The Project Gutenberg EBook of Von Tripolis nach Alexandrien - 1. Band, by Gerhard Rohlfs This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org Title: Von Tripolis nach Alexandrien - 1. Band Author: Gerhard Rohlfs Release Date: January 24, 2006 [EBook #17599] Language: German Character set encoding: ISO-8859-1 *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK VON TRIPOLIS NACH *** Produced by Magnus Pfeffer, Hagen von Eitzen, Clare Boothby and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This file was produced from images generously made available by the Biblioth�que nationale de France (BnF/Gallica) at http://gallica.bnf.fr) Von TRIPOLIS nach ALEXANDRIEN. BESCHREIBUNG der im Auftrage Sr. Majest�t des K�nigs von Preussen in den Jahren 1868 und 1869 ausgef�hrten Reise von GERHARD ROHLFS. Mit einer Photographie, zwei Karten, vier Lithographien und vier Tabellen. ERSTER BAND. Bremen, 1871 [Illustration: Marmor-Widder Gefunden in der Oase des Jupiter Ammon 1869.] Seiner Majest�t DEM KAISER WILHELM VON DEUTSCHLAND K�NIG VON PREUSSEN etc. etc. mit Allerh�chster Bewilligung in tiefster Ehrfurcht gewidmet vom VERFASSER. Vorwort. Seit dem Herbste 1868, in welchem die Reise nach Tripolitanien auf Befehl des K�nigs von Preussen unternommen wurde, welche Ereignisse sind da an uns vor�ber gegangen! Der K�nig von Preussen ist Kaiser von Deutschland geworden; und wenn schon in den letzten Jahren die Deutschen im Auslande nicht mehr wie Schutzlose oder als nicht ebenb�rtig und gleich berechtigt den �brigen Nationen gegen�berstanden, um wie viel mehr wird jetzt "Kaiser und Reich", selbst in den "weitesten Fernen" die Deutschen beschirmen. Und inmitten dieser gewaltigen Begebenheiten ist auch schon die Nachricht vom g�nstigen Resultate der Expedition nach Tripolitanien und nach dem Inneren von Afrika angelangt: Dr. Nachtigal erreichte mit den Geschenken gl�cklich die Hauptstadt von Bornu, Kuka, und wurde, wie zu erwarten stand, auf's Zuvorkommendste vom Sultan Omar empfangen. Das vorliegende Buch, Ergebniss der Reise nach Tripolis, und der von hier aus unternommenen Reise nach Cyrenaica und der Oase des Jupiter Ammon, sollte urspr�nglich Mitte 1870 dem Publicum vorgelegt werden. Die Kriegsereignisse brachten eine Verz�gerung der Herausgabe hervor. M�ge diesem Werke dieselbe g�nstige Aufnahme und nachsichtige Beurtheilung von Seiten des Publicums zu Theil werden wie den fr�heren Arbeiten des Verfassers. Gestattet sei mir hier, der Verlagshandlung f�r die sch�ne Ausstattung des Buches meinen Dank auszusprechen, namentlich daf�r, dass dieselbe nicht gescheut hat, ohne den Preis desselben wesentlich zu erh�hen, die musterhaften Karten von Kiepert, sowie die von G. Hunckel ausgef�hrten Chromolithographien beizuf�gen. Leider konnten die zahlreichen Photographien, die der Reisende in Cyrenaica aufnehmen liess, nicht eingeschaltet werden, da der Preis des Buches sich dadurch verf�nffacht haben w�rde. _Weimar_, im Januar 1871. Gerhard Rohlfs Inhalts-Verzeichniss. Philippeville, Bone und Tunis Kurzer geschichtlicher Ueberblick von Tripolis Tripolitanien Tripolis Leptis magna Bengasi Berenice, die Hesperiden-G�rten und der Lethefluss Teucheira, Ptolemais und Reise nach Cyrene Cyrene Philippeville, Bone und Tunis. Es war im Herbste des Jahres 1868, als ich von der preussischen Regierung den Auftrag bekam, die Geschenke, welche der K�nig f�r den Sultan von Bornu bestimmt hatte, nach Tripolis zu �bermitteln, um sie von dort aus mittelst eigener Karavane ins Innere zu bef�rdern. Die mit den letzten Entdeckungsreisen im Innern von Afrika Vertrauten werden sich erinnern, dass K�nig Wilhelm, in Anerkennung der grossen Dienste, welche Sultan Omar von Bornu gegen deutsche Reisende geleistet, beschlossen hatte, diesem dadurch seine Dankbarkeit zu bezeigen, dass er demselben eine Reihe passender Geschenke �bermachte. Sultan Omar hatte von der englischen Regierung aus �hnlichem Anlass auch fr�her schon Geschenke bekommen. Die preussischen bestanden in einem in Berlin gearbeiteten Thron, Z�ndnadelgewehren, Doppelfernglas, Chronometer, Uhren, Bildern der k�niglichen Familie, und dazu sollten noch in Tripolis durch Consul Rossi angeschaffte Sachen kommen, als Rosenessenz, �chte Corallen, Seiden-, Tuch- und Sammetstoffe. Die von Berlin aus abgegangenen Sachen sollte ich in Marseille empfangen. Mein Weg f�hrte mich daher �ber Frankreich, wo ich namentlich meine Ausr�stung zu machen hatte, denn nicht nur hatte ich von Tripolis aus den Abgang der Geschenke einzuleiten, sondern auch die Erlaubniss und Mittel zu einer Reise durch Cyrenaica und die Jupiter-Ammons-Oase erhalten. Keine Stadt am mittell�ndischen Meer nimmt einen so raschen Aufschwung wie Marseille, besonders hervorgerufen durch den Handel mit der gegen�berliegenden Colonie. Und was w�rde Marseille sein, bef�nde sich die Colonie in einem bl�henden Zustande, h�tten die Franzosen von Anbeginn der Eroberung den Grundsatz befolgt: die Araber, vielleicht die Berber, in die W�ste zu dr�ngen, wohin sie geh�ren, und so ein freies Terrain f�r europ�ische Cultur und Gesittung geschaffen! Unter diesen Umst�nden w�rde Algerien statt jetzt einige hunderttausend Europ�er, einige Millionen haben. Aber die falschen Grunds�tze von Philanthropie, die civilisatorischen Ideen solcher Leute, welche auf die fanatischen Eingebornen dieselben Regeln anwenden wollten, welche man auf durch Jahrhunderte hindurch gereifte V�lker anwendet, haben dies alles verhindert. Ich will damit nicht sagen, dass die Araber sich nicht civilisiren liessen; sie haben sicher dieselben Anlagen, F�higkeiten, Gef�hle, wie wir; aber sie wollen keine Civilisation, ihre Religion erlaubt es nicht. Und eben deshalb werden sie verschwinden, denn die Civilisation l�sst sich nun einmal nicht aufhalten, und die V�lker, welche nicht mit fort wollen, werden absorbirt oder vernichtet werden. So sehen wir denn auch unaufhaltsam den Islam seinem Ende entgegen gehen, sowohl Araber als T�rken k�nnen sich gegen das Christenthum nicht halten; ohne dass diesen V�lkern ein Zwang angethan wird, gehen sie ihrem Untergange entgegen. Und selbst in der christlichen Religion sehen wir bei den V�lkern, welche durch die Religion gefesselt sind, ein geistiges Verkommen, einen R�ckschritt; der Franzose sieht und constatirt mit Bangen keine Zunahme der Bev�lkerung, und in Spanien, in Italien, wie sieht es da aus! Dem Islam gegen�ber ist aber selbst die katholische Religion Fortschritt, deshalb wird auch das mohammedanische Element �ber kurz oder lang dem Christenthum in Algerien unterliegen, so sehr sich die franz�sische Regierung auch M�he giebt, die Araber zu civilisiren, zu pflegen, zu beg�nstigen und auf Kosten der Europ�er zu bevorzugen. Wir fanden in Marseille alles in bester Ordnung, und wie immer die liebensw�rdigste und zuvorkommendste Aufnahme bei unserm deutschen Consul, Hrn. Schnell. Wie wenig �brigens sonst von den Marseillern auf deutsche Sitte und Sprache gegeben wird, geht daraus hervor, dass nicht ein einziges deutsches Journal im ersten Club der Stadt, dem Cercle des Phoc�ens, vorhanden war, von den englischen war nur die Times vorhanden. Die eigentlichen Marseiller sind eben nur Kr�mer, keine Kaufleute; der Grosshandel ist einzig in den H�nden eingewanderter Franzosen oder Schweizer. Aber grossartig ist die Stadt und hat in Hrn. Maupas, dem vorletzten Pr�fecten, einen wahren Haussmann[1] gehabt. Die Pr�fectur, die neue B�rse, das kaiserliche Palais, das bisch�fliche Schloss, ohne viele andere Geb�ude zu nennen, sind alle Prachtbauten, und die neuen Stadttheile, die Faubourgs mit den beiden grossartigen H�fen Port Napol�on und Joliette machen Marseille zu einer der gl�nzendsten St�dte des Mittelmeeres. Und auch die Umgebung hat merkw�rdige Ver�nderungen erlitten. Fr�her von kahlen Kalkfelsen bordirt, welche die Meeresufer pittoresk, aber nicht sch�n machten, hat man durch sorgf�ltige Bew�sserungen und Auftragen von Humus gr�ne, mit Pinien und anderen B�umen geschm�ckte H�gel geschaffen, und der Prado von Marseille ist einer der sch�nsten der Welt. Wer nach Marseille kommt, vers�ume ja nicht, nach der sogenannten Reserve zu gehen, auf dem Wege nach Toulon l�ngs dem Meere gelegen; eine Restauration, im grossartigsten Verh�ltnisse aufgef�hrt, von der aus man die prachtvollste Aussicht auf Stadt, Meer und die vorliegenden Inseln hat. Doch alle diese Einzelheiten sind in den Reiseb�chern zu finden, und ich f�r meinen Theil hatte Marseille schon so oft gesehen, vom Anfange seines neuen Daseins an (da wo die pr�chtigen H�user unterhalb des bisch�flichen Palais sich hinziehen, hatte ich vor Jahren gebadet), dass ich gar keine Lust versp�rte, den Aufenthalt unn�thig zu verl�ngern. Es war mir deshalb sehr erw�nscht, dass Consul Schnell sich bereitwilligst erbot, meine s�mmtlichen Kisten nach Malta spediren zu wollen; auf diese Art wurde es m�glich, dass ich gleich am folgenden Tage Passage an Bord des nach Tunis fahrenden Dampfers nehmen konnte, um so auf diesem Umwege Malta zu erreichen. Der directe Dampfer sollte erst am 27. November und mit ihm mein Gep�ck abgehen, wir gingen Nachmittags desselben Monats am 20. an Bord. Unser Schiff, Cayd genannt, war kein der Messagerie geh�render Dampfer, sondern ein von dieser Gesellschaft gemiethetes Boot, welches der Compagnie der Navigation mixte zugeh�rte. Klein und mangelhaft eingerichtet, war das Schiff bis Philippeville mit Passagieren aller Classen �berf�llt, und selbst die erste Classe hatte ein knotiges Aussehen. Mit Ausnahme eines Engl�nders, der wie ich nach Tunis wollte und ein sehr gebildeter und feiner Gentleman war, bestand die ganze Zahl der Passagiere aus Franzosen. Die zweite Classe war theils mit franz�sischen Officieren, theils mit Kaufleuten besetzt; das Verdeck war �berf�llt mit Soldaten aller in Algerien �blichen Truppen, mit leichten Frauenzimmern, welche das Mutterland einer Colonie sandte, und einigen arabischen Pilgern, welche von Mekka kamen. Gl�cklicherweise dauerte die Fahrt nicht lange Zeit, und das Wetter war andauernd g�nstig; schon am Sonntag Morgens, den 22. Novbr., waren die Berge Afrika's in Sicht, und um 2 Uhr lagen wir vor Stora, dem kleinen Hafenorte von Philippeville. Stora ist f�r Philippeville derselbe Platz, der Mers el Kebir f�r Oran ist, auch die topographische Lage ist fast dieselbe. Aber sowohl an Wichtigkeit im Verkehr als an Sch�nheit �bertreffen die beiden Orte der Provinz Oran um ein bedeutendes die der Provinz Constantine. Die Ausschiffung ging rasch von Statten, da Barken genug vorhanden waren, und die Araber doch unter franz�sischer Herrschaft schon ein gutes Theil jener Zudringlichkeit und Unversch�mtheit verloren haben, welche sie da ausgezeichnet, wo sie unter eigener oder t�rkischer Herrschaft stehen. Aber nun, wo unser Schiff ruhig auf den glatten Wellen lag, merkte ich, dass es noch eine ber�hmte und gl�nzende Sch�nheit beherbergt hatte, die Marquise von G..., eine der ersten Sch�nheiten am Hofe Napoleons III. und Ehrendame seiner kaiserl. Gemahlin. Diejenigen, welche mit dem Hofe Napoleons vertraut sind, werden leicht errathen k�nnen, wer diese hervorragende Sch�nheit ist, welche hier von ihrem Gemahl, dem Obersten des 3. Regiments der Chasseurs d'Afrique, empfangen wurde. Wir liessen uns alle direct nach Philippeville rudern, und die meisten von uns stiegen im H�tel d'Orient ab; das heisst, ich schreibe H�tel, man denke "Kneipe". In der That merkw�rdig genug, wie gleich beim Betreten der Provinz Constantine die angenehme Erinnerung der so sehr guten H�tels in Algier und Oran zu nichte wird. Gerade das H�tel d'Orient der Stadt Algier selbst kann mit den gr�ssten H�tels der gr�ssten St�dte wetteifern, und hier? Ein Zimmer, dessen W�nde nur hell get�ncht waren, schmutzige W�sche, das primitivste Ameublement. Wie wird sich die Marquise von G..., die so eben aus den gl�nzendsten Salons von Compi�gne kommt, hier zurecht finden, dachte ich, und doch waren ihre Zimmer, welche sie mit ihrem Manne innehatte, wohl nicht besser als das meinige. Doch wozu braucht man Zimmer in einem Lande, wo ewig Fr�hlingsl�fte wehen! Riefs und ging hinaus auf den Platz, wo die Miliz-Musik gerade eine Pi�ce aus der Afrikanerin spielte. Dar�ber kam der Abend heran und denselben verbrachten wir, d.h. der Engl�nder Herr B. vom Foreign Office und ich, gemeinschaftlich. Wir hatten viele Ankn�pfungspunkte zusammen, abgesehen davon, dass er, wie jeder Engl�nder, sehr deutsch gesinnt war, kannte er fast alle meine Bekannten in London und ich die seinigen in Berlin, er war bei der letzten Reise der K�nigin nach Berlin in deren Gefolge gewesen. Wir durchliefen die verschiedenen Caf�s, die Strassen und waren Abends einen Augenblick im Theater, wo zum Besten der Armen ein Ball gegeben wurde. Herr B. war ein ganz angenehmer Gesellschafter, sprach auch gut deutsch und franz�sisch, jedoch konnte er es nie lassen, den Engl�nder herauszubeissen, wenn's an's Bezahlen ging; dann drang er den Leuten immer mit Gewalt die doppelte Summe auf, so dass Manche ihn sicher f�r verr�ckt hielten. Wir weilten noch einen andern Tag in Philippeville; ich verbrachte ihn damit, die sehr merkw�rdigen Alterth�mer der Stadt zu besehen. Zum Theil bestehen dieselben aus grossartigen Cisternen, auf den Anh�hen, welche zu beiden Seiten die Stadt flankiren, gelegen. Es scheint, dass Philippeville unter der R�merherrschaft ausschliesslich sein Wasser das ganze Jahr hindurch aus Cisternen bezog, und selbst heute, wo die Franzosen den Ort durch eine Wasserleitung versorgt haben, wird noch ein grosser Theil der Stadt aus den antiken renovirten Wasserbeh�ltern gespeist. Und noch alle Tage entdeckt man neue Reservoirs. So hat man ganz k�rzlich noch hinter der Commandantur eine der grossartigsten alten Cisternen, vollkommen gut erhalten, blosgelegt; niemand hatte eine Ahnung davon seit den mehr als 30 Jahren, dass die Franzosen Philippeville besitzen. Die herrlichsten Bau�berreste von Philippeville finden sich da, wo heute das College hingebaut ist, und hier hat man auch das arch�ologische Museum eingerichtet. Ein Theater, halbzirkelf�rmig, wie ein �hnliches, aber viel kleiner, in Verona vorhanden ist, beherbergt jetzt eine Menge werthvoller Statuen, Sarkophage und Grabsteine, welche mit den zahlreichen, oft gut erhaltenen Inschriften dem Forscher ein ganzes Blatt aus der Geschichte vorlegen. Eine fast vollkommen erhaltene Statue eines r�mischen Imperators fesselte vor allem unsere Aufmerksamkeit. Herr Roger, der gelehrte Vorsteher des Museums, glaubt in derselben einen Hadrian zu sehen, Andere haben einen Caracalla darin erkennen wollen. Ich denke, dass der Grund des Herrn Roger, ein Vater-, Bruder- und Menschenm�rder k�nne unm�glich eine so "ausgezeichnete, intelligente und gute Physiognomie gehabt haben," nicht stichhaltig ist. Die Geschichte zeigt, dass sehr h�ufig die k�rperlich bestgeformten Menschen die gr�ssten Scheusale waren. Viel richtiger ist indess Herrn Rogers Behauptung, eine grosse Aehnlichkeit in den Gesichtsz�gen der Statue mit den dem Hadrian gewidmeten M�nzen gefunden zu haben. Es sind noch mehrere andere Marmorstatuen aufgestellt, von denen es jedoch noch unsicherer ist, was sie vorstellen sollen. Ein einfacher Marmorsarkophag wurde, vollkommen gut erhalten, dicht bei Philippeville auf dem Wege nach Stora gefunden. Das Skelett befindet sich im Museum selbst. Andere Sarkophage mit Basreliefs, jedoch ohne Deckel, sind in grosser Zahl vorhanden. Die Capit�ler vom sch�nsten corinthischen Laube lassen schliessen, wie reich das alte Rusicade war. Viele dieser Sch�tze sind aus der Umgegend hergebracht, zum gr�ssten Theil jedoch in der Stadt selbst gefunden worden. In der That muss das alte Rusicade, aus seinen Ruinen zu schliessen, ein viel bedeutenderer Ort gewesen sein, als wir nach den sp�rlichen Ueberlieferungen der Alten glauben sollten. Ptolem�us f�hrt Rusicade nicht einmal als Colonie auf, aber durch die Peutinger'schen Tafeln erkennen wir die Bedeutung der Stadt aus den beigemalten H�uschen. Bei Pomp. Mela und Plinius geschieht ihrer Erw�hnung. Nach Vibius soll dicht bei Rusicade der kleine Fluss Tapsus ins Meer gem�ndet sein, und dies ist offenbar der heutige ued Safsaf. Ihr erster Name scheint Thapsa, die Stadt �berhaupt ph�nicischen Ursprungs gewesen zu sein. Im Alter war sie der Stadt Cirta von derselben Bedeutung, wie sie es heute als Hafenort f�r Constantine ist. Der Alterthumsforscher findet aber seine eigentlichen Kleinodien im Museum selbst, und wenn das Geb�ude auch schuppenartig aussieht, so birgt es doch manche Sachen, um welche es die Museen in London und Berlin beneiden w�rden. Erst auf Antrieb des Prinzen Napoleon im Jahre 1850 in's Leben gerufen zu der Epoche, wo dieser gelehrte und die Wissenschaften pflegende Prinz rein Rundschreiben an die Pr�fecten von Algerien richtete: "d'aviser � la conservation des ruines, vestiges et d�bris de la domination romaine," hat in der kurzen Zeit von nicht 10 Jahren, unter der sorgf�ltigen Hand des Herrn Roger das arch�ologische Museum einen raschen und bl�henden Aufschwung genommen. Aber um ein solches Werk zu f�rdern, geh�rt auch eben ein Mann dazu, wie es Herr Roger ist. Ich hatte das Gl�ck, von ihm selbst, der von Stand Architekt und Professor der Zeichnenkunst am Collegium in Philippeville ist, im Museum herumgef�hrt zu werden, und konnte mich �berzeugen, mit welcher v�terlichen Sorgfalt er jedes, auch das kleinste Object w�rdigte. Und nicht nur hatte er seine Aufmerksamkeit auf alte r�mische Ueberreste oder Gegenst�nde aus der ersten Periode des Christenthums gerichtet; da finden wir prachtvolle Stalaktiten, Korallen, Krystalle aus der Umgegend der Stadt, eine Sch�delsammlung, ethnographische Gegenst�nde selbst aus China; ja in letzter Zeit war es Herrn Roger gelungen, einen echten Tintoretto, den ein Malteser Marketender im Winde aush�ngen hatte, f�r's Museum zu erstehen, und das zu dem fabelhaft billigen Preise von 3 Francs. Es soll unzweifelhaft feststehen, dass das Bild von Tintoretto ist, und so w�rde es jetzt einen Werth von einigen Tausend Thalern erlangt haben. Haupts�chlich reich ist die Sammlung von Lampen, einige davon auf dem Boden mit einem Kreuze versehen, ein Zeichen, dass sie der christlichen Zeitrechnung angeh�ren; Thr�nenvasen, Amphoren, Aschenvasen sind in reichhaltigster Auswahl vorhanden, und t�glich werden noch neue gefunden. Ueberhaupt sind alle Haushaltungsgegenst�nde vorhanden, Schmucksachen, K�chengeschirr etc. Dass die M�nzen nicht fehlen, versteht sich von selbst, und besonders ist es der Meeresstrand, der nach heftigen St�rmen oft eine reiche Ernte giebt f�r's Museum. Die meisten M�nzen sind von Hadrian, dann von Antonin dem Frommen, Faustin, Maxentius, Constantin dem Grossen, Constantin dem J�ngern, Marcus Aurelius, Claudius II, Trajan, Vespasian, Alexander Severus und einzelne von allen Imperatoren. Sehr zahlreich sind die numidischen M�nzen, alle daran kenntlich, dass sie auf einer Seite ein laufendes Pferd zeigen, meist nach links gerichtet. Nachmittags besahen wir die Umgegend von Philippeville, welche �berall einen lachenden Garten bildet, und selbst zur Winterzeit hatte der warme Regen in wenigen Tagen eine so �ppige Vegetation hervorgerufen, dass der Fr�hling wirklich vor den Thoren zu sein schien. Die B�ume sind meistens Oliven, Korkeichen und Lentisken, und vom kleinerem Geb�sch findet man die Zwergpalme und Aloe; Zahlreiche kleine D�rfer umgeben die Stadt, es scheint aber keines in besonders bl�hendem Zustande zu sein; wenigstens sehen die, welche wir besuchten, nur kl�glich aus. Will man von der einheimischen Bev�lkerung sprechen, so f�llt einem fast die Feder aus der Hand; die schreckliche Hungersnoth, welche so eben die Araber decimirt hat und jetzt freilich zu Ende ist, sprach noch aus den Augen fast jedes Individuums. Zerlumpt, schmutzig, der K�rper nur aus Haut und Knochen bestehend, schleichen sie wie Phantome umher. Aber sie haben schon Alles vergessen und nichts gelernt, eine n�chste Missernte wird ihnen ein gleiches Schicksal bereiten. Am Hafen lungerten immer Hunderte dieser halbnackten Kerle herum, und blickten mit stolzer Verachtung auf die arbeitenden Christen, ohne indess zu stolz zu sein, einem Fremden gleich die bettelnde Hand entgegenzustrecken. Hr. B., der Engl�nder, kehrte noch Nachmittags an Bord zur�ck, das Wirthshaus war ihm zu schlecht, und da er seines kranken Zustandes wegen nicht gehen konnte, also fast die ganze Zeit auf das H�tel d'Orient angewiesen war, konnte er auch nichts Besseres thun. Ich selbst blieb mit meinen Leuten noch bis am andern Morgen und dann gingen wir zu Fusse nach Stora. Der Weg geht immer l�ngs des Meeres und an zahlreichen Landh�usern, von h�bschen Lustg�rten umgeben, vor�ber und bei jeder Drehung des Weges bietet er ein anderes Panorama, dass die vier Kilometer Entfernung ganz unbemerkt dahin schwinden. Stora selbst ist ein kleiner Ort von einigen H�usern, und diese sind fast alle Schnapsl�den oder Kaffeeh�user, aber auch eine Kirche und Schule fehlen nicht, beide hoch �ber dem Orte gelegen. Der Ort war auch schon in alten Zeiten besiedelt; eine grossartige Cisterne, von den R�mern erbaut und jetzt renovirt, und eine reizende Marmorfontaine, am Meere gelegen und von der Cisterne gespeist, bezeugen dies hinl�nglich. Noch heute hat die Cisterne Wasser genug f�r den ganzen Ort, und die Marmorfontaine strahlt das Wasser noch ebenso aus, wie zur Zeit der R�mer. Von einem hohen Gew�lbe �berdacht, ein Gew�lbe, welches halb in die Felswand gehauen und halb aus Ziegeln errichtet ist, aber auch aus den R�merzeiten herstammt, verbreitet die Fontaine eine so angenehme K�hle, dass ich hier mein Fr�hst�ck auftragen liess und die Zeit verbrachte, bis ich an Bord zur�ckging. Von Zeit zu Zeit kamen die jungen Storenser M�dchen mit ihren Wasserkr�gen, um sie zu f�llen, fast alle barfuss und fast alle italienisches Blut, denn die eigentliche Volksschichte besteht hier meist aus Maltesern. Sah man aus der k�nstlichen Grotte heraus, so hatte man das sch�nste Bild vor Augen; der ganze herrliche Golf, im Hintergrunde Philippeville, die auf den Wellen schaukelnden Dampfer, zahlreiche kleine Fischerboote mit ihren grossen lateinischen Segeln--tagelang h�tte ich in diesem Zauberneste bleiben m�gen. Aber die Stunde schlug, der alte Bootsmann bem�chtigte sich des Gep�ckes, und wir ruderten wieder auf unsern Caid los. Am andern Morgen, der Dampfer war schon gegen Mitternacht angekommen, lagen wir auf der Rhede von Bone. Stolz lag die Tochter des alten Ortes Hippo regius vor uns. Hatte der heilige Augustin wohl geahnt, dass einst nach 1000 Jahren hier wieder das Evangelium gelehrt werden w�rde? Bone liegt jetzt ganz auf der Stelle des alten Hippo, von dem wir wissen, dass es 5 M. nordwestlich von der M�ndung des Ubus- (Seibouse-) Flusses gelegen war. Der Name Bona, der schon im zw�lften Jahrhundert erscheint und offenbar von [griechisch: hipp�n basilikos] gebildet ist, hat jetzt sich in das franz�sische Bone verwandelt. Von den Tyriern angelegt, ist der Name Hippo ph�nicischen Ursprunges. Zuerst den Carthagern botm�ssig, wurde von den R�mern der Ort Massinissa und seinen Nachfolgern �berlassen, und erhielt zu dieser Epoche den Beinamen regius, theils um nun dies Hippo von dem nahen Hippo Zaritus zu unterscheiden, theils weil es oft Sitz der numidischen K�nige selbst war. Als die R�mer sich sp�ter selbst dieses Landes bem�chtigten, blieb Hippo noch eine bedeutende, indess wenig beachtete Stadt; aber die H�uschen der Peutinger'schen Tafel beweisen auch hier zur Gen�ge die Ansehnlichkeit des Ortes. Der heilige Augustin, der in Tagasta geboren, in Carthago erzogen, hier als Bischof wirkte, war es, der haupts�chlich die Christen zu jener heldenm�thigen Vertheidigung gegen den Vandalen Genserich anspornte. Sein Gebet, nicht in die H�nde der Barbaren zu fallen, sollte erf�llt werden: im 3. Monat der Belagerung starb er. Hippo Regius wurde dem Boden gleich gemacht; aber Augustin, einer der gr�ssten Kirchenv�ter, w�rde allein das Andenken an Hippo bewahrt haben, wenn nicht in der Neuzeit die grossartigen Ruinen, die selbst dem Vandalismus nicht erliegen konnten, Zeugniss von der einstigen Bl�the dieses Ortes gegeben h�tten. Ich nahm sogleich ein Boot und liess mich ans Land setzen, da wir bis Nachmittag Zeit hatten, und die Strassen der Stadt durchlaufend, kam ich bald ans andere Ende, wo unter einem alten Aqu�duct hindurch und zwischen lachenden G�rten liegend der Weg zur Pepini�re f�hrt. Fast jede Stadt Algeriens hat eine Pepini�re oder Baumpflanzschule. Meist sind dieselben zu vollkommenen Jardins d'essai ausgebildet, und haben somit f�r die Colonisation das Gute, dass die Pflanzer sich nicht mit unn�tzen Versuchen abzum�hen brauchen. Gedeiht ein Baum gut, oder sieht man namentlich n�tzliche Pflanzen im Klima Algeriens anschlagen, so wird das �ffentlich bekannt gemacht und S�mereien oder Stecklinge zur Disposition der Pflanzer gestellt. Es ist dies gewiss ein sehr n�tzliches Unternehmen der Communalbeh�rden, und namentlich der grosse Garten dieser Art von Algier selbst hat grosse Verdienste um Einf�hrung fr�her nicht gekannter Pflanzen. Es w�rde �berhaupt zu weit gehen, zu sagen, "der Franzose versteht ganz und gar nicht zu colonisiren". Der franz�sische Bauer ist, namentlich der aus dem Norden, ebenso fleissig, wie andere, und die Bearbeitung wird von den einzelnen ebenso rationell betrieben, wie von uns. Auf den meisten gr�sseren Farmen wird jetzt Dampf als Hauptarbeitungsmittel angewendet, und die Irrigationen, welche man in Algerien findet, sei es durch Canalisation oder durch das Noria-System, sind bewundernswerth. Will es trotzdem mit der Colonisation nicht recht vorw�rts gehen, so liegt das theils an der Milit�r-Administration, theils an der Einrichtung der Bureaux arabes, welche die Eingeborenen fortw�hrend auf Kosten der Europ�er bevorzugen. Strassen durchziehen sonst nach allen Richtungen das Land, und die Haupt�rter werden demn�chst durch Eisenbahnen miteinander verbunden sein. Der Garten ist gross und gut gehalten, und birgt in seinem Innern ein kleines naturhistorisches Museum, das indess nichts besonderes aufzuweisen hat. Ein alter r�mischer Sarkophag, erst k�rzlich hieher gebracht, ist die einzige Reliquie des Alterthums, die man hier aufbewahrt, obschon sonst die Gegend an Ueberresten der Ph�nicier, Carthager, R�mer und Byzantiner �berreich ist. Durch einen gl�cklichen Zufall erfuhr ich, dass General Faidherbe hier stationirt war, er war es eben, der den Sarkophag hieher hatte transportiren lassen. Die Bekanntschaft dieses ausgezeichneten, so hoch um die Geographie von Afrika[2] verdienten Mannes musste also rasch gemacht werden, und ich liess mich auf das H�tel der Subdivision, welche Hr. Faidherbe jetzt commandirte, f�hren. Ich brauche wohl kaum zu sagen, wie zuvorkommend ich vom General empfangen wurde, ich durfte ihn nat�rlich w�hrend der Stunden meines Aufenthaltes nicht mehr verlassen, und nach dem Fr�hst�ck hatte er die G�te, mich nach den sehenswerthesten Ruinen der Umgegend zu f�hren, haupts�chlich zu den grossen Cisternen, oder vielleicht waren es B�der, an deren oberen Partie man dem heiligen Augustin ein h�bsches Denkmal errichtet hat. General Faidherbe, der lange Zeit am Senegal Gouverneur war, theilte vollkommen meine Ansicht, dass die Neger, wenigstens die n�rdlich vom Aequator, ein viel besseres Naturell als die Araber h�tten, und f�r Cultur und Civilisation weit empf�nglicher als diese seien. Er hat sich haupts�chlich mit ethnographischen Studien besch�ftigt und wir verdanken ihm manche wichtige Aufschl�sse �ber die Pullo und namentlich verschiedene Berberst�mme. Herr Faidherbe war so aufmerksam, mich bis an Bord zur�ckzubegleiten, und so konnten wir bis zum letzten Augenblicke zusammen sein. Gastfrei, zuvorkommend und liebensw�rdig, das sind Eigenschaften, welche man nirgends so sehr wie bei den Franzosen antrifft. Die Fahrt nach Tunis ging gl�cklicherweise rasch von Statten, schon andern Morgens ankerten wir vor der Goletta. Nach einem Augenblick kam der Canzler des preussischen Consulats an Bord, um mich in Empfang zu nehmen; denn um nicht die Unannehmlichkeiten der Tuniser Douane durchmachen zu m�ssen, hatte ich von Bone aus telegraphirt und um den Consulatskavassen gebeten. Nicht nur brachte der Canzler einen Kavassen mit, sondern auf Befehl des Bei von Tunis hatte der Admiral des Hafens von Goletta eine Barke zur Disposition stellen m�ssen, um uns an's Land zu rudern. Ohne weitere Formalit�ten konnte also gleich das Ausbarkiren vor sich gehen, und die zehn Marine-Soldaten brachten uns rasch an's Land. Ich bemerkte hier, dass die tunisische Flage nicht die des Sultans der T�rkei ist, w�hrend dieser n�mlich einen weissen Halbmond und Stern im rothen Felde f�hrt, hat der Bei von Tunis im rothen Felde eine weisse Kugel, und darin einen rothen Halbmond und einen rothen Stern. Gelandet, mussten wir dann dem Admiral aufwarten, und machten da zugleich die Bekanntschaft des englischen Generalconsuls, Hrn. Wood, und des franz�sischen Viceconsuls von Goletta. In Tunis ist man schon von der Sitte des Kaffee's und Tschibuks abgekommen, eine Visite verl�uft dort bei den h�heren Beamten oder bei dem Bei jetzt mit derselben Steifheit wie bei uns. Bei den T�rken und namentlich in den t�rkischen Provinzen herrscht aber noch die gute alte Sitte einer Tasse Kaffee, und ein Tschibuk oder eine Wasserpfeife fehlen nie. Es ist dies aber nicht die einzige Umw�lzung, die in Tunis vor sich gegangen. Seit der Mission des Lords Exmouth nach Tunis, und seit dem Ultimatum, welches die Grossm�chte von Aachen aus am 18. Novbr. 