The Project Gutenberg EBook of Von Tripolis nach Alexandrien - 1. Band, by 
Gerhard Rohlfs

This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
almost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away or
re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
with this eBook or online at www.gutenberg.org


Title: Von Tripolis nach Alexandrien - 1. Band

Author: Gerhard Rohlfs

Release Date: January 24, 2006 [EBook #17599]

Language: German

Character set encoding: ISO-8859-1

*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK VON TRIPOLIS NACH ***




Produced by Magnus Pfeffer, Hagen von Eitzen, Clare Boothby
and the Online Distributed Proofreading Team at
http://www.pgdp.net (This file was produced from images
generously made available by the Biblioth�que nationale
de France (BnF/Gallica) at http://gallica.bnf.fr)





Von
TRIPOLIS nach ALEXANDRIEN.






BESCHREIBUNG
der im Auftrage Sr. Majest�t des K�nigs von Preussen
in den Jahren 1868 und 1869 ausgef�hrten Reise


von


GERHARD ROHLFS.


Mit einer Photographie, zwei Karten, vier Lithographien
und vier Tabellen.


ERSTER BAND.


Bremen, 1871



[Illustration: Marmor-Widder Gefunden in der Oase des Jupiter Ammon 1869.]



Seiner Majest�t


DEM KAISER WILHELM VON DEUTSCHLAND
K�NIG VON PREUSSEN etc. etc.
mit Allerh�chster Bewilligung


in tiefster Ehrfurcht


gewidmet


vom


VERFASSER.




Vorwort.


Seit dem Herbste 1868, in welchem die Reise nach Tripolitanien auf Befehl
des K�nigs von Preussen unternommen wurde, welche Ereignisse sind da an
uns vor�ber gegangen!

Der K�nig von Preussen ist Kaiser von Deutschland geworden; und wenn schon
in den letzten Jahren die Deutschen im Auslande nicht mehr wie Schutzlose
oder als nicht ebenb�rtig und gleich berechtigt den �brigen Nationen
gegen�berstanden, um wie viel mehr wird jetzt "Kaiser und Reich", selbst
in den "weitesten Fernen" die Deutschen beschirmen.

Und inmitten dieser gewaltigen Begebenheiten ist auch schon die Nachricht
vom g�nstigen Resultate der Expedition nach Tripolitanien und nach dem
Inneren von Afrika angelangt: Dr. Nachtigal erreichte mit den Geschenken
gl�cklich die Hauptstadt von Bornu, Kuka, und wurde, wie zu erwarten
stand, auf's Zuvorkommendste vom Sultan Omar empfangen.

Das vorliegende Buch, Ergebniss der Reise nach Tripolis, und der von hier
aus unternommenen Reise nach Cyrenaica und der Oase des Jupiter Ammon,
sollte urspr�nglich Mitte 1870 dem Publicum vorgelegt werden. Die
Kriegsereignisse brachten eine Verz�gerung der Herausgabe hervor. M�ge
diesem Werke dieselbe g�nstige Aufnahme und nachsichtige Beurtheilung von
Seiten des Publicums zu Theil werden wie den fr�heren Arbeiten des
Verfassers.

Gestattet sei mir hier, der Verlagshandlung f�r die sch�ne Ausstattung des
Buches meinen Dank auszusprechen, namentlich daf�r, dass dieselbe nicht
gescheut hat, ohne den Preis desselben wesentlich zu erh�hen, die
musterhaften Karten von Kiepert, sowie die von G. Hunckel ausgef�hrten
Chromolithographien beizuf�gen. Leider konnten die zahlreichen
Photographien, die der Reisende in Cyrenaica aufnehmen liess, nicht
eingeschaltet werden, da der Preis des Buches sich dadurch verf�nffacht
haben w�rde.

_Weimar_, im Januar 1871.

Gerhard Rohlfs




Inhalts-Verzeichniss.


Philippeville, Bone und Tunis
Kurzer geschichtlicher Ueberblick von Tripolis
Tripolitanien
Tripolis
Leptis magna
Bengasi
Berenice, die Hesperiden-G�rten und der Lethefluss
Teucheira, Ptolemais und Reise nach Cyrene
Cyrene




Philippeville, Bone und Tunis.


Es war im Herbste des Jahres 1868, als ich von der preussischen Regierung
den Auftrag bekam, die Geschenke, welche der K�nig f�r den Sultan von
Bornu bestimmt hatte, nach Tripolis zu �bermitteln, um sie von dort aus
mittelst eigener Karavane ins Innere zu bef�rdern. Die mit den letzten
Entdeckungsreisen im Innern von Afrika Vertrauten werden sich erinnern,
dass K�nig Wilhelm, in Anerkennung der grossen Dienste, welche Sultan Omar
von Bornu gegen deutsche Reisende geleistet, beschlossen hatte, diesem
dadurch seine Dankbarkeit zu bezeigen, dass er demselben eine Reihe
passender Geschenke �bermachte. Sultan Omar hatte von der englischen
Regierung aus �hnlichem Anlass auch fr�her schon Geschenke bekommen.

Die preussischen bestanden in einem in Berlin gearbeiteten Thron,
Z�ndnadelgewehren, Doppelfernglas, Chronometer, Uhren, Bildern der
k�niglichen Familie, und dazu sollten noch in Tripolis durch Consul Rossi
angeschaffte Sachen kommen, als Rosenessenz, �chte Corallen, Seiden-,
Tuch- und Sammetstoffe. Die von Berlin aus abgegangenen Sachen sollte ich
in Marseille empfangen.

Mein Weg f�hrte mich daher �ber Frankreich, wo ich namentlich meine
Ausr�stung zu machen hatte, denn nicht nur hatte ich von Tripolis aus den
Abgang der Geschenke einzuleiten, sondern auch die Erlaubniss und Mittel
zu einer Reise durch Cyrenaica und die Jupiter-Ammons-Oase erhalten.

Keine Stadt am mittell�ndischen Meer nimmt einen so raschen Aufschwung wie
Marseille, besonders hervorgerufen durch den Handel mit der
gegen�berliegenden Colonie. Und was w�rde Marseille sein, bef�nde sich die
Colonie in einem bl�henden Zustande, h�tten die Franzosen von Anbeginn der
Eroberung den Grundsatz befolgt: die Araber, vielleicht die Berber, in die
W�ste zu dr�ngen, wohin sie geh�ren, und so ein freies Terrain f�r
europ�ische Cultur und Gesittung geschaffen! Unter diesen Umst�nden w�rde
Algerien statt jetzt einige hunderttausend Europ�er, einige Millionen
haben. Aber die falschen Grunds�tze von Philanthropie, die
civilisatorischen Ideen solcher Leute, welche auf die fanatischen
Eingebornen dieselben Regeln anwenden wollten, welche man auf durch
Jahrhunderte hindurch gereifte V�lker anwendet, haben dies alles
verhindert.

Ich will damit nicht sagen, dass die Araber sich nicht civilisiren
liessen; sie haben sicher dieselben Anlagen, F�higkeiten, Gef�hle, wie
wir; aber sie wollen keine Civilisation, ihre Religion erlaubt es nicht.
Und eben deshalb werden sie verschwinden, denn die Civilisation l�sst sich
nun einmal nicht aufhalten, und die V�lker, welche nicht mit fort wollen,
werden absorbirt oder vernichtet werden. So sehen wir denn auch
unaufhaltsam den Islam seinem Ende entgegen gehen, sowohl Araber als
T�rken k�nnen sich gegen das Christenthum nicht halten; ohne dass diesen
V�lkern ein Zwang angethan wird, gehen sie ihrem Untergange entgegen. Und
selbst in der christlichen Religion sehen wir bei den V�lkern, welche
durch die Religion gefesselt sind, ein geistiges Verkommen, einen
R�ckschritt; der Franzose sieht und constatirt mit Bangen keine Zunahme
der Bev�lkerung, und in Spanien, in Italien, wie sieht es da aus!

Dem Islam gegen�ber ist aber selbst die katholische Religion Fortschritt,
deshalb wird auch das mohammedanische Element �ber kurz oder lang dem
Christenthum in Algerien unterliegen, so sehr sich die franz�sische
Regierung auch M�he giebt, die Araber zu civilisiren, zu pflegen, zu
beg�nstigen und auf Kosten der Europ�er zu bevorzugen.

Wir fanden in Marseille alles in bester Ordnung, und wie immer die
liebensw�rdigste und zuvorkommendste Aufnahme bei unserm deutschen Consul,
Hrn. Schnell.

Wie wenig �brigens sonst von den Marseillern auf deutsche Sitte und
Sprache gegeben wird, geht daraus hervor, dass nicht ein einziges
deutsches Journal im ersten Club der Stadt, dem Cercle des Phoc�ens,
vorhanden war, von den englischen war nur die Times vorhanden. Die
eigentlichen Marseiller sind eben nur Kr�mer, keine Kaufleute; der
Grosshandel ist einzig in den H�nden eingewanderter Franzosen oder
Schweizer.

Aber grossartig ist die Stadt und hat in Hrn. Maupas, dem vorletzten
Pr�fecten, einen wahren Haussmann[1] gehabt. Die Pr�fectur, die neue
B�rse, das kaiserliche Palais, das bisch�fliche Schloss, ohne viele andere
Geb�ude zu nennen, sind alle Prachtbauten, und die neuen Stadttheile, die
Faubourgs mit den beiden grossartigen H�fen Port Napol�on und Joliette
machen Marseille zu einer der gl�nzendsten St�dte des Mittelmeeres.

Und auch die Umgebung hat merkw�rdige Ver�nderungen erlitten. Fr�her von
kahlen Kalkfelsen bordirt, welche die Meeresufer pittoresk, aber nicht
sch�n machten, hat man durch sorgf�ltige Bew�sserungen und Auftragen von
Humus gr�ne, mit Pinien und anderen B�umen geschm�ckte H�gel geschaffen,
und der Prado von Marseille ist einer der sch�nsten der Welt. Wer nach
Marseille kommt, vers�ume ja nicht, nach der sogenannten Reserve zu gehen,
auf dem Wege nach Toulon l�ngs dem Meere gelegen; eine Restauration, im
grossartigsten Verh�ltnisse aufgef�hrt, von der aus man die prachtvollste
Aussicht auf Stadt, Meer und die vorliegenden Inseln hat.

Doch alle diese Einzelheiten sind in den Reiseb�chern zu finden, und ich
f�r meinen Theil hatte Marseille schon so oft gesehen, vom Anfange seines
neuen Daseins an (da wo die pr�chtigen H�user unterhalb des bisch�flichen
Palais sich hinziehen, hatte ich vor Jahren gebadet), dass ich gar keine
Lust versp�rte, den Aufenthalt unn�thig zu verl�ngern.

Es war mir deshalb sehr erw�nscht, dass Consul Schnell sich bereitwilligst
erbot, meine s�mmtlichen Kisten nach Malta spediren zu wollen; auf diese
Art wurde es m�glich, dass ich gleich am folgenden Tage Passage an Bord
des nach Tunis fahrenden Dampfers nehmen konnte, um so auf diesem Umwege
Malta zu erreichen. Der directe Dampfer sollte erst am 27. November und
mit ihm mein Gep�ck abgehen, wir gingen Nachmittags desselben Monats am
20. an Bord. Unser Schiff, Cayd genannt, war kein der Messagerie
geh�render Dampfer, sondern ein von dieser Gesellschaft gemiethetes Boot,
welches der Compagnie der Navigation mixte zugeh�rte. Klein und mangelhaft
eingerichtet, war das Schiff bis Philippeville mit Passagieren aller
Classen �berf�llt, und selbst die erste Classe hatte ein knotiges
Aussehen. Mit Ausnahme eines Engl�nders, der wie ich nach Tunis wollte und
ein sehr gebildeter und feiner Gentleman war, bestand die ganze Zahl der
Passagiere aus Franzosen. Die zweite Classe war theils mit franz�sischen
Officieren, theils mit Kaufleuten besetzt; das Verdeck war �berf�llt mit
Soldaten aller in Algerien �blichen Truppen, mit leichten Frauenzimmern,
welche das Mutterland einer Colonie sandte, und einigen arabischen
Pilgern, welche von Mekka kamen.

Gl�cklicherweise dauerte die Fahrt nicht lange Zeit, und das Wetter war
andauernd g�nstig; schon am Sonntag Morgens, den 22. Novbr., waren die
Berge Afrika's in Sicht, und um 2 Uhr lagen wir vor Stora, dem kleinen
Hafenorte von Philippeville. Stora ist f�r Philippeville derselbe Platz,
der Mers el Kebir f�r Oran ist, auch die topographische Lage ist fast
dieselbe. Aber sowohl an Wichtigkeit im Verkehr als an Sch�nheit
�bertreffen die beiden Orte der Provinz Oran um ein bedeutendes die der
Provinz Constantine. Die Ausschiffung ging rasch von Statten, da Barken
genug vorhanden waren, und die Araber doch unter franz�sischer Herrschaft
schon ein gutes Theil jener Zudringlichkeit und Unversch�mtheit verloren
haben, welche sie da ausgezeichnet, wo sie unter eigener oder t�rkischer
Herrschaft stehen. Aber nun, wo unser Schiff ruhig auf den glatten Wellen
lag, merkte ich, dass es noch eine ber�hmte und gl�nzende Sch�nheit
beherbergt hatte, die Marquise von G..., eine der ersten Sch�nheiten am
Hofe Napoleons III. und Ehrendame seiner kaiserl. Gemahlin. Diejenigen,
welche mit dem Hofe Napoleons vertraut sind, werden leicht errathen
k�nnen, wer diese hervorragende Sch�nheit ist, welche hier von ihrem
Gemahl, dem Obersten des 3. Regiments der Chasseurs d'Afrique, empfangen
wurde. Wir liessen uns alle direct nach Philippeville rudern, und die
meisten von uns stiegen im H�tel d'Orient ab; das heisst, ich schreibe
H�tel, man denke "Kneipe". In der That merkw�rdig genug, wie gleich beim
Betreten der Provinz Constantine die angenehme Erinnerung der so sehr
guten H�tels in Algier und Oran zu nichte wird. Gerade das H�tel d'Orient
der Stadt Algier selbst kann mit den gr�ssten H�tels der gr�ssten St�dte
wetteifern, und hier? Ein Zimmer, dessen W�nde nur hell get�ncht waren,
schmutzige W�sche, das primitivste Ameublement. Wie wird sich die Marquise
von G..., die so eben aus den gl�nzendsten Salons von Compi�gne kommt,
hier zurecht finden, dachte ich, und doch waren ihre Zimmer, welche sie
mit ihrem Manne innehatte, wohl nicht besser als das meinige. Doch wozu
braucht man Zimmer in einem Lande, wo ewig Fr�hlingsl�fte wehen! Riefs und
ging hinaus auf den Platz, wo die Miliz-Musik gerade eine Pi�ce aus der
Afrikanerin spielte. Dar�ber kam der Abend heran und denselben verbrachten
wir, d.h. der Engl�nder Herr B. vom Foreign Office und ich,
gemeinschaftlich. Wir hatten viele Ankn�pfungspunkte zusammen, abgesehen
davon, dass er, wie jeder Engl�nder, sehr deutsch gesinnt war, kannte er
fast alle meine Bekannten in London und ich die seinigen in Berlin, er war
bei der letzten Reise der K�nigin nach Berlin in deren Gefolge gewesen.
Wir durchliefen die verschiedenen Caf�s, die Strassen und waren Abends
einen Augenblick im Theater, wo zum Besten der Armen ein Ball gegeben
wurde. Herr B. war ein ganz angenehmer Gesellschafter, sprach auch gut
deutsch und franz�sisch, jedoch konnte er es nie lassen, den Engl�nder
herauszubeissen, wenn's an's Bezahlen ging; dann drang er den Leuten immer
mit Gewalt die doppelte Summe auf, so dass Manche ihn sicher f�r verr�ckt
hielten.

Wir weilten noch einen andern Tag in Philippeville; ich verbrachte ihn
damit, die sehr merkw�rdigen Alterth�mer der Stadt zu besehen. Zum Theil
bestehen dieselben aus grossartigen Cisternen, auf den Anh�hen, welche zu
beiden Seiten die Stadt flankiren, gelegen. Es scheint, dass Philippeville
unter der R�merherrschaft ausschliesslich sein Wasser das ganze Jahr
hindurch aus Cisternen bezog, und selbst heute, wo die Franzosen den Ort
durch eine Wasserleitung versorgt haben, wird noch ein grosser Theil der
Stadt aus den antiken renovirten Wasserbeh�ltern gespeist. Und noch alle
Tage entdeckt man neue Reservoirs. So hat man ganz k�rzlich noch hinter
der Commandantur eine der grossartigsten alten Cisternen, vollkommen gut
erhalten, blosgelegt; niemand hatte eine Ahnung davon seit den mehr als 30
Jahren, dass die Franzosen Philippeville besitzen. Die herrlichsten
Bau�berreste von Philippeville finden sich da, wo heute das College
hingebaut ist, und hier hat man auch das arch�ologische Museum
eingerichtet. Ein Theater, halbzirkelf�rmig, wie ein �hnliches, aber viel
kleiner, in Verona vorhanden ist, beherbergt jetzt eine Menge werthvoller
Statuen, Sarkophage und Grabsteine, welche mit den zahlreichen, oft gut
erhaltenen Inschriften dem Forscher ein ganzes Blatt aus der Geschichte
vorlegen. Eine fast vollkommen erhaltene Statue eines r�mischen Imperators
fesselte vor allem unsere Aufmerksamkeit. Herr Roger, der gelehrte
Vorsteher des Museums, glaubt in derselben einen Hadrian zu sehen, Andere
haben einen Caracalla darin erkennen wollen. Ich denke, dass der Grund des
Herrn Roger, ein Vater-, Bruder- und Menschenm�rder k�nne unm�glich eine
so "ausgezeichnete, intelligente und gute Physiognomie gehabt haben,"
nicht stichhaltig ist. Die Geschichte zeigt, dass sehr h�ufig die
k�rperlich bestgeformten Menschen die gr�ssten Scheusale waren. Viel
richtiger ist indess Herrn Rogers Behauptung, eine grosse Aehnlichkeit in
den Gesichtsz�gen der Statue mit den dem Hadrian gewidmeten M�nzen
gefunden zu haben. Es sind noch mehrere andere Marmorstatuen aufgestellt,
von denen es jedoch noch unsicherer ist, was sie vorstellen sollen. Ein
einfacher Marmorsarkophag wurde, vollkommen gut erhalten, dicht bei
Philippeville auf dem Wege nach Stora gefunden. Das Skelett befindet sich
im Museum selbst. Andere Sarkophage mit Basreliefs, jedoch ohne Deckel,
sind in grosser Zahl vorhanden. Die Capit�ler vom sch�nsten corinthischen
Laube lassen schliessen, wie reich das alte Rusicade war. Viele dieser
Sch�tze sind aus der Umgegend hergebracht, zum gr�ssten Theil jedoch in
der Stadt selbst gefunden worden.

In der That muss das alte Rusicade, aus seinen Ruinen zu schliessen, ein
viel bedeutenderer Ort gewesen sein, als wir nach den sp�rlichen
Ueberlieferungen der Alten glauben sollten. Ptolem�us f�hrt Rusicade nicht
einmal als Colonie auf, aber durch die Peutinger'schen Tafeln erkennen wir
die Bedeutung der Stadt aus den beigemalten H�uschen. Bei Pomp. Mela und
Plinius geschieht ihrer Erw�hnung. Nach Vibius soll dicht bei Rusicade der
kleine Fluss Tapsus ins Meer gem�ndet sein, und dies ist offenbar der
heutige ued Safsaf. Ihr erster Name scheint Thapsa, die Stadt �berhaupt
ph�nicischen Ursprungs gewesen zu sein. Im Alter war sie der Stadt Cirta
von derselben Bedeutung, wie sie es heute als Hafenort f�r Constantine
ist.

Der Alterthumsforscher findet aber seine eigentlichen Kleinodien im Museum
selbst, und wenn das Geb�ude auch schuppenartig aussieht, so birgt es doch
manche Sachen, um welche es die Museen in London und Berlin beneiden
w�rden. Erst auf Antrieb des Prinzen Napoleon im Jahre 1850 in's Leben
gerufen zu der Epoche, wo dieser gelehrte und die Wissenschaften pflegende
Prinz rein Rundschreiben an die Pr�fecten von Algerien richtete: "d'aviser
� la conservation des ruines, vestiges et d�bris de la domination
romaine," hat in der kurzen Zeit von nicht 10 Jahren, unter der
sorgf�ltigen Hand des Herrn Roger das arch�ologische Museum einen raschen
und bl�henden Aufschwung genommen. Aber um ein solches Werk zu f�rdern,
geh�rt auch eben ein Mann dazu, wie es Herr Roger ist. Ich hatte das
Gl�ck, von ihm selbst, der von Stand Architekt und Professor der
Zeichnenkunst am Collegium in Philippeville ist, im Museum herumgef�hrt zu
werden, und konnte mich �berzeugen, mit welcher v�terlichen Sorgfalt er
jedes, auch das kleinste Object w�rdigte.

Und nicht nur hatte er seine Aufmerksamkeit auf alte r�mische Ueberreste
oder Gegenst�nde aus der ersten Periode des Christenthums gerichtet; da
finden wir prachtvolle Stalaktiten, Korallen, Krystalle aus der Umgegend
der Stadt, eine Sch�delsammlung, ethnographische Gegenst�nde selbst aus
China; ja in letzter Zeit war es Herrn Roger gelungen, einen echten
Tintoretto, den ein Malteser Marketender im Winde aush�ngen hatte, f�r's
Museum zu erstehen, und das zu dem fabelhaft billigen Preise von 3 Francs.
Es soll unzweifelhaft feststehen, dass das Bild von Tintoretto ist, und so
w�rde es jetzt einen Werth von einigen Tausend Thalern erlangt haben.

Haupts�chlich reich ist die Sammlung von Lampen, einige davon auf dem
Boden mit einem Kreuze versehen, ein Zeichen, dass sie der christlichen
Zeitrechnung angeh�ren; Thr�nenvasen, Amphoren, Aschenvasen sind in
reichhaltigster Auswahl vorhanden, und t�glich werden noch neue gefunden.

Ueberhaupt sind alle Haushaltungsgegenst�nde vorhanden, Schmucksachen,
K�chengeschirr etc. Dass die M�nzen nicht fehlen, versteht sich von
selbst, und besonders ist es der Meeresstrand, der nach heftigen St�rmen
oft eine reiche Ernte giebt f�r's Museum. Die meisten M�nzen sind von
Hadrian, dann von Antonin dem Frommen, Faustin, Maxentius, Constantin dem
Grossen, Constantin dem J�ngern, Marcus Aurelius, Claudius II, Trajan,
Vespasian, Alexander Severus und einzelne von allen Imperatoren. Sehr
zahlreich sind die numidischen M�nzen, alle daran kenntlich, dass sie auf
einer Seite ein laufendes Pferd zeigen, meist nach links gerichtet.

Nachmittags besahen wir die Umgegend von Philippeville, welche �berall
einen lachenden Garten bildet, und selbst zur Winterzeit hatte der warme
Regen in wenigen Tagen eine so �ppige Vegetation hervorgerufen, dass der
Fr�hling wirklich vor den Thoren zu sein schien. Die B�ume sind meistens
Oliven, Korkeichen und Lentisken, und vom kleinerem Geb�sch findet man die
Zwergpalme und Aloe; Zahlreiche kleine D�rfer umgeben die Stadt, es
scheint aber keines in besonders bl�hendem Zustande zu sein; wenigstens
sehen die, welche wir besuchten, nur kl�glich aus. Will man von der
einheimischen Bev�lkerung sprechen, so f�llt einem fast die Feder aus der
Hand; die schreckliche Hungersnoth, welche so eben die Araber decimirt hat
und jetzt freilich zu Ende ist, sprach noch aus den Augen fast jedes
Individuums. Zerlumpt, schmutzig, der K�rper nur aus Haut und Knochen
bestehend, schleichen sie wie Phantome umher. Aber sie haben schon Alles
vergessen und nichts gelernt, eine n�chste Missernte wird ihnen ein
gleiches Schicksal bereiten. Am Hafen lungerten immer Hunderte dieser
halbnackten Kerle herum, und blickten mit stolzer Verachtung auf die
arbeitenden Christen, ohne indess zu stolz zu sein, einem Fremden gleich
die bettelnde Hand entgegenzustrecken.

Hr. B., der Engl�nder, kehrte noch Nachmittags an Bord zur�ck, das
Wirthshaus war ihm zu schlecht, und da er seines kranken Zustandes wegen
nicht gehen konnte, also fast die ganze Zeit auf das H�tel d'Orient
angewiesen war, konnte er auch nichts Besseres thun.

Ich selbst blieb mit meinen Leuten noch bis am andern Morgen und dann
gingen wir zu Fusse nach Stora. Der Weg geht immer l�ngs des Meeres und an
zahlreichen Landh�usern, von h�bschen Lustg�rten umgeben, vor�ber und bei
jeder Drehung des Weges bietet er ein anderes Panorama, dass die vier
Kilometer Entfernung ganz unbemerkt dahin schwinden.

Stora selbst ist ein kleiner Ort von einigen H�usern, und diese sind fast
alle Schnapsl�den oder Kaffeeh�user, aber auch eine Kirche und Schule
fehlen nicht, beide hoch �ber dem Orte gelegen. Der Ort war auch schon in
alten Zeiten besiedelt; eine grossartige Cisterne, von den R�mern erbaut
und jetzt renovirt, und eine reizende Marmorfontaine, am Meere gelegen und
von der Cisterne gespeist, bezeugen dies hinl�nglich. Noch heute hat die
Cisterne Wasser genug f�r den ganzen Ort, und die Marmorfontaine strahlt
das Wasser noch ebenso aus, wie zur Zeit der R�mer. Von einem hohen
Gew�lbe �berdacht, ein Gew�lbe, welches halb in die Felswand gehauen und
halb aus Ziegeln errichtet ist, aber auch aus den R�merzeiten herstammt,
verbreitet die Fontaine eine so angenehme K�hle, dass ich hier mein
Fr�hst�ck auftragen liess und die Zeit verbrachte, bis ich an Bord
zur�ckging.

Von Zeit zu Zeit kamen die jungen Storenser M�dchen mit ihren
Wasserkr�gen, um sie zu f�llen, fast alle barfuss und fast alle
italienisches Blut, denn die eigentliche Volksschichte besteht hier meist
aus Maltesern. Sah man aus der k�nstlichen Grotte heraus, so hatte man das
sch�nste Bild vor Augen; der ganze herrliche Golf, im Hintergrunde
Philippeville, die auf den Wellen schaukelnden Dampfer, zahlreiche kleine
Fischerboote mit ihren grossen lateinischen Segeln--tagelang h�tte ich in
diesem Zauberneste bleiben m�gen. Aber die Stunde schlug, der alte
Bootsmann bem�chtigte sich des Gep�ckes, und wir ruderten wieder auf
unsern Caid los.

Am andern Morgen, der Dampfer war schon gegen Mitternacht angekommen,
lagen wir auf der Rhede von Bone.

Stolz lag die Tochter des alten Ortes Hippo regius vor uns. Hatte der
heilige Augustin wohl geahnt, dass einst nach 1000 Jahren hier wieder das
Evangelium gelehrt werden w�rde?

Bone liegt jetzt ganz auf der Stelle des alten Hippo, von dem wir wissen,
dass es 5 M. nordwestlich von der M�ndung des Ubus- (Seibouse-) Flusses
gelegen war. Der Name Bona, der schon im zw�lften Jahrhundert erscheint
und offenbar von [griechisch: hipp�n basilikos] gebildet ist, hat jetzt
sich in das franz�sische Bone verwandelt. Von den Tyriern angelegt, ist
der Name Hippo ph�nicischen Ursprunges. Zuerst den Carthagern botm�ssig,
wurde von den R�mern der Ort Massinissa und seinen Nachfolgern �berlassen,
und erhielt zu dieser Epoche den Beinamen regius, theils um nun dies Hippo
von dem nahen Hippo Zaritus zu unterscheiden, theils weil es oft Sitz der
numidischen K�nige selbst war. Als die R�mer sich sp�ter selbst dieses
Landes bem�chtigten, blieb Hippo noch eine bedeutende, indess wenig
beachtete Stadt; aber die H�uschen der Peutinger'schen Tafel beweisen auch
hier zur Gen�ge die Ansehnlichkeit des Ortes.

Der heilige Augustin, der in Tagasta geboren, in Carthago erzogen, hier
als Bischof wirkte, war es, der haupts�chlich die Christen zu jener
heldenm�thigen Vertheidigung gegen den Vandalen Genserich anspornte. Sein
Gebet, nicht in die H�nde der Barbaren zu fallen, sollte erf�llt werden:
im 3. Monat der Belagerung starb er. Hippo Regius wurde dem Boden gleich
gemacht; aber Augustin, einer der gr�ssten Kirchenv�ter, w�rde allein das
Andenken an Hippo bewahrt haben, wenn nicht in der Neuzeit die
grossartigen Ruinen, die selbst dem Vandalismus nicht erliegen konnten,
Zeugniss von der einstigen Bl�the dieses Ortes gegeben h�tten.

Ich nahm sogleich ein Boot und liess mich ans Land setzen, da wir bis
Nachmittag Zeit hatten, und die Strassen der Stadt durchlaufend, kam ich
bald ans andere Ende, wo unter einem alten Aqu�duct hindurch und zwischen
lachenden G�rten liegend der Weg zur Pepini�re f�hrt. Fast jede Stadt
Algeriens hat eine Pepini�re oder Baumpflanzschule. Meist sind dieselben
zu vollkommenen Jardins d'essai ausgebildet, und haben somit f�r die
Colonisation das Gute, dass die Pflanzer sich nicht mit unn�tzen Versuchen
abzum�hen brauchen. Gedeiht ein Baum gut, oder sieht man namentlich
n�tzliche Pflanzen im Klima Algeriens anschlagen, so wird das �ffentlich
bekannt gemacht und S�mereien oder Stecklinge zur Disposition der Pflanzer
gestellt. Es ist dies gewiss ein sehr n�tzliches Unternehmen der
Communalbeh�rden, und namentlich der grosse Garten dieser Art von Algier
selbst hat grosse Verdienste um Einf�hrung fr�her nicht gekannter
Pflanzen.

Es w�rde �berhaupt zu weit gehen, zu sagen, "der Franzose versteht ganz
und gar nicht zu colonisiren". Der franz�sische Bauer ist, namentlich der
aus dem Norden, ebenso fleissig, wie andere, und die Bearbeitung wird von
den einzelnen ebenso rationell betrieben, wie von uns. Auf den meisten
gr�sseren Farmen wird jetzt Dampf als Hauptarbeitungsmittel angewendet,
und die Irrigationen, welche man in Algerien findet, sei es durch
Canalisation oder durch das Noria-System, sind bewundernswerth. Will es
trotzdem mit der Colonisation nicht recht vorw�rts gehen, so liegt das
theils an der Milit�r-Administration, theils an der Einrichtung der
Bureaux arabes, welche die Eingeborenen fortw�hrend auf Kosten der
Europ�er bevorzugen. Strassen durchziehen sonst nach allen Richtungen das
Land, und die Haupt�rter werden demn�chst durch Eisenbahnen miteinander
verbunden sein.

Der Garten ist gross und gut gehalten, und birgt in seinem Innern ein
kleines naturhistorisches Museum, das indess nichts besonderes aufzuweisen
hat. Ein alter r�mischer Sarkophag, erst k�rzlich hieher gebracht, ist die
einzige Reliquie des Alterthums, die man hier aufbewahrt, obschon sonst
die Gegend an Ueberresten der Ph�nicier, Carthager, R�mer und Byzantiner
�berreich ist.

Durch einen gl�cklichen Zufall erfuhr ich, dass General Faidherbe hier
stationirt war, er war es eben, der den Sarkophag hieher hatte
transportiren lassen. Die Bekanntschaft dieses ausgezeichneten, so hoch um
die Geographie von Afrika[2] verdienten Mannes musste also rasch gemacht
werden, und ich liess mich auf das H�tel der Subdivision, welche Hr.
Faidherbe jetzt commandirte, f�hren. Ich brauche wohl kaum zu sagen, wie
zuvorkommend ich vom General empfangen wurde, ich durfte ihn nat�rlich
w�hrend der Stunden meines Aufenthaltes nicht mehr verlassen, und nach dem
Fr�hst�ck hatte er die G�te, mich nach den sehenswerthesten Ruinen der
Umgegend zu f�hren, haupts�chlich zu den grossen Cisternen, oder
vielleicht waren es B�der, an deren oberen Partie man dem heiligen
Augustin ein h�bsches Denkmal errichtet hat. General Faidherbe, der lange
Zeit am Senegal Gouverneur war, theilte vollkommen meine Ansicht, dass die
Neger, wenigstens die n�rdlich vom Aequator, ein viel besseres Naturell
als die Araber h�tten, und f�r Cultur und Civilisation weit empf�nglicher
als diese seien. Er hat sich haupts�chlich mit ethnographischen Studien
besch�ftigt und wir verdanken ihm manche wichtige Aufschl�sse �ber die
Pullo und namentlich verschiedene Berberst�mme. Herr Faidherbe war so
aufmerksam, mich bis an Bord zur�ckzubegleiten, und so konnten wir bis zum
letzten Augenblicke zusammen sein. Gastfrei, zuvorkommend und
liebensw�rdig, das sind Eigenschaften, welche man nirgends so sehr wie bei
den Franzosen antrifft.

Die Fahrt nach Tunis ging gl�cklicherweise rasch von Statten, schon andern
Morgens ankerten wir vor der Goletta. Nach einem Augenblick kam der
Canzler des preussischen Consulats an Bord, um mich in Empfang zu nehmen;
denn um nicht die Unannehmlichkeiten der Tuniser Douane durchmachen zu
m�ssen, hatte ich von Bone aus telegraphirt und um den Consulatskavassen
gebeten. Nicht nur brachte der Canzler einen Kavassen mit, sondern auf
Befehl des Bei von Tunis hatte der Admiral des Hafens von Goletta eine
Barke zur Disposition stellen m�ssen, um uns an's Land zu rudern. Ohne
weitere Formalit�ten konnte also gleich das Ausbarkiren vor sich gehen,
und die zehn Marine-Soldaten brachten uns rasch an's Land. Ich bemerkte
hier, dass die tunisische Flage nicht die des Sultans der T�rkei ist,
w�hrend dieser n�mlich einen weissen Halbmond und Stern im rothen Felde
f�hrt, hat der Bei von Tunis im rothen Felde eine weisse Kugel, und darin
einen rothen Halbmond und einen rothen Stern.

Gelandet, mussten wir dann dem Admiral aufwarten, und machten da zugleich
die Bekanntschaft des englischen Generalconsuls, Hrn. Wood, und des
franz�sischen Viceconsuls von Goletta. In Tunis ist man schon von der
Sitte des Kaffee's und Tschibuks abgekommen, eine Visite verl�uft dort bei
den h�heren Beamten oder bei dem Bei jetzt mit derselben Steifheit wie bei
uns.

Bei den T�rken und namentlich in den t�rkischen Provinzen herrscht aber
noch die gute alte Sitte einer Tasse Kaffee, und ein Tschibuk oder eine
Wasserpfeife fehlen nie. Es ist dies aber nicht die einzige Umw�lzung, die
in Tunis vor sich gegangen. Seit der Mission des Lords Exmouth nach Tunis,
und seit dem Ultimatum, welches die Grossm�chte von Aachen aus am 18.
Novbr. 1818 an Tunis richteten, und das im folgenden Jahre am 21. Septbr.
durch die englischen und franz�sischen Admirale Freemantle und Jurien dem
Bei notificirt wurde, schaffte man zuerst die Piraterie ab. Mahmud Bei gab
nach, und seit der Zeit sehen wir gewaltige Ver�nderungen in der
Regentschaft vor sich gehen.

Es ist wahr, dass mit dem Vorfahren der jetzigen Dynastie, Hussein ben
Ali, welcher am 10. Juli 1705 auf den Thron kam, eine neue Epoche im
Staatsleben der Regentschaft begann; denn vorher, und dies ist wichtig zu
notiren, hatten alle Regenten von Tunisien den Titel Dei gef�hrt, w�hrend
Hussein ben Ali zuerst den Titel Bei annahm. Dei nun bedeutet den nicht
vollkommen unabh�ngigen Herrscher, w�hrend Bei, welches ausserdem einen
sehr weiten Begriff hat, als Regent mit Ausschluss eines jeden andern, die
Vollheit der Autorit�t in sich begreift. Wenn nun auch in der Reihe der
Regenten, welche von Hussein-ben-Ali (der, beil�ufig gesagt, der Sohn
eines griechischen Renegaten war) bis auf den jetzigen Bei, Namens Sadduk,
bei Zwistigkeiten, fr�her mit der Regierung des Deis von Algier, sp�ter
mit christlichen M�chten, manchmal die hohe Pforte um Intervention
angegangen wurde, ja im Kriege gegen Russland das tunisische Gouvernement
es sich nicht nehmen liess, der T�rkei ein H�lfsheer zu senden, so sieht
man immer doch, dass die Regierung in dem Sultan der T�rken nur eine Art
spirituelle Suprematie erkennen, keineswegs aber von ihm abh�ngig sein
will.

Seit dem Anfang des 18ten Jahrhunderts ist denn auch gar kein Tribut mehr
nach Konstantinopel bezahlt worden, und die Nachfolge in Tunis geht ganz
ohne Einmischung der Pforte vor sich. Nach Eroberung von Algerien hat
keine Macht die Unabh�ngigkeitsgel�ste von Tunis so sehr unterst�tzt und
bef�rdert wie Frankreich, und keine Macht hat dieselben so viel wie
m�glich einzuschr�nken gesucht als England. Ersteres Land ging dabei von
dem Grundsatz aus, dass ein kleines unabh�ngiges Land, noch dazu n�chster
Nachbar, im gegebenen Augenblick leichter zu nehmen sei, als wenn ein
gewisses Abh�ngigkeitsverh�ltniss zu einem andern Staat, und hier zur
Pforte, best�nde. Und aus eben diesem Grunde hat England die Beziehungen
von Tunis zur T�rkei wieder enger zu machen versucht.

Tunis, das gerne vollkommen unabh�ngig sein m�chte, zugleich aber auch das
Gef�hrliche einer solchen Lage Frankreich gegen�ber erkannt hat, schwankte
in den letzten Jahren von einer Seite zur andern, dazu kam die
schreckliche Finanznoth, welche freilich noch nicht beseitigt ist.

Es scheint aber, dass jetzt die Regierung von Norddeutschland im Verein
mit England und Italien den franz�sischen Planen gewachsen ist, ohne dass
Tunis gen�thigt w�re, sich wieder in die Arme der T�rkei zu werfen.
Wenigstens wurden die letzten Anschl�ge der franz�sischen Regierung in
Betreff der Schuldforderung von diesen drei M�chten hintertrieben; ohne
die kr�ftige Intervention von England, Norddeutschland und Italien w�re
Tunis heute eine franz�sische Pr�fectur und zwar auf ganz friedlichem Wege
geworden. Wenn man aber bedenkt, wie wichtig strategisch Tunis f�r das
mittell�ndische Meer gelegen ist, und was Frankreich durch den Zuwachs
einer solchen Provinz gewonnen h�tte, dann kann man sicher nicht genug
darauf bedacht sein, eine Vergr�sserung Frankreichs nach dieser Seite hin
zu verhindern.

Ob je Tunis seinem Schicksal entgehen wird, einer europ�ischen Macht
anheim zu fallen, das bezweifle ich. Eigentliche Civilisation ist hier
ebenso wenig wie in Aegypten und in der T�rkei, und es wird von der
Nachwelt gewiss als eines der gr�ssten Wunder betrachtet werden, dass
solche Staaten im 19ten Jahrhundert vor den Thoren Europa's haben
existiren k�nnen.

Staunen wir nicht dar�ber, wenn wir lesen, dass im Jahr 1823 n. Chr. in
Tunis es fast zum Bruch mit der englischen Regierung gekommen w�re, weil
die Juden anfingen, sich europ�isch zu kleiden und namentlich sich des
Hutes bedienten, ja im selben Jahre f�r dasselbe Verbrechen, d.h. einen
schwarzen Cylinder getragen zu haben, zwei Juden in Tunis die Bastonade
bekamen und nur mit M�he durch Hrn. Nylsen, dem holl�ndischen Consul,
welcher derzeit Toscana vertrat, ihre Freilassung erlangten. Aber solche
Sachen passiren noch alle Tage, wenn auch nicht so eclatant und
�ffentlich.

Zwei Wagen, die Hr. Tulin, schwedischer General-Consul und preussischer
Agent, herausgeschickt, brachten uns in anderthalb Stunden von der Goletta
nach Tunis selbst. Der Weg war, da es seit Tagen geregnet hatte,
entsetzlich, und je n�her wir der Stadt kamen, desto bodenloser wurde er.
In der Stadt selbst waren denn die Strassen auch ganz ein Schmutzmeer; es
war, als h�tte man sie mit Chocolade einen halben Fuss hoch begossen. Eine
mohammedanische Stadt kann ich mir nun einmal nicht ohne Schmutz denken,
und es w�rde mir selbst befremdend vorgekommen sein, wenn dem nicht so
gewesen w�re; mich am�sirte nur mein Berliner Photograph, der fortw�hrend
ausrief, dass es unter den Linden doch ganz anders sei. Damit man durch
diese Schmutz�berschwemmung zu Fuss hindurchkommen kann, hat die
europ�ische Colonie in Tunis ein eigenes Schuhwerk erfinden m�ssen, hohe
Holzschuhe, welche auf noch h�heren eisernen Ringen ruhen, und die man mit
Lederriemen unter sein Schuhwerk bindet.

Leider sollte es mir nur verg�nnt sein, in Tunis eine Nacht zu bleiben,
denn die Fahrten der Dampfer waren der Art eingerichtet, dass ich ohne
einen Verzug von zehn Tagen den am folgenden nach Malta abfahrenden nicht
vers�umen durfte. Ich machte indess hier die interessante Bekanntschaft
des Herrn von Maltzan, welcher sich Studien halber f�r l�ngere Zeit in
Tunis aufhielt.

Baron von Maltzan, schon seit Jahren an der Nordk�ste von Afrika und in
Arabien heimisch, ein poetisches Gem�th, was seinen Reisebeschreibungen
allerdings einen eigenen Reiz verleiht, andererseits aber auch eben der
poetischen Auffassung wegen Abbruch thut, hat der Wissenschaft einen
grossen Dienst gethan durch Ver�ffentlichung seines Werkes �ber Sardinien.
Offenbar einer der besten Kenner der ph�nicischen Sprache und Alterth�mer,
hat Niemand in Deutschland so sehr auf den Reichthum, den Sardinien in
dieser Hinsicht birgt, aufmerksam gemacht, wie Maltzan.

