frack�rmeln heraus, mit den kurzen
dicken eingezw�ngten Armen kaum erreichen konnte -- �Ren� ist noch nicht
zur�ck?�

�Nein, Mitonare, aber er mu� bald kommen, und es freut mich nur da�
wenigstens Einer von Euch da ist -- es ist gar so unheimlich hier so
ganz allein zu sein, mit dem leeren und �den Haus Lef�vres dicht daneben
-- ich wei� nicht jene leeren R�ume haben etwas Todtes Unheimliches f�r
mich.�

�Ist Bruder Aue hier gewesen?� frug Mitonare leise.

�Mr. Rowe? wie kommst Du auf den?� rief Sadie erstaunt, �nein.�

�Pst� sagte Bruder Ezra und sah sich scheu um und dann setzte er sich
auf einen Stuhl, st�tzte die Ellbogen auf die Lehnen, faltete die H�nde
und jagte, starr vor sich niedersehend, die Daumen umeinander herum.

Sadie wurde es unbehaglich in dem dunklen Zimmer und sie z�ndete die
Lampe an die auf dem Tisch stand.

Es war inde� vollkommen dunkel geworden, und der Wind hob sich heftiger
und schleuderte die Brandung an die gegen�berliegenden Riffb�nke mit
immer dumpferem Brausen.

�Aber was hast Du nur, Mitonare?� rief Sadie endlich, vor ihn tretend
und ihn best�rzt ansehend -- �Du siehst aus, als ob irgend etwas
vorgefallen. Ist ein Ungl�ck geschehn? -- Heiliger Gott, Ren� -- wo ist
Ren� --�

�Pst -- pst� sagte aber der Mitonare eifrig mit der Hand winkend, und
schlo� die Augen dabei, schob die beiden au�erdem schon etwas dicken
Lippen vor, und sch�ttelte aus Leibeskr�ften mit dem Kopf -- �pst, pst
Pu-de-ni-a -- nicht solchen Spektakel machen -- haben Schildwache dicht
bei --�

�Aber Ren� --�

�Unsinn, Unsinn, der Wi-Wi l�uft, so viel ich von ihm wei� ganz gesund
und munter in der Stadt herum und trinkt seinen Freunden den Wein aus,
zum Abschied -- Mitonare hat ihn in drei H�usern gesehn, auf die Art�
sagte Bruder Ezra, ergriff Sadiens Hand und streichelte sie, die arme
Frau zu beruhigen -- �Tolle Gedanken die sich Pudenia macht um den Wi-Wi
-- bah -- ist wie Guiave, nicht auszurotten; stecke heute einzigen Apfel
in die Erde habe im anderen Jahr ganzen Wald.�

�Aber weshalb fragst Du nach Mr. Rowe -- der Mann erscheint mir nur immer
vor Sorge und Tr�bsal und gro�er Noth -- was soll er hier, heute noch
hier wollen? und wenn ihn Ren� hier f�nde, g�b' es vielleicht harte
Worte zwischen den M�nnern. Gott wolle es verh�ten.�

�Aber ich begegnete ihm doch drau�en am Thor -- er verlie� den Garten,
wie ich kam -- war er nicht hier im Haus?�

Sadie faltete die H�nde und sah erschreckt zu dem Mitonare auf.

�Er kam aus _unserem_ Garten?� frug sie leise -- �doch ich bin ein
th�richtes Kind,� setzte sie rascher hinzu, �mir da Sorge und Kummer zu
machen, vielleicht um Nichts. Es hat heut den ganzen Nachmittag fast ein
fremdes Canoe an unserer Landung gelegen und zwei M�nner, die darin
gekommen, waren an Land. Vielleicht da� ihm das geh�rte und er danach
sehen wollte vor dem einbrechenden Sturm.�

�Und ist das Canoe wieder fort?� frug Bruder Ezra.

�Oh wohl vor einer Stunde, aber ein Einzelner hat es nur
zur�ckgerudert.�

Mitonare stand auf, trat in die Th�r und schaute einige Minuten still
und schweigend hinaus in die Nacht.

�Haben die Wi-Wis mehr Soldaten als den einen da unten unter dem
Pandanusdach, wo das Feuer ist?� frug er endlich, sich wieder umdrehend,
als er eine ganze Zeitlang nach der Richtung hinausgesehen hatte.

�Es waren drei oder vier da, heute Nachmittag� sagte Sadie, �aber sie
trieben sich meist oben an der Stra�e herum, wo Tanui der alte Lootse
mit seinen T�chtern wohnt.�

�Ahem, ahem� nickte der kleine Mann, und strich sich das Kinn mit Daumen
und Zeigefinger der rechten Hand; langsam aber auf- und abgehend im
Zimmer murmelte er dann leise vor sich hin -- �es ist doch eine b�se
Geschichte, b�se, b�se Geschichte.�

Sadie, die von den Worten nichts verstehen konnte, sah ihm, immer noch
nicht vollkommen beruhigt zu, und horchte �ngstlich dabei hinaus, denn
ihr scharfes Ohr hatte einen Laut entdeckt der vom Wasser her�ber zu
dringen schien. Es war inde� so dunkel geworden, da� man die Hand kaum
vor Augen erkennen konnte.

�Was war das?� sagte sie leise -- �war das nicht als ob ein Canoe dort
unten landete -- ich d�chte ich h�tte eine Stimme geh�rt. Ren� wird doch
nicht in dem Wetter zu Wasser kommen?�

�Unsinn� sagte Bruder Ezra, rasch mit dem Kopf sch�ttelnd und die Th�r
zumachend -- �wahrscheinlich ist es der Mann in seinem Cutter -- Cutter
liegt ja da gleich vor Anker. Wird nachsehn ob Alles in Richtigkeit ist,
wenn das Wetter vielleicht noch ordentlich losbricht.�

�Dort drau�en geht Jemand� rief aber Sadie, die nichtsdestoweniger ihre
Sinne zum Aeu�ersten angestrengt hatte, den geringsten Laut zu
erlauschen -- �das ist Ren�.�

�Possen,� sagte der kleine Mann und suchte sie von der Th�re
fortzuziehn, aber deutlich h�rten sie in diesem Augenblick schwere
Tritte dicht unter ihrem Fenster hingehn, und es war als ob Jemand da
unten fl�stere.

�Heiliger Gott, was geht da vor?� sagte aber Sadie, sich entschlossen
von der Hand des kleinen Mitonare befreiend -- �was hast Du, Mitonare
-- Du gl�hst und zitterst selber; welch Geheimni� birgt die Nacht da
drau�en?�

�Pu-de-ni-a -- es ist Nichts -- ist nicht viel� sagte der kleine braune
Missionair und fing an sich vor lauter Verlegenheit bald an seinem
Frack, bald an seinen unteren Kleidern zu zupfen -- gute Freunde von --
keine guten Freunde von Wi-Wis -- aber nicht von _unserem_ Wi-Wi� setzte
er rasch hinzu -- �wollen sich -- wollen sich was in die Berge tragen,
da� ihnen der Wi-Wi die Berge nicht auch wegnehmen kann.�

�Was in die Berge tragen? -- wie versteh' ich das?� frug die Frau
erstaunt -- �geschieht da etwas gegen die Gesetze?�

�Nicht gegen das dicke Buch!� rief Mitonare schnell -- �im Gegentheil,
das steht Alles darin; wir haben heute die ganze Geschichte abgelesen
-- ist Alles vorgeschrieben drinn.�

�Wer hat es abgelesen?� fl�sterte Sadie leise.

�Bruder Aue und noch viele andere M�nner.�

Die Frau schauderte in sich zusammen, sie wu�te selber kaum warum, aber
die Angst um das was da drau�en vorgehe, lie� ihr auch keine Ruhe im
Haus drinn, und sie schritt der Th�re zu, diese wieder zu �ffnen.
Mitonare verhinderte sie daran.

�Nein, nein Pu-de-ni-a� sagte er rasch -- �nicht hinaussehn jetzt --
brauchen gar nichts mit zu thun zu haben und was davon zu wissen wenn
Wi-Wi fragen. Sind im Haus gewesen und haben Nichts gesehen, wie sie
Gewehre in die Berge tragen.�

�Gewehre?� frug Sadie rasch und erschreckt -- �Waffen f�r die
Eingebornen?�

Mitonare sch�ttelte erst wieder rasch mit dem Kopf, dann aber sich doch
besinnend da� er nicht geradezu, als besonders abgeschickter Mitonare,
eine auff�llige L�ge sagen k�nne und d�rfe, hielt er mit Sch�tteln
pl�tzlich ein, sah Sadie einen Augenblick an und nickte dann eben so
kr�ftig, und mit den Augen dazu verschmitzt blinzelnd, mit dem Kopf.

�Und wei� Ren� davon?� frug die Frau.

�Der Wi-Wi?� lachte aber Mitonare schon �ber einen solchen Gedanken
gerad hinaus -- �der Wi-Wi soll was davon wissen? aber Pu-de-ni-a --
Nein das ist gerad das Komische -- nehmen es durch sein eigen Haus und
er wei� _nicht_!�

�Aber wenn er jetzt dazu k�me und den Alarm g�be?� frug die Frau,
�ngstlich die M�glichkeit bedenkend da� Ren� die Hand nicht dazu bieten
w�rde, seine eigenen Landsleute zu bekriegen.

�Bah, bah� lachte aber der Mitonare still in sich hinein -- �der Wi-Wi
kommt jetzt nicht, gute Freunde haben daf�r gesorgt -- haben ihn
eingeladen bis zehn Uhr -- nachher Alles vorbei -- kann nachher kommen
und sehn wie sie durch den Garten gelaufen sind. Sollen wir die Leute in
den Bergen ohne Gewehre lassen?� setzte er dann entschieden hinzu, als
er sah wie die Frau unschl�ssig ihm gegen�ber stand und dem Ger�usch
drau�en horchte -- �sollen sie Nichts haben womit sie die Bibel, ei
womit sie ihren eigenen Brodfruchtbaum vertheidigen k�nnen, wenn fremde
unversch�mte M�nner �ber das Wasser kommen und Brodfrucht mit Baum und
Garten und Umgegend gleich dazu nehmen? -- Bah -- soviel f�r die Wi-Wis
-- sind ein paar gute darunter ja -- aber nicht viel; Kanaka mu� was in
der Hand haben womit er sich wehren kann, sonst ziehen sie ihm die
Matten unter dem R�cken fort.�

Und er hatte recht. Sadie selber, so sehr sie das auch vor dem Gatten zu
verbergen suchte, f�hlte tief im Herzen die ihrem Vaterland widerfahrene
Schmach, ja begriff vielleicht mehr als irgend Einer ihrer Landsleute,
wie gedem�thigt ihr Volk in den Augen aller anderen Nationen dastehen
m�sse, wenn es keinen Arm hebe, die erhaltene Beschimpfung zu r�chen,
und gleichg�ltig und feige seine Flagge in den Staub treten lasse. Seine
_Flagge_? ein eignes, unsagbar schmerzliches Gef�hl durchzuckte sie, als
sie der Tahitischen Flagge, als sie jener Stunde gedachte, und nicht den
Muth hatte sie gehabt, Ren� danach zu fragen. Aber der Augenblick nahm
ihre Aufmerksamkeit zu sehr in Anspruch, jetzt gerade vergangener Zeit
gedenken zu k�nnen, und mit der Angst um Ren�, was er thun, was er sagen
w�rde wenn er erf�hre was hier geschehn, mischte sich auch wieder ein
eignes stolzes, ja frohes Gef�hl, da� die Tahitischen M�nner nicht feige
die Speere fortwerfen und in die Berge fliehen, sondern dem Feind, der
ihr theuerstes Besitzthum angriff, herzhaft die Stirne bieten wollten.
Und der Erfolg? -- sie seufzte wenn sie daran dachte, aber die Berge
waren steil, die Schluchten der Insel eng, das Uferland im Verh�ltni�
schmal und dicht zum Strand gedr�ngt; ein Haufen entschlossener M�nner,
nur einigerma�en gut bewaffnet, konnte da schon einem weit zahlreicheren
Feinde die Spitze bieten. -- Aber Blut -- Blut sollte in diesen Th�lern
flie�en, in denen der Friede Gottes seit langen, langen Jahren ungest�rt
geherrscht, und so im Recht die Ihren waren, ihr Vaterland zu
vertheidigen, und wenn es das Leben Tausender koste, so weh und
unheimlich war ihr das Gef�hl dabei, jetzt selber an der Schwelle zu
stehn, von der Blut und Verderben ausgehen mu�te f�r so Viele.

Und der Mitonare, der stille friedliche kleine Mitonare, der sonst in
seiner Bibel studirt, die Welt weiter nicht kannte, ihr Nichts bot, von
ihr Nichts verlangte, als das Versprechen einstiger Seligkeit, und _die_
selber f�rchtete, wenn er sich M�nner wie Bruder Aue und manche Andere
dabei als leitende herrschende Wesen dachte -- den kleinen friedlichen
Mann jetzt dabei betheiligt zu sehn Mordgewehre in stiller Nacht in die
Berge zu schaffen, dem Aufruhr gegen offene Gewalt die Hand zu bieten --
sie konnte es nicht fassen, nicht begreifen.

�Aber Mitonare� sagte sie tief aufseufzend, denn ein eigenth�mliches
�ngstliches Gef�hl beklemmte ihr die Brust -- �wenn die M�nner zu den
Waffen greifen, haben sie recht -- die jungen Leute eines Stammes haben
ihr Vaterland zu vertheidigen, denn Gott hat es ihnen gegeben als einen
Platz ihn anzubeten und Gutes darauf zu thun, und wird es ihnen
entrissen, so k�nnen sie die ihnen auferlegten Pflichten nicht mehr so
vollst�ndig erf�llen. Anders ist es jedoch mit den _Lehrern_ eines
Volks, mit denen, die Gottes Wort, das Wort des Friedens und der Liebe
selber verk�ndigt haben, und noch verk�ndigen wollen; d�rfen diese das
Schwert auffassen und in den Kampf ziehn oder selbst die Waffen dem
Bruder in die Hand dr�cken und sagen: Da, gehe hin und erschlage die,
die Dich angegriffen haben? -- ach Mitonare, ich bin vielleicht nur eine
th�richte Frau, die sich mit unn�tzen, falschen Scrupeln und
Bef�rchtungen qu�lt, aber mir ist doch so gar weh zu Muth, und ich wei�
nicht ob Du recht thust, auch nur um etwas derartiges zu wissen. Vater
Osborne h�tte das nie gethan, und Christus hat nicht gewollt da� wir
unsere Religion mit der Sch�rfe des Schwertes vertheidigen sollten.�

�Zu Christus sind auch keine Wi-Wis gekommen und haben ihm das Land
weggenommen,� rief der Mitonare schnell -- �Religion -- ja das ist
Alles recht sch�n und gut -- Religion ist ein sehr gutes Ding, wenn man
aber keinen Platz hat wo man sich hinsetzen und beten kann, hilft Einem
auch die Religion Nichts.�

Sadie blickte erstaunt, erschreckt ihn an -- sprach das der kleine
gottesf�rchtige Mitonare aus fr�herer Zeit, und waren nur wenige Jahre
im Stande gewesen, eine so merkw�rdige gewaltige Ver�nderung mit seinem
ganzen Wesen und Charakter vorzunehmen?

�Mi-to-na-re!� rief sie bittend.

�Ja Pu-de-ni-a, gutes Kind� sagte der kleine Mann ger�hrt, denn in dem
einen Wort lag die ganze alte Liebe und Z�rtlichkeit fr�herer Zeit
-- �Pudenia ist sehr gutes Kind, Mitonare ist aber anders geworden. Der
alte Mann auf Atiu, mit dem wei�en Bart sagte freilich man w�rde nicht
anders, man w�rde nur klug, wenn man das Alles eins�he, und das ist auch
wohl vielleicht recht h�bsch und nothwendig -- aber gl�cklich wird man
nun einmal nicht dabei.�

�Und wir _waren_ gl�cklich auf Atiu� sagte Sadie, in stiller Wehmuth
seine Hand ergreifend.

�Ja� fl�sterte der kleine Mann pl�tzlich und ein anderer Geist kam
wieder �ber ihn -- �recht gl�cklich waren wir -- bis die Wi-Wis kamen
-- nicht der Eine, Pu-de-ni-a aber die Anderen -- bis die anderen
Priester kamen und uns sagten da� wir unsere alten G�tter umsonst
verworfen und uns dem neuen Gotte zugewendet h�tten, bis sie uns sagten
da� wir auch ohne das h�tten selig werden k�nnen, und nun nur beten
m��ten, recht viel beten, unsere Eltern aus dem hei�en Platz, aus dem
Fegefeuer, herauszuholen. Da wurden wir irr zuletzt, da wu�te man nicht
mehr welcher Pfad der rechte sei, und wenn uns alte Gewohnheit auch
wieder in alten Weg zur�ckgef�hrt hatte -- es ist doch nicht mehr so wie
fr�her, wir sind �lter geworden und -- ha -- was war das? -- Jemand ist
an der Th�re.�

�Das wird Ren� sein� rief Sadie.

Die Klinke drau�en wurde versucht.

�Sadie -- �ffne schnell! ich bin es,� rief in dem Augenblick der junge
Franzose vor der Pforte, die Mitonares vorsichtige Hand verriegelt
hatte.

�Segne mich� sagte aber Bruder Ezra erschreckt, w�hrend Sadie rasch
hinzusprang dem Gatten zu �ffnen -- �warum kommt er nicht oben herein
von der Stra�e -- er mu� sie gesehn haben.�

�Was geht hier vor?� rief aber in diesem Augenblick Ren�, sein Weib und
den Mitonare, die Beide best�rzt vor ihm standen, erstaunt ansehend.
�Was sind das f�r Leute hier im Garten und was tragen sie?�

�Was f�r Leute?� frug Mitonare, in einer noch unbestimmten Absicht dem
Wi-Wi die ganze Geschichte geradezu wegzuleugnen.

�Was f�r Leute?� wiederholte Ren� erstaunt -- �habt Ihr denn Nichts
geh�rt und dicht unter dem Fenster hier huschten die Gestalten vorbei?
-- wo ist mein Gewehr? ich mu� sehn was hier vorgeht; die Wache von
nebenan wird auch gleich hier sein.�

�Die Wache?� rief Bruder Ezra erschreckt -- �was wei� sie von hier?�

�Einer der Soldaten kam mit her�ber und sprang rasch zur�ck als wir die
verd�chtigen Gestalten bemerkten, den Alarm zu geben.�

�Alle Wetter!� rief aber der Mitonare, und in die Th�r springend hielt
er die hohlen H�nde an den Mund, und stie� einen zwar nicht sehr lauten,
aber doch weithin schallenden und ganz eigenth�mlichen Schrei aus.

�Was zum Teufel, Mitonare!� schrie aber Ren� auf ihn zuspringend und ihn
zur�ckziehend -- �was soll das hei�en?� Der kleine Bruder Ezra leistete
jedoch nicht den mindesten Widerstand; er schien Alles ausgef�hrt zu
haben was er wollte, und setzte sich jetzt nur dicht zum Fenster auf
einen dort stehenden niederen Schemel -- mit den hohen St�hlen konnte
er sich nie befreunden und horchte, das Ohr an das Fenster gedr�ckt,
still und aufmerksam nach au�en, als ob er irgend einen Erfolg hier
ruhig abzuwarten gedenke.

       *       *       *       *       *

Ren� hatte Belards Haus in einer Stimmung verlassen, die ihn
gleichg�ltig gegen die Bahn machte die er einschlug, und eine halbe
Stunde wohl schritt er mit fest verschr�nkten Armen in der dunklen und
jetzt fast menschenleeren Broomroad, die mitten durch die Stadt f�hrte,
auf und ab. Die k�hle Nachtluft, die mit dem frisch einsetzenden
Westwind her�berwehte, scheuchte das Fieber endlich von seiner Stirn und
machte ihn freier, ruhiger athmen. Er f�hlte sich von einer Last befreit
die ihn bis dahin gequ�lt und zu erdr�cken gedroht hatte, und mit dem
Bewu�tsein Alles gethan zu haben was in seinen Kr�ften stand, kehrte
auch Ruhe und Frieden in sein Herz zur�ck.

Das h�her und h�her steigende Wetter machte ihn endlich darauf
aufmerksam, da� er die eigene Heimath suchen m�sse, wenn er nicht von
dem Sturm, den meist ein t�chtiger Regen begleitete, �berrascht werden
wollte. Auch Sadie hatte noch so Manches heut' Abend zu thun, und
sorgte und �ngstigte sich gewi�, wenn er l�nger ausblieb.

Rasch, mit dem Gedanken, wandte er sich und trat den Heimweg an; es war
dicht vor dem Abendschu�, und als er die Br�cke erreichte, die schon
eine ziemliche Strecke au�erhalb der Stadt, unterhalb Papetee �ber einen
breiten jetzt aber seichten Bergstrom f�hrte, h�rte er wie eine Gruppe
von Eingeborenen im eifrigen Gespr�ch dort zusammenstand und jedenfalls
etwas h�chst Wichtiges oder doch wenigstens Interessantes mitsammen
verhandelte, denn sie stritten laut und heftig aufeinander ein, und Ren�
konnte schon von Weitem h�ren da� ihre Debatte dem Betragen einzelner
ihrer H�uptlinge, vorz�glich Paofai und Hitoti gelte, die wie es schien
eine, den Insulanischen Interessen ganz entgegengesetzte Richtung
eingeschlagen, und sich der Franz�sischen Parthei zugewandt hatten. Das
F�r und Wider wurde hier besonders debattirt und ganz vorz�glich ob es
die M�nner aus Eigennutz oder, wie Andre behaupteten, dem Einflu� der
Mitonare's entgegenzuarbeiten, gethan haben m�chten. Alle waren aber
einig dar�ber da� es eine Schande f�r Tahiti sei und die frommen
Mitonare's sehr kr�nken w�rde, die sich mit solcher Aufopferung um ihr
Seelenheil bem�ht. Dann kamen Zornesreden auf die Wi-Wis --
Andeutungen �ber sie herzufallen, wenn der heutige Streich gel�nge,
und noch manche andere dunkle Worte die Ren�, als er am Beginn der
Br�cke stehn geblieben war den Stimmen zu lauschen, nicht genau verstand
-- in der That auch nicht verstehen wollte. Ihm lag jetzt mehr als je
daran, den f�r ihn so fatalen Wirren in deren Mitte er gerade stand, zu
entgehn, und die Br�cke betretend, schritt er rasch dar�ber hin sein
Haus zu erreichen.

Wie sein Fu� aber auf das Holz der Br�cke trat, denn auf dem weichen
Grasboden vorher hatte man seine Schritte nicht so leicht h�ren k�nnen,
war die Unterhandlung dr�ben zwischen den Eingeborenen wie mit einem
Schlage abgeschnitten; kein Laut lie� sich mehr vernehmen, und so
�berraschend schnell kam das Schweigen, da� Ren� wirklich einen
Augenblick zaudernd stehen blieb und hin�ber horchte.

�An meinem besohlten Schritt auf den Planken haben sie geh�rt da� ich
ein Europ�er bin� dachte er aber auch zu gleicher Zeit -- �sie werden
f�rchten, behorcht zu sein und sich in das Dickicht gedr�ckt haben.
Meinetwegen, ich w�re der Letzte der sie verrathen m�chte,� und ohne
selbst weiter an die Leute zu denken, noch sich nach ihnen umzuschauen,
schritt er rasch �ber die ziemlich roh aufgef�hrte und sehr schmale,
mehr stegartige Br�cke hin�ber, und erreichte eben die andere Seite
der Uferbank, als er etwas neben sich regen sah, und sich auch in
demselben Augenblick von vier kr�ftigen M�nnern gefa�t und umspannt
f�hlte.

Widerstand war, wie er gleich f�hlte, unm�glich, denn er vermochte
keinen Arm zu r�hren, sein erster Gedanke aber auch, da� hier ein
Versehen statt gefunden habe und er f�r einen anderen der Franz�sischen
Officiere vielleicht gehalten w�re. An dem verwundeten Arm aber, an dem
sie ihn so unsanft gepackt, thaten sie ihm weh und er sagte deshalb,
vollkommen ruhig, und zu dem gewandt der ihn dort hielt, auf Tahitisch:

�Hab Acht Freund, Du dr�ckst mich an der Schulter und ich habe dort eine
noch nicht ganz vernarbte Wunde -- la� mich los, wir k�nnen ruhig mit
einander reden.�

�Aber nicht ganz los� sagte der Eine, die Stimme war Ren� jedoch fremd.

�Und warum nicht?� frug er dagegen, w�hrend der, der ihn an der
verwundeten Schulter gehalten, diese frei gab und seinen Arm nur noch
unten leise hielt -- �was habt Ihr gegen _mich_? -- es ist doch wohl nur
ein Versehen, da� Ihr _mich_ gerade angefallen habt.�

�Versehen? -- vielleicht� sagte der Eine vorsichtig -- �nicht viel zu
sehen hier �berhaupt -- wie hei�t Du?�

�Ren� Delavigne, und wohne schon �ber Jahr und Tag hier in Mativai Bai
unten am Strand in dem kleinen H�uschen, das Vater O-no-so-no fr�her
bewohnte.�

�Ist Alles in Ordnung� sagte ein Anderer der Leute.

�Nun dann la�t mich wenigstens los, was wollt Ihr von mir?�

�M�ssen Dich erst noch sprechen -- komm herein in das Haus hier -- thun
Dir Nichts� sagte der Erste wieder.

�Ich f�rchte Euch nicht,� entgegnete trotzig der junge Franzose, �habe
aber keine Lust mich von Euch hinschleppen zu lassen, wohin es Euch
beliebt.�

�Bist Du ein Freund von Kanaka?� frug ein Dritter jetzt, der bis dahin
noch nicht gesprochen.

�Wenn ich's _nicht_ w�re h�tte ich schon um H�lfe gerufen, und Euch den
Franz�sischen Posten auf den Leib gezogen, der kaum zweihundert Schritt
von hier entfernt auf der Stra�e liegt� entgegnete m�rrisch Ren�.

�Hm, wenn das lauter Beweis ist� lautete die etwas mi�achtende Antwort
-- �Schreien kann man einem Menschen wehren. Nein, komm mit uns hier
zum n�chsten Haus -- gleich am Wasser dran -- wollen was mit Dir
sprechen.�

�Heut' Abend nicht, Freunde, ich habe Gesch�fte die mich eilig nach
Hause rufen� sagte Ren� ausweichend.

�Deshalb gerade� lachte der erste Sprecher -- �komm Freund, Du _mu�t_ --
wei�t Du, dann kann man nicht anders.�

�Da hast Du recht, Kamerad� erwiederte Ren�, jetzt auch l�chelnd �ber
den praktischen Humor des Eingeborenen. Er sah auch wohl da� ihn keine
Gefahr bedrohe, denn h�tte man ihm etwas zu Leide thun wollen, w�re hier
ein eben so guter Platz dazu gewesen, als irgendwo anders -- aber _was_
wollte man von ihm? -- �Gut� sagte er nach kurzem Ueberlegen -- �ich
will Euch folgen, aber dann m��t Ihr mir auch versprechen, da� Ihr mich
ungehindert wieder gehen la�t; ich habe mein Weib allein zu Hause und
mu� zu ihr.�

�Maitai, maitai� riefen die Eingeborenen rasch und freudig, da sie sahen
da� der Gefangene ihnen die Sache so leicht und bequem machte -- �soll
Dir Nichts geschehn, Freund -- blos warten ein Bischen blos warten� --
und ihn f�hrend, ohne aber f�r jetzt seine Arme noch frei zu geben,
gingen sie mit ihm �ber die Stra�e hin�ber und am Bach hinauf, wo
etwa, zweihundert Schritt von der Br�cke entfernt, ein kleines Dorf tief
versteckt zwischen Fruchtb�umen und Palmen lag.

Ren� folgte vollkommen geduldig, aus dem einzigen Grund aber nur, weil
er eins seiner Terzerole, gut geladen, in der Brusttasche trug, und sich
das Spiel nicht selber durch unzeitige Widersetzlichkeit verderben
wollte. So, anscheinend als gute Freunde, konnte er seine Zeit abwarten,
und bekam er erst einmal den rechten Arm nur auf wenige Secunden frei,
da� er zu seiner Waffe gelangen konnte, dann lie� sich eher mit den
Leuten sprechen. Eine Absicht hatten sie jedenfalls ihn hier
aufzuhalten, und eine ihm g�nstige konnte es auch nicht sein, also je
eher er sich wieder frei machte, desto besser.

Rasch vorw�rts schreitend hatten sie jetzt das erste Haus erreicht, und
die Th�r �ffnend, trat der Erste der Eingeborenen zur�ck, lie� Ren�'s
Arm los und bat ihn hinein zu gehn -- er habe Nichts f�r sich zu
f�rchten.

�Ich f�rchte auch Nichts, Kamerad� sagte der junge Mann, seinen rechten
Arm ausstreckend, den Sehnen wieder freies Spiel zu geben und die Hand
dann, wie nachl�ssig in den vorn halb zugekn�pften Rock schiebend, �aber
ich m�chte Dich auch bitten mich jetzt wieder frei zu lassen, und da
etwas aus dem Weg zu gehn, sonst --� und er ri� das Terzerol, das er
in demselben Augenblick spannte, aus der Tasche und hielt es dem
Eingeborenen entgegen -- �m�cht' ich gen�thigt sein, Gewalt mit Gewalt zu
vertreiben.�

�Ah?� sagte der Insulaner ruhig, w�hrend sich die Andern etwas scheu
hinter ihn zur�ckzogen, er selber aber, ohne eine Miene zu verziehen, in
der Th�r stehen blieb und auf das Terzerol sah -- �hast Du so was auch
in der Tasche? -- h�tten eigentlich nachsehen sollen, denken aber immer
nicht an die kleinen Dinger; aber schadet Nichts -- schie�t Du mich,
sind drei andere da, schneiden Dir Hals ab und werfen Dich in's Wasser.�

�Du nimmst's kaltbl�tig� lachte Ren� mit einem Blick den inneren Raum
der H�tte �berfliegend. Am andern Ende derselben sa�en f�nf oder sechs
Frauen und M�dchen um eine hellflackernde Cocos�lflamme, dort aber
konnte er keine Th�r weiter erkennen, nur eine einzige starke Bambuswand
umzog das Haus, und er sah recht gut ein da� hier nur ein rasches
entschiedenes Auftreten ihn retten oder sein Schicksal entscheiden
konnte.