1818 an Tunis richteten, und das im folgenden Jahre am 21. Septbr. durch die englischen und franz�sischen Admirale Freemantle und Jurien dem Bei notificirt wurde, schaffte man zuerst die Piraterie ab. Mahmud Bei gab nach, und seit der Zeit sehen wir gewaltige Ver�nderungen in der Regentschaft vor sich gehen. Es ist wahr, dass mit dem Vorfahren der jetzigen Dynastie, Hussein ben Ali, welcher am 10. Juli 1705 auf den Thron kam, eine neue Epoche im Staatsleben der Regentschaft begann; denn vorher, und dies ist wichtig zu notiren, hatten alle Regenten von Tunisien den Titel Dei gef�hrt, w�hrend Hussein ben Ali zuerst den Titel Bei annahm. Dei nun bedeutet den nicht vollkommen unabh�ngigen Herrscher, w�hrend Bei, welches ausserdem einen sehr weiten Begriff hat, als Regent mit Ausschluss eines jeden andern, die Vollheit der Autorit�t in sich begreift. Wenn nun auch in der Reihe der Regenten, welche von Hussein-ben-Ali (der, beil�ufig gesagt, der Sohn eines griechischen Renegaten war) bis auf den jetzigen Bei, Namens Sadduk, bei Zwistigkeiten, fr�her mit der Regierung des Deis von Algier, sp�ter mit christlichen M�chten, manchmal die hohe Pforte um Intervention angegangen wurde, ja im Kriege gegen Russland das tunisische Gouvernement es sich nicht nehmen liess, der T�rkei ein H�lfsheer zu senden, so sieht man immer doch, dass die Regierung in dem Sultan der T�rken nur eine Art spirituelle Suprematie erkennen, keineswegs aber von ihm abh�ngig sein will. Seit dem Anfang des 18ten Jahrhunderts ist denn auch gar kein Tribut mehr nach Konstantinopel bezahlt worden, und die Nachfolge in Tunis geht ganz ohne Einmischung der Pforte vor sich. Nach Eroberung von Algerien hat keine Macht die Unabh�ngigkeitsgel�ste von Tunis so sehr unterst�tzt und bef�rdert wie Frankreich, und keine Macht hat dieselben so viel wie m�glich einzuschr�nken gesucht als England. Ersteres Land ging dabei von dem Grundsatz aus, dass ein kleines unabh�ngiges Land, noch dazu n�chster Nachbar, im gegebenen Augenblick leichter zu nehmen sei, als wenn ein gewisses Abh�ngigkeitsverh�ltniss zu einem andern Staat, und hier zur Pforte, best�nde. Und aus eben diesem Grunde hat England die Beziehungen von Tunis zur T�rkei wieder enger zu machen versucht. Tunis, das gerne vollkommen unabh�ngig sein m�chte, zugleich aber auch das Gef�hrliche einer solchen Lage Frankreich gegen�ber erkannt hat, schwankte in den letzten Jahren von einer Seite zur andern, dazu kam die schreckliche Finanznoth, welche freilich noch nicht beseitigt ist. Es scheint aber, dass jetzt die Regierung von Norddeutschland im Verein mit England und Italien den franz�sischen Planen gewachsen ist, ohne dass Tunis gen�thigt w�re, sich wieder in die Arme der T�rkei zu werfen. Wenigstens wurden die letzten Anschl�ge der franz�sischen Regierung in Betreff der Schuldforderung von diesen drei M�chten hintertrieben; ohne die kr�ftige Intervention von England, Norddeutschland und Italien w�re Tunis heute eine franz�sische Pr�fectur und zwar auf ganz friedlichem Wege geworden. Wenn man aber bedenkt, wie wichtig strategisch Tunis f�r das mittell�ndische Meer gelegen ist, und was Frankreich durch den Zuwachs einer solchen Provinz gewonnen h�tte, dann kann man sicher nicht genug darauf bedacht sein, eine Vergr�sserung Frankreichs nach dieser Seite hin zu verhindern. Ob je Tunis seinem Schicksal entgehen wird, einer europ�ischen Macht anheim zu fallen, das bezweifle ich. Eigentliche Civilisation ist hier ebenso wenig wie in Aegypten und in der T�rkei, und es wird von der Nachwelt gewiss als eines der gr�ssten Wunder betrachtet werden, dass solche Staaten im 19ten Jahrhundert vor den Thoren Europa's haben existiren k�nnen. Staunen wir nicht dar�ber, wenn wir lesen, dass im Jahr 1823 n. Chr. in Tunis es fast zum Bruch mit der englischen Regierung gekommen w�re, weil die Juden anfingen, sich europ�isch zu kleiden und namentlich sich des Hutes bedienten, ja im selben Jahre f�r dasselbe Verbrechen, d.h. einen schwarzen Cylinder getragen zu haben, zwei Juden in Tunis die Bastonade bekamen und nur mit M�he durch Hrn. Nylsen, dem holl�ndischen Consul, welcher derzeit Toscana vertrat, ihre Freilassung erlangten. Aber solche Sachen passiren noch alle Tage, wenn auch nicht so eclatant und �ffentlich. Zwei Wagen, die Hr. Tulin, schwedischer General-Consul und preussischer Agent, herausgeschickt, brachten uns in anderthalb Stunden von der Goletta nach Tunis selbst. Der Weg war, da es seit Tagen geregnet hatte, entsetzlich, und je n�her wir der Stadt kamen, desto bodenloser wurde er. In der Stadt selbst waren denn die Strassen auch ganz ein Schmutzmeer; es war, als h�tte man sie mit Chocolade einen halben Fuss hoch begossen. Eine mohammedanische Stadt kann ich mir nun einmal nicht ohne Schmutz denken, und es w�rde mir selbst befremdend vorgekommen sein, wenn dem nicht so gewesen w�re; mich am�sirte nur mein Berliner Photograph, der fortw�hrend ausrief, dass es unter den Linden doch ganz anders sei. Damit man durch diese Schmutz�berschwemmung zu Fuss hindurchkommen kann, hat die europ�ische Colonie in Tunis ein eigenes Schuhwerk erfinden m�ssen, hohe Holzschuhe, welche auf noch h�heren eisernen Ringen ruhen, und die man mit Lederriemen unter sein Schuhwerk bindet. Leider sollte es mir nur verg�nnt sein, in Tunis eine Nacht zu bleiben, denn die Fahrten der Dampfer waren der Art eingerichtet, dass ich ohne einen Verzug von zehn Tagen den am folgenden nach Malta abfahrenden nicht vers�umen durfte. Ich machte indess hier die interessante Bekanntschaft des Herrn von Maltzan, welcher sich Studien halber f�r l�ngere Zeit in Tunis aufhielt. Baron von Maltzan, schon seit Jahren an der Nordk�ste von Afrika und in Arabien heimisch, ein poetisches Gem�th, was seinen Reisebeschreibungen allerdings einen eigenen Reiz verleiht, andererseits aber auch eben der poetischen Auffassung wegen Abbruch thut, hat der Wissenschaft einen grossen Dienst gethan durch Ver�ffentlichung seines Werkes �ber Sardinien. Offenbar einer der besten Kenner der ph�nicischen Sprache und Alterth�mer, hat Niemand in Deutschland so sehr auf den Reichthum, den Sardinien in dieser Hinsicht birgt, aufmerksam gemacht, wie Maltzan. Zu gleichem Zwecke hielt er sich in Tunis auf; bot doch die St�tte des alten Carthago eine wahre Fundgrube f�r unseren gelehrten Ph�nicier. Zudem hatte er entdeckt, dass der Sohn des Chasnadar ein ganzes Museum ph�nicischer Alterth�mer bes�sse mit kostbaren Inschriften. Nach vielen Schwierigkeiten gelang es Hrn. von Maltzan, Einsicht dieses Museums zu bekommen, aber alle seine Bem�hungen, Photographieen der interessanten und wichtigen Inschriften machen zu d�rfen, sind bis jetzt gescheitert. Die Bev�lkerung von Tunis machte indess einen ebenso peinlichen Eindruck, wie die der algerischen Provinz, man sah, dass Cholera und Hungertyphus hier gew�thet hatten. Dazu die gr�sste Insolvenz der Regierung, alle Beamten von oben bis unten, das ganze Heer und die Marine hatten seit zwei Jahren keinen Lohn erhalten. Diese Thatsachen sprechen laut genug, wie es um den tunisischen Staat bestellt ist. M�ge die Finanzcommission, zusammengesetzt aus Norddeutschland, England, Frankreich und Italien, von der man jetzt Rettung und baldiges Eintreffen erwartet, nicht lange auf sich warten lassen. Der R�ckweg nach Goletta und die Einschiffung ging auf dieselbe Weise von Statten, nur dass wir diesmal an Bord eines Dampfers kamen, der gerade doppelten Tonnengehalt hatte, wie die Germania, welche so eben die erste deutsche Nordpolfahrt zur�ckgelegt hat. Man kann sich denken, wie wir an Bord dieser Nussschaale herumgeworfen wurden, aber wir hatten einen englischen Capit�n, der Rio-Janeiro, Canton, Danzig, Stettin und andere H�fen gesehen hatte, also ein alter Seel�we war; und trotz eines Sturmes, welcher auf dem Mittelmeere gar nicht spasshaft ist, kamen wir gut �ber. Aber wie sah es oft in der engen Caj�te aus! Der alte Capitain hatte n�mlich das Steckenpferd, sich eine ganze Menagerie an Bord zu halten, diese bestand aus seiner Frau, vielen Hunden, Katzen, H�hnern, V�geln, Enten und anderen Vier- und Zweif�sslern. Das Sonderbarste war, dass alle Thiere einen Namen hatten--da war ein Neufundl�nder Nelson, eine schlaue Katze, die Napoleon hiess, andere Thiere Wellington, Bl�cher, Malborough etc.; bitter beklagte indess der alte Capit�n, dass Bismarck desertirt sei. Ich konnte Bismarck das nun gar nicht verdenken, denn wenn bei einem besonders starken Wellenschlage alle diese Thiere mit B�nken und Sch�sseln in der Caj�te umhertanzten, geh�rten mehr als starke Nerven dazu, um es auszuhalten. Abends 8 Uhr am 28. November warfen wir Anker im Hafen von La Valetta, und waren einige Augenblicke sp�ter wieder auf europ�ischem Grund und Boden. * * * * * Kurzer geschichtlicher Ueberblick von Tripolis. Im freundlichen Imperial-H�tel in Lavaletta abgestiegen, mussten wir nun freilich in Malta l�ngere Zeit bleiben, als wir, wenn es nach unserem Wunsche gegangen w�re, beabsichtigt hatten; aber mit Malta hat der regelm�ssige Verkehr ein Ende, wenigstens wenn man nach Tripolis will, und man muss sich den Launen der t�rkischen Dampfschiffs-Eigenth�mer, sowie dem Wetter f�gen. Indess kann man die Zeit in Lavalletta und Malta recht gut hinbringen. Freilich bietet die Stadt f�r einen Nichtmilitair des Interessanten nicht viel. Das Palais des Gouverneurs, ehemals das des Grossmeisters der Johanniter, die Johanniskirche, einige Pall�ste der ehemaligen Zungen, besonders das castilianische H�tel, einige h�bsche Promenaden, zwei Bibliotheken, endlich Oper und einige Clubs gew�hren wohl f�r einige Tage dem Fremden Unterhaltung, wer aber all dies von fr�her her schon kennt, und ich war nun schon verschiedene Male in Lavalletta gewesen, der sehnt sich nach etwas Anderem. Dazu k�mmt nun noch, dass an keinem Orte von Europa die Familien so abgeschlossen und f�r den Fremden schwer zug�nglich sind, als in Malta. L�ngere Zeit unter der Herrschaft der Araber, wie ja auch heute noch die Volkssprache auf Malta ein arabischer Dialekt ist, halten die Familien ihr Haus dem Fremden fast so fest verschlossen, wie es der Mohammedaner einem nicht zu seiner Sippe Geh�rigen thut, und trotzdem ich mehrere Bekannte in Lavalletta hatte, war es mir nie gelungen, Eingang zu ihren Familien zu bekommen. Nat�rlich nehme ich die dort residirenden Engl�nder hiervon aus, welche auch hier wie �berall ihre gastlichen Eigenschaften beibehalten haben. Wer nun aber l�ngere Zeit einen gezwungenen Aufenthalt auf diesen Inseln haben sollte, der bleibe nicht in der Stadt, sondern mache Ausfl�ge, und ob er diese zu Fuss mache, oder mit jenem antiken Einsp�nner ohne Springfedern, er wird seine Spaziertouren nicht bereuen. Malta hat die lieblichsten Buchten, viele interessante Ruinen aus ph�nicischer Zeit, von denen ich hier nur Hedjer Kim, Mnaidra und die merkw�rdige nat�rliche Einsenkung Makluba nenne. Auch Gozzo mit seinem ebenfalls aus ph�nicischer Zeit stammenden Riesenthurm ist eines Besuches werth; kurz wenn man nicht seinen Aufenthalt auf Lavalletta selbst beschr�nkt, kann man 14 Tage recht gut auf Malta hinbringen. Erst am 11. December war der "Trabulos Garb", ein t�rkischer Dampfer, welcher dem Schich el bled von Tripolis geh�rt, segelfertig. In den Wintermonaten ist es gar nicht angenehm und oft sehr gefahrvoll auf dem Mittelmeere, und Jeder erinnert sich noch wohl der heftigen St�rme, welche gerade in dem Monat auf unserer Hemisph�re stattfanden. Zudem kam noch, dass "Trabulos Garb" so eben erst eine unheilvolle Katastrophe erlebt hatte: Von Smyrna abgehend mit f�r Tripolitanien bestimmten Soldaten, sprang der Kessel noch ehe der Dampfer den Hafen verlassen hatte. Der Maschinist, die Heizer und �ber 50 Soldaten waren augenblickliche Opfer, wie viele aber noch sp�ter starben infolge von Verwundungen, hat man nie erfahren k�nnen; in dem t�rkischen Reiche k�mmert man sich um dergleichen nicht. Andererseits bot jedoch jetzt das Dampfschiff eine gewisse Garantie, denn in den Docks von Lavalletta mit einem neuen Kessel versehen, durfte man annehmen, dass das Schiff nur seet�chtig entlassen worden sei. Ueberdies war es das einzige Mittel, um nach Tripolis zu kommen, wenn man nicht mit einem Segelschiffe, die im Winter jedoch noch weit gef�hrlicher und unsicherer sind, die Fahrt h�tte machen wollen. Die Einpackung und Verladung der vielen Kisten hatte unser norddeutscher Consul, Hr. Ferro, schon besorgt, und �berhaupt w�hrend der ganzen Zeit meines Aufenthaltes in Malta sowohl als auch sp�ter in Tripolis nicht aufgeh�rt, auf das Liebensw�rdigste sich meiner Sache anzunehmen. Unsere Ueberfahrt nach Tripolis war eine sehr gute, schon nach 30 Stunden erreichten wir das afrikanische Ufer. Oea mit seinen grossen Palmenw�ldern lag vor uns, und einen Augenblick sp�ter konnten wir schon die einzelnen H�user unterscheiden. Angesichts der Stadt, liess ich mit Bewilligung des Capitains unsere norddeutsche Flagge am Hauptmaste aufhissen, es war das erste Mal, dass sich dieselbe vor Tripolis zeigte; f�r meine vielen Freunde und Bekannten daselbst sollte es zugleich ein verabredetes Zeichen sein, dass ich mich an Bord bef�nde. Und kaum hatte man unsere Flagge bemerkt, als s�mmtliche Consulatsfahnen an ihren hohen, langen Mastb�umen emporstiegen. Nirgends ist wohl unsere deutsche Flagge ehrenhafter und freudiger bei ihrem ersten Erscheinen begr�sst worden; die Stadt hatte ihr sonnt�glichstes Aussehen angenommen. Die Formalit�ten des Passes, der Douane und der Sanit�tspolizei waren rasch durchgemacht, und kurz nachdem wir Anker geschmissen hatten, konnten wir landen. Die Ankunft des Dampfers, der zugleich die verschiedenen Posten aus Europa bringt, ist f�r eine so abgelegene Stadt wie Tripolis immer ein Ereigniss, und die ganze Stadt findet sich dann am Quai des Hafens versammelt; auf diese Art konnte ich auf Ein Mal fast meine s�mmtlichen Bekannten begr�ssen, fast alle waren auf dem Quai versammelt. Ich hielt mich nicht lange in der Stadt auf, sondern fuhr gleich nach der Mschia hinaus, wo Consul Rossi mit bekannter Liebensw�rdigkeit seinen Landsitz zu meiner Disposition gestellt hatte. Tripolis hatte einen weiteren Schritt in der Civilisation gemacht: es hatte ein Fuhrwerk bekommen, eine kleine Malteser "Kascha", welche Droschkendienst verrichtete. Fr�her hatten nur der Pascha und einige der Consuln Wagen, jetzt konnte sich jeder, wer einige Piaster �ber hatte, das Vergn�gen des Fahrens machen, und oft genug sah man elegant gekleidete Judendandi's, die noch vor wenigen Jahren baarfuss bei jedem Moslim vorbeigehen und sich jedwede Schmach von einem fanatischen Druisch gefallen lassen mussten, die Kascha benutzen, und durch Extrabakschische angefeuert, fuhr der Kutscher sie zum Aerger der Rechtgl�ubigen in rasender Geschwindigkeit �ber den Grossen Platz, zwischen Stadt und Mschia. Unsere Sachen waren auch bald in dem Landhause des Herrn Rossi, das recht freundlich und heimisch in einem Palmgarten gelegen ist, angekommen; die nach Bornu bestimmten Sachen liess ich indess alle in einem eigens dazu gemietheten Hause in der Stadt. Beim Auspacken fand sich, dass alle unversehrt, mit Ausnahme einer grossen Glasglocke �bergekommen waren. Die noch fehlenden Sachen: Kameele, Seidenstoffe, Corallen etc., wurden nun auch gleich eingekauft, da man dergleichen in Tripolis besser, und eigens f�r den Geschmack der innern V�lker hergerichtet, bekommen kann, als in Europa. Ich hatte hier wieder Gelegenheit, zu bewundern, wie die Tripolitaner, seien es Christen oder Juden, es geschickt anzufangen wissen, einem Fremden gegen�ber den Uneigenn�tzigen zu spielen, ohne dabei im Mindesten ihren oft betr�chtlichen Gewinn aus den Augen zu verlieren. Man sollte in der That meinen, wenn man es mit diesen Leuten zu thun hat, als ob sie beim Verkauf verl�ren, und trotzdem, wenn sie F�nfzig auf Hundert gewinnen, glauben sie schlechte Gesch�fte gemacht zu haben--denn sie _h�tten_ ja hundert Procent und mehr gewinnen k�nnen. Es ist dies �brigens so nat�rlich, dass ich mich gar nicht dar�ber wundern sollte: Die Juden und Christen leihen den Arabern ihr Geld zu 5 Procent _monatlich_; 2 Procent oder 1� Procent _monatlich_ zu nehmen, sind seltene F�lle, ein solcher Mann ist sicherlich ein Ehrenmann, und wird allgemein wegen seiner Uneigenn�tzigkeit gelobt. Die meisten, oder man kann fast sagen, alle in Tripolis lebenden Juden und Christen haben auf diese Weise ihr Geld verdient, denn der eigentliche reelle Handel wirft in Tripolis keinen grossen Gewinn ab. Welch merkw�rdige Schicksale hat aber diese Stadt erlebt und welche Zukunft steht ihr noch bevor, wenn sie einst wie Algerien in die H�nde einer aufgekl�rteren Regierung kommen sollte. War nicht das alte Tripolis jener Dreist�dteverein Leptis magna, Oea und Sabratha, einst eine der bl�hendsten und reichsten Colonien am Nordgestade Afrika's? Ohne hier einen Abriss der Geschichte der Stadt geben zu wollen, welche sich auch gar nicht, was die alte Zeit anbetrifft, von der Geschichte aller St�dte und Colonien Nordafrika's trennen l�sst, werden gewiss meine Leser gern einen Blick in die Vergangenheit thun, um zu sehen, unter welchen Verh�ltnissen Tripolis das geworden, was es jetzt ist. Im heutigen Tripolitanien hausten im Alterthume nach Herodot die Nasomonen, welche um die grosse Syrte nomadisirten und uns als verwegene und gef�hrliche Seer�uber geschildert werden. Unter Augustus bekriegt, verschwinden sie von der Seek�ste und statt ihrer f�hrt Ptolem�us die Makakutae und die h�hlenbewohnenden Lesaniki an, die Nasomonen verlegt er weiter ins Innere. Westlich von den Nasomonen grenzten die Psylli und von diesen wieder westlich die Maccae. Im �ussersten Westen des heutigen Tripolitanien waren nach Scylax die Lotophagen. Andere V�lkerschaften werden von Herodot und Ptolem�us im Innern genannt, als die Machlyes, Auses, Nigintini, Astskures etc. Am bekanntesten von allen waren jedoch die Garamanten, welche wir heutzutage, wenn auch nicht in Tripolitanien, so doch im Stamme der Tebu s�dlich davon deutlich wiedererkennen. Aus allen Angaben aber m�ssen wir schliessen, dass die Garamanten fr�her das ganze heutige Kaimmakamlik Fesan inne hatten. W�hrend die Kenntniss von den Garamanten unter den Griechen sich g�nzlich verlor, tauchte dieses Volk unter r�mischer Herrschaft wieder auf, und wir finden nun auch zum ersten Mal den Namen Fesan, Phasania genannt, erw�hnt. Plinius f�hrt uns eine Menge St�dte und Oerter der Garamanten auf mit der Hauptstadt Garama. Ob �brigens die Garamanten eine so grosse Ausdehnung gehabt haben, wie die Alten es annehmen und auch noch einige Gelehrte der Neuzeit, m�chte nicht ganz erwiesen sein, man m�sste denn ganz Bornu als ihnen damals unterworfen betrachten. Die Hauptstadt Garama finden wir im heutigen Djerma in Fesan wieder, auch Krema in Tibesti erinnert an Garama, sowie Berdoa an Borde in eben dem Lande. Zu diesen an der K�ste wohnenden Libyern, welche von den R�mern Numider (vom Worte [griechisch: nomades], herumziehende V�lker) genannt wurden, kamen zur Zeit der trojanischen Kriege ph�nicische Handelsleute: so entstand Leptis, Oea, Sabratha und die wichtigste Colonie von allen, Carthago. W�hrend so die Geschichte Tripolis' mit der von Carthago eng Hand in Hand geht, sehen wir dann, wie Massinissa, ein numidischer K�nig, sich mit H�lfe der R�mer an der K�ste ein unabh�ngiges K�nigreich gr�ndet. Nach dem zweiten punischen Kriege war er Herrscher fast des ganzen heutigen Tripolitanien mit Ausnahme von Cyrenaica. Die Emp�rung Jugurtha's, des Enkels von Massinissa, gegen r�mische Vormundschaft, die Herrschaft Juba's f�hrten dann diese L�nder bald g�nzlich in die Gewaltherrschaft der R�mer. Mit dem Einbruche der Vandalen und sp�ter der Araber wurde das Christenthum, welches an der ganzen Nordk�ste von Afrika in mehr denn 500 Bischofssprengeln gelehrt wurde, zu Grabe getragen; und im Jahre 647 erschien Abd Allah, vom Kalifen Otman geschickt, unter den Mauern Tripolis'. Im Jahre 680 sehen wir alle Berberstaaten durch Akbah unterworfen, und im neunten Jahrhundert finden wir die Aglabiten in Tripolis herrschend. Obgleich nun die Stadt vom tapferen Normannenk�nig Roger im Jahre 1146 den Mohammedanern wieder entrissen wurde, bem�chtigten sich unter Abd el Mumin schon im Jahre 1159 wieder die Almohaden des Ortes. Darauf unter dem Scepter von Abu Fares von Tunis, eroberten 1510 die Spanier die Stadt unter Peter von Navarra. Dieser schleppte alle mohammedanischen Einwohner fort, Carl V. erlaubte ihnen jedoch zur�ckzukehren und die Stadt, zwar ohne W�lle, wieder aufzubauen. 1530 wurde Tripolis von Carl V. an die Malteser Ritter gegeben, aber schon drei Jahre darauf vom ber�chtigten Seer�uber Barbarossa erobert; dieser wurde jedoch von Carl wieder vertrieben und bis 1551 blieb sie unter der Herrschaft des Malteser Kreuzes, um in diesem Jahre f�r immer durch den t�rkischen Admiral Sinan Pascha dem Halbmonde unterworfen zu werden. Zwar hatten die T�rken auch nicht viel Ruhe und Frieden, schon acht Jahre darauf emp�rte sich ein Scherif und wurde nur nach vielen Anstrengungen unterdr�ckt. Ausserdem kam es jetzt der h�ufigen Seer�ubereien der Tripolitaner wegen zu h�ufigen Conflicten mit den christlichen M�chten. Durch Vertr�ge gesch�tzt waren nur die Engl�nder und Franzosen, aber auch diese mussten von Zeit zu Zeit Expeditionen senden, um mit Gewalt die Aufrechthaltung der Vertr�ge zu erzwingen. So sandte Cromwell im Jahre 1655 den Admiral Blake, um Genugthuung zu fordern; 1675 erschien Sir John Narborough vor Tripolis, um begangene Verr�thereien der Piraten zu z�chtigen. 1683 zerst�rte der franz�sische Admiral Duquesne im Wasser von Tripolis eine grosse Zahl von Piratenschiffen, und zwei Jahre sp�ter legte sich d'Estr�es vor die Stadt und bombardirte sie; erst nach Abschluss eines Vertrages und nach Zahlung von 500,000 Fr. hob d'Estr�es die Belagerung auf. Im Jahre 1714 trat endlich f�r Tripolis ein wichtiges Ereigniss ein. Hammed Caramanli, ein Araberchef, der zugleich H�uptling einer Reiterabtheilung war, unter dem t�rkischen Pascha, benutzte dessen Reise nach Constantinopel, um sich zu emp�ren und unabh�ngig zu machen. Durch List hatte er die t�rkischen Soldaten aus der Stadt zu entfernen gewusst, und dann zu einem grossen Feste, was an Beamten und Officieren �brig blieb, eingeladen. Als die T�rken sich, der Einladung folgend, zu Hammed Caramanli begaben, wurde einer nach dem andern beim Eintreten in sein Haus get�dtet, und wer sonst von den T�rken noch �brig war, wurde am folgenden Tage ermordet gefunden. Die Zahl der Eingeladenen zum Festessen betrug allein 300 Personen, welche alle erdrosselt wurden. Hammed schickte nun gleich grosse Geschenke, das Eigenthum der ermordeten Personen, nach Constantinopel, und der Grossherr hatte die Schw�che, seine Regierung anzuerkennen und zu best�tigen. Die Caramanli's haben dann die Regierung bis zum Jahre 1835 inne gehabt. Aber auch unter den Caramanli's gestalteten sich die Verh�ltnisse mit den christlichen M�chten nicht gleich von vornherein g�nstig. 1728 schon sah Frankreich sich gen�thigt unter Grandpr� von Neuem eine Flotte gegen Tripolis zu schicken, welches von seinem alten Piratenunwesen nun ein Mal nicht lassen wollte. Im Jahre darauf wurde ein neuer Vertrag geschlossen. 1766 musste Prinz Listenois im Auftrage der franz�sischen Regierung f�r erlittene Unbill Genugthuung verlangen, und erhielt dieselbe. Im Jahre 1745 war der zweite Sohn Ali seinem Vater Hammed Caramanli gefolgt. Im Jahre 1790 wurde sein �ltester Sohn von seinem j�ngsten Sohne Jussuf get�dtet, wor�ber ein blutiger Civilkrieg ausbrach; Jussuf hatte aber durch einnehmendes Wesen und Geldbestechungen sich einen so grossen Anhang zu verschaffen gewusst, dass Ali, um dem Kriege ein Ende zu machen, seinem Sohne, dem Bruderm�rder, verzieh und in Gnaden wieder aufnahm. Von anderer Seite aber drohte ihm Gefahr und h�tte bald schon die Regierung der Caramanli's beendigt. Ein Abenteurer Namens Ali Bugul, landete 1793 in Tripolis und bem�chtigte sich durch Verrath und Ueberrumpelung der Stadt. Keineswegs von der t�rkischen Regierung abgeschickt, scheint Ali Bugul geheime Unterst�tzung des Kapudan Pascha's gehabt zu haben. Der nach Tunis gefl�chtete Ali Caramanli fand aber H�lfe beim Bei, derselbe kam nach Tripolis, vertrieb Ali Bugul und setzte die Caramanli wieder ein. Ali Bugul floh nach Aegypten. Der alte Ali Caramanli nahm aber die Regentschaft nicht wieder auf, sondern �bergab dieselbe seinem zweiten Sohne Hammed, welcher aber gleich darauf vom Bruderm�rder Jussuf vertrieben wurde. W�hrend der franz�sischen Expedition nach Aegypten, stand Tripolis im Geheimen zu den Franzosen, General Vaubois auf Malta, wurde w�hrend der Belagerung mit Lebensmitteln unterst�tzt. Als Jussuf Pascha nachher durch die Drohungen der Engl�nder gezwungen, offen den Krieg an Frankreich erkl�ren musste, instruirte er heimlich seine Corsaren den franz�sischen Pavillon zu schonen. Ja, es scheint, als ob Napoleon einen Augenblick daran gedacht habe, seine Armee durch Tripolitanien aus Aegypten zu ziehen. 1801 wurde von ihm ein gewisser Xavier Naudi, geborner Malteser, nach Tripolis geschickt, und derselbe schloss mit Jussuf am 18. Juni des Jahres Frieden. In den Stipulationen war haupts�chlich die freie Communication von G�tern und Personen zwischen Tripolitanien und Aegypten betont. Die bald darauf erfolgende R�umung der franz�sischem Truppen machten jedoch diese Clausel �berfl�ssig. Im Jahre 1819 wurde durch Freemantle und Jurien de la Gravi�re der Regentschaft die Beschl�sse von Aachen mitgetheilt, wie das in Algier und Tunis geschehen war, und Jussuf, besonders da man das Recht schwarze Sklaven zu halten und zu kaufen nicht antastete, nahm offen alle Bedingungen an. Es war hiemit ein grosser Schritt gewonnen. Denn durch diesen Vertrag bekommen zum ersten Male die Schiffe der kleinen M�chte, wie Toscana, der Kirchenstaat, die Hansest�dte, Hannover und Preussen, dieselbe Berechtigung wie die Fahrzeuge der Staaten, welche wie Oesterreich, Frankreich und England Vertr�ge mit den Berberstaaten hatten. Wenn mit diesem Aachener Vertrage ein f�r alle Mal die Piraterie aufgehoben war, so waren damit alle anderen dem�thigenden Vertr�ge auch vernichtet. Ich schreibe das Wort "dem�thigend", denn obwohl seit Jahrhunderten Engl�nder, sowohl wie Franzosen mittelst ihrer Flotte die Macht gehabt h�tten, l�ngst die Piraterie zu zerst�ren, und diese Raubstaaten bei wiederholten Gelegenheiten dem Erdboden h�tten gleichmachen k�nnen, so schlossen sie doch selbst die schimpflichsten Vertr�ge ab, bloss um den Handel der kleinen christlichen M�chte, welche keine Kriegsflotte zum Schutze ihres Handels hatten, g�nzlich zu vernichten. Was sagt man dazu, dass in dem am 2. Aug. 1729 zwischen Frankreich und Tripolis geschlossenen Frieden festgesetzt ist: "dass die Corsaren _franz�sische_ P�sse vom _franz�sischen_ Consul erhalten, um sie vor den franz�sischen Kriegsschiffen zu sichern, dass sie in den franz�sischen H�fen Schutz finden k�nnen, aber nur Prisen in der Entfernung von 10 Meilen vom franz�sischen Ufer machen d�rfen. Die franz�sischen Kriegsschiffe d�rfen die Piratenschiffe untersuchen, aber das Durchsuchungsrecht ist auch den Piraten f�r die franz�sischen Kauffahrer gew�hrt." Es versteht sich von selbst, dass alle Schiffe, welche nicht franz�sisch oder englisch waren, den Piraten als verfallen betrachtet wurden. Mit dem Jahre 1819 waren solche Zust�nde gl�cklicher Weise �berwunden. Im Anfange der zwanziger Jahre hatte Jussuf eine Rebellion seines Sohnes, welcher Statthalter in Bengasi war, zu unterdr�cken, und �berm�thig geworden, glaubte er nun an Sardinien einen leicht zu besiegenden Gegner gefunden zu haben. Dieser Staat war interimistisch durch einen Agenten in Tripolis vertreten, und als dieser sich weigerte, das �bliche Geschenk an den Pascha zu entrichten, liess Jussuf seinen Pavillon herabziehen, und erkl�rte Krieg an Sardinien. Es dauerte aber nicht lange, so erschien Admiral Sivoli mit sardinischen Schiffen vor Tripolis, und Jussuf Pascha, jetzt eingesch�chtert, wollte durch das englische Consulat unterhandeln, verlangte aber dummerweise zum Segen des Friedensschlusses gleich von vornherein die Summe von 30,000 Piastern. "30,000 Kugeln soll er haben," antwortete der tapfere Sivoli und die Beschiessung der Stadt begann sofort. Es versteht sich von selbst, dass die Sardinier nach kurzer Zeit erlangten, was sie wollten, der Stolz Jussuf's war gebrochen. Etwas sp�ter kam auch ein neapolitanisches Geschwader vor Tripolis, um f�r erlittene Unbillen Genugthuung zu verlangen, aber nicht so energisch wie die Piemontesen, musste es unverrichteter Sache wieder abziehen. Durch seine eigenen Unterthanen, die nun einmal die gewinnreiche Piraterie nicht aufgeben wollten, wurde der Regierung Jussuf's die meisten Unannehmlichkeiten bereitet; so im Jahre 1826, wo drei unter p�pstlicher Flagge fahrende Kauffahrer gekapert wurden. Der Papst selbst ohnm�chtig, seine Unterthanen gegen die mohammedanischen Seer�uber zu sch�tzen, wandte sich an Frankreich, und das schickte unter Arnous de Saulsays eine Flotte, welche die Herausgabe der drei Schiffe bewerkstelligte. Da aber Jussuf Pascha dem p�pstlichen Stuhle ausserdem eine starke Entsch�digungssumme zahlen musste, so suchte er sich durch die kleinlichsten Chikanen an dem derzeitigen franz�sischen Consul zu r�chen. Zu der Zeit war im Innern der englische Reisende Major Laing ermordet worden, und Jussuf Pascha scheute sich nicht, den franz�sischen Consul der Mitwissenschaft dieses Mordes und namentlich des Besitzes der Papiere Laing's anzuklagen. Da Herr Rousseau, der franz�sische Consul, vom Pascha keinen bestimmten Widerruf erlangen konnte, strich er seinen Pavillon und schiffte sich nach Frankreich ein. Der dar�ber zwischen Paris und London ausbrechende diplomatische Briefwechsel, hatte eine gr�ndliche Untersuchung des Vorganges zur Folge, bei der sich die Unschuld des franz�sischen Consuls auf's gl�nzendste herausstellte. Das franz�sische Gouvernement benutzte diese Gelegenheit indess, um Tripolis ein f�r alle Mal eine t�chtige Lection zu geben, und einen Monat sp�ter als die Einnahme Algiers, erschien Gegenadmiral Rosamel vor der Stadt und legte der Regierung Bedingungen auf, welche aber trotz der Dem�thigung, welche sie enthielten, angenommen wurden. Frankreich trat hier als F�rsprecher der ganzen Christenheit auf, denn ausser den Entschuldigungen, welche der Pascha wegen seiner Verl�umdungen machen musste, wurde die unbedingte Aufhebung christlicher Sklaverei und jeder Piraterie und die Abschaffung gewisser Geschenke, welche einige kleine Staaten noch leisteten, decretirt. Zu diesen �usseren Complicationen, welche den Schatz des Paschas verminderten, und da sie immer mit einer Dem�thigung f�r die Regierung Tripolis endeten, dessen Ansehen im Inneren der Provinz schw�chten, kamen nun noch Revolten und Emp�rungen der eigenen Unterthanen, so dass man jetzt schon den Untergang des alten Jussuf's voraussagen konnte. Ein gewisser Abd el Djelil, Kaid der uled Sliman, emp�rte sich offen 1831, marschirte auf Fesan los, und bem�chtigte sich dieses Landes. Jussuf schickte seine S�hne Ali und Ibrahim ab, um ihn zu verfolgen, als sie aber den Djebel Ghorian passirten, emp�rten sich die Bergv�lker, und zwangen sie zu einer eiligen Umkehr nach Tripolis. Um das Ungl�ck des Pascha's voll zu machen, pr�sentirte sich 1832 eine englische Flotte unter Dundas, und verlangte f�r r�ckst�ndige Schulden an britische Unterthanen die Summe von 200,000 spanischen Piastern. Dem Pascha waren nur 48 Stunden Zeit gegeben. Da es ihm unm�glich war, diese Summe so schnell zusammen zu bringen, denn seine Geldnoth war so gross geworden, dass er sogar schon die bronzenen Kanonen des Forts an die christlichen Kaufleute verkauft hatte, so zog der englische Generalconsul Warrington seine Flagge ein und begab sich an Bord des Kriegsschiffes. In dieser argen Klemme liess sich Jussuf verleiten, die Bewohner der Mschia mit einer Kriegssteuer zu belegen. Diese, die von Alters her immer von allen Steuern frei gewesen waren und es auch noch sind, wof�r sie jedoch kriegpflichtig waren, antworteten sogleich mit offener Emp�rung; aber dabei blieben sie nicht stehen, sie erkl�rten Jussuf Pascha f�r abgesetzt, und zu seinem Nachfolger Mohammed Caramanli! Zu sp�t war es jetzt, die Ordre f�r die Mschia zur�ckzunehmen, zu sp�t, dass er seine S�hne nach Sauya schickte, um sich an die Spitze der Araber im Sahel, welche sich f�r ihn erkl�rt hatten, zu setzen. Nichts half mehr, Die Mschia blieb in Revolte, und seine S�hne fl�chteten sich zu Schiff nach Tripolis zur�ck. Obgleich er in dieser Stadt nun noch 1200 treugebliebene Soldaten hatte, sah er doch ein, dass er den Umst�nden weichen m�sse, und dankte zu Gunsten seines Sohnes Ali Caramanli ab.[3] Die Consulate von Europa setzten sich gleich mit Ali in Verbindung, und auch Major Warrington, der englische Generalconsul, kehrte nach Tripolis zur�ck, sobald er die Abdankung Jussuf's erfahren hatte. Statt aber wie thunlich, seine Residenz in Tripolis (die Stadt war noch immer belagert) zu nehmen, bezog er sein in der Mschia gelegenes Landhaus, befand sich also inmitten der Rebellen. Es ist wohl zu nat�rlich, anzunehmen, dass dies absichtlich geschah, jedenfalls sch�pften die Rebellen dadurch Hoffnung f�r ihre Sache, da sie mit Recht glaubten, England unterst�tze ihre Sache. Durch einen gewissen Mohammed bit el mel, der fr�her Uisir von Jussuf Pascha gewesen war, und sich in Malta befand, wurden sie �berdies von dieser Insel aus mit Nachdruck unterst�tzt. Mohammed bit el mel r�stete sogar ein kleines Geschwader von drei Schiffen aus, man braucht wohl kaum zu fragen mit wessem Gelde, indess obschon die Schiffe vor Tripolis erschienen, konnten sie doch nichts Ernstliches ausrichten. W�hrend so einerseits durch England unterst�tzt, die Rebellen der Mschia den Muth nicht verloren und fortw�hrend die Stadt cernirt hielten, gewann anderer Seits Ali Pascha Terrain. Abd el Djelil hatte Verhandlungen mit ihm angekn�pft, ihm sogar einige Soldaten zur Unterst�tzung nach Tripolis gesandt, und ein gewisser Rhuma, der im Djebel sich unabh�ngig erkl�rt hatte, bot ebenfalls unter Bedingungen seine Unterwerfung und H�lfe an. In Bengasi hatte man sich vollkommen dem neuen Pascha unterworfen und Ali der Stadt seinen Bruder Otman als Gouverneur geschickt. Um die Unterwerfung der Provinz noch mehr zu beschleunigen, schickte Ali seinen Bruder Ibrahim zu Rhuma, und vereint brachen diese gegen Sauya auf, wo sich Mohammed Caramanli, der Rebellen-Pascha aufhielt. Dieser wurde auch geschlagen, und wenn jetzt die vereinigten Consulate zu Ali Pascha gehalten h�tten, w�re sicher bald die ganze Provinz wieder dem rechtmassigen Nachfolger von Jussuf Pascha unterworfen worden. Aber England hat von jeher eine eigene Politik im Orient verfolgt; wobei die Hauptsache _die_ war, die T�rkei _soviel wie m�glich zu kr�ftigen_, und gewiss war der Plan, Tripolitanien in die H�nde der Pforte zu spielen, schon l�ngst vorbereitet. Dass es sich dabei haupts�chlich darum handelte, den Einfluss Frankreichs auf der Nordk�ste von Afrika zu schw�chen, liegt auf der Hand, denn Frankreich hatte eben erst Algerien erobert, fr�her schon mal Aegypten besessen, war also mehr als irgend eine andere Macht von den Bewohnern Nordafrika's gef�rchtet. Tripolis Stadt wurde den T�rken ohne Blutvergiessen in die H�nde gespielt. Eine geistige Suprematie der Pforte, hatten auch die Caramanli immer noch anerkannt, und obgleich sie unabh�ngig regierten, sie j�hrlich durch Absendung von Geschenken nach Constantinopel beth�tigt. Jetzt hiess es auf einmal, es sei Zeit, dass die Pforte intervenire, um dem Streite der Parteien ein Ende zu machen. Der Sultan kam nur zu gerne dieser Aufforderung nach und schickte 1834 einen Gesandten, Schekir Bei, nach Tripolis, um Aufkl�rung �ber die Sachlage zu bekommen. Schekir Bei kehrte nach Constantinopel zur�ck, und auf seinen Bericht, wurde Ali Caramanli als Pascha von Tripolis best�tigt, mittelst eines grossherrlichen Firmans, und die Insurgenten zugleich aufgefordert, sich ihm zu unterwerfen. Diese aber waren, durch die Anwesenheit des englischen Generalconsulates in ihrem Hauptquartiere zuversichtlich gemacht, nichts weniger als entmuthigt, hatten sogar die K�hnheit, gleich nach dem Abgange von Schekir Bei, die Stadt zu bombardiren. Auf dieses hin liess nun die t�rkische Regierung eine Flotte von Constantinopel mit 6000 Soldaten nach Tripolis abgehen. Den europ�ischen M�chten wurde einfach mitgetheilt, es handle sich nur darum, Ali Caramanli in Tripolis Achtung und Gehorsam zu verschaffen. Die Flotte, von Nedjib Pascha commandirt, kam vor Tripolis an und der t�rkische Befehlshaber setzte sich gleich mit Ali Caramanli in Verbindung. Dieser, mit allen seinem Range zukommenden Ehren von den T�rken behandelt, gab zu, dass die Soldaten debarquiren und das Fort besetzen durften, und als er dann sich selbst, um Nedjib Pascha einen Besuch abzustatten, auf's Admiralschiff begab, am 26. Mai 1835, wurde ihm einfach seine Absetzung vorgelesen und ihm gesagt, er w�rde nach Constantinopel transportirt werden. Am selben Tage noch verlas Nedjib Pascha den Firman, der ihn zum Gouverneur von Tripolitanien ernannte, liess die Thore der Stadt �ffnen, und die Rebellion der Mschia war wie ausgel�scht, da Mohammed, der Pr�tendent, gleich nach Mesurata floh, und sich dort entleibte. Aber obschon nun die T�rken Herren der Stadt und der n�chsten Umgebung derselben waren, hatten sie damit noch keineswegs die ganze Regentschaft unterworfen. Angesichts der Eroberung Algiers durch eine christliche Macht, f�hlten jedoch alle Mohammedaner der Nordk�ste Afrikas instinktartig, dass allein ein Anschluss an die nach ihrem Glauben allm�chtige Dynastie der Osmanli, sie vor einem �hnlichen Schicksale bewahren k�nne. Wir k�nnen deshalb auch gleiche Ph�nomene in Tunis wahrnehmen, wo Unabh�ngigkeitsgel�ste der Furcht vor einer christlichen Eroberung die Waage halten. Nur in Marokko sehen wir bei dem Volke das Bewusstsein seiner Kraft unersch�ttert, vermehrt durch den festen Glauben an das Kalifat seiner Sultane. Und selbst die Niederlage von Isly konnte im marokkanischen Volke niemals den Gedanken aufkommen lassen, sich Constantinopel in die Arme zu werfen. In Aegypten hingegen war das Volk durch Unterdr�ckung und Sklaverei seit Jahren ganz unzurechnungsf�hig geworden; was aber die Herrscher des Landes anbetrifft, so constatiren wir hier, schon lange vor 1835, in welchem Jahre sich die Pforte Tripolitaniens bem�chtigte, ein allm�liges Fortschreiten auf der Bahn g�nzlicher Unabh�ngigkeit. Und so m�ssen wir denn, wenn wir die grosse Geschwindigkeit bewundern, mit der die T�rken Tripolitanien zu einer der ruhigsten und sichersten Provinz des ganzen Reiches gemacht haben, auch nie aus den Augen verlieren, dass die um ihre Religion besorgten Mohammedaner, so sehr sie auch immer t�rkische Raublust und Grausamkeit hassten und f�rchteten, andererseits wenigstens, was den grossen Haufen anbetrifft, von der _Nothwendigkeit_ der t�rkischen Herrschaft �berzeugt waren. Der erste t�rkische Gouverneur Nedjib Pascha blieb nur 3 Monate auf seinem Posten, ihm folgte Mehemmed Ra�f Pascha, im August 1835. Seine erste Massregel, welche er verf�gte, war die Ausweisung aller noch lebenden Caramanlis, resp. ihre Verbannung nach Constantinopel. Otman, von seinem Vorg�nger zum Gouverneur von Bengasi gemacht, entzog sich diesem Schicksal durch seine Flucht nach Malta. Abd el Djelil verhielt sich um diese Zeit ruhig im Besitze Fesans, und ebenso Rhuma im Djebel, der Bei Otman von Mesurata schrieb einen Unterwerfungsbrief, aber damit hatte es auch sein Bewenden. Schon 1836 wurde wieder ein neuer Gouverneur geschickt, da die Pforte immer zu besorgen schien, dass ihre eigenen Gouverneurs eine Unabh�ngigkeitserkl�rung versuchen w�rden, es war Taher Pascha, der sich haupts�chlich durch seine Unversch�mtheit gegen die Europ�er auszeichnete, Intriguen mit Tunis unterhielt, und sogar den Bei von Constantine unterst�tzen wollte. Zu seiner Zeit f�llt denn auch die Absendung einer anderen t�rkischen Flotte unter dem Capudan Pascha Ahmed, welche heimlich wohl Tunesien zur Unterwerfung unter die Pforte verhelfen, dann auch den Bei von Constantine unterst�tzen sollte. Das franz�sische Geschwader unter Lalande vereitelte dies jedoch, und sp�ter hatte Prince Joinville den Auftrag von seiner Regierung an den Bei von Tunis, dass Frankreich auf alle F�lle den Status quo aufrecht erhalten w�rde. Nach Taher Pascha folgte August 1838 Hassan Pascha. Derselbe erkannte Rhuma als Chef vom Djebel an und unterhandelte auch mit Abd el Djelil, welcher sich anheischig machte dem Gouverneur von Tripolitanien j�hrlich 25,000 spanische Piaster zu zahlen. Da Hassan Pascha aber auch den r�ckst�ndigen Tribut verlangte, wurden die Verhandlungen abgebrochen, und Abd el Djelil verband sich in Folge davon mit Rhuma. Als aber 1840 schon in der Person von Asker Pascha wieder ein neuer Pascha als Gouverneur kam, wurde ein anderer Vertrag mit den beiden Chefs gemacht, in Folge dessen wie fr�her Abd el Djelil 25,000 und Rhuma 5000 spanische Piaster der Regierung entrichten sollte. Aber wie immer sind die Vertr�ge mit den Arabern leicht gemacht, geschrieben und beschworen, wenn es jedoch zur Ausf�hrung derselben k�mmt, sind sie gegen Gleichgl�ubige ebenso wortbr�chig, als gegen Ungl�ubige. In Algerien haben die Araberchefs fast alle Zeit ihre Wortbr�chigkeit gegen die Franzosen damit zu besch�nigen versucht, sie seien nicht gebunden, was aber nach den Lehren des Islam keinenfalls ganz gerechtfertigt ist, dem Kafr ein gegebenes Wort zu halten; verfolgen wir aber ihre Handlungen in Tripolitanien, so finden wir da gegen die T�rken, welche doch Rechtgl�ubige sind, ebenso oft Wortbr�chigkeit. Und so auch hier, als es zur Zahlung kommen sollte im Jahre 1841, weigerte sich sowohl Rhuma als auch Abd el Djelil, die eingegangenen Verpflichtungen zu erf�llen, und es kam von Neuem zum Kriege. Obschon nun der Vortheil immer auf Seiten der T�rken war, welche eine wohldisciplinirte Truppe mit Feldartillerie versehen, den unregelm�ssigen Araber-Reitern entgegensetzen konnten, so war es doch schwer, der beiden Chefs habhaft zu werden: Das Terrain war diesen vollkommen bekannt, und �berall zahlreiche Ausg�nge und Schlupfwinkel, die den T�rken g�nzlich unbekannt waren, zudem zog Abd el Djelil bei irgend einer gr�sseren Gefahr sich einfach in die W�ste zur�ck, wohin die t�rkische Infanterie und Artillerie nicht folgen konnte. Was indess die Pforte mit Gewalt nicht erreichen konnte: eine schnelle Unterwerfung des Landes mittelst der Waffen, erreichte sie mit List, und England lieh bereitwilligst seine Hand dazu. Im Jahre 1842 schlug der englische Generalconsul von Tripolis dem an der Syrte herumstreifenden Abd el Djelil eine Zusammenkunft am Ufer des Meeres in der N�he von Mesurata vor, und dieser im Glauben, England wolle ihn unterst�tzen, wie es ihn fr�her in seiner Rebellion gegen Jussuf Caramanli unterst�tzt hatte, ging bereitwilligst auf den Vorschlag ein. Zu Abd el Djelil's Verwunderung unterhielt der Consul ihn nur von der Abschaffung des Sklavenhandels, versprach ihm aber auch, wenn Abd el Djelil offen den Sklavenhandel in Fesan unterdr�cken w�rde, er der Unterst�tzung Englands sicher sein k�nne. Welche Versicherungen Abd el Djelil hierauf gegeben hat, sind wir nicht im Stande zu berichten, wohl aber wissen wir, dass Abd el Djelil gar nicht in seiner Macht hatte, den Sklavenhandel in Fesan zu ersticken und dass dies dem englischen Consulate bekannt sein musste.