Zu gleichem Zwecke hielt er sich in Tunis auf; bot doch die St�tte des
alten Carthago eine wahre Fundgrube f�r unseren gelehrten Ph�nicier. Zudem
hatte er entdeckt, dass der Sohn des Chasnadar ein ganzes Museum
ph�nicischer Alterth�mer bes�sse mit kostbaren Inschriften. Nach vielen
Schwierigkeiten gelang es Hrn. von Maltzan, Einsicht dieses Museums zu
bekommen, aber alle seine Bem�hungen, Photographieen der interessanten und
wichtigen Inschriften machen zu d�rfen, sind bis jetzt gescheitert.

Die Bev�lkerung von Tunis machte indess einen ebenso peinlichen Eindruck,
wie die der algerischen Provinz, man sah, dass Cholera und Hungertyphus
hier gew�thet hatten. Dazu die gr�sste Insolvenz der Regierung, alle
Beamten von oben bis unten, das ganze Heer und die Marine hatten seit zwei
Jahren keinen Lohn erhalten. Diese Thatsachen sprechen laut genug, wie es
um den tunisischen Staat bestellt ist. M�ge die Finanzcommission,
zusammengesetzt aus Norddeutschland, England, Frankreich und Italien, von
der man jetzt Rettung und baldiges Eintreffen erwartet, nicht lange auf
sich warten lassen.

Der R�ckweg nach Goletta und die Einschiffung ging auf dieselbe Weise von
Statten, nur dass wir diesmal an Bord eines Dampfers kamen, der gerade
doppelten Tonnengehalt hatte, wie die Germania, welche so eben die erste
deutsche Nordpolfahrt zur�ckgelegt hat.

Man kann sich denken, wie wir an Bord dieser Nussschaale herumgeworfen
wurden, aber wir hatten einen englischen Capit�n, der Rio-Janeiro, Canton,
Danzig, Stettin und andere H�fen gesehen hatte, also ein alter Seel�we
war; und trotz eines Sturmes, welcher auf dem Mittelmeere gar nicht
spasshaft ist, kamen wir gut �ber.

Aber wie sah es oft in der engen Caj�te aus! Der alte Capitain hatte
n�mlich das Steckenpferd, sich eine ganze Menagerie an Bord zu halten,
diese bestand aus seiner Frau, vielen Hunden, Katzen, H�hnern, V�geln,
Enten und anderen Vier- und Zweif�sslern. Das Sonderbarste war, dass alle
Thiere einen Namen hatten--da war ein Neufundl�nder Nelson, eine schlaue
Katze, die Napoleon hiess, andere Thiere Wellington, Bl�cher, Malborough
etc.; bitter beklagte indess der alte Capit�n, dass Bismarck desertirt
sei.

Ich konnte Bismarck das nun gar nicht verdenken, denn wenn bei einem
besonders starken Wellenschlage alle diese Thiere mit B�nken und Sch�sseln
in der Caj�te umhertanzten, geh�rten mehr als starke Nerven dazu, um es
auszuhalten. Abends 8 Uhr am 28. November warfen wir Anker im Hafen von La
Valetta, und waren einige Augenblicke sp�ter wieder auf europ�ischem Grund
und Boden.

       *       *       *       *       *




Kurzer geschichtlicher Ueberblick von Tripolis.


Im freundlichen Imperial-H�tel in Lavaletta abgestiegen, mussten wir nun
freilich in Malta l�ngere Zeit bleiben, als wir, wenn es nach unserem
Wunsche gegangen w�re, beabsichtigt hatten; aber mit Malta hat der
regelm�ssige Verkehr ein Ende, wenigstens wenn man nach Tripolis will, und
man muss sich den Launen der t�rkischen Dampfschiffs-Eigenth�mer, sowie
dem Wetter f�gen.

Indess kann man die Zeit in Lavalletta und Malta recht gut hinbringen.
Freilich bietet die Stadt f�r einen Nichtmilitair des Interessanten nicht
viel. Das Palais des Gouverneurs, ehemals das des Grossmeisters der
Johanniter, die Johanniskirche, einige Pall�ste der ehemaligen Zungen,
besonders das castilianische H�tel, einige h�bsche Promenaden, zwei
Bibliotheken, endlich Oper und einige Clubs gew�hren wohl f�r einige Tage
dem Fremden Unterhaltung, wer aber all dies von fr�her her schon kennt,
und ich war nun schon verschiedene Male in Lavalletta gewesen, der sehnt
sich nach etwas Anderem. Dazu k�mmt nun noch, dass an keinem Orte von
Europa die Familien so abgeschlossen und f�r den Fremden schwer zug�nglich
sind, als in Malta. L�ngere Zeit unter der Herrschaft der Araber, wie ja
auch heute noch die Volkssprache auf Malta ein arabischer Dialekt ist,
halten die Familien ihr Haus dem Fremden fast so fest verschlossen, wie es
der Mohammedaner einem nicht zu seiner Sippe Geh�rigen thut, und trotzdem
ich mehrere Bekannte in Lavalletta hatte, war es mir nie gelungen, Eingang
zu ihren Familien zu bekommen. Nat�rlich nehme ich die dort residirenden
Engl�nder hiervon aus, welche auch hier wie �berall ihre gastlichen
Eigenschaften beibehalten haben.

Wer nun aber l�ngere Zeit einen gezwungenen Aufenthalt auf diesen Inseln
haben sollte, der bleibe nicht in der Stadt, sondern mache Ausfl�ge, und
ob er diese zu Fuss mache, oder mit jenem antiken Einsp�nner ohne
Springfedern, er wird seine Spaziertouren nicht bereuen. Malta hat die
lieblichsten Buchten, viele interessante Ruinen aus ph�nicischer Zeit, von
denen ich hier nur Hedjer Kim, Mnaidra und die merkw�rdige nat�rliche
Einsenkung Makluba nenne. Auch Gozzo mit seinem ebenfalls aus ph�nicischer
Zeit stammenden Riesenthurm ist eines Besuches werth; kurz wenn man nicht
seinen Aufenthalt auf Lavalletta selbst beschr�nkt, kann man 14 Tage recht
gut auf Malta hinbringen.

Erst am 11. December war der "Trabulos Garb", ein t�rkischer Dampfer,
welcher dem Schich el bled von Tripolis geh�rt, segelfertig. In den
Wintermonaten ist es gar nicht angenehm und oft sehr gefahrvoll auf dem
Mittelmeere, und Jeder erinnert sich noch wohl der heftigen St�rme, welche
gerade in dem Monat auf unserer Hemisph�re stattfanden. Zudem kam noch,
dass "Trabulos Garb" so eben erst eine unheilvolle Katastrophe erlebt
hatte: Von Smyrna abgehend mit f�r Tripolitanien bestimmten Soldaten,
sprang der Kessel noch ehe der Dampfer den Hafen verlassen hatte. Der
Maschinist, die Heizer und �ber 50 Soldaten waren augenblickliche Opfer,
wie viele aber noch sp�ter starben infolge von Verwundungen, hat man nie
erfahren k�nnen; in dem t�rkischen Reiche k�mmert man sich um dergleichen
nicht. Andererseits bot jedoch jetzt das Dampfschiff eine gewisse
Garantie, denn in den Docks von Lavalletta mit einem neuen Kessel
versehen, durfte man annehmen, dass das Schiff nur seet�chtig entlassen
worden sei. Ueberdies war es das einzige Mittel, um nach Tripolis zu
kommen, wenn man nicht mit einem Segelschiffe, die im Winter jedoch noch
weit gef�hrlicher und unsicherer sind, die Fahrt h�tte machen wollen.

Die Einpackung und Verladung der vielen Kisten hatte unser norddeutscher
Consul, Hr. Ferro, schon besorgt, und �berhaupt w�hrend der ganzen Zeit
meines Aufenthaltes in Malta sowohl als auch sp�ter in Tripolis nicht
aufgeh�rt, auf das Liebensw�rdigste sich meiner Sache anzunehmen.

Unsere Ueberfahrt nach Tripolis war eine sehr gute, schon nach 30 Stunden
erreichten wir das afrikanische Ufer. Oea mit seinen grossen Palmenw�ldern
lag vor uns, und einen Augenblick sp�ter konnten wir schon die einzelnen
H�user unterscheiden. Angesichts der Stadt, liess ich mit Bewilligung des
Capitains unsere norddeutsche Flagge am Hauptmaste aufhissen, es war das
erste Mal, dass sich dieselbe vor Tripolis zeigte; f�r meine vielen
Freunde und Bekannten daselbst sollte es zugleich ein verabredetes Zeichen
sein, dass ich mich an Bord bef�nde. Und kaum hatte man unsere Flagge
bemerkt, als s�mmtliche Consulatsfahnen an ihren hohen, langen Mastb�umen
emporstiegen. Nirgends ist wohl unsere deutsche Flagge ehrenhafter und
freudiger bei ihrem ersten Erscheinen begr�sst worden; die Stadt hatte ihr
sonnt�glichstes Aussehen angenommen. Die Formalit�ten des Passes, der
Douane und der Sanit�tspolizei waren rasch durchgemacht, und kurz nachdem
wir Anker geschmissen hatten, konnten wir landen.

Die Ankunft des Dampfers, der zugleich die verschiedenen Posten aus Europa
bringt, ist f�r eine so abgelegene Stadt wie Tripolis immer ein Ereigniss,
und die ganze Stadt findet sich dann am Quai des Hafens versammelt; auf
diese Art konnte ich auf Ein Mal fast meine s�mmtlichen Bekannten
begr�ssen, fast alle waren auf dem Quai versammelt.

Ich hielt mich nicht lange in der Stadt auf, sondern fuhr gleich nach der
Mschia hinaus, wo Consul Rossi mit bekannter Liebensw�rdigkeit seinen
Landsitz zu meiner Disposition gestellt hatte. Tripolis hatte einen
weiteren Schritt in der Civilisation gemacht: es hatte ein Fuhrwerk
bekommen, eine kleine Malteser "Kascha", welche Droschkendienst
verrichtete. Fr�her hatten nur der Pascha und einige der Consuln Wagen,
jetzt konnte sich jeder, wer einige Piaster �ber hatte, das Vergn�gen des
Fahrens machen, und oft genug sah man elegant gekleidete Judendandi's, die
noch vor wenigen Jahren baarfuss bei jedem Moslim vorbeigehen und sich
jedwede Schmach von einem fanatischen Druisch gefallen lassen mussten, die
Kascha benutzen, und durch Extrabakschische angefeuert, fuhr der Kutscher
sie zum Aerger der Rechtgl�ubigen in rasender Geschwindigkeit �ber den
Grossen Platz, zwischen Stadt und Mschia.

Unsere Sachen waren auch bald in dem Landhause des Herrn Rossi, das recht
freundlich und heimisch in einem Palmgarten gelegen ist, angekommen; die
nach Bornu bestimmten Sachen liess ich indess alle in einem eigens dazu
gemietheten Hause in der Stadt. Beim Auspacken fand sich, dass alle
unversehrt, mit Ausnahme einer grossen Glasglocke �bergekommen waren. Die
noch fehlenden Sachen: Kameele, Seidenstoffe, Corallen etc., wurden nun
auch gleich eingekauft, da man dergleichen in Tripolis besser, und eigens
f�r den Geschmack der innern V�lker hergerichtet, bekommen kann, als in
Europa. Ich hatte hier wieder Gelegenheit, zu bewundern, wie die
Tripolitaner, seien es Christen oder Juden, es geschickt anzufangen
wissen, einem Fremden gegen�ber den Uneigenn�tzigen zu spielen, ohne dabei
im Mindesten ihren oft betr�chtlichen Gewinn aus den Augen zu verlieren.
Man sollte in der That meinen, wenn man es mit diesen Leuten zu thun hat,
als ob sie beim Verkauf verl�ren, und trotzdem, wenn sie F�nfzig auf
Hundert gewinnen, glauben sie schlechte Gesch�fte gemacht zu haben--denn
sie _h�tten_ ja hundert Procent und mehr gewinnen k�nnen. Es ist dies
�brigens so nat�rlich, dass ich mich gar nicht dar�ber wundern sollte: Die
Juden und Christen leihen den Arabern ihr Geld zu 5 Procent _monatlich_; 2
Procent oder 1� Procent _monatlich_ zu nehmen, sind seltene F�lle, ein
solcher Mann ist sicherlich ein Ehrenmann, und wird allgemein wegen seiner
Uneigenn�tzigkeit gelobt. Die meisten, oder man kann fast sagen, alle in
Tripolis lebenden Juden und Christen haben auf diese Weise ihr Geld
verdient, denn der eigentliche reelle Handel wirft in Tripolis keinen
grossen Gewinn ab.

Welch merkw�rdige Schicksale hat aber diese Stadt erlebt und welche
Zukunft steht ihr noch bevor, wenn sie einst wie Algerien in die H�nde
einer aufgekl�rteren Regierung kommen sollte. War nicht das alte Tripolis
jener Dreist�dteverein Leptis magna, Oea und Sabratha, einst eine der
bl�hendsten und reichsten Colonien am Nordgestade Afrika's? Ohne hier
einen Abriss der Geschichte der Stadt geben zu wollen, welche sich auch
gar nicht, was die alte Zeit anbetrifft, von der Geschichte aller St�dte
und Colonien Nordafrika's trennen l�sst, werden gewiss meine Leser gern
einen Blick in die Vergangenheit thun, um zu sehen, unter welchen
Verh�ltnissen Tripolis das geworden, was es jetzt ist.

Im heutigen Tripolitanien hausten im Alterthume nach Herodot die
Nasomonen, welche um die grosse Syrte nomadisirten und uns als verwegene
und gef�hrliche Seer�uber geschildert werden. Unter Augustus bekriegt,
verschwinden sie von der Seek�ste und statt ihrer f�hrt Ptolem�us die
Makakutae und die h�hlenbewohnenden Lesaniki an, die Nasomonen verlegt er
weiter ins Innere. Westlich von den Nasomonen grenzten die Psylli und von
diesen wieder westlich die Maccae. Im �ussersten Westen des heutigen
Tripolitanien waren nach Scylax die Lotophagen. Andere V�lkerschaften
werden von Herodot und Ptolem�us im Innern genannt, als die Machlyes,
Auses, Nigintini, Astskures etc. Am bekanntesten von allen waren jedoch
die Garamanten, welche wir heutzutage, wenn auch nicht in Tripolitanien,
so doch im Stamme der Tebu s�dlich davon deutlich wiedererkennen. Aus
allen Angaben aber m�ssen wir schliessen, dass die Garamanten fr�her das
ganze heutige Kaimmakamlik Fesan inne hatten.

W�hrend die Kenntniss von den Garamanten unter den Griechen sich g�nzlich
verlor, tauchte dieses Volk unter r�mischer Herrschaft wieder auf, und wir
finden nun auch zum ersten Mal den Namen Fesan, Phasania genannt, erw�hnt.
Plinius f�hrt uns eine Menge St�dte und Oerter der Garamanten auf mit der
Hauptstadt Garama. Ob �brigens die Garamanten eine so grosse Ausdehnung
gehabt haben, wie die Alten es annehmen und auch noch einige Gelehrte der
Neuzeit, m�chte nicht ganz erwiesen sein, man m�sste denn ganz Bornu als
ihnen damals unterworfen betrachten. Die Hauptstadt Garama finden wir im
heutigen Djerma in Fesan wieder, auch Krema in Tibesti erinnert an Garama,
sowie Berdoa an Borde in eben dem Lande.

Zu diesen an der K�ste wohnenden Libyern, welche von den R�mern Numider
(vom Worte [griechisch: nomades], herumziehende V�lker) genannt wurden,
kamen zur Zeit der trojanischen Kriege ph�nicische Handelsleute: so
entstand Leptis, Oea, Sabratha und die wichtigste Colonie von allen,
Carthago. W�hrend so die Geschichte Tripolis' mit der von Carthago eng
Hand in Hand geht, sehen wir dann, wie Massinissa, ein numidischer K�nig,
sich mit H�lfe der R�mer an der K�ste ein unabh�ngiges K�nigreich gr�ndet.
Nach dem zweiten punischen Kriege war er Herrscher fast des ganzen heutigen
Tripolitanien mit Ausnahme von Cyrenaica. Die Emp�rung Jugurtha's, des
Enkels von Massinissa, gegen r�mische Vormundschaft, die Herrschaft Juba's
f�hrten dann diese L�nder bald g�nzlich in die Gewaltherrschaft der R�mer.

Mit dem Einbruche der Vandalen und sp�ter der Araber wurde das
Christenthum, welches an der ganzen Nordk�ste von Afrika in mehr denn 500
Bischofssprengeln gelehrt wurde, zu Grabe getragen; und im Jahre 647
erschien Abd Allah, vom Kalifen Otman geschickt, unter den Mauern
Tripolis'. Im Jahre 680 sehen wir alle Berberstaaten durch Akbah
unterworfen, und im neunten Jahrhundert finden wir die Aglabiten in
Tripolis herrschend. Obgleich nun die Stadt vom tapferen Normannenk�nig
Roger im Jahre 1146 den Mohammedanern wieder entrissen wurde, bem�chtigten
sich unter Abd el Mumin schon im Jahre 1159 wieder die Almohaden des
Ortes. Darauf unter dem Scepter von Abu Fares von Tunis, eroberten 1510
die Spanier die Stadt unter Peter von Navarra. Dieser schleppte alle
mohammedanischen Einwohner fort, Carl V. erlaubte ihnen jedoch
zur�ckzukehren und die Stadt, zwar ohne W�lle, wieder aufzubauen. 1530
wurde Tripolis von Carl V. an die Malteser Ritter gegeben, aber schon drei
Jahre darauf vom ber�chtigten Seer�uber Barbarossa erobert; dieser wurde
jedoch von Carl wieder vertrieben und bis 1551 blieb sie unter der
Herrschaft des Malteser Kreuzes, um in diesem Jahre f�r immer durch den
t�rkischen Admiral Sinan Pascha dem Halbmonde unterworfen zu werden.

Zwar hatten die T�rken auch nicht viel Ruhe und Frieden, schon acht Jahre
darauf emp�rte sich ein Scherif und wurde nur nach vielen Anstrengungen
unterdr�ckt. Ausserdem kam es jetzt der h�ufigen Seer�ubereien der
Tripolitaner wegen zu h�ufigen Conflicten mit den christlichen M�chten.
Durch Vertr�ge gesch�tzt waren nur die Engl�nder und Franzosen, aber auch
diese mussten von Zeit zu Zeit Expeditionen senden, um mit Gewalt die
Aufrechthaltung der Vertr�ge zu erzwingen. So sandte Cromwell im Jahre
1655 den Admiral Blake, um Genugthuung zu fordern; 1675 erschien Sir John
Narborough vor Tripolis, um begangene Verr�thereien der Piraten zu
z�chtigen. 1683 zerst�rte der franz�sische Admiral Duquesne im Wasser von
Tripolis eine grosse Zahl von Piratenschiffen, und zwei Jahre sp�ter legte
sich d'Estr�es vor die Stadt und bombardirte sie; erst nach Abschluss
eines Vertrages und nach Zahlung von 500,000 Fr. hob d'Estr�es die
Belagerung auf.

Im Jahre 1714 trat endlich f�r Tripolis ein wichtiges Ereigniss ein.
Hammed Caramanli, ein Araberchef, der zugleich H�uptling einer
Reiterabtheilung war, unter dem t�rkischen Pascha, benutzte dessen Reise
nach Constantinopel, um sich zu emp�ren und unabh�ngig zu machen. Durch
List hatte er die t�rkischen Soldaten aus der Stadt zu entfernen gewusst,
und dann zu einem grossen Feste, was an Beamten und Officieren �brig
blieb, eingeladen. Als die T�rken sich, der Einladung folgend, zu Hammed
Caramanli begaben, wurde einer nach dem andern beim Eintreten in sein Haus
get�dtet, und wer sonst von den T�rken noch �brig war, wurde am folgenden
Tage ermordet gefunden. Die Zahl der Eingeladenen zum Festessen betrug
allein 300 Personen, welche alle erdrosselt wurden. Hammed schickte nun
gleich grosse Geschenke, das Eigenthum der ermordeten Personen, nach
Constantinopel, und der Grossherr hatte die Schw�che, seine Regierung
anzuerkennen und zu best�tigen.

Die Caramanli's haben dann die Regierung bis zum Jahre 1835 inne gehabt.

Aber auch unter den Caramanli's gestalteten sich die Verh�ltnisse mit den
christlichen M�chten nicht gleich von vornherein g�nstig. 1728 schon sah
Frankreich sich gen�thigt unter Grandpr� von Neuem eine Flotte gegen
Tripolis zu schicken, welches von seinem alten Piratenunwesen nun ein Mal
nicht lassen wollte. Im Jahre darauf wurde ein neuer Vertrag geschlossen.
1766 musste Prinz Listenois im Auftrage der franz�sischen Regierung f�r
erlittene Unbill Genugthuung verlangen, und erhielt dieselbe. Im Jahre
1745 war der zweite Sohn Ali seinem Vater Hammed Caramanli gefolgt. Im
Jahre 1790 wurde sein �ltester Sohn von seinem j�ngsten Sohne Jussuf
get�dtet, wor�ber ein blutiger Civilkrieg ausbrach; Jussuf hatte aber
durch einnehmendes Wesen und Geldbestechungen sich einen so grossen Anhang
zu verschaffen gewusst, dass Ali, um dem Kriege ein Ende zu machen, seinem
Sohne, dem Bruderm�rder, verzieh und in Gnaden wieder aufnahm. Von anderer
Seite aber drohte ihm Gefahr und h�tte bald schon die Regierung der
Caramanli's beendigt. Ein Abenteurer Namens Ali Bugul, landete 1793 in
Tripolis und bem�chtigte sich durch Verrath und Ueberrumpelung der Stadt.
Keineswegs von der t�rkischen Regierung abgeschickt, scheint Ali Bugul
geheime Unterst�tzung des Kapudan Pascha's gehabt zu haben. Der nach Tunis
gefl�chtete Ali Caramanli fand aber H�lfe beim Bei, derselbe kam nach
Tripolis, vertrieb Ali Bugul und setzte die Caramanli wieder ein. Ali
Bugul floh nach Aegypten. Der alte Ali Caramanli nahm aber die
Regentschaft nicht wieder auf, sondern �bergab dieselbe seinem zweiten
Sohne Hammed, welcher aber gleich darauf vom Bruderm�rder Jussuf
vertrieben wurde.

W�hrend der franz�sischen Expedition nach Aegypten, stand Tripolis im
Geheimen zu den Franzosen, General Vaubois auf Malta, wurde w�hrend der
Belagerung mit Lebensmitteln unterst�tzt. Als Jussuf Pascha nachher durch
die Drohungen der Engl�nder gezwungen, offen den Krieg an Frankreich
erkl�ren musste, instruirte er heimlich seine Corsaren den franz�sischen
Pavillon zu schonen. Ja, es scheint, als ob Napoleon einen Augenblick
daran gedacht habe, seine Armee durch Tripolitanien aus Aegypten zu
ziehen. 1801 wurde von ihm ein gewisser Xavier Naudi, geborner Malteser,
nach Tripolis geschickt, und derselbe schloss mit Jussuf am 18. Juni des
Jahres Frieden. In den Stipulationen war haupts�chlich die freie
Communication von G�tern und Personen zwischen Tripolitanien und Aegypten
betont. Die bald darauf erfolgende R�umung der franz�sischem Truppen
machten jedoch diese Clausel �berfl�ssig.

Im Jahre 1819 wurde durch Freemantle und Jurien de la Gravi�re der
Regentschaft die Beschl�sse von Aachen mitgetheilt, wie das in Algier und
Tunis geschehen war, und Jussuf, besonders da man das Recht schwarze
Sklaven zu halten und zu kaufen nicht antastete, nahm offen alle
Bedingungen an. Es war hiemit ein grosser Schritt gewonnen. Denn durch
diesen Vertrag bekommen zum ersten Male die Schiffe der kleinen M�chte,
wie Toscana, der Kirchenstaat, die Hansest�dte, Hannover und Preussen,
dieselbe Berechtigung wie die Fahrzeuge der Staaten, welche wie
Oesterreich, Frankreich und England Vertr�ge mit den Berberstaaten hatten.
Wenn mit diesem Aachener Vertrage ein f�r alle Mal die Piraterie
aufgehoben war, so waren damit alle anderen dem�thigenden Vertr�ge auch
vernichtet. Ich schreibe das Wort "dem�thigend", denn obwohl seit
Jahrhunderten Engl�nder, sowohl wie Franzosen mittelst ihrer Flotte die
Macht gehabt h�tten, l�ngst die Piraterie zu zerst�ren, und diese
Raubstaaten bei wiederholten Gelegenheiten dem Erdboden h�tten
gleichmachen k�nnen, so schlossen sie doch selbst die schimpflichsten
Vertr�ge ab, bloss um den Handel der kleinen christlichen M�chte, welche
keine Kriegsflotte zum Schutze ihres Handels hatten, g�nzlich zu
vernichten. Was sagt man dazu, dass in dem am 2. Aug. 1729 zwischen
Frankreich und Tripolis geschlossenen Frieden festgesetzt ist: "dass die
Corsaren _franz�sische_ P�sse vom _franz�sischen_ Consul erhalten, um sie
vor den franz�sischen Kriegsschiffen zu sichern, dass sie in den
franz�sischen H�fen Schutz finden k�nnen, aber nur Prisen in der
Entfernung von 10 Meilen vom franz�sischen Ufer machen d�rfen. Die
franz�sischen Kriegsschiffe d�rfen die Piratenschiffe untersuchen, aber
das Durchsuchungsrecht ist auch den Piraten f�r die franz�sischen
Kauffahrer gew�hrt." Es versteht sich von selbst, dass alle Schiffe,
welche nicht franz�sisch oder englisch waren, den Piraten als verfallen
betrachtet wurden. Mit dem Jahre 1819 waren solche Zust�nde gl�cklicher
Weise �berwunden.

Im Anfange der zwanziger Jahre hatte Jussuf eine Rebellion seines Sohnes,
welcher Statthalter in Bengasi war, zu unterdr�cken, und �berm�thig
geworden, glaubte er nun an Sardinien einen leicht zu besiegenden Gegner
gefunden zu haben. Dieser Staat war interimistisch durch einen Agenten in
Tripolis vertreten, und als dieser sich weigerte, das �bliche Geschenk an
den Pascha zu entrichten, liess Jussuf seinen Pavillon herabziehen, und
erkl�rte Krieg an Sardinien. Es dauerte aber nicht lange, so erschien
Admiral Sivoli mit sardinischen Schiffen vor Tripolis, und Jussuf Pascha,
jetzt eingesch�chtert, wollte durch das englische Consulat unterhandeln,
verlangte aber dummerweise zum Segen des Friedensschlusses gleich von
vornherein die Summe von 30,000 Piastern. "30,000 Kugeln soll er haben,"
antwortete der tapfere Sivoli und die Beschiessung der Stadt begann
sofort. Es versteht sich von selbst, dass die Sardinier nach kurzer Zeit
erlangten, was sie wollten, der Stolz Jussuf's war gebrochen.

Etwas sp�ter kam auch ein neapolitanisches Geschwader vor Tripolis, um f�r
erlittene Unbillen Genugthuung zu verlangen, aber nicht so energisch wie
die Piemontesen, musste es unverrichteter Sache wieder abziehen.

Durch seine eigenen Unterthanen, die nun einmal die gewinnreiche Piraterie
nicht aufgeben wollten, wurde der Regierung Jussuf's die meisten
Unannehmlichkeiten bereitet; so im Jahre 1826, wo drei unter p�pstlicher
Flagge fahrende Kauffahrer gekapert wurden. Der Papst selbst ohnm�chtig,
seine Unterthanen gegen die mohammedanischen Seer�uber zu sch�tzen, wandte
sich an Frankreich, und das schickte unter Arnous de Saulsays eine Flotte,
welche die Herausgabe der drei Schiffe bewerkstelligte. Da aber Jussuf
Pascha dem p�pstlichen Stuhle ausserdem eine starke Entsch�digungssumme
zahlen musste, so suchte er sich durch die kleinlichsten Chikanen an dem
derzeitigen franz�sischen Consul zu r�chen. Zu der Zeit war im Innern der
englische Reisende Major Laing ermordet worden, und Jussuf Pascha scheute
sich nicht, den franz�sischen Consul der Mitwissenschaft dieses Mordes und
namentlich des Besitzes der Papiere Laing's anzuklagen. Da Herr Rousseau,
der franz�sische Consul, vom Pascha keinen bestimmten Widerruf erlangen
konnte, strich er seinen Pavillon und schiffte sich nach Frankreich ein.
Der dar�ber zwischen Paris und London ausbrechende diplomatische
Briefwechsel, hatte eine gr�ndliche Untersuchung des Vorganges zur Folge,
bei der sich die Unschuld des franz�sischen Consuls auf's gl�nzendste
herausstellte. Das franz�sische Gouvernement benutzte diese Gelegenheit
indess, um Tripolis ein f�r alle Mal eine t�chtige Lection zu geben, und
einen Monat sp�ter als die Einnahme Algiers, erschien Gegenadmiral Rosamel
vor der Stadt und legte der Regierung Bedingungen auf, welche aber trotz
der Dem�thigung, welche sie enthielten, angenommen wurden. Frankreich trat
hier als F�rsprecher der ganzen Christenheit auf, denn ausser den
Entschuldigungen, welche der Pascha wegen seiner Verl�umdungen machen
musste, wurde die unbedingte Aufhebung christlicher Sklaverei und jeder
Piraterie und die Abschaffung gewisser Geschenke, welche einige kleine
Staaten noch leisteten, decretirt.

Zu diesen �usseren Complicationen, welche den Schatz des Paschas
verminderten, und da sie immer mit einer Dem�thigung f�r die Regierung
Tripolis endeten, dessen Ansehen im Inneren der Provinz schw�chten, kamen
nun noch Revolten und Emp�rungen der eigenen Unterthanen, so dass man
jetzt schon den Untergang des alten Jussuf's voraussagen konnte.

Ein gewisser Abd el Djelil, Kaid der uled Sliman, emp�rte sich offen 1831,
marschirte auf Fesan los, und bem�chtigte sich dieses Landes. Jussuf
schickte seine S�hne Ali und Ibrahim ab, um ihn zu verfolgen, als sie aber
den Djebel Ghorian passirten, emp�rten sich die Bergv�lker, und zwangen
sie zu einer eiligen Umkehr nach Tripolis. Um das Ungl�ck des Pascha's
voll zu machen, pr�sentirte sich 1832 eine englische Flotte unter Dundas,
und verlangte f�r r�ckst�ndige Schulden an britische Unterthanen die Summe
von 200,000 spanischen Piastern. Dem Pascha waren nur 48 Stunden Zeit
gegeben. Da es ihm unm�glich war, diese Summe so schnell zusammen zu
bringen, denn seine Geldnoth war so gross geworden, dass er sogar schon
die bronzenen Kanonen des Forts an die christlichen Kaufleute verkauft
hatte, so zog der englische Generalconsul Warrington seine Flagge ein und
begab sich an Bord des Kriegsschiffes. In dieser argen Klemme liess sich
Jussuf verleiten, die Bewohner der Mschia mit einer Kriegssteuer zu
belegen. Diese, die von Alters her immer von allen Steuern frei gewesen
waren und es auch noch sind, wof�r sie jedoch kriegpflichtig waren,
antworteten sogleich mit offener Emp�rung; aber dabei blieben sie nicht
stehen, sie erkl�rten Jussuf Pascha f�r abgesetzt, und zu seinem
Nachfolger Mohammed Caramanli! Zu sp�t war es jetzt, die Ordre f�r die
Mschia zur�ckzunehmen, zu sp�t, dass er seine S�hne nach Sauya schickte,
um sich an die Spitze der Araber im Sahel, welche sich f�r ihn erkl�rt
hatten, zu setzen. Nichts half mehr, Die Mschia blieb in Revolte, und
seine S�hne fl�chteten sich zu Schiff nach Tripolis zur�ck. Obgleich er in
dieser Stadt nun noch 1200 treugebliebene Soldaten hatte, sah er doch ein,
dass er den Umst�nden weichen m�sse, und dankte zu Gunsten seines Sohnes
Ali Caramanli ab.[3]

Die Consulate von Europa setzten sich gleich mit Ali in Verbindung, und
auch Major Warrington, der englische Generalconsul, kehrte nach Tripolis
zur�ck, sobald er die Abdankung Jussuf's erfahren hatte. Statt aber wie
thunlich, seine Residenz in Tripolis (die Stadt war noch immer belagert)
zu nehmen, bezog er sein in der Mschia gelegenes Landhaus, befand sich
also inmitten der Rebellen. Es ist wohl zu nat�rlich, anzunehmen, dass
dies absichtlich geschah, jedenfalls sch�pften die Rebellen dadurch
Hoffnung f�r ihre Sache, da sie mit Recht glaubten, England unterst�tze
ihre Sache. Durch einen gewissen Mohammed bit el mel, der fr�her Uisir von
Jussuf Pascha gewesen war, und sich in Malta befand, wurden sie �berdies
von dieser Insel aus mit Nachdruck unterst�tzt. Mohammed bit el mel
r�stete sogar ein kleines Geschwader von drei Schiffen aus, man braucht
wohl kaum zu fragen mit wessem Gelde, indess obschon die Schiffe vor
Tripolis erschienen, konnten sie doch nichts Ernstliches ausrichten.

W�hrend so einerseits durch England unterst�tzt, die Rebellen der Mschia
den Muth nicht verloren und fortw�hrend die Stadt cernirt hielten, gewann
anderer Seits Ali Pascha Terrain. Abd el Djelil hatte Verhandlungen mit
ihm angekn�pft, ihm sogar einige Soldaten zur Unterst�tzung nach Tripolis
gesandt, und ein gewisser Rhuma, der im Djebel sich unabh�ngig erkl�rt
hatte, bot ebenfalls unter Bedingungen seine Unterwerfung und H�lfe an. In
Bengasi hatte man sich vollkommen dem neuen Pascha unterworfen und Ali der
Stadt seinen Bruder Otman als Gouverneur geschickt. Um die Unterwerfung
der Provinz noch mehr zu beschleunigen, schickte Ali seinen Bruder Ibrahim
zu Rhuma, und vereint brachen diese gegen Sauya auf, wo sich Mohammed
Caramanli, der Rebellen-Pascha aufhielt. Dieser wurde auch geschlagen, und
wenn jetzt die vereinigten Consulate zu Ali Pascha gehalten h�tten, w�re
sicher bald die ganze Provinz wieder dem rechtmassigen Nachfolger von
Jussuf Pascha unterworfen worden.

Aber England hat von jeher eine eigene Politik im Orient verfolgt; wobei
die Hauptsache _die_ war, die T�rkei _soviel wie m�glich zu kr�ftigen_,
und gewiss war der Plan, Tripolitanien in die H�nde der Pforte zu spielen,
schon l�ngst vorbereitet. Dass es sich dabei haupts�chlich darum handelte,
den Einfluss Frankreichs auf der Nordk�ste von Afrika zu schw�chen, liegt
auf der Hand, denn Frankreich hatte eben erst Algerien erobert, fr�her
schon mal Aegypten besessen, war also mehr als irgend eine andere Macht
von den Bewohnern Nordafrika's gef�rchtet.

Tripolis Stadt wurde den T�rken ohne Blutvergiessen in die H�nde gespielt.
Eine geistige Suprematie der Pforte, hatten auch die Caramanli immer noch
anerkannt, und obgleich sie unabh�ngig regierten, sie j�hrlich durch
Absendung von Geschenken nach Constantinopel beth�tigt. Jetzt hiess es auf
einmal, es sei Zeit, dass die Pforte intervenire, um dem Streite der
Parteien ein Ende zu machen. Der Sultan kam nur zu gerne dieser
Aufforderung nach und schickte 1834 einen Gesandten, Schekir Bei, nach
Tripolis, um Aufkl�rung �ber die Sachlage zu bekommen. Schekir Bei kehrte
nach Constantinopel zur�ck, und auf seinen Bericht, wurde Ali Caramanli
als Pascha von Tripolis best�tigt, mittelst eines grossherrlichen Firmans,
und die Insurgenten zugleich aufgefordert, sich ihm zu unterwerfen. Diese
aber waren, durch die Anwesenheit des englischen Generalconsulates in
ihrem Hauptquartiere zuversichtlich gemacht, nichts weniger als
entmuthigt, hatten sogar die K�hnheit, gleich nach dem Abgange von Schekir
Bei, die Stadt zu bombardiren.

Auf dieses hin liess nun die t�rkische Regierung eine Flotte von
Constantinopel mit 6000 Soldaten nach Tripolis abgehen. Den europ�ischen
M�chten wurde einfach mitgetheilt, es handle sich nur darum, Ali Caramanli
in Tripolis Achtung und Gehorsam zu verschaffen. Die Flotte, von Nedjib
Pascha commandirt, kam vor Tripolis an und der t�rkische Befehlshaber
setzte sich gleich mit Ali Caramanli in Verbindung. Dieser, mit allen
seinem Range zukommenden Ehren von den T�rken behandelt, gab zu, dass die
Soldaten debarquiren und das Fort besetzen durften, und als er dann sich
selbst, um Nedjib Pascha einen Besuch abzustatten, auf's Admiralschiff
begab, am 26. Mai 1835, wurde ihm einfach seine Absetzung vorgelesen und
ihm gesagt, er w�rde nach Constantinopel transportirt werden. Am selben
Tage noch verlas Nedjib Pascha den Firman, der ihn zum Gouverneur von
Tripolitanien ernannte, liess die Thore der Stadt �ffnen, und die
Rebellion der Mschia war wie ausgel�scht, da Mohammed, der Pr�tendent,
gleich nach Mesurata floh, und sich dort entleibte.

Aber obschon nun die T�rken Herren der Stadt und der n�chsten Umgebung
derselben waren, hatten sie damit noch keineswegs die ganze Regentschaft
unterworfen. Angesichts der Eroberung Algiers durch eine christliche
Macht, f�hlten jedoch alle Mohammedaner der Nordk�ste Afrikas
instinktartig, dass allein ein Anschluss an die nach ihrem Glauben
allm�chtige Dynastie der Osmanli, sie vor einem �hnlichen Schicksale
bewahren k�nne. Wir k�nnen deshalb auch gleiche Ph�nomene in Tunis
wahrnehmen, wo Unabh�ngigkeitsgel�ste der Furcht vor einer christlichen
Eroberung die Waage halten. Nur in Marokko sehen wir bei dem Volke das
Bewusstsein seiner Kraft unersch�ttert, vermehrt durch den festen Glauben
an das Kalifat seiner Sultane. Und selbst die Niederlage von Isly konnte
im marokkanischen Volke niemals den Gedanken aufkommen lassen, sich
Constantinopel in die Arme zu werfen. In Aegypten hingegen war das Volk
durch Unterdr�ckung und Sklaverei seit Jahren ganz unzurechnungsf�hig
geworden; was aber die Herrscher des Landes anbetrifft, so constatiren wir
hier, schon lange vor 1835, in welchem Jahre sich die Pforte
Tripolitaniens bem�chtigte, ein allm�liges Fortschreiten auf der Bahn
g�nzlicher Unabh�ngigkeit.

Und so m�ssen wir denn, wenn wir die grosse Geschwindigkeit bewundern, mit
der die T�rken Tripolitanien zu einer der ruhigsten und sichersten Provinz
des ganzen Reiches gemacht haben, auch nie aus den Augen verlieren, dass
die um ihre Religion besorgten Mohammedaner, so sehr sie auch immer
t�rkische Raublust und Grausamkeit hassten und f�rchteten, andererseits
wenigstens, was den grossen Haufen anbetrifft, von der _Nothwendigkeit_
der t�rkischen Herrschaft �berzeugt waren.

Der erste t�rkische Gouverneur Nedjib Pascha blieb nur 3 Monate auf seinem
Posten, ihm folgte Mehemmed Ra�f Pascha, im August 1835. Seine erste
Massregel, welche er verf�gte, war die Ausweisung aller noch lebenden
Caramanlis, resp. ihre Verbannung nach Constantinopel. Otman, von seinem
Vorg�nger zum Gouverneur von Bengasi gemacht, entzog sich diesem Schicksal
durch seine Flucht nach Malta. Abd el Djelil verhielt sich um diese Zeit
ruhig im Besitze Fesans, und ebenso Rhuma im Djebel, der Bei Otman von
Mesurata schrieb einen Unterwerfungsbrief, aber damit hatte es auch sein
Bewenden. Schon 1836 wurde wieder ein neuer Gouverneur geschickt, da die
Pforte immer zu besorgen schien, dass ihre eigenen Gouverneurs eine
Unabh�ngigkeitserkl�rung versuchen w�rden, es war Taher Pascha, der sich
haupts�chlich durch seine Unversch�mtheit gegen die Europ�er auszeichnete,
Intriguen mit Tunis unterhielt, und sogar den Bei von Constantine
unterst�tzen wollte. Zu seiner Zeit f�llt denn auch die Absendung einer
anderen t�rkischen Flotte unter dem Capudan Pascha Ahmed, welche heimlich
wohl Tunesien zur Unterwerfung unter die Pforte verhelfen, dann auch den
Bei von Constantine unterst�tzen sollte. Das franz�sische Geschwader unter
Lalande vereitelte dies jedoch, und sp�ter hatte Prince Joinville den
Auftrag von seiner Regierung an den Bei von Tunis, dass Frankreich auf
alle F�lle den Status quo aufrecht erhalten w�rde.