�Du hast recht Kamerad -- es k�nnte mir nicht viel helfen, wenn ich Dir
eine Kugel durch den Kopf jagte -- drei Andere w�ren noch da mich
aufzuhalten -- aber _Dir_ eben auch nicht. Ihr habt mich in aller
Stille hier aufgehoben und hierhergebracht, jedes auff�llige Ger�usch zu
vermeiden; ich aber verlange jetzt augenblicklich von Euch da� Ihr mir
sagt was Ihr von mir wollt _oder_ -- ich gebrauche doch hier diese
Waffe, die mit donnerndem Mund durch die Nacht spricht und jedenfalls
H�lfe herbeiholt von meinen Landsleuten. Also was soll ich hier? und
weshalb habt Ihr mich hierher gebracht?�

Die Insulaner, die keck vielleicht der Gefahr der Waffe getrotzt, hatten
in der That nicht an den Spektakel gedacht, den das kleine Ding machen
w�rde, und den sie noch dazu mit von weit gr��erem Gesch�tz herr�hrend
verwechselten; jedenfalls mu�te ihnen diese Drohung wichtiger als die
erste d�nken, denn sie unterhielten sich rasch und eifrig miteinander,
ohne dabei jedoch ihren Gefangenen aus den Augen zu lassen.

�Du willst nicht bei uns bleiben?� frug der Eine ihn jetzt.

�Gutwillig nicht -- Ihr sagt mir denn sonst weshalb.�

Wieder steckten sie die K�pfe zusammen und die leise und fl�sternd
gef�hrte Berathung war eigentlich von gr��erer Wichtigkeit f�r Ren�, als
er ihr vielleicht zutrauen mochte, denn es handelte sich dabei in der
That um nichts Geringeres, als sein Leben. Die angeborene Gutm�thigkeit
der St�mme aber -- vielleicht auch die Vorsicht die sie bis jetzt
auff�llig mit den Franzosen beobachtet hatten und die sie scheu einen
direkten Beginn der Feindseligkeiten vermeiden lie�, weil sie wohl
f�hlten wie sie auf einem Punkt standen, wo der erste Schlag, der erste
vergossene Blutstropfen das Signal zu einem Kampf werden mu�te auf Leben
und Tod, schien hier zu Ren�'s Gunsten zu sprechen.

�Wir wollen Dir kein Leides thun� sagte der eine Insulaner, der Einzige
der im Licht stand, dessen Z�ge ihm aber gar nicht bekannt waren, und
der von einem anderen Theil der Insel hergekommen sein mu�te -- �unser
Zweck war nur Dich eine kurze Zeit bei uns zu behalten, wenn Du das
nicht willst magst Du gehn. Vorher mu�t Du aber zuerst mit uns zu Nacht
essen -- Du sollst nicht sagen k�nnen da� wir Dich in eine unserer
Wohnungen gef�hrt, und Dich hungrig wieder hinausgelassen haben.�

Ren� lachte laut auf �ber die unverhoffte und wunderliche Einladung, und
doch lag aber auch wieder so viel Gutm�thiges darin da� er es,
vielleicht auch besorgt dabei keine Furcht sehen zu lassen, ihnen nicht
abschlagen mochte und konnte; das Terzerol aber noch immer gespannt in
der Hand forderte er dann von seinem freundlichen Wirth das
Versprechen, ihn augenblicklich nach eingenommenem Abendbrod ungehindert
ziehn zu lassen.

�Ich verspreche Dir das� sagte der Eingeborene, �und zum Beweis da� ich
Dir traue, wie Du mir trauen kannst, ist hier die Th�r offen -- wir
halten Dich nicht mehr -- aber� setzte er dann etwas leiser und mit
einem eigenen Ausdruck in der Stimme hinzu -- �wenn Du Freund von Kanaka
bist, wirst Du's beweisen k�nnen heut'.�

�Gut denn� lachte Ren�, sein Terzerol sorglos in Ruh setzend und in die
Tasche zur�ckschiebend -- �so kommt, meine Burschen, und Ihr sollt sehn
da� ich Eurem Fisch und Poe oder was Ihr sonst haben m�gt, Ehre mache.�

Die Frauen, die sich beim ersten Eintreten der M�nner und den
feindlichen da gewechselten Worten und Drohungen scheu zur�ckgezogen
hatten in den entferntesten Theil der H�tte, h�rten jetzt kaum die
friedliche Wendung die Alles zu nehmen schien, als sie, freilich immer
noch sch�chtern, hervorkamen, und nur erst Leben gewannen, als ihnen die
M�nner zuriefen �den Tisch zu decken.� Schon bereit gehaltene Bl�tter
wurden augenblicklich auf die Erde ausgebreitet, wo schon Matten lagen
f�r die Neugekommenen und von zwei hellen Cocos�lflammen beleuchtet
sa�en die, die sich noch vor wenigen Minuten auf Leben und Tod
entgegengestanden und deren Leben an dem Gedanken des Einen oder Andern
gehangen, sich friedlich plaudernd gegen�ber, nur emsig eben bem�ht die
aufgetragenen Speisen zu beseitigen.

Und Ren� war der Fr�hlichste unter ihnen; so wild und weh ihm noch kurz
vorher ums Herz gewesen, so vollkommen hatte das eben bestandene kleine
Abenteuer, wie das unvorbereitete romantische seiner ganzen Lage und
Umgebung, jeden tr�ben Gedanken abgestreift von seinem Geist; das
leichte fr�hliche Blut, das seinem ganzen K�rper jene unendliche und
nicht zu ert�dtende Spannkraft verlieh, hatte wieder gesiegt und nur dem
Augenblick gab er sich hin in sorglosem Muth, der dem Morgen, was er
auch bringen mochte, keck und unbek�mmert ins Auge sah.

Nichtsdestoweniger z�gerte er nicht l�nger, als er nothwendig brauchte
sein Abendbrod zu verzehren; an einem der noch aufgeh�uften reinen
Hibiscusbl�tter trocknete er sich Mund und Finger, und erkl�rte jetzt,
aufstehend, den Heimweg antreten zu wollen. Fast wider sein Erwarten,
denn er war nicht immer gewohnt bei den _civilisirten_ Indianern Treu
und Glauben zu finden, hinderte ihn Niemand daran, sein Wirth selber
�ffnete ihm freundlich und l�chelnd die Th�r, und nach herzlichem
Abschied, als ob er hier alte Freunde gesucht und gefunden, und nicht
als Gefangener vor kaum einer halben Stunde diese Schwelle betreten
h�tte, verlie� er das Bambushaus -- kopfsch�ttelnd dabei, was das
r�thselhafte Betragen der Eingebornen, ihm gegen�ber, zu bedeuten
gehabt.

Kaum aber f�hlte er den gebahnten Weg wieder unter sich, zu dem er sich,
am Ufer des Baches nieder, hatte hinunterf�hlen m�ssen, als er so rasch
den Heimweg antrat, als ihn seine F��e tragen wollten. Weshalb hatten
ihn die Insulaner aufgehalten? und stand das am Ende gar in irgend einer
Verbindung mit der eigenen Heimath? Es war ihm ein unheimliches fatales
Gef�hl, und das gespannte Terzerol in der Hand, einem etwaigen neuen
Angriff nicht wieder so blind zum Opfer zu fallen, lief er mehr als er
ging, den, zwar sehr betretenen, aber doch schmalen und dunklen Pfad
entlang, der ihn zuerst durch einen stattlichen Palmenhain und dann
durch den noch d�sterern Grund eines mit Wi- und Mapeb�umen besetzten
Thales f�hrte. Mit diesem Thal n�herte er sich aber mehr und mehr dem
eigenen Haus, dessen Licht er nun schon bald hoffte durch die B�sche
schimmern zu sehn, als er pl�tzlich durch ein etwas barsches und gar
nicht weit entferntes �~Qui vive!~� fast erschreckt und in seiner Bahn
gehemmt wurde.

�Hallo Kamerad� sagte er aber lachend, sobald er die Antwort gegeben und
durch den hier so dicht bei seinem Haus aufgestellten Posten auch jetzt
so weit beruhigt war, da� dort nichts Au�erordentliches konnte
vorgefallen sein -- �Ihr liegt ja hier f�rmlich im Hinterhalt und
k�nntet nerv�sen Personen den Tod einjagen vor Schreck, wenn sie so
pl�tzlich angeschrien w�rden; aber lieb ist mir's da� ich Euch hier
finde.�

�Habt Ihr irgend etwas gesehn?� frug der Soldat rasch.

�Gesehn? -- nein� sagte Ren� nach kurzem Bedenken, er wollte nicht als
Ankl�ger gegen die sich auch doch nur ihrer Haut wehrenden Eingebornen
auftreten, �aber pa�t gut auf, Kamerad -- Ihr habt es mit listigen und
der Waldwege gewohnten Burschen zu thun, wenn sie ja etwas unternehmen
sollten in sp�terer Zeit.�

�Hat Nichts zu sagen� lachte der junge Soldat, �meine Augen sind frisch,
Kamerad, und mein Geh�r so scharf wie das ihre wohl, so leicht entgeht
mir Nichts -- aber, Kamerad, Ihr k�nntet uns hier auf der Wacht einen
gewaltigen Freundschaftsdienst erweisen, wenn Ihr's n�mlich bei Euch
f�hrt.�

�Und das w�re? von Herzen gern wenn ich's kann.�

�Wir sind hier vier Mann im Haus, ohne den einen, der hinunter an den
Strand postirt ist, sein Auge auf dem Wasser zu halten, und haben nicht
eine Pfeife voll Taback zwischen uns -- alle f�nf -- wenn Ihr nur die
geringste Quantit�t --�

�Nicht die Idee, Kamerad, in der Tasche gerade,� sagte Ren� freundlich,
�aber ein ganzes Pfund dicht daneben in dem Haus da, wo ich wohne. Wollt
Ihr die paar Schritt mit mir hin�bergehn, steht er Euch gern zu
Diensten.�

�Ich selber darf nicht vom Posten� rief der Soldat fr�hlich, �aber ich
geb' Euch einen meiner Kameraden mit; Gott sei Dank, da ist doch
Aussicht auf eine Pfeife� -- und rasch der vielleicht zwanzig Schritt
vom Weg abliegenden Bambush�tte zueilend rief er von dort einen der da
drin auf der Matte schon faul ausgestreckten Soldaten heraus, den
Landsmann zu begleiten und die freundliche Gabe in Empfang zu nehmen.

Ren� war der Schildwacht bis zum Haus gefolgt, denn von dort schnitt ein
ihm wohlbekannter, etwas n�herer schmaler Fu�pfad durch ein weites
unbebautes und mit hohen Cocospalmen bewachsenes Grundst�ck nach seinem
eigenen Garten hin�ber, der von hier kaum mehr wie f�nf- oder
sechshundert Schritt entfernt lag, und wohin ihn jetzt der junge
Franz�sische Soldat, ohne es selbst der M�he werth zu halten sein Gewehr
mitzunehmen, begleitete. Die Insulaner hatten sich bis jetzt nicht
allein so friedlich, nein wirklich freundlich gegen sie gezeigt, da�
keiner der Soldaten an einen Zusammensto� mit ihnen auch nur dachte.
All' diese Vorsichtsma�regeln, besonders die am Strand hin aufgestellten
einzelnen Posten galten auch keineswegs den Eingebornen, sondern sollten
einzig und allein dazu dienen die Mannschaft der im Hafen liegenden
fremden Schiffe zu verhindern an heimlichen Stellen zu landen und die
Eingeborenen, was man besonders von den Engl�ndern f�rchtete, nicht
allein gegen die neuen Herren des Landes aufzuhetzen, sondern ihnen auch
Waffen und den fast f�r den Frieden der K�ste ebenso gef�hrlichen
Branntwein zuzuf�hren.

Rasch und schweigend, Ren� voran, waren sie den Pfad entlang
geschritten, der hier zu schmal zwischen dem dicht aufwuchernden Unkraut
hinlief, zweien neben einander Raum zu geben, und Ren� hatte eben die
Einfriedigung erreicht die ihn von seinem Garten trennte, und die Hand
darauf gelegt hin�ber zu steigen, als er sich etwas darin regen sah, und
gleich darauf eine Gestalt zu erkennen glaubte, die mit irgend einer
schweren Last, rasch aber ger�uschlos vom Strande aufw�rts, dicht unter
den Fenstern seines eigenen Hauses hin, der Stra�e zuschritt. Nun lag
allerdings der kleine Cutter unten vor Anker, in dem er sich morgen
einzuschiffen gedachte, aber er hatte noch Nichts von seinen Sachen
eingeladen, also auch dort keine Diebe zu f�rchten; �berdies schlief
einer der Eingebornen als W�chter darin. Was aber wollten die Leute da?
-- was trugen sie?

�Was ist da?� fl�sterte jetzt der Soldat hinter ihm, der noch Nichts
sehen konnte, aber ein Ger�usch zu h�ren glaubte, �irgend etwas
Verd�chtiges?�

�Verd�chtiges? -- ja� fl�sterte Ren� zur�ck -- �ich kann nur noch nicht
recht daraus klug werden -- bst --� sagte er pl�tzlich, den Arm des
Soldaten fassend, �da kommt noch Einer.� Dieser glitt etwas weiter nach
vorn, und deutlich konnten sie erkennen, da� hier im Dunkel der Nacht
irgend etwas ausgef�hrt wurde, das das Licht zu scheuen hatte. Bei ihm
im Hause brannte die Lampe, aber sein Weib schien keine Ahnung von dem
zu haben was unter ihrem Fenster vorging, und wenn auch Ren� nicht
glaubte da� gerade irgend etwas Feindliches gegen ihn selber
beabsichtigt w�re, sah das Ganze doch viel zu unheimlich aus, ihm hier
drau�en Ruhe zu lassen. Dem Soldaten also zufl�sternd da� er
hin�berspringen wolle sein Gewehr zu holen, um nachher bewaffnet zu
untersuchen was hier vorgehe, benutzte er den Augenblick, wo der
letzte Tr�ger hinter dem Haus verschwunden war, stieg leise �ber die
Fenz, und glitt rasch und ger�uschlos seiner Hausth�r zu, w�hrend der
Soldat noch eine Minute etwa auf der Lauer blieb und sich erst dann, als
er wieder Schritte vom Wasser herauf h�rte, so still wie er konnte
zur�ckzog, die Mannschaft der kleinen Wache, die unbegreiflicher Weise
noch nicht von dem doch zu diesem Zweck unten aufgestellten Posten
alarmirt worden war, herbei zu holen.

       *       *       *       *       *

An Bord der Kitty Clover hatte an diesem Tag, wenn auch nur unter Deck,
eine besondere Th�tigkeit geherrscht mit Klopfen und H�mmern, obgleich,
wer das alte schmutzige Fahrzeug von au�en sah, das kaum h�tte vermuthen
d�rfen. An Deck trieben sich ein paar Matrosen schl�frig herum, oder
stiegen langsam in das Takelwerk hinauf, hie und da ein Tau nachzusehn
oder eine zersprengte Weveling[F] auszubessern, h�chst aufmerksam jedoch
stets signalisirend, wenn ein Canoe oder Boot dem Schiff zu nah kam, wo
dann jedesmal das Klopfen und H�mmern in seinem Bauch schwieg, und Mac
Rally vielleicht selber seine steile Caj�tstreppe aufkletterte,
nachzusehn was die St�rung oben verursacht h�tte.

    [F] Die Querseile an den Wanten, die zu Strickleitern dienen.

Mit Sonnenuntergang kam etwas regeres Leben an Deck -- die Leute
besch�ftigten sich mit einem der zur Vorsorge mitgenommenen und �ber dem
Hinterdeck auf einem besonders dazu hergerichteten Gestell gehaltenen
Boote, und nahmen es mehr nach vorn, etwa midschips, um es nachzusehn.
Hoch postirt aber und l�ngs der Schanzkleidung hin an Backbordseit,
diente es zugleich dazu den weiter in der Bai liegenden Schiffen die
Aussicht auf sein Deck, die �berdies in der rasch einbrechenden
Dunkelheit unsicher wurde, vollkommen zu versperren; auch nach Land zu
war ein Ueberblick an Deck durch dort, wie zuf�llig, aufgehangene
Matrosenw�sche theils, theils durch ein altes Segel, versperrt, und vier
F�sser waren unter dieser Schutz an Deck geschafft worden und mit Tauen
umwunden, um, sobald die Nacht vollst�ndig eingebrochen sei, �ber Bord
gelassen zu werden.

Eine g�nstigere Nacht h�tte sich Mac Rally aber auch gar nicht zu seinem
von O'Flannagan angegebenen Unternehmen w�nschen k�nnen, das in nichts
Geringerem bestand als zweihundert St�ck Gewehre mit der n�thigen
Munition, wie eben so viele S�bel, an den durch den Iren selber
bestimmten Ort zu schaffen. Da man aber wu�te da� die K�ste an diesem
Abend schon scharf bewacht wurde, und ein hoch aus dem Wasser gehendes
Boot kaum unbemerkt h�tte durchkommen k�nnen, waren die Waffen in
gew�hnliche Thranf�sser mit h�lzernen Reifen f�rmlich verspuntet worden,
und die F�sser selber mit ihrer Fracht eben nur so weit belastet, da�
sie im Wasser, kaum drei oder vier Zoll �ber die Oberfl�che vorragend,
schwammen. Mit der Ebbe war dabei nichts weiter n�thig als sie zu
steuern, wozu ihnen vier, schon an Bord befindliche Indianer mitgegeben
waren, die sie ebenfalls schwimmend begleiten mu�ten. Mit einbrechender
Nacht konnte dies wunderliche Flo�, das sich in der That nur durch einen
ganz schmalen schwarzen Streifen von der es umgebenden Wasserfl�che
unterschied, unm�glich vom Ufer aus, von dem es schon durch die Korallen
auf etwa hundert und funfzig Schritt abgehalten wurde, erkannt werden.
Mit der Lokalit�t genau bekannt, war auch keine Gefahr da, da� die
Landenden vorher bemerkt wurden, wenn nur Jemand an Land die
Aufmerksamkeit der dicht bei der eigentlichen Landung stationirten
Schildwacht ablenken wollte, und der dort wohnende Franzose, durch
dessen Garten die Fracht geschafft werden mu�te, entfernt oder f�r ihr
Unternehmen gewonnen werden konnte. Das erstere hatte O'Flannagan
selber, das zweite Mr. Noughton -- wie er sagte �_durch seine
Freunde_� -- �bernommen.

Es war gerade mit Sonnenuntergang, der in diesen Breiten ziemlich
regelm��ig um sechs Uhr das ganze Jahr hindurch einf�llt, und der am
Strand eben abgel�ste Posten schritt, sein Gewehr im Arm, langsam auf
der harten sandigen Fl�che auf und ab. Mi�trauisch wohl manchmal nach
Westen hin�berschauend, wo �ber den scharfzackigen Kuppen von Imoe
schwarze d�stere Wolkenschleier aufstiegen, hinter denen die Sonne schon
eine ganze Weile verschwunden war, fesselte das ihn umgebende
prachtvolle Schauspiel der Riffe doch weit mehr seine Aufmerksamkeit,
und nicht satt sehen konnte er sich an den wei�en sch�umenden Massen,
die in dumpfem Brausen, wenn auch zur�ckgeschlagen, immer auf's Neue mit
ungeschw�chtem Muth zum Kampfe eilten und ihre blitzenden schneeigen
Kronen dem Feind in's Antlitz schleuderten. Dazu die wehenden Palmen
�ber sich, der herrliche Duft der aus den etwas rauh gesch�ttelten
Bl�then der Orangen und Wi's zu ihm her�berwehte, das leise Pl�tschern
des kaum erregten Binnenwassers auf dem harten Sand, wie die Fluth fiel
und das Wasser weiter und weiter nach See zur�ckwich -- es war ihm froh
und leicht um's Herz, und fast vergessend da� er hier eigentlich her
postirt war in dies Paradies, als ein fremder dahinein gar nicht
geh�render, feindlicher K�rper, summte er sich doch ein munteres Lied
und athmete die k�hle w�rzige Luft ein -- der Brust ein herrliches
Gef�hl nach dem schw�len dumpfigen Tag.

In jenen L�ndern kennt man die D�mmerung kaum; der letzte Gluthenstreif
der Sonne ist eben hinter dem Horizont verschwunden, und im Osten treten
schon die Sterne sichtbar vor; heller und heller blitzen sie uns, wie es
scheint fast die Nachbarlichter an dem eigenen Strahl entz�ndend, weiter
und weiter der Sonne nach, und mehr und mehr Kraft gewinnend wie sie
oben stehn; -- so nicht f�nfzehn Minuten sp�ter h�llt wirkliche Nacht
die Erde ein, w�hrend noch der hellere Streif im Westen die Stelle
k�ndet wo die Sonne kaum verschwunden.

In der kurzen D�mmerung die dem scheidenden Tage folgte, war es, als ein
Seemann, wenigstens der Kleidung nach, mit einem kleinen, in ein
rothseidenes Tuch eingekn�pften B�ndel am Strande suchend heraufkam, und
seine Aufmerksamkeit ganz auf das Wasser gerichtet hielt, als ob er von
dort her irgend Jemand erwarte. Die Schildwacht hatte ihn zuerst bemerkt
als er �ber den benachbarten Gartenzaun sprang, aber wenig weiter auf
ihn geachtet. Die Matrosen der verschiedenen Schiffe, besonders der
Englischen, streiften in der ganzen Nachbarschaft umher und mu�ten doch
alle mit dem um acht Uhr gefeuerten Abendschu� Papetee wieder verlassen
haben, an Bord ihrer verschiedenen Schiffe zur�ckgekehrt zu sein; es war
Zeit da� der Mann dorthin aufbrach, er verpa�te sonst die Stunde, und
konnte vielleicht die Nacht, statt in seiner bequemen H�ngematte, in dem
Franz�sischen Wachthaus zubringen -- eine Abk�hlung f�r die Freuden des
Tages.

Der Matrose schien aber gar nicht direkt nach Papetee zur�ckzuwollen,
denn langsam am Ufer hinschlendernd, wobei er sich der Schildwacht mehr
und mehr n�herte, blieb er manchmal stehn und erwartete jedenfalls ein
Boot von See her, das vielleicht versprochen hatte ihn hier abzuholen.
So wenigstens erkl�rte sich die Schildwacht die Bewegungen des Mannes.

Endlich mu�te dieser -- und es war fast dunkel indessen geworden -- zu
einem andern Entschlu� gekommen sein; er stampfte erst ein paar Mal, wie
�rgerlich und ungeduldig mit dem Fu�, und schritt dann, dabei alle
m�glichen Englischen Fl�che in den Bart murmelnd, gerade auf den
Franzosen zu, der jetzt, da ihm die Fernsicht doch durch die
einbrechende Dunkelheit genommen war, sich gegen ihn wandte, zu sehen
was der Bursche von ihm wolle.

�Hallo Mate�[G] redete er den Soldaten in breitem Irisch an, als er in
Sprachn�he etwa herangekommen -- �kein Boot gesehen hier, seit Du da
stehst und die Muskete spazieren tr�gst?�

    [G] Kamerad.

�~Je ne comprends pas, camarade~� lachte der Franzose, mit dem Kopf
sch�ttelnd.

�Wer ist todt?� frug der Ire, mit komischem Ernst den Franzosen erstaunt
ansehend.

�~Je ne comprends pas -- rien du tout -- notting!~� erwiederte aber die
Wacht halb m�rrisch �ber die wiederholte Frage, und das einzige
Englische Wort verunstaltend, das sie vielleicht konnte -- �geh hinunter
nach Papetee -- bis Du hinunter kommen kannst wird der Abendschu�
gefeuert, und nachher sitzest Du da.�

�Ahem� nickte der Ire, der nicht eine Sylbe von dem Allen verstand --
�er wird's wohl nicht haben �ndern k�nnen. Aber verdammt, das ist
langweilige Arbeit, wenn der Bursche auch kein Wort Englisch versteht --
wie mach' ich ihm da begreiflich was ich will -- ist doch horndummes
Volk die Wi-Wis.�

�~Prenez garde!~� rief der Posten drohend, der die letzten nur zu gut
gekannten Sylben wohl verstanden hatte, und sich denken konnte da� der
Fremde �rgerlich dar�ber sei sich nicht ausdr�cken zu k�nnen und f�r
sich schimpfe -- �wahr' Dich wie Du das Wort hier brauchst Kamerad.�

�Dann versteht Ihr vielleicht die Landessprache� rief Jim O'Flannagan,
denn er war es, jetzt rasch -- �auf Tahitisch w�r' es wenigstens eine
Aush�lfe.�

�Tahitisch nicht gerade� antwortete der Franzose ihm in einem anderen,
aber doch verst�ndlichen Dialekt -- �ich bin fast ein Jahr auf den
Marquesas-Inseln gewesen, und es hat Aehnlichkeit -- aber was wollt
Ihr?�

�Mein Boot, Mate� brummte der Ire, �mein Kamerad hat versprochen mich
hier abzuholen, und jetzt l��t er mich sitzen.�

�Nebenan ist heute ein Canoe angefahren� sagte der Franzose.

�Hol' die Canoe's der Teufel� knurrte Jim -- �wenn man am festesten
sitzt, klappen sie um manchmal, wie die Taschenmesser -- nein eine
ordentliche regul�re Schiffsj�lle mit rothem Segel -- nichts gesehn,
Kamerad?�

�Nicht die Probe.�

�Verflucht� brummte der Ire, �aber kommen _mu�_ er noch, denn er darf
nicht ohne mich an Bord zur�ck -- Wollt Ihr mir einen Gefallen thun,
Kamerad?�

�Und der w�re?�

�Wollt Ihr mir erlauben mein klein B�ndel hier einen Augenblick
herzulegen? ich traue dem rothen Gesindel nicht recht, ich habe Geld
d'rin.�

�Warum nimmst Du's nicht lieber mit?� frug der Posten.

�Ich mu� doch hierher wieder zur�ck, wenigstens noch einmal nachzusehn
ob das Boot nicht kommt -- nachher geh' ich die Stra�e hinunter in die
Stadt.�

�Und kommst zu sp�t zum Abfahren.�

�Bin bekannt dort� lachte der Andere -- �im schlimmsten Fall find' ich
Nachtquartier -- ich bin gleich wieder unten,� und ohne eine halbe
Einwendung des Franzosen dagegen weiter zu h�ren, legte er sein B�ndel
gleich neben den Stamm einer dicht am Strand stehenden Palme, deren
faserige Wurzeln von dem Wellenschlag vollkommen blo� gesp�lt waren, und
schritt in das Geb�sch hinein, das dort allerdings der Stra�e zuf�hrte.

�Diable� brummte aber auch seinerseits der Posten, �giebt einem da
Auftr�ge ohne weitere Umst�nde -- werde mich aber verw�nscht wenig um
sein Tuch k�mmern. Boot? -- ein Boot darf mir jetzt gar nicht mehr
landen nach Dunkelwerden; verdammt unversch�mtes Volk diese Englischen
Matrosen.� Und wie den Aerger zu verjagen setzte er pfeifend wieder
seine Wandrung am Strande auf und nieder fort.

Jim war aber nicht nach der Stra�e hinaufgegangen, sondern mit jedem
Fu�breit Boden, den er den Tag �ber genau recognoscirt, vollkommen
vertraut, in den B�schen, zwischen dem Posten und der oben aufgestellten
Wache durchgeschlichen, und einer etwas weiter oben auslaufenden
Korallenspitze zugeeilt, wo man allerdings, der fast bis an die
Oberfl�che reichenden Korallen wegen mit einem Boote nicht landen, die
schmale Durchfahrt aber innerhalb der Riffe, desto besser �bersehen
konnte. Dort lag er, bis er vom Wasser aus das verabredete Zeichen der
vorbeitreibenden F�sser erhielt, deren dunkle Umrisse er von hier aus
kaum im Stande war zu unterscheiden. Unten, wo der Posten stand, trieben
sie so viel weiter vor�ber, und eine Entdeckung war deshalb kaum zu
f�rchten, sobald nur das Ausladen ger�uschlos genug betrieben wurde.

Vollkommen befriedigt �ber das was er gesehn, lag er noch einige Minuten
still, das eigenth�mliche Flo� mit seinen dunklen Geleitern erst etwa in
einer H�he mit der Schildwacht zu lassen, kroch dann den Weg den er
gekommen zur�ck, und ging nun, in den B�schen wieder angelangt, und
durch diese mit einigen halblauten, f�r das Ohr des Posten bestimmten
Fl�chen durchbrechend, gerade wieder auf die Palme zu wo sein B�ndel
lag.

�Kein Boot gekommen?� frug er hier, dicht bei dem Franz�sischen Soldaten
stehn bleibend, nahm dabei eine Cigarre aus der Tasche, schlug mit Stein
und Stahl Feuer und z�ndete sie an.

�Nein� sagte der Soldat, dem der Tabacksqualm gut roch, der aber den
Engl�nder nicht deshalb anreden mochte -- �jetzt w�r's auch zu sp�t, ich
d�rft' es gar nicht mehr an's Ufer lassen.�

�So hol's der B�se, ich komme auch ohne es an Bord -- eine Cigarre
Kamerad?�

Er hielt ihm die Cigarren hin und horchte dabei nach dem Wasser hin�ber;
sein scharfes Ohr hatte von dorther ein Ger�usch entdeckt.