--Kaum hatte er sich vom englischen Consul beurlaubt, als eine Armee Asker Pascha's, die heimlich heranger�ckt war, �ber sein Lager herfiel, ihn selbst gefangen nahm und alle seine Truppen auseinander sprengte. Abd el Djelil wurde enthauptet, und sein Kopf war mehrere Tage aufgepf�hlt auf dem Hauptthore Tripolis' zu sehen. Im selben Jahre und Monat Juli wurde Asker Pascha durch den Gouverneur Mehemmed Emin Pascha abgel�st. Fesan hatte sich gleich nach dem Tode Djelil's unterworfen, ebenso auch Rhadames und somit hatte der neue Gouverneur nur noch den letzten Rebellen Rhuma im Djebel zu bek�mpfen. Auch dies wurde durch List bewerkstelligt, indem der Pascha mit Rhuma Unterhandlungen anfing, und ihn dann mit dem feierlichen Versprechen eines freien Geleites nach Tripolis einlud. Sobald aber Rhuma, welcher wirklich der Einladung folgte, in der Stadt war, wurde er gefangen genommen und nach Constantinopel geschickt. Als hierauf im Djebel seine treuen Anh�nger revoltirten, wurde der General Ahmed Pascha mit einer Armee vom Gouverneur gegen sie abgeschickt, und als dieser am Fusse des Djebels angekommen, die H�uptlinge zu einer Besprechung einlud, liess er sie s�mmtlich bei dieser Gelegenheit hinrichten. 60 blutige H�upter konnte er nach Tripolis schicken. Zitternd und schaudernd unterwarfen sich nach dieser That, im Mai 1843, die Bewohner des Djebel. Die T�rken errichteten dort einige Forts, legten darin Soldaten und Artillerie, um so f�r immer jede neue Revolte gleich im Keime ersticken zu k�nnen. Und so geschah es auch im folgenden Jahre, wo die Djebelbewohner unter Milud, einem alten Anh�nger von Rhuma, noch einmal versuchten das Joch abzusch�tteln. Nichts war seit dem Jahre 1845 mehr im Stande die Macht der T�rken in Tripolitanien zu ersch�ttern, die ganze Regentschaft war ruhig und unterworfen. Nach Mehemmed Emin Pascha wurden die Gouverneure nicht mehr so h�ufig gewechselt, erst 1846 wurde derselbe durch Ragut Pascha abgel�st. Und w�hrend fr�her die Besorgniss und das Misstrauen der Pforte so weit ging, dass den Gouverneuren nie gestattet wurde, Familie und Harem mit nach Tripolis zu nehmen, wurde auch dieses Verbot aufgehoben, und man fing an die Gouverneure meist 4 Jahre im Besitze ihres Amtes zu lassen. So notiren wir denn, 1848 im December den neuen Gouverneur Iset Pascha, im September 1852 Mustafa Nuri Pascha, im October 1855 Osman Pascha, 1859 Mahmud Pascha, welcher jetzt Marineminister ist, und welcher 1865 von Ali Riza Pascha, welcher heute noch functionirt, abgel�st wurde. Unter den Regierungen aller dieser Muschirs blieb das Land ruhig, Sicherheit[4] war �berall, und Revolten scheinen auf immer den unterjochten Bewohnern Tripolitaniens vergangen zu sein. * * * * * Tripolitanien. Unter der t�rkischen Regierung wird seit 1835 die Regentschaft Tripolis von einem Generalgouverneur, welcher den Titel Muschir hat, regiert. Man hat zu diesem Posten sowohl Leute aus dem Civilstande, als auch aus dem Militairstande genommen, und selbst aus der Marine hat man Admir�le schon als Gouverneure von Tripolitanien gesehen. Der Gouverneur kann nach Belieben der Pforte abberufen werden, und im Anfange der Eroberung machte das t�rkische Gouvernement oft genug Gebrauch davon, jetzt l�sst man, wie schon gesagt, einen ein Mal installirten Muschir meist vier Jahre auf seinem Platze, was auch keineswegs, um sich mit allen Verh�ltnissen des Landes und der Bewohner bekannt zu machen, zu lange ist. Die Gewalt desselben ist heute nicht mehr eine unbeschr�nkte, das Recht �ber Leben und Tod steht ihm nicht zu, und in der Verwaltung der Provinz steht ihm die grosse Midjeles oder eine Rathsversammlung zur Seite. Dieser Rath umfasst die Personen der ersten Aemter, als Richter, Militaircommandant, oberster Geistlicher u.s.w. Wegen des Muschir kann man �ber dies nach Constantinopel an's Ministerium oder an den Grossherrn selbst appelliren, was jedoch selten Jemand zu thun wagt. Der Muschir bezieht von Constantinopel sein bestimmtes Gehalt, welches �brigens je nach seinem anderen Range variirt, als Gouverneur soll er f�nfzigtausend Francs Einkommen haben. Das in Tripolis stationirte Militair steht unter einem selbst�ndigen Commando, und der Oberst-Commandirende hat gew�hnlich den Rang eines Generallieutenants. Meist sind nicht mehr als 6000 Mann regelm�ssige Truppen vorhanden, Infanterie und Artillerie. Diese werden immer aus anderen Provinzen des Reiches hergezogen, w�hrend die in Tripolitanien ausgehobenen Truppen in den �brigen Theilen des Reiches zur Verwendung kommen. W�hrend dem Muschir nicht zusteht in die innere Administration der Truppen einzugreifen, so hat er indess die Macht �ber ihre Garnisonirung, und im Falle von Revolten, ertheilt er den Befehl zum Marsch und Angriff. Die in Tripolitanien bestehende B�rgermiliz, wie die z.B. der Mschia[5], wo jeder Mann geborner Soldat ist, dann die der Gensd'armen, Kavassen, Sapti�n u.s.w., stehen unter dem directen Befehl des Muschir's. Was die Finanzen anbetrifft, so werden sie unabh�ngig vom Muschir verwaltet, und stehen unter der Leitung des Mohasebdji oder Chasnadar, welcher von dem Finanzministerium in Constantinopel seine Bestallung erh�lt, und demselben die Einnahmen abzuliefern hat, ebenso ist auch die Douane unabh�ngig vom Generalgouvernement verwaltet. Die Eink�nfte von Tripolitanien sind nicht genau bekannt, indess bringt das Land reichlich soviel auf, als die Beamten und das dort stationirte Militair an Gehalt und Sold erfordern, und in den meisten Jahren kann noch ein h�bscher Ueberschuss nach Constantinopel abgeliefert werden. Durchschnittlich kann man den Ueberschuss auf j�hrlich 600,000 Francs anschlagen. Im Kriege gegen Russland erhob die Pforte zudem eine Extracontribution von 2,608,700 Francs. Die Eink�nfte gehen hervor aus den directen Abgaben, welche von allen Producten des Bodens erhoben werden, und der Judensteuer, welche den einzelnen Gliedern dieses Glaubens von ihrem Rharham-Baschi oder Gross-Rabiner zugemessen wird. So zahlt z.B. jeder Oelbaum und jede Palme 2� Piaster (und wenn es eine Lakbi gebende Palme ist, 5 Piaster), jedes Kameel 40 Piaster, jedes Rind 20 Piaster, 10 Schafe; 40 und 20 Ziegen 40 Piaster j�hrlich. Dass hierbei viele Umgehungen stattfinden, ist schon an anderen Orten erw�hnt worden. Die indirecten Abgaben, welche meist vom Gouvernement als Monopol dem Meistbietenden zugeschlagen werden, gehen hervor aus der Douane, die 5 Proc. Eingangszoll und 12 Proc. Ausgangszoll erhebt, aus dem Rechte Spirituosen zu machen und zu verkaufen, aus der Stempelung des Goldes und Silbers, welches, gleichviel ob alt oder neu, verarbeitet oder roh, geaicht sein muss, aus der �ffentlichen Wage, da alle Sachen, welche en gros verkauft werden, durch einen Amin gewogen werden m�ssen; aus dem Fischertrage, indem alle Fische, welche auf den Markt gebracht werden, 8 Proc. ihres Werthes abgeben m�ssen; aus dem Fleische, welches ein P�chter sowohl der Armee zu einem im Voraus bestimmten Preise das ganze Jahr liefern muss, als er auch ausserdem von jedem Schafe 2� Piaster und von jedem Rinde etwa 10-17� Piaster, je nach der Gr�sse beim Schlachten geben muss, endlich aus dem Tabacks-Monopole und der Hara, d.h. das Vorrecht, den D�nger und die Unreinlichkeit aus den St�dten zu schaffen. Dass die Einnahmen der indirecten Abgaben gar nicht gering sind, geht aus einer vom holl�ndischen Generalconsul v. Testa zusammengestellten Tabelle vom Jahre 1851/1852 hervor, nach welcher die gesammten eben aufgef�hrten Monopole die Summe von 1,352,000 Francs f�r's Gouvernement ergeben. Zugleich ersehen wir aus denselben, dass die Eink�nfte, folglich der Reichthum von Tripolitanien von Jahr zu Jahr zunehmen. Das eben Angef�hrte gilt f�r alle St�dte und Orte, nur mit dem Unterschiede, dass die Gr�sse der erhobenen Abgaben, je nach dem Gouverneur oder Kaimmakam oder Mudir wechselt, indem zwar in den Liva auch die Finanzen nicht direct unter dem Kaimmakam stehen, derselbe aber in der Regel mit dem Kateb el mel oder Zahlmeister, welcher die Einnahmen unter sich hat, im B�ndnisse ist. Ausserdem werden in den verschiedenen Liva noch andere Abgaben erhoben, so liess sich z.B. im Jahre 1865 der Kaimmakam von Fesan f�r jeden durchziehenden Sklaven ein Kopfgeld von 40 Piaster zahlen und erlaubte seinem Kavass-Bascha oder Polizeidirector am Thore noch 5 Piaster f�r jeden durchziehenden Sklaven zu erheben. Bewaffnete Araber mussten f�r eine Flinte am Thore auch 2 Piaster zahlen und dieser Brauch ist in Tripolis selbst auch, wenn wir nicht irren. Die Exportation von ganz Tripolitanien kann man durchschnittlich jetzt im Werthe von 10-12 Millionen veranschlagen, die der Importation im Werthe von 5-6 Millionen, was eine Gesammtsumme von 15-18 Millionen Francs ergiebt. Mircher, der f�r die Stadt Tripolis die Gesammtsumme von 5,500,000 Francs angiebt, ist viel zu niedrig in seiner Sch�tzung. Dann sind aber auch die anderen St�dte, wie Mezurata, Bengasi und Derna gar nicht bei ihm in Betracht gezogen. Die Rechnung und das Geld in Tripolitanien sind jetzt eben so wie im �brigen t�rkischen Reiche. Die kleinste M�nze ist der Para, die jedoch bloss noch imagin�r existirt, man findet dann zehn Para-St�cke, Bu-Aschra- und zwanzig Para-St�cke, Bu-Aschrin genannt. Zwei Bu-Aschrin machen den t�rkischen Piaster und f�nf Bu-Aschrin einen tripolitanischen Girsch (Groschen), 6 Bu-Aschrin nennt man Sbili. Es existiren auch einzelne Girsch und Sbili-St�cke. 10 Bu-Aschrin werden Baschlik genannt und solche St�cke existiren auch. 40 Bu-Aschrin oder 20 constantinopolitanische Piaster machen den Mahbub, solche St�cke existiren als Silberm�nze. Als Goldm�nze kommen 5 Mahbub-St�cke und 1 Mahbub-St�cke vor. Man sieht sie indess selten. Die Scheidem�nzen, Bu-Aschrin, Sbili und Baschlik sind alle von schlechter Alliage, die Mahbub-St�cke haben denselben Silbergehalt wie die franz�sischen Silberm�nzen. Englisches und franz�sisches Gold und Silber wird �berall zu voll angenommen, am allgemeinsten ist jedoch der Maria-Theresien-Thaler verbreitet. Als Gewicht dienen die Oka und das Rotol von Tripolis. Eine Oka hat 2� Rotol und 100 Rotol bilden einen Cantar (Quintal), der also 40 Oka hat. Das Rotol wird in 16 Okia oder Unzen untergetheilt. Beim L�ngenmass bedient man sich der t�rkischen Pic, eine Pic ist gleich einer Brabanter Elle und 1� Pic gleich einem Meter und 1-1/3 Pic gleich 1 Yard. Zum Kornmessen bedient man sich der Marta, wovon 15 Eine Ueba bilden. Zwei Marta sind gleich einem t�rkischen Kilo und 280 Kilo entsprechen 100 Hectolitres oder 83 Kilo = 1 Last. Das Mass f�r Fl�ssigkeiten ist die Jarre, welche 6-1/8 Caraffa hat. Eine Jarre entspricht 10-2/3 Litres. Die Gerechtigkeitspflege in Tripolitanien wird von einem Kadhi besorgt, welcher vom Schich ul Islam in Constantinopel ernannt wird. Dieser Kadhi hat das Recht, die anderen Kadhi der Provinzialst�dte zu ernennen, welche officiell den Titel Na�b haben. In gr�sseren Sachen und namentlich wo T�rken mit betheiligt sind, wird �berall nach hanefischer Form Recht gesprochen, w�hrend alle F�lle zwischen Arabern, welche dem malekitischen Ritus anh�ngen, diesem gem�ss entschieden werden. Ausserdem giebt es in allen gr�sseren St�dten und Orten Adulen, welche eine Art von Rechtsgelehrten sind und auch Vollmachten und Schriften ausfertigen k�nnen, welche notarielle Kraft haben. F�r Criminalf�lle wird ein vom Muschir pr�sidirtes Medjeles thakik zusammengesetzt, das jedoch die Strafe des Todes nicht aussprechen kann. Ein anderes Medjeles tedjaret besorgt streitige Fragen in Handelsangelegenheiten, die angesehendsten eingebornen Kaufleute sind Beisitzer und wenn die Streitfrage zwischen einem Eingebornen und einem europ�ischen Kaufmann stattfindet, so sind im Medjeles tedjaret, auch europ�ische Kaufleute als Beisitzer. Die in Tripolitanien ans�ssigen Europ�er sind nur richtbar von ihren resp. Consulaten. Kommen aber F�lle vor, wo Europ�er mit Eingebornen H�ndel oder Zwistigkeiten haben, so wird in der Regel die Entscheidung dem Richter anheimgegeben, der des _Beklagten_ Obrigkeit ist. Sucht also ein Eingeborner Recht gegen einen Europ�er, so muss er sein Recht beim Consul holen, hat hingegen ein Europ�er eine Klage gegen einen Eingebornen, so muss er beim mohammedanischen Kadhi sein Recht suchen, dass Letzterer, da er fast immer vom Consul unterst�tzt wird, meist im Vortheil ist, wird einleuchtend sein, wenigstens in den meisten F�llen, wo der Europ�er Kl�ger ist. Bei der mangelhaften Kenntniss des Bodens von Tripolitanien, kann es uns nicht einfallen hier eine allgemeine physicalische Geographie des Landes geben zu wollen, wir beschr�nken uns auf statistische Angaben und f�hren nur an, dass der Raum von der ganzen Regentschaft wenigstens so gross wie ganz Deutschland ist, falls man W�ste dazu rechnet. In der That ist aber auch der gr�sste Theil des Bodens Sherir, Hammada, Sand oder steiniges jeder Vegetation bares Gebirgsland. Dieses im S�den haupts�chlich in den Schwarzen Bergen und dem Harudj vertreten, streift von Westen nach Osten seiner Hauptrichtung nach. Durch eine Hochebene vom Djebel, den man versucht w�re den �stlichsten, letzten Ausl�ufer des Atlas zu nennen, finden wir dies Gebirge mit Humus und rothen Thon, folglich mit Vegetation bedeckt. Von diesem n�rdlich gelegen besteht die Ebene bis am Mittell�ndischen Meere aus Alluvialboden, ebenso scheint es mit dem Boden um die grosse Syrte zu sein, denn Sebchaboden allein w�rde schwerlich so gute Weiden haben, wie sie dort nach den Aussagen der Nomaden sein sollen. Allerdings ist die Stadt Tripolis gleich hinter den Palmg�rten von Sandd�nen umgeben, indess bilden diese Sandanh�ufungen nur einen einige Stunden breiten G�rtel, dahinter hat man bis an's Gebirge Tel-Formation, den fruchtbarsten Boden. Nach S�den zu erstreckt sich dann der ackerbare Boden selbst noch �ber die Berge hin hinaus; im ued Sufedjin wird alle Jahre noch geackert, nach Westen geht der Tel in den Tunesischen �ber, nach Osten zu �ber das in's Meer st�rzende Gebirge hinweg, nach Mesurata und dem Ufer der Syrte zu. Eigentliche Fl�sse sind in ganz Tripolitanien nicht vorhanden. Die bekanntesten sind die von S�dwesten nach Nordosten in die grosse Syrte fliessenden ued Sufedjin und ued Semsem. Der Sufedjin bek�mmt zum Theil seine Zufl�sse vom S�drande des Djebel, zum Theil aus dem Rande der Hammada el hamra, aus letzterer und dem Harudj-Gebirge entspringt der Semsem. Der ued el Cheil, sp�ter im unteren Laufe ued el Bei genannt, w�re noch zu erw�hnen, und wahrscheinlich sind in der sogenannten Syrtenw�ste noch l�ngere Flussl�ufe, von denen wir hier nur den Harana und Schegga nennen. Die in der W�ste vorkommenden uadi, von denen ich in Fesan das Schati, das uadi schirgi und u. rharbi anf�hre, m�chte ich kaum als solche bezeichnen, sondern sie wie das von Gatron eher als Depression ohne bestimmte Abdachung annehmen. Cyrenaica, welches obschon politisch zu Tripolitanien geh�rend, ein Land f�r sich bildet, soll sp�ter besonders beschrieben werden. An Mineralien hat bis jetzt nichts in der Regentschaft entdeckt werden k�nnen, mit Ausnahme einer ergiebigen Schwefelmine[6] an der grossen Syrtenk�ste, dessen Ausbeutung jedoch vom t�rkischen Gouvernement untersagt wurde. Natron-Sebcha giebt es in Fesan und zum Theil hat sich das Natron einen Weg bis Tripolis gebahnt, von wo es bisweilen exportit wird. Eben so giebt es einige Salpeterminen, die aber auch noch nicht ausgebeutet sind. Die Pflanzenwelt ist reich und k�nnte, bei besserer Bearbeitung des Bodens das Land mit allen anderen an der Nordk�ste von Afrika concurriren machen. Nat�rlich ist dieselbe, je nach dem Boden sehr verschieden. W�hrend in den Oasen der W�ste die Producte der heissen Zone Indigo und die Sudan-Kornarten vortrefflich gedeihen, auf den Bergen und Hochebenen die Fr�chte und Kornarten der kalten gem�ssigten Zone gezogen werden k�nnen, kommen in den Ebenen am Meere und den n�rdlichen Bergabh�ngen alle Fr�chte, Getreide und Gem�se des gem�ssigten Klima's trefflich fort. Der Dattelreichthum des Landes, sowohl die der Oasen, wie die der K�stenstriche, ist unersch�pflich. Orangen, Citronen sind in all' den verschiedenen Arten vorhanden und namentlich hat die Blutorange und die feine Mandarinorange sich Bahn auf europ�ische M�rkte gebrochen. Die Weintrauben und Feigen des Djebel sind von vorz�glicher G�te und wenn die Cultur des Oelbaums hinter der von Tunis zur�cksteht, so ist der Umstand Schuld, dass in Cyrenaica, wo dieser Baum so herrlich gedeiht, dieselbe derart vernachl�ssigt oder vielmehr ganz aufgegeben ist, dass dort die Oelb�ume nur noch verwildert vorkommen. Baumwolle und Taback kann �berall producirt werden, wird aber bis jetzt nur sporadisch gebaut; Ueberschuss zur Ausfuhr giebt nur der Getreidebau, obschon wie �berall die Bestellung der Aecker durch die Araber auf die primitivste Art geschieht; von Kornarten wird nur Weizen und Gerste gebaut. Die Gem�se, welche in Europa gez�chtet werden, gedeihen auch in Tripolitanien und wenn die Communication geregelter w�re, k�nnte im Winter von Tripolis aus der europ�ische Markt ebenso gut mit Gem�se versorgt werden, wie es jetzt von Algerien aus geschieht. Von den wildwachsenden Pflanzen hat man bis jetzt nur eine Geraniumart benutzt zur Bereitung von Essenz, die �berall und massenhaft wachsende Artemisia k�nnte auf gleiche Weise mit Vortheil benutzt werden. Das Thierreich ist ebenso mannigfach. Die Pferde, meistens Grauschimmel und von mittlerer Gr�sse, sind eine durch Berber- und Araber-Pferde hervorgebrachte Kreuzung. Ausdauernd und schnell in ihren Bewegungen, sind sie meistens ohne T�cke und zum Reiten vortrefflich geeignet. Die Tripolitaner Esel, obschon nicht gross, sind ber�hmt. Das Rind ist kleiner Art, milcharm, aber so reichlich vorhanden, dass davon exportirt werden kann. Die Schafe sind alle Fettschw�nze, und haben eine ausgezeichnete Wolle, in die Oasen versetzt, verlieren sie diese jedoch im zweiten Jahre; die Ziegen sind ebenfalls klein und milcharm, von beiden sind aber auch so grosse Heerden vorhanden, dass davon exportirt werden kann, �berdies kommt die Wolle auch auf europ�ische M�rkte. Das Kameel, ebenfalls durch die ganze Regentschaft verbreitet, ist das aus Arabien eingef�hrte einh�ckrige. Andere Hausthiere und Gefl�gel sind dieselben wie in Europa. Von wilden Thieren nennen wir die verschiedenen Antilopenarten, auch �berall verbreitet, Kaninchen, Hasen, Hy�nen, Schakal, F�chse, wilde Katzen, Lynxe, Ratten, Springratten, Stachelschweine und wilde Schweine. L�wen und Panther kommen _nirgends_ in Tripolitanien vor. Unter den V�geln heben wir hervor: Adler, Falken, Flederm�use, Eulen, Raben, Stieglitze, Sperlinge, Nachtigallen, Canarienv�gel, Schwalben, Tauben verschiedener Art, Enten, G�nse, Schnepfen, Rebh�hner, Wachteln, Bachstelzen, Flamingos und vor allen den Strauss. Schildkr�ten verschiedener Art findet man in der Djefara, Eidechsen, Schlangen, oft wie die Hornviper, sehr giftig, aber meist kleiner Art, Scorpione und Spinnen, von welcher letzteren eine in der W�ste vorkommende sehr grosse Art zu erw�hnen ist, kommen �berall vor. Heuschrecken, welche oft zur Landplage werden, andererseits als Nahrung dienen, sind von verschiedenen Arten heimisch, Bienen sind im wilden Zustande, namentlich in den bewaldeten Bergen, Libellen trifft man �berall, auch an den Quellen in den Oasen, Stechm�cken, Fliegen in unaussprechlicher Zahl, Pferdebremsen, kriechende und h�pfende, den Menschen anhaftende Parasiten sind sehr verbreitet. Zu bemerken ist �brigens, dass der Floh die Region der W�ste, wo es nicht regnet, meidet. In den S�mpfen und den meisten Quellen, selbst die der Oasen nicht ausgenommen, findet sich der Blutigel. In Fesan ist noch im Behar el daud ein Wurm zu nennen, den die Eingebornen essen. Was die Bewohner von Tripolitanien anbetrifft, deren Gesammtzahl einigermassen genau zu bestimmen, �usserst schwierig ist, so m�ssen wir vor allen drei Hauptv�lker unterscheiden: Araber, Berber und in Fesan Mischlinge. Die Araber bewohnen die St�dte, grossen Ebenen und die Cyrenaica, die Berber finden wir im Djebel, Rhadames, Sokna und Audjila und die Mischlinge, hervorgegangen aus einer Kreuzung von T�rken, Arabern, Berbern, Tebu und anderen Negerst�mmen, bewohnen das Kaimmakamlik Fesan. Die wenigen T�rken, welche in Tripolitanien sind, kommen kaum in Betracht, zudem sind die Truppen oft keine T�rken, sondern h�ufig Araber aus Syrien; oft Albanesen, Tscherkessen, je nachdem sie aus der einen oder anderen Provinz kommen. Ganz unstatthaft ist es aber, wie die meisten Schriftsteller thun wollen, die St�dtebewohner unter dem Namen Mauren als ein besonderes Volk hinstellen zu wollen. Der Name "Mauren oder Mohren", kam f�r die St�dtebewohner des n�rdlichen Afrika's zuerst auf, nach der spanischen Vertreibung, weil die Spanier gewohnt gewesen waren, die Eindringlinge als aus Mauritanien kommend, den Namen los Moros zu geben. Aber diese nach Spanien �bergewanderten Mauritanier waren Berber und Araber, St�dte- und Landbewohner, vor und nach der Einwanderung und Vertreibung der Mohammedaner aus Spanien, gab es in Nordafrika wie in Arabien Stadt- und Landbewohner, aber diese Stadtbewohner immer als eine besondere Abart mit dem Namen Moros, Maures, Mohren, den sie _selbst gar nicht kennen_, bezeichnen zu wollen, ist ebenso l�cherlich, als wolle man bei uns z.B. sagen, die Einwohner von Berlin sind keine Deutsche oder Preussen, sondern Brandenburger. Wir m�ssen daher nochmal darauf aufmerksam machen, dass nicht nur die Bewohner von Tripolis, sondern die aller K�stenst�dte bis Tanger an der Strasse von Gibraltar sich selbst Araber nennen und zum gr�ssten Theile sind; wenn man aber darauf besteht sie Mohren nennen zu wollen, man diesen Ausdruck mit demselben Rechte auf alle Bewohner, welche das ehemalige Mauritanien bewohnen, ausdehnen kann, einerlei, ob es Stadt- oder Landbewohner, Berber oder Araber sind, denn Mohren oder Mauren als besonderes Volk hat es nie gegeben. Als eigenes Volk m�ssen wir noch die Juden, wenn auch nahe verwandt mit den Arabern, hervorheben, man trifft sie mit Ausnahme der Oasen, �berall in den St�dten und selbst im Djebel giebt es Judenniederlassungen. Ebenso falsch ist es unter "Beduinen" ein _besonderes_ Volk annehmen zu wollen. Der Name Beduine von Bedui hergeleitet, hat nur das Wandernde in sich, will aber keineswegs bedeuten, ob dies nur ein wanderndes Berber- oder Araber-Volk sei. Im Rharb oder im Westen von Afrika kennt man �berdies diesen Ausdruck gar nicht. Ausserdem giebt es Schwarze aus dem ganzen Innern von Afrika, nirgends aber haben sie sich zu einer besonderen Gemeinde zusammen gethan, wenn man nicht die kleinen H�ttend�rfer nennen will, welche man unter den Mauern von Tripolis und Bengasi findet und die meistens von Negern bewohnt sind; es ist dies aber meistens der Auswurf von weggelaufenen Sklaven und Sklavinnen und auch weisse Vagabonden finden sich unter ihnen. Wir werden nicht zu tief greifen, wenn wir die Gesammtbev�lkerung von Tripolitanien auf 1 Million Menschen anschlagen.[7] Della Cella sch�tzte sie auf 650,000 Seelen. Wenn man aber bedenkt, dass die Zunahme der Bev�lkerung in den mohammedanischen Staaten �berhaupt nicht in dem wachsenden Maasse vor sich geht wie in den christlichen Staaten, andererseits Pest und Krieg in Anbetracht zieht, welche zehn Jahre das Land verw�stet haben, so wird man finden, dass die Zahl nicht zu niedrig ist. Die Bewohner Tripolitaniens sind sesshaft und umherziehend. Diese, welche entweder in gr�sseren St�dten, die s�mmtlich an den K�sten gelegen sind, wohnen, oder in kleineren Orten, in von Stein und Thon erbauten H�usern, oder aber wie im Djebel, in unterirdischen H�hlen, oder wie in manchen Oasen in aus Palmenzweigen gebauten H�tten, leben von Handel, Industrie, Manufactur, Gartenbau und dem Acker. Die Nomaden, s�mmtlich aus Arabern bestehend, wohnen in Zelten entweder einzeln oder zu einem Fareg oder Duar, d.h. Zeltdorfe vereinigt. Die Zelte bestehen meistens aus einem Gewebe von Ziegenhaar oft mit Kameelhaar untermischt und je nach dem Stamme sind sie verschieden geformt und haben sie verschiedene Abzeichen und Farben im Gewebe. Die Nomaden leben haupts�chlich von Viehzucht, treiben aber auch Ackerbau. Der Kreis ihrer Z�ge ist �berhaupt ein beschr�nkter, nicht jeder Stamm kann mit seinen Heerden hingehen, wohin er will, von Alters her haben sie nach Uebereinkommen ihre bestimmten Grenzen unter sich, welche nicht �bertreten werden. Aber eben da dies Alles nur auf Uebereinkommen und Herkommen beruht, brechen dar�ber oft Streitigkeiten aus, welche zu Krieg zwischen den Triben anwachsen. Obschon die Polygamie erlaubt ist, so sind doch fast alle Tripolitaner, selbst die St�dtebewohner Monogamen. Das was man �ber die Stellung der Frauen bei den Arabern und Berbern im Allgemeinen gesagt hat, ist auch hier in Tripolitanien ebenso falsch und beruht auf oberfl�chlicher Beobachtung der Sitten. Die Frau hat allerdings nicht die hohe und berechtigte Stellung, welche sie in der christlichen Welt einnimmt, welche Stellung zum Theil durch den Mariencultus der katholischen und griechischen Kirche hergekommen, zum Theil in den Anschauungen unserer eigenen heidnischen Vorf�hren begr�ndet ist, indess ist sie doch keineswegs so unterdr�ckt, wie man nach den Beschreibungen der meisten Reisenden vermuthen sollte. Dass die Frau das Mehl reibt oder mahlt, dass sie Brod b�ckt, dass sie die Basina und den Kuskussu zubereitet, endlich das n�thige Wasser f�r die Familie herbeiholt, wenn oft auf grosse Entfernungen, finde ich ganz nat�rlich; was aber die schwere Arbeit anbetrifft, der Ackerbau, die Ernte, die Viehzucht, so sehen wir damit ausschliesslich die M�nner besch�ftigt. Ebenso ist es in den St�dten, die Maurerarbeiten, Tischler, Schlosser, Schmiede und �berhaupt alle Handwerke werden von den M�nnern wie bei uns betrieben, w�hrend der Frau die h�uslichen Arbeiten zufallen. Nur als besonders muss ich hervorheben, dass die T�pferarbeit in Fesan eine Frauenbesch�ftigung ist. Dass aber im Allgemeinen die Frau bei den ans�ssigen, wie nomadisirenden Tripolitanern ebenso das Regiment f�hrt wie bei uns, wird Jedem, der Gelegenheit gehabt hat, in mohammedanischen Familien eingef�hrt gewesen zu sein, bekannt sein. Von Natur sind die Tripolitaner, sowohl Berber als Araber, kriegerisch und stehen in dieser Beziehung keineswegs hinter den Algerinern, den tapfersten von allen an der Nordk�ste von Afrika zur�ck. Die eiserne Hand der T�rken hat sie aber zahm gemacht, so dass jetzt vollkommene Ruhe und Sicherheit im Lande ist, nur in der sogenannten grossen Syrtew�ste und in dem Hochlande von Cyrenaica, wo die Herrschaft der T�rken noch nicht so sicher etablirt ist, w�rde es f�r einen einzelnen Wanderer gefahrlich sein. In fr�heren Zeiten bedeutend fanatischer, wie man aus dem Reiseberichte von Lyons und sp�ter dem von Beechey, ersehen kann, hat auch in dieser Beziehung die Herrschaft der T�rken, welche ja die duldsamsten von allen Mohammedanern sind, eine grosse Ver�nderung hervorgerufen. Die Tripolitaner sind heutzutage, die Rhadamser und Barkenser vielleicht ausgenommen, die duldsamsten Leute geworden. Namentlich in den St�dten und dies gilt besonders von Tripolis, sind die alten Vorurtheile gegen Christen und Juden geschwunden. Die Mohammedaner huldigen in ganz Tripolitanien dem malekitischen Ritus, welcher auch offenbar f�r Nomadenv�lker der bequemste ist. Malek gew�hrt den Leuten, welche nach seiner Weise beten, manche kleine Beg�nstigungen, so z.B. brauchen die Reisenden beim Gebet die Sandalen nicht abzubinden (Schuhe m�ssen jedoch ausgezogen werden) und da dies immer ein umst�ndliches Zeit raubendes Gesch�ft ist, so sind ihm die W�stens�hne daf�r sehr dankbar. Dass �brigens von malekitischen oder hanbalitischen etc. Moscheen in Tripolitanien so wenig die Rede ist, wie anderw�rts, brauche ich wohl kaum zu sagen. Hanbalitische--, Moscheen als Solche giebt es nicht. Alle vier rechten Religionssecten k�nnen in einer und derselben Moschee beten, ohne Unterscheidung und Unterbrechung hervorzurufen. So beruht beim Beten der einzige Unterschied zwischen dem Hanefi und Maleki beispielsweise darin, dass erstere die Arme kreuzen, letztere, nachdem Allahou akbar gerufen, herabh�ngen lassen. So kommt es denn oft genug vor, dass der Vorbeter Hanefisch betet und alle Nachbeter Malekitisch das Gebet vollziehen und umgekehrt. Nur die Chomis oder nicht den vier rechtgl�ubigen Secten angeh�renden Mohammedaner werden in keiner Moschee geduldet. An religi�sen Gemeinschaften giebt es in Tripolitanien haupts�chlich drei, die Anh�nger Mulei Thaib's, die M�dani oder Anh�nger Mohammed el M�dani und die Anh�nger Snussi's. Mulei Thaib, welcher sein Grab in Uezan in Marokko hat, wo er auch lebte und wirkte, hat die �ber ganz Afrika weitverbreitetste Br�derschaft gegr�ndet. Aus dem Hause der Sch�rfa und directer Abk�mmling von Mulei Edris, dem Gr�nder von Fes, stiftete ein anderer seiner Ahnen Mulei Abd Allah Scherif die ber�hmte Sauya von Uezan und zugleich auch einen Orden, der heute noch sehr zahlreich und ber�hmt in Marokko ist. Mulei Thaib, Abk�mmling des Mulei Abd Allah Scherif, nicht zufrieden mit der localen Ausdehnung, erneuerte den Orden und gab ihm die grosse Ausdehnung, die er jetzt noch hat. In Marokko und Algerien sind die Kl�ster und Mkaddem[8] Mulei Thaib's unz�hlig, in Tripolitanien geh�ren nur die Rhadamser der Confraterschaft Thaib's an, weiter nach Osten hat er nur noch einzelne Mitglieder[9]. Die Anh�nger von Mohammed el M�dani sind wenig zahlreich; in diesem Orden sind fast nur gebildete Leute. Die Mitglieder dieser Innung sind ausschliesslich in Tripolitanien und einigen Ortschaften in Aegypten und Tunis. Ihr Gr�nder war ein Wahabite aus Arabien Namens Sidi el Arbi, fl�chtig von seinem Vaterlande, zog er nach Fes und wollte eben seine neue Lehre dort begr�nden als er starb; einer seiner J�nger Mohammed el M�dani (d.h. der aus Medina geb�rtige) setzte sein Werk fort und stiftete den Orden der M�dani. Aber auch in Fes wurde dieser freisinnige Orden nicht geduldet, ebenso wenig in Algerien, wo er sich im Jahre 1829 befand; gleichfalls von Tunis vertrieben, liess er sich in Mesurata