Nach Taher Pascha folgte August 1838 Hassan Pascha. Derselbe erkannte
Rhuma als Chef vom Djebel an und unterhandelte auch mit Abd el Djelil,
welcher sich anheischig machte dem Gouverneur von Tripolitanien j�hrlich
25,000 spanische Piaster zu zahlen. Da Hassan Pascha aber auch den
r�ckst�ndigen Tribut verlangte, wurden die Verhandlungen abgebrochen, und
Abd el Djelil verband sich in Folge davon mit Rhuma. Als aber 1840 schon
in der Person von Asker Pascha wieder ein neuer Pascha als Gouverneur kam,
wurde ein anderer Vertrag mit den beiden Chefs gemacht, in Folge dessen
wie fr�her Abd el Djelil 25,000 und Rhuma 5000 spanische Piaster der
Regierung entrichten sollte. Aber wie immer sind die Vertr�ge mit den
Arabern leicht gemacht, geschrieben und beschworen, wenn es jedoch zur
Ausf�hrung derselben k�mmt, sind sie gegen Gleichgl�ubige ebenso
wortbr�chig, als gegen Ungl�ubige. In Algerien haben die Araberchefs fast
alle Zeit ihre Wortbr�chigkeit gegen die Franzosen damit zu besch�nigen
versucht, sie seien nicht gebunden, was aber nach den Lehren des Islam
keinenfalls ganz gerechtfertigt ist, dem Kafr ein gegebenes Wort zu
halten; verfolgen wir aber ihre Handlungen in Tripolitanien, so finden wir
da gegen die T�rken, welche doch Rechtgl�ubige sind, ebenso oft
Wortbr�chigkeit.

Und so auch hier, als es zur Zahlung kommen sollte im Jahre 1841, weigerte
sich sowohl Rhuma als auch Abd el Djelil, die eingegangenen
Verpflichtungen zu erf�llen, und es kam von Neuem zum Kriege. Obschon nun
der Vortheil immer auf Seiten der T�rken war, welche eine
wohldisciplinirte Truppe mit Feldartillerie versehen, den unregelm�ssigen
Araber-Reitern entgegensetzen konnten, so war es doch schwer, der beiden
Chefs habhaft zu werden: Das Terrain war diesen vollkommen bekannt, und
�berall zahlreiche Ausg�nge und Schlupfwinkel, die den T�rken g�nzlich
unbekannt waren, zudem zog Abd el Djelil bei irgend einer gr�sseren Gefahr
sich einfach in die W�ste zur�ck, wohin die t�rkische Infanterie und
Artillerie nicht folgen konnte.

Was indess die Pforte mit Gewalt nicht erreichen konnte: eine schnelle
Unterwerfung des Landes mittelst der Waffen, erreichte sie mit List, und
England lieh bereitwilligst seine Hand dazu. Im Jahre 1842 schlug der
englische Generalconsul von Tripolis dem an der Syrte herumstreifenden Abd
el Djelil eine Zusammenkunft am Ufer des Meeres in der N�he von Mesurata
vor, und dieser im Glauben, England wolle ihn unterst�tzen, wie es ihn
fr�her in seiner Rebellion gegen Jussuf Caramanli unterst�tzt hatte, ging
bereitwilligst auf den Vorschlag ein. Zu Abd el Djelil's Verwunderung
unterhielt der Consul ihn nur von der Abschaffung des Sklavenhandels,
versprach ihm aber auch, wenn Abd el Djelil offen den Sklavenhandel in
Fesan unterdr�cken w�rde, er der Unterst�tzung Englands sicher sein k�nne.
Welche Versicherungen Abd el Djelil hierauf gegeben hat, sind wir nicht im
Stande zu berichten, wohl aber wissen wir, dass Abd el Djelil gar nicht in
seiner Macht hatte, den Sklavenhandel in Fesan zu ersticken und dass dies
dem englischen Consulate bekannt sein musste.--Kaum hatte er sich vom
englischen Consul beurlaubt, als eine Armee Asker Pascha's, die heimlich
heranger�ckt war, �ber sein Lager herfiel, ihn selbst gefangen nahm und
alle seine Truppen auseinander sprengte. Abd el Djelil wurde enthauptet,
und sein Kopf war mehrere Tage aufgepf�hlt auf dem Hauptthore Tripolis' zu
sehen. Im selben Jahre und Monat Juli wurde Asker Pascha durch den
Gouverneur Mehemmed Emin Pascha abgel�st. Fesan hatte sich gleich nach dem
Tode Djelil's unterworfen, ebenso auch Rhadames und somit hatte der neue
Gouverneur nur noch den letzten Rebellen Rhuma im Djebel zu bek�mpfen.
Auch dies wurde durch List bewerkstelligt, indem der Pascha mit Rhuma
Unterhandlungen anfing, und ihn dann mit dem feierlichen Versprechen eines
freien Geleites nach Tripolis einlud. Sobald aber Rhuma, welcher wirklich
der Einladung folgte, in der Stadt war, wurde er gefangen genommen und
nach Constantinopel geschickt. Als hierauf im Djebel seine treuen Anh�nger
revoltirten, wurde der General Ahmed Pascha mit einer Armee vom Gouverneur
gegen sie abgeschickt, und als dieser am Fusse des Djebels angekommen, die
H�uptlinge zu einer Besprechung einlud, liess er sie s�mmtlich bei dieser
Gelegenheit hinrichten. 60 blutige H�upter konnte er nach Tripolis
schicken. Zitternd und schaudernd unterwarfen sich nach dieser That, im
Mai 1843, die Bewohner des Djebel. Die T�rken errichteten dort einige
Forts, legten darin Soldaten und Artillerie, um so f�r immer jede neue
Revolte gleich im Keime ersticken zu k�nnen. Und so geschah es auch im
folgenden Jahre, wo die Djebelbewohner unter Milud, einem alten Anh�nger
von Rhuma, noch einmal versuchten das Joch abzusch�tteln. Nichts war seit
dem Jahre 1845 mehr im Stande die Macht der T�rken in Tripolitanien zu
ersch�ttern, die ganze Regentschaft war ruhig und unterworfen.

Nach Mehemmed Emin Pascha wurden die Gouverneure nicht mehr so h�ufig
gewechselt, erst 1846 wurde derselbe durch Ragut Pascha abgel�st. Und
w�hrend fr�her die Besorgniss und das Misstrauen der Pforte so weit ging,
dass den Gouverneuren nie gestattet wurde, Familie und Harem mit nach
Tripolis zu nehmen, wurde auch dieses Verbot aufgehoben, und man fing an
die Gouverneure meist 4 Jahre im Besitze ihres Amtes zu lassen. So notiren
wir denn, 1848 im December den neuen Gouverneur Iset Pascha, im September
1852 Mustafa Nuri Pascha, im October 1855 Osman Pascha, 1859 Mahmud
Pascha, welcher jetzt Marineminister ist, und welcher 1865 von Ali Riza
Pascha, welcher heute noch functionirt, abgel�st wurde. Unter den
Regierungen aller dieser Muschirs blieb das Land ruhig, Sicherheit[4] war
�berall, und Revolten scheinen auf immer den unterjochten Bewohnern
Tripolitaniens vergangen zu sein.

       *       *       *       *       *




Tripolitanien.


Unter der t�rkischen Regierung wird seit 1835 die Regentschaft Tripolis
von einem Generalgouverneur, welcher den Titel Muschir hat, regiert. Man
hat zu diesem Posten sowohl Leute aus dem Civilstande, als auch aus dem
Militairstande genommen, und selbst aus der Marine hat man Admir�le schon
als Gouverneure von Tripolitanien gesehen. Der Gouverneur kann nach
Belieben der Pforte abberufen werden, und im Anfange der Eroberung machte
das t�rkische Gouvernement oft genug Gebrauch davon, jetzt l�sst man, wie
schon gesagt, einen ein Mal installirten Muschir meist vier Jahre auf
seinem Platze, was auch keineswegs, um sich mit allen Verh�ltnissen des
Landes und der Bewohner bekannt zu machen, zu lange ist. Die Gewalt
desselben ist heute nicht mehr eine unbeschr�nkte, das Recht �ber Leben
und Tod steht ihm nicht zu, und in der Verwaltung der Provinz steht ihm
die grosse Midjeles oder eine Rathsversammlung zur Seite. Dieser Rath
umfasst die Personen der ersten Aemter, als Richter, Militaircommandant,
oberster Geistlicher u.s.w. Wegen des Muschir kann man �ber dies nach
Constantinopel an's Ministerium oder an den Grossherrn selbst appelliren,
was jedoch selten Jemand zu thun wagt. Der Muschir bezieht von
Constantinopel sein bestimmtes Gehalt, welches �brigens je nach seinem
anderen Range variirt, als Gouverneur soll er f�nfzigtausend Francs
Einkommen haben.

Das in Tripolis stationirte Militair steht unter einem selbst�ndigen
Commando, und der Oberst-Commandirende hat gew�hnlich den Rang eines
Generallieutenants. Meist sind nicht mehr als 6000 Mann regelm�ssige
Truppen vorhanden, Infanterie und Artillerie. Diese werden immer aus
anderen Provinzen des Reiches hergezogen, w�hrend die in Tripolitanien
ausgehobenen Truppen in den �brigen Theilen des Reiches zur Verwendung
kommen. W�hrend dem Muschir nicht zusteht in die innere Administration der
Truppen einzugreifen, so hat er indess die Macht �ber ihre Garnisonirung,
und im Falle von Revolten, ertheilt er den Befehl zum Marsch und Angriff.
Die in Tripolitanien bestehende B�rgermiliz, wie die z.B. der Mschia[5],
wo jeder Mann geborner Soldat ist, dann die der Gensd'armen, Kavassen,
Sapti�n u.s.w., stehen unter dem directen Befehl des Muschir's.

Was die Finanzen anbetrifft, so werden sie unabh�ngig vom Muschir
verwaltet, und stehen unter der Leitung des Mohasebdji oder Chasnadar,
welcher von dem Finanzministerium in Constantinopel seine Bestallung
erh�lt, und demselben die Einnahmen abzuliefern hat, ebenso ist auch die
Douane unabh�ngig vom Generalgouvernement verwaltet.

Die Eink�nfte von Tripolitanien sind nicht genau bekannt, indess bringt
das Land reichlich soviel auf, als die Beamten und das dort stationirte
Militair an Gehalt und Sold erfordern, und in den meisten Jahren kann noch
ein h�bscher Ueberschuss nach Constantinopel abgeliefert werden.
Durchschnittlich kann man den Ueberschuss auf j�hrlich 600,000 Francs
anschlagen. Im Kriege gegen Russland erhob die Pforte zudem eine
Extracontribution von 2,608,700 Francs. Die Eink�nfte gehen hervor aus den
directen Abgaben, welche von allen Producten des Bodens erhoben werden,
und der Judensteuer, welche den einzelnen Gliedern dieses Glaubens von
ihrem Rharham-Baschi oder Gross-Rabiner zugemessen wird. So zahlt z.B.
jeder Oelbaum und jede Palme 2� Piaster (und wenn es eine Lakbi gebende
Palme ist, 5 Piaster), jedes Kameel 40 Piaster, jedes Rind 20 Piaster, 10
Schafe; 40 und 20 Ziegen 40 Piaster j�hrlich. Dass hierbei viele
Umgehungen stattfinden, ist schon an anderen Orten erw�hnt worden.

Die indirecten Abgaben, welche meist vom Gouvernement als Monopol dem
Meistbietenden zugeschlagen werden, gehen hervor aus der Douane, die 5
Proc. Eingangszoll und 12 Proc. Ausgangszoll erhebt, aus dem Rechte
Spirituosen zu machen und zu verkaufen, aus der Stempelung des Goldes und
Silbers, welches, gleichviel ob alt oder neu, verarbeitet oder roh,
geaicht sein muss, aus der �ffentlichen Wage, da alle Sachen, welche en
gros verkauft werden, durch einen Amin gewogen werden m�ssen; aus dem
Fischertrage, indem alle Fische, welche auf den Markt gebracht werden, 8
Proc. ihres Werthes abgeben m�ssen; aus dem Fleische, welches ein P�chter
sowohl der Armee zu einem im Voraus bestimmten Preise das ganze Jahr
liefern muss, als er auch ausserdem von jedem Schafe 2� Piaster und von
jedem Rinde etwa 10-17� Piaster, je nach der Gr�sse beim Schlachten geben
muss, endlich aus dem Tabacks-Monopole und der Hara, d.h. das Vorrecht,
den D�nger und die Unreinlichkeit aus den St�dten zu schaffen. Dass die
Einnahmen der indirecten Abgaben gar nicht gering sind, geht aus einer vom
holl�ndischen Generalconsul v. Testa zusammengestellten Tabelle vom Jahre
1851/1852 hervor, nach welcher die gesammten eben aufgef�hrten Monopole
die Summe von 1,352,000 Francs f�r's Gouvernement ergeben. Zugleich
ersehen wir aus denselben, dass die Eink�nfte, folglich der Reichthum von
Tripolitanien von Jahr zu Jahr zunehmen. Das eben Angef�hrte gilt f�r alle
St�dte und Orte, nur mit dem Unterschiede, dass die Gr�sse der erhobenen
Abgaben, je nach dem Gouverneur oder Kaimmakam oder Mudir wechselt, indem
zwar in den Liva auch die Finanzen nicht direct unter dem Kaimmakam
stehen, derselbe aber in der Regel mit dem Kateb el mel oder Zahlmeister,
welcher die Einnahmen unter sich hat, im B�ndnisse ist. Ausserdem werden
in den verschiedenen Liva noch andere Abgaben erhoben, so liess sich z.B.
im Jahre 1865 der Kaimmakam von Fesan f�r jeden durchziehenden Sklaven ein
Kopfgeld von 40 Piaster zahlen und erlaubte seinem Kavass-Bascha oder
Polizeidirector am Thore noch 5 Piaster f�r jeden durchziehenden Sklaven
zu erheben. Bewaffnete Araber mussten f�r eine Flinte am Thore auch 2
Piaster zahlen und dieser Brauch ist in Tripolis selbst auch, wenn wir
nicht irren.

Die Exportation von ganz Tripolitanien kann man durchschnittlich jetzt im
Werthe von 10-12 Millionen veranschlagen, die der Importation im Werthe
von 5-6 Millionen, was eine Gesammtsumme von 15-18 Millionen Francs
ergiebt. Mircher, der f�r die Stadt Tripolis die Gesammtsumme von
5,500,000 Francs angiebt, ist viel zu niedrig in seiner Sch�tzung. Dann
sind aber auch die anderen St�dte, wie Mezurata, Bengasi und Derna gar
nicht bei ihm in Betracht gezogen.

Die Rechnung und das Geld in Tripolitanien sind jetzt eben so wie im
�brigen t�rkischen Reiche. Die kleinste M�nze ist der Para, die jedoch
bloss noch imagin�r existirt, man findet dann zehn Para-St�cke, Bu-Aschra-
und zwanzig Para-St�cke, Bu-Aschrin genannt. Zwei Bu-Aschrin machen den
t�rkischen Piaster und f�nf Bu-Aschrin einen tripolitanischen Girsch
(Groschen), 6 Bu-Aschrin nennt man Sbili. Es existiren auch einzelne
Girsch und Sbili-St�cke. 10 Bu-Aschrin werden Baschlik genannt und solche
St�cke existiren auch. 40 Bu-Aschrin oder 20 constantinopolitanische
Piaster machen den Mahbub, solche St�cke existiren als Silberm�nze. Als
Goldm�nze kommen 5 Mahbub-St�cke und 1 Mahbub-St�cke vor. Man sieht sie
indess selten.

Die Scheidem�nzen, Bu-Aschrin, Sbili und Baschlik sind alle von schlechter
Alliage, die Mahbub-St�cke haben denselben Silbergehalt wie die
franz�sischen Silberm�nzen.

Englisches und franz�sisches Gold und Silber wird �berall zu voll
angenommen, am allgemeinsten ist jedoch der Maria-Theresien-Thaler
verbreitet.

Als Gewicht dienen die Oka und das Rotol von Tripolis. Eine Oka hat 2�
Rotol und 100 Rotol bilden einen Cantar (Quintal), der also 40 Oka hat.
Das Rotol wird in 16 Okia oder Unzen untergetheilt.

Beim L�ngenmass bedient man sich der t�rkischen Pic, eine Pic ist gleich
einer Brabanter Elle und 1� Pic gleich einem Meter und 1-1/3 Pic gleich 1
Yard.

Zum Kornmessen bedient man sich der Marta, wovon 15 Eine Ueba bilden. Zwei
Marta sind gleich einem t�rkischen Kilo und 280 Kilo entsprechen 100
Hectolitres oder 83 Kilo = 1 Last.

Das Mass f�r Fl�ssigkeiten ist die Jarre, welche 6-1/8 Caraffa hat. Eine
Jarre entspricht 10-2/3 Litres.

Die Gerechtigkeitspflege in Tripolitanien wird von einem Kadhi besorgt,
welcher vom Schich ul Islam in Constantinopel ernannt wird. Dieser Kadhi
hat das Recht, die anderen Kadhi der Provinzialst�dte zu ernennen, welche
officiell den Titel Na�b haben. In gr�sseren Sachen und namentlich wo
T�rken mit betheiligt sind, wird �berall nach hanefischer Form Recht
gesprochen, w�hrend alle F�lle zwischen Arabern, welche dem malekitischen
Ritus anh�ngen, diesem gem�ss entschieden werden. Ausserdem giebt es in
allen gr�sseren St�dten und Orten Adulen, welche eine Art von
Rechtsgelehrten sind und auch Vollmachten und Schriften ausfertigen
k�nnen, welche notarielle Kraft haben. F�r Criminalf�lle wird ein vom
Muschir pr�sidirtes Medjeles thakik zusammengesetzt, das jedoch die Strafe
des Todes nicht aussprechen kann. Ein anderes Medjeles tedjaret besorgt
streitige Fragen in Handelsangelegenheiten, die angesehendsten eingebornen
Kaufleute sind Beisitzer und wenn die Streitfrage zwischen einem
Eingebornen und einem europ�ischen Kaufmann stattfindet, so sind im
Medjeles tedjaret, auch europ�ische Kaufleute als Beisitzer. Die in
Tripolitanien ans�ssigen Europ�er sind nur richtbar von ihren resp.
Consulaten. Kommen aber F�lle vor, wo Europ�er mit Eingebornen H�ndel oder
Zwistigkeiten haben, so wird in der Regel die Entscheidung dem Richter
anheimgegeben, der des _Beklagten_ Obrigkeit ist. Sucht also ein
Eingeborner Recht gegen einen Europ�er, so muss er sein Recht beim Consul
holen, hat hingegen ein Europ�er eine Klage gegen einen Eingebornen, so
muss er beim mohammedanischen Kadhi sein Recht suchen, dass Letzterer, da
er fast immer vom Consul unterst�tzt wird, meist im Vortheil ist, wird
einleuchtend sein, wenigstens in den meisten F�llen, wo der Europ�er
Kl�ger ist.

Bei der mangelhaften Kenntniss des Bodens von Tripolitanien, kann es uns
nicht einfallen hier eine allgemeine physicalische Geographie des Landes
geben zu wollen, wir beschr�nken uns auf statistische Angaben und f�hren
nur an, dass der Raum von der ganzen Regentschaft wenigstens so gross wie
ganz Deutschland ist, falls man W�ste dazu rechnet. In der That ist aber
auch der gr�sste Theil des Bodens Sherir, Hammada, Sand oder steiniges
jeder Vegetation bares Gebirgsland. Dieses im S�den haupts�chlich in den
Schwarzen Bergen und dem Harudj vertreten, streift von Westen nach Osten
seiner Hauptrichtung nach. Durch eine Hochebene vom Djebel, den man
versucht w�re den �stlichsten, letzten Ausl�ufer des Atlas zu nennen,
finden wir dies Gebirge mit Humus und rothen Thon, folglich mit Vegetation
bedeckt. Von diesem n�rdlich gelegen besteht die Ebene bis am
Mittell�ndischen Meere aus Alluvialboden, ebenso scheint es mit dem Boden
um die grosse Syrte zu sein, denn Sebchaboden allein w�rde schwerlich so
gute Weiden haben, wie sie dort nach den Aussagen der Nomaden sein sollen.
Allerdings ist die Stadt Tripolis gleich hinter den Palmg�rten von
Sandd�nen umgeben, indess bilden diese Sandanh�ufungen nur einen einige
Stunden breiten G�rtel, dahinter hat man bis an's Gebirge Tel-Formation,
den fruchtbarsten Boden. Nach S�den zu erstreckt sich dann der ackerbare
Boden selbst noch �ber die Berge hin hinaus; im ued Sufedjin wird alle
Jahre noch geackert, nach Westen geht der Tel in den Tunesischen �ber,
nach Osten zu �ber das in's Meer st�rzende Gebirge hinweg, nach Mesurata
und dem Ufer der Syrte zu.

Eigentliche Fl�sse sind in ganz Tripolitanien nicht vorhanden. Die
bekanntesten sind die von S�dwesten nach Nordosten in die grosse Syrte
fliessenden ued Sufedjin und ued Semsem. Der Sufedjin bek�mmt zum Theil
seine Zufl�sse vom S�drande des Djebel, zum Theil aus dem Rande der
Hammada el hamra, aus letzterer und dem Harudj-Gebirge entspringt der
Semsem. Der ued el Cheil, sp�ter im unteren Laufe ued el Bei genannt, w�re
noch zu erw�hnen, und wahrscheinlich sind in der sogenannten Syrtenw�ste
noch l�ngere Flussl�ufe, von denen wir hier nur den Harana und Schegga
nennen.

Die in der W�ste vorkommenden uadi, von denen ich in Fesan das Schati, das
uadi schirgi und u. rharbi anf�hre, m�chte ich kaum als solche bezeichnen,
sondern sie wie das von Gatron eher als Depression ohne bestimmte
Abdachung annehmen. Cyrenaica, welches obschon politisch zu Tripolitanien
geh�rend, ein Land f�r sich bildet, soll sp�ter besonders beschrieben
werden. An Mineralien hat bis jetzt nichts in der Regentschaft entdeckt
werden k�nnen, mit Ausnahme einer ergiebigen Schwefelmine[6] an der
grossen Syrtenk�ste, dessen Ausbeutung jedoch vom t�rkischen Gouvernement
untersagt wurde. Natron-Sebcha giebt es in Fesan und zum Theil hat sich
das Natron einen Weg bis Tripolis gebahnt, von wo es bisweilen exportit
wird. Eben so giebt es einige Salpeterminen, die aber auch noch nicht
ausgebeutet sind.

Die Pflanzenwelt ist reich und k�nnte, bei besserer Bearbeitung des Bodens
das Land mit allen anderen an der Nordk�ste von Afrika concurriren machen.
Nat�rlich ist dieselbe, je nach dem Boden sehr verschieden. W�hrend in den
Oasen der W�ste die Producte der heissen Zone Indigo und die
Sudan-Kornarten vortrefflich gedeihen, auf den Bergen und Hochebenen die
Fr�chte und Kornarten der kalten gem�ssigten Zone gezogen werden k�nnen,
kommen in den Ebenen am Meere und den n�rdlichen Bergabh�ngen alle
Fr�chte, Getreide und Gem�se des gem�ssigten Klima's trefflich fort. Der
Dattelreichthum des Landes, sowohl die der Oasen, wie die der
K�stenstriche, ist unersch�pflich. Orangen, Citronen sind in all' den
verschiedenen Arten vorhanden und namentlich hat die Blutorange und die
feine Mandarinorange sich Bahn auf europ�ische M�rkte gebrochen. Die
Weintrauben und Feigen des Djebel sind von vorz�glicher G�te und wenn die
Cultur des Oelbaums hinter der von Tunis zur�cksteht, so ist der Umstand
Schuld, dass in Cyrenaica, wo dieser Baum so herrlich gedeiht, dieselbe
derart vernachl�ssigt oder vielmehr ganz aufgegeben ist, dass dort die
Oelb�ume nur noch verwildert vorkommen. Baumwolle und Taback kann �berall
producirt werden, wird aber bis jetzt nur sporadisch gebaut; Ueberschuss
zur Ausfuhr giebt nur der Getreidebau, obschon wie �berall die Bestellung
der Aecker durch die Araber auf die primitivste Art geschieht; von
Kornarten wird nur Weizen und Gerste gebaut. Die Gem�se, welche in Europa
gez�chtet werden, gedeihen auch in Tripolitanien und wenn die
Communication geregelter w�re, k�nnte im Winter von Tripolis aus der
europ�ische Markt ebenso gut mit Gem�se versorgt werden, wie es jetzt von
Algerien aus geschieht. Von den wildwachsenden Pflanzen hat man bis jetzt
nur eine Geraniumart benutzt zur Bereitung von Essenz, die �berall und
massenhaft wachsende Artemisia k�nnte auf gleiche Weise mit Vortheil
benutzt werden.

Das Thierreich ist ebenso mannigfach. Die Pferde, meistens Grauschimmel
und von mittlerer Gr�sse, sind eine durch Berber- und Araber-Pferde
hervorgebrachte Kreuzung. Ausdauernd und schnell in ihren Bewegungen, sind
sie meistens ohne T�cke und zum Reiten vortrefflich geeignet. Die
Tripolitaner Esel, obschon nicht gross, sind ber�hmt. Das Rind ist kleiner
Art, milcharm, aber so reichlich vorhanden, dass davon exportirt werden
kann. Die Schafe sind alle Fettschw�nze, und haben eine ausgezeichnete
Wolle, in die Oasen versetzt, verlieren sie diese jedoch im zweiten Jahre;
die Ziegen sind ebenfalls klein und milcharm, von beiden sind aber auch so
grosse Heerden vorhanden, dass davon exportirt werden kann, �berdies kommt
die Wolle auch auf europ�ische M�rkte. Das Kameel, ebenfalls durch die
ganze Regentschaft verbreitet, ist das aus Arabien eingef�hrte
einh�ckrige. Andere Hausthiere und Gefl�gel sind dieselben wie in Europa.
Von wilden Thieren nennen wir die verschiedenen Antilopenarten, auch
�berall verbreitet, Kaninchen, Hasen, Hy�nen, Schakal, F�chse, wilde
Katzen, Lynxe, Ratten, Springratten, Stachelschweine und wilde Schweine.
L�wen und Panther kommen _nirgends_ in Tripolitanien vor. Unter den V�geln
heben wir hervor: Adler, Falken, Flederm�use, Eulen, Raben, Stieglitze,
Sperlinge, Nachtigallen, Canarienv�gel, Schwalben, Tauben verschiedener
Art, Enten, G�nse, Schnepfen, Rebh�hner, Wachteln, Bachstelzen, Flamingos
und vor allen den Strauss. Schildkr�ten verschiedener Art findet man in
der Djefara, Eidechsen, Schlangen, oft wie die Hornviper, sehr giftig,
aber meist kleiner Art, Scorpione und Spinnen, von welcher letzteren eine
in der W�ste vorkommende sehr grosse Art zu erw�hnen ist, kommen �berall
vor. Heuschrecken, welche oft zur Landplage werden, andererseits als
Nahrung dienen, sind von verschiedenen Arten heimisch, Bienen sind im
wilden Zustande, namentlich in den bewaldeten Bergen, Libellen trifft man
�berall, auch an den Quellen in den Oasen, Stechm�cken, Fliegen in
unaussprechlicher Zahl, Pferdebremsen, kriechende und h�pfende, den
Menschen anhaftende Parasiten sind sehr verbreitet. Zu bemerken ist
�brigens, dass der Floh die Region der W�ste, wo es nicht regnet, meidet.
In den S�mpfen und den meisten Quellen, selbst die der Oasen nicht
ausgenommen, findet sich der Blutigel. In Fesan ist noch im Behar el daud
ein Wurm zu nennen, den die Eingebornen essen.

Was die Bewohner von Tripolitanien anbetrifft, deren Gesammtzahl
einigermassen genau zu bestimmen, �usserst schwierig ist, so m�ssen wir
vor allen drei Hauptv�lker unterscheiden: Araber, Berber und in Fesan
Mischlinge. Die Araber bewohnen die St�dte, grossen Ebenen und die
Cyrenaica, die Berber finden wir im Djebel, Rhadames, Sokna und Audjila
und die Mischlinge, hervorgegangen aus einer Kreuzung von T�rken, Arabern,
Berbern, Tebu und anderen Negerst�mmen, bewohnen das Kaimmakamlik Fesan.
Die wenigen T�rken, welche in Tripolitanien sind, kommen kaum in Betracht,
zudem sind die Truppen oft keine T�rken, sondern h�ufig Araber aus Syrien;
oft Albanesen, Tscherkessen, je nachdem sie aus der einen oder anderen
Provinz kommen. Ganz unstatthaft ist es aber, wie die meisten
Schriftsteller thun wollen, die St�dtebewohner unter dem Namen Mauren als
ein besonderes Volk hinstellen zu wollen. Der Name "Mauren oder Mohren",
kam f�r die St�dtebewohner des n�rdlichen Afrika's zuerst auf, nach der
spanischen Vertreibung, weil die Spanier gewohnt gewesen waren, die
Eindringlinge als aus Mauritanien kommend, den Namen los Moros zu geben.
Aber diese nach Spanien �bergewanderten Mauritanier waren Berber und
Araber, St�dte- und Landbewohner, vor und nach der Einwanderung und
Vertreibung der Mohammedaner aus Spanien, gab es in Nordafrika wie in
Arabien Stadt- und Landbewohner, aber diese Stadtbewohner immer als eine
besondere Abart mit dem Namen Moros, Maures, Mohren, den sie _selbst gar
nicht kennen_, bezeichnen zu wollen, ist ebenso l�cherlich, als wolle man
bei uns z.B. sagen, die Einwohner von Berlin sind keine Deutsche oder
Preussen, sondern Brandenburger. Wir m�ssen daher nochmal darauf
aufmerksam machen, dass nicht nur die Bewohner von Tripolis, sondern die
aller K�stenst�dte bis Tanger an der Strasse von Gibraltar sich selbst
Araber nennen und zum gr�ssten Theile sind; wenn man aber darauf besteht
sie Mohren nennen zu wollen, man diesen Ausdruck mit demselben Rechte auf
alle Bewohner, welche das ehemalige Mauritanien bewohnen, ausdehnen kann,
einerlei, ob es Stadt- oder Landbewohner, Berber oder Araber sind, denn
Mohren oder Mauren als besonderes Volk hat es nie gegeben. Als eigenes
Volk m�ssen wir noch die Juden, wenn auch nahe verwandt mit den Arabern,
hervorheben, man trifft sie mit Ausnahme der Oasen, �berall in den St�dten
und selbst im Djebel giebt es Judenniederlassungen. Ebenso falsch ist es
unter "Beduinen" ein _besonderes_ Volk annehmen zu wollen. Der Name
Beduine von Bedui hergeleitet, hat nur das Wandernde in sich, will aber
keineswegs bedeuten, ob dies nur ein wanderndes Berber- oder Araber-Volk
sei. Im Rharb oder im Westen von Afrika kennt man �berdies diesen Ausdruck
gar nicht. Ausserdem giebt es Schwarze aus dem ganzen Innern von Afrika,
nirgends aber haben sie sich zu einer besonderen Gemeinde zusammen gethan,
wenn man nicht die kleinen H�ttend�rfer nennen will, welche man unter den
Mauern von Tripolis und Bengasi findet und die meistens von Negern bewohnt
sind; es ist dies aber meistens der Auswurf von weggelaufenen Sklaven und
Sklavinnen und auch weisse Vagabonden finden sich unter ihnen.

Wir werden nicht zu tief greifen, wenn wir die Gesammtbev�lkerung von
Tripolitanien auf 1 Million Menschen anschlagen.[7] Della Cella sch�tzte
sie auf 650,000 Seelen. Wenn man aber bedenkt, dass die Zunahme der
Bev�lkerung in den mohammedanischen Staaten �berhaupt nicht in dem
wachsenden Maasse vor sich geht wie in den christlichen Staaten,
andererseits Pest und Krieg in Anbetracht zieht, welche zehn Jahre das
Land verw�stet haben, so wird man finden, dass die Zahl nicht zu niedrig
ist.

Die Bewohner Tripolitaniens sind sesshaft und umherziehend. Diese, welche
entweder in gr�sseren St�dten, die s�mmtlich an den K�sten gelegen sind,
wohnen, oder in kleineren Orten, in von Stein und Thon erbauten H�usern,
oder aber wie im Djebel, in unterirdischen H�hlen, oder wie in manchen
Oasen in aus Palmenzweigen gebauten H�tten, leben von Handel, Industrie,
Manufactur, Gartenbau und dem Acker. Die Nomaden, s�mmtlich aus Arabern
bestehend, wohnen in Zelten entweder einzeln oder zu einem Fareg oder
Duar, d.h. Zeltdorfe vereinigt. Die Zelte bestehen meistens aus einem
Gewebe von Ziegenhaar oft mit Kameelhaar untermischt und je nach dem
Stamme sind sie verschieden geformt und haben sie verschiedene Abzeichen
und Farben im Gewebe. Die Nomaden leben haupts�chlich von Viehzucht,
treiben aber auch Ackerbau. Der Kreis ihrer Z�ge ist �berhaupt ein
beschr�nkter, nicht jeder Stamm kann mit seinen Heerden hingehen, wohin er
will, von Alters her haben sie nach Uebereinkommen ihre bestimmten Grenzen
unter sich, welche nicht �bertreten werden. Aber eben da dies Alles nur
auf Uebereinkommen und Herkommen beruht, brechen dar�ber oft
Streitigkeiten aus, welche zu Krieg zwischen den Triben anwachsen. Obschon
die Polygamie erlaubt ist, so sind doch fast alle Tripolitaner, selbst die
St�dtebewohner Monogamen. Das was man �ber die Stellung der Frauen bei den
Arabern und Berbern im Allgemeinen gesagt hat, ist auch hier in
Tripolitanien ebenso falsch und beruht auf oberfl�chlicher Beobachtung der
Sitten. Die Frau hat allerdings nicht die hohe und berechtigte Stellung,
welche sie in der christlichen Welt einnimmt, welche Stellung zum Theil
durch den Mariencultus der katholischen und griechischen Kirche
hergekommen, zum Theil in den Anschauungen unserer eigenen heidnischen
Vorf�hren begr�ndet ist, indess ist sie doch keineswegs so unterdr�ckt,
wie man nach den Beschreibungen der meisten Reisenden vermuthen sollte.
Dass die Frau das Mehl reibt oder mahlt, dass sie Brod b�ckt, dass sie die
Basina und den Kuskussu zubereitet, endlich das n�thige Wasser f�r die
Familie herbeiholt, wenn oft auf grosse Entfernungen, finde ich ganz
nat�rlich; was aber die schwere Arbeit anbetrifft, der Ackerbau, die
Ernte, die Viehzucht, so sehen wir damit ausschliesslich die M�nner
besch�ftigt. Ebenso ist es in den St�dten, die Maurerarbeiten, Tischler,
Schlosser, Schmiede und �berhaupt alle Handwerke werden von den M�nnern
wie bei uns betrieben, w�hrend der Frau die h�uslichen Arbeiten zufallen.
Nur als besonders muss ich hervorheben, dass die T�pferarbeit in Fesan
eine Frauenbesch�ftigung ist. Dass aber im Allgemeinen die Frau bei den
ans�ssigen, wie nomadisirenden Tripolitanern ebenso das Regiment f�hrt wie
bei uns, wird Jedem, der Gelegenheit gehabt hat, in mohammedanischen
Familien eingef�hrt gewesen zu sein, bekannt sein.

Von Natur sind die Tripolitaner, sowohl Berber als Araber, kriegerisch und
stehen in dieser Beziehung keineswegs hinter den Algerinern, den
tapfersten von allen an der Nordk�ste von Afrika zur�ck. Die eiserne Hand
der T�rken hat sie aber zahm gemacht, so dass jetzt vollkommene Ruhe und
Sicherheit im Lande ist, nur in der sogenannten grossen Syrtew�ste und in
dem Hochlande von Cyrenaica, wo die Herrschaft der T�rken noch nicht so
sicher etablirt ist, w�rde es f�r einen einzelnen Wanderer gefahrlich
sein. In fr�heren Zeiten bedeutend fanatischer, wie man aus dem
Reiseberichte von Lyons und sp�ter dem von Beechey, ersehen kann, hat auch
in dieser Beziehung die Herrschaft der T�rken, welche ja die duldsamsten
von allen Mohammedanern sind, eine grosse Ver�nderung hervorgerufen. Die
Tripolitaner sind heutzutage, die Rhadamser und Barkenser vielleicht
ausgenommen, die duldsamsten Leute geworden. Namentlich in den St�dten und
dies gilt besonders von Tripolis, sind die alten Vorurtheile gegen
Christen und Juden geschwunden. Die Mohammedaner huldigen in ganz
Tripolitanien dem malekitischen Ritus, welcher auch offenbar f�r
Nomadenv�lker der bequemste ist. Malek gew�hrt den Leuten, welche nach
seiner Weise beten, manche kleine Beg�nstigungen, so z.B. brauchen die
Reisenden beim Gebet die Sandalen nicht abzubinden (Schuhe m�ssen jedoch
ausgezogen werden) und da dies immer ein umst�ndliches Zeit raubendes
Gesch�ft ist, so sind ihm die W�stens�hne daf�r sehr dankbar. Dass
�brigens von malekitischen oder hanbalitischen etc. Moscheen in
Tripolitanien so wenig die Rede ist, wie anderw�rts, brauche ich wohl kaum
zu sagen. Hanbalitische--, Moscheen als Solche giebt es nicht. Alle vier
rechten Religionssecten k�nnen in einer und derselben Moschee beten, ohne
Unterscheidung und Unterbrechung hervorzurufen. So beruht beim Beten der
einzige Unterschied zwischen dem Hanefi und Maleki beispielsweise darin,
dass erstere die Arme kreuzen, letztere, nachdem Allahou akbar gerufen,
herabh�ngen lassen. So kommt es denn oft genug vor, dass der Vorbeter
Hanefisch betet und alle Nachbeter Malekitisch das Gebet vollziehen und
umgekehrt. Nur die Chomis oder nicht den vier rechtgl�ubigen Secten
angeh�renden Mohammedaner werden in keiner Moschee geduldet. An religi�sen
Gemeinschaften giebt es in Tripolitanien haupts�chlich drei, die Anh�nger
Mulei Thaib's, die M�dani oder Anh�nger Mohammed el M�dani und die
Anh�nger Snussi's.

Mulei Thaib, welcher sein Grab in Uezan in Marokko hat, wo er auch lebte
und wirkte, hat die �ber ganz Afrika weitverbreitetste Br�derschaft
gegr�ndet. Aus dem Hause der Sch�rfa und directer Abk�mmling von Mulei
Edris, dem Gr�nder von Fes, stiftete ein anderer seiner Ahnen Mulei Abd
Allah Scherif die ber�hmte Sauya von Uezan und zugleich auch einen Orden,
der heute noch sehr zahlreich und ber�hmt in Marokko ist. Mulei Thaib,
Abk�mmling des Mulei Abd Allah Scherif, nicht zufrieden mit der localen
Ausdehnung, erneuerte den Orden und gab ihm die grosse Ausdehnung, die er
jetzt noch hat. In Marokko und Algerien sind die Kl�ster und Mkaddem[8]
Mulei Thaib's unz�hlig, in Tripolitanien geh�ren nur die Rhadamser der
Confraterschaft Thaib's an, weiter nach Osten hat er nur noch einzelne
Mitglieder[9].

Die Anh�nger von Mohammed el M�dani sind wenig zahlreich; in diesem Orden
sind fast nur gebildete Leute. Die Mitglieder dieser Innung sind
ausschliesslich in Tripolitanien und einigen Ortschaften in Aegypten und
Tunis. Ihr Gr�nder war ein Wahabite aus Arabien Namens Sidi el Arbi,
fl�chtig von seinem Vaterlande, zog er nach Fes und wollte eben seine neue
Lehre dort begr�nden als er starb; einer seiner J�nger Mohammed el M�dani
(d.h. der aus Medina geb�rtige) setzte sein Werk fort und stiftete den
Orden der M�dani. Aber auch in Fes wurde dieser freisinnige Orden nicht
geduldet, ebenso wenig in Algerien, wo er sich im Jahre 1829 befand;
gleichfalls von Tunis vertrieben, liess er sich in Mesurata in
Tripolitanien nieder und konnte hier ungest�rt lehren und f�r die
Ausbreitung seiner religi�sen Innung sorgen. Von der eigentlichen Lehre
der Wahabiten g�nzlich abweichend, glauben sie an ein g�ttliches Wesen und
an einen Rapport des Menschen mit Gott mittelst des Gebetes und einer
sinnigen Betrachtung, die Einheit Gottes, die Unsterblichkeit der Seele,
Strafe und Belohnung im zuk�nftigen Leben, ist die Basis ihrer Lehre und
da dies zugleich die Grundlagen der drei semitischen Religionen sind, so
schliessen sie die Christen und Juden als bef�higt in's Paradies zu
kommen, nicht aus. Ohne Fanatismus predigen sie die Br�derlichkeit und
Toleranz und obgleich auch sie auf Formen und Cultus halten, ist dies bei
ihnen Nebensache und nicht unbedingt nothwendig, um eine Vereinigung mit
Gott im jenseitigen Leben zu erzielen.

Ganz das Gegentheil dieser vielleicht tolerantesten[10] von allen
Mohammedanern wurde im Anfange der vierziger Jahre die Br�derschaft der
Snussi gegr�ndet. Si Mohammed Snussi in Tlem�en geboren, verliess vom
gl�hendsten Hasse gegen die Franzosen und Christen sein Geburtsland und
begab sich nach Fes, um dort auf der Hochschule von Karuin die Kenntnisse
zu erwerben, welche er f�r nothwendig hielt einen Orden zu gr�nden,
welcher haupts�chlich die immer mehr um sich greifenden Ideen und
Gebr�uche der Christen unter den Mohammedanern bek�mpfen sollte. Nach
einigen Jahren Aufenthaltes in Fesan und da er sah, dass dort die Gr�ndung
eines neuen Ordens, den anderen dort schon existirenden gegen�ber keine
Aussicht auf Erfolg haben w�rde, besonders da Si Mohammed kein Scherif,
sondern bloss ein Thaleb war, ging er nach Mekka, um seinen Ruf der
Heiligkeit zu vermehren. Er schlug den Landweg ein durch die W�ste und
ber�hrte hiebei Barca und die Uah-Oasen. Frappirt von der
Religionslosigkeit der dortigen Eingebornen, die blos dem Namen nach
Mohammedaner waren, ersah er sogleich, dass hier die Gegend sei, wo er die
Stiftung seines Ordens vornehmen m�sse. Seinen Vorsatz nach Mekka f�hrte
er aus und ging dann nach Constantinopel, um sich einen Firman zu
erwirken, damit die Localbeh�rden seinem Unternehmen keine Schwierigkeiten
in den Weg legten. Nachdem er diesen erlangt hatte, kehrte er zur�ck und
legte in Sarabub, dem westlichsten Theile der Jupiter-Ammonsoase eine
Sauya an. Obgleich er nie den Zweck aus dem Auge verlor, die christlichen
Ideen zu bek�mpfen, war sein Hauptaugenmerk darauf gerichtet Filialsauya
zu errichten, der Kreis seiner Anh�nger vermehrte sich, Barca ist ganz dem
Snussi unterworfen, ebenso Audjila und Djalo, in Kufra wurde ein neuer Ort
gegr�ndet und in Uadai, wohin sein Sohn selbst eine Reise machte, der
Orden der Snussi als allein berechtigt, eingef�hrt, Kauar und Fesan halten
ebenfalls zu den Gebr�uchen der Snussi, aber im eigentlichen Tripolitanien
wurde sein Orden nicht ausgebreitet, eine in Rhadames gestiftete Sauya
musste 1864 wieder eingehen. Sein Sohn Sidi el Mabdi, welcher ihm 1860
nachfolgte, scheint nicht den Hass gegen die Christen zu haben, wie sein
Vater, seine Hauptsorge scheint im Sammeln von Reichth�mern zu bestehen,
was nat�rlich bei allen Orden immer die Hauptsache ist.