�Danke� sagte der Franzose, die Cigarre nehmend und an der des Iren
entz�ndend -- �Taback -- schmeckt -- pr�chtig -- wenn -- man --�

�Hat sie keine Luft?�

�Danke -- geht schon -- wenn man ihn lange nicht gehabt hat -- so,
danke.�

�Hm� sagte der Ire, sein B�ndel wieder aufnehmend, er that dabei langsam
ein paar Schritte an der Wache vorbei und blieb dann wieder stehn.

�Gute Nacht Kamerad� sagte der Franzose.

�Gute Nacht -- hm, ja -- gute Nacht Mate� entgegnete Jim -- das Flo�
h�tte jetzt schon gut an Ort und Stelle sein k�nnen, und doch war's ihm
immer, als ob er ein verd�chtiges Ger�usch gerade gegen�ber auf dem
Wasser h�re; hinaushorchen durfte er aber auch nicht, sonst w�re der
Posten ebenfalls darauf aufmerksam geworden. Er _mu�te_ noch einen
Augenblick z�gern, und dr�ckte sein Cigarrenfeuer zwischen den Fingern
aus, that dann ein paar Schritte, blieb stehn, zog wieder, und wollte
eben zur�ckgehn den Mann wieder um Feuer zu bitten, als dieser sagte:

�Da drau�en wird Euer Boot kommen -- mir war als ob ich etwas auf dem
Wasser h�rte.�

�Das w�re der Teufel� brummte Jim in Englisch, setzte dann aber sogleich
auf Tahitisch hinzu: �w�rden jetzt schwerlich glauben da� ich noch hier
bin -- wird wohl ein Fisch gewesen sein.�

Der Soldat horchte.

�D�rft' ich Euch jetzt noch einmal um Feuer bitten� sagte Jim wieder zu
ihm tretend.

�Gern -- wahrhaftig da war wieder etwas.�

�Es sind hier viel Purpoisen im Wasser und machen dann immer einen
merkw�rdigen Spektakel.�

�Das war kaum ein Fisch� sagte der Soldat, jetzt vollst�ndig alarmirt
und sich niederkauernd, besser �ber die Fl�che sehn zu k�nnen, ob er
nicht doch vielleicht durch die Dunkelheit irgend etwas entdecke
-- �m��te mich sehr irren, wenn das nicht wie eine Menschenstimme klang.�

�Vielleicht Fischer die noch drau�en sind� sagte der Ire, sich jetzt
ebenfalls niederkauernd, dem was man h�rte Form abzugewinnen, in der
That aber dem Soldaten, falls dieser wirklich laut werden wollte, so nah
als m�glich zu sein.

�Ruft doch einmal Euer Boot an� sagte jetzt der Soldat zu Jim, �da
werden wir gleich sehen wer drau�en ist.�

Das war allerdings richtig, aber daran lag dem Iren Nichts hier L�rm,
und die Soldaten an der Stra�e nur ebenfalls aufmerksam zu machen.

�Es kann das Boot nicht mehr sein� brummte er kopfsch�ttelnd.

�Diable� murmelte der Franzose, �ich glaube wahrhaftig ich sehe dort
etwas auf dem Wasser -- ruf Kamerad, ich _mu�_ wissen was da drau�en
ist.�

Jim konnte sich nicht l�nger weigern und die H�nde trichterf�rmig an den
Mund haltend, da� der Schall so wenig wie m�glich r�ckw�rts ginge, rief
er mit keineswegs lauter, dumpf klingender Stimme:

�Boot ahoy!�

Keine Antwort erfolgte.

�Lauter!� sagte der Soldat.

�Boot ahoy� rief Jim noch einmal, ohne da� sich von drau�en irgend etwas
als Antwort h�ren lie�; ja es schien eher als ob der Laut das da dr�ben,
was es nun auch gewesen, zur�ckgescheucht habe in die Tiefe, aus der es
vielleicht gekommen.

�Du rufst gerade als wenn man in einen Topf spricht� brummte der Soldat
-- �das kann man ja nicht auf f�nf Schritt h�ren.�

�Ich bin heiser� sagte Jim -- �aber es war auch jedenfalls ein Fisch --
jetzt ist Alles wieder todtenstill.�

�Vielleicht -- vielleicht auch nicht, -- da ist's wieder! ~qui vive!~�
rief er dann mit lautem, kurz abgesto�enem Ton �ber das Wasser hin�ber,
�Teufel wenn Du mir da dr�ben nicht antwortest, schick' ich Dir eine
Kugel hin�ber.�

Jim hatte die rechte Hand in seiner Tasche und stand lautlos nicht zwei
Schritt von dem Franzosen, er sah sich scheu und rasch um, und die linke
Hand fa�te wie krampfhaft das B�ndel das sie trug.

�Wenn Ihr denn da dr�ben nicht antworten wollt, so tragt auch die
Folgen� brummte der Soldat vor sich hin und spannte den Hahn -- Jim
stand dicht hinter ihm, seine rechte Hand hob sich und als er sie
senkte rasselte das Gewehr auf den Sand nieder, und der K�rper des
ungl�cklichen Franzosen brach lautlos zusammen.

�Hast's nicht anders haben wollen� sagte der M�rder dumpf vor sich hin
und beugte sich zu seinem Opfer nieder. Unwillk�rlich hatte er dabei in
seiner Tasche nach etwas gesucht -- er zog aber die Hand wieder zur�ck
und l�chelte unheimlich: �er braucht keinen Knebel mehr; 's giebt doch
nichts besseres auf der Welt als solche Schlingenkugel f�r derlei Arbeit
-- was f�r einen sanften Tod der Schuft gestorben ist. Aber nun Kamerad,
Dein Gewehr und Patrontasche -- das Seitengewehr hilft Dir auch nichts
mehr, und hier oben k�nnen wir's vielleicht brauchen.�

Rasch hatte er dem Ermordeten die Waffen abgenommen, dann noch einen
Augenblick nach dem Wasser hin�berhorchend zog er die Leiche unter einen
Busch, wo sie wenigstens nicht vor Tag entdeckt werden konnte, griff
sein Tuch und die erbeuteten Waffen auf, und glitt am Strande hin der
Stelle zu wo der kleine Cutter vor Anker lag und das Flo� mit den Waffen
ebenfalls anlegen sollte. Den Boden stampfte er aber vor Wuth, als noch
keine Spur von den versprochenen F�ssern sichtbar war, und die kostbare
Zeit verflo� inde� in unverantwortlichem Warten. Schon wollte er wieder
zur�ck am Strande, ob er weiter oben Nichts erkennen k�nne, als ein
leiser leiser Pfiff, mehr wie das Zischen eines Seevogels, vom Wasser
her�bert�nte.

�Endlich� knurrte der Seemann, die Z�hne fest zusammenbei�end und wie er
den Ruf kaum, eben so vorsichtig, beantwortet, kam auch schon im
Fahrwasser das lange Flo� mit den Schwimmern heran. �Wo zum Teufel habt
Ihr so ewig lang gesteckt?� fluchte hier Jim ihnen entgegen, �glaubt Ihr
da� sie uns die ganze Nacht Raum zu unserer Arbeit geben werden?�

�Wir sa�en da dr�ben auf einer Koralle und konnten nicht wieder
loskommen� sagte Einer der Eingebornen.

�Und habt einen Skandal gemacht, da� man's h�tte in Papetee h�ren
k�nnen� z�rnte der Ire.

�Hat die Schildwacht 'was gemerkt?�

�Euere Schuld w�r's nicht, wenn sie's h�tte -- aber jetzt fort, heran
hier mit dem Fa�, und nicht l�nger geschwatzt -- habt Ihr die S�ge mit?
-- so hier, nun s�gt die Reifen vorsichtig durch -- halt ich will das
selber thun -- herauf mit dem Fa� hier, und Du mein Bursche l�ufst �ber
den Weg hinauf und holst die Leute herunter die dort versteckt liegen --
Rasch mit Dir, sie sollen Alle kommen, wir m�ssen die Fracht in Zeit von
einer Stunde wenigstens im Busch drinn haben; dort bleibt uns dann die
ganze �brige Nacht, sie aus dem Weg zu schaffen.�

Der Insulaner schlich sich rasch am Haus hinauf und kehrte bald darauf
mit einer Anzahl seiner Landsleute zur�ck, die schon ungeduldig genug
darauf gewartet hatten abgerufen zu werden, Jim aber s�gte indessen mit
einer seinen scharfen, besonders dazu hergerichteten S�ge die h�lzernen
Reifen der F�sser durch, diese zu �ffnen, und reichte die schon in
tragbare Pakete eingeschn�rten Gewehre, wie die kleinen F��chen Pulver
rasch hinter einander hinaus. Blei befand sich schon genug an Land, was
fr�her zu anderen Zwecken bestimmt gewesen. Vier F�sser waren solcher
Art in unglaublich kurzer Zeit aufs Trockene gew�lzt, ge�ffnet und
geleert worden, und selbst von dem f�nften hatte Jim schon die Reifen
herunter, die Dauben mit H�lfe von ein paar Insulanern sorgf�ltig
auseinander genommen, und angefangen die Pakete herauszureichen, mit
denen zwei augenblicklich nach oben liefen, als sie den zur�ckkehrenden
Ren� �ber den freien Platz gleiten und in das Haus verschwinden sahen.
Einer der Indianer sprang rasch zur�ck, dem Iren die unwillkommene
Ankunft zu melden, dieser aber lie� sich nicht irre machen und betrieb
das Ausladen nur um so sch�rfer.

�Fort mit Euch -- fort.� fl�sterte er rasch und leise -- �in zehn
Minuten k�nnen wir mit unserer ganzen Sache in Sicherheit sein und dann
m�gen sie kommen und spioniren; in die Guiaven folgt uns doch so leicht
Keiner hinein. Hier meine Jungen, auf mit Euch und davon -- was steht
Ihr da? -- die Th�r? -- fort mit Euch -- so lange das Zeichen nicht -- ha
Teufel!� unterbrach er sich rasch, als da Mitonares langgezogener
Warnungsruf zu ihm niederschallte, �da ist wirklich Noth an Mann.�

�Sollen wir noch gerad hinauf?� frug ihn Einer der Leute, der seine Last
schon auf den Schultern trug.

�Nein, hier rechts hinein� rief Jim rasch, �in des Franzosen Haus da
neben an ist auch Niemand daheim, und die Fenz hier unten am Wasser hab'
ich schon niedergebrochen. Dort hin�ber und dann gerade hinauf in die
Guiaven. Hier noch ein Pack. Pest, wenn nur noch zwei Leute unten w�ren;
fort -- macht da� Ihr fortkommt -- um Euer Leben.�

Und die Warnung kam nicht zu sp�t, denn Jim O'Flannagans scharfes Ohr
hatte schon die herbeieilenden Soldaten entdeckt, die rasch und ziemlich
laut durch die B�sche traten, w�hrend zu gleicher Zeit Ren� in seiner
Th�r erschien. Nur noch zwei Pakete Waffen waren dabei �brig geblieben,
davon schob er das eine jetzt rasch auf das Deck des kleinen Cutters,
vielleicht vor anbrechendem Morgen noch einmal Gelegenheit zu bekommen
es von dort wieder durch irgend einen der Eingeborenen zu entfernen,
w�hrend er selber das andere auffa�te und damit, so rasch ihn seine F��e
trugen, den letztgegangenen Indianern folgte.

�Halt steh da!� schrieen ihm einzelne Stimmen nach, denn seine dunkle
Gestalt war von oben herab gegen den helleren Wasserspiegel sowohl als
den wei�en, durch die Ebbe blo�gelegten Sand des Strandes entdeckt
worden, und drei Kugeln schwirrten zu gleicher Zeit nach ihm hin�ber.
Eine davon traf das Paket das er trug, und warf ihn fast durch den
scharfen Druck zu Boden, die anderen beiden fehlten, und seine Last mit
dem linken Arm nur fester umspannend, w�hrend er das dem ermordeten
Posten abgenommene Gewehr in der rechten Hand trug, sprang er mit
wenigen S�tzen durch den Garten, brach die kleine und ziemlich schwache
Bambusth�r nieder und erreichte eben die Guiaven-Dickung, als seine
Verfolger dicht unter dem Weg erschienen und den Hang hinanst�rmten ihn
auch dort nicht aufzugeben. Jim aber feuerte hier, theils um sie zu
schrecken, theils sich vielleicht Eines der Verfolger zu entledigen, das
geladene Gewehr das er trug, ohne lang zu zielen, auf sie ab, und die
Kugel schlug mitten zwischen ihnen durch in einen jungen Baum. Das aber
zeigte ihnen auch welcher Gefahr sie sich hier, ohne die mindeste
Aussicht auf Erfolg aussetzten, denn bei Nacht war in einem solchen
Dickicht gar nicht daran zu denken die, noch dazu mit dem Terrain
vertrauten Indianer einzuholen, und die weitere Verfolgung wurde auf
morgen fr�h mit Tageslicht festgesetzt, bis wohin auch Verst�rkung von
Papetee herbeigeholt, wie die vermi�te Schildwacht aufgefunden werden
konnte, wenn sie nicht, wie man sie jetzt stark in Verdacht hatte,
gemeinsame Sache mit den Eingeborenen gemacht, und mit ihnen auch in die
Berge geflohen sei.




Capitel 7.

Consul Pritchards Gefangennahme.


Trommeln wirbelten und Patrouillen zogen in kleinen finsteren Trupps mit
raschen Schritten durch die von der Morgensonne freundlich beschienene
Stadt. Die Insulaner standen in kleinen Gruppen best�rzt beieinander,
und die M�dchen liefen neugierig her�ber und hin�ber, zu sehn und
horchen was geschehn, was vorgefallen sei, eine so pl�tzliche
auffallende Ver�nderung in dem Benehmen der Fremden zu rechtfertigen.
Keiner sprach, Keiner lachte mehr mit ihnen; barsch zur�ckgewiesen
wurden sie, sobald sie sich ihnen nur n�herten, und von den
verschiedenen Schiffen landete Boot nach Boot, vollgedr�ngt von
Bewaffneten, die verschiedene am Strand gelegene und der K�nigin
geh�rige Bambush�user in Besitz nahmen, Wachen, ja Festungen daraus zu
bilden.

Dumpfe Ger�chte verbreiteten sich inde� auch unter den Bewohnern von
Papetee, die keine Ahnung irgend einer begonnenen Feindseligkeit haben
konnten. Eine Parthie Waffen war gestern Nacht in Mativai Bai auf
schlaue Weise an Land geschmuggelt; man hatte nicht allein einzelne
St�cken, ein Bayonnet und mehre andere Kleinigkeiten an der Stra�e,
sondern auch ein ganzes Paket mit Englischen Musketen in einem kleinen
Cutter der dort vor Anker lag, gefunden, und gegen Morgen noch, wo man
mit Fackeln nachgesucht, war der Leichnam der �berfallenen und
ermordeten Franz�sischen Schildwache, ebenfalls ihrer Waffen beraubt,
entdeckt worden. Viele Personen waren deshalb schon verhaftet, auf
anderen lag schwerer Verdacht, und die herbeigezogene Truppenmasse schon
allein gen�gte, die sorglose Stimmung der Eingebornen zu zerst�ren, und
ihnen einigerma�en das Verh�ltni� in seinem wahren und grellen Licht zu
zeigen, in dem sie zu den fremden Eindringlingen standen, und welche
Stellung diese, ihnen gegen�ber, einzunehmen gedachten.

Was sollte geschehen, was wollten diese von ihnen, und weshalb eine
Armee in ihre H�tten werfen, die ihnen noch keinen Widerstand geboten,
und jetzt �berall durch die fremden unwillkommenen G�ste unwohnlich und
beschr�nkt wurden. Die H�uptlinge traten zusammen und schickten Boten an
die Missionaire ab, diese um Verhaltungsma�regeln zu ersuchen; die
geistlichen Herren f�hlten aber da� ihr Regiment, f�r den Augenblick
wenigstens, hier ausgespielt sei, und der einzige von ihnen, Mr.
Pritchard, der sich durch die Flagge seiner Nation gesch�tzt glaubte,
z�rnte offen und frei wie vor gegen die f�rmliche und muthwillige
Eroberung, nein nicht einmal Eroberung, sondern einfache Besitznahme
eines vollkommen friedlichen Landes an, dessen F�rstin sich jetzt nur
gezwungen einer solchen Gewalt f�ge und wissen werde sich ihr Recht zu
wahren, wenn die Zeit dazu gekommen sei.

Die Franzosen kehrten sich aber wenig an Herrn Pritchard; ihre Flagge
wehte schon von f�nf oder sechs occupirten Geb�uden, ihre Soldaten
durchzogen die Stadt nicht allein, sondern setzten sich an dem obern wie
untern Theil derselben fest, und Massen von ihnen, die Flinte und
Seitengewehr so lange ablegten und zu Spitzhacke und Schaufel griffen,
fingen nicht allein an auf der kleinen reizenden Insel Motuuta
Verschanzungen aufzuwerfen, sondern auch, zum unbegrenzten Erstaunen der
Bewohner von Papetee, Gr�ben zu ziehn und Erdw�lle aufzubauen um die
Stadt selbst herum, als ob sie sich gegen die Berge und das benachbarte
Land vor einem Angriff sichern wollten, an den in der That noch wenige
der Insulaner gedacht, und der ihnen dadurch erst vor die Augen ger�ckt
und als m�glich und ausf�hrbar gestellt wurde.

Die Franz�sische Regierung aber, oder vielmehr das Franz�sische
Regiment, das recht gut f�hlte wie es bei einem wirklichen Angriff _gut
bewaffneter_ Insulaner, hier dicht von den Bergen �berall
eingeschlossen, mancher Gefahr ausgesetzt sein k�nne, suchte gleich im
Anfang mit durchgreifenden Ma�regeln allen solchen Versuchen entgegen zu
arbeiten, und eine etwaige Emp�rung im Keim zu ersticken. Strenge schien
hierbei vor allen Dingen n�thig und den Befehlshabern war deshalb
besonders daran gelegen die M�rder des Franzosen heraus zu bekommen,
oder wenigstens ihre Spur zu finden, von der es schon ziemlich bestimmt
im Franz�sischen Lager hie� da� sie in das Haus eines der
Protestantischen Missionaire, vielleicht gar des Englischen Consuls
f�hren w�rde. Mr. Pritchard mit seiner offnen und ungescheuten Predigt
gegen ihre Macht war ihnen �berhaupt ein Dorn im Auge.

Zu den ersten Ma�regeln des Franz�sischen Kommandanten geh�rte es aber
auch an diesem Morgen Ren� Delavigne verhaften zu lassen, auf dessen
Grundst�ck -- ob mit seinem Vorwissen oder nicht mu�te die Untersuchung
erst ergeben -- die Waffen ausgeladen waren und auf dessen, durch ihn
hingef�hrten und dort gehaltenen Cutter man noch ein frisch eingen�htes
Paket Waffen gefunden, das jedenfalls von Bord irgend eines der im Hafen
liegenden Englischen Schiffe hin�berbef�rdert und dann w�hrend der
Entdeckung und dem Angriff der Franz�sischen Wache, dort zur�ckgelassen
war. Sein sp�tes Au�ensein und seine doch sichere Bekanntschaft mit der
dortigen Oertlichkeit wurde sogar mit der erschlagenen Wache in
Verbindung gebracht, wobei ihm das nicht einmal zur Rechtfertigung
dienen konnte, den Franz�sischen Soldaten selber dorthin gef�hrt zu
haben, wo sie die Schmuggler entdeckten -- jedenfalls waren die Vorr�the
zu der Zeit schon in Sicherheit gewesen und die M�glichkeit lag unter
jeder Bedingung vor, da� ein solcher Schritt, sp�ter gerechtfertigt
dazustehn, ausf�hrbar, ja sogar klug gewesen w�re.

Den Cutter, an dessen Bord man die Waffen gefunden, nahm die Regierung
ebenfalls in Beschlag, ja er wurde sogar, nicht einmal blos vor der Hand
in Untersuchung gelegt, sondern gleich ohne Weiteres confiscirt und zum
Franz�sischen K�stendienst requirirt -- an Wiederherausgeben war gar
kein Gedanke mehr.

Sadie erschrak, als an dem Morgen, an dem sie gehofft hatte dem wilden
st�rmischen Tahiti den R�cken zu kehren und hin�ber zu fl�chten in ihr
friedliches, freundliches Atiu, Bewaffnete kamen ihren Gatten
fortzuf�hren; aber rasch gefa�t, und dem Unvermeidlichen sich f�gend,
�bersah sie auch bald da� Ren�, vollkommen unschuldig an den Vorg�ngen
des letzten Abends, auch bald gerechtfertigt wieder dastehn und
nat�rlich freigegeben werden w�rde. Ernstlichere Folgen sah sie nicht
und konnte sie nicht eine in einer solchen Ma�regel sehn. Aber sie
bezwang sich auch, dem Gatten gegen�ber, noch weit gewaltiger, als ihr
eigentlich zu Sinn war; sie wollte ihn nicht mit schwerem Herzen
fortgehn lassen, wo er ja gerade Alles gethan hatte sie wieder froh und
gl�cklich zu machen, und wenn das nun f�r den Augenblick noch nicht
ging, so war das ja nicht seine Schuld sondern -- das Herz schlug ihr
doch laut und �ngstlich wenn sie in diesem Augenblick daran dachte _wer_
die Hand zu dem Ganzen geboten, und nur das Bewu�tsein vermochte sie
dabei vollst�ndig zu tr�sten, da� Alles ja nur geschehn w�re ihr
Vaterland von den Unterdr�ckern desselben zu befreien, und den
Schwachen, Niedergeworfenen, gegen den starken und �berm�thigen Feind zu
sch�tzen.

Nicht allein Ren� wurde aber an dem Morgen verhaftet, sondern auch der
kleine Mi-to-na-re, der allerdings schon mit Sonnenaufgang einen Versuch
gemacht hatte das, die ganze Nacht umstellte Haus zu verlassen, von den
Wachen aber verhindert war und nun mit nach Papetee abgef�hrt wurde.

�Armer Mitonare� sagte Sadie traurig, als er, aufgefordert der
Patrouille zu folgen, an jenem Morgen sein Gebetbuch wieder in die linke
Rocktasche hineinzw�ngte, und unverkennbar niedergeschlagen sich bereit
machte dem eben nicht freundlich gegebenen Befehl zu gehorsamen --
�armer Mitonare ist von seinem freundlichen Atiu hier her�ber gerufen um
Sorge und Noth zu haben, um des Glaubens Willen.�

Bruder Ezra sch�ttelte aber mit dem Kopf und sagte, keineswegs zufrieden
mit der ganzen Begebenheit:

�Glauben? -- der Glauben hat wenig genug damit zu thun -- wir sollen
_glauben_, Pudenia, und die Wi-Wis wissen Alles gewi�. Glauben -- ja,
ist ein sch�nes Ding, aber ein bequemes Haus dabei, und viel Brodfrucht
-- nicht so in der Welt herumlaufen und das schwere Buch hinten in der
Tasche mitschleppen. Warum stecken sie Bodder Aue nicht ein?�

�Wer ist das?� sagte Einer der dabeistehenden Franz�sischen Soldaten,
der eben genug von dem Tahitischen Dialekt verstand, den Sinn zu
begreifen, �wo ist der, den Du eben genannt hast?�

�Bodder Aue?� sagte Mitonare, und der ihm eigene Zug drollen Humors, der
ihn auch in diesem Augenblick nicht verlie�, spielte ihm um die Lippen
-- �Bodder Aue ist sehr guter Freund von mir auf Atiu -- aber nicht hier
-- wenn wir ihn haben wollen k�nnen wir einen Brief schreiben; gehe
wieder hin�ber, sobald die Feranis keine Brodfrucht mehr f�r mich
haben.�

�Fort denn, mein Bursche� sagte der Soldat �rgerlich, �wir haben lange
genug hier getr�delt,� und w�hrend man Ren� noch Zeit lie�, ein paar
Briefe an Bertrand und Herrn Belard zu schreiben, die er augenblicklich
abgegeben zu haben w�nschte, wurde der kleine braune Missionair, unter
den Spottreden und Witzen der Franz�sischen Soldaten, die sich �ber
seine unsinnige eingezw�ngte und unpassende Kleidung nicht wenig
am�sirten, nach Papetee zu abmarschirt. Mitonare nahm aber die Sache
ungemein kaltbl�tig -- klemmte seinen linken Rockscho� wieder unter den
Arm, setzte seinen hohen Hut auf und schritt so ehrbar und ernst
zwischen den b�rtigen Kindern eines andern Landes hin, und gr��te so
w�rdevoll die ihn begegnenden Insulaner, von denen ihn Viele kannten und
lieb hatten, da� sich der Spott der Soldaten endlich auch abstumpfte,
und sie ihn ungef�hrdet weiter in das Hauptquartier lieferten.

Ren� blieb �brigens, wie er auch Sadie zu ihrer Beruhigung vorhergesagt,
nur wenige Stunden in Haft; leicht war es ihm durch seine Freunde zu
beweisen, wie er wirklich den ganzen vorigen Nachmittag in Papetee
zugebracht, und erst lange nach Dunkelwerden nach Hause aufgebrochen
sei. Dort selber hatte er den Franz�sischen Soldaten mitnehmen wollen,
als sie die Schmuggler trafen; an eine Mitwissenschaft war nicht zu
denken. Schwieriger wurde es ihm zu beweisen, da� der kleine Cutter die
Waffen nicht an Bord gehabt, als er ihn dort bei sich vor Anker legte,
und da� er der Mission selber geh�re machte die ganze Sache nur noch
verwickelter. Es lie� sich kaum denken da� der junge, mit den Officieren
auf so freundlichem Fu� stehende Franzose etwas Derartiges gegen seine
Landsleute unternehmen, oder auch nur unterst�tzen w�rde, und dennoch
mochten die Franz�sischen Beh�rden eine solche Gelegenheit, die Mission
selber in eine Untersuchung hineinzuziehen, nicht unbenutzt wieder
entschl�pfen lassen -- wer wu�te ob nicht dann, wenn auch selbst nicht
�ber diesen Fall, doch manches Andere an den Tag kam. Gern wurde deshalb
auch die B�rgschaft der Herrn Belard und Brouard angenommen, Ren�
Delavigne augenblicklich wieder auf freien Fu� zu lassen, mit der
Bedingung nur, Tahiti nicht zu verlassen, bis eben die Sache streng und
vollkommen untersucht sei, wozu man sowohl seiner Gegenwart wie seines
Zeugnisses glaubte ben�thigt zu sein.

Nicht so leicht sollte dagegen Bruder Ezra davonkommen, und trotz dem
Protest der Missionaire, die es als einen Eingriff in ihre Religion
betrachtet haben wollten einen fungirenden Missionair auf nur fl�chtigen
Verdacht hin seinem Amt zu entziehn, trotz der eben so ernsten
Reclamation des Englischen Consuls, der in dem Indianer, als aktivem
Mitglied einer Englischen Missionsgesellschaft, auch einen Englischen
B�rger zu sehen glaubte oder zu sehen behauptete, behielt man ihn im
Verwahrsam, und die Antwort die dem Englischen Consul wurde, war: sich
selber in Acht zu nehmen und von gef�hrlichen Demonstrationen fern zu
halten, wenn er nicht gleiches Schicksal -- vielleicht noch Schlimmeres,
gew�rtigen wollte.

Solcher Art standen die Sachen mehrere Tage, die Franz�sischen
Kriegsschiffe fuhren ab und zu, umsegelten die Insel Tahiti einige Male,
kreuzten nach Imeo hin�ber, und Einzelne davon wurden sogar auf eine
regelm��ige Expedition beordert, die Franz�sische Flagge n�mlich auf der
Nachbargruppe der Gesellschafts-Inseln, auf Huaheine, Bola Bola, Raiatea
und den anderen aufzupflanzen, ja man sprach sogar schon davon auch die,
gerade unter dem Wind liegenden �Cooks-Inseln� zu denen Atiu geh�rte, in
Besitz zu nehmen und hie und da Garnisonen zu lassen. Doch hatten die
Schiffe f�r jetzt eben mit der Gesellschaftsgruppe alle H�nde voll zu
thun, und lie�en die �brigen Inseln f�r eine sp�tere und g�nstigere
Zeit.

Indessen waren die Franzosen unendlich th�tig in Papetee und der
Umgegend; feste Blockh�user zu Kasernen und Gef�ngnissen wurden mit
einer Masse von Leuten in unglaublich kurzer Zeit gebaut, Laufgr�ben um
die eigentliche Stadt gezogen, ein t�chtiger Damm als Brustwehr
aufgeworfen, und Gesch�tze von den Schiffen an Land gebracht, diese,
sobald sie n�thig werden sollten gegen den Feind verwenden zu k�nnen.
Auch die kleine Insel im Eingang des Hafens, welche die Haupteinfahrt
allerdings vollkommen �berwacht, wurde mit schwerem Gesch�tz versehn,
irgend einem doch vielleicht gef�rchteten Angriff der Engl�nder zu
begegnen, und das gerade war es was den Insulanern, durch die Europ�er
darauf aufmerksam gemacht, wieder neuen Muth gab, ihre Sache noch nicht
verzweifelt zu glauben. Besch�ftigten ihre Freunde die Beretani's -- die
�brigens auch h�tten etwas fr�her kommen k�nnen -- nur die Schiffe, so
wollten sie dann schon mit den am Lande befindlichen Wi-Wis -- mochten
das auch noch so viel sein, fertig werden.

Die Stimmung gegenseitig wurde ebenfalls eine feindlichere von Tag zu
Tag. Die Eingebornen mu�ten eine Masse Provisionen und Fr�chte in die
Stadt liefern, die man ihnen allerdings vollkommen gut bezahlte; aber
dies zwang sie zu einer ihnen fremden und unbequemen Th�tigkeit, einer
Th�tigkeit die sie nicht einmal gern f�r sich selber, viel weniger f�r
die erkl�rten Feinde ihres Glaubens und Landes anwenden wollten, und sie
erkundigten sich vor allen Dingen bei ihren Missionairen, ob sie dazu
verpflichtet w�ren den Franz�sischen Soldaten Brodfrucht und Fleisch und
Fr�chte und Fische zu Markt zu bringen.