in Tripolitanien nieder und konnte hier ungest�rt lehren und f�r die Ausbreitung seiner religi�sen Innung sorgen. Von der eigentlichen Lehre der Wahabiten g�nzlich abweichend, glauben sie an ein g�ttliches Wesen und an einen Rapport des Menschen mit Gott mittelst des Gebetes und einer sinnigen Betrachtung, die Einheit Gottes, die Unsterblichkeit der Seele, Strafe und Belohnung im zuk�nftigen Leben, ist die Basis ihrer Lehre und da dies zugleich die Grundlagen der drei semitischen Religionen sind, so schliessen sie die Christen und Juden als bef�higt in's Paradies zu kommen, nicht aus. Ohne Fanatismus predigen sie die Br�derlichkeit und Toleranz und obgleich auch sie auf Formen und Cultus halten, ist dies bei ihnen Nebensache und nicht unbedingt nothwendig, um eine Vereinigung mit Gott im jenseitigen Leben zu erzielen. Ganz das Gegentheil dieser vielleicht tolerantesten[10] von allen Mohammedanern wurde im Anfange der vierziger Jahre die Br�derschaft der Snussi gegr�ndet. Si Mohammed Snussi in Tlem�en geboren, verliess vom gl�hendsten Hasse gegen die Franzosen und Christen sein Geburtsland und begab sich nach Fes, um dort auf der Hochschule von Karuin die Kenntnisse zu erwerben, welche er f�r nothwendig hielt einen Orden zu gr�nden, welcher haupts�chlich die immer mehr um sich greifenden Ideen und Gebr�uche der Christen unter den Mohammedanern bek�mpfen sollte. Nach einigen Jahren Aufenthaltes in Fesan und da er sah, dass dort die Gr�ndung eines neuen Ordens, den anderen dort schon existirenden gegen�ber keine Aussicht auf Erfolg haben w�rde, besonders da Si Mohammed kein Scherif, sondern bloss ein Thaleb war, ging er nach Mekka, um seinen Ruf der Heiligkeit zu vermehren. Er schlug den Landweg ein durch die W�ste und ber�hrte hiebei Barca und die Uah-Oasen. Frappirt von der Religionslosigkeit der dortigen Eingebornen, die blos dem Namen nach Mohammedaner waren, ersah er sogleich, dass hier die Gegend sei, wo er die Stiftung seines Ordens vornehmen m�sse. Seinen Vorsatz nach Mekka f�hrte er aus und ging dann nach Constantinopel, um sich einen Firman zu erwirken, damit die Localbeh�rden seinem Unternehmen keine Schwierigkeiten in den Weg legten. Nachdem er diesen erlangt hatte, kehrte er zur�ck und legte in Sarabub, dem westlichsten Theile der Jupiter-Ammonsoase eine Sauya an. Obgleich er nie den Zweck aus dem Auge verlor, die christlichen Ideen zu bek�mpfen, war sein Hauptaugenmerk darauf gerichtet Filialsauya zu errichten, der Kreis seiner Anh�nger vermehrte sich, Barca ist ganz dem Snussi unterworfen, ebenso Audjila und Djalo, in Kufra wurde ein neuer Ort gegr�ndet und in Uadai, wohin sein Sohn selbst eine Reise machte, der Orden der Snussi als allein berechtigt, eingef�hrt, Kauar und Fesan halten ebenfalls zu den Gebr�uchen der Snussi, aber im eigentlichen Tripolitanien wurde sein Orden nicht ausgebreitet, eine in Rhadames gestiftete Sauya musste 1864 wieder eingehen. Sein Sohn Sidi el Mabdi, welcher ihm 1860 nachfolgte, scheint nicht den Hass gegen die Christen zu haben, wie sein Vater, seine Hauptsorge scheint im Sammeln von Reichth�mern zu bestehen, was nat�rlich bei allen Orden immer die Hauptsache ist. Das Klima in Tripolitanien ist nat�rlich sehr verschieden: An der K�ste hat dasselbe grosse Aehnlichkeit mit dem von Unter�gypten und d�rfte es an der grossen Syrtenk�ste noch heisser sein, auf den bewaldeten Bergen ist das Klima S�ditaliens, jedoch ist bei Gebliwinde die Hitze viel intensiver. Im Winter ist es �brigens h�ufig, dass Frost und Reif auftreten. Die gr�ssten Gegens�tze finden sich wie �berall in der W�ste in den tripolitanischen Oasen, im Sommer steigt das Thermometer bis �ber 45�, im Winter f�llt es h�ufig unter Null. Ja an einzelnen Tagen betr�gt der Unterschied oft 30�, so hat man in Fesan -4� Nachts beobachtet mit einer nachmitt�gigen Hitze von +24�. Im Winter ist an der K�ste die Feuchtigkeit ebenso gross wie in Norddeutschland und auf den Bergen oft noch gr�sser, namentlich in Cyrenaica. In den Oasen ist selbstverst�ndlich die Trockenheit der Sahara und selbst grosse Strecken feuchten Bodens wie in Fesan haben dem grossen Ganzen gegen�ber keinen Einfluss. W�hrend im Winter die Barometerschwankungen an der K�ste stark und unregelm�ssig sind, bleiben sie im Innern, sowohl Winter wie Sommer unbedeutend und regelm�ssig. Ebenso ist es mit den Winden: im Winter, obschon dann Nordwestwind vorherrschend ist, durchlaufen die Winde oft in einem Tage die Rose, im Sommer sind sie aber ganz gleichm�ssig, fast immer von 10 Uhr Morgens an, von Norden kommend und manchmal nur durch die meistens aus S�ds�dost kommenden gl�hend heissen Gebli- oder Samumwinde unterbrochen. Im Allgemeinen kann man sagen, dass in Tripolitanien ein sehr gesundes Klima ist, am zutr�glichsten ist jedenfalls die k�stliche Luft Cyrenaica's und des Djebel, aber auch an den K�sten in Bengasi, Tripolis und den anderen Orten weiss man von Epidemien und Endemien nichts. So ist z.B. bis jetzt _nie_ die Cholera in Tripolitanien gewesen und wenn in fr�heren Jahren die Pest aufgetreten ist, so r�hrt das jedenfalls durch Einschleppung und mangelhafte sanit�tliche Polizeieinrichtung her. Neuangekommene Europ�er haben in den St�dten oft Leberleiden, meist aber aklimatisiren sie sich rasch. Entschieden ungesund ist das Klima in einigen Theilen von Fesan, wo die Sebcha oder Salzs�mpfe in Verbindung mit faulenden organischen Substanzen im Sommer die b�sesten intermittirenden Fieber hervorrufen. Tripolitanien, welches unter der t�rkischen Regierung ein Eyalet oder eine Provinz ist, hat 7 verschiedene Liva oder Nayet, welche unseren Kreisen oder Districten entsprechen. Die Zahl und Gr�sse derselben wechselt aber h�ufig nach der Laune des Muschir oder Grossgouverneurs. In den ersten Jahren wurden die Liva sogar vom Muschir besetzt, heute werden die Districtsgouverneure jedoch von Constantinopel aus angestellt, in der Verwaltung jedoch sind sie dem Muschir Tripolitanten verantwortlich. Die verschiedenen Liva sind: 1. Tripolis selbst mit Umgebung (Mschiah. Tadjura etc.), 2. Choms, welches die westliche Syrtenk�ste begreift und die Gebirgslandschaft von Tarhona, 3. Sauya, die Landschaft westlich von Tripolis bis nach Tunisien, 4. Djebel, welches das ganze Gebirge s�dlich von Tripolis und Misda begreift, 5. Rhadames mit einigen kleinen Oasen in der N�he, 6. Fesan und 7. Barca, welches das ganze alte Cyrenaica und die Audjila-Oasen begreift. Dem Liva steht ein Kaiumakam vor, der meist auch den Titel Pascha hat, und die Liva sind wieder in verschiedene Mudiriate abgetheilt, denen ein Mudir vorsteht. * * * * * Tripolis. Mein Aufenthalt in Tripolis sollte diesmal ein viel l�ngerer werden, als ich Anfangs vermuthete; bei meiner Ankunft theilte mir Herr Rossi mit, dass Mohammed Gatroni, der nach dem Tode Hammed Tanjani's bestimmt war von der K�ste nach dem Innern die Geschenke zu �bermitteln, in Fesan nicht aufzufinden gewesen w�re, und wenn sich dies sp�ter auch als irrth�mlich erwies, da eines Tages der Gatroner hoch zu Meheri in Tripolis eingeritten kam, so hatte ich doch gleich, um auf alle F�lle den Abgang der Karavane zu sichern, nach Tunis telegraphirt. Herr von Maltzan, der sich dort zu der Zeit noch aufhielt, hatte mir n�mlich sp�ter geschrieben, dass Dr. Nachtigal aus C�ln, welcher Leibarzt beim Bei von Tunis war, geneigt w�re, die Geschenke nach Bornu zu bringen, und da hiezu nun auch die Erlaubniss von Berlin aus n�thig war, fragte ich telegraphisch an und erhielt zur Sendung Dr. Nachtigal's eine zustimmende Antwort. Wenn dieser nun auch rasch genug eintraf von Tunis, so war seine Ausr�stung doch nicht sobald gemacht, er musste wieder nach Malta zur�ck, und da ich auf keinen Fall Tripolis eher verlassen konnte, als bis die Karavane wirklich abgegangen, musste ich mich in Geduld f�gen; jedenfalls hatte ich Zeit genug, diesmal die Stadt recht gr�ndlich kennen zu lernen. Tripolis, welches die meisten Europ�er Tripoli (Beehey schreibt Tripoly), wir Deutschen aber richtiger nach dem Vorgange Carl Ritters Tripolis schreiben, weil gar kein Grund vorhanden ist das s weg zu lassen, �berdies die heutigen Bewohner es auch mit einem s schreiben ([arabisch: Trablis] Trablis) ist nach dem Urtheile der besten alten Geographen, und der meisten neueren Forscher auf der Stelle des alten Oea erbaut. Als dies unter dem Kalifate von Omar zerst�rt wurde, erbauten die Araber eine neue Stadt auf den Tr�mmern, der sie den Namen des ganzen Districtes gaben. Es ist kein Beweis vorhanden, dass weder Sabratha noch Oea ihren Namen vor der barbarischen Invasion ge�ndert hatten. Wir haben aber viele Beispiele, wo die Araber ganze Provinzen durch eine Stadt bezeichnen, so ist oft Stambul die ganze T�rkei, Fes ganz Marokko f�r sie. Auch dass Oea von den Alten nie als Hafen angef�hrt worden ist, ist kein stichhaltiger Grund, es kann vielleicht zu der Zeit bei Oea kein nat�rlicher Hafen wie jetzt bei Tripolis gewesen sein. Die weit vom Spanischen fort nach Osten hinziehenden Riffe und Felseilande beweisen, dass meist dies das Ufer war. Jetzt ist von Alterth�mern nichts mehr in der Stadt, als der allerdings sch�ne vom Scipio Defritus (nach Barth vom Proconsul Caius Oifitus) in den Tagen von Antonin dem Marcus Aurelius Antoninus und Lucius Aurelius Verus errichtete Triumphbogen. Dieser Triumphbogen allein zeugt schon, dass hier eine Stadt gestanden haben muss, da kann es denn auch nach den Itenerarien gar keine andere als Oea gewesen sein. Derselbe ist von sehr sorgf�ltiger Arbeit aus riesigen Marmorquadern aufgef�hrt, aber �ber ein Drittel ist unter Anh�ufung von Schutt und Sand. Auf der Aussenseite sieht man grosse m�nnliche und weibliche Figuren, welche allegorische Scenen darstellen oder geschichtliche Ereignisse repr�sentiren. Die nach Norden zu angebrachte Inschrift ist jetzt halb vermauert, �berhaupt ist das ganze umbaut und durchmauert, in fr�heren Zeiten war sogar eine von einem Malteser gehaltene Schnapskneipe darin. Diese ist nun zwar entfernt, aber nicht etwa aus Piet�t f�r ein Kunstwerk aus dem Alterthume, sondern weil ein altes t�rkisches Gesetz existirt, wonach Schnapsschenken nur in einer gewissen Entfernung von einer Moschee angelegt werden d�rfen und da hat man denn ausgefunden, dass obschon Moschee und Kneipe Jahre lang nebeneinander in Frieden bestanden, die Djemma des Hadj Ali Gordji n�her der Kneipe st�nde, als erlaubt sei und einfach wurde der Befehl zum Schliessen gegeben. Der wahre Grund war aber der, dass die Tholba der Moschee zu viele Gl�ser Araki umsonst verlangten und da der Inhaber der Schenke ohne sich selbst Schaden zu thun, diese nicht mehr verabfolgen wollte, so fand die heilige und gelehrte Corporation schnell einen Grund, die Schenke gesetzlich dort aus dem Auge zu schaffen. Tout comme chez nous, dachte ich, als der fr�here Besitzer mir dies erz�hlte. Andere Alterth�mer darf man h�chstens noch in den Djemmen suchen, auch sieht man an vielen Strassenecken eingemauerte S�ulen oft mit corinthischen Capit�lern, um die H�userecken vor Abschleissen zu bewahren. Einige Steine mit verwischten Inschriften, eine Art von Altarstein mit einem Sperberbilde im n�rdlichen Stadtwall, das ist Alles, was Tripolis dem blossen Auge bietet. Nicht unerw�hnt soll jedoch bleiben, dass der fr�here Generalconsul Mr. Warrington beim Bau seines Hauses in der Mschia dort einige kostbare Glasurnen fand, die jetzt auf dem britischen Museum in London sind. Tripolis wird von zwei Seiten vom Meere besp�lt, im Norden und Osten. Fast f�nfeckig werden die anderen drei Seiten von einer sandigen Ebene umgeben, nach der Landseite sind keine Gr�ben, die Mauern aber hoch und steil, obschon heute so bauf�llig, dass man sie mit Flintenkugeln zusammenschiessen k�nnte. Fr�her hatte die Stadt zwei starke Forts, am nord�stlichen Eck das sogenannte spanische, welches im Jahre 1863 explodirte und das im S�dostwinkel der Stadt, welches aber schon seit Jahren zum Schloss des Gouverneurs umgebaut worden ist. Zwei detachirte Forts, von denen das eine im Norden der Stadt auf einem Felseilande gelegen unter dem Namen des franz�sischen, das andere �stlich am Strande der Mschia gebaut ist, den Eingang des Hafens beherrschend und das englische genannt wird, sind vollkommene Ruinen. Aus dieser Beschreibung wird man ersehen, dass die Stadt, obschon sie von weiten noch recht stattlich und stark aussieht, nichts weniger als stark ist. Fr�her nur mit zwei Thoren versehen, von denen eins sich im Osten auf dem Hafenquai �ffnete, das andere im S�den nach der Mschia hinausf�hrte, hat man jetzt neben dem S�dthor noch ein anderes und auch durch den Westwall ein viertes Thor durchgebrochen. Der Hafen im Osten der Stadt ist durch die vom spanischen Forte aus sich in's Meer ziehenden und mit der K�ste parallel lautenden Riffe, der Stadt und der K�ste gebildet, so dass nur die Seite nach Osten offen bleibt. Mit geringer M�he k�nnte er zu einem der ger�umigsten und sichersten an der K�ste gemacht werden und es scheint auch als ob von der t�rkischen Regierung jetzt wirklich etwas daf�r gethan werden soll. Man kann nicht l�ugnen, dass nach der jetzt erfolgten Durchstechung des Canals von Suez dies auch seine Bedeutung f�r Tripolis und Bengasi haben wird und die Pforte hat das begriffen. Augenblicklich ist der Hafen nur f�r kleinere Schiffe zug�nglich, Schiffe von mehr als 10 Fuss Tiefgang m�ssen auf der Rhede ankern. Die Stadt selbst ist in f�nf Quartiere getheilt, von denen das nordwestlichere mehr von den Juden, das �stliche also am Hafen gelegene, von den Christen bewohnt wird. Fr�her wohnten die Juden in einer Milha, hier Harra genannt, abgesperrt, w�hrend sie jetzt durcheinander mit Christen und Mohammedanern wohnen. Die Strassen in Tripolis sind breit und reinlich (nat�rlich immer vergleichungsweise mit anderen mohammedanischen St�dten) und einige hat man in letzter Zeit sogar angefangen zu pflastern und mit Laternen zu versehen. Von jeher erfreute sich Tripolis �brigens dieses Rufes, Leo beschreibt die H�user als sch�n, im Vergleich zu denen in Tunis, Blaqui�re geht sogar so weit zu behaupten, die Stadt k�nne, was Bauart der H�user und Reinlichkeit der Strassen anbetr�fe, verschiedenen europ�ischen St�dten, am mittell�ndischen Meere als Muster dienen. Die H�user der Mohammedaner haben meistens ein Stockwerk, sind von aussen reinlich geweist und alle mit platten D�chern versehen; in der Mitte ist in jedem Hause ein grosser Hof, zu dem ein gebogener Gang mit doppelten Th�ren von der Strasse aus f�hrt, so dass ein Fremder, wenn auch die Th�ren offen stehen, nie in den Hof des Hauses selbst hineinsehen kann. In diesem Gange sind immer steinerne B�nke angebracht, wo der Hausherr gesch�ftlichen Besuch empf�ngt und sonst die Sklaven und Diener des Hauses sich aufhalten. Die meisten H�user haben auch engvergitterte Fenster nach der Strasse. Die Zimmer �ffnen sich alle auf den Hof durch hohe maurisch gew�lbte Th�ren und sind immer lang und schmal. Die oberen Zimmer �ffnen sich auf eine Gallerie, welche inwendig im Hofe herunterl�uft und dem unteren Hofe zugleich Schatten abwirft. Alle mohammedanischen H�user haben wenigstens einige europ�ische M�beln, die der reichen Kaufleute und Beamten sind vollkommen europ�isch m�blirt. Die H�user der reichen Juden unterscheiden sich in Nichts von denen der Europ�er und die der �rmeren Juden in Nichts von denen der Mohammadaner, nur dass sie noch schmutziger sind. In jedem Hause, auch dem kleinsten, ist eine Cisterne, welche das s�sse Regenwasser des Daches auffangt und das meistens f�r den Consum des Hauses von Jahr zu Jahr gen�gt, da f�r Waschungen, oft auch zum Kochen benutzt, in jedem Hause ein Brunnen ist, der freilich nur brakisches Wasser hat. An �ffentlichen Geb�uden hat Tripolis das Schloss des Paschas, ein unregelm�ssiges Geb�ude ohne jede Sch�nheit in der Architectur, eine Kaserne und Harem, sowie zahlreiche Beamtenwohnungen sind damit verbunden. Von den f�nf Hauptmoscheen zeichnet sich keine durch Sch�nheit aus, auch nicht die neue von Hadj Ali Gordji, in den dreissiger Jahren erbaut, alle aber sind im Inneren mit griechischen und r�mischen S�ulen geschm�ckt, von denen namentlich die am Ssuk el turk befindliche herrliche Monolithen aus Porphyr hat. Die christliche Bev�lkerung hat zwei Kirchen, eine katholische und eine griechische. Mit der katholischen ist ein Kloster verbunden mit Franziscanern. Es ist dies eins der �ltesten Kl�ster, die koptischen in Aegypten ausgenommen, in Afrika und seine Entstehung datirt von der Herrschaft der Malteser Ritter �ber Tripolis. Die M�nche haben eine Schule f�r die Kinder der christlichen Bev�lkerung, ein Theil von ihnen versieht den Gottesdienst und andere sind Handwerker. Der Vorsteher des Klosters, der den Titel Pr�fect f�hrt, hat Bischofsrang und Gewalt. Die Einnahme des Klosters bel�uft sich auf eine Subvention von 20,000 Francs pro Jahr und Sporteln, welche Taufen, Ehen u.s.w., aufbringen. Mit dem Kloster ist ein Hospital verbunden, welches von den Schwestern von St. Joseph geleitet wird. Im Hospitale werden Kranke jeden Glaubens aufgenommen. Die T�rken haben nur ein Militairhospital, welches ausserhalb der Stadt liegt, sonst aber gut eingerichtet ist, 120 Kranke aufnehmen kann und unter Umst�nden auch Civilpersonen ge�ffnet ist. F�r europ�ische Fremde ist ein Gasthaus vorhanden, welches indess selbst f�r die, welche mit bescheidenen Anspr�chen auftreten, noch viel zu w�nschen �brig l�sst. Zahlreiche und gut eingerichtete Funduks sorgen f�r das zeitweilige Unterkommen der Mohammedaner. Es giebt keine eigentliche Bazars in Tripolis, doch bilden ganze Strassen gewisse M�rkte, so ist auf dem Stuk el turk, haupts�chlich f�r Taback, Opium, Kaffee und feinere Sachen gesorgt, in anderen Strassen, wie el Kessariah, werden haupts�chlich einheimische Stoffe und Kleidungsst�cke verkauft; die Z�nfte der Schreiner, Schuster, Sattler, Schmiede u.s.w., haben ihre besonderen Strassen und ausserdem giebt es grosse europ�ische Kaufl�den, wo Alles zu haben ist. Drei Pharmacien sorgen f�r die Bed�rfnisse des kranken Publikums, zwei �ffentliche B�der f�r die Reinlichkeit und dass zahlreiche Schnapsbuden vorhanden sind, braucht wohl kaum angef�hrt zu werden. Ordnung und Sicherheit in der Stadt wird durch Polizisten aufrecht erhalten, obschon man sie bei Tage kaum bemerkt, sondern sie erst Nachts, wo sie h�ufig patrouilliren, wahrnimmt, ausserdem ist eine Hauptwache, Douanenwache und Schlosswache vorhanden, und alle Thore immer mit Doppelposten versehen. Als oberste Municipalbeh�rde fungirt der Schich el bled, und obschon derselbe keinen Gehalt bezieht, ist sein Posten doch einer der eintr�glichsten. Der jetzige Schich el bled ein gewisser Ali Gergeni soll, da er sich schon l�nger als zehn Jahre auf diesem Posten gehalten hat, der reichste Mann von Tripolis sein. Alle europ�ischen Nationen mit Ausnahme der deutschen sind durch Consulate vertreten, von diesen haben die Engl�nder, Holl�nder, Franzosen und Italiener Generalconsulate. Was die Zahl der Bewohner anbetrifft, so m�gen gegen 18,000 Seelen in Tripolis[11] sein, von denen 3000 Christen und 4000 Juden sind. Die Christen sind der Mehrzahl nach Malteser, dann Italiener und Griechen, alle anderen Nationen sind nur durch einzelne Familien vertreten. Die europ�ische Bev�lkerung in Tripolis lebt fast ausschliesslich vom Handel und dieser dehnt sich von Jahr zu Jahr aus, obschon die T�rken nichts thun ihn zu heben. Der Hafenverkehr weist im Zunehmen begriffen einen Schiffsverkehr von �ber 450 Schiffen j�hrlich auf, von diesen sind fast dreiviertel unter otomanischer Flagge fahrend, und die �brigen geh�ren ihrer Wichtigkeit nach der italienischen, englischen, Jerusalemer[12], franz�sischen, griechischen und �sterreichischen Flagge an. Da die Schiffe alle nur klein sind, so haben sie nicht mehr als (z.B. ihre Zahl zu 400 angenommen) einen Gesammttonnengehalt von ca. 30,000 Tonnen. 400 Schiffe w�rden also ungef�hr 12 norddeutschen Lloyddampfern ihren durchschnittlichen Tonnengehalt zu 2500 Tonnen gerechnet, gleichkommen. 400 Schiffe importiren und exportiren durchschnittlich f�r 5,250,000 Fr. an Werth, die Importation �bertrifft aber in der Regel die Exportation. Die haupts�chlichsten Exportationsartikel sind: Korn, Oel, Fr�chte (Datteln, Orangen und Citronen), rother Pfeffer, Thiere, Wolle, gegerbte Felle, Butter, Elfenbein, Wachs, Straussenfedern, Goldstaub, Sklaven, etwas Gummi arabicum, Senne und Indigo, Natron, Schw�mme und Manufacturwaaren: als Matten, K�rbe, Teppiche. Wenn wir annehmen, dass diese einen Gesammtwerth von 5,000,000 Fr. repr�sentirten, so w�rde das Korn allein �ber die H�lfte der Summe ausmachen, dann Oel, Elfenbein, Sklaven, Goldstaub, Wolle und Thiere die zun�chst wichtigen Artikel sein. An importirten Sachen finden wir Kattunstoffe: als Malte und Mahmudi von England, Tuch, Seiden- und Sammetstoffe, Kram- und Esswaaren, Kaffee, Zucker, F�rbestoffe, Wein und Spiritus, Tabak, Brennmaterial, Bauholz, Metalle, Waffen, verarbeitetes Leder, Papier, N�rnbergerwaaren, Porcellan, �chte Corallen, Glasperlen, Bijouterie, Silber (in Form von 5-Fr.-St�cken und Maria-Theresien-Thaler), Uhren, M�beln und andere Manufacturgegenst�nde. Von diesen Gegenst�nden sind die Kattune, Tuch- und Seidenstoffe die wichtigsten, dann kommen zun�chst Kram- und Esswaaren, Glasperlen, Metalle, Zucker und Wein. Nach Testa betheiligen sich die verschiedenen H�fen am Mittelmeere in folgendem Verh�ltnisse: Malta 8/16, die Levante und Alexandrien 3/16, Livorno und Italien 2/16, Tunis 2/16, Marseille und Algier 1/16. Ausser dass nat�rlich t�glich gekauft und gehandelt wird, sind zwei grosse M�rkte w�chentlich vor den Thoren der Stadt, am Dienstag vor dem S�dthore und Freitags vor dem Westthore. Tausende von Menschen kommen dann hier zusammen aus der ganzen Regentschaft, und diese Tage bieten gewiss eins der bedeutendsten und interessantesten Bilder afrikanischen Lebens, das man sich nur denken kann. Sklaven werden heute nicht mehr �ffentlich verkauft, aber heimlich und mit Wissen der Consulate, so dass jeder Europ�er Kenntniss davon hat. Man bezahlt in Tripolis eine h�bsche Negerin mit 120 Thaler, eine Fullo mit 150-160 Thaler und eine Tscherkessin mit 300 Thaler und mehr. Junge Negerbursche sind zu dem Preise von 70-90 Thaler zu haben. Pelissier constatirt noch eine Sklaveneinfuhr von 2708 K�pfen, einen Werth von 759,000 Fr. repr�sentirend, f�r das Jahr 1850, w�hrend Testa f�r dasselbe Jahr nur 1500 Sklaven auff�hrt mit einem Gesammtwerthe von 300,000 Fr. (Testa rechnet pro Kopf 200 Fr., was jedenfalls jetzt viel zu niedrig ist, da ein junger Bursche in Mursuk oft schon mit 70 Maria-Theresien-Thaler bezahlt wird). Es scheint aber als ob jetzt energischere Maassregeln, besonders vom englischen Generalconsulate sollen ergriffen werden. Der derzeitige Gouverneur von Tripolitanien Ali Riza Pascha ein Algeriner, ist im Ganzen ein Mann von Bildung, aber obschon er recht gut franz�sisch spricht, und alles im Schloss bei ihm � la franca ist, so hat er doch lange nicht das Humane, und ein so gutes Administrationstalent wie sein Vorg�nger Mahmud Pascha; dieser war nach seiner Abberufung von Tripolis Kaputan Pascha oder Marineminister geworden, welchen Platz er auch noch heute im t�rkischen Reiche ausf�llt. Ali Riza Pascha war in Frankreich erzogen worden, nachdem sein Vater fr�her Algier aus Franzosenhass verlassen hatte, und nach Constantinopel �bergesiedelt war. Sp�ter als er einsah, dass er nicht gegen den Strom schwimmen konnte, schickte er durch Vermittlung der franz�sischen Botschaft in Constantinopel seinen Sohn auf die Artillerieschule nach Frankreich, wo Ali Riza Pascha sich das Officierspatent erwarb und dann gleich darauf in t�rkische Dienste trat. Da er seine Studien in Frankreich gemacht hatte, konnte ihm hier Avancement nicht fehlen, und im Jahre 1860 hatte er schon den Rang eines Mareschals. Sein Charakter ist seltsam gemischt, so theilte er z.B. Morgens Almosen aus an fanatische Druische, welche Spottlieder auf die Christen und christliche Religion sangen, und ging Abends auf einen Ball oder in eine Gesellschaft, die irgend ein europ�ischer Consul gab. Er versuchte einige Versch�nerungen in der Stadt anzubringen, aber seine Maassregeln waren alle nur halb. Er hatte einen kleinen Thurm mit einer Uhr bauen lassen, und eine Glocke schlug die Stundenzahl; als nun die Araber sagten, der Pascha habe eine christliche Glocke (als Abzeichen einer Kirche in �blen Geruch bei fanatischen Mohammedanern) errichten lassen, verbot er jedem bei Gef�ngnissstrafe das Wort "Glocke" zu gebrauchen, und in den ersten Tagen dieses Uhr-Thurmbaues waren immer einige Individuen im Gef�ngniss, welche sich des Wortes Glocke[13] unvorsichtigerweise bedient hatten. Ali Riza Pascha gab auch B�lle, ebenso der Schich el bled Ali Gergeni, aber beide h�teten sich wohl ihre eigenen Frauen dabei erscheinen zu lassen. Diese durften sich zwar die Herrlichkeiten des Tempels wohl mitansehen, aber nur von einem Zimmer aus, dessen Th�r ein Gitter hatte, von wo aus sie alles sehen konnten, ohne bemerkt zu werden. Sobald ein europ�ischer Consul eine Gesellschaft gab, pflegten Beide nie zu fehlen. Am meisten Aufsehen machte indess sein Colonisationsversuch von Cyrenaica. Wenn schon die Alten ungl�cklich gefahren waren, als sie sich zuerst ca. 640 Jahre vor Christi Geburt bei Plataea, dem heutigen Bomba, unter Battus niederliessen, so war Ali Riza Pascha dadurch keines Besseren belehrt; er ging Anfangs 1869 mit zwei ihm von Constantinopel zur Disposition gestellten Dampfern, welche mit Baumaterial, Lebensmitteln etc. beladen waren, nach Bengasi und von da nach Bomba und Tokra. Die Colonisten waren zusammengelaufenes Gesindel, Bettler und obdachlose Leute aus Tunesien, welche die Hungersnoth nach Tripolitanien getrieben hatte, und dann Leute aus Sauya, Djebel und Mschia, welche nichts zu verlieren hatten. F�r den Unterhalt dieser Leute glaubte Ali Riza Pascha dadurch zu sorgen, dass er jedem Familienvater einige St�ck Ziegen, Abgabenfreiheit auf gewisse Zeit, eine pecuni�re Unterst�tzung (ca. 20 t�rkische Piaster monatlich, also einige Groschen mehr als ein preuss. Thaler), Getreide um eine Aussaat zu machen, dann von der Regierung errichtete Wohnungen gew�hrte. Europ�ische Colonisten schloss er ganz aus, aber mehrere Consuln begleiteten ihn. Wenn man nun aber die Indolenz der Mohammedaner, den Nomadenhang der Araber, ihren unabh�ngigen Charakter in Betracht zieht, so ist es sehr die Frage, ob diese Colonie mit solchen Leuten reussiren wird. Die Hauptsache aber, woran das ganze Unternehmen scheitern d�rfte, ist die schlechte Wahl der Oerter, wo Ali Riza seine Colonisten hinf�hrte; ein Blick auf die Karte von Afrika zeigt uns zwar, dass Bomba und Tabruk die einzigen guten, nat�rlichen H�fen an der ganzen K�ste zwischen Alexandrien und Goletta sind, wo Schiffe gegen alle St�rme gesichert ankern k�nnen. Und immer im Winter bei schlechtem Wetter war dies auch die einzige Zufluchtsst�tte f�r dort in der Gegend auf hohem Meere sich befindende Schiffe gewesen, Ali Riza Pascha scheint aber vorher nicht gewusst, und es sp�ter �bersehen zu haben, dass bei Bomba und Tabruk gar kein fruchtbares Hinterland ist, sondern gleich W�ste, die Leute also, welche sich dort niederlassen, gar keine Gelegenheit haben, Aussaaten zu machen, oder selbst nur Viehzucht zu treiben. Und einen Ort an _dieser_ K�ste, mit _solchen_ Menschen, unter _solchen_ Verh�ltnissen emporbl�hen zu sehen, erscheint mehr als zweifelhaft. Eben die Gr�nde, dass eine Existenz hier nicht m�glich war, zwang die Griechen diesen Ort zu verlassen, um dann in der N�he am Apolloquell die ber�hmte Cyrene zu gr�nden. Obgleich denn auch t�rkische Zeitungen pomphaft die Colonisationsangelegenheit beschrieben haben, so liegen uns aus Privatbriefen Nachrichten vor, dass schon Streitigkeiten mit den dort nomadisirenden Arabern ausgebrochen seien, haupts�chlich des S�sswassers wegen, das auch nur sp�rlich vorhanden ist. Das gesellschaftliche Leben ist namentlich im Winter recht rege, obschon es sehr durch die Rivalit�ten der verschiedenen Consulate gest�rt wird, im Winter 1868/69 wurde es aber noch sehr vermehrt durch den Aufenthalt von Alexandrine Tinne und sp�ter des Baron von Maltzan. Alexandrine Tinne, die k�hne holl�ndische Reisende, war gerade einige Wochen vor mir in Tripolis eingetroffen, von Malta und Tunis kommend, und bereitete sich vor, ins Innere zu gehen. Wie immer auf ihren Reisen ohne festen Plan, hatte sie sich endlich doch entschlossen, nach Fesan und Bornu zu gehen, hatte aber auch schon damals die Absicht, nach Rhat zu gehen, um die dort hausenden Tuareg zu besuchen. Vergebens versuchte ich sie von diesem Gedanken abzubringen, sie glaubte fest, dass, weil Hadj Chnochen, einer der Chefs der Tuareg, vor Jahren mit Colonel Mircher eine Art von Vertrag gemacht h�tte, sie vollkommen sicher in dieser Gegend voll jener wilden Horden reisen k�nne, vergebens beschwor ich sie, jene grossen franz�sischen aus Eisen gemachten Wasserkisten nicht mitzunehmen, welche allerdings f�r die franz�sischen Truppen in Algerien ganz praktisch sein m�gen, aber f�r einen einzelnen Reisenden die gr�sste Gefahr herbeiziehen, weil sie eben die Raubsucht der wilden St�mme erweckt, vergebens suchte ich sie zu bewegen, bew�hrte Diener von Tripolis mitzunehmen, statt jener Algeriner und Tuniser, auf deren Treue sie gar nicht bauen konnte, und welchen sich merkw�rdigerweise eine Menge unn�tzer Weiber und Kinder zugesellt hatte. Alexandrine Tinne liess sich nicht rathen, oder glaubte die Gefahren in den Gegenden, die sie vor hatte zu bereisen, geringer als sie in der That sind. Armes M�dchen, alle liebten sie in Tripolis; Christen, Juden und Mohammedanern war sie in der kurzen Zeit ihres dortigen Aufenthaltes eine Freundin geworden, sie schied wie so viele vor ihr frohen Herzens und mit k�hnem Muthe, und wie so viele vor ihr, sollte sie Tripolis nie wiedersehen. Jetzt bleichen ihre Gebeine mit denen ihrer einzigen beiden treuen Diener im weissen Sande von Fesan, nicht alleine, schon zwei Christen wurden vor langen Jahren auch dort begraben. Friede sei ihrer aller Asche. * * * * * Leptis magna. Tripolis liegt ganz ausser dem Verkehre, die regelm�ssigen Dampfer, welche das ferne Alexandria und das noch weitere Constantinopel t�glich mit Triest und Marseille verbinden, ber�hren Tripolis nie. Von den drei haupts�chlichen Linien, ohne die vielen Privatdampfer zu nennen, der Messagerie Imperiale, dem �sterreichischen Lloyd und der Peninsular and Oriental Company, kommt kein einziger Dampfer nach dem alten Oea--und warum auch? Ausser Alexandria giebt es an der ganzen Nordk�ste von Afrika keine einzige Stadt, welche auch nur im allerentferntesten einen Vergleich mit den bl�henden Hafenpl�tzen vom gegen�berliegenden Europa eingehen k�nnte. Der einzige Verkehr von Tripolis nach Europa wird durch das kleine Dampfschiff Trabulos Garb, welches dann und wann nach Malta f�hrt, unterhalten. Es ist aber so schwach, dass es das geringste Unwetter scheuen muss; ausserdem Eigenthum des Schich el Bled oder des Stadtvorstehers von Tripolis, h�ngt es ganz von den Launen dieses Mannes ab, das Boot gehen zu lassen, oder nicht. Auf diese Art waren wir in Tripolis festgebannt, da der Dampfer des schlechten Wetters wegen nicht auslaufen konnte; um aber dennoch wieder Abwechslung und Nutzen aus diesen gezwungenen Aufenthalt zu ziehen, beschloss ich nach Lebda zu gehen, dem einzigen Ort, welcher namhafte Sehensw�rdigkeiten bietet auf der langen Strecke von Tripolis nach Bengasi. Montag am 21. Januar, Nachmittags, brachen wir auf. Ich hatte alle Kameele des K�nigs zur Verf�gung, sowie die Leute, welche mit der Karawane nach Bornu abgehen sollten, an ihrer Spitze den alten Mohammed Gatroni, der auch noch zuguterletzt nach Tripolis gekommen war und der einen weissen Meheri ritt, welchen ich ihm bei der Trennung in Bornu zum Geschenk gemacht hatte. Mohammed Gatroni, das alte Factotum Barths, der Timbuktu gesehen, Sokoto und Kuka mehreremale durchzogen hatte, war hieher gekommen, um die Geschenke des K�nigs f�r den Sultan von Bornu zu begleiten. Nach seinen grossen Wanderungen mit Barth war er eine Zeitlang mit Hrn. v. Beurmann gereist, und hatte schliesslich mich durch die grosse W�ste bis Bornu, Mandara und Gombe begleitet, sowie endlich im Sommer 1867 meine s�mmtlichen Kisten allein durch die Sahara zur�ckgebracht. Als der K�nig von Preussen beschloss, die Geschenke des Schich Omar zu erwiedern, und zugleich seine Zufriedenheit zu bezeigen f�r die gute Behandlung, die der Sultan von Bornu den deutschen Reisenden, namentlich Hrn. v. Beurmann und mir, erwiesen hatte, war der Gatroner ausersehen worden, die Geschenke zu �berbringen; als aber zweifelhafte Briefe �ber ihn von Mursuk einliefen, wurden, wie schon angef�hrt, die Anerbietungen des Dr. Nachtigal, eines am Tuniser Hofe lebenden Preussen, angenommen, als Ueberbringer der Geschenke des K�nigs nach Kuka zu gehen. Kaum war dieser in Tripolis eingetroffen, als auch der alte Gatroner ankam, es war somit die beste Sicherheit vorhanden, dass die Geschenke gut �bermittelt w�rden. Dr. Nachtigals Instrumente waren jedoch noch nicht von Malta angekommen, und darin bestand der Hauptgrund, um den Dampfer abzuwarten. Denn da unser Landsmann die Absicht hatte, wo m�glich von Bornu aus weiter nach dem Innern vorzudringen, so wollte ich ihn nat�rlich nicht zu einer Abreise ohne Instrumente dr�ngen, wodurch f�r mich freilich mehr als ein Monat verloren ging. Wir waren zu sp�t aufgebrochen, um Tadjura zu erreichen, welches zwar nur 6 Kilometer von Tripolis entfernt liegt, selbst aber eine L�ngenausdehnung von 5 Kilometern besitzt, und wo das Landhaus des italienischen Consuls uns hinl�nglichen Comfort geboten h�tte. Vielmehr mussten wir um 5 Uhr Abends bei bedecktem Himmel und Dunkelheit das Zelt aufschlagen. Wir hatten nur Melcha erreicht, einen Salzsee, der sich zwischen der Mschia und Tadjura befindet. Aber auch hier sollten wir nicht einmal ruhig lagern, denn bald brach ein solcher Regen �ber uns aus, von den heftigsten Windst�ssen begleitet, dass uns in einem Augenblick die Zelte �ber den K�pfen weggerissen wurden. Der Wind blieb fortw�hrend so stark, dass an ein Wiederaufschlagen nicht zu denken war, und die Dunkelheit verhinderte jeden Weitermarsch, obgleich die H�user nicht fern waren. Das beste blieb also, sich ruhig unter die umgewehten Zelte zu legen und den Morgen zu erwarten. Unter diesen Umst�nden war andern Tags an einen