Das Klima in Tripolitanien ist nat�rlich sehr verschieden: An der K�ste
hat dasselbe grosse Aehnlichkeit mit dem von Unter�gypten und d�rfte es an
der grossen Syrtenk�ste noch heisser sein, auf den bewaldeten Bergen ist
das Klima S�ditaliens, jedoch ist bei Gebliwinde die Hitze viel
intensiver. Im Winter ist es �brigens h�ufig, dass Frost und Reif
auftreten. Die gr�ssten Gegens�tze finden sich wie �berall in der W�ste in
den tripolitanischen Oasen, im Sommer steigt das Thermometer bis �ber 45�,
im Winter f�llt es h�ufig unter Null. Ja an einzelnen Tagen betr�gt der
Unterschied oft 30�, so hat man in Fesan -4� Nachts beobachtet mit einer
nachmitt�gigen Hitze von +24�. Im Winter ist an der K�ste die Feuchtigkeit
ebenso gross wie in Norddeutschland und auf den Bergen oft noch gr�sser,
namentlich in Cyrenaica. In den Oasen ist selbstverst�ndlich die
Trockenheit der Sahara und selbst grosse Strecken feuchten Bodens wie in
Fesan haben dem grossen Ganzen gegen�ber keinen Einfluss. W�hrend im
Winter die Barometerschwankungen an der K�ste stark und unregelm�ssig
sind, bleiben sie im Innern, sowohl Winter wie Sommer unbedeutend und
regelm�ssig. Ebenso ist es mit den Winden: im Winter, obschon dann
Nordwestwind vorherrschend ist, durchlaufen die Winde oft in einem Tage
die Rose, im Sommer sind sie aber ganz gleichm�ssig, fast immer von 10 Uhr
Morgens an, von Norden kommend und manchmal nur durch die meistens aus
S�ds�dost kommenden gl�hend heissen Gebli- oder Samumwinde unterbrochen.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass in Tripolitanien ein sehr gesundes
Klima ist, am zutr�glichsten ist jedenfalls die k�stliche Luft Cyrenaica's
und des Djebel, aber auch an den K�sten in Bengasi, Tripolis und den
anderen Orten weiss man von Epidemien und Endemien nichts. So ist z.B. bis
jetzt _nie_ die Cholera in Tripolitanien gewesen und wenn in fr�heren
Jahren die Pest aufgetreten ist, so r�hrt das jedenfalls durch
Einschleppung und mangelhafte sanit�tliche Polizeieinrichtung her.
Neuangekommene Europ�er haben in den St�dten oft Leberleiden, meist aber
aklimatisiren sie sich rasch. Entschieden ungesund ist das Klima in
einigen Theilen von Fesan, wo die Sebcha oder Salzs�mpfe in Verbindung mit
faulenden organischen Substanzen im Sommer die b�sesten intermittirenden
Fieber hervorrufen.

Tripolitanien, welches unter der t�rkischen Regierung ein Eyalet oder eine
Provinz ist, hat 7 verschiedene Liva oder Nayet, welche unseren Kreisen
oder Districten entsprechen. Die Zahl und Gr�sse derselben wechselt aber
h�ufig nach der Laune des Muschir oder Grossgouverneurs. In den ersten
Jahren wurden die Liva sogar vom Muschir besetzt, heute werden die
Districtsgouverneure jedoch von Constantinopel aus angestellt, in der
Verwaltung jedoch sind sie dem Muschir Tripolitanten verantwortlich.

Die verschiedenen Liva sind: 1. Tripolis selbst mit Umgebung (Mschiah.
Tadjura etc.), 2. Choms, welches die westliche Syrtenk�ste begreift und
die Gebirgslandschaft von Tarhona, 3. Sauya, die Landschaft westlich von
Tripolis bis nach Tunisien, 4. Djebel, welches das ganze Gebirge s�dlich
von Tripolis und Misda begreift, 5. Rhadames mit einigen kleinen Oasen in
der N�he, 6. Fesan und 7. Barca, welches das ganze alte Cyrenaica und die
Audjila-Oasen begreift. Dem Liva steht ein Kaiumakam vor, der meist auch
den Titel Pascha hat, und die Liva sind wieder in verschiedene Mudiriate
abgetheilt, denen ein Mudir vorsteht.

       *       *       *       *       *




Tripolis.


Mein Aufenthalt in Tripolis sollte diesmal ein viel l�ngerer werden, als
ich Anfangs vermuthete; bei meiner Ankunft theilte mir Herr Rossi mit,
dass Mohammed Gatroni, der nach dem Tode Hammed Tanjani's bestimmt war von
der K�ste nach dem Innern die Geschenke zu �bermitteln, in Fesan nicht
aufzufinden gewesen w�re, und wenn sich dies sp�ter auch als irrth�mlich
erwies, da eines Tages der Gatroner hoch zu Meheri in Tripolis eingeritten
kam, so hatte ich doch gleich, um auf alle F�lle den Abgang der Karavane
zu sichern, nach Tunis telegraphirt. Herr von Maltzan, der sich dort zu
der Zeit noch aufhielt, hatte mir n�mlich sp�ter geschrieben, dass Dr.
Nachtigal aus C�ln, welcher Leibarzt beim Bei von Tunis war, geneigt w�re,
die Geschenke nach Bornu zu bringen, und da hiezu nun auch die Erlaubniss
von Berlin aus n�thig war, fragte ich telegraphisch an und erhielt zur
Sendung Dr. Nachtigal's eine zustimmende Antwort. Wenn dieser nun auch
rasch genug eintraf von Tunis, so war seine Ausr�stung doch nicht sobald
gemacht, er musste wieder nach Malta zur�ck, und da ich auf keinen Fall
Tripolis eher verlassen konnte, als bis die Karavane wirklich abgegangen,
musste ich mich in Geduld f�gen; jedenfalls hatte ich Zeit genug, diesmal
die Stadt recht gr�ndlich kennen zu lernen.

Tripolis, welches die meisten Europ�er Tripoli (Beehey schreibt Tripoly),
wir Deutschen aber richtiger nach dem Vorgange Carl Ritters Tripolis
schreiben, weil gar kein Grund vorhanden ist das s weg zu lassen, �berdies
die heutigen Bewohner es auch mit einem s schreiben ([arabisch: Trablis]
Trablis) ist nach dem Urtheile der besten alten Geographen, und der
meisten neueren Forscher auf der Stelle des alten Oea erbaut. Als dies
unter dem Kalifate von Omar zerst�rt wurde, erbauten die Araber eine neue
Stadt auf den Tr�mmern, der sie den Namen des ganzen Districtes gaben. Es
ist kein Beweis vorhanden, dass weder Sabratha noch Oea ihren Namen vor
der barbarischen Invasion ge�ndert hatten. Wir haben aber viele Beispiele,
wo die Araber ganze Provinzen durch eine Stadt bezeichnen, so ist oft
Stambul die ganze T�rkei, Fes ganz Marokko f�r sie. Auch dass Oea von den
Alten nie als Hafen angef�hrt worden ist, ist kein stichhaltiger Grund, es
kann vielleicht zu der Zeit bei Oea kein nat�rlicher Hafen wie jetzt bei
Tripolis gewesen sein. Die weit vom Spanischen fort nach Osten
hinziehenden Riffe und Felseilande beweisen, dass meist dies das Ufer war.

Jetzt ist von Alterth�mern nichts mehr in der Stadt, als der allerdings
sch�ne vom Scipio Defritus (nach Barth vom Proconsul Caius Oifitus) in den
Tagen von Antonin dem Marcus Aurelius Antoninus und Lucius Aurelius Verus
errichtete Triumphbogen. Dieser Triumphbogen allein zeugt schon, dass hier
eine Stadt gestanden haben muss, da kann es denn auch nach den Itenerarien
gar keine andere als Oea gewesen sein. Derselbe ist von sehr sorgf�ltiger
Arbeit aus riesigen Marmorquadern aufgef�hrt, aber �ber ein Drittel ist
unter Anh�ufung von Schutt und Sand. Auf der Aussenseite sieht man grosse
m�nnliche und weibliche Figuren, welche allegorische Scenen darstellen
oder geschichtliche Ereignisse repr�sentiren. Die nach Norden zu
angebrachte Inschrift ist jetzt halb vermauert, �berhaupt ist das ganze
umbaut und durchmauert, in fr�heren Zeiten war sogar eine von einem
Malteser gehaltene Schnapskneipe darin. Diese ist nun zwar entfernt, aber
nicht etwa aus Piet�t f�r ein Kunstwerk aus dem Alterthume, sondern weil
ein altes t�rkisches Gesetz existirt, wonach Schnapsschenken nur in einer
gewissen Entfernung von einer Moschee angelegt werden d�rfen und da hat
man denn ausgefunden, dass obschon Moschee und Kneipe Jahre lang
nebeneinander in Frieden bestanden, die Djemma des Hadj Ali Gordji n�her
der Kneipe st�nde, als erlaubt sei und einfach wurde der Befehl zum
Schliessen gegeben. Der wahre Grund war aber der, dass die Tholba der
Moschee zu viele Gl�ser Araki umsonst verlangten und da der Inhaber der
Schenke ohne sich selbst Schaden zu thun, diese nicht mehr verabfolgen
wollte, so fand die heilige und gelehrte Corporation schnell einen Grund,
die Schenke gesetzlich dort aus dem Auge zu schaffen. Tout comme chez
nous, dachte ich, als der fr�here Besitzer mir dies erz�hlte.

Andere Alterth�mer darf man h�chstens noch in den Djemmen suchen, auch
sieht man an vielen Strassenecken eingemauerte S�ulen oft mit
corinthischen Capit�lern, um die H�userecken vor Abschleissen zu bewahren.
Einige Steine mit verwischten Inschriften, eine Art von Altarstein mit
einem Sperberbilde im n�rdlichen Stadtwall, das ist Alles, was Tripolis
dem blossen Auge bietet. Nicht unerw�hnt soll jedoch bleiben, dass der
fr�here Generalconsul Mr. Warrington beim Bau seines Hauses in der Mschia
dort einige kostbare Glasurnen fand, die jetzt auf dem britischen Museum
in London sind.

Tripolis wird von zwei Seiten vom Meere besp�lt, im Norden und Osten. Fast
f�nfeckig werden die anderen drei Seiten von einer sandigen Ebene umgeben,
nach der Landseite sind keine Gr�ben, die Mauern aber hoch und steil,
obschon heute so bauf�llig, dass man sie mit Flintenkugeln
zusammenschiessen k�nnte. Fr�her hatte die Stadt zwei starke Forts, am
nord�stlichen Eck das sogenannte spanische, welches im Jahre 1863
explodirte und das im S�dostwinkel der Stadt, welches aber schon seit
Jahren zum Schloss des Gouverneurs umgebaut worden ist. Zwei detachirte
Forts, von denen das eine im Norden der Stadt auf einem Felseilande
gelegen unter dem Namen des franz�sischen, das andere �stlich am Strande
der Mschia gebaut ist, den Eingang des Hafens beherrschend und das
englische genannt wird, sind vollkommene Ruinen. Aus dieser Beschreibung
wird man ersehen, dass die Stadt, obschon sie von weiten noch recht
stattlich und stark aussieht, nichts weniger als stark ist. Fr�her nur mit
zwei Thoren versehen, von denen eins sich im Osten auf dem Hafenquai
�ffnete, das andere im S�den nach der Mschia hinausf�hrte, hat man jetzt
neben dem S�dthor noch ein anderes und auch durch den Westwall ein viertes
Thor durchgebrochen. Der Hafen im Osten der Stadt ist durch die vom
spanischen Forte aus sich in's Meer ziehenden und mit der K�ste parallel
lautenden Riffe, der Stadt und der K�ste gebildet, so dass nur die Seite
nach Osten offen bleibt. Mit geringer M�he k�nnte er zu einem der
ger�umigsten und sichersten an der K�ste gemacht werden und es scheint
auch als ob von der t�rkischen Regierung jetzt wirklich etwas daf�r gethan
werden soll. Man kann nicht l�ugnen, dass nach der jetzt erfolgten
Durchstechung des Canals von Suez dies auch seine Bedeutung f�r Tripolis
und Bengasi haben wird und die Pforte hat das begriffen. Augenblicklich
ist der Hafen nur f�r kleinere Schiffe zug�nglich, Schiffe von mehr als 10
Fuss Tiefgang m�ssen auf der Rhede ankern.

Die Stadt selbst ist in f�nf Quartiere getheilt, von denen das
nordwestlichere mehr von den Juden, das �stliche also am Hafen gelegene,
von den Christen bewohnt wird. Fr�her wohnten die Juden in einer Milha,
hier Harra genannt, abgesperrt, w�hrend sie jetzt durcheinander mit
Christen und Mohammedanern wohnen. Die Strassen in Tripolis sind breit und
reinlich (nat�rlich immer vergleichungsweise mit anderen mohammedanischen
St�dten) und einige hat man in letzter Zeit sogar angefangen zu pflastern
und mit Laternen zu versehen. Von jeher erfreute sich Tripolis �brigens
dieses Rufes, Leo beschreibt die H�user als sch�n, im Vergleich zu denen
in Tunis, Blaqui�re geht sogar so weit zu behaupten, die Stadt k�nne, was
Bauart der H�user und Reinlichkeit der Strassen anbetr�fe, verschiedenen
europ�ischen St�dten, am mittell�ndischen Meere als Muster dienen. Die
H�user der Mohammedaner haben meistens ein Stockwerk, sind von aussen
reinlich geweist und alle mit platten D�chern versehen; in der Mitte ist
in jedem Hause ein grosser Hof, zu dem ein gebogener Gang mit doppelten
Th�ren von der Strasse aus f�hrt, so dass ein Fremder, wenn auch die
Th�ren offen stehen, nie in den Hof des Hauses selbst hineinsehen kann. In
diesem Gange sind immer steinerne B�nke angebracht, wo der Hausherr
gesch�ftlichen Besuch empf�ngt und sonst die Sklaven und Diener des Hauses
sich aufhalten. Die meisten H�user haben auch engvergitterte Fenster nach
der Strasse. Die Zimmer �ffnen sich alle auf den Hof durch hohe maurisch
gew�lbte Th�ren und sind immer lang und schmal. Die oberen Zimmer �ffnen
sich auf eine Gallerie, welche inwendig im Hofe herunterl�uft und dem
unteren Hofe zugleich Schatten abwirft. Alle mohammedanischen H�user haben
wenigstens einige europ�ische M�beln, die der reichen Kaufleute und
Beamten sind vollkommen europ�isch m�blirt. Die H�user der reichen Juden
unterscheiden sich in Nichts von denen der Europ�er und die der �rmeren
Juden in Nichts von denen der Mohammadaner, nur dass sie noch schmutziger
sind. In jedem Hause, auch dem kleinsten, ist eine Cisterne, welche das
s�sse Regenwasser des Daches auffangt und das meistens f�r den Consum des
Hauses von Jahr zu Jahr gen�gt, da f�r Waschungen, oft auch zum Kochen
benutzt, in jedem Hause ein Brunnen ist, der freilich nur brakisches
Wasser hat.

An �ffentlichen Geb�uden hat Tripolis das Schloss des Paschas, ein
unregelm�ssiges Geb�ude ohne jede Sch�nheit in der Architectur, eine
Kaserne und Harem, sowie zahlreiche Beamtenwohnungen sind damit verbunden.
Von den f�nf Hauptmoscheen zeichnet sich keine durch Sch�nheit aus, auch
nicht die neue von Hadj Ali Gordji, in den dreissiger Jahren erbaut, alle
aber sind im Inneren mit griechischen und r�mischen S�ulen geschm�ckt, von
denen namentlich die am Ssuk el turk befindliche herrliche Monolithen aus
Porphyr hat. Die christliche Bev�lkerung hat zwei Kirchen, eine
katholische und eine griechische. Mit der katholischen ist ein Kloster
verbunden mit Franziscanern. Es ist dies eins der �ltesten Kl�ster, die
koptischen in Aegypten ausgenommen, in Afrika und seine Entstehung datirt
von der Herrschaft der Malteser Ritter �ber Tripolis. Die M�nche haben
eine Schule f�r die Kinder der christlichen Bev�lkerung, ein Theil von
ihnen versieht den Gottesdienst und andere sind Handwerker. Der Vorsteher
des Klosters, der den Titel Pr�fect f�hrt, hat Bischofsrang und Gewalt.
Die Einnahme des Klosters bel�uft sich auf eine Subvention von 20,000
Francs pro Jahr und Sporteln, welche Taufen, Ehen u.s.w., aufbringen. Mit
dem Kloster ist ein Hospital verbunden, welches von den Schwestern von St.
Joseph geleitet wird. Im Hospitale werden Kranke jeden Glaubens
aufgenommen. Die T�rken haben nur ein Militairhospital, welches ausserhalb
der Stadt liegt, sonst aber gut eingerichtet ist, 120 Kranke aufnehmen
kann und unter Umst�nden auch Civilpersonen ge�ffnet ist. F�r europ�ische
Fremde ist ein Gasthaus vorhanden, welches indess selbst f�r die, welche
mit bescheidenen Anspr�chen auftreten, noch viel zu w�nschen �brig l�sst.
Zahlreiche und gut eingerichtete Funduks sorgen f�r das zeitweilige
Unterkommen der Mohammedaner. Es giebt keine eigentliche Bazars in
Tripolis, doch bilden ganze Strassen gewisse M�rkte, so ist auf dem Stuk
el turk, haupts�chlich f�r Taback, Opium, Kaffee und feinere Sachen
gesorgt, in anderen Strassen, wie el Kessariah, werden haupts�chlich
einheimische Stoffe und Kleidungsst�cke verkauft; die Z�nfte der
Schreiner, Schuster, Sattler, Schmiede u.s.w., haben ihre besonderen
Strassen und ausserdem giebt es grosse europ�ische Kaufl�den, wo Alles zu
haben ist. Drei Pharmacien sorgen f�r die Bed�rfnisse des kranken
Publikums, zwei �ffentliche B�der f�r die Reinlichkeit und dass zahlreiche
Schnapsbuden vorhanden sind, braucht wohl kaum angef�hrt zu werden.
Ordnung und Sicherheit in der Stadt wird durch Polizisten aufrecht
erhalten, obschon man sie bei Tage kaum bemerkt, sondern sie erst Nachts,
wo sie h�ufig patrouilliren, wahrnimmt, ausserdem ist eine Hauptwache,
Douanenwache und Schlosswache vorhanden, und alle Thore immer mit
Doppelposten versehen. Als oberste Municipalbeh�rde fungirt der Schich el
bled, und obschon derselbe keinen Gehalt bezieht, ist sein Posten doch
einer der eintr�glichsten. Der jetzige Schich el bled ein gewisser Ali
Gergeni soll, da er sich schon l�nger als zehn Jahre auf diesem Posten
gehalten hat, der reichste Mann von Tripolis sein. Alle europ�ischen
Nationen mit Ausnahme der deutschen sind durch Consulate vertreten, von
diesen haben die Engl�nder, Holl�nder, Franzosen und Italiener
Generalconsulate. Was die Zahl der Bewohner anbetrifft, so m�gen gegen
18,000 Seelen in Tripolis[11] sein, von denen 3000 Christen und 4000 Juden
sind. Die Christen sind der Mehrzahl nach Malteser, dann Italiener und
Griechen, alle anderen Nationen sind nur durch einzelne Familien
vertreten.

Die europ�ische Bev�lkerung in Tripolis lebt fast ausschliesslich vom
Handel und dieser dehnt sich von Jahr zu Jahr aus, obschon die T�rken
nichts thun ihn zu heben. Der Hafenverkehr weist im Zunehmen begriffen
einen Schiffsverkehr von �ber 450 Schiffen j�hrlich auf, von diesen sind
fast dreiviertel unter otomanischer Flagge fahrend, und die �brigen
geh�ren ihrer Wichtigkeit nach der italienischen, englischen,
Jerusalemer[12], franz�sischen, griechischen und �sterreichischen Flagge
an. Da die Schiffe alle nur klein sind, so haben sie nicht mehr als (z.B.
ihre Zahl zu 400 angenommen) einen Gesammttonnengehalt von ca. 30,000
Tonnen. 400 Schiffe w�rden also ungef�hr 12 norddeutschen Lloyddampfern
ihren durchschnittlichen Tonnengehalt zu 2500 Tonnen gerechnet,
gleichkommen. 400 Schiffe importiren und exportiren durchschnittlich f�r
5,250,000 Fr. an Werth, die Importation �bertrifft aber in der Regel die
Exportation.

Die haupts�chlichsten Exportationsartikel sind: Korn, Oel, Fr�chte
(Datteln, Orangen und Citronen), rother Pfeffer, Thiere, Wolle, gegerbte
Felle, Butter, Elfenbein, Wachs, Straussenfedern, Goldstaub, Sklaven,
etwas Gummi arabicum, Senne und Indigo, Natron, Schw�mme und
Manufacturwaaren: als Matten, K�rbe, Teppiche. Wenn wir annehmen, dass
diese einen Gesammtwerth von 5,000,000 Fr. repr�sentirten, so w�rde das
Korn allein �ber die H�lfte der Summe ausmachen, dann Oel, Elfenbein,
Sklaven, Goldstaub, Wolle und Thiere die zun�chst wichtigen Artikel sein.
An importirten Sachen finden wir Kattunstoffe: als Malte und Mahmudi von
England, Tuch, Seiden- und Sammetstoffe, Kram- und Esswaaren, Kaffee,
Zucker, F�rbestoffe, Wein und Spiritus, Tabak, Brennmaterial, Bauholz,
Metalle, Waffen, verarbeitetes Leder, Papier, N�rnbergerwaaren,
Porcellan, �chte Corallen, Glasperlen, Bijouterie, Silber (in Form von
5-Fr.-St�cken und Maria-Theresien-Thaler), Uhren, M�beln und andere
Manufacturgegenst�nde. Von diesen Gegenst�nden sind die Kattune, Tuch- und
Seidenstoffe die wichtigsten, dann kommen zun�chst Kram- und Esswaaren,
Glasperlen, Metalle, Zucker und Wein.

Nach Testa betheiligen sich die verschiedenen H�fen am Mittelmeere in
folgendem Verh�ltnisse: Malta 8/16, die Levante und Alexandrien 3/16,
Livorno und Italien 2/16, Tunis 2/16, Marseille und Algier 1/16.

Ausser dass nat�rlich t�glich gekauft und gehandelt wird, sind zwei grosse
M�rkte w�chentlich vor den Thoren der Stadt, am Dienstag vor dem S�dthore
und Freitags vor dem Westthore. Tausende von Menschen kommen dann hier
zusammen aus der ganzen Regentschaft, und diese Tage bieten gewiss eins
der bedeutendsten und interessantesten Bilder afrikanischen Lebens, das
man sich nur denken kann. Sklaven werden heute nicht mehr �ffentlich
verkauft, aber heimlich und mit Wissen der Consulate, so dass jeder
Europ�er Kenntniss davon hat. Man bezahlt in Tripolis eine h�bsche Negerin
mit 120 Thaler, eine Fullo mit 150-160 Thaler und eine Tscherkessin mit
300 Thaler und mehr. Junge Negerbursche sind zu dem Preise von 70-90
Thaler zu haben. Pelissier constatirt noch eine Sklaveneinfuhr von 2708
K�pfen, einen Werth von 759,000 Fr. repr�sentirend, f�r das Jahr 1850,
w�hrend Testa f�r dasselbe Jahr nur 1500 Sklaven auff�hrt mit einem
Gesammtwerthe von 300,000 Fr. (Testa rechnet pro Kopf 200 Fr., was
jedenfalls jetzt viel zu niedrig ist, da ein junger Bursche in Mursuk oft
schon mit 70 Maria-Theresien-Thaler bezahlt wird). Es scheint aber als ob
jetzt energischere Maassregeln, besonders vom englischen Generalconsulate
sollen ergriffen werden.

Der derzeitige Gouverneur von Tripolitanien Ali Riza Pascha ein Algeriner,
ist im Ganzen ein Mann von Bildung, aber obschon er recht gut franz�sisch
spricht, und alles im Schloss bei ihm � la franca ist, so hat er doch
lange nicht das Humane, und ein so gutes Administrationstalent wie sein
Vorg�nger Mahmud Pascha; dieser war nach seiner Abberufung von Tripolis
Kaputan Pascha oder Marineminister geworden, welchen Platz er auch noch
heute im t�rkischen Reiche ausf�llt. Ali Riza Pascha war in Frankreich
erzogen worden, nachdem sein Vater fr�her Algier aus Franzosenhass
verlassen hatte, und nach Constantinopel �bergesiedelt war. Sp�ter als er
einsah, dass er nicht gegen den Strom schwimmen konnte, schickte er durch
Vermittlung der franz�sischen Botschaft in Constantinopel seinen Sohn auf
die Artillerieschule nach Frankreich, wo Ali Riza Pascha sich das
Officierspatent erwarb und dann gleich darauf in t�rkische Dienste trat.
Da er seine Studien in Frankreich gemacht hatte, konnte ihm hier
Avancement nicht fehlen, und im Jahre 1860 hatte er schon den Rang eines
Mareschals. Sein Charakter ist seltsam gemischt, so theilte er z.B.
Morgens Almosen aus an fanatische Druische, welche Spottlieder auf die
Christen und christliche Religion sangen, und ging Abends auf einen Ball
oder in eine Gesellschaft, die irgend ein europ�ischer Consul gab. Er
versuchte einige Versch�nerungen in der Stadt anzubringen, aber seine
Maassregeln waren alle nur halb. Er hatte einen kleinen Thurm mit einer
Uhr bauen lassen, und eine Glocke schlug die Stundenzahl; als nun die
Araber sagten, der Pascha habe eine christliche Glocke (als Abzeichen
einer Kirche in �blen Geruch bei fanatischen Mohammedanern) errichten
lassen, verbot er jedem bei Gef�ngnissstrafe das Wort "Glocke" zu
gebrauchen, und in den ersten Tagen dieses Uhr-Thurmbaues waren immer
einige Individuen im Gef�ngniss, welche sich des Wortes Glocke[13]
unvorsichtigerweise bedient hatten.

Ali Riza Pascha gab auch B�lle, ebenso der Schich el bled Ali Gergeni,
aber beide h�teten sich wohl ihre eigenen Frauen dabei erscheinen zu
lassen. Diese durften sich zwar die Herrlichkeiten des Tempels wohl
mitansehen, aber nur von einem Zimmer aus, dessen Th�r ein Gitter hatte,
von wo aus sie alles sehen konnten, ohne bemerkt zu werden. Sobald ein
europ�ischer Consul eine Gesellschaft gab, pflegten Beide nie zu fehlen.

Am meisten Aufsehen machte indess sein Colonisationsversuch von Cyrenaica.
Wenn schon die Alten ungl�cklich gefahren waren, als sie sich zuerst ca.
640 Jahre vor Christi Geburt bei Plataea, dem heutigen Bomba, unter Battus
niederliessen, so war Ali Riza Pascha dadurch keines Besseren belehrt; er
ging Anfangs 1869 mit zwei ihm von Constantinopel zur Disposition
gestellten Dampfern, welche mit Baumaterial, Lebensmitteln etc. beladen
waren, nach Bengasi und von da nach Bomba und Tokra. Die Colonisten waren
zusammengelaufenes Gesindel, Bettler und obdachlose Leute aus Tunesien,
welche die Hungersnoth nach Tripolitanien getrieben hatte, und dann Leute
aus Sauya, Djebel und Mschia, welche nichts zu verlieren hatten. F�r den
Unterhalt dieser Leute glaubte Ali Riza Pascha dadurch zu sorgen, dass er
jedem Familienvater einige St�ck Ziegen, Abgabenfreiheit auf gewisse Zeit,
eine pecuni�re Unterst�tzung (ca. 20 t�rkische Piaster monatlich, also
einige Groschen mehr als ein preuss. Thaler), Getreide um eine Aussaat zu
machen, dann von der Regierung errichtete Wohnungen gew�hrte. Europ�ische
Colonisten schloss er ganz aus, aber mehrere Consuln begleiteten ihn.

Wenn man nun aber die Indolenz der Mohammedaner, den Nomadenhang der
Araber, ihren unabh�ngigen Charakter in Betracht zieht, so ist es sehr die
Frage, ob diese Colonie mit solchen Leuten reussiren wird. Die Hauptsache
aber, woran das ganze Unternehmen scheitern d�rfte, ist die schlechte Wahl
der Oerter, wo Ali Riza seine Colonisten hinf�hrte; ein Blick auf die
Karte von Afrika zeigt uns zwar, dass Bomba und Tabruk die einzigen guten,
nat�rlichen H�fen an der ganzen K�ste zwischen Alexandrien und Goletta
sind, wo Schiffe gegen alle St�rme gesichert ankern k�nnen. Und immer im
Winter bei schlechtem Wetter war dies auch die einzige Zufluchtsst�tte f�r
dort in der Gegend auf hohem Meere sich befindende Schiffe gewesen, Ali
Riza Pascha scheint aber vorher nicht gewusst, und es sp�ter �bersehen zu
haben, dass bei Bomba und Tabruk gar kein fruchtbares Hinterland ist,
sondern gleich W�ste, die Leute also, welche sich dort niederlassen, gar
keine Gelegenheit haben, Aussaaten zu machen, oder selbst nur Viehzucht zu
treiben. Und einen Ort an _dieser_ K�ste, mit _solchen_ Menschen, unter
_solchen_ Verh�ltnissen emporbl�hen zu sehen, erscheint mehr als
zweifelhaft. Eben die Gr�nde, dass eine Existenz hier nicht m�glich war,
zwang die Griechen diesen Ort zu verlassen, um dann in der N�he am
Apolloquell die ber�hmte Cyrene zu gr�nden.

Obgleich denn auch t�rkische Zeitungen pomphaft die
Colonisationsangelegenheit beschrieben haben, so liegen uns aus
Privatbriefen Nachrichten vor, dass schon Streitigkeiten mit den dort
nomadisirenden Arabern ausgebrochen seien, haupts�chlich des S�sswassers
wegen, das auch nur sp�rlich vorhanden ist.

Das gesellschaftliche Leben ist namentlich im Winter recht rege, obschon
es sehr durch die Rivalit�ten der verschiedenen Consulate gest�rt wird, im
Winter 1868/69 wurde es aber noch sehr vermehrt durch den Aufenthalt von
Alexandrine Tinne und sp�ter des Baron von Maltzan. Alexandrine Tinne, die
k�hne holl�ndische Reisende, war gerade einige Wochen vor mir in Tripolis
eingetroffen, von Malta und Tunis kommend, und bereitete sich vor, ins
Innere zu gehen. Wie immer auf ihren Reisen ohne festen Plan, hatte sie
sich endlich doch entschlossen, nach Fesan und Bornu zu gehen, hatte aber
auch schon damals die Absicht, nach Rhat zu gehen, um die dort hausenden
Tuareg zu besuchen. Vergebens versuchte ich sie von diesem Gedanken
abzubringen, sie glaubte fest, dass, weil Hadj Chnochen, einer der Chefs
der Tuareg, vor Jahren mit Colonel Mircher eine Art von Vertrag gemacht
h�tte, sie vollkommen sicher in dieser Gegend voll jener wilden Horden
reisen k�nne, vergebens beschwor ich sie, jene grossen franz�sischen aus
Eisen gemachten Wasserkisten nicht mitzunehmen, welche allerdings f�r die
franz�sischen Truppen in Algerien ganz praktisch sein m�gen, aber f�r
einen einzelnen Reisenden die gr�sste Gefahr herbeiziehen, weil sie eben
die Raubsucht der wilden St�mme erweckt, vergebens suchte ich sie zu
bewegen, bew�hrte Diener von Tripolis mitzunehmen, statt jener Algeriner
und Tuniser, auf deren Treue sie gar nicht bauen konnte, und welchen sich
merkw�rdigerweise eine Menge unn�tzer Weiber und Kinder zugesellt hatte.
Alexandrine Tinne liess sich nicht rathen, oder glaubte die Gefahren in
den Gegenden, die sie vor hatte zu bereisen, geringer als sie in der That
sind. Armes M�dchen, alle liebten sie in Tripolis; Christen, Juden und
Mohammedanern war sie in der kurzen Zeit ihres dortigen Aufenthaltes eine
Freundin geworden, sie schied wie so viele vor ihr frohen Herzens und mit
k�hnem Muthe, und wie so viele vor ihr, sollte sie Tripolis nie
wiedersehen. Jetzt bleichen ihre Gebeine mit denen ihrer einzigen beiden
treuen Diener im weissen Sande von Fesan, nicht alleine, schon zwei
Christen wurden vor langen Jahren auch dort begraben. Friede sei ihrer
aller Asche.

       *       *       *       *       *




Leptis magna.


Tripolis liegt ganz ausser dem Verkehre, die regelm�ssigen Dampfer, welche
das ferne Alexandria und das noch weitere Constantinopel t�glich mit
Triest und Marseille verbinden, ber�hren Tripolis nie. Von den drei
haupts�chlichen Linien, ohne die vielen Privatdampfer zu nennen, der
Messagerie Imperiale, dem �sterreichischen Lloyd und der Peninsular and
Oriental Company, kommt kein einziger Dampfer nach dem alten Oea--und
warum auch? Ausser Alexandria giebt es an der ganzen Nordk�ste von Afrika
keine einzige Stadt, welche auch nur im allerentferntesten einen Vergleich
mit den bl�henden Hafenpl�tzen vom gegen�berliegenden Europa eingehen
k�nnte.

Der einzige Verkehr von Tripolis nach Europa wird durch das kleine
Dampfschiff Trabulos Garb, welches dann und wann nach Malta f�hrt,
unterhalten. Es ist aber so schwach, dass es das geringste Unwetter
scheuen muss; ausserdem Eigenthum des Schich el Bled oder des
Stadtvorstehers von Tripolis, h�ngt es ganz von den Launen dieses Mannes
ab, das Boot gehen zu lassen, oder nicht.

Auf diese Art waren wir in Tripolis festgebannt, da der Dampfer des
schlechten Wetters wegen nicht auslaufen konnte; um aber dennoch wieder
Abwechslung und Nutzen aus diesen gezwungenen Aufenthalt zu ziehen,
beschloss ich nach Lebda zu gehen, dem einzigen Ort, welcher namhafte
Sehensw�rdigkeiten bietet auf der langen Strecke von Tripolis nach
Bengasi.

Montag am 21. Januar, Nachmittags, brachen wir auf. Ich hatte alle Kameele
des K�nigs zur Verf�gung, sowie die Leute, welche mit der Karawane nach
Bornu abgehen sollten, an ihrer Spitze den alten Mohammed Gatroni, der
auch noch zuguterletzt nach Tripolis gekommen war und der einen weissen
Meheri ritt, welchen ich ihm bei der Trennung in Bornu zum Geschenk
gemacht hatte. Mohammed Gatroni, das alte Factotum Barths, der Timbuktu
gesehen, Sokoto und Kuka mehreremale durchzogen hatte, war hieher
gekommen, um die Geschenke des K�nigs f�r den Sultan von Bornu zu
begleiten. Nach seinen grossen Wanderungen mit Barth war er eine Zeitlang
mit Hrn. v. Beurmann gereist, und hatte schliesslich mich durch die grosse
W�ste bis Bornu, Mandara und Gombe begleitet, sowie endlich im Sommer 1867
meine s�mmtlichen Kisten allein durch die Sahara zur�ckgebracht. Als der
K�nig von Preussen beschloss, die Geschenke des Schich Omar zu erwiedern,
und zugleich seine Zufriedenheit zu bezeigen f�r die gute Behandlung, die
der Sultan von Bornu den deutschen Reisenden, namentlich Hrn. v. Beurmann
und mir, erwiesen hatte, war der Gatroner ausersehen worden, die Geschenke
zu �berbringen; als aber zweifelhafte Briefe �ber ihn von Mursuk
einliefen, wurden, wie schon angef�hrt, die Anerbietungen des Dr.
Nachtigal, eines am Tuniser Hofe lebenden Preussen, angenommen, als
Ueberbringer der Geschenke des K�nigs nach Kuka zu gehen. Kaum war dieser
in Tripolis eingetroffen, als auch der alte Gatroner ankam, es war somit
die beste Sicherheit vorhanden, dass die Geschenke gut �bermittelt w�rden.
Dr. Nachtigals Instrumente waren jedoch noch nicht von Malta angekommen,
und darin bestand der Hauptgrund, um den Dampfer abzuwarten. Denn da unser
Landsmann die Absicht hatte, wo m�glich von Bornu aus weiter nach dem
Innern vorzudringen, so wollte ich ihn nat�rlich nicht zu einer Abreise
ohne Instrumente dr�ngen, wodurch f�r mich freilich mehr als ein Monat
verloren ging.

Wir waren zu sp�t aufgebrochen, um Tadjura zu erreichen, welches zwar nur
6 Kilometer von Tripolis entfernt liegt, selbst aber eine L�ngenausdehnung
von 5 Kilometern besitzt, und wo das Landhaus des italienischen Consuls
uns hinl�nglichen Comfort geboten h�tte. Vielmehr mussten wir um 5 Uhr
Abends bei bedecktem Himmel und Dunkelheit das Zelt aufschlagen. Wir
hatten nur Melcha erreicht, einen Salzsee, der sich zwischen der Mschia
und Tadjura befindet.

Aber auch hier sollten wir nicht einmal ruhig lagern, denn bald brach ein
solcher Regen �ber uns aus, von den heftigsten Windst�ssen begleitet, dass
uns in einem Augenblick die Zelte �ber den K�pfen weggerissen wurden. Der
Wind blieb fortw�hrend so stark, dass an ein Wiederaufschlagen nicht zu
denken war, und die Dunkelheit verhinderte jeden Weitermarsch, obgleich
die H�user nicht fern waren. Das beste blieb also, sich ruhig unter die
umgewehten Zelte zu legen und den Morgen zu erwarten.

Unter diesen Umst�nden war andern Tags an einen regelrechten Marsch nicht
zu denken, sondern mit Tagesanbruch gingen wir in die Wohnung des
italienischen Consuls, froh ein Unterkommen gefunden zu haben, um unsere
Sch�den wieder ausbessern zu k�nnen. Der Landsitz des Consuls befindet
sich ganz am S�drande der Oase und ist von hohen D�nen, die Tadjura sowohl
als die Mschia umgeben, durch einen kleinen See getrennt, auf welchem oft
zahlreiche wilde Enten sich herumtummeln. Tadjura selbst ist eigentlich
mit der Mschia und dem Sahel, einer Palmenstrecke zwischen beiden, eine
und dieselbe Oasis; politisch ist es indess insofern von Sahel und Mschia
unterschieden, als die Bewohner der beiden letztgenannten Orte gar keine
Abgaben von ihren Palmen zu geben brauchen, w�hrend die von Tadjura von
jedem Palmbaum eine bestimmte Abgabe entrichten m�ssen. Die Befreiung der
Mschia und des Sahel ergiebt sich daraus, dass die m�nnliche Bev�lkerung
kriegspflichtig ist, gewissermaassen also eine Art Milit�rcolonie
vorstellt. Wenn �brigens die Zahl der Dattelb�ume in Tadjura vom
t�rkischen Gouvernement auf nur 80,000 angegeben wird, so liegt dabei der
Umstand zu Grunde, dass das Geld der als gez�hlt eingetragenen in den
Staatsschatz abgeliefert werden muss; aber sicher existirt eine eben so
grosse Zahl _nicht_ gez�hlter B�ume, von denen nat�rlich auch die Abgabe,
2� Piaster, erhoben, aber nicht in den �ffentlichen Schatz fliesst. Man
wird nicht zu hoch greifen, wenn man die Zahl der Palmen in Tadjura auf
200,000 angiebt.

Wir blieben den ganzen Tag �ber in Tadjura, um die Zelte trocknen zu
lassen und andere Dinge auszubessern; aber von da an hatten wir wenigstens
g�nstiges Wetter. Ohne mich bei der Beschreibung des langweiligen Weges
aufzuhalten, f�hre ich nur an, dass wir am ersten Tage nach unserm Abgange
von Tadjura dicht beim Kasr Djefara am ued msid, am andern Tage am Fusse
des Gebirges, gegen�ber der weissschimmernden Kubba Sidi Abd el Ati's
campirten.

Am dritten Tage stiess ich auf das Lager Hammed Bei's, des Gouverneurs von
Choms, welcher gerade von Tripolis gekommen war, wo er bei seinem
Schwiegervater, dem Muschir und Marschall Ali Riza Pascha, die
Ramadhanfestlichkeiten verbracht hatte. Hamed Bei erkl�rte nun gleich: ich
solle in Choms oder Lebda nicht Zelte schlagen, sondern in seinem Hause
wohnen, und ich nahm, da ich aus der Erfahrung wusste, wie wenig angenehm
und sicher in Lebda das Campiren ist, mit Freuden sein Anerbieten an. Er
brach dann vor mir auf, am Nachmittag aber konnte ich es mir schon in
Choms in seinem gastfreundlichen Hause bequem machen.