Welche Antwort sie dort erhielten ist nicht bekannt, aber sie weigerten
sich von da an die verlangten Provisionen einzuliefern, und eine
Proclamation des Gouverneurs erkl�rte sie f�r _Rebellen_.

�Rebellen?� bah, das war Unsinn -- das Wort das sie f�r Rebellion
hatten, bezog sich auf eine Emp�rung gegen ihren Landesherrn und
Gebieter, nicht gegen einen fremden Wi-Wi, der mit gro�en Schiffen kam
und ihnen das Land wegnahm; denn selbst da� Einzelne ihrer H�uptlinge
die Franzosen ersucht hatten sie zu _besch�tzen_ konnte ihrer Meinung
nach die Fremden nicht berechtigen ihre K�nigin abzusetzen, gegen die
sie ja gar keinen Schutz verlangt hatten, und ihnen Fremde zu Richtern
und Distriktsoberh�uptern zu geben. Da� die W�rter �Protektorat� und
�Besitznahme� dem Franz�sischen Admiral �hnlich genug klangen sie zu
verwechseln, konnten sie nicht wissen.

Neue Forderungen des Kommandanten um Provision gingen inde� mit der
scharfen Drohung ein, die ernstesten Ma�regeln ergreifen zu wollen, wenn
dem _Befehl_ nicht Folge geleistet w�rde, und besonders sollten die
H�uptlinge, als die Einzigen an die man sich m�glicher Weise direkt
halten konnte, f�r das Betragen des Volks in diesem Fall verantwortlich
gemacht werden.

Auch den Missionairen wurde nochmals die, in nicht sanften Ausdr�cken
abgefa�te Warnung gegeben, sich nicht im Mindesten um die politischen
Verh�ltnisse der Insel zu bek�mmern, wenn sie sich nicht, im
entgegengesetzten Fall, den unangenehmsten Folgen selber aussetzen
wollten; ja es wurde ihnen sogar die auch bald darauf in einer
Proklamation ver�ffentlichte Drohung versch�rft in's Ged�chtni�
zur�ckgerufen, da� jeder Fremde, der gegen die jetzt bestehende
Regierung sprechen w�rde, augenblicklich, und ohne Einspruch von irgend
einer andern Seite zu gestatten, von der Insel verbannt werden w�rde.

Mehre der Missionaire, vielleicht �ngstlicher als die Anderen, oder sich
auch m�glicher Weise irgend einer Aeu�erung bewu�t die ihnen das
Mi�fallen der jetzt m�chtigen Franzosen zuziehen konnte, verlie�en
Papetee und gingen theils nach Imeo theils nach Bola-Bola oder Huaheina
hin�ber; die meisten blieben aber auf ihrem Posten, fest entschlossen
dem fremden Einflu� unverdrossen, und so viel nur irgend in ihren
Kr�ften stand, entgegenzuarbeiten, mochten die Folgen dann ausfallen wie
sie wollten.

Der neue Aufruf an die H�uptlinge veranla�te diese wieder sich an die
K�nigin zu wenden, und von ihr Verhaltungsma�regeln einzuholen, was sie
thun, wie sie handeln sollten. Pomare aber, obgleich keineswegs gewillt
sich zu unterwerfen, war doch auch wieder durch die Flucht so vieler
Missionaire und die Warnungen der Uebrigen nicht zu weit zu gehn, ehe
sich England nicht entschieden h�tte, zu sehr eingesch�chtert worden,
und gab ausweichende Antworten, ja verwies die an sie abgesandten
H�uptlinge sogar an den Consul Pritchard, und da dieser erkl�rte in
seiner Stellung -- was auch seine Privatmeinung sein m�ge -- der K�nigin
nicht officiell beitreten zu k�nnen, bis er Verhaltungsbefehle von
London habe, an den Missionair Rowe.

Diesen aber weigerten sich die H�uptlinge (wenigstens die Mehrzahl
derselben, denn Einzelne, mit Aonui an der Spitze, verlangten keinen
bessern Wegweiser f�r ihr Verhalten) als F�hrer anzunehmen; Fanue vor
allen Andern schwor, sie h�tten lange genug unter dem Regiment der
Priester gestanden, und das gerade sei ihr Fluch gewesen von je her. Er
verlangte deshalb auch eine Zusammenkunft der Ersten des Volks, wo sie
die Befehle ihrer K�nigin einholen und das Beste des Landes, das jetzt
gerade ihr Zusammenstehn am Meisten fordere, berathen konnten.

Diese, den Interessen der Franzosen geradezu entgegenlaufende Ma�regel
wurde vom Consul Pritchard auf das lebendigste unterst�tzt; er
behauptete das Volk habe ein Recht �ber sein eigenes Wohl zu sprechen,
das eine fremde Nation, sie m�ge es so gut mit ihm meinen wie sie wolle,
gar nicht verstehen k�nne, viel weniger die Franz�sische und er redete
der K�nigin zu darein zu willigen, ja suchte sogar den Capitain des
k�rzlich eingelaufenen Dampfers Cormorant daf�r zu gewinnen, den
H�uptlingen den Schutz seines Dampfers zu einer freien Besprechung zu
gestatten, damit sie am Land nicht vielleicht durch �berall
umherstreifende Truppen gest�rt, oder gar aufgehoben wurden.

Die Franz�sischen Officiere bekamen noch an dem n�mlichen Abend Kenntni�
von dieser Absicht, und trafen ihre Ma�regeln den Feind, der ihnen
vielleicht gef�hrlich, jedenfalls aber h�chst unbequem war, so rasch als
m�glich unsch�dlich zu machen.

Am andern Morgen war ein Placat an den Ecken angeklebt, worin die
Eingebornen gewarnt wurden sich durch irgend Eines Rede gegen die einmal
bestehende Obrigkeit aufzulehnen, w�hrend man Alle mit den h�rtesten
Strafen bedrohte, die etwas Derartiges in, den Franzosen feindlichem
Interesse, unternehmen sollten. Namen waren nicht dabei genannt, aber
das Ganze so entschieden gehalten, da� selbst Bruder Rowe f�hlte sie
seien, f�r jetzt wenigstens, an einer Grenze ihrer Th�tigkeit angelangt,
und w�rden wohl thun sich entweder f�r eine Zeitlang von dem Schauplatz
Franz�sischer Herrschaft zu entfernen, oder doch wenigstens die Sache,
die sie nicht mehr aufhalten konnten, ihren ungehinderten Gang gehn zu
lassen, damit sie nicht zu Schaden k�men.

Das N�here dar�ber mit dem Consul Pritchard zu besprechen, suchte er
diesen auf, und fand ihn schon vollst�ndig angezogen, mit auf dem R�cken
gekreuzten Armen mit gro�en Schritten in seinem Zimmer auf- und
abgehend; eine Einleitung wurde ihm �brigens schon durch dessen Anrede
erspart.

�Sie kommen mir zu erz�hlen, da� die Franzosen freundlich unserer an den
Stra�enecken gedacht haben?� sagte er, mit einem eigenth�mlichen L�cheln
um die feingeschnittenen Lippen vor ihm stehen bleibend.

�Allerdings Bruder Pritchard� erwiederte Mr. Rowe mit in die H�he
gezogenen Augenbrauen und gefalteten H�nden, �die Sache wird bedenklich,
und diesen tollen Papisten gegen�ber, die nun einmal keine andere
Autorit�t auf und �ber der Erde anerkennen, als ihre Waffen, w�re es
allerdings an der Zeit auf einen anst�ndigen R�ckzug zu denken. Ich
f�rchte besonders da� gerade Sie dabei gef�hrdet sind.�

�Bah, bah� sagte der fr�here Geistliche, den die Missionaire noch gerne
�Bruder� nannten, ver�chtlich -- �was k�nnen, was _d�rfen_ sie mir thun?
-- ich habe keinen offenen Aufruhr gepredigt, ich habe nur das gesagt was
ich, nicht allein als Consul ihrer Britannischen Majest�t, nein auch
als Mensch verantworten konnte, und sie m�gen sich �rgern dar�ber, aber
sie d�rfen nicht wirklich etwas anderes gegen mich unternehmen, als
vielleicht -- was wahrscheinlich geschehen wird -- von meiner Regierung
verlangen da� sie mich abberuft; statt dem Befehle kommt dann vielleicht
eine Flotte.�

Mr. Rowe sch�ttelte bedenklich mit dem Kopf.

�Ich habe mich selber� sagte er, �fr�her solchen phantastischen Tr�umen
hingegeben, und auch mein M�glichstes, selbst bis noch auf die neueste
Zeit gethan, diesen Glauben bei den Insulanern aufrecht zu erhalten, mu�
aber doch gestehn da� ich jetzt anfange mi�trauisch gegen meine eigenen
Prophezeihungen zu werden, die unsere Regierung keineswegs, nicht einmal
mehr durch eine einfache Demonstration zu unterst�tzen scheint. Seit der
w�rdige Capitain des Talbot diese Ufer verlassen hat thun diese
nichtsw�rdigen Feranis vollkommen ungehindert was ihnen eben gut d�nkt,
und einzelne Kriegsschiffe unserer Nation, von denen wir immer
gesprochen, kommen, sehen sich die Sache an, h�ren auch, geduldig oder
ungeduldig was wir ihnen zu klagen haben und -- segeln einfach wieder
aus der Bai, ohne selbst einmal Joranna zu sagen. Ich kann wohl gestehn
da� die Bibel von Alt-England hier zum ersten Mal auf eine h�chst
befremdende Weise im Stich gelassen wird, w�hrend es uns selber in die
gr��te Verlegenheit bringt, einestheils die zu unserer eigenen Erhaltung
n�thigen Schritte zu thun, und andrerseits auch wieder unserem Grundsatz
treu zu bleiben, und uns nicht in die politischen Verh�ltnisse des
Staates in dem wir freundlich aufgenommen wurden, zu mischen.�

�Da kommen wir auf den faulen Fleck� sagte der Consul finster, seine
H�nde ineinander reibend und seinen Spaziergang im Zimmer wieder
beginnend, in dem er nur manchmal bei der Best�rkung irgend eines
Satzes, vor dem Missionair stehen blieb und ihn auch wohl leise bei
einem Knopf fa�te -- �es ist das alte Sprichwort: �wasch mich und mach'
mich nicht na� -- wir haben stets etwas darin gesucht mit etwas zu
prahlen, das an und f�r sich ein Unding ist, und Sie werden mir bezeugen
k�nnen wie ich selber mich von je dagegen aufgelehnt. Als Missionair bei
einem vollkommen uncivilisirten Volke _mu�_ ich mich auch mit den
politischen Verh�ltnissen desselben besch�ftigen, ich mu� sie ordnen und
sichten, ich mu� die bestehenden Gesetze, so weit sie mit dem
Christenthum vereinbar sind, diesem anpassen; ich mu� die Strafen in dem
Verh�ltni� bestimmen, wie es uns von der Heiligen Schrift angegeben
wurde, und das ist die Stelle wo die Religion in die Politik eines
Landes, in dem ich eine Gleichstellung vor dem Gesetz fordere,
hineingreift und hineingreifen mu�, wenn unsere ganze Arbeit nicht eben
eine vergebene soll gewesen sein. Dabei ist es hier nicht wie in einem
civilisirten Staat, wo die Gesetze nur brauchen gegeben zu werden um in
Kraft zu treten durch die bestimmten Executoren derselben, wir m�ssen
sie hier auch in Kraft _halten_, und das k�nnen wir nur wenn der Einflu�
nicht nachl��t, den wir, _durch_ unsere Stellung gerade als Lehrer und
Gesetzgeber, auf die H�uptlinge aus�ben. Wir sind nun einmal ihnen an
Geist �berlegene Gesch�pfe, denen die Regierung zusteht, ob wir hier auf
diesem Boden geboren sind und ihre Farbe haben oder nicht.�

�Damit kommen wir aber nicht durch� sagte Mr. Rowe kopfsch�ttelnd --
�sobald wir das offen bekennen schreien sie Zeter �ber uns, und nennen
es einen Mi�brauch den wir mit der Heiligen Schrift, irdischen Ehrgeizes
und Gewinns wegen trieben. Selbst andere Nationen w�rden sich dann in
das Missionswesen mischen, und gleich von vornherein protestiren oder
gar st�rend dazwischen treten, wo fromme M�nner das Kreuz hintrugen und
das Gesetzbuch aufschlugen.�

�Fremde Nationen mischen sich doch hinein� sagte der Consul, �wie wir
den Beweis hier haben, und wer wei� ob Frankreich je so entschieden
gegen diese Indianische K�nigin auftreten d�rfte, h�tten wir die Sache
gleich von vornherein in die Hand genommen als Gesetzgeber und Richter.
Von uns konnten sie wenigstens einen Schadenersatz f�r die papistischen
Priester nie erpressen, und das Land w�re dann nicht verantwortlich
daf�r gewesen. Doch sei dem wie ihm sei,� fuhr er rascher fort, �das ist
vorbei, und jetzt bleibt uns Nichts weiter zu thun �brig, als die Sache
auch ernst und m�nnlich durchzuf�hren.�

�Wie aber, wo wir nicht die Gewalt in H�nden haben?� frug Mr. Rowe, �der
Cormorant liegt wieder da drau�en, als ob er blos hergeschickt w�re eine
Ladung Perlmutterschaalen und Cocosnu��l abzuholen, keineswegs aber, als
ob hier die Interessen Englischer B�rger und die Rechte der Heiligen
Schrift unter die F��e getreten w�rden, und uns selber sind die H�nde
total gebunden.�

�Ich hoffe viel von der m�glichen Einigkeit der H�uptlinge� sagte der
Consul, �wenn zu keinem anderen Zweck, imponirt es den Franzosen und wir
gewinnen Zeit. Graf Aberdeen hat mir f�r einen solchen Gewaltschritt des
Feindes feste H�lfe zugesagt und versprochen -- er wird uns, _kann_ uns
nicht im Stich lassen.�

�Und willigt der Capitain des Cormorant ein, die Versammlung der
H�uptlinge an seinem Bord zu halten?�

�Ich habe schon die halbe Zusage, und will eben hin�berfahren die Zeit
genau zu besprechen.�

�Nehmen Sie sich in Acht, Bruder Pritchard� sagte aber der Missionair
ernst, �da� Ihnen der Franzose nicht doch noch, trotz aller Autorit�t,
einen Stein in den Weg legt; das Anheften der Plakate hat auf mich einen
h�chst ung�nstigen, niederstimmenden Eindruck gemacht; ich kann mich
irren, aber es kam mir vor wie eine Vorausentschuldigung gegen einen Akt
der Gewalt; die Leute sind wirklich zu Allem f�hig.�

�Aber klug genug zu wissen wie weit sie gehn d�rfen, England gegen�ber.�

�Wie weit?� sagte Bruder Rowe achselzuckend, �das ist eine sehr
unbestimmte Gr��e, auf die ich mich, f�r meine eigene Person, gerade
nicht verlassen m�chte; aber Sie sind gewarnt, und werden am Besten
wissen was Sie zu thun haben. Apropos, haben Sie Nichts von Bruder Ezra
geh�rt und was �ber ihn beschlossen ist? Ich habe mir die gr��te M�he
gegeben, zu ihm zu gelangen, bin aber immer hartn�ckig abgewiesen.�

�Mir ist auf meine f�rmliche Protestation gar keine Antwort gegeben�
erwiederte der Consul, �es scheint �brigens da� Bruder Ezra klug genug
gewesen ist, trotz seiner Bibel in der Tasche hartn�ckig zu leugnen, und
wenn ich recht unterrichtet bin, h�lt man ihn jetzt nur noch zur�ck, um
ihn mit dem n�chsten nach Atiu segelnden Kriegsschiff dort hin�ber aus
dem Weg zu schicken.�

�Sie m�chten uns Alle lieber gern auf ein Kriegsschiff packen und nach
irgend einer entlegenen Insel schicken� sagte Bruder Rowe; �die
Katholischen Priester w�rden dann wenigstens f�r ihre unausgesetzten
Bem�hungen doch auch auf eigenen Erfolg rechnen k�nnen.�

�Wir werden sehr umsichtig jetzt zu wachen haben, da� der in, von
Bayonnetten aufgew�hlten Boden gestreute Unglaube, nicht um sich greift
und bleibende Wurzel schl�gt,� sagte der Consul.

�Wir sind allerdings da in nicht unbedeutender Gefahr� erwiederte Mr.
Rowe seufzend, �und _eine_ Familie hier besonders ist es, die mir gro�e
Sorge macht, und gerade in diesem Augenblick meine ganze Th�tigkeit in
Anspruch nimmt; -- aber Sie wollen ausgehn, wie ich sehe?�

Mr. Pritchard hatte seinen Hut aufgegriffen und seine Handschuh genommen
und sagte:

�Ja, nur an Bord des Cormorant, dort das N�here zu besprechen.�

�Haben Sie schon ein Boot?�

�Es liegt an der Landung und wartet auf mich; wollen Sie mich
begleiten?�

�Ich danke herzlich� erwiederte der Missionair, �aber mich rufen gerade
in diesem Augenblick heilige Pflichten, die ich nicht vers�umen darf --
ich habe einen h�chst interessanten Fall mit einem alten bis jetzt
verstockten H�uptling, dessen Herz erst seit wenig Tagen von dem Licht
unserer Kirche erleuchtet ist, und der jetzt zu seinem Entsetzen, aber
hoffentlich noch nicht zu sp�t, den Abgrund erkannt, der vor seinen
F��en g�hnt, und auf den ich ihn aufmerksam gemacht habe. Wie das aber
wohl oft in solchen F�llen geschieht, gehen diese Ungl�cklichen da
leicht von einem Extrem zum andern �ber, und ich habe jetzt die gr��te
M�he ihn an einem Verbrechen zu verhindern, das er begehen will seine
unsterbliche Seele zu retten; er behauptet n�mlich sein Kopf sei so
lange verstockt gewesen, seine Ohren zu h�ren, seine Augen zu sehen,
seine Zunge zu sprechen, da� er ihn sich abschneiden m�sse, auf Gottes
Altar die S�nde damit zu s�hnen, denn wie er endlich die Strenge und
Furchtbarkeit Gottes begriffen hat, zweifelt er an dessen Liebe und
Allbarmherzigkeit.�

�M�ge ihn der Herr erleuchten� erwiederte Mr. Pritchard mit einem
frommen Blick nach oben, und wandte sich dabei das Haus zu verlassen --
�so thun Sie Ihre Pflicht, lieber Rowe, _ich_ gehe indessen an ein
weniger erfreuliches Werk!� und dem von ihm Abschied nehmenden
Geistlichen, der ihn unten an seiner Verandah verlie�, freundlich mit
der Hand winkend, schritt er durch den Garten oder vielmehr Hofraum, der
von einer Reihe niederer stumpfer Pallisaden umgeben wurde, nach der
kleinen Ausgangsth�r zu, �ffnete diese und schritt dann quer �ber den,
vielleicht achtzig oder hundert Fu� breiten Strand hin�ber, einem
kleinen in See hinausgebauten Werft zu, dort das f�r ihn liegende Boot
zu besteigen, und an Bord hin�berzufahren, als er rasche Schritte hinter
sich h�rte. -- Er wandte den Kopf danach um und sah zu seinem Erstaunen
einen Franz�sischen Beamten, der, von einigen Soldaten gefolgt, rasch
auf ihn zusprang.

�Halt!� rief ihm der Erstere, noch eine Strecke von ihm entfernt, schon
entgegen -- �halt Monsieur!�

�Was wollen Sie?� sagte der Consul, zwar erstaunt aber doch ruhig stehen
bleibend und den Franzosen mit zusammengezogenen Brauen erwartend -- �was
w�nschen Sie von mir?�

�Sie sind mein Gefangener, im Namen des K�nigs!� rief der Polizeibeamte
und deutete auf die ihm folgenden Soldaten.

�Ich verstehe Sie nicht� sagte der Consul gleichg�ltig, und wollte sich
abdrehen; der Franzose aber ergriff seinen Arm und den Soldaten winkend,
die den Gefangenen an beiden Seiten umgaben, zog er den entr�steten
Mann, der gegen solche Willk�r einem Englischen Consul gegen�ber,
protestiren wollte, r�cksichtslos und ohne Weiteres fort mit sich, in
das Wach- und Polizeilokal, von wo der Consul, ohne weitere R�cksicht
auf sein Amt oder seine Stellung zu nehmen, bald darauf nach einem,
schon allem Anschein nach f�r ihn bereit gehaltenen Gef�ngni� abgef�hrt
wurde.

Und Papetee blieb ruhig. Die Bedeutung, die der Consul einer
Europ�ischen Macht im Ausland haben sollte, ja gewisserma�en auch seine
Unverletzlichkeit, verstanden die Insulaner nicht; der Gefangene war
ihnen auch immer mehr als Missionair wie als Consul wichtig und lieb
gewesen, denn Nutzen hatte er ihnen in letzterer Eigenschaft doch nicht
gebracht, noch sie gegen die Uebergriffe und Forderungen der Franzosen
sch�tzen k�nnen. Da� aber die Feranis es wagten einen Mitonare
einzustecken, �berstieg ihre Begriffe, und jetzt zum ersten Mal
f�rchteten die H�uptlinge f�r ihre eigene Sicherheit.

Die Missionaire selber erwarteten, nachdem selbst die Consulnw�rde von
den Eroberern nicht geachtet wurde, das Aeu�erste, und wandten sich nun
in ihrer Rathlosigkeit an die arme, selbst unm�chtige K�nigin, wandten
sich an das Volk, sie zu sch�tzen und nicht zu gestatten da� die Feranis
mit ihnen machten was sie wollten.

Aber die Geduld des Volkes war noch lange nicht ersch�pft, oder
wenigstens seine Gleichg�ltigkeit, wie sein Widerwillen gegen irgend
eine au�ergew�hnliche Anstrengung noch nicht besiegt, und zu der geh�rte
jedenfalls ein Krieg, zu dem sie noch immer keine richtige Veranlassung
sahen. Man hatte einen Franz�sischen Soldaten ermordet, und dar�ber
waren die Feranis b�se, schickten eine Menge Soldaten an Land, die aber
f�r Alles bezahlten was sie verzehrten, und sperrten einen rothen
Mitonare, der in Verdacht stand an dem Mord betheiligt zu sein, wie
einen wei�en, der besonders auf sie geschimpft hatte, ein. Das war
vielleicht unrecht in ihren Augen, aber immer noch keine Ursache einen
ordentlichen Krieg anzufangen; ja die Insulaner beschlossen jetzt
ernstlicher als je mit der ganzen Sache nichts weiter zu thun zu haben,
und wenn auch einzelne feurige K�pfe, wie besonders Fanue und
�hnliche, einen Angriff auf die �Feinde ihres Vaterlandes� offen
predigten, so verhielten sich doch die einflu�reicheren, wie Tati und
Utami, noch immer ruhig, ja Paofai und Hitoti verkehrten sogar
�ffentlich und auf h�chst freundschaftliche Art mit den Feranis, und
beschlossen deshalb auch einen g�nstigern Zeitpunkt, das hei�t eine
wirkliche Ursache abzuwarten, die Feindseligkeiten zu beginnen, und
Gewalt mit Gewalt zu vertreiben -- bis dahin aber sich vollkommen ruhig
zu verhalten und ebensowenig die Waffen zu ergreifen, als den
Eindringlingen auch noch Proviant zu liefern, ihnen das Leben hier auf
der Insel so angenehm als m�glich zu machen.

Lieutenant Hunt, der Befehlshaber des kleinen Kriegsschiffes Basilisk
sowohl, wie der Capitain des Cormorant hatten allerdings augenblicklich
gegen die an dem Englischen Consul ver�bte Gewaltsma�regel protestirt,
konnten aber weder seine Befreiung erwirken noch etwas an seiner Lage
bessern, und Monsieur ~d'Aubigny~ erlie� ein Plakat, worin Mr.
Pritchard, wenigstens indirekt, der Mord der Schildwache zugesprochen,
und er ebenfalls als die Ursache des trotzigen Betragens der
Eingeborenen, die er t�glich und t�glich wieder aufgereizt habe,
angesehen wurde. Seine Gefangennahme sei aus dem Grunde geschehn und
er selber solle f�r alle weiteren Folgen verantwortlich gehalten werden.

Mit vieler M�he gelang es endlich dem Capitain des Cormorant die
Freiheit des Gefangenen, aber auch nur unter der Bedingung zu erwirken,
da� er ihn an Bord seines eigenen Dampfers von Tahiti fortnahm, und sich
dabei verbindlich machte ihn an keiner Insel dieser oder der
Nachbargruppe wieder an Land zu setzen. Die Franzosen betrachteten
diesen Mann als die einzige Ursache der nicht unbedingten und
augenblicklichen Unterwerfung der Indianer, und glaubten und hofften
durch seine Entfernung jedes weitere Hinderni� ihrer Festsetzung und
unbestrittenen Oberherrschaft auf den Inseln, vollst�ndig beseitigt zu
haben.




Capitel 8.

Pomare's Flucht.


Ren�'s kleiner Haushalt befand sich inde� in wilder ungem�thlicher
Verfassung; Alles war gepackt gewesen, und nur gezwungen hatten sie im
Anfang das Nothd�rftigste wieder herausgenommen, immer noch hoffend da�
sich die unangenehme Sache freundlich erledigen w�rde; aber Tag nach Tag
verging ohne da� eine Entscheidung kam, und Ren� seines Wortes, Tahiti
nicht zu verlassen, entbunden worden w�re. Er war selber mehrmals bei
Mons. Bruat, dem jetzt ernannten Gouverneur und wurde von ihm artig
empfangen; dieser behauptete aber die Untersuchung unter keiner
Bedingung aufgeben zu k�nnen, bis er zu einem Resultat gekommen sei, und
Ren� st�nde als Eigenth�mer des Grundst�cks wo die Waffen geschmuggelt
w�ren, ja als zeitweiliger Eigenth�mer sogar des Schooners, der Sache zu
nah, sein Zeugni�, falls etwas auftauchen sollte was Licht darin geben
k�nnte, zu entbehren. �Augenscheinlich� setzte er dann zwar h�flich aber
ziemlich bestimmt hinzu, �wisse er auch mehr �ber die Waffen, als er f�r
gut finde, vielleicht durch seine enge Verwandtschaft mit den
Eingebornen dazu veranla�t, auszusagen, und wenn es seinem bekannten
Charakter nach auch nicht wahrscheinlich w�re, da� er selber irgend
etwas Feindseliges gegen seine eigenen Landsleute unternehmen, oder auch
nur dulden w�rde, so lange er es eben verhindern k�nnte, sei die ganze
Verhandlung noch keineswegs klar genug, so rasch und vollkommen wieder
aufgegeben zu werden; das aber m�sse in der That geschehn, wenn er ihn
jetzt seines Wortes entbinden wolle.� Uebrigens bot auch Gouverneur
Bruat, wie vor ihm der Kommandant ~d'Aubigny~ dem jungen Mann an in
Franz�sische Dienste zu treten, wodurch er ihm besonders zu beweisen
hoffte, da� gegen seine Person nicht der mindeste Verdacht vorliege. Zu
gleicher Zeit machte er ihn besonders darauf aufmerksam, welch
wohlth�tigen vermittelnden Einflu� er da oft werde im Stande sein auf
einzelne Verh�ltnisse auszu�ben: Ren� erkl�rte aber bestimmt, hier in
Tahiti nie einen Degen gegen die Eingebornen f�hren zu wollen, und das
sei am Ende bei einem Ausbruch der Insulaner, sobald er wirklich
eingetreten w�re, nicht zu vermeiden, lehnte deshalb auch das Anerbieten
zwar dankbar, aber doch bestimmt ab.

Das Belard'sche Haus hatte er aber noch nicht wieder betreten -- ja
sogar auf das Aengstlichste vermieden nach Papetee zu kommen. Er f�hlte
welche Gefahr dort f�r ihn lag, die er jetzt nicht einmal mehr vor sich
selber verbergen konnte; ja auch Susanna mu�te durch seinen Abschied,
und die Worte die er in der furchtbaren Erregung des Augenblicks
gesprochen, gesehen haben welchen Eindruck sie auf ihn gemacht, und wie
ihre N�he den Frieden seines Hauses, seines Lebens zu st�ren, zu
untergraben drohe, wenn er nicht mit fester m�nnlicher Kraft dagegen
ank�mpfe, und die Leidenschaft niederhalte, die zwei Wesen zu verderben
drohte. Monsieur Belard hatte ihn allerdings schon mehrmals auf der
Stra�e getroffen, wo ihn Gesch�fte in das Gouvernements-Geb�ude riefen,
er erkl�rte aber jeden Augenblick die Erlaubni� zu erwarten Tahiti zu
verlassen, und wolle den Abschied von ihm so lieb gewordenen Freunden
nicht zum zweiten Male durchleben, da er einmal �berstanden. Mons.
Belard lachte dazu, und meinte er spreche von einem solchen Abschied
als ob er auf's Schaffot solle, und nicht nach einer nur wenige Meilen
entfernten Insel �berzusiedeln gedenke, hatte aber immer zu viel
Gesch�fte dabei im Kopf, lange auf dem Thema zu verweilen, und kam bald,
von Ren� rasch dabei unterst�tzt, auf irgend etwas Anderes,
Gleichg�ltigeres zu reden.