regelrechten Marsch nicht zu denken, sondern mit Tagesanbruch gingen wir in die Wohnung des italienischen Consuls, froh ein Unterkommen gefunden zu haben, um unsere Sch�den wieder ausbessern zu k�nnen. Der Landsitz des Consuls befindet sich ganz am S�drande der Oase und ist von hohen D�nen, die Tadjura sowohl als die Mschia umgeben, durch einen kleinen See getrennt, auf welchem oft zahlreiche wilde Enten sich herumtummeln. Tadjura selbst ist eigentlich mit der Mschia und dem Sahel, einer Palmenstrecke zwischen beiden, eine und dieselbe Oasis; politisch ist es indess insofern von Sahel und Mschia unterschieden, als die Bewohner der beiden letztgenannten Orte gar keine Abgaben von ihren Palmen zu geben brauchen, w�hrend die von Tadjura von jedem Palmbaum eine bestimmte Abgabe entrichten m�ssen. Die Befreiung der Mschia und des Sahel ergiebt sich daraus, dass die m�nnliche Bev�lkerung kriegspflichtig ist, gewissermaassen also eine Art Milit�rcolonie vorstellt. Wenn �brigens die Zahl der Dattelb�ume in Tadjura vom t�rkischen Gouvernement auf nur 80,000 angegeben wird, so liegt dabei der Umstand zu Grunde, dass das Geld der als gez�hlt eingetragenen in den Staatsschatz abgeliefert werden muss; aber sicher existirt eine eben so grosse Zahl _nicht_ gez�hlter B�ume, von denen nat�rlich auch die Abgabe, 2� Piaster, erhoben, aber nicht in den �ffentlichen Schatz fliesst. Man wird nicht zu hoch greifen, wenn man die Zahl der Palmen in Tadjura auf 200,000 angiebt. Wir blieben den ganzen Tag �ber in Tadjura, um die Zelte trocknen zu lassen und andere Dinge auszubessern; aber von da an hatten wir wenigstens g�nstiges Wetter. Ohne mich bei der Beschreibung des langweiligen Weges aufzuhalten, f�hre ich nur an, dass wir am ersten Tage nach unserm Abgange von Tadjura dicht beim Kasr Djefara am ued msid, am andern Tage am Fusse des Gebirges, gegen�ber der weissschimmernden Kubba Sidi Abd el Ati's campirten. Am dritten Tage stiess ich auf das Lager Hammed Bei's, des Gouverneurs von Choms, welcher gerade von Tripolis gekommen war, wo er bei seinem Schwiegervater, dem Muschir und Marschall Ali Riza Pascha, die Ramadhanfestlichkeiten verbracht hatte. Hamed Bei erkl�rte nun gleich: ich solle in Choms oder Lebda nicht Zelte schlagen, sondern in seinem Hause wohnen, und ich nahm, da ich aus der Erfahrung wusste, wie wenig angenehm und sicher in Lebda das Campiren ist, mit Freuden sein Anerbieten an. Er brach dann vor mir auf, am Nachmittag aber konnte ich es mir schon in Choms in seinem gastfreundlichen Hause bequem machen. Da es noch fr�h am Tage war, so ging ich gleich mit dem Photographen nach der Ruinenst�tte, um im Voraus diejenigen Pl�tze zu bestimmen, von wo aus Aufnahmen erfolgen sollten, und kehrte dann Abends nach Sonnenuntergang in die Wohnung Hamed Bei's zur�ck. Hier erwartete uns ein splendides Essen, und besonders auffallend war, dass Hamed Bei, wir waren doch nur zu zweit bei Tisch, d.h. er und ich, eine so gl�nzende Erleuchtung spendete. Da waren auf den Nebentischen grosse massiv silberne Candelaber, der Esstisch selbst hatte zwei mit je f�nf Kerzen. Das merkw�rdigste war, dass mein Wirth einen ausgezeichneten Tischwein f�hrte, und selbst mit Maass und Anstand zu essen und zu trinken verstand. Nat�rlich waren Messer und Gabeln vorhanden, und die Diener, f�nf an der Zahl, so abgerichtet, dass sie selbst nach jedem Gange die Bestecke und Teller wechselten. Einer von ihnen war Hauptmann der Infanterie, was nicht hinderte, dass er in Uniform aufwartete. Hamed Bei selbst, der sehr eifers�chtig dar�ber wachte, dass alles europ�isch zuging, gab dann und wann befehlende Seitenblicke oder Fingerzeige, und war wie in Verzweiflung, wenn nicht alles nach seiner Meinung fr�nkisch zuging. Dass nun in der Reihenfolge der Gerichte, in ihrer Zubereitung selbst, nach unsern Begriffen seltsame Anordnungen vorkamen, kann man sich leicht vorstellen: leben doch in Tripolis die Europ�er selbst eher t�rkisch als europ�isch in ihren Gesellschaften. In Hamed Bei lernte ich einen der besten Civilisationst�rken kennen, gerade aber ihn hatten die Tripolitaner aus der n�chsten Umgebung des Pascha's zu entfernen gesucht, und dies dadurch erlangt, dass er als Kaimmakam nach Choms versetzt wurde. Rechtlicher als die meisten Beamten, war er, sagt man, namentlich dem Schich el bled, oder Stadtvorsteher von Tripolis, ein Dorn im Auge gewesen, und dieser hatte mittelst seiner Freunde, des Personals des franz�sischen Consulates, seine Entfernung von Tripolis verlangt. Man muss aber nicht denken, dass Hamed Bei deshalb nach unsern Begriffen in Geldsachen ein makelloser Mann gewesen sei; die Leute in Choms erz�hlten mir sogar, dass er allein bei den Abgaben von den Oelb�umen das Doppelte erhebe (statt eines halben Sbili einen ganzen), und als ich auf dem R�ckwege zuf�llig mit einem der untern Beamten, einem Abgabensammler, zusammentraf, f�gte dieser hinzu: dass Hamed Bei in den letzten Tagen etwa 18,000 Mahbub--ein Mahbub ist etwas mehr als ein preuss. Thaler--bei den Abgabensammlungen profitirt habe. Dabei lobte merkw�rdigerweise der Abgabensammler Hamed Bei in solch warmen Ausdr�cken, dass ich nicht umhin konnte zu fragen, ob er selbst nicht auch sein Profitchen gemacht habe, was er zwar in Abrede stellen wollte, indess sicher der Fall war. Araber und T�rken sind �brigens so an Erpressungen und Unterschleife gew�hnt, dass sie sich ohne sie gar keine Administration denken k�nnen; Civilisation, rechtliche Verwaltung sind auch �berdies schon bei V�lkern unm�glich, die ihre Richtschnur nach dem Koran nehmen; wer heutzutage noch glauben kann, die V�lker civilisiren zu wollen, welche dem Islam huldigen, der komme und sehe selbst die T�rkei, Aegypten und Tunis, und ich glaube sagen zu d�rfen: alle mohammedanischen Staaten sind heute noch dasselbe, was sie vor hundert Jahren gewesen, d.h. zu einer Zeit, wo die sogenannten Reformen bei ihnen noch nicht eingef�hrt waren. Man kann nicht genug wiederholen, dass gewisse V�lker nicht zu civilisiren sind, eben weil ihre eigene Gesetzgebung keine Civilisation erlaubt. W�rden wir Europ�er vielleicht nicht in demselben Fall sein, wenn wir zuf�llig uns nicht freigemacht h�tten von einer Religion, die f�r ganz andere V�lker in l�ngst vergangenen Zeiten, zu anderen Bed�rfnissen passte? Denn sicher wird man nicht behaupten wollen, dass die Sitten und Bed�rfnisse, die ganze Anschauungsweise eines Volkes zur Zeit der Pharaonen, zur Zeit der C�saren dieselben waren, wie sie es jetzt sind im Jahrhundert des Telegraphen und des Dampfwagens. Gl�cklicherweise f�r uns ist unser Christenthum heute aber auch nicht mehr das Christenthum der ersten Jahrhunderte: wer dieses will, gehe nach Abessinien oder besuche die Copten oder andere V�lker, die streng an den Satzungen der Kirche festgehalten haben, und sehe, was aus ihnen geworden ist. Trotz eines heftigen Windes nahmen wir am folgenden Tage vier Ansichten von Lebda auf: das s�dliche Stadtthor, die s�dliche Front der grossen Basilika, die Ansicht eines grossen Palastes, der wahrscheinlichen Wohnung des H�chstcommandirenden, und eine Uebersicht vom Hafen, der freilich jetzt ganz versandet ist. Lebda fanden wir v�llig so, wie wir es verlassen hatten, h�chstens um einige S�ulenst�mpfe �rmer, die der jetzige Gouverneur von Tripolis, Ali Riza Pascha, von dort nach Tripolis hatte holen lassen, um damit seine Anlagen zu verunzieren. Es w�re gewiss merkw�rdig zu wissen, ob die Sand�berschwemmung Lebda's auf einmal oder nach und nach eingetreten sei. Ich glaube, man muss wohl beides annehmen; denn nach der ersten Zerst�rung von Leptis magna fand Justinian die Haupt-, d.h. Weststadt so mit Sand �bersch�ttet, dass er die Wiederherstellung aufgab und seine Hauptsorgfalt auf die Neapolis oder Oststadt verwendete[14]; es muss also ein aussergew�hnlicher Orkan geherrscht haben, der nach der Zerst�rung durch die Vandalen diesen Stadttheil mit aufgew�hltem Meeressand �bersch�ttete. Kleinere St�rme f�gen noch immer Sand hinzu, und so d�rfte einmal eine Zeit kommen, wo ganz Lebda, wenigstens der westliche Stadttheil, die eigentliche Hauptstadt, verschwunden sein wird. Wie indess hier die Sandd�nen in geschichtlicher Zeit aus dem Meere geworfen worden sind, so ist vor Zeiten die ganze grosse Aregformation in der Sahara ebenfalls ein Meeresproduct, und die Behauptung franz�sischer Forscher[15] g�nzlich unhaltbar, dass die D�nen der W�ste ein Zersetzungsproduct von Felsen seien. Lebda nun, wie es sich uns heute zeigt, bildet drei Haupttheile. Die hoch- und dickmaurige Altstadt, auf beiden Seiten des Flusses gelegen, doch so, dass die Haupth�lfte sich auf dem linken Ufer befand, w�hrend auf dem rechten nur Gew�lbe gewesen zu sein scheinen; nahe dem Meere zu, s�dlich von dem westlichen Hafenfort, scheint die Stadtmauer der �stlichen Stadth�lfte zugleich die des Hafens gewesen zu sein. Wenigstens f�llt die S�dseite des Forts auf der rechten Flusszunge direct ins alte Hafenbassin; sie bildet dort sch�ne Quais, woran noch die grossen Quadern zur Befestigung der Schiffe vorhanden sind, und Treppen, welche zum Hafen hinabf�hrten; jetzt nat�rlich steigt man mittelst der Treppen auf aufgewehten und aufgeschwemmten Sandboden. Diese Altstadt enth�lt fast allein die �ffentlichen Geb�ude: als Pal�ste, Kirchen, das Forum etc., aber alle zur H�lfte, einige ganz, von Sand �bersch�ttet. Kaum m�chte ich indess glauben, dass das, was Barth als [griechisch: polis] oder Altstadt bezeichnet, dies wirklich gewesen sei. Ich glaube vielmehr, dass die westliche Landspitze mit dem heute noch Staunen erregenden Festungswerke sonst unbewohnt war, denn man findet auf dieser Landspitze--die auch viel zu eng ist, um nur zwei Reihen von H�usern aufzunehmen, m�gen wir uns die Privatwohnungen der Griechen und R�mer noch so beschr�nkt denken--gar keine andere Spur von Geb�uden, als solche, die auf Vertheidigung und Schutz hindeuten, und gerade eben die drei Ueberreste von Quermauern, welche die Landzunge von der Altstadt trennen, deuten darauf hin, dass hier das eigentliche Reduit lag. Die kolossalen Quaderbauten nach dem Meere zu sind vollkommen gut erhalten, leider erlaubte der Sturm mir nicht, die unterirdischen Kammern, die vom Meer aus in die untere Partie des Forts m�nden, zu besuchen; das Meer peitschte mit solcher Gewalt seine sch�umenden Wogen gegen die Oeffnungen, dass es unm�glich war, hineinzudringen. Die ganze Landzunge ist �brigens nach dem Meere zu durch eine starke Quadermauer gesch�tzt. Westlich von der Altstadt findet sich nun ein Ruinenfeld, welches fast bis nach Choms hinreicht. Von diesem Ort ausgehend, st�sst man auf einen fast 50' hohen Obelisken, aus Sandstein erbaut, gut erhalten, der wahrscheinlich ein Grab ziert. Die zahlreichen Grundmauern von Privatwohnungen und einige �ffentliche Geb�ude deuten an, dass hier eine "Neustadt" war; eine Mauer scheint dieselbe nicht umgeben zu haben. Aus den Beschreibungen der Alten geht �brigens hervor, dass Leptis wenigstens vor der R�merherrschaft schlechtweg den Namen Neapolis f�hrte. Nach Sallust von den Sidoniern gegr�ndet, welche Unruhen halber ausgewandert waren, entstand die Stadt unter dem Namen Leptis an dem Orte, wo wir die jetzigen Ruinen vor uns haben, ungef�hr zur Zeit als Cyrene schon aufgeh�rt hatte, von K�nigen regiert zu werden, sich aber zu einer Republik constituirt hatte. Scylax kennt die Stadt dann nur unter dem Namen Neapolis und Strabo und Ptolem�us schreiben, "Neapolis auch Leptis genannt". Unter den R�mern erhielt sie den einheimischen Namen zur�ck, und wurde magna genannt, im Gegensatz zu Leptis bei Carthago. Leptis magna musste eine sehr reiche Stadt sein, da sie, wie Livius anf�hrt, t�glich ein Talent Silber als Abgabe an Carthago zahlte. Im Kriege der R�mer mit Jugurtha hielt sie zu ersteren, wurde daher sehr beg�nstigt und erhielt die Rechte und Beg�nstigungen einer Colonie, als solche kennen sie Plinius und Ptolem�us noch nicht, auf den Peutinger'schen Tafeln ist sie aber als Colonie gezeichnet. Kaiser Severus that ausserordentlich viel f�r die Stadt, aber bei dem Einbruche der Ausurianer ging sie fast ganz zu Grunde, und der sp�tere theilweise Wiederaufbau unter Justinian vermochte ihr ihre alte Bl�the nicht wieder zu geben. Im siebenten Jahrhundert fiel sie dann ein Opfer der hereinbrechenden Araber, um nicht wieder von ihren Ruinen und den sie deckenden Sandd�nen zu erstehen. Die eigentliche sp�tere Neustadt befand sich indess auf dem rechten Ufer des Lebda durchschneidenden Flusses, und hat einen sehr ausgedehnten Umfang, auch ist noch �berall die Grundmauer ihrer Umgebung deutlich wahrzunehmen. In sp�teren Zeiten war sie indess wohl der Hauptsitz der Bev�lkerung, da Septimus Severus seinen Palast sich dort erbaute. Gleich �stlich von diesem Stadttheile zieht sich dann die Nekropole nach SO. hin, von der Wasserleitung durchschnitten, welche im Hafenquai selbst m�ndete. Das besterhaltene Denkmal ist der Hippodrom von Leptis magna, und f�r eine Provinzialstadt war er sicher einer der gr�ssten und pr�chtigsten[16]. Ganz am Ostende aller Baulichkeiten von Lebda gelegen, zieht er sich dicht am Meere hin, derart, dass die eine Wand durch das Ufer, also nat�rlicherweise, gebildet wird, w�hrend die andere der ganzen L�nge nach durch einen grossartigen Steinbau, welcher zugleich das Meer abh�lt, begrenzt wird. Das ganze Stadium ist derart angelegt, dass auf eine innere L�nge von 550 Schritten das Westende mit einem Tempel anf�ngt, dessen m�chtige Grundmauern noch erhalten sind. Von diesem Tempel bis zur Spina sind 200 Schritte: es war dies der Raum zum Ablaufen, Aphesis genannt. Die Spina selbst, �berall 5 Schritte breit, beginnt mit einem Rundtempel, halben Durchmessers, aber nur die Basis dieses Tempels, durch einen Zwischenraum von der Spina getrennt, ist noch vorhanden. In der Mitte der Spina befand sich ein anderer Tempel, 120 Schritte vom ersten entfernt. Ueberhaupt haben beide H�fen einen wahrscheinlich �berdachten S�ulengang gehabt, wenigstens finden sich �berall die Spuren eines S�ulenganges, sowie zahlreiche S�ulen�berreste. Beide H�lften der Spina sind mit Durchg�ngen versehen. Dem Rundtempel gegen�ber befindet sich am andern Ende der Taraxippos, oder das Umkehrzeichen, in Form eines Halbkreises von der Spina getrennt. Der Hippodrom scheint mit keiner Rundung abgeschlossen zu haben, aber auf der �ussersten �stlichen Wendung, wo die k�nstliche Mauer mit dem nat�rlichen Erdwall, der auch steinerne Sitze hatte, zusammenst�sst, befindet sich ein solides pyramidenartiges Geb�ude, das vielleicht eine Statue trug. Gleich s�dlich vom Stadium erhob sich das Amphitheater, es ist aber nichts weiter davon �brig, als die kreisrunde Einsendung in den Boden, welche theils nat�rlich, theils k�nstlich ist. Ich habe mich darauf beschr�nkt nur eine allgemeine Uebersicht der Topographie der Stadt zu geben, da mit Ausnahme des Hippodroms eine Beschreibung der einzelnen Geb�ude, ohne sie vorher vom Sande befreit zu haben, unm�glich w�re. Beim Photographiren der Basilika hatte ich indess noch das Gl�ck, eine Inschrift zu entdecken, die, wenn auch nicht von besonderem Interesse, doch neu ist; auch konnte ich mehrere Gemmen kaufen, sowie einige M�nzen. Hamed Bei hatte sogar die Freundlichkeit, mich auf einen nahe liegenden Berg f�hren zu lassen, wo er eine Inschrift entdeckt hatte. Dar�ber aber, und weil Hamed Bei mich nicht ohne Fr�hst�ck fortlassen wollte, verlor ich meine Karawane. Ich hatte sie n�mlich schon am Morgen fr�h fortgeschickt, und dem Gatroner gesagt, nach einem kleinen Tagmarsch am Wege zu lagern. Da ich aber vom Berge, wo die Inschrift sich befand, erst Nachmittags herunterkam, �berfiel mich beim Weiterreiten schnell die Nacht, und unm�glich war es, irgend etwas zu unterscheiden. Obgleich ich mehrmals Doppelsch�sse abfeuerte, namentlich so oft ich Wachtfeuer erblickte, wollte es mir nicht gelingen, den Lagerplatz meiner Leute ausfindig zu machen, und um 10 Uhr Abends, als mein Esel, der nun den ganzen Tag im Gange gewesen war, nicht mehr weiter konnte, musste ich mich endlich entschliessen, ein anderes Lager zu suchen. Zudem musste ich jetzt meine Karawane l�ngst hinter mir gelassen haben. Gl�cklicherweise sah ich bald ein Wachtfeuer, und schickte meinen Neger dorthin, ein Nachtlager zu erbitten. Es fand sich, dass nicht weit vom Weg ein einzelnes Araberzelt stand und die Eigenth�mer bewilligten auf's gastlichste meine Bitte. Freilich war von Bequemlichkeit keine Rede, die Leute waren so arm, dass sie nicht einmal eine Matte besassen, und wenn nicht ein best�ndig unterhaltenes Feuer, neben welchem ich mich ausstreckte, die ganze Nacht etwas W�rme im luftigen Zelte verbreitet h�tte, so w�rde ich bitter von K�lte gelitten haben. Man kann sich leicht denken, dass das Abendessen bei diesen armen Leuten nicht besser ausfiel: etwas Basina (Weizenmehl-Polenta), welche ich mit meinem Wirth aus einer Sch�ssel mit den Fingern ass, war alles, was zu haben war. Mein armer Esel fuhr noch schlimmer: nicht einmal Stroh war f�r ihn aufzutreiben. Die armen Leute, von der t�rkischen Regierung ganz ausgesogen, hatten �brigens ihr M�glichstes gethan, und so nahm ich am folgenden Morgen mit Dank von ihnen Abschied, indem ich einem kleinen Kinde im Zelte reichlich an Geld gab, was ich bei den Eltern verzehrt hatte. Denn dem Araber selbst Geld f�r seine Gastfreundschaft anzubieten, w�re gegen alle gute Sitte gewesen. Mein Esel, der an Altersschw�che litt, wollte gar nicht mehr von der Stelle, und nachdem ich einige Stunden zu Fuss marschirt war--den Esel liess ich durch meinen Neger treiben--war ich froh, als ich in einem Zelte, welches dicht am Wege von Beduinen aufgeschlagen worden, ein Pferd zur Weiterreise miethen konnte. Hungrig wie ich war, fand ich hier ein besseres Mahl. Eier, Milch und Gerstenbrod setzten mich in den Stand, noch an demselben Abend Tadjura, freilich etwas sp�t, zu erreichen, und hier kehrte ich im Landhause des italienischen Consuls ein, denn auch mein Pferd wollte nicht mehr weiter. In der That ist der Weg von Tripolis bis Lebda bedeutend weiter, als man nach den Karten glauben sollte, die zahlreichen Kr�mmungen verl�ngern die Strecke sicher um ein Viertel; dazu kommen mehrere Strecken D�nen, auf denen Thiere und Menschen bald erm�den. Am andern Morgen fr�h war es nur noch ein Spazierritt bis zu meiner Wohnung in der Mschia. Meiner Karawane, der ich vorausgeeilt war, gelang es �brigens schon am folgenden Morgen einzutreffen; die Kameele hatten sich auf dem Wege ebenso gut gehalten, wie die Leute. * * * * * Bengasi. Ich hatte mich sehr beeilt von Lebda wegzukommen, weil ich vermuthete, dass bei dem sch�nen Wetter der Dampfer rasch von Malta zur�ckkommen w�rde, und ich keinenfalls Veranlassung sein wollte den Abgang der Karawane nach Bornu zu verz�gern. Wider Erwarten war das Dampfschiff noch nicht angekommen, ja ein von Malta eingetroffenes Telegramm besagte, dass das Schiff erst nach Ende des Carnevals abgehen w�rde. Herr Rossi hatte daher gleich einen Sapti� (berittener Soldat) nach Lebda geschickt, mit einem Briefe des Inhalts: ich brauche mit meiner R�ckreise nach Tripolis nicht zu eilen, leider hatte mich dieser Sapti� verfehlt. Es that mir dies um so mehr leid, als ich so die Gelegenheit aus der Hand gegeben hatte, noch mehrere interessante Ansichten von Lebda photographiren zu lassen. Endlich kam nach dem Carneval der lang ersehnte Dampfer an, und nun konnte, da seit langem alles vorbereitet war, die Karawane abgehen. Es war dies das erstemal, dass ein officieller Act unter preussischer Aegide seitens Deutschlands in Tripolis vorgenommen wurde. Wenn auch in fr�heren Zeiten fast die H�lfte aller von Tripolis abgegangenen Reisenden Deutsche gewesen waren, so waren dieselben, wie Barth, Overweg und Vogel, durch Englands Gelder ausger�stet, und von der englischen Regierung abgeschickt, als Engl�nder betrachtet worden. Die von Moritz v. Beurmann und mir unternommenen Reisen hatten einen vollkommen privaten Charakter gehabt; wenn auch bei meiner Reise nach Bornu der K�nig von Preussen sich mit einer grossm�thigen Unterst�tzung betheiligt hatte, so war nie von einem Regierungsunternehmen die Rede gewesen.[17] Ganz anders war es jetzt: Dr. Nachtigal ging mit einem bestimmten Auftrage in's Innere, einem Auftrage, der ihm vom K�nig von Preussen, dem Schirmherrn von Norddeutschland war �bermittelt worden. Sein Abgang musste daher mit einer gewissen Feierlichkeit stattfinden. Zum erstenmale sollte die neue norddeutsche Fahne in's Herz von Afrika getragen werden, und auf dem Christenhause in Kuka, der Hauptstadt Bornu's, wehen, wo bis jetzt nur die englische und die Bremer Flagge war gesehen worden. Die schwarz-weiss-rothe Flagge sollte, so hoffen und w�nschen wir, von hier noch weiter getragen werden, wo m�glich bis an die Ufer des indischen oder atlantischen Oceans. Ueberdies waren wir w�hrend der Zeit unseres Aufenthaltes in Tripolis von allen Consulaten mit Aufmerksamkeiten aller Art �berh�uft worden. Die einzelnen Familien wetteiferten, um uns unsern tempor�ren Aufenthalt so angenehm wie m�glich zu machen. Am Tage des Abganges der Karawane lud ich daher s�mmtliche Consuln und die angesehensten Familien der Stadt ein, beim Abschiede gegenw�rtig zu sein. Die Zelte des Dr. Nachtigal waren schon vorher am Rande der Mschia aufgeschlagen worden. Kameele und Gep�ck lagen daneben. Fast alle kamen unserer Einladung nach, auch das t�rkische Gouvernement hatte sich durch Hammed Bei, dem Schwiegersohn des Gouverneurs, und durch einen in Wien erzogenen Officier, Masser Bei, Oberst im Generalstab, vertreten lassen. Dort am Ende des Palmwaldes, am Anfange der Sandd�nen, wurde nun den Tripolitanern ein Piknik gegeben, wobei nat�rlich der Stoff des Essens nach arabischer Manier hergerichtet war, d.h. in ger�steten Hammeln und enorm grossen Kuskussu-Sch�sseln bestand; aber auch Wein, freilich nicht von bester Sorte, wurde geschenkt, so dass die Gesundheit auf den K�nig Wilhelm vom holl�ndischen Generalconsul, sodann die auf die gl�ckliche Ueberkunft der deutschen Expedition vom englischen Generalconsul unter allgemeinem Jubel ausgebracht werden konnten. Schliesslich kamen dann auch noch die Tripolitaner Stadtmusikanten, eine Fl�te, eine Harfe, eine Geige und eine Trommel heraus, so dass es den tanzlustigen Tripolitanerinnen, ein Platz war bald gefunden, an Walzern und Polka's nicht fehlte. Man kann sich denken, mit welchen Augen Araber der Stadt und Umgegend diesem, f�r sie nie gesehenen Treiben, zusahen. Wahrscheinlich hielten sie uns alle f�r christliche Derwische, und der alte Gatroner, der nie fr�her Europ�er gesehen hatte als nur vereinzelt, und nie weiter nach Norden in Afrika gekommen war als Mursuk, schwur beim Haupte des Propheten, er wolle nach R�ckkehr von Bornu nach Prussia selbst, "in scha Allah." Am andern Morgen fr�h trat die Karawane ihren ersten Marsch an, nachdem sie Nachts am Rande der Mschia campirt hatte, die hohen Sandd�nen entzogen sie bald unsern Blicken, und wir unsererseits kehrten nach der Stadt zur�ck, und hatten somit die Aufgabe, die Geschenke des K�nigs f�r den Sultan von Bornu von Tripolis aus abzusenden, gel�st. Es handelte sich jetzt darum, ein Schiff zu finden, um nach Bengasi zu kommen, denn der Weg um die grosse Syrte war durch die lang anhaltenden Regen ganz unpassirbar geworden, namentlich w�re es unm�glich gewesen ihn mit Kameelen zu durchschreiten. Die Ufer der Syrte befanden sich in dem Zustande, wie sie von Strabo und Mela so treffend beschrieben worden sind. Uebrigens glaube ich, dass wenn della Cella meint, die Landschaft s�dlich von der grossen Syrte habe den Namen Sert oder S�rt als Erinnerung und Ableitung von Desertum, er darin einfach �bersieht, dass der Ausdruck "surtis" von "surein" ziehen, eben so gut auf's Land passt, wie auf den Meerbusen selbst. Land und Meer verschwimmen um die Zeit der hohen, durch den Nord- und Nordwestwind hervorgebrachten Fluthen, und wer um diese Zeit eine Reise um die grosse Syrte machen wollte, w�rde rettungslos in die Tiefe gezogen werden, falls er nicht einige nur den Eingebornen bekannte Pfade, die hindurchf�hren sollen, inne hielte. Ueberdies ist das, was wir auf den Karten unter dem Namen die Syrtenw�ste bezeichnen, keineswegs Desertum, sondern das fruchtbarste Weideland, von vielen Nomaden und ihren Heerden durchzogen. Der Weg aber bot im Verh�ltniss zu seiner L�nge wenig interessantes, wenn man nicht von einzelnen Punkten Excursionen in's Innere machen wollte. Von della Cella, Beechey und Barth, was die K�ste anbelangt, beschrieben, konnte man nur dann hoffen auf diesem Wege neues zu bringen, falls man �ber Mittel und Zeit zu Nachgrabungen zu verf�gen hatte. Da Dampfer nur zuf�llig nach Bengasi eine Fahrt machen, so konnte ich blos an Segler denken, aber selbst bei widrigem Winde, wo die Schiffe circa 14 Tage unterwegs sind, war es einer Landreise gegen�ber, welche nicht unter 35 Tagen gemacht werden kann, eine bedeutende Zeitersparniss; bei g�nstigem Winde segelt man blos drei, manchmal nur zwei Tage. Es traf sich sehr gut, dass Ali Gergeni, der Scheich el bled von Tripolis, eine Brigg im Hafen f�r Bengasi fertig clarirt hatte, aber er wollte sie nur gleich absegeln lassen, wenn ich die ganze Caj�te miethen w�rde. Gross und comfortabel war dieselbe nun zwar nicht, aber daf�r theuer. Indess ohne Wahl, blieb mir nichts anderes �brig. Ausserdem hatte ich f�r f�nf meiner Leute zu zahlen und f�r meinen Reitesel, und musste wenigstens f�r zwanzig Tage Proviant einnehmen. Indess konnte ich am Sonnabend Abend, am 20. M�rz, einige Tage nach dem Abgange der Karawane des K�nigs, mit allen meinen Leuten an Bord gehen, und am andern Morgen fr�h segelten wir mit halbem Winde aus dem Hafen. Die Brigg hatte ein entsetzliches Aeussere, auf dem Decke lungerten 40 bis 50 zerlumpte Araber, Juden, Levantiner Christen, Greise, M�nner, alte Weiber, Frauen, Kinder, alles Kuddelmuddel durcheinander, mit ihren werthlosen Habseligkeiten: T�pfen, Matratzen, alten Teppichen und Kisten und Kasten. Von der Caj�te aus sich bis zum Vordertheile des Schiffes einen Weg zu bahnen, war kaum m�glich, so voll war das Verdeck. Diese Caj�te, circa 4 Fuss Cubik haltend, denn sie war auch so niedrig, dass man nur ganz geb�ckt sich darin halten konnte, hatte ausserdem drei Cojen, Tische und St�hle fehlten, als in einem Araberschiffe selbstverst�ndlich, sie h�tten auch schwerlich Platz gefunden, dennoch gelang es, einen Theil meiner Bagage unterzubringen. Und besser, als ich gedacht hatte, ging die Fahrt von statten, etwas Seekrankheit, etwas Sturm, etwas Windstille waren unsere Abwechslung, denn unser Reis (Capitain) war ein erfahrener Mann, und statt sich an der K�ste zu halten, fuhren wir geraden Wegs nach Bengasi �ber, hatten mithin bald das Ufer ausser Sicht verloren. Schon am sechsten Tage erblickten wir Land, und bald darauf tauchte das Minaret auf, dann die Stadt, welche sich von weitem recht stattlich ausnahm. Viel trugen freilich das Fort an der einen Seite, die Palmeng�rten, die schmucken europ�ischen H�user, und im Hintergrunde die bl�uliche Bergkette dazu bei. Aber ohne einen kleinen Schreck sollten wir nicht davon kommen. Schon hatten wir einen Lootsen an Bord, und derselbe hatte das Commando �bernommen, als nach einigen Windungen zwischen den Klippen das Schiff aufstiess. Das Wasser war so klar und so wenig tief, dass wir �berall Grund sehen konnten, wir waren auf einen Felsen gerathen, wo nach Aussage des Lootsen noch 7 Fuss Wasser sei, und unser Reis behauptete, das Schiff ginge nur 6 Fuss tief. Das konnte nun unter gew�hnlichen Umst�nden der Fall sein, aber �berladen, wie es war, ging es mindestens 7 Fuss tief. Grosses Geschrei und Umherst�rzen waren die n�chste Folge, jeder schrie und commandirte, aber niemand gehorchte. Und schon glaubte ich, es w�rde beim "Gott ist der Gr�sste, nur bei Gott ist H�lfe", sein Bewenden haben, als zahlreiche Boote vom Ufer stiessen. Unser Reis, der noch der Vern�nftigste von allen war, liess nun gleich fast alle Passagiere debarquiren, und dann rasch einen Theil der Ladung nachfolgen, so wurden wir nach kurzer Zeit flott, und ohne dass die Brigg Schaden genommen hatte, wurden wir dann in den Hafen bugsirt. Mittlerweile hatte ich einen meiner Leute mit den debarquirenden Passagieren an's Land geschickt, um Quartier zu suchen, und die alsbald auf den Consulaten als Gruss aufsteigenden Flaggen sagten mir, dass man meine Ankunft erfahren hatte. Nicht lange dauerte es denn auch, so kamen der englische und franz�sische Consul an Bord, um mich abzuholen, und gleich darauf waren wir im ger�umigen, englischen Consulatsgeb�ude untergebracht. Herr Chapman, der den abwesenden Alterthumsforscher, Herrn Denys, als Consul vertrat, nahm uns mit der liebensw�rdigen Gastfreundschaft auf, welche im Auslande Engl�nder und Franzosen so sehr vor den andern Nationen auszeichnen. Am folgenden Tage wurde dann gleich mit der Ausr�stung begonnen; es waren Kameele, S�ttel, Stricke, Maulk�rbe f�r die Kameele (gegen die von den Arabern sehr gef�rchtete Drias-Pflanze, bis jetzt von allen Reisenden f�r das ber�hmte Silphium gehalten) und vor allen der nothwendige Proviant zu schaffen. Fr�here Reisende in Cyrenaica haben sich damit beholfen, Kameele zu miethen; ich fand die Preise aber so in die H�he getrieben, dass ich mich entschloss, welche zu kaufen, und dies habe ich sp�ter auch keineswegs zu bereuen gehabt. Freilich musste ich auch noch die Zahl der Diener um einige erh�hen, aber andererseits war ich daf�r Herr meiner Karawane und meiner Bewegungen, konnte zudem annehmen, dass bei dem reichen Krautwuchse zu der Jahreszeit, wo in Cyrenaica alles gr�nte und bl�hte, die Kameele sich so halten w�rden, um sie nach beendeter Reise mit nicht allzugrossem Verluste wieder an den Mann bringen zu k�nnen. F�nf gute Kameele wurden mir also durchs franz�sische Consulat eingekauft, alle anderen Eink�ufe besorgte der Canzler des englischen Consulats. Selbst wenn man der Sprache, aller Sitten und Gebr�uche eines Landes m�chtig ist, ist es f�r einen Fremden immer am gerathensten, sich dergleichen durch Ans�ssige besorgen zu lassen, will man nicht den gr�ssten Prellereien ausgesetzt sein. Es kam nun noch die grosse Frage eines Besch�tzers aufs Tapet: in Bengasi war man der Ansicht, ein Europ�er k�nne sich unm�glich allein in die Cyrenaica hineinwagen, das Ansehen der t�rkischen Regierung sei �berall gleich Null, die Gegend voller R�uber und Strolche, und ohne Begleitung eines einflussreichen Chefs sei eine Reise aufs Hochland unausf�hrbar. Den vereinigten Vorstellungen der Europ�er glaubte ich nachgeben zu m�ssen, und zwei M�nner, einer von den Franzosen, der andere von den Engl�ndern protegirt, kamen nun in Vorschlag. Ich entschied mich f�r letzteren, Mohammed Aduli, weil er die meiste Garantie zu bieten schien. Obschon Fremdling in der Gegend, war er vor Jahren von Mesurata eingewandert, und hatte dann die geschiedene Frau eines der angesehensten Chefs von Barca geheirathet. Er war reich, hatte mehrere H�user in Bengasi und war unter andern Besitzer des englischen Consulates. Gegen die geringe Miethe von 90 Mahbab j�hrlich lautete der vor Jahren abgeschlossene Contract, mit dem Beisatz, dass so lange das englische Gouvernement in Bengasi ein Consulat habe, dies Haus ihnen f�r 90 Mb. zur Verf�gung st�nde; an ein K�ndigen von Seiten des Aduli war gar nicht zu denken. Dergleichen Miethscontracte wurden von den Europ�ern vor noch 20 Jahren oft mit den eingebornen St�dtern geschlossen, in Tripolis haben fast alle Europ�er so gemiethet, jetzt sind die Mohammedaner gescheidter.