Da es noch fr�h am Tage war, so ging ich gleich mit dem Photographen nach
der Ruinenst�tte, um im Voraus diejenigen Pl�tze zu bestimmen, von wo aus
Aufnahmen erfolgen sollten, und kehrte dann Abends nach Sonnenuntergang in
die Wohnung Hamed Bei's zur�ck. Hier erwartete uns ein splendides Essen,
und besonders auffallend war, dass Hamed Bei, wir waren doch nur zu zweit
bei Tisch, d.h. er und ich, eine so gl�nzende Erleuchtung spendete. Da
waren auf den Nebentischen grosse massiv silberne Candelaber, der Esstisch
selbst hatte zwei mit je f�nf Kerzen. Das merkw�rdigste war, dass mein
Wirth einen ausgezeichneten Tischwein f�hrte, und selbst mit Maass und
Anstand zu essen und zu trinken verstand. Nat�rlich waren Messer und
Gabeln vorhanden, und die Diener, f�nf an der Zahl, so abgerichtet, dass
sie selbst nach jedem Gange die Bestecke und Teller wechselten. Einer von
ihnen war Hauptmann der Infanterie, was nicht hinderte, dass er in Uniform
aufwartete. Hamed Bei selbst, der sehr eifers�chtig dar�ber wachte, dass
alles europ�isch zuging, gab dann und wann befehlende Seitenblicke oder
Fingerzeige, und war wie in Verzweiflung, wenn nicht alles nach seiner
Meinung fr�nkisch zuging. Dass nun in der Reihenfolge der Gerichte, in
ihrer Zubereitung selbst, nach unsern Begriffen seltsame Anordnungen
vorkamen, kann man sich leicht vorstellen: leben doch in Tripolis die
Europ�er selbst eher t�rkisch als europ�isch in ihren Gesellschaften.

In Hamed Bei lernte ich einen der besten Civilisationst�rken kennen,
gerade aber ihn hatten die Tripolitaner aus der n�chsten Umgebung des
Pascha's zu entfernen gesucht, und dies dadurch erlangt, dass er als
Kaimmakam nach Choms versetzt wurde. Rechtlicher als die meisten Beamten,
war er, sagt man, namentlich dem Schich el bled, oder Stadtvorsteher von
Tripolis, ein Dorn im Auge gewesen, und dieser hatte mittelst seiner
Freunde, des Personals des franz�sischen Consulates, seine Entfernung von
Tripolis verlangt. Man muss aber nicht denken, dass Hamed Bei deshalb nach
unsern Begriffen in Geldsachen ein makelloser Mann gewesen sei; die Leute
in Choms erz�hlten mir sogar, dass er allein bei den Abgaben von den
Oelb�umen das Doppelte erhebe (statt eines halben Sbili einen ganzen), und
als ich auf dem R�ckwege zuf�llig mit einem der untern Beamten, einem
Abgabensammler, zusammentraf, f�gte dieser hinzu: dass Hamed Bei in den
letzten Tagen etwa 18,000 Mahbub--ein Mahbub ist etwas mehr als ein
preuss. Thaler--bei den Abgabensammlungen profitirt habe. Dabei lobte
merkw�rdigerweise der Abgabensammler Hamed Bei in solch warmen Ausdr�cken,
dass ich nicht umhin konnte zu fragen, ob er selbst nicht auch sein
Profitchen gemacht habe, was er zwar in Abrede stellen wollte, indess
sicher der Fall war. Araber und T�rken sind �brigens so an Erpressungen
und Unterschleife gew�hnt, dass sie sich ohne sie gar keine Administration
denken k�nnen; Civilisation, rechtliche Verwaltung sind auch �berdies
schon bei V�lkern unm�glich, die ihre Richtschnur nach dem Koran nehmen;
wer heutzutage noch glauben kann, die V�lker civilisiren zu wollen, welche
dem Islam huldigen, der komme und sehe selbst die T�rkei, Aegypten und
Tunis, und ich glaube sagen zu d�rfen: alle mohammedanischen Staaten sind
heute noch dasselbe, was sie vor hundert Jahren gewesen, d.h. zu einer
Zeit, wo die sogenannten Reformen bei ihnen noch nicht eingef�hrt waren.
Man kann nicht genug wiederholen, dass gewisse V�lker nicht zu civilisiren
sind, eben weil ihre eigene Gesetzgebung keine Civilisation erlaubt.
W�rden wir Europ�er vielleicht nicht in demselben Fall sein, wenn wir
zuf�llig uns nicht freigemacht h�tten von einer Religion, die f�r ganz
andere V�lker in l�ngst vergangenen Zeiten, zu anderen Bed�rfnissen
passte? Denn sicher wird man nicht behaupten wollen, dass die Sitten und
Bed�rfnisse, die ganze Anschauungsweise eines Volkes zur Zeit der
Pharaonen, zur Zeit der C�saren dieselben waren, wie sie es jetzt sind im
Jahrhundert des Telegraphen und des Dampfwagens. Gl�cklicherweise f�r uns
ist unser Christenthum heute aber auch nicht mehr das Christenthum der
ersten Jahrhunderte: wer dieses will, gehe nach Abessinien oder besuche
die Copten oder andere V�lker, die streng an den Satzungen der Kirche
festgehalten haben, und sehe, was aus ihnen geworden ist.

Trotz eines heftigen Windes nahmen wir am folgenden Tage vier Ansichten
von Lebda auf: das s�dliche Stadtthor, die s�dliche Front der grossen
Basilika, die Ansicht eines grossen Palastes, der wahrscheinlichen Wohnung
des H�chstcommandirenden, und eine Uebersicht vom Hafen, der freilich
jetzt ganz versandet ist.

Lebda fanden wir v�llig so, wie wir es verlassen hatten, h�chstens um
einige S�ulenst�mpfe �rmer, die der jetzige Gouverneur von Tripolis, Ali
Riza Pascha, von dort nach Tripolis hatte holen lassen, um damit seine
Anlagen zu verunzieren.

Es w�re gewiss merkw�rdig zu wissen, ob die Sand�berschwemmung Lebda's auf
einmal oder nach und nach eingetreten sei. Ich glaube, man muss wohl
beides annehmen; denn nach der ersten Zerst�rung von Leptis magna fand
Justinian die Haupt-, d.h. Weststadt so mit Sand �bersch�ttet, dass er die
Wiederherstellung aufgab und seine Hauptsorgfalt auf die Neapolis oder
Oststadt verwendete[14]; es muss also ein aussergew�hnlicher Orkan
geherrscht haben, der nach der Zerst�rung durch die Vandalen diesen
Stadttheil mit aufgew�hltem Meeressand �bersch�ttete. Kleinere St�rme
f�gen noch immer Sand hinzu, und so d�rfte einmal eine Zeit kommen, wo
ganz Lebda, wenigstens der westliche Stadttheil, die eigentliche
Hauptstadt, verschwunden sein wird.

Wie indess hier die Sandd�nen in geschichtlicher Zeit aus dem Meere
geworfen worden sind, so ist vor Zeiten die ganze grosse Aregformation in
der Sahara ebenfalls ein Meeresproduct, und die Behauptung franz�sischer
Forscher[15] g�nzlich unhaltbar, dass die D�nen der W�ste ein
Zersetzungsproduct von Felsen seien. Lebda nun, wie es sich uns heute
zeigt, bildet drei Haupttheile. Die hoch- und dickmaurige Altstadt, auf
beiden Seiten des Flusses gelegen, doch so, dass die Haupth�lfte sich auf
dem linken Ufer befand, w�hrend auf dem rechten nur Gew�lbe gewesen zu
sein scheinen; nahe dem Meere zu, s�dlich von dem westlichen Hafenfort,
scheint die Stadtmauer der �stlichen Stadth�lfte zugleich die des Hafens
gewesen zu sein. Wenigstens f�llt die S�dseite des Forts auf der rechten
Flusszunge direct ins alte Hafenbassin; sie bildet dort sch�ne Quais,
woran noch die grossen Quadern zur Befestigung der Schiffe vorhanden sind,
und Treppen, welche zum Hafen hinabf�hrten; jetzt nat�rlich steigt man
mittelst der Treppen auf aufgewehten und aufgeschwemmten Sandboden. Diese
Altstadt enth�lt fast allein die �ffentlichen Geb�ude: als Pal�ste,
Kirchen, das Forum etc., aber alle zur H�lfte, einige ganz, von Sand
�bersch�ttet.

Kaum m�chte ich indess glauben, dass das, was Barth als [griechisch: polis]
oder Altstadt bezeichnet, dies wirklich gewesen sei. Ich glaube vielmehr,
dass die westliche Landspitze mit dem heute noch Staunen erregenden
Festungswerke sonst unbewohnt war, denn man findet auf dieser
Landspitze--die auch viel zu eng ist, um nur zwei Reihen von H�usern
aufzunehmen, m�gen wir uns die Privatwohnungen der Griechen und R�mer noch
so beschr�nkt denken--gar keine andere Spur von Geb�uden, als solche, die
auf Vertheidigung und Schutz hindeuten, und gerade eben die drei
Ueberreste von Quermauern, welche die Landzunge von der Altstadt trennen,
deuten darauf hin, dass hier das eigentliche Reduit lag. Die kolossalen
Quaderbauten nach dem Meere zu sind vollkommen gut erhalten, leider
erlaubte der Sturm mir nicht, die unterirdischen Kammern, die vom Meer aus
in die untere Partie des Forts m�nden, zu besuchen; das Meer peitschte mit
solcher Gewalt seine sch�umenden Wogen gegen die Oeffnungen, dass es
unm�glich war, hineinzudringen. Die ganze Landzunge ist �brigens nach dem
Meere zu durch eine starke Quadermauer gesch�tzt.

Westlich von der Altstadt findet sich nun ein Ruinenfeld, welches fast bis
nach Choms hinreicht. Von diesem Ort ausgehend, st�sst man auf einen fast
50' hohen Obelisken, aus Sandstein erbaut, gut erhalten, der
wahrscheinlich ein Grab ziert. Die zahlreichen Grundmauern von
Privatwohnungen und einige �ffentliche Geb�ude deuten an, dass hier eine
"Neustadt" war; eine Mauer scheint dieselbe nicht umgeben zu haben.

Aus den Beschreibungen der Alten geht �brigens hervor, dass Leptis
wenigstens vor der R�merherrschaft schlechtweg den Namen Neapolis f�hrte.
Nach Sallust von den Sidoniern gegr�ndet, welche Unruhen halber
ausgewandert waren, entstand die Stadt unter dem Namen Leptis an dem Orte,
wo wir die jetzigen Ruinen vor uns haben, ungef�hr zur Zeit als Cyrene
schon aufgeh�rt hatte, von K�nigen regiert zu werden, sich aber zu einer
Republik constituirt hatte.

Scylax kennt die Stadt dann nur unter dem Namen Neapolis und Strabo und
Ptolem�us schreiben, "Neapolis auch Leptis genannt". Unter den R�mern
erhielt sie den einheimischen Namen zur�ck, und wurde magna genannt, im
Gegensatz zu Leptis bei Carthago.

Leptis magna musste eine sehr reiche Stadt sein, da sie, wie Livius
anf�hrt, t�glich ein Talent Silber als Abgabe an Carthago zahlte. Im
Kriege der R�mer mit Jugurtha hielt sie zu ersteren, wurde daher sehr
beg�nstigt und erhielt die Rechte und Beg�nstigungen einer Colonie, als
solche kennen sie Plinius und Ptolem�us noch nicht, auf den
Peutinger'schen Tafeln ist sie aber als Colonie gezeichnet.

Kaiser Severus that ausserordentlich viel f�r die Stadt, aber bei dem
Einbruche der Ausurianer ging sie fast ganz zu Grunde, und der sp�tere
theilweise Wiederaufbau unter Justinian vermochte ihr ihre alte Bl�the
nicht wieder zu geben. Im siebenten Jahrhundert fiel sie dann ein Opfer
der hereinbrechenden Araber, um nicht wieder von ihren Ruinen und den sie
deckenden Sandd�nen zu erstehen.

Die eigentliche sp�tere Neustadt befand sich indess auf dem rechten Ufer
des Lebda durchschneidenden Flusses, und hat einen sehr ausgedehnten
Umfang, auch ist noch �berall die Grundmauer ihrer Umgebung deutlich
wahrzunehmen. In sp�teren Zeiten war sie indess wohl der Hauptsitz der
Bev�lkerung, da Septimus Severus seinen Palast sich dort erbaute. Gleich
�stlich von diesem Stadttheile zieht sich dann die Nekropole nach SO. hin,
von der Wasserleitung durchschnitten, welche im Hafenquai selbst m�ndete.

Das besterhaltene Denkmal ist der Hippodrom von Leptis magna, und f�r eine
Provinzialstadt war er sicher einer der gr�ssten und pr�chtigsten[16].
Ganz am Ostende aller Baulichkeiten von Lebda gelegen, zieht er sich dicht
am Meere hin, derart, dass die eine Wand durch das Ufer, also
nat�rlicherweise, gebildet wird, w�hrend die andere der ganzen L�nge nach
durch einen grossartigen Steinbau, welcher zugleich das Meer abh�lt,
begrenzt wird.

Das ganze Stadium ist derart angelegt, dass auf eine innere L�nge von 550
Schritten das Westende mit einem Tempel anf�ngt, dessen m�chtige
Grundmauern noch erhalten sind. Von diesem Tempel bis zur Spina sind 200
Schritte: es war dies der Raum zum Ablaufen, Aphesis genannt. Die Spina
selbst, �berall 5 Schritte breit, beginnt mit einem Rundtempel, halben
Durchmessers, aber nur die Basis dieses Tempels, durch einen Zwischenraum
von der Spina getrennt, ist noch vorhanden. In der Mitte der Spina befand
sich ein anderer Tempel, 120 Schritte vom ersten entfernt. Ueberhaupt
haben beide H�fen einen wahrscheinlich �berdachten S�ulengang gehabt,
wenigstens finden sich �berall die Spuren eines S�ulenganges, sowie
zahlreiche S�ulen�berreste. Beide H�lften der Spina sind mit Durchg�ngen
versehen. Dem Rundtempel gegen�ber befindet sich am andern Ende der
Taraxippos, oder das Umkehrzeichen, in Form eines Halbkreises von der
Spina getrennt. Der Hippodrom scheint mit keiner Rundung abgeschlossen zu
haben, aber auf der �ussersten �stlichen Wendung, wo die k�nstliche Mauer
mit dem nat�rlichen Erdwall, der auch steinerne Sitze hatte,
zusammenst�sst, befindet sich ein solides pyramidenartiges Geb�ude, das
vielleicht eine Statue trug.

Gleich s�dlich vom Stadium erhob sich das Amphitheater, es ist aber nichts
weiter davon �brig, als die kreisrunde Einsendung in den Boden, welche
theils nat�rlich, theils k�nstlich ist.

Ich habe mich darauf beschr�nkt nur eine allgemeine Uebersicht der
Topographie der Stadt zu geben, da mit Ausnahme des Hippodroms eine
Beschreibung der einzelnen Geb�ude, ohne sie vorher vom Sande befreit zu
haben, unm�glich w�re. Beim Photographiren der Basilika hatte ich indess
noch das Gl�ck, eine Inschrift zu entdecken, die, wenn auch nicht von
besonderem Interesse, doch neu ist; auch konnte ich mehrere Gemmen kaufen,
sowie einige M�nzen. Hamed Bei hatte sogar die Freundlichkeit, mich auf
einen nahe liegenden Berg f�hren zu lassen, wo er eine Inschrift entdeckt
hatte.

Dar�ber aber, und weil Hamed Bei mich nicht ohne Fr�hst�ck fortlassen
wollte, verlor ich meine Karawane. Ich hatte sie n�mlich schon am Morgen
fr�h fortgeschickt, und dem Gatroner gesagt, nach einem kleinen Tagmarsch
am Wege zu lagern. Da ich aber vom Berge, wo die Inschrift sich befand,
erst Nachmittags herunterkam, �berfiel mich beim Weiterreiten schnell die
Nacht, und unm�glich war es, irgend etwas zu unterscheiden. Obgleich ich
mehrmals Doppelsch�sse abfeuerte, namentlich so oft ich Wachtfeuer
erblickte, wollte es mir nicht gelingen, den Lagerplatz meiner Leute
ausfindig zu machen, und um 10 Uhr Abends, als mein Esel, der nun den
ganzen Tag im Gange gewesen war, nicht mehr weiter konnte, musste ich mich
endlich entschliessen, ein anderes Lager zu suchen. Zudem musste ich jetzt
meine Karawane l�ngst hinter mir gelassen haben.

Gl�cklicherweise sah ich bald ein Wachtfeuer, und schickte meinen Neger
dorthin, ein Nachtlager zu erbitten. Es fand sich, dass nicht weit vom Weg
ein einzelnes Araberzelt stand und die Eigenth�mer bewilligten auf's
gastlichste meine Bitte. Freilich war von Bequemlichkeit keine Rede, die
Leute waren so arm, dass sie nicht einmal eine Matte besassen, und wenn
nicht ein best�ndig unterhaltenes Feuer, neben welchem ich mich
ausstreckte, die ganze Nacht etwas W�rme im luftigen Zelte verbreitet
h�tte, so w�rde ich bitter von K�lte gelitten haben. Man kann sich leicht
denken, dass das Abendessen bei diesen armen Leuten nicht besser ausfiel:
etwas Basina (Weizenmehl-Polenta), welche ich mit meinem Wirth aus einer
Sch�ssel mit den Fingern ass, war alles, was zu haben war. Mein armer Esel
fuhr noch schlimmer: nicht einmal Stroh war f�r ihn aufzutreiben.

Die armen Leute, von der t�rkischen Regierung ganz ausgesogen, hatten
�brigens ihr M�glichstes gethan, und so nahm ich am folgenden Morgen mit
Dank von ihnen Abschied, indem ich einem kleinen Kinde im Zelte reichlich
an Geld gab, was ich bei den Eltern verzehrt hatte. Denn dem Araber selbst
Geld f�r seine Gastfreundschaft anzubieten, w�re gegen alle gute Sitte
gewesen. Mein Esel, der an Altersschw�che litt, wollte gar nicht mehr von
der Stelle, und nachdem ich einige Stunden zu Fuss marschirt war--den Esel
liess ich durch meinen Neger treiben--war ich froh, als ich in einem
Zelte, welches dicht am Wege von Beduinen aufgeschlagen worden, ein Pferd
zur Weiterreise miethen konnte. Hungrig wie ich war, fand ich hier ein
besseres Mahl. Eier, Milch und Gerstenbrod setzten mich in den Stand, noch
an demselben Abend Tadjura, freilich etwas sp�t, zu erreichen, und hier
kehrte ich im Landhause des italienischen Consuls ein, denn auch mein
Pferd wollte nicht mehr weiter.

In der That ist der Weg von Tripolis bis Lebda bedeutend weiter, als man
nach den Karten glauben sollte, die zahlreichen Kr�mmungen verl�ngern die
Strecke sicher um ein Viertel; dazu kommen mehrere Strecken D�nen, auf
denen Thiere und Menschen bald erm�den. Am andern Morgen fr�h war es nur
noch ein Spazierritt bis zu meiner Wohnung in der Mschia. Meiner Karawane,
der ich vorausgeeilt war, gelang es �brigens schon am folgenden Morgen
einzutreffen; die Kameele hatten sich auf dem Wege ebenso gut gehalten,
wie die Leute.

       *       *       *       *       *




Bengasi.


Ich hatte mich sehr beeilt von Lebda wegzukommen, weil ich vermuthete,
dass bei dem sch�nen Wetter der Dampfer rasch von Malta zur�ckkommen
w�rde, und ich keinenfalls Veranlassung sein wollte den Abgang der
Karawane nach Bornu zu verz�gern. Wider Erwarten war das Dampfschiff noch
nicht angekommen, ja ein von Malta eingetroffenes Telegramm besagte, dass
das Schiff erst nach Ende des Carnevals abgehen w�rde.

Herr Rossi hatte daher gleich einen Sapti� (berittener Soldat) nach Lebda
geschickt, mit einem Briefe des Inhalts: ich brauche mit meiner R�ckreise
nach Tripolis nicht zu eilen, leider hatte mich dieser Sapti� verfehlt. Es
that mir dies um so mehr leid, als ich so die Gelegenheit aus der Hand
gegeben hatte, noch mehrere interessante Ansichten von Lebda
photographiren zu lassen.

Endlich kam nach dem Carneval der lang ersehnte Dampfer an, und nun
konnte, da seit langem alles vorbereitet war, die Karawane abgehen.

Es war dies das erstemal, dass ein officieller Act unter preussischer
Aegide seitens Deutschlands in Tripolis vorgenommen wurde. Wenn auch in
fr�heren Zeiten fast die H�lfte aller von Tripolis abgegangenen Reisenden
Deutsche gewesen waren, so waren dieselben, wie Barth, Overweg und Vogel,
durch Englands Gelder ausger�stet, und von der englischen Regierung
abgeschickt, als Engl�nder betrachtet worden. Die von Moritz v. Beurmann
und mir unternommenen Reisen hatten einen vollkommen privaten Charakter
gehabt; wenn auch bei meiner Reise nach Bornu der K�nig von Preussen sich
mit einer grossm�thigen Unterst�tzung betheiligt hatte, so war nie von
einem Regierungsunternehmen die Rede gewesen.[17] Ganz anders war es
jetzt: Dr. Nachtigal ging mit einem bestimmten Auftrage in's Innere, einem
Auftrage, der ihm vom K�nig von Preussen, dem Schirmherrn von
Norddeutschland war �bermittelt worden. Sein Abgang musste daher mit einer
gewissen Feierlichkeit stattfinden. Zum erstenmale sollte die neue
norddeutsche Fahne in's Herz von Afrika getragen werden, und auf dem
Christenhause in Kuka, der Hauptstadt Bornu's, wehen, wo bis jetzt nur die
englische und die Bremer Flagge war gesehen worden. Die
schwarz-weiss-rothe Flagge sollte, so hoffen und w�nschen wir, von hier
noch weiter getragen werden, wo m�glich bis an die Ufer des indischen oder
atlantischen Oceans. Ueberdies waren wir w�hrend der Zeit unseres
Aufenthaltes in Tripolis von allen Consulaten mit Aufmerksamkeiten aller
Art �berh�uft worden. Die einzelnen Familien wetteiferten, um uns unsern
tempor�ren Aufenthalt so angenehm wie m�glich zu machen.

Am Tage des Abganges der Karawane lud ich daher s�mmtliche Consuln und die
angesehensten Familien der Stadt ein, beim Abschiede gegenw�rtig zu sein.
Die Zelte des Dr. Nachtigal waren schon vorher am Rande der Mschia
aufgeschlagen worden. Kameele und Gep�ck lagen daneben. Fast alle kamen
unserer Einladung nach, auch das t�rkische Gouvernement hatte sich durch
Hammed Bei, dem Schwiegersohn des Gouverneurs, und durch einen in Wien
erzogenen Officier, Masser Bei, Oberst im Generalstab, vertreten lassen.
Dort am Ende des Palmwaldes, am Anfange der Sandd�nen, wurde nun den
Tripolitanern ein Piknik gegeben, wobei nat�rlich der Stoff des Essens
nach arabischer Manier hergerichtet war, d.h. in ger�steten Hammeln und
enorm grossen Kuskussu-Sch�sseln bestand; aber auch Wein, freilich nicht
von bester Sorte, wurde geschenkt, so dass die Gesundheit auf den K�nig
Wilhelm vom holl�ndischen Generalconsul, sodann die auf die gl�ckliche
Ueberkunft der deutschen Expedition vom englischen Generalconsul unter
allgemeinem Jubel ausgebracht werden konnten. Schliesslich kamen dann auch
noch die Tripolitaner Stadtmusikanten, eine Fl�te, eine Harfe, eine Geige
und eine Trommel heraus, so dass es den tanzlustigen Tripolitanerinnen,
ein Platz war bald gefunden, an Walzern und Polka's nicht fehlte.

Man kann sich denken, mit welchen Augen Araber der Stadt und Umgegend
diesem, f�r sie nie gesehenen Treiben, zusahen. Wahrscheinlich hielten sie
uns alle f�r christliche Derwische, und der alte Gatroner, der nie fr�her
Europ�er gesehen hatte als nur vereinzelt, und nie weiter nach Norden in
Afrika gekommen war als Mursuk, schwur beim Haupte des Propheten, er wolle
nach R�ckkehr von Bornu nach Prussia selbst, "in scha Allah."

Am andern Morgen fr�h trat die Karawane ihren ersten Marsch an, nachdem
sie Nachts am Rande der Mschia campirt hatte, die hohen Sandd�nen entzogen
sie bald unsern Blicken, und wir unsererseits kehrten nach der Stadt
zur�ck, und hatten somit die Aufgabe, die Geschenke des K�nigs f�r den
Sultan von Bornu von Tripolis aus abzusenden, gel�st.

Es handelte sich jetzt darum, ein Schiff zu finden, um nach Bengasi zu
kommen, denn der Weg um die grosse Syrte war durch die lang anhaltenden
Regen ganz unpassirbar geworden, namentlich w�re es unm�glich gewesen ihn
mit Kameelen zu durchschreiten. Die Ufer der Syrte befanden sich in dem
Zustande, wie sie von Strabo und Mela so treffend beschrieben worden sind.
Uebrigens glaube ich, dass wenn della Cella meint, die Landschaft s�dlich
von der grossen Syrte habe den Namen Sert oder S�rt als Erinnerung und
Ableitung von Desertum, er darin einfach �bersieht, dass der Ausdruck
"surtis" von "surein" ziehen, eben so gut auf's Land passt, wie auf den
Meerbusen selbst. Land und Meer verschwimmen um die Zeit der hohen, durch
den Nord- und Nordwestwind hervorgebrachten Fluthen, und wer um diese Zeit
eine Reise um die grosse Syrte machen wollte, w�rde rettungslos in die
Tiefe gezogen werden, falls er nicht einige nur den Eingebornen bekannte
Pfade, die hindurchf�hren sollen, inne hielte. Ueberdies ist das, was wir
auf den Karten unter dem Namen die Syrtenw�ste bezeichnen, keineswegs
Desertum, sondern das fruchtbarste Weideland, von vielen Nomaden und ihren
Heerden durchzogen. Der Weg aber bot im Verh�ltniss zu seiner L�nge wenig
interessantes, wenn man nicht von einzelnen Punkten Excursionen in's
Innere machen wollte. Von della Cella, Beechey und Barth, was die K�ste
anbelangt, beschrieben, konnte man nur dann hoffen auf diesem Wege neues
zu bringen, falls man �ber Mittel und Zeit zu Nachgrabungen zu verf�gen
hatte.

Da Dampfer nur zuf�llig nach Bengasi eine Fahrt machen, so konnte ich blos
an Segler denken, aber selbst bei widrigem Winde, wo die Schiffe circa 14
Tage unterwegs sind, war es einer Landreise gegen�ber, welche nicht unter
35 Tagen gemacht werden kann, eine bedeutende Zeitersparniss; bei
g�nstigem Winde segelt man blos drei, manchmal nur zwei Tage. Es traf sich
sehr gut, dass Ali Gergeni, der Scheich el bled von Tripolis, eine Brigg
im Hafen f�r Bengasi fertig clarirt hatte, aber er wollte sie nur gleich
absegeln lassen, wenn ich die ganze Caj�te miethen w�rde. Gross und
comfortabel war dieselbe nun zwar nicht, aber daf�r theuer. Indess ohne
Wahl, blieb mir nichts anderes �brig. Ausserdem hatte ich f�r f�nf meiner
Leute zu zahlen und f�r meinen Reitesel, und musste wenigstens f�r zwanzig
Tage Proviant einnehmen.

Indess konnte ich am Sonnabend Abend, am 20. M�rz, einige Tage nach dem
Abgange der Karawane des K�nigs, mit allen meinen Leuten an Bord gehen,
und am andern Morgen fr�h segelten wir mit halbem Winde aus dem Hafen. Die
Brigg hatte ein entsetzliches Aeussere, auf dem Decke lungerten 40 bis 50
zerlumpte Araber, Juden, Levantiner Christen, Greise, M�nner, alte Weiber,
Frauen, Kinder, alles Kuddelmuddel durcheinander, mit ihren werthlosen
Habseligkeiten: T�pfen, Matratzen, alten Teppichen und Kisten und Kasten.
Von der Caj�te aus sich bis zum Vordertheile des Schiffes einen Weg zu
bahnen, war kaum m�glich, so voll war das Verdeck.

Diese Caj�te, circa 4 Fuss Cubik haltend, denn sie war auch so niedrig,
dass man nur ganz geb�ckt sich darin halten konnte, hatte ausserdem drei
Cojen, Tische und St�hle fehlten, als in einem Araberschiffe
selbstverst�ndlich, sie h�tten auch schwerlich Platz gefunden, dennoch
gelang es, einen Theil meiner Bagage unterzubringen. Und besser, als ich
gedacht hatte, ging die Fahrt von statten, etwas Seekrankheit, etwas
Sturm, etwas Windstille waren unsere Abwechslung, denn unser Reis
(Capitain) war ein erfahrener Mann, und statt sich an der K�ste zu halten,
fuhren wir geraden Wegs nach Bengasi �ber, hatten mithin bald das Ufer
ausser Sicht verloren. Schon am sechsten Tage erblickten wir Land, und
bald darauf tauchte das Minaret auf, dann die Stadt, welche sich von
weitem recht stattlich ausnahm. Viel trugen freilich das Fort an der einen
Seite, die Palmeng�rten, die schmucken europ�ischen H�user, und im
Hintergrunde die bl�uliche Bergkette dazu bei.

Aber ohne einen kleinen Schreck sollten wir nicht davon kommen. Schon
hatten wir einen Lootsen an Bord, und derselbe hatte das Commando
�bernommen, als nach einigen Windungen zwischen den Klippen das Schiff
aufstiess. Das Wasser war so klar und so wenig tief, dass wir �berall
Grund sehen konnten, wir waren auf einen Felsen gerathen, wo nach Aussage
des Lootsen noch 7 Fuss Wasser sei, und unser Reis behauptete, das Schiff
ginge nur 6 Fuss tief. Das konnte nun unter gew�hnlichen Umst�nden der
Fall sein, aber �berladen, wie es war, ging es mindestens 7 Fuss tief.
Grosses Geschrei und Umherst�rzen waren die n�chste Folge, jeder schrie
und commandirte, aber niemand gehorchte. Und schon glaubte ich, es w�rde
beim "Gott ist der Gr�sste, nur bei Gott ist H�lfe", sein Bewenden haben,
als zahlreiche Boote vom Ufer stiessen. Unser Reis, der noch der
Vern�nftigste von allen war, liess nun gleich fast alle Passagiere
debarquiren, und dann rasch einen Theil der Ladung nachfolgen, so wurden
wir nach kurzer Zeit flott, und ohne dass die Brigg Schaden genommen
hatte, wurden wir dann in den Hafen bugsirt.

Mittlerweile hatte ich einen meiner Leute mit den debarquirenden
Passagieren an's Land geschickt, um Quartier zu suchen, und die alsbald
auf den Consulaten als Gruss aufsteigenden Flaggen sagten mir, dass man
meine Ankunft erfahren hatte. Nicht lange dauerte es denn auch, so kamen
der englische und franz�sische Consul an Bord, um mich abzuholen, und
gleich darauf waren wir im ger�umigen, englischen Consulatsgeb�ude
untergebracht. Herr Chapman, der den abwesenden Alterthumsforscher, Herrn
Denys, als Consul vertrat, nahm uns mit der liebensw�rdigen
Gastfreundschaft auf, welche im Auslande Engl�nder und Franzosen so sehr
vor den andern Nationen auszeichnen.

Am folgenden Tage wurde dann gleich mit der Ausr�stung begonnen; es waren
Kameele, S�ttel, Stricke, Maulk�rbe f�r die Kameele (gegen die von den
Arabern sehr gef�rchtete Drias-Pflanze, bis jetzt von allen Reisenden f�r
das ber�hmte Silphium gehalten) und vor allen der nothwendige Proviant zu
schaffen. Fr�here Reisende in Cyrenaica haben sich damit beholfen, Kameele
zu miethen; ich fand die Preise aber so in die H�he getrieben, dass ich
mich entschloss, welche zu kaufen, und dies habe ich sp�ter auch
keineswegs zu bereuen gehabt. Freilich musste ich auch noch die Zahl der
Diener um einige erh�hen, aber andererseits war ich daf�r Herr meiner
Karawane und meiner Bewegungen, konnte zudem annehmen, dass bei dem
reichen Krautwuchse zu der Jahreszeit, wo in Cyrenaica alles gr�nte und
bl�hte, die Kameele sich so halten w�rden, um sie nach beendeter Reise mit
nicht allzugrossem Verluste wieder an den Mann bringen zu k�nnen. F�nf
gute Kameele wurden mir also durchs franz�sische Consulat eingekauft, alle
anderen Eink�ufe besorgte der Canzler des englischen Consulats. Selbst
wenn man der Sprache, aller Sitten und Gebr�uche eines Landes m�chtig ist,
ist es f�r einen Fremden immer am gerathensten, sich dergleichen durch
Ans�ssige besorgen zu lassen, will man nicht den gr�ssten Prellereien
ausgesetzt sein.

Es kam nun noch die grosse Frage eines Besch�tzers aufs Tapet: in Bengasi
war man der Ansicht, ein Europ�er k�nne sich unm�glich allein in die
Cyrenaica hineinwagen, das Ansehen der t�rkischen Regierung sei �berall
gleich Null, die Gegend voller R�uber und Strolche, und ohne Begleitung
eines einflussreichen Chefs sei eine Reise aufs Hochland unausf�hrbar. Den
vereinigten Vorstellungen der Europ�er glaubte ich nachgeben zu m�ssen,
und zwei M�nner, einer von den Franzosen, der andere von den Engl�ndern
protegirt, kamen nun in Vorschlag. Ich entschied mich f�r letzteren,
Mohammed Aduli, weil er die meiste Garantie zu bieten schien. Obschon
Fremdling in der Gegend, war er vor Jahren von Mesurata eingewandert, und
hatte dann die geschiedene Frau eines der angesehensten Chefs von Barca
geheirathet. Er war reich, hatte mehrere H�user in Bengasi und war unter
andern Besitzer des englischen Consulates. Gegen die geringe Miethe von 90
Mahbab j�hrlich lautete der vor Jahren abgeschlossene Contract, mit dem
Beisatz, dass so lange das englische Gouvernement in Bengasi ein Consulat
habe, dies Haus ihnen f�r 90 Mb. zur Verf�gung st�nde; an ein K�ndigen von
Seiten des Aduli war gar nicht zu denken. Dergleichen Miethscontracte
wurden von den Europ�ern vor noch 20 Jahren oft mit den eingebornen
St�dtern geschlossen, in Tripolis haben fast alle Europ�er so gemiethet,
jetzt sind die Mohammedaner gescheidter.--Sein eigentliches Zeltdorf,
oder, wie man in Barca sagt, "Freg", war dicht bei Gaigab, also auch nicht
weit von der alten Cyrene selbst gelegen.

Leider erfuhr ich sp�ter, dass Mohammed Aduli derselbe war, der Hammilton
nach Cyrene begleitet hatte, und alle die Beschwerden, welche dieser gegen
ihn vorbringt, kann ich nur unterschreiben. Hatte er sp�ter auch
mehreremale Denys begleitet und war bei Porcher und Smith th�tig gewesen,
so kann ich doch nur die Erfahrung Hammiltons: "Mohammed serving his own,
utterly neglected my interests" best�tigen. Der Aduli schien eine solche
Reise nur zu seinem eigenen Vortheile zu machen; der zu escortirende
Reisende war f�r ihn ein bequemes Mittel, auf die billigste Art eine
Gesch�ftsreise zu erledigen, und andererseits vergr�sserte er dadurch noch
seinen Einfluss bei T�rken und Arabern. Hernach stellte sich auch heraus,
dass die Gegend gar nicht so gef�hrlich sei, die Bewohner sind zwar
diebisch, w�rden aber, so lange man sich innerhalb der t�rkischen
Castelllinie h�lt, es kaum wagen, etwas gegen das Leben eines Europ�ers zu
unternehmen.

Ich blieb nur einige Tage in Bengasi, und hatte mich von Seiten der
Europ�er der zuvorkommendsten Aufnahme zu erfreuen. Die verschiedenen
Consulate, die Geistlichen des Franciscanerklosters, die Schwestern und
Privatpersonen, alle boten ihre Dienste an und wetteiferten, mir den
Aufenthalt so angenehm wie m�glich zu machen. Aber auch die t�rkische
Beh�rde, obschon der Pascha selbst, wie schon bemerkt, noch nicht
eingetroffen war, zeigte sich anerkennungswerth zuvorkommend. Sie bot mir
Sapti�n und Empfehlungsbriefe an, da man indess auf dem englischen
Consulate der Meinung war, dass eine t�rkische Begleitung der Eingebornen
wegen eher sch�dlich als n�tzlich sein w�rde, so lehnte ich dankend das
Anerbieten ab. Auch dies war, wie ich sp�ter erfuhr, eine irrige Ansicht,
das t�rkische Gouvernement ist in seinem Rayon �berall respectirt;
�brigens w�re die Mitnahme von Sapti�n, wenn auch nicht sch�dlich, doch
ganz �berfl�ssig gewesen.

Seit den ersten Besuchen von europ�ischen Reisenden hat sich Bengasi
bedeutend gehoben und gebessert. Beechey giebt die Einwohnerzahl nur auf
2000 an, w�hrend della Cella fr�her schon 5000 vorgefunden haben will.
Barth rechnet 10,000 Einw. und Hammilton deren 10-12,000, vertheilt auf
1200 H�user. Gegenw�rtig wird die Stadt etwa 15,000 Einw. haben, von denen
2000 Europ�er sind, meist Malteser, Italiener und Griechen. Die �brigen
Eingebornen theilen sich in Mohammedaner arabischen Ursprungs und etwa 2
bis 3000 Juden.

Die Stadt selbst, welche ihren Namen von einem Heiligen Namens Ben Ghasi
oder Ben Rhasi hat, dessen Grabmal sich unfern der Stadt im Norden
befindet, liegt hart am Meere, derart, dass sie auf eine von Norden nach
S�den zu laufende Landzunge gebaut ist, die im W. vom Mittelmeere selbst,
im O. von Lagunen besp�lt wird. Eine andere gegen die n�rdliche strebende
von S�den her kommende Landzunge bildet mit der erst erw�hnten das Thor
zum Hafen, welcher 6' tief, bei hohem Wasser mit den Lagunen der flachen
Salzsee communicirt. Bei Landwinden aber ist zwischen dem Hafen und den
Seen eine Passage, und im Sommer trocknen diese oft ganz aus. Der Hafen
ist so versandet, und �berdies bei starken St�rmen so unsicher, dass im
Winter die Schiffe Bengasi nur selten, und dann auf kurze Zeit, ber�hren.
Im Sommer ist �brigens auch die Rhede ein guter Ankerplatz. In diesem
Jahre sind Ingenieure von Constantinopel gekommen, um neue Hafenbauten
aufzuf�hren, und es l�sst sich leicht voraussehen, dass die Er�ffnung des
Canals von Suez auch hier einen belebenden Einfluss aus�ben wird. Mit
einigen kr�ftigen Baggermaschinen und mit zweckm�ssig angelegten
Landungsd�mmen wird sich leicht und ohne grosse Kosten ein guter Hafen
herstellen lassen.

Der vorletzte Gouverneur von Bengasi hat sehr viel zur Versch�nerung der
Stadt gethan; w�hrend fr�her die Stadt ganz des Schmuckes irgend eines
Thurmes entbehrte, hat er f�r die Haupt-Moschee ein hohes, schlankes
Minaret bauen lassen, das schon von weitem den Schiffern vom Meer aus die
Stadt Bengasi verk�ndet. Der Hauptbazar in der Mitte der Stadt, elegant
und zweckm�ssig angelegt, ist auch seine Sch�pfung. Und die Hauptsache
ist, dass alle Waaren vorhanden sind; in der That giebt es heute keinen
Artikel, der nicht in Bengasi zu haben w�re. Die Strassen in der Stadt
sind zwar nicht gepflastert, aber passirbar, zudem gerade und f�r den
Verkehr hinl�nglich breit. Die H�user sind solide aus Steinen gebaut, und
auch �usserlich die meisten mit Kalk beworfen; alle sind numerirt, sehr
viele haben eine zweite Etage, namentlich fast alle die, welche in dem
letzten Decennium von den Europ�ern oder t�rkischen Beamten gebaut worden
sind, die innere Einrichtung ist wie �berall im S�den: in der Mitte ein
viereckiger freier Platz und lange schmale Zimmer mit Th�ren und Fenstern,
welche sich auf den Hof �ffnen. Jedes Haus hat einen Brunnen, das Wasser
aber, welches man schon bei 6 Fuss Tiefe findet, ist brakisch. Die H�user
der Europ�er, auch alle mit einem freien Hofraum im Innern versehen, haben
ger�umige hohe Zimmer, und die meisten besitzen allen Comfort, wie man ihn
nur in Europa w�nschen kann. Drei gr�ssere Moscheen, zwei Synagogen und
eine katholische Kirche sind f�r den Gottesdienst vorhanden. Die Moscheen
bieten �usserlich nichts bemerkenswerthes, doch d�rften im Innern viele
r�mische und griechische Alterth�mer vermauert sein, leider wurde es mir
nicht erlaubt, eine zu besuchen.

Die neue katholische Kirche (f�r den derzeitigen Gottesdienst dient ein
grosser Saal des Klosters) wird, wie das grosse Kloster, ganz von M�nchen
gebaut werden, nur die gr�bsten Arbeiten werden von arabischen
Hilfsarbeitern geleistet. Sie wird ganz aus behauenen Quadern von
Kalkstein und im romanischen Styl errichtet. Diese fleissigen
Franciscaner, erst vor wenigen Jahren von dem uralten Kloster von Tripolis
als Filiale nach Bengasi geschickt, sorgen ausserdem f�r die Erziehung der
Kinder der christlichen Bev�lkerung. Dicht beim Kloster ist auch das von
ihnen erbaute Hospital der franz�sischen Schwestern, welche zugleich eine
T�chterschule haben, und durch Arzneivertheilung an Arme ohne Unterschied
der Religion von den Arabern die christlichen Marabutia (Heiligen) genannt
werden. Auch diese sind nur eine Zweiganstalt von der grossen in Tripolis.

Ohne Mauern, hat man zum Schutze der Stadt im Anfange dieses Jahrhunderts
ein Castell erbaut, das zugleich die M�ndung des Hafens sch�tzen soll.
Aber obgleich �usserlich sauber gehalten, ist dieses Fort bauf�llig und
w�rde europ�ischer Artillerie, einerlei, ob neuester oder �lterer
Construction, keinen Widerstand entgegensetzen k�nnen. In diesem Castell
hat die Regierung ihren Sitz, ausserdem befinden sich Harem, Casernen,
Gef�ngnisse etc. darin. Eine neue grosse Caserne, es sind in der Regel nur
500 Mann Infanterie in Bengasi, liegt dicht beim Castell und daneben das
t�rkische Milit�rhospital. Als vorz�glich muss noch die
Sanit�tseinrichtung hervorgehoben werden, wenn auch die Direction nicht
mehr von einem deutschen Arzte, wie zur Zeit Hammiltons, geleitet wird, so
ist dieselbe jetzt unter der intelligenten Aufsicht eines t�rkischen
Arztes nicht minder gut, und l�sst nichts f�r den gesundheitlichen Zustand
von Stadt und Hafen zu w�nschen �brig.