Recht wilde tr�be Zeiten waren das f�r ihn, und mehr und mehr dr�ngte es
ihn dann nach Hause zur�ck, wo Sadie, sein liebes treues Weib mit
unerm�dlicher Liebe schaffte und sorgte, ihm wenigstens daheim das Alles
vergessen zu machen, was ihm die Menschen drau�en weh gethan. Das,
glaubte sie auch, dr�cke ihm das Herz, er w�re ja sonst nicht immer so
traurig und verstimmt zu Haus gekommen und bleich und schwerm�thig
geworden, gar nicht in seiner Art, wo ihm ja doch das Liebste wohnte was
er sein nannte auf dieser Welt. Aber sie scheuchte auch die Wolken von
seiner Stirn und rief das L�cheln wieder auf seine Lippen, wie in alter
Zeit; und wenn die Kleine dann auf seinem Schoos spielte und sie sich an
ihn schmiegte, plauderte sie ihm von Atiu und den lieben Pl�tzen die sie
dort wieder besuchen w�rden; von dem stillen Sitz an dem Palmenhang; von
dem Ihiamoea oben im Dickicht, wo er die b�se Nacht verbracht; von der
kleinen Veste auf der H�gelspitze wo er sie zuerst gesehn und sie ihn
fortgef�hrt hatte in das friedliche Missionshaus an der Bai -- und von
den seligen, seligen Stunden die sie da verlebt.

Ren� lauschte, das gl�ckliche Weib an seinem Herzen, wie in einem Traum,
der all die lieben Bilder wieder heraufbeschwor vor sein inneres Auge;
aber immer und immer wieder mu�te er sich zwingen dazu, das Alles
_keinen_ Traum zu nennen, wo der Wiedergewinn ja fast im Bereiche seines
Armes lag, und doch ein Schatten aufstieg zwischen dem Bild und seinem
Herz. Und da� er das f�hlte, da� er das erkannte machte ihn ungl�cklich.
�Du s�ndigst� fl�sterte es in seiner Brust mit rastlosem, nimmer
endendem Klang, �Du s�ndigst� sprach jeder Liebesblick aus den Augen
seiner Sadie, �Du s�ndigst� dr�ngte ihm vorwurfsvoll das unschuldliebe
L�cheln seines Kindes entgegen, �Du s�ndigst� donnerte die Brandung, die
ihn einst in Schlaf gesungen, in Liebe und Gl�ck.

Wie um vor sich selbst zu fl�chten, hatte er den Vater Conet wieder
aufgesucht, der in zarter R�cksicht bis dahin sein Haus lange Zeit nicht
betreten, weil er f�rchtete da� seine Stellung zu den Protestantischen
Geistlichen Uneinigkeit s�en k�nne in stilles h�usliches Gl�ck; er
forderte ihn jetzt selber auf sie zu besuchen, oft zu besuchen, so lange
er noch auf Tahiti sei, und er hoffte Trost in dem Umgang des
freundlichen verst�ndigen Mannes zu finden. Aber der Muth gebrach ihm
wirklich dem Freunde, der sogar nach seiner Religion berechtigt war eine
solche Offenheit zu fordern, das zu gestehen was ihm das Herz erf�llte,
was es qu�le, und Alles das trug er fest in sich verschlossen und
allein, und k�mpfte still und m�nnlich dagegen an. Es war ein Kampf der
Verzweiflung Fu� an Fu�, und in der Gefahr nur wuchs ihm erst die Kraft.

Auch Bertrand hatte ihn in der letzten Zeit h�ufiger besucht, aber fast
nur ihm zuzureden der Einladung des Gouverneurs zu folgen, und wieder in
eine Stellung im Leben einzutreten, die seinem Geist und Herzen doch
auch mehr bot als eine blo�e Existenz, die ihm eine Aussicht auf sp�tere
Zeiten bahnte, ehrenvollere Stellung einzunehmen auf dieser Welt, als
eben nur das Bewu�tsein zu haben da� man ist und athmet. Auch Vater
Conet stimmte darin dem jungen Officier vollkommen bei, Ren� sei, wie
gar keinem Zweifel unterliege, noch viel zu jung, auch nur daran denken
zu k�nnen sich von der Welt ganz zur�ckzuziehn, die ebenfalls ihre
Forderung an _ihn_ habe und sich ihr Recht dann doch einmal �ber kurz
oder lang zu wahren wisse. Beide bestritten ebenfalls, da� ihm das Leben
der Inseln auf die L�nge der Zeit gen�gen w�rde und k�nne, und wie
sich _alle_ seine Landsleute f�r sp�ter solche Aussicht offen gelassen
-- eine Aussicht die bei Allen fast, mit nur sehr wenigen Ausnahmen eine
_Hoffnung_ wurde -- so werde auch er einmal den Drang wieder in sich
f�hlen nach Frankreich zur�ckzukehren, an dessen weit geselligeres Leben
sich dann auch Sadie, schon jetzt mit den Sitten, der Sprache des
fremden Volkes bekannt und befreundet, leicht und gern gew�hnen w�rde.

Sadie sch�ttelte bei solchen Reden recht ernst und �ngstlich mit dem
Kopf; sie hatte genug von Franz�sischem Leben hier auf Tahiti gesehn,
sich nicht weiter da hineinzusehnen, und in einem Lande zu leben wo sie
weiter gar Nichts mehr sehen sollte als fremde unbekannte Gestalten, wo
ihr die lieben Palmen fehlten und das fr�hliche Lachen der fr�hlichen
Kinder ihres sonnigen Vaterlands? -- Nein, nein, dahinein pa�te sie
nicht, und sie w�rde und m��te vergehen dort, in Sehnsucht und Heimweh.

Auch Ren� hatte dagegen seine heimlichen Bedenken, Gedanken die in ihm
laut wurden und Form gewannen, er mochte sich dagegen stemmen und wehren
so viel er wollte.

Mata Oti, der Bursche, war ebenfalls mit Bruder Ezra von den
Franz�sischen Beh�rden eingezogen worden, etwas mehr aus ihm
herauszubringen �ber jene Nacht, als ein blo�es ~aita vau i ite~ --
ich wei� es nicht -- und Sadie hatte daf�r ein M�dchen zu sich genommen,
die ihr die Dienste des Knaben ersetzen sollte. Nai Nai war �ber die
Bl�the der Jahre hinaus, wenn auch noch gar nicht so alt, und obgleich
sie vor sechs oder acht Jahren noch ein recht h�bsches M�dchen gewesen
sein sollte, doch jetzt abgefallen, mager und selbst h��lich geworden.
Eine eigene Wuth die sie dabei hatte Europ�ische Kleider und besonders
H�te zu tragen, zeigte sich nicht im Stande ihre Reize zu erh�hen, und
Sadie lachte dar�ber, aber auf Ren� machte es einen peinlichen Eindruck,
so peinlich da� er zuletzt Sadie bat sie wieder fortzuschicken, wenn er
ihr auch keinen Grund daf�r anzugeben vermochte. Sadie versagte ihm nie
einen Wunsch, wenn es in ihren Kr�ften stand ihn auszuf�hren, und Nai
Nai wurde wieder hin�ber nach Imeo geschickt, von wo sie gekommen, und
von einem h�bschen jungen M�dchen ersetzt.

Wenige Wochen waren solcher Art nach den im vorigen Capitel
beschriebenen Vorg�ngen verflossen, und wenn sich auch die Insulaner
schon ziemlich �ber den Verlust ihres Missionairs und Consuls beruhigt
hatten, sollte bald wieder ein Gewaltstreich der Fremden diesem
scheinbaren Frieden ein Ende machen.

Die ~Reine blanche~ war wieder gesegelt und Monsieur Bruat hatte Alles
versucht die Eingebornen in G�te dazu zu bringen, ihnen die n�thigen
Provisionen zu liefern, aber umsonst. Wie die Franzosen behaupteten, von
den Missionairen aufgereizt, jedenfalls auf den Befehl ihrer eigenen
H�uptlinge, hielten sich die Insulaner in ihren Wohnungen und brachten
nicht eine Brodfrucht mehr zu Markte, ja das Ger�cht verbreitete sich
sogar, sie seien gesonnen Alles was sie nicht von Fr�chten und �berhaupt
Lebensmitteln nothwendig selber brauchten, in die Berge und den Feranis
aus dem Weg zu schaffen.

Dem zu begegnen schritt der Franz�sische Kommandant zu einem
Gewaltstreich, lockte vier der einflu�reichsten H�uptlinge, unter ihnen
Terate, Avei und Nane ini an Bord eines Schiffes, wo er sie gefangen
hielt, und h�tte sich fast auch noch eines andern Trupps bem�chtigt,
w�re diesem nicht noch zeitige Warnung geworden, da� er in die Berge
fliehen konnte.

Bald darauf erschien eine Proclamation vom Gouverneur Bruat
unterzeichnet, die im Namen des K�nigs von Frankreich und als Gouverneur
der Franz�sischen Besitzungen, dem Volke von Tahiti erkl�rte da� die
vier H�uptlinge Taaniri, Raheahu, Potowai und Teraitane, da sie auf das
Wort des Friedens nicht hatten h�ren wollen, f�r Rebellen erkl�rt und
ihr Eigenthum mit Beschlag belegt werden sollte.

�Acht Tage� hie� die Proclamation weiter -- �sind ihnen noch gegeben sich
zu unterwerfen. Der Distrikt der ihnen Schutz giebt soll, nach seiner
Wichtigkeit, unter eine entsprechende Contribution gelegt werden. -- Die
dem Frieden und dem Gesetz freundlich gestimmten Personen bleiben ruhig
unter dem Protectorat Frankreichs -- die Strenge der Gesetze soll die
Schuldigen treffen.
                                                                Bruat.�

Jetzt zum ersten Mal schien das Volk zu f�hlen da� es wirklich
unterjocht werden sollte, da man sich nicht allein begn�gte die
Englischen Missionaire feindlich zu behandeln, sondern auch sogar Hand
an ihre eigenen H�uptlinge legte, und ein wilder Schrei des Zorns und
der Entr�stung ging durch das ganze Land.

Pomare war zu gleicher Zeit von den Missionairen feste H�lfe von England
versprochen, und selbst alle dort lebenden Engl�nder best�tigten das, da
Britanien nie dulden werde, da� Einer seiner Consuln auf solche Weise
behandelt werde; nur verz�gern mu�te sie einen Ausbruch des Volks, damit
der Franzose nicht neuen Grund bekam zu neuen Uebergriffen, und sich
inde� ihr Recht wahren, als souveraine K�nigin.

Dem Sinne folgend schrieb sie einen Brief[H] an die H�uptlinge, worin
sie dieselben zum treuen und geduldigen Ausharren ermahnte, aber sie
auch zugleich indirekt darin aufforderte in ihrer Widersetzlichkeit
gegen die Feranis standhaft zu bleiben, und dieser Brief wurde, wie es
hei�t, von Gouverneur Bruat so aufgefa�t, als ob er die Eingeborenen in
der �Rebellion gegen ihre gesetzm��ige Regierung� best�rken und
bekr�ftigen solle.

    [H] Pomare's Brief lautete w�rtlich: �Gesundheit Euch Allen; ich
    mache Euch bekannt da� unser Kriegsschiff uns bald verlassen wird;
    der Admiral verlangt es nach Oahu zur�ck. Ein kleines Kriegsschiff
    liegt hier, �ber uns zu wachen, ein anderes wird kommen. Horcht
    nicht auf die M�nner die Euch entmuthigen wollen mit der Nachricht
    da� wir nicht unterst�tzt w�rden. Britanien wird uns nicht
    verlassen. La�t uns uns gut betragen, bis die Depeschen eintreffen.

    Dies ist mein Wort an Euch -- la�t unter keiner Bedingung etwas
    Unrechtes geschehen, behandelt ja nicht die Feranis schlecht; habt
    gro�e Geduld. Nehmt mich zum Muster und folgt mir, und la�t uns Alle
    br�nstig zu Gott flehen, da� er uns von unserer Pr�fung befreien
    m�ge, wie einst Hezekiah. Frieden sei mit Euch.
                                                      Pomare.�

Der ehrw�rdige Mr. Rowe bekam, wahrscheinlich selbst von Franz�sischer
Seite, einen Wink, da� der K�nigin in Folge dieses Briefes Gefahr f�r
ihre pers�nliche Sicherheit drohe, und verlor, durch Mr. Pritchards
Gefangennehmung �berdies noch aufgeregt und eingesch�chtert, derma�en
den Kopf, da� er auf der Stelle zu ihr zu eilen beschlo�, sie auf das
Dringendste zur Flucht zu mahnen.

Pomare war allein, als ihr der Missionair gemeldet wurde, und Bruder
Rowe mu�te lange drau�en warten ehe er vorgelassen werden konnte. Selbst
ihre Einanas hatte die K�nigin von sich entfernt; die M�dchen sa�en und
lagen drau�en auf der Verandah herum und fl�sterten leise miteinander --
sie wagten nicht laut zu reden. Nur eine von ihnen ging hinein die
Gebieterin von der Ankunft des Geistlichen zu benachrichtigen, und kam
dann zu den Uebrigen zur�ck, denen sie mit halblauter Stimme etwas
zufl�sterte.

�Hast Du Pomare meinen Namen genannt, Waihine?� frug der Geistliche
endlich, dem der Boden anfing unter den F��en zu brennen -- �_wei�_ sie
da� ich hier bin und sie sprechen mu�?�

�Ja, Mitonare!� lautete die leise Antwort.

�Und was hat sie gesagt?�

�Mitonare soll warten� -- das Gespr�ch war wieder abgebrochen.

�Mitonare soll warten� -- und die Zeit verflo� inde�, die ihr vielleicht
noch geblieben, und _mit_ der K�nigin waren auch alle ihre Rathgeber
gef�hrdet -- wer wei� was sie vielleicht in ihrem weibischen Trotz
Alles aussagte und -- gestand.

Der Missionair ging mit raschen ungeduldigen Schritten wieder drau�en
auf und ab.

�Sie mu� mich vergessen haben� rief er aber endlich, nicht l�nger im
Stande seinen Unmuth zu verbergen, indem er wieder vor der Einana stehen
blieb -- �fort mit Dir, Waihine -- sage noch einmal da� ich da bin, und
Pomare sprechen _mu�_, denn ich h�tte ihr Wichtiges -- sehr Wichtiges
mitzutheilen.�

�Pomare hat gesagt Mitonare soll warten,� sagte aber das M�dchen, und
Bruder Rowe sah sie erstaunt und mi�trauisch an -- so hatten die Einanas
noch nie gewagt mit ihm, oder einem aus seiner frommen Schaar zu
sprechen -- �und kam diese Sinnes�nderung von oben herab?�

Er sollte aber nicht l�nger Zeit zum Ueberlegen behalten; die K�nigin,
ob sie die ungeduldige Stimme des Missionairs geh�rt, oder selber es f�r
Zeit fand ihn hereinzulassen, rief, ein paar von den M�dchen sprangen
auf, den Besuch zu geleiten, und Bruder Rowe betrat wenige Minuten
sp�ter das kleine Gemach, in dem Pomare auf einer ausgebreiteten Matte
auf der Erde sa�.

Sie hatte sich in das einfachste Zimmer ihres Hauses zur�ckgezogen;
weder Tisch noch Stuhl stand in dem leeren Raum, vor dessen Fenster, das
einzige Zeichen des neueingef�hrten Luxus, wei�e gemusterte Gardinen
hingen und in dem Zug der offnen Fl�gel hin und herwehten. Nur Matten,
nebst einigen mit roher Pflanzenwolle gestopften Kissen lagen im Zimmer
zerstreut umher, eben so viele Sitze bildend, und ein an der Wand
befestigtes Seitenbret trug drei oder vier B�cher, eine reich vergoldete
Obertasse mit abgebrochenem Henkel, und eine gew�hnliche Cocos
Poe-Schale.

Der ehrw�rdige Mann blickte etwas erstaunt umher, denn gerade in der
letzten Zeit hatte Pomare weit eher gesucht sich mit Europ�ischem Glanz
zu umgeben, als sich solcher Art in ihre Einsamkeit zur�ckzuziehn; aber
die K�nigin selber zog seine Aufmerksamkeit bald auf sich allein, denn
sie sah bleich und abgeh�rmt aus, und die Spuren frischer Thr�nen waren
noch in ihren Augen.

�Was bringst Du mir?� sagte sie mit halb abgewandtem Antlitz, als ob sie
sich dieses Zeichens von Schw�che sch�me -- �was wollt Ihr von _mir_?
ich habe Nichts mehr zu befehlen hier auf Tahiti -- meine Sonne ist
untergegangen und meine Nacht bricht an -- Ihr m��t von jetzt an f�r
Euch selber sorgen -- Pomare Waihine hat kaum noch den einzigen
Brodfruchtbaum behalten, der vor ihrer Th�re steht.�

�Und doch bist Du noch frei, Pomare,� sagte der Missionair mit
traurigem, mitleidigem Blick -- �hast noch Dein Volk um Dich und den
blauen Himmel �ber Dir --�

�Und wer kann mir das nehmen?� rief Pomare schnell, und ihr
mi�trauischer Blick haftete forschend an dem Auge des Priesters.

�Der Feind hat jetzt die Macht� entgegnete finster der Missionair, �und
seine Bosheit ist gro�.�

Pomare erwiederte Nichts und sah den Ungl�cksboten nur ruhig und sinnend
an, dann langsam aufstehend trat sie zu ihm, legte ihre Hand auf seinen
Arm und sagte leise:

�Was ist vorgefallen, Bruder Rowe? -- sag es mir gleich heraus und leg
Dich nicht erst in den Hinterhalt -- Du thust mir weh damit.�

�Es ist auch keine Zeit mehr zu verlieren, Pomare,� erwiederte der
Priester ernst -- �Du wei�t was die Feranis mit Piritati gemacht haben.�

�Piritati war ein Beretani� rief die K�nigin schnell -- �er geh�rte
nicht in dieses Land -- sie konnten das wagen -- sie d�rfen nicht Hand
an Pomare legen.�

�_D�rfen_?� sagte Mr. Rowe achselzuckend -- �wir sind ein friedliches
Volk und k�nnen uns nicht zur Wehr setzen.�

�Und wessen Schuld ist das?� frug die K�nigin rasch und mit einem
Zornesblick im Auge -- �wer anders als Ihr, die Ihr uns von England die
Religion gebracht habt, die Ihr eine Religion der Liebe nennt, und die
jetzt Ha� und Tod unter mein Volk bringt, wer anders hat den Bewohnern
dieser Inseln ihre alten Kriegsspiele verboten, und die F�hrung der
Waffen f�r s�ndhaft erkl�rt? wer eiferte fr�her dagegen, da� meine
jungen Leute ihr Cocos�l und ihre Perlmutterschalen gegen Gewehre und
Pulver eintauschen sollten wie es mein und ihr Wunsch war, und erkl�rte
es gegen Gottes Gebote, w�hrend Ihr Oel und Muscheln f�r Eure eigenen
Zwecke sammeltet und nach Beretani schicktet?�

�Es geschah das um Gottes Wort auch auf andern Inseln zu verbreiten --
auch andern V�lkern den Segen der christlichen Religion zu bringen�
sagte mit milder freundlicher Stimme der Geistliche.

�Ich habe das gute Buch durchgelesen von Anfang bis Ende� erwiederte die
K�nigin finster -- �und nirgends darin gefunden da� Jesus Christus
_gesammelt_ hat f�r andere V�lker.�

�Damals war es noch nicht n�thig, Pomare� erwiederte Mr. Rowe, etwas
verlegen -- �und nicht wohl ist es gethan, das Schwert zu nehmen, denn
Jesus selber hat gesagt, �wer das Schwert nimmt, der soll durch's
Schwert umkommen.�

�Geh, geh!� sagte aber Pomare traurig mit dem Kopf sch�ttelnd -- �Du
hast f�r Alles einen Vers aus Deinem Buch und die Beretanis, die Du
sagst da� sie gute Christen w�ren fahren eben so mit Kriegs-Canoes auf
der See herum wie die Feranis, sie nehmen das Schwert und sie kommen
nicht um, und ich habe das Schwert nicht genommen und verliere mein
Reich -- Was willst Du jetzt von mir? -- was soll ich thun? -- gehe
zur�ck zu Deinen Landsleuten und sage ihnen da� ich Euch hier nicht mehr
sch�tzen kann. Ich danke ihnen da� sie mir die Bibel gesandt, aber mein
Volk ist zerstreut, meine Macht ist gebrochen -- wenn ich wieder K�nigin
bin, will ich Euch wieder in mein Land nehmen.�

�Nicht meinethalben kam ich hierher, Pomare� sagte aber der Geistliche
ernst, �nicht f�r mich Schutz oder H�lfe zu erbitten von Dir, Du
schwergepr�fte K�nigin, sondern Dich selber wollt' ich warnen, Dich
einer Gefahr zu entziehn, die �ber Deinem Haupte schwebt, und Dich in
der n�chsten Stunde schon vielleicht erreichen kann.�

�So sprich!� rief Pomare, �schon seit Du das Zimmer betreten, sehe ich
Dein Unheilk�ndendes Gesicht, und mein Herz ist von Angst erf�llt --
was ist es?�

�Vor einer Stunde etwa� nahm der Geistliche wieder das Wort, �bin ich
gewarnt worden, da� die Feranis, b�se �ber Deinen Brief den Du an die
H�uptlinge geschrieben, Dich ebenso wollten gefangen nehmen und in
Gewahrsam halten, wie Terate und die Andern, damit Du die Eingebornen
nicht aufwiegeln k�nntest gegen sie. Die wahnsinnigen Menschen behaupten
jetzt die rechtm��igen Eigenth�mer Tahitis zu sein, und erkl�ren uns
selber f�r _Rebellen_ wenn wir gegen sie reden.�

Ein zorniges L�cheln flog �ber Pomares Z�ge, als sie die Worte h�rte und
sie antwortete finster:

�Mich gefangen nehmen? und wo bleiben jetzt Euere Schiffe? wo die
Kanonen die Ihr mir zu meinem Schutz verspracht? -- Euere Kriegsschiffe
haben, ein kleines Schiff ausgenommen, die Bai verlassen, Euer Consul
ist gefangen, Euere Fahne verschwunden -- wo bleiben Euere Predigten,
Euere Worte? Als ich Sandelholz hatte und Cocos�l, da war ich K�nigin,
da kamen die Capitaine und sprachen sch�ne Worte und brachten Geschenke
-- jetzt da ich arm und verlassen bin, kommt Niemand mich zu
unterst�tzen. Und wohin soll ich fliehen?�

�Es liegt ein Englisches Kriegsschiff im Hafen das Dich aufnehmen
wird, und unter Englischer Flagge bist Du sicher� rief der Missionair.

�An Bord eines fremden Schiffes? nie� -- z�rnte die K�nigin, �w�r' ich
nicht dort Gefangene wie da?�

�Und doch ist es das Einzige� seufzte der Missionair -- �dorthin reicht
der Arm der Feranis nicht, und wer wei� ob Du heut Abend selbst noch zu
dem Schritt Raum und Zeit beh�ltst.�

�Ich kann mich nicht allein in den Schutz der fremden M�nner geben�
sagte Pomare, doch jetzt unruhig werdend �ber den besorgten Ernst des
sonst ihr so freundlich gesinnten Mannes -- �ich kann nicht allein an
Bord eines Kriegsschiffs fliehn.�

�Dein Gatte und zwei Deiner Einanas m�ssen Dich begleiten� sagte Mr.
Rowe, �Pomare Tane[I] ist ja von Imeo zur�ckgekehrt, und wird sich nicht
weigern Dir an Bord zu folgen.�

    [I] Der Gemahl Pomare's geht unter dem Titel �Pomare's Mann.�

�Weigern?� sagte die K�nigin z�rnend, und ein ver�chtliches L�cheln
spielte um ihre Lippen -- �aber meine Kinder? -- was w�rde aus denen?�

�Wohin die Mutter geht, gehn sie auch, und Capitain Hunt ist ein
Gentleman, der sich gl�cklich sch�tzen wird einer armen verrathenen
Frau und K�nigin Schutz mit den ihren zu gew�hren.�

Pomare ging, die H�nde krampfhaft gefaltet, das Haupt gesenkt, mit
raschen Schritten im Zimmer auf und ab, als drau�en Stimmen laut wurden
und gleich darauf Eine der Einanas den H�uptling Tati meldete, der
Pomare dringend zu sprechen w�nsche.

�Tati?� rief Pomare, erstaunt vor dem M�dchen stehn bleibend -- �Tati?
was will er von _mir_ in jetziger Zeit? oder haben ihn die Feranis
geschickt, seine K�nigin abzuholen ins Gef�ngni� -- send' ihn fort, er
geh�rt zum Feind; Pomare will ihn nicht sprechen.�

�Wenn der Feind Dein Vaterland ist, Pomare, dann hast Du recht� sprach
in diesem Augenblick die tiefe klangvolle Stimme des H�uptlings, der dem
M�dchen auf dem Fu� gefolgt, und auf der Schwelle stehn geblieben war,
bis seine Ankunft gemeldet worden -- �schicke mich nicht noch einmal
fort von Dir, denn ich bringe ein Freundeswort.�

�Schickt Dich der Ferani?� frug die K�nigin, ihn mit einem finstern
Blick betrachtend -- �haben sie Dir wieder neue Versprechungen gemacht,
oder soll ich vielleicht noch einen Vertrag unterzeichnen, der mir auch
die F��e bindet, wie der erste die H�nde, und mich hier h�lt in ihren
bewaffneten H�usern, als Gei�el f�r die Unterw�rfigkeit meines armen
Volkes?�

Tati zog die Brauen finster zusammen und sein Blick suchte den
Missionair, als ob er dort den Grund solcher harten Anklage vermuthe,
aber das gute Element in ihm gewann die Oberhand und mit ruhiger fast
herzlicher Stimme sagte er:

�Du hast Grund uns zu z�rnen, Pomare, denn wenn auch absichtslos, gaben
wir dem Ferani den Halt an dieses Land, den er jetzt benutzt, es zum
Abgrund niederzurei�en, aber vielleicht bin ich im Stande Dir heute zu
beweisen da� es Tati redlich mit Tahiti, redlich mit Dir meint, und
kleinliche Eifersucht seinem Herzen fremd ist, in der Stunde der Noth.
Du bist in Gefahr und mu�t Papetee verlassen.�

�Ich wei� es, ich wei� es� rief Pomare schnell -- �der ehrw�rdige Mann
hier hat mich schon gewarnt, und das Schiff der Beretanis wird mich und
die Meinen aufnehmen, ehe ich mich den Feranis gefangen gebe.�

�Das Schiff der Beretanis?� rief Tati, fast ebenso sehr erschreckt als
erstaunt -- �und was hast Du bei den Beretanis zu thun? sind sie nicht
Fremde, so gut als Jene? O Pomare, wann wirst Du aufh�ren Dich auf
Fremde zu verlassen?�

�Der H�uptling Tati spricht, als ob unsere Nation dem Tahitischen Stamme
je noch feindlich gewesen w�re� sagte der Missionair, �ich d�chte wir
h�tten bewiesen, da� wir unsere Tahitischen Br�der lieben.�

�Genug -- genug� sagte der H�uptling abwehrend -- �nicht um mit Worten
zu streiten bin ich hierhergekommen; die Zeit zum Handeln ist gekommen,
und Du, Pomare, sollst jetzt beweisen, ob Du w�rdig bist das Tahitische
Volk zu regieren, wo dann Tati und alle Andern sich freudig Deiner
Herrschaft beugen werden.�

�Und soll ich mit meiner Flucht solchen Beweis beginnen?� frug die
K�nigin bitter.

�Allerdings� rief Tati rasch, �aber nicht wenn Dich die Bahn nach einem
fremden Schiffe f�hrt.�

�Und wohin denn? -- wo hast Du Schutz f�r mich?�

�Bei Deinem Volk, Pomare!� rief der H�uptling rasch und w�hrend die
K�nigin finster und wehm�thig mit dem Kopfe sch�ttelte, fuhr er von
seiner Sache begeisterter, w�rmer werdend, fort -- �sch�ttle nicht so
zweifelnd das Haupt, die F�hrer fast aller Partheien, die sich vereinigt
haben in der gemeinsamen Noth des Landes senden mich, und rufen, ja
fordern Dich auf, ihrem Schutze Dich anzuvertrauen und mit ihnen in
die Berge zu ziehn. Dort pflanzen wir die eigene Fahne auf, und Tod den
Feinden, wenn sie es wagen sollten uns dorthin zu folgen, wo wir uns
fest und freudig um Dich geschaart.�

�Nur bei dem Versuch in die Berge zu entkommen� warf hier kopfsch�ttelnd
der Geistliche ein -- �w�re Pomare fast der gewissen Gefahr ausgesetzt,
von den Feranis angehalten und gefangen zu werden. Sie w�rden es nimmer
dulden etwas geschehn zu lassen, was ihnen die Eingebornen zu so viel
gef�hrlicheren Feinden machen m��te.�

�_Gefahr_ und _Dulden_!� rief der H�uptling, mit dem Fu�e stampfend,
�ein einzig Zeichen durch die Stadt von mir und fast drei Viertel der
Bewohner schaaren sich mit einem Jubelschrei um ihre K�nigin. La�t das
Volk wissen da� Tati und Utami, Hitoti und Paraita mit Pomaren sind, und
kein Arm der noch einen Bogen spannen und einen Speer schleudern kann,
bleibt daheim, das Ende schmachvoll abzuwarten. Nein Pomare, nicht
Furcht jetzt, nicht Gefahr, darf Dich abhalten davon, Dich an die Spitze
Deines Volks zu stellen. Die Fremden haben jetzt deutlich genug gezeigt
_was_ ihre Absicht ist, und uns bleibt keine andere Wahl, als
Unterwerfung oder Kampf.�

�Uns bleibt die Wahl Britischen Schutz zu suchen� rief der Missionair,
neben Pomare tretend, �uns bleibt der Schutz der Bibel und wenn auch
sp�t, die H�lfe bleibt nicht aus; so langsam sie kommt, so sicher wird
sie kommen.�

Tati wollte heftig gegen den Priester auffahren; aber er bezwang sich,
er f�hlte die Wichtigkeit dieser Stunde und sagte ernst und ruhig:

�Pomare, der Augenblick ist gekommen, wo Du zu w�hlen hast zwischen
Deinem Volk und den Fremden, zwischen Deiner eigenen Herrschaft oder
der, Beretanischer oder Feranischer Priester; -- gieb Dich wieder in
ihre H�nde, und Deine Macht ist gebrochen f�r ewige Zeiten -- wirf sie
von Dir, und wir erk�mpfen Dir die Freiheit oder uns Allen einen
ehrenvollen Tod. Sieh, da� die H�uptlinge _mich_ senden, mag Dir ein
Beweis sein wie wir denken -- jeder Partheistreit sei vergessen, jeder
kleinliche Gedanke an Eigennutz zerst�rt, das Vaterland ist in Gefahr
und wie der fremde Ferani schlau und t�ckisch seinen Vortheil zog aus
dem Zwiespalt der Partheien, so pflanze die _eine_ Macht jetzt siegreich
ihr Banner auf in den Bergen.�

Die K�nigin stand unschl�ssig; das Herz schlug ihr heftig und ihr Blick
flog �ngstlich von den sch�nen belebten Z�gen des H�uptlings nach dem
bleichen Antlitz des Priesters hin�ber.