--Sein eigentliches Zeltdorf, oder, wie man in Barca sagt, "Freg", war dicht bei Gaigab, also auch nicht weit von der alten Cyrene selbst gelegen. Leider erfuhr ich sp�ter, dass Mohammed Aduli derselbe war, der Hammilton nach Cyrene begleitet hatte, und alle die Beschwerden, welche dieser gegen ihn vorbringt, kann ich nur unterschreiben. Hatte er sp�ter auch mehreremale Denys begleitet und war bei Porcher und Smith th�tig gewesen, so kann ich doch nur die Erfahrung Hammiltons: "Mohammed serving his own, utterly neglected my interests" best�tigen. Der Aduli schien eine solche Reise nur zu seinem eigenen Vortheile zu machen; der zu escortirende Reisende war f�r ihn ein bequemes Mittel, auf die billigste Art eine Gesch�ftsreise zu erledigen, und andererseits vergr�sserte er dadurch noch seinen Einfluss bei T�rken und Arabern. Hernach stellte sich auch heraus, dass die Gegend gar nicht so gef�hrlich sei, die Bewohner sind zwar diebisch, w�rden aber, so lange man sich innerhalb der t�rkischen Castelllinie h�lt, es kaum wagen, etwas gegen das Leben eines Europ�ers zu unternehmen. Ich blieb nur einige Tage in Bengasi, und hatte mich von Seiten der Europ�er der zuvorkommendsten Aufnahme zu erfreuen. Die verschiedenen Consulate, die Geistlichen des Franciscanerklosters, die Schwestern und Privatpersonen, alle boten ihre Dienste an und wetteiferten, mir den Aufenthalt so angenehm wie m�glich zu machen. Aber auch die t�rkische Beh�rde, obschon der Pascha selbst, wie schon bemerkt, noch nicht eingetroffen war, zeigte sich anerkennungswerth zuvorkommend. Sie bot mir Sapti�n und Empfehlungsbriefe an, da man indess auf dem englischen Consulate der Meinung war, dass eine t�rkische Begleitung der Eingebornen wegen eher sch�dlich als n�tzlich sein w�rde, so lehnte ich dankend das Anerbieten ab. Auch dies war, wie ich sp�ter erfuhr, eine irrige Ansicht, das t�rkische Gouvernement ist in seinem Rayon �berall respectirt; �brigens w�re die Mitnahme von Sapti�n, wenn auch nicht sch�dlich, doch ganz �berfl�ssig gewesen. Seit den ersten Besuchen von europ�ischen Reisenden hat sich Bengasi bedeutend gehoben und gebessert. Beechey giebt die Einwohnerzahl nur auf 2000 an, w�hrend della Cella fr�her schon 5000 vorgefunden haben will. Barth rechnet 10,000 Einw. und Hammilton deren 10-12,000, vertheilt auf 1200 H�user. Gegenw�rtig wird die Stadt etwa 15,000 Einw. haben, von denen 2000 Europ�er sind, meist Malteser, Italiener und Griechen. Die �brigen Eingebornen theilen sich in Mohammedaner arabischen Ursprungs und etwa 2 bis 3000 Juden. Die Stadt selbst, welche ihren Namen von einem Heiligen Namens Ben Ghasi oder Ben Rhasi hat, dessen Grabmal sich unfern der Stadt im Norden befindet, liegt hart am Meere, derart, dass sie auf eine von Norden nach S�den zu laufende Landzunge gebaut ist, die im W. vom Mittelmeere selbst, im O. von Lagunen besp�lt wird. Eine andere gegen die n�rdliche strebende von S�den her kommende Landzunge bildet mit der erst erw�hnten das Thor zum Hafen, welcher 6' tief, bei hohem Wasser mit den Lagunen der flachen Salzsee communicirt. Bei Landwinden aber ist zwischen dem Hafen und den Seen eine Passage, und im Sommer trocknen diese oft ganz aus. Der Hafen ist so versandet, und �berdies bei starken St�rmen so unsicher, dass im Winter die Schiffe Bengasi nur selten, und dann auf kurze Zeit, ber�hren. Im Sommer ist �brigens auch die Rhede ein guter Ankerplatz. In diesem Jahre sind Ingenieure von Constantinopel gekommen, um neue Hafenbauten aufzuf�hren, und es l�sst sich leicht voraussehen, dass die Er�ffnung des Canals von Suez auch hier einen belebenden Einfluss aus�ben wird. Mit einigen kr�ftigen Baggermaschinen und mit zweckm�ssig angelegten Landungsd�mmen wird sich leicht und ohne grosse Kosten ein guter Hafen herstellen lassen. Der vorletzte Gouverneur von Bengasi hat sehr viel zur Versch�nerung der Stadt gethan; w�hrend fr�her die Stadt ganz des Schmuckes irgend eines Thurmes entbehrte, hat er f�r die Haupt-Moschee ein hohes, schlankes Minaret bauen lassen, das schon von weitem den Schiffern vom Meer aus die Stadt Bengasi verk�ndet. Der Hauptbazar in der Mitte der Stadt, elegant und zweckm�ssig angelegt, ist auch seine Sch�pfung. Und die Hauptsache ist, dass alle Waaren vorhanden sind; in der That giebt es heute keinen Artikel, der nicht in Bengasi zu haben w�re. Die Strassen in der Stadt sind zwar nicht gepflastert, aber passirbar, zudem gerade und f�r den Verkehr hinl�nglich breit. Die H�user sind solide aus Steinen gebaut, und auch �usserlich die meisten mit Kalk beworfen; alle sind numerirt, sehr viele haben eine zweite Etage, namentlich fast alle die, welche in dem letzten Decennium von den Europ�ern oder t�rkischen Beamten gebaut worden sind, die innere Einrichtung ist wie �berall im S�den: in der Mitte ein viereckiger freier Platz und lange schmale Zimmer mit Th�ren und Fenstern, welche sich auf den Hof �ffnen. Jedes Haus hat einen Brunnen, das Wasser aber, welches man schon bei 6 Fuss Tiefe findet, ist brakisch. Die H�user der Europ�er, auch alle mit einem freien Hofraum im Innern versehen, haben ger�umige hohe Zimmer, und die meisten besitzen allen Comfort, wie man ihn nur in Europa w�nschen kann. Drei gr�ssere Moscheen, zwei Synagogen und eine katholische Kirche sind f�r den Gottesdienst vorhanden. Die Moscheen bieten �usserlich nichts bemerkenswerthes, doch d�rften im Innern viele r�mische und griechische Alterth�mer vermauert sein, leider wurde es mir nicht erlaubt, eine zu besuchen. Die neue katholische Kirche (f�r den derzeitigen Gottesdienst dient ein grosser Saal des Klosters) wird, wie das grosse Kloster, ganz von M�nchen gebaut werden, nur die gr�bsten Arbeiten werden von arabischen Hilfsarbeitern geleistet. Sie wird ganz aus behauenen Quadern von Kalkstein und im romanischen Styl errichtet. Diese fleissigen Franciscaner, erst vor wenigen Jahren von dem uralten Kloster von Tripolis als Filiale nach Bengasi geschickt, sorgen ausserdem f�r die Erziehung der Kinder der christlichen Bev�lkerung. Dicht beim Kloster ist auch das von ihnen erbaute Hospital der franz�sischen Schwestern, welche zugleich eine T�chterschule haben, und durch Arzneivertheilung an Arme ohne Unterschied der Religion von den Arabern die christlichen Marabutia (Heiligen) genannt werden. Auch diese sind nur eine Zweiganstalt von der grossen in Tripolis. Ohne Mauern, hat man zum Schutze der Stadt im Anfange dieses Jahrhunderts ein Castell erbaut, das zugleich die M�ndung des Hafens sch�tzen soll. Aber obgleich �usserlich sauber gehalten, ist dieses Fort bauf�llig und w�rde europ�ischer Artillerie, einerlei, ob neuester oder �lterer Construction, keinen Widerstand entgegensetzen k�nnen. In diesem Castell hat die Regierung ihren Sitz, ausserdem befinden sich Harem, Casernen, Gef�ngnisse etc. darin. Eine neue grosse Caserne, es sind in der Regel nur 500 Mann Infanterie in Bengasi, liegt dicht beim Castell und daneben das t�rkische Milit�rhospital. Als vorz�glich muss noch die Sanit�tseinrichtung hervorgehoben werden, wenn auch die Direction nicht mehr von einem deutschen Arzte, wie zur Zeit Hammiltons, geleitet wird, so ist dieselbe jetzt unter der intelligenten Aufsicht eines t�rkischen Arztes nicht minder gut, und l�sst nichts f�r den gesundheitlichen Zustand von Stadt und Hafen zu w�nschen �brig. Der Regierung steht ein von Tripolis abh�ngiger, jedoch von Constantinopel ernannter Kaimmakam vor, welcher zumeist als Gouverneur des ganzen Ejalet Barca, dessen Hauptstadt Bengasi ist, regiert. Ihm zur Seite stehen f�r die geistlichen Angelegenheiten ein Mufti, f�r die richterlichen ein Khadi, welche ihre Ernennung von Tripolis erhalten. Ein Midjelis oder Rath aus den vornehmeren Kaufleuten der Stadt gebildet, und worin in neuester Zeit auch Juden und Rajas sitzen, hat berathende Stimme. Die Stellung der Europ�er der t�rkischen Regierung gegen�ber, ist wie in den �brigen Provinzen des osmanischen Reichs. Die Eink�nfte und Ausgaben von Bengasi und Barca auch nur ann�hernd anzugeben, ist ganz unm�glich, sie schwanken �berdies sehr, je nachdem ein anderer Gouverneur an der Spitze steht, oder je nachdem man Razzien, um den Tribut von den Nomaden einzuziehen, unternimmt. Die verschiedenen zu erhebenden Abgaben werden, wie in Tripolis, an Meistbietende verpachtet, und Christen und Juden sind davon nicht ausgeschlossen. Die Consuln und angesehenen Franken wohnen in der N�he des Hafens, die Mohammedaner und Juden wohnen durcheinander, ohne dass, wie man das in den meisten anderen St�dten des Orients antrifft, die Juden ein eigenes Viertel, Melha genannt, bewohnen. Dass es an zahlreichen Kaffeeh�usern, sowohl europ�ischen wie t�rkischen, nicht fehlt, dass eine Legion von Schenken schlechte griechische und sicilianische Weine, starke Araki und Branntweine verkaufen, braucht wohl kaum angef�hrt zu werden. Bei den �ffentlichen Geb�uden haben wir �brigens ein Bad anzuf�hren vergessen, das aber keineswegs empfehlungswerth ist, und wo namentlich die verschiedenen erw�rmten Stuben fehlen, welche zu den heissen B�dern so nothwendig sind. Da das Wasser aus den beiden einzigen �ffentlichen Brunnen zu den B�dern geholt wird, diese aber stark brakisch sind, und nur zum Viehtr�nken benutzt werden k�nnen, so wird das Unangenehme des Badens noch vermehrt. Das Trinkwasser f�r die Bewohner wird in F�ssern und Girben (Schl�uchen) von aussen weit hergeholt, und macht so den Einwohnern eine grosse j�hrliche Ausgabe. Die Einwohner, Araber ihrer Abkunft nach, haben sich sehr stark mit Negerblut vermischt, sind daher sehr h�sslich im Ganzen genommen. M�glicherweise sind auch Berber�berreste mit untermengt, sie verstehen und sprechen aber nur arabisch, und zwar haben sie den maghrebinischen Dialekt; auch im Schreiben hat bei ihnen das [Arabic] q nur einen Punkt, und das [Arabic] f den Punkt unten. Sie befolgen den malekitischen Ritus, obschon in der Hauptmoschee, wo haupts�chlich das t�rkische Beamtenpersonal vertreten ist, hanefitisch gebetet wird. Sie sind fanatischer als die Tripoliner (man unterscheidet Tripoliner, den St�dter, vom Tripolitaner, dem Bewohner der ganzen Provinz), was haupts�chlich seinen Grund darin hat, dass sie so h�ufig mit den freien, unabh�ngigen Bewohnern der Hochsteppen verkehren, �berdies sind sie unwissender, und noch nicht in so innigen Beziehungen mit den Europ�ern, als die Tripoliner. Ihre Tracht ist die der �brigen Tripolitaner, aber auch hier verdr�ngt nach und nach das mehr zum Arbeiten geeignete europ�ische Cost�m das malerische, aber die freien Bewegungen hindernde, orientalische. Ein reicher arabischer Kaufmann h�lt es heute f�r unumg�nglich nothwendig, franz�sische Glanzstiefelchen zu tragen, und ein Paletot ist nichts seltenes mehr, auch haben die meisten schon ihr weites Hemd gegen ein europ�isches vertauscht. Was nun gar die arbeitende Classe anbetrifft, ich meine die Diener, Tagl�hner der Stadt und die am Hafen besch�ftigten Maschapstr�ger, so ist da die enge Hose, ein europ�isches, wo m�glich buntes Hemd, und, wenns erschwungen werden kann, europ�isches Schuhzeug, ganz eingeb�rgert; nur der leidige Fez will sich noch immer nicht verlieren. Man glaubt aber nicht, welche Revolution bei diesen V�lkern ein Kleiderwechsel macht, und gewiss hat die t�rkische Regierung bei den Reformen Recht gehabt, ihren Beamten als ersten Schritt zur Civilisation vorzuschreiben, europ�ische Kleidung anzulegen. Sie hat dadurch dem Volke ein t�gliches und sichtliches Zeichen gegeben, dass sie gewillt ist, mit den alten Sitten und Gebr�uchen zu brechen und europ�ische Einrichtung und Gesetze anzunehmen. Bei diesen V�lkern ist alles nur �usserlich, ihre ganze Religion ist nur �usserliches Ceremonienwesen, und man kann sich denken, wie hart es f�r die mohammedanischen Mucker war, mit ansehen zu m�ssen, dass die vornehmen Leute, die Beamten, ja der Beherrscher der Gl�ubigen selbst, christliche Kleidung anlegten. Welche Anzahl von Vorschriften und Gesetzen hatten sie nicht fr�her, um die Juden und Christenhunde zu verhindern, sich wie sie, die Rechtgl�ubigen, zu kleiden? Ja in einigen mohammedanischen Staaten, Marokko z.B., existiren dergleichen Gesetze noch heute. Die Franzosen aber, diese Araberbewunderer en gros, haben sicher grosses Unrecht, dass sie ihren arabischen Beamten in Algerien nicht von vornherein befahlen, franz�sische Uniform anzulegen. Sie h�tten dadurch die Schafe von den W�lfen am besten unterscheiden lernen k�nnen. Ein Beduinenchef in der Provinz Oran, diesem ewigen Krater der Revolution und des Krieges, der mit Vergn�gen monatlich als Agha oder Kaid aus den H�nden der franz�sischen Regierung seinen Gehalt entgegennimmt, bis er glaubt genug zu haben, um zu revolutioniren, ein solcher Beduine w�rde sich eher erschiessen, als franz�sische Uniform anziehen, aber dann fort mit ihm! Und nur solche angestellt, die, wenn sie besoldet sind, sich auch nicht sch�men, die Jacke ihrer Herren zu tragen. Mit diesem einfachen Mittel w�rden die Franzosen alle ihre Araberchefs zwingen, Farbe zu bekennen. Aber nein, die franz�sische Regierung thut gerade das Gegentheil, um dieser Bev�lkerung, welche eben ihrer Religion wegen sich nie civilisiren kann, zu schmeicheln, steckt sie ihre eigenen Soldaten unter dem pomphaften Namen Zouave in t�rkische Pumphosen. Die Frauen haben mehr ihre nationale Tracht bewahrt. Ob sie auch so h�sslich sind, wie die M�nner, konnte ich wegen meines kurzen Aufenthalts nicht erfahren; die jungen M�dchen, welche bis 8 oder 9 Jahren unverschleiert auf der Strasse sich zeigten, sahen nicht viel versprechend aus. Ganz anders verh�lt es sich mit den Juden, M�nner und Frauen sind durchg�ngig sch�n zu nennen. Ob dies noch die Abk�mmlinge der hier im Alterthum so zahlreich vertretenen Juden sind, ist schwer zu entscheiden, aber nicht unwahrscheinlich. Sie selbst haben keine Erinnerung oder Ueberlieferung; es ist �brigens sehr gut m�glich, dass sich in ihren alten Chroniken Andeutungen davon finden, aber die eingeborenen Juden sind auch viel zu fanatisch, um einem Fremden einen Blick in ihre synagogischen B�cher zu gestatten. Wir wissen, dass unter der r�mischen Herrschaft die Juden allein das Recht hatten, Geld ausser Land zu schicken, ihren Tribut nach Jerusalem. Heute wiederholt sich noch �hnliches, zwar schicken die Juden das Geld nicht mehr nach Jerusalem, aber dieses sendet von Zeit zu Zeit Rabbiner durch die Welt, welche sammeln m�ssen. Auf unserer Fahrt von Tripolis leistete uns ein solcher Jerusalemer Rabbiner Gesellschaft; er hatte in Tripolitanien gesammelt und wollte dann sein Gesch�ft in Bengasi und Derna fortsetzen, er war noch dazu mein Landsmann, denn obschon in der Stadt Davids geboren, war er Unterthan des norddeutschen Bundes. An G�rten besitzt Bengasi nur einen Palmhain, der sich nordw�rts von der Stadt hinzieht. Obst und Gem�se gedeihen sehr schlecht, und um sie nur einigermaassen wachsen zu machen, sind die G�rten alle auf Matten gebettet. Das heisst, man hat das jetzige Terrain weggegraben, Matten gelegt und dann D�nger und guten Boden aufgetragen. Die Matten sollen offenbar einestheils das Aufsteigen des Salzwassers, anderntheils das Durchsickern der fruchtbaren D�ngerjauche verhindern, und m�ssen daher immer erneuert werden. Ob sie aber diesen Zweck damit erreichen, habe ich nicht gut absehen k�nnen. Die Palme gedeiht an und f�r sich gut in salzhaltigem Terrain, ebenso die Olive, wie einige pr�chtige B�ume im englischen Consulate beweisen. Obst dagegen, namentlich Orangen, die gar nicht fortkommen wollen, und Gem�se k�nnen fast gar nicht gezogen werden. Alles Obst und Gem�se kommt daher von Derna, Candia, Malta und Tripolis. Sehr gut gedeiht aber noch Klee und Luzerne; die fruchtbare Ebene, die sich etwas weiter weg um die Stadt zieht, versorgt mehr als reichlich die Stadt mit Vieh und Korn. Was den Handel anbetrifft, so hebt sich derselbe zusehends. In den letzten Jahren war der Hafen durchschnittlich von 300 Schiffen besucht. Nat�rlich beschr�nkt sich die Schifffahrt fast nur auf das mittell�ndische Meer, und gr�ssere Schiffe als Zweimaster kommen nie nach Bengasi. Es l�sst sich nicht leugnen, dass der wieder angekn�pfte Verkehr mittelst Karawanen nach Uadai dazu beigetragen hat, den Austausch mit dem Innern von Afrika zu beleben. Die grosse Menge von Sklaven, welche von dort kommen, abgesehen von dem Elfenbein und den Straussenfedern, werden haupts�chlich hier gegen europ�ische Producte verwerthet. Es ist �berhaupt erstaunlich, wie in den letzten Jahren der Sklavenhandel schwunghaft betrieben worden ist, und haupts�chlich trug der Umstand dazu bei, dass den englischen Consulaten, die fr�her die einzigen von allen in dieser Angelegenheit den T�rken und Arabern den Fuss auf den Nacken hielten, die Weisung von Constantinopel aus zugegangen war, so viel wie m�glich sich der Einmischung zu enthalten. In diesem Jahre nun hat die Botschaft Englands in Stambul neuen Befehl gegeben, streng �ber die Vertr�ge gegen den Sklavenhandel zu wachen. Die Consulate der anderen M�chte bek�mmern sich gar nicht um dergleichen. Ueber die Aus- und Einfuhr liegen keine statistischen Nachweise vor, beide steigen jedoch von Jahr zu Jahr, so dass man die Exportation jetzt auf etwa 1,500,000 Fr., die Importation auf 1,000,000 Fr. veranschlagen kann. Ausgef�hrt wird besonders Korn, Schafe, Rindvieh, Federvieh, Butter, Wolle, Eier, Honig, H�ute, Elfenbein und Straussenfedern. Nach Aegypten werden auch allj�hrlich viele Kameele exportirt, deren Zucht in den grossen Ebenen s�dlich von Bengasi ganz vortrefflich gedeiht. Der Import umfasst alle europ�ischen Fabrikate, Tuche, Baumwollstoffe, schlechte Seiden und Sammetstoffe, N�rnberger Waaren, Lichter, Seifen und Oele, s�dliche Weine und Alcohol, Fr�chte und Gem�se. Theils bleibt dies f�r den Consum in der Stadt, theils wird die Waare von hier weiter nach dem Innern expedirt. * * * * * Berenice, die Hesperiden-G�rten und der Letheflu�. Wenig nur ist heute von diesem alten Sitze der Hellenen �brig, an dem Meere sich hinziehende Quaderbauten, in den H�usern verbaute Steine, Capit�ler von S�ulen, Schafte ohne Capit�ler, Sarkophage, einige verst�mmelte, schlecht erhaltene Statuen (zu Barths Zeit wurden drei ausgegraben), das ist es, was im heutigen Bengasi vom alten Euesperides oder Berenice noch zu finden ist. Aber selbst Reste einer Necropolis sind nur sp�rlich vorhanden, hie und da kleine Hypogeen, welche urspr�nglich Steinbr�che gewesen zu sein scheinen, und dann erst sp�ter zu Todtenkammern weiter ausgearbeitet wurden, ist alles was in der n�chsten Umgebung von Bengasi an Bau�berresten vorliegt. H�chst wahrscheinlich bestatteten hier die Bewohner ihre Todten in freien Sarkophagen, da das Terrain f�r in Felsen gearbeitete Gruben, wie man sie bei Cyrene, bei Ptolemais und Temheira findet, sich nicht als passend erwies. Auch begruben vielleicht die Juden, und diese machten seit Beginn dieses Jahrtausends die Hauptbev�lkerung von Berenice aus, ihre Todten wohl nicht wie die �brigen Bewohner Cyrenaicas, und was daher weniges an Sarkophagen und anderen Grabmonumenten oberhalb des Bodens vorhanden gewesen sein d�rfte, wurde l�ngst als Baumaterial verschleppt. Als die alten Griechen den Apolloquell von Cyrene entdeckt hatten, breiteten sie sich rasch �ber das ganze Land aus, und h�chst wahrscheinlich wurde Euesperides, eine der f�nf St�dte, welche die Pentapolis bildeten, schon sehr fr�hzeitig gegr�ndet. Wann dies nun geschehen, ist nicht genau zu ermitteln. Fr�hzeitig mit den umwohnenden Libyern im Kriege, theilt uns Thucydides mit, dass sie 413 v. Chr. von einer libyschen Belagerung durch eine Flotte von Peloponesiern, welche, nach Sicilien bestimmt, ans libysche Ufer waren verschlagen worden, befreit wurde. Dergleichen geschichtliche Anhaltspunkte liegen mehrere vor. Ob nun die Stadt den Namen von den hochber�hmten G�rten bekommen habe, indem die ganze Gegend wegen ihrer Fruchtbarkeit den Namen "die G�rten der Hesperiden" vorher hatte, und dann erst sp�ter die gegr�ndete Stadt Euesperidae, Euesperitae ([griechisch: euesperidai] und [griechisch: euesperitai]) genannt wurde, ist auch nicht festzustellen. Das Eu wurde sp�ter weggelassen, schon Scylax hat es nicht mehr, noch sp�ter wird die Singularform Esperis gefunden, und die R�mer setzten ein H vor. Zur Zeit des Ptolem�us Euergetes, welcher die Tochter des Magas, Namens Berenice, geheirathet hatte, verwandelte man zu Ehren dieser Frau den Namen der Stadt in Berenice; es scheint aber, dass noch lange die Bewohner den alten Namen beibehielten. Pomponius Mela, in der Mitte des ersten Jahrhunderts, kennt nur den Namen Hesperis, ebenso Plinius, der ungef�hr um dieselbe Zeit schrieb; aber hundert Jahre sp�ter h�lt der Alexandrinische Geograph es schon f�r nothwendig, wenn er von Berenice spricht, hinzuzuf�gen, dass dies derselbe Ort sei, der fr�her Hesperides geheissen habe. Im Mittelalter will Edrisi den Namen Berenice noch vorgefunden haben, ebenso Leo Afrikanus. Im Anfang des 17. Jahrhunderts finden wir bei Olivier den corrumpirten Namen Berrich, und Marmol nennt, um dieselbe Zeit Berbick. Heutzutage ist der alte Name g�nzlich aus dem Ged�chtnisse der Bewohner entschwunden, Bengasi verdankt, wie schon angef�hrt, einem mohammedanischen Heiligen seinen Namen. Dass aber das alte Hesperis auf dem Platze des heutigen Bengasi steht, leuchtet auf den ersten Blick hervor. Von der ganzen Gegend hat sich nichts ver�ndert, nur dass die Seen im Osten der Stadt mehr versandet sind. Wir wissen, dass Berenice auf der in das Vorgebirge Pseudoponias auslaufenden Landzunge lag, �stlich davon der Tritonis-See mit einer kleinen Insel, welche nach Strabo oft mit dem Lande zusammenh�ngt, und den der Aphrodite geheiligten Tempel barg. Diese ganze Beschreibung, wie Strabo sie uns giebt, passt heute noch so genau, wie man aus der vorhingegebenen Topographie von Bengasi ersehen kann, dass es um so mehr zu verwundern ist, wenn Bourville im See Haua-Bu-Chosch im S.O. vom heutigen Bengasi den Triton-See, und in einer Oertlichkeit Siana die G�rten der Hesperiden erkennen will. Wenn nun aber auch, mit Ausnahme von Bourville, �ltere und neuere Gelehrte im heutigen Bengasi das alte Berenice, im �stlichen Salzsee den Tritonis, und in dem kleinen, jetzt von einem Marabut und einigen Araberh�usern gekr�nten H�gel, die ehemalige Venus-Insel wieder erkennen, so sind gr�ssere Meinungsverschiedenheiten wegen der hesperidischen G�rten und des Lethe-Flusses vorhanden. Wir k�nnen wohl die Ansicht Thriges und Malte-Bruns u.a. �bergehen, nach denen der Name der G�rten der Hesperiden eine blosse symbolische Idee gewesen w�re, eben so verwerflich ist die Gosselinsche Meinung, die Oasen der W�ste als die hesperidischen G�rten anzusehen. So viel steht fest, dass die Alten mit dem Namen der G�rten der Hesperiden bestimmt beschriebene Oertlichkeiten verbanden; so finden wir, abgesehen von den uns zun�chst angehenden, eine hesperische Insel an der M�ndung des heutigen Ued Elkus von Marokko, und noch sp�ter sehen wir, wie die Hesperiden-G�rten auf Inseln im atlantischen Ocean verlegt werden. Was unsere Hesperiden-G�rten in Cyrenaica anbetrifft, so erfahren wir zun�chst aus einer Beschreibung des Scylax, dass dieselbe auf die Umgegend von Bengasi, mithin Berenice, gar nicht passt. Ausserdem giebt er mit pr�cisen Worten dieselben als beim Vorgebirge Phycus, mehr beim heutigen Marsa-Sussa gelegen, an. Die K�ste wird als unnahbar, wie sie es dort in der That ist, beschrieben, die Ausdehnung des Garten genau angegeben, und die Obstsorten und B�ume, welche dort wachsen sollen, aufgez�hlt. Nach Pacho entspricht die Gegend beim Cap Razat (so ist auf den Karten der Neuzeit Phycus genannt, obschon die Eingebornen jenen Namen nicht kennen, sondern die Spitze Ras-el-Fig, was offenbar von Phycus hergeleitet ist, nennen), vollkommen dieser Beschreibung, er kehrt daher auch ohne weiteres der Gegend bei Bengasi den R�cken, und verlegt, sich auf Scylax st�tzend, die G�rten dorthin. In der That ist es heute schwer, irgend eine Stelle in unmittelbarer N�he von Bengasi zu finden, die wir mit dem Namen der Hesperiden-G�rten bezeichnen k�nnten. Es sind allerdings eigenth�mliche Einsenkungen in dem felsigen Boden in der Nahe der Stadt, einige sind mit Wasser gef�llt, andere enthalten G�rten, und die, wenn sie auch nicht alle die B�ume hervorbringen, welche wir bei Scylax aufgez�hlt finden: Erdbeer, Maulbeer, Myrten, Lorbeer, Epheu, Oliven-, Mandel- und Nuss-Baum, doch eine auffallende �ppige Vegetation zeigen. Beechey will nun, trotz der genauen Orteangabe bei Scylax, diese Einsenkungen der Beschreibung desselben von den G�rten passend finden, und st�tzt sich dabei besonders auf die von Scylax angegebene Entfernung von den Hesperiden-G�rten nach Ptolemais. Diese Entfernung von sechshundert und zwanzig Stadien zwischen den beiden Oertlichkeiten, passt aber auch auf die zwischen Ptolemais und Phycus. Wir d�rfen daher weder mit Pacho auf Scylax gest�tzt, die G�rten nach Phycus legen, noch ist es n�thig mit Beechey, ebenfalls sich auf Scylax st�tzend, dieselben in den Felsvertiefungen der Gegend von Bengasi erblicken zu wollen. Wir k�nnen eben nur annehmen, da jetzt ein bestimmter Ort bei Bengasi, der wegen besonderer Sch�nheit und Ueppigkeit der Pflanzen den Namen der hesperidischen G�rten verdiene, nicht vorhanden ist, dass die ganze Gegend im Laufe der Jahrhunderte in pflanzlicher Beziehung eine Umwandlung erlitten hat. Dies sehen wir nicht nur hier, sondern �berall in Nordafrika l�sst sich durch das massenhafte Entholzen, durch Waldbr�nde, eine Verw�stung ganzer Gegenden nachweisen. Dass aber die Hesperiden-G�rten in n�chster Umgebung von Berenice gewesen sein m�ssen, daf�r ist namentlich der Ausspruch Plinius entscheidend[18]: "Nicht weit von der Stadt (Berenice) ist der Fluss Lethon und der heilige Hain, wo die Garten der Hesperiden liegen sollen." Ferner sagt Ptolem�us: die Barciten h�tten �stlich von den G�rten der Hesperiden gewohnt. Kurz alle andern alten Schriftsteller, welche die Sache behandeln, verlegen die G�rten in die N�he der Stadt. Barth, kurz dar�ber hinweggehend, sagt nur, dass bei Bengasi nach dem gemeinsamen Zeugnisse der Alten sich die Hesperiden-G�rten befunden, aber er glaubt auch, dass die Ansicht Beecheys, der aus der Beschreibung von Scylax, jene Felseinsenkungen bei Bengasi, als die Hesperiden-G�rten ansehen will, eine irrige sei. Beechey (den Mitgliedern seiner Expedition) geb�hrt aber unstreitig das Verdienst, zuerst die Spuren des Lethe wieder gefunden zu haben. Wie die G�rten der Hesperiden f�r verschiedene Oertlichkeiten reclamirt wurden, so beanspruchten auch noch andere Gegenden den Ruhm, diesen Strom der Vergessenheit bei sich zu haben, man fand ihn in Thessalien, und auch die Lydier nahmen ihn f�r ihre Heimath in Anspruch. Die gewichtigsten Autoren der Alten verlegten ihn nach Cyrenaica. Und noch heute k�nnen wir im Laufe eines Uadi (zuerst von Beechey wieder entdeckt) im Osten der Stadt den Fluss so erkennen, wie ihn die Alten beschrieben haben. Dies Uadi, aus einer weiten H�hlung hervortretend, in der am Anfange das Wasser nur flach ist, im Innern jedoch breit und tief sein soll, zieht sich von Osten nach Westen hin, wird aber auf 1 K.-M. Entfernung vom Salzsee, dem alten Tritonis, durch eine Felsbarri�re abgeschlossen. In derselben Richtung weiter gehend nach dem See zu, st�sst man dann gleich auf eine Quelle von S�sswasser, welche einen kleinen immer fliessenden Faden von Wasser in den See giebt. Nach der Regenzeit soll, wie die Eingebornen sagen, das Wasser weiter aufw�rts der Quelle aus dem Boden kommen, was allerdings darauf schliessen l�sst, dass die Quelle mit dem aus der H�hlung kommenden Wasser, trotz der Barri�re, unterirdisch communicirt, und darauf hin bei den Alten die Vermuthung oder den Glauben nahe legten, von dem Verschwinden und Wiedererscheinen des Lethon. Wir finden also auch hier den Lethe noch so, wie ihn die alten Geographen beschrieben haben, nur vielleicht, weil die ganze Gegend trockener geworden zu sein scheint, nicht so bedeutend. Strabo l�sst den Lethon in den Hafen der Hesperiden fliessen, Plinius verlegt ihn in die Nachbarschaft von Berenice, Scylax erw�hnt eines Flusses unter dem Namen Eoceus[19] bei Berenice, Lucan verlegt ihn in die N�he der Hesperiden-G�rten und des See's Tritonis, obgleich er diesen einen Platz an der kleinen Syrte anweist, Ptolem�us endlich giebt den Lethefluss als zwischen Berenice und Arsinoe fliessend an. In der Topographie von Bengasi haben wir also weit mehr Anhaltspunkte f�r die alte St�tte von Berenice und den damit verbundenen Oertlichkeiten, als in noch etwa vorhandenen baulichen Ueberresten. Es ist dies in der That auf den ersten Blick �berraschend genug, dass von einer so bl�henden Stadt wie Berenice, so wenig Steine und Denkm�ler �brig geblieben sind. Es erkl�rt sich dies aber wiederum aus der grossen Anzahl von Juden, welche unter Ptolem�us Soter nach Berenice gef�hrt, wohl keine so festen und dauerhaften Bauten auff�hrten wie die Griechen. Und obgleich den Juden unter r�mischer Herrschaft manchmal ihre Privilegien entrissen wurden, entwickelten sie sich derart, dass sie in dieser Stadt den eigentlichen Kern der Bev�lkerung bildeten, C�sar, sp�ter Antonius, protegirten sie sehr, erlaubten ihnen vollkommene Freiheit f�r ihren Cultus, und ihre Genossenschaft wurde von einem eigenen Archonten regiert. Bald wurden sie so stark, dass sie unter Trajan und Hadrian in ihrem Fanatismus die Griechen niedermetzelten, so dass man gezwungen war, neue Colonien nach Cyrenaica abzusenden, um das Land wieder zu bev�lkern. Bei der grossen Zerst�rung, die dann sp�ter �ber ganz Cyrenaica einbrach, gingen auch die Juden von Berenice mit zu Grunde. Ob die Bewohner der heutigen bl�henden Judencolonie directe Abk�mmlinge der hier im Alterthume so zahlreich vertretenen Juden sind, ist schwer zu entscheiden, aber _nicht wahrscheinlich_. * * * * * Teucheira, Ptolemais und Reise nach Cyrene. Alles war geordnet und marschfertig am 4. M�rz, nur Mohammed Aduli, der als F�hrer und Sicherheitsmann uns begleiten sollte, machte Einwendungen so rasch aufzubrechen, zuerst schlechtes Wetter vorsch�tzend, dann, indem er noch allerlei an der Ausr�stung auszusetzen hatte, namentlich aber darauf bestand, es m�ssten Maulk�rbe f�r die Kameele gekauft werden, wegen der Drias-Pflanze. Als aber auch diese rasch herbeigeschafft waren, �berdies alle meinten, dass wir in dieser Jahreszeit von der Drias f�r unsere Kameele nichts w�rden zu f�rchten haben, konnte er keine Gr�nde zum Verz�gern mehr vorbringen, und es stellte sich nun heraus, dass er haupts�chlich deshalb noch gerne einige Tage in Bengasi geblieben w�re, weil er selbst seine Eink�ufe noch nicht beendigt hatte. Um 1 Uhr Nachmittags war alles gepackt, und meine Leute trieben die Kameele vor sich her, zu denen noch mehrere schwerbeladene des Aduli gestossen waren, welche auf diese Weise auch frei von Abgaben die Stadt verlassen konnten. Ich selbst ritt mit dem englischen und franz�sischen Consul, welche mich bis Tokra begleiten wollten, hinterdrein, und uns die ersten 3 Stunden nord�stl. haltend, zwischen den Seen und Palmg�rten, waren wir bald in der grossen Ebene, welche zwischen Hochland und dem Meere liegt, und die hier �usserst fruchtbar und breit ist. Sobald wir die Seen vorbei hatten, hielten wir 80� Richtung, und stiessen nun h�ufig auf jene Felseinsenkungen, welche von einigen auch als hesperidische G�rten beschrieben und gehalten worden sind. Es war in der That ein eigenth�mlicher Anblick, in einer vollkommenen freilich gut bewachsenen Ebene mit einem Male vor einem solchen mit steilen R�ndern eingefassten Kessel zu stehen, dessen Grund die �ppigsten B�ume und K�chengew�chse enthielt, und die meist so tief waren, dass die Kronen der B�ume nicht �ber dem Rande hervorstanden. Dann ging unsere Richtung wieder N.-O., die Gegend wurde, je weiter wir zogen, desto �ppiger, und gegen Abend waren wir schon so in Buschwerk, meist Lentisken, Myrthen und eine weissdorn�hnliche Staude, dass man jede Fernsicht verlor. Um 7 Uhr Abends hielten wir vor einem Fereg der Braghta, welches Sch�tzlinge und Freunde vom franz�sischen Konsulate zu sein schienen, denn wir wurden ganz ausgezeichnet aufgenommen. Der Regen war immer in Str�men vom Himmel gekommen, und es kam uns daher recht gut zu Statten, dass man uns in ein grosses durchw�rmtes Zelt f�hrte, wo man weiche Teppiche ausgebreitet hatte, und auch unsere Diener alle, wir mochten in allem dreissig Personen sein, ein gutes Unterkommen fanden. Dass Schaffleisch, Basina, Kuskussu und grosse Milchsch�sseln nicht fehlten, braucht wohl kaum gesagt zu werden; aber ebenso waren die Teppiche und das Zelt voll jener h�pfenden und kriechenden Thierchen, so dass an Schlaf nicht viel zu denken war. Der Fereg, wo wir lagerten, hiess Thuil, nach einem Castell, Kasr Thuil, in der N�he so genannt. Beechey und Barth erkennen in diesem Kasr Thuil das von Edrisi beschriebene Fort Kafes wieder. Am anderen Morgen hatten wir gleich schlechtes Wetter, und die Gegend behielt so ziemlich denselben Charakter, nur dass die Vegetation �ppiger, der Boden, je weiter wir nach Nordosten vordrangen, fetter wurde. Die Berge n�herten sich uns so, dass die Ebene zwischen ihnen und der See immer schm�ler wurde. Wir behielten die See fast immer in Sicht. Der Boden selbst besteht �berall aus rothem Thon, weshalb die Araber auch Barca el hamra sagen. Viel Felsbl�cke und Steinger�ll liegt manchmal auf diesem fruchtbaren Boden, obgleich die Pflanzen �ppig dazwischen emporschiessen. Das Gebirge, dessen steile Abh�nge gut bewachsen sind, hat �berall eine gleichf�rmige H�he, und besteht nicht aus Bergen, sondern bildet ein Ufer. Die Araber nennen den ganzen Zug Erk�b, d.h. der Aufgang. Die Ruinen von Th�rmen, Castellen und einzelnen Wohnungen wurden immer h�ufiger. So passirten wir gleich nach der ersten Stunde eine Ruine Gasr Haddib, die etwas �stlich vom Wege liegen blieb, und nach zwei anderen Stunden passirten wir ein weitl�ufiges Ruinenfeld, von den Eingeborenen Um es Schip genannt. Die Ausdehnung der Bauten, die vielen H�userruinen lassen schon gleich den Gedanken aufkommen, dass hier eine Stadt gewesen sein m�sse, und mit den Distanzen �bereinstimmend (die Peutingersche Tafel hat bis Adrianopel von Berenice 28, und von Adrianopel bis Tauchira 25 M.), m�ssen wir hier die vom Kaiser Hadrian erbaute und nach ihm benannte Stadt Adrianopolis legen. In Folge der Judenkriege gegr�ndet, um die heruntergekommene Cyrenaica wieder zu bev�lkern, scheint der Ort zu Edrisi's Zeit Soluk geheissen zu haben, welchen Namen Barth in Tanseruch oder Tansluluk wiedererkennen will. Ich konnte diese Namen nicht erfragen, und Beechey, welcher auch hieher Adrianopolis legt, f�hrt nur an, dass die in der N�he befindlichen Seen Zeiana oder Aziana heissen, und will damit den Namen der Stadt in Verbindung bringen. Hammilton nennt ebenfalls den See Ez zajana, und schliesst auf Adrianopolis. Auch Pacho verlegt die Stadt Adrianopolis hieher. Ausgezeichnete Geb�ude sind keine mehr vorhanden, wenn man nicht eines Castells, aus sch�nen Quadern erbaut, erw�hnen will, und das jedenfalls zum Schutze der Stadt mitangelegt worden war. Nach zwei anderen Stunden erreichten wir die Landschaft Bir Shus, wo unter alten Ruinen bedeutende Araberansiedelungen und G�rten, die ersten Nicht-Nomaden seit Bengasi sich befinden. Etwas s�dwestlich von hier sind Ruinen, die Beechey Mabli oder Nabli nennen h�rte und glaubt dieselben auf Neapolis zur�ckf�hren zu m�ssen, Barth h�rte sie Mebrig nennen. Eine halbe Stunde sp�ter waren wir am ersten jetzt freilich trockenen Flussbett, uadi Bu Djarar, welches von der �stlichen Bergwand herunterk�mmt, und hatten nunmehr die zahlreichen Fereg der uled Auergehr erreicht. Erst als es schon ganz dunkel war, um 7� Uhr Abends, waren wir zwischen den Ruinen von Teucheira. Aber welche Noth, um ein Unterkommen zu finden, rechts und links Gr�ber, Steinbr�che, �berall Ruinen, dazu stockfinstere Nacht, mussten wir froh sein, an einer steilen Wand etwas Schutz zu finden, wo wir unsere Zelte aufschlagen konnten. Und bei immer vom Himmel giessenden Regen ging das nat�rlich nur sehr mangelhaft, und mehrere Male mussten wir alle Nachts wieder auf, um die umgesunkenen Zelte frisch aufzuschlagen. Da mein Zelt nur f�r eine Person eingerichtet war, so liess ich darin den Photograph und meinen deutschen Diener campiren und Mr. Chapman, Mr. Robert und ich legten uns in das etwas gr�ssere der Diener. Aber welch angenehme Nacht verbrachten sie, welche auf eine Vergn�gungstour bis Tokra gehofft hatten. Zum Gl�ck hatten wir kalte K�che, Wein und Schnaps, mit denen die freundlichen M�nche in Bengasi mich beim Abschiede beschenkt hatten; Feuer anmachen war aber ganz unm�glich. Aber mit der Nacht hatte das Wetter ausgetobt; als am anderen Morgen uns die Sonne Licht brachte, fanden wir, dass wir in einem grossen Steinbruche seien, dessen steile W�nde �berall Gr�ber und H�hlen enthielten; zu demselben f�hrte nur Ein Eingang, die Stadt selbst aber hatten wir im Dunkeln schon passirt. Tokra, wie die heutigen Bewohner es nennen, was offenbar von Tauchira herkommt, ist heute fast ganz unbewohnt. Der Name Taucheira wurde von den Schriftstellern, die sp�ter als Ptolemaeus und Scylax dar�ber berichteten in Teucheira umgewandelt. Unter Ptolemaeus Philadelphus erhielt die Stadt den Namen Arsino�, und unter Marcus Antonius endlich wurde sie Cleopatris genannt. Gegr�ndet zur Zeit des K�nigs Arkesilaos von Cyrene, und im Anfange abh�ngig von dieser Stadt, wurde Teucheira bald darauf Barke unterthan. Wir wissen jedoch wenig von der Geschichte dieser Stadt; Herodot sagt, sie habe gleiche Gesetze mit der Stadt Cyrene gehabt; man rechnete sie zu den f�nf Hauptst�dten des Landes Pentapolitanien, und von den R�mern wurde sie zur Colonie erhoben. Procop theilt uns mit, dass sie von Justinian ebenfalls aufs Neue mit Mauern umgeben wurde, und Edrisi beschreibt sie uns als eine mit Berbern bev�lkerte Stadt. Jetzt ist die Stadt g�nzlich ver�det, Araber, vom Stamme der Braghta haben jedoch ihre Ackergr�nde in der Stadt und Umgegend, und halten sich bis zur Ernte hier auf, sp�ter ziehen sie dann mit ihren Heerden auf die Hochebene. Auch eine Sauya der Snussi befindet sich hier, in allerneuester Zeit angelegt. Was an Bauwerken von der Stadt noch �ber ist, ist unbedeutend. Am besten erhalten ist die Mauer, aus grossen Quadern an der Basis errichtet; oben aber aus den verschiedensten Steinen erbaut. Und diese sp�tere Wiederaufrichtung r�hrt offenbar von Justinian her, da man alles M�gliche dazu benutzte, was an Baumaterial zur Hand war, und so auch viele, mit jedoch unbedeutenden Inschriften versehene Steine eingemauert hat. Fast wie ein Viereck auf das Meeresufer erbaut, sind die Mauern der drei Seiten fast gleich lang, aber keineswegs gerade, sondern winklich und mit 26 viereckigen Th�rmen versehen. Oft 15-18' hoch und 6' breit, ist die Mauer oft nur 3' hoch, ja an manchen Stellen bezeichnet nur hoher Schutt und umherliegende Steine die fr�here Richtung. Beechey, der die Mauerl�nge[20] genau gemessen, giebt dieselbe zu 8600' an. Zwei Hauptthore, an der westlichen und �stlichen Seite, von Th�rmen flankirt, und durch eine schnurgerade Strasse verbunden, f�hren in die Stadt. Nach der Seeseite hin scheint keine Mauer gewesen zu sein, auch ist nichts von einem Hafen zu bemerken, wenn nicht vielleicht ein grosser Steinbruch in der nordwestlichen Ecke der Stadt, der bis aufs Niveau des Meeres ausgegraben war, Schiffen einen Schutz gegen St�rme bot. Dass dieser Steinbruch heute versandet, also h�her als das Meer ist, muss uns nicht wundern, trotzdem auch hier das Gesetz der Senkung der K�ste sich beobachtet. Der Hafen von Leptis magna ist heute auch ganz versandet, communicirte aber sonst gewiss mit dem Meere, und bei Leptis sinkt das Ufer auch. Im Innern der Stadt lassen sich die meisten geraden, jedoch nicht breiten Strassen deutlich erkennen, an Geb�uden treten nur zwei noch in die Augen, von denen das eine, ziemlich in der Mitte gelegen, zahlreiche Quadern hat, welche mit einem Lorbeerkranze umgebene Inschriften haben. Alles ist indess so durcheinander geworfen und versch�ttet, dass ich kaum zu sagen wage, wozu dies Geb�ude bestimmt gewesen sei. Ein anderes, ebenfalls viereckiges Geb�ude, weiter nach Westen zu gelegen, scheint eine Kirche gewesen zu sein; viele Friese, mit Weinreben und Trauben geschm�ckt, liessen Pacho es f�r einen dem Bachus geheiligten Tempel halten. Spuren von Theater, B�dern, Stadien lassen sich nicht erkennen, es ist aber mehr als wahrscheinlich, dass eine Stadt wie Teucheira nichts der Art entbehrte, sondern, dass Alles nur unter dem oft sehr hohen Schutte verborgen ist. Die Necropolis ist bedeutend, und l�sst sich daraus schon schliessen, wie bev�lkert einst Teucheira gewesen sein muss. Indess finden wir hier nichts Besonderes; man hat vielmehr die Steinbr�che zu Todtenkammern benutzt, derart, dass wenn ein solcher Steinbruch ausgebeutet erachtet wurde, man in die steilen W�nde Todtenkammern anlegte. Das aus den Todtenkammern herausgeholte Material wurde nat�rlich auch noch zum Bauen benutzt. Alle W�nde sind mit Inschriften wie bedeckt, welche aber gar kein geschichtliches Interesse haben, sondern nur Grablegenden sind, und alle in griechischer, aus ptolem�ischer Zeit stammender Sprache abgefasst sind. Im Osten der Stadt sind zwischen den Steinbr�chen auch andere Gr�ber, und in diesem Gebiete hat der Engl�nder Denys lohnende Nachgrabungen gemacht. Die anderen Gr�ber, welche theils eingerichtet sind, um Leichname aufzunehmen, theils Aschenurnen enthielten, sind nat�rlich alle leer. Der Regen h�rte nicht auf wolkenbruchartig zu fallen; trotzdem gingen am folgenden Mittag der franz�sische und englische Consul mit ihren Leuten zur�ck und wir blieben allein. Die Braghta waren �brigens recht gef�llig und gutm�thig, sie brachten uns, nat�rlich zum Verkauf, Schafe, Ziegen, Butter und Milch in so grosser Menge, dass letztere selbst von unseren einheimischen Dienern nicht bew�ltigt werden konnte. Die Braghta bewohnen, wenn sie unten sind, die Gr�ber, sind aber so voll Ungeziefer, dass es unm�glich ist, in ein Grab einzudringen. Der ungl�ckliche Berliner Photograph, der diesen Umstand nicht kannte, und in eins der Gr�ber gegangen war, kam schwarz bedeckt und schreiend herausgest�rzt, und lief wie w�thend zwischen hohe Gras- und Buschfelder, um die kleinen schwarzen Peiniger abzustreifen, obschon er damit nur den kleinsten Theil los wurde.