Der Regierung steht ein von Tripolis abh�ngiger, jedoch von Constantinopel
ernannter Kaimmakam vor, welcher zumeist als Gouverneur des ganzen Ejalet
Barca, dessen Hauptstadt Bengasi ist, regiert. Ihm zur Seite stehen f�r
die geistlichen Angelegenheiten ein Mufti, f�r die richterlichen ein
Khadi, welche ihre Ernennung von Tripolis erhalten. Ein Midjelis oder Rath
aus den vornehmeren Kaufleuten der Stadt gebildet, und worin in neuester
Zeit auch Juden und Rajas sitzen, hat berathende Stimme. Die Stellung der
Europ�er der t�rkischen Regierung gegen�ber, ist wie in den �brigen
Provinzen des osmanischen Reichs. Die Eink�nfte und Ausgaben von Bengasi
und Barca auch nur ann�hernd anzugeben, ist ganz unm�glich, sie schwanken
�berdies sehr, je nachdem ein anderer Gouverneur an der Spitze steht, oder
je nachdem man Razzien, um den Tribut von den Nomaden einzuziehen,
unternimmt. Die verschiedenen zu erhebenden Abgaben werden, wie in
Tripolis, an Meistbietende verpachtet, und Christen und Juden sind davon
nicht ausgeschlossen.

Die Consuln und angesehenen Franken wohnen in der N�he des Hafens, die
Mohammedaner und Juden wohnen durcheinander, ohne dass, wie man das in den
meisten anderen St�dten des Orients antrifft, die Juden ein eigenes
Viertel, Melha genannt, bewohnen. Dass es an zahlreichen Kaffeeh�usern,
sowohl europ�ischen wie t�rkischen, nicht fehlt, dass eine Legion von
Schenken schlechte griechische und sicilianische Weine, starke Araki und
Branntweine verkaufen, braucht wohl kaum angef�hrt zu werden. Bei den
�ffentlichen Geb�uden haben wir �brigens ein Bad anzuf�hren vergessen, das
aber keineswegs empfehlungswerth ist, und wo namentlich die verschiedenen
erw�rmten Stuben fehlen, welche zu den heissen B�dern so nothwendig sind.
Da das Wasser aus den beiden einzigen �ffentlichen Brunnen zu den B�dern
geholt wird, diese aber stark brakisch sind, und nur zum Viehtr�nken
benutzt werden k�nnen, so wird das Unangenehme des Badens noch vermehrt.
Das Trinkwasser f�r die Bewohner wird in F�ssern und Girben (Schl�uchen)
von aussen weit hergeholt, und macht so den Einwohnern eine grosse
j�hrliche Ausgabe.

Die Einwohner, Araber ihrer Abkunft nach, haben sich sehr stark mit
Negerblut vermischt, sind daher sehr h�sslich im Ganzen genommen.
M�glicherweise sind auch Berber�berreste mit untermengt, sie verstehen und
sprechen aber nur arabisch, und zwar haben sie den maghrebinischen
Dialekt; auch im Schreiben hat bei ihnen das [Arabic] q nur einen Punkt,
und das [Arabic] f den Punkt unten. Sie befolgen den malekitischen Ritus,
obschon in der Hauptmoschee, wo haupts�chlich das t�rkische
Beamtenpersonal vertreten ist, hanefitisch gebetet wird. Sie sind
fanatischer als die Tripoliner (man unterscheidet Tripoliner, den St�dter,
vom Tripolitaner, dem Bewohner der ganzen Provinz), was haupts�chlich
seinen Grund darin hat, dass sie so h�ufig mit den freien, unabh�ngigen
Bewohnern der Hochsteppen verkehren, �berdies sind sie unwissender, und
noch nicht in so innigen Beziehungen mit den Europ�ern, als die
Tripoliner. Ihre Tracht ist die der �brigen Tripolitaner, aber auch hier
verdr�ngt nach und nach das mehr zum Arbeiten geeignete europ�ische Cost�m
das malerische, aber die freien Bewegungen hindernde, orientalische. Ein
reicher arabischer Kaufmann h�lt es heute f�r unumg�nglich nothwendig,
franz�sische Glanzstiefelchen zu tragen, und ein Paletot ist nichts
seltenes mehr, auch haben die meisten schon ihr weites Hemd gegen ein
europ�isches vertauscht. Was nun gar die arbeitende Classe anbetrifft, ich
meine die Diener, Tagl�hner der Stadt und die am Hafen besch�ftigten
Maschapstr�ger, so ist da die enge Hose, ein europ�isches, wo m�glich
buntes Hemd, und, wenns erschwungen werden kann, europ�isches Schuhzeug,
ganz eingeb�rgert; nur der leidige Fez will sich noch immer nicht
verlieren.

Man glaubt aber nicht, welche Revolution bei diesen V�lkern ein
Kleiderwechsel macht, und gewiss hat die t�rkische Regierung bei den
Reformen Recht gehabt, ihren Beamten als ersten Schritt zur Civilisation
vorzuschreiben, europ�ische Kleidung anzulegen. Sie hat dadurch dem Volke
ein t�gliches und sichtliches Zeichen gegeben, dass sie gewillt ist, mit
den alten Sitten und Gebr�uchen zu brechen und europ�ische Einrichtung und
Gesetze anzunehmen. Bei diesen V�lkern ist alles nur �usserlich, ihre
ganze Religion ist nur �usserliches Ceremonienwesen, und man kann sich
denken, wie hart es f�r die mohammedanischen Mucker war, mit ansehen zu
m�ssen, dass die vornehmen Leute, die Beamten, ja der Beherrscher der
Gl�ubigen selbst, christliche Kleidung anlegten. Welche Anzahl von
Vorschriften und Gesetzen hatten sie nicht fr�her, um die Juden und
Christenhunde zu verhindern, sich wie sie, die Rechtgl�ubigen, zu kleiden?
Ja in einigen mohammedanischen Staaten, Marokko z.B., existiren
dergleichen Gesetze noch heute. Die Franzosen aber, diese Araberbewunderer
en gros, haben sicher grosses Unrecht, dass sie ihren arabischen Beamten
in Algerien nicht von vornherein befahlen, franz�sische Uniform anzulegen.
Sie h�tten dadurch die Schafe von den W�lfen am besten unterscheiden
lernen k�nnen. Ein Beduinenchef in der Provinz Oran, diesem ewigen Krater
der Revolution und des Krieges, der mit Vergn�gen monatlich als Agha oder
Kaid aus den H�nden der franz�sischen Regierung seinen Gehalt
entgegennimmt, bis er glaubt genug zu haben, um zu revolutioniren, ein
solcher Beduine w�rde sich eher erschiessen, als franz�sische Uniform
anziehen, aber dann fort mit ihm! Und nur solche angestellt, die, wenn sie
besoldet sind, sich auch nicht sch�men, die Jacke ihrer Herren zu tragen.
Mit diesem einfachen Mittel w�rden die Franzosen alle ihre Araberchefs
zwingen, Farbe zu bekennen. Aber nein, die franz�sische Regierung thut
gerade das Gegentheil, um dieser Bev�lkerung, welche eben ihrer Religion
wegen sich nie civilisiren kann, zu schmeicheln, steckt sie ihre eigenen
Soldaten unter dem pomphaften Namen Zouave in t�rkische Pumphosen.

Die Frauen haben mehr ihre nationale Tracht bewahrt. Ob sie auch so
h�sslich sind, wie die M�nner, konnte ich wegen meines kurzen Aufenthalts
nicht erfahren; die jungen M�dchen, welche bis 8 oder 9 Jahren
unverschleiert auf der Strasse sich zeigten, sahen nicht viel versprechend
aus.

Ganz anders verh�lt es sich mit den Juden, M�nner und Frauen sind
durchg�ngig sch�n zu nennen. Ob dies noch die Abk�mmlinge der hier im
Alterthum so zahlreich vertretenen Juden sind, ist schwer zu entscheiden,
aber nicht unwahrscheinlich. Sie selbst haben keine Erinnerung oder
Ueberlieferung; es ist �brigens sehr gut m�glich, dass sich in ihren alten
Chroniken Andeutungen davon finden, aber die eingeborenen Juden sind auch
viel zu fanatisch, um einem Fremden einen Blick in ihre synagogischen
B�cher zu gestatten. Wir wissen, dass unter der r�mischen Herrschaft die
Juden allein das Recht hatten, Geld ausser Land zu schicken, ihren Tribut
nach Jerusalem. Heute wiederholt sich noch �hnliches, zwar schicken die
Juden das Geld nicht mehr nach Jerusalem, aber dieses sendet von Zeit zu
Zeit Rabbiner durch die Welt, welche sammeln m�ssen. Auf unserer Fahrt von
Tripolis leistete uns ein solcher Jerusalemer Rabbiner Gesellschaft; er
hatte in Tripolitanien gesammelt und wollte dann sein Gesch�ft in Bengasi
und Derna fortsetzen, er war noch dazu mein Landsmann, denn obschon in der
Stadt Davids geboren, war er Unterthan des norddeutschen Bundes.

An G�rten besitzt Bengasi nur einen Palmhain, der sich nordw�rts von der
Stadt hinzieht. Obst und Gem�se gedeihen sehr schlecht, und um sie nur
einigermaassen wachsen zu machen, sind die G�rten alle auf Matten
gebettet. Das heisst, man hat das jetzige Terrain weggegraben, Matten
gelegt und dann D�nger und guten Boden aufgetragen. Die Matten sollen
offenbar einestheils das Aufsteigen des Salzwassers, anderntheils das
Durchsickern der fruchtbaren D�ngerjauche verhindern, und m�ssen daher
immer erneuert werden. Ob sie aber diesen Zweck damit erreichen, habe ich
nicht gut absehen k�nnen. Die Palme gedeiht an und f�r sich gut in
salzhaltigem Terrain, ebenso die Olive, wie einige pr�chtige B�ume im
englischen Consulate beweisen. Obst dagegen, namentlich Orangen, die gar
nicht fortkommen wollen, und Gem�se k�nnen fast gar nicht gezogen werden.
Alles Obst und Gem�se kommt daher von Derna, Candia, Malta und Tripolis.
Sehr gut gedeiht aber noch Klee und Luzerne; die fruchtbare Ebene, die
sich etwas weiter weg um die Stadt zieht, versorgt mehr als reichlich die
Stadt mit Vieh und Korn.

Was den Handel anbetrifft, so hebt sich derselbe zusehends. In den letzten
Jahren war der Hafen durchschnittlich von 300 Schiffen besucht. Nat�rlich
beschr�nkt sich die Schifffahrt fast nur auf das mittell�ndische Meer, und
gr�ssere Schiffe als Zweimaster kommen nie nach Bengasi. Es l�sst sich
nicht leugnen, dass der wieder angekn�pfte Verkehr mittelst Karawanen nach
Uadai dazu beigetragen hat, den Austausch mit dem Innern von Afrika zu
beleben. Die grosse Menge von Sklaven, welche von dort kommen, abgesehen
von dem Elfenbein und den Straussenfedern, werden haupts�chlich hier gegen
europ�ische Producte verwerthet. Es ist �berhaupt erstaunlich, wie in den
letzten Jahren der Sklavenhandel schwunghaft betrieben worden ist, und
haupts�chlich trug der Umstand dazu bei, dass den englischen Consulaten,
die fr�her die einzigen von allen in dieser Angelegenheit den T�rken und
Arabern den Fuss auf den Nacken hielten, die Weisung von Constantinopel
aus zugegangen war, so viel wie m�glich sich der Einmischung zu enthalten.
In diesem Jahre nun hat die Botschaft Englands in Stambul neuen Befehl
gegeben, streng �ber die Vertr�ge gegen den Sklavenhandel zu wachen. Die
Consulate der anderen M�chte bek�mmern sich gar nicht um dergleichen.

Ueber die Aus- und Einfuhr liegen keine statistischen Nachweise vor, beide
steigen jedoch von Jahr zu Jahr, so dass man die Exportation jetzt auf
etwa 1,500,000 Fr., die Importation auf 1,000,000 Fr. veranschlagen kann.
Ausgef�hrt wird besonders Korn, Schafe, Rindvieh, Federvieh, Butter,
Wolle, Eier, Honig, H�ute, Elfenbein und Straussenfedern. Nach Aegypten
werden auch allj�hrlich viele Kameele exportirt, deren Zucht in den
grossen Ebenen s�dlich von Bengasi ganz vortrefflich gedeiht. Der Import
umfasst alle europ�ischen Fabrikate, Tuche, Baumwollstoffe, schlechte
Seiden und Sammetstoffe, N�rnberger Waaren, Lichter, Seifen und Oele,
s�dliche Weine und Alcohol, Fr�chte und Gem�se. Theils bleibt dies f�r den
Consum in der Stadt, theils wird die Waare von hier weiter nach dem Innern
expedirt.

       *       *       *       *       *




Berenice, die Hesperiden-G�rten und der Letheflu�.


Wenig nur ist heute von diesem alten Sitze der Hellenen �brig, an dem
Meere sich hinziehende Quaderbauten, in den H�usern verbaute Steine,
Capit�ler von S�ulen, Schafte ohne Capit�ler, Sarkophage, einige
verst�mmelte, schlecht erhaltene Statuen (zu Barths Zeit wurden drei
ausgegraben), das ist es, was im heutigen Bengasi vom alten Euesperides
oder Berenice noch zu finden ist. Aber selbst Reste einer Necropolis sind
nur sp�rlich vorhanden, hie und da kleine Hypogeen, welche urspr�nglich
Steinbr�che gewesen zu sein scheinen, und dann erst sp�ter zu
Todtenkammern weiter ausgearbeitet wurden, ist alles was in der n�chsten
Umgebung von Bengasi an Bau�berresten vorliegt. H�chst wahrscheinlich
bestatteten hier die Bewohner ihre Todten in freien Sarkophagen, da das
Terrain f�r in Felsen gearbeitete Gruben, wie man sie bei Cyrene, bei
Ptolemais und Temheira findet, sich nicht als passend erwies. Auch
begruben vielleicht die Juden, und diese machten seit Beginn dieses
Jahrtausends die Hauptbev�lkerung von Berenice aus, ihre Todten wohl nicht
wie die �brigen Bewohner Cyrenaicas, und was daher weniges an Sarkophagen
und anderen Grabmonumenten oberhalb des Bodens vorhanden gewesen sein
d�rfte, wurde l�ngst als Baumaterial verschleppt.

Als die alten Griechen den Apolloquell von Cyrene entdeckt hatten,
breiteten sie sich rasch �ber das ganze Land aus, und h�chst
wahrscheinlich wurde Euesperides, eine der f�nf St�dte, welche die
Pentapolis bildeten, schon sehr fr�hzeitig gegr�ndet. Wann dies nun
geschehen, ist nicht genau zu ermitteln. Fr�hzeitig mit den umwohnenden
Libyern im Kriege, theilt uns Thucydides mit, dass sie 413 v. Chr. von
einer libyschen Belagerung durch eine Flotte von Peloponesiern, welche,
nach Sicilien bestimmt, ans libysche Ufer waren verschlagen worden,
befreit wurde. Dergleichen geschichtliche Anhaltspunkte liegen mehrere
vor.

Ob nun die Stadt den Namen von den hochber�hmten G�rten bekommen habe,
indem die ganze Gegend wegen ihrer Fruchtbarkeit den Namen "die G�rten der
Hesperiden" vorher hatte, und dann erst sp�ter die gegr�ndete Stadt
Euesperidae, Euesperitae ([griechisch: euesperidai] und [griechisch:
euesperitai]) genannt wurde, ist auch nicht festzustellen. Das Eu wurde
sp�ter weggelassen, schon Scylax hat es nicht mehr, noch sp�ter wird die
Singularform Esperis gefunden, und die R�mer setzten ein H vor. Zur Zeit
des Ptolem�us Euergetes, welcher die Tochter des Magas, Namens Berenice,
geheirathet hatte, verwandelte man zu Ehren dieser Frau den Namen der
Stadt in Berenice; es scheint aber, dass noch lange die Bewohner den alten
Namen beibehielten. Pomponius Mela, in der Mitte des ersten Jahrhunderts,
kennt nur den Namen Hesperis, ebenso Plinius, der ungef�hr um dieselbe
Zeit schrieb; aber hundert Jahre sp�ter h�lt der Alexandrinische Geograph
es schon f�r nothwendig, wenn er von Berenice spricht, hinzuzuf�gen, dass
dies derselbe Ort sei, der fr�her Hesperides geheissen habe.

Im Mittelalter will Edrisi den Namen Berenice noch vorgefunden haben,
ebenso Leo Afrikanus. Im Anfang des 17. Jahrhunderts finden wir bei
Olivier den corrumpirten Namen Berrich, und Marmol nennt, um dieselbe Zeit
Berbick. Heutzutage ist der alte Name g�nzlich aus dem Ged�chtnisse der
Bewohner entschwunden, Bengasi verdankt, wie schon angef�hrt, einem
mohammedanischen Heiligen seinen Namen.

Dass aber das alte Hesperis auf dem Platze des heutigen Bengasi steht,
leuchtet auf den ersten Blick hervor. Von der ganzen Gegend hat sich
nichts ver�ndert, nur dass die Seen im Osten der Stadt mehr versandet
sind. Wir wissen, dass Berenice auf der in das Vorgebirge Pseudoponias
auslaufenden Landzunge lag, �stlich davon der Tritonis-See mit einer
kleinen Insel, welche nach Strabo oft mit dem Lande zusammenh�ngt, und den
der Aphrodite geheiligten Tempel barg. Diese ganze Beschreibung, wie
Strabo sie uns giebt, passt heute noch so genau, wie man aus der
vorhingegebenen Topographie von Bengasi ersehen kann, dass es um so mehr
zu verwundern ist, wenn Bourville im See Haua-Bu-Chosch im S.O. vom
heutigen Bengasi den Triton-See, und in einer Oertlichkeit Siana die
G�rten der Hesperiden erkennen will. Wenn nun aber auch, mit Ausnahme von
Bourville, �ltere und neuere Gelehrte im heutigen Bengasi das alte
Berenice, im �stlichen Salzsee den Tritonis, und in dem kleinen, jetzt von
einem Marabut und einigen Araberh�usern gekr�nten H�gel, die ehemalige
Venus-Insel wieder erkennen, so sind gr�ssere Meinungsverschiedenheiten
wegen der hesperidischen G�rten und des Lethe-Flusses vorhanden.

Wir k�nnen wohl die Ansicht Thriges und Malte-Bruns u.a. �bergehen, nach
denen der Name der G�rten der Hesperiden eine blosse symbolische Idee
gewesen w�re, eben so verwerflich ist die Gosselinsche Meinung, die Oasen
der W�ste als die hesperidischen G�rten anzusehen. So viel steht fest,
dass die Alten mit dem Namen der G�rten der Hesperiden bestimmt
beschriebene Oertlichkeiten verbanden; so finden wir, abgesehen von den
uns zun�chst angehenden, eine hesperische Insel an der M�ndung des
heutigen Ued Elkus von Marokko, und noch sp�ter sehen wir, wie die
Hesperiden-G�rten auf Inseln im atlantischen Ocean verlegt werden. Was
unsere Hesperiden-G�rten in Cyrenaica anbetrifft, so erfahren wir zun�chst
aus einer Beschreibung des Scylax, dass dieselbe auf die Umgegend von
Bengasi, mithin Berenice, gar nicht passt. Ausserdem giebt er mit pr�cisen
Worten dieselben als beim Vorgebirge Phycus, mehr beim heutigen
Marsa-Sussa gelegen, an. Die K�ste wird als unnahbar, wie sie es dort in
der That ist, beschrieben, die Ausdehnung des Garten genau angegeben, und
die Obstsorten und B�ume, welche dort wachsen sollen, aufgez�hlt. Nach
Pacho entspricht die Gegend beim Cap Razat (so ist auf den Karten der
Neuzeit Phycus genannt, obschon die Eingebornen jenen Namen nicht kennen,
sondern die Spitze Ras-el-Fig, was offenbar von Phycus hergeleitet ist,
nennen), vollkommen dieser Beschreibung, er kehrt daher auch ohne weiteres
der Gegend bei Bengasi den R�cken, und verlegt, sich auf Scylax st�tzend,
die G�rten dorthin.

In der That ist es heute schwer, irgend eine Stelle in unmittelbarer N�he
von Bengasi zu finden, die wir mit dem Namen der Hesperiden-G�rten
bezeichnen k�nnten. Es sind allerdings eigenth�mliche Einsenkungen in dem
felsigen Boden in der Nahe der Stadt, einige sind mit Wasser gef�llt,
andere enthalten G�rten, und die, wenn sie auch nicht alle die B�ume
hervorbringen, welche wir bei Scylax aufgez�hlt finden: Erdbeer, Maulbeer,
Myrten, Lorbeer, Epheu, Oliven-, Mandel- und Nuss-Baum, doch eine
auffallende �ppige Vegetation zeigen. Beechey will nun, trotz der genauen
Orteangabe bei Scylax, diese Einsenkungen der Beschreibung desselben von
den G�rten passend finden, und st�tzt sich dabei besonders auf die von
Scylax angegebene Entfernung von den Hesperiden-G�rten nach Ptolemais.
Diese Entfernung von sechshundert und zwanzig Stadien zwischen den beiden
Oertlichkeiten, passt aber auch auf die zwischen Ptolemais und Phycus.

Wir d�rfen daher weder mit Pacho auf Scylax gest�tzt, die G�rten nach
Phycus legen, noch ist es n�thig mit Beechey, ebenfalls sich auf Scylax
st�tzend, dieselben in den Felsvertiefungen der Gegend von Bengasi
erblicken zu wollen. Wir k�nnen eben nur annehmen, da jetzt ein bestimmter
Ort bei Bengasi, der wegen besonderer Sch�nheit und Ueppigkeit der
Pflanzen den Namen der hesperidischen G�rten verdiene, nicht vorhanden
ist, dass die ganze Gegend im Laufe der Jahrhunderte in pflanzlicher
Beziehung eine Umwandlung erlitten hat. Dies sehen wir nicht nur hier,
sondern �berall in Nordafrika l�sst sich durch das massenhafte Entholzen,
durch Waldbr�nde, eine Verw�stung ganzer Gegenden nachweisen. Dass aber
die Hesperiden-G�rten in n�chster Umgebung von Berenice gewesen sein
m�ssen, daf�r ist namentlich der Ausspruch Plinius entscheidend[18]:
"Nicht weit von der Stadt (Berenice) ist der Fluss Lethon und der heilige
Hain, wo die Garten der Hesperiden liegen sollen." Ferner sagt Ptolem�us:
die Barciten h�tten �stlich von den G�rten der Hesperiden gewohnt. Kurz
alle andern alten Schriftsteller, welche die Sache behandeln, verlegen die
G�rten in die N�he der Stadt. Barth, kurz dar�ber hinweggehend, sagt nur,
dass bei Bengasi nach dem gemeinsamen Zeugnisse der Alten sich die
Hesperiden-G�rten befunden, aber er glaubt auch, dass die Ansicht
Beecheys, der aus der Beschreibung von Scylax, jene Felseinsenkungen bei
Bengasi, als die Hesperiden-G�rten ansehen will, eine irrige sei.

Beechey (den Mitgliedern seiner Expedition) geb�hrt aber unstreitig das
Verdienst, zuerst die Spuren des Lethe wieder gefunden zu haben. Wie die
G�rten der Hesperiden f�r verschiedene Oertlichkeiten reclamirt wurden, so
beanspruchten auch noch andere Gegenden den Ruhm, diesen Strom der
Vergessenheit bei sich zu haben, man fand ihn in Thessalien, und auch die
Lydier nahmen ihn f�r ihre Heimath in Anspruch. Die gewichtigsten Autoren
der Alten verlegten ihn nach Cyrenaica. Und noch heute k�nnen wir im Laufe
eines Uadi (zuerst von Beechey wieder entdeckt) im Osten der Stadt den
Fluss so erkennen, wie ihn die Alten beschrieben haben. Dies Uadi, aus
einer weiten H�hlung hervortretend, in der am Anfange das Wasser nur flach
ist, im Innern jedoch breit und tief sein soll, zieht sich von Osten nach
Westen hin, wird aber auf 1 K.-M. Entfernung vom Salzsee, dem alten
Tritonis, durch eine Felsbarri�re abgeschlossen. In derselben Richtung
weiter gehend nach dem See zu, st�sst man dann gleich auf eine Quelle von
S�sswasser, welche einen kleinen immer fliessenden Faden von Wasser in den
See giebt. Nach der Regenzeit soll, wie die Eingebornen sagen, das Wasser
weiter aufw�rts der Quelle aus dem Boden kommen, was allerdings darauf
schliessen l�sst, dass die Quelle mit dem aus der H�hlung kommenden
Wasser, trotz der Barri�re, unterirdisch communicirt, und darauf hin bei
den Alten die Vermuthung oder den Glauben nahe legten, von dem
Verschwinden und Wiedererscheinen des Lethon.

Wir finden also auch hier den Lethe noch so, wie ihn die alten Geographen
beschrieben haben, nur vielleicht, weil die ganze Gegend trockener
geworden zu sein scheint, nicht so bedeutend. Strabo l�sst den Lethon in
den Hafen der Hesperiden fliessen, Plinius verlegt ihn in die
Nachbarschaft von Berenice, Scylax erw�hnt eines Flusses unter dem Namen
Eoceus[19] bei Berenice, Lucan verlegt ihn in die N�he der
Hesperiden-G�rten und des See's Tritonis, obgleich er diesen einen Platz
an der kleinen Syrte anweist, Ptolem�us endlich giebt den Lethefluss als
zwischen Berenice und Arsinoe fliessend an.

In der Topographie von Bengasi haben wir also weit mehr Anhaltspunkte f�r
die alte St�tte von Berenice und den damit verbundenen Oertlichkeiten, als
in noch etwa vorhandenen baulichen Ueberresten. Es ist dies in der That
auf den ersten Blick �berraschend genug, dass von einer so bl�henden Stadt
wie Berenice, so wenig Steine und Denkm�ler �brig geblieben sind. Es
erkl�rt sich dies aber wiederum aus der grossen Anzahl von Juden, welche
unter Ptolem�us Soter nach Berenice gef�hrt, wohl keine so festen und
dauerhaften Bauten auff�hrten wie die Griechen. Und obgleich den Juden
unter r�mischer Herrschaft manchmal ihre Privilegien entrissen wurden,
entwickelten sie sich derart, dass sie in dieser Stadt den eigentlichen
Kern der Bev�lkerung bildeten, C�sar, sp�ter Antonius, protegirten sie
sehr, erlaubten ihnen vollkommene Freiheit f�r ihren Cultus, und ihre
Genossenschaft wurde von einem eigenen Archonten regiert. Bald wurden sie
so stark, dass sie unter Trajan und Hadrian in ihrem Fanatismus die
Griechen niedermetzelten, so dass man gezwungen war, neue Colonien nach
Cyrenaica abzusenden, um das Land wieder zu bev�lkern. Bei der grossen
Zerst�rung, die dann sp�ter �ber ganz Cyrenaica einbrach, gingen auch die
Juden von Berenice mit zu Grunde. Ob die Bewohner der heutigen bl�henden
Judencolonie directe Abk�mmlinge der hier im Alterthume so zahlreich
vertretenen Juden sind, ist schwer zu entscheiden, aber _nicht
wahrscheinlich_.

       *       *       *       *       *




Teucheira, Ptolemais und Reise nach Cyrene.


Alles war geordnet und marschfertig am 4. M�rz, nur Mohammed Aduli, der
als F�hrer und Sicherheitsmann uns begleiten sollte, machte Einwendungen
so rasch aufzubrechen, zuerst schlechtes Wetter vorsch�tzend, dann, indem
er noch allerlei an der Ausr�stung auszusetzen hatte, namentlich aber
darauf bestand, es m�ssten Maulk�rbe f�r die Kameele gekauft werden, wegen
der Drias-Pflanze. Als aber auch diese rasch herbeigeschafft waren,
�berdies alle meinten, dass wir in dieser Jahreszeit von der Drias f�r
unsere Kameele nichts w�rden zu f�rchten haben, konnte er keine Gr�nde zum
Verz�gern mehr vorbringen, und es stellte sich nun heraus, dass er
haupts�chlich deshalb noch gerne einige Tage in Bengasi geblieben w�re,
weil er selbst seine Eink�ufe noch nicht beendigt hatte.

Um 1 Uhr Nachmittags war alles gepackt, und meine Leute trieben die
Kameele vor sich her, zu denen noch mehrere schwerbeladene des Aduli
gestossen waren, welche auf diese Weise auch frei von Abgaben die Stadt
verlassen konnten. Ich selbst ritt mit dem englischen und franz�sischen
Consul, welche mich bis Tokra begleiten wollten, hinterdrein, und uns die
ersten 3 Stunden nord�stl. haltend, zwischen den Seen und Palmg�rten,
waren wir bald in der grossen Ebene, welche zwischen Hochland und dem
Meere liegt, und die hier �usserst fruchtbar und breit ist. Sobald wir die
Seen vorbei hatten, hielten wir 80� Richtung, und stiessen nun h�ufig auf
jene Felseinsenkungen, welche von einigen auch als hesperidische G�rten
beschrieben und gehalten worden sind. Es war in der That ein
eigenth�mlicher Anblick, in einer vollkommenen freilich gut bewachsenen
Ebene mit einem Male vor einem solchen mit steilen R�ndern eingefassten
Kessel zu stehen, dessen Grund die �ppigsten B�ume und K�chengew�chse
enthielt, und die meist so tief waren, dass die Kronen der B�ume nicht
�ber dem Rande hervorstanden. Dann ging unsere Richtung wieder N.-O., die
Gegend wurde, je weiter wir zogen, desto �ppiger, und gegen Abend waren
wir schon so in Buschwerk, meist Lentisken, Myrthen und eine
weissdorn�hnliche Staude, dass man jede Fernsicht verlor. Um 7 Uhr Abends
hielten wir vor einem Fereg der Braghta, welches Sch�tzlinge und Freunde
vom franz�sischen Konsulate zu sein schienen, denn wir wurden ganz
ausgezeichnet aufgenommen.

Der Regen war immer in Str�men vom Himmel gekommen, und es kam uns daher
recht gut zu Statten, dass man uns in ein grosses durchw�rmtes Zelt
f�hrte, wo man weiche Teppiche ausgebreitet hatte, und auch unsere Diener
alle, wir mochten in allem dreissig Personen sein, ein gutes Unterkommen
fanden. Dass Schaffleisch, Basina, Kuskussu und grosse Milchsch�sseln
nicht fehlten, braucht wohl kaum gesagt zu werden; aber ebenso waren die
Teppiche und das Zelt voll jener h�pfenden und kriechenden Thierchen, so
dass an Schlaf nicht viel zu denken war. Der Fereg, wo wir lagerten, hiess
Thuil, nach einem Castell, Kasr Thuil, in der N�he so genannt. Beechey und
Barth erkennen in diesem Kasr Thuil das von Edrisi beschriebene Fort Kafes
wieder.

Am anderen Morgen hatten wir gleich schlechtes Wetter, und die Gegend
behielt so ziemlich denselben Charakter, nur dass die Vegetation �ppiger,
der Boden, je weiter wir nach Nordosten vordrangen, fetter wurde. Die
Berge n�herten sich uns so, dass die Ebene zwischen ihnen und der See
immer schm�ler wurde. Wir behielten die See fast immer in Sicht. Der Boden
selbst besteht �berall aus rothem Thon, weshalb die Araber auch Barca el
hamra sagen. Viel Felsbl�cke und Steinger�ll liegt manchmal auf diesem
fruchtbaren Boden, obgleich die Pflanzen �ppig dazwischen emporschiessen.
Das Gebirge, dessen steile Abh�nge gut bewachsen sind, hat �berall eine
gleichf�rmige H�he, und besteht nicht aus Bergen, sondern bildet ein Ufer.
Die Araber nennen den ganzen Zug Erk�b, d.h. der Aufgang. Die Ruinen von
Th�rmen, Castellen und einzelnen Wohnungen wurden immer h�ufiger. So
passirten wir gleich nach der ersten Stunde eine Ruine Gasr Haddib, die
etwas �stlich vom Wege liegen blieb, und nach zwei anderen Stunden
passirten wir ein weitl�ufiges Ruinenfeld, von den Eingeborenen Um es
Schip genannt. Die Ausdehnung der Bauten, die vielen H�userruinen lassen
schon gleich den Gedanken aufkommen, dass hier eine Stadt gewesen sein
m�sse, und mit den Distanzen �bereinstimmend (die Peutingersche Tafel hat
bis Adrianopel von Berenice 28, und von Adrianopel bis Tauchira 25 M.),
m�ssen wir hier die vom Kaiser Hadrian erbaute und nach ihm benannte Stadt
Adrianopolis legen. In Folge der Judenkriege gegr�ndet, um die
heruntergekommene Cyrenaica wieder zu bev�lkern, scheint der Ort zu
Edrisi's Zeit Soluk geheissen zu haben, welchen Namen Barth in Tanseruch
oder Tansluluk wiedererkennen will. Ich konnte diese Namen nicht erfragen,
und Beechey, welcher auch hieher Adrianopolis legt, f�hrt nur an, dass die
in der N�he befindlichen Seen Zeiana oder Aziana heissen, und will damit
den Namen der Stadt in Verbindung bringen. Hammilton nennt ebenfalls den
See Ez zajana, und schliesst auf Adrianopolis. Auch Pacho verlegt die
Stadt Adrianopolis hieher. Ausgezeichnete Geb�ude sind keine mehr
vorhanden, wenn man nicht eines Castells, aus sch�nen Quadern erbaut,
erw�hnen will, und das jedenfalls zum Schutze der Stadt mitangelegt worden
war.

Nach zwei anderen Stunden erreichten wir die Landschaft Bir Shus, wo unter
alten Ruinen bedeutende Araberansiedelungen und G�rten, die ersten
Nicht-Nomaden seit Bengasi sich befinden. Etwas s�dwestlich von hier sind
Ruinen, die Beechey Mabli oder Nabli nennen h�rte und glaubt dieselben auf
Neapolis zur�ckf�hren zu m�ssen, Barth h�rte sie Mebrig nennen.

Eine halbe Stunde sp�ter waren wir am ersten jetzt freilich trockenen
Flussbett, uadi Bu Djarar, welches von der �stlichen Bergwand
herunterk�mmt, und hatten nunmehr die zahlreichen Fereg der uled Auergehr
erreicht. Erst als es schon ganz dunkel war, um 7� Uhr Abends, waren wir
zwischen den Ruinen von Teucheira. Aber welche Noth, um ein Unterkommen zu
finden, rechts und links Gr�ber, Steinbr�che, �berall Ruinen, dazu
stockfinstere Nacht, mussten wir froh sein, an einer steilen Wand etwas
Schutz zu finden, wo wir unsere Zelte aufschlagen konnten. Und bei immer
vom Himmel giessenden Regen ging das nat�rlich nur sehr mangelhaft, und
mehrere Male mussten wir alle Nachts wieder auf, um die umgesunkenen Zelte
frisch aufzuschlagen. Da mein Zelt nur f�r eine Person eingerichtet war,
so liess ich darin den Photograph und meinen deutschen Diener campiren und
Mr. Chapman, Mr. Robert und ich legten uns in das etwas gr�ssere der
Diener. Aber welch angenehme Nacht verbrachten sie, welche auf eine
Vergn�gungstour bis Tokra gehofft hatten. Zum Gl�ck hatten wir kalte
K�che, Wein und Schnaps, mit denen die freundlichen M�nche in Bengasi mich
beim Abschiede beschenkt hatten; Feuer anmachen war aber ganz unm�glich.
Aber mit der Nacht hatte das Wetter ausgetobt; als am anderen Morgen uns
die Sonne Licht brachte, fanden wir, dass wir in einem grossen Steinbruche
seien, dessen steile W�nde �berall Gr�ber und H�hlen enthielten; zu
demselben f�hrte nur Ein Eingang, die Stadt selbst aber hatten wir im
Dunkeln schon passirt.

Tokra, wie die heutigen Bewohner es nennen, was offenbar von Tauchira
herkommt, ist heute fast ganz unbewohnt. Der Name Taucheira wurde von den
Schriftstellern, die sp�ter als Ptolemaeus und Scylax dar�ber berichteten
in Teucheira umgewandelt. Unter Ptolemaeus Philadelphus erhielt die Stadt
den Namen Arsino�, und unter Marcus Antonius endlich wurde sie Cleopatris
genannt. Gegr�ndet zur Zeit des K�nigs Arkesilaos von Cyrene, und im
Anfange abh�ngig von dieser Stadt, wurde Teucheira bald darauf Barke
unterthan. Wir wissen jedoch wenig von der Geschichte dieser Stadt;
Herodot sagt, sie habe gleiche Gesetze mit der Stadt Cyrene gehabt; man
rechnete sie zu den f�nf Hauptst�dten des Landes Pentapolitanien, und von
den R�mern wurde sie zur Colonie erhoben. Procop theilt uns mit, dass sie
von Justinian ebenfalls aufs Neue mit Mauern umgeben wurde, und Edrisi
beschreibt sie uns als eine mit Berbern bev�lkerte Stadt. Jetzt ist die
Stadt g�nzlich ver�det, Araber, vom Stamme der Braghta haben jedoch ihre
Ackergr�nde in der Stadt und Umgegend, und halten sich bis zur Ernte hier
auf, sp�ter ziehen sie dann mit ihren Heerden auf die Hochebene. Auch eine
Sauya der Snussi befindet sich hier, in allerneuester Zeit angelegt.

Was an Bauwerken von der Stadt noch �ber ist, ist unbedeutend. Am besten
erhalten ist die Mauer, aus grossen Quadern an der Basis errichtet; oben
aber aus den verschiedensten Steinen erbaut. Und diese sp�tere
Wiederaufrichtung r�hrt offenbar von Justinian her, da man alles M�gliche
dazu benutzte, was an Baumaterial zur Hand war, und so auch viele, mit
jedoch unbedeutenden Inschriften versehene Steine eingemauert hat. Fast
wie ein Viereck auf das Meeresufer erbaut, sind die Mauern der drei Seiten
fast gleich lang, aber keineswegs gerade, sondern winklich und mit 26
viereckigen Th�rmen versehen. Oft 15-18' hoch und 6' breit, ist die Mauer
oft nur 3' hoch, ja an manchen Stellen bezeichnet nur hoher Schutt und
umherliegende Steine die fr�here Richtung. Beechey, der die Mauerl�nge[20]
genau gemessen, giebt dieselbe zu 8600' an. Zwei Hauptthore, an der
westlichen und �stlichen Seite, von Th�rmen flankirt, und durch eine
schnurgerade Strasse verbunden, f�hren in die Stadt. Nach der Seeseite hin
scheint keine Mauer gewesen zu sein, auch ist nichts von einem Hafen zu
bemerken, wenn nicht vielleicht ein grosser Steinbruch in der
nordwestlichen Ecke der Stadt, der bis aufs Niveau des Meeres ausgegraben
war, Schiffen einen Schutz gegen St�rme bot. Dass dieser Steinbruch heute
versandet, also h�her als das Meer ist, muss uns nicht wundern, trotzdem
auch hier das Gesetz der Senkung der K�ste sich beobachtet. Der Hafen von
Leptis magna ist heute auch ganz versandet, communicirte aber sonst gewiss
mit dem Meere, und bei Leptis sinkt das Ufer auch.

Im Innern der Stadt lassen sich die meisten geraden, jedoch nicht breiten
Strassen deutlich erkennen, an Geb�uden treten nur zwei noch in die Augen,
von denen das eine, ziemlich in der Mitte gelegen, zahlreiche Quadern hat,
welche mit einem Lorbeerkranze umgebene Inschriften haben. Alles ist
indess so durcheinander geworfen und versch�ttet, dass ich kaum zu sagen
wage, wozu dies Geb�ude bestimmt gewesen sei. Ein anderes, ebenfalls
viereckiges Geb�ude, weiter nach Westen zu gelegen, scheint eine Kirche
gewesen zu sein; viele Friese, mit Weinreben und Trauben geschm�ckt,
liessen Pacho es f�r einen dem Bachus geheiligten Tempel halten. Spuren
von Theater, B�dern, Stadien lassen sich nicht erkennen, es ist aber mehr
als wahrscheinlich, dass eine Stadt wie Teucheira nichts der Art
entbehrte, sondern, dass Alles nur unter dem oft sehr hohen Schutte
verborgen ist.

Die Necropolis ist bedeutend, und l�sst sich daraus schon schliessen, wie
bev�lkert einst Teucheira gewesen sein muss. Indess finden wir hier nichts
Besonderes; man hat vielmehr die Steinbr�che zu Todtenkammern benutzt,
derart, dass wenn ein solcher Steinbruch ausgebeutet erachtet wurde, man
in die steilen W�nde Todtenkammern anlegte. Das aus den Todtenkammern
herausgeholte Material wurde nat�rlich auch noch zum Bauen benutzt. Alle
W�nde sind mit Inschriften wie bedeckt, welche aber gar kein
geschichtliches Interesse haben, sondern nur Grablegenden sind, und alle
in griechischer, aus ptolem�ischer Zeit stammender Sprache abgefasst sind.
Im Osten der Stadt sind zwischen den Steinbr�chen auch andere Gr�ber, und
in diesem Gebiete hat der Engl�nder Denys lohnende Nachgrabungen gemacht.
Die anderen Gr�ber, welche theils eingerichtet sind, um Leichname
aufzunehmen, theils Aschenurnen enthielten, sind nat�rlich alle leer.

Der Regen h�rte nicht auf wolkenbruchartig zu fallen; trotzdem gingen am
folgenden Mittag der franz�sische und englische Consul mit ihren Leuten
zur�ck und wir blieben allein. Die Braghta waren �brigens recht gef�llig
und gutm�thig, sie brachten uns, nat�rlich zum Verkauf, Schafe, Ziegen,
Butter und Milch in so grosser Menge, dass letztere selbst von unseren
einheimischen Dienern nicht bew�ltigt werden konnte. Die Braghta bewohnen,
wenn sie unten sind, die Gr�ber, sind aber so voll Ungeziefer, dass es
unm�glich ist, in ein Grab einzudringen. Der ungl�ckliche Berliner
Photograph, der diesen Umstand nicht kannte, und in eins der Gr�ber
gegangen war, kam schwarz bedeckt und schreiend herausgest�rzt, und lief
wie w�thend zwischen hohe Gras- und Buschfelder, um die kleinen schwarzen
Peiniger abzustreifen, obschon er damit nur den kleinsten Theil los
wurde.--Immer hoffend, dass das Wetter besser werden w�rde, um einige
Photographien zu machen, blieben wir, es gelang auch, in einigen trocknen
Momenten einige Ansichten aufzunehmen, sp�ter erwiesen sie sich aber als
nicht gelungen.