�Und was wird aus Pomare Tane?� frug sie leise.

Tati bi� sich die Lippe --

�Er mag mit Dir gehn� sagte er endlich leise, �aber _wenn_ er ein Mann
w�re h�tte er selber schon das Schwert aufgegriffen und sein Volk zu den
Waffen gerufen -- oh da� Dein Vater lebte, Pomare.�

�Und was dann, wird aus den Lehrern dieses Volks, was wird aus uns und
unseren H�usern?� rief der ehrw�rdige Mr. Rowe. �Vertrauungsvoll sind
wir an Eueren Strand gekommen, Euch den Frieden und die Liebe zu
bringen, und sollen wir jetzt als Gei�eln in den H�nden der Feinde
zur�ckbleiben? So lange Du unter Britischem Schutz stehst, Pomare, wird
ebensowohl _Dein_ Eigenthum hier geachtet werden, denn die Feranis
f�rchten unseren Stamm, m�gen sie jetzt hier so trotzig auftreten wie
sie wollen, einmal aber erst in die Berge gefl�chtet, als erkl�rter
Feind und mit den Waffen in der Hand, so ist nach den Gesetzen des
Kriegs Alles dem verfallen, der das Feld behauptet.�

�Und denkt Ihr an Euch jetzt allein?� rief Tati zornig, �wo das
Schicksal des ganzen Landes am Rande des Abgrunds steht?�

�Viel weniger an mich� -- erwiederte ruhig der Missionair, �als an
alle meine Br�der hier auf den Inseln, ja an das Schicksal der Mission
selber, die damit ihrem gewissen Untergang entgegen z�ge. Sobald Pomare
jetzt offenkundig den Krieg beginnt, liegt die Vergangenheit
abgeschnitten hinter ihr, und die Gewalt der Waffen allein entscheidet
wer k�nftig und welche Religion herrschen soll. Wird sie besiegt, so ist
es der Sieger, der die Bedingungen schreibt und denen sie sich f�gen
mu�, inde� sie jetzt noch immer Englands H�lfe sich erh�lt, seine
Vermittlung die stets nur auf Seiten der Bibel sein kann.�

�Zum Abgrund mit der Bibel!� schrie aber der im Herzen noch immer den
alten G�ttern zugethane H�uptling jetzt, bei dem der Zorn �ber den
egoistischen Geistlichen die Ueberhand gewann -- �es gilt hier nicht das
dicke Buch, es gilt das ganze Land, es gilt hier f�r Pomare die Herzen
ihres Volks, die jetzt noch mit ihr, doch wer wei� wie lange sind. Tati
l��t auch Alles zur�ck was er sein eigen nennt, ebenso Utami -- wir
wollen uns selber, wollen unsere Ehre, unser Reich retten, mag der Feind
die Brandfackel in unsere H�tten werfen und unsere Brodfruchtb�ume
niederm�hn; die Berge tragen Feis, der Wald Orangen und Guiaven und
tausend andere Fr�chte, und Gottes Sonne gl�ht und leuchtet da oben so
rein und frisch, wie hier im Thal.�

�Ich will auf das Schiff gehn, Tati� sagte aber jetzt Pomare, die bis
dahin unschl�ssig und �ngstlich gestanden -- �der Mitonare hat recht; so
lange ich unter Englischem Schutz bin und nicht gegen sie k�mpfe, werden
sie unser Eigenthum achten und nicht zerst�ren, und das fromme Werk der
Mission, das mir von Gott �berantwortet ist, wird nicht zu Grunde gehn;
ich will nicht das Schwert nehmen, ich bin eine Frau und meine Kinder
sollen ihre Krone nicht vergossenem Blute zu verdanken haben -- wenn
Andere Unrecht thun will ich nicht selber s�ndigen. Und auch Du Tati,
schaudere vor dem Abgrund zur�ck an dem Du stehst, denn Du verachtest
die Bibel und sie ist Deine einzige Rettung.�

�Pomare -- la� uns nicht in dieser Stunde um ein Wort, um eine Meinung
zanken,� bat aber der H�uptling -- �schicke mich nicht fort von Dir mit
solcher Antwort; noch bist Du K�nigin und will Dich England sch�tzen,
wird es das eher thun, wenn Du Dir Achtung von ihm _erzwingst_, durch
K�nigliches Handeln, als wenn Du feige auf eines ihrer Schiffe
fl�chtest, von vorn herein gleich erkl�rend, ich bin zu schwach, ich
_kann_ nicht K�nigin sein.�

�Da kommt Bruder Brower in gro�er Eile� rief Mr. Rowe da, der einen
Blick durch das Fenster geworfen -- �was wird er bringen?�

�Unheil diesem Haus� sagte Tati d�ster, der in den Augen Pomare's schon
seine Antwort las, und nicht mit Unrecht bef�rchtete der zweite Mitonare
w�rde den Ausschlag geben. Er sollte dar�ber nicht lange in Zweifel
bleiben; mit �ngstlicher Miene brach der kaum angemeldete Priester ins
Zimmer, und nur einen mi�trauischen Blick auf den H�uptling werfend,
dessen Parthei den Interessen Pomare's bis dahin selten freundlich
gewesen, rief er aus:

�Die Noth ist gro� Pomare, gr��er aber die Gefahr, denn soeben h�re ich
da� die Franz�sische Regierung beschlossen hat Dich zu fangen und zu
halten, bis zu Abschlu� des Friedens. Gl�cklicher Weise aber war das
Boot des Basilisk hier an Land -- sein Officier ist von mir in Kenntni�
gesetzt und liegt am Ufer, dicht hier vor dem Haus, Dich unter dem
Schutz seiner Flagge sicher fortzuf�hren -- aber der Augenblick dr�ngt,
Du hast keine Viertelstunde mehr zu Deiner Verf�gung.�

�Eben so rasch entkommst Du in die Berge, Pomare� rief da Tati noch
einmal, den letzten Versuch zu machen, die K�nigin ihrem Lande zu
erhalten -- ��ber die Stra�e hin�ber beginnen die Guiaven, und mein Kopf
b�rge Dir f�r Deine Sicherheit.�

Pomare Tane brach in diesem Augenblick in's Gemach; es war ein junger
bildsch�ner Mann, wohl sechs oder acht Jahr j�nger als die K�nigin,
aber mit weichen, weibischen Z�gen, die Oelgetr�nkten Haare mit Blumen
geschm�ckt und die Finger mit Ringen besteckt. Auch seine Z�ge waren
jetzt angstentstellt, und die M�nner nicht beachtend die im Zimmer
standen rief er laut:

�Flieh Pomare, flieh -- an den Bergen haben die Feranis Soldaten mit
geladenen Gewehren stehn und das Volk schreit, sie k�men Dich zu fangen
und zu binden.�

�Das Boot liegt am Strand, in f�nf Minuten bist Du frei,� dr�ngte da Mr.
Rowe.

�Tati, Du wirst Dich an die Spitze meiner Krieger stellen� bat Pomare --
�der Allm�chtige wird Dir seinen Schutz verleihen und den Sieg in unsere
H�nde geben.�

�Verdorren soll der Finger der sich f�r Deine Sache regt wenn Du ihr
selbst den R�cken kehrst;� -- rief aber der H�uptling trotzig und
finster -- �Pomare -- hah, was ist _mir_ der Name? dem _Vaterlande_ h�tt'
ich mein Blut geweiht, und jeden feindlichen Gedanken, jede Idee von
Uneinigkeit draus fern zu halten, selbst _Deinem_ Stamm gehorcht. Du
bist aus edlem Blut entsprossen und das Land h�tte, so von jedem
Partheienha� befreit, seiner K�nigin zugejauchzt und sich f�r sie mit
Freuden in den Kampf geworfen -- das ist vorbei, die schwarzen M�nner
haben Dich wieder in ihrer Gewalt und Tati ist f�r Dich verloren.�

Noch stand Pomare z�gernd, da schallte ein kurzer Trommelwirbel, eine
vorbeiziehende Patrouille vielleicht, an ihr Ohr.

�Der Feind!� rief Pomare Tane, riefen die Missionaire -- �sie kommen
Dich zu holen.�

�Wo sind meine Kinder� flehte die arme K�nigin jetzt selber von der
Angst der Uebrigen eingesch�chtert -- �meine Kinder!�

�Hier im Zimmer bei den Einanas� beruhigte sie Mr. Brower -- �ich lie�
sie selber hier zusammenkommen, jetzt fort -- in wenigen Minuten bist Du
an Bord -- schon im Boot bist Du sicher und ungef�hrdet� und ihre Hand
ergreifend, die sie ihm willig �berlie�, folgte sie ihm hinaus.

�Meine Kinder� rief die K�nigin.

�Hier, hier -- Ihr M�dchen da rasch mit den Kindern in's Boot das am
Strande liegt -- fort mit Euch.�

�Aber meine Matten, meine Kleider --�

�Alles wird Dir nachgeschickt Pomare,� rief Mr. Rowe rasch -- �wir
selber wollen Dein Eigenthum sch�tzen, das der Ferani nicht wagen darf
anzutasten.�

Pomare, durch das erneute Trommeln nur noch mehr au�er Fassung gebracht,
folgte fast willenlos den F�hrern, und mit den Kindern voran floh der
kleine Zug �ber den schmalen Strand dem zum augenblicklichen Absto�en
bereiten Englischen Boote zu. Eine Franz�sische Patrouille kam gerade
zuf�llig am Wasserrand nieder, aber der Officier, der auch
wahrscheinlich gar keinen Befehl dazu hatte, hinderte das Einschiffen
der recht gut gekannten K�nigin nicht, ja es ist leicht m�glich, da� die
Franzosen sehr zufrieden damit waren einer unangenehmen Ueberwachung
Pomares solcher Art vollkommen �berhoben zu sein. Sie bekamen dadurch
viel freiere und ungest�rtere Hand in der Stadt, und hatten
gewisserma�en eine Verantwortlichkeit weniger.

Unbel�stigt erreichte die K�nigin das Boot, wohin ihr ihr Gemahl mit den
Kindern und zweien der Einanas folgte, und w�hrend die Br�der Rowe und
Brower am Ufer standen und mit einem dankenden Blick nach oben die
Rettung Pomare's feierten, scho� das scharfgebaute Boot mit seiner
kostbaren Ladung blitzesschnell dem nahen kleinen Kriegsschiff[J] zu,
wo die seltenen Sch�tzlinge von dem Englischen Capitain auf das
Zuvorkommendste und Freundlichste empfangen und, so gut als der enge
Raum des Fahrzeugs es erlaubte, untergebracht wurden.

    [J] Der �~Basilisk~�, nur eine sogenannte �~catch~� von circa 200
        Tons.

So ruhig sich aber die Bewohner von Papetee bis jetzt verhalten hatten,
und so gelassen sie der, vor ihren Augen geschehenen Occupation
zugesehn, eine Ruhe die nicht einmal durch die Gefangennahme ihres
ersten Missionairs gest�rt werden konnte, so heftig ersch�tterte dagegen
das Ger�cht: Pomare hat fliehen m�ssen vor den Feranis, jedes Gem�th,
und wer nur jetzt irgend glaubte den Zorn der nichts heilig achtenden
Fremden auf ein oder die andere Art gereizt zu haben, fl�chtete in die
Berge, ihrer Rache zu entgehn, und sich zum Widerstand zu r�sten. Halb
Papetee stand einsam und verlassen, w�hrend die Eroberer, damit gar
nicht unzufrieden, Besitz von den ger�umten H�usern nahmen, und sie
theils zu Kasernen und Wachen, theils zu eigenen Wohnungen herrichteten,
zugleich aber auch mit vereinten Kr�ften daran gingen den Wall und
Graben um die Stadt zu beenden und mit Kanonen zu besetzen, wie
�berhaupt Alles zu thun, was sie im Fall eines wirklichen Angriffs gegen
eine Ueberzahl der Feinde sch�tzen konnte.

Nichtsdestoweniger blieb die Stadt ruhig -- kein wirklicher Ueberfall
geschah, ja die einzelnen Franzosen die sich hie und da noch immer
sorglos zwischen den Eingeborenen herumtrieben, wurden nicht bel�stigt
noch beleidigt, wenn ihnen auch die finsteren Blicke der M�nner deutlich
genug verriethen, wie gern sie hier gesehn wurden.




Capitel 9.

Der erste Kampf.


Die Kunde von den neuen Gewaltth�tigkeiten der Franzosen lief aber auch,
wenn es selbst die Bewohner von Papetee noch nicht zu einem Ausbruch
trieb, mit fabelhafter Schnelle �ber die ganze Insel, und das Volk fing
jetzt zum ersten Mal an einzusehn, was die Entfernung seiner Flagge
eigentlich bedeutet, was der Ferani beabsichtigte, als er das B�ndni�
mit den H�uptlingen schlo�, und seine Priester ihnen her�berbrachte.
Dumpfe Ger�chte folgten dem zu gleicher Zeit, da� die Feinde sich aller
ihrer H�uptlinge bem�chtigen wollten, die nach dem Lande der Ferani's
geschafft werden sollten, und wenn das Volk bis jetzt noch nicht daran
gedacht hatte zu r�sten, begann es jetzt. Waffen tauchten �berall auf,
Munition wurde vorgesucht, der Gebrauch der Muskete von den einzeln
zwischen ihnen zerstreuten Europ�ern gelernt und ge�bt, und ein Eifer
zeigte sich pl�tzlich in der Bev�lkerung, eine Regsamkeit, die einen
ernsten Widerstand, selbst unter den Kanonen des Feindes, keineswegs als
eine Unm�glichkeit erscheinen lie�. Nur an einem wirklich th�tigen Grund
zum Beginn fehlte es noch, einem ersten Ausschlagen irgend einer
Parthei; das Gesch�tz war geladen, es bedurfte nur noch der Lunte es zu
entz�nden, und wie sich die V�lker jetzt entgegenstanden, _konnte_ das
nicht lange auf sich warten lassen.

Es war an einem Sonnabend (wie bekannt der fr�here Sabbath der Bewohner
von Tahiti) Nachmittag -- und Bruder Dennis hatte an diesem Tage
Gottesdienst auf der Halbinsel Tairabu gehalten. Die Bewohner dieses
freundlichen Distrikts lebten allerdings zu entfernt von dem Schauplatz
wirklicher Feindseligkeiten, ihr ruhig patriarchalisches Leben schon
aufgegeben und zu den Waffen gegriffen zu haben, zu nahe aber auch sie
gleichg�ltig an sich haben vor�bergehn zu lassen, und wenn auch
�u�erlich noch Nichts den Geist verrieth, der in den Bewohnern anfing
sich zu regen, waren unter der Hand die R�stungen mit vielleicht nicht
weniger Eifer betrieben worden, als in der unmittelbaren N�he Papetee's.

Schon w�hrend der Predigt selbst war an diesem Tag ein fremdes
Franz�sisches Kriegsschiff, die jetzt dort an der K�ste t�glich auf- und
abkreuzten, in ihren Hafen eingelaufen, und hatte die Sabbathfeier
dadurch wesentlich gest�rt und die Aufmerksamkeit der Gemeinde nat�rlich
von dem Geistlichen ab, dem viel interessanteren Schiffe zugewandt.
Harte Worte waren es denn auch gewesen die der fromme Mann gegen die
�Papisten und Sabbathsch�nder� sprach, die Herzen seiner Zuh�rer mehr
noch mit Zorn und Entr�stung f�llend.

Nichtsdestoweniger blieben die gelandeten Bootsmannschaften, die sich
ziemlich sorglos zwischen die Gruppen am Ufer mischten, unbel�stigt, und
wenn ihnen die Eingebornen wohl auch oft finstre Blicke zuwarfen, und
die M�dchen besonders, die sie nach altgewohnter Weise anfassen und mit
ihnen scherzen wollten, zornig den R�cken drehten und mit ver�chtlichem
Ruf die Lenden schlugen, geschah Nichts was die Freiheit ihrer
Bewegungen, ja durch den Widerstand der Sch�nen zuletzt gereizt, selbst
ihrem Uebermuth, h�tte irgend eine Grenze gesteckt.

Die Trupps der Soldaten und Matrosen begn�gten sich �brigens damit am
Ufer, oder in der N�he desselben umherzuschw�rmen; nur ein einzelnes
kleines Piquet, von etwa zehn Mann marschirte, als der Gottesdienst
schon lange vor�ber war und sich die einzelnen Familien in ihre
Wohnungen zur�ckgezogen hatten, einer Patrouille gleich, aber nur
theilweis bewaffnet, durch den kleinen Ort durch und an dem n�chsten
H�gelhang hinauf, wo nur einzelne H�user zerstreut unter vorh�ngenden
Palmen lagen, und der schmale Pfad sich zwischen fruchtbaren G�rten und
kleinen Guiavendickichten hinaufzog.

Vor dem ersten dieser H�user sa� eine kleine Gruppe sorgloser fr�hlicher
Indianer lachend und singend auf einem offenen von hohen
Brodfruchtb�umen und Palmen dicht beschatteten Platz, die Frauen als am
Sabbath mit keiner Arbeit besch�ftigt, hie und da eine sogar auf ihre
Matte ausgestreckt und auf den zusammengefalteten Armen liegend, um in
einer gro�en aufgeschlagenen Tahitischen Bibel zu buchstabiren, w�hrend
die M�nner untereinander plauderten und erz�hlten, oder auch wohl zu
Vieren oder F�nfen kurze Verse einzelner Hymnen mit vollkommen richtiger
Eintheilung der Stimmen sangen. Ein Zuschauer h�tte hier nie geahnt da�
sich dies muntere, gl�ckliche, sorglose Volk am Vorabend eines Krieges
bef�nde, und den Feind unter sich wu�te, der es schon ge�rgert und
gereizt, und jeden Augenblick weiter gehn und zum Angriff schreiten
konnte.

Zwischen den Frauen waren drei reizende junge M�dchen, zwei von Tairabu,
und eine, ein Gast in ihrer Mitte von Papetee, und auf feingeflochtene
reinliche Matten gelehnt, ihre H�nde in denen der beiden Jungfrauen, die
sich l�chelnd zu ihr hin�berneigten, erz�hlte die Fremde den Freundinnen
von der Stadt an der andern Seite der Insel, von den frechen Wi-Wis die
ihre Waffen und Kanonen an Land geschafft, und die Herren sein wollten
der ganzen Insel, aber mehr noch von ihren komischen Sitten und
Gebr�uchen, von ihren gro�en B�rten und hei�en Kleidern, von der
wunderlichen Sprache -- wie oft und schnell hintereinander sie das Wi-Wi
spr�chen, das ihnen den Namen gegeben, und wie sie -- fuhr die Jungfrau
leise und sch�chtern fort, den M�dchen nachstellten und ihnen stets von
ewiger Liebe spr�chen, und sie dann wieder verlie�en wo sie ein anderes
junges Gesicht gesehn.

Es war ein liebliches zaubersch�nes Bild, diese drei jungen Kinder der
Insel mit den blitzenden sprechenden Augen und �ppigen Formen, denen die
Bronzefarbe der Haut nur wom�glich einen noch h�heren Reiz verlieh. Und
dicht hinter ihnen sa� ein alter Mann, in seinen Tapamantel
eingeschlagen, und an den Stamm an einer hochw�chsigen mit goldgelben
Fr�chten dicht umschlossenen Papaya gelehnt, finster vor sich
niederbr�tend, und doch dabei dem Schwatzen des holden M�dchens
lauschend. Es war der alte trotzige H�uptling Fanue, dem das hei�e Blut
die Zornesader an der Stirn hoch aufschwellte, als er den Uebermuth der
frechen Fremden von rosigen Lippen lachend best�tigt h�rte, und der die
Faust fest unter dem Mantel ballte wenn er daran dachte, wie sie die
Schmach schon so lange ertragen, und immer und immer noch nicht
losgeschlagen h�tten in das Herz des Feindes hinein.

Lautes Ger�usch, Rufen und Lachen, fremde Stimmen und Worte t�nten zu
ihnen von unten herauf, und ein junger Bursch kam gesprungen der die
Nachricht brachte, die gelandeten Wi-Wis stiegen auch jetzt, die M�dchen
neckend und die M�nner �rgernd, bis zu ihnen herauf.

�Die Wi-Wis� -- die M�dchen dr�ngten sich neugierig vor, ob sie nicht
irgend wo auf dem freien Pfad eine der feindlichen wunderlichen
Gestalten erkennen k�nnten, sch�chtern aber dabei und bereit zu
augenblicklicher Flucht, wenn das wirklich der Fall gewesen w�re.
Trommeln wirbelten indessen unten im Thal, aber nicht der bekannte
fr�hliche Laut zum jubelnden Tanz, sondern in kurz abgebrochenem
schroffen Takt, und H�rner und Trompeten klangen herauf die von der
munteren Soldateska mit her�ber genommen waren die Herzen der H�rer zu
gewinnen.

Fester Tritt und lautes Lachen schallte da n�her und deutlicher zu ihnen
her�ber, und unten am Hang, in den G�rten schon wo die Reihen sorgf�ltig
gepflanzter Bananen und s��er Kartoffeln standen, wurden die bunten
Uniformen der Fremden sichtbar, die an den Fruchtb�umen, wenig sich um
den Eigenth�mer k�mmernd, herumgingen, reife Fr�chte zu suchen und zu
pfl�cken.

Die M�dchen welche aufgesprungen waren und rasch mit einander gefl�stert
hatten, wollten fliehen, aber Fanue's finstres Wort hielt sie zur�ck.
Was hatten sie zu f�rchten an _seiner_ H�tte? glaubten sie da� der
Fremde es wagen d�rfe, einen der Seinen ungestraft zu beleidigen? Die
M�dchen sch�mten sich ihrer Furcht und nahmen ihren alten Sitz auf der
Matte ein, nur die Fremde wollte nicht bei ihnen bleiben, und sie fa�ten
sie endlich halb mit Bitten halb mit Gewalt an ihrem Kleid, und zogen
sie wieder zu sich nieder. Es war ihnen selber so schon nicht recht da�
sie dableiben mu�ten, und nun wollte das M�dchen von Papetee sie auch
noch dazu allein lassen -- das ging unter keiner Bedingung an.

Die Franzosen, von denen einige mit ihren Seitengewehren bewaffnet
waren, drei oder vier sogar ihre schweren Musketen trugen, andere jedoch
in die leichte Tracht der Europ�er auf den Inseln, weite Hosen und
Jacken und breitr�ndigen Strohhut gekleidet gingen, kamen inde� n�her
und n�her und steuerten, als sie die bunten Kleider der M�dchen vor dem
Haus erkannten, gerade auf die kleine hier befindliche Gruppe zu.

Die M�nner oben h�rten dabei auf zu singen, und blickten finster auf die
ungebetenen G�ste, die hier die Heiligkeit des Sabbath sowohl wie des
eigenen Hauses st�rten, und die M�dchen r�ckten enger zusammen, und
fl�sterten �ngstlich miteinander, denn die Feranis kamen gerade auf sie
zu, und blieben lachend und plaudernd vor ihnen stehen. Sie wagten nicht
einmal zu ihnen aufzuschaun. Nur der alte Fanue verharrte, die Arme fest
auf der Brust gekreuzt, in seiner Stellung, und sah die Fremden ernst
und fragend an.

�Hallo Waihine's!� rief da der Eine der Franzosen in ihrer Sprache --
�auf mit den K�pfchen, was haltet Ihr das Kinn auf der Brust und das
N�schen im Schultertuch -- aufgeschaut Dirnen und la�t ein vern�nftig
Wort mit Euch reden. -- Vor Allem sollt Ihr mir eine Frage beantworten,
und ich wei� Ihr k�nnt, wenn Ihr wollt.�

Die beiden T�chter Fanue's wandten ihr Antlitz trotzig ab, und nur die
Fremde senkte ihr K�pfchen tiefer und tiefer, und gl�hendes Roth scho�
ihr �ber Wange und Stirn und f�rbte ihr den Nacken selbst bis unter das
Oberkleid. Der alte Fanue aber, die Verlegenheit der M�dchen bemerkend
und kaum noch im Stand den Zorn zur�ckzuzwingen der in ihm kochte und
g�hrte, sagte finster, die Feinde seines Vaterlandes mit den Augen
messend:

�Und was habt _Ihr_ f�r Fragen zu stellen und zu einem Haus zu kommen,
zu dem man Euch nicht das ~hare mai~ gerufen hat? -- fort mit Euch wohin
Ihr geh�rt auf Euere Schiffe, und mit denen weiter �ber das blaue Wasser
nach den Lee-Inseln; unsere Augen schmerzen von Euerem Anblick.�

�Dir wird bald noch etwas anderes schmerzen, alter Bursche, wenn Du so
unversch�mte Reden f�hrst!� rief Einer der Bewaffneten drohend;
��brigens hat kein Mensch mit Dir gesprochen, sondern mit den Dirnen
hier, so warte h�bsch bis Du gefragt wirst -- hallo hier Waihine, gieb
Antwort mein Kind, und vor allen Dingen mir einen Kuss� sich
niederbeugend zu ihr, legte er seinen rechten Arm um ihren schlanken
zitternden K�rper, w�hrend sie sich ihm mit lautem �ngstlichem Ruf zu
entziehen suchte.

Der alte Fanue sprang in grimmer Wuth empor, zu gleicher Zeit hatte aber
auch Einer der Franzosen das M�dchen von Papetee erkannt, und den Arm
nach ihr ausstreckend rief er in freudigem Staunen:

�~Nahuihua~ -- bei Allem was da lebt -- die Perle die ich suchte; da
bist Du ja, M�dchen!�

�Zur�ck -- Le-fe-ve� -- rief aber die Sch�ne mit zornfunkelnden Augen --
�zur�ck falscher Wi-Wi -- todtm�de auf der Matte liegt drin im Haus
Aumama -- und sie hat den Fluch �ber Dich gesprochen.�

�Aumama?� rief Lef�vre etwas best�rzt, �sie ist hier?� jede weitere
Unterhandlung wurde aber rasch und pl�tzlich durch den greisen H�uptling
selber abgeschnitten, der mit zornfunkelnden Augen zwischen die Fremden
sprang und Lef�vre, denn dieser war es wirklich, an der Schulter fa�te
und zur�ckschleuderte von dem M�dchen. Er hatte den Namen geh�rt und
dachte in dem Augenblick nicht an die Folgen.

�Fort mit Dir!� schrie er und sein Auge blitzte -- �fort mit Dir
falscher Wi-Wi, oder diese Hand greift noch einmal nach der Kriegskeule
und dem Speer, nach dem es mich lange und lange gejuckt hat; fort mit
Dir, meineidiger feiger ~Huapareva~[K] oder Du sollst den Tag
verfluchen der Dich zu unserem Leid an diese K�ste gebracht!�

    [K] Das Ei des Vogels Pareva das oft in der See, auf altem Schilf
    schwimmend gefunden wird, und womit die Insulaner Personen von
    unbekannter dunkler Herkunft vergleichen.

�Teufel!� schrie aber Lef�vre in toller Wuth, der von der kr�ftigen Hand
des Alten seitab geschleudert wirklich Augenblicke brauchte sich im
Gleichgewicht zu halten da� er nicht zu Boden fiel -- �Teufel!� und sich
in wildem Grimm auf ihn werfend, wollte er einen Schlag nach ihm f�hren,
aber der Alte kam ihm zuvor, warf seinen Arm zur Seite und traf ihn mit
kr�ftiger Faust derma�en gegen die Stirn, da� er bet�ubt einen Schritt
zur�cktaumelte.

�Rebellion!� schrie da Einer der Bewaffneten, und den Hahn spannend
und die Flinte emporrei�end, schlug er auf den ihm trotzig
gegen�berstehenden H�uptling an und feuerte. Die Kugel w�re dem alten
Mann auf die kurze Entfernung auch jedenfalls verderblich gewesen, h�tte
nicht ~Nahuihua~, w�hrend die beiden anderen M�dchen fl�chteten, selber
den Lauf des Gewehres gerade noch zur rechten Zeit emporgeschlagen, das
t�dtliche Blei durch das Dach des Hauses zu senden.

Jetzt aber sprangen auch die andern M�nner empor, an dem beginnenden
und in der That nicht mehr zu vermeidenden Kampfe Theil zu nehmen;
Lef�vre nur, der sich rasch von dem Schlag erholte, k�mmerte sich nicht
weiter um den Alten, auf den sich schon zwei der Soldaten geworfen
hatten, ihn nieder zu rei�en und als Gefangenen mitzunehmen, sondern
sprang mit einem Satz auf die zusammenschreckende Maid, die in
Todesangst der Schwester Namen rief, fa�te sie mit unwiderstehlicher
Gewalt in seine Arme, hob sie, trotz allem Str�uben und Wehren vom Boden
auf, und floh mit ihr den Pfad hinunter, den Strand und mit ihm sein
Boot zu erreichen, und seine Beute in Sicherheit zu bringen.