--Immer hoffend, dass das Wetter besser werden w�rde, um einige Photographien zu machen, blieben wir, es gelang auch, in einigen trocknen Momenten einige Ansichten aufzunehmen, sp�ter erwiesen sie sich aber als nicht gelungen. Aduli's Stute hatte Nachts geworfen, und ich hatte mich schon darauf gefasst gemacht, eine neue Scene mit ihm zu haben, da ich dachte, dies w�rde ein guter Vorwand f�r ihn sein, um noch einen Tag l�nger zu bleiben, als ich sah, dass er ganz gelassen das junge F�llen aufs Kameel band; und als 9� Uhr das Wetter etwas lichter wurde, verliessen wir unseren Steinbruch. Die Berge, sch�n bewaldet und immer mannichfaltiger in ihren Formen, blieben ungef�hr in gleicher Entfernung, d.h. circa 1 Stunde vom Meere, allm�hlich sich so demselben n�hernd, dass sie dicht hinter Tolmetta direct ans Wasser stossen. Die Gegend ist entz�ckend, reich an Vegetation, und voll von niedrigen Wildthieren, auch der Mensch fehlt nicht, wie die oft aus dem dicken Buschwerk auftauchenden Fereg der Araber beweisen. Immer Nordost haltend, liessen wir nach der ersten Stunde den kleinen Ndjila-See mit S�sswasser rechts liegen, hier hausen die uled Duerdja, und bald darauf passirten wir einen ihrer grossen Fereg, Um el Hadjel oder Rebhuhnheim genannt. Um 12 Uhr erreichten wir den antiken Brunnen Erdana, und waren bald darauf im Landstrich, Sch�bka genannt, von dem Vorhergehenden in Nichts unterschieden, nur zahlreicher mit Ruinen von Th�rmen und einzelnen Geb�uden bedeckt. Um 1� Uhr passirten wir den kleinen Ued Asra, und eine halbe Stunde sp�ter ein anderes Uadi, das mir meine Begleiter jedoch nicht zu nennen wussten, uns aber auf die neuen Arabergr�ber Sidi Chaluf f�hrte, wo wir um 2� Uhr in einem Steinbruche, wo auch einige Grabnischen waren, unsere Zelte aufschlugen. Auch hier waren die Araber vom Stamme der Auergehr sehr freundlich, und wir konnten f�r Geld alles von ihnen bekommen. Leider hatten die Engl�nder die Preise �berall so verdorben, dass man Schafe oder Ziegen nicht billiger als bei uns haben konnte. Nachts hatten wir blinden L�rm, einer meiner Leute, welcher Wache hielt, hatte eine Hy�ne zu sehen geglaubt, und gefeuert; es stellte sich aber heraus, dass es das F�llen von Adulis Stute gewesen war; gl�cklicherweise hatte er vorbeigeschossen. Dies hatte aber zur Folge, dass die uns zun�chst campirenden Auergehr herbeikamen, indem sie glaubten, wir seien von R�ubern angegriffen worden. Die Auergehr sind sehr zahlreich, stehen aber in einem abh�ngigen Verh�ltniss zu den uled Agail, welche bei Tolmetta herum hausen. Diese Art Abh�ngigkeit, die man bei allen Arabern, ob sie in Marokko oder in Arabien selbst sind, findet, ist mehr ein freiwilliges Verh�ltniss, basirt auf geistige Oberherrschaft und Ueberlegenheit. So auch hier, die uled Agail sind Marabutin, die Auergehr einfache Araber. Auch bei den Berbern finden wir derartige Verh�ltnisse. Die Gegend wurde von nun an noch �ppiger, fetter rother Thon erlaubte die herrlichsten Culturen, aber je mehr wir uns Tolmetta n�herten, desto enger wurde die Ebene, desto h�her aber auch die Berge. Zahlreiche Rinnsale, welche aus den Schluchten des Gebirges kommen, erh�hen den Reiz der Landschaft, so dass man kaum merkt, wie die Zeit vergeht. Ruinen aller Art sind am Wege, Castelle, Spuren von einzelnen H�usern und kleineren Oertern. Dabei sieht man l�ngs den Bergen die Fereg der Auergehr, die Derssa und der Orrfa, und in der N�he von Tolmetta, die der Agail. Die Vegetation besteht wie immer meist aus Lentisken, doch kommen hie und da auch Johannisbrod- und Lorbeerb�ume vor. Nachdem wir den Brunnen Bu Shiaf, ein Uadi gleichen Namens, dann die Ebene Bu Traba, durch ein Rinnsal von der Ebene Chat getrennt passirt hatten, waren wir vor Tolmetta, nachdem wir vorher noch den ued Bu Mscheif �bergangen hatten, welcher sogar etwas Wasser hielt. Ptolemais lag endlich vor uns, eingeschlossen, wie es ist, im S.-W. vom uadi Chambs, im N.-O. vom uadi Shoana, im N.-W. vom Meere, und im S.-O. vom Maigel-Gebirge. Schon lange vorher hatte die bedeutende Stadt sich angek�ndigt, durch die grossen Steinbr�che, aus denen noch die tiefen R�derspuren der mit Quadern schwerbeladenen Wagen nach der Stadt f�hren, und deren W�nde wie in den Steinbr�chen von Tokra zu Grabnischen verarbeitet, und mit Inschriften bedeckt sind. Bald darauf zogen wir durch das hohe Westthor von Ptolemais ein, und wollten bei den Ruinen einer christlichen Kirche unsere Zelte aufschlagen, als mehrere Beduinen auf uns losst�rzten und sagten, dies sei ihr Terrain, und sie w�rden nicht leiden, dass wir dort campirten. Da ihr Grund ein triftiger war, n�mlich zwischen den Ruinen und in der N�he �berall halbreife Saatfelder standen: so zogen wir weiter nach der See zu, und nahmen f�r den ersten Tag Quartier in einem Steinbruche, in dem sich fr�her das Amphitheater befunden hatte. Die Spuren davon liessen sich noch sehr deutlich erkennen, obschon es keineswegs gross gewesen sein kann. Fast ganz in den Fels selbst hineingehauen, waren nur an wenigen Stellen Mauerwerke angebracht, und diese meistens abgefallen. Aber auch von hier wurden wir vertrieben, und zwar aus demselben Grunde, weil �berall Kornfelder in der N�he waren, von denen die Eigenth�mer f�rchteten, sie m�chten von unserem Vieh besch�digt werden. Gern h�tte nun der Aduli ganz die Stadt verlassen, um an den Bergen zu lagern, wo allerdings ausgezeichnetes Gras f�r die Thiere gewesen w�re; ich wollte aber auf alle F�lle in der Stadt selbst bleiben, und zog deshalb nach dem Hafen hinab, wo dicht am Strande und bei den Ruinen eines alten Forts unser Lager eingerichtet wurde. Ptolemais, das namenlose, erhielt seinen Namen wahrscheinlich vom Philadelphus, nach Anderen von Euergetes. Bis zu der Zeit aber hatte es nur den Titel: Hafen von Barce, wie denn auch Scylax des Ortes nur erw�hnt als "Hafen bei Barce". Als diese Stadt in Verfall, und in die H�nde der Libyer kam, zogen sich die Bewohner nach Ptolemais, und bald erwuchs dann dieser Ort zu einem der bl�hendsten in Cyrenaica empor. Mit einem f�r die damaligen Bed�rfnisse ausgezeichneten Hafen versehen, welcher durch die Insel Ilos, dieselbe, welche Ptolemaeus Myrmen nennt, noch besonderen Schutz erhielt, sank Ptolemais erst mit dem allgemeinen Verfall des r�mischen Reiches, und Hauptursache ihres Unterganges war Wassermangel, da die Gelder zur Unterhaltung der Cisternen und Wasserleitungen fehlten. Wie �berall, suchte auch Justinian hier noch ein Mal aufzuhelfen, indem er die Wasserleitungen wieder herstellen liess; Ptolemais erlag dem Andrange der Barbaren so gut, wie die anderen St�dte. Indess scheint selbst nach der Invasion der Mohammedaner die Stadt nicht ganz ihre Bedeutung verloren zu haben; nach Edrisi war Tolmetta noch ein sehr fester, mit Steinmauern umgebener Platz, wohl gesch�tzt, und stark von Schiffen besucht. Edrisi berichtet �ber die Export- und Import-Artikel, und sagt, der Hauptverkehr f�nde mit Alexandria statt. Auch zu Abu el Fedas Zeit war Tolmetta noch stark bev�lkert und besonders von Juden. Zu unserer Zeit ist Ptolemais oder Tolmetta, wie die heutigen Herren des Bodens, die uled Agail sagen, ganz unbewohnt; nur zur Zeit des Korns haben diese Marabutin ihre Zelte theils zwischen den Ruinen, theils in den Steinbr�chen, und an den Abh�ngen der Berge. Obgleich ganz frei, und gewiss sehr kriegerisch, scheinen sie doch sehr gutm�thig zu sein, sie halfen uns beim Photographiren, brachten uns Lebensmittel, und obschon sie zahlreich den ganzen Tag um unsere Zelte herumhockten, betrugen sie sich doch anst�ndig. Unwissend schienen sie �brigens im h�chsten Grade zu sein; ausser Arabern kannten sie nur T�rken, Franzosen und Engl�nder, und letztere beiden seien dem Sultan tributpflichtig. Die christlichen Consuln in den St�dten seien auch Beamte des Sultans, und blos dazu da, um zu �berwachen, dass die Pascha und Bei nicht zu viel Geld unterschl�gen. Im Uebrigen schienen sie ohne Fanatismus zu sein, selbst eine Sauya der Snussi hatte sich in Tolmetta noch nicht ein Mal etabliren k�nnen, haupts�chlich wohl, weil die Agail, als Marabutin, sich f�r besser hielten, als Snussi, der blosser Schriftgelehrter gewesen war. Keiner erschien indess, der nicht immer mit Flinte und S�bel bewaffnet gewesen w�re, ihre Frauen waren, wie immer auf dem Lande, unverschleiert und hatten vollkommene Freiheit mit uns zu handeln. Unser zweites Lager war ausgezeichnet h�bsch placirt; gerade der Insel Ilos gegen�ber, auf der noch jetzt Spuren von Mauerwerk zu erkennen sind, hatten wir hinter uns die ganze Stadt, wie sie sich vom Meere aus allm�hlich an die Bergabh�nge hinaufzog. Die bedeutendsten Ruinen vom alten Ptolemais, soweit sie offen zu Tage liegen, sind, ausser dem schon erw�hnten Amphitheater, eine Kirche aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert, vom Westthore aus kommend nach links zu gelegen. Verfolgt man dann die Strasse, die noch heute quer durch die Stadt f�hrt, so st�sst man, ungef�hr in der Mitte der Stadt, auf eine grosse Cisterne, noch vollkommen gut erhalten. Dieselbe hat 9 Gew�lbe, welche von oben Licht und Luft bekommen. Umgeben war diese Cisterne von einer Reihe ionischer S�ulen, die auf einem 4' hohen Unterbau ruhten, nur drei von diesen S�ulen sind noch erhalten. Dicht dabei s�dlich, sieht man die Umrisse eines kleinen Theaters. Etwas weiter nach Osten zu, sieht man viele S�ulen mit korinthischen Capit�lern auf dem Boden liegen, und Barth vermuthet, dass hier die K�nigshalle, [griechisch: stoa basileios], gewesen sei, welche Synesius als Gerichtshalle erw�hnt. Ein aus der Cisterne nach Norden f�hrender Aquaeduct leitet zu einem grossen Bade, von dem zwei Gew�lbe noch vollkommen gut erhalten sind. Ein anderes kleineres Theater liegt auf dem Wege zwischen Cisterne und Bad; ist aber ebenso verfallen wie die �brigen, so dass blos aus den halbmondf�rmigen Umrissen die einstige Bestimmung zu erkennen ist. Am bemerkenswerthesten ist weiter nach Osten zu ein grosses massives Geb�ude, was jedenfalls wohl zur Zeit der R�merherrschaft als Caserne diente. Die Inschriften, welche sich fr�her an der Nordwand dieses Geb�udes befanden, und die nach Frankreich gebracht, von Latonne erg�nzt worden sind, enthielten Vorschriften von Anastasius I., die Verwaltung und militairische Einrichtung betreffend. Wie gut einst die Stadt mit Wasser versehen war, beweisen die anderen Cisternen, welche noch in Ptolemais zu finden sind. Eine davon, sehr bedeutend und zu unserer Zeit noch mit Wasser gef�llt, befindet sich im nordwestlichen Stadttheil. Ueberhaupt best�tigen die zahlreichen S�ulen, die man �berall herumliegen sieht, sowie die vielen Grundmauern aus Quadersteinen, dass das Urtheil der Alten, welche die Stadt als gross und ausgezeichnet schildern, keineswegs �bertrieben ist. Der Hafen wird durch eine Felsspitze gebildet, die vom westlichen Ende der Stadt ins Meer geht, die Insel Ilos giebt Schutz nach Norden. Vielleicht war auch an der Westseite der Spitze ein Ankerplatz, denn circa 3000' westlich von dieser l�uft noch eine andere Felsspitze ins Meer, und zwischen beiden scheint ein Quai gewesen zu sein, freilich ausserhalb der Stadt. Nach Osten zu, durch den Suana-Fluss begrenzt, von dem die Stadt ausserdem durch eine Mauer getrennt war, finden wir hier noch die Reste einer Quaderbr�cke. Zwar ist dieselbe f�r Fussg�nger noch zu passiren; aber doch so zerfallen, dass Fuhrwerke sie nicht mehr benutzen k�nnen. Aber das Suana-Thal ist eines der lieblichsten, weshalb ich denn auch eine Photographie davon aufnahm. Neugierige Araber standen staunend um die Maschine, von der sie alle Augenblicke erwarteten, dass irgend eine Explosion daraus hervorgehen m�sse, aber auch diese, obschon sie sehr misstrauisch schienen, st�rten keineswegs unsere Arbeiten. Es scheint, dass sowohl die Regenwasser des ued Suana, als die des uadi Chambs haupts�chlich dazu dienten, die Cisternen zu speisen, ausserdem finden sich Reservoirs am Abhange des Maigel-Berges, welche zu gleichem Zwecke die Wasser auffangen mussten, um sie den grossen Cisternen in der Stadt zuzuf�hren. Das Gebirge tritt hier nun dicht an die Stadt, und hat, obschon von Schluchten durchbrochen, fast �berall gleiche H�he; um dieselbe zu messen, bestieg ich den s�dwestlich vom Maigel-Berg belegenen Chambs-Berg, welcher mir der h�chste von allen schien. Dicht mit Juniperen und Lentisken bewachsen, fast undurchdringlich wegen des vielen dornigen Untergestr�pps, war der Aufgang sehr beschwerlich. Das Gestein des Berges besteht durchweg, wie in ganz Cyrenaica aus Kalk, w�hrend am Meeresstrande die H�gel, welche zum Theil auch als Grabkammern oder Steinbr�che benutzt sind, grobk�rniger Sandstein ist. Aus diesem Grunde findet man in Teucheira und Ptolemais auch so viele Bauten aus Sandstein. Die H�he des Berges fand ich zu 320 Meter, alle anderen n�chsten waren etwas niedriger. Die Gr�ber von Ptolemais erstrecken sich westlich und �stlich von der Stadt, und hat man auch hier haupts�chlich die steilen W�nde der Steinbr�che benutzt, um in diesen Grabkammern und Grabnischen anzubringen. Wie in Teucheira, sind sie ohne Kunst gearbeitet; man findet aber auch hier zahlreiche jedoch nichtssagende Inschriften. In einem Steinbruche, gleich westlich von der Stadt, findet man indess drei durch Kunst ausgezeichnet gearbeitete Gr�ber; man hat n�mlich in der Mitte drei Felsbl�cke stehen gelassen und diese zu Einem grossen Grabe mit verschiedenen Kammern verarbeitet. In Teucheira findet man auch solch einen Grab-Felsblock, und lebhaft erinnerten mich diese isolirten verarbeiteten Steinbl�cke an die eigenth�mlichen Kirchen von Lalibala in Abessinien, welche einer �hnlichen Arbeit ihren Ursprung verdanken. Der mittelste dieser Felsbl�cke nun ist ausserdem von einem monumentalen Bau in r�misch dorischem Stile erbaut, und viereckig von Gestalt, hat derselbe im Innern drei Abtheilungen, von denen die seitlichen bis obenhin zu Grabkammern dienten, w�hrend die mittlere zugleich als Eingang benutzt wurde; im Sous-Terrain aber auch Leichen aufnehmen konnte. Eine kleine Inschrift, die Barth an der Nordseite gesehen haben will, konnte ich nicht mehr entdecken. Das ganze Grab ist �berhaupt in sehr zerfallenem Zustande, und rundherum mit m�chtigen herabgest�rzten und herabgefallenen Quadern umgeben. Einige Reisende, unter anderen della Cella, haben dies Grabmal einem Ptolem�er zuschreiben wollen, ohne indess Gr�nde f�r diese Behauptung bringen zu k�nnen. Das immer schlechter werdende Wetter hatte uns wieder vom Hafen vertrieben, da kein Zelt dem Sturmregen Widerstand zu leisten vermochte, und wir hatten uns in den eben beschriebenen Steinbruch mit den drei Gr�bern gefl�chtet. Einen dieser Grabbl�cke fanden wir, da er wahrscheinlich lange nicht als Wohnung war benutzt worden, ohne Ungeziefer, und fl�chteten uns hinein. Die Eingebornen hatten ebenfalls mit ihren flachen Zelten sich in die Steinbr�che gefl�chtet, so dass hier nun auf einmal trotz des noch immer anhaltenden Regens ein reges Leben und Treiben herrschte. Nachts indess tobte der Sturm mit solcher Wuth, dass selbst unser Felsgrab ersch�ttert schien; endlich aber brach ein besserer Morgen an. Wir machten nun sogleich Anstalt zum Aufbruch, aber ehe Aduli, der �berall mit den Eingebornen handelte, fertig wurde, verging geraume Zeit. In der That schien Aduli nur eine Handelsreise zu machen, hier verkaufte er Schuhe, dort Cattunstoffe, hier Gew�rze, dort Zucker, welches er alles zollfrei aus der Stadt herausgebracht hatte, und daf�r tauschte er Honig, Butter, Felle und Korn ein, und hoffte dies auf gleiche Weise ohne Abgaben in die Stadt zur�ckzubringen. Dazu hatte er immer eine ganze Schaar von Leuten, welche, wie er, auf meine Kosten lebte, und da, mit Ausnahme meines deutschen Dieners und eines von Tripolis mitgebrachten Negers, Namens Bu-Bekr, alle meine anderen Diener unn�tze Subjecte waren, konnte ich nichts machen. Endlich hatte der Aduli seinen Markt geschlossen, und um 9 Uhr Morgens verliessen wir unsere Grabwohnung, und schlugen denselben Weg ein, den fr�her Barth genommen hatte, um aufs Hochland zu kommen. Im Anfange s�d�stlich haltend, um ans Schaba-Thal zu kommen, mittelst welches wir den Aufsteig machen wollten, waren wir bald darin engagirt. Das Schaba-Thal ist sehr eng, vielfach gewunden und nur circa eine Kameelstunde lang; jedoch kann es ohne grosse Schwierigkeit zu jeder Jahreszeit benutzt werden, was nach Regeng�ssen, wo der rothe Thon schl�pfrig und glatt wird, f�r Karawanen von besonderer Wichtigkeit ist. Die Bergw�nde, obschon steil, sind ausgezeichnet bewachsen, verwilderte Olivenb�ume, Karuben und Lentisken bilden hier den haupts�chlichsten Baumwuchs. Das Thal ist jedoch so eng, dass es keine Siedelung erlaubt; selbst Hirten scheinen sich nicht darin aufzuhalten. Oben angekommen, hat man die erste Stufe erreicht, circa 300 Meter hoch. Diese Ebene ist nur circa 1� Stunden breit, hat auch herrlichen rothen Thonboden, ist aber ebenso vernachl�ssigt, wie das ganze andere Land. Wir hielten durch die erste Stufe Ost-Richtung, ebenso durch die zweite, welche eine H�he von 340 Meter hat und durchschnittlich vier Stunden breit ist. Diese Terrassen streichen hier von N.-O. nach S.-W. Die zweite wird im Osten von einem Gebirgszuge abgegrenzt, der gleichfalls von N.-O. nach S.-W. streicht, und dessen h�chste Punkte im Norden im Dj. Dendach, und s�dwestlich von ihm dem Dj. Saffuat el Merdj sich uns pr�sentiren. Am Fusse des letzteren liegt ein grosser See, circa 2� Stunde lang und 1 Stunde breit mit S�sswasser, Moaudj genannt. Kleinere T�mpel und Seen findet man auf dieser ganzen Stufe, welche keinen Abfluss zu haben scheinen. Das Erdreich ist auch hier fetter rother Thonboden, und die gr�ssere Vegetation haupts�chlich Wachholder und Arbuten. Blumen in pr�chtigen Farben und unvergleichlicher F�lle bedecken in dieser Jahreszeit den Boden, und geben den unz�hligen wilden Bienenschw�rmen, die mit ihrem Summen die Luft erf�llen, die s�sse Nahrung. Aber schlecht bev�lkert, wie das ganze Land, findet man nur hie und da einen Fereg der Auama, Genossen der uled Brassa oder der Abid, Genossen der Auergehr. Als wir um 12� Uhr diese Stufe betraten, und in �stl. Richt. durchzogen, hatten wir um 2� Uhr eine kleine Kubba, die des Sidi Said von den Agail zur Seite, aber trotz dieses Wahrzeichens erkl�rte nun der Aduli, den Weg nicht zu wissen, und ritt abseits, um aus irgend einem Fareg einen Wegweiser zu holen. Er kam denn auch bald zur�ck, aber statt eines Mannes brachte er drei Leute, so dass unsere ohne das schon mit unn�tzen Leuten reiche Karawane noch drei andere dazu bekam; er versteht sich von selbst, dass ich auch diese zahlen und bek�stigen musste, aber gerade dadurch machte sich der Aduli beliebt bei den Triben, indem er ihnen auf Kosten seiner Reisenden dergleichen Verdienste zukommen liess. Wie mag er den armen Denys, welcher der Sprache gar nicht m�chtig war, gepl�ndert haben! Durch einen dichten, aber nicht hohen Wachholderwald dahinziehend, einreichten wir um 4 Uhr Nachmittags Mrsihd, eine alte Ruine eines fr�heren r�mischen Wartthurms, und wie alle Bauten dieser Art ein aus Quadern aufgef�hrtes Viereck. Dass aber auch noch andere Ansiedelungen hier waren, geht aus den zahlreichen Grabkammern in der N�he hervor, welche �berall in die Felsen gearbeitet waren. Auch vorher hatten wir schon ein Ruinenfeld passirt, doch konnten meine Leute mir den Namen desselben nicht nennen. Auf den Wartthurm �ffuet sich ein von N.-O. kommendes Thal, und etwas nach thalaufw�rts gehend, campirten wir dann in demselben. Trotzdem wir nun schon recht hoch waren, hatten wir doch eine recht warme Nacht, da der Himmel ganz bedeckt war, und noch lange sass ich Abends an einem grossen Feuer jenes duftenden Wachholderholzes, welches die Alten schon so hoch sch�tzten, und das auch auf dem grossen Atlas und in Abessinien und im Gora-Gebirge vorkommt. Fr�h 7 Uhr zogen wir am anderen Morgen das Mrsihd-Thal vollends hinauf, und erreichten nach 40 Minuten den H�hepunkt desselben, wo das Aneroid uns die H�he von 1260 Fuss zeigte; somit waren wir zwar nun auf dem Plateau angekommen, aber noch keineswegs auf dem h�chsten Punkte. Uebrigens muss man sich das Hochland auch keineswegs durchweg eben vorstellen; sondern als ein Gewirr von Th�lern und Bergen, welche aber alle �ber 1200' hoch ihren niedrigsten Punkt haben. Die Vegetation, obschon dieselbe hier sp�ter ist, bleibt im Ganzen noch dieselbe, Juniperen, Oelb�ume, Caruben und Lentisken, dann erstaunlich viel Rosmarin, welche den Bienen den so sehr ger�hmten aromatischen Beigeschmack zum Honig liefern; aber alle diese Pflanzen finden sich auch an den Abh�ngen der Berge. Wenn aber am Tage vorher das Land �berreich an S�mpfen und T�mpeln war, so fehlten diese hier nun g�nzlich, und merklich litt die Ueppigkeit der Vegetation darunter. Einige Th�ler hatten trotzdem die kr�ftigsten Oelb�ume, nicht etwa wilde, selbst nicht einmal verwilderte waren sie zu nennen, denn sie hingen gerade jetzt voll der besten Oliven, die Niemand zu sammeln kam. Es ist wohl kaum zu zweifeln bei dem hohen Alter, welches der Oelbaum erreichen kann, dass diese Pflanzungen noch von den Alten herr�hrten. Manchmal sollen indess doch von den K�stenbewohnern einige herauf kommen, um die Oliven zu sammeln; dies Jahr schien noch Niemand gekommen zu sein. Den ganzen Tag, obgleich wir mit geringer Unterbrechung bis 5� Uhr Abends marschirt waren, sahen wir kein einziges Zeichen von Bev�lkerung, das heisst Zelte oder H�user, nur zwei kleine Ziegenheerden will ich ausnehmen, die unweit von uns am Wege weideten, und bei unserer Ann�herung eilig ins Dickicht getrieben wurden. Auch der Anbau von Korn war so sp�rlich und vereinzelt, dass man die kleinen Felder h�tte z�hlen k�nnen. Trotzdem �berall der fetteste und beste Boden war, der nur auf die Hand des Menschen zu warten schien, um hundertfach das zur�ckzugeben, was man ihm anvertraut h�tte, war alles eine Wildniss. Als neu wurde mir nun zum ersten Male die Drias-Pflanze (von allen Reisenden f�r Sylphium gehalten) gezeigt, von der wir unten noch weiter zu reden haben werden. Dann fiel mir die Menge der Maulwurfshaufen auf, die sonst in Tripolitanien nicht vorkommen. Die Araber nennen den Maulwurf hier mit den bezeichnenden Namen Buamian, Vater der Blinden. Wild war nur sp�rlich vorhanden, es scheint als ob selbst die Thiere dies nur von Todten bewohnte Land meiden. W�hrend wir im Mrsihd-Thal Ostrichtung verfolgt hatten, zogen wir, oben angekommen, n�rdlich in einer Mulde weiter, die den Namen Rharheb f�hrt, und wo wir um 9 Uhr einen Marabut gleichen Namens (Kubba) passirten. Etwas weiter l�uft dann die von S.-O. von Merdj kommende Heerstrasse ein, dieselbe, welche vor 1000 Jahren Griechen und R�mer benutzten. Nachdem um 9 Uhr 20 Minuten ein anderer Pass �berschritten war, kamen wir in das Biada-Thal, indem wir die tiefeingeschnittenen Wagenspuren der Alten verfolgten. Um 11� hatten wir, N.-N.-O. haltend, den Dj Hoaisch zur Linken, und gleich darauf die Ruinen des Gasr el Rih. Um 12 Uhr 20 Minuten kreuzten wir den von Teknis kommenden, nach der K�ste f�hrenden Karawanenweg, und den Pass von Rih �berschreitend, gingen wir nordw�rts durchs Schami-Thal weiter. Von 1 Uhr an wieder N.-N.-O. haltend, �berstiegen wir um 2 Uhr einen Pass, der uns ins Scharaya-Thal f�hrte, welches eine Stunde lang mittelst eines anderen Passes ins Mrair-Thal �bergeht. Um 3� kreuzten wir einen zweiten, von Djerdjerum an der K�ste nach Merauan ins Innere f�hrenden Weg, und kamen dann ins Thal Ibrahim, von dem aus wir links den Berg Schan-o-Gasserein liegen liessen. Das uadi Ibrahim �ffnet sich aufs Magade-Thal, wo wir um 5 Uhr Abends, in der N�he von Wassert�mpeln lagerten, nachdem wir den ganzen Tag fast ohne Wasser gewesen waren. Nachts hatten wir, trotzdem es am Tage sehr kalt gewesen war, ein starkes Gewitter mit Regen, und zogen am anderen Morgen um 7 Uhr durchn�sst in N.-N.-O. Richtung weiter, welches �berhaupt, die vielen Biegungen abgerechnet, unsere Hauptrichtung blieb. Wir waren nun �ber 550 Meter hoch auf dem Beida-Berge, alle anderen Berge scheinen ziemlich gleiche H�he zu haben, und die Th�ler senken sich bis auf relativ c. 150 Meter. Als neue Pflanzen treten hier der Lauristinus auf, jetzt gerade in voller Bl�the, und in pr�chtigen Exemplaren bis 20' H�he vorhanden, dann einzelne Exemplare von der Steineiche. Nachdem wir noch das Thal Sgenniet und dann den Berg Mcheilil passirt hatten, sahen wir Gasr Bengedem vor uns. Auf dem Mcheilil-Berg fanden wir die Ueberreste eines alten Sarazenenschlosses. Dieser ganze Weg nach Bengedem dauerte nur 3� Stunde, aber auch hier begegnete uns kein Mensch, und das einzige Zeichen von Bev�lkerung war die Sauya der Snussi, Bu Toda genannt, die wir vom Lj. Beida in geringer Nordrichtung c. 2 Stunden entfernt liegen sahen. Obschon wir nur einen kleinen Marsch gemacht hatten, blieben wir doch bei Gasr Bengedem liegen, um zu photographiren, und diese ganze Gegend n�her in Augenschein zu nehmen. Das Gasr Bengedem oder Benegedem stammt offenbar aus der R�merzeit, und h�rte mit zu jener Vertheidigungslinie, welche dieselben gezogen hatten, um die Colonie vor den Einf�llen der Nomaden zu sichern. Bengedem war gewiss eines der bedeutendsten Forts, wenn nicht das gr�sste von denen, welche die Vertheidigungslinie bildeten. 80 Schritte lang und 40 Schritte breit, haben die beiden L�ngsseiten viereckige flankirende Th�rme. An manchen Stellen erreichen die gut erhaltenen W�nde noch die H�he von 40'. Aus grossen behauenen Quadern aufgef�hrt, ohne M�rtel, haben die Aussenw�nde, soweit dieselben nicht absichtlich zerst�rt worden sind, nicht im Mindesten von der Witterung gelitten. Im Innern f�hrt eine Treppe auf die Mauer, welche oben d�nner, ringsum vertheidigt werden konnte. Spuren eines Aussenwalls ziehen sich rings um das Castell, und erh�hten so die urspr�ngliche Festigkeit desselben. Die bedeutenden Ruinen in der Umgegend von einzelnen H�usern deuten an, dass hier eine Hauptniederlassung war, und Pacho k�nnte Barth gegen�ber doch wohl Recht haben, indem er hier Balakrai vermuthet. Die Entfernung von Cyrene, die Pentinger auf 12 M., und die nach Ptolemais, die Ptolemaeus auf 15 M. angiebt, w�rde ungef�hr stimmen. Eine grosse Menge von H�hlen, theils nat�rliche, theils k�nstliche, ausser vielen aus sp�terer Zeit herr�hrenden Grabkammern, beweisen, dass selbst in vorgriechischer Zeit hier libysche V�lker eine Niederlassung gehabt haben m�ssen, denn viele der H�hlen haben ganz und gar die Einrichtung von Wohnungen. Die Eingeborenen vom Stamme der Brassa, mit denen der Aduli gleich wieder Handelsverbindungen angekn�pft hatte, waren sehr zudringlich. Ihr Fereg hatten sie in einiger Entfernung vom Gasr, und den ganzen Tag thaten sie nichts, als um uns herumhocken und um Essen betteln. Wir hatten deshalb auch Nachts eine verst�rkte Wache n�thig, um uns vor Diebereien zu h�ten, wie denn �berhaupt immer Nachts gewacht wurde. Den folgenden Morgen stiegen wir in n�rdlicher Richtung vom Berge des Gasr Bengedem hinab, und kamen nach einer Stunde ins Thal Saharis. Von O.-N.-O. erh�lt dies Thal nun das bedeutende Kuf-Thal, und in dies m�nden von O. das uadi Djras und das uadi Bu Heisa, welches letztere von Safsaf und Ain Schehad (Cyrene) kommen soll. Das Kuf-Thal ist eines der wildesten und romantischsten, die man sich denken kann: steile, oft senkrechte, f�nfhundert Fuss hohe Kalksteinw�nde, �berall mit ungeheuren H�hlen, die oft am Fusse der W�nde, oft in der Mitte, oft fast oben am Rande sich zeigen, machen einem glauben, man sei in der Teufelsschlucht. Jedenfalls waren diese H�hlungen meist alle bewohnt, und einige sind es noch jetzt zur Zeit der Honigernte; denn an diesen steilen W�nden haben die Bienen ihre Bauten. Viele H�hlen, oft hundert Fuss hoch �ber der Thalsohle, sind durch Ausseng�nge mit einander verbunden, und scheinen so ganzen St�mmen als Wohnplatz gedient zu haben. Ausserdem findet man die herrlichsten Tropfsteinh�hlen, von denen die von den Eingebornen Rhorhardieh genannte, die gr�sste und sch�nste ist. Die �ppigste, immer gr�ne Vegetation von Lentisken, Myrthen, Caruben und Wachholder, ferner die jetzt massenweise auftretende Steineiche machen dies Thal mit seinem wilden Charakter zu einem der sch�nsten, wie man es nur vielleicht in den Pyren�en, in Calabrien, im grossen Atlas �hnlich findet. Aber wie immer fehlt alles menschliche Leben; in der That haben wir, die grosse Sahara ausgenommen, kein Land gesehen, das so d�nnbev�lkert ist, und doch ist der Boden so reich und ergiebig wie eine jungfr�uliche Erde eben sein kann. Am Boden des Thales finden wir dann noch einen fast undurchdringlichen Wald von mastbaumhohen Thuya-B�umen, aber Niemand ist jetzt da, um sie zu f�llen und zu verwerthen. Dass dieser Weg unserer Gofla grosse Schwierigkeit machte, braucht wohl kaum gesagt zu werden. Das Kameel, obschon es wegen seiner breiten Fusssohlen auch in den Bergen sicher geht, liebt freie Gegenden, und hier waren wir in einem wirklichen Urwalde; da waren Baumst�mme, die das Alter oder der Wind umgeworfen hatte, zu umgehen, vom Wasser glatt gewaschene Felsplatten zu �bersteigen, und oft war das Geb�sch so niedrig und dick, dass die beladenen Kameele mit Gewalt durchgeschoben werden mussten. Froh waren wir, als wir um 10 Uhr die Passh�he erreichten, und von nun an auf einem Bergr�cken blieben. Bald darauf hatten wir die Kubba des Marabuts Abd el Uahed vor uns, auch von alten Ruinen, jedoch ohne Bedeutung, umgeben. Von hier an waren nun Ruinen unsere steten Begleiter, und eine tief in Fels eingeschnittene alte Fahrstrasse, rechts und links von Hunderten von Sarkophagen bordirt, f�hrte uns auf die Hauptstadt vom alten Pentapolitanien zu. Aber eigenth�mlich, ohne Menschen zu sehen, ohne Wohnungen anzutreffen; sollte man nicht glauben, im Lande der Todten zu sein? Auf Schritt und Tritt Todtengr�fte, Grabnischen, hier die Tausende von Sarkophagen, die ungeheuren Necropolen, gegen die die eigentlichen St�dteruinen verschwindend klein sind, lassen wirklich den Gedanken, im Reiche der Todten zu sein, aufkommen. Gegen Mittag erreichten wir die Ruinen, welche die Eingebornen unter dem Namen uadi Amer bezeichnen, und die mehrere Stunden weit sich nach N.