Aduli's Stute hatte Nachts geworfen, und ich hatte mich schon darauf
gefasst gemacht, eine neue Scene mit ihm zu haben, da ich dachte, dies
w�rde ein guter Vorwand f�r ihn sein, um noch einen Tag l�nger zu bleiben,
als ich sah, dass er ganz gelassen das junge F�llen aufs Kameel band; und
als 9� Uhr das Wetter etwas lichter wurde, verliessen wir unseren
Steinbruch. Die Berge, sch�n bewaldet und immer mannichfaltiger in ihren
Formen, blieben ungef�hr in gleicher Entfernung, d.h. circa 1 Stunde vom
Meere, allm�hlich sich so demselben n�hernd, dass sie dicht hinter
Tolmetta direct ans Wasser stossen. Die Gegend ist entz�ckend, reich an
Vegetation, und voll von niedrigen Wildthieren, auch der Mensch fehlt
nicht, wie die oft aus dem dicken Buschwerk auftauchenden Fereg der Araber
beweisen.

Immer Nordost haltend, liessen wir nach der ersten Stunde den kleinen
Ndjila-See mit S�sswasser rechts liegen, hier hausen die uled Duerdja, und
bald darauf passirten wir einen ihrer grossen Fereg, Um el Hadjel oder
Rebhuhnheim genannt. Um 12 Uhr erreichten wir den antiken Brunnen Erdana,
und waren bald darauf im Landstrich, Sch�bka genannt, von dem
Vorhergehenden in Nichts unterschieden, nur zahlreicher mit Ruinen von
Th�rmen und einzelnen Geb�uden bedeckt. Um 1� Uhr passirten wir den
kleinen Ued Asra, und eine halbe Stunde sp�ter ein anderes Uadi, das mir
meine Begleiter jedoch nicht zu nennen wussten, uns aber auf die neuen
Arabergr�ber Sidi Chaluf f�hrte, wo wir um 2� Uhr in einem Steinbruche, wo
auch einige Grabnischen waren, unsere Zelte aufschlugen. Auch hier waren
die Araber vom Stamme der Auergehr sehr freundlich, und wir konnten f�r
Geld alles von ihnen bekommen. Leider hatten die Engl�nder die Preise
�berall so verdorben, dass man Schafe oder Ziegen nicht billiger als bei
uns haben konnte. Nachts hatten wir blinden L�rm, einer meiner Leute,
welcher Wache hielt, hatte eine Hy�ne zu sehen geglaubt, und gefeuert; es
stellte sich aber heraus, dass es das F�llen von Adulis Stute gewesen war;
gl�cklicherweise hatte er vorbeigeschossen. Dies hatte aber zur Folge,
dass die uns zun�chst campirenden Auergehr herbeikamen, indem sie
glaubten, wir seien von R�ubern angegriffen worden. Die Auergehr sind sehr
zahlreich, stehen aber in einem abh�ngigen Verh�ltniss zu den uled Agail,
welche bei Tolmetta herum hausen. Diese Art Abh�ngigkeit, die man bei
allen Arabern, ob sie in Marokko oder in Arabien selbst sind, findet, ist
mehr ein freiwilliges Verh�ltniss, basirt auf geistige Oberherrschaft und
Ueberlegenheit. So auch hier, die uled Agail sind Marabutin, die Auergehr
einfache Araber. Auch bei den Berbern finden wir derartige Verh�ltnisse.

Die Gegend wurde von nun an noch �ppiger, fetter rother Thon erlaubte die
herrlichsten Culturen, aber je mehr wir uns Tolmetta n�herten, desto enger
wurde die Ebene, desto h�her aber auch die Berge. Zahlreiche Rinnsale,
welche aus den Schluchten des Gebirges kommen, erh�hen den Reiz der
Landschaft, so dass man kaum merkt, wie die Zeit vergeht. Ruinen aller Art
sind am Wege, Castelle, Spuren von einzelnen H�usern und kleineren
Oertern. Dabei sieht man l�ngs den Bergen die Fereg der Auergehr, die
Derssa und der Orrfa, und in der N�he von Tolmetta, die der Agail. Die
Vegetation besteht wie immer meist aus Lentisken, doch kommen hie und da
auch Johannisbrod- und Lorbeerb�ume vor.

Nachdem wir den Brunnen Bu Shiaf, ein Uadi gleichen Namens, dann die Ebene
Bu Traba, durch ein Rinnsal von der Ebene Chat getrennt passirt hatten,
waren wir vor Tolmetta, nachdem wir vorher noch den ued Bu Mscheif
�bergangen hatten, welcher sogar etwas Wasser hielt. Ptolemais lag endlich
vor uns, eingeschlossen, wie es ist, im S.-W. vom uadi Chambs, im N.-O.
vom uadi Shoana, im N.-W. vom Meere, und im S.-O. vom Maigel-Gebirge.
Schon lange vorher hatte die bedeutende Stadt sich angek�ndigt, durch die
grossen Steinbr�che, aus denen noch die tiefen R�derspuren der mit Quadern
schwerbeladenen Wagen nach der Stadt f�hren, und deren W�nde wie in den
Steinbr�chen von Tokra zu Grabnischen verarbeitet, und mit Inschriften
bedeckt sind.

Bald darauf zogen wir durch das hohe Westthor von Ptolemais ein, und
wollten bei den Ruinen einer christlichen Kirche unsere Zelte aufschlagen,
als mehrere Beduinen auf uns losst�rzten und sagten, dies sei ihr Terrain,
und sie w�rden nicht leiden, dass wir dort campirten. Da ihr Grund ein
triftiger war, n�mlich zwischen den Ruinen und in der N�he �berall
halbreife Saatfelder standen: so zogen wir weiter nach der See zu, und
nahmen f�r den ersten Tag Quartier in einem Steinbruche, in dem sich
fr�her das Amphitheater befunden hatte. Die Spuren davon liessen sich noch
sehr deutlich erkennen, obschon es keineswegs gross gewesen sein kann.
Fast ganz in den Fels selbst hineingehauen, waren nur an wenigen Stellen
Mauerwerke angebracht, und diese meistens abgefallen. Aber auch von hier
wurden wir vertrieben, und zwar aus demselben Grunde, weil �berall
Kornfelder in der N�he waren, von denen die Eigenth�mer f�rchteten, sie
m�chten von unserem Vieh besch�digt werden. Gern h�tte nun der Aduli ganz
die Stadt verlassen, um an den Bergen zu lagern, wo allerdings
ausgezeichnetes Gras f�r die Thiere gewesen w�re; ich wollte aber auf alle
F�lle in der Stadt selbst bleiben, und zog deshalb nach dem Hafen hinab,
wo dicht am Strande und bei den Ruinen eines alten Forts unser Lager
eingerichtet wurde.

Ptolemais, das namenlose, erhielt seinen Namen wahrscheinlich vom
Philadelphus, nach Anderen von Euergetes. Bis zu der Zeit aber hatte es
nur den Titel: Hafen von Barce, wie denn auch Scylax des Ortes nur erw�hnt
als "Hafen bei Barce". Als diese Stadt in Verfall, und in die H�nde der
Libyer kam, zogen sich die Bewohner nach Ptolemais, und bald erwuchs dann
dieser Ort zu einem der bl�hendsten in Cyrenaica empor. Mit einem f�r die
damaligen Bed�rfnisse ausgezeichneten Hafen versehen, welcher durch die
Insel Ilos, dieselbe, welche Ptolemaeus Myrmen nennt, noch besonderen
Schutz erhielt, sank Ptolemais erst mit dem allgemeinen Verfall des
r�mischen Reiches, und Hauptursache ihres Unterganges war Wassermangel, da
die Gelder zur Unterhaltung der Cisternen und Wasserleitungen fehlten. Wie
�berall, suchte auch Justinian hier noch ein Mal aufzuhelfen, indem er die
Wasserleitungen wieder herstellen liess; Ptolemais erlag dem Andrange der
Barbaren so gut, wie die anderen St�dte. Indess scheint selbst nach der
Invasion der Mohammedaner die Stadt nicht ganz ihre Bedeutung verloren zu
haben; nach Edrisi war Tolmetta noch ein sehr fester, mit Steinmauern
umgebener Platz, wohl gesch�tzt, und stark von Schiffen besucht. Edrisi
berichtet �ber die Export- und Import-Artikel, und sagt, der Hauptverkehr
f�nde mit Alexandria statt. Auch zu Abu el Fedas Zeit war Tolmetta noch
stark bev�lkert und besonders von Juden.

Zu unserer Zeit ist Ptolemais oder Tolmetta, wie die heutigen Herren des
Bodens, die uled Agail sagen, ganz unbewohnt; nur zur Zeit des Korns haben
diese Marabutin ihre Zelte theils zwischen den Ruinen, theils in den
Steinbr�chen, und an den Abh�ngen der Berge. Obgleich ganz frei, und
gewiss sehr kriegerisch, scheinen sie doch sehr gutm�thig zu sein, sie
halfen uns beim Photographiren, brachten uns Lebensmittel, und obschon sie
zahlreich den ganzen Tag um unsere Zelte herumhockten, betrugen sie sich
doch anst�ndig. Unwissend schienen sie �brigens im h�chsten Grade zu sein;
ausser Arabern kannten sie nur T�rken, Franzosen und Engl�nder, und
letztere beiden seien dem Sultan tributpflichtig. Die christlichen Consuln
in den St�dten seien auch Beamte des Sultans, und blos dazu da, um zu
�berwachen, dass die Pascha und Bei nicht zu viel Geld unterschl�gen. Im
Uebrigen schienen sie ohne Fanatismus zu sein, selbst eine Sauya der
Snussi hatte sich in Tolmetta noch nicht ein Mal etabliren k�nnen,
haupts�chlich wohl, weil die Agail, als Marabutin, sich f�r besser
hielten, als Snussi, der blosser Schriftgelehrter gewesen war. Keiner
erschien indess, der nicht immer mit Flinte und S�bel bewaffnet gewesen
w�re, ihre Frauen waren, wie immer auf dem Lande, unverschleiert und
hatten vollkommene Freiheit mit uns zu handeln.

Unser zweites Lager war ausgezeichnet h�bsch placirt; gerade der Insel
Ilos gegen�ber, auf der noch jetzt Spuren von Mauerwerk zu erkennen sind,
hatten wir hinter uns die ganze Stadt, wie sie sich vom Meere aus
allm�hlich an die Bergabh�nge hinaufzog.

Die bedeutendsten Ruinen vom alten Ptolemais, soweit sie offen zu Tage
liegen, sind, ausser dem schon erw�hnten Amphitheater, eine Kirche aus dem
zweiten oder dritten Jahrhundert, vom Westthore aus kommend nach links zu
gelegen. Verfolgt man dann die Strasse, die noch heute quer durch die
Stadt f�hrt, so st�sst man, ungef�hr in der Mitte der Stadt, auf eine
grosse Cisterne, noch vollkommen gut erhalten. Dieselbe hat 9 Gew�lbe,
welche von oben Licht und Luft bekommen. Umgeben war diese Cisterne von
einer Reihe ionischer S�ulen, die auf einem 4' hohen Unterbau ruhten, nur
drei von diesen S�ulen sind noch erhalten. Dicht dabei s�dlich, sieht man
die Umrisse eines kleinen Theaters. Etwas weiter nach Osten zu, sieht man
viele S�ulen mit korinthischen Capit�lern auf dem Boden liegen, und Barth
vermuthet, dass hier die K�nigshalle, [griechisch: stoa basileios], gewesen
sei, welche Synesius als Gerichtshalle erw�hnt. Ein aus der Cisterne nach
Norden f�hrender Aquaeduct leitet zu einem grossen Bade, von dem zwei
Gew�lbe noch vollkommen gut erhalten sind. Ein anderes kleineres Theater
liegt auf dem Wege zwischen Cisterne und Bad; ist aber ebenso verfallen
wie die �brigen, so dass blos aus den halbmondf�rmigen Umrissen die
einstige Bestimmung zu erkennen ist. Am bemerkenswerthesten ist weiter
nach Osten zu ein grosses massives Geb�ude, was jedenfalls wohl zur Zeit
der R�merherrschaft als Caserne diente. Die Inschriften, welche sich
fr�her an der Nordwand dieses Geb�udes befanden, und die nach Frankreich
gebracht, von Latonne erg�nzt worden sind, enthielten Vorschriften von
Anastasius I., die Verwaltung und militairische Einrichtung betreffend.
Wie gut einst die Stadt mit Wasser versehen war, beweisen die anderen
Cisternen, welche noch in Ptolemais zu finden sind. Eine davon, sehr
bedeutend und zu unserer Zeit noch mit Wasser gef�llt, befindet sich im
nordwestlichen Stadttheil. Ueberhaupt best�tigen die zahlreichen S�ulen,
die man �berall herumliegen sieht, sowie die vielen Grundmauern aus
Quadersteinen, dass das Urtheil der Alten, welche die Stadt als gross und
ausgezeichnet schildern, keineswegs �bertrieben ist. Der Hafen wird durch
eine Felsspitze gebildet, die vom westlichen Ende der Stadt ins Meer geht,
die Insel Ilos giebt Schutz nach Norden. Vielleicht war auch an der
Westseite der Spitze ein Ankerplatz, denn circa 3000' westlich von dieser
l�uft noch eine andere Felsspitze ins Meer, und zwischen beiden scheint
ein Quai gewesen zu sein, freilich ausserhalb der Stadt.

Nach Osten zu, durch den Suana-Fluss begrenzt, von dem die Stadt ausserdem
durch eine Mauer getrennt war, finden wir hier noch die Reste einer
Quaderbr�cke. Zwar ist dieselbe f�r Fussg�nger noch zu passiren; aber doch
so zerfallen, dass Fuhrwerke sie nicht mehr benutzen k�nnen. Aber das
Suana-Thal ist eines der lieblichsten, weshalb ich denn auch eine
Photographie davon aufnahm. Neugierige Araber standen staunend um die
Maschine, von der sie alle Augenblicke erwarteten, dass irgend eine
Explosion daraus hervorgehen m�sse, aber auch diese, obschon sie sehr
misstrauisch schienen, st�rten keineswegs unsere Arbeiten. Es scheint,
dass sowohl die Regenwasser des ued Suana, als die des uadi Chambs
haupts�chlich dazu dienten, die Cisternen zu speisen, ausserdem finden
sich Reservoirs am Abhange des Maigel-Berges, welche zu gleichem Zwecke
die Wasser auffangen mussten, um sie den grossen Cisternen in der Stadt
zuzuf�hren.

Das Gebirge tritt hier nun dicht an die Stadt, und hat, obschon von
Schluchten durchbrochen, fast �berall gleiche H�he; um dieselbe zu messen,
bestieg ich den s�dwestlich vom Maigel-Berg belegenen Chambs-Berg, welcher
mir der h�chste von allen schien. Dicht mit Juniperen und Lentisken
bewachsen, fast undurchdringlich wegen des vielen dornigen Untergestr�pps,
war der Aufgang sehr beschwerlich. Das Gestein des Berges besteht
durchweg, wie in ganz Cyrenaica aus Kalk, w�hrend am Meeresstrande die
H�gel, welche zum Theil auch als Grabkammern oder Steinbr�che benutzt
sind, grobk�rniger Sandstein ist. Aus diesem Grunde findet man in
Teucheira und Ptolemais auch so viele Bauten aus Sandstein. Die H�he des
Berges fand ich zu 320 Meter, alle anderen n�chsten waren etwas niedriger.

Die Gr�ber von Ptolemais erstrecken sich westlich und �stlich von der
Stadt, und hat man auch hier haupts�chlich die steilen W�nde der
Steinbr�che benutzt, um in diesen Grabkammern und Grabnischen anzubringen.
Wie in Teucheira, sind sie ohne Kunst gearbeitet; man findet aber auch
hier zahlreiche jedoch nichtssagende Inschriften. In einem Steinbruche,
gleich westlich von der Stadt, findet man indess drei durch Kunst
ausgezeichnet gearbeitete Gr�ber; man hat n�mlich in der Mitte drei
Felsbl�cke stehen gelassen und diese zu Einem grossen Grabe mit
verschiedenen Kammern verarbeitet. In Teucheira findet man auch solch
einen Grab-Felsblock, und lebhaft erinnerten mich diese isolirten
verarbeiteten Steinbl�cke an die eigenth�mlichen Kirchen von Lalibala in
Abessinien, welche einer �hnlichen Arbeit ihren Ursprung verdanken. Der
mittelste dieser Felsbl�cke nun ist ausserdem von einem monumentalen Bau
in r�misch dorischem Stile erbaut, und viereckig von Gestalt, hat derselbe
im Innern drei Abtheilungen, von denen die seitlichen bis obenhin zu
Grabkammern dienten, w�hrend die mittlere zugleich als Eingang benutzt
wurde; im Sous-Terrain aber auch Leichen aufnehmen konnte. Eine kleine
Inschrift, die Barth an der Nordseite gesehen haben will, konnte ich nicht
mehr entdecken. Das ganze Grab ist �berhaupt in sehr zerfallenem Zustande,
und rundherum mit m�chtigen herabgest�rzten und herabgefallenen Quadern
umgeben. Einige Reisende, unter anderen della Cella, haben dies Grabmal
einem Ptolem�er zuschreiben wollen, ohne indess Gr�nde f�r diese
Behauptung bringen zu k�nnen.

Das immer schlechter werdende Wetter hatte uns wieder vom Hafen
vertrieben, da kein Zelt dem Sturmregen Widerstand zu leisten vermochte,
und wir hatten uns in den eben beschriebenen Steinbruch mit den drei
Gr�bern gefl�chtet. Einen dieser Grabbl�cke fanden wir, da er
wahrscheinlich lange nicht als Wohnung war benutzt worden, ohne
Ungeziefer, und fl�chteten uns hinein. Die Eingebornen hatten ebenfalls
mit ihren flachen Zelten sich in die Steinbr�che gefl�chtet, so dass hier
nun auf einmal trotz des noch immer anhaltenden Regens ein reges Leben und
Treiben herrschte. Nachts indess tobte der Sturm mit solcher Wuth, dass
selbst unser Felsgrab ersch�ttert schien; endlich aber brach ein besserer
Morgen an. Wir machten nun sogleich Anstalt zum Aufbruch, aber ehe Aduli,
der �berall mit den Eingebornen handelte, fertig wurde, verging geraume
Zeit. In der That schien Aduli nur eine Handelsreise zu machen, hier
verkaufte er Schuhe, dort Cattunstoffe, hier Gew�rze, dort Zucker, welches
er alles zollfrei aus der Stadt herausgebracht hatte, und daf�r tauschte
er Honig, Butter, Felle und Korn ein, und hoffte dies auf gleiche Weise
ohne Abgaben in die Stadt zur�ckzubringen. Dazu hatte er immer eine ganze
Schaar von Leuten, welche, wie er, auf meine Kosten lebte, und da, mit
Ausnahme meines deutschen Dieners und eines von Tripolis mitgebrachten
Negers, Namens Bu-Bekr, alle meine anderen Diener unn�tze Subjecte waren,
konnte ich nichts machen.

Endlich hatte der Aduli seinen Markt geschlossen, und um 9 Uhr Morgens
verliessen wir unsere Grabwohnung, und schlugen denselben Weg ein, den
fr�her Barth genommen hatte, um aufs Hochland zu kommen. Im Anfange
s�d�stlich haltend, um ans Schaba-Thal zu kommen, mittelst welches wir den
Aufsteig machen wollten, waren wir bald darin engagirt. Das Schaba-Thal
ist sehr eng, vielfach gewunden und nur circa eine Kameelstunde lang;
jedoch kann es ohne grosse Schwierigkeit zu jeder Jahreszeit benutzt
werden, was nach Regeng�ssen, wo der rothe Thon schl�pfrig und glatt wird,
f�r Karawanen von besonderer Wichtigkeit ist. Die Bergw�nde, obschon
steil, sind ausgezeichnet bewachsen, verwilderte Olivenb�ume, Karuben und
Lentisken bilden hier den haupts�chlichsten Baumwuchs. Das Thal ist jedoch
so eng, dass es keine Siedelung erlaubt; selbst Hirten scheinen sich nicht
darin aufzuhalten. Oben angekommen, hat man die erste Stufe erreicht, circa
300 Meter hoch. Diese Ebene ist nur circa 1� Stunden breit, hat auch
herrlichen rothen Thonboden, ist aber ebenso vernachl�ssigt, wie das ganze
andere Land. Wir hielten durch die erste Stufe Ost-Richtung, ebenso durch
die zweite, welche eine H�he von 340 Meter hat und durchschnittlich vier
Stunden breit ist. Diese Terrassen streichen hier von N.-O. nach S.-W. Die
zweite wird im Osten von einem Gebirgszuge abgegrenzt, der gleichfalls von
N.-O. nach S.-W. streicht, und dessen h�chste Punkte im Norden im Dj.
Dendach, und s�dwestlich von ihm dem Dj. Saffuat el Merdj sich uns
pr�sentiren. Am Fusse des letzteren liegt ein grosser See, circa 2� Stunde
lang und 1 Stunde breit mit S�sswasser, Moaudj genannt. Kleinere T�mpel
und Seen findet man auf dieser ganzen Stufe, welche keinen Abfluss zu
haben scheinen. Das Erdreich ist auch hier fetter rother Thonboden, und
die gr�ssere Vegetation haupts�chlich Wachholder und Arbuten. Blumen in
pr�chtigen Farben und unvergleichlicher F�lle bedecken in dieser
Jahreszeit den Boden, und geben den unz�hligen wilden Bienenschw�rmen, die
mit ihrem Summen die Luft erf�llen, die s�sse Nahrung. Aber schlecht
bev�lkert, wie das ganze Land, findet man nur hie und da einen Fereg der
Auama, Genossen der uled Brassa oder der Abid, Genossen der Auergehr.

Als wir um 12� Uhr diese Stufe betraten, und in �stl. Richt. durchzogen,
hatten wir um 2� Uhr eine kleine Kubba, die des Sidi Said von den Agail
zur Seite, aber trotz dieses Wahrzeichens erkl�rte nun der Aduli, den Weg
nicht zu wissen, und ritt abseits, um aus irgend einem Fareg einen
Wegweiser zu holen. Er kam denn auch bald zur�ck, aber statt eines Mannes
brachte er drei Leute, so dass unsere ohne das schon mit unn�tzen Leuten
reiche Karawane noch drei andere dazu bekam; er versteht sich von selbst,
dass ich auch diese zahlen und bek�stigen musste, aber gerade dadurch
machte sich der Aduli beliebt bei den Triben, indem er ihnen auf Kosten
seiner Reisenden dergleichen Verdienste zukommen liess. Wie mag er den
armen Denys, welcher der Sprache gar nicht m�chtig war, gepl�ndert haben!
Durch einen dichten, aber nicht hohen Wachholderwald dahinziehend,
einreichten wir um 4 Uhr Nachmittags Mrsihd, eine alte Ruine eines
fr�heren r�mischen Wartthurms, und wie alle Bauten dieser Art ein aus
Quadern aufgef�hrtes Viereck. Dass aber auch noch andere Ansiedelungen
hier waren, geht aus den zahlreichen Grabkammern in der N�he hervor,
welche �berall in die Felsen gearbeitet waren. Auch vorher hatten wir
schon ein Ruinenfeld passirt, doch konnten meine Leute mir den Namen
desselben nicht nennen. Auf den Wartthurm �ffuet sich ein von N.-O.
kommendes Thal, und etwas nach thalaufw�rts gehend, campirten wir dann in
demselben. Trotzdem wir nun schon recht hoch waren, hatten wir doch eine
recht warme Nacht, da der Himmel ganz bedeckt war, und noch lange sass ich
Abends an einem grossen Feuer jenes duftenden Wachholderholzes, welches
die Alten schon so hoch sch�tzten, und das auch auf dem grossen Atlas und
in Abessinien und im Gora-Gebirge vorkommt.

Fr�h 7 Uhr zogen wir am anderen Morgen das Mrsihd-Thal vollends hinauf,
und erreichten nach 40 Minuten den H�hepunkt desselben, wo das Aneroid uns
die H�he von 1260 Fuss zeigte; somit waren wir zwar nun auf dem Plateau
angekommen, aber noch keineswegs auf dem h�chsten Punkte. Uebrigens muss
man sich das Hochland auch keineswegs durchweg eben vorstellen; sondern
als ein Gewirr von Th�lern und Bergen, welche aber alle �ber 1200' hoch
ihren niedrigsten Punkt haben. Die Vegetation, obschon dieselbe hier
sp�ter ist, bleibt im Ganzen noch dieselbe, Juniperen, Oelb�ume, Caruben
und Lentisken, dann erstaunlich viel Rosmarin, welche den Bienen den so
sehr ger�hmten aromatischen Beigeschmack zum Honig liefern; aber alle
diese Pflanzen finden sich auch an den Abh�ngen der Berge.

Wenn aber am Tage vorher das Land �berreich an S�mpfen und T�mpeln war, so
fehlten diese hier nun g�nzlich, und merklich litt die Ueppigkeit der
Vegetation darunter. Einige Th�ler hatten trotzdem die kr�ftigsten
Oelb�ume, nicht etwa wilde, selbst nicht einmal verwilderte waren sie zu
nennen, denn sie hingen gerade jetzt voll der besten Oliven, die Niemand
zu sammeln kam. Es ist wohl kaum zu zweifeln bei dem hohen Alter, welches
der Oelbaum erreichen kann, dass diese Pflanzungen noch von den Alten
herr�hrten. Manchmal sollen indess doch von den K�stenbewohnern einige
herauf kommen, um die Oliven zu sammeln; dies Jahr schien noch Niemand
gekommen zu sein.

Den ganzen Tag, obgleich wir mit geringer Unterbrechung bis 5� Uhr Abends
marschirt waren, sahen wir kein einziges Zeichen von Bev�lkerung, das
heisst Zelte oder H�user, nur zwei kleine Ziegenheerden will ich
ausnehmen, die unweit von uns am Wege weideten, und bei unserer Ann�herung
eilig ins Dickicht getrieben wurden. Auch der Anbau von Korn war so
sp�rlich und vereinzelt, dass man die kleinen Felder h�tte z�hlen k�nnen.
Trotzdem �berall der fetteste und beste Boden war, der nur auf die Hand
des Menschen zu warten schien, um hundertfach das zur�ckzugeben, was man
ihm anvertraut h�tte, war alles eine Wildniss. Als neu wurde mir nun zum
ersten Male die Drias-Pflanze (von allen Reisenden f�r Sylphium gehalten)
gezeigt, von der wir unten noch weiter zu reden haben werden. Dann fiel
mir die Menge der Maulwurfshaufen auf, die sonst in Tripolitanien nicht
vorkommen. Die Araber nennen den Maulwurf hier mit den bezeichnenden Namen
Buamian, Vater der Blinden. Wild war nur sp�rlich vorhanden, es scheint
als ob selbst die Thiere dies nur von Todten bewohnte Land meiden.

W�hrend wir im Mrsihd-Thal Ostrichtung verfolgt hatten, zogen wir, oben
angekommen, n�rdlich in einer Mulde weiter, die den Namen Rharheb f�hrt,
und wo wir um 9 Uhr einen Marabut gleichen Namens (Kubba) passirten. Etwas
weiter l�uft dann die von S.-O. von Merdj kommende Heerstrasse ein,
dieselbe, welche vor 1000 Jahren Griechen und R�mer benutzten. Nachdem um
9 Uhr 20 Minuten ein anderer Pass �berschritten war, kamen wir in das
Biada-Thal, indem wir die tiefeingeschnittenen Wagenspuren der Alten
verfolgten. Um 11� hatten wir, N.-N.-O. haltend, den Dj Hoaisch zur
Linken, und gleich darauf die Ruinen des Gasr el Rih. Um 12 Uhr 20 Minuten
kreuzten wir den von Teknis kommenden, nach der K�ste f�hrenden
Karawanenweg, und den Pass von Rih �berschreitend, gingen wir nordw�rts
durchs Schami-Thal weiter. Von 1 Uhr an wieder N.-N.-O. haltend,
�berstiegen wir um 2 Uhr einen Pass, der uns ins Scharaya-Thal f�hrte,
welches eine Stunde lang mittelst eines anderen Passes ins Mrair-Thal
�bergeht. Um 3� kreuzten wir einen zweiten, von Djerdjerum an der K�ste
nach Merauan ins Innere f�hrenden Weg, und kamen dann ins Thal Ibrahim,
von dem aus wir links den Berg Schan-o-Gasserein liegen liessen. Das uadi
Ibrahim �ffnet sich aufs Magade-Thal, wo wir um 5 Uhr Abends, in der N�he
von Wassert�mpeln lagerten, nachdem wir den ganzen Tag fast ohne Wasser
gewesen waren.

Nachts hatten wir, trotzdem es am Tage sehr kalt gewesen war, ein starkes
Gewitter mit Regen, und zogen am anderen Morgen um 7 Uhr durchn�sst in
N.-N.-O. Richtung weiter, welches �berhaupt, die vielen Biegungen
abgerechnet, unsere Hauptrichtung blieb. Wir waren nun �ber 550 Meter hoch
auf dem Beida-Berge, alle anderen Berge scheinen ziemlich gleiche H�he zu
haben, und die Th�ler senken sich bis auf relativ c. 150 Meter. Als neue
Pflanzen treten hier der Lauristinus auf, jetzt gerade in voller Bl�the,
und in pr�chtigen Exemplaren bis 20' H�he vorhanden, dann einzelne
Exemplare von der Steineiche. Nachdem wir noch das Thal Sgenniet und dann
den Berg Mcheilil passirt hatten, sahen wir Gasr Bengedem vor uns. Auf dem
Mcheilil-Berg fanden wir die Ueberreste eines alten Sarazenenschlosses.
Dieser ganze Weg nach Bengedem dauerte nur 3� Stunde, aber auch hier
begegnete uns kein Mensch, und das einzige Zeichen von Bev�lkerung war die
Sauya der Snussi, Bu Toda genannt, die wir vom Lj. Beida in geringer
Nordrichtung c. 2 Stunden entfernt liegen sahen.

Obschon wir nur einen kleinen Marsch gemacht hatten, blieben wir doch bei
Gasr Bengedem liegen, um zu photographiren, und diese ganze Gegend n�her
in Augenschein zu nehmen.

Das Gasr Bengedem oder Benegedem stammt offenbar aus der R�merzeit, und
h�rte mit zu jener Vertheidigungslinie, welche dieselben gezogen hatten,
um die Colonie vor den Einf�llen der Nomaden zu sichern. Bengedem war
gewiss eines der bedeutendsten Forts, wenn nicht das gr�sste von denen,
welche die Vertheidigungslinie bildeten. 80 Schritte lang und 40 Schritte
breit, haben die beiden L�ngsseiten viereckige flankirende Th�rme. An
manchen Stellen erreichen die gut erhaltenen W�nde noch die H�he von 40'.
Aus grossen behauenen Quadern aufgef�hrt, ohne M�rtel, haben die
Aussenw�nde, soweit dieselben nicht absichtlich zerst�rt worden sind,
nicht im Mindesten von der Witterung gelitten. Im Innern f�hrt eine Treppe
auf die Mauer, welche oben d�nner, ringsum vertheidigt werden konnte.
Spuren eines Aussenwalls ziehen sich rings um das Castell, und erh�hten so
die urspr�ngliche Festigkeit desselben. Die bedeutenden Ruinen in der
Umgegend von einzelnen H�usern deuten an, dass hier eine
Hauptniederlassung war, und Pacho k�nnte Barth gegen�ber doch wohl Recht
haben, indem er hier Balakrai vermuthet. Die Entfernung von Cyrene, die
Pentinger auf 12 M., und die nach Ptolemais, die Ptolemaeus auf 15 M.
angiebt, w�rde ungef�hr stimmen. Eine grosse Menge von H�hlen, theils
nat�rliche, theils k�nstliche, ausser vielen aus sp�terer Zeit
herr�hrenden Grabkammern, beweisen, dass selbst in vorgriechischer Zeit
hier libysche V�lker eine Niederlassung gehabt haben m�ssen, denn viele
der H�hlen haben ganz und gar die Einrichtung von Wohnungen.

Die Eingeborenen vom Stamme der Brassa, mit denen der Aduli gleich wieder
Handelsverbindungen angekn�pft hatte, waren sehr zudringlich. Ihr Fereg
hatten sie in einiger Entfernung vom Gasr, und den ganzen Tag thaten sie
nichts, als um uns herumhocken und um Essen betteln. Wir hatten deshalb
auch Nachts eine verst�rkte Wache n�thig, um uns vor Diebereien zu h�ten,
wie denn �berhaupt immer Nachts gewacht wurde.

Den folgenden Morgen stiegen wir in n�rdlicher Richtung vom Berge des Gasr
Bengedem hinab, und kamen nach einer Stunde ins Thal Saharis. Von O.-N.-O.
erh�lt dies Thal nun das bedeutende Kuf-Thal, und in dies m�nden von O.
das uadi Djras und das uadi Bu Heisa, welches letztere von Safsaf und Ain
Schehad (Cyrene) kommen soll. Das Kuf-Thal ist eines der wildesten und
romantischsten, die man sich denken kann: steile, oft senkrechte,
f�nfhundert Fuss hohe Kalksteinw�nde, �berall mit ungeheuren H�hlen, die
oft am Fusse der W�nde, oft in der Mitte, oft fast oben am Rande sich
zeigen, machen einem glauben, man sei in der Teufelsschlucht. Jedenfalls
waren diese H�hlungen meist alle bewohnt, und einige sind es noch jetzt
zur Zeit der Honigernte; denn an diesen steilen W�nden haben die Bienen
ihre Bauten. Viele H�hlen, oft hundert Fuss hoch �ber der Thalsohle, sind
durch Ausseng�nge mit einander verbunden, und scheinen so ganzen St�mmen
als Wohnplatz gedient zu haben. Ausserdem findet man die herrlichsten
Tropfsteinh�hlen, von denen die von den Eingebornen Rhorhardieh genannte,
die gr�sste und sch�nste ist. Die �ppigste, immer gr�ne Vegetation von
Lentisken, Myrthen, Caruben und Wachholder, ferner die jetzt massenweise
auftretende Steineiche machen dies Thal mit seinem wilden Charakter zu
einem der sch�nsten, wie man es nur vielleicht in den Pyren�en, in
Calabrien, im grossen Atlas �hnlich findet. Aber wie immer fehlt alles
menschliche Leben; in der That haben wir, die grosse Sahara ausgenommen,
kein Land gesehen, das so d�nnbev�lkert ist, und doch ist der Boden so
reich und ergiebig wie eine jungfr�uliche Erde eben sein kann. Am Boden
des Thales finden wir dann noch einen fast undurchdringlichen Wald von
mastbaumhohen Thuya-B�umen, aber Niemand ist jetzt da, um sie zu f�llen
und zu verwerthen.

Dass dieser Weg unserer Gofla grosse Schwierigkeit machte, braucht wohl
kaum gesagt zu werden. Das Kameel, obschon es wegen seiner breiten
Fusssohlen auch in den Bergen sicher geht, liebt freie Gegenden, und hier
waren wir in einem wirklichen Urwalde; da waren Baumst�mme, die das Alter
oder der Wind umgeworfen hatte, zu umgehen, vom Wasser glatt gewaschene
Felsplatten zu �bersteigen, und oft war das Geb�sch so niedrig und dick,
dass die beladenen Kameele mit Gewalt durchgeschoben werden mussten.

Froh waren wir, als wir um 10 Uhr die Passh�he erreichten, und von nun an
auf einem Bergr�cken blieben. Bald darauf hatten wir die Kubba des
Marabuts Abd el Uahed vor uns, auch von alten Ruinen, jedoch ohne
Bedeutung, umgeben. Von hier an waren nun Ruinen unsere steten Begleiter,
und eine tief in Fels eingeschnittene alte Fahrstrasse, rechts und links
von Hunderten von Sarkophagen bordirt, f�hrte uns auf die Hauptstadt vom
alten Pentapolitanien zu. Aber eigenth�mlich, ohne Menschen zu sehen, ohne
Wohnungen anzutreffen; sollte man nicht glauben, im Lande der Todten zu
sein? Auf Schritt und Tritt Todtengr�fte, Grabnischen, hier die Tausende
von Sarkophagen, die ungeheuren Necropolen, gegen die die eigentlichen
St�dteruinen verschwindend klein sind, lassen wirklich den Gedanken, im
Reiche der Todten zu sein, aufkommen.

Gegen Mittag erreichten wir die Ruinen, welche die Eingebornen unter dem
Namen uadi Amer bezeichnen, und die mehrere Stunden weit sich nach N.-O.
hin ausdehnen, und bei einem Orte Beludj enden. Barth verlegt hieher
Balakrai, und meint auch, dass eine der zwanzig von Ptolemaeus erw�hnten
St�dte, vielleicht Eraga, hier zu suchen sei. Beludj erreichten wir um 2
Uhr 40 Minuten, und immer auf einem Bergr�cken weiter ziehend, liessen wir
dann die Sauya beida (Jaura Sidi Schenut nach Barth, was wohl Sauya Sidi
Snussi heissen soll) links liegen, und kamen um 4 Uhr bei dem weissen Dome
des Marabut Sidi Raffa, an, welcher ebenfalls von vielen Ruinen umgeben
ist. Eine halbe Stunde sp�ter hatten wir den h�chsten Punkt des
Bergr�ckens mit 620 Meter erreicht. Etwas sp�ter hatten wir von hier eine
weite Aussicht aufs Meer durch eine breite nach Norden zu sich �ffnende
Thalschlucht, Shissu genannt, und dann campirten wir um 5 Uhr auf gleicher
H�he mit der Schlucht bei Djenin, wo wir eine fliessende Quelle fanden.
Auch hier fanden wir Spuren fr�herer Ansiedelungen; grosse k�nstliche
H�hlen umgeben die Quelle nach Osten, und in und bei derselben waren
Mauerarbeiten, welche wohl einst den Abfluss des Wassers zur Befruchtung
der Felder regulirt hatten.

Nachts war auf dieser H�he die K�lte so gross, dass wir am anderen Morgen
die Zelte weiss bereift fanden, und die M�ndungen der Wasserschl�uche hart
gefroren waren. Das Thermometer zeigte vor Sonnenaufgang -1�.

Von hier bis Cyrene sind nur noch 2 Stunden. Wir lassen rechts den H�gel
Ras el Trabe liegen, welcher bekannt ist als Grenze zwischen den Brassa
und Hassa, welche letztere von hier nach N.-O. hin nomadisiren. Die Ebene
Ambsa, mit dem Grabe des Marabut Bel Kassem, brachte uns dann vor die
Ruinen der Stadt, welche wir um 10 Uhr beim H�gel Mgatter betraten.

       *       *       *       *       *




Cyrene.


Durchs Ostthor zogen wir in die Stadt ein, verfolgten die Battus-Strasse
bis an den Punkt, wo sich die Aussicht aufs Meer �ffnet, und nahmen dann
unser Quartier in einer der Kammern, welche im Felsen ausgearbeitet sind,
und auch fr�her wohl als Wohnungen dienten. Die Apolloquelle war auch in
unserer N�he, und diese ist es, welche heute der ganzen Oertlichkeit den
Namen giebt; die Araber nennen sie ain Schehad. Keineswegs ist damit
gesagt, dass die heutigen Bewohner und die der Umgegend g�nzlich den Namen
"Cyrene" verloren h�tten, derselbe findet sich wieder in der Quelle im
uadi bel Ghadir, welche viele Aehnlichkeit mit der Apolloquelle hat, und
fast ebenso m�chtig ist; dieselbe heisst ain Krennah.

Cyrene wurde sowohl unter den Ptolem�ern als die Hauptstadt der f�nf
St�dte: Cyrene, Barca, Teucheira, Hesperis und Apollonia angesehen, als
auch unter den R�mern, welche das ganze Land unter dem Namen Cyrenaica
zusammenfassten.

Von dorischen Colonisten von der Insel Thera unter Battus im Jahre 631[21]
v. Chr. gegr�ndet, wuchs Cyrene bald zur wichtigsten Colonie der Griechen
an der Nordk�ste von Afrika heran. Battus f�hrte auf Befehl des
delphischen Orakels zuerst seine Laudsleute nach Plataea (dem heutigen
Bomba); musste aber aus Mangel an Nahrungsmitteln diese Insel nach zwei
Jahren, und nachdem ein anderes Mal das Orakel war consultirt worden,
verlassen, und siedelte nun nach dem festen Lande Libyens, nach dem
wohlbewaldeten Asiris �ber. Aber auch hier blieben sie nur sechs Jahre, da
nach Ablauf dieser Zeit, eingeborne Libyer sie nach dem Orte der
Apolloquelle f�hrten, wo dann bestimmt die Stadt gegr�ndet wurde.