Mehre Sch�sse wurden indessen oben gefeuert und unter dem Zeterschrei
der Frauen st�rzten zwei der Insulaner, der Eine schwer verwundet, der
Andere todt, zur Erde nieder. Auf der Schwelle der H�tte aber erschien,
gleich nach dem ersten Schu�, eine andere Frau, ein junges sch�nes Weib,
die Haare aber wild und ungeordnet um Stirn und Schl�fe h�ngend, das
Schultertuch selbst gel�st und nur von der linken Hand zusammengehalten,
wild und verst�rt wie sie aufgesprungen aus festem Schlaf nach langer
Wanderung und Ermattung. Aber nur einen Blick warf sie auf die
K�mpfenden, ihr Auge suchte ein anderes Ziel, und mit der Schwester
H�lfeschrei erkannte sie kaum die Gestalt, in deren Arm sie sich
str�ubte, als sie auch, alles Andere um sich her vergessend, vorsprang
sie zu retten -- sich selber zu r�chen.

Dicht vor ihr rang Einer der Soldaten mit einem Insulaner, und der
Indianer hatte dessen Gewehr gepackt, das er ihm zu entwinden suchte,
sein kurzer Degen aber hing in der Scheide, ihrem Griff frei, und mit
Gedankenschnelle die Waffe an sich rei�end, floh sie den Hang nieder.
Das Schultertuch flog ihr von den Achseln, die Haare flatterten wild
hinterdrein, aber was achtete das die Rasende -- wie eine z�rnende G�ttin
ihres Waldes, und so sch�n wie zornig, flog sie dahin, die F��e kaum den
Boden ber�hrend, und ehe noch der R�uber den Waldrand erreicht war sie
dicht hinter ihm.

�Le-fe-ve!� hauchte sie, und kaum brachte sie das Wort �ber die Lippen,
aber der Fliehende h�rte es und es traf ihn wie ein Sto� in's Herz
-- �Le-fe-ve!� und er wandte den Kopf, lie� aber auch in dem n�mlichen
Moment die Gefangene frei, die ihm unter den H�nden fort und in die
B�sche glitt, w�hrend das z�rnende Weib mit geschwungener Wehr gegen den
erschreckt Zur�ckfahrenden ansprang.

�Dieb!� schrie sie mit heiserer fast erstickter Stimme, �falscher
schurkischer Dieb!� und w�re die schwache Hand gewohnt gewesen eine
Waffe zu f�hren, der Schlag mit dem sie nach dem Haupt des Verr�thers
niederschmetterte, h�tte f�r diesen keinen zweiten n�thig gemacht.
Selbst so traf er den rechten Arm, den er sch�tzend vorgestreckt, da� er
kraftlos an seiner Seite niederfiel, und Lef�vre wagte nicht dem zweiten
Hieb, wagte nicht l�nger dem z�rnenden Auge der von ihm so sch�ndlich
verrathenen Frau zu trotzen, und floh in feiger Angst, r�cksichtslos
wohin die Flucht ihn brachte, in den Wald hinein und den Hang nieder,
zum Strand zur�ck.

Von dort aber st�rmten inde� die Franzosen gleich nach dem ersten Schu�
in wilder Eile bergauf, dem Schauplatz des Kampfes zu, wo sich inde� die
Sachlage wesentlich ver�ndert hatte.

�Sind wir Hunde?� schrie der alte Fanue in grimmer Wuth den, ihm zu
kurzem, Athem verlangenden Waffenstillstand gegen�berstehenden Feinden
zu -- �da� Ihr uns so behandelt? -- wir waren ein ruhiges Volk, wir
_wollten_ Frieden, aber Ihr la�t uns nicht Ruhe, Ihr reizt uns bis in
das innerste Herz hinein, so nehmt denn auch die Folgen!�

�Die Bestie droht noch!� schrie ein Soldat, �so, das f�r Dich, Du rothe
Giftkr�te!� und auf ihn anschlagend zielte er ihm auf den Kopf und
dr�ckte ab; aber die Kugel zischte ihm dicht am Ohr vorbei, das sie
leicht streifte, und schlug in den hinter ihm stehenden Brodfruchtbaum.
In demselben Augenblick hatte sich aber auch der alte H�uptling auf ihn
geworfen, und ein kleines Handbeil hoch geschwungen in der Hand, traf er
damit die Stirn des Ungl�cklichen da� er, mit dem Todesr�cheln auf den
Lippen leblos zusammenbrach.

�Nieder mit den Verr�thern!� schrieen die Franzosen, �hierher Kameraden
-- hierher zu H�lfe!� und einzelne Sch�sse fielen; aber aus dem
benachbarten Orangendickicht, w�hrend eine Schaar von franz�sischen
Soldaten den Pfad heraufst�rmte, brach ein dunkler Haufe von
Eingebornen, nicht unbewaffnet, sondern mit blitzenden bayonnetbewehrten
Musketen in der Hand, und den Franzosen gerade gegen�ber feuerten sie
mitten hinein in den Schwarm, der sich also �berrascht und best�rzt in
der Flanke angegriffen sah. Der gellende Kriegsschrei t�nte zugleich von
den Lippen der Insulaner, und wurde von allen Seiten her beantwortet.
Die Franzosen aber merkten jetzt wohl da� sie es in kurzer Zeit mit
einem, ihnen weit �berlegenen Feind w�rden zu thun bekommen, w�hrend sie
sich hier h�chst leichtsinniger Weise zu weit von dem Strand entfernt
hatten, und in dem dichten Geb�sch dem schlauen Gegner viel eher in die
Hand gegeben waren. Fest deshalb zusammenr�ckend, und jetzt nur auf
Vertheidigung bedacht, feuerten sie ihre Gewehre gegen die Angreifer ab
und zogen sich dann, ihnen die Bayonnette entgegengestreckt und die
Unbewaffneten in ihre Mitte nehmend, den Weg zur�ck den sie gekommen.
Die Insulaner aber, voll Grimm und Wuth �ber das vergossene Blut der
ihren, und durch den R�ckzug des Feindes nur noch mehr ermuthigt, warfen
sich in toller Todesverachtung ihnen entgegen, und manche schwere Wunde
wurde noch gegeben und empfangen, ehe die Franzosen den offenen Strand
wieder erreichten.

Hier von den ihrigen unterst�tzt, wollten sie einen neuen Angriff
machen, theils die Insulaner zu z�chtigen, theils einzelne ihrer
Verwundeten, die sie hatten nach dem ersten Anprall zur�cklassen m�ssen,
zur�ck zu erobern, und nicht gefangen, wer wu�te welchem Schicksal, zu
�berlassen; aber das was sie fanden war mehr als Widerstand, es war der
endlich losgebrochene Grimm eines mi�handelten Volkes, und mit dem alten
Fanue an der Spitze, der schon aus vier oder f�nf Wunden blutete, warfen
sich die Eingebornen dem viel besser bewaffneten Feind mit solcher
Hartn�ckigkeit und Todesverachtung immer auf's Neue entgegen, da�
dieser zuletzt in voller Flucht die Boote suchen und nach dem Schiffe
zur�ckrudern mu�te. Dieses er�ffnete jetzt, da die eigenen Leute den
Kugeln nicht mehr im Wege standen, ein unregelm��iges aber von wenig
Erfolg begleitetes Feuer auf die Eingebornen, die sich dabei wieder in
den Wald zur�ckzogen, und die Corvette, mit keiner Ordre hier einen
wirklichen Kampf zu beginnen, der sogar h�chst unsicher schien da die
Eingebornen wider alles Erwarten reichlich mit Feuerwaffen versehen
waren, lichtete ihren Anker und suchte so rasch sie konnte wieder nach
Papetee aufzukreuzen, dorthin die wohl schon erwartete, aber jedenfalls
h�chst unwillkommene Nachricht von dem Aufstand der Insulaner zu
bringen.

An Todten und Verwundeten hatten sie bei diesem ersten Kampf zwischen
vierzig und f�nfzig verloren, von denen sie nur einen Theil im Stande
waren wieder auf ihre Boote in Sicherheit zu bringen; fast alle Todte
und viele der Verwundeten blieben in der Gewalt der Feinde.

Von Papetee wurde, sobald die Nachricht dort eintraf, augenblicklich ein
Kriegsdampfer, und die ~Jeanne d'Arc~ mit den n�thigen Marinesoldaten
abgeschickt, die Insurgenten zu z�chtigen und zu zerstreuen, w�hrend die
Eingebornen um Papetee, die noch rascher durch abgeschickte L�ufer
Kunde von dem Beginn der Feindseligkeiten erhalten, ebenfalls zu den
Waffen griffen und sich in nicht unbedeutenden Schw�rmen in der N�he der
jetzt vollst�ndig befestigten Stadt, wo man jeden Augenblick einen
Angriff erwartete, sammelten. Die Lage der Franzosen in Papetee wurde
dadurch denn auch zu einer keineswegs angenehmen, da die Uranie, wie
mehre andere Kriegsschiffe, den Hafen erst ganz k�rzlich verlassen
hatte, einen tempor�ren Westwind benutzend, die Marquesas zu erreichen.
Die Besatzung, durch das Auslaufen der �brigen, irgendwo an der K�ste
verlangten Fahrzeuge, blieb deshalb fast allein nur auf sich selber
angewiesen, und war sich der Gefahr in der sie, einem wirklich ernsten
Angriff der Eingeborenen gegen�ber, schwebte, recht gut bewu�t.




Capitel 10.

Der Abschied.


Die Lage der Dinge war aber jetzt eine so mi�liche geworden, da� Ren�
selber f�rchtete au�erhalb der Befestigungen, und in der That gerade in
einem Distrikt wohnen zu bleiben, der mitten zwischen dem Hauptsitz der
Europ�er und den Strecken lag, auf denen sich die Insulaner schon an zu
sammeln und zu verbarrikadiren fingen, und von wo aus sie auch
jedenfalls Streifz�ge gegen Papetee selber unternehmen w�rden. Welche
Parthei nun auch Sieger blieb, die Unannehmlichkeit, ja die Gefahr einer
solchen Lage blieb dieselbe. Aber Sadie wollte nicht nach Papetee --
Monsieur Belard hatte ihnen schon ein kleines Geb�ude, das auf seinem
Grundst�ck lag und leer stand, anbieten lassen; der Gedanke aber was
sie dort gesehn, die Angst selber dann vielleicht gezwungen zu sein
l�nger zwischen den Fremden wohnen zu bleiben, und wieder in einen
Umgang gezogen zu werden, dessen Gefahren ihr Herz mit einer ihr selber
unbegreiflichen Furcht erf�llten, trieben sie zu wirklich entschlossener
Weigerung, und sie fand einen Bundesgenossen der sie darin unterst�tzte
in dem ehrw�rdigen Mr. Nelson.

Dieser war l�ngere Zeit unten in Papara gewesen, und ganz k�rzlich erst
wieder von da nach Papetee zur�ckberufen, eine andere noch nicht fest
bestimmte Station auszuf�llen. Sadie hatte dem w�rdigen Mann ihr ganzes
Herz ausgesch�ttet, Alles geklagt was ihr fehle, Alles gestanden was sie
bei einem l�ngeren Aufenthalt unter den Fremden f�rchte, und in dem
Gest�ndni�, w�hrend sie sprach, und Worte fand f�r das, was ihr bis
dahin still und schwer im Herzen gelegen und ihr so weh gethan, war es
auch fast als ob sich Manches, was ihr bis dahin selber noch nicht klar
gewesen und ihr mit finsterer unbegriffener Ahnung die Brust erf�llte,
von selber l�se und zu fester Form gestalte. Sie �ffnete dem alten
ehrw�rdigen Mann ihr ganzes Herz, und erfuhr dabei erst selber wie
dunkel doch die Welt jetzt um sie lag, und wie sie nur in der That
noch durch eine Flucht nach Atiu dem Allen wieder entgehen, und
gl�cklich werden k�nne. Ren� liebte sie noch wie in fr�herer Zeit, sein
Herz war gut und brav und edler Regung, Handlung rasch ge�ffnet, -- nur
der Verf�hrung mu�te er hier entzogen sein -- nur erst wieder vergessen
was er Alles aufgegeben f�r sie, dann w�rde auch Alles wieder gut wie in
fr�herer Zeit, und der Himmel wieder blau, der jetzt wohl recht lange
tr�b gewesen -- recht tr�b und traurig.

Ein erster Sonnenblick in dieses Dunkel war die Berufung des alten
wackeren Missionairs Nelson nach Atiu, die er, wie er Sadie versicherte,
der freundlichen Verwendung des Mr. Rowe, der �berhaupt jetzt Einer der
leitenden Missionaire geworden war, zu danken hatte. Ein Englischer
Wallfischf�nger, der hier vor einigen Tagen erst eingelaufen
Erfrischungen einzunehmen, hatte sich dabei, von den Geistlichen der
Inseln aufgefordert, erboten, den Missionair mit seinen Habseligkeiten
an den neuen Ort seiner Bestimmung zu schaffen, und Mr. Nelson kam jetzt
Sadie und Ren� den Vorschlag zu machen, ihre Sachen und Mobilien
einzupacken, und Sadie mit dem Kinde ihm anzuvertrauen. Er hatte schon
die Versicherung erhalten da� man Bruder Ezra erlauben w�rde ihn zu
begleiten, und zweifelte sogar nicht daran, auch vielleicht Ren�
seines Worts entbunden zu sehn, der dann gleich Schiffsgelegenheit wie
Alles geordnet hatte, seine l�ngst besprochene Uebersiedelung
auszuf�hren. G�nstigeren Zeitpunkt dazu gab es nicht f�r ihn, und
verz�gerte sich selbst jetzt noch, durch Franz�sische Weitl�ufigkeit
aufgehalten, seine Abreise, so wu�te er nicht allein, wenn der Kampf
hier wirklich losbrach, Weib und Kind in Sicherheit, sondern er selber
war auch durch Nichts mehr behindert, frank und frei nachzukommen sobald
er sich nur selber dieser trostlosen Untersuchung entzogen.

Sadie erschrak anf�nglich bei dem Gedanken sich von Ren�, und wenn auch
nur auf kurze Zeit, zu trennen, so sehr ihr auch das Herz freudig pochte
in wenigen Tagen vielleicht ihr liebes Atiu dann wieder zu sehn. Sollte
-- _durfte_ sie den Gatten hier allein zur�cklassen, wo ihm vielleicht
noch Gefahr f�r seine Freiheit, und wie sich der Kampf gestaltete, f�r
sein Leben drohte? Und _allein_ nach Atiu zur�ckzukehren? -- sie hatte
sich das so ganz anders gedacht -- so lieb und gl�cklich sich das
ausgemalt wenn sie, an die Brust des Gatten geschmiegt, ihr Kind am
Herzen, von fern die ersten Kuppen der lieben Insel wieder erschauen
w�rde -- wenn die Th�ler und H�nge dem Meer entstiegen -- rechts und
links das niedere Palmenbewachsene Land austr�te von den Gebirgen, und
h�her und deutlicher w�rde, und sie sich dann jeden felsigen Vorsprung
zeigen konnten, jedes Thal, jede Schlucht und zuletzt -- Ach sie seufzte
recht schwer und schmerzlich auf wenn sie daran dachte, da� sie das
Alles jetzt _allein_ nur schauen sollte, wo die Freude �ber den Anblick
doch das Bewu�tsein halb ert�dten m��te -- _er_, durch den Dir die
Pl�tze und Th�ler ja so lieb gewesen, er der Dir dies Land ja erst zum
Paradies geschaffen, ist nicht bei Dir, und wenn er kommt, mu� er das
Alles auch allein nur wiedersehn, und hat seine Sadie, hat sein Weib und
Kind nicht bei sich, dem seligen Gef�hle Wort und Laut zu geben.

Ging sie aber jetzt nach Atiu, so bot ihr das auch einen Ausweg nicht
hinein in die Stadt, nicht nach Papetee zu ziehn, fort fort zu d�rfen
aus der N�he der Menschen, die sie nicht verstanden, die zu ihr
_nieder_blickten, mit ihrer Haut und Bildung, die ihr nie das Bed�rfni�
stillen konnten und -- mochten, ein Herz zu finden dem sie sich
anschl�sse, eine Brust in die sie aussch�tten konnte was sie qu�le, der
sie zujubeln durfte was sie freue.

Ren� str�ubte sich Anfangs ebenfalls gegen den Gedanken Frau und Kind
vorausziehn zu lassen, so lieb es ihm auch sonst war, sie jeder hier
aufsteigenden Gefahr enthoben zu sehn; er wu�te aber auch recht gut,
wie schwer es in jetziger Zeit sei eine so g�nstige Gelegenheit zu
finden auf einem gro�en sicheren Schiff die Seinen an den Ort ihrer
Bestimmung zu schaffen, und nur einen letzten Versuch wollte er machen,
von dem jetzigen Gouverneur die Erlaubni� zu erhalten die Frau begleiten
zu d�rfen. Trotz einer unausgesetzten Untersuchung jenes Falles, bei dem
sich die Franz�sischen Beh�rden ganz besonders solche M�he gaben, irgend
etwas Gravirendes gegen die Protestantischen Geistlichen oder die auf
der Insel �berhaupt wohnenden Engl�nder zu finden, hatte sich nicht das
Geringste herausgestellt, was auch nur den Schatten eines Verdachts auf
seine Betheiligung werfen konnte; ausgenommen vielleicht da� sein
Ueberfall an dem Abend, Ren� wu�te selber nicht wie, bekannt geworden,
und man ihm das gewisserma�en zum Vorwurf machte, es gegen die seine
Untersuchung leitende Beh�rde verschwiegen zu haben. Anderseits sprach
das aber wieder um so mehr f�r seine Unschuld, von dem beabsichtigten
Verbrechen, verbotene Waffen auf die Insel zu f�hren, Nichts gewu�t zu
haben; was h�tte den Insulanern sonst an seiner Person gelegen. Die
Sache schien �berhaupt keinen Erfolg zu versprechen und man wurde ihrer
m�de. Bruder Ezra hatte dabei wirklich die Erlaubni� erhalten nach Atiu
zur�ckzukehren, mit der Bedingung jedoch, gleich aus dem Gef�ngni� an
Bord geschafft zu werden, und mit weiter Niemandem an Land auch nur den
geringsten Verkehr zu haben.

Ren� ging denn auch ohne Weiteres zur Wohnung des Gouverneurs, diesem
die Sache noch einmal, wie seine ganzen Verh�ltnisse vorzutragen, und
ihn zu bitten ihn seines Worts zu entbinden. Sei denn sp�ter seine
Gegenwart wirklich noch einmal n�thig, was aber jetzt sehr zu bezweifeln
stand, so lag ja Atiu auch nicht aus der Welt, und er w�re jeden
Augenblick bereit gewesen sich zu stellen.

Aber auch hier sollte er sich wieder in seiner Hoffnung get�uscht sehen;
Gouverneur Bruat war gar nicht in Papetee, sondern mit einer
Dampf-Fregatte selber hinunter nach Tairabu gegangen, von wo der, im
Bureau befindliche Secretair glaubte, da� der Oberbefehlshaber der
Inseln wahrscheinlich eine Rundreise nach der benachbarten Gruppe
hin�bermachen wollte, da besonders von Huaheina und Bola Bola ebenfalls
bedenkliche Nachrichten �ber den Zustand der dortigen Verh�ltnisse
eingelaufen waren. Der Secretair konnte nat�rlich Nichts in der Sache
beschlie�en, die nur der Gouverneur zu erledigen vermochte, und er bat
den jungen Mann nur noch h�chstens zehn oder zw�lf im allerl�ngsten
Fall vierzehn Tage zu warten, wo Mons. Bruat unter jeder Bedingung
zur�ck sein m��te, und dann der Entbindung von seinem Wort auch sicher
nichts weiter im Wege st�nde, da er ihm die Beruhigung allerdings geben
k�nne, da� sich der Gouverneur selber dahin ge�u�ert habe die
Untersuchung als trostlos fallen zu lassen. Nur einen definitiven
Beschlu� vermochte er selber nicht zu geben.

Das schlug zwar alle seine Hoffnungen zu Boden mit dem, schon am
n�chsten Morgen zum Auslaufen bestimmten Wallfischf�nger in See gehn zu
k�nnen, beruhigte ihn doch aber auch so weit, da� seinem raschen
Nachfolgen nichts mehr im Wege stehn w�rde. Ohne Weiteres beschlo� er
nun aber auch in die Abreise seiner Frau und seines Kindes mit dem
bequemen Wallfischf�nger, dessen Capitain er gleich selber aufsuchte, zu
willigen, besprach mit diesem das an Bordschaffen der verschiedenen
G�ter, das am n�chsten Morgen mit Tagesanbruch durch die vier
Wallfischboote des Schiffes selber geschehen sollte, wie denn Mr.
Nelsons Effecten schon eingenommen waren, und schritt nun langsam nach
Hause zur�ck, die letzte Nacht unter dem Dache an Mativaibai, wo er so
manche frohe und gl�ckliche Stunde verlebt, mit seiner Sadie
zuzubringen.

Die letzte Nacht -- es liegt ein eigener, wehm�thiger Zauber in dem
Wort, wenn wir einen lang bewohnten, wohl gar lieb gewonnenen Platz
verlassen sollen; trifft uns ja doch schon die Bedeutung des Worts bei
selbst gleichg�ltigen Stellen, bei einem Ort vielleicht, aus dem wir uns
fortgesehnt haben mit aller Kraft unserer Seele. Wir dr�ngten und
trieben, bis wir das Ziel erreicht, bis wir das Haus, den Platz zuletzt
verlassen konnten, wo uns der Boden vielleicht schon Monate lang unter
den F��en gebrannt, und wenn wir fort _d�rfen_, wenn die Welt frei und
offen vor uns liegt, und die Schranken fielen, die uns bis dahin
hielten, dann fa�t uns ein eigenes, unerkl�rbares, unbegreifliches
Gef�hl von Weh und Reue fast die Brust -- wir stehn und z�gern, wenden
uns zum Gehn, und der Fu� ist schwer geworden, der uns in Gedanken schon
oft im Fluge weiter trug. Und fr�gst Du Dich _warum_? -- zum letzten
Male bewohn ich diesen Platz, sagst Du Dir leise -- zum letzten Mal
betret ich ihn vielleicht -- dazwischen liegt die Ewigkeit, und der
Gedanke an jenes unbestimmte Sein, dem wir mit diesem neuen Schritt
schon wieder so viel mehr entgegen gehn, klopft und regt sich Dir in der
Tiefe des Herzens, und mahnt und warnt, und Dein Z�gern ist nicht mehr
die Anh�nglichkeit an den vielleicht verha�ten Platz -- es ist die
Furcht, die kaum gef�hlte Scheu der Zukunft gegen�ber.

Und wie viel st�rker mu� das Gef�hl da sein, wo sich das Herz noch mit
allen Fasern an die Erinnerung lieber Pl�tze klammert, und nicht
loslassen will und mag, der ersten Forderung; was uns da fern liegt
st��t uns noch zur�ck, und das Gewohnte, dem sich das Herz ja so gern zu
eigen giebt, wahrt und behauptet seinen alten Raum.

In ernstem Schweigen blieb Ren� stehn, als er den freien offenen Platz
erreicht, von dem aus er die kleine friedliche Heimath, die er seit
Jahren nun sein eigen genannt, �berschauen konnte, und tr�be
schmerzliche Gedanken waren es, die ihm das Hirn durchzuckten. Manches
Andere gesellte sich noch dazu -- er war gealtert seit er sich einst hier
angebaut, gealtert an Leib und Seele -- und mehr noch an Seele wie an
Leib. Und hatte sich Alles das erf�llt was er hier einst gehofft? -- war
das Wahrheit geworden, was ihm die Phantasie in seinem leichten Herz da
vorgemalt mit bunten blitzenden, schimmernden Farben? bot ihm die
Zukunft noch, was sie ihm einst in sch�ner Zeit versprochen? -- doch
fort, fort mit den Gedanken, die ihm die dunklen Zweifel durch die Seele
jagten, fort -- sein Leben lag vorgezeichnet mit klarer Schrift -- f�r
ihn gab es kein Abweichen von der geraden Bahn; weshalb das Herz da
noch mishandeln erst und qu�len.

Und als er noch so da stand und, erst die d�steren Geister gebannt, aus
dem Schatz seiner Erinnerungen all die lieben seligen Bilder herauf
beschwor; das Gl�ck in dem er geschwelgt, den s��en Frieden den er hier
gefunden, als ihn die ganze Welt zur�ck gesto�en und das Herz verschm�ht
das er ihr bot, da scho� das Blut ihm wieder auf in Wange und Stirn.
Seine Augen belebten sich, seine Brust hob sich h�her, freier -- seine
Lippen l�chelten und jetzt? -- der laute fr�hliche Jubelruf des
gl�cklichen spielenden Kindes traf sein Ohr; dort in die Winden umrankte
Th�r des freundlichen H�uschens trat sein Weib, das herzige M�dchen auf
dem Arm, auszuschaun nach dem so lange bleibenden b�sen Vater, und mit
einem Satz war er dr�ben, �ber der Einfriedigung, hatte sein treues Weib
umfa�t und an sein Herz gedr�ckt, das sich an ihn schmiegende Kind auf
dem Arm, und die Stunden verflogen dem Gl�cklichen wie in alter Zeit.

Jetzt erz�hlte Ren� auch der, dar�ber fast wieder traurig werdenden
Frau, von der Verabredung die er mit dem Capitain getroffen, und wie der
Gouverneur den l�cherlichen Proce� wolle fallen lassen, wegen dem Mord
der Schildwacht, bei dem er ja doch wahrlich nicht betheiligt gewesen,
so da� er nun gleich nachfolgen k�nne, sobald Jener zur�ckgekehrt -- und
lange durfte er ja gar nicht wegbleiben, wie jetzt die Sachen standen,
und jeder Tag den Aufstand bis dicht nach Papetee zu bringen vermochte.

So sollte denn Sadie morgen endlich zur�ck kehren nach ihrem lieben
Atiu, und bis sie dort Alles mit Mr. Nelsons und des kleinen Mitonare
H�lfe in Ordnung gebracht, konnte Ren� auch schon wieder eine
Gelegenheit gefunden haben nachzukommen -- die wenigen Tage oder selbst
Wochen gingen rasch vor�ber. Und Sadie lachte und jubelte, und war
wieder ganz das fr�hliche heitere Kind der Palmeninsel, und die Kleine
schrie und jauchzte vor lauter Lust, als sie die Mutter so lachen sah
und fr�hlich sein.

Den Abend plauderten sie noch bis sp�t in die Nacht hinein und am
anderen Morgen, als Sadie traurig werden wollte da� es nun bald an den
Abschied ging, hatte sie so viel zu thun, da� sie gar nicht Zeit bekam
daran zu denken, und die Boote wohl eine halbe Stunde liegen und warten
mu�ten bis Alles zusammengerollt und eingeschn�rt zum niedertragen
fertig lag. Nur das Nothd�rftigste behielt Ren� zur�ck, jetzt durch so
wenig als m�glich bel�stigt zu bleiben, und das Wenige dann
mitzubringen, wenn er selber k�me.

Um zehn Uhr, wenn die Landbrise ordentlich einsetzte, sollte das Boot
wieder da sein, und Frau und Kind gleich von hier aus, wenn der
Wallfischf�nger in Sicht k�me, hinaus in See und an Bord bringen.

Eben waren die Boote mit dem Gep�ck abgefahren und um die n�chste
Landspitze verschwunden, und Ren� und Sadie standen noch und schauten
ihnen nach, denn es war fast als ob sie sich scheuten nach dem _leeren_
Haus zur�ck zu gehn, da h�rten sie Schritte hinter sich und Sadie stie�
einen leisen Angstschrei aus, w�hrend sich Ren�s Brauen finster und
drohend zusammenzogen, als durch den Garten zu ihnen nieder die lange
d�stere Gestalt des Missionairs Rowe feierlich und ernst herunter
schritt, und unbek�mmert um den wohl nicht ganz herzlichen Empfang, die
beiden jungen Leute mit einem frommen Blick nach oben und
vorgestreckten, nach unten gedrehten H�nden, wie segnend gr��te. Seine
Lippen lispelten dazu ein leises Gebet, und der tief aus innerster Brust
geholte Seufzer, der das kaum h�rbar gefl�sterte Amen begleitete,
verrieth das Mitgef�hl, das sein Herz bewegte bei den Leiden derer, die
um ihn her s�ndigten und litten.

�Und welchem gl�cklichen Zufall habe ich die Ehre dieses in der That
unerwarteten Besuchs zu danken?� sagte Ren� kalt, als der Geistliche
noch einige Schritte auf sie zu kam, und dann dicht vor ihnen stehen
blieb, ohne jedoch irgend ein Wort als sonstigen Gru� oder Anrede zu
sagen; �oder hat Mr. Rowe sich im Haus geirrt und ist, das
wahrscheinlichere, ein paar Th�ren zu weit gegangen, wo er dann freilich
mitten hinein ist gerathen in die �papistischen Gr�uel� und den
�Baalsdienst�.

�Ren� bat Sadie, und dr�ckte leise und bittend des Gatten Arm, aber das
Herz war ihr selber fast wie zugeschn�rt, denn jedem entscheidenden
Schritt ihres Lebens voran, trat ihr der Mann entgegen so ernst und
finster wie er jetzt da vor ihr stand; und hatte nicht immer sein Kommen
ihr Leid gebracht, und viele viele Thr�nen? Wie eine dunkle Ahnung, der
sie nicht Worte geben konnte und wollte, f�llte ihr sein Anblick die
Brust, das Herz in dieser Stunde, und sie mu�te sich zwingen den leisen
Gru� auch freundlich zu erwiedern. Aber der Geistliche verlangte weder
Gru� noch Freundes Wort; nein, aus sich selber heraus quoll ihm des
heiligen Wortes Spruch und Vers mit der salbungsvollen Rede, die Trost
und Frieden in ihrem Aeu�eren in Wort und Bild wohl brachte, aber das
Herz kalt lie� dabei und unbefriedigt.