-O. hin ausdehnen, und bei einem Orte Beludj enden. Barth verlegt hieher Balakrai, und meint auch, dass eine der zwanzig von Ptolemaeus erw�hnten St�dte, vielleicht Eraga, hier zu suchen sei. Beludj erreichten wir um 2 Uhr 40 Minuten, und immer auf einem Bergr�cken weiter ziehend, liessen wir dann die Sauya beida (Jaura Sidi Schenut nach Barth, was wohl Sauya Sidi Snussi heissen soll) links liegen, und kamen um 4 Uhr bei dem weissen Dome des Marabut Sidi Raffa, an, welcher ebenfalls von vielen Ruinen umgeben ist. Eine halbe Stunde sp�ter hatten wir den h�chsten Punkt des Bergr�ckens mit 620 Meter erreicht. Etwas sp�ter hatten wir von hier eine weite Aussicht aufs Meer durch eine breite nach Norden zu sich �ffnende Thalschlucht, Shissu genannt, und dann campirten wir um 5 Uhr auf gleicher H�he mit der Schlucht bei Djenin, wo wir eine fliessende Quelle fanden. Auch hier fanden wir Spuren fr�herer Ansiedelungen; grosse k�nstliche H�hlen umgeben die Quelle nach Osten, und in und bei derselben waren Mauerarbeiten, welche wohl einst den Abfluss des Wassers zur Befruchtung der Felder regulirt hatten. Nachts war auf dieser H�he die K�lte so gross, dass wir am anderen Morgen die Zelte weiss bereift fanden, und die M�ndungen der Wasserschl�uche hart gefroren waren. Das Thermometer zeigte vor Sonnenaufgang -1�. Von hier bis Cyrene sind nur noch 2 Stunden. Wir lassen rechts den H�gel Ras el Trabe liegen, welcher bekannt ist als Grenze zwischen den Brassa und Hassa, welche letztere von hier nach N.-O. hin nomadisiren. Die Ebene Ambsa, mit dem Grabe des Marabut Bel Kassem, brachte uns dann vor die Ruinen der Stadt, welche wir um 10 Uhr beim H�gel Mgatter betraten. * * * * * Cyrene. Durchs Ostthor zogen wir in die Stadt ein, verfolgten die Battus-Strasse bis an den Punkt, wo sich die Aussicht aufs Meer �ffnet, und nahmen dann unser Quartier in einer der Kammern, welche im Felsen ausgearbeitet sind, und auch fr�her wohl als Wohnungen dienten. Die Apolloquelle war auch in unserer N�he, und diese ist es, welche heute der ganzen Oertlichkeit den Namen giebt; die Araber nennen sie ain Schehad. Keineswegs ist damit gesagt, dass die heutigen Bewohner und die der Umgegend g�nzlich den Namen "Cyrene" verloren h�tten, derselbe findet sich wieder in der Quelle im uadi bel Ghadir, welche viele Aehnlichkeit mit der Apolloquelle hat, und fast ebenso m�chtig ist; dieselbe heisst ain Krennah. Cyrene wurde sowohl unter den Ptolem�ern als die Hauptstadt der f�nf St�dte: Cyrene, Barca, Teucheira, Hesperis und Apollonia angesehen, als auch unter den R�mern, welche das ganze Land unter dem Namen Cyrenaica zusammenfassten. Von dorischen Colonisten von der Insel Thera unter Battus im Jahre 631[21] v. Chr. gegr�ndet, wuchs Cyrene bald zur wichtigsten Colonie der Griechen an der Nordk�ste von Afrika heran. Battus f�hrte auf Befehl des delphischen Orakels zuerst seine Laudsleute nach Plataea (dem heutigen Bomba); musste aber aus Mangel an Nahrungsmitteln diese Insel nach zwei Jahren, und nachdem ein anderes Mal das Orakel war consultirt worden, verlassen, und siedelte nun nach dem festen Lande Libyens, nach dem wohlbewaldeten Asiris �ber. Aber auch hier blieben sie nur sechs Jahre, da nach Ablauf dieser Zeit, eingeborne Libyer sie nach dem Orte der Apolloquelle f�hrten, wo dann bestimmt die Stadt gegr�ndet wurde. Es scheint, dass die neuen Ank�mmlinge sich im Anfange mit den Libyern, und hier waren es vorzugsweise die Asbysten, gut vertrugen; sogar Heirathen mit Libyschen Frauen wurden eingegangen; eingeborne Libyer jedoch waren von den �ffentlichen Aemtern ausgeschlossen. Mit Battus I. bekam Cyrene den ersten K�nig, und blieb unter dieser Regierungsform circa 200 Jahre, in welcher Zeit acht K�nige regierten. Besonders zeichnete sich aus nach dem ersten, welcher sp�ter als Heros verehrt wurde, der dritte K�nig, Battus II. Unter ihm kamen zahlreiche Zuz�ge aus Griechenland: hiedurch wurden jedoch die Libyer beeintr�chtigt, und ihr K�nig Adikran rief den �gyptischen K�nig Apries zu H�lfe. Bei Thestis in der Gegend von Irasa kann es 570 zur Schlacht, und die Aegypter und Libyer wurden vollkommen besiegt. Sein Nachfolger Arkesilaos II., mit dem Beinamen der B�se, hatte nur Ungl�ck. Mit seinen Br�dern in Streit, gingen diese Barca gr�nden, und verbanden sich mit dem libyschen K�nige gegen Arkesilaos II. Dieser schlug anfangs die Libyer bei Leucon oder Leuco� in Marmarica; wurde dann aber in einen Hinterhalt gelockt und verlor 7000 seiner Leute. Sein Bruder Learchos t�dtete ihn dann, wurde aber selbst wieder von Eryxo, der Wittwe des Arkesilaos, umgebracht. Unter seinem Sohne, der als Battus III. folgte, schickten die Cyrener nach Delphi und baten um neue Gesetze. Demonan, der Mantineer, kam zu ihnen, und beschr�nkte besonders die k�nigliche Gewalt. Dessen Sohn Arkesilaos III. wollte jedoch die k�nigliche Gewalt zur�ck haben, und wurde darin von seiner Mutter Pheretime unterst�tzt; geschlagen, floh er nach Samos, und kam dann mit einem bedeutenden Heere nach Cyrene zur�ck. Wieder geschlagen, floh er nach Barca, und wurde von den Bewohnern dieser Stadt get�dtet. Seine Mutter floh zum persischen Statthalter Argandes in Aegypten, welcher ihr zu H�lfe kam, und nach neunmonatlicher Belagerung Barca einnahm. Der Sohn von Pheretime, Battus IV., der Sch�ne genannt, folgte, und nach ihm kam der letzte K�nig Arkesilaos IV., dessen Siege in den pythischen Spielen Pindar besingt, auf den Thron. H�chst wahrscheinlich wurde unter ihm Hesperis gegr�ndet. Da er zu despotisch regierte, so wurde er etwa um 440 gest�rzt, und der k�niglichen Herrschaft damit ein Ende gemacht. Sein Sohn Battus, der nach Hesperis floh, wurde dort ermordet, und sein Kopf ins Meer geworfen. Unter der republikanischen Regierungsform erlebte Cyrene die h�chste Bl�the und den gr�ssten Wohlstand, obwohl es an inneren Zerw�rfnissen nicht fehlte. So treten verschiedene Tyrannen auf, unter anderen Ariston und Nikokrates, um sich der h�chsten Gewalt zu bem�chtigen. Um alle inneren Streitigkeiten durch eine gute Gesetzgebung zu ebenen, wandten sich die Bewohner Cyrenes an Plato, und baten um Gesetze. Plato lehnte jedoch ab, ihr Gesetzgeber zu werden, weil es ihnen zu gut gehe: "Kein Mensch sei schwieriger zu beherrschen, als der, welcher sich einbilde, es ginge ihm gut, und Niemand sei leichter geneigt sich leiten zu lassen, als der vom Schicksal gebeugte." Alexander dem Grossen, als er Zeus Ammon besuchte, unterwarfen sie sich freiwillig und schickten ihm kostbare Geschenke. Nach seinem Tode, durch neue innere Streitigkeiten entzweit, wurden sie durch Ptolemaeus, dem Sohne des Lagos, Aegypten unterworfen, im Jahre 321 v. Chr., und das Land wurde nun nach den f�nf Hauptst�dten Pentapolitanien genannt. Apion, Sohn von Ptolemaeus Physon, �berliess dann mittelst Testament das Land an die R�mer im Jahre 96, und im Jahre 67 wurde es mit Kreta zusammen zu einer Provinz formirt. Unter Constantin wurden sie getrennt, und Cyrenaica als eigne Provinz unter dem Namen Libya superior eingerichtet. Als unter Trajans Regierung die Juden den grossen Aufstand machten, und 200,000 R�mer und Cyrenaeer ermordeten, fing der Verfall Cyrenes an. Das r�mische Reich vermochte den wiederholten Einf�llen der Barbaren keinen Widerstand entgegenzusetzen; dazu kamen Heuschrecken, Pest und Erdbeben, welche Leiden im f�nften Jahrhundert von Bischof Sinesius beklagt wurden. 616 vernichtete dann der Perser Chosroes die schwache griechische Colonie der Art, dass die Araber, als sie 647 in Cyrenaica einfielen, kaum noch Widerstand fanden. Wie alle L�nder, welche unter die Herrschaft des Islam kamen, fiel auch Cyrenaica unter den Arabern in einen vollkommenen Barbarismus zur�ck, und das Land wurde, vollkommen vernachl�ssigt, bald zu einer Wildniss. Seine neuere Geschichte ist denn eng mit der von Tripolis verkn�pft, und als dies 1835 ein t�rkisches Paschalik wurde, fiel auch Cyrenaica unter die Herrschaft der Pforte, und wird jetzt als Kaimmakamlik unter dem Namen Barca zu Tripolitanien gerechnet. Wie hoch einst Wissenschaft und Kunst in Cyrene bl�hten, geht aus der Zahl bedeutender M�nner, welche diese Stadt hervorbrachte, hervor: wir nennen nur Aristippus, den Gr�nder einer eigenen philosophischen Schule, sowie Cameades, ebenfalls Weltweiser, dann den Astronomen Eratosthenes, der sich besonders durch geographische Werke auszeichnete, und als Director der Bibliothek von Alexandrien starb. Endlich der Dichter Kallimachos, welcher von den Battiaden abstammte, und dann der ber�hmte Bischof von Ptolemais, der Redner und Schriftsteller Synesius. Vor allem war uns jetzt daran gelegen, die Stadt selbst und die Necropolis kennen zu lernen, und die Hauptpunkte und Denkm�ler zu fixiren f�r die Photographien. Auf zwei Bergen gelegen, die nach Nordwesten hin abfallen, wird Cyrene mittelst eines Radius, welcher den Namen der Battus-Strasse hat, in zwei Theile getheilt. Nach allen Seiten hin von grossen Gr�berst�dten umgeben, ist zum Theil die Mauer, welche die eigentliche Stadt umgab, noch gut erhalten, und namentlich an der ganzen S�dseite und im Osten bei einer durchschnittlichen H�he von 4-5' und Breite von 6' ganz deutlich zu verfolgen. Betritt man von Osten die Stadt mittelst der Hauptstrasse, welche von Barca herf�hrt, so hat man gleich rechts vom Thore die unordentlich durcheinandergeschmissenen Steinhaufen einer Kirche, dass es eine solche war, geht aus der Anordnung der noch vorhandenen Grundmauern hervor, obschon merkw�rdigerweise der Altar nach Westen gestanden zu haben scheint, oder aber zwei Hauptalt�re, einer im Osten und einer im Westen, vorhanden gewesen sein m�ssen. Verschiedene Spitzb�gen, welche noch stehen, lassen erkennen, wie hoch der Schutt hier liegen muss, da eben nur die obersten Spitzen der Bogen herausgucken. Wenden wir uns dann rechts zur �stlichen H�lfte der Stadt, so stossen wir zuerst aufs Hippodrom, welches, die Rundung nach S�den habend, in gerader n�rdlicher Richtung erbaut ist. Die Sitze sind noch sehr gut erhalten, aber alles ist �berwachsen, und in der Rennbahn selbst ist die Spina kaum zu erkennen, da der ganze innere Raum als Acker benutzt wird. Die L�nge des Hippodroms betr�gt heute circa 300 Schritte, die Breite circa 60 Schritte. Gleich westlich vom Hippodrom finden wir auf dem h�chsten Punkte dieses Stadttheiles die Ruinen eines Tempels, der offenbar der �ltesten Zeit angeh�rt. Aus colossalen Steinen erbaut, haben die jetzigen Reste eine L�nge von fast 90 Schritt auf 30 Schritt Breite. Von Westen nach Osten gelegen, hat der Tempel, wie durch die Nachgrabungen von Porcher und Smith jetzt zu Tage liegt, 17 S�ulen auf der L�ngsseite und 8 S�ulen auf der Breitseite, so dass 36 S�ulen den Peristyl bilden. Durch zwei S�ulen und zwei Mauervorspr�nge kommt man von Osten in den Pronaos, der von der Cella durch zwei Mauervorspr�nge, welche die Th�r bilden, geschieden wird. An den L�ngsseiten in der Cella findet man je zehn Piedestale, welche korinthische S�ulen tragen, ganz �stlich im Hintergrunde ist ein grosser cubischer Marmorblock, der wahrscheinlich die Bilds�ule trug. Der Agisthodom ist von der Cella vollkommen durch eine Mauer geschieden, und ist nach Osten durch keine Mauervorspr�nge, aber durch drei S�ulen begrenzt. Die S�ulen des S�ulenganges haben wenigstens 6' Durchmesser gehabt, sind aber stark verwittert. Die Quadern des eigentlichen Tempelbaues sind colossal; es giebt Steine von 20 Schritt L�nge und 8 Schritt Breite. Smith und Porcher, die hier die sorgf�ltigsten Ausgrabungen machten, fanden nichts, woraus man auf den Eigenth�mer des Tempels h�tte schliessen k�nnen. Der Eingang befindet sich, wie in allen Tempeln in Cyrene, auf der �stlichen H�lfte. Wenn Barth hier auf der �stlichen H�lfte Cyrenes die Acropolis vermuthete, so schloss er dies wohl nur aus den colossalen Quadern; wie wir aber sp�ter sehen werden, befand sich diese auf der westlichen Stadth�lfte. Ungef�hr 300 Schritte n�rdlich von diesem Tempel finden wir die Ruinen eines anderen, etwas kleineren Tempels, welcher auf der h�chsten Spitze dieses Stadttheiles erbaut war. Auch von Osten nach Westen erbaut und aus Pronaes und Cella bestehend, ist derselbe so vernichtet und zerst�rt, dass eine genauere Beschreibung unm�glich ist. Dieser Tempel hatte auch einen Peristyl, die Zahl der S�ulen aber anzugeben, war mir nicht m�glich; die S�ulen, von denen Bruchst�cke �berall umher lagen, waren dorischer Ordnung, sind aber so verwittert, dass man den Durchmesser nur muthmaassen kann. Wenn wir die Battus-Strasse als die scheidende Linie f�r die zwei Stadth�lften annehmen, so haben wir damit alles, was auf der �stlichen H�lfte bemerkenswerthes zu Tage liegt, gesehen, und wenden uns nun zum westlichen Stadttheile, der ungleich reicher mit �ffentlichen Geb�uden geziert war, �berhaupt der Mittelpunkt des �ffentlichen Lebens gewesen ist, weil er die Apolloquellen, diesen ersten Besiedelungspunkt der alten Griechen, enth�lt. Wenn wir wieder vom Ostthore der Stadt ausgehen und uns links wenden, sobald wir die von Norden nach S�den ziehende Strasse passirt, so kommen wir zuerst an zwei Ruinenhaufen, die, was die urspr�ngliche Anlage anbetrifft, sehr wenig mehr zu erkennen �brig lassen; aber von den dort aufgefundenen Statuen, Bacchus und Venus, k�nnen wir schliessen, dass der �stliche der Venus und der westliche dem Bacchus gewidmet waren. Diese und andere Statuen sind alle ins British-Museum gekommen. Wie denn �berhaupt, seit Bourville, Smith, Porcher und Denys hier gegraben haben, ohne neue ausserordentliche Nachgrabungen nichts mehr zu finden ist, und die meisten Ruinen, die schon so sehr durch die Barbaren gelitten hatten, nun vollends dem Untergange geweiht sind. Gleich westlich vom Orte, wo Bacchus gefunden wurde, ist ein Theater mit unverh�ltnissm�ssig breiten Sitzreihen und kleiner Cavea. Barth, der die Orchestra gemessen, giebt die Breite derselben auf 60' und die Tiefe auf 76' an, und meint, dass dies Theater nicht zu scenischen Darstellungen, sondern zu musikalischen Auff�hrungen gedient habe. Dicht an der Strasse gelegen, noch mehr nach Westen, stossen wir auf ein zweites gr�sseres Theater, mit doppelt so grosser Cavea, wie das eben beschriebene. Viele S�ulen korinthischer Ordnung, die umherliegen, deuten darauf hin, dass die Sitzreihen mit einer Colonnade dieser S�ulen umschlossen gewesen sind. S�dwestlich vom Bacchus-Tempel ist ein anderer grosser Ruinenhaufen, wo vor mehr als 50 Jahren Beechey den Torso eines r�mischen Kaisers vermuthete. Nachgrabungen, welche mehrere grosse B�ume blosslegten, liessen Porcher und Smith vermuthen, hier habe der Palast des r�mischen Gouverneurs gestanden. della Cella erw�hnt hier einer Inschrift "Porticus cesarei" und h�lt das Geb�ude f�r ein Caesareum; Barth meint, dass hier in der r�mischen Zeit, vielleicht auch schon in der ptolemaeischen, ein Marktplatz gewesen sei. Porcher und Smith fanden hier, ausser einer weiblichen Statue, diejenige von Antoninus Pius und anderen r�mischen Kaisern. Circa 250 Schritt von der Battus-Strasse s�dlich, wenn man das gr�ssere Theater hat liegen lassen, ist noch ein grosser Bau mit einer grossen S�ulenhalle nach Nord gegen Ost, welches die Front gewesen ist. Die S�ulenhalle, welche doppelt ist, l�sst noch jetzt in der Reihe dreissig S�ulenpl�tze erkennen. Das massive Geb�ude dahinter zeigt eine Menge kleiner Zimmer von 6' Tiefe auf 4' Breite, und es ist wohl nicht unwahrscheinlich, dass hier die Verkaufshalle war. Weiter nach Westen zugehend, finden wir uns auf circa 100 Schritt Entfernung von diesen Ruinen durch eine von Th�rmen flankirte, von Norden nach S�den streichende Mauer aufgehalten. Beim uadi Bel Rhadir, welches s�dlich die ganze Westseite der Stadt begrenzt, mit einem starken Thurme anfangend, ist diese innere Mauer jedenfalls ein Theil der Acropolis, welche auf dem westlichen H�gel, als dem h�chsten und wichtigsten, gelegen haben muss. Die Mauer hat eine durchschnittliche Dicke von 12' und ist an einigen Stellen �ber 20' hoch; Beecheys Ansicht, dass sie eine Wasserleitung gewesen sei, ist unhaltbar, da nirgends andere Baulichkeiten vorhanden sind, die das Wasser h�tten herf�hren k�nnen. Auf der Spitze des westlichen Berges sind ausser einer grossen Masse von bequemen Steinen, welche bezeugen, dass auch hier alles bebaut war, keine weiteren hervorragenden Ruinen zu finden, und selbst von Ringmauern ist nach Westen und S�den, wo dieselben auch kaum nothwendig waren, nichts zu erkennen; nach Norden zu, obschon auch da der Berg fast steil abf�llt, scheint die Acropolis aber auch noch durch eine Mauer gesch�tzt worden zu sein, wenigstens finden sich Spuren darin vor. Wenn wir vom h�chsten Punkte des westlichen Stadttheiles nach Nordwest gehen, so f�hrt uns die Neigung von selbst auf das grosse Stadttheater, welches am Abhange des Berges selbst gebaut ist. Obgleich stark durchwachsen, sind nur wenige Sitzreihen ausser der Loge, �berhaupt scheinen die meisten Theater wohl mehr durch die Natur, als durch Menschenhand zerst�rt zu sein. Hier hat nun wohl ein allgemeiner Rutsch stattgefunden, da Proscenium und Orchester, welche k�nstlich an dem unten steilen Berg hinaufgebaut waren, weggesunken sind. Aus dorischen S�ulen�berresten ersieht man, dass diese nach aussen zu durch S�ulen geschm�ckt gewesen sind. Das Koilon ist ungleichm�ssig durch ein Diagon geschieden, da der unteren Sitzreihen heute noch 30 (und fr�her wohl noch mehrere waren, weil in der ganzen Arena alles mit Schutt und Steinen angef�llt ist), w�hrend die obere H�lfte nur acht aufweist. 6 Treppen durchschneiden die zwei ein halb Fuss breiten Sitzreihen in gerader Linie von oben bis unten. Wenn auf diese Art die Zuschauer haupts�chlich von oben ins Theater gelangten, so scheint doch auch noch ein anderer Zugang zwischen Proscenium und Koilon von Osten her existirt zu haben; vielleicht war gar ein von Osten kommender Durchgang, der jetzt versch�ttet ist, vorhanden. Von den Sitzreihen des Theaters hat man die umfassendste Aussicht �ber die vorliegenden Plateaus hinweg bis zur See. Wie �ber eine Landkarte schweift der Blick �ber das Land bis nach Apollonia hin, und von hier sahen, wie Barth so sch�n sagt, die alten Cyrenen ihre Handelsschiffe heranschwimmen, und erfreuten sich des wunderbar gestalteten Terrassenlandes. _Beechey_, welcher dies Theater f�r ein Amphitheater hielten, weil allerdings das Koilon unverh�ltnissm�ssig gross und umfassend zum Proscenium ist, ist aber jedenfalls im Unrecht; denn war es schon eine Riesenarbeit, Proscenium und Scena k�nstlich zu erbauen an dem steilen Bergabhang, so w�re es selbst heute fast unm�glich, die andere Seite des Amphitheaters hier k�nstlich aufzubauen. Vom Theater nach Osten schreitend, �bergeht man eine Terrasse, und kommt an drei Bogeng�nge, die jetzt vermauert, urspr�nglich offen gewesen sein m�gen, oder nach Norden zu einen freien Umgang gehabt haben, der jetzt weggest�rzt ist. Immer breiter werdend, dehnt sich die Terrasse da, wo sie an die nach Nordwesten laufende Battus-Strasse st�sst, welche hier auch der nat�rlichen Spalte zwischen dem Ost- und West-H�gel der Stadt folgt, zu einer Plattform aus, welche den Apollo-Tempel trug. Durch die Ausgrabungen von Porcher und Smith ist unwiderruflich festgestellt, dass der Tempel, welcher sich vis-�-vis der Quelle des Apollo befand, diesem Gotte selbst gewidmet war. Beechey hielt denselben, weil er eine, wie er glaubte, auf Diana bez�gliche Inschrift[22] fand, und ausserdem eine weibliche Statue in sitzender Stellung, f�r der Diana geweiht. Aber schon die Lage bringt es mit sich, dass dieser Tempel dem Apollo gewidmet war, und zwei Inschriften, welche Porcher und Smith hier fanden, endlich die ausgezeichnet erhaltene Marmorstatue von Apollo cytharoedes[23], welche sie ausgruben, und die gleichfalls in das British-Museum gekommen ist. Obgleich einige Piedestale der S�ulen noch am Platze sind, so l�sst sich doch trotz der Ausgrabungen nichts Bestimmtes �ber den Bau des Apollo-Tempels sagen. Wahrscheinlich war er in dorischer Ordnung errichtet, und hatte seine Richtung fast von West nach Ost. Er hatte nur Pronaes und Cella, und ein grosses Piedestal in dem westlichen Theile der Cella l�sst erkennen, dass der Eingang, wie �brigens in fast allen Tempeln in Cyrene, von Osten war. Gegen�ber dem Tempel nun haben wir gleich den ber�hmten Apolloquell, heute ain Schehed genannt, welcher einst die Veranlassung zur Gr�ndung der Stadt Cyrene und der sp�ter so bl�henden Colonie war. Aus einem senkrechten Fels hervorsprudelnd, bemerkt man oberhalb der Front einen Giebeleinschnitt, Beweis, dass hier einst der Quell mit einer Tempelfa�ade geschm�ckt gewesen ist; und rechts an einem Felsvorsprung liest man die bekannte auf eine Renovirung der Quelle bez�gliche Inschrift: L[griechisch: IGDIONYSIOSS�TA IEREITEU�NTANKRANAN EGESKEUASE] Von einem Bassin ausserhalb der Felswand kommt man in eine ziemlich ger�umige Grotte, welche rechts eine ger�umigere k�nstliche, und in zwei Abtheilungen getheilte H�hle hat. Urspr�nglich waren dies wohl Zimmer f�r die Priester, jetzt sind sie verschlammt und zum Theil unter Wasser. Beechey fand darin die Bruchst�cke von Altartischen mit Figuren. Von der Grotte aus kann man nach S�den zu die Quelle fast 700 Schritt weit verfolgen durch einen k�nstlich angelegten Gang, fast �berall 5' hoch und 4' breit. Stellenweise findet man die W�nde mit Namensinschriften bedeckt. Zuletzt wird der Gang so niedrig, dass man gehend nicht weiterkommen kann, es ist auch wohl kaum anzunehmen, dass die Quelle noch bedeutend weiter nach S�den zu entspringt, da sie jedenfalls unter dem H�henpunkt des westlichen Berges von Cyrene ihren Ursprung nimmt. Das Wasser der Quelle fanden wir zu 13�C. Dass aber die alten Einwohner nicht allein ihren Wasserbedarf, so reichlich und zul�nglich auch die Apolloquelle ist, von hier hatten, geht aus der ungeheuren Cysterne hervor, welche man am s�dwestlichen Ende der Stadt antrifft. Aus drei nebeneinander gebauten Reservoirs bestehend, haben dieselben eine L�nge von 260 Schritt auf eine Breite von c. 175 Schritten. Das eine Reservoir ist �berw�lbt mit Quadersteinen, welche fast alle mit Buchstaben und Zeichen bezeichnet sind, wahrscheinlich im Voraus, um sie sp�ter leichter zu vermauern. Zwei der Reservoirs scheinen keine Gew�lbe gehabt zu haben, da die Tr�mmer oder Steine fehlen, womit sie gew�lbt gewesen w�ren, und dies lehrt uns wohl, dass diese Cysternen erst in sp�terer Zeit angelegt, aber nicht vollendet worden sind. Auch einer anderen Quelle, welche gewiss in fr�herer Zeit von grosser Bedeutung war, m�ssen wir noch erw�hnen, welche im uadi Bel Rhadir entspringt. Heute noch von den Einwohnern ain Krenah genannt, w�rde uns dies fast auf die Vermuthung f�hren, dass dies die Quelle Kyre gewesen sei, wo zuerst die alten Griechen ihre Ansiedelungen gemacht haben, wenn nicht der Apolloquell bedeutend st�rker an Wasser und so recht im Mittelpunkt der Stadt und der haupts�chlichen �ffentlichen Geb�ude gelegen w�re. Ain Krenah, welches offenbar von Cyre, Cyrene, hergeleitet ist, entspringt auch aus einer Grotte, hat k�nstliche Reservoirs und alte steinerne Wassercan�le, um das Wasser zu vertheilen. Ebenfalls aus einem steil abfallenden Felsen des uadi Bel Rhadir, welches sich am S�dende der Stadt hinzieht, entspringend, ist dies der lieblichste und anmuthigste Punkt der Gegend. Vor der Quelle befindet sich eine ger�umige Plattform, welche nach dem Abgrunde zu, den hier die malerische Schlucht bildet, von einer colossalen Quadermauer gest�tzt ist. Das ganze Thal hat die �ppigste Vegetation und die Quelle selbst ist von Myrthen und Oleanderb�umen dicht beschattet. Von ganz besonderem Interesse f�r den Forscher ist die unendliche Todtenstadt, welche nach allen Seiten hin die Stadt umgiebt. Die Zahl der freien Gr�ber und Sarkophage, die Zahl der H�hlen, welche Todtenkammern enthalten, ist so bedeutend, dass man glauben sollte, die Stadt sei nur von Todten bewohnt gewesen. Freilich ist nichts mehr unentweiht; kein Grab, keine Kammer, die nicht erbrochen w�re, und das, was die Hand der Barbaren unber�hrt gelassen hatte, als Inschriften und Malereien, ist von den letzten Reisenden fortgenommen und nach Paris und London gewandert. Und im Ganzen k�nnen wir auch nur zufrieden damit sein, denn wenn Pacho, della Cella noch hie und da sch�ne Wandgem�lde vorfanden, wer h�tte f�r ihre Erhaltung garantirt! Die vollendetsten Todtengew�lbe und Grabkammern findet man am Nordabhange der Berge von Cyrene, auf dem Wege nach Apollonia und im uadi Bel Rhadir. Offenbar gaben urspr�nglich bestehende H�hlen Veranlassung zu dieser Art Beerdigung. Wir finden hier die einfachsten Gr�ber, ohne jeglichen Schmuck, und die vollendetsten mit Tempelfa�aden, Vorkammern, Hauptg�ngen und Seitenkammern. Besonders grossartig, wenn auch nicht sch�n, sind die Katakomben am Nordabhange, von den Eingebornen Knissieh genannt. In dieser R�umlichkeit, wo wir sp�ter des Photographirens halber unsere Wohnung aufschlugen, ist sicher Platz f�r einige 1000 Leichen. Mehrere 100 Schritt weit ziehen sich die Grabkammern in das Innere des Felsens, und oft sind die Gr�ber so, dass man von einem aus in eine untere oder obere Etage kommt, und nun wieder eine ganze Gr�berreihe vor sich hat. Aber auch hier ist alles durchw�hlt, und kein Grab unbesch�digt; oft watet man Fusstief in Todtenstaub und zwischen Gerippen. Die vollendetsten Gr�ber sind in Bel Rhadir; hier finden wir die meisten Fa�aden mit S�ulen oder Halbs�ulen geschm�ckt. Ein Grabmal auch in den lebendigen Fels getrieben, und zwischen dem Apolloquell und dem grossen Theater gelegen, d�rfte vielleicht das Grab des Battus gewesen sein; ein Marokkaner, welcher darin seine Wohnung genommen hatte, erlaubte uns leider den Zutritt nicht. Ganz recht hat Barth, wenn er sagt, es giebt auch auf Speculation gebaute Grabkammern, die vielleicht noch gar nicht benutzt wurden. In der That findet man an der Nordseite der Berge ganze Reihen solcher uniformen Gr�ber, inwendig vollkommen leer, ohne Deckel und meist Raum f�r je 6 Gr�ber habend, zwei hintereinander und drei �bereinander. Die Form der Sarkophage ist eben so wechselvoll; vom einfachsten, wie man sie zu Tausenden an jedem zur Stadt f�hrenden Wege findet, bis zum kunstvollsten, oft tempelartig ausgearbeiteten. Die Sitte des Verbrennens scheint nie in Cyrene geherrscht zu haben; wenigstens bemerkten wir nirgends Nischen zum Aufbewahren von Urnen; ebenso scheinen S�rge aus Thon nicht benutzt worden zu sein; auch Grabalt�re hat man in Cyrene nicht gefunden, mit Ausnahme in der Knissieh, wo auch noch zwei h�bsch verzierte Statuen liegen. W�hrend der ganzen Zeit unseres Aufenthaltes waren die Eingebornen recht freundlich gegen uns; sie brachten uns Ziegen, Honig, Milch und Butter zum Verkauf, und obgleich auch hier der photographische Apparat mit sehr misstrauischen Augen betrachtet wurde, st�rten sie uns doch nie bei unseren Arbeiten. Selbst Sidi Mustafa der Eukadem der Sauya der Snussi, welche ihre Geb�ude seitw�rts, dicht bei der Apolloquelle, erbaut haben, bot uns seine Dienste an; sich uns selbst zu zeigen, hielt er sich aber zu heilig, und wir hatten auch keine Veranlassung, seine N�he zu suchen. Das Wetter aber war w�hrend der ganzen Zeit unseres Aufenthaltes in der Stadt und Necropolis entsetzlich: kein Tag ohne Regen und Sturm, und des Morgens vor Sonnenaufgang so kalt, dass der Thermometer meist unter Null war. So mussten wir denn die Augenblicke zum Photographiren f�rmlich abstehlen, und oft wenn wir durch bodenlose Wege und �ber glatte Abh�nge ans Ziel gekommen waren, n�thigte uns das Wetter zur schleunigsten Heimkehr ins Grab, wo ein loderndes Feuer unsere kalten Gliedmassen erw�rmte. Trotzdem konnten wir von dieser ber�hmten Stadt �ber zwanzig Ansichten erm�glichen, welche dem, welcher mit den Schwierigkeiten, im Freien zu photographiren, und als Dunkelkammer nur ein wackliches Zelt zur Disposition zu haben, vertraut ist, gewiss gen�gend sein werden[24]. Leider gingen einige Glasplatten verloren. Unsere Absicht von hier aus Apollonia zu besuchen, konnten wir des entsetzlichen Wetters wegen nicht ausf�hren, obgleich jener Ort nur circa 4 Stunden von Cyrene entfernt ist. Die steilen Bergabh�nge waren aber durch den anhaltenden Winterregen f�r Kameele ganz unzug�nglich geworden. Aus gleichem Grunde mussten wir auch verzichten, nach dem etwas entfernteren Derna zu gehen; unser einziger offner Weg war aber der auf der Hochebene, r�ckw�rts nach Bengasi. Ehe wir jedoch diese Reise antreten, werfen wir einen Gesammt�berblick �ber Cyrenaica. Fu�noten: [1] Pr�fect von Paris. [2] General Faidherbe ist Ehrenmitglied fast aller geographischen Gesellschaften, auch unserer Berliner. [3] Ein Sohn des von Bengasi nach Aegypten gefl�chteten Sohnes Jussuf Caramanli, der wie wir fr�her gesehen, revoltirt hatte. [4] Dass in einer vom eigentlichen Tripolitanien so weit entfernten Provinz Alexandrine Tinne ermordet werden konnte, ist nicht im Stande die gute Mannszucht im eigentlichen Tripolitanien als schlecht darzustellen. In Europa kommen auch Raubmorde vor und die Tinne zu ermorden war f�r diese Halbbarbaren gewiss verlockender, als die Familie Klink, die durch Traupmann ein Ende fand. [5] Die Mschia, welche circa 8000 G�rten mit 3000 Brunnen hat, ist, wie schon bemerkt, ganz Abgaben frei, dahingegen muss jeder Brunnen oder Garten einen Krieger, im Falle der Muschir ihrer bedarf, stellen. [6] Ein Franzose, Mr. Robert, hatte zur Zeit Abd el Djelil's von den Arabern die Erlaubniss bekommen, den Schwefel ausbeuten zu d�rfen, zu dem Zwecke hatte sich schon eine Gesellschaft in Marseille gebildet. Als man aber anfangen wollte, hatte Abd el Djelil seinen Tod gefunden und so unterblieb die Ausbeutung. Im Jahre 1846 hatte sich aber eine andere gegr�ndet, mit der ersten vereinigt, welche den Titel hatte Compagnie Anglo-Fran�aise pour l'exploitation des mines de soufre d'Afrique, aber nun wollte die Pforte die Ausbeutung nicht gestatten, musste der Gesellschaft indess eine Abfindungssumme von 350,000 Francs zahlen im selben Jahre. [7] Kl�den hat die sehr hohe Zahl 1,500,000 Einwohner. [8] Mkaddem, Vorsteher, Verwalter. [9] Ganz Tuat ist Thaibisch und selbst in Timbuctu ist ein Filialsauya des Thaib. [10] Mit Ausnahme der Buabin von Bab er Lab in Persien gestiftet, welche offen auf eine Vereinigung mit der christlich semitischen Religion streben; in Algerien besteht ausserdem die tolerante Br�derschaft der Tedjadjna, v. Duveyrier, les touareg etc. und noch viele andere. [11] Ritter: 25,000 Ew., Barth: 13-14,000 Ew., Mircher: 15-18,000 Ew., Vatonne: 30,000 Ew. (mit der Mschia), Hoffmann: 30-35,000 Ew., Testa: 10,000 Ew., Kl�den: 10,000 Ew., Maltzan: 15-18,000 Ew. [12] Die Pforte verleiht dem Patriarch von Jerusalem das Recht, unter seiner Flagge, welche weiss ist, durch ein rothes Kreuz geviertelt und in den vier weissen Feldern wieder je ein rothes Kreuz hat, Schiffspatente zu verkaufen; dies wird h�ufig von katholischen Rhedern benutzt, und der Jerusalemer Pavillon ist auf dem mittell�ndischen Meere von allen M�chten, auch von der Pforte, als neutral respectirt. [13] In Tripolis und dem Rharb sagt man [arabisch: kudas] kudas f�r Glocke, eigentlich heisst das aber Messe und Glocke [arabisch: el djars] el djars. [14] Siehe Barths Wanderungen. [15] Siehe Mission de Rhadames. [16] Barths Wanderungen. [17] Die letzte auf Regierungskosten ausger�stete Entdeckungsreise war die nach Aegypten, abgerechnet die von Minutoli und Ehrenberg u.a. nach der Jupiter Ammons-Oase und Cyrenaica. Bekanntlich wurde nur die Ammons-Oase erreicht. [18] Nec procul ante oppidum fluvius Lethon, lucus sacer, ubi Hesperidum horti memorantur. Nat. hist. V. c. 5. [19] Dapper nennt den Lethe des Ptolem�us Milel-Fluss. [20] Barth 3500 Schritt, della Cella 2 M. [21] Siehe Gottschick. Geschichte der Gr�ndung und Bl�the des hellenischen Staates in Cyrenaica. Leipzig, Teubner 1858. [22] Die Inschrift bezieht sich auf Archippe aus der Ptolem�ischen Dynastie: [griechisch: ARCHIPPANPTOLEMAIOU EUINIERITEUOUSANPTOLE] [23] Unter anderen fanden Smith und Porcher eine m�nnliche Statue, wahrscheinlich Hadrian, dann einen Minervakopf, den Kopf des ersten r�mischen Propr�tors Gnaeus Corn. Lentulus Marcellinus, einen Bronce-Portrait-Kopf, kleinere Broncegegenst�nde und Lampen von Terracotta. Von den kleinen Broncefiguren eine Figur von Jupiter Ammon und eine Gruppe, die Cyrene, wie sie einen L�wen erdrosselt, darstellend. [24] Der Photograph E. Salingr� aus Berlin, hat die Photographien in gross Quartformat, 40 an der Zahl abgezogen, und dieselben sind k�uflich bei ihm zu haben. [Transkriptionsnotiz: Die folgenden Druckfehler der Originalvorlage wurden in diesem Etext korrigiert: Seite 42: "zn" korrigiert zu "zu" Seite 110: "�bererall" korrigiert zu "�berall" Seite 120: "hei" korrigiert zu "bei"] End of the Project Gutenberg EBook of Von Tripolis nach Alexandrien - 1. Band, by Gerhard Rohlfs *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK VON TRIPOLIS NACH *** ***** This file should be named 17599-8.txt or 17599-8.zip ***** This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.org/1/7/5/9/17599/ Produced by Magnus Pfeffer, Hagen von Eitzen, Clare Boothby and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This file was produced from images generously made available by the Biblioth�que nationale de France (BnF/Gallica) at http://gallica.bnf.fr) Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. Creating the works from public domain print editions means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. 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