Es scheint, dass die neuen Ank�mmlinge sich im Anfange mit den Libyern,
und hier waren es vorzugsweise die Asbysten, gut vertrugen; sogar
Heirathen mit Libyschen Frauen wurden eingegangen; eingeborne Libyer
jedoch waren von den �ffentlichen Aemtern ausgeschlossen. Mit Battus I.
bekam Cyrene den ersten K�nig, und blieb unter dieser Regierungsform circa
200 Jahre, in welcher Zeit acht K�nige regierten. Besonders zeichnete sich
aus nach dem ersten, welcher sp�ter als Heros verehrt wurde, der dritte
K�nig, Battus II. Unter ihm kamen zahlreiche Zuz�ge aus Griechenland:
hiedurch wurden jedoch die Libyer beeintr�chtigt, und ihr K�nig Adikran
rief den �gyptischen K�nig Apries zu H�lfe. Bei Thestis in der Gegend von
Irasa kann es 570 zur Schlacht, und die Aegypter und Libyer wurden
vollkommen besiegt. Sein Nachfolger Arkesilaos II., mit dem Beinamen der
B�se, hatte nur Ungl�ck. Mit seinen Br�dern in Streit, gingen diese Barca
gr�nden, und verbanden sich mit dem libyschen K�nige gegen Arkesilaos II.
Dieser schlug anfangs die Libyer bei Leucon oder Leuco� in Marmarica;
wurde dann aber in einen Hinterhalt gelockt und verlor 7000 seiner Leute.
Sein Bruder Learchos t�dtete ihn dann, wurde aber selbst wieder von Eryxo,
der Wittwe des Arkesilaos, umgebracht. Unter seinem Sohne, der als Battus
III. folgte, schickten die Cyrener nach Delphi und baten um neue Gesetze.
Demonan, der Mantineer, kam zu ihnen, und beschr�nkte besonders die
k�nigliche Gewalt. Dessen Sohn Arkesilaos III. wollte jedoch die
k�nigliche Gewalt zur�ck haben, und wurde darin von seiner Mutter
Pheretime unterst�tzt; geschlagen, floh er nach Samos, und kam dann mit
einem bedeutenden Heere nach Cyrene zur�ck. Wieder geschlagen, floh er
nach Barca, und wurde von den Bewohnern dieser Stadt get�dtet. Seine
Mutter floh zum persischen Statthalter Argandes in Aegypten, welcher ihr
zu H�lfe kam, und nach neunmonatlicher Belagerung Barca einnahm. Der Sohn
von Pheretime, Battus IV., der Sch�ne genannt, folgte, und nach ihm kam
der letzte K�nig Arkesilaos IV., dessen Siege in den pythischen Spielen
Pindar besingt, auf den Thron. H�chst wahrscheinlich wurde unter ihm
Hesperis gegr�ndet. Da er zu despotisch regierte, so wurde er etwa um 440
gest�rzt, und der k�niglichen Herrschaft damit ein Ende gemacht. Sein Sohn
Battus, der nach Hesperis floh, wurde dort ermordet, und sein Kopf ins
Meer geworfen.

Unter der republikanischen Regierungsform erlebte Cyrene die h�chste
Bl�the und den gr�ssten Wohlstand, obwohl es an inneren Zerw�rfnissen
nicht fehlte. So treten verschiedene Tyrannen auf, unter anderen Ariston
und Nikokrates, um sich der h�chsten Gewalt zu bem�chtigen. Um alle
inneren Streitigkeiten durch eine gute Gesetzgebung zu ebenen, wandten
sich die Bewohner Cyrenes an Plato, und baten um Gesetze. Plato lehnte
jedoch ab, ihr Gesetzgeber zu werden, weil es ihnen zu gut gehe: "Kein
Mensch sei schwieriger zu beherrschen, als der, welcher sich einbilde, es
ginge ihm gut, und Niemand sei leichter geneigt sich leiten zu lassen, als
der vom Schicksal gebeugte." Alexander dem Grossen, als er Zeus Ammon
besuchte, unterwarfen sie sich freiwillig und schickten ihm kostbare
Geschenke. Nach seinem Tode, durch neue innere Streitigkeiten entzweit,
wurden sie durch Ptolemaeus, dem Sohne des Lagos, Aegypten unterworfen, im
Jahre 321 v. Chr., und das Land wurde nun nach den f�nf Hauptst�dten
Pentapolitanien genannt. Apion, Sohn von Ptolemaeus Physon, �berliess dann
mittelst Testament das Land an die R�mer im Jahre 96, und im Jahre 67
wurde es mit Kreta zusammen zu einer Provinz formirt. Unter Constantin
wurden sie getrennt, und Cyrenaica als eigne Provinz unter dem Namen Libya
superior eingerichtet.

Als unter Trajans Regierung die Juden den grossen Aufstand machten, und
200,000 R�mer und Cyrenaeer ermordeten, fing der Verfall Cyrenes an. Das
r�mische Reich vermochte den wiederholten Einf�llen der Barbaren keinen
Widerstand entgegenzusetzen; dazu kamen Heuschrecken, Pest und Erdbeben,
welche Leiden im f�nften Jahrhundert von Bischof Sinesius beklagt wurden.
616 vernichtete dann der Perser Chosroes die schwache griechische Colonie
der Art, dass die Araber, als sie 647 in Cyrenaica einfielen, kaum noch
Widerstand fanden. Wie alle L�nder, welche unter die Herrschaft des Islam
kamen, fiel auch Cyrenaica unter den Arabern in einen vollkommenen
Barbarismus zur�ck, und das Land wurde, vollkommen vernachl�ssigt, bald zu
einer Wildniss. Seine neuere Geschichte ist denn eng mit der von Tripolis
verkn�pft, und als dies 1835 ein t�rkisches Paschalik wurde, fiel auch
Cyrenaica unter die Herrschaft der Pforte, und wird jetzt als Kaimmakamlik
unter dem Namen Barca zu Tripolitanien gerechnet.

Wie hoch einst Wissenschaft und Kunst in Cyrene bl�hten, geht aus der Zahl
bedeutender M�nner, welche diese Stadt hervorbrachte, hervor: wir nennen
nur Aristippus, den Gr�nder einer eigenen philosophischen Schule, sowie
Cameades, ebenfalls Weltweiser, dann den Astronomen Eratosthenes, der sich
besonders durch geographische Werke auszeichnete, und als Director der
Bibliothek von Alexandrien starb. Endlich der Dichter Kallimachos, welcher
von den Battiaden abstammte, und dann der ber�hmte Bischof von Ptolemais,
der Redner und Schriftsteller Synesius.

Vor allem war uns jetzt daran gelegen, die Stadt selbst und die Necropolis
kennen zu lernen, und die Hauptpunkte und Denkm�ler zu fixiren f�r die
Photographien.

Auf zwei Bergen gelegen, die nach Nordwesten hin abfallen, wird Cyrene
mittelst eines Radius, welcher den Namen der Battus-Strasse hat, in zwei
Theile getheilt. Nach allen Seiten hin von grossen Gr�berst�dten umgeben,
ist zum Theil die Mauer, welche die eigentliche Stadt umgab, noch gut
erhalten, und namentlich an der ganzen S�dseite und im Osten bei einer
durchschnittlichen H�he von 4-5' und Breite von 6' ganz deutlich zu
verfolgen. Betritt man von Osten die Stadt mittelst der Hauptstrasse,
welche von Barca herf�hrt, so hat man gleich rechts vom Thore die
unordentlich durcheinandergeschmissenen Steinhaufen einer Kirche, dass es
eine solche war, geht aus der Anordnung der noch vorhandenen Grundmauern
hervor, obschon merkw�rdigerweise der Altar nach Westen gestanden zu haben
scheint, oder aber zwei Hauptalt�re, einer im Osten und einer im Westen,
vorhanden gewesen sein m�ssen. Verschiedene Spitzb�gen, welche noch
stehen, lassen erkennen, wie hoch der Schutt hier liegen muss, da eben nur
die obersten Spitzen der Bogen herausgucken.

Wenden wir uns dann rechts zur �stlichen H�lfte der Stadt, so stossen wir
zuerst aufs Hippodrom, welches, die Rundung nach S�den habend, in gerader
n�rdlicher Richtung erbaut ist. Die Sitze sind noch sehr gut erhalten,
aber alles ist �berwachsen, und in der Rennbahn selbst ist die Spina kaum
zu erkennen, da der ganze innere Raum als Acker benutzt wird. Die L�nge
des Hippodroms betr�gt heute circa 300 Schritte, die Breite circa 60
Schritte. Gleich westlich vom Hippodrom finden wir auf dem h�chsten Punkte
dieses Stadttheiles die Ruinen eines Tempels, der offenbar der �ltesten
Zeit angeh�rt. Aus colossalen Steinen erbaut, haben die jetzigen Reste
eine L�nge von fast 90 Schritt auf 30 Schritt Breite. Von Westen nach
Osten gelegen, hat der Tempel, wie durch die Nachgrabungen von Porcher und
Smith jetzt zu Tage liegt, 17 S�ulen auf der L�ngsseite und 8 S�ulen auf
der Breitseite, so dass 36 S�ulen den Peristyl bilden. Durch zwei S�ulen
und zwei Mauervorspr�nge kommt man von Osten in den Pronaos, der von der
Cella durch zwei Mauervorspr�nge, welche die Th�r bilden, geschieden wird.
An den L�ngsseiten in der Cella findet man je zehn Piedestale, welche
korinthische S�ulen tragen, ganz �stlich im Hintergrunde ist ein grosser
cubischer Marmorblock, der wahrscheinlich die Bilds�ule trug. Der
Agisthodom ist von der Cella vollkommen durch eine Mauer geschieden, und
ist nach Osten durch keine Mauervorspr�nge, aber durch drei S�ulen
begrenzt. Die S�ulen des S�ulenganges haben wenigstens 6' Durchmesser
gehabt, sind aber stark verwittert. Die Quadern des eigentlichen
Tempelbaues sind colossal; es giebt Steine von 20 Schritt L�nge und 8
Schritt Breite. Smith und Porcher, die hier die sorgf�ltigsten
Ausgrabungen machten, fanden nichts, woraus man auf den Eigenth�mer des
Tempels h�tte schliessen k�nnen. Der Eingang befindet sich, wie in allen
Tempeln in Cyrene, auf der �stlichen H�lfte. Wenn Barth hier auf der
�stlichen H�lfte Cyrenes die Acropolis vermuthete, so schloss er dies wohl
nur aus den colossalen Quadern; wie wir aber sp�ter sehen werden, befand
sich diese auf der westlichen Stadth�lfte.

Ungef�hr 300 Schritte n�rdlich von diesem Tempel finden wir die Ruinen
eines anderen, etwas kleineren Tempels, welcher auf der h�chsten Spitze
dieses Stadttheiles erbaut war. Auch von Osten nach Westen erbaut und aus
Pronaes und Cella bestehend, ist derselbe so vernichtet und zerst�rt, dass
eine genauere Beschreibung unm�glich ist. Dieser Tempel hatte auch einen
Peristyl, die Zahl der S�ulen aber anzugeben, war mir nicht m�glich; die
S�ulen, von denen Bruchst�cke �berall umher lagen, waren dorischer
Ordnung, sind aber so verwittert, dass man den Durchmesser nur muthmaassen
kann.

Wenn wir die Battus-Strasse als die scheidende Linie f�r die zwei
Stadth�lften annehmen, so haben wir damit alles, was auf der �stlichen
H�lfte bemerkenswerthes zu Tage liegt, gesehen, und wenden uns nun zum
westlichen Stadttheile, der ungleich reicher mit �ffentlichen Geb�uden
geziert war, �berhaupt der Mittelpunkt des �ffentlichen Lebens gewesen
ist, weil er die Apolloquellen, diesen ersten Besiedelungspunkt der alten
Griechen, enth�lt.

Wenn wir wieder vom Ostthore der Stadt ausgehen und uns links wenden,
sobald wir die von Norden nach S�den ziehende Strasse passirt, so kommen
wir zuerst an zwei Ruinenhaufen, die, was die urspr�ngliche Anlage
anbetrifft, sehr wenig mehr zu erkennen �brig lassen; aber von den dort
aufgefundenen Statuen, Bacchus und Venus, k�nnen wir schliessen, dass der
�stliche der Venus und der westliche dem Bacchus gewidmet waren. Diese und
andere Statuen sind alle ins British-Museum gekommen. Wie denn �berhaupt,
seit Bourville, Smith, Porcher und Denys hier gegraben haben, ohne neue
ausserordentliche Nachgrabungen nichts mehr zu finden ist, und die meisten
Ruinen, die schon so sehr durch die Barbaren gelitten hatten, nun vollends
dem Untergange geweiht sind. Gleich westlich vom Orte, wo Bacchus gefunden
wurde, ist ein Theater mit unverh�ltnissm�ssig breiten Sitzreihen und
kleiner Cavea. Barth, der die Orchestra gemessen, giebt die Breite
derselben auf 60' und die Tiefe auf 76' an, und meint, dass dies Theater
nicht zu scenischen Darstellungen, sondern zu musikalischen Auff�hrungen
gedient habe. Dicht an der Strasse gelegen, noch mehr nach Westen, stossen
wir auf ein zweites gr�sseres Theater, mit doppelt so grosser Cavea, wie
das eben beschriebene. Viele S�ulen korinthischer Ordnung, die
umherliegen, deuten darauf hin, dass die Sitzreihen mit einer Colonnade
dieser S�ulen umschlossen gewesen sind.

S�dwestlich vom Bacchus-Tempel ist ein anderer grosser Ruinenhaufen, wo
vor mehr als 50 Jahren Beechey den Torso eines r�mischen Kaisers
vermuthete. Nachgrabungen, welche mehrere grosse B�ume blosslegten,
liessen Porcher und Smith vermuthen, hier habe der Palast des r�mischen
Gouverneurs gestanden. della Cella erw�hnt hier einer Inschrift "Porticus
cesarei" und h�lt das Geb�ude f�r ein Caesareum; Barth meint, dass hier in
der r�mischen Zeit, vielleicht auch schon in der ptolemaeischen, ein
Marktplatz gewesen sei. Porcher und Smith fanden hier, ausser einer
weiblichen Statue, diejenige von Antoninus Pius und anderen r�mischen
Kaisern.

Circa 250 Schritt von der Battus-Strasse s�dlich, wenn man das gr�ssere
Theater hat liegen lassen, ist noch ein grosser Bau mit einer grossen
S�ulenhalle nach Nord gegen Ost, welches die Front gewesen ist. Die
S�ulenhalle, welche doppelt ist, l�sst noch jetzt in der Reihe dreissig
S�ulenpl�tze erkennen. Das massive Geb�ude dahinter zeigt eine Menge
kleiner Zimmer von 6' Tiefe auf 4' Breite, und es ist wohl nicht
unwahrscheinlich, dass hier die Verkaufshalle war.

Weiter nach Westen zugehend, finden wir uns auf circa 100 Schritt
Entfernung von diesen Ruinen durch eine von Th�rmen flankirte, von Norden
nach S�den streichende Mauer aufgehalten. Beim uadi Bel Rhadir, welches
s�dlich die ganze Westseite der Stadt begrenzt, mit einem starken Thurme
anfangend, ist diese innere Mauer jedenfalls ein Theil der Acropolis,
welche auf dem westlichen H�gel, als dem h�chsten und wichtigsten, gelegen
haben muss. Die Mauer hat eine durchschnittliche Dicke von 12' und ist an
einigen Stellen �ber 20' hoch; Beecheys Ansicht, dass sie eine
Wasserleitung gewesen sei, ist unhaltbar, da nirgends andere Baulichkeiten
vorhanden sind, die das Wasser h�tten herf�hren k�nnen. Auf der Spitze des
westlichen Berges sind ausser einer grossen Masse von bequemen Steinen,
welche bezeugen, dass auch hier alles bebaut war, keine weiteren
hervorragenden Ruinen zu finden, und selbst von Ringmauern ist nach Westen
und S�den, wo dieselben auch kaum nothwendig waren, nichts zu erkennen;
nach Norden zu, obschon auch da der Berg fast steil abf�llt, scheint die
Acropolis aber auch noch durch eine Mauer gesch�tzt worden zu sein,
wenigstens finden sich Spuren darin vor.

Wenn wir vom h�chsten Punkte des westlichen Stadttheiles nach Nordwest
gehen, so f�hrt uns die Neigung von selbst auf das grosse Stadttheater,
welches am Abhange des Berges selbst gebaut ist. Obgleich stark
durchwachsen, sind nur wenige Sitzreihen ausser der Loge, �berhaupt
scheinen die meisten Theater wohl mehr durch die Natur, als durch
Menschenhand zerst�rt zu sein. Hier hat nun wohl ein allgemeiner Rutsch
stattgefunden, da Proscenium und Orchester, welche k�nstlich an dem unten
steilen Berg hinaufgebaut waren, weggesunken sind. Aus dorischen
S�ulen�berresten ersieht man, dass diese nach aussen zu durch S�ulen
geschm�ckt gewesen sind. Das Koilon ist ungleichm�ssig durch ein Diagon
geschieden, da der unteren Sitzreihen heute noch 30 (und fr�her wohl noch
mehrere waren, weil in der ganzen Arena alles mit Schutt und Steinen
angef�llt ist), w�hrend die obere H�lfte nur acht aufweist. 6 Treppen
durchschneiden die zwei ein halb Fuss breiten Sitzreihen in gerader Linie
von oben bis unten. Wenn auf diese Art die Zuschauer haupts�chlich von
oben ins Theater gelangten, so scheint doch auch noch ein anderer Zugang
zwischen Proscenium und Koilon von Osten her existirt zu haben; vielleicht
war gar ein von Osten kommender Durchgang, der jetzt versch�ttet ist,
vorhanden. Von den Sitzreihen des Theaters hat man die umfassendste
Aussicht �ber die vorliegenden Plateaus hinweg bis zur See. Wie �ber eine
Landkarte schweift der Blick �ber das Land bis nach Apollonia hin, und von
hier sahen, wie Barth so sch�n sagt, die alten Cyrenen ihre Handelsschiffe
heranschwimmen, und erfreuten sich des wunderbar gestalteten
Terrassenlandes. _Beechey_, welcher dies Theater f�r ein Amphitheater
hielten, weil allerdings das Koilon unverh�ltnissm�ssig gross und
umfassend zum Proscenium ist, ist aber jedenfalls im Unrecht; denn war es
schon eine Riesenarbeit, Proscenium und Scena k�nstlich zu erbauen an dem
steilen Bergabhang, so w�re es selbst heute fast unm�glich, die andere
Seite des Amphitheaters hier k�nstlich aufzubauen.

Vom Theater nach Osten schreitend, �bergeht man eine Terrasse, und kommt
an drei Bogeng�nge, die jetzt vermauert, urspr�nglich offen gewesen sein
m�gen, oder nach Norden zu einen freien Umgang gehabt haben, der jetzt
weggest�rzt ist. Immer breiter werdend, dehnt sich die Terrasse da, wo sie
an die nach Nordwesten laufende Battus-Strasse st�sst, welche hier auch
der nat�rlichen Spalte zwischen dem Ost- und West-H�gel der Stadt folgt,
zu einer Plattform aus, welche den Apollo-Tempel trug. Durch die
Ausgrabungen von Porcher und Smith ist unwiderruflich festgestellt, dass
der Tempel, welcher sich vis-�-vis der Quelle des Apollo befand, diesem
Gotte selbst gewidmet war. Beechey hielt denselben, weil er eine, wie er
glaubte, auf Diana bez�gliche Inschrift[22] fand, und ausserdem eine
weibliche Statue in sitzender Stellung, f�r der Diana geweiht. Aber schon
die Lage bringt es mit sich, dass dieser Tempel dem Apollo gewidmet war,
und zwei Inschriften, welche Porcher und Smith hier fanden, endlich die
ausgezeichnet erhaltene Marmorstatue von Apollo cytharoedes[23], welche
sie ausgruben, und die gleichfalls in das British-Museum gekommen ist.
Obgleich einige Piedestale der S�ulen noch am Platze sind, so l�sst sich
doch trotz der Ausgrabungen nichts Bestimmtes �ber den Bau des
Apollo-Tempels sagen. Wahrscheinlich war er in dorischer Ordnung
errichtet, und hatte seine Richtung fast von West nach Ost. Er hatte nur
Pronaes und Cella, und ein grosses Piedestal in dem westlichen Theile der
Cella l�sst erkennen, dass der Eingang, wie �brigens in fast allen Tempeln
in Cyrene, von Osten war.

Gegen�ber dem Tempel nun haben wir gleich den ber�hmten Apolloquell, heute
ain Schehed genannt, welcher einst die Veranlassung zur Gr�ndung der Stadt
Cyrene und der sp�ter so bl�henden Colonie war. Aus einem senkrechten Fels
hervorsprudelnd, bemerkt man oberhalb der Front einen Giebeleinschnitt,
Beweis, dass hier einst der Quell mit einer Tempelfa�ade geschm�ckt
gewesen ist; und rechts an einem Felsvorsprung liest man die bekannte auf
eine Renovirung der Quelle bez�gliche Inschrift:

    L[griechisch: IGDIONYSIOSS�TA
    IEREITEU�NTANKRANAN
    EGESKEUASE]

Von einem Bassin ausserhalb der Felswand kommt man in eine ziemlich
ger�umige Grotte, welche rechts eine ger�umigere k�nstliche, und in zwei
Abtheilungen getheilte H�hle hat. Urspr�nglich waren dies wohl Zimmer f�r
die Priester, jetzt sind sie verschlammt und zum Theil unter Wasser.
Beechey fand darin die Bruchst�cke von Altartischen mit Figuren. Von der
Grotte aus kann man nach S�den zu die Quelle fast 700 Schritt weit
verfolgen durch einen k�nstlich angelegten Gang, fast �berall 5' hoch und
4' breit. Stellenweise findet man die W�nde mit Namensinschriften bedeckt.
Zuletzt wird der Gang so niedrig, dass man gehend nicht weiterkommen kann,
es ist auch wohl kaum anzunehmen, dass die Quelle noch bedeutend weiter
nach S�den zu entspringt, da sie jedenfalls unter dem H�henpunkt des
westlichen Berges von Cyrene ihren Ursprung nimmt. Das Wasser der Quelle
fanden wir zu 13�C. Dass aber die alten Einwohner nicht allein ihren
Wasserbedarf, so reichlich und zul�nglich auch die Apolloquelle ist, von
hier hatten, geht aus der ungeheuren Cysterne hervor, welche man am
s�dwestlichen Ende der Stadt antrifft. Aus drei nebeneinander gebauten
Reservoirs bestehend, haben dieselben eine L�nge von 260 Schritt auf eine
Breite von c. 175 Schritten. Das eine Reservoir ist �berw�lbt mit
Quadersteinen, welche fast alle mit Buchstaben und Zeichen bezeichnet
sind, wahrscheinlich im Voraus, um sie sp�ter leichter zu vermauern. Zwei
der Reservoirs scheinen keine Gew�lbe gehabt zu haben, da die Tr�mmer oder
Steine fehlen, womit sie gew�lbt gewesen w�ren, und dies lehrt uns wohl,
dass diese Cysternen erst in sp�terer Zeit angelegt, aber nicht vollendet
worden sind. Auch einer anderen Quelle, welche gewiss in fr�herer Zeit von
grosser Bedeutung war, m�ssen wir noch erw�hnen, welche im uadi Bel Rhadir
entspringt. Heute noch von den Einwohnern ain Krenah genannt, w�rde uns
dies fast auf die Vermuthung f�hren, dass dies die Quelle Kyre gewesen
sei, wo zuerst die alten Griechen ihre Ansiedelungen gemacht haben, wenn
nicht der Apolloquell bedeutend st�rker an Wasser und so recht im
Mittelpunkt der Stadt und der haupts�chlichen �ffentlichen Geb�ude gelegen
w�re. Ain Krenah, welches offenbar von Cyre, Cyrene, hergeleitet ist,
entspringt auch aus einer Grotte, hat k�nstliche Reservoirs und alte
steinerne Wassercan�le, um das Wasser zu vertheilen. Ebenfalls aus einem
steil abfallenden Felsen des uadi Bel Rhadir, welches sich am S�dende der
Stadt hinzieht, entspringend, ist dies der lieblichste und anmuthigste
Punkt der Gegend. Vor der Quelle befindet sich eine ger�umige Plattform,
welche nach dem Abgrunde zu, den hier die malerische Schlucht bildet, von
einer colossalen Quadermauer gest�tzt ist. Das ganze Thal hat die �ppigste
Vegetation und die Quelle selbst ist von Myrthen und Oleanderb�umen dicht
beschattet.

Von ganz besonderem Interesse f�r den Forscher ist die unendliche
Todtenstadt, welche nach allen Seiten hin die Stadt umgiebt. Die Zahl der
freien Gr�ber und Sarkophage, die Zahl der H�hlen, welche Todtenkammern
enthalten, ist so bedeutend, dass man glauben sollte, die Stadt sei nur
von Todten bewohnt gewesen. Freilich ist nichts mehr unentweiht; kein
Grab, keine Kammer, die nicht erbrochen w�re, und das, was die Hand der
Barbaren unber�hrt gelassen hatte, als Inschriften und Malereien, ist von
den letzten Reisenden fortgenommen und nach Paris und London gewandert.
Und im Ganzen k�nnen wir auch nur zufrieden damit sein, denn wenn Pacho,
della Cella noch hie und da sch�ne Wandgem�lde vorfanden, wer h�tte f�r
ihre Erhaltung garantirt!

Die vollendetsten Todtengew�lbe und Grabkammern findet man am Nordabhange
der Berge von Cyrene, auf dem Wege nach Apollonia und im uadi Bel Rhadir.
Offenbar gaben urspr�nglich bestehende H�hlen Veranlassung zu dieser Art
Beerdigung. Wir finden hier die einfachsten Gr�ber, ohne jeglichen
Schmuck, und die vollendetsten mit Tempelfa�aden, Vorkammern, Hauptg�ngen
und Seitenkammern. Besonders grossartig, wenn auch nicht sch�n, sind die
Katakomben am Nordabhange, von den Eingebornen Knissieh genannt. In dieser
R�umlichkeit, wo wir sp�ter des Photographirens halber unsere Wohnung
aufschlugen, ist sicher Platz f�r einige 1000 Leichen. Mehrere 100 Schritt
weit ziehen sich die Grabkammern in das Innere des Felsens, und oft sind
die Gr�ber so, dass man von einem aus in eine untere oder obere Etage
kommt, und nun wieder eine ganze Gr�berreihe vor sich hat. Aber auch hier
ist alles durchw�hlt, und kein Grab unbesch�digt; oft watet man Fusstief
in Todtenstaub und zwischen Gerippen.

Die vollendetsten Gr�ber sind in Bel Rhadir; hier finden wir die meisten
Fa�aden mit S�ulen oder Halbs�ulen geschm�ckt. Ein Grabmal auch in den
lebendigen Fels getrieben, und zwischen dem Apolloquell und dem grossen
Theater gelegen, d�rfte vielleicht das Grab des Battus gewesen sein; ein
Marokkaner, welcher darin seine Wohnung genommen hatte, erlaubte uns
leider den Zutritt nicht. Ganz recht hat Barth, wenn er sagt, es giebt
auch auf Speculation gebaute Grabkammern, die vielleicht noch gar nicht
benutzt wurden. In der That findet man an der Nordseite der Berge ganze
Reihen solcher uniformen Gr�ber, inwendig vollkommen leer, ohne Deckel und
meist Raum f�r je 6 Gr�ber habend, zwei hintereinander und drei
�bereinander. Die Form der Sarkophage ist eben so wechselvoll; vom
einfachsten, wie man sie zu Tausenden an jedem zur Stadt f�hrenden Wege
findet, bis zum kunstvollsten, oft tempelartig ausgearbeiteten. Die Sitte
des Verbrennens scheint nie in Cyrene geherrscht zu haben; wenigstens
bemerkten wir nirgends Nischen zum Aufbewahren von Urnen; ebenso scheinen
S�rge aus Thon nicht benutzt worden zu sein; auch Grabalt�re hat man in
Cyrene nicht gefunden, mit Ausnahme in der Knissieh, wo auch noch zwei
h�bsch verzierte Statuen liegen.

W�hrend der ganzen Zeit unseres Aufenthaltes waren die Eingebornen recht
freundlich gegen uns; sie brachten uns Ziegen, Honig, Milch und Butter zum
Verkauf, und obgleich auch hier der photographische Apparat mit sehr
misstrauischen Augen betrachtet wurde, st�rten sie uns doch nie bei
unseren Arbeiten. Selbst Sidi Mustafa der Eukadem der Sauya der Snussi,
welche ihre Geb�ude seitw�rts, dicht bei der Apolloquelle, erbaut haben,
bot uns seine Dienste an; sich uns selbst zu zeigen, hielt er sich aber zu
heilig, und wir hatten auch keine Veranlassung, seine N�he zu suchen. Das
Wetter aber war w�hrend der ganzen Zeit unseres Aufenthaltes in der Stadt
und Necropolis entsetzlich: kein Tag ohne Regen und Sturm, und des Morgens
vor Sonnenaufgang so kalt, dass der Thermometer meist unter Null war. So
mussten wir denn die Augenblicke zum Photographiren f�rmlich abstehlen,
und oft wenn wir durch bodenlose Wege und �ber glatte Abh�nge ans Ziel
gekommen waren, n�thigte uns das Wetter zur schleunigsten Heimkehr ins
Grab, wo ein loderndes Feuer unsere kalten Gliedmassen erw�rmte. Trotzdem
konnten wir von dieser ber�hmten Stadt �ber zwanzig Ansichten erm�glichen,
welche dem, welcher mit den Schwierigkeiten, im Freien zu photographiren,
und als Dunkelkammer nur ein wackliches Zelt zur Disposition zu haben,
vertraut ist, gewiss gen�gend sein werden[24]. Leider gingen einige
Glasplatten verloren.

Unsere Absicht von hier aus Apollonia zu besuchen, konnten wir des
entsetzlichen Wetters wegen nicht ausf�hren, obgleich jener Ort nur circa
4 Stunden von Cyrene entfernt ist. Die steilen Bergabh�nge waren aber
durch den anhaltenden Winterregen f�r Kameele ganz unzug�nglich geworden.
Aus gleichem Grunde mussten wir auch verzichten, nach dem etwas
entfernteren Derna zu gehen; unser einziger offner Weg war aber der auf
der Hochebene, r�ckw�rts nach Bengasi. Ehe wir jedoch diese Reise
antreten, werfen wir einen Gesammt�berblick �ber Cyrenaica.




Fu�noten:


[1] Pr�fect von Paris.

[2] General Faidherbe ist Ehrenmitglied fast aller geographischen
Gesellschaften, auch unserer Berliner.

[3] Ein Sohn des von Bengasi nach Aegypten gefl�chteten Sohnes Jussuf
Caramanli, der wie wir fr�her gesehen, revoltirt hatte.

[4] Dass in einer vom eigentlichen Tripolitanien so weit entfernten
Provinz Alexandrine Tinne ermordet werden konnte, ist nicht im Stande die
gute Mannszucht im eigentlichen Tripolitanien als schlecht darzustellen.
In Europa kommen auch Raubmorde vor und die Tinne zu ermorden war f�r
diese Halbbarbaren gewiss verlockender, als die Familie Klink, die durch
Traupmann ein Ende fand.

[5] Die Mschia, welche circa 8000 G�rten mit 3000 Brunnen hat, ist, wie
schon bemerkt, ganz Abgaben frei, dahingegen muss jeder Brunnen oder
Garten einen Krieger, im Falle der Muschir ihrer bedarf, stellen.

[6] Ein Franzose, Mr. Robert, hatte zur Zeit Abd el Djelil's von den
Arabern die Erlaubniss bekommen, den Schwefel ausbeuten zu d�rfen, zu dem
Zwecke hatte sich schon eine Gesellschaft in Marseille gebildet. Als man
aber anfangen wollte, hatte Abd el Djelil seinen Tod gefunden und so
unterblieb die Ausbeutung. Im Jahre 1846 hatte sich aber eine andere
gegr�ndet, mit der ersten vereinigt, welche den Titel hatte Compagnie
Anglo-Fran�aise pour l'exploitation des mines de soufre d'Afrique, aber
nun wollte die Pforte die Ausbeutung nicht gestatten, musste der
Gesellschaft indess eine Abfindungssumme von 350,000 Francs zahlen im
selben Jahre.

[7] Kl�den hat die sehr hohe Zahl 1,500,000 Einwohner.

[8] Mkaddem, Vorsteher, Verwalter.

[9] Ganz Tuat ist Thaibisch und selbst in Timbuctu ist ein Filialsauya des
Thaib.

[10] Mit Ausnahme der Buabin von Bab er Lab in Persien gestiftet, welche
offen auf eine Vereinigung mit der christlich semitischen Religion
streben; in Algerien besteht ausserdem die tolerante Br�derschaft der
Tedjadjna, v. Duveyrier, les touareg etc. und noch viele andere.

[11] Ritter: 25,000 Ew., Barth: 13-14,000 Ew., Mircher: 15-18,000 Ew.,
Vatonne: 30,000 Ew. (mit der Mschia), Hoffmann: 30-35,000 Ew., Testa:
10,000 Ew., Kl�den: 10,000 Ew., Maltzan: 15-18,000 Ew.

[12] Die Pforte verleiht dem Patriarch von Jerusalem das Recht, unter
seiner Flagge, welche weiss ist, durch ein rothes Kreuz geviertelt und in
den vier weissen Feldern wieder je ein rothes Kreuz hat, Schiffspatente zu
verkaufen; dies wird h�ufig von katholischen Rhedern benutzt, und der
Jerusalemer Pavillon ist auf dem mittell�ndischen Meere von allen M�chten,
auch von der Pforte, als neutral respectirt.

[13] In Tripolis und dem Rharb sagt man [arabisch: kudas] kudas f�r Glocke,
eigentlich heisst das aber Messe und Glocke [arabisch: el djars] el djars.

[14] Siehe Barths Wanderungen.

[15] Siehe Mission de Rhadames.

[16] Barths Wanderungen.

[17] Die letzte auf Regierungskosten ausger�stete Entdeckungsreise war die
nach Aegypten, abgerechnet die von Minutoli und Ehrenberg u.a. nach der
Jupiter Ammons-Oase und Cyrenaica. Bekanntlich wurde nur die Ammons-Oase
erreicht.

[18] Nec procul ante oppidum fluvius Lethon, lucus sacer, ubi Hesperidum
horti memorantur. Nat. hist. V. c. 5.

[19] Dapper nennt den Lethe des Ptolem�us Milel-Fluss.

[20] Barth 3500 Schritt, della Cella 2 M.

[21] Siehe Gottschick. Geschichte der Gr�ndung und Bl�the des hellenischen
Staates in Cyrenaica. Leipzig, Teubner 1858.

[22] Die Inschrift bezieht sich auf Archippe aus der Ptolem�ischen
Dynastie:

    [griechisch: ARCHIPPANPTOLEMAIOU
    EUINIERITEUOUSANPTOLE]

[23] Unter anderen fanden Smith und Porcher eine m�nnliche Statue,
wahrscheinlich Hadrian, dann einen Minervakopf, den Kopf des ersten
r�mischen Propr�tors Gnaeus Corn. Lentulus Marcellinus, einen
Bronce-Portrait-Kopf, kleinere Broncegegenst�nde und Lampen von
Terracotta. Von den kleinen Broncefiguren eine Figur von Jupiter Ammon und
eine Gruppe, die Cyrene, wie sie einen L�wen erdrosselt, darstellend.

[24] Der Photograph E. Salingr� aus Berlin, hat die Photographien in gross
Quartformat, 40 an der Zahl abgezogen, und dieselben sind k�uflich bei ihm
zu haben.




[Transkriptionsnotiz: Die folgenden Druckfehler der Originalvorlage
wurden in diesem Etext korrigiert:

Seite 42: "zn" korrigiert zu "zu"
Seite 110: "�bererall" korrigiert zu "�berall"
Seite 120: "hei" korrigiert zu "bei"]






End of the Project Gutenberg EBook of Von Tripolis nach Alexandrien - 1. Band, by 
Gerhard Rohlfs

*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK VON TRIPOLIS NACH ***

***** This file should be named 17599-8.txt or 17599-8.zip *****
This and all associated files of various formats will be found in:
        http://www.gutenberg.org/1/7/5/9/17599/

Produced by Magnus Pfeffer, Hagen von Eitzen, Clare Boothby
and the Online Distributed Proofreading Team at
http://www.pgdp.net (This file was produced from images
generously made available by the Biblioth�que nationale
de France (BnF/Gallica) at http://gallica.bnf.fr)


Updated editions will replace the previous one--the old editions
will be renamed.

Creating the works from public domain print editions means that no
one owns a United States copyright in these works, so the Foundation
(and you!) can copy and distribute it in the United States without
permission and without paying copyright royalties.  Special rules,
set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to
copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to
protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark.  Project
Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you
charge for the eBooks, unless you receive specific permission.  If you
do not charge anything for copies of this eBook, complying with the
rules is very easy.  You may use this eBook for nearly any purpose
such as creation of derivative works, reports, performances and
research.  They may be modified and printed and given away--you may do
practically ANYTHING with public domain eBooks.  Redistribution is
subject to the trademark license, especially commercial
redistribution.



*** START: FULL LICENSE ***

THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE
PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK

To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free
distribution of electronic works, by using or distributing this work
(or any other work associated in any way with the phrase "Project
Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project
Gutenberg-tm License (available with this file or online at
http://gutenberg.org/license).


Section 1.  General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm
electronic works

1.A.  By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm
electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to
and accept all the terms of this license and intellectual property
(trademark/copyright) agreement.  If you do not agree to abide by all
the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy
all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession.
If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project
Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the
terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or
entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8.

1.B.  "Project Gutenberg" is a registered trademark.  It may only be
used on or associated in any way with an electronic work by people who
agree to be bound by the terms of this agreement.  There are a few
things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works
even without complying with the full terms of this agreement.  See
paragraph 1.C below.  There are a lot of things you can do with Project
Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement
and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic
works.  See paragraph 1.E below.

1.C.  The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation"
or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project
Gutenberg-tm electronic works.  Nearly all the individual works in the
collection are in the public domain in the United States.  If an
individual work is in the public domain in the United States and you are
located in the United States, we do not claim a right to prevent you from
copying, distributing, performing, displaying or creating derivative
works based on the work as long as all references to Project Gutenberg
are removed.  Of course, we hope that you will support the Project
Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by
freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of
this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with
the work.  You can easily comply with the terms of this agreement by
keeping this work in the same format with its attached full Project
Gutenberg-tm License when you share it without charge with others.

1.D.  The copyright laws of the place where you are located also govern
what you can do with this work.  Copyright laws in most countries are in
a constant state of change.  If you are outside the United States, check
the laws of your country in addition to the terms of this agreement
before downloading, copying, displaying, performing, distributing or
creating derivative works based on this work or any other Project
Gutenberg-tm work.  The Foundation makes no representations concerning
the copyright status of any work in any country outside the United
States.

1.E.  Unless you have removed all references to Project Gutenberg:

1.E.1.  The following sentence, with active links to, or other immediate
access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently
whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the
phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project
Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed,
copied or distributed:

This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
almost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away or
re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
with this eBook or online at www.gutenberg.org

1.E.2.  If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived
from the public domain (does not contain a notice indicating that it is
posted with permission of the copyright holder), the work can be copied
and distributed to anyone in the United States without paying any fees
or charges.  If you are redistributing or providing access to a work
with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the
work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1
through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the
Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or
1.E.9.

1.E.3.  If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted
with the permission of the copyright holder, your use and distribution
must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional
terms imposed by the copyright holder.  Additional terms will be linked
to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the
permission of the copyright holder found at the beginning of this work.

1.E.4.  Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm
License terms from this work, or any files containing a part of this
work or any other work associated with Project Gutenberg-tm.

1.E.5.  Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this
electronic work, or any part of this electronic work, without
prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with
active links or immediate access to the full terms of the Project
Gutenberg-tm License.

1.E.6.  You may convert to and distribute this work in any binary,
compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any
word processing or hypertext form.  However, if you provide access to or
distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than
"Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version
posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org),
you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a
copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon
request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other
form.  Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm
License as specified in paragraph 1.E.1.

1.E.7.  Do not charge a fee for access to, viewing, displaying,
performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works
unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9.

1.E.8.  You may charge a reasonable fee for copies of or providing
access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided
that

- You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from
     the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method
     you already use to calculate your applicable taxes.  The fee is
     owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he
     has agreed to donate royalties under this paragraph to the
     Project Gutenberg Literary Archive Foundation.  Royalty payments
     must be paid within 60 days following each date on which you
     prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax
     returns.  Royalty payments should be clearly marked as such and
     sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the
     address specified in Section 4, "Information about donations to
     the Project Gutenberg Literary Archive Foundation."

- You provide a full refund of any money paid by a user who notifies
     you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he
     does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm
     License.  You must require such a user to return or
     destroy all copies of the works possessed in a physical medium
     and discontinue all use of and all access to other copies of
     Project Gutenberg-tm works.

- You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any
     money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the
     electronic work is discovered and reported to you within 90 days
     of receipt of the work.

- You comply with all other terms of this agreement for free
     distribution of Project Gutenberg-tm works.

1.E.9.  If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm
electronic work or group of works on different terms than are set
forth in this agreement, you must obtain permission in writing from
both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark.  Contact the
Foundation as set forth in Section 3 below.

1.F.

1.F.1.  Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable
effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
public domain works in creating the Project Gutenberg-tm
collection.  Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic
works, and the medium on which they may be stored, may contain
"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or
corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual
property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a
computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by
your equipment.

1.F.2.  LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right
of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project
Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project
Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all
liability to you for damages, costs and expenses, including legal
fees.  YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
PROVIDED IN PARAGRAPH F3.  YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE
TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE
LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH
DAMAGE.

1.F.3.  LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a
defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can
receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a
written explanation to the person you received the work from.  If you
received the work on a physical medium, you must return the medium with
your written explanation.  The person or entity that provided you with
the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a
refund.  If you received the work electronically, the person or entity
providing it to you may choose to give you a second opportunity to
receive the work electronically in lieu of a refund.  If the second copy
is also defective, you may demand a refund in writing without further
opportunities to fix the problem.

1.F.4.  Except for the limited right of replacement or refund set forth
in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS', WITH NO OTHER
WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.

1.F.5.  Some states do not allow disclaimers of certain implied
warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the
law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be
interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
the applicable state law.  The invalidity or unenforceability of any
provision of this agreement shall not void the remaining provisions.

1.F.6.  INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
with this agreement, and any volunteers associated with the production,
promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
that arise directly or indirectly from any of the following which you do
or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.


Section  2.  Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of computers
including obsolete, old, middle-aged and new computers.  It exists
because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come.  In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
and the Foundation web page at http://www.pglaf.org.


Section 3.  Information about the Project Gutenberg Literary Archive
Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service.  The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541.  Its 501(c)(3) letter is posted at
http://pglaf.org/fundraising.  Contributions to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
permitted by U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
throughout numerous locations.  Its business office is located at
809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
business@pglaf.org.  Email contact links and up to date contact
information can be found at the Foundation's web site and official
page at http://pglaf.org

For additional contact information:
     Dr. Gregory B. Newby
     Chief Executive and Director
     gbnewby@pglaf.org

Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment.  Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States.  Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements.  We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance.  To
SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
particular state visit http://pglaf.org

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States.  U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other
ways including checks, online payments and credit card
donations.  To donate, please visit: http://pglaf.org/donate


Section 5.  General Information About Project Gutenberg-tm electronic
works.

Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm
concept of a library of electronic works that could be freely shared
with anyone.  For thirty years, he produced and distributed Project
Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.

Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
unless a copyright notice is included.  Thus, we do not necessarily
keep eBooks in compliance with any particular paper edition.

Most people start at our Web site which has the main PG search facility:

     http://www.gutenberg.org

This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.

*** END: FULL LICENSE ***