�Nicht Zufall, mein Bruder, oder ein Irrthum gar, hat mich auf Deine
Schwelle gef�hrt� erwiederte Bruder Rowe jetzt der etwas frostigen
Anrede des Katholiken, �aber Du und die Gattin die Du Dir erw�hlt, Ihr
Beide steht an einem Abschnitt Eures Lebens, an dem Euch das fromme Wort
eines Mannes, der es gut und redlich mit Euch meint, nicht fehlen
sollte.�

�Herr Rowe ich d�chte da� Sie mir davon den Beweis gegeben� unterbrach
ihn rasch Ren�, der sich nicht helfen konnte dem Ged�chtni� des
Geistlichen mit fr�herer Zeit zu H�lfe zu kommen, ihn vielleicht in
Verlegenheit zu bringen; darin aber hatte er sich bei dem frommen Mann
geirrt.

�Lasset die Zeit die hinter uns liegt und hebet Euer Auge zu Gott und
Seinen Werken� sagte er ernst und feierlich, aber keineswegs erz�rnt
�ber die finstere Mahnung des jungen Mannes. �Was ich gethan und wie ich
gehandelt liegt offen vor Gott; Er nur pr�fet die Herzen und Nieren, und
siehe da, vor Seinem Auge ist kein Verbergen noch Hehl. Seine Wege sind
aber wunderbar, und Er f�hret Alles zum Besten hinaus, und Ihm deshalb
sei Ehre und Preis in der H�he; unsere Herzen sollen da nicht hochm�thig
selber richten wollen.�

Ren� wollte reden, aber der leise Druck von Sadieens Hand lag bittend
auf seinem Arm, und er bi� nur die Unterlippe ein und wandte sich halb
ab von dem Geistlichen; er wollte sich die Abschiedsstunde nicht
verbittern, und dann auch wieder lag eine Art halben Triumphs f�r ihn
darin, wie er jetzt dem, dieser Verbindung so feindlich gesinnt
gewesenen Priester gegen�ber stand. Mr. Rowe �brigens, unbek�mmert um
Alles was in der Brust des Franzosen, dessen Gesinnung gegen ihn er
vollkommen gut begriff, vorgehn mochte, schritt auf Sadie zu, nahm die
Hand der jungen Frau die sie ihm widerstandlos und zitternd �berlie� und
mit den Worten -- �lasset uns beten, da� Gott sein Gedeihen gebe zu
dieser Reise und seinen Segen Dir schenke, meine Tochter, f�r und f�r�,
f�hrte er die etwas erstaunte Frau von der Seite ihres Gatten fort in
das Haus, dort, wie er ihr sagte, ungest�rt ihre Augen und Herzen zu
Gott erheben zu k�nnen.

Ren� blieb wirklich erstaunt �ber diese fabelhafte Ruhe -- und er hatte
noch einen anderen Namen daf�r -- zur�ck, und sah ihnen nach, dann aber
mit dem Kopf sch�ttelnd und halb lachend, halb �rgerlich nahm er sein
Kind auf den Arm und sprang und spielte damit am Strand herum, die
R�ckkunft des frommen Mannes mit seinem Weib zu erwarten.

�Eine Zuversichtlichkeit haben die Burschen� murmelte er dabei vor sich
hin, indem er zuletzt ungeduldig werdend am Strande auf und ab ging, und
durch die rasche Bewegung seinen Unmuth zu beschwichtigen suchte, �ein
Selbstvertrauen das in's Graue geht; und mit dem frommen Gesicht tritt
mir der Mensch da keck und salbungsvoll entgegen, und thut wahrhaftig
nicht als ob er sich sch�men m�sse mir in's Auge zu sehn, nein, als ob
er mir verziehen h�tte, Alles was ich ihm gethan und an ihm verschuldet.
Hahahaha, es ist wahrhaftig zum Todtschie�en solche Fragezeichen der
Sch�pfung unter uns herumlaufen und ganz bescheiden sich die Krone des
Menschengeschlechts aufsetzen zu sehn. Es geh�rt aber Geduld dazu, und
verdenken kann ich's meinen Landsleuten gerade nicht, wenn sie die in
diesen Tagen einmal dar�ber verlieren und mit Kanonenkugeln hinein
donnern in den Kram. Und wer leidet nachher darunter? sicher nicht diese
Schleicher, die sich wohlweislich einzudr�cken verstehn und mit einem
frommen dankbaren Blick nach oben Nachbars Haus dar�ber zu Grunde gehn
sehn -- hol' sie Alle der Henker. -- Und wo er nur bleibt?� -- setzte er
dann nach einer Pause, mit einem ungeduldigen finsteren Blick nach
seiner Th�r hinzu -- �es geh�rt bei Gott die Geduld eines Heiligen dazu,
mit diesen -- Heiligen fertig zu werden.�

Mr. Rowe mochte aber wohl ahnen, ja er wu�te das sogar ganz genau, wie
gern ihn der Franzose bei sich sah, hielt es aber f�r unumg�nglich
nothwendig, seinen Halt an das Herz und die Religion der Frau nicht ganz
aufzugeben, und hatte schon lange und ungeduldig eine Gelegenheit
gesucht, mit dem ihm, nicht gerade zum Dank verpflichteten Katholiken
wieder auf etwas freundschaftlichere Weise anzukn�pfen; jedenfalls aber
eine Entschuldigung zu finden sein Haus in seiner Gegenwart zu besuchen,
um dann weiter zu bauen auf dem gewonnenen Vortheil. _Der_ Zeitpunkt war
ein Abschied von Tahiti, wie er sich vielleicht nicht wieder bot, und
der Erfolg bewies da� er recht gehabt; misbrauchen durfte er das aber
auch nicht, wenn er den errungenen Vortheil nicht wieder verlieren
wollte, und deshalb das Gebet vielleicht rascher beendend, als er es
unter anderen Umst�nden gethan haben w�rde, erhob er sich wieder,
st�ubte sich die Knie ab, k��te Sadie inbr�nstig auf die Stirn, legte
seine H�nde einen Augenblick auf ihr Haupt und f�hrte sie dann wieder
mit einem freudigen Blick nach oben dem Gatten zu, der ihnen schon an
der Th�r entgegen kam, Sadiens Arm erfa�te und in den Seinen zog, und
dann den Geistlichen ansah, als ob er seiner Entfernung nicht das
mindeste in den Weg zu legen w�nsche.

Bruder Rowe war aber auch nicht der Mann, der einen Ort verlassen h�tte
ehe er es selber f�r Zeit hielt, und ohne jedenfalls den Samen des
g�ttlichen Wortes nach Kr�ften ausgestreut zu haben; fiel der dann auf
unfruchtbares Land, so war das nicht seine Schuld, und er hatte sich
selber keine Vorw�rfe dar�ber zu machen. In einer ziemlich langen
Anrede, die halb Gebet halb Unterhaltung war, wandte er sich dann noch
einmal an den jungen Mann, der nur die Frau nicht kr�nken mochte und
sonst dem f�r ihn h�chst langweiligen Gespr�ch wohl bald ein Ende
gemacht h�tte, ermahnte ihn auf der beschrittenen Bahn des Guten, die er
hier auf Tahiti, als eine sch�tzenswerthe Ausnahme von seinen
Landsleuten jedenfalls betreten, ruhig fortzuschreiten, wobei nur Gott
ihm in seiner Allbarmherzigkeit die eine schwere Missethat des Mordes
verzeihen wolle, und verk�ndigte ihm dann, als er merkte wie Ren� jetzt
wirklich ungeduldig wurde und schon den Mund �ffnete zum trotzigen
Einwurf, da� er daf�r gesorgt habe ihre alte fr�her innegehabte Wohnung
in Atiu wieder f�r sie herrichten zu lassen; da� das Dach neu gedeckt,
das Haus gereinigt und gel�ftet sei -- eine nicht ganz unn�thige
Vorsicht des sonst sehr leicht darin nistenden Ungeziefers der
Centipeden wegen -- und da� es Sadie nach ihrer Ankunft dort gleich
beziehen k�nne, als ob sie es nie verlassen habe.

�Das Haus uns hergestellt?� rief Ren� allerdings im h�chsten
unbegrenzten Erstaunen, da er erst gestern Abend ja den Entschlu�
gefa�t, und Wochen dazu geh�rt haben mu�ten das anzuordnen und
auszuf�hren -- �und wer, mein Herr, hat Sie darum gebeten?�

�Aber Ren� beschwor ihn seine Frau.

�Gebeten? -- Niemand --� erwiederte jedoch in voller Ruhe der
Geistliche, �aus freiem Antrieb hab' ich das gethan. Seit jener Nacht�
fuhr er dann mit einem wehmuthvollen Blick nach oben fort, �wo jene
fatale Sache mit der Franz�sischen Schildwacht hier geschah, wu�t' ich
da� es sowohl Ihr, wie besonders Prudentias Wunsch war, sich wieder
zur�ck nach Atiu zu ziehn. Es war das Beste auch f�r sie, sie konnte
dort ungest�rter ihrem Gotte leben, nicht abgelenkt durch s�nd'gen
Wandel mehr, und alle Reize der Verf�hrung die hier in Papetee des
Satans Macht zu gold'nem Netze auslegt -- es war die h�chste Zeit f�r
sie, zur�ckzukehren zu dem stillen Frieden jener Insel die ihre Heimath
nun doch einmal ist.�

Ren�s Blut kochte, denn recht gut f�hlte er, wie der Geistliche zum
ersten Mal wieder die Hand ausgestreckt, in sein Familienleben
einzugreifen, und wie er jetzt gleich entschieden auftreten m�sse, ihn
von allen derartigen Versuchen zur�ckzuschrecken. Sadie dagegen sah in
dem freundlichem Wort, ihr Herz ja selber kein anderes Gef�hl bergend,
nur Liebe und Vers�hnung, und mit Freude strahlenden Blicken die Hand
des Geistlichen ergreifend, dr�ckte sie diese in frommer dankbarer
Inbrunst an ihre Lippen, Ren� aber, ihren Arm erfassend, zog sie zur�ck
und sagte finster:

�La� das Sadie; der Herr da meint's vielleicht recht gut, und ich will
gern Vergangenes auch vergessen, doch damit, hochw�rdiger Herr hab' ich
auch Alles gethan was ich vermag, und mu� Sie ernstlich bitten sich
nicht um irgend etwas mehr zu k�mmern, was mich, Sadie oder mein Haus
betrifft.�

�Herr Delavigne� rief der Geistliche auffahrend, und ein Blitz aus
seinem kleinen lebendig grauen Auge traf den Franzosen in nichts weniger
als christlicher Demuth -- �Sie gehn zu weit -- Prudentia ist
Protestantin, und ihrer Seele Heil fordert der Herr einstens vielleicht
von mir.�

Ein sp�ttisches L�cheln zuckte um des Franzosen Lippe als er erwiederte:
�Genug und �ber genug, ich habe keine Lust mich jetzt noch in religi�se
Spitzfindigkeiten einzulassen; Sie wissen da� Sadie mich bald verl��t
und Manches hat sie mir wohl noch zu sagen, Manches ich ihr -- ich
hoffe doch Sie werden mich verstehen.�

�Ren� bat die Frau mit leiser flehender Stimme.

�Ei beim Teufel� z�rnte aber der junge Mann mit dem Fu� stampfend --
�der Herr hier wei� wie wir zusammen stehn und sollte es vermeiden
Scenen zu erneun, die nur f�r beide Theile unangenehm sein k�nnen. Ich
bedarf seiner Einmischung in meine Angelegenheiten nicht -- ich verlange
sie nicht und, beim Himmel, ich _will_ sie nicht dulden.�

�Herr Delavigne -- Sie trotzen auf die Macht die Ihre Landsleute in
diesem Augenblick gerade hier besitzen� rief der Geistliche aber jetzt
auch gereizt.

�Ich trotze auf die Macht die mir mein Hausrecht giebt� rief aber der
junge Mann.

�Ich glaubte Sie mir zum Dank verpflichtet zu sehn� sagte der Missionair
da, der seine ganze Ruhe wieder gewonnen -- �und bedaure, mich geirrt zu
haben.�

�Er hat es so gut gemeint, Ren� bat die Frau.

�Die Minuten verfliegen� rief aber der junge Mann, �und wenige nur sind
noch die unseren -- in kurzer Zeit kann das Boot hier sein, Sadie, das
Dich mir entf�hrt.�

�Ich sehe wie es steht� sagte der Missionair ernst und fast traurig --
�Gottes Wort wird �berfl�ssig wo der Welt Stolz die Z�gel fa�t und dem
ewigen Verderben mit raschen fl�chtigen Schritten entgegeneilt. So lebe
denn wohl Prudentia -- die Stunde schl�gt die Dich jenem stillen
freundlichen Insellande wieder zuf�hren soll -- m�ge es dieselbe sein,
die Dich auch wieder zu Gottes Vaterhuld zur�ckf�hrt. So bete zu ihm,
da� er Dir gn�dig Deine S�nden vergeben m�ge und behalte und wahre ihn
in Deinem Herzen, der das Licht ist und Heil und die Hoffnung der
Gl�ubigen in aller Ewigkeit -- Amen.�

Und mit diesen Abschiedsworten hob er das Kind, das Sadie indessen
wieder an sich genommen, zu sich auf, k��te und segnete es, gab es der
Mutter zur�ck, neigte noch einmal die Hand gegen sie, und den finster
dabei stehenden, den Gru� kalt erwiedernden Gatten und schritt dann
langsam durch den Garten, durch dessen Pforte er bald darauf verschwand.

Sadie aber lehnte ihr Haupt leise an des Gatten Brust und fl�sterte mit
weherf�llter Stimme:

�Oh Ren�, Du hast mir weh, recht weh gethan, mit Deinen heftigen,
undankbaren Worten --�

�Undankbar Sadie?�

�Er hatte es so gut um uns gemeint, und Du hast ihn so kalt und heftig
abgewiesen.�

�T�usche Dich nicht, mein Lieb,� sagte Ren�, sie fest an sich pressend
-- �der stolze Priester meint's mit Niemand gut, und wenig Dank werd'
ich ihm, vor allen Andern schulden. Er wei� das selber auch am Besten
und _kann_ nichts Anderes erwartet haben. Ach Sadie, es war mir ein gar
so wehm�thiges, ja bitteres Gef�hl, da� sich der finstere Gesell gerad'
in der letzten Stunde noch zwischen uns stellte und die Herzen
auseinander hielt. Ich wei� nicht mir schn�rt's die Brust noch jedesmal
zusammen in seiner N�he.�

�Ach mir ist's auch ein wehes, wunderlich Gef�hl� fl�sterte Sadie, �und
doch w�r's S�nde, denn er meint es treu, und wenn er auch mit strengem
starren Sinn den Weg verfolgt, den er nun einmal f�r den einzig wahren
h�lt, so d�rfen wir ihn doch darum nicht tadeln. Er ist im Zorn von uns
gegangen.�

�La� ihn gehn� rief aber Ren�, hochaufathmend, und den Blick dorthin
zur�ckwerfend, wo der ehrw�rdige Herr verschwunden, als ob er der
wirklichen Entfernung desselben noch immer nicht traue -- �mir ist ein
Stein vom Herzen da� er fort ist.�

�Ist er's auch wirklich?� fl�sterte da eine Stimme dicht neben ihnen,
und als sie �berrascht dorthin umschauten glitt Aia, das wilde sch�ne
M�dchen hinter einem dichten Orangenbusch vor, und trat zu den Beiden.

�Aia!� rief Sadie erfreut und doch auch vorwurfsvoll -- �Du b�ses, b�ses
Kind, wo hast Du so lang Dich herumgetrieben in der Welt, da� Du gar
nicht mehr an Deine Sadie gedacht?�

�Und ich wollte ich m��te auch jetzt nicht an Dich denken� sagte das
M�dchen leise und sie k�mpfte dabei hart mit sich, eine aufsteigende,
ihr sonst fast fremde R�hrung zu verbergen.

�Und weshalb, Aia?� frug Sadie.

�Mach ihr das Herz nicht wieder schwer, Du wunderliches Kind� sagte aber
Ren� jetzt, ihr leise mit dem Finger drohend, �bist solch ein tolles
Ding wenn Du da drau�en herumtobst, unter den wilden die wildeste, und
wie ein anderer Geist scheint es �ber Dich zu kommen, wenn Du diese
Schwelle betrittst.�

�Du hast mir und ihr auch noch Vorw�rfe zu machen, nicht wahr, Du b�ser,
nichtsnutziger Wi-Wi?� rief aber das M�dchen, trotzig sich die Locken
aus der Stirn sch�ttelnd und mit zornigem Blick ihn anblitzend -- �Wehe
�ber Dich; aber die Strafe bleibt Dir nicht aus, und dann denk' an
_mich_, dann erschein' ich Dir in Deinen Tr�umen und qu�le und martere
Dich, trockne Dir Falten in die Wangen und bleiche Dir das Haar -- denk'
an Aia.�

�Tolles M�dchen was hast Du?� lachte aber Ren� -- �kann ich daf�r, wenn
jene Kriegsschiffe vielleicht ungerecht dies Volk �berfallen und sich
unterwerfen? trag' ich die Schuld des vergossenen Blutes und all der
darum vergossenen Thr�nen?�

�Nein, Gott sei Dank nicht das auch noch,� sagte Aia, �doch genug,
�bergenug davon zu reden. Aber ich bin nicht zu _Dir_ gekommen, falscher
Ferani, sondern zu Deinem Weib -- ich will mein Wort l�sen, das ich ihr
einst gegeben.�

�Dein Wort Aia?�

�Sagte ich Dir nicht, da� wenn Dich _Alle_ verlie�en und von Dir gingen,
ich zu Dir kommen und bei Dir bleiben w�rde, und da� wir dann lachen und
singen und tanzen und es toller treiben wollten, wie alle Anderen
zusammen? -- und Gott wei� es, sie treiben's toll genug.�

�Aber wunderliches M�dchen Du� sagte Sadie, w�hrend dennoch ein eigenes,
wehes Gef�hl ihr dabei das Herz durchzuckte, �wie f�llst Du auf solch
traurige Gedanken -- wer hat Dir die Grillen in den Kopf gesetzt?�

�Und gehst Du nicht zur�ck nach Atiu?� rief Aia schnell und fast
freudig.

�Allerdings geh ich dorthin.�

�Und Ren� geht mit Dir?�

�Allerdings.�

�Aber jetzt? -- gleich? -- auf einem Schiff?�

�Wenn auch nicht jetzt in _einem_ Schiff, Aia� nahm hier Ren� das Wort,
w�hrend Aia leise und traurig mit dem Kopf nickte, �doch sobald ich darf
-- sie lassen mich noch nicht hier fort.�

�Wer? -- die Wi-Wis? -- die Kanakas halten Dich doch wahrlich nicht,
Ferani,� rief Aia zornig.

�Die Kanakas nein,� lachte Ren�, �aber meine eigenen Landsleute, eines
tollen Streiches der Deinigen wegen.�

�Ja ich wei� wohl� sagte das M�dchen unheimlich lachend, �Ihr helft
einander wo Ihr nur k�nnt; ich habe das selber erfahren zu meinem Leid
-- aber fort mit Dir, nicht zu _Dir_ bin ich gekommen, mit Dir zu
plaudern -- nimmst Du mich mit, Sadie?�

�Nach Atiu?� rief Sadie rasch und freudig.

�Wohin Du gehst� sagte das wilde M�dchen leise und herzlich.

�Und willst Du dem tollen schlechten Leben entsagen?� frug Sadie ihre
Hand in tiefer R�hrung ergreifend -- �willst Du bei mir bleiben, und mit
mir leben von nun an?�

�Wohin Du gehst� fl�sterte Aia und schaute ihr dabei recht still und
wehm�thig in's Auge.

�Aber Aia� sagte Ren�, �wenn Du mitreisen willst, wo hast Du Deine
Sachen, Deine Matte, Deine Kleider? -- das Boot wird gleich kommen Euch
abzuholen.�

Aia err�thete und sch�ttelte unwillig mit dem Kopf --

�Was Kleider, was Matte, ich habe Nichts auf der weiten Welt und --
brauche Nichts. Eine Matte finde ich in Atiu darauf zu schlafen, oder
Bl�tter und Gras genug f�r ein Lager, und die Brodfrucht ist so s�� dort
wie hier -- und s��er -- viel s��er� setzte sie mit weicherer Stimme
hinzu.

�Ich habe Matten genug f�r Dich, Aia� sagte Sadie herzlich.

�Ich wei� Du bist gut� fl�sterte das M�dchen -- �aber ich hatte selber
eine Matte, nur gestern und vorgestern -- schlief ich -- schlief ich bei
der alten Hexe im Haus, die sie M�tterchen Tot nennen -- und die behielt
mir f�r Schlafen und -- aber was brauch' ich's auch� setzte sie unwillig
hinzu -- �mag sie zu Gift dem ersten werden, der sich d'rauf bettet.�

�Aia --�

Das M�dchen wandte den Kopf scheu und besch�mt zur Seite, aber ihr Blick
traf ein wei�es Segel, das eben �ber der Landspitze sichtbar wurde, und
durch das Binnenwasser der Riffe kam, von vier kr�ftigen Matrosen
gerudert, ein scharfgebautes schlankes Boot sch�umend heran. Sie deutete
mit der Hand hin�ber und wie mit einem Messer stach es nach Sadie's
Herzen, denn das Boot das dort herbeischo� -- war bestimmt sie aus den
Armen des Gatten, zum ersten Mal von seiner Brust zu rei�en. Sie wurde
todtenbleich und Aia sprang zu sie zu unterst�tzen.

�Sadie -- Sadie� bat Ren�, der rasch seinen Arm um sie schlug und sie an
sein Herz zog, �mein armes s��es Kind fasse Dich -- nur f�r wenige
Wochen ist es ja -- _Tage_ vielleicht, die ich getrennt von Dir bin, und
die Zeit wird rasch und leicht vor�bergehn -- gr��e mir mein Atiu
indessen.�

�Ren� -- Ren�!� weinte die Frau an seinem Hals und schmiegte sich an
seine Brust, als ob sie ihn nie und nimmer lassen k�nnte -- und Aia
stand daneben, die gro�en hellen Thr�nen ihr rasch die Wangen
niederjagend, und ihr Blick haftete in einer eigenen Mischung von Zorn
und Angst und Schmerz auf dem Mann. Aber sie sprach kein Wort und die
Arme jetzt krampfhaft fest �ber der Brust gekreuzt blieb sie in ihrer
Stellung regungslos der Gruppe gegen�ber.

Auf einen Wink Ren�'s trug inde� das M�dchen, das sie ebenfalls hin�ber
begleiten sollte, das letzte Gep�ck zum Strand hinunter, dem der Bug
des Wallfischbootes rasch entgegenstrebte, und Sadiens Stirn dann
k�ssend fl�sterte er noch einmal:

�Komm Kind, komm -- fa� Dich mein s��es Lieb -- sieh was m�ssen die
Matrosen davon denken, die gleich hier bei uns sind. Um Gott, was fehlt
Dir nur?�

�Nichts -- nichts;� fl�sterte Sadie leise und suchte sich aufzurichten
-- sie deckte einen Moment die Augen mit ihrer linken Hand und das
rasche Wogen ihrer Brust verrieth jetzt allein noch den Sturm der in ihr
tobe. �Es ist vorbei� sagte sie dann nach kleiner Pause mit leiser, aber
wieder fester Stimme -- �es ist Alles vorbei.�

Aia wandte sich ab, und hielt beide H�nde jetzt fest an ihr Herz
gepre�t, Ren� aber rief mit lauter freudiger Stimme:

�Und da dr�ben beginnen wir dann ein neues, freudiges Leben -- so wirf
den Gram und Kummer von Dir mein herziges Weib; sieh, da sind die Leute,
und ungeduldig winkt mir der Bootssteurer schon und zeigt nach dem
Schiff -- sie _d�rfen_ nicht l�nger z�gern -- leb wohl Sadie!�

Wieder warf sich die Frau an seine Brust -- aber es war nur ein Moment,
nur die fast krampfhafte Wirkung des Trennungsworts, dann sich gewaltsam
emporraffend griff sie nach ihrem Kind und reichte es ihm hinauf.

�Da -- k�� Dein Kind noch einmal� fl�sterte sie ihm zu.

�Aber Sadie, qu�lst Du Dich doch als ob es eine Trennung auf Jahre
g�lte; fasse Dich Lieb.�

�K�sse Dein Kind� bat die Frau, und das kleine liebe Ding hatte schon
die Aermchen um des Vaters Nacken gelegt, und pre�te seine rosigen
Lippen auf seinen Mund -- �und nun leb wohl Ren� sagte sie dann und ihr
Antlitz, wenn auch noch von Thr�nen �berstr�mt, hatte ganz wieder seine
alte Ruhe gewonnen -- �leb wohl Ren� und sch�tze Dich -- sch�tze Dich
Gott!�

�Mein liebes Weib --�

�So -- so, das ist gut, und nun mein Kind -- fort, fort nach Atiu� -- und
unter Thr�nen l�chelnd hob sie die Kleine sich auf den Arm; noch einmal
hingen ihre Lippen in langem hei�en Ku� an denen des Gatten, und sich
selber aus seinem Arm rei�end floh sie hinunter zum Boot, wo die Leute
schon ungeduldig standen und sie erwarteten.

�Segel auf da vorn!� rief inde� der Bootssteuerer der hinten, mit dem
langen Riemen im Eisenring, stand und die Abschiedsscene mit sp�ttischem
L�cheln betrachtet hatte -- �und aufgepa�t da mit Euerem Bug, da� wir
nicht auf den Sand kommen -- Alles klar?�

�Halt! die Wahine da soll auch noch mit� rief Einer der Leute.

�Wetter noch einmal, �ber all das Weibervolk� brummte der
Wallfischf�nger leise vor sich hin -- �wird eine sch�ne Fahrt werden.�

�So leb wohl Aia� rief der davon Springenden Ren� noch freundlich nach
-- aber Aia k�mmerte sich nicht um ihn; ihr Blick hing an dem
schmerzlich durchzuckten Antlitz Sadiens -- sie h�rte kaum da� ihr die
Matrosen zuriefen sich zu eilen, und im Boot kauerte sie neben der
schlanken Gestalt der Frau nieder und barg, den Arm um sie
hergeschlagen, ihr Antlitz in ihrem Kleid.

�Alles klar da vorn� schallte die rauhe Stimme des Bootssteuerers.

�Alles klar!� lautete die Antwort.

�Ab mit Euch -- sto�t ab.� Die Riemen wurden eingesetzt, der Bug des
schlanken Fahrzeugs flog herum, und das Segel, das bis jetzt rasch und
heftig gegen den schwanken Mast geschlagen, bl�hte weit aus in der
frischen g�nstigen Brise, da� das schlanke Boot schon im n�chsten
Augenblick hineinpre�te in die klare Fluth, und den wei�gekr�u�ten wie
gl�sernen Schaum zu beiden Seiten hinausspritzte.

�Joranna Ren� -- Joranna!� rief ihm die Frau noch hin�ber, und ihre
rechte Hand, w�hrend sie mit der linken das Kind an sich pre�te, winkte
und gr��te den Zur�ckgebliebenen.

�Joranna, Joranna!� schallte der Ruf zur�ck klar und deutlich mit der
Brise �ber das Wasser -- �Joranna!� Aber das Boot sch�umte durch die
Fluth -- weiter und weiter dr�ngte der Kiel dem Lande ab, der schmalen
Einfahrt des Hafens zu und drau�en, mit backgebra�ten Segeln, lag schon
das Schiff, der Ankunft des Bootes harrend, mit wehender Flagge noch,
wie es den Hafen von Papetee verlassen. Jetzt hatte das schnelle Boot
die offene See erreicht, mehr und mehr n�herte es sich dem
Wallfischf�nger; jetzt fiel das Segel, Ren� konnte deutlich die Leute
erkennen, wie sie hinaufliefen an der Seitenwand -- das Boot stieg
empor, die Raaen flogen herum und �Joranna� hauchten seine Lippen das
Abschiedswort, als das wackere Schiff die frische Brise fa�te, Segel auf
Segel sich noch entfaltete, und der schlanke Bau in seinen Formen in
immer weiterer Ferne mehr und mehr zusammenschmolz, bis er, ein wei�er
Punkt noch auf der dunkelblauen Fl�che ruhte und -- verschwand.


[Anmerkungen zur Transkription: Die Schreibweise einiger W�rter ist im
Originalbuch inkonsistent. Im vorliegenden Ebook wurden offensichtliche
Druck- und Zeichensetzungsfehler korrigiert. Die Schreibweise von
Eigennamen richtet sich weitgehend auch nach den beiden bereits
ver�ffentlichten B�nden.

Das Buch ist in Frakturschrift gedruckt. Textauszeichnungen wurden
folgenderma�en ersetzt:

Sperrung: _gesperrter Text_
Antiquaschrift: ~Antiquatext~
Fettdruck: #fetter Text#]





End of Project Gutenberg's Tahiti. Dritter Band., by Friedrich Gerst�cker

*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK TAHITI. DRITTER BAND. ***

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The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
throughout numerous locations.  Its business office is located at
809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
business@pglaf.org.  Email contact links and up to date contact
information can be found at the Foundation's web site and official
page at http://pglaf.org

For additional contact information:
     Dr. Gregory B. Newby
     Chief Executive and Director
     gbnewby@pglaf.org


Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment.  Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States.  Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements.  We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance.  To
SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
particular state visit http://pglaf.org

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States.  U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other
ways including checks, online payments and credit card donations.
To donate, please visit: http://pglaf.org/donate


Section 5.  General Information About Project Gutenberg-tm electronic
works.

Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm
concept of a library of electronic works that could be freely shared
with anyone.  For thirty years, he produced and distributed Project
Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.


Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
unless a copyright notice is included.  Thus, we do not necessarily
keep eBooks in compliance with any particular paper edition.


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